Saartenvielfalt- Das Saarland blüht auf

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06 SAARTENVIELFALT DAS SAARLAND BLÜHT AUF

Das Saarland ist Spitzenreiter beim Biolandbau – Verzicht auf Pestizide besonders gut für den Artenschutz Das Saarland ist bundesweit mit Abstand Spitzenreiter im Biolandbau. Diese Bewirtschaftungsform ist eine sinnvolle Alternative für alle Beteiligten.

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napp 20 Prozent, oder in absoluten Zahlen mehr als 14.000 Hektar, der landwirtschaftlichen Fläche werden im Saarland aktuell nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt beim Biolandbau liegt bei unter zehn Prozent. „Wir wollen den Öko-Flächenanteil bis 2025 auf 25 Prozent ausbauen. Die dafür notwendigen Mittel haben wir eingeplant“, bekräftigt Umweltminister Reinhold Jost. In der neuen europäischen Förderperiode ab 2022 will das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz insgesamt rund 22,8 Millionen Euro in den Öko-Landbau investieren – mehr als doppelt so viel wie in der Vorgängerperiode. „Das ist gut investiertes Geld für die Artenvielfalt, für unser Grundwasser, für die Böden und für die Tiere. Der Verzicht auf Pestizide bei dieser Bewirtschaftungsform

ist angewandter Insekten- und damit auch Vogelschutz. Darüber hinaus ist der Biolandbau gerade in Kombination mit Direktvermarktung auch auskömmlich – anders ausgedrückt: ,fair trade‘ vor der eigenen Haustür“, so Jost. Knapp 140 Betriebe befinden sich bereits in der Öko-Förderung des Umweltministeriums. „Uns ist es wichtig, dass bei der Auswahl der zu fördernden Betriebe Qualität vor Quantität geht“, so Jost. Ein Paradebeispiel dafür ist der „Marienhof“ in Gerlfangen. Dieser Familienbetrieb wurde ganz aktuell schon zum zweiten Mal vom Branchenmagazin „Schrot & Korn“ für den besten Hofladen Deutschlands ausgezeichnet. „Das ist ein großartiger und ebenso verdienter Erfolg für die Familie Zenner und ihren tollen Biolandhof. Die Umstellung auf ökologische landwirtschaftliche Erzeugung vor fast 30 Jahren zeigt beispielhaft, wie sinnvoll und zukunftsweisend diese Anbaumethode und die Unabhängigkeit von externen Vertriebswegen und dem Großhandel ist“, so der im Saarland auch für die Landwirtschaft zuständige Minister. red

Minister Jost auf Tuchfühlung mit Original Allgäuer Braunvieh. Foto: MUV

„Saarländischer Weg“ beim Insektenschutz durch konstruktiven Dialog zwischen Naturschutz und Landwirtschaft möglich Im Saarland ist der Rückgang an Insekten deutlich geringer als bundesweit. Grund dafür ist extensive Landwirtschaft und viel artenreiches Grünland.

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nsekten sind weltweit die artenreichste Tiergruppe und für das Funktionieren von Ökosystemen unerlässlich. Doch sowohl die Gesamtmasse als auch die Artenvielfalt der Insekten sind in Deutschland stark zurückgegangen. Diese beunruhigende Entwicklung betrifft das Saarland aufgrund reich strukturierter und vergleichsweise artenreicher Kulturlandschaften allerdings deutlich weniger. „Die extensive Landwirtschaft mit ihrer verantwortungsvollen Nutzung des artenreichen Grünlandes im Saarland macht’s möglich“, so Umweltminister Reinhold Jost. Vor diesem Hintergrund wird das Saarland einer geplanten Änderung des

Bundesnaturschutzgesetzes mit einem eigenen Gesetz zuvorkommen. Bundesweit soll das artenreiche Grünland künftig unter pauschalen Schutz gestellt werden, ohne regionale Besonderheiten und Belastungen für die Landwirte zu berücksichtigen. „Bei uns erfüllt das Grünland gerade wegen der pfleglichen Nutzung seine

Reinhold Jost beim Praktikum auf dem Marienhof in Gerlfangen. Foto: MUV

wichtige Funktion für den Artenschutz“, so Jost. Deshalb haben sich Bauernverband, Landwirtschaftskammer, BUND und NABU sowie das Umweltministerium im gemeinsamen Dialog auf einen „saarländischen Weg“ verständigt: Es wird nur das derzeit höchstwertige Grünland unter besonderen Schutz gestellt – in der Regel liegt es ohnehin bereits in Schutzgebieten. Alle übrigen Grünlandflächen sind aber ebenfalls für den Insektenschutz von Bedeutung. Ihr Zustand darf sich durch die künftige Bewirtschaftung nicht verschlechtern. Diese Flächen müssen durch ein gemeinsames, auf Freiwilligkeit und Förderungen basierendes System gesichert und weiterentwickelt werden. Deshalb werden auch die Zustände des nicht unter Schutz gestellten ökologisch bedeutsamen Grünlandes langfristig beobachtet. Verschlechterungen wird im Bedarfsfall durch geeignete Maßnahmen entgegengewirkt. red


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