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S C h N I T T S T E L L E N
V O N
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P A R A L L A X E N
Schnittstellen von visuellem Design und Musik. Ein Reisebericht.
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y
Legt man zwei identische Tonsignale übereinander und invertiert deren x
Phase, löschen sich die Tonsignale gegenseitig aus (destruktive Interferenz ), man hört: Stille. Überlagert man mittels additiver Farbmischung 1
2
drei Grundfarben R(ed), G(reen) und B(lue) erhält man eine »farblose« Fläche – Weiß.
Abb. 1: Additive Farbmischung RGB
Physikalische Parallelen zwischen Bild und Ton sind ohne weiteres
Abb. 2: Phasenauslöschung
festzustellen. Doch vom Bild zur Grafik und vom Ton zur Musik ist es noch ein großer Schritt. Ist Weiß die grafische Repräsentanz von Stille? Oder müsste es eher Schwarz sein? Wieso werden tiefe Frequenzen
meint der Gestalter, wenn er vom »Rhythmus« eines Entwurfs spricht?
oft als dunkel empfunden, und hohe als hell? Bereits hier kommen
Wie verwendet und hört ein Musiker den Begriff (Klang)Farbe? Wie
Wahrnehmung, Prägung und Interpretation ins Spiel. Sowohl Musik als
klingt eine Improvisation zur Farbe Blau? Und wie würde ebendiese Im-
auch Grafik bedienen sich mehr oder weniger strikter Regelwerke, was
provisation in einer visuellen Umsetzung aussehen? Universeller: Wann
Form und Ausdruck anbelangt. So entspringt jede Visualisierung von
ist ein Bild eine Komposition? Kann ein Musikstück eine Farbe haben?
Musik einem Paradigma, einer Vorstellung davon, wie Musik aussehen
Was könnten visuelle Korrelate von »forte« und »piano« sein? Wann ist
könnte – Abbildung einer Wellenform, Equalizer, Bühnenlicht – ebenso
eine Melodie gut proportioniert? Kann Typografie grooven?
in der Umkehrung, der »Vertonung« von grafischem Material von der Notenschrift bis zum Film.
Diese Fragen sind Teil des Traggerüsts dieser experimentellen Arbeit: Sichtweisen von unterschiedlichen Standpunkten, auf die Versuchsob-
In der vorliegenden Arbeit soll es primär nicht darum gehen, Musik zu
jekte in Form von Begriffen – Parallaxen, die mögliche Zugänge aufzei-
visualisieren, ebenso wenig soll Grafisches musikalisch interpretiert
gen, aber die Überschneidung nicht erklären oder allgemein gültige
werden, wenngleich solche »Übersetzungsversuche« zwangsläufig Be-
Antworten liefern wollen.
standteile der visuellen und auditiven Experimente sind. Vielmehr geht es darum, Gemeinsamkeiten, Überschneidungen und Divergenzen der Genres in Konzeption, Entstehung und im Ergebnis zu destillieren.3 Was
1 Bertelsmann Taschen Lexikon, Band IJ, S. 65 2 Küppers, Farbenlehre S. 175 ff. 3 Vgl. Motte-Haber, Musik und Bildende Kunst S. 75 f.
7
K O N Z E P T
genannten Techniken wird mindestens einmal mit einem der 10 Schlüsselworte verbunden, weiters wird jede Technik mindestens einmal mit
Die zehn Begriffe Improvisation, Komposition, Form, Tempo, Rhythmus,
der anderen verbunden. Eine Technikkombination sollte höchsten neun
Dynamik, Farbe, Skizze, Störung und Pause bilden einen konzeptuel-
Mal im Buch verwendet werden. Quasi als »Joker« darf gegen jede der
len Rahmen für diese Arbeit. Es ist bemerkenswert, dass Musik und
aufgestellten Regeln einmal verstossen werden.
visuelles Design ein gemeinsames Vokabular teilen. Kriterium für die Auswahl der zehn Begriffe war es, ein möglichst breites Spektrum an Analogien aufzudecken: Während sich Begriffe wie Komposition,
Zum Medium Buch
(Klang-)Farbe oder Rhythmus relativ direkt übersetzen lassen, werfen andere, wie etwa From, Dynamik oder Pause Fragen auf, die im Zuge des
Zurecht stellt sich die Frage, ob ein Buch das richtige Medium ist.
theoretischen Teils erörtert werden. Insgesamt lassen die Begriffe sich
Gerade die multimodalen Arbeiten, die Bild und Ton kombinieren,
entweder wörtlich übernehmen oder antipodisch gegenüberstellen, wie
würden eine andere Umsetzung, zum Beispiel in Form einer Webseite,
in den Buchklappen zu Beginn und am Ende des Buches illustriert.
nahelegen. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich mich dennoch für das Medium Buch beziehungsweise eine Kombination von Buch und
Entstanden sind im Rahmen dieser Arbeit einhundert Einzelwerke, die
Webseite entschieden. Zum einen bietet ein Buch eine ganz andere
sich mit den Parallelbegriffen auseinandersetzen. Diverse Techniken
haptische und taktile Qualitäten, man kann es in die Hand nehmen
oder Stilmittel, alleine oder in Kombination, fanden dabei Anwendung:
und darin blättern, querlesen und das Lese- oder Sichttempo präziser steuern. Das Buch funktioniert autark, unabhängig von Stromquellen und ist transportabel. Typografisch und gestalterisch tun sich Möglich-
Zeichnung mit Stift oder mit Ton
Fotografie digital und analog
Programmierung Generative Grafik
Malerei mit Farbe oder mit Licht
Installationen Inszenierungen, Collagen
Dennoch habe ich mich dazu entschieden, es nicht bei diesem Buch
Gespräch Reflexion
zu belassen, sondern ergänzend zum Buch eine Website zu gestalten.
Text Theorieteil, Essays und Zitate
Der Entscheidung für eine Website ging eine Entscheidung gegen eine
Typografie Satz und Zeichnung
beigelegte Audio-CD voraus. Auch hierfür spielten unterschiedliche
Tongenerierung mittels analogem oder virtuellem Instrument
Überlegungen eine Rolle. Zum einen würde die Autarkie des Buches
Tonverarbeitung Aufnahme und Editierung
darunter leiden, setzt doch das Abspielen einer CD ein Abspielgerät und
keiten auf, die in dieser Form in einer reinen Bildschirmumsetzung 4
nicht gegeben sind.
einen geeigneten Raum respektive räumliche Gegebenheiten voraus, Der Fokus lag dem Studium und Studieninhalt entsprechend auf der
wie sie etwa in einer Bibliothek nicht zwangsläufig gegeben sind, mit
visuellen Gestaltung als Hauptmedium, parallel dazu sind einige
anderen Worten kann sich eine beigelegte CD schlichtweg als »unprak-
musikalische Werke entstanden.
tisch« erweisen. Zum anderen handelt es sich bei der Audio CD um ein aussterbendes Medium, dass nach und nach durch andere digitale Datenformate abgelöst wird, allen voran der Audiodatei im kodierten
Formale Regeln
und komprimierten MP3 Format.
Um das Versuchsgebiet zusätzlich einzugrenzen, wurden vorab einige
Das eigentliche Hauptargument zur Ausarbeitung einer begleitenden
formale Regeln festgelegt, was die Konzeption des Buches anbelangt,
Website war jedoch die Möglichkeit, die Musik unmittelbar an das
so entspricht ein Werk einer Einzelseite im vorliegenden Buch, jede der
visuelle Ergebnis zu koppeln – was mit der CD schlichtweg unmöglich
D A T E N F O R M A T E Das MP3 Format ist hier nur als Synonym für eine Vielzahl verfügbarer Formate wie etwa ALAC (Apple Lossless Encoding), ATRAC (Advanced Lossless), FLAC, MPEG-4, WavPack oder WMV genannt.
ist. Neben der Kopplung können auch zeitliche Abläufe präziser 4 Im Speziellen mit den Open Source Programmen Processing und Nodebox
gesteuert werden, ich kann genau festlegen, wie lange etwa ein Bild
8
zur abgespielten Musik gezeigt wird und umgekehrt. Daneben tun sich zusätzliche Möglichkeiten der Hypertextualität (die allerdings auch im Buch Anwendung finden soll), der Interaktion und der Transmodalität
entfernter Stern
(Beispiel: Animation eines statischen Bildes aus dem Buch, Aufzeigen eines Entstehungsprozesses) auf.
Parallaxe
Entstanden ist auf diese Weise ein Buch, das 100 Werke auf 100 Einzelseiten abbildet. Die Nummerierung erfolgt in Form einer dreistelligen Zahl mit führender Null pro Werk. Parallel zur Enstehung des Buches wurde die Domain www.parallaxen.net registriert, und jedes Werk hat eine Repräsentanz auf der Website; die spezifische URL ergibt sich
naher Stern
entfernter Stern
aus der Seitennummerierung, das heißt die URL parallaxen.net/001 entspricht dem Werk 001, parallaxen.net/002 dem Werk 002 im Buch
Parallaxe Parallaxe
etc. Dieses einfach System soll eine stringente Navigation zwischen Buch und Website ermöglichen, ohne das man sich komplizierte URLSchemas abtippen oder merken muss.
naher Stern
Zum Titel der Arbeit – Parallaxen
Parallaxe
Um das Motiv der vorliegenden Arbeit besser zu verstehen, hilft die Klärung des Begriffs der »Parallaxe«: Im herkömmlichen Sinn versteht
Erde
Sonne
man darunter die »scheinbare Änderung der Position eines Objekts, wenn der Beobachter seine Position verändert«5. In der Astronomie dient die Parallaxe zu Entfernungsmessung von Sternen. Je weiter der
Erdbahn
Stern entfernt ist, desto kleiner ist die Parallaxe, der Winkel zwischen
Erdbahnhalbmesser
den gedachten Linien (siehe Abb. rechts). Um beim bildhaften Beispiel aus der AstronomieFokus zu bleiben: Die dieser Arbeit Von der dieser naturwissenschaftlichen Definition abgesehen, bes-
Musikvisualisierung ausgewählten zehn Gebiete sind im System dieser Arbeit zehn Sterne, Musik
chreibt beispielsweise Slavoj Žižek gleich mehrere maßgebliche Erschei-
zehn Betrachtungsobjekte, die jeweils vom Standpunkt der ErdeMusik und
nungsformen der Parallaxe: Die ontologische Differenz, die als letzte
vom Standpunkt der visuellen Gestaltung anvisiert werden. Während
Parallaxe unseren Bezug zur Wirklichkeit bestimmt; die wissenschaftli-
sich die reine Visualisierung von Musik sich nach Gestaltung Objekt meiner Vorstellung
che Parallaxe, die in der gegenwärtigen Hirnforschung den überwind-
Erdbahn vor dem Betrachtungsobjekt abspielt, also in dem Dreieck von Objekt,
baren Graben zwischen der phänomenalen Erfahrung der Wirklichkeit
Erdbahnhalbmesser Musik und visueller Gestaltung, möchte ich den Fokus auf das Gebiet
Sonne
Visuelle
und ihrer wissenschaftlichen Erklärung markiert; und die politische Parallaxe, die als gesellschaftlicher Antagonismus jeden gemeinsamen Grund verwehrt6.
Fokus dieser Arbeit Musik
Visuelle Gestaltung
5 dtv Taschen-Lexikon, Band D, S. 39f. 6 Žižek, Parallaxe, Klappentext
9
Musikvisualisierung
Objekt
nach dem Objekt richten; die Linien der Parallaxe laufen weiter und
die Annahme, dass es eine Schnittstelle zwischen visueller Gestaltung
eröffnen einen neuen Raum, der wesentlich mehr Interpretations-
und Musik gibt, und das Ziel ist es, diese Membran zwischen den Diszi-
möglichkeiten und Freiraum zulässt, der gleichzeitig aber auch schwi-
plinen sichtbar – nicht dingfest – zu machen.
eriger zu umreißen und zu bearbeiten ist, da die Betrachtungslinien vom (Versuchs)objekt weg immer weiter auseinander laufen und die Zusammenhänge mit wachsender Entfernung vom Ursprungsobjekt im-
Zum Aufbau des Theorieteils
mer vager nachzuvollziehen sind. Entgegen der Empfehlung aus dem »Leitfaden Bachelorarbeit« wurde bewusst auf eine klassische Untergliederung des Theorieteils in Kapitel Inhalte, Themen, Aussage
und Unterkapitel verzichtet. Anstelle dessen habe ich, zusätzlich zu dieser theoretischen Einleitung, fünf Essays geschrieben, die um
Im Rahmen erster Recherchen rund um das Thema bemerkte ich, dass
jeweils zwei der zehn vorab definierten Schlüsselworte kreisen. Den
es schwierig ist, das Thema klar zu umreissen und einzugrenzen – ein
strukturellen Rahmen für diese Essays bildet jeweils ein Reisebericht,
schier endloses Feld an Übersetzungsversuchen, Parallelen und Diver-
einerseits, um die »trockene Theorie« in einen lebendigen, realen
genzen tut sich auf. Man denke dabei zum Beispiel an die Korrespon-
Kontext zu stellen und dort zu testen; andererseits wollte ich damit
denzen von Arnold Schönberg und Wassily Kandinsky, die sich rege
den freien Charakter dieser Arbeit unterstützen: Ich liefere keine 1:1
über theoretische und praktische Konzepte aus Musik und Bildender
Übersetzungen und keine Erklärungsversuche, wie Musik auszuschauen
Kunst austauschten und sie in die eigene Arbeit inkorperierten.
oder ein Bild zu klingen hat. Vielmehr soll der Theorieteil – bei aller
Die (umkehrbare) Visualisierung von Musik sollte auch nicht Kern der
Wissenschafltichkeit – gleichzeitig ein Plädoyer an die Wachheit und
Arbeit sein, weil es auf diesem Gebiet bereits unüberschaubar viele
an das Verantwortungsbewusstsein des Gestalters sein. Wir leben in
Ansätze, auch viele Klischees, gibt: Vom Screensaver bis zum Live-Kon-
einer hochkomplexen Zeit und in einer Welt, in der sich gestalterische
zert, vom Supermarkt bis zur Vernissage einer Kunstausstellung, wird
Konzepte nicht nur an ästhetischen Kriterien und formalen Paradig-
Bild permanent mit Ton unterlegt
men, sondern an einem gesamtheitlichen, Mensch, Technik und Natur
7
umfassenden Kontext orientieren müssen, um Gestaltung zu machen, Wenn aber nicht dieser »Übersetzungsansatz« die inhaltliche Grundlage
die sich nicht darauf beschränkt, schön zu sein.
der Arbeiten liefern soll: Was dann? Was könnten die Arbeiten zum Inhalt haben? Parallelen lassen sich vor allem im Ideenfindungs- und Entstehungsprozess finden. Parallel zur Entstehung der Arbeit ergab sich mit dem hdv Trio8 eine Serie von Konzerten, die uns unter anderem nach Kasachstan, Kirgistan, Griechenland, Serbien oder in den Senegal führten. Diesen Sachverhalt sah ich als Chance, eine zusätzliche Reflexionsebene in die Arbeit einzubringen. Die Eindrücke dieser Reisen bieten einen roten Faden oder Rahmen, der sich im Buch widerspiegeln soll. Von einem (geografischen oder oder gestalterischen oder philosophischen) Standpunkt ausgehend begebe ich mich auf die Reise, um – vielleicht auf Umwegen – immer wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Dieser Ausgangspunkt ist
7 Vgl. Maur, Vom Klang der Bilder, S. 354 - 359 8 http://www.hdvtrio.com
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größert, so das nur ein eine Aneinanderreihung von Wellenbergen und Wellentälern übrig bleibt, auch von diesen nicht mehr - die Abbildung wird dem subjektiven Wahrnehmungsvermögen nach beliebig. Das
Reiseroute: Dornbirn – Bratislava, retour
Exempel lässt sich ausdehnen vom einer simplen Pegelanzeige über
Reisedistanz: 1.432 km
eine FFT-Analyse3, Bildschirmschoner, einer Lichtshow zum Konzert, bewegten Lippen zum Playback - auch das ist letztlich nur eine Visual-
Ich sitze im Zug nach Bratislava. Langsam setzt der Wagon sich in
isierung von gesungenem Text respektive Musik - und anderen visuel-
Bewegung, die Zugräder erzeugen ein Klacken mit jeder Schweissnaht,
len Darstellungsformen, die ein Audiosignal als Informationsträger
über die sie rollen. Das Klacken wird kontinuierlich schneller, entwick-
zur Umwandlung in ein statisches oder animiertes visuelles Ergebnis
elt sich zu einem mehr oder weniger gleichförmigen Puls, der langsam
verwenden.
in den Hintergrund tritt. Mit dem Gleisnahtaccelerando wird auch die Landschaft beschleunigt, vom Zugfenster eingerahmt. Die Strommasten der Oberleitung huschen rhythmisch daran vorbei, manchmal und zufällig synchron mit dem Klacken. Die Holzlatten des Lärmschutzverbauung verschwimmen zu einem nicht mehr wahrnehmbaren Muster, und die Landschaft dahinter wird zur braun-grünen Farbfläche. Synchronität von Bild und Klang, wenn der Zug in den Tunnel rast, plötzlich ist das Bild weg und abrupt wird der Klang dumpfer, der Unterdruck schließt die Ohren, und man rast durch eine neue Bild- und Klangwelt. T E M P O
Doch bereits das ist eine Abstraktion, eine
In der Umgangssprache meint Tempo ein (hohe) Geschwindikeit; In der Musik bezeichnet das Tempo den »Schnelligkeitsgrad des zugrunde liegenden Metrums«1. Die klassischen Tempoangaben sind dem Italienischen entnommen: Largo, Lento, Adagio, Andante, Moderato, Allegro, Vivace oder Presto, um nur die gebräuchlisten zu erwähnen. Das Metronom erlaubte es dem Komponisten, präzise Angaben (Schläge pro Minuten) zum Aufführungstempo zu machen. In der Grafik wäre der Begriff Tempo frei mit dem Begriff Geschwindigkeit zu verbinden, der im Bezug zur Visualität eines Werkes stehen kann.
Visualisierung von Ton zu Bild, die nicht mehr im ursächlichen Zusammenhang steht wie etwa,
Abb. 3: FFT Analyse eines Audiosignals in 256 Bändern
wenn ich einen Stein auf den Boden fallen lasse und den Aufprall zeitgleich sehe und höre. Im
Eine direkte Übersetzung wird ab einem gewissen Punkt vorhersehbar,
Zug sitzend, bin ich einen Schritt weiter von
damit reproduzierbar, und damit repetitiv. Um zu weniger repetitiven
linearer Synchronität entfernt, ich kann mir
Ergebnissen zu gelangen, muss das Wahrgenommene abstrahiert
zwar erklären, dass die Schweissnaht im Gleis
werden. Was sehe ich, wenn ich mich im Zug sitzend schnell an einer
das Klacken auslöst, aber visuelle Rhythmus der
Landschaft vorbei bewege? Ich sehe einen Bildstreifen aus Einzelbil-
Strommasten passt eigentlich nur zufällig dazu,
dern (1 Einzelbild = Zugfenster), die ich ab einer gewissen Geschwin-
und die vorbeiziehenden Berge gar nicht mehr.
digkeit nicht mehr als Einzelbilder wahrnehmen kann. Ich sehe ein
Wohin fahre ich?
neues Bild, das mit der Realität als Standbild nur noch schemenhaft
FFT-Analyse Fast Fourier Transform In der Musik: Algorithmus zur Berechnung der Lautstärkenwerte nach Frequenzbändern.2
vergleichbar ist: Ähnliche Farben, Formen, Verläufe. Daraus ergeben Wenn man Ton in Bilder übersetzen will, tritt man noch ein paar
sich zwei Formen von Unschärfe, oder wenn man so will: Störungen.
Schritte weiter zurück, und der ursächliche Zusammenhang – Ton löst (Bild)Ereignis aus oder (Noten)Bild löst Tonereignis aus – verschwin-
Aus dieser Betrachtungsdistanz ergibt sich
det ganz. Anders gesagt, sind solche wörtlich Übersetzungen zwar
auch gleichzeitig Störung zwei – je weiter ich
möglich, aber nicht immer sinnvoll und im künstlerischen Kontext
vom Objekt bin, desto weniger Details vermag
meistens langweilig, weil rein technisch-analytisch. Die Wellenform
ich wahrzunehmen, die Wahrnehmungsgrenze
von Stücken unterschiedlicher Stilistik sind wenn überhaupt nur von
ist unterschritten.
Experten zuorden- und dechiffrierbar, und wenn stark genug ver-
35
S T Ö R U N G Als Störung bezeichnet man »die Abweichung eines geplanten oder erwarteten Vorgangs von seinem festgelegten, vorausberechneten oder erwarteten Verlauf aufgrund einer unvorhergesehenen, ungeplanten Einwirkung«4. In der Musik und in der visuellen Gestaltung muss eine Störung (im Entstehungsprozess) nicht zwangsläufig ein unerwünschtes Ereignis sein, sondern führt oft zu interessanten Abweichungen von der Norm oder neuen Resultaten.
In der Tonwelt verhält es sich mit der geschwindigkeits- und distanz-
Mittlerweile habe ich den Zug gewechselt und passiere auf dem Weg
bedingten Unschärfe ähnlich. Die Gleisnaht erzeugt noch keinen Ton,
von Wien nach Bratislava die grüne Grenze; identisches Szenario zur
sondern nur ein Geräusch. Würde der Zug entsprechend schnell beschle-
Abfahrt in Dornbirn, die visuellen und auditiven Sinneseindrücke
unigen, so dass er beispielsweise in der Sekunde 440 Gleisnähte passi-
unterscheiden sich nur marginal. Das Bild ist gelber, das liegt an den
ert, würden wir einen Ton hören (Kammerton A = 440 Hertz, Sprich 440
Rapsfeldern. In der Ferne drehen sich einige Windräder, asynchron
Schwingungen pro Sekunde). Die Wahrnehmungsgrenze ist hier noch
zueinander und asynchron zu den Strommasten, die mir seit acht Stun-
nicht überschritten, dazu müsste der Zug mehr als 20.000 Gleisnähte
den den Blick aus dem Zugfenster in Häppchen zerteilen. Polyrhythmik
in der Sekunde passieren, um einen vom menschlichen Ohr nicht mehr
nennt man das in der Musik, aber dieser Rhythmus ist zu komplex, um
wahrnehmbaren Ton im Ultraschallbereich zu erzeugen.
notiert werden zu können.
Hier stellt sich die Frage: entspricht das Einzelbild dem Geräusch und das Bewegtbild dem Ton? In beiden Fällen ist es so, das der Verlust von Information (Geräusch, Einzelbild) zum Gewinn neuer Information führt (Ton, Bewegtbild). Ähnliche Analogien liegen in der Distanz zum Objekt respektive zum Klangereignis. Wenn ich nach der Fahrkarte suche, höre ich das leiseste Papierrascheln. Ich kann die Gespräche der Mitreisenden im Abteil klar und deutlich hören. Aus den Nebenabteilen dringen nur Gesprächsfetzen und Geräusche, die ich noch ansatzweise zuordnen kann. Wenn der Zug an einem Bahnsteig hält, höre ich von den Menschen am Bahnsteig lediglich eine Geräuschwolke, deren Einzelsignale ich nicht mehr nuanciert, getrennt wahrnehmen kann. Hier ist die auditive Wahrnehmungsgrenze überschritten, ein Zuviel an simultaner Information. Gleichzeitig dreht sich hier die Übersetzungsanalogie Bild – Ton: Ich kann visuell viele Details ausmachen und wahrnehmen, so sehe und erkenne ich jedes Gesicht, jeden Koffergriff, jeden Zigarettenstummel, jede Wasserflaschenaufschrift, wenn ich die Aufmerksamkeit darauf lenke, aber egal, wie sehr ich mich anstrenge, die Geräusch- oder Klangwolke lässt sich mit dem Gehör nicht auseinander dividieren. Selbstverständlich ist auch die visuelle Wahrnehmung limitiert, was die Menge an Informationseinheiten anbelangt; ich kann nicht alles gleichzeitig sehen, sondern muss meine Aufmerksamkeit gezielt auf Details lenken. Aber das Auge funktioniert in diesem speziellen Kontext präziser – ich sehe scharf und höre diffus.
1
Tempo: Taschenlexikon, Band T, S. 51
2
Wellenform: en.wikipedia.org/wiki/Waveform
3
Fourier-Transformation: Taschen Lexikon, Band EF, S. 351
4
Störung: de.wikipedia.org/wiki/Stoerung
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R H Y T H M U S
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temen ähnlich gefangen. Der Bauer im Mähdrescher auf dem Maisfeld
F O R M
entspricht in etwa dem Gestalter im InDesign auf dem A4 Blatt. Zumindest gibt es noch keine DIN Normen für Landschaftsformate.
Reiseroute: Dornbirn – München – Istanbul – Almaty (Kasachstan) –
Oder vielleicht doch? So sicher bin ich mir gar nicht mehr. Alles wird
Bishkek (Kirgistan), retour
festgelegt, »eingerastert« und genormt, vom typografischen Punkt bis
Reisedistanz: 13.484 km
zur Landesgrenzeneinteilung auf nationaler und kontinentaler Ebene. Gleisschwellen und Gleise bilden Raster, die Strommasten und Oberlei-
Auch nach vielen Flügen ist es mir immer noch ein Rätsel, wie sich so
tungen, die Dörfer und Städte sind im Raster hingebaut und über ein
ein Haufen Blech derart beschleunigen lässt, dass man Minuten nach
Raster an Straßennetz miteinander verknüpft. Aus dem Radio dringt
dem Start in 10.400 Meter Flughöhe über Landes- und Kontinentgren-
Raster-Musik, zu 99.9 Prozent im 4/4 Takt gerastert und monoton
zen hinweg segelt. Das visuelle Erlebnis über den Wolken stimmt nicht
vor sich hin stampfend. Aus dem Flugzeug betrachtet erkennen wir
mit der auditiven Monotonie des Triebwerkswerkgeräusches überein.
die Größe, Tragweite und Komplexität dieser Systeme, so scheint mir,
Dafür ist diese visuelle Sensation umso größer, speziell wenn man in
besser, und erkennen auch, dass über diesen grafisch sichtbaren Ras-
einen wolkenlosen Tag hinein fliegt.
tersystemen noch zahllose virtuelle, erdachte und eingebildete Raster existieren.
Das amorphe – gewissermaßen analoge – Land ist durch Bebauung und Bewirtschaftung in geometrische Muster zerteilt. Es sind, von oben
Landung um 2 Uhr nachts in Almaty, Kasach-
betrachtet, digitale Pattern, Seinszustände einer Landschaft: Grün
stan. Am nächsten Morgen geht sich vor dem
oder Braun, Weizen oder Mais, Raps oder Nicht-Raps sind die Repräsen-
Soundcheck im »Palast der Kinder« um 14 Uhr
tanzen von Null und Eins. Nur hie und da wir die öknomisch einger-
gerade noch eine kurze Promenade in die Stadt
ichtete Land(wirt)schaft von einer Linie oder einer Kurve durchzogen,
aus. Die Strassen sind hier gefühlte 10 Mal
vielleicht ein Fluß, eine Strasse, ein Bahngleis.
breiter als in Österreich, dafür gibt es keinerlei Strassenmarkierungen. Eine überdimensionierte
R H Y T H M U S »Rhythmus ist die Gliederung eines zeitlichen Vorgangs oder einer räumlichen Ausdehnung in sinnlich wahrnehmbaren Einheiten (…)«4. Als elementares Prinzip haben die meisten Lebensvorgänge einen mehr oder minder regelmäßigen Rhythmus: Der Pulsschlag, die Atmung, Sonnen Auf- und Untergang. Rhythmus ist in fast allen Kunstsparten ein essentielles Gestaltungselement, von der Literatur über die bildende Kunst bis zur Musik, wo der Rhythmus einen besondern Stellenwert einnimmt, da Musik »im Gegensatz zur bildenden Kunst an die Zeit im Sinn chronologischer Abläufe gebunden ist«.5
Fährt man am Boden an ebensolche Felder vorbei, wie sie von oben
Skulptur von Nursultan Nasarbajew (der regier-
betrachtet zum Muster werden, schauen diese Felder pittoresk aus.
ende kasachische Präsident) wacht darüber...
Da stehen ein paar einzelne alte Obstbäume, dort drüben ein Wäldchen
worüber? Vielleicht, das die Strassen nicht
und ein Weiher und ein Haus, ein Traktor fährt über die Landstraße.
schmaler werden. Das Strassenraster ist hier also so potent, das es
Das Braun ist nicht mehr Nur-Braun, man sieht die grünen Keimlinge
keiner aufgemalten (Detail)Typografie bedarf. Dirigent dieser 6-spuri-
aus dem Boden sprießen. Aus 10 Kilometern Höhe betrachtet, sind
gen Gebrauchtwagenfuge ist ein Gendarm in Leuchtweste, der verloren
diese Details verschwunden, und es bleibt ein visuelles Bild, das bei-
in Mitten der Mega-Kreuzung herumfuchtelt und versucht, den Verkehr
nahe un-menschlich, oder zumindest un-natürlich erscheint.
zu organisieren. Wie durch ein Wunder wird er nicht überfahren.
Mähdrescher und Traktoren tun sich mit 7-eckigen, runden oder F O R M Aristoteles prägte den Begriff der Form, unter der im Allgemeinen »Gestalt, Umriß, Gepräge«1 verstanden wird. Nicht nur im Vergleich von Musik und bildender Kunst nimmt der Begriff unterschiedliche Bedeutungen an: »Form ist (im Gegensatz zur Materie) das den Dingen (…) immanente Gestaltungsprinzip, das das Material zu einem Ganzen formt und sich selbst im Material entwickelt.«2 Unter Form versteht man aber auch eine Struktur, sprich einer »feststellbaren formalen Gesetzlichkeit eines Gegebenen, im Gegensatz zum Inhalt«3.
amorph geformten Weizenfeldern schwer.
Doch einen Schritt zurück, weg von den Metaphern zu einem noch ab-
Jedenfalls ergibt sich die Wahrnehmbarkeit
strakteren Zusammenhang. Das Raster unterteilt den Raum in Formen.
hier überhaupt erst aus dem Betrachtungsab-
Ein Notationssystem ist nichts anderes. Es versucht, die Multidimen-
stand. Wie Kunstschaffende oder Gestalt-
sionalität des Klanges in einem Zweidimensionalen System zu erfassen.
ende die Landschaft unterteilen würden? Es
Der zeitliche Raster wird durch Tempoangaben (vage wie Andante oder
würden sich mindestens Alternativen erge-
Allegro oder metrisch-präzis wie seit Beethoven durch Metronomanga-
ben zu diesem solitären Rastersystem, dass
ben: q = 120 sprich 120 Viertelnoten in der Minute) Notendauer und
auf Landschaft angewandt wird. Wir sind in typografischen und satztechnischen Rastersys-
Taktstriche definiert, die Tonhöhe wird durch Notenlinien und daran oder darauf sitzenden Notenköpfen gerastert. Zumindest auf einem Tasteninstrument gibt es per definitionem keine Zwischentöne, und ähn-
59
lich schwierig wir es uns in gängigen Design-Applikationen gemacht,
Programme für generative Computergrafik (Processing8, NodeBox9) und
aus dem Raster auszubrechen. Es ist natürlich mit etwas Einfallsreich-
Werkzeuge zur generativen Musikproduktion (MAX/MSP10, PureData11)
tum nicht unmöglich, aber die Ausrichtung, das Preset, beginnt immer
verwiesen.
beim Raster und man muss sich dann von ihm weg arbeiten. Das soll, bei aller Wertschätzung des Analogen, kein Plädoyer für die Im Rahmen des Gestaltungsstudiums wird man deshalb immer wieder
Abkehr vom Computer sein, vielmehr geht es um ein intelligentes
ermahnt, man möge erst von Hand skizzieren, bevor man sich an den
Verbinden und um das Übertragen von analogen Prozessen in eine
Bildschirm setzt, wohl auch, um dieses Gefangensein im Raster ein
digitale Umgebenung. In der Architektur entwickelte sich Anfang
Stück weit zu umgehen. Fakt ist, dass immer mehr direkt und auss-
der neunziger Jahre ein differenziertes System von Sowohl-als-auch
chließlich am Bildschirm gestaltet wird. Es ist nicht relevant, diesen
Verknüpfungen von digitalen und analogen Verfahren, von freien und
Sachverhalt als falsch oder richtig zu bewerten. Kritischer ist, dass wir
geometrisch-abstrakten Formen.12 In der Musik und im grafischen
sowohl in der Musik als auch in der Grafik zwar die Herangehensweise,
Bereich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Wurde die Digitalfotografie
die Methodik hinterfragen, aber die Werkzeuge – das Instrument oder
oder die digitale Musikproduktion anfangs noch müde belächelt, hat
das Computerprogramm – einfach stillschweigend akzeptieren und als
sie sich mittlerweile so zum Standard erhoben, dass analoge Fotografie
nicht veränderbare Konstanten in unserem Gestaltungssystem ansehen.
(auf Negativ-Film) oder analoge Musikaufnahme (auf Bandmaschine)
Leonardo DaVinci und Michelangelo haben ihre Pinsel noch selbst
beinahe schon als nostalgisch abgetan wird. Einen Schritt weiter, erle-
gebunden, die Pigmente selbst zerrieben. In alten Zeiten bauten sich
ben analoge Medien und Werkzeuge zur Zeit eine kleine Renaissance,
die Musiker ihre Trommeln, Flöten und Saiteninstrumente selbst. Auch
denkt man zum Beispiel an die Vinyl-Schallplatte, lange Zeit totgesagt
gab es keine institutionalisierten Unterrichtsysteme, die eben auch –
und mittlerweile trendiges Sammlerobjekt, auch in Neuauflage, oder an
gedachte – Raster sind.
die Polaroid-Kamera.
An dieser Stelle komme ich zum anfangs erwähnten fliegenden Haufen Blech zurück. Wir leben in einer technisierten Welt, und wir haben irgendwann aufgehört, diese Technik zu verstehen oder verstehen zu wollen. Wir mögen uns weiters in einer Übergangszeit vom Analogen zum Digitalen befinden, aber wir werden – oder haben bereits – den Punkt erreichen, an der Technik von einem einzelnen Individuum nicht mehr erfassbar ist. Auch das ist kein nostalgisches Nachtrauern, sondern Anerkennung unabänderlicher Tatsachen. Das Grundproblem aller Technik ist, dass sie nicht versagen darf. Sie ist darauf ausgelegt, fehlerlos zu funktionieren. Dies macht zum Beispiel bei einem Flugzeug durchaus Sinn. Im Kreativprozess des Grafiker oder des Musikers können perfekte Maschinen eine geradezu katastrophale Auswirkung haben, wenn sie nicht trickreich bedient werden. Aber selbst hier bleiben
1
wir begrenzt auf das Programm, die Programmiersprache, das Main-
2, 3 ebd.
board, das Computergehäuse oder die Abmessungen, Verstärkung und
4, 5 Taschenlexikon, Band R, S. 141
Spieltechnik unseres Instruments.
6
http://www.arduino.cc
7
http://mtg.upf.es/reactable
Ansätze zu selbstbestimmten Anwendungen und Werkzeugen gibt es, es
8
http://processing.org
sei hier nur stellvertretend auf Projekte wie arduino , den Reactable ,
9
http://nodebox.org
10
http://www.cycling74.com
11
http://puredata.info
12
Höfler, Bildwelten, S. 65
6
7
Taschenlexikon, Band E/F, S. 302
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A F T E R
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C O M E S
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Aldous Huxley
050
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dreckiger ,
intensiver .
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F A R B E
&
Beleuchtung, und aus dem Winkel, in dem die Sonne auf Syros ins Meer scheint, resultiert eben dieses Blau.
D Y N A M I K
Reiseroute: Dornbirn – München – Athen – Syros, retour
Unbestritten ist, das »Farbe nur eine Sinnesempfindung«5 ist, sprich
Reisedistanz: 3.616 km
das die Aussenwelt farblos ist und Farbe nur durch das Empfinden des Betrachters wahrgenommen wird. Das Meer ist also nicht blau, ebenso
Die Reise nach Griechenland lebt von Kontrasten. Wir kommen
wenig die Fassaden weiß sind, sondern sie »besitzen lediglich ein
zunächst in Athen an und sind im Stadtteil Exarchia untergebracht,
individuelles Absorptionsvermögen«6. Der nicht absorbierte Teil wird als
ein Stadtviertel nördlich des Zentrums, das als Studentenviertel und
Restlicht reflektiert und lösen einen Farbreiz im Auge des Betrachters
Szenetreffpunkt gilt. Die Strassen und Gassen sind dort tagsüber wie
aus.
nachts belebt, ein wildes Durcheinander von Strassencafés und Bars, Studenten und Obdachlosen, Häuserblocks und Grünanlagen.
Was mit aber für den Vergleich von Farbe und Klangfarbe viel wichtiger erscheint ist jedoch die subjektive, emotionale Wahrnehmung
Bereits am nächsten Morgen reisen wir mit der Fähre nach Syros,
von Farbe. Denn auch das ist ein Grund, wieso eine Pantone-Tafel
einer Insel der Kykladen, gut 150 Kilometer von Athen entfernt. Die
unter Laborbedingungen nicht das Meer simulieren kann. Oder um das
Ankunft im Hafen von Syros bedient Klischées, manifestiert in den
Beispiel auf ein praxisnäheres Beispiel zu reduzieren: Die Pantone-
[ K L A N G ] F A R B E Küppers schreibt in seiner Farbenlehre: »Farbe ist keineswegs die Eigenschaft eines Materials, farbig auszusehen«a. Hier soll Farbe weniger im technischphysikalischen Sinn erfasst werden (eine extrem komplexe Materie), sondern vielmehr »neben Linie und Fläche« als »Hauptausdrucksmittel künstlerischer Gestaltung«b. Selbes gilt für die Klangfarbe, die per Definition »(…) dadurch bestimmt [ist], welche Obertöne stärker mitklingen«c. Auch hier soll der Fokus auf den künstlerischen Ausdruck und die angestrebte emotionale Wirkung gerichtet sein, um einen Übersetzungsversuch von der Klangfarbe zur Farbe anbieten zu können.
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Farben der griechischen Fahne: Tiefblau das
Tafel in Wirklichkeit nicht einmal den Farbton des Druckerzeugnisses
Meer und im strahlenden Weiß die gekalkten
festzulegen vermag, es bleibt immer eine Annäherung. Das gedruckte
Fassaden der Häuser von Syros.
Plakat wird nicht unter Normlicht aufgehängt, es ist unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Witterungseinflüssen ausgesetzt und das
Schönberg schreibt: »Kunst auf der untersten Stufe ist einfache Naturnachahmung.«
Druckerzeugnis ist mehr als alles andere davon abhängig, in welchem 1
Auch wenn es nicht um bloße Nachahmung
Kontext es platziert wird: Im Kunstmuseum oder in der Bar, als Strassenreklame oder als Wohnzimmerschmuck.
geht, die Farben auf der Insel sind wirklich aussergewöhnlich und inspirierend. Schönberg
In der Musik verhält es sich zunächst ähnlich, die Wahrnehmung
führt weiters aus, dass es nicht nur um eine
einer Klangfarbe ist im hohen Maß vom Kontext abhängig, in dem sie
Nachahmung der äußeren Natur, sondern auch
wahrgenommen wird. Wir sind in der Lage, allgemeine Tendenzen zu
der inneren Natur geht, wenn man eine höhere
hören, empfinden eine Klangfarbe vielleicht als warm oder kalt, hell
Stufe der Kunst anstrebt. Das heißt, es werden nicht »bloß Gegen-
oder dunkel, angenehm oder unangenehm. Wird man spezifischer, ist
stände und Anlässe dargestellt, die einen Eindruck machen, sondern
die Klangfarbe aber noch weniger definierbar, noch subjektiver als
vor allem dieser Eindruck selbst.«2 Das liefert eine mögliche Erklärung,
die Farbe, die immerhin in hohen Maße normiert, weil messbar, ist.
wieso Reisen so inspirierend sein können und wieso viele Künstler
Klangfarbe ist viel schwieriger dingfest zu machen und vielleicht noch
gereist sind und reisen. Stereotypen hin oder her, vor Ort ist das
stärker von unserer Prägung abhängig. Uns mag der eine Farbton besser
griechische blau-weiß beeindruckend. Da hilft keine noch so präzise
gefallen als der andere, und manche Farbtöne mögen uns sogar als
ausgemessene Pantone-Farbtafel und kein noch so guter Lambda-Print
hässlich erscheinen; die Wirkung von dissonanten Klängen - wenn man
eines hochauflösenden Fotos im Leuchtkasten. Denn wie Küppers in
nicht gewohnt ist, diese zu hören - ist aber ohne Frage gravierender
seiner Farbenlehre schreibt und wie es an anderer Stelle bereits einmal
und reicht für manche in die Unerträglichkeit. Um das Beispiel einfach
zitiert wurde ist »Farbe keineswegs die Eigenschaft von Material,
zu halten, werden heute die wenigsten Menschen ein Problem damit
farbig auszusehen«3. Er ergänzt, »Farbe ist als Empfindungspotential
haben, ein abstraktes Bild zu betrachten, im visuellen haben wir eine
latent im Sehorgan des Betrachters bereits vorhanden«4. Das kann man
relativ hohe Akzeptanz für den Grad an Abstraktion. Mit »moderner«
einerseits nüchtern-trocken betrachten: Farbe ist abhängig von der
Musik hat die breite Maße viel eher Schwierigkeiten: Es sind bald schon
hundert Jahre vergangen, aber Schönbergs Zwölftonmusik wird wohl
Vollbepackt laufen wir durch die Strassen Richtung Hotel und erkun-
immer noch von den wenigsten Menschen als gehörfällig empfunden.
digten uns bei der nächsten Strassensperre bei einem Polizisten, was
Abstrakte Werke von Schönbergs Zeitgenossen Kandinsky, Mondrian
los sei. »Demonstration«, meint dieser. Als wir ihn weiter nach dem
oder Picasso hängen mittlerweile in Reproduktion in jedem Hotelzim-
Weg zu unserem Hotel in Exarchia fragen, meint er nur »Keine gute
mer dieser Welt, ohne das sich jemand daran stört oder die Gemälde
Idee«, denn genau dort wäre im Moment das Zentrum der Ausschrei-
als unangenehm empfinden würde. Was nicht den künstlerischen
tungen. Nun sind es schon Ausschreitungen, keine Demonstrationen
Gehalt dieser Werke schmälern soll, aber man stelle sich nur vor, es
mehr; im Laufe des Abends sollten wir noch mehrere Deutungen der
würde Zwölftonmusik oder gar noch modernere, radikal neue Musik als
Ereignisse erhalten, die von »It’s only a game« bis zu »Unruhen«
Hintergrundberieselung im Fahrstuhl oder im Supermarkt laufen - es
reichten.
würde schlicht weg nicht toleriert. Hier ist Musik ins Hintertreffen geraten, was zum Teil daran liegen mag, das wir sehr visuelle Wesen
Während man in Syros den Blick auf das endlos scheinende blaue Meer
sind: 80% aller Informationen, die wir normalerweise wahrnehmen,
und auf den Himmel, in nur marginal anderen, ebenso endlosen Blau-
sind optischer Art7.
ton ausruhen kann, wird Auge und Ohr in Athen mit Informationen bombardiert.
Um zur Klangfarbe zurück zu kommen, Schönberg beschreibt sie als zweite Dimension des Klanges8 und bemängelt, dass die ästhetische
Dynamik ist in der Musik nicht zwangsläufig
Bewertung derselben sich in einem viel ungeordneterem Zustand
ein mehr an Information, sondern zunächst
befindet als etwa die Bewertung der Harmonie, sprich der Abfolge von
eine Verstärkung der identischen Information;
Akkordverbindungen. Er schließt sogar seine große Harmonielehre
einen Ton kann sehr leise gespielt werden
mit Überlegungen zur Klangfarbe ab und macht deutlich, wie wichtig
(ppp – dreifaches piano, pianississimo) oder
dieses Teilgebiet ihm schien:
extrem laut (fff – dreifaches forte, fortississimo), aber an der eigentlichen Toninforma-
D Y N A M I K In der Musik ist es »die Anwendung verschiedener Tonstärkengrade«d, und wenn man diesen Begriff auf den Dynamikumfang erweitert, zeichnen sich Analogien zum Kontrastumfang eines grafischen Werkes ab. Zwar kann Dynamik auch wörtlich - im Sinne von »Schwung« verstanden werden, lässt sich aber mit erstgenannten Vergleich leichter erfassen: Den Dynamikabstufungen zwischen piano (leise) und forte (laut) und dem Kontrastumfang beispielsweise eines Schwarzweiss-Abzugs (dort: die Abstufungen zwischen Schwarz und Weiss).
»Jedenfalls wird unsere Aufmerksamkeit auf die Klangfarben immer reger
tion ändere ich damit nichts – ich ändere
(…) Das scheint mir Zukunftsphantasie (…) Klangfarbenmelodien! Welche
also nicht den Satz, sondern spreche in lauter
feinen Sinne, die hier unterscheiden, welcher hochentwickelte Geist, der an
aus, ändere vielleicht auch den Gestus, wodurch die Aussage anders
so subtilen Dingen Vergnügen finden mag!«
wahrgenommen wird. Ich verstärke (oder schwäche ab), wie ich etwas
8
sage, und diese Metapher lässt sich gut auf die Bildwelt übertragen; Nach unserem Auftritt im Theater von Syros geht es am nächsten Mit-
ich kann ein Idee, eine Aussage sehr subtil in eine Arbeit einbauen,
tag per Fähre wieder zurück nach Athen. Wir kommen im Hafen von
oder ich übertreibe, verstärke eine Idee. Je stärker ich kontrastiere,
Piräus an und nehmen ein Taxi zurück zum Hotel. Oder besser gesagt,
desto größer ist der Dynamikumfang, der Kontrast meiner Arbeit. Ob
bis fast zum Hotel. Denn im Stadtzentrum stoßen wir auf Polizeibar-
ich eine Bildidee hinausschreien oder -flüstern möchte, ist abhän-
rikaden, und der Taxifahrer lässt uns aussteigen mit dem Verweis, er
gig von der Aussage, der Intention, dem Rezipienten und letztlich
könne hier nicht weiter.
auch vom Maßstab: Bei einem Rockkonzert wird auch ein sehr leise gespielter Ton laut gemacht durch die Verstärkung über die PA Anlage,
Nach den ruhigen eineinhalb Tagen auf Syros ist man wie gelähmt von
und wenn ich im Gegenzug im vollen Fußballstadium mit aller Kraft
der Hitze, der Energie der Stadt; hier ist alles größer, dichter, dreck-
aber unverstärkt schreie, wird man mich kaum auch nur wahrnehmen.
iger, intensiver, lauter, eine Antipode zum (zumindest jetzt, in der Vorsaison) stoischen Syros, was, um es noch einmal zu erwähnen, die
Syros war leise, Athen war laut – bezogen auf die auditive und visuelle
Dynamik, oder genauer den Dynamik- oder Kontrastumfang, die eine
Wahrnehmung, aber auch auf die Ereignisse. Erst später erfahren wir
Reise haben kann, verdeutlicht.
aus den Nachrichten den Hintergrund der Aussschreitungen: Rechtsextreme haben ein von Asylanten seit längerem illegal besetztes Haus
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mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen, worauf die Polizei eingrifft. In weiterer Folge kam es zu Strassenkämpfen zwischen den Rechten und linken Gruppierungen, die sich ebenfalls ins Geschehen einmischte, sowie der Polizei. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, es gab mehrere Verletze. Das alles erfahren wir, wie erwähnt, erst im Nachhinein, und es blieb uns nichts anderes übrig, als den Nachmittag in einem Strassencafé zu verbringen, vis à vis einer Polizeistation. Wir hören die Demonstranten durch die Strassen ziehen, der Lärm einmal näher, einmal weiter weg, vereinzelt ein lauter Knall. Ein komisches Gefühl, wie wir scheinbar sicher in unserer Café-Oase sitzt, um uns der Tumult. Ein Bild von Griechenland, das so gar nicht mit den malerischen Buchten und Kalkfassaden in Syros zusammenpasst; in Summe bleibt eine nicht ausschließlich schönes, sicher aber ein kontrastreiches Bild.
1,2 Schönberg, Harmonielehre S. 13.
a
Küppers, S. 14
3
Küppers, S. 14
b
Taschenlexikon, Band E/F, S. 194
4
ebd., S. 15
c
Taschenlexikon, Band K, S. 158
5
ebd., S. 28
d
Taschenlexikon, Band D, S. 381
6
ebd., S. 56
7
ebd., S. 7
8
Schönberg, Harmonielehre S. 503
9
ebd., S. 504
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V eronese green
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Pablo Picasso
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Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
and Senegal during the ten weeks of formation of this thesis. The essays therefor are not only
theoretical treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context. Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
and Senegal during the ten weeks of formation of this thesis. The essays therefor are not only theoretical treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context.
Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
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images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
and Senegal during the ten weeks of
formation of this thesis. The essays therefor are not only theoretical treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context. Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
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treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context. Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
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and
Senegal during the ten weeks of formation of this thesis. The essays therefor are not only theoretical treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context. Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want to reveal similarities, intersections, interfaces and divergences of the genres in terms of conception, formation and results. What is rhythm in a graphical image? How does a musician use the term colour or tone colour? What does an improvisation on the colour »blue« sound like? And what would this improvisation look like in a visual composition? Extending the focus: when does an image become a composition? What could be visual correlates of »piano« and »forte«? When is a melody well proportioned? Can typography have a groove? Questions form the framework of this experimental piece of work: perceptions from different viewpoints, looking at the 10 sub-topics of this thesis – parallaxes, offering various approaches to the subject, while not explaining the intersections or providing universally valid answers: My thesis is about questioning, not answering. Parallaxes. Interfaces between Graphic Design and Music. This thesis shows 100 single art works combined into a book, revealing the intersection of graphic design and music, based on the 10 terms sketch, improvisation, composition, colour, rhythm, dynamics, tempo, form, space and noise. Besides the 100 art works, the thesis contains a theoretical part separated into five individual essays, each one orbiting two of the ten mentioned terms. As an active musician, I have been travelling to Slovakia, Kazakhstan and Kyrgyzstan, Greece, Serbia
and Senegal during the ten weeks of formation of this thesis. The essays therefor are not only
theoretical treatises, but vivid travelogues that bring design theory in a physical context. Parallels of image and sound are obvious. However, it is still a big step from single images to graphic design and from a single sound to a piece of music. Pure visualisation of music is not the aim of my thesis. I rather want
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S K I Z Z E
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der sie betrachtet wird, wirft einen Schatten darauf. Zudem gibt es
P A U S E
einen inneren und einen äußeren Kontext: Der innere Kontext ist das Buch, welche Seite liegt vor der weissen Seite und was folgt ihr; habe
Reiseroute: Dornbirn – Köln – Belgrad – Novi Sad, retour
ich die Seite zufällig aufgeschlagen oder im Fluß der Betrachtung
Reisedistanz: 3.425 km
dorthin gelangt; Kenne ich diese Erklärung, oder weiss ich nichts über das Werk und sehe deshalb darin gar keine Pause, keine visuelle Stille,
Von den 10 ausgewählten Begriffen ist die »Pause« mit am Schwi-
sondern eben nur ein leeres Blatt, das es schnell zu überblättern gilt?
erigsten zu übersetzen. Kandinsky erläutert das in »Punkt und Linie
P A U S E In der Musik ist die Pause das »vorübergehende Aussetzen einzelner (…) Instrumente«a und ist von eben so entscheidender Bedeutung wie die gespielte Note. Analog verhält es sich in der Grafik, wo der bewusste Umgang mit (Weiss) Raum von entscheidender Bedeutung für die Gesamtwirkung eines Werkes ist.
zur Fläche« anhand der kleinsten visuellen Einheit, dem Punkt: Er
Ich habe bisher nichts über die Reise nach
beschreibt den geometrischen Punkt nach gängiger Vorstellung als
Serbien geschrieben. Das Prozedere ist bekannt,
»Verbindung von Sprechen und Schweigen«1. Er möchte jedoch den
man begibt sich zum Flughafen (in diesem
Punkt aus dem herkömmlichen Verständnis, einer bloßen Unterbrec-
Fall München), checkt ein, fliegt wenig später
hung, herauslösen und ihm neue, innere Eigenschaften zuweisen und
nach Köln, wechselt die Maschine, fliegt nach
damit »einen immer mehr wachsenden Klang« .
Belgrad, wird am Flughafen abgeholt und ist 70
2
km später, abends, im quirligen Stadtzentrum In der Musik ist die Pause zunächst die Bezeichnung für einen genau
von Novi Sad. Das ist gar nicht so viel anders
definierten Zeitraum, während dem die Musik aussetzt3. Jeder No-
als zu hause, eine Fußgängerzone, die, weil
tenwert (Halbe, Viertel, Achtelnote etc.) hat eine Repräsentanz als
Novi Sad 200.000 Einwohner hat und Dornbirn
Pausenwert (Halbe, Viertel, Achtelpause etc.). Pausen können sich
40.000, ziemlich genau fünfmal so groß ist wie
weiters über ganze Takte erstrecken, oder man kann es auf die Spitze
die in Dornbirn. Leute sitzen in den Strassenkaffees, flanieren spät-
treiben wie John Cage in seinem Stück »4’33”«, bei dessen Aufführung
nachts durch die Gassen. Das Hotel ist heruntergekommen (Kakerlaken
überhaupt kein Ton mehr gespielt wird, das Stück besteht aus drei
im Gang), aber dafür zentral gelegen. Wir sind nur 3 Tage hier, davon
Sätzen »Tacet« (eine Stimme setzt vorübergehend aus4), der Pianist
fallen mindestens 1 1/2 Tage für die An- und Abreise weg, und ich
betritt die Bühne und spielt 4’33” gar nichts. In der unmittelbaren
beschließe, hier ein wenig »Pause« zu machen. Meistens versucht man,
Übersetzung in die Gestaltung wäre die Pause vielleicht weniger der
von einem bereisten Ort möglichst viele Sinneseindrücke mitzuneh-
Punkt am Satzende, sondern der Abstand danach; oder Absatz, der
men: Man läuft durch die Strassen, schaut sich Museen und Sehen-
den Text in Blöcke, Sinneinheiten gliedert. Oder es ist der Weissraum
swürdigkeiten an, macht Fotos, kostet lokale Spezialitäten, sucht den
um den Fließtext, die Überschrift, die Bilder. Doch das sind alles nur
Kontakt mit den Menschen, sprich, man läuft mit offenen Augen und
mögliche Erklärungsversuche.
Ohren durch die Gegend, erlebt. Dieses Wachsein ist wichtig, für einen Gestalter vielleicht noch mehr, doch Wachsein macht auch müde. Man
107
Werk Nummer 100 im vorliegenden Buch ist eine weisse Seite, es ist
kennt das, wenn man einen ganzen Tag durch eine neu bereiste Stadt
nichts darauf enthalten als die Seitenzahl. Nun sind weisse Seiten als
läuft, sind am Abend nicht nur die Beine müde, auch der Kopf, die
visuelle Pausen in Büchern gar nichts ungewöhnliches, aus diesem
Augen schmerzen, vom Informationsüberschuss, den es zu verarbeiten
Grund erscheint es mir wichtig, dass ich an dieser Stelle das Werk
gilt. Am Ende hat man oft nicht mehr gesehen, als ein paar Mauern,
widme, erkläre. In der Analogie zum Stück von John Cage: Auch bei
ein paar Strassen, ein paar Häuser. Doch eigentlich kennt man die
diesem nimmt der Rezipient viel mehr war als reine Stille. Geräusche
Konzepte, das Konzept »Häuser« zum Beispiel, weiss, wie es funktioni-
aus dem Publikum, das Surren der Saalscheinwerfer, vielleicht ein leises
ert, hat es oft gesehen, und muss oder will es nicht zum tausendsten
Quietschen des Klavierhockers. Bei der weissen Seite ist es gleich, wir
mal bewusst wahrnehmen, analytisch betrachten, was Haus A von
können sie niemals rein weiss sehen. Vielleicht liegen ein paar Staub-
Haus B unterscheidet. Es ist keine Reisemüdigkeit, kein Reisefrust,
körner darauf. Unter Neonröhren wirk die Seite bläulich-kühl, abends
aber manchmal wünscht man sich Stille, und Stille kann in diesem Fall
im Garten hat das Blatt vielleicht einen Rotstich und die Bäume, unter
auch heißen, die visuelle Repetition fürs Auge zu umgehen (in Wien
versuche ich manchmal um jeden Preis zu vermeiden, den Stefansdom
Entscheidungen. Die Skizze sehe ich in diesem Prozess an der Schnitts-
sehen zu müssen, oder in Paris den Eiffelturm; aus dem einfachen
telle, dem Übergang von der Idee, zum fertigen Werk.
Grund, weil ich dieses Bild schon zu oft gesehen habe und es mir den Blick verstellt für Neues, weil es den Fokus des Betrachters auf sich
»Der Punkt ist das Resultat des ersten Zusammenstossens des Werkzeugs mit der materiellen Fläche.«9
und von anderen Dingen weg zieht). Die Skizze ist keine reine Improvisation mehr, sondern mehr ein »Das Sichtbare existiert, weil es bereits gesehen worden ist.«5
Forschen in eine vorher erdachte Richtung. In der einfachen Über-
setzung gibt es in der Musik die Kompositionsskizze, in der der
Ich setze mich in Novi Sad morgens um halb zehn mit meinem Skiz-
Komponierende fragmentarische Bausteine der späteren Komposition
zenbuch in ein Strassencafé und verbringe dort den ganzen Tag zeich-
festhält. Man kann aber noch einen Schritt weiter denken, denn dieses
nend. Ich nehme meine Umgebung war, doch eher unterbewusst. Man-
Skizzieren existiert auch während des Musikmachens ex tempore, im
chmal dringen Sachen ins Bewusstsein, die Kirchturmuhr schlägt und
speziellen beim Improvisieren: Es ist vielleicht eine Tonart vorgegeben,
ich füge meiner Zeichnung ein paar Glocken hinzu, der Blick fällt auf
eine musikalische Grundstimmung, eine Richtung, in der die Melo-
das Strassenpflaster und ich verändere den Winkel in der Kreuzschraf-
die verlaufen soll, und die Improvisation ist ein sich herantastendes
fur, eine Dame im roten Kleid läuft vorbei, ihre Absätze klacken auf
Skizzieren von Ideen oder Ideenbausätzen, aus denen später vielleicht
der Strasse, geben einen Zeichenrhythmus vor, ich trinke Kaffee. John
ein Phrase, eine Melodie, eine Komposition wird.
Berger schreibt: »Sichtbar sein heißt, anwesend sein.«6 und weiter: »Die Funktion der Malerei ist es, eine Abwesenheit mit dem Schein der
Das Konzert in Novi Sad beginnt am Samstag spät in der Nacht. Als wir
Anwesenheit zu füllen«7. Wenn ich beschließe, Musik zu malen (oder
später heimgehen Richtung Hotel wird es bereits wieder hell. Die Stras-
zu zeichnen oder auf einem anderen Weg auszudrücken), muss ich sie
sen sind jetzt still, ruhig, die Stadt macht Pause.
nicht illustrieren. Es genügt, wenn sie im Bild anwesend, spürbar ist. Eine signifikante Unterscheidung macht Roland Barthes anhand des Paradigmas von sileo und taceo, beides aus dem Lateinischen und in der wörtlichen Übersetzung identisch: schweigen, still bleiben. Bei genauer Übersetzung ist aber »tacere = verbales Schweigen ≠ silere: Ruhe, Abwesenheit von Bewegung und Lärm«8. Ein Pause in der Musik oder der Weissraum auf dem Papier kann beides sein: Die Stille, das Nicht-Vorhandensein eines Tones, eines Geräusches und das Innehalten, das Fehlen von Bewegung. Ein Gedankensprung zur Skizze; S K I Z Z E Der Begriff Skizze steht in der Kunst für »erster Entwurf, Vorstudie, rasche, mehr oder minder flüchtig zeichnerisch ausgeführte Niederschrift eines (…) Formgedankens«b. Skizzieren kann man aber ebenso einen Kompositionsentwurf, einen Text oder ein Code-Fragment; Im weiteren Sinne könnte man auch das Üben, speziell das Üben von oder für die Improvisation, als Skizze in »Echtzeit« betrachten.
Gestaltung ist ein Prozess. Ich will an dieser Stelle nicht unbedingt von einem kreativen
1
Kandinsky, Punkt Linie Fläche, S. 21
a
Taschenlexikon, Band P, S. 71f.
Prozess sprechen, weil meiner Ansicht nach
2
Kandinsky, Punkt Linie Fläche, S. 23
b
Taschenlexikon, Band Si - Sz, S. 44
nur Teilaspekte dieses Prozesses kreativ,
3
dtv Musik-Atlas, S. 66f.
schöpferisch sind, andere Aspekte (Wissen,
4
dtv Musik-Atlas, S. 79
5
Berger, Kunstwerk, S. 90
Erfahrung, Vorgaben, Zeit etc.) von ebenso großer Bedeutung sind. Aber es ist ein Prozess, eine Abfolge von bewussten und Unbewussten
6,7 ebd. S. 83 8
Barthes, Neutrum, S. 55
9
Kandinsky, Punkt Linie Fläche, S. 25
108
067
068
069
070
071
072
073
074
075
076
077
078
079
080
081
082
083
E s
sc h eint ,
als
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ic h
etwas
mit
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einem
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dem
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so
wenig
zur 端 ckzugeben
h abe .
///////////////////////////////
K O M P O S I T I O N & I M P R O V I S A T I O N
Improvisation ist, weder in der bildenden Kunst noch in der Musik, gebunden an (technische) Virtuosität. Improvisation ist, nach meiner Vorstellung, sich einfallsreich vorhandener Mitteln zu bedienen und
Reiseroute: Dornbirn – Madrid – Dakar – Saint Louis, retour
ein Maximum an Varianten zu erdenken und zu generieren. Für die
Reisedistanz: 9.280 km
Improvisation ist das Werkzeug und das Medium sekundär. Im Senegal habe ich nicht zwei Autos entdeckt, die gleich ausgesehen hätten. Rollende Kunstwerke, notgedrungene Reduktion auf das zum Fahren
K O M P O S I T I O N Der lateinische Wortursprung (compositio »Zusammenstellung, Zusammensetzung«) liefert bereits eine treffende Definition. In der Musik ist es das »Zusammenstellen von Tönen durch einen Komponisten zu einem Werk, in schriftlicher oder grafischer Form festgehalten [notiert] und somit wiederholbar«a. In der bildenden Kunst versteht man unter der Komposition dem entsprechend »die Anordnung und Verbindung formaler Elemente in einen Kunstwerk«b.
Nach einer langen Anreise über Madrid Ankunft gegen 23 Uhr örtli-
Notwendigste. Improvisation eröffnet künstlerische Ausdrucksmöglich-
cher Zeit in Dakar. Von der Delegierten der österreichischen Botschaft
keiten von großer Bandbreite, aber sie ist nicht frei, wie man zunächst
abgeholt, übernachten wir in der Residenz des österreichischen
meinen könnte. Sie findet immer in einem eng abgesteckten Rahmen
Botschafters, der selbst nicht anwesend ist. Da es bereits Nacht ist, ist
statt. Egal, wie einfallsreich das Auto zusammengebastelt ist, einige
das, abgesehen vom Flughafen, das erste Bild, das ich von Dakar zu
Dinge sind notwendig, damit es noch als Auto zu definieren ist und
sehen bekomme. Mit dem Auto geht es am nächsten Morgen nach Saint
funktioniert: Ein Lenkrad, vier Räder, ein Motor, Benzin. Das ist in etwa
Louis, wo wir am Donnerstag auf dem jährlichen Jazzfestival spielen
notwendig, damit aus einer Zusammenstellung von Blech, Gummi und
sollen. Die vierstündige Autofahrt führt durch die Vorstadt oder -städte
Öl ein fahrbarer Untersatz wird. Fehlt eine entscheidende Komponente,
von Dakar, und es wird klar, dass man sich hier nicht nur auf einem
wird das Auto zum Schrott oder eben eine im Sand versinkende Wüs-
anderen Kontinent, sonder in einer anderen Welt befindet. Die Armut
tenskulptur. In der Musik sind diese Grenzen der Improvisation einmal
ist allgegenwärtig, die Leute ausserhalb des Geländefahrzeugs besitzen,
eng, einmal lose definiert, aber sie sind immer vorhanden. Sogar oder
das ist anzunehmen, oft nicht mehr als die Sachen am eigenen Körper.
gerade im Freejazz ist das so, der vordergründig traditionelle Grenzen
Die Strassen versinken im Müll, auf dem Kinder barfuss laufen, als wäre
durchbrochen hat. Der Freejazz-Pionier Ornette Coleman sagt über
es ein Sandstrand. Wir verlassen die Stadt, am Wegrand immer wieder
(seine) Improvisation:
ein völlig demoliertes Fahrzeug, dass rostend im Sand versinkt; hier liegt ein Pferd, tot umgekippt und liegen gelassen, jemand hat ein
»For me, if I am just going to use the changes them-
Tuch über den Kopf geworfen. Wir passieren eine Markt, voll von Leu-
selves, I might as well write out what I am going to play.«2
ten und voll von Waren, die voll von Fliegen sind. Fleisch und Früchte und Fisch, unerträglicher Gestank dringt in den Wagen, der sich durch
Und meint damit, wenn er nur das Tonmaterial der zugrunde liegenden
den Markt zwängt, über tote Fischköpfe, vorbei an Eselgespannen,
Akkordfolgen (»Changes«) zum Improvisieren verwenden würde, könnte
bettelnden Kindern und bunt bemalten, verbeulten Renault-Bussen.
er seine Improvisationen eben so gut vorher aussschreiben und auswen-
Überhaupt ist es ein Wunder, was sich hier auf den Strassen bewegt:
dig lernen - es wäre also keine echte Improvisation mehr. In weiterer
Der Großteil der Autos, die hier über den Asphalt rollen, wäre bei uns
Folge schreibt er:
längst verschrottet, das sind keine Gebraucht- sondern Verbrauchtwagen. Auf eine gewisse Art ist es Improvisationskunst, die diese Gefährte
»From realizing that I can make mistakes, I have come to
weiterrollen lässt: Unzählige Schichten Farbe, Klebbänder und Drähte
realize there is an order to what I do«3
halten den Rost zusammen, abgeschnittene Plastikflaschen fangen das
131
Öl auf, die Scheinwerfer sind ausgehölt oder aufgemalt, Reifen werden
Aus der Erkenntnis, das Fehler möglich sind und geschehen, leitet
so lange gefahren, bis sie zerreißen. Es ist allerdings keine Improvisa-
Coleman ab, dass auch seiner scheinbar völlig »freien« Musik eine
tion im künstlerisch freien Sinne, denn erstens muss hier zwangsläufig
Ordnung zugrunde liegt, ein Rahmen besteht, innerhalb dessen sich die
und nicht freiwillig improvisiert werden, zweitens muss das verwendet
Musik entwickeln darf. Erst wenn es keine »Fehler«, keine »falschen«
werden, was da ist – es gibt keine Wahlmöglichkeit. Analogien in den
Noten mehr gäbe, könnte sich die Musik zurecht als frei bezeichnen. Im
Kunstbereich lassen sich, wenn überhaupt, in der Bricolage1 finden.
Falle Colemans sind diese Grenzen vielleicht das Improvisieren jenseits
I M P R O V I S A T I O N Im Allgemeinen versteht man unter Improvisation »eine ohne jede Vorbereitung (aus dem Stehgreif) unternommene Handlung«c. In der Musik die Improvisation ein lange Tradition in Klassischer wie Neuer Musik, vor allem aber im Jazz und vielen außereuropäischen Musikkulturen. Die eigentliche Improvisation erfolgt zwar aus dem Stehgreif, erfordert aber theoretisches Wissen und praktischem Handwerk - im Sinne der Beherrschung des Instruments - voraus, zumindest dann, wenn das Resultat nicht beliebig sein soll, sondern analog zur Intention des Interpreten. Im Bezug auf die Grafik kann es sich ähnlich verhalten, wenn man beispielsweise an eine frei Hand gezogen Linie oder einen Pinselschwung denkt. Improvisation eröffnet ein hohes Maß an Freiheit, ist aber keinesfalls mit Beliebigkeit gleichzusetzen.
des vom zugrunde liegenden Tonmaterials des Akkords. Eben dieses
weniger hübsch macht, aber einen bitteren Beigeschmack hinterlässt),
Tonmaterial ist damit aber quasi tabuisiert oder stigmatisiert, es ist
die nun bunt angemalt und mit allerlei Krämerläden besetzt der Stadt
quasi – um ein Beispiel aus der Bildsprache zu bringen – invertiert. So
ein Gesicht geben. Eigentlich, weil hier immer noch alles im Müll ver-
schreibt auch Žižek über Zwölftonmusik: »Was ist die Zwölftonmusik
sinkt, der Boden, der Fluss Senegal, das Meer, jeder Quadratzentimeter
anderes als ein selbstverordneter Satz harmonischer Beschränkungen
Strasse ersetzt die nicht vorhandenen Abfalleimer. Bemerkenswert ist,
und Gebote?«
dass man sich nach ein paar Tagen scheinbar so an den Müll gewöhnt,
4
das man ihn allmählich aus dem Blickfeld ausblendet, oder man nimmt In der Malerei könnte man die Grenzen in der Abmessung der Lein-
ihn zumindest nicht mehr als alles überwuchernd war und entdeckt
wand, der verwendeten Farbpalette oder dem kategorischen Auss-
die Dinge hinter der Müllwand. Das alles ist beeindruckt, faszinierend
chließen von gegenständlicher Darstellung ausmachen. Freie Malerei
fremd, ja man traut es sich beinahe nicht auszusprechen ob der allge-
ist also nicht freier als gegenständliche Malerei, sie hat nur andere
genwärtigen Armut, aber es ist auch schön. Die Dinge haben hier ihre
Grenzen und ein anderes Regelwerk. Die Konkrete Kunst geht hier
eigene, innere Ordnung, es ist eben doch nicht alles zufällig hingewor-
noch einen Schritt weiter, so forderte beispielsweise Piet Mondrian,
fen und rottet vor sich hin, sondern ist eine Komposition nach Regeln,
»die Überwindung des Animalischen und Individuellen zugunsten der
die sich dem Reisenden nicht, vielleicht nie erschließen werden. Es ist
Gestaltung des ›Mineralischen‹, des Geistig-Abstrakten und Univer-
dieses spezielle, intensive, gelb-orange Licht, die Erd- und Ockertöne
sellen«5 und verlangte dies nicht nur für die bildende Kunst, sondern
der Landschaft, die desaturierten Farben der Häuser, der sonnengeble-
auch für die Musik: »Um zu einer universellen Gestaltung zu gelangen,
ichte Plastikarnister im Sandstrand. Fast schämt man sich, daran
wird die Musik eine neue Ordnung der Töne und Nichttöne (Geräusche)
Gefallen zu finden, eine Ästhetik hinter der Hässlichkeit zu entdecken,
wagen, aber auch neue Instrumente erfinden müssen.«6
doch man kann nicht anders, als überall Schönheit zu entdecken.
Wir kommen nach Mittag in Saint Louis an, wo wir im Hotel Le Mame
Coumba Bang untergebracht sind, etwas ausserhalb der Stadt. Das
also aus einigen zu dem höchsten Maße des Gegensatzes steigen-
Hotel ist beinahe leer, Ende Mai heißt hier bereits Ende der Saison,
den Komplexen bestehen. Diese Gegensätze können sogar einen
im Juni beginnt die Regenzeit. Am Nachmittag fahren wir, begleitet
disharmonischen Charakter haben, und trotzdem wird ihre rich-
»Das Allgemein-Harmonische einer Komposition kann
von unserem Fahrer Pré und Mamadou, einem
tige Verwendung nicht negativ, sondern positiv auf die Gesamt-
jungen Schriftsteller, den wir im Hotel getrof-
harmonie wirken und das Werk zu einem höchst harmonischen
fen haben, in die Stadt. Wir schauen uns
Wesen erheben.«7
zunächst den Quai des Arts an, eine große Halle, bestückt mit Neonröhren und Ventila-
Oder, wie es John Berger poetischer formuliert:
toren, in der wir morgen spielen sollen. Die
Foto: Halle im »Quai des Arts«, Saint Louis
»Der Sturm beruhigt sich, das Meer wechselt die Farbe
Anordnung der Neonröhren ist wahrscheinlich
zweckmäßig-funktional und wirkt dennoch
von schmutzigem Grau zu Aquamarin. Unter dem Steingeröll einer
beinahe wie eine zeitgenössische Kunstinstal-
Lawine blüht eine Blume. (…) Wo und wie immer die Schönheit
lation (Foto), ein weiters mal begegnen mir
anzutreffen ist – sie ist eine Ausnahme, ein trotzdem.«8
Parallaxen dort, wo man sie nicht erwartet. Ich mache viele Fotos, fotografiere Leute, Häuser, Strassen, LandÜber die von Gustave Eiffel erbaute Brücke
schaften, Objekte, Zerfallenes, Kaputtes. Dabei ist der Senegal eines der
fahren wir ins Zentrum der Stadt und laufen zu
reicheren Länder in Subsahara-Afrika. Es fühlt sich eigenartig an, denn
Fuß durch die Gassen. Saint Louis ist eigen-
ich habe das Gefühl, als nehme ich etwas mit (im Englischen heißt es
tlich eine sehr schöne Stadt, mit Gebäuden
treffend: »to take a picture«) von einem Land, dem ich, so scheint mir,
aus der Kolonialzeit (was die Gebäude nicht
wenig zurückzugeben habe.
132
Susan Sontag wirft in ihrem Buch »Das Leiden anderer betrachten«
Ich sitze am Flughafen von Madrid, es ist 6 Uhr am morgen. Ich bin
viele Fragen zu allgemeinen Thematik der Voyeuristischen Komponente
von Dakar gekommen und warte auf den Anschlussflug. Ich sehe im-
im Fotografieren auf, sie liefert keine Antworten auf die Problematik
mer wieder auf die »Departure«-Anzeigetafeln, bis ich das Gate hinter
der Betrachtung und dem Festhalten von Leid, doch ein Satz ist mir
meiner Flugnummer sehe. Ich sehe die anderen Destinationen, die von
hängen geblieben:
hier angeflogen werden, verteilt um den ganzen Erdball. Theoretisch könnte man von hier aus an fast jeden Punkt dieser Erde fliegen, man
»Zuletzt verblasst das Besondere an den Anklagen, die von Fotos ausgehen;
müsste sich nur entscheiden, in ein anderes Flugzeug zu steigen und
aus der Kritik an einem bestimmten Konflikt (…) wird die Darstellung menschlicher
wäre dann vielleicht in Bogota oder Tokio oder Dubai oder Berlin. Und
Grausamkeit und Brutalität schlechthin. Welche Absichten der Fotograf mit seinen Bil-
am nächsten Flughafen könnte man es genauso machen. Mit meiner
dern verfolgt, ist (…) unerheblich.«
Arbeit verhält es sich ganz ähnlich. Ich bin einige Destinationen ange-
9
flogen, habe mich dort für längere oder kürzere Zeit umgeschaut, den Das Fotografieren hier, es ist die Geschichte Afrikas in klein, der
Mikrokosmos erkundet. Die 10 Begriffe waren die Flughäfen, Knoten-
»Toubab« (das ist Wolof10 für »Weisser«) kommt und nimmt mit,
punkte, an denen ich mich jedesmal neu entscheiden durfte, wohin die
profitiert. Es war und sind immer noch Bodenschätze und Arbeitskräfte
Reise weiterführt. Antipodische Ausgangspunkte der Reise waren die
(früher als Sklaven, heute ist es nicht entscheidend anders, nur eben
Musik und die visuelle Gestaltung, aber Endpunkte, oder gar eine finale
gegen [marginale] Bezahlung). Es läuft alles ein wenig subtiler ab, es
Destination, gibt es auf meiner Reise nicht.
wird nach Aussen schön gemacht - aber es bleibt bei der alten Verteilung von Geld und Macht. Heute kennen wir die Bilder Afrikas aus den Medien, hungernde Menschen, Kindersoldaten, Dürre, Krankheit, Elend. Wir leben damit, irgendwie, zucken mit den Schultern, spenden vielleicht ab und an etwas, um unser Gewissen zu beruhigen. Wir sind uns nicht bewusst, dass wir immer genommen haben und immer noch nehmen von einem Kontinent, der auch die Wiege der Menschheit genannt wird. Wir sehen bunte Fischerbote am Strand, tote Fische und Plastik. Wir trinken einen zuckersüßen Kaffee von einem Strassenverkäufer. Gegen Abend fahren wir zurück zum Hotel, wo wir zusammen mit anderen Hotelgästen und der Hotelcrew das Champions League Finale anschauen (Barcelona gewinnt 2:0). »Die Komposition ist die innerlich-zweckmäßige Unterordnung
1. der Einzelelemente und
1
Bricolage von franz. ›bricoler‹ – basteln, tüfteln
2. des Aufbaus (Konstruktion)
http://en.wikipedia.org/wiki/Bricolage
unter das konkrete malerische Ziel.«11
2, 3 Coleman, The Shape of Jazz, Plattenrückseite 4
Žižek, Parallaxe, S. 284
5, 6 Maur, Klang der Bilder, S. 401 7
Kandinsky, Punkt Linie Fläche, S. 106
8
Berger, Kunstwerk, S. 10
9
Sontag, Leiden, S. 142
10 Wolof ist die native Sprache im Senegal, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolof_(Sprache)
11 Kandinsky, Punkt Linie Fläche, S. 36
133
a, b Taschenlexikon, Band K, S. 232
I f
I
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da y dreams
not in
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p h y sicist ,
music .
I
see
I m y
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probabl y in
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music . . .
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music .
Albert Einstein
084
085
086
087
088
089
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098
099
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P unkt
dieser
E rde
fliegen –
L i t e r a T u r Alphabetisch
Deicher, Susanne Mondrian Taschen Verlag, Köln 2006
Bandur, Markus Total Serialism
dtv-Atlas Musik
Contemporary Research from Music to Architecture
Deutsche Taschenbuch Verlag, München 1997, 17. Auflage
Birkenhäuser Verlag, Basel 2001
Band 1 Systematischer Teil Musikgeschichte von den Anfängen bis zur Rennaissance Band 2 Musikgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart
Barenboim, Daniel & Said, Edward W. Parallelen UND Paradoxien
Fiell, Charlotte & Peter
Berlin Verlag, Berlin 2004
Graphic Design for the 21st Century Taschen Verlag, Köln 2005
Barthes, Roland Das Neutrum
Kandinsky, Wassily
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
Punkt und Linie zur Fläche Benteli Verlag, Berlin 1986, 10. Auflage
Becker, Alexander & Vogel, Matthias (Hrsg.) Musikalischer Sinn
Lewandrowsky, Pina & Zeischegg, Francis
Beiträge zu einer Philosophie der Musik
Visuelles Gestalten mit dem Computer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2002
Behne, Klaus-Ernst
Maur, Karin von
Gehört • Gedacht • Gesehen
Vom Klang der Bilder
Zehn Aufsätze zum visuellen, kreativen und
Die Musik in der Kuns des 20. Jahrhunderts
theoretischen Umgang mit Musik
Prestel Verlag, München 1996
ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 1994 Mießgang, Thomas Berendt, Joachim-Ernst
Sematics II
Nada Brahma
Mögliche Musiken im Zeitalter der Desillusion
Die Welt ist Klang
Triton Verlag, Wien 2002
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1985 Néret, Gilles Berger, John
Malewitsch
Das Kunstwerk
Taschen Verlag, Köln 2003
Über das Lesen von Bildern Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1982
Harald Küppers Das Grundgesetz der Farbenlehre
De Bono, Edward
DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2004, 10. Auflage
Thinking Course BBC Active, Essex 1988
154
Höfler, Carolin Form und Feld erschienen in Bildwelten des Wissens Digitale Form Akademie Verlag, Berlin 2005 Reas, Casey & Fry, Ben Processing A Programming Handbook for Visual Designers and Artists Massachusetts Institute of Technology, 2007 Schönberg, Arnold Harmonielehre Unviversal Edition, Wien 1949, Auflage 1997 Shiffman, Daniel Learning Processing Morgan Kaufmann Publishers, Burlington 2008 Schnebel, Dieter Denkbare Musik Schriften 1952 - 1972 Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1972 Sontag, Susan Das Leiden anderer betrachten Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005 Yuill, Simon All Problems of Notation Will be Solved by the Masses Musical code making and breaking from Sun Ra to free software Mute Vol 2 #8 - Spring Issue - April 2008 Mute Publishing Ltd., London, 2008 Žižek, Slavoj Parallaxe Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
155
Infos zur Bachelorarbeit – folgt. Dornbrin, 15. Juni 2009
folgt!
I M P R E S S U M
I N D E X
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
002
100 Kreise mit Processing
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
003
100 Kreise, gefĂźllt
004
100 Kreise, Alpha 10 Prozent
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
006
100 Kreise, als Rhythmusmuster
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
007
Bassseite
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
008
Bassseitentypographie, fotografiert
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
009
Bassstring-Font ÂťaÂŤ
010
Bassstring-Font komplett
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
011
etc.
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
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100 Kreise, von Hand gezeichnet
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100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
001
100 Kreise, von Hand gezeichnet
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100 Kreise, von Hand gezeichnet
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www.parallaxen.net
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100
Pause
W E B S I T E
Pause
Vertikale Ruhe
Rhythmus
Dynamik
Störung
Plakat geknickt
100 Kreise Rhytmus
Farbe
Dynamik Linien 100 Kreise CMYK
Plakat Wäschespinne
Blaue Tetraeder
Filterjazz Dynamik Buchstaben
Splatter Dots Bratislava C
Farbextraktor Land Filter
Wüstenblume Ohr
Kabelbinder S/W
Splatter Dots+Bars St. Louis B
Every Person
Skulptur
Splatter Dots+Bars+Lines
Wahrscheinlichkeit Almaty A Farbcollage
Farbcollage+
LP
E
SOAP Wien
Gaussian Garden
Farbe Africaa La Mer
Klanggras
A
St. Louis A
Skizze
Sketchbook III
Non-intentional LP
Künstlerischer A
100 Kreise von Hand
Gehörauge
Bratislava B
Africaa 2
Weißes Rauschen
Improvisation Euphemia
Alamaty Radio Tower
Kabelkopf
Inkscape Bratislava A
Bassstring Swing Notenpapier Typo
100 Kreise Processing
Gabel Font
Gabel Font Foto
Rundsilber
Sketchbook IV
Bassstring Font Fotos Kabelsalat
SOT Almaty Rhythmus Weiß
Komposition
Bassstring Font A
Sketchbook I
Stadtcollage Aktionsnotation
Every Place Entwurf
100 Kreise Variantion
Form Almaty Plakat gelegt
Saint Color
Nägel
Sketchbook II
Sketchbook V Bassstring ABC
Compocart Kabeltypo
Ausdruck x3 Lampe
Konzept Novi Sad A
Tellerxylophon Africaa Pattern
Dichtungsringe
Sticks Rot Athen B
100 Kreise Voll Ruhe Bitte
Africaa M. Shekere
Rhythmus Splatter
Athen A
Leiser Kabelfont ~
Sticks Grün
CD vor dem Kopf
Skizze – Entwurf Improvisation – Freiraum Komposition – Layout Rhythmus – Raster Klangfarbe – Farbe Dynamik – Lautstärke Tempo – Bewegung Form – Konzept Pause – Raum Störung – Artefakt
Farbextraktor Font
Plakat am Gartenhaus
Talking Drum
Lautstärke
Blank
Streichquartett in B
2 CDs auf Rot Almaty B
Form
100 Kreise Alpha Raster
Raum
Tempo
Freiraum
Layout