2015 11 tb all

Page 1

de.rbth.com

Freitag, 13. November 2015

Ausgabe für Luxemburg Diese Beilage erscheint exklusiv im Die monatlichen Beilagen erscheinen in verschiedenen Sprachen in führenden internationalen Tageszeitungen: The Daily Telegraph, Le Figaro, The New York Times, La Repubblica and El Pais.

F Ü R D E N I N H A LT I S T AU S S C H L I E S S L I C H D I E R E DA K T I O N VO N R U S S I A B E YO N D T H E H E A D L I N E S ( R U S S L A N D) V E R A N T WO R T L I C H .

LANDWIRTSCHAFT: MILLIARDEN VOM ACKER

REUTERS

Russlands Landwirtschaft steht wie die gesamte Wirtschaft des Landes vor Problemen. Dabei hat die Branche sich vom sowjetischen Erbe befreit und in einen Devisenbringer verwandelt. Neue Anbaumethoden halten Einzug auf russischen SEITEN 4 UND 5 Bauernhöfen.

MEINUNG: SYRIEN-KRIEG UND RUSSLANDS WIRTSCHAFT Der Krieg in Syrien hat auch wirtschaftliche Gründe, da die Region sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den größten Erdöl- und Erdgaslagerstätten der Welt befindet. Allein deshalb wird der Konflikt unter russischer Beteiligung kurz- und langfristige Folgen für Russland haben. SEITE 6

GESCHICHTEN: DAS GUM AM ROTEN PLATZ Eine kürzlich erschienene Enzyklopädie stellt das Leben Russlands nach, wie es sich in den wechselnden Schaufenstern des Warenhauses GUM im Herzen SEITE 8 Moskaus spiegelte.

REUTERS

Die letzte Reise: Gedenken an die Opfer des Airbus 321 „Wir fliegen nach Hause“, schrieb Passagierin Olga vor dem Abflug. Doch sie und 223 weitere Personen starben bei dem Flugzeugabsturz in Ägypten. Wer waren die Menschen an Bord? JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA RBTH

Um 12.20 Uhr Ortszeit am Samstag dem 31. Oktober sollte ein Flugzeug der russischen Airline Metrojet in Pulkowo, Sankt Petersburg, landen. An Bord sieben Besatzungsmitglieder und 217 Passagiere, davon 25 Kinder, die auf der Rückreise aus dem Urlaub in Ägypten waren. In den sozialen Netzwerken hatten einige während ihres Aufenthalts Fotos gepostet: Aufnahmen von exotischen Tieren und dem Meer. Typische Urlaubsschnappschüsse, dazu Kommentare wie „Juhu. Ab in die Sonne!“ oder „Ich hätte nie gedacht, dass Ägypten mich so faszinieren würde!“. Die Passagiere waren Russen aus 13 verschiedenen Regionen, aber auch Uk-

rainer und Weißrussen waren an Bord des Airbus 321, der im ägyptischen Badeort Sharm el Sheikh startete. In Pulkowo sollte er nie ankommen. Dort hatten sich schon Angehörige versammelt, die ihre Lieben wieder in die Arme schließen wollten. Sie sollten vergeblich warten. Gegen elf Uhr Ortszeit hatten einige der Wartenden bereits vom Absturz einer Passagiermaschine über der ägyptischen SinaiHalbinsel gehört. Hilflos standen sie am Informationsschalter. Was sollten sie nun tun? Welches Flugzeug war abgestürzt? Waren ihre Angehörigen an Bord? Manch einer blickte weiter hoffnungsvoll auf die Anzeigetafel, wo nur eine Verspätung angezeigt wurde. Andere fingen an zu weinen. Eine halbe Stunde vor der geplanten Landung stand nichts mehr auf der Anzeigetafel. Noch immer versuchten die Wartenden, die Verwandten oder Freunde, die an Bord waren, telefonisch zu erreichen. Bis zuletzt wollten sie nicht glauben, was passiert war.

IHRE VERLÄSSLICHE QUELLE FÜR DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER RUSSLAND, WELTWEIT IN 16 SPRACHEN!* 83 % der Leser vertrauen RBTH als Quelle für Expertenmeinungen. 81 % sagen, dass RBTH Informationen und Analysen über die gewöhnliche Russland-Berichterstattung hinaus bietet. 77 % erachten die Online-Ausgaben von RBTH als relevant für jeden – nicht nur für Russlandinteressierte.

*laut einer Leserumfrage für alle RBTH-Produkte vom März 2015

„Wichtigster Passagier“ Vor dem Abflug nach Ägypten fotografierten die Eltern der neun Monate alten Darina G. das kleine Mädchen vor der Fensterfront des Flughafens. Sie blickt auf das Rollfeld. „Wichtigster Passagier“, schrieb ihre Mutter Tatjana unter das Bild, das sie im Internet einstellte. Darinas Foto ging um die Welt. Es wurde zum Symbol des Todesflugs. Im Internet wurde es über eine Million Mal geteilt. „Niemand wusste, dass der Eintrag der letzte in ihrem Leben sein würde“ und „Ohne Worte“, kommentierten die User. Im August 2014 hatten Tatjana und Alexei geheiratet. Auf dem Hochzeitsvideo tanzen sie Walzer. Alexeis Mutter wischt sich Freudentränen aus den Augen. „Ich danke meinem Mann für dieses Jahr, für unsere Tochter, die Fürsorge und Liebe“, schrieb Tatjana. Neben dem Hochzeitsvideo hat sie ein weiteres veröffentlicht – „Tanja und Ljoscha. Wie alles anfing …“, auf dem Kinderfotos von ihnen und dann auch gemeinsame zu sehen sind.

Auch für die fünfköpfige Familie Sch. sollte es der letzte Flug werden. Kurz vor dem Abflug fotografierten sie noch im Flieger. „Hallo Piter, tschüss Ägypten. Wir fliegen nach Hause“, schrieb Olga Sch., die Mutter. Olga, ihr Mann Juri und die drei Kinder Schenja (11), Walerija (10) und Nastja (3) sollten nie zu Hause ankommen. Die Reise nach Ägypten war der erste Auslandsaufenthalt der Familie. Zugleich feierten die Eheleute ihren Hochzeitstag. „27.10.2005. Der Tag, an dem wir uns kennenlernten und uns unsterblich ineinander verliebten. Ein paar Jahre später, 27.10.2011. An diesem Tag heirateten wir. Jetzt sind wir glücklich miteinander und feiern unseren Hochzeitstag …“, schrieb Olga. Auf Juris Facebook-Seite findet man außerdem ein Video über die jüngste Tochter Nastja – über ihre ersten Schritte im Leben und ihr „erstes Pastetchen“, von dem sich die Kleine gar nicht trennen konnte. LESEN SIE WEITER AUF DEN SEITEN 2 UND 3

Machen Sie sich mit der deutschen Version des Projekts unter de.rbth.com vertraut!


Freitag, 13. November 2015

2

Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

GESELLSCHAFT

FLUGZEUG-TRAGÖDIE DER ABSTURZ DES AIRBUS 321 IN ÄGYPTEN RISS 224 MENSCHEN IN DEN TOD. UNTER DEN OPFERN WAREN FAMILIEN MIT KINDERN, VERLIEBTE PAARE. MENSCHEN, FÜR DIE DER URLAUB AM MEER EIN LANGERSEHNTES FEST WAR. RBTH IST DEN PERSÖNLICHEN GESCHICHTEN DER PASSAGIERE NACHGEGANGEN.

© IGOR RUSSAK / RIA NOVOSTI

DIE ABSTURZURSACHE IST NOCH IMMER UNGEKLÄRT FORTSETZUNG DER ERSTEN SEITE

Vorahnungen?

ANATOLI MEDVED / RG

Olga K. war eine 30-jährige Frau, die sehr gern auf Reisen ging. Sie hatte schon viel gesehen. Eines der nächsten Ziele sollte China werden. Einmal erklärte ihre Schwester Swetlana K. ihr die Kunst des Handlesens. Als Olga daraufhin ihre eigenen Hände betrachtete, scherzte sie noch über ihre kurze Lebenslinie. Sie werde wohl früh sterben, sagte sie damals. Wirklich ernst genommen hat sie das jedoch nicht. Olga starb gemeinsam mit ihrem Mann Michail und ihrer zehnjährigen Tochter Kristina. „Ich weiß, dass es kein Zurück geben wird“, lautet der Titel eines Liedes, das die 32-jährige Jekaterina M. vor der Reise im Internet teilte. Die frühere Schönheitskönigin, sie war Miss Pskow, hätte bald Geburtstag gehabt. In den Urlaub nach Ägypten fuhr sie mit ihrer Mutter, die achtjährige Tochter Katja war in Russland geblieben. Das Mädchen wird seine Mutter nie wiedersehen. Eine Freundin von Jekaterina erinnert sich: „Sie meinte noch, dass wir uns nach ihrer Reise bald treffen sollten, am 1. November. Sie wollte

Vor dem Eingang des Flughafens Pulkowo in Sankt Petersburg: Ein Blumenmeer erinnert an die Opfer.

dann allen sagen, wo sie ihren Geburtstag feiert. Stattdessen werde ich nun zu ihrer Beerdigung gehen.“ Auch die sieben toten Besatzungsmitglieder werden von ihren Angehörigen schmerzlich vermisst. „Er war immer auf der Suche nach sich selbst. Die Erde war ihm nicht genug. Er liebte den Himmel und das Fliegen“, sagt Anna, die Frau des Stewards Stanislaw S. Neben seiner Frau hinterlässt er eine kleine Tochter. Anna spricht mit einem Kamerateam. Ihre Stimme

zittert: „In den letzten Wochen vor dem Flugzeugunglück war Stanislaw ängstlicher als sonst und irgendwie weicher. Als hätte er seinen baldigen Tod geahnt“, erzählt sie. Er solle sich melden, wenn er ankomme, hatte seine Frau zu ihm gesagt. „Da lachte er noch und sagte zu mir, ich wäre doch selbst Flugbegleiterin. Und wenn etwas passierte, würde ich es schon aus den Nachrichten erfahren.“ Dennoch schien ihn das Thema zu beschäftigen. Er las viel über Flugzeugabstürze, fast so, als wolle er vorbereitet sein. Der Steward Oleg J. sollte laut Dienstplan am 31. Oktober in der Unglücksmaschine sein. Zwei Wochen zuvor hatte sein Vater einen Traum von einem Flugzeugunglück, bei dem sein Sohn starb. „Oleg, kündige deinen Job“, drängte sein Vater ihn daraufhin. Nur wenige Tage vor dem verhängnisvollen Tag tat Oleg seinem Vater den Gefallen und reichte die Kündigung ein. Oleg wünscht sich, er hätte seinen Kollegen von dem Traum erzählt. Am Flughafen von Pulkowo ist es noch immer still. Der Schmerz ist greifbar, es ist kaum auszuhalten. Der Platz vor dem Eingang versinkt in einem Blumenmeer. Süßigkeiten und Gebäck,

selbstgemalte Bilder, Fotos – all das hinterlegen die Menschen zum Gedenken an die Opfer. In den sozialen Netzwerken ist die Anteilnahme groß. „Die Blumen und auch die Nachrichten auf Facebook, das hilft ein wenig“, schreibt die Schwester der toten Anna T. auf ihrer Facebook-Seite. Sie wählt noch immer Annas Nummer: „Eigentlich ist mir klar, dass das nichts bringt. Trotzdem halte ich jedes Mal den Atem an und warte auf das Freizeichen. Doch es heißt nur, dass der Anschluss vorübergehend nicht erreichbar sei.“

Die Unglücksmaschine stammte von der Fluggesellschaft Metrojet Die russische Airline Metrojet (früher Kogalymavia) wurde 1993 gegründet. Zu Beginn verfügte Kogalymavia nur über zwei Maschinen und steuerte ausschließlich Ziele innerhalb Russlands an. 2009 führte Kogalymavia ein Rebranding durch und fliegt seitdem unter dem Namen Metrojet. Bis 2014 war bei der Airline auch eine russische TUI-Tochtergesellschaft beteiligt. Die Flotte der Metrojet besteht aus zehn Flugzeugen – zwei Airbus A320, sieben Airbus A321 und ein Bombardier Challenger 850. Sie sind im Durchschnitt 14 Jahre alt. Sitz der Metrojet ist Moskaus größter Flughafen Domodedowo. Die meisten Flüge gehen heute nach Ägypten.


Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

Freitag, 13. November 2015

POLITIK

3

ABSTURZURSACHE Erstmals spricht Moskau von der Möglichkeit eines Bombenanschlags

Geräusche auf dem Flugschreiber Ministerpräsident Medwedjew hat eingeräumt, dass die Absturzursache ein Terroranschlag gewesen sein könnte. Der Kreml hatte zuvor diese Möglichkeit als Spekulation abgetan. ALEXEJ TIMOFEJTSCHEW

Bei dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai, bei dem 224 Menschen ums Leben kamen, könnte es sich doch um einen Terroranschlag gehandelt haben, erklärte der Ministerpräsident der Russischen Föderation Dmitrij Medwedjew. „Ein terroristischer Anschlag zählt zu den wahrscheinlichen Gründen, warum das passiert ist“, sagte er in einem Interview mit der Zeitung Rossijskaja Gaseta. Die Frage nach der Absturzursache werde jedoch weiterhin geklärt, fügte er hinzu. Bislang hatte Russland es vermieden, von einem Terroranschlag zu sprechen. Noch vor wenigen Tagen sagte der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitrij Peskow, dass ein Anschlag reine Spekulation wäre, und am Dienstag erklärte Russlands Verkehrsminister Maxim Sokolow, es gäbe bislang keine zuverlässigen Hinweise auf einen Terroranschlag. Damit widersprachen die Politiker einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. Diese teilte am Samstag unter Berufung auf die Untersuchungskommission mit, dass die Experten mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent von einer Explosion an Bord ausgingen. Entsprechende Geräusche seien am Ende der Aufnahme einer Blackbox zu hören. Auch der Flugzeughersteller Airbus schloss einen technischen Defekt als Absturzursache aus. „Wir wissen heute, dass das Flugzeug in einem guten technischen Zustand war. Der Grund für den Absturz ist also nicht beim Flugzeug zu suchen. Man muss aber die endgültigen Ermittlungsergebnisse abwarten“, zitierte die Agentur Ria Nowosti Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath.

AP

RBTH

Wrackteile der abgestürzten Maschine auf der Sinai-Halbinsel. Die Hinweise auf einen Anschlag verdichten sich.

Wird das Flugverbot ausgeweitet? Gegenüber Rossijskaja Gaseta gab Medwedjew außerdem an, dass die Behörden Ägypten-Urlauber innerhalb von zwei Wochen ausfliegen wollten, notfalls auch darüber hinaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte allen russischen Airlines ein Flugverbot für Flüge nach Ägypten erteilt. Nur für den Rücktransport der Touristen dürfen Maschinen zurzeit nach Ägypten starten. Das Gepäck wird separat mit speziellen Frachtflugzeugen nach Russland gebracht. Das Flugverbot könne auch auf andere Länder ausgeweitet werden, schrieb die Tageszeitung Kommersant unter Berufung auf Hinweise aus Kreisen russischer Behörden. Das Verbot für Ägypten-Flüge könne zudem für einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden, möglicherweise mehrere Jahre lang.

Geheimdiensthinweise aus den USA und Großbritannien Die Ermittlungen zur Absturzursache laufen weiter. Die USA und Großbritannien sind nicht Teil der offiziellen Untersuchungskommission, unterstützen aber die Ermittlungen. Dem Sprecher des Weißen Hauses Josh Earnest zufolge stellen die USA Geheimdienstinformationen vom Absturz der russischen Maschine zur Verfügung. „Ägypten und Russland führen die Untersuchung, das ist bekannt. Aber wenn wir etwas mitzuteilen haben, machen wir das auch“, zitierte die Nachrichtenagentur Tass Earnest. Gleichwohl auch Washington keine konkreten Erkenntnisse zur Absturzursache vorweisen könne, sei ein terroristischer Anschlag nicht auszuschließen, betonte er. „Wir tun alles Mögliche, um herauszufinden, was bei diesem Unfall genau passiert ist.“ Auch US-Präsident Barack Obama hatte bereits am vergangenen Freitag von der Möglichkeit einer Explosion an Bord gesprochen. Davor hatte das britische Außenministerium offiziell erklärt, London hätte Informationen bezüglich eines möglichen Terroranschlags an Moskau weitergeleitet. Außenminister

Philip Hammond sagte aber auch, dass Großbritannien nicht alle Geheimdiensthinweise bezüglich des Absturzes der russischen Maschine verraten werde.

KOMMENTAR

DIE FLUGZEUGKATASTROPHE BRINGT RUSSLAND UND DEN WESTEN ZUSAMMEN

L SERGEJ STROKAN EXPERTE Politischer Kommentator der Tageszeitung Kommersant

Flugverbot: Verluste in Millionenhöhe Letzte Woche verhängte Russland ein Flugverbot nach und von Ägypten. Alle in Ägypten verbliebenen Russen müssen getrennt von ihrem Gepäck nach Hause gebracht werden. Die Touristen benutzen dieselben Airlines, mit denen sie nach Ägypten anreisten. Das Gepäck wird vom russischen Katastrophenschutzministerium zugestellt. Experten schätzen, dass sich momentan etwa noch 80 000 russische Touristen in Ägypten aufhalten. Um sie zurückzuholen, müssen Reiseveranstalter leere Maschinen schicken. „Mit jedem freien Sitz verlieren wir die Hälfte des Flugpreises“, klagt Anna Podgornaja von Pegas Touristik. Bei einem durchschnittlichen Flugticket für 230 Euro (Hin- und Rückflug) machen die Reiseveranstalter insgesamt etwa ein Minus von 9,3 Millionen Euro. Dazu kommen die Verluste durch die ausgefallenen Flüge. Nach Einschätzungen von Ator, dem Verband der Reiseveranstalter, wurden bis Ende 2015 70 000 Reisen verkauft. Bei einem Durchschnittspreis von 750 Euro beträgt der Verlust für die Branche an die 52 Millionen Euro.

WLADIMIR MICHEJEW EXPERTE

Unabhängiger Journalist

angsam wird es zur Gewissheit: Der russische Airbus A321 könnte Opfer eines Anschlags islamistischer Terroristen geworden sein. Das Telefonat zwischen dem britischen Premierminister und dem russischen Präsidenten löste überraschend die Blockade in den bilateralen Beziehungen, um gemeinsam die Wahrheit ans Licht zu bringen – auch wenn keine offizielle Zusammenarbeit bekannt gegeben wurde. Der britische Geheimdienst scheint im Besitz eines handfesten Beweises zu sein, dass eine Bombe durch einen ISAbleger auf der Halbinsel Sinai an Bord gebracht wurde. Der Anschlag wurde angeblich von Abu Osama al-Masri geplant, einem ägyptischen Geistlichen, der dem selbst verkündeten Kalifat öffentlich die Treue geschworen hat. Britische Medien berichteten unter Verweis auf Whitehall-Beamte, dass das Cameron-Kabinett Ägypten oder Russland bei einer „kill or capture“-Mission helfen werde und dass der Special Air Service (SAS) zu diesem Zweck Agenten nach Ägypten entsenden könnte. Außerdem bat die russische Regierung das FBI um Unterstützung, und die US-Behörde erklärte sich bereit, Hilfe zu leisten. Alle früheren Versuche Russlands, eine Allianz der Großmächte im Kampf gegen die Terroristen im Nahen Osten zu schmieden, haben versagt. Es gibt keine einheitliche Koalition gegen den IS. Nach der Tragödie wurden nun jedoch positive Signale gesendet, die den Weg für eine Zusammenarbeit öffnen, um erstens den Absturz zu untersuchen und zweitens in Sicherheitsfragen zu kooperieren.

October Monthly Report CO N V E R T I N G M O N O LO G U E S I N TO D I A LO G U E

AN ANALYTICAL PUBLICATION T H AT FOC U SE S E XC LU S I V E LY O N T H E COM P L E X C H A L L E N GE S AND OP P O RT U N I T I E S S H AP ING T H E U. S . - R U SS I A RELATIONSHIP

‘Russia’s New Strategy in the Middle East’ The new RD report takes a closer look at why Russia got involved in Syria, elaborates on the characteristics of a more proactive Russian foreign policy in the Middle East, and weighs the potential risks and rewards of Russian involvement in Syria.

Der Weg zu einer gemeinsamen Antwort auf die globale Herausforderung wird holprig sein. Diese Woche verfiel die New York Times in ein Klischee, das an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert, indem sie behauptete, dass „die russische Öffentlichkeit, angeheizt durch Herrn Putins Propaganda-Maschine, davon überzeugt ist, dass die Regierungen des Westens sich gegen das Land verschwört haben“. Diese Vermutung passt nicht zu Moskaus Beharren, dass Russland weder stillhalten, noch den Weg der Selbstisolierung wählen werde. Erste Zeichen eines Zusammenwirkens zwischen Russland und dem Westen bei der Klärung des Flugzeugabsturzes fielen mit einer symbolträchtigen Behauptung des Al-Qaida-Führers al-Sawahiri zusammen: „Amerikaner, Russen, Iraner, Alawiten und Hisbollah koordinieren ihren Krieg gegen uns – sind wir unfähig, uns nicht untereinander zu bekämpfen, um all unsere Anstrengungen gegen sie zu richten?“ Im Kern könnte die Bedrohung, vor der al-Sawahiri warnt, denjenigen die Augen öffnen, die noch an ein „Nullsummenspiel“ glauben und sich heimlich beim Anblick der trauernden Russen freuen. Wenn der Westen und Russland nicht begreifen sollten, dass sie im selben Boot sitzen – ins Visier genommen von einem gemeinsamen Feind, der sie hasst – , und wenn sie sich nicht eingestehen sollten, dass interne Querelen sie angesichts dieser Not schwächt, sind die Chancen, nicht nur die Schlacht, sondern den Krieg gegen den globalen Terrorismus zu gewinnen, so groß wie die der amerikanischen Touristen in der Teheraner Geiselkrise von 1980.

REGISTER TODAY AND GET: • 15% DISCOUNT ON YOUR SUBSCRIPTION W I TH TH E PR OMO CODE W E LCOME _ 1 5 • 1 2 R E PORTS PE R Y E A R • F ULL ACCE SS TO TH E PUBLI CATI ON S A R CH I V E

RUSSIA-DIRECT.ORG/ SUBSCRIBE

SONDERBEILAGEN UND SONDERRUBRIKEN ÜBER RUSSLAND WERDEN VON RBTH, EINEM UNTERNEHMEN DER ROSSIJSKAJA GASETA (RUSSLAND), PRODUZIERT UND IN DEN FOLGENDEN ZEITUNGEN VERÖFFENTLICHT: TAGEBLATT, LE JEUDI, LUXEMBURG • HANDELSBLATT, DEUTSCHLAND • THE DAILY TELEGRAPH, GROSSBRITANNIEN • THE NEW YORK TIMES, THE WALL STREET JOURNAL, THE INTERNATIONAL NEW YORK TIMES, THE WASHINGTON POST, USA • LE FIGARO, FRANKREICH • EL PAÍS, SPAINIEN • EL PAÍS, PERU • EL PAÍS, CHILE • EL PAÍS, MEXIKO • LA REPUBBLICA, ITALIEN • LE SOIR, BELGIEN • NEDELJNIK, GEOPOLITICA, SERBIEN • NOVA MAKEDONIJA, MAZEDONIEN• THE ECONOMIC TIMES, INDIEN • MAINICHI SHIMBUN, JAPAN • HUANQIU SHIBAO, CHINA • THE NATION, PHUKET GAZETT, THAILAND • LA NACION, ARGENTINIEN • FOLHA DE SÃO PAULO, BRAZILIEN • EL OBSERVADOR, URUGUAY • JOONGANG ILBO, SÜDKOREA • THE AGE, THE SYDNEY MORNING HERALD, AUSTRALIEN • GULF NEWS, AL KHALEEJ, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE.


Freitag, 13. November 2015

4

Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

DAS THEMA

AGRAR-UNTERNEHMEN RUSSLANDS LANDWIRTSCHAFT AVANCIERTE IN DEN VERGANGENEN JAHREN FAST UNBEMERKT VOM HOFFNUNGSLOSEN FALL ZUM WACHSTUMSMOTOR.

FÜR RBTH

George Bushs Schenkel sind für viele Russen bis heute ein Albtraum. Doch vor gut 25 Jahren schienen sie die Rettung zu sein. Denn die gefrorenen Hühnerbeine aus Amerika, die der Volksmund nach dem damaligen USPräsidenten taufte, füllten die leeren Kühltruhen sowjetischer Lebensmittelgeschäfte. Gleichzeitig waren sie ein Zeichen des Niedergangs, denn das große Sowjetreich war nun auf Lebensmittel angewiesen, die der amerikanische Verbraucher nicht haben wollte. Heute deckt Russland seinen Bedarf an Hähnchenfleisch selbst und wird im laufenden Jahr sogar Hunderttausende Tonnen Geflügel exportieren, wie das Landwirtschaftsministerium vorrechnet. Lange Zeit galt die Landwirtschaft in Russland als ein Sorgenkind. Weder für Großinvestoren noch für selbstständige Bauern verlockend, resignierte die Branche angesichts einer massiven Landflucht. Der Bevölkerung fehlten Aussichten auf lebenswürdige Einkommen. Es war ein langwieriger und kaum wahrgenommener Prozess, der die Branche sodann vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger der gebeutelten Wirtschaft des Landes werden ließ. Und an seinem Anfang stand der Niedergang. Zu Beginn der Privatisierung landwirtschaftlicher Flächen – zuvor von staatlichen Kolchosen bewirtschaftet – stieg das Interesse an der Arbeit „auf dem Land“ rapide: Die Idee von der eigenen Selbstständigkeit fiel bei zahlreichen Landwirten auf fruchtbaren Boden. So ging die Staatsquote bei der Nutzung der Agrarflächen von 56 Prozent im Jahr 1991 auf 13,4 Prozent 1997 zurück. Doch seit 1995 nahm die Anzahl selbstständiger Bauern wieder stetig ab. Nur wenige konnten wirtschaftlicher Instabilität, galoppierender Inflation und Absatzschwierigkeiten bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten die Stirn bieten. Daher gab es nahezu niemanden, der mit den Importeuren hätte konkurrieren können, als die Nachfrage mit dem Wirtschaftsboom nach der Jahrtausendwende anzog. In den meisten Regionen war die Landwirtschaft ein Minusgeschäft. Somit stiegen Lebensmittel- und Agrareinfuhren nach Russland zwischen 2000 und 2013 um das Sechsfache an – von 6,25 auf 36,6 Milliarden Euro. Das zog die Aufmerksamkeit von Investoren auf die brachliegende Branche. Die Agrar- und Lebensmittelindustrie begann in einigen Regionen Russlands, hauptsächlich im Süden des Landes, in den Wolga-Regionen und im Umkreis der Metropolen Moskau und Sankt Petersburg, Geld zu bringen. Es entstanden große landwirtschaftliche Betriebe. Steigende Erträge zeigte der Ackerbau bei Weizen, Gerste, Mais, Zuckerrüben, Sonnenblumen und Kartoffeln. In der Viehwirtschaft verzeichneten Geflügel und Schweinefleisch ordent-

liche Zuwächse. Einfuhrbeschränkungen trugen nicht unwesentlich dazu bei. 2006 wurde etwa der Import von den besagten „Bush-Schenkeln“ verboten – aus Verbraucherschutzgründen. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Fast unbemerkt stiegen die Agrarexporte seit 2004 von 2,7 auf 16,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Zwar ging die Gesamtfläche bewirtschafteter Böden seit der Sowjetzeit zurück. Wichtiger als die Größe des Anbaugebiets ist jedoch die Produktivität. Diese stieg in den letzten 20 Jahren pro Beschäftigten um das Vierfache, wobei in diesem Zeitraum mehr als sieben Millionen Menschen die Landwirtschaftsbranche verließen.

Schwacher Rubel stützt die Landwirtschaft

Der Unternehmer Wadim Moschkowitsch, Mitbegründer der russischen Agrarholding Rosagro, kam erst vor einiger Zeit in die Branche. 2009 plante er noch ein massives Bauvorhaben. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts sollte in der Nähe Moskaus eine „Stadt in der Stadt“ mit zwölf Millionen Quadratmetern Wohnraum und acht Millionen Quadratmetern Gewerbeflächen entstehen. Für mehr als 900 000 Menschen war die zukünftige Siedlung konzipiert. Doch im letzten Jahr brachen schwere Zeiten über die Baubranche herein: Kaufkraftverlust und schwache Konjunktur trafen den Wohnungs- und Gewerbeimmobilienmarkt gleichermaßen. Im Juni dieses Jahres verkaufte Moschkowitsch seine Bausparte und kündigte an, den Erlös (1,3 bis 1,8 Milliarden Euro) vorrangig in die Fleischwarenproduktion zu investieren. Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche InvestZahlen ment-Idee. Doch tatsächlich wächst die Produktion von Schweinefleisch, Geflügel und Futtermitteln von allen 3,2 Bereichen derzeit am schnellsten. PROZENT machte Nicht nur Unternehmer schöpfen neues im ersten Halbjahr 2015 der Anteil von Vertrauen. Auch die russische Regierung schätzt die Landwirtschaft inLebensmitteln und zwischen anders ein. Bei der Ernenlandwirtschaftnung Alexander Tkatschews zum lichen Rohstoffen Landwirtschaftsminister Ende April an Russlands Exdieses Jahres formulierte Kremlchef porten aus. Von Januar bis Juli 2014 Wladimir Putin dessen anstehende Aufgabe so: „Man muss mit eigenen betrug er noch Produkten – mit den Produkten rus2,7 Prozent. sischer Hersteller – den eigenen Markt füllen. Und das muss schnell geschehen, um die Überhitzung des Lebens4,8 MILLIONEN Russen mittelmarkts zu dämpfen und die Preise zu senken.“ oder 6,7 Prozent Vor seiner Ernennung zum Minister aller Beschäftigwar Tkatschew Gouverneur einer der ten arbeiten laut wichtigsten landwirtschaftlichen Reder Statistikbehörgionen Russlands – der Region Krasde Rosstat in der nodar. Davor leitete er die AgrarholLandwirtschaft. Vor zehn Jahren lag ding Agrokompleks. Nach seiner Einschätzung können Importe in zwei bis der Wert noch bei drei Jahren größtenteils substituiert zehn Prozent oder werden. Dann würde das Land zu 6,8 Millionen. 90 Prozent aus heimischer Herstellung versorgt werden. Das größte Potenzial in der Landwirt237 MILLIARDEN RUBEL schaft sieht Tkatschew beim Obst- und Gemüseanbau. In dieser Produktions(3,4 Milliarden Euro) will Russlands kategorie betrugen die Importe weit über 50 Prozent. Nach Angaben des Regierung laut Finanzminister Anton Ministers wurden bis zur Einführung der Lebensmittelsanktionen jährlich Siluanow bis zu 200 000 Tonnen Gurken (30 Prozur Unterstützung zent des Verbrauchs) und 800 000 Tonder Landwirtschaft nen Tomaten (60 Prozent des Verausgeben. brauchs) eingeführt.

GETTY IMAGES

KSENIA ILJINSKAJA

Die Anbaufläche in Russland ist heute geringer als zu Zeiten der Sowjetunion, die Produktivität dagegen ist massiv gestiegen. Dabei haben Millionen Arbeitskräfte die Branche verlassen.

© ALEKSANDR KRJAZHEW / RIA NOVOSTI

Keine Kredite, horrende Zinsen: Russlands Landwirte haben die gleichen Probleme wie andere Unternehmer auch. Doch die Aussichten auf Wachstum sind besser als anderswo.

WALERIJ MOREW / TASS

EINE BRANCHE SCHÖPFT HOFFNUNG

Das größte Potenzial in der Landwirtschaft sieht der russische Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschew beim Obst- und Gemüsebau.

Die Nachfrage ist da, es fehlt an Investitionen Doch mit dem Geschäft wachsen auch die Probleme. „Angesichts gestiegener Zinssätze und der Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen, bauen viele Unternehmen ihre Produktion mit eigenen Mitteln aus“, betont Daria Snitko von der Gazprombank. Einige Unternehmer investieren in den Agrarsektor, um sich vor Verlusten in anderen Branchen zu schützen. Für große Projekte „von null auf“ fehle allerdings langfristiges Kapital – Finanzierungen sind zu teuer, und die erhöhten Margen aufgrund gestiegener Absatzpreise würden durch gestiegene Kosten importierter Technik nivelliert, erklärt die Expertin. Pawel Grudinin, Chef der Lenin-Sowchose, einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe Russlands, sieht die Ministeriumspläne zur Importsubstitution kritisch: Um die Milch- und Fleischproduktion zu steigern, müssten neue Viehherden gezüchtet werden. In drei Jahren sei dies nicht zu

schaffen. Auch der Obstanbau verlange mehr Zeit. Unter diesen Umständen ist der Anbau von Gemüse am lukrativsten. Investitionen rentierten sich hier schneller, Kredite dafür seien einfacher zu bekommen, sagt Daria Snitko. Weitere attraktive Segmente: Käseherstellung, Fischzucht und -verarbeitung sowie die Samenherstellung, von der Russland den größten Teil importiert. Investoren – insbesondere aus dem Ausland – zögern, auch aus Angst, Russland könne die Lebensmittelsanktionen zurücknehmen. Der Wettbewerbsvorteil gegenüber Herstellern ohne eigene Kapazitäten wäre dann möglicherweise dahin. Experten allerdings halten dieses Risiko für überbewertet: Wettbewerbsvorteile zu verlieren, drohe höchstens Obstproduzenten. In anderen Zweigen seien die lokalen Agrarbetriebe durchaus konkurrenzfähig – wenn es ihnen gelingt, die Kapazitäten zu modernisieren und die technologischen Prozesse erfolgreich zu managen.


Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

Freitag, 13. November 2015

DAS THEMA

5

REUTERS

BAUERN wollen die Essgewohnheiten der Russen nachhaltig verändern

Die Trends vom Acker: Bio, Online, Regional © ILIJA PITALJOW / RIA NOVOSTI

KOMMERSANT

Am Portal LavkaLavka können Landwirte ihre Erzeugnisse anbieten.

Den Großteil landwirtschaftlicher Erzeugnisse stellen in Russland Großbetriebe her. Doch sie bekommen Konkurrenz von Kleinunternehmern, die auf klare Biostandards setzen. KSENIJA ILJINSKAJA RBTH

Bauernkooperative LavkaLavka Die eigenen Produkte an den Kunden zu bringen, ist für russische Landwirte das größte Problem. Denn für Werbung fehlen Bauern häufig Mittel und Zeit. Also verkaufen sie ihre Ware an einen Zwischenhändler und nehmen die Preisabschläge in Kauf. Dabei gibt es inzwischen Alternativen. Das Internetportal „LavkaLavka“ zum Beispiel. Hier können Landwirte ihre Erzeugnisse persönlich anbieten, die dem Kunden nach Bestellung bis zur Haustür geliefert werden. Das Angebot ist vielfältig: Gemüse der Saison, Fleisch, Milchprodukte, frischgebackenes Brot, hausgemachte Süßigkeiten. „Eigentlich ist es weniger ein Shop denn ein soziales Netzwerk. Hier kommen Produzenten und Verbraucher in Kontakt“, erklärt Projektgründer Boris Akimow, der mit dem Portal kein geringes Ziel anstrebt: „So soll in Russland und in der Welt eine neue landwirtschaftliche und gastronomische Kultur entstehen.“ Vor sechs Jahren hatte der Journalist die Idee, einen kleinen Onlineshop für Biolebensmittel zu eröffnen. Freunde und Verwandte waren seine erste Zielgruppe. Passende Produzenten zu finden, war anfangs aber gar nicht so einfach: „Bauern ausfi ndig zu machen, war wirklich schwierig. Selbst auf den Straßenmärkten verkauften überwiegend Zwischenhändler. Und die wenigen Landwirte, die wir fanden, begegneten unserer Idee mit einer gehörigen Portion Skepsis.“ Sie verstanden zunächst nicht, wie das System funk-

Mozzarella aus der Region Moskau kommt in die Supermarktregale.

Der ökologische Anbau ist für russische Bauern ein neuer Trend.

halt ausgelegt. Die Butterherstellung hatte Priorität. Probleme gibt es mit dem Eiweiß und der Hygiene. Russische Normen sind lockerer, als es die Herstellung von Qualitätskäse verlangt“, erklärt der Landwirt. Ein Bauer mit der richtigen Milch konnte schließlich dennoch gefunden werden. Nur machen es die schlechten Dorfstraßen schwer, ihn mit dem Milchtransporter zu erreichen. Um die Lieferungen zu beschleunigen, sucht Oleg Sirota jetzt nach einem neuen Fahrzeug.

tioniert. „Auf unserer Webseite erhält jeder Landwirt einen persönlichen Account mit einer Shop-Funktion, über die Besucher Lebensmittel bestellen und nach Hause liefern lassen können“, erklärt Akimow. Mit der Zeit wuchs das Vertrauen. Inzwischen gehören 120 Landwirte zu Lavka, das inzwischen auch sechs stationäre Läden eröffnet hat.

Russischer Parmesan Käseimporte nach Russland sanken 2015 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Neunfache – von 385 auf 41 Tonnen –, die Produktion in Russland hingegen stieg um ein Viertel an. Nach der Verhängung des Importverbots im August 2014 kommen nun Mozzarella aus der Region Moskau und andere Käsesorten in die Supermarktregale. Doch zwischen den traditionellen Käsesorten aus dem Ausland und dem Käse russischer Massenhersteller stellen Verbraucher geschmackliche Unterschiede fest. „Es fehlt an hochwertigen Zutaten, an guter Milch. Manche Hersteller verwenden sogar Palmöl“, kritisiert der Vorsitzende des Milchproduzentenverbands Andrej Danilenko. Käse herzustellen, der europäischen Sorten hinsichtlich Zutaten und Produktionstechnologie in nichts nachsteht, war das Ziel von Oleg Sirota. Dafür verzichtete er auf seine IT-Karriere, verkaufte seine Moskauer Wohnung und gründete mit dem Erlös die Käserei Russkij parmesan bei Moskau. Der erste hergestellte Käse war ein Mozzarella, demnächst startet der Verkauf von Parmesan. Zudem stellt der Landwirt Joghurt her. Beim Aufbau seines Geschäfts half der Käsemacher Sergej Nedoresow, der über zehn Jahre Berufserfahrung in Europa verfügt. Die Milchknappheit sei in der Tat ein Problem: „Die Viehzucht ist in Russland seit 200 Jahren auf den Fettge-

AUS DEM PERSÖNLICHEN ARCHIV

zeigten mir einen Vogel und sagten: ‚So gehst du bald vor die Hunde.‘“ Mit seiner Familie und den Angestellten bewirtschaftet er heute 30 Hektar Land und baut 16 Gemüsearten an. Das BioSiegel habe geholfen, seine Produkte als eine Besonderheit zu positionieren: „Wie willst du sonst zeigen, dass deine teuren Kartoffeln besser sind als die billigeren des Nachbarn?“

Vom Feld in den Exportcontainer

Die Biogemüsefarm von Iwan Nowitschichin

Das BioSiegel hat geholfen, die eigenen Produkte als eine Besonderheit zu positionieren.

Der ökologische Anbau ist für viele russische Bauern ein neuer Trend, der beim Pflanzenschutz modernere Technologien erfordert. Iwan Nowitschichin aus der Region Krasnodar erhielt als erster russischer Gemüsebauer ein Bio-Siegel der Europäischen Union und gilt daher als Russlands BioPionier. Von Beruf ist er Bauingenieur. In einem Dorf geboren, zog er für das Studium in die Großstadt. Doch er wollte zurück, obwohl Freunde und Bekannte kein Verständnis dafür zeigten – viele verbinden mit einem Umzug aufs Land eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Das war Iwan Nowitschichin egal – 2013 begann er mit seinem eigenen Gemüseanbau. Am Ackerbau verdienen in der Region Krasnodar viele – Agrarholdings wie Kleinbauern. Am beliebtesten ist der Kartoffelanbau nach bewährter Methode: Reichlich mineralischer Dünger sorgt für höhere Erträge. Iwan hingegen folgt den Grundsätzen der biodynamischen Landwirtschaft: Schädlinge werden nicht durch Chemie, sondern von anderen Insekten vernichtet, die Böden werden schonend aufbereitet. Unterstützung erhielt er keine: „Diese Anbaumethode ist arbeitsintensiver, bei geringerem Ertrag. Viele

In den vergangenen Jahren haben sich die russischen Landwirtschaftsexporte insbesondere dank verschiedener Getreidesorten, Sonnenblumenöl und Soja auf beinahe 20 Milliarden US-Dollar verdoppelt.

Die Lage in der Landwirtschaft 39 Prozent der Russen glauben, dass sich die Situation in der Landwirtschaft verbessert hat. Zu diesem Ergebnis kam die Stiftung Öffentliche Meinung bei einer Umfrage im August 2015. 38 Prozent sehen weder eine Besserung noch eine Verschlechterung.


Freitag, 13. November 2015

6

Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

MEINUNG

DIE SYRIEN-QUITTUNG FÜR RUSSLANDS WIRTSCHAFT

W

SERGEJ ALEKSASCHENKO ÖKONOM Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Brooking Institution, Washington. 1995 bis 1998 war er Vizepräsident der russischen Zentralbank.

KONSTANTIN MALER

ie jeder andere Krieg im Nahen Osten hat auch der Krieg in Syrien wirtschaftliche Gründe. Hier ist die Rede von einem Krieg in einer Region, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den größten Erdöl- und Erdgaslagerstätten der Welt befindet; in einer Region, durch die mehrere Erdöl- und Erdgaspipelines führen und viele weitere geplant sind. Allein schon deshalb wird die russische Beteiligung am Krieg in Syrien unweigerlich kurz- und langfristige Folgen für Russland haben. Syrien selbst spielt gar keine nennenswerte Rolle auf dem Weltmarkt für fossile Brennstoffe. Sogar in den wirtschaftlich erfolgreichsten Jahren, Anfang 2000, förderte das Land nur unwesentlich mehr als 520 000 Barrel Erdöl pro Tag, was in etwa 0,6 Prozent des Weltfördermenge entspricht. Die Erdgasförderung in Syrien spielt für den Weltmarkt mit ihren gegenwärtig ungefähr 5,5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr (2010 waren es noch neun Milliarden Kubikmeter) so gut wie keine Rolle. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass jedwede Entwicklung der Situation in der Erdöl- und Erdgasindustrie dieses Landes keine ernsthaften Auswirkungen auf den Erdölweltmarkt haben wird. Für Russland jedoch kann die direkte Einmischung in die Syrienkrise ernsthaftere wirtschaftliche Konsequenzen haben. Auch wenn Moskau offiziell erklärt, dass die russische Luftwaffe Stellungen des IS bombardiere, vermelden mehrere Quellen in der Region, dass das Hauptziel dieser Luftschläge die gemäßigte syrische Opposition sei, die gegen die Truppen Assads kämpft. Wenn man berücksichtigt, dass die Schlüsselstaaten dieser Region – die

Türkei und Saudi-Arabien – die syrisch-sunnitische Opposition unterstützen, so nehmen die politischen und wirtschaftlichen Probleme für Russland in der Region umso mehr zu, je länger und umfassender sich die Beteiligung der russischen Streitkräfte im syrischen Bürgerkrieg gestaltet. Der russische Fonds für Direktinvestitionen verkündete zum Beispiel eine Investitionspartnerschaft mit den Staatsfonds Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate. Die jeweiligen Fonds wollen zehn respektive sieben Milliarden US-Dollar in Projekte in Russland investieren. Unter den Bedingungen einer faktischen Abschottung der westlichen Finanzmärk-

te für russische Banken und Unternehmen wird Kapital aus den Ländern des Persischen Golfs von der russischen Regierung als eine der möglichen und wünschenswerten Alternativen betrachtet. Es ist offensichtlich, dass sich im Fall andauernder russischer Militäroperationen in Syrien die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung dieser Pläne dramatisch verringern wird. Der andere Schlüsselakteur in der Region, die Türkei, spielt aufgrund seiner geografischen Lage eine wichtige Rolle im Ausbau der Transportinfrastruktur an der Grenze zwischen Europa und Asien. Aller Wahrscheinlichkeit nach beginnt bereits in den nächsten Jahren auf dem Gebiet die-

« Die russischen Militäroperationen in Syrien bringen zumindest kurzfristig keine grundlegenden Risiken mit sich.»

ERNEUERUNG DER UNO – WELCHE REFORMEN SINNVOLL ERSCHEINEN

A

GEORGIJ BOWT POLITOLOGE

Der Autor ist Mitglied des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik.

ls vor 70 Jahren, am 24. Oktober 1945, die UN-Charta in Kraft trat, war die Welt noch eine völlig andere. Diese Charta, die von den 50 Gründerstaaten unterzeichnet wurde (Polen trat als 51. Land noch vor ihrer Ratifizierung bei), entstand in Hinblick auf die Jaltaer Weltordnung. Die Weltordnung existiert nicht mehr – sie ging zusammen mit dem Kalten Krieg in die Annalen ein. Seit dieser Zeit wird auch eine Reform hin zu einer zeitgerechten UNO gefordert. Wegen ihrer Ineffektivität steht die UNO schon nahezu dreißig Jahre im Kreuzfeuer der Kritik. Und aufgrund der Versuche der letzten Jahre, vor allen seitens der USA und ihrer NatoBündnispartner, die Weltorganisation bei der Lösung internationaler und auch innerstaatlicher Probleme zu umgehen, ist sogar die Rede vom Scheitern des gesamten Systems der internationalen Sicherheit und einer Pervertierung des Begriffs „internationales Recht“, für das die UNO eigentlich einstehen sollte. Die Zahl der Konflikte nach dem Zweiten Weltkrieg nähert sich den dreihundert. Die UNO erwies sich in den meisten Fällen als zahnloser Tiger. Ihre Hilflosigkeit wurde nach dem Zerfall der bipolaren Welt besonders deutlich, in der die zwei in Konfrontation zu-

einander stehenden, politischen Blöcke noch ein recht verständliches und sich gebührendes Zusammenwirken aufrechterhielten. Diese Berechenbarkeit war unter anderem dem Atomwaffenpotenzial der beiden Blöcke zu verdanken. Die Logik der alten Ordnung gebot, dass sich die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates aus den fünf Atommächten rekrutierten (auch wenn der Volksrepublik China dieser Status, den zuvor Taiwan inne hatte, erst 1972 zuerkannt wurde). Nach dem Zerfall der bipolaren Welt stand die UNO nicht einer unipolaren Welt gegenüber (auch wenn das manch einer so interpretiert), sondern einem wachsenden multipolaren Chaos. Sich diesem Chaos entgegenzustellen fällt der Organisation immer schwerer. Wenn von einer Reform der UNO geredet wird, ist meist der Sicherheitsrat gemeint – dieser müsse erweitert und das Vetorecht der ständigen Mitglieder (Russland, USA, Großbritannien, Frankreich und China) abgeschafft werden. Sie bilden zusammen mit zehn, von der UN-Vollversammlung für zwei Jahre gewählten nicht ständigen Mitgliedern den UN-Sicherheitsrat. Die jüngste und „schonendste“ Reformidee stammt aus Frankreich, das den ständigen Mitgliedern vorschlug, selbst dann auf ihr Recht zu

verzichten, wenn zum Beispiel die Rede von massenhaften Menschenrechtsverletzungen mit einer Vielzahl von Opfern ist. Es ist eine gewisse Konjunktur solcher Vorschläge zu verzeichnen, vor allem wohl als Reaktion auf Russlands Haltung zur Ukraine und um dessen Veto gegen Resolutionen in dieser Frage zu verhindern. Die Vorschläge sind jedoch ein schlechter Ratgeber bei der Ausarbeitung langfristiger Strukturreformen. „Taktische Lösungen“, die für manche einen Vorteil bringen, können sich schon morgen als Nachteil erweisen. Kein Zufall also, dass die USA kein Verfechter der Reformidee sind. Die antiamerikanische Stimmung in der Welt ist schließlich nicht zu unterschätzen. So waren es auch die USA, die in den letzten beiden Jahrzehnten des Kalten Krieges am häufigsten von ihrem Vetorecht Gebrauch machten, während der UdSSR diese „Ehre“ nur im ersten Jahrzehnt nach der Gründung der UNO zukam. Russland war immer gegen eine solche Reform des Sicherheitsrats und wird es auch bleiben. Und nicht etwa nur, um sein Image aufrechtzuhalten, sondern weil gerade das Vetorecht angesichts der „Zahnlosigkeit“ der UNO die Großmächte dazu zwingt, hinter den Kulissen zu verhandeln und einen Kompromiss anzustreben.

«

Während die UNO bei Militärkonflikten häufig versagte, erzielte sie auf anderen Gebieten, zum Beispiel im humanitären Bereich, große Erfolge.»

ser Länder der Bau mehrerer Erdgaspipelines, durch die Gas aus dem Iran, Aserbaidschan und Turkmenistan nach Europa weitergeleitet werden soll. Außerdem könnten Erdgaspipelines in die Türkei über syrisches Staatsgebiet aus Israel und Katar weitergeführt werden. Während das israelische Projekt die Errichtung eines Unterwasserabschnitts außerhalb der Hoheitsgewässer der Türkei in Betracht zieht, wird die Erdgaspipeline aus Katar zwangsläufig durch syrisches Gebiet führen müssen. Es ist vollkommen klar, dass, solange der Bürgerkrieg dort andauert, die Pipeline nicht gebaut werden kann. Eine solche Situation könnte theoretisch dem russischen Energieversorger Gazprom in die Hände spielen, denn das Unternehmen unterstützt aktiv das Pipeline-Projekt „Turkish Stream“, stößt dabei aber auf ernsthafte Hürden unter anderem beim Zugang zum türkischen Markt. Zudem hat Gazprom mit Problemen in den Beziehungen zu den türkischen Partnern zu kämpfen, nachdem Vertreter des Konzerns die aktive Einbeziehung Griechenlands angekündigt hatten. Allerdings sollte Gazprom nicht damit rechnen, dass die Schwierigkeiten, Erdgas aus Katar zu beziehen, die Türkei zu einem nachgiebigeren Verhandlungspartner werden lassen, da der Bedarf dieses Landes an Erdgas in jedem Falle ohne Einschränkungen befriedigt werden wird. Unterm Strich werden die russischen Militäroperationen in Syrien für Russland kurzfristig keine grundlegenden Ausgaben und Risiken mit sich bringen. Sollte sich Russlands Engagement im syrischen Bürgerkrieg jedoch vertiefen und in die Länge ziehen, wird das Land wohl mit deutlichen ökonomischen Einbußen rechnen müssen.

Zu den interessantesten Reformvorschlägen zählt die Stärkung der militärischen Komponente in der UNO, unter anderem durch die Bereitstellung nationaler Kontingente und schneller Eingreiftruppen. Auch sollte die ständige Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat für solche Länder erörtert werden, die zwar zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine zweitrangige Rolle in der Weltpolitik spielten, ohne die heutzutage jedoch keine globalen und erst recht nicht regionalen Probleme gelöst werden können. Ist die marginale Rolle Japans, der drittgrößten Wirtschaftsmacht, in der UNO gerechtfertigt? Oder die des zweitbevölkerungsreichsten Landes der Erde, Indiens? Oder die fehlende Präsenz Lateinamerikas? Während bei Militärkonflikten die UNO häufig versagte, erzielte sie auf anderen Gebieten, etwa im humanitären Bereich, große Erfolge. So wurden dank aktiver Mitwirkung der UNO Pocken und Kinderlähmung in fast allen Ländern ausgerottet, in vielen Staaten wurde der Analphabetismus bekämpft, Millionen Menschen erhielten Hilfe nach dem Tsunami 2014. Und selbst die größten Kritiker der UNO müssen anerkennen, dass ohne die Organisation die Welt erheblich schlechter dastände und es noch weit mehr Kriege und Konflikte gäbe, da sich die Natur des Menschen seit Anbeginn der Zeit leider nicht verändert hat. Das wird wohl auch bis zum Jüngsten Gericht so bleiben – die menschliche Natur zieht es förmlich zu „regelwidrigem Handeln“ und mitnichten zum Sieg der humanistischen Prinzipien auf unserem gesamten Globus. Aber dies hat absolut nichts mit der UNO zu tun.

RUSSIA BEYOND THE HEADLINES (RBTH) IST EIN INTERNATIONALES MEDIENPROJEKT, DAS VON DEM VERLAG ROSSIJSKAJA GASETA FINANZIELL UNTERSTÜTZT WIRD. RBTH WIRD AUS ANZEIGENGESCHÄFTEN UND SPONSORING SOWIE ZUSCHÜSSEN VON STAATLICHEN BEHÖRDEN IN RUSSLAND FINANZIERT. DIE REDAKTION VON RBTH IST UNABHÄNGIG UND HAT ZUM ZIEL, DEN LESERN EIN MÖGLICHST BREITES SPEKTRUM AN EXPERTENMEINUNGEN ÜBER DIE ROLLE RUSSLANDS IN DER WELT UND ZU EREIGNISSEN INNERHALB RUSSLANDS ZU BIETEN. DABEI IST DIE REDAKTION BEMÜHT, HÖCHSTEN JOURNALISTISCHEN ANSPRÜCHEN ZU GENÜGEN. SO SOLL EINE WICHTIGE LÜCKE IN DER INTERNATIONALEN MEDIENBERICHTERSTATTUNG GESCHLOSSEN WERDEN. DIE PRINTBEILAGEN VON RBTH ERSCHEINEN WELTWEIT IN 29 RENOMMIERTEN ZEITUNGEN IN 26 LÄNDERN UND IN 16 SPRACHEN. AUSSERDEM GEHÖREN ZU RBTH 22 ONLINEAUSGABEN IN 16 SPRACHEN. BEI FRAGEN UND ANREGUNGEN WENDEN SIE SICH BITTE AN: REDAKTION@RBTH.COM ROSSIJSKAJA GASETA VERLAG, UL. PRAWDY 24 STR. 4, 125993 MOSKAU, RUSSISCHE FÖDERATION, TEL. +7 495 775-3114, FAX +7 495 988-9213 HERAUSGEBER: JEWGENIJ ABOW CHEFREDAKTEUR VON RBTH: WSEWOLOD PULYA CHEFREDAKTEURIN DER DEUTSCHEN UND LUXEMBURGER AUSGABE: JEKATERINA IWANOWA REDAKTIONSASSISTENZ: DARJA LJUBINSKAJA COMMERCIAL DIRECTOR: JULIA GOLIKOVA ANZEIGEN: SALES@RBTH.RU ARTDIRECTOR: ANDREJ SCHIMARSKIY PRODUKTIONSLEITUNG: MILLA DOMOGATSKAJA LAYOUT: ILJA OWTSCHARENKO LEITER BILDREDAKTION: ANDREJ SAJZEW VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: JEKATERINA IWANOWA, ZU ERREICHEN ÜBER RBTH-REPRÄSENTANZ DEUTSCHLAND C/O KAISERCOMMUNICATION GMBH, ZIMMERSTRASSE 79–80, 10117 BERLIN COPYRIGHT © FGUB ROSSIJSKAJA GASETA, 2014. ALLE RECHTE VORBEHALTEN AUFSICHTSRATSVORSITZENDER: ALEXANDER GORBENKO GESCHÄFTSFÜHRER: PAWEL NEGOJZA CHEFREDAKTEUR: WLADISLAW FRONIN ALLE IN RUSSIA BEYOND THE HEADLINES VERÖFFENTLICHTEN INHALTE SIND URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT. NACHDRUCK NUR MIT GENEHMIGUNG DER REDAKTION REDAKTIONSSCHLUSS DIESER AUSGABE: 11. NOVEMBER 2015

SAGEN SIE UNS DIE MEINUNG: REDAKTION@RBTH.COM

FÜR ALLE IN RUSSIA BEYOND THE HEADLINES VERÖFFENTLICHTEN KOMMENTARE, MEINUNGEN UND ZEICHNUNGEN SIND AUSSCHLIESSLICH IHRE AUTOREN VERANTWORTLICH. DIESE BEITRÄGE STELLEN NICHT DIE MEINUNG DER REDAKTION DAR.


Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

Freitag, 13. November 2015

GESCHICHTE

7

KRIMINOLOGIE Am 17. Juli 1918 wurde Zar Nikolaus II. erschossen. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt

Ein Ermittler auf den Spuren des russischen Zaren FÜR RBTH

Noch herrscht keine endgültige Klarheit über die Authentizität der sterblichen Überreste des Zarewitsch Alexei und der Großfürstin Maria – zweier der insgesamt fünf Kinder des Zaren Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra. Im September erklärten die Nachfahren des Hauses Romanow allerdings, der Umbettung der beiden Vorfahren in die Sankt Petersburger Peter-und-Paul-Festung zuzustimmen. Unter Vorbehalt: Da die Überreste der Kinder separat von denen anderer Familienmitglieder entdeckt wurden, kamen Zweifel an ihrer Echtheit auf, die nun in weiteren Tests geprüft werden soll. Das Schicksal des letzten russischen Zaren und seiner Familie bot immer schon einen Nährboden für Verschwörungstheorien. Doch ohne die akribische Arbeit eines Mannes fänden die Mutmaßungen über ihr Überleben wohl kein Ende. Nikolai Sokolow führte kurz nach dem Mord an der Zarenfamilie Untersuchungen durch, auf deren Grundlage die Ermittlungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wiederaufgenommen werden konnten. Vor der Oktoberrevolution diente Sokolow als Gerichtsermittler in der Oblast Pensa (800 Kilometer südöstlich von Moskau), bis er 1917 das Amt des Obersten Ermittlers am dortigen Bezirksgericht übernahm. Als Verfechter der Monarchie war Sokolow gezwungen, Zentralrussland nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs zu verlassen. Er habe sich krankschreiben lassen und sei vor den Bolschewiki nach Sibirien geflohen, erzählt Wladimir Solowjew vom kriminologischen Departement des russischen Ermittlungskomitees und Chef der Ermittlungen im Fall der Romanows von 1993 bis 2011. In Sibirien traf Sokolow auf zarentreue Regierungsvertreter und arbeitete zunächst bei der Staatsanwaltschaft in Irkutsk, später in Omsk. Dank diesen Verbindungen kam er gemeinsam mit der promonarchistischen Weißen Armee in die Stadt Jekaterinburg,

Hinterhältiger Mord Wie er dazu kam, den Mordfall zu untersuchen, erzählt Sokolow in seinem Buch „Mord an der Zarenfamilie“: „Am 5. Februar hat der Admiral [Admiral Koltschak, Oberbefehlshaber der Weißen Armee – Anm. d. Red.] mich vorgeladen und mir die Ermittlungen anvertraut.“ Dass der ihm anvertraute Fall für die Geschichte ganz Russlands von zentraler Bedeutung gewesen sei, habe er von Anfang an verstanden, schreibt Sokolow. „In unserer täglichen Ermittlungsarbeit suchen wir die Wahrheit, indem wir uns an klaren Fakten orientieren. In diesem Fall sind die Fakten besonders – sie sind historisch.“ Der wichtigste Verdienst Sokolows bestehe darin, die Mutmaßungen, wonach die Familie des Zaren noch am Leben gewesen sei, entkräftet zu haben, so Solowjew. „Er hat nachgewiesen, dass die Zarenfamilie tatsächlich erschossen wurde. Damals existierten die wildesten Theorien über das Schicksal der Romanows. Es tauchten sogar falsche Thronfolger auf“, erklärt Solowjew. Augenzeugenberichte und Sachbeweise führten Sokolow zu der Erkenntnis, dass die Zarenfamilie von der Tscheka – der Geheimpolizei der Bolschewiki – am 17. Juli ermordet wurde. Sie befürchtete, dass die KoltschakTruppen die Stadt an diesem Tag zurückerobern und die Zarenfamilie retten würden. Also brachten die Tscheka-Offiziere die Familienmitglieder samt einiger Dienstboten in den Keller des Ipatjew-Hauses, in dem

ULLSTEIN BILD/VOSTOCK-PHOTO

ALLA ASTANINA

wo die Bolschewiki acht Monate zuvor Nikolaus II. und seine Familie ermordet hatten.

AUS DEM PERSÖNLICHEN ARCHIV

Das Schicksal der letzten russischen Zarenfamilie wäre rein spekulativ geblieben. Hätte es nicht einen Inspektor gegeben. Auf seinen Grundlagen soll nun Licht in den historischen Kriminalfall gebracht werden.

Der Gerichtsermittler Nikolai Sokolow stellte nach der Ermordung der Zarenfamilie Nachforschungen an.

Ermitteln und bewahren

Heilige Diener des Zaren Russisch-orthodoxe Geistliche aus der Diözese Jekaterinburg schlugen vor, Jewgenij Botkin, den Hausarzt des Zaren, und drei Bedienstete der Zarenfamilie – den Koch Iwan Charitonow, den Lakai Alois Trupp und das Dienstmädchen Anna Demidowa – heiligzusprechen. Sie waren 1918 gemeinsam mit der Zarenfamilie erschossen worden. Erzpriester Alexej Kulberg, enger Berater des Metropoliten von Jekaterinburg und Werchoturje, Kirill, sagte der Nachrichtenagentur Interfax: „Uns liegen keine Informationen darüber vor, dass das Leben dieser vier treu ergebenen Diener sündhaft gewesen wäre oder dass sie im Verlauf ihres Lebens etwas getan hätten, das eines Christen nicht würdig ist.“ Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat Nikolaus II., seine Frau und ihre fünf Kinder bereits im Jahr 2000 heiliggesprochen.

FRISCHES DESIGN

ÜBERSICHTLICHE NAVIGATION

sie seit dem 30. April unter Hausarrest standen. Und erschossen sie. Die Zeit lief ihnen davon. Sie brachten die Leichen in eine verlassene Mine im Dorf Ganina Jama. Dort stieß Sokolow auf ihre Spuren. „Der Ermittler fand zahlreiche zerkleinerte und verbrannte Knochenreste. Zudem noch einige Dinge des Alltags. Menschen, die dem Zaren nahestanden, erkannten diese wieder“, sagt die Historikerin Ljudmila Lykowa. „Sokolow war überzeugt, dass die Leichen verbrannt wurden. Doch beim Versuch, die Beweise zu vernichten, scheiterten die Bolschewiki und vergruben daher die Überreste.“

Nach einer Serie von Niederlagen war die Weiße Armee gezwungen, sich in den Osten des Landes zurückzuziehen. Dennoch setzte Sokolow seine Ermittlungen fort. Kurz vor der endgültigen Niederlage der Weißen stellte der Inspektor sorgfältig die Ermittlungsakten zusammen und schickte sie nach Frankreich. Er habe die Dokumente in zwei Teilen versendet: Auf einem Kriegsschiff und mit diplomatischer Post, sagt Lykowa. Im März 1920 verließ Sokolow selbst das Land und ging nach Paris. Die Nachfahren der Romanows in Europa trauten dem Ermittler nicht. Sie waren überzeugt, dass die Zarenfamilie noch lebte. In den letzten Jahren seines Lebens erstellte Sokolow einen ausführlichen Ermittlungsbericht für die Mutter Nikolaus’ II. – die verwitwete Kaiserin Marija Fedorowna. Sie hatte Russland ebenfalls verlassen und lebte in ihrer dänischen Heimat. Zudem schrieb er ein Buch auf Grundlage seiner Ermittlungen. 1924, im Alter von 42 Jahren, verstarb Sokolow in Frankreich.

EINFACHES TEILEN

Zar Nikolaus II. mit seiner Frau Alexandra und ihren fünf Kindern Olga, Tatjana, Maria, Anastasia und Alexei

Umbettung der letzten Mitglieder der russischen Zarenfamilie Im Familiengrab von Russlands letztem Zar fehlen noch immer die Kinder Alexei und Maria. Eine Familienzusammenführung der besonderen Art. IGOR ROZIN RBTH

Die Gebeine des Zarewitsch Alexei und der Großfürstin Maria sollen im Februar bei ihren Eltern, Nikolaus II. und Alexandra, und drei ihrer Geschwister in der Sankt Petersburger Peter-und-Paul-Kathedrale beigesetzt werden. Dort fanden seit Peter dem Großen zahlreiche russische Monarchen ihre letzte Ruhe. 1998 waren die Überreste der Zarenfamilie identifiziert worden, zwei Jahre später sprach man sie heilig, obwohl die Gebeine von Alexei und Maria verschollen blieben. 2007 wurden Knochen von zwei Menschen entdeckt, die auf ihre Beschreibung passten. DNA-Analysen zeigten, dass es sich um die vermissten Kinder handelt, aber die Russisch-Orthodoxe Kirche bestand auf weiteren Untersuchungen – schließlich gilt es zu klären, ob es sich bei den Knochen um heilige Reliquien handelt. Weitere DNA-Tests begannen vergangenen September. Der Kanzleichef des Hauses Romanow, Alexander Sakatow, erklärte, die Großherzogin Marija Wladimirowna spreche sich für eine Umbettung aus: „Sie wird den Tag begrüßen, an dem die Kirche die Asche der Verstorbenen würdigt.“

D E . R B T H . C O M / M U LT I M E D I A

SCANNEN SIE DAS BILD VON DER BALLONLANDUNG, UM DAS EINFÜHRUNGSVIDEO ZU STARTEN.


Freitag, 13. November 2015

8

Eine Beilage des Rossijskaja Gaseta Verlags, Moskau

GESCHICHTE wurde zum Symbol des Tauwetters für einen Richtungswechsel in der Politik. Der Krieg war überwunden. Das Ziel war allgemeiner Wohlstand. „Jeden Morgen ertönte im Kaufhaus eine Lautsprecherdurchsage: ‚Mitarbeiter! In fünf Minuten wird unser Kaufhaus eröffnet. Nehmen Sie Ihre Positionen ein und bereiten Sie sich darauf vor, unsere Kunden vorbildlich zu bedienen.‘ Danach schlug die Uhr auf dem Spasskij-Turm des Kremls, die Türen öffneten und ... innerhalb von fünf Minuten war das Kaufhaus voll“, heißt es in der Enzyklopädie. Mikojan hatte das GUM als Fabrik konzipiert. Und die Fabrik lief auf Hochtouren: Ein Drittel der sowjetischen Bevölkerung strömte jährlich durch die Räume.

GESCHICHTEN AUS DEM GUM Tragik und Glück liegen im Moskauer Kult-Warenhaus nah beieinander

Ein Paradies in der sowjetischen Mangelwirtschaft

SHUTTERSTOCK/LEGION-MEDIA

Stalin vergoss hier Tränen Kürzlich ist in Moskau die zweibändige „GUM-Enzyklopädie“ erschienen. Das Traditionskaufhaus am Roten Platz ist ein Spiegel des russischen Lebens durch alle Höhen und Tiefen. NATALJA LOMYKINA RBC STYLE

Was haben Kartoffellager, die sowjetische Parteielite und Dior-Kollektionen gemeinsam? Sie sind untrennbar mit der Geschichte des GUMs verbunden. In den Schaufenstern des Staatlichen Warenhauses – so die Bedeutung der Abkürzung „GUM“ – spiegeln sich nicht nur schaulustige Passanten, das Kaufhaus selbst ist ein Abbild Russlands im 20. Jahrhundert.

Ein Wohn-Kauf-Haus

GETTY IMAGES

TASS

Die Eröffnung des GUM 1921 geht auf eine Initiative von Wladimir Lenin zurück. Zur gleichen Zeit wohnten noch Menschen im zweiten Stock. Dort verbrachte Eleonora Garkunowa, eine einfache Moskauer Bürgerin, die ersten 25 Jahre ihres Lebens. Zehn Familien hatten ihren Wohnsitz am Roten Platz. Der Komfort ließ für alle gleichermaßen zu wünschen übrig: fließendes Wasser – Fehlanzeige, Gasversorgung – ein schöner Traum. Gekocht wurde auf Kerosinkochern direkt in den Wohnräumen. Für die tägliche Hygiene standen die öffentlichen Toiletten des Kaufhauses zur Verfügung. „Beeindrucken konnte man mit einer Wohnung im GUM niemanden. Die Nähe zum Kreml fand auch keiner aufregend, das alles schien selbstverständlich“, erinnert sich Eleonora heute. Scharf kontrolliert wurden die Bewohner während der Militärparaden: Besuch war tabu, in den Zimmern hielten

Bis zu Stalins Tod 1953 wohnten noch Menschen im zweiten Stockwerk des GUM.

Soldaten Wache, niemand durfte ans Fenster.

Ein Drittel der sowjetischen Bevölkerung besuchte jährlich das GUM In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1932 erschoss sich in der Dienstwohnung hinter den Kremlmauern die 31-jährige Nadeschda Allilujewa, Stalins zweite Ehefrau. Der Sarg wurde im Ausstellungssaal des Warenhauses aufgestellt. Massen strömten in das GUM. Filmaufnahmen belegen, dass viele aus reiner Neugier an der Gedenkfeier teil-

T R AV E L 2 M O S C O W. C O M

Unterkü n Zentrum e im historisc he Moskau günstig s sind d n er eu kann m geworden. He tlich ute an eine Au rubinro ten Kre ssicht auf die m l-Sterne Uferstra , die ße das Bols der Moskwa o d c ohne da hoi-Theater ge er nießen, für tief in greifen zu müs die Tasche sen.

nahmen. Die höchste Ministerriege war vertreten. „Und plötzlich: Stalin selbst, mit Tränen in den Augen. Wo hätte man ihn sonst so sehen können?“, sinniert Eleonora Garkunowa. Es sollte das erste und letzte Mal sein, dass Stalin sich in der Öffentlichkeit nicht beherrschen konnte. Nach dessen Tod 1953 war das Warenhaus erst geschlossen und wurde dann nach einem neuen Konzept rekonstruiert und wiedereröffnet. Anastas Mikojan, Handelsminister der UdSSR, war dabei federführend. Das neue GUM

Der russische Rubel ist im Vergleich zum Euro-Wechselkurs vor zwölf Monaten um 26 Prozent eingebrochen. Viele Produkte und Dienstleistungen wurden dadurch für ausländische Gäste günstiger.

Das „Life Magazine“ fotografierte 1959 die Models von Dior in den Einkaufspassagen. des Kaufhauses.

1936 hatte Stalin seinen Handelsminister für zwei Monate in die USA geschickt. Dort sollte er die Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie studieren. Zurück kam er „nicht nur mit dem Know-how über die Herstellung von Wurst, Würstchen und Frikadellen, nicht nur mit der Idee eines sowjetischen McDonald’s, sondern auch mit dem Konzept, die Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie als Industriezweig zu entwickeln.“ Der „Hamburger“ in Form eine Frikadelle für sieben Kopeken blieb damaligen Russen in schmackhafter Erinnerung, und die Mikojan-Fleischwarenfabrik ist bis heute einer der russischen Marktführer. Mikojans Lieblingskind war die Modeabteilung des GUM. In der russischen Modeszene war sie maßgebend: Das war der Ort, an dem Mode kreiert und beworben wurde. Die Vorführungen im GUM waren in jeder neuen Saison ein Massenmagnet: 1959 meldete die Abteilung über eine halbe Million Besucher bei landesweiten und internationalen Modeschauen. Diese Zahlen konnte nicht einmal Dior übertrumpfen, das GUM platzte im Juni desselben Jahres während der Vorführungen französischer Haute Couture bereits aus allen Nähten. GUM wurde zu einem Ort, an dem sowjetische Frauen wenigstens einen Hauch von Schönheit aus dem unerreichbaren Ausland nachfühlen konnten. Hier entstand die legendäre 200. Sektion, ein VIP-Bereich für die sowjetische Parteielite. Ein Ort, an dem zu Zeiten der Mangelwirtschaft ein Chanel-Anzug zu bekommen war – ein damals unerfüllbarer Traum vieler Schauspieler, Diplomaten und Fernsehmoderatoren. Diese Sektion war streng geheim, am Eingang hielt die sowjetische Miliz Wache. Mitglieder des Politbüros und ihre Ehefrauen wurden einfach durchgewunken, andere „Privilegierte“ erhielten mit Ausweisen Zugang, die auf Anweisung des Zentralkomitees ausgestellt wurden. Jurij Gagarin beispielsweise bekam den begehrten rosa Schein nach seinem Weltraumflug. Dieser Beitrag erschien zuerst bei RBC STYLE.

Restaurants / Durchschnittsrechnung Moskau war schon immer ein begehrtes Ziel für Feinschmecker. Die Meisterwerke der Chefköche sind 2015 günstig zu haben.

Taxi

2014

Der Durchschnittspreis für eine Fahrt vom und zum Flughafen.

Autovermietung/Eine Minute Fahrt

Prozent günstiger als 2014

Seit September gibt es Carsharing in Moskau.

gerechnet in Euro

2015

Ausflüge Ein Tour mit einem englischsprachigen Reiseführer durch Moskau.

Das Bolschoi-Theater / durchschnittlicher Eintrittspreis Fast doppelt so günstig wie jedes andere Schauspielhaus weltweit.

Quelle: Föderaler Statistikdienst Russlands (Rosstat), Jones Lang LaSalle Incorporated, 2GIS, Mir Kvartir. Preise sind nach dem Wechselkurs vom 26.10.2015/26.10.2014 berechnet.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.