130. Jahrgang – Nr. 4 Juli/August 2020
Titelthema
FREMDHERRSCHAFT ODER EINHEIT Der lange Weg zur deutschen Einheit
INHALT
4/2020 4
LEITARTIKEL Richard Drexl:
„Das Erbe bewahren“
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AUS DEM PRÄSIDIUM Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BSB-Präsident besuchte ROTABENE-Medienhaus . . Neuer BSB-Internetauftritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . SoW: Unterstützung in Corona-Zeiten . . . . . . . . .
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NACHRICHTEN AUS DER BUNDESWEHR AUSSENANSICHT
4 Das Erbe bewahren Ausgehend von der derzeitigen Antirassismus-Bewegung in den USA kommt es auch in Deutschland zu Beschädigungen von Denkmälern, wie das Foto vom Bismarck-Denkmal am Großen Stern im Berliner Bezirk Tiergarten zeigt. Richard Drexl befasst sich © akg images / Peter Hebler damit im Leitartikel.
Klaus Naumann:
„Amerikas Schuss ins eigene Bein“
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TITELTEMA
8 Neuer BSB-Internetauftritt
Jürgen Reichardt:
„Fremdherrschaft oder Einheit“
Der Internetauftritt des BSB wurde neugestaltet und ist seit Anfang August 2020 unter www.bsb1874ev.de im Netz zu sehen. © tK
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AUS BAYERISCHEN STANDORTEN
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AUS DEN BEZIRKEN mit „Sportschützen”
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ALLGEMEINES Richard Drexl: „Der Erste Weltkrieg“ (Teil 5) . . . . . . . . . . . . . . . 60 Jürgen Reichardt: „Wehrdienst gegen Rechts“ (Kommentar). . . . . . 66
Titelfoto: König Wilhelm von Preußen bei Sedan Gemälde von Johann Emil Hünten, 1874 (Archiv Reichardt)
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10 Amerikas Schuss ins eigene Bein US-Präsident Donald Trump will 12.000 der 36.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten abziehen. Was General a.D. Klaus Naumann davon hält, schreibt er in der Außenansicht. – Das Foto zeugt vom guten Verhältnis zwischen US-Soldaten aus © Norbert Bücherl Grafenwöhr und den Freihunger Reservisten.
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treue Kameraden Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V.
Abstand halten!
ZU DIESER AUSGABE
Corona bestimmt auch weiterhin in der Bundeswehr und den BSB-Kameradschaften das Geschehen. – Unser Foto entstand bei den Leutnantsbeförderungen an der Uni© UniBw M versität der Bundeswehr München.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser! sehr geehrte Kameraden,
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Corona hat uns weiterhin fest im Griff und damit ist auch die Durchführung von Veranstaltungen des BSB auf allen Ebenen schwierig, wenn nicht unmöglich. Dennoch erreichten uns auch in den vergangenen Wochen dankenswerter Weise Beiträge aus den Vereinen. Zusammen mit vielen interessanten Artikeln namhafter Autoren aus dem BSB und von außerhalb des Verbandes können wir Ihnen trotz aller Einschränkungen wieder eine in jeder Hinsicht gewichtige Ausgabe unseres Verbandsmagazins präsentieren. Die auf diesen beiden Seiten gezeigten „Anreißer“ stellen nur einen kleinen Ausschnitt des Informationsangebotes dar. Blättern Sie also durch, entdecken Sie mehr! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre! Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut durch den Sommer! Ihr Klaus D. Treude Oberstleutnant a.D. und Verantwortlicher Redakteur
Als die Amerikaner kamen Wir haben auch in diesem Heft wieder mehrere Beiträge von BSB-Mitgliedern, die ihre Kriegserlebnisse schildern. Jürgen Reichardt erinnert sich daran, wie er mit seiner Familie das Kriegsende in Oberfranken erlebte. – USTruppen eroberten im April 1945 das oberfränkische Kronach. Unser Foto zeigt einen US-Panzer bei der Ein© akg images fahrt in die umkämpfte Stadt.
Jürgen Reichardt: „Als die Amerikaner kamen“. . . . . . . . . . . . . . . . 73 Werner J. Patzelt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Rechts ist keine Krankheit“ . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Horst Haider Munske: „Unbürokratisch“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Buchbesprechungen Richard Drexl: „Die unbewältigte Niederlage“ (Gerd Krumeich) . . 68 Josef Kraus: „Die Wehrmacht – Krieg und Verbrechen“ (Michael Epkenhans/John Zimmermann) . . . . . . . 71 Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 77 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Aufruf zur Haus- und Straßensammlung 2020 . . 82
Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V. Internet: www.bsb-1874.de GENERALSEKRETARIAT: Post: Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München Telefon (089) 18999962 · Telefax (089) 18999963 E-Mail: kontakt@bsb-1874.de
IMPRESSUM „Treue Kameraden“ ist die offizielle Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. Sie erscheint zweimonatlich und wird allen Vereinen im Rahmen der Mitgliedschaft geliefert. Die Zeitschrift kann auch im Abonnement bezogen werden. Inhaber u. Verleger: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München, Tel.: (089)18999962, Fax (089) 18999963, Internet: kontakt@bsb-1874.de Bankverbindung: Stadtparkasse München, IBAN: DE41 7015 0000 0053 1299 20, BIC: SSKMDEMM Verantwortlicher Redakteur, einschließlich Anzeigen: Klaus D. Treude. Redaktionsanschrift: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München, Tel. 08241/6242, Telefax 08241/4093710, E-Mail: Treue.Kameraden.Redaktion@gmx.de Es gilt die Anzeigenpreisliste vom September 2017 (s. S. 31). BSB-Sozialwerk: München – Spendenkonto: Hypo-Vereinsbank, IBAN: DE47 7002 0270 0090 1509 01, BIC: HYVEDEMMXXX BSB-Versicherungsreferent: Stefan Schmid, Am Tradl 29, 92545 Niedermurach; Tel. 09671/8269473, Telefax 0941/46392812; Email: versicherung.schmid@gmail.com Satz und Druck: Schneider-Druck GmbH, Erlbacher Str. 102, 91541 Rothenburg o.d.T., Telefon 09861/400-135, Fax 09861/400-139 Bezugspreis: 3,60 € + Versandkosten
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KRIEGERDENKMÄLER (Ettenstadt/Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken)
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Einsender von Manuskripten, Briefen u.a. erklären sich mit redaktioneller Bearbeitung einverstanden. Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Haftung für unverlangte Einsendungen. Titel Raute: Tim Reckmann/pixelio.de, www.pixelio.de Redaktionsschluss für treue Kameraden 5/2020 ist der 3. September 2020
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Leitartikel
DAS ERBE BEWAHREN Foto: Angie Ehinger
Kriegerdenkmale sind Zeugnisse der Vergangenheit
treue Kameraden 4/2020
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ie Welt steht mal wieder Kopf. Ein Teil der heutigen Erdenbürger ist anscheinend mit ewigen Weisheiten ausgestattet und glaubt für alle abschließend beurteilen zu können, was richtig und was falsch ist. Ausgehend von der Antirassismus-Bewegung in den Vereinigten Staaten nach dem Tod eines Kriminellen durch Polizeigewalt wurde ein öffentlicher Furor entfacht, der seinesgleichen sucht. Wie in den USA damit umgegangen wird, ist Sache der dortigen Gesellschaft. Die Protestwelle schwappte in der Folge aber auch nach Deutschland über. Demonstriert wurde gegen Polizeigewalt und Rassismus ganz so, als ob die Verhältnisse vergleichbar wären. Das ist ganz sicher nicht der Fall. Bei uns gibt es bisher weder derart heftige Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, noch eine überzogene Polizeigewalt, wie sie aus den USA berichtet wird.
Rassismus und Polizeigewalt am Pranger Dass Polizeikräfte unter Umständen ihre Befugnisse überschreiten, ist niemals gänzlich auszuschließen. Polizisten sind auch nur Menschen. Was sich Sicherheitskräfte von renitenten und kriminellen Mitbürgern heutzutage bieten lassen müssen, gehört auch ins Bild. Insgesamt aber ist Deutschland im Vergleich ein friedliches Land mit niedriger Kriminalitätsrate und nur sehr wenigen Fällen von übergriffigen Polizeibeamten. Die Situation in den Vereinigten Staaten ist offensichtlich eine ganz andere. Die Bevölkerung ist mehrheitlich bewaffnet, Kriminalität weit verbreitet und die Polizei vornehm ausgedrückt nicht zimperlich. Jeder USA-Reisende, der dort schon einmal in eine Polizeikontrolle geraten ist, wird zumindest aus dieser Perspektive sein eigenes Bild dazu haben. Die Polizeikräfte sind rigoros in der Durchsetzung des staatlichen Ordnungsrahmens. Wenn dabei Menschen zu Schaden kommen, ist das hier aber ein Fall für den Staatsanwalt. Dass die Proteste und Demonstrationen auch in Deutschland ausuferten, hat mit dem verantwortungslosen Verhalten von Politikern wie auch Teilen der Medien zu tun. So meint die SPD-Vorsitzende Esken allen Ernstes, auch bei deutschen Sicherheitskräften einen latenten Rassismus erkennen zu müssen. Nötig sei die Aufarbeitung von Vergehen der deutschen Polizei mittels einer unabhängigen Beschwerdestelle. Für Rassisten und Rechtsextremisten dürfe es in der Polizei keinen Platz geben so Esken in aller Öffentlichkeit.
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Politik und Medien vereint gegen Sicherheitsbehörden Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich ihr bewusstes Bekenntnis zum gewalttätigen Linksextremismus. Nachdem US-Präsident Trump ankündigte, die gewalttätige und linksextremistische „Antifa“ als terroristische Vereinigung einzustufen, bekannte sie sich mitsamt dem SPD-Bundesvorstand zum „Antifaschismus“. Ist das nun Naivität oder „nur“ Unkenntnis von Geschichte? Muss man heute selbst in Führungsverantwortung nicht mehr wissen, dass der Begriff Antifa aus der DDR stammt und dort als Staatsdoktrin ausgegeben wurde? Wenigstens sollte man vom „antifaschistischen Schutzwall“ mit Hunderten erschossener Flüchtlinge an der innerdeutschen Grenze schon mal gehört haben. Wie schlimm es um die Geschichtskenntnisse tatsächlich steht ist aber daran zu erkennen, dass sich selbst der vormalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz zur Antifa bekannte. Armes Deutschland! Die überwiegend links-grünen Medien in unserem Lande sekundieren die staatszersetzenden Behauptungen und mühen sich eilfertig, Belege für Polizeigewalt und rassistische Tendenzen aus der Mottenkiste hervor zu kramen. Folge dieser politischen und medialen Hetze waren Großdemonstrationen in mehreren deutschen Städten, in Berlin, Hamburg und anderswo kam es dabei zu Ausschreitungen. Für linke Extremisten war das Wasser auf deren Mühlen, ein gewalttätiger Mob tobte sich aus. Polizeikräfte hatten stellenweise genug damit zu tun, sich der eigenen Haut zu erwehren.
Der Irrsinn sucht und findet seine Opfer Die antirassistischen Eiferer haben sich nun in ihrer vorgeblichen Weltverbesserungsmission die Geschichte ausgesucht, die aus ihrer Sicht der Bereinigung bedarf. Es kann doch nicht sein, dass heute noch in den USA Statuen konföderierter Generale herumstehen, die den Sklavenhandel verteidigten. Oder gar von Christoph Kolumbus, der mit der Entdeckung Amerikas der Unterdrückung und Auslöschung indigener Völkerschaften den Boden bereitete. Man wird sehen, ob die umstürzlerischen Antirassisten wenigstens vor den Statuen von George Washington oder Thomas Jefferson Halt machen, waren doch diese Gründerväter der USA ebenfalls Sklavenhalter. Der Letztgenannte verkaufte sogar eine Tochter, die er mit einer Sklavin gezeugt hatte. In Belgien stehen die Denkmäler von König Leopold II. auf der Abrissliste, der bekanntlich im
Afrika des 19. Jahrhunderts ein sehr eigenes Verständnis von „Entwicklungshilfe“ an den Tag gelegt hatte. In Deutschland hat man sich unter anderen Fürst Bismarck wegen dessen Rolle in der Afrikapolitik vorgenommen. Denkmäler, die an ihn erinnern, werden beschmiert oder am besten gleich ganz entfernt. Er hätte die deutsche Kolonialpolitik mitbegründet und dafür gesorgt, dass der Kontinent unter Räubern aufgeteilt wurde. Nicht zuletzt wird ihm vorgeworfen, eine Vorgängerorganisation der SPD verboten zu haben. Damit wird letztlich klar, woher der Wind weht. Linke, ewig sich benachteiligt fühlende Bilderstürmer sind unterwegs, sich Staat und Gesellschaft vollends zur Beute zu machen und sie störende Symbole früherer Geschichtsperioden auszulöschen. Politischer Ikonoklasmus lautet der Fachbegriff für diese Raserei, landläufig als Denkmalsturz bezeichnet.
Bilderstürmer unterwegs Für Denkmäler muss sich niemand begeistern, sie stehen für Ereignisse oder Personen ihrer jeweiligen Zeit. Im besten Fall kann man sich damit identifizieren und findet auch die künstlerische Gestaltung akzeptabel. Nicht selten hadert man mit dem Gegenstand oder auch dessen Ausführung. Denkmale sind und waren aber immer Zeugnisse vergangener Epochen. Wenn Kolumbus nicht zufällig Amerika entdeckt hätte, wäre die indigene Bevölkerung nicht verfolgt und kein Schwarzafrikaner als Sklave ins Land geholt worden, dürften diese Krawallbrüder annehmen. Nachdem die Versklavung von Schwarzen aber keine Erfindung von Weißen war, weiß niemand, ob dies den Schwarzen geholfen hätte. Schon in grauer Vorzeit nahmen Sieger Besiegte gefangen und behielten diese entweder für sich als Arbeitssklaven oder verkauften sie. Das war in Afrika ebenso üblich wie in anderen Erdteilen. Schon vor 800 Jahren wurden Schwarze durch arabische Händler mit den Karawanenzügen nach Nordafrika, auf die arabische Halbinsel und andernorts in die Sklaverei gezwungen.
Geschichte umzuschreiben heißt die Wurzeln des Menschen zu kappen Geschichte kann nicht stückweise entsorgt werden. Sich bei Bedarf mit ihr kritisch auseinanderzusetzen, nach dem Warum und Woher, nach Alternativen und Motiven zu fragen, stand dem Menschen zu allen Zeiten gut an. Selbstverständlich ändern sich Betrachtungsweisen im Laufe der Zeit. Eines Historikers wie allgemein aufgeklärter Bürger ist es aber unwürdig, geschichtliche Entwicklungen mit dem heutigen Maß messen zu wollen. Wer aktuelle Erkenntnisse und Ansichten seiner Bewertung zu Grunde legt, entwertet das Gewesene. Kolumbus vom Sockel zu stoßen bedeutet, einen Teil der eigenen Geschichte zu entsorgen. Die Vorgänger mitsamt ihren Hinterlassenschaften ausmerzen zu wollen, war eine schon von ägyptischen Pharaonen praktizierte Lösung. Zu diesem Zweck wurden Statuen zerstört und Tontafeln umgeschrieben. Auch römische Kaiser waren überheblich und kurzsichtig genug für derartige Taten. Die Geschichtswissenschaft ist weder dazu da, Helden-Epen zu dichten, noch Schurken-Geschichten zu erfinden. Genau darum geht es aber, wenn nun in den USA und in Europa Denkmäler vom Sockel gestoßen werden. Das hat mit Antirassismus nichts zu tun, es ist lediglich eine neu Spielart davon. Die Denkmalstürmerei der letzten Wochen ist unhistorisch, selbstgerecht und überheblich. Sie gehorcht letztlich einer ideologischen Prägung. Die selbsternannten Vorkämp-
fer gegen Diskriminierung nehmen genau jene Haltungen ein, die sie an historischen Persönlichkeiten kritisieren. Argumente werden nicht zu Kenntnis genommen, es gilt die Devise, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Pure Ideologie eben. Nicht viel anders geht die Geschichte in Goerge Orwells „1984“. Zeugnisse früherer Zeiten werden gelöscht, Geschichte wird umgeschrieben und das neue Denken den Menschen unmittelbar eingetrichtert. Eine dystopische neue Welt, die – so dachte man bisher – lediglich als Grundlage für einen Horrorfilm taugt. Soll das unser neues Gesellschaftsmodell werden?
Zeugnisse einer blutigen Epoche Womit wir bei Krieger- und Soldatenvereinen und Kriegerehrenmalen angekommen wären. Einzelne Kameradschaften kennen das seit Jahren. Es wird in einigen Kommunen nach dem Sinn der Kriegerehrenmale in der heutigen Zeit gefragt, der kostbare Stadtraum würde für wichtigeres benötigt, Kameradschaften latenter Militarismus unterstellt. Helden sind in Zeiten von Corona Kassiererinnen im Supermarkt oder Krankenschwestern. Soldaten stehen zwar mit ihrem Leben für das Vaterland ein, kommen dafür aber heutzutage nicht mehr in Frage. Da steht man nun und weist darauf hin, dass jedes Denkmal eine Ausdrucksform seiner Zeit ist. Belege von Epochen, die wir oftmals so nicht wieder zurückhaben wollen. Dass man schon bisher ab und an für den Erhalt von Kriegerdenkmälern argumentieren musste, ist so bekannt wie bedenklich. Je mehr die Bilderstürmer Zulauf finden, desto schlimmer könnte es aber noch kommen. Schon vor Jahren wurde in München ein sogenannter Aktionskünstler in der Presse dafür gefeiert, dass er die Inschrift am Eisenbahnerdenkmal in Münchens Dachauer Straße verunstaltet hatte. Gefeiert auch für seinen provokanten Umgang mit Politikern und Behörden in Bezug auf die NS-Geschichte. Er tritt allen auf die Füße, bei denen er Geschichtsvergessenheit diagnostiziert, ganz egal ob Bundeswehr oder Kirche, Stadt oder Staat. Geschichtsvergessen ist in dessen Augen jeder, der ein Denkmal so sein lässt, wie es ist, nämlich als Ausdruck seiner Zeit. Geschichtsvergessen ist tatsächlich aber dieser „verdienstvolle Provokateur“ (Originaltenor Süddeutsche Zeitung), dem nichts und niemand heilig ist, der auf den Zeugnissen einer schwierigen Vergangenheit herumtrampelt und versucht, diese umzuschreiben.
Dem Denkmalsturz entgegentreten Allen Krieger- Soldatenvereinen sei angeraten, derartige Machenschaften nicht hinzunehmen und dagegen mit geeigneten Mitteln vorzugehen. Bei Bedarf leistet der Landesverband hierzu Hilfestellung. Unsere Mahnung am Kriegerdenkmal hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Die menschliche Geschichte wurde in Teilen mit Blut geschrieben, dass dies niemals wieder so wird, dafür steht das Gedenken. Kriegerehrenmale brauchen wir heute nicht weniger dringend als all die Jahre vorher. Geschichte lässt sich nicht auslöschen, aber wer nicht daraus lernt ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Treten wir den Bilderstürmern und Denkmalstürzern mit allen zivilisierten Mitteln entgegen. In Treue fest!
Richard Drexl
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Niederbayern Soldaten- und Kriegerverein (SKV) Denkhof Des Kriegsendes gedacht
Aus den Bezirken
75 JAHRE FRIEDEN IN DEUTSCHLAND
treue Kameraden 4/2020
Denkhof – Mit einer Kranzniederlegung im kleinen Rahmen gedachte der SKV Denkhof im Mai des 75. Jahrestages des Kriegsendes. Auf Grund der Corona-Beschränkungen hatte das Landratsamt nur einer Kranzniederlegung durch zwei Personen zugestimmt, kein Fahnenjunker und auch keine Ehrendelegation mit dem nötigen Sicherheitsabstand waren erlaubt, egal wie wichtig und einzigartig dieses Jubiläum auch sei. Aber gerade dieses wichtige Datum in der Geschichte Deutschlands und der ganzen Welt sollte nicht sangund klanglos verstreichen, so der SKV. Daher „nur“ ein Kranz mit leisen, aber mahnenden Worten. SKV-Vorsitzender René Wiedenbein: „So manch einer äußerte in den letzten Tagen, dass dieser Tag eine der größten Niederlagen des Deutschen Volkes sei. Ich sehe dies gerade andersrum, denn, dass dieses Jubiläum heute in Frieden begangen werden kann, ist einer der größten Siege der Menschheit. Es wurde ein Krieg beendet, der nie hätte stattfinden dürfen, es wurde dem Leid, einer großen Hungersnot, unsagbarem Elend und dem Tod ein Ende bereitet. Die Menschen durften wieder von vorne beginnen, und konnten neue Hoffnung schöpfen. Nicht nur die heimkehrenden Soldaten konnten ihre physischen und psychischen Wunden heilen lassen, auch die Mütter, Väter, Söhne und Töchter durften wieder an ein Morgen denken und sich auf eine Zukunft in Frieden freuen. Sicher, es waren noch viele Steine und Unwägbarkeiten aus dem Weg zu räumen, jedoch blickten die Menschen in eine aufgehende Sonne und dem nächsten Tag mit neuem Mut entgegen. Dieser Frieden, den Deutschland in den letzten 75 Jahren erleben durfte, muss mit aller Kraft erhalten
1. Bürgermeister Josef Hasenöhrl (l.) und SKV-Vorsitzender René Wiedenbein legten einen Kranz nieder.
bleiben, er muss wie ein zartes Pflänzchen gepflegt, behütet und verteidigt werden. Dieser Frieden darf uns nicht abhandenkommen.“ Dass dies so gut funktioniert, so Wiedenbein weiter, zeige sich in der aktuellen Lage, denn nur dadurch sei es möglich die Krise so hervorragend zu meistern, ausgeglichen zu sein in einer Situation, die keiner hätte sich jemals vorstellen können. Es sei eine neue Art der Auseinandersetzung, nicht Mensch gegen Mensch, sondern Mensch gegen eine unsichtbare nicht greifbare Gefahr, „ein Virus, den wir nicht fassen können, dem wir nicht mit vernünftigen Argumenten gegenübertreten können, den wir auch (noch) nicht bekämpfen können“. Nur durch Ruhe und Vernunft sei es bisher gelungen diesem Feind Einhalt zu gebieten und ihn in seine Schranken zu weisen. „Wäre dies doch nur vor Beginn des schrecklichen 2. Weltkrieges auch möglich gewesen“, so der Vorsitzende. „Mit den Worten von John F. Kennedy ‚Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende‘, möchte ich zum Nachdenken anregen und meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass der Tag bald kommen möge, an dem wir behaupten können, es gibt keinen Krieg mehr auf Erden.“ Josef Hasenöhrl, 1. Bürgermeister der Ge-
meinde Büchlberg: „Es ist mir eine besondere Ehre, diesen Kranz heute mit dem SKV Denkhof niederlegen zu dürfen. Dies ist in der aktuellen Ausnahmesituation eine meiner ersten Amtshandlungen außerhalb des Rathauses. Gerade heute im kleinsten Kreise hier zu stehen und einem 75-jährigen Frieden gratulieren zu dürfen erfüllt mich mit großem Stolz. Ich bin stolz zu diesem Frieden beigetragen zu haben und werde auch in Zukunft für ein friedvolles Leben miteinander einstehen.“ Viele, so der Bürgermeister weiter, fragten sich immer wieder, wer denn Schuld hatte, warum hat man es so weit kommen lassen? Es sei zwar wichtig zu wissen, wie es dazu kam, „jedoch noch wichtiger ist es, nie wieder in eine Situation zu kommen, die als nächsten Schritt eine kriegerische Auseinandersetzung zur Folge hätte“. Auch stellten sich viele Menschen die Frage, wer dafür verantwortlich sei, dass wir gegen Corona kämpfen. Das könne momentan keiner beantworten, „aber wichtiger ist die Tatsache, dass wir nur zusammen einen Sieg gegen diese heimtückische Krankheit erwirken können, indem wir uns gemeinsam gegen diese Bedrohung stellen und unsere neu gewonnene Freiheit mit viel Bedacht beschützen und pflegen.“ Text/Foto: Helga Wiedenbein
Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html
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Niederbayern Krieger- und Soldatenverein (KSV) Windorf
SEIT 45 JAHREN DIE FAHNE FEST IM GRIFF Fritz Irlinger erhielt FahnenträgerAbzeichen in Gold Solla – Wer wann wo die Fahne trägt, ist beim KSV Windorf seit 45 Jahren kein Thema. Wann immer er auch gefordert ist, steht Fritz Irlinger mit dem „Vereins-Hoheitszeichen“ in vorderster Front. Das verdiente eine besondere Würdigung: Die Verleihung des BSB-Fahnenträgerabzeichens in Gold. Zudem ernannten der KSV Irlinger zum Ehrenmitglied des Vereins. Als trefflichen Rahmen für die Auszeichnungen wählte der Vorstand den 70. Geburtstag des treuen Kameraden. KSV-Vorsitzender Josef Fürst war voll des Lobes für Irlinger, für den Vereinsarbeit keine Worthülse darstelle, sondern der sich aktiv darin einbringt. Nicht nur als Fahnenträger beweist er jene Standhaftigkeit, die von ihm bei jedem Wetter, ob brütend heiß oder bitterkalt, gefordert wird. Auch die ständige, uneigennützige Pflege des Windorfer Kriegerdenkmals trägt seine Handschrift.
V.l.: Josef Fürst, Josef Hartl, Franziska und Fritz Irlinger, Franz Langer, Jakob Kriegl und Peter Ragaller. Diese Kameradschaftlichkeit gebietet Anerkennung und Respekt. Bürgermeister Franz Langer sah im Fahnenträgerdienst Parallelen zu sich. Auch er sei diesbezüglich schon in jungen Jahren im Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, also wisse er um die nicht leichte Aufgabe. Franz Langer: „Wenn andere schon leicht ins
Schwanken gerieten, stand der Fritz wie ein Baum ohne das leiseste Wanken … und das schon seit über 45 Jahren.“ Gerührt von dem ihm Zuteilgewordenen, bedankte sich der bescheidene Kamerad und lud in seinem Zuhause zu einer kleinen Feier ein. Text/Foto: Günther Neumeier
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Die Anzeigen können im gesamten Heft platziert werden mit Ausnahme der Titel- und Rückseite, des Leitartikels und der Außenansicht. Bei Abdruck auf der hinteren Umschlaginnenseite erhöhen sich die Preise um 25 Prozent. – Die Seiten 2 und 3 sowie „Aus den Bezirken“ werden online gestellt. Für auf diesen Seiten platzierte Anzeigen ist dennoch kein höherer Preis zu zahlen. Rabatte für Mehrfacherscheinungen der gleichen Anzeige: 3-fach ………. 6 Prozent 6-fach ………. 12 Prozent Für Traueranzeigen von dem BSB angehörenden Vereinen/Verbänden werden 50 Prozent der Geschäftskundenanzeigen berechnet.
Hinweis: Die komplette, detaillierte Anzeigenpreisliste für das Verbandsmagazin treue Kameraden des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. (BSB) finden Sie im Internet unter https://www.bsb1874ev.de/anzeigenpreisliste_stand_september_2017.pdf
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Oberpfalz Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SuKK) Untertraubenbach Erinnerungen eines 13-Jährigen (Teil 1)
Aus den Bezirken treue Kameraden 4/2020 32
DAS KRIEGSENDE 1945/46 IN WULFING
Monate vor Kriegsende aber begann auf einmal der Unterricht mit dem Gebet: „Vater im Himmel, Schütze den Führer, Segne all sein Tun, Mein Herr und mein Gott!“
Bei Kriegsende, 13-jährig, erinnere ich mich noch sehr gut an die Geschehnisse des Zusammenbruchs 1945. Als Ministrant in der Pfarrei Untertraubenbach musste ich immer häufiger bei den sogenannten Heldengedenkgottesdiensten in der Pfarrkirche ein Gedicht aufsagen. Vielleicht hat mich auch das Leid, das ich mit ansehen musste, wenn eine Familie den Vater oder den Sohn verlor, dazu bewogen, mich schon frühzeitig für die Ereignisse an der Front und deren Verlauf zu interessieren. Ich war natürlich auch, wie viele andere, von „unserem Führer“ begeistert. Von der Hitlerjugendführung und der Schulleitung wurde nichts versäumt, die Verehrung des „Führers“ in uns zu wecken. Und so konn-
te ich nicht verstehen, wenn meine Eltern zu Hause über diesen „Hammel“ schimpften. Wenn meine Mutter sich mit Bekannten unterhielt, sagte sie immer: „Am Anfang war alles recht. Er (Hitler) hat allen Arbeit gegeben, uns Bauern ging es besser. Aber was er hernach mit den Juden gemacht hat, das tut man nicht.“ Und dabei kannte sie nicht einmal das ganze Ausmaß der Judenverfolgung. Im Nachhinein denke ich oft, wären diese Äußerungen an die falsche Stelle gedrungen, so wäre sie sicher im Gefängnis gelandet. Einmal im Sommer bei der Heuernte sollten ich und mein Bruder Sepp nach der Schule auf der Wiese helfen. Wir mussten aber turnusmäßig zum Appell der Hitlerjugend (HJ) antreten. Des Wartens überdrüssig geworden, ging meine Mutter schnurstracks zur Schule, um nachzusehen, was los war. Sie horchte an der Klassentür und hörte, wie jemand ganz befehlsmäßig daherredete. Sie machte die Tür auf und schimpfte darüber, dass man die Kinder von der Arbeit abhält. Nachdem sie uns einfach mitnahm, löste sich der Appell auf und der HJ-Führer stand verdattert da. In unserer Volksschule, wie wohl in anderen auch, wurde damals am Morgen nicht mehr gebetet, sondern mit dem Gruß „Heil Hitler“ und der Unterricht mit dem Ausspruch eines NS-Führers begonnen. Einige
Johann Bauer in jungen Jahren.
Franziska Bauer mit Tochter Fanny (geb. 1940) beim Hühnerschlachten, wohl um das Jahr 1943/44.
Vor 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg. In den Vereinen und Kameradschaften gibt es noch Zeitzeugen, die diese Zeit selbst miterlebten. So wie Johann Bauer aus dem oberpfälzischen Wulfing, der seine Erinnerungen im Winter 2012/13 niederschrieb. Die Familie des inzwischen Verstorbenen stellte treue Kameraden freundlicherweise die Aufzeichnungen zur Veröffentlichung zur Verfügung. Lesen Sie Johann Bauers Geschichte: Erzählungen aus dem Kriegsalltag
Diese Neuigkeit kommentierte meine Mutter mit folgenden Worten: „Eitz af oamol gab‘s an Herrgott aa, vorher hot‘s bloß a Vorsehung geb‘n, dös hilft eh aa nimmer!“ Das Kriegsende kündigt sich an In den letzten Monaten des Jahres 1944 nahmen die Bombardements der deutschen Städte stark zu. In Wulfing versammelte man sich abends vor den wenigen Radiogeräten, die im Dorf waren, um die stündlichen Luftlagemeldungen und die Nachrichten mit dem Wehrmachtsbericht zu hören. Man konnte nachts die Detonationen der Bomben bis von München und Nürnberg hören. Die Fensterscheiben, die damals nicht eingekittet waren, sondern nur in einen Falz des Fensterrahmens geschoben wurden, klirrten dabei immer. Bei der schwersten Bombardierung Nürnbergs im Januar 1945 war der westliche Himmel in dieser Nacht erleuchtet, wie bei einem Abendrot. Wir Kinder konnten es nicht verstehen, dass die siegreiche deutsche Luftwaffe nicht zu sehen war, wenn Hunderte von amerikanischen Bombern in der Sonne glänzten und über uns hinweg flogen, um ihre Ziele anzufliegen. In der Schule wuchsen unsere Klassen ständig an, durch den Zustrom von Flüchtlingen aus dem Osten Deutschlands. Zuerst kamen die Ostpreu-
Oberpfalz ßen, dann die Nieder- und Oberschlesier. Eine größere Gruppe von oberschlesischen Bauern aus dem Kreis Oels kam mit ihren Pferden und Fuhrwerken zu uns in die Gemeinde. Bereits im Februar und März 1945 wurde unser Gebiet von angloamerikanischen Tieffliegern beherrscht. Immer wieder donnerten sie im Tiefflug aus Richtung Strahlfeld kommend über unser Dorf hinweg, um den Flugplatz Michelsdorf anzugreifen. Auch die Bahnlinie Nürnberg-Furth i. Wald war ein bevorzugtes Ziel und manchmal wurde eine Lok getroffen, so dass der Zug nicht mehr weiterfahren konnte. Bei der Frühjahrsaussaat im März war es bereits so gefährlich geworden, dass man tagsüber nicht mehr mit dem Ochsengespann auf die Felder fahren konnte. Wir mussten zu unseren Grundstücken viel auf der damaligen Reichsstraße 85 fahren, auf der Fahrzeuge der Wehrmacht unterwegs waren. Diese wurden immer wieder von Tieffliegern angegriffen. Mitte April beim Kartoffellegen – ich musste dabei den Zugochsen führen – flüchteten wir immer wieder in den angrenzenden Wald zum Schutz vor den Jagdbombern. Da hörte man aus Richtung Roding einen riesigen Motorenlärm, der uns bisher unbekannt war. Wir waren zutiefst erschrocken, als plötzlich in ganz geringer Höhe ein viermotoriger Bomber den Traubenberg herunterkam. Man hatte den Eindruck, er wolle auf den Regenwiesen landen. Er flog aber noch über die Bahnlinie und zerschellte dann im angrenzenden Wald in der Nähe von Ried und Au bei Pösing.
Johann Bauer sen. in den 20er Jahren (1895 bis 1980).
Laußerhof: Johann Bauer sen. mit seinen Eltern Katharina und Josef.
Natürlich wollten wir Jungen aus Wulfing uns dies anschauen, wurden aber bald von der Kreisleitung Cham, die das Gebiet absperrte, vertrieben. Mein Vater, der bereits 50 Jahre war und den 1. Weltkrieg mitgemacht hatte, musste mit anderen Männern aus Wulfing nachts das Wrack bewachen. Er war mit einem Sportkleinkaliber-Gewehr bewaffnet. Es stellte sich heraus, dass der Bomber bei einem Angriff in Regensburg angeschossen wurde und – nachdem die Besatzung abgesprungen war - führerlos weiterflog. Die Front näherte sich immer mehr auch unserem Gebiet. Beim Wehrmachtsbericht des Großdeutschen Rundfunks hieß es täglich: „Panzerspitzen der alliierten Invasionstruppen haben heute die Stadt Sowieso erreicht.“ Man konnte daran schon abzählen, wie viele Tage es noch waren, bis sie uns erreichten. Vor dem Anrücken der Bodentruppen wurden nachts die wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte bombardiert. So geschah es auch am 18. April 1945 in Cham. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie uns die Mutter nachts aufweckte mit den Worten: „Buam, stehts aaf, Cham wird bombardiert!“ Durch die vorher abgeworfenen Leuchtkörper war alles taghell erleuchtet. Beim Verlassen des Hauses sahen wir, dass unsere Wohnstube voll von Wehrmachtsangehörigen war, die teilweise ihre Frauen mit dabeihatten. Sie wollten uns davon abhalten, das Haus zu verlassen. Wir aber rannten über die Felder in den nahegelegenen Wald und konnten so das ganze
Schauspiel beobachten. Viele Bomben detonierten erst in den Morgenstunden und im Laufe des Vormittags, da sie mit Zeitzündern bestückt waren. Die Soldaten erzählten uns erst hernach, welcher Gefahr wir ausgesetzt waren, da sie im Dorf mehrere Lkws abgestellt hatten, die voll mit Munition beladen waren. In den folgenden Tagen mussten unser Vater und die anderen Männer des Dorfes nach Cham, um das Bahnhofsgelände aufzuräumen. Befreiung der KZ-Häftlinge in Wulfing Es war am Sonntag, dem 22. April 1945, einem verregneten Tag, als sich auf der damaligen Reichsstraße 85, die direkt an der Ortschaft Wulfing vorbeiführte, Menschengruppen dahinschleppten. Sie wurden begleitet von mit Pistolen bewaffneten SS-Wachmannschaften. Diese ließen keine Zuschauer näher herankommen. Von der Ferne konnte man beobachten, wie sich immer wieder taumelnde Gestalten dem Straßenrand näherten. Hernach fand man sie mit Genickschuss im Straßengraben. Dieser Vorgang wiederholte sich in kurzen Abständen den ganzen Tag. Niemand in unserer Gegend wusste etwas von bestehenden Konzentrationslagern, obwohl in nicht allzu ferner Umgebung das KZ Flossenbürg war. In Untertraubenbach gab es einmal im Wirtshaus Streit zwischen einigen angetrunkenen Männern. Der Wirt rief die Polizei und sie wurden zur Ausnüchterung über Nacht in eine Gefängniszelle in Cham
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gebracht. In ihrem Übermut schrieb einer der Männer beleidigende Worte über Adolf Hitler an die Tür. Der „Bartl Gust“ soll es gewesen sein. Er kam dafür für ein Jahr nach Dachau, von dem keiner wusste, was dort eigentlich ablief. Nach den Erzählungen meiner Eltern und der Nachbarn, die in der Winterszeit in der warmen Stube über solche Ereignisse redeten, muss es um 1937/38 gewesen sein. Niemand hat damals erfahren, was ihm angetan wurde, denn es wurde ihm verboten etwas davon zu erzählen. Bei Kriegsausbruch wurde er in eine der berüchtigten Strafkompanien der Wehrmacht eingezogen, der er bis Kriegsende angehörte. Endlich in Ruhe gelassen, verstarb der arme Kerl bald nach seiner Entlassung an einer Gehirnhautentzündung. Den ersten Teil meines Berichtes kenne ich aus den genannten Erzählungen. Ab den ersten Kriegsjahren bis zu seinem Tod habe ich diesen Mann persönlich gekannt. Nach diesem Zwischenbericht möchte ich den weiteren Verlauf des ganzen Dramas weiter schildern. Am Abend des obengenannten Tages erschien bei uns ein SS-Mann, so hat es uns unsere Mutter am nächsten Tag erzählt, und wollte in der Scheune eine Gruppe von „Menschen“ über Nacht unterbringen. Auf die Frage, was das denn für Menschen sind, antwortete er: „Hütet euch vor denen, das sind lauter Schwerverbrecher!“ Mein Vater willigte nicht gleich ein, mit der plausiblen Erklärung, dass hierfür zu wenig Platz sei. Darauf drohte ihm der SS-Mann, ihn noch heute „einen Kopf kürzer“ zu machen. Man einigte sich aber auf den Vorschlag meines Vaters, den in der Nähe gelegenen „Fischerstadl“, eine alleinstehende Scheune, zu benutzen.
Fischerstodl 2018.
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Bahnhof Cham nach der Zerstörung (Quelle: Stadtarchiv Cham).
Am Abend desselbigen Tages kam „unser Karl“, ein Verwandter aus München, mit dem letzten Personenzug (22.30 Uhr) in Pösing an und begab sich auf den Weg nach Wulfing. Nach einer schweren Verwundung im Rheinland durch einen Granatsplitter verließ er das dortige Lazarett (Marburg), um sich im Heimatlazarett Cham (Maristenrealschule) weiterbehandeln zu lassen. Dieser Weg war schwierig und musste wegen der nachrückenden amerikanischen Panzerspitzen zum Teil mit flüchtenden deutschen Militärfahrzeugen zurückgelegt werden. Und so blieb er diese Nacht bei uns, um sich am nächsten Tag nach Cham zu begeben, was der schwerste Fehler seines Lebens war, da er Wulfing nicht mehr verlassen konnte. Am Montag, den 23. April, mussten wieder alle „arbeitsfähigen Männer“ zum Aufräu-
men am Chamer Bahnhof. Dieser war eine Woche vorher durch einen Bombenangriff von englischen Flugzeugen zerstört worden. Mein Vater und andere Männer vom Dorf kamen aber bereits um ca. 9.00 Uhr wieder zurück mit der Begründung, dass die Amerikaner bereits in Neunburg v. Wald seien und weiter nach Stamsried vorrückten. Sie wählten diesen Weg, weil sie so schnell als möglich die geschundenen Menschen, die auf diesem Weg waren, befreien wollten. Die nachrückenden Einheiten aber nahmen den Weg der Reichsstraße 85 von Schwandorf über Roding nach Cham. Man hörte schon aus Richtung Stamsried Kanonendonner und Maschinengewehrfeuer, als um ca. 9 Uhr die im Fischerstodl übernachtenden Häftlinge über Wilting und Radling weiter in Richtung Straubing
Zeichnung von Ludwig Diess, Roding.
Oberpfalz sen. Diese Feindschaft unter den Häftlingen konnten wir in der Folge zur Genüge erfahren. Da unser Hof mit einem etwa 150 m langen geraden Weg mit der B 85 verbunden war, liefen alle nun „Freigelassenen“ zuerst darauf zu. Ein holländischer Häftling schreibt in seinen Erinnerungen, die später in Buchform erschienen sind, dass er im Laußerhof, unserem Hof, das erste Essen bekommen habe. Es waren wohl noch übrig gebliebene Essensreste wie Kartoffeln, Schweinefett und Brot sowie selbstgebrannter Kaffee aus Weizenkörnern.
Karl Feistle (1923 bis 2000) war Bauers Großcousin. Er lebte in München, verbrachte aber nach dem frühen Tod seiner Eltern, die Ferien mit seiner Großmutter und seiner Schwester „Mädi“ stets bei den Bauers in Wulfing. zogen. Sie kamen aber nicht mehr weit. Der genaue Ort ist mir nicht mehr bekannt. Die begleitenden SS-Wachmänner hatten sich auf dem Weg stillschweigend abgesetzt. Inzwischen, um ca. 10.30 Uhr, kamen die ersten Panzer aus Richtung Wetterfeld mit heftigem Maschinengewehrfeuer zum Staatswald Traubenberg auf Wulfing zu. Der starke Beschuss, bei dem der ca. 25-jährige Baumbestand fast vollständig niedergemäht wurde, galt den flüchtenden SS-Wachmannschaften und versprengten Wehrmachtsangehörigen. Meine Familie, zusammen mit der Berliner Familie, die bei uns seit längerem wohnte, war in den Futterrübenkeller geflüchtet. Bei uns saß ein älterer Mann in SS-Uniform zusammengekauert auf einem Stuhl. Nach den Angaben „unseres Karls“ war er ein ranghoher SS-Offizier. Er gehörte nicht zu den KZ-Bewachern. Wahrscheinlich kam er von einer SS-Einheit, die im Untertraubenbacher Schulhaus noch die Heimat verteidigen wollte. Der Frau Zenker, unserer Berlinerin, übergab er ein kostbares Schmuckstück mit der Adresse seiner Frau. Einige Stunden später wurde er zusammen mit anderen Wehrmachtsangehörigen in Pösing von KZ-Häftlingen erschossen. Das erfuhren wir erst im August 1945 nach der Rückkehr „unseres Karls“ aus der Kriegsgefangenschaft. Mein Bruder Sepp und ich hielten es im Keller nicht aus, denn wir wollten doch die etwa 100 Meter entfernten Panzer mit dem aufgemalten Stern sehen, die auf der 85er vorbei rollten. Die
Sepp (1933 bis 2012) und Hans Bauer (1932 bis 2013) Ende der 50er Jahre. riesigen Sherman-Panzer waren die ersten Panzer, die wir je gesehen hatten. Deutsche Panzer bekamen wir nie zu Gesicht. Im Hof liefen viele Männer herum, darunter SS-Wachmannschaften mit Gewehren, Zivilisten (deutsche KZ-Häftlinge, die den Wachmannschaften zuarbeiteten) mit Mistgabeln und darunter auch mein Vater mit Heuraufern („Kraler“). Ich erschrak zu Tode, als ich sah, wie ein Fremder mit einem Werkzeug in Richtung meines Vaters lief. Erst dann erkannte ich die Situation. Sie wollten die ausgemergelten Gestalten, Juden mit einem aufgemalten Davidsstern auf der Häftlingskleidung, nicht hereinlas-
„Nachdem wir von unserem Rastplatz weggelaufen waren, holten wir Proviant beim Bauernhof des Herrn Lausser und zogen zu Fuß weiter Richtung Untertraubenbach. Am Fuße des Weinberg, am Rande des Dorfes, wurden wir von den Infanteristen der III. Amerikanischen Armee aufgefunden.“ – (Verheyden, Henk, Bis ans Ende der Erinnerung, 2009, S.200) Die bereits Eingedrungenen nahmen alles Essbare, soweit es ihnen nicht bereits meine Mutter gegeben hatte, an sich. Ich weiß heute noch nicht, wovon wir in den folgenden Tagen eigentlich gelebt haben. Das Geräucherte und die Fleischdosen vom geschlachteten Schwein wurden vorsorglich bereits einige Tage vorher in der Scheune vergraben. Die SS-Schergen versuchten nun ihrem wohl gefürchteten Schicksal zu entkommen. Ich konnte selbst beobachten, wie ein deutscher Häftling einem SS-Mann half, sich im Heustock zu verstecken. Beim Eintreffen der Hausdurchsuchungskommandos der Amerikaner hatte er ihn dann verraten, was natürlich verständlich war. Etwa um 12 Uhr bekamen wir die ersten
Pfefferhof bei Wetterfeld, im Hintergrund der Traubenberg.
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Aus den Bezirken
Hass auf alles Deutsche war, bleibt dahingestellt. Zur gleichen Zeit beerdigten der Brui, der Seebauer Mich, mein Vater und die in Wulfing wohnenden Berliner die etwa 30 in der vorhergegangenen Nacht im Fischerstodl verstorbenen Häftlinge. Sie wurden in einer Sandgrube am Fischeranger direkt am Regenfluss begraben. Einige Wochen später wurden sie von Nazigrößen aus Cham ausgegraben und mit einem Lastwagen zum neu errichteten KZ-Friedhof nach Wetterfeld gebracht. In den nächsten Wochen wurden immer wieder tote Häftlinge gefunden, die sich zuvor rächen wollten und die SS-Männer bei ihrer Flucht in Richtung Traubenberg und Wetterfelder Gmoi verfolgten. Dabei geschah ein Massaker in der Nähe des Pfefferhofes, wo 50 Häftlinge von der SS erschossen wurden. Dort steht noch eine Gedenktafel mit folgender Aufschrift:
treue Kameraden 4/2020
Gedenkstein amerikanischen Soldaten zu sehen. Sie mussten Haus für Haus – begleitet von einem Jeep – durchsuchen und die Soldaten gefangen nehmen. Dies überließen sie zum Teil einem Mann, der mit einer Felljacke bekleidet und mit einer Pistole bewaffnet war. Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er mit martialischen Blick beim Gartentor um die Gefangenen herumsprang. Angeblich handelte es sich um einen französischen Kriegsgefangenen, der sich den Amerikanern anschloss. Außer dem Karl und dem erwähnten SS-Offizier nahmen sie bei uns einige SS-Wachleute fest. Beim Seebauer wurde einige Tage vorher eine Luftwaffeneinheit (Funker) einquartiert. Mit diesen zusam-
Der Autor Johann Bauer
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men wurden sie durchs Dorf in Richtung Pösing getrieben. Über ihr weiteres Schicksal kann ich erst später berichten. Die Hausdurchsuchung übernahmen die Amis selbst. Mein Vater musste vorangehen und alle Türen und Schränke öffnen. Ein Schrank, den wir noch heute nach 67 Jahren im Wohnzimmer haben, wurde vom GI aufgesprengt, weil kein Schlüssel zu finden war. Etwa um 15 Uhr erschien ein Ami der Deutsch sprach und gab den Befehl: „Alle arbeitsfähigen männlichen Bewohner müssen die am Straßenrand und im ‚Fischerstodl‘ liegenden Häftlingsleichen beseitigen.“ Ausgerüstet mit einem Mistbock und einem Mistgreil übernahmen wir, der Groitl Albert (15), Pfahl Günther (16), ich selber (13) und ein junger Bursche, der mir unbekannt war und beim Seebauer wohnte, die Strecke von Wulfing bis kurz vor Wetterfeld. Man hatte uns aufgetragen, wegen des Leichengiftes die Körper nicht anzufassen. Darum zogen wir sie mit dem Mistgreil an den Kleidern eingehakt auf den Mistbock. Kurz vor der Schrotthandlung Riedl (die damals noch im Dorf war) waren ein kleiner Teich und daneben eine kleine Sandgrube. In diese kippten wir etwa fünf bis sechs Leichen. In dieser Situation kamen in mir keine Gefühle für diese Menschen auf, zumal man sie kaum mehr als Menschen erkennen konnte. Auf der daneben liegenden B 85 fuhren pausenlos Militärkonvois vorbei. Sämtliche Fahrzeuge, ob Jeeps oder Lastwagen waren mit Maschinengewehren ausgerüstet. Einer der Soldaten, der im offenen Führerhaus stand, drehte ein Maschinengewehr auf uns zu und bewegte es hin und her, als wolle er uns erschießen. Ob es Jux oder
„An dieser Stelle wurden am 23. April 1945 fünfzig Gefangene auf dem Marsch vom KZ-Lager Flossenbürg in den Süden von Angehörigen der SS erschossen. Die Leichen wurden später exhumiert und in den KZ-Friedhof nach Flossenbürg umgebettet. Gedenket der Toten im Gebet“ Nach unserer „Bestattungsaktion“ kam ich nach Hause und erschrak, als ich sah, wie man uns aus unserem Wohnraum ausquartiert hatte. Alle Räume im Erdgeschoss wurden von zwei Gruppen mit zusammen mehr als 20 Männern besetzt. Eine Gruppe im Schlafzimmer meiner Eltern, die andere in der großen Wohnküche. Es handelte sich um russische Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter im Steinbruch Flossenbürg arbeiteten. Sie kamen wohl erst später in das Lager, da sie noch in einen relativ „guten“ Zustand waren. Die Wohnzimmergruppe bezeichneten die anderen als „Kommissare“, mit denen sie auch nicht redeten. Zur Wohnzimmergruppe hatten wir ein gutes Verhältnis. Sie wollten uns auch beschützen gegen die in ihren Köpfen noch vorhandenen SS-Soldaten. Ebenso achteten sie darauf, dass keine anderen Häftlinge von meiner Mutter etwas bekamen. Sie konnte ja nichts anderes als Kaffee, der aus gebrannten Weizenkörnern im Kartoffeldämpfer gekocht wurde, und gedämpfte Kartoffeln geben. Nebenbei möchte ich bemerken, diese spartanische Kost hat manchem das Leben gerettet, weil sie eine üppige Mahlzeit nicht vertragen hätten, wie man später öfter hören konnte. (Fortsetzung in tK 5/2020) Text: Johann Bauer (aufgeschrieben im Winter 2012/13) Fotos: privat
Oberpfalz Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Hemau und Umgebung
ÄLTESTER SKK-KRIEGSTEILNEHMER FEIERTE 100. GEBURTSTAG Hemau – Als ältester männlicher Bürger der Großgemeinde Hemau und des Landkreises Regensburg konnte Johann Pritschet, vulgo Scheibinger, einen seltenen Ehrentag, seinen 100. Geburtstag feiern. Landrätin Tanja Schweiger, Bürgermeister Herbert Tischhöfer und Stadtpfarrer Berno Läßer gratuliertem dem allseits geschätzten und beliebten Jubilar persönlich. Zu den weiteren Gratulanten zählte auch die SKK Hemau, die ihrem treuen und langjährigen Mitglied sowie letzten Kriegsteilnehmer mit einer Abordnung um den Vorsitzenden Alfons Kollmer die Glückwünsche überbrachten. Johann Pritschet wurde am 1. Juli 1920 in Aicha geboren und wuchs mit weiteren sechs Geschwistern auf. Er besuchte die Schule in Aichkirchen und musste anschließend auf dem elterlichen Hof mitarbeiten. Am 1. Februar 1941 wurde Johann Pritschet zum Kriegsdienst eingezogen, war bis zum Juni beim Nachrichtenregiment in Wien und wurde anschließend zum Balkanfeldzug abkommandiert. 1945 geriet er in russische Gefangenschaft und wurde in den Kaukasus verlegt. Dort musste er im Bergbau unter schwierigsten Bedingungen arbeiten. Ende 1949 wurde er in die Heimat entlassen und konnte seine Heimreise mit der Bahn nach Beratzhausen antreten. Von dort ging er zu Fuß in seine Heimat nach Aicha. Beim Volksfest in Hemau lernte Johann Pritschet die Witwe Johanna Eichenseher, eine geborene Meier, kennen, die er am 11. Oktober 1951 heiratete und mit ihr gemeinsam das landwirtschaftliche Anwesen
V.l.: Die Eheleute Pritschet mit Bürgermeister Herbert Tischhöfer, Stadtpfarrer Berno Läßer und Landrätin Tanja Schweiger.
„Scheibinger“ bewirtschaftete. Das Wohnhaus wurde im Laufe der Jahre umgebaut, eine neue Stallung errichtet und eine Scheune dazu gebaut. Ab der Hofübergabe im Jahre 1985 wurde die Landwirtschaft von seinem Sohn Hans bewirtschaftet, wobei ihm der Jubilar stets eine große Stütze war. Doch in den letzten Jahren ließ es der „Scheibinger“ ein bisschen ruhiger angehen. Zuvor half er noch im Stall, auf dem Feld und sonstigen Hof-
arbeiten mit. Selbst auf dem Traktor war er bis zuletzt noch zu finden. Erst vor wenigen Jahren wurde die Viehhaltung aufgegeben, die Stallung und die Scheune abgerissen, was den „Landwirt mit Leib und Seele“ sehr schmerzte. Johann Pritschet kann auf ein arbeitsreiches Leben mit vielen Höhen und Tiefen, besonders während und nach den Weltkriegen, zurückblicken. Trotz seines außergewöhnlich hohen Alters sagt er, es gehe ihm gut, nur das Gehen falle ihm etwas schwer. Neben seiner Frau, Kinder und Enkel gratulierten bei der „Hofparty“ auch Verwandte, Bekannte und Nachbarn zum stolzen Jubiläum. Text/Fotos: Alfons Kollmer
Redaktionsschluss für treue Kameraden 5/2020 Der Jubilar mit Ehefrau inmitten der Abordnung des Kriegervereins (v.l.): Vorsitzender Alfons Kollmer, 2. Vorsitzender Marcus Paul, Ehrenmitglied Georg Seitz und Schatzmeisterin Roswitha Seitz.
ist der 3. September 2020
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Oberpfalz
Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Hemau und Umgebung
Aus den Bezirken treue Kameraden 4/2020
FAHNEN – TRADITION, SYMBOLE UND SINNBILDER FÜR KAMERADSCHAFT UND ZUSAMMENHALT Hemau – Als unerlässliches Statussymbol begleitet die Fahne den Verein oder die Kameradschaft bei allen Anlässen, bei jeder Feierlichkeit wird sie vorangetragen. Die Fahne gilt als Symbol der Ehrfurcht. Dies wird durch das Neigen und Senken der Fahne zu bestimmten Anlässen deutlich gemacht. Die Fahne ist Symbol des Lebens und der Lebensfreude, der Geselligkeit und des Frohsinns. Deshalb sind Fahnen wichtige „Festabzeichen“. Fahnenbänder sind ein Symbol der gegenseitigen Verbundenheit über einen Verein oder eine Kameradschaft hinaus. Es ist ein guter alter Brauch, bei Gründungsfesten und Jubiläen solche Bänder mit Gastvereinen auszutauschen. Sie sind Zeichen fester Verbundenheit über ein Fest hinaus und dienen als Erinnerung. Die Fahne ist der ganze Stolz eines Vereins – sie ist das Sinnbild für die Gemeinschaft, geweihter Mittler zwischen den Generationen und beglei-
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tet ihre Mitglieder oft über Jahrzehnte. Es gilt als besondere Ehre, dieses Schmuckstück bei Festzügen, Prozessionen und Gottesdiensten tragen zu dürfen – beinhaltet aber auch eine hohe Verantwortung. Wird der Fahnenträger von zwei Begleitern unterstützt, gilt selbstredend für alle auf ihr Äußeres zu achten. Wird eine Schärpe getragen, liegt die weiße Seite am Hals. Bei den Begleitern zeigt die Schärpe von der Fahne weg – wer rechts von der Fahne geht, trägt sie auf der linken Schulter und umgekehrt. Die Aufgabe des Fahnenträgers beginnt bei der Abholung am Aufbewahrungsort und endet, wenn die Fahne wieder ordnungsgemäß verstaut ist. Dabei muss er darauf achten, ob alle Bestandteile der Fahne – Fahnentuch, Spitze, Fahnenstange, Tragegurt und Bänderring sowie Trauer- und Ehrenbänder – in Ordnung sind. Bei festlichen Anlässen werden die wichtigsten Fahnen-
bänder und jene, die Beziehung zum Ort und zum feiernden Verein herstellen, verwendet. Bei schlechtem Wetter darf auch der Regenschutz nicht fehlen. Am Zielort angekommen, wird die Fahne zusammengebaut. Auf dem Weg zum Sammelplatz kann die Fahne noch über der Schulter getragen werden – wichtig ist, dass sie den Boden nicht berührt und dabei verschmutzt wird. Beim Festzug selbst wird die Fahne senkrecht gehalten. Sie führt den Verein an. Am Ziel des Festzuges stellen sich die Fahnenträger häufig nebeneinander auf. In dem Fall steht die ranghöchste Fahne – in der Regel die des ausrichtenden Vereins – an erster Stelle. Dabei werden die Fahnen mit gestrecktem rechtem Arm leicht nach vorne gesenkt. Einiges zu beachten gibt es auch bei Gottesdiensten. Beim Betreten der Kirche wird die Fahne mit der Spitze nach vorne getra-
Oberpfalz Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Freihung
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gen. Anschließend geht der Fahnenträger zum Altar und schwenkt dort die Fahne, bevor er sich neben den anderen Fahnen aufstellt. Nur bei der Wandlung wird die Fahne geneigt. Nach dem Gottesdienst wird sie wieder vor dem Altar gesenkt, bevor die Vereinsmitglieder hinter der Fahne die Kirche verlassen. Auch bei einem Trauerfall gelten besondere Regeln. Häufig erweisen Vereine verstorbenen Mitgliedern die Ehre, und die Fahne wird zum Friedhof getragen. Wird der Sarg in die Erde gelassen, werden die Fahnen gesenkt. Das gilt auch, wenn das „Lied vom guten Kameraden“ gespielt wird. Um dem Toten die Ehre zu erweisen, treten die Fahnenträger ans Grab, wenn der Priester zurücktritt, und bezeugen ihre Ehrerbietung durch Schwenken der Fahne. Sie werfen dabei weder Erde in das Grab, noch besprengen sie den Sarg mit Weihwasser. Text/Foto: Alfons Kollmer
Freihung – Seinen 75. Geburtstag feierte Günther Ernst, Ehrenmitglied der SRK Freihung, bei bester Gesundheit und Vitalität im Kreise seiner Familie und nahen Verwandtschaft sowie den beiden Vorsitzenden der SRK Freihung und weiteren Vertretern der örtlichen Vereine. Die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen bei sich zu Hause im Garten und bei herrlichem Sommerwetter war unproblematisch. Der Jubilar wurde 1945 kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Freihung geboren und verbrachte dort mit seinen Geschwistern, trotz der kargen Nachkriegszeit, eine unbeschwerte Kindheit. Nach dem Besuch der Volksschule in Freihung erlernte er bei der Firma Autohaus Stegmann in Weiden i.d.Opf. den Beruf des Kraftfahrzeugmechanikers. Von 1963 bis 1965 erfüllte der Jubilar seine zweijährige Wehrpflicht als ABC-Gerätewart im Panzerpionierbataillon 4 (Bogen) und schied als Gefreiter aus. Während der weltweiten Spannungen im Zuge des „6-Tage-Kriegs“ im Juni 1967 im Nahen Osten absolvierte er eine mehrwöchige Wehrübung als Werkstattmechaniker bei der Instandsetzungseinheit in der Weidener Ostmark-Kaserne. Im Frühjahr 1970 trat Ernst dem örtlichen Heimkehrer-, Krieger- und Soldatenbund bei, und bekundete bereits damals seine Verbundenheit zur örtlichen Soldatenkameradschaft. Im Laufe seiner nunmehr 50-jährigen Mitgliedschaft unterstützte er die Kameradschaft in mehreren Führungsfunktionen mit seinem herausragenden ehrenamtlichen Engagement. Nach dem plötzlichen Tod des vormaligen Vorsitzenden Franz Pscherer im Januar 1998 leitete er die Geschicke des Vereins bis zur Reformierung zur heutigen SRK Freihung im Jahre 1999. Seit über 20 Jahren engagiert sich Ernst in vorbildlicher Weise für die Freiwillige Feuerwehr Freihung und für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., indem er sich Jahr für Jahr innerhalb der Gemeinde als Koordinator und Sammler zur Verfügung stellt und somit einen gewichtigen Beitrag für den Erhalt und die Pflege deutscher Soldatengräber beisteuert. Im letzten Jahr brachte die Haussammlung durch die Reservisten im gesamten Gemeindegebiet ein Rekordergebnis von mehr als 2.500 Euro ein. Beim festlichen Empfang für die ehrenamtlichen Sammler im Freihunger Rathaus wurde Günther Ernst vom Bezirksverband Oberpfalz mit der Goldenen Verdienstspange ausgezeichnet. 2017 ernannte ihn die SRK Freihung einstimmig zum Ehrenmitglied. Neben der Soldatenkameradschaft gratulierte auch eine große Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Freihung, der Markt Freihung mit Bürgermeister Uwe König und die Mitglieder des Gesellschaftsvereins „Club der Harmlosen“, dem der Geburtstagsjubilar ebenfalls als 1. Vorsitzender seit mehr als 40 Jahren ununterbrochen vorsteht. Text/Foto: Norbert Bücherl
Die SRK Freihung mit ihrem 1. und 2. Vorsitzenden, Oberstleutnant d.R. Norbert Bücherl (l.) bzw. Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler (r.), gratulierte ihrem Ehrenmitglied Günther Ernst (Mitte) zum 75. Geburtstag.
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Oberpfalz Soldaten- und Reservistenverein (SRV) Eilsbrunn
Aus den Bezirken
GELEBTE GEDENKKULTUR
treue Kameraden 4/2020
Eilsbrunn – Das 1.300 Seelen zählende, zur Großgemeinde Sinzing gehörige Pfarrdorf Eilsbrunn, pflegt seit alters her eine ausgeprägte Gedenkkultur für seine Gefallenen und Vermissten. Neben dem imposanten „neuen“ Kriegerdenkmal von 1954, zwischen Kirche und Wirtshaus im Zentrum des malerischen altbayerischen Dorfkerns gelegen, gibt es zwei weitere, wesentlich ältere Gedenkstätten, die an die Gefallenen der Kriege von 1870/71 und des 1. Weltkrieges von 1914 bis 1918 erinnern. Im Innern der Pfarrkirche St. Wolfgang ist auf der rechten Seite des Kirchenschiffes, unweit des Eingangs, eine große Steintafel für die Opfer des Deutsch/ Französischen Krieges 1870/71 angebracht. Die Inschrift erinnert an die bei Sedan, Poul à Morrson und Beaumont gefallenen und vermissten Krieger Franz Röhrl, Georg Alkofer und Joseph Mann aus der Pfarrgemeinde Eilsbrunn. Sie enthält zudem genaue Angaben über die Herkunft, den Todestag und den Königlich Bayerischen Truppenteil, in dem sie dienten. „Steinerner“ Zeitzeuge wird 100 Jahre alt Das erste eigentliche Ehrenmal wurde 1920 im Friedhof Eilsbrunn an der Nordseite des Kirchturms der Pfarrkirche errichtet. In der
Eine Steintafel in der Pfarrkirche St. Martin erinnert an die Opfer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.
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Detailansicht des Ehrenmals von 1920. Gesamtansicht auf der Umschlag-Rückseite. politisch äußerst instabilen Zeit kurz nach dem Ende des 1. Weltkrieges, die zudem von wirtschaftlicher und finanzieller Not geprägt war, entschlossen sich die Pfarrgemeinde und der Kriegerverein Eilsbrunn und Umgebung (gegr. 1907), seinen im Weltkrieg gefallenen „Heldensöhnen“ ein würdiges Denkmal zu errichten. Mit dem damals enormen Kostenaufwand von 6.000 Mark wurde ein stattliches Ehrenmal gebaut und am 18. Juli 1920 feierlich im Beisein zahlreicher Vereine aus der Umgebung und der gesamten Pfarr- und Dorfgemeinschaft eingeweiht. Noch im Jahre 1921 beglich der Kriegerverein die Restschuld von 1.400 Mark für die Aufstellung des Ehrenmals beim Pielenhofener Steinmetz Straßer, wie die originale Quittung im Archiv des Vereins beweist. Das wie eine kleine Kapelle gestaltete Mahnmal besitzt einen gemauerten Überbau mit einem Spitzdach, dessen First ein aus Stein gefertigtes Eisernes Kreuz ziert. Im
Innern sind auf einer schwarzen Marmortafel die Namen und Sterbedaten der 23 Gefallenen des 1. Weltkrieges eingemeißelt. Es wird seit Jahrzehnten vom Kriegerverein gepflegt und war zuletzt 2015 umfassend restauriert worden. Bis heute konnte dieser „steinerne“ Zeitzeuge deutscher Geschichte und heimatlicher Gedenkkultur daher in gutem Zustand erhalten werden. Bis 1954 diente es der Dorfgemeinschaft bei allen kirchlichen und weltlichen Feiertagen und Anlässen als zentrale Gedenkstätte für die Kriegstoten. Das neue Kriegerdenkmal wurde 1954 errichtet, 2015 abgebaut, saniert und mit einer völligen Neugestaltung der Außenanlagen harmonisch in die sanierte Dorfmitte integriert am alten Platz wieder aufgebaut (s. tK 1/2016). Die in diesem Jahr im Juli geplante 100-Jahrfeier musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Sie wird 2021, so Gott will, nachgeholt. Text/Foto: Hans Nama
1921 beglich der Kriegerverein die Restschuld für die Aufstellung des Ehrenmals.
Oberpfalz
7er- und Kameradschaftsbund Weiden
GEBURTSTAGSBESUCH BEIM BEZIRKSVORSITZENDEN Neukirchen – Seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der Oberpfälzer BSB-Bezirksvorsitzende Horst Embacher (Bildmitte). Er ist u.a. Mitglied des 7er- und Kameradschaftsbunds Weiden, der zu seinem Geburtstag mit einer stattlichen Delegation, angeführt vom Vereinsvorsitzenden Peter Ertl (3.v.l.) anrückte. Text/Foto: Bernhard Czichon
Jura-Kreisverband (KV) Parsberg
TRADITION IN VIER BROSCHÜREN Hemau/Parsberg – Zur bleibenden Erinnerung und gegen das Vergessen fühlte sich der Jura-Kreisverband Parsberg verpflichtet, seine umfassende Geschichte für die Nachkommen in gedruckter Form aufzubereiten. Während der 17-jährigen Amtszeit von Richard Preis als Kreisvorsitzender wurden von verschiedenen Kameraden vier Werke geschaffen, die die Tradition der Krieger-, Soldaten- und Reservistenvereine an die nächste Generation weitergeben sollen. Eine Festschrift aus dem Jahre 2008 anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums war die erste Dokumentation, die auf die Gründung zurückblickte und die jeweiligen Kameradschaften im Jura-Kreisverband Parsberg vorstellte. Das spiralgebundene Werk wurde von Georg Münchsmeier zu-
sammengestellt und das Titelbild (Abb. rechts) stammt aus der Feder von Heiner Träger. In den Jahren 2016 und 2018 gestaltete Kreisgeschäftsführer und Pressebeauftragter Alfons Kollmer die beiden Broschüren „Kriegerdenkmäler“ und „Fahnen“ (Abb. unten Mitte u. rechts), in denen die Denkmäler und Vereinsfahnen aller Ortskameradschaften im Jura-Kreisverband Parsberg abgebildet und beschrieben sind. Anlässlich der 30. Krieger- und Marienwallfahrt in Beratzhausen erstellte Franz Huber 2019 eine 84-seitige Broschüre (Abb. unten links). Die Wallfahrten wurden im zweijährigen Rhythmus von 1961 bis 2019 vom Jura-Kreisverband Parsberg als Dank und Mahnung zum Frieden veranstaltet und umfassen somit einen Zeitraum von 60 Jahren. Huber hat über Jahre hinweg sämtliche Berichte gesammelt, sich mit der Aufbereitung viel Arbeit und Mühe gemacht und wurde deshalb zum Ehrenmitglied im Jura-Kreisverband ernannt. Text/Fotos: Alfons Kollmer
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Oberpfalz Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SuKK) Untertraubenbach
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markt-Janahof, Schorndorf, Pemfling und Martinsneukirchen teilnehmen, fiel aber ins Wasser. Vor der Kirche im Ort trafen sich – natürlich mit gehörig Sicherheitsabstand und Mundschutz tragend – einige Vorstandsmitglieder bei strahlendem Sonnenschein zum gemeinsamen Gang zur Kapelle. Michael Liegl hatte sich bei strahlendem Sonnenschein angeschlossen und begleitete die wenigen Männer laut betend zur Kapelle. Stadtpfarrer Dr. Kazimierz Pajor zelebrierte den Gottesdienst vor der malerisch gelegenen Wallfahrtskapelle. Die Blaskapelle zur musikalischen Umrahmung fehlte in diesem Jahr ebenso wie der Gesang der vielen Gläubigen. Die Orgelmusik kam 2020 per Lautsprecher vom Laptop und die übersichtliche Schar der Gottesdienstbesucher verteilte sich vor der Kapelle und an den Hängen links und rechts davon in gebührenden Abstand und vorschriftsmäßig geschützt. Der Pfarrer stellte zu Beginn seiner Predigt fest, dass der Pfingstmontag seit Jahrzehnten für die SuKK der Tag des Friedens am Fest des Friedens ist. Der Heilige Geist schafft an Pfingsten Frieden in den Herzen der Menschen. Dieser Frieden beginnt im Herzen eines Jeden, auch bei den Großen und Mächtigen der Welt. Seit 75 Jahren dürfen wir in Europa in Frieden leben. Ein Glück für die Menschen und ein Geschenk des Heiligen Geistes, so der Prediger. Trotzdem gibt es Krieg, Gewalt und Terror – auch in Europa. Seit sechs Jahren sind die Menschen in der Ostukraine davon betroffen und viele haben ihre Ar-
beit, ihr Haus oder gar ihr Leben verloren. Allein eine Million Flüchtlinge haben Zuflucht in Polen gefunden. Flüchtlinge kommen nicht nur aus dem Nahen Osten oder aus Afrika, sondern auch aus dem Herzen Europas. Deshalb ist der Friede auch bei uns nicht selbstverständlich, sondern ein zartes Pflänzchen. Alle Gespräche haben bisher wenig genutzt und dennoch hängt der Friede am Menschen allein, so Pajor. „Selig die Frieden stiften“, so die Botschaft von Jesus Christus. Als Einzelner ist man oft ohnmächtig, gemeinsam lässt sich meist besser helfen. Dennoch kann jeder Einzelne für den Frieden beten und das nicht nur an Pfingsten oder in Streicherröhren, wie der Stadtpfarrer feststellte. Die Katholische Kirche sammelte heuer an Pfingsten im Rahmen von Renovabis für die Notleidenden in der Uk-
In gebührenden Abstand und mit Mundschutz hatten sich u.a. der Kreisvorsitzende Egon Klein und BSB-Präsident Oberst a.D. Richard Drexl (von links) an der Kapelle eingefunden.
SuKK-Vorsitzender Daniel Zimmermann fand mahnende Worte zum Gedenken an die Kriegsopfer.
FRIEDENSWALLFAHRT TROTZ CORONA Untertraubenbach – Der Pfingstmontag steht in der Pfarrei Untertraubenbach seit 1879 im Zeichen der Fußwallfahrt nach Streicherröhren. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 hatten die damaligen Soldaten in den Kriegswirren von Metz, Sedan, Amiens, Orleans und Le Mans die Schrecken des modernen Krieges, wie er sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zu entwickeln begann, erstmals am eigenen Leib erfahren. Die Kriegsteilnehmer aus den Orten um Untertraubenbach gelobten nach ihrer gesunden Heimkehr alljährlich wiederkehrend am Pfingstmontag betend zur Muttergottes nach Streicherröhren zu ziehen, um für den Frieden zu bitten und für die gesunde Heimkehr aus den Wirren des Krieges zu danken. Im vergangenen Jahr feiert die SuKK in Untertraubenbach das 140-jährige Bestehen der Wallfahrt mit hunderten von Gottesdienstbesuchern am Fuße des Traubenberges. In diesem Jahr war alles anders. Natürlich wollte die SuKK das Gedenken auch in Zeiten einer Corona-Pandemie nicht unter den Tisch fallen lassen. Den Wallfahrtszug, an dem normalerweise neben der Bevölkerung auch die Soldatenund Kriegerkameradschaften aus Alten-
Auch ohne Wallfahrtszug hatte die SuKK ihre Fahne mitgebracht.
Oberpfalz raine, jeder konnte und kann hier seinen Beitrag leisten. Bevor der Gottesdienst beendet wurde, bedankte sich SuKK-Vorsitzender Daniel Zimmermann bei allen Anwesenden, die mit der SuKK wieder nach Streicherröhren gekommen waren, um für den Frieden zu beten. Pfarrer Pajor dankte er für die Gestaltung des Gottesdienstes, Kirchenpfleger Walter Dendorfer, Gusti und Albert Balk sowie Mesner Georg Liegl für die Vorbereitungen und den Schmuck der Kapelle. Der Vorsitzende dankte aber vor allem auch den Menschen, die aus Gründen des Gesundheitsschutzes 2020 zu Hause blieben. Besonders erfreut zeigte sich Zimmermann,
dass BSB-Präsident Oberst a.D. Richard Drexl mit seiner Partnerin und der Kreisvorsitzende Egon Klein wieder nach Streicherröhren kamen. „Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Unsere Heimat hatte nicht nur unzählige gefallene und verwundete Soldaten zu beklagen, sondern wurde Ende April 1945 Zeuge von Krieg und Elend“, so Zimmermann. Manche sehen den 8. Mai inzwischen als Feiertag. Sicherlich war es ein Tag der Befreiung vom Terror eines unmenschlichen Regimes, so der Vorsitzende. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es auch der Beginn einer entbehrungsreichen Zeit war und viele Soldaten und Zivi-
listen noch einige Zeit nach dem Krieg an Hunger und Krankheiten starben. Im April 2020 waren zwei Veranstaltungen geplant, die an diese Ereignisse erinnern sollten, da es immer weniger Zeitzeugen gibt. Wegen Corona wurden sie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. „Als SuKK ist es unsere Aufgabe kein verklärtes Bild über diese Zeit aufkommen zu lassen, sondern vor allem der Opfer zu gedenken“, so Daniel Zimmermann abschließend. Um dieses Gedenken zu untermahlen, intonierte Stefan Pfeilschifter – begleitet von Böllerschüssen – das „Lied vom guten Kameraden“ auf der Trompete. Text/Foto: Konrad Groitl
Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Fuhrmannsreuth
ALOIS PRALLER FEIERTE 95. GEBURTSTAG Fuhrmannsreuth – In der letzten Ausgabe berichteten wir über Alois Prallers Erlebnisse als junger Soldat im 2. Weltkrieg. 1954 gründete er gemeinsam mit einigen Kameraden die KSK Fuhrmannsreuth, die ihn ob seiner besonderen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied ernannte. Er ist der letzte Weltkriegsteilnehmer seines Vereins. Nun feierte Alois Praller bei guter Gesundheit seinen 95. Geburtstag. Neben der KSK auch weitere Ortsvereine wie Feuerwehr, Kapellenbauverein sowie der Obst- und Gartenbauverein Brand ihrem langjährigen Mitglied im Garten des Jubilars. Auch der Brander Bürgermeister Bernhard Schindler, Ortspfarrer Pater Joy und als Vertreter des CSU-Ortsverbandes Christian Drehobel machten Praller ihre Aufwartung zum Geburtstag. Der Übergabe ihres gemeinsamen Geschenkes ließen die Gratulanten ein gemeinsam gesungenes „Happy Birthday“ folgen. Text/Foto: Reinhard Bauer
Die Gratulanten mit dem Jubilar Alois Praller (4.v.r.).
Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Sulzkirchen
FÜR VÖLKERVERSTÄNDIGUNG GEEHRT Freystadt – Drei Mitglieder der SRK Sulzkirchen wurden von Major und Regierungsrat Walter Binder (2.v.r.) vom Österreichischen Kameradschaftsbund, Landesverband Steiermark, für ehrenamtliche Arbeit in der Völkerverständigung ausgezeichnet. SRK-Vorsitzender Christian Emmerling (l.) erhielt das Goldene Ehrenzeichen des Vereins „Feldmarschall Radetzky“, Fahnenmutter Ingeborg Ziske (2.v.l.) und Peter Baumann, stellvertretender BSB-Bezirksvorsitzender Mittelfranken (r.) das Goldene Verdienstkreuz „Feldmarschall Radetzky“. Binder selbst bekam das BSB-Wappenschild für seine Aktivitäten zur Völkerverständigung. (Foto: Anne Schöll. – Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der „Neumarkter Nachrichten“)
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Oberfranken Bezirksverband (BV) Oberfranken
Aus den Bezirken
HEERESMUSIKKORPS VEITSHÖCHHEIM ERFREUTE SENIOREN
treue Kameraden 4/2020
Buttenheim – Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim absolviert normalerweise über 140 Auftritte im Jahr im In- und Ausland. Aufgrund der Corona-Beschränkungen gab es keine Möglichkeiten, zusammen zu proben oder gar Konzerte zu geben. Auf Anregung des Bamberger Landrats Johann Kalb (CSU) tourte das Musikkorps stattdessen durch die elf Pflege- und Seniorenheime des Landkreises Bamberg. Für die Musikerinnen und Musiker unter der Orchesterleitung von Oberstleutnant Roland Kahle ergab sich dadurch eine schöne Gelegenheit für die musikalische Unterhaltung der Bewohnerinnen und Bewohner zu sorgen und gleichzeitig nicht aus der Übung zu kommen. Mit einer Stunde Musik unter dem Motto „Mit Liebe zur Musik die Zuhörer begeistern“ gab das Musikkorps aus Veitshöchheim kürzlich auch vor
Eine Abordnung des Heeresmusikkorps Veitshöchheim mit Buttenheims Bürgermeister Michael Karmann (CSU) vor dem Buttenheimer Seniorenzentrum. dem Buttenheimer Seniorenzentrum ein einstündiges Konzert. Das Musikkorps erfreute dabei die Zuhörer in einer kleineren Besetzung mit einem kurzweiligen und bunten Programm. Zu hören gab es Traditionsmärsche, klassische sinfonische Blasmusik, Filmmusik, aber auch Rock, Pop und Swing. Buttenheims Bürgermeister Michael
Karmann (CSU) dankte allen Beteiligten für den gelungenen Auftritt. Darüber hinaus bedankte er sich in diesem Zusammenhang bei den „Helfenden Händen“ der Bundeswehr, die in Buttenheim, wie auch in verschiedenen anderen Einrichtungen, das Pflegepersonal unterstützt haben. Text/Foto: Peter Vietze
Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html
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Mittelfranken Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Külsheim-Erkenbrechtshofen Kriegserlebnisse eines 15-jährigen
DER ‚KINDERSOLDAT‘ Bad Windsheim – Ernst Hartmann wurde am 19. Mai 1929 in Windsheim geboren. Mit zehn Jahren kam er zum Jungvolk, wurde zum Jungzugführer und Fähnleinsführer ausgebildet. Er durchlief die Ausbildung zum Fanfarenbläser und nahm an der Reitund Skiausbildung teil. Von der Erziehung in Elternhaus und Schule her war er mit Begeisterung bei der Sache. Er wurde zum Schanzeinsatz am Westwall herangezogen und im Februar 1945 zur Vorbereitung für Wunderwaffen am Reichsparteitagsgelände in Nürnberg eingesetzt. Spezialauftrag für einen unbewaffneten Jungen Im März 1945 wurde Hartmann zum Volkssturm in Windsheim eingezogen und an der Panzerfaust ausgebildet. Im Raum Windsheim wurden sämtliche Aischbrücken gesprengt. Unter einer dieser Brücken befand sich eine Wasserleitung vom Schoßbachwald in die Stadt, die durch die Sprengungen zerstört wurde. Nachdem die Pumpstation in Altselingsbach telefonisch nicht mehr erreichbar war, bekam der 15jährige unbewaffnete Volkssturmmann Ernst Hartmann den Befehl, mit einem Sachs-Motorrad dorthin zu fahren, damit die Pumpen abgeschaltet werden. Am Anstieg zur Frankenhöhe war eine Verteidigungslinie eingerichtet und die Mailheimer Steige mit einer Straßensperre versehen. Hartmann wurde zurückgeschickt
Ernst Hartmann in Uniform.
Musikzug des Jungvolks Windsheim. und musste einen Umweg über Ickelheim – Breitenau – Rappenau nach Trautskirchen fahren. In Trautskirchen angekommen, wurde er in den dortigen Volkssturm eingebunden. Aufgrund der Feindlage war es ihm nicht mehr möglich, seinen Auftrag auszuführen. Gefangennahme Im Schlosshof befand sich eine Feldküche sowie außer ihm etwa 15 Mann Volkssturm. Am 15. April 1945 wurden sie auf Motorengeräusche aufmerksam und plötzlich stand ein US-Jeep vor dem Tor. Ernst Hartmann versuchte noch in eines der Häuser zu fliehen, doch alle Haustüren waren verschlossen. Er wurde gefangen genommen und gefilzt. Uhr und andere Gegenstände wurden ihm abgenommen. Über
Nacht wurden die Gefangenen in einer Wellblech-Garage eingesperrt. Nachdem im Ort ein US-Soldat aus einem Hinterhalt heraus erschossen worden war, sollte ein Feldwebel von den Gefangenen liquidiert werden. Er stand bereits an der Wand, als ein Jeep in den Schlosshof fuhr. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde die Aktion eingestellt. In den berüchtigten Rheinwiesen Am nächsten Tag wurden die Gefangenen mit Lastwagen zu den berüchtigten Rheinwiesen gefahren. Das Gefangenenlager war ein mit Stacheldraht eingezäunter Saatacker unter freiem Himmel. Tagesration: eine Scheibe Weißbrot und eine Tasse Suppe. Vor lauter Hunger aß Ernst Hartmann Löwenzahn und Kartoffelschalen.
Ernst Hartmann (vorn, 1.v.l.) bei der Skiausbildung.
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Mittelfranken
Aus den Bezirken
Um nicht im Matsch liegen oder sitzen zu müssen, besorgte er sich eine große Konservendose zum Sitzen. In der Gefangenschaft schwor er sich, wegen der erlebten menschenverachtenden Zustände nie in die Politik zu gehen oder sich einer Partei anzuschließen. Fast täglich wurde der ca. 150 cm große „Kindersoldat“ von den US-Medien für Propagandazwecke fotografiert. Wieder daheim
treue Kameraden 4/2020
Ende Juni 1945 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Mit einem Güterzug wurde er nach Nürnberg gefahren. Von dort musste er zu Fuß rund 60 Kilometer nach Windsheim laufen. Dort angekommen wurde er, wegen der Ausgangssperre, verhaftet und eine Nacht eingesperrt, bevor er sein Elternhaus erreichte. Beruflicher Erfolg Nachdem die Schulen wieder geöffnet wurden, besuchte er diese und schloss mit der „Mittleren Reife“ ab. Dann arbeitete er auf dem elterlichen Bauernhof. 1948 begann er mit der Ausbildung zum Industriekaufmann. Bis 1987
Soldaten-, Krieger- und Kameradschaftsverein (SKKV) Großhöbing-Schutzendorf
BILDSTOCK ERINNERT AN KRIEGENDE IN GROSSHÖBING Großhöbing – Eine heute noch sichtbare Erinnerung an den Einmarsch der US-Truppen am Ende des 2. Weltkrieges hat Großhöbing. Ein Bildstock erinnert an den 23./24. April 1945, als ein 19-jähriger SS-Soldat aus Greilsheim bei Plauen von US-Soldaten erschossen wurde. Am Kühberg befand sich eine Flakstellung der SS. Diese wurde von den Amerikanern von Mindorf und Jahrsdorf aus mit Flak heftig beschossen. Die amerikanischen Truppen rückten von Thalmässing kommend auf Höbing zu. Am Windsberg wurden fünf deutsche Soldaten erschossen und an Ort und Stelle begraben. Als sich die Großhöbinger aus den Kellern trauten, war Kleinhöbing schon besetzt. Die heranziehenden Amerikaner erspähten am westlichen Ortsausgang eine deutsche Patrouille. Sofort eröffneten sie das Feuer und eine MG-Salve schlug beim Anwesen Struller in das Haus ein.
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Ausweis des Nationalsozialistischen Reiterkorps.
war er Prokurist in der Maschinenfabrik Leonhard Hofmann, wurde anschließend dort Geschäftsführer und Teilhaber und ist heute Alleininhaber. Geschäftsführerin ist mittlerweile seine Tochter Gabi; Ernst Hartmann ist aber weiterhin täglich in seinem Büro zu finden und steht seiner Tochter mit Rat und Tat zur Seite.
Einige SS-Soldaten befanden sich in einem Bauernhof bei Familie Meyer in Großhöbing. Der junge Soldat setzte sich von ihnen ab und versteckte sich in der Scheune beim Meyer. Seine Kameraden suchten nach ihm, zogen aber weiter als sie ihn nicht fanden, denn die amerikanische Front rückte immer näher. Beim Einmarsch der Amerikaner sah der Soldat eine US-Patrouille auf das Anwesen zukommen. In panischer Angst flüchtete er in Richtung Wald. Als die Amerikaner den flüchteten Soldaten sahen, bauten sie ein MG auf und eröffneten das Feuer. Der 19-Jährige wurde von den MG-Salven durchlöchert. Er verblutete und starb am Schinderanger. An Ort und Stelle wurde er begraben. Dort, am Antonieweg in Richtung Schutzendorf, steht heute ein Marienbildstock. Beim Durchsuchen des Hauses entdeckten die US-Soldaten schließlich den Tornister und das Gewehr des SS-Mannes. Das erweckte ihren Argwohn. Daraufhin wurden einige Höbinger Familien aus ihren Häusern vertrieben, sie mussten sich in der Kirche versammeln. Dort verbrachten sie die Nacht vom 24. auf den 25. April 1945. Die rund 300 US-Soldaten zogen mit Panzern und Fahrzeugen durch das Dorf weiter in Richtung Greding.
Ernst Hartmann war 28 Jahre Vorsitzender des Jägervereins Bad Windsheim und hatte Sitz und Stimme im Jägerprüfungsausschuss, Naturschutzbeirat, Industrie- und Handelskammer (IHK), im Industrie- und Prüfungsausschuss sowie im IHK-Gremium Bad Windsheim. Text: Heinrich Stiegler/Fotos: privat
Dieser Marienbildstock erinnert heute noch an den Tod eines jungen SS-Soldaten.
Mitte der 60er Jahre wurde der erschossene Soldat exhumiert und an der Kriegsgräberstätte Nagelberg bei Treuchtlingen begraben. Text: Philipp Seitner/Foto: Michael Seitner
Mittelfranken Krieger- und Sodatenkameradschaft (KSK) Cronheim
TRAUER UM OTTO ROHRMANN Cronheim – Die KSK Cronheim trauert um Otto Rohrmann, der am 23. Mai 2020 im Alter von 69 Jahren unerwartet und viel zu früh verstarb. Er arbeitete sofort nach seinem Eintritt in die Kameradschaft im Jahre 1974 im Vorstand mit. 1976 übernahm er das Amt des Schriftführers und übte es über 44 Jahre bis zu seinem Tod aus. Otto Rohrmann wurde mehrfach durch den Bayerischen Soldatenbund ausgezeichnet, zuletzt 2018 mit dem „Großen Verdienstkreuz am Bande“. Seitens der KSK erhielt er bereits 2014 die „Goldene Vereinsnadel“ für 40 Jahre Vereinszugehörigkeit. Er war in den Ausschüssen bei Vereinsfesten und -Veranstaltungen sehr aktiv und engagierte sich auch ehrenamtlich in weiteren Ortsvereinen. Text: Peter Brandl/Foto: Werner Glas
Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Dittenheim-Ehlheim
FRITZ SCHOTTERER SEIT 65 JAHREN VEREINSMITGLIED Siegfried Reif zum Ehrenmitglied ernannt Dittenheim – Bei der Begrüßung anlässlich der Jahreshauptversammlung der SKK Dittenheim-Ehlheim für 2020, welche noch vor dem Versammlungsverbot im Dittenheimer Feuerwehrhaus abgehalten wurde, begrüßte Vereinsvorsitzender Michael Walther die anwesenden SKK-Mitglieder und namentlich einige Ehrengäste, darunter Bürgermeister Günter Ströbel. Nach dem Totengedenken berichtete Vorsitzender Walther über das abgelaufene Jahr 2019 und ging dabei u.a. auf den Vereinsausflug nach Kehlheim und die erneute Beteiligung am Ferienprogramm der Gemeinde mit einer Kanutour auf der Altmühl ein. Die Ausführungen des Vorredners bestätigte Schriftführer Andreas Schwab mit seinem Bericht. Die Kasse von Ulrich Abrecht zeigte ein positives Jahresergebnis, was durch die Kassenprüfer bestätigt wurde. Der Verein hat 82 Mitglieder, aufgegliedert in einem Kriegsteilnehmer (Friedrich Schotterer senior), zwei aktive Soldaten und 79 Bundeswehrreservisten. Beim Tagesordnungspunkt Ehrungen wurde Siegfried Reif mit Handschlag und Urkunde zum Ehrenmitglied ernannt. Ehrenmitglied Friedrich Schotterer sen. wurde für 65 Jahre Mitgliedschaft in der SKK geehrt. Der aus Wehlenberg stammende Schotterer trat nach seiner Heirat und dem damit
(V.l.): 1. Vorsitzender Michael Walther, Siegfried Reif, 2. Vorsitzender Stefan Eisen, Friedrich Schotterer sen. und Bürgermeister Günter Ströbel.
verbundenen Umzug nach Ehlheim 1955 in die Kameradschaft ein und ist seither ein treuer und gern gesehener Teilnehmer bei allen dienstlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Die Neuwahlen zum Vorstand brachten nur eine Veränderung. Bürgermeister Günter Ströbel, selbst SKK-Mitglied, gratulierte in
den Geehrten sowie den Gewählten, sprach dankende Worte und große Anerkennung für die Arbeit der Kameradschaft mit Blick auf Volkstrauertag, Kriegsgräbersammlung und Teilnahme am örtlichen Ferienprogramm aus. Text: Michael Walther Foto: Andreas Schwab
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Der neue Vorstand der SKK Dittenheim-Ehlheim: Michael Walther (1. Vorsitzender); Stefan Eisen (2. Vorsitzender); Ulrich Abrecht (Kassier); Andreas Schwab (Schriftführer); Horst Meier, Harald Metz, Markus Stierhof und Herbert Meyer (Beisitzer).
Redaktionsschluss für treue Kameraden 5/2020 ist der 3. September 2020
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Mittelfranken Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Streudorf
Aus den Bezirken
GLÜCKWÜNSCHE ZUM 70ER
treue Kameraden 4/2020
Streudorf – Peter Brandl (2.v.r.), BSB-Pressebeauftragter für Mittelfranken und ehemaliger stellvertretender BSB-Kreisvorsitzender, feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Wegen der Corona-Maßnahmen nur im Familienkreis. Eine Abordnung der SKK Streudorf mit (v.r.) Karl-Heinz Kittsteiner (Kreisvorsitzender), Günther Raab (Ehrenkreisvorsitzender) und Albert Reithmeier (Kreisschriftführer) überbrachte die Glückwünsche der Kameradschaft und des Kreisverbandes. Text: Horst Kuhn/Foto: Dieter Schaffert
Soldatenkameradschaft (SK) 1873 Treuchtlingen Die Soldatenkameradschaft 1873 Treuchtlingen trauert um ihr Ehrenmitglied
DENKEN SIE DARAN … uns Beiträge zu „zeitlosen“ Ereignissen in Ihren Vereinen zuzusenden. Damit können wir auch in veranstaltungsarmen Zeiten alle zwei Monate im wahrsten Sinne des Wortes vielseitige treue Kameraden gestalten. Ihre Redaktion
Karl Straßner, der nach kurzer Krankheit am 26. Mai 2020 verstorben ist. Karl Straßner war seit 1964 bis zu seinem Tod Mitglied unserer Kameradschaft. Während dieser Zeit erhielt er die Treuenadeln für 10-, 25-, 40- und 50-jährige Mitgliedschaft. Für seine Verdienste wurde er mit dem Ehrenkreuz, Verdienstkreuz II. und I. Klasse sowie mit dem goldenen Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ehrenamtlich führte er die Kameradschaftskasse von 1992 bis 2010 in vorbildlicher Weise. Für seine verdienstvolle Tätigkeit wurde Karl Straßner im Jahr 2016 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Bei den Kameradschaften im Kreisverband Weißenburg war er bestens bekannt. Aufgrund der besonderen Verordnungen bezüglich der Corona-Pandemie konnten wir uns leider nicht mit Ehrenabordnung, dem „Lied vom Guten Kameraden“ und Ehrensalut verabschieden. Die SK Treuchtlingen wird Ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Dieter Neumann, 1. Vorsitzender
Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html
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Unterfranken Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Wülfershausen Persönliche Aufzeichnungen eines Wehrmachtssoldaten
KRIEG UND GEFANGENSCHAFT Helmut Kömm führte Tagebuch
„Wenn ich zurückdenke, was ich alles mitgemacht habe, kann ich nicht glauben, dass ich das überlebt habe und so alt werden konnte. Hoffentlich gibt es nie wieder Krieg, weil der alles kaputt macht.“ (Helmut Kömm, 93, über Krieg und Gefangenschaft.)
Helmut Kömms Passfoto in seinem Soldbuch. Wülfershausen – Zum Ende des 2. Weltkrieges vor 75 Jahren erreichten uns einige Zeitzeugenberichte ehemaliger Wehrmachtsangehöriger, die bereits seit vielen Jahren Mitglieder in Vereinen und Kameradschaften des BSB sind. Einen dieser Berichte sandte uns Elmar Heil, 1. Vorsitzender der SRK Wülfershausen ein, der die Kriegs- und Nachkriegserlebnisse seines Vereinskameraden Helmut Kömm aufschrieb. Der hatte von der Einberufung bis zur Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in einem 13 x 9 cm großen Heft auf 35 Seiten akribisch in sehr kleiner Schrift Tagebuch geführt. Auf weiteren 16 Seiten sammelte er Adressen von Bekannten und Kriegskameraden und listete dort alle Briefe mit Datum auf, die er erhalten oder selbst verschickt hatte. Bis Anfang 1947 notierte er seine Erlebnisse noch in Sütterlinschrift und ab dem 10. März 1947 dann in lateinischer Schrift, da ihm die Franzosen verboten hatten, weiter in Sütterlin zu schreiben. Das war wohl damit begründet,
dass sie diese Schrift nicht oder nur sehr schwer entziffern konnten. Als Elmar Heil, der auch Hobby-Chronist seines Heimatortes ist, das Tagebuch vor einiger Zeit von Kömms Kindern Reinhold und Claudia Kömm mit der Bitte erhielt, die Aufzeichnungen zu „übersetzen“, ließ er sich das nicht nehmen. Mit Lupe, Internet und einigen Nachfragen bei dem jetzt in einem Altersheim lebenden Helmut Kömm selbst schaffte er es, in mühevoller Kleinarbeit die kleine Schrift zu entziffern, wobei einige Worte, vor allem die Namen von Orten, nicht eindeutig zu entziffern waren. Entweder wich die Schreibweise vom Deutschen ab oder war wegen ausgeblichener bzw. beschädigter Stellen nicht mehr lesbar. Heil fügte auch Satzzeichen hinzu, um die Texte und Zusammenhänge besser lesen und verstehen zu können. Einberufung nur fünf Tage nach dem 18. Geburtstag
sen zu müssen – und das alleine und auf unbestimmte Zeit. Unter der Überschrift „Meine Militärzeit“ schrieb Helmut Kömm: „Am 25. März 1944 7 Uhr einen Einberufungsbefehl erhalten, 1 Woche zurückgestellt u. noch gesät. 6.4. Gründonnerstag nachmittag um ½ 3 Uhr von zu Hause weg. Vater, Alwina und Heinrich mit mir zur Bahn. August und Maria bis Nürnberg, Kuchen gegessen, Kraft aus Iphofen bei Karlstadt getroffen mit S.f.R.1 in Richtung Pilzen, Prag (goldene Stadt), 2 Stunden Aufenthalt. Stadt besichtigt. 1 Zigarettenspitze gekauft. 16 ging die Fahrt weiter über Kolin nach Pardubitz. 15 Uhr in Pardubitz angekommen. ¾ St. in der Kneibe, Ostereier gegessen. 11.55 Uhr durchs Kasernentor, 8. April noch Gregor getroffen. In der von Mudra Kaserne zu Pardubitz“.2 Die Osterfeiertage, berichtet Kömm, seien sehr schnell vergangen, vor allem „mit Abort schruppen“. Von Pardubitz aus wurde er zusammen mit neun weiteren Soldaten nach Gutenfeld, dem tschechischen Dobruška in Ostböhmen, im Vorland des Adlergebirges verlegt, wo eine harte Ausbil-
Nur fünf Tage nach seinem 18. Geburtstag erhielt Helmut Kömm seinen Einberufungsbefehl. Das war am 25. März 1944, morgens um 7 Uhr. Was mag in seinem Kopf und in den Gedanken seiner Eltern, Verwandten und Freunde vorgegangen sein? Auch wenn die NS-Propaganda immer noch vom „Endsieg“ sprach, wussten die Menschen doch von der Kapitulation der 6. Armee im Februar 1943 in Stalingrad und dem Vormarsch der russischen Truppen im Osten. Fast hautnah hatte man am 17. August 1943 den ersten Bombenangriff der Alliierten auf die nur wenige Kilometer entfernte Kugellagerstadt Schweinfurt, das insgesamt 22 Mal Ziel alliierter Bombengeschwader war, miterlebt. Und ganz Mühlhausen hatte doch schon miterleben müssen, wie immer wieder die Nachricht von gefallenen Einheimischen nicht nur bei deren Angehörigen Trauer und Entsetzen auslösten, denn bis zur Einberufung Kömms waren bereits sechs Männer, einige davon nur wenige Jahre älter als er, gefallen. Außerdem bedeutete die Einberufung für die meisten jungen Männer vom Land, erst- Seite 1 in Helmut Kömms Tagebuch. mals ihr Elternhaus verlas-
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Unterfranken
Aus den Bezirken treue Kameraden 4/2020
dung auf ihn wartete. Helmut Kömm schreibt: „Da ging´s rund, ging nur noch zackzack. Spieß Ob. Bayer, hatte eine laute Stimme. Ihr Bauernköpf 8 versäumte Tage, griegten wir anständig Druck verpast. Komp.Chef Oberleut. Langhammer Schweinfurt …Mein Dienst begann 4.30 Uhr bis 22 Uhr. Geht immer mit volem Tempo. Beim Dienst nicht an zu Hause zu denken. Gefechtsausbildung, Exerzieren u. Schießausbildung… 14.4. erstmals Scharfschießen mit Inftr.-Gewehr, noch Schnee. Viel Kino u. Variete. Da hat alles geschlafen. Glamotten voller Dreck ausgewaschen. 1 bis 2x nach Neustadt marschiert 20 km. Schanzdienst. Zum Übungsplatz ½ St. Gasmasken mit M.G. Tiefflieger, Panzer u. alle Gefechtseinlagen. Eine Nachtübung nach der andern, windiges Wetter. Am 26.4. den ganzen Tag Regen nur Regen u. wir Geländeausbildung. Haben unsere Knarren im Wasser abgewaschen, Zugführer Weinemann zog uns da richtig in Dreck rein. Die Erde ziehrt den Infanteristen! 27.4. Marsch M.G. Viele Häuser mit Strohdächer. Man meinte es geht nach Rußland zu. Wohnungen etwas zigeunermäßig. Kleiner Hofraum überall sieht man die Jauche fließen.“ Sonn- und Feiertage mit Beichte und Gottesdienst Immer wieder berichtet Kömm, dass er an Sonn- und Feiertagen zum Beichten ging, Gottesdienste besuchte und die knapp bemessene Freizeit mit Briefe schreiben, Kartenspiel oder Ausgang verbrachte, um dann wieder auf den Drill hinzuweisen: „8.5. Scharfschießen, da kochte mir das Wasser im Arsch. 3 St. unter Gasmaske. Immer mit MG freiarmig roppen, abrollen, gleiden. Meier unser Gruppenführer - der Hundling. Danach im Dauerlauf unter Gasmaske mit M.G. stürzten viele zusammen. Das war der schlechste Tag für mich. 24.5.44 hatten wir ein großes Militär-Konzert, prima Marschm., viele Märsche, von den Tschechen wird man immer schep angeschaut. Wir gingen wie auf Eier. Aber das Essen haut hin.“ Ab dem 28. Mai, Pfingsten, sollten die Schikanen zumindest für einige Tage vergessen sein, nachdem die Abstellung nach Norwegen angekündigt worden war. Die Gedanken an Zuhause blieben aber und den Blick für die Natur hatte er als Landwirt auch nicht verloren: „Es war dienstfrei, hatten Ausgang bis 10 Uhr abends war allerhand los. War Musik Karusell, Schiffschaukel, Schießbuden. Kochlöffel, Wäscheklammer, Kamm, einen
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Seiten 2/3 in Helmut Kömms Tagebuch.
Holzteller als Muttertagsgeschenk abgeschickt. Am Dienstag hatten wir Abstellungsuntersuchung sind noch 4 Spritzen reingejagd worden. Von dort ab keine Ausbildung mehr. Nun hatten wir endlich die Schikanen hinter uns. Schade um die vielen Kirschen in Gutenfeld… Ab gings am 30.5. von Gutenfeld in Richtung Pardubitz. Dort wurden wir zunächst mal eingekleidet. In Pardubitz trafen wir 9 Uhr noch mal unseren ehem. Kompf. von Schweinfurt. Wir jungen Landsleute waren sein größter Stolz. Er nam Abschied von uns. Auch traf ich Gregor Fischer. Schrieben dann gleich eine Karte mitnander nach Hause. Wurden nagelneu eingekleidet. Ich und Baumeister hohlten 2 Faß Bier in der Kandiene. War ein heißer Tag. 6 Uhr abends ging die Fahrt dann weiter nach Jermer. 10 Uhr angekommen. Nach 1 Stunde bis zur Kaserne marschiert. Mit gepackten Affen3. Vor der Kaserne war ein herlicher Fliederpark. Alle Farben. Waren feldmarschmäßig ausgerüstet. Jeder von uns ist froh wenns abgeht. Der Fraß ist hier sehr schlecht. Der schwehrste Dienst des Tages ist Essenfassen. 2 St. Schlangen stehen! Aber Hotel Prag 1 Pfannkuchen 5 R.M.4. Baden in der Mettau. 16.6. faßt ersoffen. Jeder lehrnte Schwimmen, denn es geht über den Skagerrack.“ Verlegung nach Norwegen Die Ausbildung in der Tschechoslowakei war beendet und 150 Soldaten von Kömms Einheit warteten auf ihren Abtransport nach Norwegen, den er so beschreibt: „Am Samstag den 17.6. früh gings in Jermer ab. Um 8.15. Es war ein Sammeltransport. Wurden zu 33 Mann in Viehwagen
geladen. Am Sonntag den 18. früh um 6 Uhr kamen wir in der „goldenen Stadt“ an. Wir wurden hier verpflegt mit Eintopf u. Kaffee. Kamen noch 300 Mann dazu u. um 12 Uhr gings ab. Um 17.45 überfuhren wir die deutsche Grenze. Dann wurden wir verpflegt. Aber hier war ein ganz anderes Leben als in der Tschechei. Die Mädels lachten u. winkten uns zu. Man sah nur freudige Gesichter. Am 19. früh gingen wir in Dresden waschen u. wurden warm verpflegt. 1 Uhr gings weiter nach Falkenberg (a. d. Elbe). Und weiter gehts dann über Wittenberg, Dessau, Magdeburg, Stendal, Eichstedt (Altmark), Bad Oldesloe, Neumünster. Hier hatten wir Aufenthalt, sind verpflegt worden, gab Fliegeralarm. Hamburg war ihr Angriffsziehl. Dann ging es weiter über Schleswig. Flensburg war die letzte deutsche Stadt. Am Dienstag, den 20. abends 7 Uhr überschritten wir die dänische Grenze. Am 21. früh um 8 Uhr wurden wir ausgeladen (Zigaretten u. Schnaps in rauen Mengen). Gute Stimmung. Gepäck wurde verladen auf L.K.W. Dann marschierten wir eine halbe Stunde bis zum Hafen Arhus. Wir wurden eingeschift u. um 11.30 Uhr verließen wir das Festland. Die See war schön ruhig u. es war eine herrliche Fahrt. Nach 30stündiger Fahrt erreichten wir den Hafen Oslo. Um 17.30 Uhr wurde unser Gepäck verladen. Dann hatten wir eine ½ Stunde zur Wehrmachtsunterkunft. Hier lagen wir 2 Tage. Hatten schönes Leben. Kino, Variete u. Backen. Von hier aus mußte ich mich dann von meinem Kamerad Gregor trennen. Am 25. Juni abends 7 Uhr gings dann mit dem Zug weiter. Nach 17stündiger Fahrt in Personenwägen haben wir nun um 12 Uhr Trond-
Unterfranken kapitulierte und der Zweite Weltkrieg damit beendet war, verweilten die deutschen Soldaten immer noch in Norwegen. Erst im August hieß es, dass sie nach Hause können, doch es sollte anders kommen. Der Weg in die Gefangenschaft
Seiten 12/13 in Helmut Kömms Tagebuch.
heim erreicht. Empfingen dort Marschration für den nächsten Tag. ½ 3 Uhr kamen wir dann weiter nach Grong.Kamen abends 20 Uhr dort an. Wurden verlegt und sind im Metia Lager übernachtet. Am 27. früh 7 Uhr gings dann weiter, Mittag 11 Uhr kamen wir dann in Namsos an. Namsos liegt 200 km nördlich Trondheim. Namsos unser Ziehl. Dort wurden wir dann ausgeladen und am gleichen Tage noch entlaust u. untersucht. Hier wurde ich als Radfahrer zur 13. Radfarkomp. Ausgehoben“. Die ersten Tage im Norden „Am 29. Juni 44 mußte ich dann gleich in das Krankenrevier einziehen, hatte Anchina (Anm.: Angina?) Hatte dann 40,9 Fieber. Aber schon nach 10 Tagen war auch dieser Schmerz vorüber. Am 10. Juli 44 kam ich nach Engan. Hier hausen wir die ganze Zeit in Zelten. Dienst: früh Ausbildung, nachm. Arbeitsdienst Holz schleppen, Bunker bauen u. Haschienen (Donnerbalken) machen; 11.7.44 1. Wache. Zugfhr. Oberf (Rose) Ich laß Sie einsperren!“ Immer wieder schreibt Kömm von „Gefechts- und Scharfschießen, Exerzieren“ sowie über gelegentliche Kameradschaftsabende und Feiern mit „großem Essen, Bier, Schnaps, Zigaretten, Musik, Kino- und Varietebesuchen“. „Am 28.7.44. zogen wir von dort aus ins Hökens-Lager zurück. Hier machten wir jetzt nun alle Tage Ausbildung. Schönes Wetter 29.7. Gottesdienst mit Kommunion und Beichten. Am Mittwoch, den 16.8. hatten wir Besichtigung durch Regimentskommandeur. Unsere Gruppe hatte Angriff
aus Bereitstellung von 800 – 300 Meter. Die fiehl sehr gut aus. Ich als MG-Schütze I bekam bei der Besprechung ein extra Lob. 18.8. Scharfschießen mit S.MG. 42 (Anm.: Schweres Maschinengewehr) mit Schnellfeuergewehr. Sehr schlechtes Muster. Am 1.9.44 hatten wir Schießen, 2. September 2 Grad Kälte, am 3.9.44 1. Schnee; 7. u. 8.9.44 Übung Sauwetter; 15. Scharfschießen unter Gasmaske. Am 16.9.44 um 5 Uhr gings los mit Vollalarm. 17.9. Stubendurchgang mit Spindappel. 20.9. Alarm; 22. auf 23.9. Nachtübung. Spähtrupp. Am 20.10. Elektrischen Kocher gekauft 30 Kronen 2 Pack Tabak. Am 16.11. ein Unglückstag für mich, gestürzt mit MG auf Eis. Bluterguß. 5 Schöne Tage. Am 17.11. auf Spähtrupp nach Namdalseid! Kalb, Hühner u Milch gekauft. 18.12. zurück. 19.12. auf Spähtrupp nach Kolvereid. Schiffard stürmisch. 23.12. zurück. Weihnachtsfeiertage ohne Schnee. Am Heiligenabend hatten wir Weihnachtsfeier im Rahmen der Komp. Das schönste Geschenk ein Päckchen von daheim. Jeder bekam: 1 Flasche Wein, 1 St. Streuselkuchen, Zahnpasta, Hautgrem, Taschenmesser, Buch u. Schokolade. Dann gabs noch Kaffee u Kuchen, 24.12. wurde ich zum Obergrenadier ernannt. Auf unserem Baum brannte mein blaues Kerzchen von zu Hause. Am 27.12. Verladeübung. Schneesturm.14.1.45 sind wir in Rörvig gelandet u. im Sturm genommen. Wuchtige Straßenkämpfe, prima Kameradschaftsabend. Am 4.3. zum Gefr. befördert. 20.3. Geburtstagsfeier, Schinken, Eier, Fische, Bier u. dienstfrei. 12.4. Draisinenstreife in Rauen gefaren.“ Obwohl ja am 8. Mai 1945 Deutschland
„8. Juni Größter Saufabend. 12.7. Buchgeister Tod. Bruno rechter Fuß, rechte Hand u. Brust weg. Ofeldw. Nord kompl. Oberschengelbruch. Am 13.8. kam der Befehl, daß alle Mfranken nach Hause fahren natürlich ohne uns beschissene ??. 17. kam an mich der Befehl zum Abtransbort. Am 18.8.45 16 Uhr wurden wir mit Schiff abtranzbortiert. Großer Abschied. Vom Hafen Namsos gings mit Karacho ab in Richtung Drontheim. Alle Schiffsirenen heulten zusammen, großartig. Sonntag 19. 14.00 in Drontheim angekommen. Im Lagerbezirk August getroffen. Im Sommer wog ich 84,5 kg. 26.8.45 kamen wir in Drontheim durch die Kontrolle. Da waren die Entlassungspapiere fertig gemacht. Von da an gings 18 km weiter ins Durchgangslager Klett. Dort hausten wir 5 Tage beim größten Treck u. schlechter Kost in Zelten. Dort lagen immer 25 000 Mann. 31.8.45 marschierten wir die 18 km zurück. 31.8.45 abends 8 Uhr verließen wir den Trondheimer Hafen. 4.9.45 Um 8 Uhr morgens erreichten wir nach 85stündiger Fahrt den Bremerhafen. Das Schiff hieß „Bochum“ 6400 t, abends gings nach kräftiger Amimahlzeit mit Zug in Güterwägen pro Wagen 50 Mann, 60 Wagen 3000 Mann in Richtung Heimat ab. Jeder freute sich, daß er endlich wieder einmal auf deutschem Boden stand. 6.9.45 kamen wir nach Bretzenheim b) Bingen a. Rhein in ein großes Lager. Dort wurden wir in Gottes freier Natur untergebracht. 7.9.45 Hatte ich Ernst gedroffen. 9.9.45 wurden wir wieder in offene Güterwägen verladen.“ „Leidensgeschichte“ in Frankreich „Es ging nach Frankreich. Metz, Toul, Moulins5, Montlucon6. In Bretzenheim wurde ich meiner Uhr beraubt. Das werde ich mir ewig gedenken. In diesem Lager sind 18.000 Frauen u. Kinder umgekommen. Kinder wurden im Freien geboren. 60 Rm f. 1 Brot. 12.9.45 wurde mir die Pistole auf die Brust gesetzt u. silbernes Zigarettenetui geraubt. 13.9.45 Morgens 1 Uhr wurden wir von den Wägen raus gestürtzt mit Gepäck. Schlimmer wie Vieh behandelt. Dann ging der Hundsmarsch los. Wurden mit Stöcken gehauen. Mußten 15 km in der Nacht marschieren, hat auf uns geschlagen u. geschossen. Viele zusammen gestürtzt. Es war ein Wettlauf. Wir hatten 96 Stunden nichts mehr gegessen. ½ 400 in Drongso
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angekommen, nichts zu saufen. 16.9.45 Sonntag Gottesdienst, Beichten u. Kommunion im Freien 17.9.45 wurden wir ausgeblündert, Sachen weggenommen, Sack, Dornister, Bergschuhe. 20.09.45 Abend 5 Uhr ging es zurück mit Bahn zurück nach Urcay7 15 km; war unsere Leidensgeschichte. 22.9.45 kamen wir in Mauriac8. 23.9.45 war Kirche anschließend bekamen wir die schöne Klatze geschohren. 24.9. wurden die Personalien aufgenommen u. gewogen, hatte 70 kg, 9 Tage kein Stuhlgang, mit Steinen geschmissen; 29.9.45 von Mauriac nach Murat9 mit 40 Mann auf Holzkommando, 70 km mit LKW. 30.9. suchten wir uns Rüben u. Blätter zu fressen. Laub war Tabak u. Tee, hier schikaniert u. geschlagen. 1.10.45 Der erste Arbeitstag, Essen, Scheiße, schlichen nur noch alle mit Stöcken daher wie alte Männer. 300 gr. Brot. Verpflegung gestohlen. 29.12.45 kamen 15 Mann 6 km von Murat nach Memarques zu Bauern. Machten Straßenbau. Aus Tellern gegessen. 17.II.46 kamen wir von dort aus nach Laschapelle10 zu Wegebau, waren ich Adam u. August beim Bürgermeister, sehr gut, 1 Zigarette, Schinken u. Eier. 20.3. Geburtstag, 30 Haselnüsse, zu 1. mal ohne Hemd gearbeitet. 18.4.46 in Kuhstall Osterbeichte, Ostersonntag Kommunion 21.4. zu Laschapelle. 25.5. Hochzeit zu Laschapelle Maria Luise, Kalb u. Schwein mußten dran glauben, es gab Wurst, Wein, Kalbshaxen, Kalbsbraten, Käß, Zigaretten, Brot, Eier, 1 Tafel Schokolade, Erdbeeren.“
Tagebucheintrag: „15. Mai kam ein Schreiben von Mauriat, daß damit zu rechnen sei, daß in absehbarer Zeit die Entlassung aus der Gefangenschaft beginnen würde.“
bis Dezember. Für Januar wurden wir um Tabak beschissen. Sonntag 21.7. u. 28.7. Kirschen gegessen biß zur Vergaßung. 24.7. ging die Ernte los. Mein Binder, der Bindnagel! Gerste u. Hafer gemäht, wie Heu, nicht gebunden. 10.8. Gewitter 11.8. 2 Briefe nach Hause u. Karte an Mari geschrieben. 15.8. Maria Himmelfahrt Feiertag 10 Uhr Kirche, 11 Uhr Post erhalten v. Mutter Karte u. Liane. 15.8. Kameradschaftsnachmittag, Wein weiß rot. Wasser 6 ltr., Adam, Seppl, Richard, ich u. Ernst. Jeder Brot, Käse, Tag wurde anständig begossen. Ein schöner Tag ging zu Ende !!!!!“ Weihnachten 1946 in Kriegsgefangenschaft Recht ausführlich beschreibt Kömm das Weihnachtsfest 1946, das er mit einigen seiner Mitgefangenen feiert: „22.12. Christbaumständer gemacht mit
Hoffen auf Entlassung aus Gefangenschaft Eine Nachricht im Mai 1946 (s. Abb oben rechts) weckte wohl die Hoffnung auf eine baldige Entlassung aus der Gefangenschaft, denn sie wurde extra dick unterstrichen. Doch das sollte noch einige Zeit dauern. Auf die Gefangenen warteten landwirtschaftliche Arbeiten wie Kartoffel legen und ernten, Heu machen, Rüben hacken, Krummet mähen, Dreschen, Stallarbeiten, Holz machen, Schlachten. Einige Male gab es dabei besonders gutes und reichhaltiges Essen. Das tat besonders gut, vor allem wenn auch noch erfreuliche Nachrichten von daheim ankamen: „Am 15.6. haben wir das letzte Mal Steine geklopft. Ab 16. Juni bei Bauern. Dann mußten wir Rüben hacken, Kartoffeln hacken u. Heu machen, sehr warm, einige Tage auch Gewitter 3.7. war unser Alter in Mauriak brachte uns nur Rauchwaren (2 Paket Tabak à 50 gr) für Monate September
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Tagebucheintrag zu Weihnachten 1946.
der blauen Aufschrift fröhliche Weihnacht 1946. Schmuck: 9 Sterne, 8 Holzäpfel, 6 Kerzen, Silberpapier. Aufgestellt in der Werkstatt zu La-Chapelle, 5 Zig. Schwarz. 800 kamen Franz Seitz aus Rütschdorf, Post Walldürrn, Kreis Buchen, Baden, und Ernst Schandelmeier aus Oberrotweil Hauptstr. No 123, Kreis Freiburg, Süd Baden; Konrad Jung Messel Darmstadt. Adam. 8 begann die Feier mit eim Kuhschellengeläute, im Kerzenschein sangen wir einige W-Lieder, Kameraden spielten Karten. Ich schrieb 1 RK-Karte nach Hause. 1000 Uhr gingen wir zu Toni hoch. 1130 Franz u. ich zur Mette, 1.15 zurück. Schlafen/Abendessen am Hl. Abend. Kohlrüben / verbrannt / Wein. 25.12. 8.30 aufstehn. Kam Franz schon gerannt. 10 Uhr Messe / Lange sagte Juni zu Hause. Oktober alles draußen. 1 Zigarette. 200 Brief nach Hause geschrieben u. Liane Karte, beim Mittagessen Hund in die Küche
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geschissen, Abendessen Kartoffel u. Salz. 2 Paar Socken, das war die traurigste Weihnacht meines Lebens. Das ist hier Kultur! Da ist 2. Weihnachtsfeiertag und nichts davon gemerkt, von früh bis abend mit Pickel und Schaufel gearbeitet. Erde 50 cm gefroren. Silvester 1 Glas Wein v. Ferdl. Neujahr früh Kühe putzen. 7.1. Handschuhe von Leoni bekommen. 8.2. Ein schwerer Tag, immer Regen, den ganzen Tag Stauden gesetzt. Montag, den 24.2. Adam im Lager, wir erhalten 2 Hosen, 1 kleinen Rock. 25.2. 50 cm Neuschnee, von der Frau 1. Rock u 1 Hemd bekommen, Tine Hose repariert. Stalldienst. 1 sehr ruhige Woche. Immer Schnee. Am 5.3.47 Sauwetter, Linsen gelesen, 1 Paar Holzschuh bekommen u. abends beschlagen. 10.3. Beginn der Friedenskonferenz mit Deutschland in Moskau, prima Wetter. 20.3. Geburtstagsfeier: Abends Schokoladenpudding u. Brötchen. Seppl, Toni, Ernst, Ludwig, Franz u. Adam da, großer Ringkampf im Bunker zu La-Schapelle! Kartenspiel bis 1.00 Uhr. 10 Zigaretten u. 1 Paket Tabak gestiftet. Am 20.3. Regenwetter. Stroh gekämmt für Dach.“ Das große Glück – Befreiung Das Frühjahr ist wieder ausgefüllt mit Garten- und Feldarbeit, Mistfahren, Obstbäume herrichten, Vieh weiden und das bei meist schlechtem Wetter, so dass Kömm schreibt: „Heute am 1. Mai früh Rüben säen, zieml. kalt und mittag 12 fieng es an zu schneien. Von 12.00 – 17.00/ 10 cm Schnee. Auch fangen jetzt so langsam die paar Obstbäume an zu blühen in diesem armseligen, verhunzten, steinernen Cantal (Anm: so heißt das Departement). In der Nacht v. 4. auf 5. Frost. Obst u. Kartoffel erfrohren. Am 1.6.47. freiwillig Meldung als Zivilarbeiter ich, Toni, Seppl, u. Ernst in die Eisenindustrie in Bezirk (Seine) Paris gemeldet. Am 22.6. einen Füller für 230 frs. gekauft! 30.6.47. Koffer (braun) für 600 frs aus Murat gekauft. 20.7. Großes Essen, 1 Huhn 35 Eier, Konrad, Franz, Seppl, Adam und ich Prima!“ Von da an gibt es im Jahr 1947 nur noch wenige Eintragungen, so am 21.7. „Korn geschnitten“, am 6.8. und 18.11. „ein Schwein geschlachtet“. Im Jahr 1948 notiert Kömm nur noch an sechs Tagen in wenigen Worten die Ereig-
Auf der letzten Seite seines Tagebuchs schreibt Helmut Kömm das Ende der Gefangenschaft. nisse, wohl auch damit begründet, dass die Hoffnung auf eine baldige Heimkehr immer geringer wurde, während sich die Arbeiten wiederholten und fast alltäglich waren. Umso erfreulicher dann der Eintrag im Oktober in riesigen Lettern (s. Abb oben): 48 Das große Glück !! Befreiung ! Am 29.10. geht es nun ab in Richtung Clermont11! Bei Gesprächen mit Helmut Kömm über seine Erlebnisse äußerte er an seinem 93. Geburtstag: „Wenn ich zurückdenke, was ich alles mitgemacht habe, kann ich nicht glauben, dass ich das überlebt habe und so alt werden konnte. Hoffentlich gibt es nie wieder Krieg, weil der alles kaputt macht.“ Text/Scans: Elmar Heil/Fotos: privat Zur Person Helmut Kömm wurde am 20. März 1926 in Mühlhausen, heute ein Ortsteil des Marktes Werneck, als Sohn des Landwirtsehepaares Richard und Katharina Kömm ge-
boren. Nach Krieg und Gefangenschaft heiratete er am 18. November 1952 Lydia Heil und zog nach Wülfershausen, wo er bis 2019 zuletzt bei von seinem Sohn Reinhold und dessen Ehefrau Claudia gepflegt wurde. Seit einigen Monaten ist der nunmehr 94-Jährige in einem Pflegeheim untergebracht. Anmerkungen: 1 S.f.R. = Schnellzug für Fronturlauber 2 Pardubice (tschech.) oder Pardubiz liegt gut 100 km östlich von Prag an der Einmündung der Chrudimka in die Elbe. 3 Rucksack, Tornister 4 Reichsmark 5 Auvergne 6 Region Auvergne-Rhône-Alpes 7 Region Auvergne-Rhone-Alpes 8 Region Auvergne-Rhône-Alpes 9 Region Auvergne-Rhône-Alpes 10 gemeint wohl Lachapelle 11 Hauptstadt des französischen Departements Puy-de-Dome in der Region Auvergne-Rhone-Alpes
Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html
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Oberbayern Soldatenkameradschaft (SK) Unterfinning Erinnerungen an den II. Weltkrieg
Aus den Bezirken
DER 28. APRIL 1945 IN UNTERFINNING
treue Kameraden 4/2020
Unterfinning, ein kleiner Ort zwischen Lech und Ammersee, blieb bis zum Ende des II. Weltkrieges von Kriegshandlungen fast verschont. Lediglich ein Bomben-Notabwurf eines US-Bombers im Jahr 1943 verfehlte knapp den Dorfrand und richtete nur Flurschaden an. Im März und April 1945 änderte sich das dörfliche Bild. Es kamen immer mehr deutsche Soldaten ins Dorf und für diejenigen, die die Zeichen lesen konnten und wollten, wurde klar, dass der Krieg seinem Ende zuging. Erasmus Huber, Mitglied der SK Unterfinning, sandte uns seine Aufzeichnungen jener Wochen zum Abdruck in treue Kameraden zu. Er kennt die Vorgänge nicht aus eigener Beobachtung, da er selbst damals noch in amerikanischer Kriegsgefangenschaft war, sondern schildert das, was er nach seiner Rückkehr in die Heimat im Dorf erfuhr: Lange Zeit von Kriegshandlungen verschont Manche Soldaten kamen auf ihrem Rückzug zu Fuß, andere mit Fahrzeugen. Einige ruhten sich für einige Stunden aus, bevor sie in Richtung Alpen weiterzogen. Auch in der Luft kam es in der Umgebung vermehrt zu Kämpfen zwischen amerikanischen und deutschen Flugzeugen. Zwei deutsche Flugzeuge stürzten im Umkreis des Dorfes ab. Ein Flugzeug in unmittelbarer Nähe des Fuchshofes, ein weiteres im Filz zwischen Entraching und Dettenhofen. Dort steckt es noch heute im Moorboden, wobei nicht feststeht, ob der Pilot mit dem Flugzeug begraben ist. Der Krieg holt das Dorf doch noch ein Am 28. April 1945 holte der Krieg auch Unterfinning endgültig ein. Von Westen aus Kaufering und Schwifting kommend, bewegten sich die amerikanischen Truppen mit Panzern und anderen Fahrzeugen in Richtung Unterfinning bis zu einer Anhöhe vor dem Dorf. Im Dorf selbst befanden sich bis zu diesem Zeitpunkt noch einige Dutzend deutsche Soldaten sowie einige SS-Männer. Der Landwirt Josef Löbhard, dessen Anwesen am westlichen Ortseingang lag, wollte den Amerikanern eine kampflose Übergabe des Ortes signalisieren und hängte eine weiße Fahne aus dem Fenster. Ein bekanntermaßen gefährliches Unterfangen, wenn es wie hier nur einige Augenblicke zu früh erfolgte. Ein SS-Offizier sah dies, und mit
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einem „verdammtes Volk, so weit sind wir noch lange nicht” hatte er seine Pistole bereits in der Hand. Noch bestand ein Befehl des obersten SS-Führers, Heinrich Himmler, dass alle Personen standrechtlich zu erschießen seien, die beim Herannahen des Feindes eine weiße Fahne hissen. Der Landwirt wurde gesucht, um auf der Stelle erschossen zu werden. Er hatte noch Gelegenheit, sich schnell in seiner Scheune zu verstecken. In diesem Augenblick gab ein amerikanischer Panzer, der auf dem Kreuzberg am westlichen Dorfrand stand, einen Schuss über das Dorf hinweg ab. Der SS-Offizier drehte sich daraufhin auf der Stelle um und verschwand mit seinem Fahrzeug. So hatte ein Feindpanzer diesem Landwirt in letzter Sekunde das Leben gerettet. Die Amerikaner kommen Fünf Minuten später waren die Amerikaner im Dorf, das sie kampflos einnahmen. Das Dorf wurde von den US-Soldaten durchsucht. Es fielen lediglich ein paar Gewehrschüsse und dies nur zur Einschüchterung der Bevölkerung. Im Dorf befanden sich noch ein paar Dutzend deutsche Soldaten, die sich entweder freiwillig ergaben oder von den Amerikanern in Scheunen und Schuppen aufgestöbert und gefangen genommen wurden: Die Gefangenen wurden von den US-Soldaten an der Friedhofsmauer zusammengetrieben und bewacht. Es waren etwa 40 bis 50 Soldaten, die stundenlang an der Mauer stehen mussten und starken Durst litten. Die Wirtin des Gasthauses Jakob sah dies und brachte ihnen mehrmals Wasser zum Trinken. Mehrmals schossen die amerikanischen Bewacher den Gefangenen vor die Füße, wohl aus Nervosität und um sie einzuschüchtern. Dabei wurden auch mehrere Soldaten durch Abpraller verletzt. Am Abend wurden sie dann auf Lastwagen verladen und abtransportiert. Nach dem Einmarsch der Amerikaner kam auch die Bevölkerung wieder aus Kellern und Verstecken, in denen sie Schutz gesucht hatte. Da es zu keinen Plünderungen und auch sonst zu keinen Repressalien kam, schaute bald die gesamte Dorfbevölkerung dem Treiben der US-Soldaten interessiert zu. Wenn nicht später französische Truppen im Dorf einquartiert worden wären, hätte Unterfinning das Kriegsende gut überstanden. Im Dorf waren Ende April 1945 noch mehrere französische Gefangene, die wäh-
Erasmus Huber als amerikanischer Kriegsgefangener. Im Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Reims (Frankreich) konnten die Gefangenen ihre alten zerschlissenen Wehrmachtsuniformen abhielten und erhielten fast neue, ungetragene US-Uniformen mit dem Aufdruck „PW“ (Prisoner Of War). – Foto: privat
rend des Krieges in der Landwirtschaft eingesetzt waren und denen es in dieser Zeit nicht allzu schlecht ergangen war. Deshalb stellten sie offensichtlich der Unterfinninger Bevölkerung bei den Amerikanern ein gutes Zeugnis aus. Einige Tage blieben sie noch im Dorf und wurden später von den Amerikanern abtransportiert. Schwere Ausschreitungen der französischen Besatzer Am 2. oder 3. Mai 1945 war es dann mit der Ruhe im Ort vorbei. Ca. 350 weiße und farbige französische Soldaten, so genannte De Gaulle-Truppen, rückten ins Dorf ein. Das Unrecht, das deutsche Soldaten in die Welt getragen hatten, kam nach Deutschland zurück und traf nun auch Unterfinning! Frau Jakob, eine Zeitzeugin berichtet: „Bei uns in der Gastwirtschaft wurde von den Franzosen die Kommandantur eingerichtet. Sie beschlagnahmten das ganze Haus. Gläser, Krüge, Wanduhren und Kreuze wurden zusammengeschossen und zerstört. Wir mussten in den Heustadel ziehen und durften nur das mitnehmen, was wir auf dem Leib trugen. Kleider, Wäsche und andere Gebrauchsgegenstände wurden auf einen Haufen geworfen, mit Benzin übergossen und angezündet. Die Betten wurden aufgeschlitzt, die Federn zerstreut und Mehl darüber geschüttet. Unsere Möbel wurden mit der Axt zerschlagen. In der
Wirtsstube legten die Soldaten eine Hakenkreuzfahne aus und trieben die Dorfbevölkerung zusammen. Die Leute mussten niederknien und auf die Fahne spucken. Anschließend wurden sie mit Fußtritten aus der Wirtsstube hinausgeworfen.” Eine andere Zeitzeugin, Frau Fink, berichtete, dass auch im Pfarrhof ca. 15 Franzosen einquartiert wurden. Im Pfarrhof wohnte zu dieser Zeit auch eine Flüchtlingsfamilie mit einer 14-jährigen Tochter. Das Kind wurde von den Soldaten mehrmals vergewaltigt und so übel zugerichtet, dass es ins Landsberger Krankenhaus gebracht und operiert werden musste. Ein Schicksal unter Millionen in den Kriegs- und Nachkriegstagen und leider auch nicht die einzige Ausschreitung dieser Art im Ort. In der Folgezeit wurde im ganzen Dorf geplündert und geraubt. Mit Minensuchgeräten spürte man Uhren, Schmuck und andere Wertgegenstände auf und konfiszierte sie. Es ist verständlich, dass Pfarrer Eckl, in dessen Pfarrhof scheußliche Sachen passierten, darunter schwer litt. Bei Nacht und Nebel verließ er mit seiner Schwester und wenigen Habseligkeiten den Pfarrhof und floh auf den Einödhof der Familie Klugbauer (beim Wiesmann). Vorsorglich hatte er vor dem Einmarsch fremder Truppen alle Pfarrakten und Matrikeln in der Kirche versteckt, so dass sie im Gegensatz zu den Gemeindeakten die Wirren der Nachkriegszeit überstanden. So lange die französischen Soldaten im Dorf waren, kam er nur einmal zurück, um in der Kirche den Schmerzhaften Rosenkranz zu beten. Er beschloss sein Gebet mit den Worten: „Wir beten noch ein Vaterunser zur Schmerzhaften Mutter Gottes, unserer Kirchenpatronin, dass der Herrgott diese schwere Heimsuchung, die über unser Dorf gekommen ist, wieder abwenden möge.” Es waren drei schwere Wochen für die Unterfinninger Bevölkerung, aber auch die Nachbardörfer litten unter der Besatzung. Es blieb auch nicht immer bei den bereits beschrieben Ausschreitungen. So wurden etwa drei Finninger Bürger, wohl nur zur Belustigung der Besatzer, gezwungen, ihre eigenen Gräber zu schaufeln. Man eröffnete ihnen, in einer halben Stunde grundlos erschossen zu werden. Die Exekution unterblieb dann doch. Gott sei Dank! In der Dorfmitte, beim Schmied, zogen die Besatzungssoldaten die Trikolore auf. Jeder der vorbeiging, musste die Fahne grüßen. Drückte sich jemand davor und wurde er erwischt, wurde er schwer verprügelt. In der Uttinger Kiesgrube wurden mehrere heimkehrende deutsche Soldaten, die den Krieg überlebt hatten und von den französischen Truppen noch nach Kriegsende aufgegriffen wurden, standrechtlich erschos-
sen. Im Entrachinger Friedhof liegt noch heute ein unbekannter deutscher Soldat begraben, dem die Besatzer, bevor sie ihn erschossen, alle Papiere abgenommen hatten, um eine Identifizierung unmöglich zu machen. Es gab auch einige aufrichtige französische Offiziere und Unteroffiziere, die manches Unheil von der Bevölkerung abwenden konnten, ihre marodierenden Soldaten jedoch nicht ständig im Zaum halten konnten. So sorgte der in meinem Vaterhaus einquartierte Korporal mit einem Anschlag an der Haustür dafür, dass die zum Plündern anrückenden Soldaten unser Haus verschonten. Auch unser Feldstadel erhielt einen Anschlag und wurde dadurch nicht wie viele andere angezündet. Unermesslicher Schaden entstand der Gemeinde Unterfinning durch ein sogenanntes Siegesfeuer vor dem Schulhaus. Dabei wurden alle Gemeindeakten, Namensregister und sonstigen Dokumente ein Raub der Flammen. So ging die Gemeindehistorie in Flammen auf und ein Dorf wurde dem
Zeugnis seiner fast tausendjährigen Geschichte beraubt. Spätfolgen Nach ca. drei Wochen zogen die französischen Truppen wieder ab. In der Gemeindeflur lagen noch Waffen und Munition herum, die die Finninger Jugend zum Spielen anregte und noch Monate nach Kriegsende zu einem schweren Unglück führte. Am 3. Juni 1945 explodierte beim Hantieren mit diesen Utensilien eine Granate, die drei Buben von 13, 14 und 15 Jahren in den Tod riss und zwei schwer verletzte. Die Verletzten wurden von amerikanischen Soldaten nach Landsberg ins Krankenhaus gebracht, beide haben das Unglück überlebt. – Dies waren die letzten Finninger Opfer des II. Weltkrieges. In der nun fast 850-jährigen Geschichte hat Unterfinning – Geschichtsschreiber haben Derartiges nicht festgehalten – wohl mit am schwersten unter der Nachkriegszeit des II. Weltkrieges gelitten.
Zum Autor: Erasmus Huber wurde am 9. Juli 1927 in Unterfinning geboren. Im April 1944 wurde er zum Arbeitsdienst nahe der ungarischen Grenze einberufen. Er unterstützte beim Bau von Feldflugplätzen. Wegen einer Erkrankung kam er ins Lazarett, wo bei ihm immer stärker der Wunsch reifte, zur Wehrmacht, genauer: zur Luftwaffe, einberufen und Unteroffizier zu werden. Der Wunsch war nicht neu, hatte er doch die Bekanntschaft von hohen Wehrmachtsoffizieren gemacht. Seinem Wunsch wurde stattgegeben und er unterzog sich erfolgreich der Aufnahmeprüfung an der Unteroffizierschule 4 (Dänemark). Die Grundausbildung absolvierte Huber am Flugplatz Kopenhagen, danach wurde er zur Fallschirmpionier-Ausbildung nach Güstrow versetzt. Durch Holland ging es weiter zurück nach Deutschland, in die Eifel. Hier geriet er am 9. Februar 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft und gelangte über Belgien schließlich in ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Reims (Frankreich). Hier wurde er recht schnell Vorgesetzter von zwei anderen Gefangenen – und handelte nebenbei mit amerikanischen Waffen, denen die GI keine Beachtung schenkten. Ein gutes Zubrot! Vom Tode Hitlers und dem Ende des Krieges erfuhren die Gefangenen durch
Anschläge, die die US-Soldaten im Lager anbrachten. „Wir haben das zur Kenntnis genommen“, erinnert sich Huber, „einfach zur Kenntnis genommen. Wir waren froh, alles lebend überstanden zu haben.“ Die Gefangenschaft dauerte aber an. Am 28. Juni 1946 wurde Erasmus Huber schließlich im hessischen Marburg aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte nach Hause zurück. Er nahm er das Studium zum Agraringenieur auf und arbeitete anschließend im Landwirtschaftsamt Augsburg. Als einer der Ersten meldete er sich 1955/1956 zur Bundeswehr und unterzog sich in Uetersen erfolgreich einer viermonatigen Eignungsübung. Da ihm der Standort überhaupt nicht gefiel, beantragte er seine Versetzung nach Landsberg, Lechfeld, Kaufbeuren oder Fürstenfeldbruck. Der Heimatnähe wegen. Er wurde nach Lechfeld versetzt und in der dortigen Fliegerhorstgruppe als Personalhauptverwalter eingesetzt. Über eine Zwischenverwendung an der Flugzeugführerschule „A“ in Penzing (Landsberg) kehrte er als VS-Verwalter nach Lechfeld zurück, wo er 1980 mit dem Dienstgrad Hauptfeldwebel aus dem aktiven Dienst ausschied. Der Soldatenkameradschaft Unterfinning gehört er seit dem Jahre 1975 an. (kdt)
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Oberbayern
Aus den Bezirken
Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Fürstenfeldbruck
FRONLEICHNAM UNTER AUFLAGEN
treue Kameraden 4/2020
Fürstenfeldbruck – Die KSK Fürstenfeldbruck ließ es sich trotz Corona-Krise nicht nehmen, am Fronleichnamsfest in Fürstenfeldbruck teilzunehmen. Mit der Vereinsfahne in einem festlichen Umzug durch die Stadt zu ziehen, hat Tradition und soll auch so weitergeführt werden. Der Umzug fiel zwar den Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus zum Opfer, doch konnte die KSK auch diesmal mit einer Fahnenabordnung am Festgottesdienst in der Klosterkirche teilnehmen. Dies wurde auch von Pfarrer Otto Gäng bei seiner Ansprache besonders gewürdigt. Text/Foto: Franz Leckenwalter
KSK-Fahnenabordnung in der Klosterkirche – auf Abstand und mit Mundschutz.
MILITÄR-MAX-JOSEPHORDENSFEST FÄLLT 2020 AUS München (tK) – Nach Abwägung aller Unwägbarkeiten die sich aus den Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergeben, hat der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Reservisten-, Soldaten- und Traditionsverbände (ARST), Generalmajor a.D. Jürgen Reichardt, bei der Bayerischen Staatskanzlei das diesjährige Foto: Klaus D. Treude Gedenkfest abgesagt.
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Schwaben Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Giengen/Brenz
FÜR DEN EINSATZ IN DER KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE GEEHRT Giengen/Brenz – Noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie fand bei der SRK Giengen/Brenz gleich zu Beginn des Jahres ein Vortrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. mit zahlreichen Ehrungen statt. Seit 40 Jahren sammeln die Mitglieder der Kameradschaft traditionell an Allerheiligen vor den Toren des örtlichen Friedhofes für den Volksbund und erreichen immer ein stattliches Sammelergebnis. Je nach Wetterlage lagen die Spendensummen bisher zwischen 900 bis 1.300 Euro. Im Jahr 2011 leistete die Kameradschaft unter der Kommandoführung ihres Vorsitzenden Wolfgang Baisch auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Pomezia bei Rom einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz. Dabei wurden Grabsteine gesäubert und instandgesetzt, Blumenschmuck angebracht und auch eine komplette Fahrstraße zum Haus des Friedhofverwalters angelegt. Hierzu mussten unter der fachmännischen Leitung des zweiten Vorsitzenden Claudius-Michael Klatt schwere Geräte wie Minibagger, Rüttler und Betonmaschinen eingesetzt werden. Auch eine Wendeplatte für PKW’s wurde eingerichtet. Lohn der Arbeit war am Abend ein erfrischendes Bad im nahegelegenen Mittelmeer. Aber auch eine
Hohe Ehrungen durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für langjährige Sammler der SRK Giengen, die bis zu 40 Jahren ehrenamtlich im Einsatz waren (v.l.): Klaus-Dieter Keller, Georg Stabl, Claudius-Michael Klatt, Wolfgang Baisch, Klaus-Josef Strehle, Markus Ruck, Konrad Heidler und Ursula Gerschewski.
Rom-Besichtigung, bei der die Ausflügler zufällig der Parade zum 200-jährigen Gründungsjubiläum der Republik Italien beiwohnen konnten. Ausflüge nach Anzio, Salerno und ein Besuch des Benediktinerklosters auf dem Monte Cassino sowie der Besuch des deutschen Soldatenfriedhofes bei Cassino, waren ebenfalls sehr imposante Ziele.
Für all diese Einsätze wurden nun zahlreiche Giengener Kameraden von Christoph Schwarz (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.) ausgezeichnet (s. Info-Kasten). Eine besondere Auszeichnung bekamen dabei Georg Stabl und Konrad Heidler. Beide erhielten bereits vor Jahren die Ehrennadel in Weißgold. Daher wollte man ihnen eine besondere und seltene Ehrung zukommen lassen, so Schwarz bei den Ehrungen. Mit der Ehrenmedaille „Madonna von Stalingrad“ konnten die beiden, die sichtlich ob dieser Ehrung überrascht waren, für ihren 40-jährigen Einsatz für den Volksbund geehrt werden. Sollte die derzeitige Situation es erlauben, dass man an Allerheiligen wieder sammeln kann, wird man diese Tradition auch weiterhin ausüben. Text/Fotos: Wolfgang Baisch
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Die Giengener Kameraden bei der Kranzniederlegung zum Abschluss des zweiwöchigen Arbeitseinsatzes 2011 auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Pomezia bei Rom.
Für Ihre Einsätze für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurden ausgezeichnet: Georg Stabl und Konrad Heidler (Ehrenmedaille „Madonna von Stalingrad“); Ursula Gerschewski und Wolfgang Baisch (Ehrennadel in Weißgold); Klaus-Josef Strehle und Klaus-Dieter Keller (Ehrennadel in Gold); Markus Ruck, Rainer Steiff und Claudius-Michael Klatt (Ehrennadel in Silber).
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Schwaben
Aus den Bezirken
Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Oettingen 1873
AKTIVE DENKMALPFLEGE Gedenkkreuze am Ehrenfeld gesäubert – Namen von Opfern wieder lesbar
treue Kameraden 4/2020
Oettingen – Das Wachhalten der Erinnerung an die Kriegsopfer und die Pflege der Denkmäler gehören seit jeher zu den satzungsgemäßen Aufgaben der SRK Oettingen. In jüngerer Vergangenheit wurde im Ortsteil Nittingen das beschädigte Kriegerdenkmal restauriert. Die verwitterten Inschriften wurden erneuert und in einen ordentlichen Zustand versetzt. Mit einer größeren Aktion wurde dann das Kriegerdenkmal im Oettinger Gruftgarten mit dem Dampfstrahlgerät gründlich von den anhaftenden Moosen und Flechten gereinigt und die Beschriftungen erneuert. Letztens säuberten einige Mitglieder der Kameradschaft die noch vorhandenen Gedenksteine auf dem Ehrenfeld des Friedhofs, die an die Opfer des Bombenangriffs 1945 auf Oettingen erinnern. In Handarbeit wurden die durch Umwelteinflüsse entstandenen Verunreinigungen beseitigt, so dass die Steine wieder ihr ursprüngliches Aussehen erhielten und die Namen der Opfer jetzt wieder gut lesbar sind. Text/Fotos: Werner Paa
In mühevoller Handarbeit wurden die Grabkreuze von den Spuren der Umwelteinflüsse gesäubert und die verwitterten Inschriften mit den Namen von Opfern wieder sicht- und lesbar gemacht. Zeichen der Erinnerung und Mahnung an die Katastrophe, die am 23. Februar 1945 über Oettingen hereinbrach.
Redaktionsschluss für treue Kameraden 5/2020 ist der 3. September 2020
Ein Grabstein vor und nach der Reinigung.
Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html
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Sportschützen
SCHIESSSPORT AKTUELL Liebe Kameradinnen und Kameraden, gerne nutze ich hier die Möglichkeit, um den aktuellen Stand des Schießsports BSB 1874 e.V. zusammenzufassen. (Hinweis: Alle Verlinkungen und Hinweise finden Sie auf der Internetseite des BSB 1874 unter Sportschützen)
1. Elektronische Erreichbarkeit bei Anfragen an den Landesvorstand der Sportschützen Bei allen Anfragen an uns, bitte das Emailpostfach sportschuetzen@bsb-1874.de verwenden. Hier haben alle Vorstandsmitglieder Zugriff und können die Anfragen direkt bearbeiten bzw. weiterverteilen.
2. Schießsport während der Corona-Krise Das Bayerische Kabinett hat die geltende Sechste Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (6. BayIfSMV) zunächst bis einschließlich 16.08.2020 verlängert. Ich empfehle allen Schießstättenbetreibern eindringlich, die Regelungen unbedingt einzuhalten. Als Hilfestellung kann die hervorragende Infoseite des Bayerischen Sportschützenbunds e.V. (BSSB) genutzt werden. Hier finden Sie alle erforderlichen Unterlagen, wie ein Muster Hygienekonzept, Aushang, Reinigungs-Desinfektionsplan usw. Bei allen außerbayerischen Kameradschaften bitte ich, die aktuelle Rechtslage in Ihrem Bundesland zu prüfen.
3. Bedürfnisnachweis von Sportschützen zu Zeiten von Corona Zum Thema Schießnachweise für waffenrechtliche Bedürfnisse hat das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration auf seiner Internetseite die Regelung hinsichtlich der zu erbringender Bedürfnisnachweise bekannt gegeben: Auszug Internetseite www.stmi.bayern.de: Die Monate März bis Mai 2020 werden zugunsten des Sportschützen im Rahmen der Bedürfnisprüfung nach § 14 WaffG nicht berücksichtigt. Der Nachweiszeitraum wird entsprechend verlängert. Nicht erbrachte Schießnachweise können daher im Verlängerungszeitraum nachgeholt werden.
Entsprechendes gilt für die Monate ab Juni 2020, wenn der Sportschütze – beispielsweise durch eine Bestätigung seines Schießsportvereins – nachweist, dass ihm die Ausübung des Schießsports auch weiterhin nicht möglich war. In Betracht kommen hier insbesondere Fälle, in denen Schießstände erst später wiedereröffnet wurden oder in denen ein verknapptes Angebot an Schießterminen aufgrund der infektionsschutzrechtlich gebotenen Einschränkungen/Hygienekonzepte bestand. Hiervon unberührt bleiben Konstellationen, in denen ein Sportschütze die Voraussetzungen auch unabhängig von den Corona-Beschränkungen bereits erfüllen konnte, indem er den Schießsport zwar nicht monatlich, aber achtzehn Mal innerhalb eines Jahres im Sinne von Nr. 14.2.1 WaffVwV betrieben hat, bevor ihm die Ausübung unmöglich wurde.
4. Anträge waffenrechtliche Bedürfnisse Da es vermehrt zu Fehlern in den Anträgen kommt, bitte ich alle Antragsteller, Vereins-, Kreis- und Bezirksschießwarte, die mit der Bearbeitung eines Antrags auf Bescheinigung nach § 14 WaffG befasst sind, äußerste Sorgfalt bei der Prüfung der Befürwortungsrichtlinien/ Schießsportordnung des BSB walten zu lassen. Die Anträge werden weiterhin in letzter Instanz durch den 1. stellvertretenden Landesschießwart Wolfgang Burger bearbeitet, die Anträge sind direkt an ihn zu senden. Sollten Fragen bestehen, bitte ich diese mit ihm abzusprechen.
5. Schießauszeichnungen, Urkunden, Schießbücher, Schießmarken Bei Bestellungen bitte den direkten Kontakt zum Schießkassenwart Thomas Kreuzer unter schiesskassenwart-bsb1874@gmx.de oder sportschuetzen@bsb-1874.de aufnehmen.
lagen, Kassenbelege, noch die vielen Schießauszeichnungen von diesem bekommen. Es können in der Übergangszeit auch Unterlagen oder Mails verlorengegangen sein. Daher meine Bitte: Sollten Ihre Anträge, Unterlagen oder Anfragen noch nicht beantwortet worden sein, senden Sie diese bitte erneut an das zentrale Postfach sportschuetzen@bsb-1874.de.
7. Schießvorhaben 2021 Die Termine 2021 der Landes-, Bundesschießen sind besprochen und werden aktuell mit den Schießstandbetreibern abgeklärt. Eine Information an Sie erfolgt zeitnah.
8. Neue Disziplinen Schießsportordnung Neue Disziplinen sind in der Ausarbeitung und werden dann im Anschluss zur Prüfung/ Genehmigung an das Bundesverwaltungsamt übermittelt. Da dieses Verfahren sehr zeitintensiv ist, bitte ich noch um etwas Geduld.
9. Sonstiges a) Ich bitte alle Kreis- und Bezirksvorstände, ihre vakanten Stellen der Kreis- und Bezirksschießwarte zeitnah zu wählen. Die Arbeit kann nicht allein durch den Landesvorstand der Sportschützen aufgefangen werden. b) Kameradschaften mit einem möglichen Ausrichtungsort (ausreichende Größe für Corona-Schutzmaßnahmen) der nächsten Jahreshauptversammlung 2021, bitte ich, sich mit der Geschäftsstelle München in Verbindung zu setzen. c) Bei jedem Schriftverkehr/Bankgeschäften bitte ich generell die Organisationsnummer mit anzugeben. Ihnen und allen Ihren Angehörigen viel Gesundheit. Im Namen des Landesvorstands der Sportschützen! in Treue fest!
6. Alter Landesvorstand der Sportschützen Das Verfahren gegen den vorherigen Landesschießwart ist noch nicht abgeschlossen. Der neue Vorstand hat weder Unter-
Thomas Stelzer Landesschießwart
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KRIEGERDENKMAL IN ETTENSTADT (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen/ Mittelfranken)
Im Zuge der Erweiterung des Ettenstatter Friedhofs konnte ein neues Kriegerdenkmal errichtet werden, das am Volkstrauertag 1958 eingeweiht wurde. In drei Steintafeln sind hier die Namen der 26 Gefallenen des Ersten Weltkriegs und der 44 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs aus Ettenstatt eingraviert. Anlässlich des 125-jährigen Gründungsjubiläums des Soldaten- und Kameradschaftsbundes Ettenstatt-Kaltenbuch 1889 wurde das Ehrenmal 2014 restauriert. Text: Erich Grimm/Foto: Sabrina Schade