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REPORTAGE | Phuket Marathon

LAGUNA PHUKET INTERNATIONAL MARATHON

Phuket Marathon 2013

von Jochen Schmitz Sonne, Strand, tolle Leute, gutes Essen, exotische Drinks, dazu hämmern wohlklingende Beats über den Sand. Diese Szenerie spielt sich in Thailand ab, und ja, auf Phuket, aber nein, nicht im Amüsierviertel von Patong. Hier im Xana Beach Club sitzen Menschen zusammen, die nicht nur sich selber feiern, sondern auch die Sportler, denen sie es ermöglicht haben, 42 Kilometer durch das Paradies zu laufen, die Organisatoren und Sponsoren des 8. Laguna Phuket International Marathon. Drum herum zahlreiche Finisher, die unentbehrlich für eine After-Race-Party sind und ebenfalls alle reichlich Grund zu guter Laune haben. Doch beginnen wir tags zuvor, wiederum mit einer Party.

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s knallt – laut, dann ist der Strom weg, die hungrigen Mäuler an den großen weißen Tischen unter dem riesigen Zeltdach sitzen im Dunkeln. Nach kurzer Stille folgt Gelächter, dann ist die Beleuchtung wieder funktionsfähig und die Gäste können mit dem Hineinschaufeln von Kohlenhydratlieferanten fortfahren. Dazu sind die Speisen der Pastaparty vorbildlich – auch nach europäischen Vorstellungen. Zur musikalischen Untermalung spielt eine Band das eigens für die Veranstaltung komponierte Marathonlied. Wer es aus Deutschland bis hierhin geschafft hat, hinter dem liegt eine knackige Anreise, die sich jedoch lohnt, ansonsten würden nicht 5,5 Millionen Touristen aus aller Welt jährlich Thailands größte Insel aufsuchen. Und einige von ihnen machen das mit dem Ziel, beim Phuket Marathon durch das Ziel zu laufen. Wer das

plant, meldet sich problemlos über die mehrsprachige Homepage des Veranstalters an. Die Startgebühr für die volle Distanz (des Weiteren gibt es: Halbmarathon, 10,5 Kilometer, 5 Kilometer Walking und ein Kinderrennen) beträgt umgerechnet etwa 85 Euro. Bei der diesjährigen Austragung am 09.06.2013 standen 775 Marathonis an der Startlinie, gut über 1.000 Aktive gönnten sich den halben Spaß, insgesamt registrierte das Event knapp 5.500 Teilnehmer. Darunter fanden sich gut 50 Aktive mit einem deutschen Pass. Hierzu muss gesagt werden, dass der Großteil von ihnen zwar gebürtig aus Deutschland stammt, aber meist einen derzeitigen Wohnsitz im asiatischen Raum aufzuweisen hat. Wie beliebt das Rennen bei Europäern ist, zeigt die Tatsache, das der diesjährige Marathon-Sieger (Michael Page, 2:41:02 Stunden) aus der Nähe des englischen Brighton kommt.

RUNNING | 6/2013

Da sich die Insel in äquatornaher Lage befindet und im Juni auf Phuket Tageshöchsttemperaturen von 30 Grad bei bis zu 80 Prozent Luftfeuchtigkeit erreicht werden können, beginnt der Wettkampfsonntag bereits um 4.30 Uhr mit dem Auftakt der Langdistanzler. Der Start-Ziel-Bereich liegt im sogenannten Laguna Phuket Resort unweit des Bang Tao Beach an der Westküste. Noch im Schutz der Nacht nehmen die Marathonis ihr Vorhaben in Angriff. Nach und nach begeben sich dann im Laufe des frühen Vormittags alle weiteren Bewegungswilligen auf ihren Weg. Wer dabei die Augen aufhält, und das ist zu empfehlen, anstatt einer möglichen Bestzeit nachzuhetzen, dem erschließt sich die Vielfalt des Eilandes im Andamanischen Meer. Der 42 Kilometer lange Rundkurs wird auf geteerten, allerdings nur teilweise für den öffentlichen Verkehr gesperrten

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Neben den zahlreichen Palmen am Wegesrand sind es Ananas- Gummibaum und Cashewnussplantagen, welche das Interesse wecken. Weitere Gemüse- sowie Obstanbauflächen erklären den Reichtum der Märkte in den zu durchlaufenden Dörfern. Die dazugehörige Bevölkerung quittiert die Aktiven mit wohlwollenden Blicken. Gehört Laufen doch neben Thai-Boxen und Fußball zu den beliebtesten Sportarten in Thailand. Nur die Mönche in ihrer traditionellen Tracht, auf dem Weg zum Gebet, sind ganz in sich gekehrt, sie zeigen äußerlich keine Reaktion. Die Tempel, Moscheen, Schreine und Geisterhäuschen übertreffen sich gegenseitig in Form und Farbe. Dann wiederum steht ein abgerockter Freiluft-Boxring am Ortsausgang, durchsifft mit literweise Schweiß. Des Weiteren wird der Geruchssinn gefordert. Räucherstäbchen, Blumennektar, verbranntes Zweitakt-Gemisch der Mopeds und das anstehende Sonntagsmahl schwängern die Luft. Wem auf den Teilabschnitten zwischen den Dörfern Viehmief in die Nase steigt, der sollte etwas genauer hinschauen, vielleicht steht eine Gruppe freilebender Wasserbüffel auf den weiten Flächen. Sobald die Riechwahrnehmung Meeresbrise signalisiert, ist der Wendepunkt der Strecke, die bisher immer Richtung Norden zum Flughafen hin verlief, erreicht. Hier am Nai Yang Beach verbringen Einheimische wie Touristen ihre Freizeit bei allen möglichen Arten von Wassersport.

Auf dem Rückweg wird klar, warum gerade Europäer sich ausreichend vor der Sonne schützen sollten, denn diese strahlt nun mit voller Kraft. Neben den entsprechenden Cremes sind Kopfbedeckung, Sonnenbrille und eventuell Funktions-Shirts mit eingearbeitetem UV-Schutz sinnvoll. Da der Marathon während der Regenzeit stattfindet, kann ein kräftiger Schauer für vorübergehende Abkühlung sorgen. Wer bei so etwas empfindlich ist, der sollte ein Regencape mit sich führen. Um sich an diese klimatischen Bedingungen vor Ort zu gewöhnen, ist es ratsam, sich einige Tage vor dem Wettkamp einzufinden. Doch es geht auch anders. Im Jahr 2011 reiste Vsevolod Khudyakov aus der Nähe von Wladiwostok auf den letzten Drücker an, meldete sich am Rennvortag kurz vor Anmeldeschluss und schlief in der Nähe des Veranstaltungsgeländes am Strand, da seine Unterkunft zu weit entfernt war, um noch einige Stunden Ruhe zu bekommen. Mit Sand in den Haaren begab er sich wenige Stunden später an den Start und stellte den bis heute gültigen Marathon-Streckenrekord (2:33:51 Stunden) auf. Wenn sie auch in diesem Falle von Erfolg gekrönt war, ist jene Vorgehensweise doch wenig empfehlenswert.

LAGUNA PHUKET INTERNATIONAL MARATHON

Run Paradise

Straßen, absolviert. Angst um seine Sicherheit muss der Läufer dabei nicht haben, unzählige Volunteers, Streckenposten und Polizisten erledigen einen fabelhaften Job. Die Rücksichtnahme der Bevölkerung sowie der frühe Startzeitpunkt tun ihr Übriges dazu. Bis auf die zwei „nasty hills“ bei Kilometer 10 und 25 gibt sich die Route leicht profiliert, aber durchaus fair, was sicherlich auch daran liegt, dass gerade dem ausländischen Läuferauge reichlich Unterhaltung geboten wird.

◗ Das Interesse der Thailänder am Laufsport treibt seltsame Blüten

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