Kinderkram 236

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Forschen macht Spaß!

Kinder und Jugendliche erforschen die Welt Käfer beobachten, Schrauben sammeln und ausprobieren, wie hoch sich Bausteine stapeln lassen – Kinder und Jugendliche haben unendlich viele Möglichkeiten, die Welt zu entdecken. Wir haben junge Forscher*innen befragt. Sie stellen vor, woran sie forschen und was sie antreibt. Folgende Fragen haben wir Ihnen gestellt:

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Zu welchem Thema forschst du? Und wie machst du das? Was fasziniert dich daran? Hast du ein Vorbild, eine*n Lieblingsforscher*in? Was gefällt dir an ihr/ihm?

GEOMAR

GEOMAR

Anissa, 17 Jahre, Kiel

Carlos, 17 Jahre, Kronshagen

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„Am GEOMAR in Kiel darf ich an der Frage forschen: Was passiert mit Plastik im Meer? Ein Mitschüler und ich möchten herausfinden, ob es Bakterien gibt, die Plastik abbauen können, welches dem Meerwasser ausgesetzt ist. Dazu halten wir unter anderem nach Veränderungen der Eigenschaften dieses Plastiks Ausschau. Wir legten verschiedene Arten von Plastik über mehrere Wochen und zu allen Jahreszeiten in der Kieler Förde aus. An diesen Plastik-Proben untersuchen wir zusammen mit einem Wissenschaftler, inwiefern sich z.B. die Oberflächenbeschaffenheit des Plastiks verändert. Wir fotografieren den Biofilm aus kleinen Lebewesen, der sich unter Wasser darauf gebildet hat. Und mittels DNAProben prüft der Wissenschaftler genauer, welche Bakterien es sich auf unserem Plastik gemütlich gemacht haben. Zusätzlich ermitteln wir den Sauerstoffverbrauch der Bakterien – ein Maß für ihre Anzahl auf dieser Plastiksorte. Alles wird protokolliert, ausgerechnet und ausgewertet, bis man zu Ergebnissen kommt.“ „Das Forschen an Plastik an sich fasziniert mich, weil es wohl eines der nötigsten und aktuellsten Dinge überhaupt ist. Wir leben in einer Welt in der Plastik eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Sei es als Karosserie eines Fahrzeugs, Spielzeug, Verpackung oder in der Hygiene: Du brauchst nur deine Augen aufzumachen, und ich wette mit dir, in deinem Sichtfeld befindet sich irgendwo Plastik. Man möchte fast sagen, wir leben in einer Welt aus Plastik. Und genau das ist das Problem. Wir vermüllen unsere Erde mit Plastik und schaffen damit erhebliche Konsequenzen, von denen wir viele schon kennen – jedoch bei weitem nicht alle! In diesem Bereich zu forschen ist unbeschreiblich wichtig. Und da wir tatsächlich doch gar nicht so viel wissen, ist es ist auch ausgesprochen spannend. Sich vorzustellen, etwas Neues herauszufinden, vielleicht auch etwas auszuschließen oder neue Zusammenhänge finden zu können ist super aufregend. Denn selbst auf kleinste Erkenntnisse oder sogar Fehlschläge kann man aufbauen, um weiter zu forschen und weiter zu forschen und weiter zu forschen.“ „Einer meiner Lieblingsforscher ist der Klimaforscher Klaus Hasselmann, der 2021 den Nobelpreis für Physik erhielt. Er hat unter anderem ein Modell entwickelt, wie kurzfristige Wetterphänomene und langfristige Entwicklungen des Klimas zusammenhängen und lieferte so Belege, warum Klimamodelle trotz kurzfristiger Wetterschwankungen zuverlässige Vorhersagen liefern können. Auf diese Weise wies er gemeinsam mit anderen Forschenden den Zusammenhang zwischen dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Erderwärmung nach – und das schon im Jahre 1976! In der Vergangenheit schon immer an die Zukunft gedacht zu haben – das ist inspirierend!“

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„Am GEOMAR beschäftige ich mich mit der Fragestellung: Inwiefern kann sich die Verschmutzung der Meere durch Zigarettenstummel auf das marine Ökosystem auswirken? Um diese Frage zu beantworten, setze ich diverse aquatische Pflanzen und einige wirbellose Tiere unterschiedlich starken Konzentrationen von Wasser mit Zigarettenkippen aus. Durch die Veränderung der Konzentration lässt sich zum Beispiel ein Zusammenhang zwischen der Aktivität der Organismen oder deren Vermehrung und der Menge an Inhaltsstoffen aus den Zigaretten ableiten.“ „Seit meiner Kindheit interessiere ich mich besonders für die Themen Biologie und Chemie, beziehungsweise Naturwissenschaften im Allgemeinen. Das GEOMAR gibt mir die Möglichkeit, über die Lektüre von Büchern und Artikeln hinaus Wissenschaft hautnah zu erleben und selber zu praktizieren. Am GEOMAR wird einem die methodische und analytische Seite der Forschung beigebracht, und ich kann dieses Wissen anschließend bei eigenen Anliegen und Interessen anwenden.“ „Ein richtiges Vorbild habe ich in der Wissenschaft nicht unbedingt, doch inspirierte mich die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihren zahlreichen YouTube Videos sehr. Ihre Analogie, Wissenschaft funktioniere wie eine Brille, die man aufsetzen könne, um das Geflecht des Universums zu verstehen, begleitet mich bis zum heutigen Tag. Das Gefühl, eine neue Verbindung zwischen zwei davor noch so verschiedenen Dingen zu verstehen, fasziniert mich und lässt mich immer noch nach mehr Wissen streben.“

Der Freitags-Forscher-Club am GEOMAR findet für Jugend­ liche ab der 7. Klasse jeden Freitag im Schuljahr statt. Teil­ nahme auf Bewerbung und nach Verfügbarkeit von Plätzen. GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel, www.geomar.de

Kinderkram Nr. 236 · Februar 2022


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