Rostislav Komitov Arbeiten

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Rostislav Komitov

Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, München 2008

Portfolio

“Seit dem ersten Film “Flavour of Green Tea Over Rice” war ich fasziniert vom japanischen Lebensraum und jenen Schiebetüren, die sich weigern, den Raum zu durchtren­ nen und die sanft auf unsichtbaren Schienen gleiten. Denn wenn wir eine Türe öffnen, verändern wir die Orte auf gar schnöde Weise. Wir verletzen ihre volle Ausdehnung und fügen ihnen ob der schlechten Proportionen eine un­ besonnene Scharte zu. Wenn man es recht bedenkt, gibt es nichts Hässlicheres als eine offene Tür. Im Zimmer, auf das hin sie sich öffnet, führt sie gewissermaßen einen Bruch herbei, wirkt sie wie ein provinzieller Störfaktor, der die Einheit des Raumes vernichtet. Im angrenzenden Zimmer erzeugt sie eine Einbuchtung, einen gähnenden und gleich­ wohl sinnlosen Riss, verloren auf einem Stück Wand, die lieber ganz gewesen wäre. In beiden Fällen beeinträchtigt sie die Ausdehnung ohne anderen Gewinn als die Freiheit, von einem Zimmer ins andere zu gelangen, die doch durch ganz andere Mittel gewährleistet werden kann. Die Schiebetür hingegen umschifft die Klippe und würdigt den Raum. Ohne dessen Gleichgewicht zu verändern, erlaubt sie eine Verwandlung. Wenn sie sich öffnet, kommunizieren zwei Orte, ohne sich gegenseitig zu verletzen. Wenn sie sich schließt, gibt sie jedem seine Integrität zurück. Teilung und Wiedervereinigung geschehen ohne Invasion. Das Leben in diesen Räumen ist ein ruhiger Spaziergang, während es bei uns mit einer langen Reihe von Übertre­ tungen einhergeht.”


Studienarbeiten (Auswahl)


Aufgabe: Ein Wohnhaus – Die tektonische Projektion meiner Selbst. Als Arche­typ ist das Wohnhaus ein Bau, der einer bloßen Nutzung unterworfen wird. Die Intention dieser Arbeit ist jedoch die Transponierung der wesentlichen Bestandteile einer mensch­ lichen Persönlichkeit in architektonisches Vokabular, so dass letztlich die Kreation eines tektonischen Organismus entsteht. Eine architecture parlante.

Selbstbildnis: Ein Selbstbildnis beeindruckt nicht nur durch die formal gekonnte Darstellung der eigenen Person. Ein gelungenes Selbstportrait findet seine Rechtfertigung in der Enthüllung jener existenzieller Wesensmerkmale, die hinter dem Schein der äußerlichen Maske verborgen liegen. Ein Selbstbildnis folgt einem systematischen und regelhaften Konstrukt. Festgelegte kompositorische Merkmale wirken dabei nahezu mathematisch präzise. Jeder Strich scheint penibel festgelegt und unwiderlegbar positioniert zu sein. Doch erst der konkrete Bruch jener malerischen oder grafischen Systema­ tik, eröffnet dem Betrachter einen Blick in das Innerste des Dargestellten. Dieser Bruch enthüllt die Suche nach der Wah­ rheit und ist Vorraussetzung für die gelungene Vollendung des Werks als Kreation der Schönheit, deren Erkenntnis unsere einzige Bestimmung ist. Dieser Akt des Bruchs der Regel und die sich daraus ergebende Schönheit, nenne ich Poesie.

Kreation: Die Rolle eines Architekten besteht nicht darin, ein Gebäude zu erbauen, sondern einen Organismus in tektonischer Form zu erschaffen. Dieses unabhängig lebende Gefüge resul­ tiert aus der Zerlegung, Reflektion und erprobten Neuzusammensetzung der Gesamtheit des Schöpfers. Der Vorgang dieses psychischen Erzwingens verlangt eine Disposition auf der geistigen Ebene des Denkenden. Bei der Entwicklung einer tektonischen Kompo­ sition ist einzig die Frage nach dem Warum relevant, denn darin sind auch das Wie und Was enthalten. Es beginnt die Suche nach dem Fundament der eigenen Wahrnehmung. Die Komponenten dieses geistigen und gleichsam baulichen Ausgangspunkts verleihen dem Gedanken einer architektonischen Vision Gestalt.


Kunsthaus Architekton

Kasimir Malewitsch Schwarzer Kreis, 1915

„In meiner suprematistischen Architektur sehe ich den Anfang einer neuen Baukunst. Sie soll anders sein, als die bisherige Architektur, die nur zweidimensional denke, die nur die Fassade gestalte und den räumlichen Körper nicht als solchen sehe.“ schreibt 1927 der rus­ sische Maler Kasimir Malewitsch, dessen Interesse sich - nachdem seine maler­ ischen Experimente an einen vorläufigen Endpunkt gelangt sind - der Erschließung der dritten Dimension zuwendet. Mit dem Begriff „Architekton“ bezeich­ net er seine architektonischen Entwürfe (Gipsmodelle), die nicht funktional sondern nur Darstellungen räumlicher Strukturen sind. Zur Bedeutung der Begriffschöpfung „Architekton“ äußert sich Malewitsch nicht direkt, er unter­ scheidet jedoch zwischen architectonic, der zwecklosen Bauform, und archi­ tectural, dem materiellen Ausdruck eines bestimmten Zwecks. Mit einem „Architekton“ wird also nicht die ma­ terielle ­Konstruktion, sondern der Raum in seiner grundlegenden tektonischen Struktur erforscht.


AUSSENPERSPEKTIVE


EINGANG / FOYER


AUSSTELLUNGSBEREICH


GRUNDRISS EG


QUERSCHNITT


FASSADENSCHNITT



Das Haus meiner Selbst



GRUNDRISS EG


SCHNITTE


SPIELVORGANG Schilderung der Spielschritte


SPIELVORGANG Schilderung der Spielschritte


WOHNRAUM



La Vie 99


Die Architekturmaschine. Entwickelt wurde ein System, das auf dem Prinzip des Zufalls basi­ ert. Dabei werden anhand eines Zufallsgenerators Zahlenkombina­ tionen erstellt, die nach ihrer Auswertung in ein speziell für das Spiel entwickeltes Schema eingesetzt werden. Das Schema weist die Form eines Quadrates auf, unterteilt in 9 Hauptfelder, die jeweils aus weiteren 9 ­(Unter-)­Feldern bestehen. Jedes S­chema stellt eine Raumzelle dar (siehe „RAUMPROGRAMM“). Jede Raumzelle wird von 9 Kategorien (Hauptfelder) bestimmt, dabei besitzt jede Kategorie 9 Subkategorien (Unterfelder) und jede Subkategorie weist 9 Variationen auf, die konkrete räumliche Eigenschaften darstellen. Durch das Eintragen der Zufallszahlenkombinationen in die 9x9-Quadrate werden die Eigenschaften einer Raumzelle ermittelt. Das Haus besteht aus insgesamt 81 Wohnzellen, die auf 9 Appartements verteilt sind. Dem­ nach muss der Vorgang der Auswertung von 9x9-Quadraten (eine Zelle) insgesamt 81 Mal durchgeführt werden (für alle 81 Zellen). Jede Zellenposition in dem Gebäudegerüst (siehe „RAUMPRGRAMM“) wird ebenfalls per Zufall ermittelt. Auf diese Weise entsteht nach einem geregelten und dennoch kreativen Vorgang ein Gebäude, durchdrungen von mehreren Gebäudeelementen (Treppe, Wohnungen, Zellen, Verkehrsflächen, Wände, Böden, Fenster, Decken etc.). Ziel ist es, durch das Einzeichnen der generierten Bewe­ gungsrahmen, das Gebäudegerüst aufzulösen, bis die Nutzung und das Gebäudegerüst ineinander verschmolzen sind.



Ziel. Die Entwicklung einer Architekturm­ aschine, bei der die grundsätzliche Systematik Perecs in architektonischer Weise umgebaut und entwickelt wird. Ziel. Ein Gebäude zu zeichnen (zu entwickeln), das sich grundsätzlich selber entworfen hat. Ziel. Die Verschmelzung von Architektur und Fiktion in einem Körper, dessen architektonische Prägnanz in der Unzertrennlichkeit von Konzep­ tion und Konstruktion besteht. Ziel. Stapelung architektonischer Mittel und Aussagen. Ziel. Untersuchung des Verhältnisses von Raum und Unraum. Ziel. Der Versuch die Willkür (den Zufall) zu kontro­llieren, zu systematisieren. Ziel. Das gezielte Einsetzen der Intertextualität im architektonischen Sinne. Ziel. Die architektonische Übersetzung kritisch­ er Begriff e wie: Macht und Manipulation. Ziel. Das Einbringen von Raumsymbolen, deren Überfl üssigkeit das Theaterhafte und Spielerische dieses Architekturexperimentes unterstreicht. Ziel. Es ist die 99, die das Ganze bewegt.

zellnummer: 43 koordinaten: 1/4 appartement: 1

I:

zelle geschoss

position

ecke

IV:

treppenhaus/55

zuganzahl 1.zug

4 3.zug.eig E.G/sit.

VII:

wand material

austritt

farbton

stärke

modul

9

8

6

5

h

4

9

fenster material

farbton

position 3

größe

7

6 anschlag

9

5

1

8

verhlt. 4

i

IX:

anzahl

9.

3

8

7

7

2 f

e 5

3

2

c

1

6

austritt

6.

8.

7.

freiheit 6

1

7

4

5.

b

g

3.

8

9 4.

+elemente >position >>art 2

2.

abstraktion>II

d

abstufung

1. 3

5

1

VIII:

VI:

5

7

9

8

7

5

1

9

5

a

anbindung freiheit

2

4

anbindung freiheit

modul

4

6

8

>position >>art 6

8

2

1 modul

freiheit

farbton

>position >>art

+licht

9

1

material

3

3

1.zug.eig 2.zug.eig

3.zug

decke

austritt

2.zug

2

6

V:

farbton

3

7

7

5

9

7

6

8

material

austritt

3

8

boden

+möbel

wandmenge abstrakt.

farbton

III:

2

1

6

9

3

raummenge

charakter material

app.typ

wandmenge freiheit?

farbton

geschoss

4

2

zellentyp charakter material 5

appartement

position

1

4

II:

>ebene 4

2


2.Obergeschoss MaĂ&#x;stab 1:150


3. Obergeschoss MaĂ&#x;stab 1:150


SCHNITT AA Maßstab 1:150



5 Neue Dรถrfer


STUDIE DORFSTRUKTUREN



Kuckum

Keyenberg

ERGEBNIS DES SPIELVORGANGS FÜR ALLE DÖRFER

Berverath

Unterwestrich

Auflistung der Parzellengeometrien und der Parzellengruppen der jeweiligen Dörfer

Oberwestrich


Komplexe r채umliche Dorftypologie

MASTERPLAN DORFENTWICKLUNG



Wettbewerbe (Auswahl)


“The colour receptors of the retina have been evolved and conditioned in the course of ages by the combined colour stimuli of the natural scene. Static coloration can never as­ sure enduring psychological satisfaction; it is unnatural . . . Colours should set each other off refreshingly, not only in space, side by side, but also in time, one stimulation following another. Any unchanging combination becomes unbearable for an extended period, even if the initial selec­ tion of colours seemed perfect. Colour perception, like form perception, takes place in the space-time continuum. To treat it in relation to space alone is in itself a defective approach.”

Richard Neutra : Survival Through Design, 1969


RAIFFEISENBANK MĂœNSINGEN Aussenperspektive 2.Preis (2014) rychener zeltner architekten ag





RAUM DER STILLE, BERLIN Studie - Innenperspektive 1.2 (2013) marte.marte architekten



RAUM DER STILLE, BERLIN Studie - Innenperspektive 2.2 (2013) marte.marte architekten




WALLRAFF RICHARTZ MUSEUM, KĂ–LN Fassadenentwurf - Aussenperspektive (2013) marte.marte architekten



WALLRAFF RICHARTZ MUSEUM, KĂ–LN Innenraumgestaltung - Innenperspektive (2013) marte.marte architekten


NETZKULINARIUM, WIEN Materialisierung - Aussenperspektive (2013) 1. Preis marte.marte architekten



NETZKULINARIUM, WIEN Innenperspektive (2013) 1. Preis marte.marte architekten



BTV, DORNBIRN Fassadenentwurf - Aussenperspektive (2013) marte.marte architekten



KINDERGARTEN DORNBIRN, DORNBIRN Fassadenentwurf - Aussenperspektive (2013) 1.Preis marte.marte architekten



CAMPUS KREZLINGEN, KREZZLINGEN Innenraumgestaltung - Innenperspektive (2013) 1.Preis marte.marte architekten



ABZ SPIEZ Entwurf - Innenperspektive (2014) 2. Preis rychener zeltner architekten



ABZ SPIEZ Entwurf - Innenperspektive (2014) 2. Preis rychener zeltner architekten





SZW OBERHOFEN Entwurf Umbau - Erl채uterungsmodell (2015) Auftrag rychener zeltner architekten





LĂœFTUNGSBAUWERK, FELDKIRCH Entwurf - Materialstudie (2013) marte.marte architekten



Mรถbeldesign (Auswahl)


Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, 1953

“Welche Gestalt muss das Muster der Farbe Grün haben? Soll es viereckig sein? Oder würde es dann das Muster für grüne Vierecke sein? Soll es also “unregelmässig” geformt sein? und was verhindert uns, es dann nur als Muster der unregelmässigen Form anzusehen- d.h. zu verwenden?”


STANDBAU BODYLOOK, DÜSSELDORF 2009


STANDBAU BODYLOOK, DÜSSELDORF 2009


STANDBAU BODYLOOK, DÜSSELDORF 2009


VERANSTALTUNG THEKEY.TO, BERLIN 2009


ATELIER KILLIAN KERNER, BERLIN 2009



Ausf端hrungs- und Detailplanung Baueingabe (Auswahl)


“What then is this thing called Design if it is neither style nor applied art? It is planning: the planning as objectively as possible of everything that goes to make up the sur­ roundings and atmosphere in which men live today. This atmosphere is created by all the objects produced by in­ dustry, from glasses to houses and even cities. It is planning done without preconceived notions of style, attempting only to give each thing its logical structure and proper material, and in consequence its logical form.”

Bruno Munari : Design as Art, 1966


ALTSTOFFSAMMELZENTRUM, FELDKIRCH Ausf端hrungsplanung (2013) marte marte architekten






KINDERGARTEN, LOCHAU Detailplanung (2013) marte marte architekten




HAUS HUWILER Entwurf und Baueingabe (2015) rychener zeltner architekten



Erdgeschoss massstabslos


Erdgeschoss massstabslos



TSCHITSCHER SCHLÖSSLE, FELDKIRCH Ausführungsplanung (2013) marte marte architekten


Untergeschoss massstabslos



Portfolio Rostislav Komitov 2015


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