Treue Kameraden 05/2020

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130. Jahrgang – Nr. 5 September/Oktober 2020

UNSERE BUNDESWEHR: VOM G36 BIS ZUM GENDERUNFUG


INHALT

5/2020

4 LEITARTIKEL

Richard Drexl:

„Unsere Bundeswehr: Schauspiel, Tragödie oder doch nur Satire?“

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AUS DEM PRÄSIDIUM

UNSERE BUNDESWEHR – SCHAUSPIEL, TRAGÖDIE ODER DOCH NUR SATIRE?

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Die Bundeswehr macht wieder einmal von sich reden. Diesmal geht’s um die Beschaffung des G36-Nachfolgers und die Verweiblichung von Dienstgraden. Lesen Sie, was Richard Drexl davon hält. Nicht nur im Leitartikel ist die „Genderei“ ein Thema, mit dem Gender-Unfug befassen sich auch mehrere Beiträge unter Allgemeines.

Termine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Präsidiumstagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

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AUSSENANSICHT Carl-Dieter Spranger:

„30 Jahre Deutsche Einheit – Eine einzigartige politische Leistung“

10 TITELTEMA

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Jürgen Reichardt:

„Fremdherrschaft oder Einheit“

18 AUS BAYERISCHEN STANDORTEN 35 NACHRICHTEN AUS DER BUNDESWEHR 36

30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT – EINE EINZIGARTIGE POLITISCHE LEISTUNG Für Bundesminister a.D. Carl-Dieter Spranger ist die deutsche Wiedervereinigung eine einzigartige politische Glanzleistung. Lesen Sie die Außenansicht eines Zeitzeugen. – Foto: Demonstration für eine Wiedervereinigung Deutschlands am 9. Dezember © akg-images/AP 1989.

AUS DEN BEZIRKEN

60 ALLGEMEINES

Walter Krämer: „Weg mit dem Gender-Unfug“. . . . . . . . . . . . . . . 60

Horst Haider Munske: „Unser Deutsch: Mohr“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

VDS: „Keine Verweiblichung von Dienstgraden!“ . . . . . 64

Werner Eckhardt: „Bomben auf Pasing“. . . . . . . . 73

„Heimkehr nach dem Krieg – Wiederaufbauhelfer“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Titelfoto: Jäger vom Ausbildungsverband des Gefechtsübungszentrum des Heeres üben den Ortskampf in der Übungsstadt Schnöggersburg auf dem Truppenübungsplatz Altmark. © Bundeswehr/Marco Dorow

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10 FREMDHERRSCHAFT ODER EINHEIT Vor 150 Jahren (1860/61) tobte der Deutsch-Französische Krieg. Wie es dazu kam, beschreibt Jürgen Reichardt in einer weiteren Folge des Titelthemas. – Abb. aus „Illustrierte Kriegsgeschichte 1866“ (Melchor-Verlag).


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treue Kameraden Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V.

Abstand halten!

ZU DIESER AUSGABE

Corona bestimmt auch weiterhin das Geschehen in der Bundeswehr (hier: GebJgBrig 23) und in den BSB-Kame© Bundeswehr/Kevin Greenhalgh radschaften.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, sehr geehrte Kameraden,

38 UNSERE FAHNEN Fahnen gehören seit eh und je zu den Krieger- und Soldatenvereinen. Die Kameradschaften hüten sie wie ihre Augäpfel. Ein besonders wertvolles Exemplar ist die Fahne des Krieger- und Militärvereins Viehhausen aus dem Jahre 1908, die Hans Nama in außergewöhnlicher Detail© Hans Nama treue beschreibt.

für uns Soldaten ist das Leben in der Lage nichts Ungewöhnliches. Flexibel auf Ereignisse zu reagieren gehört dazu. Wir hatten für diese Ausgabe unseres Verbandsmagazins treue Kameraden schon einiges an Material zum Thema „Gendering“ gesammelt, als uns das Verteidigungsministerium kurz vor Andruck, also schon auf der Zielgeraden, mit der angedachten Verweiblichung von Dienstgraden die Steilvorlage lieferte, das Thema zum Schwerpunktthema zu erheben. Corona bestimmt nach wie vor unser Leben, auch das Vereins-Leben. Sie stellen das an der doch überschaubaren Anzahl an Beiträgen aus den Kameradschaften fest. Im nächsten Heft wollen wir uns diesem Thema intensiver widmen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre! Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund! Ihr Klaus D. Treude Oberstleutnant a.D. und Verantwortlicher Redakteur

Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V.

ZEITZEUGNISSE

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Werner Eckhardt aus Pasing hat seine Kriegserlebnisse und die Zeit des Wiederaufbaus in Texten und vielen Zeichnungen festgehalten. Nun sind sie in einem Buch erschienen.

Buchbesprechungen Richard Drexl: „Gender Gaga“ (Birgit Kelle) . . . . . . . . . . . . . 62 Richard Drexl: „Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ (Sebastian Elsbach) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Flottenarzt Dr. Volker Hartmann: „Stalingrad – Die stillen Helden“ (Reinhold Busch, Hg.) . . . . 69 Christian T. Petersen: „Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945“ (Peter Lieb) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Richard Drexl: „Zeitzeugnisse von Werner Eckhardt“ (Andreas Perschl, Hg.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

Internet: www.bsb-1874.de GENERALSEKRETARIAT: Post: Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München Telefon (089) 18999962 · Telefax (089) 18999963 E-Mail: kontakt@bsb-1874.de

IMPRESSUM „Treue Kameraden“ ist die offizielle Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. Sie erscheint zweimonatlich und wird allen Vereinen im Rahmen der Mitgliedschaft geliefert. Die Zeitschrift kann auch im Abonnement bezogen werden. Inhaber u. Verleger: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München, Tel.: (089)18999962, Fax (089) 18999963, Internet: kontakt@bsb-1874.de Bankverbindung: Stadtparkasse München, IBAN: DE41 7015 0000 0053 1299 20, BIC: SSKMDEMM Verantwortlicher Redakteur, einschließlich Anzeigen: Klaus D. Treude. Redaktionsanschrift: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240/15, 80939 München, Tel. 08241/6242, Telefax 08241/4093710, E-Mail: Treue.Kameraden.Redaktion@gmx.de Es gilt die Anzeigenpreisliste vom September 2017 (s. S. 46).

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65, 69, 71

BSB-Sozialwerk: München – Spendenkonto: Hypo-Vereinsbank, IBAN: DE47 7002 0270 0090 1509 01, BIC: HYVEDEMMXXX

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Aufruf zur Haus- und Straßensammlung 2020 . . . . . . . . . . 79

BSB-Versicherungsreferent: Stefan Schmid, Am Tradl 29, 92545 Niedermurach; Tel. 09671/8269473, Telefax 0941/46392812; Email: versicherung.schmid@gmail.com

Buchvorstellung „Kriegsgräberstätte im Wandel“ (Theo Waigel) . . . . . . . . . . 79

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KRIEGERDENKMÄLER (Hohenbrunn/Landkreis München, Oberbayern)

Satz und Druck: Schneider-Druck GmbH, Erlbacher Str. 102, 91541 Rothenburg o.d.T., Telefon 09861/400-135, Fax 09861/400-139 Bezugspreis: 3,60 € + Versandkosten Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Einsender von Manuskripten, Briefen u.a. erklären sich mit redaktioneller Bearbeitung einverstanden. Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Haftung für unverlangte Einsendungen. Titel Raute: Tim Reckmann/pixelio.de, www.pixelio.de Redaktionsschluss für treue Kameraden 6/2020 ist der 5. November 2020

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UNSERE BUNDESWEHR:

Leitartikel

Foto: Angie Ehinger

SCHAUSPIEL, TRAGÖDIE, ODER DOCH NUR SATIRE?

N

treue Kameraden 5/2020

iemand kennt unsere Armee so ganz und vollständig von Nord bis Süd. Sie ist auch nach Jahrzehnten des Abbaus noch immer einer der größten Arbeitgeber in Deutschland mit zahlreichen Standorten. Vor allem aber befindet sie sich mit ihren militärischen Eigenheiten nach wie vor im Visier von Ideologen. Im Ergebnis werden immer wieder erstaunliche Pläne diskutiert und Entscheidungen getroffen, die nicht nur lebensälteren Soldaten gelegentlich die Haare zu Berge stehen lassen. Zwei Beispiele.

Eine neue Soldatenbraut Medienberichten zufolge ist die Entscheidung über das neue Sturmgewehr der Bundeswehr gefallen. Es soll vom Thüringer Hersteller C. G. Haenel aus Suhl beschafft werden. Der Auftragswert für 120.000 neue Waffen dürfte bei etwa 250 Millionen Euro liegen. Dem jahrzehntelangen Haus- und Hoflieferanten Heckler & Koch (H&K) aus Oberndorf am Neckar wird demnach dieser prestigeträchtige Auftrag entgehen. Die zuständigen Bundestagsausschüsse wurden durch das Verteidigungsministerium informiert. Aber der Reihe nach. H&K belieferte seit den 1960er Jahren die Bundeswehr mit dem früheren Standardgewehr G3. Dessen Nachfolger war seit 1998 das G36. Das Oberndorfer Rüstungsunternehmen war mit dieser fortschrittlichen Waffe auch auf dem Weltmarkt erfolgreich. Ein leichtes und handliches Gewehr im Kaliber 5,56 mm, mit dem selbst Anfänger respektable Schießergebnisse erzielen. Auf einzelne Berichte hin, nach denen das G36 nach mehreren hundert Schuss (in Afghanistan!) zu heiß werde und darunter die Treffsicherheit leide, hatte die damalige Verteidigungsministerin von der Leyen in eigener Machtvollkommenheit entschieden, das Gewehr zu ersetzen. Das mittlerweile angeschlagene Unternehmen H&K klagte beim Landgericht Koblenz gegen die Mängelvorwürfe und bekam im September 2016 recht. Das Gericht wies Forderungen des Ministeriums nach Ausgleichszahlungen zurück. Rein rechtlich gab es also am G36 nichts auszusetzen.

G36 mutwillig schlecht geredet Auch Befragungen unter hunderten Einsatzsoldaten durch den früheren Wehrbeauftragten Hellmut Könighaus und den Verteidigungsexperten Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die Grünen) förderten keine Mängel am G36-Einsatz zu Tage. Dass nach langen Schussfolgen unter großer Hitzeeinwirkung die Treffgenauigkeit leidet, ist der Physik geschuldet. Das Gewehr erfüllt jedenfalls die spezifischen Vorgaben gemäß Beschaffungsvertrag. Von den Soldaten wird die Waffe bis heute als sehr bedienungsfreundlich und zuverlässig geschätzt. Aber es half nichts, das G36 habe „keine Zukunft mehr“ so die Ministerin entgegen allen Fakten und Untersuchungsergebnissen. Die Entscheidung über ein Nachfolgemodell sollte im Zuge einer Ausschreibung bis Ende 2018 fallen.

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Im Rennen waren von Anfang an H&K sowie C. G. Haenel. Die ersten Ausschreibungsergebnisse belegten, dass bis dahin kein Produkt das G36 deutlich übertreffen konnte, die eingereichten Waffen erfüllten nicht alle geforderten Kriterien. Das nunmehr ausgewählte Haenel-Sturmgewehr MK556 müsste mithin nennenswerte Vorteile aufweisen, andernfalls würde sich die Ersatzbeschaffung endgültig als Farce herausstellen. Es ist hier beileibe nicht die Absicht, dass Suhler Gewehr schlecht zu reden, es wird seine Qualitäten haben. Ob die Unterschiede es allerdings rechtfertigen, das bisherige Standardgewehr G36 für Hunderte Millionen zu ersetzen, ist eine berechtigte Frage. H&K wird dem Vernehmen nach gegen die Vergabeentscheidung Einspruch einlegen. Man darf gespannt sein, wie die Gerichte entscheiden werden. Nicht zuletzt ist aber auch die Frage zu stellen, wofür die Truppe eigentlich bei dieser eminent wichtigen Beschaffungsfrage plädiert. Auswahlentscheidungen in derartigen Konkurrenzsituationen werden üblicherweise nach einer vergleichenden Erprobung getroffen. Sind die Soldaten gar nicht gefragt worden, ist kein Truppenversuch mit den beiden Kandidaten durchgeführt worden? Durften abweichende Erprobungsergebnisse den politisch geprägten Auswahlprozess nicht stören? Was sagt eigentlich die Generalität dazu?

H&K in Schwierigkeiten Bei den Oberndorfern leuchten spätestens seit der Berliner Entscheidung dunkelrote Warnlampen. Mit Finanzverpflichtungen etwa in Höhe eines Jahresumsatzes von 250 Millionen Euro ist Gefahr im Verzuge, obwohl das Unternehmen wieder schwarzen Zahlen schreiben soll. Bis 2002 war H&K Bestandteil des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems. Seit Juli 2020 hat die Luxemburger Finanzholding CDE die Mehrheit. Bei H&K handelt es sich immerhin um ein Unternehmen mit rund 1.000 Arbeitsplätzen einschließlich derjenigen eines Montagewerkes in den USA. Exportrestriktionen tragen dazu bei, dass die in Deutschland erzielten Firmenerlöse zurückgehen und Auslandsstandorte stärker werden. So scheint es politischer Wille. Keine ganz neue Erkenntnis: Waffenhersteller haben es in unserer ach so friedfertigen und moraltüchtigen Republik nicht gerade einfach. Deutsche Waffenexporte unterliegen strengeren Regularien, als sie jedes andere, zur Herstellung moderner Rüstungsgüter fähige Land vorgibt. Insbesondere die Produzenten von Kleinwaffen können ein Lied davon singen. Dass mit der deutschen Selbstbeschränkung weltweit keine einzige Waffe weniger unterwegs ist, dafür sorgt die Konkurrenz. China beispielsweise exportiert inzwischen Waffen unterschiedlicher Kategorien in alle Welt aus schlichtem Geschäftsinteresse, nicht zuletzt auch mit dem Ziel der Schaffung von Abhängigkeiten. Wenn deutsche wehrtechnische Produkte zu allem Überfluss auch noch durch die eigene Regierung schlecht geredet werden, muss sich über die wirtschaftlichen Folgen


niemand wundern. Man darf für H&K nur hoffen, dass die Vorgehensweise des BMVg die Beschaffungsentscheidungen anderer (klügerer?) Nationen nicht beeinflusst. Die Streitkräfte Norwegens werden mit dem Sturmgewehr HK416 (auf Basis des G36) ausgestattet. Derzeit wird diese Waffe auch an die französische Armee ausgeliefert, etliche andere Staaten, beispielsweise im Baltikum, kaufen das G36 weiterhin.

Genauso schnell, wie die Aufregung entstanden war, verschwand das Thema daraufhin wieder in der Versenkung. Die Proteste auch von zahlreichen Soldatinnen gegen erneute Sonderrollen für Frauen waren durchgedrungen. Der Plan ging an den Wünschen der Betroffenen offenkundig vollständig vorbei. Weibliche Titel würden zu einer Art Verniedlichung führen und die Gleichberechtigung eher konterkarieren so eine Befürchtung.

Der Moralweltmeister bekämpft den Exportweltmeister

Absicht der Verteidigungsministerin

Die deutsche Politik arbeitet mit zunehmendem Erfolg daran, deutschen Rüstungsfirmen und Waffenproduzenten das Leben immer noch schwerer zu machen. Schilder bei Rüstungsmessen mit der Aufschrift „Frei von deutschen Teilen“ sollten ein Alarmsignal für den Exportweltmeister darstellen. Auch die ursprünglich seit 1840 in der industriellen Waffenfertigung tätige Suhler Firma C. G. Haenel ist vom Fluchtreflex deutscher Hersteller erfasst. Das heutige Unternehmen ist bereits Lieferant der Bundeswehr für ein Scharfschützengewehr, gehört jedoch über die Merkel Gruppe zu einer Tawazun Holding der Vereinigten Arabischen Emirate. Noch Fragen?

Frau Bootsfrau grüßt Frau Oberstleutnantin Was war das nun wieder, was der Bundeswehr kurzfristig ein erhebliches Medienecho beschert hat? War der angebliche Plan zur Einführung verweiblichter Dienstgrade nur ein Sturm im Wasserglas, eine Posse am Ende des Sommerlochs, um unsere Armee in die Schlagzeilen zu bringen? Das immerhin ist gelungen. Nach der „Welt“ vorliegenden Unterlagen auf Staatssekretärsebene aus dem BMVg sollten mit Ausnahme von Hauptfrau und Oberstin weibliche Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr eingeführt werden. Ein gewaltiges Medienecho war die Folge. Auf nahezu allen Kanälen wimmelt es nur so von Gefreitin, Oberfeldwebelin und Generalin. Zahlreiche Kommentatoren – selbst der linke Deutschlandfunk zählte dazu – lehnten die Pläne überraschenderweise als überflüssig ab. Aber auch unerwartete Zustimmung beispielsweise von der weithin anerkannten Neuen Züricher Zeitung (NZZ) war für das Gendern von Dienstgraden zu verzeichnen. Frauen wären in der Bundeswehr trotz eines 12 Prozent-Anteils kaum sichtbar, was auch an der Sprache läge. Die Bundeswehr täte mit ihrem gravierenden Nachwuchsproblem gut daran, mehr Reformwillen zu zeigen, anstatt Frauen sprachlich zu ignorieren so die NZZ. Eine unbewiesene Behauptung, dass sich mit weiblichen Dienstgraden mehr Frauen rekrutieren ließen. Wer deswegen Soldat werden möchte, dürfte der Bundeswehr kaum weiterhelfen.

Breiter Widerstand Aus der Politik waren überwiegend nachdenkliche Signale zu vernehmen. Von „ich glaube, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat“ (FDP), über „AKK sollte die Soldatinnen befragen, welche Dienstgradbezeichnung sie zukünftig nutzen wollen“ (Grüne) bis zu … das gehe „an der Truppe vorbei“ (CDU) reichten die Stellungnahmen. Der Bundeswehrverband lehnte die Pläne rundweg ab. André Wüstner schickte der Ministerin eine ungewohnt deutliche Warnung: „Wer auch immer im Ministerium jetzt eine solche Genderdebatte lostritt, erweckt in der Truppe den Eindruck, endgültig jeglichen Bezug zu den von Mangelverwaltung geplagten Soldaten verloren zu haben.“ Er kenne auch kaum eine Soldatin, die die verweiblichten Ränge haben wolle. Bei früheren Befragungen hatte eine Mehrheit der Frauen in der Bundeswehr geschlechterspezifische Dienstgrade abgelehnt.

Man täusche sich aber nicht, die Entscheidung ist vorläufiger Natur. Nur einfältigen Journalisten ist weis zu machen, dass die zurückgezogenen Pläne der Ministerin nicht persönlich bekannt gewesen wären. Sollte ein Staatssekretär ein derart politisches Vorhaben hinter dem Rücken der Ministerin betreiben, hätte dieser sein Amt die längste Zeit ausgefüllt. Im Übrigen greift in Deutschland der Gender-Wahn allerorten um sich, er hat auch die Bundeswehr längst erreicht. Eine Formulierung aus dem neuen Traditionserlass als Beispiel: „Traditionspflege und historische Bildung … liegen in der Verantwortung der Inspekteure beziehungsweise Inspekteurinnen und Leiter beziehungsweise Leiterinnen der Organisationsbereiche der Bundeswehr sowie insbesondere der Kommandeure beziehungsweise Kommandeurinnen, Dienststellenleiter beziehungsweise Dienststellenleiterinnen und Einheitsführer beziehungsweise Einheitsführerinnen.“ Ein aufgeblasener und nicht mehr lesbarer Formulierungsquark sucht seit längerem auch die Bundeswehr heim. Die neuerlichen Pläne ließen gewiss das Herz der Gleichstellungsfanatiker höherschlagen, hat sich doch im Laufe der letzten zehn bis fünfzehn Jahre eine Scheinwissenschaft breitgemacht, deren Vertreterinnen mit politischer Unterstützung ihre Tentakel in alle Lebensbereiche ausdehnen. Die Vergewaltigung unserer Sprache und des Militärischen mit skurrilen Wortgebilden ist die unverhohlene Absicht. Über 200 Gender-Lehrstühle an deutschen Hochschulen und Universitäten füttern mit pseudo-wissenschaftlichen Erkenntnissen die veröffentlichte Meinung.

Sprache prägt das Bewusstsein Zweifellos ein richtiger Satz. Die Frage ist nur, welchen Schluss man daraus zieht. Die Briten kämen niemals auf die Idee, ihr höchstes Staatsamt „The Prime Minister“ in „The Prime Ministerin“ umzubenennen. Auf eine „Frau Bundeskanzlerin“ können nur die Deutschen kommen. Was wir derzeit erleben, ist ein typisch deutscher Furor, aus prinzipiellen Erwägungen heraus jahrhundertealte Prägungen und Entwicklungen über den Haufen zu werfen. Ergebnis der Verweiblichung der Dienstgrade wäre eine weitere Unübersichtlichkeit, ein weiterer Scheinfortschritt mit hohen Kosten, der Viele an unserem Gemeinwesen verzweifeln oder je nach Standpunkt sich die Bäuche vor lauter Lachen halten ließe. Dem Militär würden die verweiblichten Dienstgrade in den Augen des Normalbürgers immensen Schaden zufügen. Vielleicht ist aber auch das Kalkül? Dieser Kelch ist dank des vielfachen Widerstandes vorläufig an uns vorbei gegangen. Der letzte Versuch wird dies nicht gewesen sein. Das ist die nüchterne Erkenntnis in Betrachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland. Schauspiel, Tragödie, oder doch nur Satire? Urteilen Sie selbst, liebe Leser! In Treue fest!

Richard Drexl Oberst a.D.

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Niederbayern Krieger- und Kameradschaftsverein (KKV) Oberpolling 2022 100-jähriges Gründungsfest

Aus den Bezirken

GROSSZÜGIGE SPENDEN ERMÖGLICHEN NEUE FAHNE

treue Kameraden 5/2020

Oberpolling – Eine neue Vereinsfahne gönnt sich der KKV Oberpolling zu seinem 100-jährigen Gründungsfest im Jahre 2022. Der Zahn der Zeit hatte schon ziemlich an der alten Fahne genagt. Es wurden mehrere Angebote eingeholt und man musste feststellen, dass eine Restaurierung einen gewaltigen Batzen Geld verschlänge. Nachdem auch eine Neuanschaffung mit sehr viel Geld verbunden ist, rief der ehemalige Vorsitzende Josef Ebner eine umfangreiche Spendenaktion ins Leben. So gaben einzelne Mitglieder ihre 50-Euro-Geburtstagsgeschenke als Spende an den Verein zurück. Des Weiteren kauften sehr viele Mitglieder auch sogenannte Spendernägel, um so etwas für die neue Vereinsfahne beizusteuern.

Krieger- und Soldatenverein (KSV) Passau-Heining

GRATULATION ZUM 80. GEBURTSTAG Heining – Ludwig Pilzweger, treuer und dienstältester Reservist des KSV Heining, feierte kürzlich – in Corona bedingt kleiner Runde – seinen 80. Geburtstag. Neben Abordnungen von weiteren Vereinen, Freunden und Bekannten machte sich auch eine Abordnung des KSV unter der unter Führung des 1. Vorsitzenden Alois Krenn auf den Weg ins Gasthaus „Zum Streiblwirt“, um dem Jubilar zu gratulieren.

V.l.: Stepan Gawlik (1. Bürgermeister Fürstenstein), Silvia Liebl (Fahnenmutter Oberpolling) und Josef Ebner (Stabsfeldwebel a.D.).

Ebner erbat auch bei verschiedenen größeren Institutionen Spenden für das Gründungsfest mit Fahnenweihe. Hierzu zählen neben Fahnenmutter Silvia Lippl auch Ex-Landrat Franz Meyer, die Raiffeisenbank Hutthurm mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Franz Kerschbaum und Bernhard Bergmann sowie die Sparkasse Passau mit Frau Stadler von der Zweigstelle in Fürstenstein und Marktdirektor Andreas Eller. Diese höheren Summen haben das Vereinskonto erheblich aufgebessert und somit die Anschaffung einer neuen Fahne erschwingli-

cher gemacht. Allen Spendern gilt ein herzliches „Vergelts Gott“. Die Raiffeisenbank Passau-Nord unterstützt unter anderem auch Vereine, Stiftungen und Einrichtungen, darunter auch den KKV Oberpolling, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat nicht nur die Denkmal-, Kameradschafts- und Brauchtumspflege aufrecht zu erhalten, sondern auch an das Vermächtnis der Verstorbenen zu erinnern und als Mahner für zukünftige Generationen einzutreten. Text: Josef Ebner/Fotos: Willi Raster

Als kleines Dankeschön für viele aktive Mitgliedsjahre wurde Ludwig Pilzweger zum Ehrenreservisten ernannt und ihm die dazugehörige Ehrenurkunde überreicht. In einem kurzen, lustigen Sketch, durchgeführt von den Kameraden Winderl und Baier unterzog sich Pilzweger einem Oldtimer-Test. Die „Prüfer“ bescheinigten ihm noch zehn Jahre „gute Funktionsfähigkeit“. Er werde freilich mit Jahren ruhiger, „aber solang ich noch meine Hobbys pflege und bei meinen Vereinen bin, geht’s noch“, betonte der Ludwig entschlossen. Als Wirtssohn vom Streiblwirt in Rittsteig (damals Gemeinde Heining), verlebte Pilzweger Kindheit und Jugendjahre. Einige Jahre führte er die Landwirtschaft seiner Eltern weiter, entschied sich dann aber doch für eine Ausbildung zum Starkstromleitungs-Elektriker bei der OBAG. Nach seiner Bundeswehrzeit nahm er die Arbeit bei der Firma wieder auf. Auch die Wartung gefährlicher Freileitungs-

anlagen gehörten in sein Aufgabengebiet. Manches Mal musste er auch nachts und an Sonn- und Feiertagen zur Fehlerbehebung ran. Gut 20 Jahre war er verantwortlicher Gruppenleiter. Wie es damals üblich war, stand nach der Lehre die Ableistung der 18-monatigen Wehrpflicht an. Pilzweger diente in Freyung als Panzergrenadier und Aufklärer. Als MG-Schütze 1 erreichte er mit seiner Gruppe 1965 beim Feldmarschall Rommel-Vergleichsschießen einen hervorragenden 2. Platz. Nach seiner Dienstzeit überredete ihn sein Vater, dem Krieger- und Soldatenverein oder – wie man im Volksmund sagte, dem Veteranenverein – beizutreten. Pilzweger erzählte den alten Hasen, also den ehemaligen Kriegsteilnehmern, wie nun (1964/65) die Militärzeit lief. Als sprichwörtlich junger Hupfer schlug er sich tapfer bei den alten Kameraden und war ein gern gesehener Kamerad. Mehrere hohe Auszeichnungen und Ehrungen belohnten seinen Fleiß und sein Können. Nun wurde er zum Ehrenreservisten ernannt. Text: Josef Fischl/Foto: Josef Haydn

V.l.: Kommandant Manfred Baier, Ehrenvorsitzender Josef Fischl, Ehrenmitglied Paula Wurstbauer, Kanonier Herbert Kreupl, Ehrenfahnenjunker Max Karlstetter, Vorsitzender Alois Krenn, die Vorstandsmitglied Peter Bauer und Joseph Winderl sowie Jubilar Ludwig Pilzweger.

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Oberpfalz Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Freihung Monatsversammlung

CORONA MACHTE EINEN STRICH DURCH DEN TERMINPLAN Kriegsgräbereinsatz 2021 geplant Freihung – Im Rahmen der ersten gemeinsamen Monatsversammlung der SRK/RK Freihung nach der Corona-Zwangspause gratulierte Vorsitzender Norbert Bücherl zusammen mit seinen beiden Vorstandskollegen Gerhard Lindthaler und Dominik Falk mehreren Vereinsmitgliedern zum Geburtstag und begrüßte Stabsunteroffizier d.R. Michael Wirth als neues Mitglied in den Reihen der Kameradschaft. Wirth ist Sanitätsunteroffizier und kann bei anstehenden Schieß- und Ausbildungsvorhaben künftig die sanitätsdienstliche Betreuung sicherstellen. In seiner kurzen Rückschau stellte der Vorsitzende fest, dass alle geplanten Vorhaben wie die Jahreshauptversammlung und die Monatsversammlungen, der Leistungs-

marsch auf Kreisebene, das zweitägige Handwaffenschießen mit der US-Armee auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und die Teilnahme am gemeindlichen Ferienprogramm wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gestrichen werden mussten. Die gemeinsame Jahreshauptversammlung von RK und SRK findet nun am 25.10.20 statt. Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler berichtete über den Kreisverband Oberpfalz-Mitte und bedauerte, dass die vorgesehene viertägige, sicherheitspolitische Weiterbildungsfahrt über Ostern nach Straßburg ins Europäische Parlament ebenfalls Corona zum Opfer fiel. Auf Anfrage durch den Vorsitzenden beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Bayern, wird sich die

Kameradschaft nach den bereits erfolgreich durchgeführten Arbeitseinätzen auf deutschen Soldatenfriedhöfen in den Jahren 2000, 2008 und 2014 jeweils in Frankreich erneut für einen derartigen Einsatz im nächsten Jahr bewerben. Hierbei habe man vier Einsatzorte in die nähere Auswahl aufgenommen, so Bücherl. Dies wären Metz/ Frankreich, Costermano oder der Futa-Pass in Norditalien und Budaörs in Ungarn, wo die Kameradschaft bei der Neugestaltung dieses Soldatenfriedhofs vor den Toren der ungarischen Hauptstadt Budapest 2001 drei Friedensbäume gespendet und gepflanzt hat. Das Bewerbungs- und Auswahlerfahren seitens des Landesverbandes sei diesbezüglich noch abzuwarten. Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte Feldwebel d.R. Hans Rötzer, extra aus Regensburg angereist, im Rahmen der militärischen Aus- und Weiterbildung mehrere Videofilme über die Einsatzgrundsätze und Taktik von feindlichen Verbänden im Angriff. Text/Foto: Norbert Bücherl

Die drei Vorsitzenden, Oberstleutnant d.R. Norbert Bücherl (2.v.l.), 2. Vorsitzender Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler (r.) und 3. Vorsitzender Hauptgefreiter d.R. Dominik Falk (l.) gratulierten Astrid Krootje (3. v.l.) und Klaus Paa (3. v.r.) jeweils zum Geburtstag und begrüßten Michael Wirth (2. v.r.) als Neumitglied in der Kameradschaft.

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Oberpfalz Soldaten- und Reservistenverein (SRV) Eilsbrunn

Aus den Bezirken

HISTORISCHE VEREINSFAHNE ENTDECKT

treue Kameraden 5/2020

Eilsbrunn – Bis heute hat sich die Fahne des 1907 gegründeten Krieger- und Militärvereins (KuMV) Viehhausen aus dem Jahre 1908 erhalten. Sie war lange Zeit unentdeckt. Dass es sich bei der Fahne um eine ganz besondere und sehr seltene Fahnenschöpfung handelt, konnte bei einer Besichtigung und Begutachtung im Viehhausener Feuerwehrhaus festgestellt werden. Aus dem Protokollbuch Nr. 1 des Eilsbrunner Soldaten- und Reservistenvereins, begonnen im Jahre 1907, geht hervor, dass am Dreifaltigkeitssonntag 1908 (Sonntag nach Pfingsten) die feierliche Weihe dieser Fahne stattfand und der Kriegerverein Eilsbrunn und Umgebung sich zahlreich, jedoch noch ohne eigene Fahne, an diesem Fest in der Nachbargemeinde beteiligte. Zu diesem Zeitpunkt stand auch nachweislich fest, dass der Viehhausener Krieger- und Militärverein die Patenschaft über die Fahnenweihe in Eilsbrunn am 19. Juli 1908 übernommen hatte. Damit standen die Fahnen beider Vereine 1908 erstmals öffentlich bei einem großen Vereinsfest gemeinsam Seite an Seite. Die beiden Orte waren zwar jeweils politisch eigenständige Gemeinden, gehörten damals aber beide zur Eilsbrunner Pfarrei St. Wolfgang. Während die Fahne des SRV Eilsbrunn im Laufe der letzten 110 Jahre zweimal restauriert wurde, blieb die Fahne des ehemaligen

Fahnenrückseite mittig – Staatswappen

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Fahnenrückseite komplett: Mit Gott für König und Vaterland – 1866–1970/71 – In Treue fest – Wörth, Paris, Orleans, Sedan.

Patenvereins bis heute im ursprünglichen Zustand erhalten. Da der Viehhausener Verein 1945 aufgelöst wurde und seit langer Zeit nicht mehr existiert, war die Fahne nicht mehr in Gebrauch und zwangsläufig in der öffentlichen Wahrnehmung in Vergessenheit geraten. Sie wurde aber dennoch aufbewahrt und vom damaligen Bürgermeister Fritz Dürr in einer

ehemaligen Amtsstube in Viehhausen entdeckt. Sie hatte zwischenzeitlich deutlich gelitten und wies starke Alterungsspuren auf. Der Sinzinger Heimatpfleger und Gemeinderat Alois Renner nahm sich damals der Fahne an und sorgte zusammen mit Bürgermeister Franz Xaver Wiesner vor Jahren dafür, dass diese zumindest vor dem weite-

Fahnenvorderseite Wappen mittig – Medaillons


Oberpfalz ren Verfall gerettet und mit einer transparenten Hülle geschützt wurde. Dies war ein Glücksgriff, hat sich doch so der Zustand der Fahne seit dem Zeitpunkt der Auffindung nicht mehr verschlechtert. Im Zuge der Entstehung seines Buches „Mit Gott für Heimat und Vaterland“ hat der Schriftführer des SRV Eilsbrunn, Oberstleutnant a.D. Hans Nama, der seit vielen Jahren das Kriegervereinswesen in der Großgemeinde Sinzing erforscht, die Information über die Existenz der Viehhausener Kriegervereinsfahne erhalten sowie einige Informationen dazu. Er hat die Fahne im Feuerwehrhaus in Augenschein nehmen können, sie gründlich untersucht und zahlreiche Fotos geschossen. In einer Expertise für das Archiv der Großgemeinde Sinzing weist er auf ihre historische Bedeutung für das bayerische Kriegervereinswesen, die Ortsgeschichte von Viehhausen aber auch die früheren engen Verbindungen des Kriegervereins Eilsbrunn und Umgebung zu seinem ehemaligen Patenverein hin. Nachdem der erste Paten-Verein in Viehhausen schon lange nicht mehr existiert, übernahm der SRV Eilsbrunn die moralische Verpflichtung für den Erhalt dieser einmaligen und wertvollen Fahne als Kulturgut. Die gemeinsame Geschichte und die Patenschaft verjähren nicht, sie verpflichten – auch nach 110 Jahren! Die Fahne wird im Flur des Obergeschosses des Feuerwehrhauses in einem verglasten freistehenden Fahnenschrank hängend aufbewahrt, hinter einer anderen Fahne verborgen, direkter Tageslichteinwirkung entzogen, bei relativ stabilen klimatischen Bedingungen (Luftfeuchte, Temperatur, künstliche Beleuchtung). Sie lagert dort trocken und geschützt, allerdings auch jeglicher Betrachtung entzogen.

Fahnenvorderseite komplett: Krieger u. Militär Verein Viehhausen 1908

Da im daneben liegendem Schulungsraum in einer deckenhohen und raumbreiten Glasfront die Fahnen der drei Feuerwehren sichtbar und repräsentativ aufbewahrt werden, hat man gute Vergleichsmöglichkeiten, was die künstlerische Gestaltung, und die herausragend feine und detaillierte handwerkliche Ausführung der Stickereien der alten Fahne anbelangt.

Fahnenvorderseite: Beschädigung im Detail, Grundtuch zerschlissen, Webung aufgelöst.

Obwohl die Feuerwehrfahnen allesamt hochwertig und prächtig sind, halten sie einem Vergleich mit der alten Kriegervereinsfahne bei weitem nicht stand. Beim betrachtenden Vergleich wird sofort klar, dass es sich um eine historische, hochwertige Fahnenschöpfung aus der Zeit kurz nach der Jahrhundertwende von musealer Bedeutung und hohem Wert handelt. Beim

Fahnenvorderseite oben links – Kürass

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In diesen Tagen wäre das Militär-Max-Joseph-Ordensfest gefeiert worden. Corona macht (auch) diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Unser Foto entstand bei der Veranstaltung im Oktober 2017. © BSB



Oberpfalz Betrachter löst diese Fahne spontane Begeisterung aus.

Aus den Bezirken

Beschreibung der Fahne

treue Kameraden 5/2020

Die Fahne ist im absolut unveränderten Zustand von 1908, sie hat vor allem in den vergangenen 110 Jahren am Grundtuch und in der Farbintensität Schaden genommen, die Motive und Schrift sind in gutem Erhaltungszustand. Teilweise ist das Grundtuch zerschlissen, die Webung hat sich an einzelnen Stellen aufgelöst. Sie ist in eine starke transparente Folie so eingenäht, dass sie vor Staub und Schädlingsbefall geschützt ist und hängend aufbewahrt werden kann. Es handelt sich um eine sehr seltene, künstlerisch hochwertige und detaillierte Ausführung im Stil des Historismus/Gründerzeit mit Einflüssen der Nazarener entsprechend dem herrschenden Zeitgeist Anfang des 20. Jahrhunderts. Ausführung in Handstickerei, Motive in Seidenstickerei mit Nadelmalerei und Sprengtechnik, kleinere Teile in Seidenmalerei, die Schriften handgestickt, mit Kantillenbehang auf drei Seiten. Diese Ausführung erinnert sehr stark an Klosterarbeiten des 19. Jahrhunderts, die in dieser Perfektion nur von wenigen Klosterfrauen und Mönchen beherrscht wurde. Die Fahne muss bei der Beschaffung 1908 bereits enorme Kosten verursacht haben, heute wäre die Anfertigung in dieser Art unbezahlbar, es gibt aber auch in den Klöstern kaum mehr Personal, das diese Techniken beherrscht. Es ist davon auszugehen, dass die Fahne tatsächlich in einer Klosterstickerei nach speziellen Plänen/Vorgaben der Vorstandschaft des KuMV Viehhausen angefertigt wurde. Bedeutendes Exponat Die Fahne ist eine authentische Schöpfung der Zeit um 1908. In ihrer Gesamtausführung und künstlerischen Gestaltung gehört

Redaktionsschluss für treue Kameraden 6/2020 ist der 5. November 2020

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Vorderseite: Quadratisches beiges Grundtuch mit umlaufendem dreireihigen Rautenmuster weiß-blau. Mittig große farbige Stickereien mit vier Fahnen: bayerische Fahne in den Farben weiß und blau, der deutschen Reichsfahne in schwarz-weiß-rot, einer Fahne mit dem Eisernen Kreuz auf rotem Tuch und einer nur noch schwach erkennbaren Fahne mit dem bayerischen Rautenmuster. Darunter gekreuzte Kanonenrohre, über der linken Rohrmündung eine Trommel, der rechten Rohrmündung ein Signalhorn. Beides Sinnbild der Spielleute und Trommler bzw. der Regimentsmusik der alten Armee. Am unteren Ende mittig jeweils ein Säbel und ein Seitengewehr, die sich kreuzen, oben die Spitzen gekreuzter Langwaffen mit aufgepflanzten Seitengewehren, dazwischen der bayerische Raupenhelm Modell 1868. Mittig in der Stickerei zwei Medaillons mit der Abbildung des „Auferstandenen Christus“ („ECCE Agnus – Dei „siehe das Lamm Gottes“) links und dem bekrönten bayerischen Wappenlöwen rechts. Das gesamte Gebilde ist unterlegt von gekreuzten Eichenlaubzweigen als Symbol für Standhaftigkeit und Unsterblichkeit. Über dem Gesamtbild die Zierschrift “Krieger u. Militärverein“, darunter „Viehhausen 1908“, dem Jahr der Beschaffung und Fahnenweihe. In den vier Ecken sind auf schwarz-weiß-roten Wappenschildern (den Reichsfarben) abgebildet: Oben links – ein Kürass mit gekreuzten Säbeln und Reiterstandarten, dazwischen eine Tschapka (Ulanenhelm) als Sinnbild für die berittenen Truppen (in Bayern: Kürassiere, Chevaulegers, Ulanen). Oben rechts – ein feldmarschmäßig gepackter Tornister („Affe“), gekreuzte Gewehre mit aufgepflanzten Seitengewehren, dazwischen ein Raupenhelm Modell 1868 für die Fußtruppen (Infanterie). Unten rechts – ein Anker mit Ankertau und gekreuzten Paddeln für die Pioniere. Unten links – gekreuzte Kanonenrohre mit Kugelstapel für die Artillerie. Rückseite Grundtuch in Material und Farbe wie Vorderseite. In den vier Ecken jeweils ein schwarz– weiß–rotes Medaillon mit den Orten großer bayerischer Siege während des Deutsch/ Französischen Krieges 1870/71, Wörth, Paris, Sedan und Orleans. Oben mittig – ein roter Wappenschild mit den Initialen des bayerischen Königs Ludwig II. und der Königskrone darüber. Unten mittig – ein Wappenschild mit einem verbundenen Händepaar als Sinnbild für Einigkeit, Zusammengehörigkeit und Brüderlichkeit. Links und rechts auf jeweils halber Höhe des Randes sind gestickte Schilder mit den Jahreszahlen 1866 für den Deutschen Krieg 1866 (Konflikt zwischen Preußen und dem Deutschen Bund unter Führung Österreichs und Bayern als Bündnisgenossen um Schleswig und Holstein (Schlacht bei Königgrätz) und 1870/71 für den Deutsch/Französischen Krieg dargestellt. Diese stehen für die Einigung der deutschen Staaten 1871 zum Deutschen Kaiserreich unter der Führung Preußens. Das mittige Feld ist ausgefüllt von einem mächtigen königlich bayerischen Staatswappen mit aufgesetzter Königskrone, gehalten von den bayerischen Löwen. Darüber der Vivat-Spruch „Mit Gott für König und Vaterland“, darunter auf einem bewegten roten Band die altbayerische Fahnendevise „In Treue fest“. Diese steht für die Treue zum altbayerischen Land und seiner Geschichte, zu Glauben, Sitte, Brauchtum und Treue zum bayerischen Volk.

sie sicherlich zu den wertvollen Exponaten der damaligen Zeit, ein herausragendes Belegstück bayerischer Kriegervereinskultur und ein einmaliges Originalstück Viehhausener Ortsgeschichte, das zudem eine direkte Verbindung zur Geschichte des SRV Eilsbrunn als ehemaligen Patenverein hat. Sie ist somit ein ganz früher Beleg für die enge Verbindung der einzelnen Ortsteile der heutigen Großgemeinde Sinzing bereits in der Zeit kurz nach 1900. Beide Fahnen bei entsprechenden Gele-

genheiten gemeinsam präsentieren zu können wäre sicherlich auch überregional eine kleine Sensation. Der Wert der Viehhausener Fahne dürfte aufgrund ihrer Seltenheit, der hochwertigen Ausführung und der künstlerischen Gestaltung beträchtlich sein. Ihr ideeller Wert als Kulturgut ist bedeutend, der Versicherungswert entsprechend hoch. Diese museale Fahne hat es nicht verdient, ein weiteres Schattendasein führen zu müssen. Text/Fotos: Hans Nama


Oberpfalz Soldaten-, Krieger- und Reservistenkameradschaft (SKRK) Parsberg Kindertag 2020

UNTER RITTERN

Parsberg – 32 Kinder – so viele wie nie zuvor – nahmen in diesem Jahr am Kindererlebnistag der SKRK Parsberg unter Leitung ihres Vorsitzenden Wolfgang Burger teil. Mit Förster Ernst Hautmann ging es auf zur Wanderung durch die Hatzengrün-Wälder. Hautmann erklärte dabei etwa, dass aus der Eibe bereits im Mittelalter hochqualifizierte Bögen gemacht wurden. Nach einer Brotzeit und am Ende von sieben Spiele-Stationen galt es, König Artus‘ Schwert „Excalibur“ aus dem Stein zu ziehen. Zuvor wurden alle Kinder zum Ritter geschlagen. Letztendlich ein gelungener Ausflug und eine Abwechslung für alle Kinder und Betreuer in schwierigen Corona-Zeiten. Text/Foto: Günter Treiber

Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Hemau und Umgebung

SKK-URGESTEIN FEIERTE 80. GEBURTSTAG Hemau – Wegen der Corona-bedingten Schutzmaßnahmen feierte Georg Seitz, seit Jahrzehnten Mitglied in der SKK Hemau und Umgebung, seinen 80. Geburtstag im kleinen, familiären Kreis. Zu den Gratulanten gehörte auch eine Abordnung der Kameradschaft, die ihr langjähriges Vereinsmitglied hochleben ließ. Weitere Gratulanten waren Bürgermeister Herbert Tischhöfer, Bürgermeister a.D. Hans Pollinger, Landrätin Tanja Schweiger und P. Santhosh Thomas OCD vom Eichlberg. Geboren 1940 in Pielenhofen bei Velburg auf dem heutigen Truppenübungsplatz Hohenfels kam Georg Seitz im Jahre 1953 nach Hemau, wo er noch die letzten Jahre seiner Schulzeit verbrachte und in der elterlichen Landwirtschaft mitarbeitete. 1957 trat er seine Lehre bei der Metzgerei Petz in Hemau an und arbeitete anschließend noch als Metzger in Mintraching. Nach der Grundausbildung in Freyung leistete der „Seitz-Girgl“ seinen 15-monatigen Wehrdienst als Fernmelder in Regensburg ab. Von 1962 bis 1966 war er beim Bauunternehmen Riepl beschäftigt und half unter anderem auch beim Bau des Bunkers

in Rieb mit. Ab 1966, als die Kaserne in Hemau eröffnet wurde, ging Seitz als Zivilangestellter zum Bund und war 38 Jahre in der Bekleidungskammer beschäftigt, bevor er 2004 in den Ruhestand eintrat. Als langjähriger Fahnenträger, Böllerschütze, Christbaumversteigerer und Ausschussmitglied hat er den Kriegerverein viele Jahre mitgeprägt. Als gelernter Metzger produziert er für den Verein seit 36 Jahren gute „Brotwürscht“ zum Bürgerfest und jedes Jahr zur Christbaumversteigerung.

Somit wird die Vereinskasse, die seine Frau Roswitha als Schatzmeisterin bewacht, immer auf dem Laufenden gehalten. Im Laufe seiner 50-jährigen Mitgliedschaft wurde Seitz mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er das BSB-Ehrenkreuz, die Verdienstkreuze 1. und 2. Klasse, wurde zum Ehrenmitglied im Vorstand ernannt und durfte in diesem Jahr das Große Verdienstkreuz am Bande und das Fahnenträgerabzeichen in Gold in Empfang nehmen. Text/Foto: Alfons Kollmer

V.l.: Bürgermeister a.D. Hans Pollinger, Roswitha Seitz, Jubilar Georg Seitz und die Gratulanten des Kriegervereines.

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Oberpfalz Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SKK) Hemau und Umgebung Kriegerdenkmäler in Hemau

Aus den Bezirken

GLEICH VIERFACHES GEDENKEN IN DER TANGRINTEL-STADT Hemau – Die SKK Hemau pflegt im Zusammenwirken mit der Tangrintel-Stadt Hemau seit alters her eine ausgeprägte Gedenkkultur für ihre Gefallenen und Vermissten. Neben dem Hauptdenkmal (u.l.) auf der Stadtplatzterrasse vor der Stadtpfarrkirche, welches für die Toten

der Weltkriege steht, gibt es drei weitere, wesentlich ältere Gedenkstätten, die an die Gefallenen der Kriege von 1870/71, des 1. Weltkrieges von 1914/18 und des 2. Weltkrieges von 1939/45 erinnern. Das Hauptdenkmal und die Kriegergedächtniskapelle (o.r.) wurden 2014/15 renoviert und 2016

wiedergesegnet. Das „alte“ Kriegerdenkmal (o.l.) wurde 2004 versetzt und wiedergesegnet, das „Kriegerkreuz“ (u.r.) 2016 restauriert. Die Kriegergedächtniskapelle

treue Kameraden 5/2020

Das frühere Pflegerkircherl an der Kelheimer Straße wurde 1776 erbaut, 1991 zur Kriegergedächtniskapelle umbenannt und 2015 von der Stadt Hemau komplett saniert, wozu auch der Kriegerverein, der die Innenausstattung übernahm, einen finanziellen Beitrag leistete. Jedes Jahr am Volkstrauertag legt der Kriegerverein hier einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Kriege nieder und kümmert sich um die Pflege und Reinigung. Bei einer Schlittenfahrt verunglückte am 14. Januar 1776 die Ehefrau des Pflegers Ludwig Maria von Pestalozza an dieser Stelle. Noch im selben Jahr ließ der trauernde Gatte eine Kapelle errichten, die ab 1803 als Stadel diente und erst 1926 wieder zur Kirche geweiht wurde. Das „alte“ Kriegerdenkmal

Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten im deutsch-französischen Feldzug 1870/71.

Das frühere Pflegerkircherl wurde 1776 erbaut und 1991 zur Kriegergedächtniskapelle umbenannt.

Nach der feierlichen Einweihung am 3. Juli 1892 wanderte die Gedenkstätte in den folgenden Jahrzehnten von der Regensburger Straße für nur fünf Jahre zum Stadtplatz, wieder zurück zum Vorplatz der früheren Kinoallee und steht nun beim Unteren Stadttor in der Allee am Ringweg. Das Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten im deutsch-französischen Feldzug 1870/71 wurde 2004 im Zuge der Stadttorgestaltung versetzt und am 19. Mai von Stadtpfarrer Thomas Strunz und Pfarrer Max Lehnert wiedergesegnet. Bei den Versetzungsarbeiten ist im Erdreich die wohl viele Jahre kaum vermisste Marmor-Kugelspitze aufgetaucht und wurde wieder originalgetreu instandgesetzt. Das „Kriegerkreuz“

Hauptdenkmal auf der Stadtplatzterrasse vor der Stadtpfarrkirche.

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Das Kriegerkreuz.

Erstmals erwähnt 1920, als das schon altersschwache Kreuz bei einem Sturm brach. Deshalb ist anzunehmen, dass dieses Kreuz nicht aus der Zeit der Weltkriege stammt, sondern schon sehr lange vorher als Wegkreuz dort stand. Der Name „Kriegerkreuz“ ist wohl darauf zurückzuführen, dass sich dort in den Kriegstagen viele Abschiedsszenen abgespielt haben, als sich die Einberufenen auf dem Weg zum Bahnhof Beratzhausen an dieser Stelle von ihren Familienangehörigen verabschiedeten. Wegen dieser besonderen Bedeutung haben damals beide Hemauer Kriegervereine beschlossen, sich um die Renovierung und Erneuerung zu kümmern. Am 7. November 1920 wurde das neue Kriegerkreuz mit der Aufschrift „Gedenket der Krieger im Gebete“ von Stadtpfarrer Böhm geweiht. Auch in den kommenden Jahrzehnten war


Oberpfalz gelegentlich von Instandsetzungen die Rede. 1987 wurde der Christuscorpus erneuert und eine neue Tafel „Zur Erinnerung an die Gefallenen der beiden Weltkriege“ angebracht. Um die Pflege kümmerte sich viele Jahre die Familie Mößl aus Kollersried. 2016 wurde der Christuscorpus von Christian Böhm restauriert. Das Kriegerkreuz ist auch Startpunkt der Kriegerwallfahrt zur Maria-Hilf-Kirche.

Das Hauptdenkmal Das Haupt-Kriegerdenkmal „Zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege 1914/18 und 1939/45“ auf der Stadtplatzterrasse wurde 2014 im Zuge der Stadtplatzneugestaltung nach oben versetzt und komplett renoviert. Am 3. September 1922 von zwei Hemauer Kriegervereinen gemeinsam aufgestellt, erinnert das Mahnmal an 72 Opfer des Ersten Weltkrieges und 161 ge-

Soldatenkameradschaft (SK) 1873 Neustadt a.d.Waldnaab

stadt/WN stand dem Kauf nichts mehr im Wege. Die bereits zuvor ausgesuchte Kanone mit allem Zubehör zum Preis von 2.000 DM wurde bei Firma J. Wening aus Pocking/ Ndb. bestellt und im Oktober geliefert. Ihren ersten Einsatz hatte die Salutkanone bei der Gedenkfeier am Totensonntag auf dem Soldatenfriedhof in Wöllershof im November 1975. Als erster Böllerschütze wurde Günther Konz für die Ortskameradschaft tätig. Bis 2006 standen weitere Böllerschützen für diese Aufgaben bereit. Seit 2006 ist Karl Stock als Böllerschütze tätig. Ihm zur Seite stehen Peter Heinrich und Ulli Kelnhofer. Die Tradition und der Einsatz der Böllerschützen ist somit für die Zukunft gesichert. Text/Foto: Engelbert Eckart

Salutkanone wird 45 Jahre alt

ORDENTLICH WUMMS Neustadt a.d.Waldnaab – 1975 beschloss der Vorstand der SK Neustadt a.d.Waldnaab mit Georg Witt an der Spitze, eine Salutkanone für die Kameradschaft anzuschaffen. Sie sollte vor allem bei weltlichen Festen und besonderen Ereignissen wie dem Volkstrauertag und bei Beerdigungen zum Einsatz kommen und der Brauchtumspflege dienen. Mit Spenden der Mitglieder von 1.170 DM und einen Zuschuss von 600 DM vom Landkreis sowie 250 DM von der Stadt Neu-

fallener und vermisster Soldaten des Zweiten Weltkrieges aus der Pfarrei Hemau mit den Ortsteilen Klingen, Kollersried und Langenkreith. Das Denkmal aus Kalkstein ist ca. 5,50 Meter hoch und trägt auf der Spitze den heiligen St. Georg als Stadtpatron. Hier findet auch jedes Jahr die Haupt-Zeremonie der Stadt Hemau zum Volkstrauertag mit Fackelzug statt. Text/Foto: Alfons Kollmer

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Technische Daten: Fabrikat: J. Wening, Pocking Waffenart: Salutkanone Modell B1 Kaliber: 50/150 Millimeter Rohrlänge mit Verschluss: 130 Zentimeter Länge Mündung bis Lafetten Ende: 250 Zentimeter Gewicht: 220 kg Kartusche 1975 geladen: 150 g, ab 2016: 80 g Schwarzpulver.

V.l.: Peter Heinrich, Vorsitzender Engelbert Eckart, Böllerschütze Karl Stock und Ulli Kelnhofer.

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Oberpfalz Soldatenkameradschaft (SK) 1873 Neustadt a.d.Waldnaab

Aus den Bezirken

PLATZ GEFUNDEN Historische Fahne kam ins Neustädter Stadtmuseum

treue Kameraden 5/2020

Neustadt a.d.Waldnaab – Die historische Fahne der SK 1873 Neustadt a.d.Waldnaab ist 110 Jahre alt und reparaturbedürftig. Restaurieren kommt zu teuer. Deshalb suchte der Verein eine andere Lösung. Auf 110 Jahre bewegte Geschichte kann die Fahne der SK 1873 Neustadt a.d.Waldnaab zurückblicken. Sie wurde in der Zeit als Deutschland noch ein Kaiserreich war angeschafft und überlebte zwei Weltkriege. Doch der Zahn der Zeit nagt gewaltig an der Fahne und eine Reparatur kostet eine Menge Geld. Aus diesem Grund hat sich die Kameradschaft entschlossen, die Fahne dem Museum der Stadt Neustadt zur Aufbewahrung zu übergeben. 1873 wurde der Krieger- und Veteranenverein Neustadt im damaligen Gasthaus „Zur Linde“ gegründet. Wenige Jahre später wechselte der Verein in das neue Lokal „Zum Kronprinzen“ und im August 1884 wurde die erste Fahne feierlich geweiht. 30 Jahre später, im

Als Kreisvorsitzender des Kreisverbandes Neustadt/WM und Mitglied der SK 1873 freut sich Heinrich Scheidler (r.), dass die Fahne einen Platz im Stadtmuseum gefunden hat. Mit dabei (v.l.) SK-Vorsitzender Engelbert Eckart, Heinrich Peter, Henry Rehfeld und Museumsleiterin Ursel Wiechert.

Juni 1914, erfolgte eine weitere Fahnenweihe und hier dürfte es sich um die noch erhaltene Fahne aus dem Jahr 1910 handeln. Der Krieger- und Veteranenverein war Mitglied im BDK (Bund Deutscher Kriegsteilnehmer) und ab 1918 im Königlich Bayerischen Veteranen- und Kriegerbund. Wie viele andere Vereine auch, musste die Kameradschaft während des 2. Weltkrieges ihre Aktivitäten einstellen. Erst am 5. März 1955 erfolgte eine Wiedergründung unter dem jetzigen Namen. Zum Vorsitzenden wurde Josef Walbert sen. gewählt. Am Dreikönigstag 1993 übernahm Engelbert

Eckart als neunter Vorsitzender die Verantwortung im Verein. Zum 100-jährigen Bestehen der Kameradschaft gab es eine neue Fahne, die seitdem in Gebrauch ist. Vom Jahr 2001 an war Henry Rehfeld Fahnenträger, bis er 2013 von Peter Heinrich abgelöst wurde. Heinrich Scheidler, Kreisvorsitzender des BSB-Kreisverbandes Neustadt/WN, freute sich, dass für die wertvolle Fahne nun ein guter Platz im Bestand des Neustädter Museums gefunden wurde. Museumsleiterin Ursel Wiechert versprach, dass die Fahne der Nachwelt erhalten bleiben wird. Text/Foto: Knauer

ANZEIGENPREISLISTE Anzeigengröße

Preis (Euro zzgl. MWSt)

Ganze Seite (DIN A 4) Zweidrittelseite Halbseite Eindrittelseite Viertelseite Achtelseite

272 x 185 mm 272 x 123 mm 136 x 185 mm 90 x 185 mm 136 x 92 mm 68 x 92 mm

540,00 375,00 280,00 190,00 145,00 75,00

Die Anzeigen können im gesamten Heft platziert werden mit Ausnahme der Titel- und Rückseite, des Leitartikels und der Außenansicht. Bei Abdruck auf der hinteren Umschlaginnenseite erhöhen sich die Preise um 25 Prozent. – Die Seiten 2 und 3 sowie „Aus den Bezirken“ werden online gestellt. Für auf diesen Seiten platzierte Anzeigen ist dennoch kein höherer Preis zu zahlen. Rabatte für Mehrfacherscheinungen der gleichen Anzeige: 3-fach ………. 6 Prozent 6-fach ………. 12 Prozent Für Traueranzeigen von dem BSB angehörenden Vereinen/Verbänden werden 50 Prozent der Geschäftskundenanzeigen berechnet.

Hinweis: Die komplette, detaillierte Anzeigenpreisliste für das Verbandsmagazin treue Kameraden des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. (BSB) finden Sie im Internet unter https://www.bsb1874ev.de/anzeigenpreisliste_stand_september_2017.pdf

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Oberpfalz Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SuKK) Untertraubenbach

24. April

Erinnerungen eines 13-Jährigen (Teil 2)

Nun zurück zum zweiten Tag, dem 24. April. Der Brui Sepp (Josef Bauer), unser ältester Schulkamerad bzw. Spielkamerad brachte uns die Nachricht, dass unser Karl bereits am Vormittag in Zivilkleidung in Wulfing war. Der „Ames Lenz“ (Jobst Lorenz, Amerlingshof), ein Onkel vom Brui Sepp, kam, um seine Schwester zu besuchen. Er kannte den Karl gut und nahm ihn mit auf den „Ameshof“ (Amerlingshof). Wir aber hatten keinen Kontakt zu ihm. Von der Familie Jobst erfuhren wir, dass er beim Marsch von Pösing nach Stamsried fliehen konnte. In Wulfing aber musste er erfahren, dass polnische Häftlinge glaubten, ihn als Wehrmachtsangehörigen vom Vortag erkannt zu haben. Es blieb aber beim Verdacht und es hatte keine weiteren Auswirkungen. Nach einer Woche stellte er sich mit einem weiteren Kameraden den Amerikanern, die sie mit einem Panzer abholten und ins große Gefangenenlager nach Janahof brachten. Nach diesem Chaos bemerkten und erfuhren wir erst, dass Untertraubenbach zur Hälfte abgebrannt war. Es wurde von amerikanischen Panzern in Brand geschossen, weil SS-Soldaten mit Panzerfäusten vom Schulhaus aus auf sie feuerten. Das Feuer breitete sich zwar langsam aus, da aber keine Löschmöglichkeiten waren, kam es zu diesem großen Brand. Die meisten Bewohner, zumeist Frauen und Kinder, flohen bereits vorher in Nachbarorte und Wälder. Ein paar alte Männer versuchten zwar mit der Feuerwehrspritze zu löschen, aber ihre

DAS KRIEGSENDE 1945/46 IN WULFING

Es geschah immer wieder, dass zerlumpte, ausgehungerte Gestalten an der Haustüre erschienen und um Brot bettelten. Unser selbstgebackenes Brot war bereits am ersten Tag verbraucht und backen konnte man wegen Mangel an Roggenmehl nicht. Meine Mutter wollte ihnen also Kartoffeln geben. Diese riss man ihr aus den Händen mit den Worten, das seien „dreckige Juden“. In ihrer Furcht vor der SS besorgten sie sich Wehrmachtskarabiner, Munition und Handgranaten, die sie im Herrgottswinkel aufgereiht hatten. Diese mussten sie etwa eine Woche später an einer Militärstreife unter Protest, besonders der Kommissäre, abgeben. Dies geschah nach energisch gesprochenen Befehlen in polnischer Sprache eines GI.

Einer der Wohnzimmergruppe konnte verhältnismäßig gut Deutsch, er war sehr nett zu uns Kindern und neckte uns auch oft. Er ließ uns auch öfters etwas von seiner Küche zukommen, die reich durch ihre nächtlichen Beutezüge gefüllt war. Unser Gust stahl ihm einmal einen Kartoffelpuffer. Er bemerkte es und setzte einen Hut auf und eine Brille und suchte den Verbrecher. Der Gust hatte sich im Schrank versteckt, wo wir ihn später fanden. Er war damals acht Jahre alt. Das Ganze verlief alles friedlich und humorvoll. Unsere Schulbücher waren für den Besagten eine Fundgrube. Ich musste mit ihm öfters das Geschichtsbuch durchlesen. Dieses strotzte vor der Verherrlichung Adolf Hitlers und des Dritten Reiches. Der Aufdruck am Deckel des Buches hatte es ihm angetan. Dort stand in großen Lettern „Geschichte von Großdeutschland“. In seiner russischen Lesart hieß es Groß‘z Deutschland, was er immer wieder stark betonte. Während dieser Zeit mussten wir mit der Familie Zenker aus Berlin im Obergeschoss wohnen (neun Personen). Außerdem nächtigten noch zwei deutsche Häftlinge bei uns. Sie waren uns eine große Stütze in der schweren Zeit. Man konnte sie als Verbindungsmänner betrachten, die sich auch zum Teil um unsere Verpflegung kümmerten.

„Gust“ Bauer (1937 bis 2005) als Student.

Ammerlingshof 2018, auf einer Anhöhe zwischen Untertraubenbach und Obertraubenbach.

Vor 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg. In den Vereinen und Kameradschaften gibt es noch Zeitzeugen, die diese Zeit selbst miterlebten. So wie Johann Bauer aus dem oberpfälzischen Wulfing, der seine Erinnerungen im Winter 2012/13 niederschrieb. Die Familie des inzwischen Verstorbenen stellte treue Kameraden freundlicherweise die Aufzeichnungen zur Veröffentlichung zur Verfügung. In Ausgabe 4/2020 lasen Sie Teil 1 der Aufzeichnungen. Lesen Sie hier, wie es weiterging:

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Oberpfalz Schläuche wurden von den Fahrzeugen zerfahren.

Aus den Bezirken treue Kameraden 5/2020

Ende April Das Geschehen in den Nachbarhäusern wurde erst allmählich bekannt. Wir Kinder wussten am ehesten, was in den Häusern los war. Man kann sagen, wir fühlten uns überall zu Hause. Beim „Weigl“ wie bei uns waren es russische Zwangsarbeiter. Ich erinnere mich noch gut an einen Mongolen mit auffälligen Schlitzaugen. Polnische Häftlinge hielten sich beim Fischer auf. Sehr aggressiv waren die Tschechen, die beim Flori (Weber) und den „Brui Geschwistern“ (Bauer) einquartiert waren. Einige Deutsche waren beim Groitl und beim Seebauern. Viele Häftlinge waren von der gefürchteten Kleiderlaus befallen. Diese übertrugen Cholera, Typhus und Ruhr. Die Flori Bas und der Hoferbe Sepp verstarben an Typhus. Die „Bas“, eine alte Frau, war schon vorher krank, der Flori Sepp aber starb mit 47 Jahren im Krankenhaus Cham. Der „Brui“ musste ihn in lebensgefährlicher Mission mit dem Pferdewagerl von dort abholen. Durch die vielen Panzer und Militärfahrzeuge auf der Straße in Cham scheute das Pferd und nur mit viel Geschick konnte er über Michelsdorf und Laichstätt Untertraubenbach erreichen. Der „Flori Sepp“, bereits im 1. Weltkrieg zwei Jahre an der Front, musste im 2. Weltkrieg den Polenfeldzug mitmachen, wurde letztendlich doch ein Opfer des Krieges. In den folgenden Tagen erst konnten wir das Geschehene in unseren Gedanken ordnen und die Gründe, die zur Inhaftierung der Häftlinge führten, erfahren. Die größte

Gefangenenlager Janahof, Nähe Quadfeldmühle.

Gruppe, die Juden, wurde von den Nazis in ihrem Rassenhass buchstäblich zu Tode geschunden. Sie trugen alle ihre blau gestreifte Häftlingskleidung und waren bis auf die Knochen abgemagert. Alle Toten, die wir beerdigt hatten, waren wohl Juden verschiedener Nationen. Die Überlebenden kamen nicht in den Häusern unter, sondern wurden vom amerikanischen Roten Kreuz aufgenommen. Eine große Gemeinheit der Nazis war es, dass man politische Gefangene mit Gefängnisinsassen, die wegen krimineller Vergehen zu Haftstrafen verurteilt waren, zusammenlegte. So war es mit einigen deutschen Häftlingen, die mir namentlich bekannt waren. Sie kamen erst im letzten Kriegsjahr aus dem Lager Buchenwald wegen der anrückenden Sowjetarmee nach Flossenbürg. Teils haben sie sich selbst geoutet, bei anderen kam es später auf.

Ludwig Diess, Untertraubenbach nach der Zerstörung Ende April

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Foto: Stadtarchiv Cham

Zwei von ihnen wurden wieder inhaftiert wegen Mordes. Sie hatten ihre Haftstrafen noch nicht verbüßt. Die anderen vier waren wegen Kindesmissbrauch (Knaben) verurteilt. Um sie kurz vorzustellen: es war der Albert, ein großer stattlicher Mann. Er kam aus dem schwäbisch-württembergischen Raum. Er war als einer der ersten im Hofraum und versuchte mit meinem Vater Ordnung in das Chaos zu bringen, während die SS herumstand und Schüsse aus ihren Karabinern abfeuerte. Albert war sehr hilfsbereit und vermittelnd. Er verstand sich mit der SS und mit allen Häftlingen. Uns machte er darauf aufmerksam, wie man mit den Russen umzugehen hatte. Den Russen aber sagte er, dass sie sich mit uns zusammentun sollten. Schon am ersten Tag gestand er meiner Mutter, dass er wegen eines Sittlich-

V.l.: Weber (Flori) Sepp, Bauer (Brui)?, Bauer (Laußer) Sepp im 1. Weltkrieg


Oberpfalz keitsverbrechens an einem Jungen verurteilt war. Nach mehreren Tagen verließ er uns, um, wie er sagte, zu Fuß in seine Heimat zu gehen. Im Sommer desselben Jahres kam er bei uns vorbei, um noch einmal nachzuschauen. Beim Groitl waren der Kurt und der Hans. Hans war ein gebürtiger Stettiner, zog dann zu uns und betrieb über Monate eine Schneiderei. Wir Buben schauten ihm gerne zu und wunderten uns, wie oft er uns etwas über Sexualität erzählte. Ich erinnere mich noch, wie er uns vorhielt, dass wir gar keine richtigen Jungen seien im Vergleich zu ihm und seinen Gefährten. Was haben wir alles gemacht, sagte er und bot sich an, sich vor mir nackt auszuziehen. Mein Vater, der seine homosexuelle Neigung erkannte, verbot uns später zu ihm zu gehen. Bald darauf zog er zum Weber (Jackermeier) nach Obertraubenbach, wo er sich mit einer geistig behinderten Frau zusammentat. Viel später suchte er den Freitod. Kurt blieb beim Groitl und fungierte als von den Amis eingesetzter Hilfspolizist. Zwei weitere Männer, deren Name ich heute nicht mehr weiß, waren durch ihr eigenes Zutun als Homosexuelle bekannt. Dies war in der Nazizeit ein krimineller Tatbestand und wurde häufig mit Arbeitslager bestraft. Der Peter, ein Metzger aus dem Ruhrgebiet, hat sich bei uns als Koch betätigt und auch uns mit Nahrung versorgt. Woher er die Nahrungsmittel – auch Fleisch – hatte, wussten wir nicht. Er heiratete die „Hochweber Anna“ und half ihr bei der Bewirtschaftung des Anwesens. Nach der Rückkehr ihres Bruders aus der Gefangenschaft zogen sie mit der ledigen Tochter Anna in seine Heimat. Dort wurde er später verhaftet, weil er seine Strafe für Mord nicht voll abgebüßt hatte. Wegen Schwarzschlachtung, so hatte er uns erzählt, sei er ins KZ gekommen. Wir hatten ihn als hilfsbereiten Menschen kennengelernt. Eine Kriegerwitwe mit drei Kindern, die bei den Brui Geschwistern als Flüchtlingsfamilie wohnte, heiratete den Häftling „Zenk“, der später ebenfalls wieder verhaftet wurde. Ein junger Kerl aus dem Rheinland war eindeutig ein politischer Häftling. Er hatte antinazistische Äußerungen verbreitet. Nach der Verheiratung mit der „Hessn Gusti“ aus Obertraubenbach zogen beide in seine Heimat. Allmählich kamen die Häftlinge zu Kräften und es ereigneten sich immer wieder kriminelle Aktivitäten, Raub und Diebstahl und auch sexuelle Übergriffe auf Frauen. Die amerikanische Kommandantur, die im Scheininger Haus in Untertraubenbach war, musste immer häufiger einschreiten und für Ordnung, soweit man davon sprechen konnte, sorgen. So wurden auch unsere „Mitbewohner“ zurechtgewiesen. Sie

sollten ihren Raum selbst in Ordnung halten und nicht die „Bauersfrau“, meine Mutter, damit belasten. Ebenso durften sie nicht alle anfallenden Eier für sich behalten. Dadurch wurde die russische Volksseele beleidigt. Am darauffolgenden Tag fand meine Mutter den größten Teil unserer 40 Hühner mit abgeschnittenen Köpfen tot auf dem Boden liegend. Nun hatten wir wieder eine Nahrungsquelle weniger. Nachdem wir den Sommer über wieder Junghennen herangezogen hatten, raffte eine verheerende Geflügelkrankheit im Winter alle Hühner weg. Soweit unsere Erfolgserlebnisse. Anfang Mai Es waren nun bereits genau drei Wochen vergangen. Die Amerikaner teilten allen ausländischen Häftlingen mit, dass sie sich am Montag, den 14. Mai, zum Abtransport nach Roding bereithalten sollen. Der „Brui“ musste sie mit seinen Pferden und einem Leiterwagen dorthin fahren. Sie nahmen es nur widerwillig an und einige sprangen vom Wagen und setzten sich ab. Sie kehrten aber nicht mehr in ihre vorherigen Quartiere zurück. Nun kam für uns die Befreiung. Wir konnten nun unsere vergrabenen Fleischvorräte verzehren. Nun begann in allen Häusern ein großes Reinemachen und überall wurden die Wohnzimmer geweißelt. In Untertraubenbach musste der große Berg von Bauschutt der abgebrannten Häuser und Wirtschaftsgebäude weggeräumt werden. Er wurde entlang des Regenufers bis zur Regenbrücke abgeladen. Dort waren auch viele zum Teil ausgebrannte Wehrmachtsfahrzeuge abgestellt. Sie waren für uns Buben eine wahre

Fundgrube. Die Freude war groß, wenn man einige Liter Benzin von den Tanks abzapfen konnte. Eines Morgens im August sagte unsere Mutter beim Aufstehen: „Heute Nacht ist der Karl gekommen.“ Mit dem letzten Zug um 21.30 Uhr, der erst wieder seit Juli auf der Strecke Schwandorf-Cham verkehrte, kam er in Pösing an. Zu Fuß und nach mehrmaligem Rasten kam er in Wulfing an. Die Mutter musste ihm in der Nacht noch auf sein Verlangen einen Grießbrei machen. Sie hat es gerne getan, da er abgemagert wie ein KZ-Häftling war. Erst jetzt erfuhren wir, was mit ihm geschehen war. Nachdem er, wie ich schon geschildert habe, von den Amerikanern gefangen genommen worden war, trieb man die Gefangenentruppe in Richtung Pösing. In Pösing übergab man sie einer Meute von KZ-Häftlingen, die sie mit einer Maschinenpistole vor sich hertrieben. Nach Pösing auf dem Weg nach Stamsried, begann man die Gefangenen Mann für Mann von hinten zu erschießen. Karl begann, die Schüsse zu zählen. Da er ganz vorne war, konnte er die Chance nutzen, in den nahe gelegenen Wald bei Wetterbach zu fliehen. Die Zeit, die die Verfolger brauchten, um das leergeschossene Magazin zu wechseln, gab ihm einen großen Vorsprung. Nur einer der Gefangenen war ihm gefolgt und entkam auch seinen Rächern. Sie trennten sich aber nach der gelungenen Flucht. Die schlechte Kondition der Häftlinge bewahrte sie vor der Verfolgung. Sie konnten sich im nahegelegenen Wald verstecken. Bei Anbruch der Dunkelheit suchten sie in einem Bauernhof Unterschlupf, wo man ihnen Essen und Zivilkleidung gab. So kam er,

Lausserhof um 1960

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Oberpfalz

Aus den Bezirken treue Kameraden 5/2020

wie bereits beschrieben, am nächsten Tag nach Wulfing. Bis auf die zwei, wurden alle Schicksalskameraden erschossen und vorerst bei der Pösinger Kirche beerdigt. Wie schon berichtet, nahm ihn der „Amers Lenz“ mit zu seinem Hof (Ammerlingshof). Dort blieb er eine Woche und stellte sich dann den Amis mit einem anderen Kameraden. Sie brachten ihn in das in Cham errichtete Gefangenenlager. Von dort wurde er in das berüchtigte Lager in Bad Kreuznach gebracht. Tagelang fuhren unzählige Militärlastwagen mit Gefangenen auf der B 85 an Wulfing vorbei. Viele Gefangene wurden damals von Cham aus auch an Russland ausgeliefert. Es gibt eine internationale Vereinbarung, die Genfer Konvention, in der auch die Behandlung von Kriegsgefangenen geregelt ist. Aber scheinbar ist das Recht immer auf Seiten der Sieger. Wie uns Karl, er war Offizier, erzählte, hat er damals in Pösing bei der Übergabe protestiert. Er hat die Amis darauf hingewiesen, dass dies nach der Vereinbarung nicht zulässig sei. Einige Jahre später stellte er Strafanzeige. Die Ermittlungen aber wurden eingestellt. Es erschien zwar ein Kriminalbeamter bei uns, um sich zu erkundigen und uns zu befragen, aber das Interesse an einer Verfolgung war zu dieser Zeit nicht groß. Erwähnen möchte ich ein Erlebnis, das ich im Sommer 1990 hatte. Während einer Versammlung im Gasthaus Ebenbeck (vormals Mühlbauer) sprach mich ein Mann aus Sachsen an. Es war im Hausgang. Wie er erzählte, sei er bei Kriegsende mit seinen Kameraden einer Luftwaffeneinheit verteilt auf die Orte Wulfing und Untertrauben-

bach einquartiert gewesen. Er fand sich in der Umgebung nicht mehr zurecht. Es fehlten ihm mehrere Gebäude in der Nähe des Gasthauses, die abgebrannt waren. Sie waren ja beim Anrücken der Amis schon weitergezogen, hatten aber schon etwas gehört, dass Untertraubenbach abgebrannt sei. Ebenfalls fehlte ihm eine tiefe Hohlgasse, in der sie in Stellung gelegen waren. Es handelte sich um die sogenannte „Tuifa Goss“, die im Zuge der Flurbereinigung eingeebnet worden war. Wie er mir weiter sagte, wollte er schon lange diesen Ort besuchen, um etwas über das Schicksal seiner Kameraden, die in Wulfing einquartiert waren, zu erfahren. Aber wegen des Eisernen Vorhangs war es ihm nicht möglich. Ich berichtete ihm nun, was mit ihnen geschehen war und wo sie beerdigt wurden. Es waren die Soldaten, die damals in Wulfing zusammen mit unserem Karl gefangengenommen wurden und später in Pösing durch KZ-Häftlinge zu Tode kamen, wie ich bereits berichtete. Er wusste davon nichts Genaues, aber dass sie hier umgekommen sein sollen, habe er von anderen noch lebenden Kameraden erfahren. Ich hätte ihm gerne noch mehr erzählt, aber zu diesem Zeitpunkt war es mir nicht möglich. Aus all dem Geschehenen von den grausamen Schicksalen, sowohl der Häftlinge, der Soldaten sowie der Bevölkerung vor Ort, kommt man zu einem abschließendem Urteil. Es war ein Hirngespinst der ganzen Nazigesellschaft, dass man diese geschundenen Menschen nicht im Lager an die Besatzungsmacht übergab. Wahrscheinlich waren es noch nicht genug, die darin umgekommen waren. Von einem Erlebnis persönlicher Art möchte ich erzählen, um zu zeigen, dass es überall „Menschen“ gibt. Es war im Juli 1945,

Wetterbach 2018, zwischen Pösing und Stamsried

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mein Vater ging mit mir zum etwa 1,5 km entfernten Fuchshöhlacker. Dort lag ein vom Sturm abgebrochener Baumgipfel im danebenliegenden Getreidefeld. Ich wollte diesen mit der Axt ausasten. Der Vater hatte Bedenken und es geschah, wie er befürchtet hatte: ich hackte mich mit der Axt in den Fuß. Mit dem verletzten, stark blutenden Fuß ging ich den langen Weg nach Hause. Zu Hause, bei näherem Hinsehen, beschloss man, doch einen Arzt aufzusuchen. Dies war zu dieser Zeit ein größeres Problem. Der Zenker Fritz, unser Berliner, erfahrener Manager, ergriff die Initiative und ging mit mir auf die B85. Dort fuhren immer wieder amerikanische Rotkreuzautos vorbei. Wir hatten Glück, prompt hielt ein Jeep und nahm uns mit nach Roding in ihre Rotkreuzstation im Reisererhaus (Chamer Straße). Dort verband man mich und brachte mich anschließend in das Krankenhaus Cham zur Weiterbehandlung. Sie warteten, bis ich versorgt war und fuhren mich dann zusammen mit dem Zenker Fritz nach Hause. Insgesamt drei Mal fuhren sie mich nach Cham und zurück. Als Dank nahmen sie immer nur ein paar frische Eier an. Anfügen möchte ich noch die abenteuerliche Rückfahrt beim letzten Arztbesuch. Die Amis hatten uns zu verstehen gegeben, dass ihnen eine Rückfahrt nicht möglich war. So musste unser Fritz eine andere Möglichkeit suchen. Nach vielen Versuchen einen Kfz-Fahrer zur Mitnahme zu bewegen, hielt ein deutscher LKW-Fahrer mit seinem beladenen Zug samt Anhänger an und nahm uns mit. Auf der Anhängerdeichsel stehend fuhren wir von Janahof bis Wulfing. In Wulfing gab Fritz das vereinbarte Handzeichen und der Fahrer hielt an. So um Mitte Mai herum wurde an der Straße zwischen Seebauer Garten und Brui Max ein amerikanischer Militärposten eingerichtet. Sie mussten die täglich vorbeiziehenden entlassenen deutschen Kriegsgefangenen kontrollieren (nach ihren Entlasspapieren vom Chamer Gefangenenlager). Zu ihnen gesellte sich ein Serbe in jugoslawischer Uniform. Ich beobachtete einmal, wie er einen jungen Mann, den man an seiner Armtätowierung (Blutgruppe) als SS-Angehörigen erkannte, abführte. Er trieb ihn an den Hang beim „Preis’ntal“. Dort musste er ein Grab schaufeln, wobei der Serbe mit der Pistole danebenstand. Ein amerikanischer Soldat kam aber und beendete die Aktion. Zurückgebliebene KZ-Häftlinge, die nun wieder zu Kräften gekommen waren, betätigten sich nun häufig als Straßenräuber. Sie nahmen den entlassenen deutschen Soldaten auf dem Fußmarsch in ihre Heimat ihre Habseligkeiten ab. Besonders begehrt waren die Uhren, soweit sie ihnen nicht


Oberpfalz

Die „Wulfinger“ in den 60er Jahren (v.l.): Groitl Anni, Weigl Rosl, Wenzl (Fischer) Kreszenz, Seebauer Mich, Bauer (Brui) Sepp und seine Frau Berta, Bauer (Lausser) Franziska mit ihrem Mann Hans, Weigl Mare, Weber (Flori) Zenz; vorne: Wenzl (Fischer) Hans und Seebauer Therese.

schon von den Amis abgenommen worden waren. Bei diesen Aktionen kam es oft zu Schlägereien, bei welchen sie aber oft den Kürzeren zogen. Besonders hervor taten sich Häftlinge slawischer Herkunft, jedoch keine Russen. Die amerikanischen Militärposten ließen diese Banden unbehelligt gewähren. Sie machten sich einen schönen Tag. Wie wir Buben beobachteten, wir waren ja häufig zugegen, verschwanden sie abwechselnd mit zurückkehrenden Wehrmachtshelferinnen im „Seebauernstadel“. Unter den Amis war keiner, der Deutsch konnte, so brauchten sie öfter einen Dolmetscher bei der Kontrolle. So schickten sie uns, wenn er gerade nicht zugegen war, zum Brui Sepp, der Englisch konnte, weil er in Cham die Oberrealschule besuchte. Für seine Dienste wurde er mit Schokolade belohnt, was unseren Neid weckte. Wir Buben bemerkten auch, dass sich die Gruppe bei ihren Handlungen nicht immer einig war. Einer, der wohl der Höhere war, beendete dann den Streit. Die amerikanische Streitmacht bestand neben vielen Farbigen auch aus vielen Soldaten von Einwanderern verschiedener Nationen, besonders von Polen. Die Furcht vor den Farbigen war völlig unbegründet. Sie waren immer nett zu uns und warfen uns oft Schokolade vom Auto aus zu, was bei den Weißen nicht so häufig war. Bei der Regenbrücke in Untertraubenbach standen viele beschädigte und zum Teil ausgebrannte Militärfahrzeuge, Lkws, Busse, VW-Kübelwagen, sowie Rot-Kreuz-Fahr-

zeuge, eine Fundgrube für die „Wulfinger Buben“. Wir montierten alles ab, was ging, größtenteils wertlos. Besonders hatten wir uns auf das Absaugen von Benzin spezialisiert. Damit konnten wir wieder unsere Benzinmotoren zum Antrieb der Häckselmaschine und der Kreissäge betreiben. Große Neugier weckte auch die Fundmunition, Handgranaten, Panzerfäuste, Karabi-

ner und jede Menge Gewehrmunition. Im Bruifeld bei der Galgenhöhe war eine Geschützstellung der Amerikaner, von der aus man Cham beschoss. Dort lagen viele abgeschossene Kartuschen von Granaten aus Messing. Leider betrachteten wir sie lediglich als Souvenir und nahmen nur ein paar mit, was wir eigentlich nicht durften. Sie hätten uns hernach viel Geld wegen des Metallwertes gebracht. An einem Sonntagabend im Sommer kam der „Gang Hans“ zu uns und sagte, sein Vater sei nicht nach Hause gekommen. Mit anderen Dorfbewohnern machte man sich im Staatswald auf die Suche nach ihm, man musste sie aber wegen der Dunkelheit abbrechen. Am nächsten Morgen fand man ihn am Rundweg des Traubenberges tot auf. Er hatte unvorsichtig an einer Handgranate hantiert, die dabei explodierte. Ich selbst hatte damals den Knall gehört aus Richtung Staatswald und mich dabei gewundert, da zu dieser Zeit kaum mehr Schüsse zu hören waren. Nach drei Wochen wurde dann auf Drängen der Bevölkerung die amerikanische Kommandantur tätig. Die UNO-Flüchtlingsorganisation UNRA kümmerte sich um die Häftlinge. Der „Brui Sepp“ musste sie mit den Pferden und dem Leiterwagen nach Roding fahren. Unter heftigen Protest ließen sie es über sich ergehen. Von da an kehrte wieder langsam Normalität in Wulfing ein. Text: Johann Bauer (aufgeschrieben im Winter 2012/13) Fotos: privat

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Mittelfranken Kreisverband (KV) Nürnberg

BESUCH BEI FREUNDEN Aus den Bezirken

KV Nürnberg besuchte die Kameraden in der Steiermark

treue Kameraden 5/2020

Weiz (Österreich) – Der Ehrenobmann des ÖKB-Stadtverbandes Weiz, Regierungsrat Walter Binder, bekam dieser Tage Besuch von seinen BSB-Kameraden aus Nürnberg. Der Gruppe gehörten Oberstleutnant d.R. Christian Emmerling, Oberleutnant d.R. Peter Baumann, sowie Thomas Gleiter und Klaus Henke an. Nach einer Führung in Weiz ging es zum Mittagessen in den Gasthof Allmer und dann nach Graz zu einer hervorragenden Stadtführung der Weizerin Barbara Zöhrer. Abends wurden die Gäste durch den ÖKB-Stadtverband Weiz mit Fahne und zwölf Weizer Kameraden, an der Spitze Obmann Johannes Harrer, vor dem Hotel-Gasthof Allmer empfangen. Es folg-

Linke Tischseite v.r.: Peter Baumann, Franz Allmer, Christian Emmerling und Walter Binder.

te ein gemütliches Beisammensein mit steirischer Musik. Bei den Ansprachen von Walter Binder und Christian Emmerling stand die Freundschaft und die Wichtigkeit der Völkerverständigung anlässlich solcher Treffen im Vordergrund. Man müsse die tapferen Soldaten der beiden Weltkriege in Ehren halten dürfe sie nicht vergessen. Walter Binder

hatte erst kürzlich den BSB-Wappenschild für seine ehrenamtliche Arbeit und seine Aktivitäten zur Völkerverständigung erhalten (tK berichtete). Nach einem Besuch im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ging es weiter in die Neumarkter Partnerstadt Mistelbach. Text: Heinz Habe (Pressereferent ÖKB Weiz) Fotos: Christian Emmerling

Empfang der Gäste aus Nürnberg.

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Unterfranken Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Karbach

STECKERLFISCHESSEN UNTER CORONABEDINGUNGEN Karbach – Als Traditionsverein wollte es sich die SRK Karbach trotz Corona nicht nehmen lassen, ihr jährliches Steckerlfischessen durchzuführen. Man entschloss sich kurzerhand Steckerlfisch „to go“ anzubieten und fand rund 400 Abnehmer der zuvor bestellten Fische. Viel Lob gab es für die leckere Zubereitung und die Initiative, wieder langsam in eine Normalität zurückzukommen. Zuversichtlich blicken die Kameraden nun in die Zukunft mit der Hoffnung auf ein „normales“ Steckerlfischessen im Jahr 2021. Text: Rainer Zorn Foto: Benedict Rottmann

Kreisverband (KV) Würzburg/Main-Spessart

ROLLENDE KLEIDERKAMMER FÜR UNGARN Schwerte/Kürnach – Stefan vitéz Simon (Székkapitány Norddeutschland) aus Schwerte, Mitglied im KSV Kürnach, wurde Anfang Juni vom Generalkapitän vitéz Gazsó-Molnár János angesprochen, ob er dem Vitézi Rend (Info) nicht bei der Anschaffung eines Gelenkbusses behilflich sein könne. Für Simon war dies nicht die erste Anschaffung für das ungarische Hilfswerk, im letzten Jahr konnte er ein Löschfahrzeug für die Feuerwehr eines von Ungarn besiedel-

ten Ortes in der Karpatenukraine beschaffen. Simon, der in der Busbranche tätig und Vorsitzender des von ihm gegründeten gemeinnützigen Vereins „Vitézi Rend Karitativ Részleg Németország e.V.“ ist, sagte sofort seine Unterstützung zu. Aufgrund seiner guten geschäftlichen Verbindungen war ein Bus schnell gefunden und der Besitzer war bereit, diesen für einen „Freundschaftspreis“ zu veräußern.

Stefan Simon (r.) übergibt den Bus an vitéz Molnár-Gazsó (2.v.l.).

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Vitézi Rend (dt. Heldenorden, Orden des Standes der Tapferen) war die höchste staatliche ungarische Auszeichnung der Zwischenkriegszeit und wurde vom Königreich Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt. Seit 1945 besteht der ehemals staatliche Orden in verschiedenen privaten Gruppen weiter, die zum Teil als Vereine gerichtlich registriert sind. Am 3. Februar 1992 wurde der Vitéz-Orden als Verein nach ungarischem Recht gerichtlich zugelassen. Er ist die einzige staatlich offiziell anerkannte Organisation, ein Verein nach ungarischem Recht. Am 7. Mai 2011 wurde zwischen dem 1992 gerichtlich eingetragenen Vitézi Rend und dem Bayerischen Soldatenbund 1874 e.V. ein Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Die Begründer der Partnerschaft waren der vitéz Molnár-Gazsó und der damalige Präsident des BSB, Generalmajor a. D. Jürgen Reichardt. (aus: Wikipedia) Das Hilfswerk des Vitézi Rend unterstützt seit Jahren Krankenhäuser mit gespendeten Einrichtungen, medizinischen Geräten und Medikamenten. Es finanziert eine Gruppe Krankenhausclowns für die Betreuung von erkrankten Kleinkindern. Sozialschwachen Familien und Personen wird mit Kleidung, Lebensmittel und im Winter mit Lieferung von Holz für Heizung und die Zubereitung warmer Mahlzeiten unter die Arme gegriffen.

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Unterfranken

Aus den Bezirken treue Kameraden 5/2020 Innenansicht des Busses mit den geladenen Spenden und Hilfsgütern.

Als Hauptsponsor war Egon Schrezenmaier von „Schrezenmaier Kältetechnik“ bereit, die Kosten für die Anschaffung des Busses zu übernehmen. Die finanziellen Mittel für die Überführung und Beschriftung des Fahrzeuges wurde durch Spenden finanziert. Der Bus soll in Ungarn als sogenannte rollende Kleiderkammer und Sozialstation des Hilfswerkes des Vitézi Rend eingesetzt werden. So sollen Hilfsgüter wie Lebensmittel und Kleidung in strukturschwache Gebiete

Frontansicht mit Beschriftung des Busses.

Ungarns mit hoher Arbeitslosigkeit gebracht und an bedürftige Personen und Familien verteilt werden. Gleichzeitig soll bei diesen Hilfsfahrten ein Arzt zur medizinischen Versorgung dieses Personenkreises an Bord sein. Der Bus, beschriftet mit dem Logo des Hilfswerkes und des Firmennamens des Hauptsponsors Schrezenmaier, wurde am 11. Juli 2020, vollgepackt mit Hilfsgütern, an den Generalkapitän des Vitézi Rend übergeben.

Der Generalkapitän bedankte sich in einer kurzen Ansprache bei Egon Schrezenmaier als Spender, bei Stefan Simon dem Organisator und bei den Mitgliedern des deutschen Hilfswerkes des Vitézi Rend. Der BSB-Kreisverband Würzburg/Main-Spessart mit seinen Vereinen wünscht dem Projekt viel Erfolg und dem Bus mit seinem Hilfspersonal allzeit gute Fahrt. Text: Rainer Schmitt Foto: Stefan Simon

Redaktionsschluss für treue Kameraden 6/2020 ist der 5. November 2020

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; Oberbayern: Margit Scholle, Email: dieter.scholle@online.de; Unterfranken: Franz Sennefelder, Email: franz.sennefelder@t-online.de; Mittelfranken: Peter Brandl, Email: brandl50@gmx.de; Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Oberbayern Bezirksverband (BV) Oberbayern Gemeinsames Gefallenengedenken in den Hochvogesen

TROTZ CORONA Elsass (Frankreich) – Auf einem der zahlreichen „Köpfe“ des Elsass, die im 1. Weltkrieg Geschichte gemacht haben, findet seit Mitte der 60er Jahre alljährlich am zweiten Augustsonntag ein spezielles Gefallenengedenken statt. Das Ereignis ist in der regionalen Geschichte tief verwurzelt und zieht auch Besucher aus Deutschland, vor allem aus Bayern an. Selbst Corona konnte der Traditionsveranstaltung nichts anhaben; sie fand auch im Jahr 2020 statt, allerdings in etwas bescheidenerem Rahmen. Wie schon im vergangenen Jahr nahm auch heuer eine Delegation unter der Leitung von Ludwig Maurer, dem 1. Bürgermeister der Gemeinde Hohenlinden, teil. Er sprach sein Grußwort auch im Namen von BSB-Präsident Oberst a.D. Richard Drexl. Der Ort des Geschehens liegt hoch über dem Münstertal auf 1.000 Meter Höhe in den Vogesen. Dort gab es ab Juli 1915 erbitterte Kämpfe zwischen Deutschen und Franzosen. Wer die Höhen beherrschte, dem gehörte auch das Tal, war die Devise. Und so ließen beide Parteien nichts unversucht, um sich der Höhen zu bemächtigten.

Bürgermeister Ludwig Maurer bei seinem Grußwort auf dem deutschen Soldatenfriedhof Baerenstall. Hinter ihm die Mauer mit den Namenstafeln, die das Kameradengrab mit den knapp eintausend Toten von den Einzelgräbern abgrenzt, an diesem Tag geschmückt mit den abgelegten Gebinden. Zu beiden Seiten von ihm die deutschen und französischen Fahnenabordnungen. Hinten links, Mitglieder des Musikvereins aus dem badischen Norsingen, welcher die Zeremonie musikalisch umrahmte.

Auf dem französischen Friedhof Wettstein lässt es sich die regionale Politprominenz nicht nehmen, anwesend zu sein. Guy Jacquey, der Bürgermeister von Orbey, und seine Juniorbürgermeisterin sind eingerahmt von der Senatorin Patricia Schillinger (l.) und von Pierre Bihl, dem Vizepräsidenten des Departementrats und der Gendarmeriekommandantin (r.). Bürgermeister Ludwig Maurer mit Rautenmundschutz hier in der zweiten Reihe links hinter Guy Jacquey. Musikkapelle und Fahnenabordnungen sind angedeutet.

Es gab eine ganze Reihe dieser „Köpfe“, die tausenden von Soldaten den Tod brachten. Klangvolle Namen in den Vogesen sind auch der Hartmannsweiler-, der Reichacker- oder der Buchenkopf. Als am Lingekopf beide Seiten nach drei Monaten die Kämpfe wegen erkennbarer Aussichtslosigkeit einstellten, blieben auf einem Frontabschnitt von nur 800 Meter rund 17.000 Gefallene zurück. Der erste Teil des gemeinsamen Gedenkens findet auf dem deutschen Soldatenfriedhof Baerenstall, östlich des Lingekopfs statt; diesen richtet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aus. Den zweiten Teil auf dem westlich gelegenen französischen Soldatenfriedhof Wettstein organisieren die Gemeinde Orbey und der Geschichtsverein „Mémorial du Linge“. Beide Zeremonien finden unter zahlreicher deutscher, vor allem bayerischer Beteiligung statt. Schließlich waren es seinerzeit vorwiegend Einheiten der Bayerischen Armee, die hier im Einsatz waren. Den Geschichtsfreunden aus Hohenlinden ist das Gebiet nicht unbekannt. Der erste Besuch dort liegt viele Jahre zurück. Und der Chef der Gedenkstätte am Lingekopf,

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Oberbayern

Aus den Bezirken treue Kameraden 5/2020

der General a.D. Dominique Muller, war bereits in Hohenlinden. Die beiden Schlachtfelder entstammen zwar unterschiedlichen Zeiten, aber die Art, wie sie der Öffentlichkeit präsentiert werden, ist ähnlich. In beiden Fällen gibt es das im Gebäude untergebrachte Museum und das Freigelände. Das Museum hat in dem Erinnerungszeitraum 2014-18 mit staatlicher Hilfe eine deutliche Vergrößerung der Ausstellungsfläche realisiert. Die Instandhaltung der 400 m Schützengrabenlinie des Außenbereichs ist eine nie enden wollende Arbeit für die Vereinsmitglieder und die Helfer aus Bayern. Die Bayern vor hun-

dert Jahren hatten gut mit Stein, Beton und Stahl gearbeitet, um ihre Gipfelstellung zu befestigen und damit leichter verteidigen zu können, was auch gelungen ist. Aber der Zahn der Zeit hat eben seine Spuren hinterlassen. In seinem Grußwort stellte der Bürgermeister von Hohenlinden seine Gemeinde und ihren Platz in der bayerischen aber auch in der französischen Geschichte vor. Er sprach ferner von dem Engagement von Gemeinde und Geschichtsverein bei der Renovierung von steinernen Zeugen, die bayerische Soldaten bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in Frankreich hinterlassen hatten. Die gemeinsamen Arbei-

Veteranen- und Kriegerverein (VKV) Laim 1890/2010

JUGENDLICHE PFLEGTEN KRIEGSGRÄBER Abschlussveranstaltung auf dem Münchner Waldfriedhof München – Zu den klassischen Aufgaben des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gehört seit 1953 auch die Jugend, Schul- und Bildungsarbeit. In den letzten Jahren hat dessen Landesverband Bayern über 30.000 junge Menschen europaweit auf Kriegsgräberund Gedenkstätten zusammengeführt. Der im Jahre 2010 wiedergegründete VKV

Laim hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Aufgabe des Volksbundes zu unterstützen. So nahm er auf Einladung auch dieses Jahr wieder an der Gedenk- und Abschlussveranstaltung der Jugendbewegung auf der Gedenkstätte am Münchner Waldfriedhof teil. Neben konsularischen Vertretern aus Italien und der Ukraine waren allerdings wegen der Corona-Pandemie

ten seien ein Baustein für das Zusammenwachsen Europas auf der Bürgerebene. Nicht zuletzt überbrachte er die Grüße von BSB-Präsident Drexl. Coronabedingt konnte der Vormittag in diesem Jahr nicht mit dem obligatorischen Glas der Freundschaft enden. Man begab sich denn etwas eher zum Mittagessen, das in Frankreich, mehr als in Deutschland, ein gesellschaftliches Ereignis darstellt. Die beiden Bürgermeister kamen dabei überein, noch mehr als bisher partnerschaftlich zusammenzuarbeiten um das vergleichbare Geschichtserbe gemeinsam noch besser zur Geltung zu bringen. Text/Fotos: Dr. Michael Stumpf

nur Jugendliche aus Deutschland anwesend. Bei der Begehung der Gräberfelder mit dem Niederlegen von Blumen ergaben sich einige Gelegenheiten zu interessanten Gesprächen mit den Jugendlichen. Diese hatten auf Einladung des Volksbundes wie jedes Jahr Namensinschriften auf Grabsteinen kenntlich gemacht und die Gedenkstätte gepflegt. Zum Abschluss der Begegnung konnten weitere Gespräche geführt werden. Nur so kann man gemeinsam für den Text: Gerhard Krämer Frieden kämpfen. Foto: Johann Schuhbeck

V.l.: Peter Warm, Norbert Winkler, Mr. G.F. Jones MBE vom Welch Regiment, Klaus Käfer (BSB-Kreisvorsitzender München), Peter Grüner, Gerhard Krämer (Vorsitzender VKV Laim).

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Oberbayern Veteranen- und Kriegerverein (VKV) Laim 1890/2010 Sommerreise

IN SACHSEN UNTERWEGS München – Angehörige des VKV Laim waren erneut in Sachsen unterwegs. Ausgangspunkt war wieder Dresden, bereits im Frühjahr Anlaufpunkt. Mit der Bahn besuchten die Laimer Radebeul, Meißen, Görlitz und nach dem Überqueren der Neiße den polnischen Teil von Görlitz (Zgofzleg). Dieser Stadtteil wurde nach dem 2. Weltkrieg Polen zuerkannt. Auch der Porzellanmanufaktur Meißen mit ihrer Schauwerkstadt stattete die Gruppe einen Besuch ab. Einige kauften auch kleine Andenken, große könne sich der Normalbürger nicht leisten, stellte Gerhard Krämer fest. In Radebeul erregte die Schmalspureisenbahn der Lößnitzgrundbahn die Aufmerksamkeit der Besucher. Die Bahn wurde mit privatem Engagement von Vereinsmitgliedern wieder in Betrieb genommen. Leider reichte die Zeit nicht mehr, um noch Bautzen und Freiberg zu besichtigen. „Aber“, so die Besucher, „wir kommen wieder.“ Text: Gerhard Krämer Foto: Johann Schuhbeck

Kameraden besichtigen und kaufen die angebotene Porzellanware.

Veteranen- und Kriegerverein (VKV) Laim 1890/2010 e.V. Zehn Jahre VKV Laim

ALLES IM KLEINEN RAHMEN München – Beim ersten Treffen nach den Corona bedingten Einschränkungen zeichnete VKV-Vorsitzender Gerhard Krämer (2.v.r.) die langjährigen Mitglieder (v.l.) Josef Hiel (Gründungsmitglied), Peter Grüner, Gerhard Baumann, Peter Stöckle (Gründungsmitglied), Martin Kapfinger und Norbert Winkler mit einer Urkunde und Treuenadel aus. Leider konnten die Ehrungen nur im kleinen Kreis stattfinden, da die Teilnehmerzahl begrenzt war. So wurde der zur 10-Jahrfeier des Vereins geplante Festumzug mit anschließender Feier vom Vorstand des VKV Laim abgesagt. Den dafür vorgesehenen Geldbetrag spendeten die Kameraden dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Text: Gerhard Krämer Foto: Peter Warm

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Selbstständige Kameradschaften

Aus den Bezirken treue Kameraden 5/2020 Reservisten- und Veteranenkameradschaft (R-VK) Pfronten

NACHWUCHS BEI DEN BÖLLERSCHÜTZEN

Kanonier Dieter Eckart

Vier Gebirgsschützen in der Kameradschaft Pfronten – Seit Ende März konnten die Mitglieder der R-VK Pfronten im Allgäu wegen der Corona-Pandemie keine Veranstaltungen mehr durchführen. So war denn der Wille groß, bei einem Sommergrillfest im Freien endlich einmal wieder zusammenzukommen. Da wiederum hatte der Wettergott etwas gegen und man musste die Ver-

Wolfgang Baisch

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anstaltung kurzfristig in den nahe gelegenen Gasthof Löwen in Pfronten-Steinach verlegen. Vorsitzender Johann Haug konnte hierzu 17 Personen aus dem engsten Kreis der aktiven Mitglieder begrüßen. Nach einem gemeinsamen Essen wurde das Jahresrestprogramm vorgestellt, das sich auf ein Mini-

Dieter Eckart

mum reduziert hat. „Was noch stattfinden wird oder kann, weiß im Augenblick eh keiner so genau“, so Haug. Doch gab es auch etwas Erfreuliches zu verkünden. Ab sofort verfügt die Kameradschaft wieder über vier Böller-Gebirgsschützen. Die Kameraden Mirko Bertl und Wolfgang Baisch haben den Böllerschüt-

Vorsitzender Johann Haug

Mirko Bertl


Selbstständige Kameradschaften zenschein für Handböller und Kanone erfolgreich und mit Bravour bestanden. Beide wurden vom Vorsitzenden feierlich mit dem Edelweiß der Gebirgsschützen ausgezeichnet und in den erlauchten Kreis der Pfrontener Kanoniere, die traditionell immer die R-VK in Pfronten stellt, aufgenommen. Die Kameradschaft verfügt über eine eigene bayerische Salutkanone und ist auch für die Gemeinde Pfronten bei Festen und Fei-

erlichkeiten oder aber bei kirchlichen Anlässen, wie z.B. an Fronleichnam im Einsatz. Ein erster Einsatz Mitte September im nahen Tirol durfte bereits als Feuertaufe für die Neuen angesehen werden. Mirko Bertl ist Berufssoldat bei der Gebirgstruppe in Füssen und befehligt hier einen Aufklärungspanzer Fuchs. Wolfgang Baisch war in seiner Wehrdienstzeit eigentlich als Heizer (sagt man bei der Marine scherzhaft

zu den Maschinisten) bei der Marine, aber als Reservist der Alarmreserve 1 in den 1980er Jahren diente er auch bei den Gebirgspionieren als Kradmelder und absolvierte von 1982 bis 1989 vier Wehrübungen. In gemütlicher Runde konnte noch bis spät in den Abend hinein bei guten Gesprächen ein schöner Abend verbracht werden. Text/Foto: Wolfgang Baisch

Reservistenkameradschaft (RK) Otterbach

CORONA BREMST FELDKÜCHEN AUS Otterbach/Pfalz – Vier Feldküchen nennt die RK Otterbach ihr Eigen. In „normalen“ Zeiten sind mitunter zwei Teams mit ein bis zwei Feldküchen unterwegs und kochen bei verschiedenen Veranstaltungen. Grundsätzlich gilt: Zu einer Veranstaltung kommt die RK mit ihren Feldküchen nur, wenn ein Teilerlös oder der Erlös der Veranstaltung einer sozialen oder karitativen Einrichtung zur Verfügung gestellt wird. Die Kameraden reklamieren bei der Preisgestaltung nur die Einkaufs-, Energie- und Reinigungskosten für sich. Sie helfen dem jeweiligen veranstaltenden Verein, dem Club, der Firma oder Organisation bei der Werbung, Programm, Preisfindung und Erstellung der Preislisten, empfehlen die Mitgliederfrauen oder Landfrauen mit ins Boot zu holen und tragen dafür Sorge, dass die Presse und Politiker über das Fest informiert werden. Damit ist gewährleistet, dass sich der Aufwand und die Arbeit lohnt, ergo sich geldwert abends in der Kasse wiederfindet. Allein der Vermerk in der Presse oder auf Plakaten, dass das Essen aus der Feldküche kommt, ist schon die halbe Miete. Normalerweise „fährt“ die RK in einem Jahr zwischen 15 und 20 Kochaktionen; ohne ihre eigenen Events wie Vatertag, autofreier Lautertaltag, Herbstfest, etc. In diesem Jahr aber

war nach Faschingsdienstag an der Stiftskirche in Kaiserslautern und Aschermittwoch mit dem Fisch-Buffet im RK-Heim „Schluss“. Wo sonst der Terminkalender voll mit Veranstaltungsnotizen hängt, herrscht nun gähnende Leere. Seit Monaten sind den Kameraden durch die Corona-Epidemie die Hände gebunden. Keine Kochaktion bedeutet, dass es für soziale oder karitative Einrichtungen, Jugendgruppen, Fördervereine, etc. kein Geld aus Veranstaltungen und keine Spenden gibt. Üblicherweise einige tausend Euro pro Jahr. Den engagierten RK-Mitgliedern bleibt nur sich in Geduld zu üben und auf bessere Zeiten zu hoffen. Text/Zeichnung: Werner Gross

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KRIEGERDENKMAL IN HOHENBRUNN (Landkreis München/Oberbayern)

Das Hohenbrunner Kriegerdenkmal wurde wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs direkt in der Ortsmitte errichtet. Die Ausführung wurde nach Vorlagen der Münchner Architekten Angermair vorgenommen. Die Einweihung des Kriegerdenkmals fand am 28. Mai 1922 statt. Thront oberhalb der Säule die Patrona Bavariae, die Schutzheilige Bayerns, so zeigt das Denkmal im unteren Bereich das Relief eines Soldaten, der entweder entschlafen oder müde in halbsitzender Position verharrt. In die Säule sind die Namen der gefallenen Soldaten beider Weltkriege eingraviert. Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Hohenbrunn feierte gemeinsam mit der Gemeinde und ihren Bürgern im Juli 2012 das 90-jährige Bestehen des Denkmals. Text/Foto: Alexander Bujak


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