Türkei Ägäis - Priene, Milet und Didyma

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DIE IDEE Priene, Miletus und Didyma sind benachbarte Orte. Bereits in der Antike waren die drei Regionen eng miteinander verbunden. Was liegt also n채her, als die drei sagenumwobenen Orte zu besuchen. Momente und Eindr체cke davon finden Sie auf den folgenden Seiten.


VORWORT Hunderte Reiseführer und Reisebeschreibungen überschwemmen dem Markt. Gedruckt, oder in elektronischer Form, teilweise besonders umfangreich und detailliert. Was aber, wenn man einen Kurzurlaub, oder einfach eine Rundreise in die plant und nicht einmal annähernd die Zeit hat, sich durch hunderte Fakten und Details zu arbeiten? Allen, die sich an der Schönheit der Region und den wunderbaren Motiven erfreuen wollen, ist diese Buchreihe gewidmet. Das erste Buch befasst sich mit der Ägäis und hier im speziellen mit den Orten Priene, Milet und Didyma. 2

IDEE UND FOTOS RUDOLF J. STRUTZ


Meine Bücher sind bebilderte Reisegefährten die kurz und prägnant auf Geschichte, Region und die optischen Eindrücke hinweisen. Der eine oder andere Tipp aus der Region runden das Bild ab und helfen dem Leser sich rasch einen Überblick zu verschaffen.

GETRÄNKE Nehmen Sie zu jeder Jahreszeit immer etwas zu trinken mit, die Strecken sind teilweise sehr beschwerlich und bei einer Rast auf einem Stein könnten Sie sich mit einem Schluck aus der mitgebrachten Flasche belohnen.

Optimal kann man das Buch, auf einem iPad erleben, es gibt aber auch eine Version als Acrobat PDF-Datei, die ein paar Einschränkungen hat. Wenn Sie das Buch über den iBookstore übernommen haben, erhalten Sie laufend Informationen von Apple, wenn an dem bestehenden Buch Änderungen vorgenommen wurden.

MÜLL

Viel Spass beim Lesen und der Erkundung der sensationellen Region der türkischen Ägäis, eine Reise die man jederzeit antreten kann.

In der Türkei gibt es überall dort, wo Touristen unterwegs sind viele Hunde und noch mehr Katzen. Wenn Sie diese Tiere füttern, bedenken Sie bitte, dass dies nicht unbedingt Schmusetiere sind.

Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Anregungen und Bemerkungen. Sie können mich entweder über meine WebSite jr-design.net oder per mail über rsvienna@icloud.com erreichen.

Es ist selbstverständlich, dass kein Müll an Ihren Besuch erinnern sollte. Auch Zigarettenkippen sind Müll!

TIERE

NICHTS BESTEIGEN

Bedenken Sie, dass die in diesem Buch beschriebenen Orte schon einige tausend Jahre alt sind. Die Wege und Gehsteige von damals sind etwas rauer geworden. Als “Standardbesucher” braucht man keine Bergschuhe, aber Ihre Füße werden für die Wahl eines etwas stabileren Schuhs sehr dankbar sein.

Wenn Sie ein Theater besichtigen, können Sie selbstverständlich bis in die obersten Reihen hinaufgehen. Vorsicht ist aber geboten, da die Steine teilweise glitschig sein könnten und die Zuschauerbereiche relativ steil sind. Dass auch die Treppen schon ein wenig unter dem Zahn der Zeit gelitten haben, werden Sie auch erkennen. Auf keinen Fall sollten Sie aber auf Statuen oder Häuser klettern, dass kann leicht in’s Auge gehen.

REGENSCHUTZ

TOILETTANLAGEN

Wenn Sie die Region im Winter, d.h. in der regenintensiven Zeit besuchen, ist ein Regenschutz - nicht unbedingt ein Schirm - von großem Vorteil. Falls Sie eine Kamera dabei haben, sollten Sie auch daran denken, dieses elektronische Gerät vor Regen zu schützen.

In den meisten Ausgrabungsstätten gibt es in der Nähe des Eingangs entweder eine öffentliche Toilette oder ein Lokal, in welchem man sich erleichtern kann. In den antiken Orten selbst, sind keine WC’s, also bitte vorher daran denken.

Ein paar kurze Tipps noch bevor Sie sich in die Materie stürzen:

SCHUHWERK

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DIE REGION Diese historische Karte zeigt die Fülle an mystischen Stätten der Antike. Bereist man diese sagenumwobene Region kommt man leicht ins Träumen. Gehen Sie mit offenen Augen und vor allem mit einem offen Geist auf die Reise und lassen Sie sich von den Eindrücken beflügeln.


PRIENE - MILET - DIDYMA Von Izmir, der drittgrößten Metropole der Türkei, sind diese drei historischen Stätten einfach an einem Tag erreichbar. Die Strecke von Izmir zur ersten Station Priene ist knapp 130 km lang.

GOOGLE MAPS - INTERNETLINKS Priene - Milet - Didyma Antike Kleinasienkarte

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Gesamtstrecke


PRIENE Unsere Reise beginnt in der antiken Stadt Priene, die im gebirgigen Umfeld des Mykale-Gebirges liegt.

INTERNETLINKS Izmir - Priene

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Priene


MILET Entlang eines Bergr체ckens, auf dem sich ein Nationalpark befindet geht es 체ber das vom M채ander angeschwemmte Land nach Milet.

GOOGLE MAPS - INTERNETLINKS Priene - Milet

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Milet


DIDYMA Wenige Kilometer entfernt befindet sich das von Milet verwaltete und sehr beeindruckende Apollon Heiligtum von Didyma.

GOOGLE MAPS - INTERNETLINKS Milet - Didyma

Didyma

Diese Links funktionieren nur, wenn Ihr Gerät mit dem Internet verbunden ist. Die Links öffnen eigenen Fenster ausserhalb dieses Buchs! Mit Doppelklick auf den Startknopf des iPads können Sie wieder zum Buch zurückkehren.

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PRIENE Priene liegt im Norden von Milet auf der gebirgigen Halbinsel Mykale. Das steile Gebirge ist bis zu 1.265 m hoch. Das schroff aufsteigende Mykalegebirge birgt aufgrund seiner steilen H채nge und schwierigen Passagen noch immer einige Geheimnisse aus der Antike.


ERSTE EINDRÜCKE Es ist nicht genau bekannt, wo sich die erste Ansiedlung von Priene befindet. Fest steht, dass Priene Teil des Ionischen Städtebundes war und die Aufgabe als Schutzmacht für das Bundesheiligtum Panionion erfüllte. Das Panionion liegt nördlich von Priene im Mykalegebirge auf etwa 750 m Höhe. Entdeckt wurde dieses berühmte und oft erwähnte Heiligtum erst 2004 von deutschen Archäologen.

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DIE SIEBEN WEISEN • Thales von Milet • Pittakos von Mytilene • Bias von Priene • Solon von Athen • Kleobulos von Lindos • Myson von Chenai (oder Chen) • Chilon von Sparta Nach Platon's Dialog Protagoras (343a).

Bias von Priene lebte etwa 590 bis 530 v.Chr. und war zu dieser Zeit eine führende Persönlichkeit in Priene. Er genoss hohes Ansehen und war äusserst redegewandt und überzeugend.

Es gibt viele Sagen um Bias: z.B. jagte er zwei gemästete Maultiere durch das Lager der Lydier, welche die Stadt belagerten, sodass diese den Schluss zogen, dass man in Priene über sehr viel Nahrung verfüge. Auch ließ er SandWie Thales von MIlet gehörte auch Bias von Priehaufen aufschichten, die er mit Getreide abne zum festen Kanon der Sieben Weisen. deckte. Die feindlichen Späher nahmen an, Einer seiner Kernsätze war: “die beste Demokra- dass es sich um enorme Nahrungsvorräte hantie sei diejenige, in der alle das Gesetz fürchten delt. Ein Friedensvertrag mit König Alyattes, der die Stadt belagerte, war die Folge. wie einen Tyrannen”. 11


DAS ATHENAHEILIGTUM Eines der wenigen Bauwerke der Antike, von der uns der Name des Architekten 端berliefert wurde. Pytheos (auch Pythis) lebte etwa 390 v.Chr. und war ein griechischer Bildhauer und Architekt. Unter anderem baute er neben dem Athenatempel auch das Mausoleion von Halikamass und beeinflusste die gesamte ionische Tempelbaukunst. Vor allem Gliederung und Proportionierung der Bauten wurden dem von Pytheos geschaffenen Vorbild nach empfunden.

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Priene kann auf eine sehr aufregende, kriegerische und listige Geschichte zurück blicken. Es war auch Teil des ionischen Städtebundes. Der Stadtstaat umfasste eine Gesamtfläche von etwa 400 km², wobei das eigentliche Stadtgebiet etwa 37 ha ausmachte, wovon nur 15 ha bebaut waren. Die übrige Fläche bot im Belagerungsfall der umliegenden Bevölkerung Zuflucht. Die Stadt wurde durch eine Stadtmauer mit drei Toren geschützt. Auf dem etwa 300 m hohen Hügel hinter dem Athenaheiligtum befand sich die Akropolis. Als Priene im 3. Jh. v. Chr. neu gegründet wurde, realisierte man trotz der steilen Hanglage ein rechtwinkliges Straßenmuster. Diese Form des Städtebaus wurde als hippodamisch bezeichnet. Priene ist ein gutes Beispiel dafür, wie der regelmäßige Städtebau einer mittelgroße Polis ausgesehen hat. Der Stadtstaat hatte etwa 5.000 Einwohner, er war nie von besondere politischer oder geschichtlicher Bedeutung, aber nachweislich wurde in der Region reger Handel betrieben.

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DIE AGORA Die Agora von Priene war ein offener Treffpunkt für alle Einwohner der Stadt. Hier wurden Feste und Veranstaltungen abgehalten, es war so was wie der soziale Mittelpunkt der Stadt. Neben der Agora befand sich das Bouleuterion, was in etwa unserem heutigen Parlament entspricht. Der griechische Schriftsteller, Geograf und Historiker Pausanias (etwa 115 bis 180 n.Chr.) bezeichnete die Agora von Priene “als ein charakteristisches Beispiel einer ionischen Agora”. Gebaut im 3. Jahrhundert v.Chr. wurde sie in Hufeisenform angelegt.

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STADTZENTRUM Gesellschaftliches und soziales Zentrum der Stadt war die Agora. Solche Plätze waren in allen hellenistischen Städten zu finden.

Östlich und westlich wurde die Agora durch jeweils 18 Säulen flankiert und im Süden bildeten 30 Säulen den Abschluss. Rund um die Agora befanden sich Verwaltungsgebäude, das Bouleuterion - dies war der Versammlungsraum der Bule, des Rates der Stadt und gleich daneben das Prytaneion, (man würde das heute als Regierungssitz bezeichnen).

Im Prytaneion brannte auch das heilige Feuer der Hestia, der Göttin des häuslichen Herdes. Der zentrale Altar war 6,2 m lang und 5,15 m hoch und dem Gott Hermes geweiht. Die “kleine Agora” auf der linken Seite war der Marktplatz, wie Ausgrabungen bezeugen, die viele Gegenstände zu Tage brachten, welche auf die angebotenen Produkte schließen lassen.

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DAS THEATER Das Theater von Priene hat eine hervorragende Akustik und mit einer Kapazität von 6.500 Besuchern, konnten alle Einwohner von Priene zur gleichen Zeit in das Theater gehen. Die Sitze der Zuschauer wurden direkt an den Hang gebaut. Es sind drei Sektionen ausgebildet. Als Schutz für die sengende Sommersonne sind Pfostenlöcher in den Steinen eingelassen. In der Mitte der fünften Reihe lag die “Königliche Loge”, die allerdings nicht zum ursprünglichen Bau gehörte.

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F

H C

G E J I

D

K A B

IONISCHES THEATER Hufeisenförmige Freilufttheater, welche die natürliche Umgebung, zB. einen Hang nutzen. Die Bühne bildete anfangs ein hölzernes Bühnenhaus, dort agierten die Darsteller. Kulissen und Bühnenbilder fanden zwischen den Säulen des Prokerions Platz.

A - Thymle (altarförmige Erhöhung, auf welcher der Chorführer dirigierte) B - Prohedrie (Ehrensitze für Hochgestellte) C - Diazomata (breite Rundgänge, die Sitzreihen in Ränge gliedern) D - Klimakes (Stufen und Treppen) E - Paradoi (seitliche Besucherzugänge)

G - Kerkides (keilförmiges Feld) H - Scene (Bühnenhaus) I - Proskerion (Bühnenvorbau) J - Pinakes (Zwischenraum innerhalb der tragenden Säulen des Proskerion) K - Orchestra (kreisförmiger Platz vor der Bühne, Spielfläche für Orchester und Darsteller)

F - Analemmata (Außenwangen der Tribüne) 17


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MILETUS Miletus (türkisch: Milet) erlitt das gleiche Schicksal wie viele andere Städte der Ägäis. Durch 4 Häfen war Milet einst eine wirtschaftlich bedeutende Stadt, aufgrund der über die Jahrhunderte andauernde Verlandung durch den Fluss Mäander (türkisch: Büyük Menderes) liegt Milet heute weit im Landesinneren.


ERSTE EINDRĂœCKE Wenn man in Milet eintrifft wird man sofort von der gewaltigen Anlage mit dem offenen Theater beeindruckt. Man sieht wie das Theater im Laufe der Zeit auch als Festung gedient hat, die einfach, wie ein Penthaus auf das bestehende Gebäude gebaut wurde.

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NEW YORK DER ANTIKE Moderner Städtebau, wie wir ihn zB. New York kennen, hat seine Wurzeln in den historischen Mauern von Milet. Auch in der Geometrie, wird man immer wieder an Milet erinnert.

Wir denken heute über die Wiederverwertung von Baumaterialien nach, bereits vor tausenden von Jahren war dies üblich.

Hippodamos von Milet lebte im 5. Jh. v. Chr. und war der Begründer des “hippodamischen Systems”.

Aber nicht nur Recycling war lange vor unserer Zeitrechnung in der Ägäis schon üblich, speziell in Milet entwickelten sich eine besonders eindrucksvolle Dinge, die bis in die Jetztzeit gültig und in Verwendung sind:

Isidoros von Milet war einer der Mitarchitekten der Hagia Sophia. Thales von Millet ein Kaufmann, der sich große Kenntnisse in der Geometrie erwarb. Er wird zu einem der Sieben Weisen gerechnet.

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DAS THEATER Blick durch das ZugangsgewÜlbe des Theaters von Miletus. Im Hintergrund die wiederentstandene Karawanserei, die auch heute zum Einkehren einlädt.

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Das beeindruckende Theater von Milet zeigt welchen Stellenwert Kunst bereits in der Antike hatte. Besonders erwähnenswert sind auch die vielen sehr gut erhaltenen Reliefs. Das Theater hatte eine Kapazität von etwa 25.000 Besuchern. Erbaut wurde des Theater im Jahr 100 unter dem römischen Kaiser Trajan. Eine Besonderheit ist auch das im 7. und 8. Jahrhundert von den Byzantinern errichtete Kastell über dem Theater. Ab dieser Zeit wurde das Theater vor allem als befestigter Wohnraum für die Bevölkerung von Milet verwendet.

DIE APOSTELGESCHICHTE Die Apostelgeschichte (ApG 20) erzählt, dass der Apostel Paulus in Milet eine Abschiedsrede gehalten hat. Er besuchte die Milet auf seiner letzten Reise nach Jerusalem. Die Geschichte erzählt weiter, dass er die Ältesten von Ephesus zu sich rufen liess um ihnen sein Martyrium anzukündigen.

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DIE INNENSTADT Leider ist das Zentrum der Stadt Milet durch den hohen Grundwasserspiegel und bei starkem Regen nicht passierbar. Aber vom H端gel hinter dem Theater aus sieht man die beeindruckende Silhouette der einstigen Wirtschaftsmetropole.

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Obwohl ein großer Teil von Milet in den Wintermonaten unter Wasser steht, ist Milet auf jeden Fall eine Reise wert. Das Gebiet um die Innenstadt wird zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt und es finden dort auch keine Ausgrabungen statt.

IONISCHER BUND Er wurde im 7. Jahrhundert v.Chr. gegründet. Laut Herodot gehörten ihm 12 Städte und Inseln an: • Phokaia • Klazomenai • Erythrai • Teos • Lebedos • Kolophon • Ephesos • Priene • Milet • Myus • Chios • Samos Angeblich war als 13. Stadt auch Melite im Bund, aber aufgrund der Arroganz seiner Bürger wurde sie wieder ausgeschlossen und mit Smyrna ersetzt. 24


FAUSTINA THERMEN Die Faustina Thermen zählen zu den bedeutendsten Gebäuden von Millet. Die Thermen waren von der römischen Kaiserzeit bis hin zur byzantinischen Epoche in Verwendung.

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Die Faustianthermen befinden sich im Zentrum der antiken Stadtanlage, zwischen dem Stadion und dem Südmarkt. Der besondere Erhaltungsgrad der Gebäude zeigen eindrucksvoll wie man sich in der Antike entspannt hat. Die hohe Anzahl von Skulpturen zeigt wie die öffentlichen Räume ausgestaltet und verschönert waren. Wie bei vielen antiken Ausgrabungen kann man die Originale meist nicht dort sehen wo sie gefunden wurden, diese befinden sich in zahlreichen Museen in aller Welt. Besonders viele Fundgegenstände von Milet findet man in Berlin.

TIPP AM RANDE Gleich neben der Karawanserei gibt es frisch gepressten Granatapfelsaft. In der griechischen Mythologie wurde der Granatapfel übrigens den Gottheiten der Unterwelt Hades und Persephone zugeschrieben. Also nicht zuviel trinken, sonst rächen sich die Götter.

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DIDYMA Das antike Heiligtum Didyma beherbergt eine bedeutende Orakelstätten des Gottes Apollon. Der hellenistische Apollontempel wird in Iionien in seiner Größe nur vom Heratempel im Heraion von Samos und dem Tempel der Artemis in Ephesos übertroffen. Der Apollontempel zählt zu den am besten erhaltenen Heiligstätten des Altertums.


ERSTE EINDRÜCKE Überwältigt von den riesigen Ausmassen des Apollon Tempels, eines der wichtigsten hellenistischen Heiligtümer, betritt man die Ausgrabungsstätte von Didyma. Die wahren Ausmasse der gewaltigen Säulen werden dem Besucher erst dann bewusst, wenn er vor einer der Monumente steht. Die Städte Didyma und Milet waren mit der “Heiligen Straße” verbunden. Diese gepflasterte und mit Statuen geschmückte Prozessionsstraße war 16,2 km lang. Leider sind heute nur mehr wenige Überreste dieser prächtigen Straße erhalten.

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Der Apollontempel von Didyma ist im ionischen Stil erbaut wurden. Die Säulen - es waren 122 Stück - waren jeweils 19,7 m hoch und haben einen Durchmesser von 1,96 m. Obwohl 600 Jahre an dem Tempel gebaut wurde, ist er nie fertiggestellt worden. An den Wänden findet man noch in Marmor geritzte Abrechnungen, die darauf schließen lassen, das für eine Säule 40.000 Drachmen Lohn bezahlt wurden, das entspricht in etwa € 150.000. Bei 122 Säulen kann man erahnen, welchen Stellenwert dieses Bauwerk gehabt haben muss.

...UND WER WAR APOLLON? Apollon war Sohn des Zeus und der Leto. Er war Zwillingsbruder von Artemis und ist einer der höchsten Götter der Antike. Er war der Hauptgott von prophetischen Weissagungen, der Künste, der Musik und der Schutzheilige der Medizin.

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RELIEFS - DIE MEDUSA Didyma gehörte mit Delphi, Dodona und Klaros zu den bedeutendsten griechischen Orakelstätten. Am Ende der über 12 km langen Heiligen Straße gelegen, war Didyma ein äusserst eleganter und vornehmer Ort, dessen Mittelpunkt der gewaltige Apollontempel war.

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Die zahlreichen Reliefs und Statuen zeugen davon, dass diese heilige Stätte ein sehr hohe Bedeutung hatte. Die ausgestellten Skulpturen bildeten den Abschluss der 122 ionischen Säulen. Über dem Architrav wurde ein kunstvoller Fries aus Ranken, Löwenfiguren und Medusenhäuptern angelegt. Dadurch, dass der Bau der hellenistischen Huldigungsstätte etwa 330 v. Chr. begonnen wurde, wird das gerne mit dem Besuch Alexander des Großen in Milet im Jahr 334 v. Chr. in Verbindung gebracht. Die Planung des Tempels wurde vom milesischen Baumeistern und Architekten Daphnis von Milet und Painios von Ephesus durchgeführt. An dem Tempel wurde bis 200 n. Chr. gebaut aber der fertiggestellt wurde er niemals.

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DAS ORAKEL Besucher betraten den Tempel über 14 Stufen. Die Tempelbasis, die als Pronaos bezeichnet wird, beeindruckt durch 12 Säulen und reich verzierte Mauern. Der Apollontempel war zu seiner Zeit ein sehr mondäner und eleganter Ort. Das Orakel hatte ein sehr wichtige Funktion in der Antike und viele sehr wichtige Entscheidungen basieren auf die Sprüche, die von den Eingeweihten stammten. Das Orakel konnte nur durch zwei Tunnelgänge betreten werden.

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DER NAME DIDYMA Die Herkunft des Namens Didyma ist umstritten; entweder kommt er aus dem Karischen oder dem Griechischen (didymos heißt “Zwilling”, damit könnten Apollon und Artemis gemeint sein).

Auf der Rückseite befinden sich drei Pforten, de- gnügen dient, wurden damals vor allen sehr ren mittlere etwa 6,5 m breit und 14 m hoch ist. wichtige Entscheidungen, die einen überragenHier befand sich das Orakel. den Einfluss auf das Geschehen Kleinasiens hatten, basierend auf Orakelsprüche gefällt. Nur die Eingeweihten, wie sich die Priester gerne bezeichneten, verstanden und deuteten die Der genaue Ablauf der Orakelzeremonien ist leiverschlüsselten Laute des Orakels. der nicht überliefert worden, die Verse der Orakelsprüche selbst, stammen jedenfalls von den Ähnlich wie heute Magier Daten über die BesuPriestern. Das Orakel war noch im 1. und 2. cher “erraten” arbeiteten auch die Prieste. Im Jahrhundert sehr beliebt. Gegensatz zu heute, wo diese Kunst dem Ver33


DAS HEUTIGE DIDYMA Über den Ruinen der Antike befinden sich Ruinen der Jetztzeit. Viele Einwohner hatten sich praktisch auf der Ausgrabungsstelle häuslich nieder gelassen, diese Siedlungen wurden jetzt wieder aufgelöst und verfallen somit ebenfalls langsam.

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Zum Apollontempel kann entweder über eine wunderschöne Promenade, die mit einigen Geschäften gesäumt ist, gelangen. Alternativ kann man auch ein wenige rechts davon, über eine Strasse an den “neuen” Ruinen vorbei gehen. Didyma ist immer eine Reise wert. Man muss sich einfach die Zeit nehmen und vor allem auch um den Tempel herumgehen um zB. auf der Rückseite die umgestürzten Säulen zu sehen und damit einen Einblick zu erhalten, wie diese Blöcke zusammengefügt wurden. Die Anlage mit offenen Augen zu durchforschen macht sich auch dadurch bezahlt, weil man die feinen Details der Skulpturen und Säulenabschlüsse aus nächster Nähe betrachten kann.

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MÄANDER Die beiden Flüsse - der Große und der Kleine Mäander - im türkischen die Flüsse Menderes fließen durch die westliche Türkei. Sie zeichnen dafür verantwortlich, dass viele Häfen der Antike heute weit im Landesinnern liegen und die vorgelagerten Inseln stetig näher zum Festland kommen.


DIE KURVEN DER MÄANDER Großer Mäander (Büyük Menderes) 550 km Länge Kleiner Mäander (Küçük Menderes) 200 km Länge

GOOGLE MAPS - INTERNETLINKS Flusslauf und Mündung

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Wikimedia Landkarte


Der Große Mäander entspringt im Bergland von Phrygien und mündet in der Nähe der antiken Stadt Milet in die Ägäis. Der Kleine Mäander fließt parallel zum Unterlauf des Großen Mäander, etwa 30 km nördlicher. Der Fluss entspringt östlich des über 2.000 m hohen Boz Dağı und fließt bei der Stadt Ephesos in die Ägäis. Die beiden Flüsse sorgen durch den hohen Anteil an Schwebstoffen dafür, dass die Mündungen immer mehr versandet werden. Der kurvenreiche Verlauf des Mäander ist inzwischen sprichwörtlich geworden und Flüsse, die einen ähnlichen Verlauf haben werden als „Mäandrierend“ bezeichnet. Die Karte zeigt, wie das Meer über die Jahrhunderte immer mehr versandet wurde und einst blühende Hafenstädte jetzt weit im Landesinnern zu finden sind.

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PLANET ÄGÄIS Hier finden Sie eine Sammlung von Fotos aus der Region Priene, Milet und Didyma. Mehr Informationen über unser kulturelles Erbe in der Ägäis finden Sie im Internet - oder Sie machen sich einfach auf die Reise um die Eindrücke selbst und vor Ort zu erleben.


PRIENE Das Gebiet in welchem Priene liegt, ist sehr h端gelig und trotzdem wurde der Stadtstaat geometrisch exakt angelegt.

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MILET Die Umgebung von Milet wird landwirtschaftlich genutzt. In der feuchten Jahreszeit und nach heftigem Regen ist das Zentrum von Milet meist 端berschwemmt.

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FEINE STEINE Im Innenhof des Apollontempels, also im Orakel, kann man sich von den Abschlusssteinen und Friesen ein Bild machen. Die hochwertigen Arbeiten zeigen wie wichtig den Menschen in der Antike dieser Ort war.

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AM ENDE Ganz im Gegenteil zu den beschwerlichen Reisen der Antike ist man heute auf dem sehr guten türkischen Straßennetz mit modernen Bussen bequem und sicher unterwegs. Bei Reisen zu antiken Ausgrabungsstätten ist es sehr von Vorteil, wenn man einen verständnisvollen und sachkundigen Reiseführer hat.


PLANUNG IST NIE SCHLECHT Im Gegensatz zu reinen Badeurlauben, ist eine Reise in die Ägäis, mit dem Zweck die antiken Stätten zu besuchen schon was ganz besonderes. Wenn man die Reise ein wenig vorplant, hat man noch mehr Spass und wird die Orte besser verstehen und einfach einen tieferen Einblick in die Geschichte der Ägäis bekommen.

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COPYRIGHT

Š 2013 Copyright JR-Design & Rudolf J. Strutz Alle Materialien in diesem Buch dßrfen ohne vorherige schriftlichen Genehmigung des Autors nicht verwendet werden . 45


QUELLENVERZEICHNIS Fotos und Texte

Rudolf Strutz - jr-design.net

Miletus Bay Evolutions, Verschlammungs Karte (englisch)

Wikimedia Commons

Karte von Kleinasien (englisch)

Wikimedia Commons

Landkarten und Satellitenaufnahmen

Google Maps & Google Earth

LINKS Falls Sie die Links in diesem Buch nutzen wollen, muss Ihr Gerät mit dem Internet verbunden sein. Die Links dienen vor allem dazu, dass Sie die einzelnen Orte nicht auf der Landkarte suchen müssen, sondern einfach auf Knopfdruck dorthin gelangen.

WEI-

TERE BÜCHER VON RUDOLF J. STRUTZ Streetlife Vienna #1 Reflections

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