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Freitag, 2. Oktober 2015

Ausgabe für Luxemburg Diese Beilage erscheint exklusiv im Die monatlichen Beilagen erscheinen in verschiedenen Sprachen in führenden internationalen Tageszeitungen: The Daily Telegraph, Le Figaro, The New York Times, La Repubblica and El Pais.

F Ü R D E N I N H A LT I S T AU S S C H L I E S S L I C H D I E R E DA K T I O N VO N R U S S I A B E YO N D T H E H E A D L I N E S ( R U S S L A N D) V E R A N T WO R T L I C H .

DIE BESTE ZENTRALBANKCHEFIN DER WELT?

Flüchtlingskrise: Die große Völkerwanderung

GETTY IMAGES

Kürzlich wählte das Magazin Euromoney Elwira Nabiullina zur Zentralbankchefin des Jahres. Dabei hat bei ihrem Amtsantritt keiner gewusst, wie wichtig ihr Job sein wird. RBTH erklärt, wie Nabiullina Russlands Finanzen rettete und ob sie ihre Auszeichnung verdient hat. SEITE 3

«WIR VERKAUFEN UNSERE OPERN NICHT WIE ERDÖL» Der langjährige Leiter des Sankt Petersburger MariinskiTheaters und berühmter Dirigent Waleri Gergijew spricht im Interview über eine Bitte des Großherzogs von Luxemburg, die Freundschaft mit Primaballerina Maja Plissezkaja und seine erste Begegnung mit Wladimir Putin. SEITE 7

RUSSLANDS UNESCOWELTERBE GETTY IMAGES

Der Berg Elbrus, die Festungsanlagen von Derbent und der Architekturkomplex der weißen Moschee von Bolgar gehören zu den russischen Natur- und Kulturwundern aus der Unesco-Liste. SEITE 8

Russland beobachtet die Flüchtlingskrise in Europa mit Argusaugen. Auch deshalb, weil es angesichts der Probleme in Ungarn, Serbien und anderen Ländern in den eigenen Spiegel zu blicken scheint. Schließlich hat auch Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion eine riesige Welle der Migration erlebt. Vielen, die nach Russland kamen, ging es kaum besser als den Flüchtlingen heute. Fremdenfeindlichkeit und Bürokratie

IHRE VERLÄSSLICHE QUELLE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER RUSSLAND, WELTWEIT IN 16 SPRACHEN!* 83 % der Leser vertrauen RBTH als Quelle für Expertenmeinungen. 81 % sagen, dass RBTH Informationen und Analysen über die gewöhnliche Russland-Berichterstattung hinaus bietet. 77 % erachten die Online-Ausgaben von RBTH als relevant für jeden – nicht nur für Russlandinteressierte.

*laut einer Leserumfrage für alle RBTH-Produkte vom März 2015

machten ihnen das Leben schwer. Erst allmählich lernt Russland mit seiner Rolle als Einwanderungsland umzugehen. Und versucht mit neuen Gesetzen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Gleichwohl streift der aktuelle Flüchtlingsstrom aus Syrien und anderen Ländern des Nahen Ostens Russland nur am Rande. Einige suchen dennoch Zuflucht in Russland oder SEITEN 4, 5 UND 6 nutzen das Land zum Transit.

Machen Sie sich mit der deutschen Version des Projekts unter de.rbth.com vertraut!


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Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

POLITIK

POLITISCHE ORGANISATIONEN Die Volksfront für Russland gibt sich bürgernah und geht auch heikle Themen an

Die Gesamtrussische Volksfront wird immer populärer. Aus ihren Reihen rekrutiert sich zunehmend die künftige politische Führungsriege und sie hat eine wichtige Kontrollfunktion in der Regierung eingenommen. ALEXEJ TIMOFEJTSCHEW RBTH

Es sei die Nationale Front der DDR, deren Methoden und Strukturen Putin 22 Jahre nach ihrer Auflösung inspiriert hätten – so der Vergleich des russischen Politologen Stanislaw Belkowskij auf Gazeta.ru, wenn er über die Obschtscherossijski narodny front (ONF) spricht, zu Deutsch Gesamtrussische Volksfront, die auch unter der Bezeichnung Volksfront für Russland bekannt ist. Die gesellschaftliche Organisation wurde kurz vor den Parlamentswahlen 2011 auf Initiative des damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin gegründet mit dem Ziel, „neue Gesichter, neue Ideen und Vorschläge“ in die Regierungspartei Einiges Russland zu bringen und sie damit insgesamt zu erneuern. Der ONF gehören auch zahlreiche öffentliche Organisationen und Unternehmen an wie beispielsweise die Russische Eisenbahngesellschaft RZHD und die staatliche russische Post Potschta Rossii. Im ihren Statuten wurde festgehalten, dass die Mitglieder nicht direkt bei den Parlamentswahlen kandidieren dürfen. Ihre Vertreter können sich aber als Kandidaten in der Liste der regierenden Partei Einiges Russland aufstellen lassen. „Die Nationale Front der DDR war eine politische Organisation, mit der die ostdeutsche Regierung vom Volk bestärkt wurde“, so Belkowskij. In diesem Sinne kann ihr russisches Pendant seine Funktion voll und ganz erfüllen. So ergab eine Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum Ende August, dass die Popularität der Gesamt-

Laut Experten stellt die ONF eine Möglichkeit dar, all jene sozialen Gruppen in die russische Politik mit einzubinden, die früher dort nur sehr schwer auszumachen waren, vor allem Lehrer und Ärzte.

russischen Volksfront in den letzten beiden Jahren stark gestiegen ist. 2013 wurde ihre Tätigkeit von gerade einmal vier Prozent der Befragten gutgeheißen. Aktuell wird sie von 14 Prozent unterstützt. Jedem zweiten Russen ist die Volksfront ein Begriff. Doch setzt man sich in dieser Organisation auch für die Interessen der einfachen Bürger ein?

ONF soll die Regierungspartei Einiges Russland erneuern Der Politologe Dmitri Andreew von der Moskauer Staatlichen Universität meint, anfangs habe die Idee darin bestanden, „die Regierungspartei aufzuteilen, etwas Neues in Form der Gesamtrussischen Volksfront vorzulegen und auf diese Organisation als ‚frischen Wind‘ in der Partei zu setzen“. Dies, so glaubt der Experte, sei 2011 auch durchaus gelungen. Die Regierung realisiere außerdem derzeit das Szenario einer „zweiköpfigen Partei“: Der eine Kopf „verkümmert und stirbt“, der andere dagegen sei „hochmotiviert und jung“. Nach Andreews Meinung habe man überdies die ONF als einen Mechanismus neuer politischer Technologien gegründet, der im Großen und Ganzen bis heute auch als solcher fungiere. In letzter Zeit würden aus der Organisation verstärkt zukünftige politische Führungspersönlichkeiten rekrutiert. „Die Gesamtrussische Volksfront schafft ein Energiefeld, das von der Regierung ausgeht. Die Regierung distanziert sich einerseits von der Partei Einiges Russland, gleichzeitig erweitert sie jedoch ihren Kreis an Sympathisanten. Diese könnte man in der Regierung einsetzen, um dann ihrerseits die Linie der Regierung durchsetzen. Die Regierung will eben unparteiischer wirken als sie es bis dato war“, erklärt der Politologe. Dieser Ansicht ist auch Boris Makarenko, Politologe am Zentrum für politische Technologien. „Es war Einiges Russland, das zwar den Präsiden-

© GRIGORIJ SISOJEW / RIA NOVOSTI

Die ONF soll frischen Wind in die Politik bringen ten aufstellte, doch vor der Partei trat Putin in den letzten drei Jahren nur einmal auf, wohingegen er die Volksfront regelmäßig aufsucht“, betont er. Makarenko glaubt, dass sich Putin mithilfe der Gesamtrussischen Volksfront von der Partei distanziere, da sich ihr Image in den letzten Jahren deutlich verschlechtert habe, als Russland immer mehr Schwierigkeiten bewältigen musste.

Macht dem Volk Doch nicht alle Analysten sind der Ansicht, dass die Gesamtrussische Volksfront als Gegner von Einiges Russland oder gar als Alternative zur Partei geschaffen wurde. Laut Aleksej Sudin, Politologe und Mitglied im Expertenrat des Instituts für sozialökonomische und politische Studien, habe sich die „ONF als eine Organisation bewährt, die sich mit den heikelsten und heftig debattierten Problemen Russlands beschäftigt. Sie befasst sich mit Staatsaufträgen sowie den Themen Wohnen und Gesundheit“, sagt er. „Wer die Arbeit der Volksfront mitverfolgt, erkennt, dass nach etwaigen Evaluierungen in der Organisation Entscheidungen zur Lösung bestimmter Probleme getroffen werden. Daher wird die Volksfront langsam auch als echter Kontrollmechanismus von der Öffentlichkeit wahrgenommen“, erklärt Sudin. Der Politologe betont darüber hinaus, dass die Gesamtrussische Volksfront eine Möglichkeit darstelle, all jene sozialen Gruppen in die russische Politik mit einzubinden, die früher dort nur sehr schwer auszumachen waren. Das seien vor allem Experten aus dem sozialen Bereich: Lehrer, Ärzte, aber auch Intellektuelle auf dem Land sowie das kleine und mittlere Unternehmer-

Alle Kräfte der Gesellschaft mit einbinden: Die ONF hat inzwischen schon viel bewegt.

tum. Sie alle würden zu Kontrollfunktionen in Bereichen herangezogen, die für die Öffentlichkeit wichtig seinen, was sich durchaus positiv von herkömmlichen Lobbyisten unterscheide, glaubt Sudin. Derzeit üben Aktivisten der Gesamtrussischen Volksfront de facto in einigen Regionen sowie in Moskau öffentliche Kontrollfunktionen aus. So konnten sie in Jakutien verhindern, dass ein baufälliger Kindergarten eröffnet wurde, und in PetropawlowskKamtschatski stellten sie überteuerte Straßenbauprojekte und korrupte Beamte bloß. In Moskau hat die ONF unter Leitung von Wiktor Klimow, einem Abgeordneten der Partei Einiges Russland, ein Online-Portal mit dem Ziel gestartet, Bürgern im Bereich der Finanzen Informationen zur Verfügung zu stellen. Doch ob die ONF es schafft, die Position der regierenden Partei zu halten, wird erst noch die Zeit zeigen müssen. Genauso stellt sich die Frage, ob sich bei der Volksfront jenes Szenario wiederholen wird, das sich bei ihrem Pendant in der DDR zutrug, als sie in die Politik eintrat und diese letztlich wieder verließ.

„Würden Sie Einiges Russland wählen?“ Eine Umfrage des Lewada-Zentrums ergab Ende August, dass die Popularität der Gesamtrussischen Volksfront in den letzten zwei Jahren stark gestiegen ist – von vier Prozent (2013) auf 14 Prozent (August 2015). Außerdem ist der Name Volksfront jedem zweiten russischen Bürger ein Begriff. Nach einer anderen Umfrage des Lewada-Zentrums vom September würden 41 Prozent der Befragten die Partei Einiges Russland unterstützen, wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären. Die Zahl ist in den letzten Monaten gesunken – noch im Mai hätten 49 Prozent der Befragten die Partei gewählt.

SONDERBEILAGEN UND SONDERRUBRIKEN ÜBER RUSSLAND WERDEN VON RBTH, EINEM UNTERNEHMEN DER ROSSIJSKAJA GASETA (RUSSLAND), PRODUZIERT UND IN DEN FOLGENDEN ZEITUNGEN VERÖFFENTLICHT: TAGEBLATT, LE JEUDI, LUXEMBURG • HANDELSBLATT, DEUTSCHLAND • THE DAILY TELEGRAPH, GROSSBRITANNIEN • THE NEW YORK TIMES, THE WALL STREET JOURNAL, THE INTERNATIONAL NEW YORK TIMES, THE WASHINGTON POST, USA • LE FIGARO, FRANKREICH • EL PAÍS, SPAINIEN • EL PAÍS, PERU • EL PAÍS, CHILE • EL PAÍS, MEXIKO • LA REPUBBLICA, ITALIEN • LE SOIR, BELGIEN • NEDELJNIK, GEOPOLITICA, SERBIEN • NOVA MAKEDONIJA, MAZEDONIEN• THE ECONOMIC TIMES, INDIEN • MAINICHI SHIMBUN, JAPAN • HUANQIU SHIBAO, CHINA • THE NATION, PHUKET GAZETT, THAILAND • LA NACION, ARGENTINIEN • FOLHA DE SÃO PAULO, BRAZILIEN • EL OBSERVADOR, URUGUAY • JOONGANG ILBO, SÜDKOREA • THE AGE, THE SYDNEY MORNING HERALD, AUSTRALIEN • GULF NEWS, AL KHALEEJ, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE.


Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

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PORTRÄT

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ELWIRA NABIULLINA ist die Liberale in Putins Umfeld und verantwortlich für eine Geldpolitik wie aus dem Ökonomielehrbuch

Ausgezeichneter Sündenbock Sie gilt als eine der fähigsten Ökonomen in Putins Team. International genießt Elwira Nabiullina hohes Ansehen, doch im Inland gerät sie immer wieder zwischen die Fronten und muss Kritik einstecken. MICHAIL BOLOTIN

© SERGEJ VAELITCHKIN / RIA NOVOSTI GETTY IMAGES

GETTY IMAGES

Es sei kein Job für Feiglinge, schrieben Journalisten, als Elwira Nabiullina vor gut zwei Jahren von Wladimir Putin zur ersten Chefin der Zentralbank des Landes gekürt wurde. Niemand konnte damals ahnen, wie sehr die Worte den Kern der Sache treffen würden. Die letzten zwölf Monate waren die wohl turbulentesten für Russlands Finanzsystem seit mindestens 15 Jahren. Doch ausgerechnet die russische Zentralbankchefin ist es, die heute das Lob internationaler Experten einheimst. Vor wenigen Wochen wurde Nabiullina vom angesehenen Magazin Euromoney gar zum „Zentralbankchef des Jahres 2015“ gekürt. Als die zurückhaltende und als introvertiert geltende Ökonomin vor zwei Jahren ihren Job antrat, zeichneten sich die Probleme des Landes gerade erst ab. Aus heutiger Sicht stellt sich die damalige Lage geradezu rosig dar. Die Exporteinnahmen sprudelten und füllten die Währungsreserven auf, während der Euro-Kurs knapp über der Marke von 40 Rubeln vor sich hin dümpelte. Das Schlimmste, was Beobachter befürchteten, war, dass sich Nabiullina als zu abhängig vom Kreml erweist und die Wirtschaft nach dem Vorbild der USA und der EU mittels Notenpresse anzukurbeln versucht. Es kam anders. Der Doppelschlag aus Sanktionen und sinkenden Ölpreisen, den die russische Wirtschaft wegstecken musste, machte Nabiullinas Arbeitsplatz zur Intensivstation der russischen Wirtschaft. Für die Zentralbankchefin gab es reichlich Gelegenheit, entschlossenes und unabhängiges Handeln zu beweisen.

EPA/VOSTOCK-PHOTO

FÜR RBTH

1. Mit dem ehemaligen Generaldirektor der WTO, Pascal Lamy, nach Russlands Beitritt 2011 2. Mit Wladimir Putin 2002 3. Mit Alexej Kudrin, dem ehemaligen Finanzminister

Die Schocktherapie

Zitat

Die beste war wohl der 15. Dezember 2014, als im Verlauf eines Tages Russlands Währungsmärkte ins Bodenlose stürzten. Der Rubel verlor innerhalb weniger Stunden knapp 15 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar und dem Euro. So schlecht hatte die Währung seit dem Staatsbankrott 1998 nicht mehr abgeschnitten. Am Abend tagten die Währungshüter unter Nabiullinas Leitung bis in die Nacht hinein und tüftelten an einer Lösung. Berichten zufolge plädierten einige dafür, Dollar aus den Reserven auf den Markt zu werfen. Doch Nabiullina setzte ihren Kurs durch. Kurz vor ein Uhr ging eine Mitteilung nach draußen, es war eine klare Ansage. Der Leitzins stieg von 11,5 auf 17 Prozent, die Währungsversorgung der Banken mittels sogenannter Rückkaufgeschäfte wurde auf fünf Milliarden Dollar pro Woche knapp verzehnfacht. Später wird Nabiullina sagen, an diesem Abend sei der freie Rubelkurs geboren worden. Es war eine Schocktherapie, die ihre Wirkung gezeigt hat. Die Journalisten von Euromoney loben die russische Zentralbankchefin heute für ihre „lehrbuchartige Politik“, die eine An-

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passung der Wirtschaft erlaubt und eine Bankenkrise abgewendet hat. Die Währungsreserven sind auch heute prall gefüllt, während der Leitzins seit Dezember schrittweise wieder auf elf Prozent zurückgefahren wurde. Mit ihren Maßnahmen avancierte Nabiullina zum Sündenbock des konservativen Lagers. Über Monate hatten die Konservativen lautstark Kapitalkontrollen, Umtauschzwang für Exporteure und eine radikale Lockerung der Geldpolitik gefordert. Zuletzt rief sogar Russlands Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew die Zentralbank auf, den Leitzins stärker zu senken. Doch Nabiullina ließ sich nicht beirren.

Sie bringt die nötige Härte mit. Nabiullina ist ein prinzipienfester Mensch mit riesiger Erfahrung in der Verwaltung.» Liberale Schule

ALEXEJ KUDRIN EHEMALIGER FINANZMINISTER RUSSLANDS AUF FONTANKA.RU VOM 12. MÄRZ 2013

Tatsächlich ist Nabiullinas Festhalten an marktwirtschaftlichen Prinzipien keine Überraschung. Schließlich verkörpert sie, ähnlich wie einst Finanzminister Alexej Kudrin, den liberalen Flügel in den hohen Sphären der russischen Macht. Auch heute, ungeachtet der Kritik vermeintlicher Patrioten, macht sie keinen Hehl aus ihrem Glauben an die Märkte. Eine Rückkehr zum Wachstum werde es ohne Strukturreformen nicht geben, sagte Nabiullina vor einigen Wochen in einem Interview mit

der Wirtschaftszeitung RBC Daily. Die Einnahmen aus Energieexporten und der steigende Konsum seien als Wachstumsmotoren erschöpft, geldpolitische Maßnahmen hätten nur eine kurzfristige Wirkung. Letztlich steht und fällt alles mit dem Investitionsklima, das weiß auch die Währungshüterin. Wie der Markt funktioniert, hat sie bereits zu Zeiten der Perestroika in den 1980er-Jahren begriffen. Als junge Frau aus der Region Baschkirien studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der Moskauer Lomonossow-Universität. Später arbeitete sie als Spezialistin im damaligen Wissenschaftlichindustriellen Verband, dem Vorgänger des heute größten Unternehmerverbands Russlands. Ihre Chefs dort waren Ewgeni Jassin, späterer Gründer der Moskauer Higher School of Economics, und der kürzlich verstorbene Kacha Bendukidse, erzliberaler Pate der georgischen Wirtschaftsreformen. In einer zu Bendukidses Imperium gehörenden Bank sammelte Nabiullina später ihre ersten Erfahrungen im Finanzsektor. Doch wie ehemalige Kollegen berichten, lag der Akademikerin die ökonomische Analyse auf der Makroebene viel mehr. Nach der Krise 1998 wechselte Nabiullina in das Team von German Gref,

August Monthly Report CO N V E R T I N G M O N O LO G U E S I N TO D I A LO G U E

AN ANALYTICAL PUBLICATION T H AT FOC U SE S E XC LU S I V E LY O N T H E COM P L E X C H A L L E N GE S AND OP P O RT U N I T I E S S H AP ING T H E U. S . - R U SS I A RELATIONSHIP

FROZEN CONFLICTS IN THE POST-SOVIET SPACE The latest Russia Direct report explores the ongoing conflict in Ukraine, Russia’s tense relations with Georgia, and Russia’s ability to ensure stability on its borders. Can the Kremlin efficiently address potential security risks while avoiding the outbreak of new crises?

Biografie

Elwira Nabiullina Alter: 51 Position: Vorsitzende der Russischen Zentralbank Nach dem Studium an der Moskauer Lomonossow-Universität arbeitete Elwira Nabiullina bei verschiedenen Verbänden und Banken, ehe sie in die Politik wechselte. Zwischen 2007 und 2012 war sie Wirtschaftsministerin Russlands und später Beraterin des Präsidenten der Russischen Föderation. Ihr Amt bei der Zentralbank trat sie im Juni 2013 an. Auf der Liste der 100 mächtigsten Frauen der Welt des Forbes Magazine landete Elwira Nabiullina 2015 auf Platz 71.

einem weiteren mächtigen Wirtschaftsliberalen in Putins Umfeld. Dort arbeitete sie an dem umfangreichen Reformpaket mit, der während Putins erster Amtszeit den Grundstein für Russlands Wirtschaftsboom gelegt hat. Gerüchten zufolge war es der spätere Wirtschaftsminster des Landes German Gref selbst, der Nabiullina 2007 als seine Nachfolgerin ins Spiel brachte. Als Wirtschaftsministerin hatte sie bereits während des Beinahe-Crashs 2008 Nerven beweisen müssen. Eine Eigenschaft, die sie jetzt wie kaum ein anderer braucht.

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Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

DAS THEMA

FLÜCHTLINGE IN RUSSLAND EUROPA STEHT VOR DER GRÖSSTEN FLÜCHTLINGSBEWEGUNG IN SEINER JÜNGEREN GESCHICHTE. AUF REGIERUNGEN, HILFSORGANISATIONEN UND BÜRGER KOMMEN WENIG KALKULIERBARE UND KAUM LÖSBARE HERAUSFORDERUNGEN ZU. WELCHE ROLLE KANN RUSSLAND BEIM BEWÄLTIGEN DER FLÜCHTLINGSKRISE SPIELEN?

AUF DER SUCHE NACH EINEM NEUEN LAND FÜR RBTH

Ob im Osten oder Westen, zu Hause ist’s am besten. Für viele syrische Flüchtlinge stimmt das schon lange nicht mehr. So auch nicht für Achmad – 40 Jahre alt, kräftig gebaut, schiitischer Muslim. Nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien 2011 fand er in einem komfortablen Apartment im Südwesten Moskaus eine Unterkunft. Vor dem Krieg lebte er mit seiner Frau und den beiden Kindern in der Stadt Al-Malihah, rund sechs Kilometer vor Damaskus. Fünf Jahre lang arbeitete er als Chefkoch in einem orientalischen Restaurant in London und ging dann nach Syrien zurück. Dort investierte er das verdiente Geld in ein Herrenbekleidungsgeschäft und eine Hühnerfarm. Damals traf er auch seine Frau, die als Lehrerin in Damaskus arbeitete. 2011 brach die politische Krise über sein Land herein. Die Hühnerfarm wurde zerstört, Achmads Wohnung von Extremisten beschlagnahmt. Als er mitansehen musste, „wie Bomben über unsere Köpfe, Häuser und Schulen hinwegfliegen und unschuldige Zivilisten töten“, beschloss er zu fliehen. „Um mich selbst machte ich mir keine Sorgen. Aber um meine Familie schon. Ich wollte, dass sie an einen sicheren Ort kommen“, sagt er RBTH. „Wir hatten keine große Wahl. Nach Europa oder in ein arabisches Land zu gehen, war schwierig, also zogen wir nach Moskau.“ 2013 floh Achmad mit einem Touristenvisum nach Russland, erhielt zeitweiliges Asyl und arbeitete als normaler Bürger in einem Moskauer Restaurant. Doch 2014 lehnte das Russische Föderale Amt für Migration eine Aufenthaltsverlängerung ab und wies die Abschiebung seiner Familie an. Wahrscheinlicher Grund: Russland musste die massive Flüchtlingswelle aus der Ostukraine in den Griff bekommen, die nach Ausbruch des Konflikts im Donbass ins Land geströmt war.

Eine ungewisse Zukunft Achmad zog vor Gericht und wartet nun auf das Urteil. „Die Papiere sind für mich das größte Problem“, sagt er. „Es ist nicht so, dass ich staatliche Unterstützung bräuchte. Ich will einfach wie ein normaler Mensch leben, arbeiten und für meine Familie sorgen. Aber ohne die nötigen Papiere kriege ich keinen anständigen Job und keine medizinische Versorgung, falls mir was passiert.“ Auch die Zukunft seiner Kinder bereitet ihm Kopfzerbrechen. An ihr neues Leben in Russland haben sie sich erfolgreich angepasst. Sie beherrschen gut die Landessprache und kamen kürzlich auf eine russische Schule. Das Problem für Achmad ist die Ungewissheit. Für wie lange, wenn überhaupt,

Anzahl und Status der Syrer in Russland Seit 2011 kamen nach Angaben des FMS 12 000 Menschen aus Syrien nach Russland. 2000 davon erhielten zeitweiliges Asyl. 2666 bekamen eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis. 2029 dürfen sich permanent in Russland aufhalten. Bei rund 5000 Menschen stehen die Entscheidungen über ihren Status noch aus. Die Statistiken des Human Rights Watch zeigen, dass nur ein Dutzend Syrer als Flüchtlinge anerkannt wurden.

Enttäuschte Hoffnungen und Bürokratie Der syrische Journalist und Menschenrechtler Muez Abu Al-Jadael (er schreibt für das Internetportal „Open Dialog“) betrachtet das Flüchtlingsproblem von einem anderen Standpunkt aus. Aber auch seine Sicht der Dinge ist nicht wesentlich positiver als Achmads Geschichte. Er machte seinen Abschluss an der Russischen Universität der Völkerfreundschaft in Moskau und versuchte als politischer Flüchtling mehrmals, Asyl zu bekommen – vergebens. Asyl erhielt er schließlich in Schweden. Jetzt helfe er Syrern, sich dem Leben in Russland anzupassen, besonders in der Moskauer Region, sagt Al-Jadael. Er biete seinen Landsleuten Rechtsberatung an und arbeite bei verschiedenen NGOs mit wie dem Moskauer Komitee für zivile Unterstützung. Seine größten Herausforderungen waren „Korruption und Bürokratie“. Außerdem bestehe immer das Risiko, dass Syrer in Russland von Arbeitnehmern ausgenutzt werden, selbst von eigenen Landsleuten. Viele Flüchtlinge würden Russland deshalb mit enttäuschten Hoffnungen in Richtung Westen verlassen. Als eine der schwierigsten Hürden bezeichnet Al-Jadael das zeitweilige Asyl. Der Preis dafür war sehr hoch, erst seit 2012 habe sich das geändert. Damals konnten bis zu 100000 Rubel (2500 Euro) fällig werden. In den Jahren 2013/2014 ordnete das Russische Föderale Amt für Migration an, syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Seitdem sank der Preis für zeitweiliges Asyl auf 20 000 Rubel (rund 400 Euro) im vergangenen Jahr. Nach den Schreckensnachrichten von sinkenden Flüchtlingsbooten im Mittelmeer nutzen viele Syrer Russland auch als Transitland auf ihrem Weg nach Europa. Von Beirut aus fliegen sie nach Moskau und nehmen den Zug in Richtung der nordrussischen Stadt Murmansk, wo sie die Grenzen zu Finnland oder Norwegen passieren.

ALYONA REPKINA

PAWEL KOSCHKIN

er in Russland bleiben könne, wisse er nicht. „Ich brauche Stabilität. Meine Kinder fangen gerade an, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Wenn wir Russland in wenigen Jahren wieder verlassen müssen, machen sie das Ganze noch einmal durch, müssen sich dem Leben in einem anderen Land anpassen“, sagt er. Ob er wie die meisten syrischen Flüchtlinge in die EU gehen will? Erst würde er versuchen, dort einen Job zu finden. „Ich habe nicht vor, in ein Asylantenheim zu ziehen“, betont er. „Ich spreche Englisch und bin gut ausgebildet. Ich werde mich nach besseren Möglichkeiten umsehen.“ Und er fügt hinzu: Die Entscheidung müsse jetzt getroffen werden, bevor es für seine Kinder zu spät sei, Russland zu verlassen. Dem Risiko, abgeschoben zu werden, steht Achmad etwas ratlos gegenüber. Sollte es dazu kommen, verliert seine Familie eine sichere und komfortable Unterkunft, die Kinder müssen aus ihrer Geborgenheit heraus und in einem anderen Land ganz von vorn anfangen.

AP

Europa steht vor einer kaum zu bewältigenden Menge an Flüchtlichen, die den Kontinent vor eine Zerreißprobe stellen. Hilfsorganisationen rufen Russland auf, sich stärker bei der Lösung der Probleme zu engagieren.


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PRESSEBILD (2)

DAS THEMA

Zurzeit lernen im Zentrum Kinder aus Syrien, Afghanistan, aus dem Kongo und einigen ehemaligen Sowjetrepubliken.

Russische Behörden fürchten Extremisten „Als das UN-Flüchtlingshilfswerk 2012 die Unterzeichnerstaaten der Flüchtlingskonvention aufforderte, die Abschiebung von Flüchtlingen nach Syrien auszusetzen, demonstrierten russische Regierungsmitglieder ihre Loyalität und nahmen die Vorbereitung eines entsprechenden Moratoriums auf“, sagt Swetlana Ganuschkina, Vorsitzende des Komitees für zivile Unterstützung. „Als aber im letzten Jahr ukrainische Flüchtlinge nach Russland strömten, waren die Syrer schnell vergessen.“ Trotz zunehmender Verschlechterung der Lage in Syrien habe Moskau sogar einige Syrer abgeschoben, behauptet sie. Doch Nikolaj Smorodin, Leiter des Russischen Föderalen Amtes für Migration, erklärt, Russlands Position hinsichtlich syrischer Flüchtlinge habe sich nicht verändert. „Bei der Prüfung von Asylanträgen syrischer Staatsbürger gelten keine verschärften Regeln“, beteuert er in einer Stellungnahme. „Wir gewähren Syrern Asyl mit Blick auf die humanitäre Lage in ihrem Land. Darüber bekommen wir vom russischen Außenministerium permanent Informationen.“ Laut Jelena Burtina, der stellvertretenden Vorsitzenden des Komitees für zivile Unterstützung, sind die russischen Gesetze Flüchtlingen gegenüber in der Tat wohlwollend formuliert. Momentan erweise sich die Gesetzgebung für Migranten, die aus humanitären Gründen Asyl beantragen, als hilfreich. „Dass Russland viele Flüchtlinge nicht aufnimmt, liegt nicht an den Gesetzen, sondern an der Regierungspolitik“, sagte sie RBTH. Indes erklärte der Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow, syrische Flüchtlinge könnten russisches Territorium als Transitland nutzen. Die Frage der Aufnahme von Flüchtlingen sei für Russland allerdings irrelevant, weil seiner Ansicht nach die Last der gegenwärtigen humanitären Krise von den Ländern geschultert werden müsse, die den Bürgerkrieg in Syrien verursacht hätten. Ein weiteres Argument gegen die Aufnahme syrischer Flüchtlinge sei das Risiko, als Flüchtlinge getarnte Terroristen des Islamischen Staates ins Land zu bringen. Einige russische Experten wie Alexej Grischin vom russischen Think-Tank „Religion und Gesellschaft“ bestätigen diese Befürchtung. „Seit einiger Zeit schon nutzt der ISIS die Migrantenströme für seine Zwecke“, sagte er bei einer Rede im Moskauer CarnegieZentrum am 16. September. Extremisten könnten in den Aufnahmeländern eine erhöhte Gefahr darstellen und Informations- und Rekrutierungskampagnen durchführen. Die einfache Tatsache, dass etliche Flüchtlinge mit dreibis viertausend Dollar in der Tasche nach Russland kämen, errege bei ihm Verdacht.

FLÜCHTLINGSKINDER Integration läuft über die Sprache

Zitat

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Syrische Flüchtlinge könnten russisches Territorium als Transitland nutzen.»

DMITRIJ PESKOW PRESSESPRECHER VON WLADIMIR PUTIN

Eine Moskauer Institution hilft Migranten, sich einzugliedern Das Zentrum für Ausbildung und Eingewöhnung von Flüchtlingskindern existiert seit fast 20 Jahren. Die Kinder bekommen Sprachunterricht und finden ihren Weg in die Gesellschaft. DARJA LJUBINSKAJA RBTH

Aminat aus Grosnij kam im Jahr 2000 ins Zentrum, am Höhepunkt des Zweiten Tschetschenienkrieges. Als ihre Familie nach Moskau zog, stellte sich heraus, dass die Kinder nicht über alle notwendigen Unterlagen zur Aufnahme in eine Schule verfügten. Die benötigen Papiere erhielt Aminats Familie mithilfe des Komitees für Bürgerbeteiligung, wo man ihr auch über das Zentrum für Flüchtlingskinder erzählte. „Zuerst besuchten meine Brüder und meine Schwester das Zentrum. Meine Schwester lernte Englisch und ich bin einfach so mitgegangen. Nicht wegen des Kurses, sondern weil es im Zentrum interessant und herzlich war: Dort konnte man angenehm die Zeit verbringen, es gab viele nette Leute, mit einigen von ihnen stehen wir immer noch im Kontakt. Zum Beispiel mit der Englischleh-

271 319 aus der Ukraine

6742 aus Afghanistan

6557 aus Georgien

5124 aus Syrien

Anzahl der Menschen mit zeitweiligem Asyl in der Russischen Föderation Nach Angaben des FMS haben in den letzten fünf Jahren 293 652 Menschen zeitweiliges Asyl in Russland erhalten. Die meisten kamen aus der Ukraine, aus Afghanistan, Georgien und Syrien. In den ersten vier Monaten des Jahres haben 458 Syrer eine Aufenthaltserlaubnis bekommen.

Das Problem mit den Unterlagen ist meist nicht die größte Hürde – viele Kinder können nicht zur Schule gehen, weil sie kein Russisch sprechen.

rerin. Sie war früher Punkerin, in der Antifa engagiert und erzählte uns viel über ihr Leben in der russischen Hauptstadt und über politische Zusammenhänge. Sie gab uns ihre Lieblingsmusik zu hören“, erzählt Aminat im Gespräch mit RBTH. Nach der Schule studierte sie an der Fakultät für Geisteswissenschaften und kehrte nach dem Abschluss ins Zentrum zurück, um hier als Empfangschefin zu arbeiten.

Langer Weg der Integration Das Zentrum entstand 1996 aus dem Komitee für Bürgerbeteiligung, der ersten nichtstaatlichen und gemeinnützigen Flüchtlingshilfsorganisation in Russland. Es hilft Kindern und deren Eltern bei den spezifischen Problemen, auf die Flüchtlinge in einem fremden Land stoßen. Für viele ist das Zentrum die einzige Chance, eine Ausbildung zu erhalten. „Wir haben hier eine Familie aus Afghanistan. Der Vater, Charun, flüchtete nach Russland, nachdem die Taliban seinen Vater ermordet hatten und die restliche Familie bedrohten. Charun befindet sich bereits seit drei Jahren in Moskau und hat immer noch keinen offiziellen Status, weshalb seine neun Kinder nicht in einer russischen Schule lernen dürfen“, erläutert die Leiterin des Zentrums, Olga Nikolajenko. Das Problem mit den Unterlagen ist meist nicht einmal die größte Hürde: Viele Kinder können schon deshalb keine Schule besuchen, weil sie kein Russisch sprechen. Deshalb beginnt die Ausbildung im Zentrum bereits im Vorschulalter. Seine Gründer sind überzeugt: Je früher die Migrantenkinder beginnen, Russisch zu lernen, desto größer ist die Chance, die Sprache bis zur Einschulung zu beherrschen. „Iksen aus dem Kongo ist gerade einmal vier Jahre alt und spricht bereits ohne Probleme unsere Sprache – er sagt sogar, dass er in unsere Volontärin Lena verliebt sei“, erzählt Olga schmunzelnd. „Ein großes Problem ist auch die pädagogische Vernachlässigung. Die Migranten hinken beim Lernen hinterher, weil der Lehrplan sich unterscheidet oder sie zu Hause nicht die Schule besuchen konnten“, bemerkt Olga. Deshalb pauken die Kinder außer Russisch auch Mathe und erhalten Nachhilfe in anderen Fächern. Das Zentrum hilft auch bei psychologischen Problemen weiter. „Oft kommen die Kinder erst einige Jahre nach ihrer Ankunft in Russland zu uns. Anfangs akzeptieren die Eltern es häufig nicht, so bald nicht in die Heimat zurückkehren zu können“, erläutert Olga. Deshalb arbeitet im Zentrum ein Psychologe, der den Kindern hilft, ihr Trauma zu überwinden und sich einzugewöhnen. „Bei uns sind auch der fünfjährige Moris und der siebenjäh-

rige Jad aus Syrien. Ihre Mutter René floh mit ihnen vor anderthalb Jahren vor den Feuergefechten aus ihrer Heimat. Die Kinder waren traumatisiert und sehr verschlossen. Dank unseres Psychologen öffnen sie sich nun ganz allmählich“, sagt Olga. Leider würden die Migrantenkinder auf Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz in der Gesellschaft stoßen – auch hier hilft ihnen der Psychologe weiter. Im Moment sind 73 Kinder im Zentrum aufgenommen. „Sie kommen vor allem aus Syrien, Afghanistan, dem Kongo und einigen mittelasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken. Auch haben wir einige Kinder aus der Ukraine und dem Jemen“, sagt Olga.

Erfolgsgeschichten

Das Zentrum unterstützt Flüchtlingskinder und ihre Familien beim Lernen der Sprache, aber auch beim Gang zu Ämtern und psychologisch.

PRESSEBILD

Laut norwegischen Behörden kamen in diesem Jahr rund 200 syrische Flüchtlinge über die russische Grenze ins Land und die Zahl wächst beständig. Die offizielle Statistik des Russischen Föderalen Amtes für Migration bestätigt diese Tendenz: 2015 kamen 7103 Syrer nach Russland – und 7162 verließen das Land.

Für viele bietet das Zentrum die einzige Möglichkeit, eine Ausbildung zu erhalten.

Aminats Geschichte ist eine von vielen mit einem glücklichen Ausgang. „Meine Schwester studierte nach ihrer Zeit im Zentrum an einem kanadischen College, nach ihrer Rückkehr immatrikulierte sie sich wie ihre Englischlehrerin in der Fakultät für Geisteswissenschaften“, erzählt Aminat. „Ein Junge aus Tschetschenien, Amirchan, nahm über das Zentrum ein Studium in den USA auf und arbeitet jetzt im Bankensektor. Ein Mädchen aus Tadschikistan wurde im Zentrum in Physik unterrichtet und studierte am Bauman-Institut.“ Am 1. September gab es im Zentrum eine freudige Nachricht: Marichal aus dem Kongo und Jad aus Syrien besuchen nun eine russische Schule. „Wir hatten großes Glück“, erzählt Olga. „Es ist eine gute Privatschule mit kleinen Klassen. Wir konnten einen Rabatt aushandeln, da der Direktor Verständnis für die Kinder hatte. Das Schulgeld haben unsere Volontäre gesammelt. Zuvor hatte Jad in 16 Schulen eine Absage erhalten, deshalb sind er und seine Mutter jetzt so glücklich.“


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Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

MEINUNG

WARUM DER WESTEN MOSKAU IN SYRIEN UNTERSTÜTZEN SOLLTE

FJODOR LUKJANOW POLITOLOGE Präsidiumsvorsitzender des Russischen Rats für Außen- und Verteidigungspolitik und Chefredakteur der Zeitschrift Russia in Global Affairs

DMITRIJ DIWIN

A

ls 2011 in Syrien die Proteste gegen die von Baschar al-Assad autokratisch geführte religiöse alevitische Minderheit aufflammten, gingen die Meinungen über die Zukunft des Landes weit auseinander. Die Kommentatoren im Westen, in der Türkei und in den Ländern des Persischen Golfes rechneten mit einem baldigen Fall des Regimes in Damaskus, und zwar entweder nach dem tunesischen Beispiel aufgrund innerer Unruhen oder aber nach dem libyschen Modell durch eine Einwirkung von außen. In Russland verwies man dagegen auf die besondere Situation in Syrien, die sich von jener in den anderen Ländern des „Arabischen Frühlings“ unterscheidet: eine heterogene Bevölkerungsstruktur, die ausreichend handlungsfähige Armee, eine relativ gefestigte, herrschende Schicht, die massive Unterstützung durch den Iran und weiteres mehr. Aus diesen Gründen ging man davon aus, dass der Dominoeffekt in Syrien zum Stillstand kommen werde. Der Verlauf der Ereignisse hat gezeigt, dass man die syrischen Besonderheiten in Moskau besser verstanden hat. Und die von Russland vertretene Position einer Unterstützung der offiziellen Regierung in Damaskus und der kategorischen Ablehnung einer Einmischung von außen hat sich inzwischen, wenn vielleicht auch nicht als eine gewinnbringende, so doch als die konsequenteste Strategie erwiesen. Zwischen 2011 und 2015 hat sich die Situation im Land natürlich verschlechtert, aber es kam nicht zu dem vorausgesagten revolutionären Umbruch. In diesem Zeitraum ist vieles passiert, einschließlich des von den USA beinahe begonnenen Krieges gegen Syrien, der vergleichsweise reibungslos verlaufenen Aktion zur Vernichtung der Chemiewaffen, der endlosen Versuche zur Einigung der Opposition und der Suche nach einer gemeinsamen Basis von Assad-Gegnern und Assad-Anhängern. Das nahezu blitzartige Auftauchen des Islamischen Staates brachte alles durcheinander. Das alte Syrien als solches existiert nicht länger, und ob die

Überreste dieses Systems in der einen oder anderen Form überleben werden, ist vollkommen ungewiss. Indirekte Angaben über eine Aktivierung der militärischen Unterstützung Damaskus’ durch Moskau lassen vermuten, dass sich Russland dazu entschlossen hat, einen wesentlich größeren aktiven Beitrag zur Lösung der Krise zu leisten. Die Situation vor Ort kann verworrener nicht sein – alle Akteure sind in einen vielschichtigen Konflikt verwickelt: Assad gegen den Islamischen Staat und gegen jene, die als gemäßigte Opposition bezeichnet werden, der Islamische Staat gegen Assad und die Opposition, die Opposition gegen alle anderen. Und dies berücksichtigt nicht einmal die Kurden, die ja gleichzeitig auch noch ihren Krieg gegen die Türkei führen, die wiederum unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Islamischen Staat versucht, ihr Kurdenproblem in den Griff zu kriegen.

Die Annahme, dass aus diesem militärischen und politischen Schlamassel eine Lösung der syrischen Frage erwachsen könne, zeugt von einem verzweifelten und nicht begründeten Optimismus. Zudem konnten die Akteure sich bislang noch nicht auf eine gemeinsame Position einigen. In Syrien wie eigentlich im gesamten Nahen Osten kann es inzwischen unterm Strich keinen „Sieg“ mehr geben. Russische Diplomaten haben immer behauptet, dass das Problem nicht Assad sei, sondern das Prinzip der „Nichteinmischung“ und „Nichtbeeinträchtigung“, und dass das Hauptziel in der Bewahrung des Status quo liege. Dieser Ansatz ist gescheitert – von einem Status quo kann gegenwärtig in Syrien nicht mehr die Rede sein. Die Einnahme der syrischen Hauptstadt durch den IS wäre ein Symbol des unumkehrbaren Rückzugs der Neuzeit aus dem Nahen Osten. Das haben die Zehn-, ja Hunderttausen-

« Die Einnahme der syrischen Hauptstadt durch den IS wäre ein Symbol des unumkehrbaren Rückzugs der Neuzeit aus dem Nahen Osten.»

den Flüchtlinge aus der Region, die gegenwärtig nach Europa strömen, bereits begriffen: Dort, wo die Zukunft in den Farben des IS gestaltet wird, bleibt für aufgeklärte Gesellschaftsschichten kein Platz mehr. In welchem Falle könnten die russischen Bemühungen als Erfolg angesehen werden? Wenn man realistisch sein will, so wäre dies die Schaffung einer Art „alevitischen Israels“ – einer nur durch externe Unterstützung lebensfähigen Enklave, die die unkontrollierte Ausdehnung des Islamischen Staates aufhalten könnte. Der Vergleich hinkt natürlich, der Ansatz wäre jedoch ähnlich. Die intensiven diplomatischen Bemühungen des vergangenen Sommers, als eine ganze Reihe von Akteuren aus dem Nahen Osten nach Moskau reiste, lässt vermuten, dass die gegenwärtigen Aktivitäten Russlands niemanden überraschen dürften. Objektiv betrachtet spielt Moskaus Risikobereitschaft zur Bewahrung des „alevitischen Israels“ allen in die Hände – außer vielleicht dem Islamischen Staat. Die westlichen Staatsoberhäupter drücken natürlich alle ihre Unzufriedenheit und Besorgnis über die wachsende russische Militärpräsenz in Syrien aus, gleichzeitig fordert aber zum Beispiel David Cameron ein entschlosseneres Eingreifen, um den IS aufzuhalten. Wenn man davon ausgeht, dass eine Niederlage des IS möglich ist und danach der Streit um die Kontrolle über Syrien fortgesetzt werden wird, sind die westlichen Bedenken nicht unbegründet: Wer möchte schon, dass Russland Anspruch auf eine führende Rolle im zukünftigen Syrien erhebt? Viel wahrscheinlicher allerdings ist, dass der IS durch die internationale Koalition nicht zerschlagen werden kann und dass der syrische Staat nicht wiedergeboren wird, sondern dass sich die Gegner der Islamisten in verschiedenen Gebieten festsetzen und den aufreibenden Kampf ums Überleben fortsetzen. In diesem Falle wäre es für den Westen sinnvoll, sich den Aktivitäten Russlands nicht entgegenzustellen, sondern diese nach Möglichkeit zu unterstützen. Die jüngste Geschichte des Nahen Ostens und das Verhältnis der externen Kräfte zu dieser Region zeigen allerdings, dass diese ihre Fähigkeit, das Geschehen ohne ideologische Voreingenommenheit und überflüssige Emotionen zu analysieren, längst eingebüßt haben. Dieser Beitrag erschien zuerst bei der Onlinezeitung Gazeta.ru.

MIGRATION ALS GEMEINSAME AUFGABE

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WLADIMIR SORIN ETHNOLOGE Vizedirektor des Instituts für Ethnologie und Anthropologie der Russischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied des russischen Präsidentenrats für interethnische Beziehungen

ür Russland ist die Frage der Migration von besonderer Brisanz. Unser Land kennt dieses Phänomen in allen seinen Schattierungen: Russland ist Ziel-, Herkunftsund Transitland zugleich. Wir haben gerade eine Migrationswelle hinter uns. Rund eine Million Flüchtlinge kamen aus der Ukraine nach Russland – eine Größenordnung, die mit der Dimension der Flüchtlingswelle in Europa vergleichbar ist. An sich ist die Migrationsproblematik für Europa nicht neu. Der Zustrom illegaler Flüchtlinge ist aufgrund von Wirtschaftskrisen und politischen Turbulenzen an der EU-Peripherie bereits seit einigen Jahren angestiegen. Doch zu einer echten Krise kam es erst mit der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten und dem Aufkommen des Islamischen Staates. Auf einen Migrationsausbruch solchen Ausmaßes war Europa ganz offensichtlich nicht vorbereitet. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits hat der Europarat Maßnahmen beschlossen und entsprechende Dokumente ausgearbeitet, doch kommt deren Umset-

zung nur schleppend voran. Zu groß sind mancherorts die bürokratischen Hindernisse. Einem bestimmten Teil des Establishments fehlt auch ganz einfach der politische Wille. Und hinsichtlich der europäischen Zukunft herrscht Uneinigkeit: Unterschiedliche Ansichten – von extrem liberal bis euroskeptisch – prallen aufeinander. Alles in allem haben die EU-Mitgliedsstaaten ihre mangelnde Bereitschaft zu Entscheidungen im Ganzen und zu einer gemeinsamen Verantwortung demonstriert. Bei der EU-Führung sorgte dies für Ratlosigkeit. Jetzt ist jedes Land auf sich allein gestellt. Was Europa in der heutigen Situation braucht, ist ein ganzer Katalog interner und externer Maßnahmen, und zwar unverzüglich. Ein Lösungsansatz wäre es, die Zuständigkeiten für die Prüfung von Asylanträgen aus dem Dubliner Abkommen neu zu überdenken. Zudem müssten die Prüfungsverfahren schnellstens vereinheitlicht werden. An den Außengrenzen sind sicherheitspolitische und administrative Maßnahmen zur Verstärkung der Kont-

rollen notwendig. Beispielsweise müssen die Seepatrouillen und der Kampf gegen Schlepperbanden intensiviert werden, um weitere Todesopfer zu vermeiden. Selbstverständlich brauchen die Herkunftsländer Hilfe, um die Zahl potenzieller Migranten zu reduzieren. Die EU und die UN müssen Flüchtlingen helfen, die sich größtenteils an der Küste in Libyen versammelt haben. Diplomatische Bemühungen bei der Stabilisierung der Situation im Nahen Osten, vor allem in Syrien und in Libyen, sind hierbei zu betonen. Blickt man in die überschaubare Zukunft, kann man wohl davon ausgehen, dass Europa die Migranten, die bereits angekommen sind, aufnehmen wird. Doch damit sind ernstzunehmende Risiken verbunden. In erster Linie ist dies die Terrorgefahr. Denn unter den Flüchtlingen können sich auch Extremisten verbergen. Konflikte können zwischen den Migranten auflodern. Flüchtlinge sind eine heterogene Gruppe: Sie gehören Ethnien an, die bis vor Kurzem auf verschiedenen Seiten einer Front standen. Einen Nährboden für Konflikte bie-

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Die aktuelle Migrantenflut ist eine Herausforderung für die EU, eine Art Prüfung. Die Zweckmäßigkeit des SchengenRaums wird bereits in Zweifel gezogen.»

ten auch die Ablehnung der lokalen Bevölkerung gegenüber Migranten und die Krise der Multikulti-Politik. Nicht auszuschließen ist dabei eine zunehmende Radikalisierung innerhalb der Gesellschaft. Die aktuelle Migrantenflut ist eine Herausforderung für die EU, eine Art Prüfung. Die Zweckmäßigkeit des Schengen-Raums wird bereits in Zweifel gezogen, in Frage gestellt werden europäische Werte. Daran, dass die EU sich bewähren wird, gibt es keinen Zweifel. Doch nach der schweren Prüfung wird die Union eine andere sein. Bei Politikern wird Ernüchterung eintreten: Sie werden erkennen, dass es Realitäten gibt, an denen sie nicht vorbeikommen. Möglicherweise wird die heutige Situation die EU-Führung zum Nachdenken darüber anregen, ob sie in ihrem Verhältnis zu Russland die richtige Haltung eingenommen hatte. Und sie wird einsehen müssen, dass Russland in vielen Fragen kein Konkurrent, sondern ein Verbündeter ist, auch bei der Krisenregulierung in Syrien und in der Ukraine.

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Freitag, 2. Oktober 2015

KULTUR

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INTERVIEW WALERI GERGIJEW

„Wir verkaufen unsere Opern nicht wie Erdöl“ DER LANGJÄHRIGE LEITER DES MARIINSKI-THEATERS ÜBER EINE BITTE DES GROSSHERZOGS VON LUXEMBURG

Ich habe mir Ihren Zeitplan angesehen, Waleri Abissalowitsch … Den gesamten? In den letzten 35 Jahren hat sich da fast nichts geändert, außer dass die Zahl der Termine zugenommen hat. Ich gebe viele Gastspiele im In- wie im Ausland. Genau das meine ich – möchten Sie es nicht manchmal etwas ruhiger angehen und zurückblicken? Ich arbeite ja mit mehreren Ensembles – u. a. in Leningrad, London und München. Ich dirigiere und leite große Orchester. Das ist eine gute Möglichkeit umzuschalten und quasi von außen zu sehen, was ich tue. Leningrad – war das ein Versprecher? Diese Bezeichnung ist ein Teil meines Lebens. Meine Ausbildung habe ich im Leningrader Konservatorium erhalten, als Student besuchte ich die Konzerte der Leningrader Philharmonie, gearbeitet habe ich im Leningrader KirowTheater … Ich glaube, in Leningrad lebte immer ein Stück Sankt Petersburg und im heutigen Sankt Petersburg lebt ein Teil von Leningrad weiter. 1962 kehrte der große Strawinskij nach fast einem halben Jahrhundert in seine Heimatstadt zurück. Auf die Frage, was ihm in Leningrad besonders gefallen habe, antwortete er ganz lapidar: „Sankt Petersburg“. Wem verdanken Sie Ihre Begeisterung für die Musik? Die „Schuldigen“ sind in meiner Familie zu finden. Den größten Verdienst hat meine Mutter. Als Kind spielte ich nur Fußball. An Musik war da nicht zu denken! Aber meine Mutter setzte sich durch – ohne Druck und Geschrei. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass ich mich glücklich fühle und ein anerkannter Profi bin. Natürlich hatte ich auch Glück mit meinen ersten Musiklehrern. Als ich nach Sankt Petersburg kam, war ich noch nicht ganz 19 Jahre alt. Ich wollte eigentlich Klavier studieren, bereitete mich aber auch auf das Dirigieren vor, wo ich letztendlich landete. Die Grundlage für meine heutige Tätigkeit wurde im Studium gelegt. Ich lernte mit Vorliebe nachts, aber manchmal fuhr ich auch in aller Frühe zum Konservatorium. Bis neun Uhr übte ich allein, dann begann der offizielle Unterricht. Und so ging das Tag für Tag. Ich dachte ständig nur an Musik, weil ich erkannte, dass der Rest – Karriere und Geld – dann von ganz allein kommen würde. Das Entscheidende ist, sich auf das Wichtige zu konzen-

FRISCHES DESIGN

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Als ich Anatoli Sobtschak zum ersten Mal begegnete, befand sich Wladimir Putin an seiner Seite. Das war 1992.»

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Ich freute mich stets auf die Gespräche mit Maja und Rodion, wenn ich nach München kam.»

trieren. Als ich Intendant des Mariinski-Theaters wurde, musste ich mein Arbeitskabinett lange mit zwei Assistenten teilen. Ein Empfangszimmer gab es nicht. Nichtsdestotrotz konnte ich normal arbeiten und sogar hochrangige Gäste empfangen: Plácido Domingo, Peter Ustinov ... Im Vordergrund stand die Arbeit, danach erst kam der Komfort. Und eben dies hilft mir, ein gutes Verhältnis zum Orchester zu bewahren. Die Leute sehen: Ich bemitleide mich nicht selbst und leiste so viel wie die anderen, wenn nicht sogar mehr. 70 bis 80 Mal pro Jahr trete ich im Ausland auf. Ja, ich bin durch Angebote aus dem Westen verwöhnt, jedoch steht das Mariinski-Theater für mich immer an erster Stelle. Wir verkaufen unsere Opern und unser Ballett nicht wie Erdöl, aber ich denke, wir haben damit eine positive Wirkung auf das Image unseres Landes. In Sankt Petersburg hatte das Mariinski-Theater immer schon einen Sonderstatus. Sind Sie mit den Behörden stets gut ausgekommen? Die letzten 20 Jahre werden wir von der Stadtverwaltung nicht mehr behelligt. Wir sind schließlich eine föderale Kultureinrichtung. Aber ich erinnere mich noch gut, wie der damalige Bürgermeister Anatoli Sobtschak 1993 1000 Rubel für das Festival Stars der Weißen Nächte beisteuerte. Heute erscheint der Betrag lächerlich, aber damals war das alles, was die Stadt aufbringen konnte. So war das in den Neunzigern! Musiker nahmen Einladungen nach Sankt Petersburg an, ohne auf ein üppiges Honorar zu hoffen. Wir konnten ihnen kaum etwas zahlen. Wer hat damals schon geahnt, dass Stars der Weißen Nächte nach 20 Jahren zu einem der größten Musikfestivals der Welt zählen würde? In den ersten Jahren folgten lediglich meine Freunde der Einladung, alle, die ich persönlich überreden konnte. Zum Glück habe ich viele Freunde ... Unbestritten. Aber nicht jeder kann die ehemaligen Regierungsmitglieder Gref und Kudrin zu seinen engsten Freunden zählen ... Ja, ich schätze sie sehr, aber es sei angemerkt, dass unsere Freundschaft seit Mitte der Neunziger besteht, als niemand ahnen konnte, dass diese jungen Ökonomen zehn Jahre später zum politischen Establishment des Landes gehören. Wir lernten uns über Sobtschak kennen, der es verstand, markante und talentierte Menschen um sich zu scharen. Als ich Sobtschak zum ersten Mal im Marienpalast begegne-

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RUSLAN SCHAMUKOW / TASS

UND SEINE FREUNDSCHAFT MIT MAJA PLISSEZKAJA

te, befand sich Wladimir Putin an seiner Seite. Das war 1992. Als Putin dann 1999 Ministerpräsident wurde, erinnerte er sich an mich. Ich wurde zu ihm ins „Weiße Haus“ eingeladen. Damals war er gerade mal einen Monat im Amt. Wir sprachen anderthalb Stunden miteinander … Aber ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich zum engeren Kreis des Staatsoberhauptes gehöre und mit ihm über die Rettung des Vaterlandes diskutiere. Natürlich nicht! Schon damals, Ende der Neunziger, gastierte ich regelmäßig in den großen Häusern der Welt, dirigierte namhafte Festivals, tauschte mich informell mit den Größen dieser Welt aus. Meine Konzerte besuchten schon vor 20 Jahren Leute wie Henry Kissinger oder Weltbankpräsident James Wolfensohn, und die Freundschaft mit Philips-Chef Cor Boonstra ermöglichte eine Tournee des Mariinski-Theaters nach Holland, Frankreich und – Sie werden staunen! – China. Zu unserem Auftritt in Peking kam der damalige chinesische Präsident Jiang Zemin. Mit Plissezkaja und Schtschedrin verband Sie eine langjährige Freundschaft. Wie ich weiß, haben Sie mit Maja Plissezkaja kurz vor ihrem Tod noch gesprochen … Ja, und ihr Fortgang war ein schwerer Schlag für mich. Das war an meinem Geburtstag. Am Morgen des 2. Mai rief sie mich aus München an, um mir zu gratulieren, und am Abend war sie von uns gegangen ... Wir kannten uns 30 Jahre, aber eine enge Freundschaft verband uns nur das letzte Jahrzehnt. Im April unterhielten wir uns noch angeregt in Moskau und verbrachten danach einige wunderbare Tage in Sankt Petersburg. Nichts ließ diesen tragischen Tod erahnen. Nichts! Maja bereitete sich auf die Feier zu ihrem 90. Geburtstag im November vor, hatte noch viele Pläne.

Biografie

Waleri Gergijew Waleri Gergijew wurde am 2. Mai 1953 in Moskau geboren. Er wuchs im Kaukasus auf und studierte am Rimski-KorsakowKonservatorium in Sankt Petersburg. Seit 1977 arbeitet er als Dirigent des Mariinski-Theaters. Heute leitet er die Orchester aus Rotterdam, aus München, der Metropolitan Opera und das London Symphony Orchestra.

Meine Entscheidung, das London Symphony Orchestra zu verlassen und die Münchner Philharmoniker zu leiten, hatte seinen Grund vor allem darin, dass Schtschedrin und Plissezkaja in der bayrischen Hauptstadt lebten. Dazu kam, dass die deutsche Musikkultur ein Podium war, auf dem ich noch nicht alles geäußert hatte. Ich freute mich auf die Gespräche mit Maja und Rodion, wenn ich nach München kam. Seit Kurzem sind Sie Honorarkonsul Luxemburgs in Sankt Petersburg. Bringt Ihnen das irgendwelche Privilegien? Theoretisch könnte ich ein rotes Diplomatenkennzeichen an meinem Auto haben. Aber nicht deshalb habe ich das Ehrenamt angenommen, oder? Der Großherzog, den ich seit über 20 Jahren kenne, hat es mir angeboten. Für mich ist dieses Amt kein Privileg, sondern eine Verpflichtung. Das Gespräch führte ANDREJ WANDENKO. Die ungekürzte Fassung des Interviews erschien bei der Nachrichtenagentur TASS.

KULTURKALENDER LUXEMBOURG FESTIVAL WALERI GERGIJEW – LONDON SYMPHONY ORCHESTRA 14.10.2015, 20.00 UHR, PHILHARMONIE LUXEMBOURG Waleri Gergijew gibt seine letzte Tournee als Chefdirigent des London Symphony Orchestra. Unter seiner Leitung stehen die drei Stücke „Tanz-Suite“, das Klavierkonzert Nr. 3 und das Konzert für Orchester von Béla Bartók auf dem Programm. Solist am Klavier ist Yefim Bronfman. › www.philharmonie.lu

D E . R B T H . C O M / M U LT I M E D I A SCANNEN SIE DAS BILD VON DER BALLONLANDUNG, UM DAS EINFÜHRUNGSVIDEO ZU STARTEN. DER QR-CODE FÜHRT SIE DIREKT IN DIE MULTIMEDIA-RUBRIK.

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Freitag, 2. Oktober 2015

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Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

REISEN

RUSSLANDS UNESCO-WELTERBE Folgen Sie den Spuren des russischen Islams im westlichen Kaukasus

Von Bolgar bis zu den Anlagen von Derbent

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Bolgar (2014)

Der Anthropologe Joe Crescente bereiste die 26 Unesco-Welterbestätten Russlands. Beobachten Sie mit ihm Luchse am höchsten Berg Elbrus und entdecken Sie das russische Mekka. JOE CRESCENTE FÜR RBTH

Westkaukasus (1999) Der Westkaukasus ist Russlands westlichstes Unesco-Weltnaturerbe. Das Terrain zieht sich von den Ausläufern des Kaukasus am Schwarzen Meer bis zu dem Berg Elbrus, dem mit seinen 5642 Metern höchsten Gipfel Europas, und liegt ganze 50 Kilometer von Sotschi entfernt. Von der Unesco gelistet wurde der westliche Kaukasus als letztes europäisches Gebirge, das weitestgehend unberührt ist von zivilisatorischen Einwirkungen und das eine faszinierende Pflanzen- und Tierwelt aufweist. Seine Biotope, die von Tiefebenen bis zu Gletschern reichen, umfassen Nordmanntannen, die mit einer Höhe von bis zu 85 Metern als Europas höchste Tannen gelten. Verschiedene Tierarten wurden in den vergangenen Jahren wieder angesiedelt, etwa der Persische Leopard und der Kaukasische Wisent. Zahlreiche andere, zum Teil seltene Tiere sind in dieser Region beheimatet, so der Westkaukasische Tur, eine Bergziege, Bären, Luchse, Wildschweine, der Kaukasische Hirsch und Gämsen.

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1. Westkaukasus, der schneebedeckte Gipfel des Elbrus 2. Zitadelle, Altstadt und Festungsanlagen von Derbent 3. Architekturkomplex der weißen Moschee von Bolgar

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Zitadelle, Altstadt und Festungsanlagen von Derbent (2003) Mit seiner Lage zwischen den Ausläufern des Kaukasus und dem Kaspischen Meer war Derbent seit dem ersten Jahrhundert vor unserer Zeit ein wichtiger Nord-Süd-Korridor. Manche historische Quellen legen nahe, dass die Stadt bereits im achten Jahrhundert vor Christi gegründet wurde. Das Alter einiger noch heute erhaltener Bauwerke wird auf über 5000 Jahre geschätzt. Die Stadt trägt Namen verschiedener Sprachen. Alle bedeuten übersetzt „Tor“, ein Hinweis auf ihre über Jahrhunderte fortlebende Bedeu-

tung für die Kontrolle des Verkehrs zwischen Europa und dem Vorderen Orient. Wegen seiner einzigartigen Lage wurde Derbent zwischen zwei Mauern errichtet, die sich über die relativ schmale Passage zwischen Meer und Bergen erstrecken. Die Architektur ist stark vom Sassanidenreich geprägt, der letzten persischen Dynastie vor dem Erstarken des Islams. Derbent wurde lange von unterschiedlichen Völkern, unter anderen von Armeniern, Mongolen und Türken beherrscht. Dauerhaft dem Russischen Reich gehörte es erst seit 1813 an. Wichtigste historische Denkmäler sind die alte Festung, die Bäder, Wehrtürme, Zisternen, Moscheen und die gut erhaltene Zitadelle.

TSUM UND BOLSCHOITHEATER Kunst und Kommerz nah beieinander: Blick auf das Kaufhaus TSUM vom Bolschoi aus. Seit 1776 werden in dem Theater Opern und Ballette gezeigt.

ENDE

Die Fußgängerstraßen entlang von der U-Bahn-Station Ochotny Rjad bis zu der U-Bahn-Station Teatralnaja

3,2 km OCHOTNY RJAD UND MANESCHNAJA-PLATZ Der Weg beginnt an der U-Bahnstation Ochotny Rjad – ab hier folgen Sie den Wegweisern Richtung Maneschnaja-Platz.

50 min START

ROTER PLATZ UND BASILIUS-KATHEDRALE Um vom Maneschnaja-Platz zum Roten Platz zu gelangen, passiert man das Auferstehungstor aus dem 17. Jahrhundert. An der gegenüberliegenden Seite des Roten Platzes befindet sich die Basilius-Kathedrale – die meistfotografierte Sehenswürdigkeit Russlands. Das farbenprächtige Gotteshaus stammt aus dem 16. Jahrhundert und verfügt über neun Hauptkuppeln.

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ROSCHDESTWENSKAJASTRASSE UND KUSNEZKI MOST Wenn Sie vom Detski Mir in Richtung U-Bahnstation Kusnezki Most gehen, stoßen Sie auf die belebte Fußgängerzone Roschdestwenskaja. Diese Straße quert Kusnezki Most, auf der Sie zum Luxus- und Lifestyle-Kaufhaus TSUM gleich beim Bolschoi-Theater gelangen.

Russlands neueste Unesco-Stätte war einst das Zentrum der Wolgabulgaren, die hier vom achten, manchen Quellen zufolge schon vom siebten bis zum 13. Jahrhundert in einem eigenen Staat lebten. Bolgar wurde im 13. Jahrhundert, als die mongolischen Truppen in Europa an Macht gewannen, auch zum Zentrum der Goldenen Horde. In den folgenden Jahren wuchs die Stadt um ein Vielfaches. Peter der Große ordnete an, die Ruinen von Bolgar zu konservieren. Die Maßnahme war wohl der erste offizielle Akt historischer Denkmalpflege in Russland. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen heute die zahlreichen Mausoleen und die sogenannte Schwarze Kammer, ein Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert, in dem einer Legende zufolge das Gericht des Khans tagte. Bolgar ist eine beliebte Pilgerstätte der dort lebenden Tataren, vermittelt es doch einen Eindruck von dem Leben vor der Mongolenherrschaft. Es wurde aber auch von Muslimen aus der gesamten Sowjetunion aufgesucht. Da sowjetische Muslime nicht nach Mekka reisen konnten, wurde Bolgar zum Ziel für eine „kleine Pilgerfahrt“. Die Stadt steht für Vielfalt, historische Kontinuität und unterschiedliche Kulturen und wurde aus diesen Gründen in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

DETSKI MIR Das Kinderwarenhaus (zu Deutsch Kinderwelt) wurde unter Stalin gebaut als sozialistische Version von Disneyland. Auf dem Dach befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf die Altstadt hat.

TRETJAKOW-PASSAGE Die Passage erkennen Sie sofort an ihrem Gewölbe, das so hoch ist wie ein dreistöckiges Haus. Sie ist die einzige Straße Moskaus, deren Bau nicht mit staatlichen Geldern finanziert wurde – sondern durch die großzügige Unterstützung der Brüder Tretjakow in den 1870er-Jahren. STREIFZUG DURCH DAS WARENHAUS GUM GUM steht für Hauptwarenhaus. Es war das einzige Kaufhaus der Sowjetunion, in dem es praktisch alles gab: von erstklassiger Hirschsalami über Kaviar aus Beluga bis hin zu feinsten Strümpfen.

T R AV E L 2 M O S C O W. C O M

NIKOLSKAJA STRASSE Erstmals 1547 erwähnt, ist die Straße seit 2013 eine komfortable Fußgängerzone mit Laternen, Bänken und Blumenrabatten. Die Häuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert erzählen von der wechselvollen Geschichte der Nikolskaja.


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