ChrisCare 2011-2

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen 2/2011

Krisen bewältigen

ChrisCare

ChrisCare

Krisen bewäl tigen Krisen bewältigen WIE EIN SCHMETTERLING IM KÄFIG HEILUNG

DER LIEBE GOTT KRISE

WENN DIE SEELE NICHT MEHR WILL

MIT EINER VISION IN DIE ANDEN

PATIENTENGOTTESDIENSTE

KRISE ALS CHANCE

NOTFALLSEELSORGE

AKUPUNKTUR

SPIRITUALITÄT AM LEBENSENDE

LIEBER FREI ALS GESUND CHRISTLICHES MENSCHENBILD ROSENKRANZ Mai 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


Inhalt S. 4 S. 5 S. 6 S. 8 S. 11 S. 12 S. 13 S. 14 S. 18 S. 19 S. 20 S. 22 S. 24 S. 25 S. 28 S. 30 S. 31 S. 32 S. 34 S. 39 S. 41 S. 43 S. 44 S. 46

Leserbriefe Zeichen der Hoffnung – Albrecht Dürers „Hiob auf dem Mist“ Krisenintervention aus christlicher Perspektive Wenn die Seele nicht mehr will... Maßstab für das humane Gesicht unserer Gesellschaft Wenn Ärzte für ihre Patienten beten Das Rosenkranzgebet Christliches Menschenbild und ethische Fragen in Medizin und Pflege Demente haben manches voraus Solange ich Kraft geschenkt bekomme Notfallseelsorge: Wer hilft, wenn es zu spät ist? Überleben im Käfig Gesundheit heißt Gleichgewicht Akupunktur und Christliche Heilkunde Mit einer Vision in die Anden 20 Jahre nach der Wende: Vom Gegen- zum Miteinander Krisen – Früherkennung und Intervention Christen im Gesundheitswesen (CiG) Nachrichten Chancen und Möglichkeiten christlicher Spiritualität Impressum / Glosse Tagungen, Seminare & Konferenzen Lieber frei als gesund Literatur: Buchtipp

Herausgeberkreis

Inhal t

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion

ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-

Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat

Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Clauda Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Leiterin Zentrum für Gesundheit, Therapie, Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Travenbrück), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Hamburg), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christlich ganzheitliche Heilverfahren; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese RottenburgStuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

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Liebe Leserin, lieber Leser, eine Krise folgt der anderen. Das Gesundheitswesen wird von Finanzierungssorgen, von Versorgungsproblemen und politischen Krisen gebeutelt. Dabei stammt der Begriff der Krise aus der Medizin, wo seit dem 16. Jahrhundert die Krise die Wende zum Besseren oder die weitere Verschlechterung des Zustands eines Kranken bedeutet. Heute wird der Begriff allgemeiner für eine problematische Lage verwendet. Und Probleme kennen wir Mitarbeitenden im Gesundheitswesen zuhauf. Die unserer Patienten und auch die von Pflegenden, Medizinern, Therapeuten und Seelsorgern. Wie reagieren wir auf den plötzlichen Notfall? Welche spirituellen Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung? Können wir aktiv zur Bewältigung von Krisen beitragen? Das vorliegende Heft bietet dazu vielfältige Anregungen. Und wir freuen uns über Ihre Stellungnahme, die wir gerne als Leserbrief veröffentlichen. Außer dem Schwerpunkt befassen wir uns mit dem immer wieder umstrittenen Thema alternativer Heilmethoden. Sie lesen außerdem einen interessanten Forschungsbericht über den Vergleich von Demenz und Spiritualität, auch wenn der Begriff Spiritualität hier sehr weit gefasst ist und auch nichtchristliche Aspekte mit einschließt. ChrisCare ist Medienpartner des 3. Christlichen Gesundheitskongresses in Kassel vom 22. – 24. März 2012. Sie finden den Prospekt als Beilage in dieser Ausgabe. Beim Kongress können Sie viele Autoren von ChrisCare und die Herausgeber persönlich kennen lernen. Planen Sie schon jetzt den Termin fest in Ihr Jahresprogramm ein und ermutigen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen, nach Kassel zu kommen. 2012 wird der Kongress neue Akzente setzen: Heilen und Begleiten – Auftrag und Wirklichkeit. Das Thema deutet an, dass es nicht nur um die Wiederherstellung eines gesunden Menschen geht, sondern auch um die Begleitung von chronisch Kranken, behinderten und sterbenden Menschen. Gerade in diesen Situationen muss sich der christliche Glaube bewähren. Sie haben es in der Hand, den Heilungsauftrag Jesu in Ihrem beruflichen Alltag umzusetzen. Wir wollen gemeinsam mit ChrisCare und dem Christlichen Gesundheitskongress dazu hilfreiche Impulse geben und die Diskussion auf allen Ebenen, der Theorie wie der Praxis, im Gesundheitswesen und in der Kirche fördern.

Hans-Arved

Bettina Gundlach,

Willberg, Theologe

Ärztin im Sozialpsy-

und Pastoralthera-

chiatrischen Dienst,

peut, Mitglied im

Mitglied im Vorstand

Herausgeberkreis

von CiG e.V.

Wir sind Partner:

ChrisCare

&


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Leserbriefe

Wunder

Zu CC 1 2011 allgemein: Vielen Dank für die immer wieder interessanten Beiträge und Anstöße. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Themen Wunder, Heilung und Gebet. Es stimmt, wir Christen sollten wieder anfangen, mit dem Eingreifen Gottes in unserem Leben zu rechnen. Wunder sind heute genau so möglich wie zu den Zeiten Jesu. Ich arbeite als Stationsleitung auf einer Unfallchirurgie und kann aus meinem Alltag nur positiv berichten, wie Gebet mit Patienten Heilung beschleunigt und das Wohlbefinden steigert. Gott möchte sicher nicht, dass sich jemand bereichert an guten Gaben, die Er gerne kostenlos austeilt. Ich finde es als Christ normal, für Kranke zu beten und genau so normal, zu erwarten, dass Gott eingreift und ein Wunder wirkt. Claudia Pioch, Berlin

Vertrauen

Zu CC 1 2011: Auf Vertrauen bauen Den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Herzlichen Dank dafür! Als langjährig chronisch Kranke habe ich so ziemlich alle Varianten von Behandlungen erlebt: vollstationär, teilstationär, ambulant bei meinem Hausarzt in der Praxis oder in einer Ambulanz eines Krankenhauses und die häusliche Pflege durch meine Angehörigen. Wenn ich darauf zurückblicke, stelle ich große Unterschiede in Bezug auf „Vertrauen aufbauen, Hoffnung und Zuversicht durch Pflegekräfte“ fest. Die vielen Male meiner stationären Aufenthalte waren immer

geprägt von enormem Zeitdruck der Pflegekräfte, starren Hierarchien und Abläufen im Krankenhaussystem, langer Abwesenheit mir bekannter Pflegender durch z.B. Teilzeitarbeit, Krankheit oder Urlaub. Durch diese hinderlichen Umstände fand ich es immer sehr schwer, wirkliches Vertrauen aufzubauen oder zu erhalten. Auch fand ich es sehr schwer, in diesen Zeiten, in denen es mir natürlich körperlich und seelisch ziemlich mies ging, Hoffnung und Zuversicht von relativ unvertrauten Pflegekräften überhaupt annehmen zu können, denn dies hängt für mich ganz stark mit den persönlichen Beziehungen zu diesen Personen zusammen. All dies führte dazu, dass ich mit aller Kraft dafür gekämpft habe, jegliche Behandlung nur noch ambulant in Anspruch zu nehmen.

würde und mir kein niedergelassener Arzt dabei helfen würde, leider. Ich habe aber den Kompromiss einer Stoßtherapie in der Praxis mit heimischem Aufenthalt gefunden.

Nach dieser Entscheidung war ich ziemlich allein damit, aber dann fand ich Mitstreiter in der Ambulanz einer großen Hamburger Klinik. Der leitende Arzt und die Pflegekräfte ermutigten ihre Patienten dazu, vollkommen selbstbestimmt medikamentöse Therapien in Anspruch zu nehmen, vorausgesetzt, man hatte eine mehrwöchige Schulung dazu in der Klinik in Anspruch genommen. Seitdem „hüte“ ich meine Cortisontabletten, mit denen ich eine hochdosierte Stoßtherapie selbstständig durchführen könnte. Ich könnte also täglich eine Tablette mit 1000 mg (!) Cortison über 5 Tage selbständig einnehmen. Dies habe ich aber noch nicht in Anspruch genommen, da ich dadurch völlig aus dem bestehenden Versorgungssystem herausfallen

Anne-Katrin Rathje, Sittensen

All dies hätte ich ohne meinen Glauben, mein Vertrauen an und in Gott wohl nicht bewältigt und deshalb würde ich gern ergänzend zu Ihrem Artikel Pflegekräfte ermutigen, mit den Patienten ins Gespräch zu kommen über das Vertrauen in Gott und darüber, wo dieses Vertrauen Risse bekommen hat. Vielleicht könnte man ja mithilfe einer Konkordanz oder in einem Gesprächskreis einmal darüber sprechen, welche Aussagen die Bibel zu „Vertrauen“ macht, z.B. heißt es in Psalm 18,31: „Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen“.

Hintergründe Zu CC 1 2011: Kontrovers

Danke für Ihre gute Zeitschrift, sie füllt eine Lücke. Weil die Traditionelle Chinesische Medizin auf der „Esoterikwelle“ nach Deutschland kam, ist es verständlich, dass Christen zunächst sehr skeptisch waren und dieses Thema kontrovers diskutiert wird. Deshalb finde ich es ganz wichtig, dass man zu diesem Thema gläubige Mediziner aus Asien, die die Methoden der TM und die Hintergründe besser als Westler kennen und einordnen können, zu Wort kommen lässt. Carola Keil


Hoffnung

KUNST

Zeichen der Hoffnung Eng zusammengedrängt, den Bildraum ausfüllend erscheinen Hiob und seine Frau auf der Außenseite eines Altarretabels (Aufsatzes). Hiob wird im Alten Testament als ein wohlhabender Mann beschrieben, der ein Vorbild an Rechtschaffenheit war, an Gott glaubte und sich vom Bösen fernhielt. Es wird erzählt, wie der Satan bei Gott anzweifelt, dass

Hiob sitzt eingesunken mit halbgeschlossenen Augenlidern und in der Haltung der Melancholie, mit aufgestütztem Arm, auf dem Stroh des Misthaufens. Herbeieilend und hochaufgereckt gießt seine kostbar gekleidete Frau Wasser aus einem Eimer über seinen Nacken. Wie die Freunde lässt sie ihn in der Krise nicht allein. Im Hintergrund erstreckt sich eine Berglandschaft mit einer

Albrecht Dürers „Hiob auf dem Mist“ Ebene und einer Feuersbrunst. In der Ebene scheint eine Figur mit ausgestreckten Armen vor Entsetzen zu fliehen. In der Erzählung melden Boten Hiob von der Vernichtung der Herden sowie der Hirten durch vom Himmel herabfallendes Feuer. Dürer visualisiert die Bedrängung und Einschränkung einer Lebenskrise und Krankheit durch die Einengung seiner Figuren vom Bildrand. Hiobs Körper ist groß im Vordergrund ganz dem Schmerz ausgeliefert. Von seinem Gesicht sieht der Betrachter nur eine Hälfte. Die Finger seiner Hand bedecken das Gesicht, er rauft sich mit dem kleinen Finger den angegrauten Bart.

Um 1505, Städelsches Kunstinstitut Frankfurt a. M.

Hiob trotz eines erlittenen Unglücks an Gott festhalten würde. So wird Hiob hart auf die Probe gestellt, bis hin zum Tod seiner Kinder. Heute wird statt Misthaufen Asche- oder Schutthaufen übersetzt. Denn Kranke lebten oft isoliert im Schutt vor den Städten.

Das Bild ist längs geteilt: Hinter Hiob züngelt das Feuer, das sein Hab und Gut zerstört hat und auch für seine brennenden Geschwüre steht. Gelblicher Qualm steigt hinter ihm zum Himmel, bis hin zu der dunklen Wolke. Der Hintergrund bildet den inneren Zustand der Figuren ab: bei Hiob die Hoffnungslosigkeit und die Schmerzen. Hinter seiner Frau ist die Luft noch klar. Sie versucht noch, aktiv das Übel zu bekämpfen. Sie scheint mit dem Eimer Wasser einerseits Hiobs brennende Geschwüre heilen, andererseits auch das Feuer im Hintergrund löschen zu wollen. Sie

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ist nicht von Resignation gepackt wie der Dulderheld Hiob. Außerdem gibt es zwei Zeitebenen in dem Bild. Der Hintergrund erzählt vom Leid Hiobs, das zu seiner gegenwärtigen Situation im Vordergrund geführt hat. Die Wolke symbolisiert den als bedrohlich erscheinenden, strafenden und allmächtigen Gott, den Hiob erfahren muss. Er steht über allem in dieser Dreieckskomposition der Figuren. Er schwebt aber auch über Hiob. Denn Gott verlässt Hiob nicht und Hiob hält trotz allem Leid an Gott fest. Gott antwortet auf Hiobs Fragen nach der Ursache seines Leidens. „Rufst du den Wolken Befehle zu, damit sie Regen auf dich strömen lassen? (38,34) Mit mir, dem Mächtigen, willst du dich streiten?“ (40,2). Hiobs Glück kehrt zurück, als er seine Überheblichkeit eingesteht: „Ich weiß jetzt, dass dir nichts unmöglich ist. In meinem Unverstand hab ich geredet von Dingen, die mein Denken übersteigen. Jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Ich schäme mich für alles, was ich sagte“ (42,2-6). Hiobs Leiden galt im Mittelalter als trostreiche Parabel, da Hiob später von allem Leiden befreit wurde und noch größeres Glück von Gott empfing. Die Erzählung von Hiob steht dafür, nicht Gott bei einer Lebenskrise oder schweren Krankheit überheblich anzuklagen: Warum ich? Warum muss ich leiden? Sondern sich von Gott begleiten zu lassen, in jedem Augenblick an ihm festzuhalten und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Gott wünscht sich, dass Menschen mit ihm im Gespräch bleiben, und wenn manchmal nur die (An-)Klage bleibt. Dann kann er Menschen begegnen. Sei es in Zeiten der Krise oder des Glücks. Nicola Bourdon M.A., Kaufungen


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HINTERGRUND

Krisenintervention aus christlicher Perspektive Menschen aus psychosozialen, seelsorglichen und gesundheitsbezogenen Berufen werden in ihrer Arbeit immer wieder mit Schicksalen und Ereignissen konfrontiert, welche Betroffene an den Rand ihrer Kräfte bringen: Der Partner, welcher eine Fremdbeziehung eingeht, die Nachricht der Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit oder der Tod eines nahe stehenden Menschen. Situationen, in denen Hoffnungen und Visionen in die Brüche gehen und als wertvoll Erachtetes verloren geht oder bedroht wird. In solchen Krisensituationen sind Begleiterinnen und Begleiter gefragt. Doch von welchem Gott soll man angesichts des vielen Leids – mit dem Betroffene in solchen Situationen konfrontiert werden – erzählen? Und wie sollen Begleiterinnen und Begleiter Menschen in Not und Bedrängnis beistehen, d.h. auf welches Konzept können sie zurückgreifen? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden. Die Fragmenthaftigkeit des Lebens: Kreuz und Auferstehung Jesu Christi – neutestamentliche Überlegungen Krisen, Leiden und Schmerzen gehören konstitutiv zum menschlichen Leben, es sind Grunddimensionen des menschlichen Lebens. Diese Erkenntnis zeigt sich im wohl zentralsten Geheimnis des Neuen Testamentes: der Kreuzigung und Auferstehung Jesu aus Nazareth. So wie Weihnachten vom unfertigen und hilfsbedürftigen Gott und Menschen erzählt, erzählt

Bella-K

Ostern vom zerbrochenen, gekreuzigten und zu neuem Leben erwachten Menschen. Erlösung und Auferstehung – so könnte man dieses Bild interpretieren – ist unmittelbar mit dem Schmerz und dem Leid verbunden. Und auch wenn christliche Krisenseelsorge auf die Vision von Befreiung, Hoffnung, respektive Auferstehung setzt und sie sich von ihr tragen lässt, so darf sie dabei nicht verschweigen, dass es Situationen gibt, in welchen man nichts mehr verändern oder „machen“, sondern nur noch hinnehmen kann. Solche Situationen sind oft weit weg von den Vorstellungen und Wünschen der betroffenen Menschen. Es ist Aufgabe der Seelsorge, sich dem damit verbundenen unausweichlichen Leid zu stellen, die vermeintliche Sinnlosigkeit auszuhalten und mit zu tragen. Christliche Begleiterinnen und Begleiter sind gefordert, in den dunklen Momenten des Lebens Beistand zu leisten und bedrängte Menschen nicht in ihrer Einsamkeit allein zu lassen. Sie sind aufgefordert, Kontakt zu suchen und nach Bedürfnissen zu fragen. Dass dies manchmal ein Kampf auf Leben und Tod sein kann, dass mitunter alle Beteiligten an ihre Grenzen stoßen, liegt auf der Hand. Doch eine christliche Begleitung angesichts von Krisen wird gleichzeitig von einer Vision getragen, sie kann neben dem unausweichlichen Leid auf eine Hoffnung setzen: die Hoffnung auf Erlösung und Auferstehung. Christliche Seelsorge glaubt, dass es neben dem Schmerz und dem Leid auch Momente der Auferstehung gibt und Er-Lösung erfahren werden kann. Schmerzen können abklingen und Leid bewältigt werden. Wie die Jünger in der Emmauserzählung in ihrer Krise durch das Mitsein und die Begegnung mit dem Auferstandenen wieder Kraft und Zuversicht finden, so können auch

bedrängte Menschen in unserer Zeit Trost und Beistand erfahren. Und sie können erleben, dass Gott sie durch den Tod hindurch trägt und bewahrt. Denn was immer Auferstehung gemäß dem Theologen Jürgen Zippert noch bedeuten mag, verweist sie auf die Möglichkeit eines Neubeginns, auf eine Hoffnung, welche auch aus tiefster Not und Leid erwachsen kann. Auferstehung erzählt davon, dass in jedem menschlichen Leid, jeder noch so großen Trauer oder Finsternis ein Lichtfunke sitzt und sei dies auch erst in einer anderen Wirklichkeit.

Es gehört ohne Zweifel zum christlichen Heilungsverständnis, Krankheiten und Leiden so weit wie irgendwie möglich zu überwinden oder zu lindern. Dies ist die Realisierung der Absicht Gottes, der ein „Freund des Lebens“ (Weisheit 11,26) ist. Insbesondere in Jesus von Nazareth, dem Heiland, ist diese Absicht deutlich geworden. Christliche Heilung darf jedoch nicht auf eine Wiederherstellung körperlicher oder seelischer Funktionsfähigkeit reduziert werden. Viel mehr bedeutet ein christliches Heilungsverständnis darüber hinaus: „Geheilt im christlichen Sinn ist nicht der, der seine körperliche Gesundheit wiedererlangt – so sehr dies in der Option christlichen Heilens liegt –, sondern wer die ‚Kraft zum Menschsein‘ aufbringt“, so der Theologe Jürgen Moltmann.

Das BELLA-Konzept In der Vergangenheit sind Kriseninterventionsmodelle entstanden, welche das Vorgehen einer Krisenintervention strukturieren. Die Mehrzahl der Konzepte basieren auf denselben Grundlagen und Schritten. Im Folgenden soll exemplarisch das Konzept des österreichischen Arztes und Psychothera-


Konzept peuten Gernot Sonneck dargestellt werden. „Bella“ nennt Sonneck sein Konzept, wobei jeweils ein Buchstabe für eine Maßnahme steht:

• Beziehung aufbauen Der Aufbau einer tragfähigen Beziehung gehört zum ersten Schritt jedes seelsorglichen Gespräches, denn die Beziehung ist Dreh- und Angelpunkt aller weiteren Schritte. Diese Beziehung sollte getragen sein von Echtheit, Wertschätzung und Empathie. Selbstverständlich hat sich die Begleiterin / der Begleiter bei Kontaktaufnahme vorzustellen und es gilt einen ruhigen und geschützten Ort für das Gespräch zu wählen. • Erfassen der Situation Was hat sich ereignet? Warum spitzt sich die Situation gerade jetzt zu? Welche subjektive Bedeutung misst der Betroffene dem Ereignis zu? Im zweiten Schritt des Bella-Konzeptes gilt es zuzuhören. Die Begleiterin / der Begleiter soll sich ein Bild der Krise verschaffen. Es gilt die Krise zu würdigen und sich vom Klienten und seinen Worten, Emotionen sowie Bildern leiten zu lassen. Gefühle dürfen Raum und Platz einnehmen. • Linderung von Symptomen Durch das Erzählen beginnen sich allenfalls die Ereignisse zu ordnen. Da das primäre Ziel der Krisenintervention in der Sicherung des Lebens des Gegenübers sowie desjenigen Dritter besteht, gilt es auf Suizid-respektive Fremdgefährdungsimpulse besonders aufmerksam hinzuhören. Allenfalls muss auch weitere Hilfe (z.B. Arzt) beigezogen werden. • Leute einbeziehen, die unterstützen Krisen finden nicht im luftleeren Raum statt. Meistens ist das soziale Umfeld des Betroffenen durch die Krise mit betroffen. Das soziale Stützsystem des bedrängten Menschen gilt es in

einer Krise zu aktivieren (z.B. in Form emotionaler, instrumenteller oder informeller Unterstützung). • Ansatz zur Problembewältigung finden Schließlich können erste Schritte in der Problembewältigung unternommen werden. Es gilt das Problem zu definieren und einzugrenzen, Bewältigungsressourcen festzustellen und zu mobilisieren, Widersprüche aufzudecken etc. Dies geschieht zumeist im Gespräch. Doch auch die Arbeit mit kreativen Mitteln (z.B. das Schreiben eines Krisentagebuchs) können Hilfen darstellen. Neben den erwähnten Strategien können auch religiöse Ressourcen eine wichtige Hilfe bei der Bewältigung der Krise darstellen. Entscheidend dürfte sein, dass die religiösen Ressourcen in die Beziehung zwischen krisengeschüttelten Menschen und der Begleitperson gut eingebettet sind und an das Wert- und Sinnsystem des Betroffenen anknüpfen. So vermögen biblische Texte zu trösten und stellen stellvertretend Worte zur Verfügung, in welchen die Ohnmacht und das Leid dem Gegenüber die Stimme verschlagen (z.B. Klagelieder, Hiob). Mit biblischen Geschichten kann ebenfalls kreativ gearbeitet werden, z.B. in Form fiktiver Briefe an eine biblische Gestalt. Das Modell soll helfen, dass Begleiterinnen und Begleiter zu verheißungsvollen Hoffnungsträgern in Zeiten der Not und des Leides werden – damit betroffene Menschen wieder Ruhe in ihrer Seele finden können (Matth 11,29) und Bedrängte nach schmerzhaften Erfahrungen wieder beginnen, kleine Auferstehungsschritte zu wagen.

Dr. Urs Winter-Pfändler (MA, MSc), Pastoralpsychologe, Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut (SPI), St. Gallen, www.spi-stgallen.ch

Verwendete und weiterführende Literatur

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Aguilera, D. C. (2000). Krisenintervention: Grundlagen – Methoden – Anwendung. Bern: Huber. Baumgartner, I. (1990). Pastoralpsychologie. Einführung in die Praxis heilender Seelsorge. Düsseldorf: Patmos. Dross, M. (2001). Krisenintervention. Göttingen: Hogrefe. Griffith, J. L. & Griffith, M. E. (2002). Encountering the sacred in psychotherapy: how to talk with people about their spiritual lives. New York: The Guilford Press. Karrer, L. (2000). Was die Seele nährt. Spiritualität im Prozess der Menschwerdung. In: Weber, F., Böhm, Th., Findl-Ludescher, A. & Findl, H. (Hrsg). Im Glauben Mensch werden: Impulse für eine Pastoral, die zur Welt kommt. Festschrift für Hermann Stenger zum 80. Geburtstag (S. 233-242). Münster: Lit Verlag. Kunz, S., Scheuermann, U., & Schürmann, I. (2004). Krisenintervention. Ein fallorientiertes Arbeitsbuch für Praxis und Weiterbildung. Weinheim: Juventa Verlag. Luther, H. (1992). Religion und Alltag. Bausteine zu einer praktischen Theologie des Subjekts. Stuttgart: Radius Verlag. Lyall, D. (1999). Pastoral counselling in a postmodern context. In: Lynch, G. (Ed.). Clinical counselling in pastoral settings (pp. 7-21). London: Routledge. Roberts, A. R. (2000). Crisis intervention handbook. Assessment, Treatment, and Research. New York: Oxford University Press. Rogers, C. R. (1998). Die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für Persönlichkeitsentwicklung durch Psychotherapie. In: Rogers, C. & Schmid, P.. Person-zentriert. Grundlagen von Theorie und Praxis (S. 165-184). Mainz: MatthiasGrünewald-Verlag. Sonneck, G. (1995) (Hrsg.). Krisenintervention und Suizidverhütung: ein Leitfaden für den Umgang mit Menschen in Krisen. Wien: FacultasUniversitätsverlag. Stein, C. (2009). Spannungsfelder der Krisenintervention. Ein Handbuch für die psychosoziale Praxis. Stuttgart: Kohlhammer. Stone, H. W. (1993). Crisis Counselling. Caring for People in Emotional Shock. Revised Edition. London: Augsburg Fortress. Zippert, Th. (2000). „Die Sinnfrage in Notfallsituationen – Existenzielle Fragestellungen in Krisen im Horizont von Spiritualität und Religion“. Vortrag auf der 3. Fachtagung Notfallseelsorge und Krisenintervention am 11.3.2000 in Weilburg. URL: http://www.notfallseelsorge.de/Materialien/ zeitung22.htm (Stand März 2011). Zippert, Th. (2001). Zur Theologie der Notfallseelsorge. In: Müller-Lang, J. (Hrsg.). Handbuch Notfallseelsorge (S. 25-56). Wien: Stumpf und Kossendey.


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HINTERGRUND

Wenn die Seele nicht mehr will… Erfahrungen aus dem Berufsalltag

Wenn die Seele nicht mehr will, gibt es grundsätzlich verschiedene Reaktionen in unserem Umgang damit: Entweder verleugnen wir unsere Gefühle, so dass es zum Stillstand oder gar zur Rückentwicklung unserer Reaktions- und Verhaltensweisen kommt. Wir „funktionieren“ dann einfach weiter wie bisher und meist gelingt dies leider auch noch über eine sehr lange Zeit ganz gut. Langsam verschwindet im Verlauf die Freude aus unserem Leben und es entwickeln sich psychische Störungen und Erkrankungen wie Ängste, Depressionen, vielleicht kommen auch zusätzliche körperliche Symptome hinzu (psychosomatische Erkrankungen). Oder: Wir nehmen unser „Nicht-mehr-können“ wahr, das bedeutet, die Regungen unserer Seele (Gefühle) ernst und wichtig zu nehmen, unsere Situation anzuerkennen (z.B. Kapitulation), als Voraussetzung dafür, dass wir etwas verändern können. Als Folge erkennen wir Möglichkeiten zu handeln, indem wir uns ggf. auch Hilfe von anderen suchen, und zu gesunden. Meist neigen wir Menschen eher zu der zuerst beschriebenen Reaktion, Unangenehmes erst einmal zu

verleugnen und zu verdrängen, wenn es uns stören will bzw. wir keine „Lösung“ dafür parat haben. Die Gefahren, die dabei entstehen, wenn wir unsere Gefühle ignorieren und somit vom Bewussten ins Unbewusste verdrängen, können enorm sein. Auch hier gibt es v.a. zwei weit verbreitete Verhaltensweisen: Entweder fliehen wir in die Sucht (Konsum von legalen und illegalen Suchtmitteln, Tabletten, Aktivität, Arbeit) mit evtl. Entwicklung einer Abhängigkeit. Oder es kommt zur Entwicklung von Ärger und Aggressivität als eigentlich sehr gesunde Reaktion und Antriebsenergie für Veränderungen jeglicher Art. Die Gefahr hierbei besteht im ungesunden Richten der Aggressivität nach außen oder nach innen (sozialer Rückzug, Depression) mit der Entstehung neuer Probleme…

Entstehung und Behandlung von Depressionen Depressive Verstimmungen kennt jeder gesunde Mensch. Von einer Depression als Krankheit spricht man erst, wenn diese Stimmung über einen ungewöhnlich langen Zeitraum und mit einer großen Stärke auftritt. Depressionen …überfallen uns Menschen nicht überfallsartig wie z.B. Räuber, die uns auf der Straße von hinten plötzlich mit einem Messer

verletzen wollen, sondern brauchen viele Jahre Vor-Arbeit, bis sie sich bemerkbar machen. Depressionen …sind das Ergebnis eines jahrelang unausgeglichenen Kontostands zwischen dem „Geben“- und dem „Nehmen“-Konto, z.B. in Beziehungen, aber auch im Beruf oder ande-

5 Säulen der Behandlung einer psychischen Erkrankung / Depression: • Einzel- und Gruppengespräche (Psychotherapie, Seelsorge) • Evtl. unterstützende Medikamente: Antidepressiva (machen nicht abhängig), möglichst keine Sedativa und Hypnotika über längere Zeit (Beruhigungs- und Schlafmittel nur kurz, können schnell abhängig machen) • Soziales Netz stärken oder aufbauen (Familie, Freunde, Kollegen, Freizeitbekannte) • Bewegung und Sport: wirken antidepressiv (antidepressive Hormone werden ausgeschüttet) • Beschäftigung und Arbeit: sinnstiftend, selbstwertsteigernd (cave: es gibt auch Arbeit, die krank macht und aufgegeben oder verlassen werden muss!)


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ren Lebensbezügen. Depressionen …sind wie ein ungebetener Gast, den wir durch unser Leben, Reagieren, Denken, Reden und Handeln immer wieder in unsere „Lebenswohnung“ einladen. Ein möglicher Behandlungsansatz ergibt sich beim Nachdenken über die Frage: Wie können wir es diesem Gast möglichst so unbequem bei uns machen, dass er sich nicht mehr wohl bei uns fühlt, nicht mehr zu seinem Ziel, uns unsere Lust zum Leben zu nehmen, kommt und uns schlussendlich verlässt? Depressionen …erfordern einen längeren seelsorgerischen und oft auch psychotherapeutischen Prozess, da die Entstehungszeit meist einen Zeitraum von mehreren Jahren und Jahrzehnten umfasst. Und zuletzt eine wichtige entlastende Nachricht für jeden, der durch eine Depression geht: Wir dürfen depressiv sein. Und: Depressionen …sind wie fast jede psychische Erkrankung gut behandelbar und haben ein Ende.

Suizidalität gehört leider dazu Eine Suizidalität wird zwar oft lange vorbereitet (s.o.), entsteht aber meist als Folge und auf Anlass einer akuten Krise hin, z.B. Verlust eines nahestehenden Menschen, Veränderungen am Arbeitsplatz, Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung o.ä.. Ein Mensch, der akut suizidal ist, braucht dringend einen Menschen, der diese Entwicklung wahr- und ernst nimmt und auch professionelle Hilfe einschaltet. Er oder sie braucht akute Hilfe und Abschätzung von akuter Eigengefährdung und Absprachefähigkeit (Unterbringung nach PsychKG? Suzidvertrag ausreichend?). Suizidalität ist ebenfalls gut behandelbar, auch wenn die Suizidrate nach konkreter Ankündigung hoch ist. Zusammenfassend kann man eine Depression durchaus als eine „gesunde“ Reaktion unserer Seele

betrachten auf ungesunde, vielleicht schon in der Kindheit erlernte Denkund Verhaltensmuster. So, als ob wir irgendwann unbewusst einen „unbequemen Hausgast“ in unser Leben hinein gelassen haben, an den wir uns gewöhnt haben. Im Laufe einer Therapie gilt es darum herauszufinden, wodurch wir diesen Gast immer wieder einladen, sein Unwesen weiter zu treiben: Was hilft ihm, Einlass zu bekommen, wann fühlt er sich wohl? Was stärkt ihn, uns das Leben zu „vermiesen“? Wie tut er das? Und umgekehrt: Wie kann ich mich anders verhalten, dass es ihm ungemütlich wird, er nicht mehr bei mir „landen“ kann und mich endlich entmutigt verlässt?

Gesundheits- und Krankenpfleger/-in /Altenpfleger/-in (Teilzeit)

Diakoniestation Aufgaben: Grund- und Behandlungspflege in der ambulanten Pflege. Anforderungen: Abgeschlossene dreijährige Ausbildung zum/zur Gesundheitsund Krankenpfleger/-in oder abgeschlossene dreijährige Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in Berufserfahrung von Vorteil, jedoch nicht zwingend erforderlich.

Arbeitsort: Baden-Württemberg, ab sofort

Examinierte/-r Kranken- und Gesundheitspfleger/-in/Krankenschwester/-pfleger (Voll- und Teilzeit)

Ambulanter Pflegedienst Aufgaben: Zur Ergänzung des ambulanten Pflegeteams und darüber hinaus suchen wir eine/-n Examinierte/-n Kranken- und Gesundheitspfleger/in bzw. examinierte/-n Krankenschwester/-pfleger. Anforderungen: Eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus und der Wunsch, speziell mit HIVPatienten zu arbeiten.

Arbeitsort: Hessen, ab 01.07.2011

Psychologische/-r Psychotherapeut/-in

Schmerztherapeutische Einrichtung Aufgaben: Psychologische Schmerztherapie (Einzel- und Gruppentherapie) für stationäre Patienten mit chronischen Schmerzzuständen (multimodale Schmerztherapie), Durchführung eines Gruppentrainings in PMR, Psychodiagnostik und Dokumentation. Voraussetzungen: eine abgeschlossene Weiterbildung in Verhaltenstherapie, Erfahrung in der psychotherapeutischen Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten u./od. Psychiatrieerfahrung, Fähigkeit und Bereitschaft zur Teamarbeit und zur Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen, Teilnahme an Schmerzkonferenzen.

Arbeitsort: Niedersachsen, ab sofort

Verlaufen Depressionen bei Christen anders? Können und dürfen wir Christen überhaupt an Depressionen erkranken? Je nach Gottesbild und Glaubensstil scheint bei einer großen Anzahl von Christen ein ungeschriebenes und in der Bibel nicht zu findendes Gesetz zu gelten: „Ein Christ ist immer glücklich, fröhlich und steckt andere mit seiner Hoffnung an.“ Traurigkeit, Aggressionen und gar Depressionen als diagnostizierte und behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen scheinen demnach mit gelebtem Christsein fast unvereinbar, vor einer „weltlichen“ Psychotherapie wird manchmal sogar als glaubensfeindlich und antichristlich gewarnt. Hilfen über Gebet und Seelsorge sollen ausreichen, „sonst ist der Kranke wohl glaubensschwach oder gilt gar als ungehorsam…“. Halten wir es bei anderen Lebensproblemen und Erkrankungen genau so, z.B. wenn unser Auto oder die Waschmaschine defekt ist oder wir durch einen Autounfall schwere körperliche Verletzungen erleiden? Gebet und Seelsorge sind wichtige Elemente und Hilfen unseres christlichen Glaubens, aber nicht immer sind sie allein ausreichend. >>

Lehrkraft für Gesundheitswissenschaft/Pflegemanagement (m/w)

Berufsbildende Schule Aufgaben: Unterricht im Fach Gesundheit und Pflege entsprechend den Curriculumvorgaben fachpraktische Übungen und Begleitung in den verschiedenen Praktika. Anforderungen: Lehramt für Berufskollegs oder Sekundarstufe II oder Universitätsabschluss (Diplom / Master) in Gesundheitswissenschaften/Pflege(management) oder Medizin. Gerne auch Seiteneinsteiger/in Dipl. mit Universitätsabschluss (ggf. auch FH).

Arbeitsort: Nordrhein-Westfalen, ab 2.9.2011

Facharzt/-ärztin für Allgemeinmedizin/Arzt/Ärztin in Weiterbildung

Praxis für Allgemeinmedizin Aufgaben: Hausärztliche Grundversorgung (Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen, sowohl internistisch, als auch chirurgisch, pädiatrisch, dermatologisch und neurologisch/psychiatrisch), Hausbesuche, Betreuung von Heimbewohnern. Anforderungen: Fachliche Qualifikation, Teamfähigkeit, Flexibilität.

Arbeitsort: Sachsen, ab sofort

Ergotherapeut/-in

Fachklinik für Abhängigkeitskranke Aufgaben: Leitung Arbeitstherapie, Planung und Durchführung von klientbezogenen Maßnahmen unter Anwendung aktueller Therapiemethoden, Einführung des Profilvergleichsverfahrens MELBA, Weiterentwicklung des Aufgabenbereiches der beruflich orientierten Rehabilitation, Planung von Projekten. Anforderungen: Leitungserfahrung in der Rehabilitation von Abhängigkeitskranken, praktische und handwerkliche Begabung, Arbeiten mit MELBA, Führerschein.

Arbeitsort: Schleswig-Holstein, ab 1.4.2011

Facharzt/-ärztin einer klinischen Fachrichtung (nicht Bedingung)

Krankenhaus Aufgaben: nach intensiver Einarbeitung Leiter/-in einer geriatrischen Station (Station werden derzeit durch zwei Ärzte geführt). Anforderungen: Interesse am Fachgebiet Geriatrie, Patientenorientierung, Souveränität und Aufgeschlossenheit, Interesse an interdisziplinärer, integrativer und teamorientierter Arbeit, Mitarbeit in Projekten zur Weiterentwicklung der Einrichtung, Identifikation mit den Zielsetzungen eines katholischen Krankenhauses.

Arbeitsort: Thüringen, ab sofort Nähere Informationen zu den Stellen sowie weitere Angebote erhalten Sie bei:

Fax -26 Fon (05 61) 9 38 75-12 info@cps-online.org


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depressive K

HINTERGRUND

Suizidvertrag

Ich, (Name), verspreche hiermit, dass ich mich (bis zum…) nicht umbringe. Wenn der Drang zum Selbstmord zu groß wird, melde ich mich bei (Name) persönlich per Telefon oder Angesicht, bevor ich konkrete Vorbereitungen treffe und Handlungen tätige – Sprechen auf Anrufbeantworter oder Mailbox sowie Email gelten hierfür nicht. Ort, Datum 2 Unterschriften (Ratsuchender/Patient und Helfer)

(Einen hilfreichen Artikel hierzu, in dem eine Pastorenfrau ihre Erfahrungen mit einer „weltlichen Psychotherapie“ beschreibt, finden Sie in P&S 1 2011, der Zeitschrift der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge.)

Beispiele Frau A. ist Lehrerin und kommt mit der Diagnose eines Burnout. Sie ist seelisch erschöpft, körperlich am Boden und leidet an psychosomatischen Symptomen. Ihr Selbstbild liegt danieder, sie beschreibt sich als „kaputt“, sie fühlt sich minderwertig, als Versager. Ihr Freundeskreis ist stark reduziert, existiert quasi nicht mehr, eine sinnvolle Freizeitgestaltung scheint nicht mehr möglich: „Meine Arbeit hat alles andere aufgefressen“. Frau A.´s Identität lag bisher in ihrer beruflichen Leistung, im Erfolg, in der Arbeit, sie hat sich „über alle Maßen“ engagiert, ganz mit ihr identifiziert. Die „Schuld“ an der jetzigen Situation wird abgewälzt auf das System, das ja auch mit zur jetzigen verzweifelten Situation beigetragen hat. Was hat Frau A. geholfen? Eine multiplurale Therapie mit dem vorrangigen Ziel ihrer Erho-

lung: eine Kur, Unterstützung durch Antidepressiva, eine ambulante Psychotherapie. Frau A. gelang es, ehrlich zu werden, mit dem Verleugnen aufzuhören. Dafür musste sie ganz neu sich selbst wahrnehmen lernen (Körper, Gefühle). „Alles darf sein, ich darf so sein, wie ich mich gerade fühle.“ Weitere Hilfen waren die genaue Betrachtung und kleine schrittweise Veränderungen in ihrer Freizeitgestaltung (Hobbys, Bewegung & Sport, Genießen lernen). Ein wichtiges Ziel war für sie, mit der Selbstüberforderung aufzuhören, sich von zu hohen Ansprüchen an sich und andere zu verabschieden. Frau A. musste bisherige Ziele korrigieren und anpassen, sie konnte im Verlauf in allen Bereichen neue, für sie auch erreichbare und attraktive, lockende Ziele formulieren, eins nach dem anderen („Step by Step“), und kleine sichere Erfolge planen.

Herr B. kommt in einer depressiven Krise aufgrund von Trennung und Ehescheidung, seine Frau habe ihn wegen eines neuen Partners verlassen, ihre Kinder sind hin- und hergerissen, leben zeitweise bei ihm und zeitweise bei ihr. Herrn B. sind die Enttäuschung („Das ist ungerecht, habe ich nicht verdient“) und eine große Wut („Den bringe ich um“, seltsamerweise sagt er nicht: „Ich bringe sie um“) sofort anzusehen in seinem Auftreten, seiner erregten Stimme und seinen körperlichen Gesten. Herr B. berichtet in den Gesprächen immer wieder von seinen finanziellen Existenzängsten durch die Streitigkeiten um den Unterhalt über Rechtsanwalt und Gericht. Herr B. erkennt mit Schrecken den Verlust seiner gesamten bisherigen Lebensinhalte und seines Lebenssinns, seine Identität muss neu von ihm gefunden werden. Seine bisherigen Ziele liegen in Scherben, er wird immer depressiver, sieht sich als gescheitert, es „hat alles keinen Sinn

mehr“. In den Gesprächen, die sich über Monate hinziehen, beginnt Herr B. eine Art Trauerarbeit, er schafft es, Gefühle wahrzunehmen, Bedürfnisse zu verbalisieren, auch eigene Anteile (Schuld) zu sehen, sich von seinem bisherigen Leben mit den alten Zielen und teilweise auch für ihn hinderlichen Einstellungen zu verabschieden. Herr B. erkennt und ergreift die Krise als eine neue Chance für seine Zukunft. Herr B. ist nach 5 Jahren neu verliebt und voller Zuversicht – ab und zu kommt er zu Gesprächen über den Sinn des Lebens und hält Rückschau… neben dem Stolz und der Freude über das Überwinden (und Überleben) der Krise von damals ist er nicht mehr so selbstsicher, dass er alles richtig mache und gemacht habe, neues Vertrauen wächst.

Frau C. ist eine junge Erwachsene, die nach einer schwierigen Kindheit und Jugend nun am Übergang von Schule in Ausbildung/Studium/Beruf an einer Art Perspektivlosigkeit und an übergroßen Zukunftsängsten zu scheitern droht. Sie habe Angst, etwas falsch zu machen oder sich falsch zu entscheiden. Frau C. berichtet von vielen Streits in ihrer Familie, zwischen den Eltern sei es teils auch zu Gewalthandlungen gekommen. Trennungen zwischen den Eltern und mehrfache Wechsel ihrer Bezugspersonen seien aufgetreten. Sie scheint in sensiblen Lebensphasen (z.B. Pubertät) keine haltgebende Umgebung erfahren zu haben, die Eltern seien zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Auf der anderen Seite scheint Frau C. bis jetzt eher überversorgt und auch verwöhnt worden zu sein, nun nach Vollendung des 18. Lebensjahrs ist sie auf einmal erwachsen und für alles selbst verantwortlich. Sie hat nicht gelernt, für sich selbst zu sorgen, auch keine praktischen Grund-Lebensfertigkeiten (Life Skills) erlernt (Umgang mit


Krise

Geld, mit Beziehungen/Konflikten, Kochen, Putzen, Waschen etc.), so dass sie die eigene Lebensführung mit fehlenden Zielen im beruflichen und privaten Bereich überfordert und massiv ängstigt. In dieser sehr frühen, schwer depressiven und auch akut suizidalen Lebenskrise ist das Wichtigste in den Gesprächen der Beziehungsaufbau, das „Ernst-nehmen“ und Zuhören. Wichtig ist es, die Suizidankündigung ernst zunehmen und in einer Art „Suizidvertrag“ schriftlich konkrete Absprachen mit Frau C. zu vereinbaren. In der Therapie werden Themen und Fragen wie z.B. „Wer bin ich, wo komme ich her, wo will ich hin?“, „An welcher Stelle habe ich das ‚Ja zum Leben‘ verloren?“, „Wer hat mich wann und wodurch verletzt?“ bearbeitet. Da Frau C. bereits seit längerem depressiv ist und sich innerlich zurück gezogen hat, sozusagen „verstummt“ ist, gelingt es ihr nur ganz schwer und langsam, wieder Zugang zu ihren eigenen Gefühlen zu bekommen. Sie kann klären, „wer aus ihrem Umfeld ihrer Ansicht nach Schuld an ihrem Seelenzustand hat und wie sie damit umgehen will“. Besonders schwer ist es für Frau C., neue Ziele konkret zu formulieren, um auch kleine Veränderungen objektiv messen zu können. Frau C. ist noch auf einem langen Weg, aber erste Schritte sind gegangen, sie kann wieder einen Weg erkennen, der nicht mit Suizid endet, sondern offen vor ihr liegt.

DOKUMENTATION

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Maßstab für das humane Gesicht unserer Gesellschaft Unsere Gesellschaft sieht sich zahlreichen Herausforderungen für die Zukunft der Pflege im Alter gegenüber. Die höhere Lebenserwartung der Menschen ist in erster Linie ein Gewinn. Aber mit zunehmendem Alter wachsen oftmals die persönlichen Einschränkungen. Das Bild unserer Gesellschaft wird in den kommenden Jahren immer mehr von älteren Menschen geprägt sein, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe sind nicht nur die politisch Verantwortlichen, die Träger von Pflegeeinrichtungen und die Pflegenden selbst gefordert. Jede und jeder steht vor der Frage, wie eine solche Lebenslage bewältigt werden kann. Pflege geht uns alle an! Die Wertschätzung pflegebedürftiger Menschen drückt sich nicht nur in Geld aus. Aber ohne den Einsatz von zusätzlichen Geldmitteln können gute und angemessene Lebensverhältnisse im Alter nicht erhalten werden. Eine quantitativ wachsende ältere Generation wird unabdingbar mehr Mitteleinsatz benötigen. Die Sorge um die ältere Generation ist auch ein Maßstab für das humane Gesicht unserer Gesellschaft. Wir sind den alten Menschen zu Respekt, Dankbarkeit und Solidarität verpflichtet. Für die Zukunft der Pflege möchten wir als Eckpunkte festhalten: 1. Der demographische Wandel ist Herausforderung und zugleich Chance für neue Altersbilder und für eine konstruktive Veränderung unserer Gesellschaft. 2. Es ist wichtig, Krankheit, Leiden und Sterben als Teil des Lebens und nicht als Scheitern aller Bemühungen um den Kranken und Pflegebedürftigen zu begreifen. 3. In Gleichheit vor Gott hat jeder Mensch in allen Lebensphasen – auch bei Pflegebedürftigkeit – ungeachtet seiner gesellschaftlichen Stellung und Verdienste den gleichen Achtungsanspruch. Jedes menschliche Leben ist ein Geschenk Gottes. 4. Der Staat hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alte Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit möglichst selbstbestimmt und selbstständig leben können. Dazu gehören Strukturentwicklungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie sozialrechtliche Weiterentwicklungen, insbesondere des Gesetzes zur Sozialen Pflegeversicherung. 5. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff sollte zügig gesetzlich verankert und in die Praxis umgesetzt werden. 6. Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Bund, Land, Kommunen und den Sozialversicherungssystemen, aber auch jedes Einzelnen, dem Eintritt von Pflegebedürftigkeit vorzubeugen. 7. Zur Achtung der Würde im Alter ist es notwendig, dass auch in Pflegeheimen alles getan wird, um die Privatsphäre und die Intimität des Einzelnen zu wahren. Dazu gehört nach Möglichkeit auch die Unterbringung in einem Einzelzimmer. 8. Der Ausbau der Pflegedienste und neuer Formen der Betreuung gehört zu den vordringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben. Gleichzeitig müssen soziale Netzwerke von der Familie über Nachbarschaftshilfen bis zu Selbsthilfegruppen in ihrem Engagement für die Pflege gestärkt und unterstützt werden. 9. Die Einbeziehung von Seelsorge ist eine Hilfe und Bereicherung für eine gelingende Pflege.

Bettina Gundlach, Ärztin im Sozial-

10. Alle Menschen haben das unverfügbare Recht auf ein menschenwürdiges Sterben, ohne alleingelassen zu werden und vermeidbare Schmerzen zu erleiden.

psychiatrischen Dienst, Aumühle, Mitglied im Vorstand von Christen im Gesundheitswesen

Auszug aus Die Zukunft der Pflege im Alter, Ein Beitrag der katholischen Kirche, 2011 hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. – Bonn 2011. – 43 S. – (Die deutschen Bischöfe; 92), im Internet unter: www.dbk.de


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HINTERGRUND

Wenn Ärzte für ihre Patienten beten und die herzliche Atmosphäre der Patientengottesdiente gut.“ Der Pastor einer der gastgebenden Gemeinden, Gerhard Bothe, bestätigt das: „Ich bin sicher, dass viele Menschen aus diesen besonderen Gottesdiensten gestärkt herausgehen und neue, wichtige Impulse für ihren eigenen Glaubensweg mitnehmen.“ Patientengottesdienste

In Hamburg ist es für Kranke kein Widerspruch, entweder zu beten oder zum Arzt zu gehen. Sie können mit ihrem Arzt beten. Die Patientengottesdienste, die seit 2005 in der Hansestadt angeboten werden, sind beliebt. Die Zahl der Gottesdienstbesucher steigt und das Beispiel könnte Schule machen. Entwickelt wurde das Konzept der Patientengottesdienste von Medizinern, die ihren Patienten Hoffnung schenken wollten. Gerade chronisch Kranken und Menschen, deren Krankheit weitreichend psychosoziale Folgen hat, sollte ein Angebot gemacht werden. Aber nicht nur die Kranken sind eingeladen. Der Gottesdienst ist auch für Mediziner und Therapeuten, Pflegende und Angehörige eine Chance, aufzuatmen. Wer im Gottesdienst um Segen bittet, der macht sich bewusst: Es kommt im Letzten nicht auf meine Fähigkeiten und Möglichkeiten an, sondern auf Gottes Eingreifen. Die Ärzte um den Urologen Dr. Volker Brandes haben sich in der Nach-

barschaft ihrer Praxen umgesehen und Kontakte zu den Kirchengemeinden geknüpft. Katholische, lutherische und freikirchliche Gemeinden sind seitdem abwechselnd Gastgeber und Mitveranstalter. Ihre Geistlichen sind aktiv beteiligt. Die Ärzte gestalten den Rahmen, machen selbst Musik, berichten aus ihrem eigenen geistlichen Leben und sie ermutigen die Anwesenden, von Gott Hilfe zu erwarten. Zu jedem Gottesdienst gehören auch Berichte von Patienten, die im Gebet Gutes erfahren haben, die geheilt wurden oder die inzwischen besser mit ihren gesundheitlichen Einschränkungen umgehen können. Brandes, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Rüdiger Preuße schon vorher Patientenseminare in den Praxisräumen durchgeführt hatte: „Kirchennahe und kirchenferne Patienten werden durch diese Gottesdienste gleichermaßen angesprochen. Bei einigen Patienten ist der Glaube der Kindheit verschüttet worden und bricht in der Krise ihres Lebens wieder hervor, bei anderen werden Glaubensfragen erstmalig jetzt im Alter relevant, wieder anderen tut das Segensgebet

Im Gottesdienst erleben die Patienten ihren behandelnden Arzt in einer anderen Rolle. Auch er ist auf Hilfe angewiesen. Wenn der Arzt für jemanden betet, dann tritt er nicht als Schamane auf, der besondere Fähigkeiten hat, schon gar nicht als „Halbgott in Weiß“, sondern als Bruder. Auf einer Ebene mit dem Hilfesuchenden. Dr. Johannes Imdahl, der in einem Gottesdienst zu den Segnenden gehörte, berichtet „von der Gewissheit, dass ich nicht anders dastand als jeder von den Anwesenden: vor Gott und damit von ihm geliebt und gehalten.“ Der Facharzt für Allgemeinmedizin in Glinde meint: „Ich verstand da erst richtig, dass Segnen auch den SegenVermittelnden reicher macht.“ Die Patienten, die in den Gottesdiensten Hilfe suchen, machen gute Erfahrungen. So Walter Dümmel, der erklärt: „Wenn auch mein Körper nicht vollständig geheilt wurde, so wurde doch meine Seele heil. Das gab mir Kraft und somit kann ich heute mit meinen Krankheiten leben und anderen Menschen helfen, schwere Krankheiten besser zu bewältigen.“ Während

Mehr wissen? Die Zitate sind der Broschüre „Patientengottesdienste in Hamburg“ entnommen, herausgegeben von Volker Brandes. Die 2010 erschienene Broschüre mit 72 Seiten ist über die Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen, Bergstraße 25, D-21521 Aumühle, info@cig-online.de, zu beziehen.


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die einen besser mit ihrer Krankheit zu leben lernen, hat die 58-jährige Wera Krause, die über Jahrzehnte an unerklärlichen starken Unterleibschmerzen litt, anderes erlebt: „Schon während der Segnung spürte ich eine große Erleichterung, in der Hinsicht überhaupt den Mut gefasst zu haben, zur Segnung nach vorne zu gehen. Es war eine wunderbare Gebetserfahrung, sie war voller Ruhe. Gestärkt und erfüllt ging ich an diesem Abend nach Hause. Am nächsten Morgen wachte ich auf und spürte sofort eine wohlige, angenehme Wärme. Ich stellte voller Freude und Dankbarkeit fest, dass die Schmerzen, die mich jahrelang gequält hatten, verschwunden waren. Nun ist schon ein Jahr vergangen. Die Schmerzen sind nicht wiedergekommen.“ Die Patientengottesdienste in Hamburg werden von Christen im Gesundheitswesen organisiert, deren Vorsitzender, Dr. Georg Schiffner, selbst zu den veranstaltenden Ärzten gehört. Er ordnet die Gottesdienste in ein umfassendes Angebot ein, das aus der Christlichen Heilkunde erwachsen ist: „Heilung geht über Linderung und Behebung von Krankheitssymptonen hinaus um das Hineinfinden des Menschen in die Lebensentfaltung in allen menschlichen Beziehungsebenen – zu den Mitmenschen, zu sich selbst, zur Umwelt und zu Gott. Es geht darum“, so der evangelische Oberarzt in einem katholischen Krankenhaus, „dem von Gott ursprünglich gemeinten Menschsein nahe zu kommen, in ein erfülltes Leben in der Fürsorge Gottes hineinzufinden.“

Frank Fornaçon (53), Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kassel-West und Redakteur von ChrisCare

Das Rosenkranzgebet – Beruhigende Wirkung bei demenziell erkrankten Menschen Wer nimmt sich heutzutage noch Zeit für ein komplettes Rosenkranzgebet? Eine halbe Stunde aus dem Alltag abzweigen für dieses doch scheinbar veraltete Ritual scheint kaum denkbar. In einem Seniorenheim im Kreis Steinfurt wird täglich um 17 Uhr eine Rosenkranzandacht angeboten. Und auch verschiedene Bewohner der Demenzstation werden persönlich dazu eingeladen und zur hauseigenen Kapelle begleitet. Drei mit Alzheimer lebende Damen, deren Tagesablauf durch große innere Unruhe und ständiges Lauf- und Sprechbedürfnis gekennzeichnet ist, betreten als letztes die Kapelle. Nachdem sie ihren Platz eingenommen haben, beginnt eine Ordensschwester die Andacht mit dem Kreuzzeichen und spricht dann das Glaubensbekenntnis. Dieses Bekenntnis unseres Glaubens an Gott wird von zwei Frauen im fortgeschrittenen Zustand der Demenz voll tönend mitgesprochen. Eine tiefe Wahrheit und innere Kraft wird erlebbar. Nach der weiteren Einleitung aus dem „Vater unser“ und den folgenden drei „Gegrüßest seist Du Maria“ werden an diesem Dienstag die schmerzhaften Geheimnisse des Rosenkranzes gebetet. Bereits nach wenigen Zeilen hat sich die Klangqualität geändert. Aus den kraftvollen deutlichen Worten des Glaubensbekenntnisses und „Vater unsers“ wechselt die Stimme in ein Gleichmaß. Als Kind habe ich dies als „Geleier“ abgetan. Hier aber erlebe ich eine ganz besondere Entfaltung und tiefe Bedeutung. Diese drei Frauen, die normalerweise selbst beim Essen nichts auf ihren Stühlen hält, sitzen total gelassen. Zwei von ihnen sprechen mal deutlicher, mal laut und mal leise mit. Selbst Frau B., die Dame aus Sibirien mit dem noch fast schwarzen Haar, die in den letzten Monaten den Zugang zur deutschen Sprache

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vollständig verloren hat, sitzt während des kompletten Rosenkranzgebetes ganz ruhig - allerdings ohne mitzusprechen. Wie mag es für sie, die jetzt nur noch russisch versteht, sein, dieses Rosenkranzgebet zu hören? Es scheint jenseits des gesprochenen Wortes eine Energie frei gesetzt zu werden, die unbewusste Anteile des Menschen anspricht. Hier wird erlebbar, dass das meditierende Beten des Rosenkranzes tatsächlich ein Ruhigwerden, Innehalten und Stillwerden mit sich bringt. Die Not des Herzens erfährt Linderung. Die monotonen Wiederholungen beschäftigen den aktiven Teil des Gehirns und scheinen die unruhigen, nicht mehr greifbaren Alltagsgedanken zu überdecken. Auch wenn die intellektuellen Fähigkeiten ein verstandesmäßiges Ergreifen der Inhalte nicht mehr ermöglichen, so scheinen Aussage und Sinn tief im Herzen verstanden zu werden. Die alltägliche Wirrnis der Gefühle aus Angst, Unruhe und Not scheint in dieser kurzen Gebetszeitspanne durch heilsame Gefühle ersetzt zu sein. Ruhe, Gelassenheit, Freude, Liebe und Versöhnung spiegeln sich auf den Gesichtern dieser Frauen wider. Die Not des Herzens erfährt Linderung. Die Bedeutung von Ritualen für Menschen mit Demenz wird in dieser kleinen Kapelle erlebbar. Dieses zunächst so monoton erscheinende Rosenkranzgebet entfaltet eine wundersame energetische Wirkung im Raum. Wiederholung gibt Sicherheit; auch wenn das Bewusstsein die Inhalte nicht mehr erkennend ergreifen kann, so scheint eine besondere innewohnende Kraft der Geheimnisse und Glaubenswahrheiten des Rosenkranzgebetes die demenziell betroffenen Menschen zu ergreifen. Und nicht nur diese. Wie wäre es mit einer kleinen meditativen Insel im Alltag? Die nächste Rosenkranzandacht wird von mir als persönliche Einladung verstanden. Eine knappe halbe Stunde, die mir die Möglichkeit bietet, zu tiefer Ruhe und Gelassenheit zu finden. Dorothea Wolf-Stiegemeyer


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Christliches Menschenbild und ethische Fragen in Medizin und Pflege Pflege als Beziehungsarbeit Folgt man der Definition „Pflege ist Kopfarbeit, Handwerk und Beziehungsarbeit“, dann reichen Fachwissen und Fachkönnen für sich allein genommen also nicht aus, um Pflege als Beruf ausüben zu können. Der Patient wird die ihm angebotene Pflege nicht einfach passiv hinnehmen, sondern darauf individuell reagieren. Diese Reaktionen wiederum rufen Reaktionen der Pflegeperson hervor. Es entsteht eine Beziehung. Und diese Beziehung zwischen Schwester beziehungsweise Pfleger und Patient kann durch unterschiedliche Aspekte gekennzeichnet sein, von denen ich im Folgenden lediglich fünf herausarbeite, es gibt sicherlich noch mehrere, und aus ethischer Perspektive reflektiere.

1. Aspekt: Routiniert, aber keine Routine Der erste Aspekt, der in der Beziehung zwischen Pflegenden und Kranken eine wichtige Rolle spielt, ist das personale Engagement der Krankenschwester beziehungsweise des Krankenpflegers. Ursprünglich meint Routine „durch Übung erlangte Fertigkeit oder Gewandtheit“. Dementsprechend ist ein „Routinier“ ein in seinem Fach geübter Mensch. In der Umgangssprache hat das Wort aber auch einen negativen Beigeschmack, besonders im Zusammenhang mit sozialen Berufen: Routiniert etwas tun kann hier bedeuten, es geschäftsmäßig, ohne innere Beteiligung tun. Für den Kranken ist es wichtig zu erfahren, wie gekonnt er von der Schwester oder dem Pfleger betreut wird. Das gibt ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Allerdings darf die Routine nicht routinemäßig verlau-

fen. Gemeint ist mit diesem Wortspiel, dass die beste Fertigkeit und Gewandtheit im Beruf ohne die innere Beteiligung, menschliche Aufmerksamkeit und Zuwendung nichts nützt. Was gefordert ist, ist die Haltung des Engagements; es ist das personale Element in der Pflege, bei der der Helfende als ganzer Mensch aufgerufen und sich zur Hilfe verpflichtet weiß. Der Pflegende geht mit dem Kranken ein Stück seines Weges, wobei er den Kranken nicht als Objekt seiner Tätigkeit, sondern als eigenständiges Subjekt, als menschliches Gegenüber, in gewissem Sinn als Partner ansieht. Die Haltung des Engagements kann jedoch keine volle Identifizierung mit dem Geschick des kranken Menschen bedeuten, sondern nur eine partielle. Eine volle Identifikation ist in dieser Beziehung aus verschiedenen Gründen nicht möglich. So kann beispielsweise ein Helfer nicht mehr helfen, wenn er mit dem, der Hilfe braucht, in einem Meer des Leids und der Traurigkeit versinkt. Personales Engagement für den Kranken heißt also nicht in jedem Fall, dem Kranken zu helfen, wie er es will, sondern so, wie er es braucht.

2. Aspekt: Keine Überbefürsorgung Einen weiteren Aspekt, der in der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient eine Rolle spielt, möchte ich mit den Stichworten Bemutterung und Bevormundung charakterisieren, also das, was man auch mit dem Begriff „Paternalismus“ bezeichnet. Es ist ganz natürlich, dass ein kranker Mensch je nach dem Grad seiner Hilfsbedürftigkeit Kräfte der Hilfe und des Schutzes bei seinen Mitmenschen wachruft, besonders bei denjenigen, denen er unmittelbar anvertraut ist. Für die Schwester und den

Pfleger dürfte es auch erlebnismäßig eine Befriedigung und Erfüllung sein, anderen Menschen beizustehen. Hierbei kann es allerdings, trotz der bekannten Zeitknappheit, zu einer Überbefürsorgung kommen, bei der der Kranke sich an den Zustand der Abhängigkeit von anderen gewöhnt und Gefallen daran findet, dass vieles für ihn getan wird, was er eigentlich selbst tun könnte. Dies kann bei Kranken bis hin zur Regression, also zum Zurückziehen auf frühere Entwicklungsstufen führen. Der Bemutterung entspricht die Bevormundung. Solche Bevormundung kann sich beispielsweise darin äußern, dass man mit dem Patienten die Umstände seiner Krankheit und Therapie nicht oder nicht ausreichend bespricht. Verliert der Patient jedoch seine Selbständigkeit und Eigeninitiative, dann schadet dies dem Genesungsprozess. Auch der Kranke ist als Mensch ein Wesen mit Selbstbestimmung. Entscheidungen, die er treffen kann, dürfen ihm also nicht abgenommen werden.

3. Aspekt: Das helfende Gespräch Die Sprache ist wohl die menschlichste aller menschlichen Fähigkeiten. Weit über das hinaus, was Tieren durch ihre Lautäußerungen möglich ist, vermag die Sprache den personalen und sozialen Kontakt zu einem menschlichen Du herzustellen. Durch die Sprache sagen wir uns selbst aus und erfahren damit, wer wir sind. Die Sprache kann grundsätzlich zweifach verwendet werden, zum einen in der Form der Rede, des Vortrags, des Monologs, in dem nur einer etwas zu sagen hat, wie ich jetzt, und zum anderen in der Form des Gesprächs, das seinem Wesen nach gegenseitigen Austausch beinhaltet. In unserem Zusammenhang geht es um die Sprache als Therapiemittel. Als solches wird sie vor allem von Psychologen und Psychotherapeuten eingesetzt. Aber auch Ärzte


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routiniert und Pflegepersonen führen solche Gespräche mit ihren Patienten, und zwar im Sinne des helfenden und heilenden Gesprächs. In ihrer Wichtigkeit sind solche Gespräche kaum zu überschätzen und gehören zweifellos zu den elementaren Aufgaben der Schwester und des Pflegers im Sinne einer ganzheitlichen Betreuung ihres Patienten. Damit ein solches Gespräch gelingt, bedarf es einiger Regeln. Das helfende Gespräch setzt voraus, dass man grundsätzlich bereit ist, den Gesprächspartner anzuhören. Das helfende Gespräch dient ausschließlich den Bedürfnissen dessen, dem geholfen werden soll. Das beinhaltet, dass man bereit ist, den anderen so anzunehmen, wie er ist. Es geht darum, die Gefühle des Patienten mitzufühlen und sie gegebenenfalls in Worte zu fassen. Entscheidend bei dem helfenden Gespräch ist das Eingehen auf die Bedürfnisse des Patienten. Die Bedürfnisse sind jedoch nicht immer identisch mit dem, was der Patient aktuell will und sich wünscht. Man sollte sich daher als Schwester oder Pfleger nicht von dem Wunsch leiten lassen, den Patienten im helfenden Gespräch immer zufrieden zu stellen, weil dies halt eben nicht immer möglich ist. In der Beziehung zwischen Pflegenden und Patienten wird man auch die religiösen Bedürfnisse nicht ausklammern können. Es wird dabei in vielen Fällen auch um die Bezeugung der eigenen religiösen Haltung gehen.

Das kann für den Patienten eine große Hilfe sein. In anderen Fällen wird die Betreuung darin bestehen, die religiöse Überzeugung eines Andersgläubigen oder Ungläubigen – falls es diesen überhaupt gibt – zu respektieren, beziehungsweise dem Patienten zu helfen, dass seine religiösen Bedürfnisse erfüllt werden können. Dazu gehören auch bestimmte Verhaltensweisen und Speisevorschriften. Religiöse Toleranz verlangt, dass jede religiöse Überzeugung geachtet wird. Oft sind es die Schwester und der Pfleger, die den Kontakt zu dem Seelsorger der betreffenden Glaubensgemeinschaft des Kranken knüpfen. Wenn Kranke es wünschen und Pflegekräfte es noch können, wird man vielleicht auch gemeinsam beten. Vor dem Hintergrund einer gläubigen Lebensinterpretation kann das Gebet im Krankheitsverlauf einen wichtigen Platz einnehmen. Über eine positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch Glauben und Gebet gibt es inzwischen eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen.

4. Aspekt: Die Intimsphäre und das Geheimnis achten In der Beziehung zwischen der Pflegeperson und dem Patienten müssen sowohl die Intimsphäre als auch das Geheimnis respektiert werden. Jeder Mensch hat einen Bereich seiner Existenz, der für ihn besonders schutzwürdig ist. „Intim“ – aus dem Lateinischen

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abgeleitet – bedeutet „Innerlichstes“. Gemeint ist also jener Bereich des Menschseins, den der Mensch für gewöhnlich nicht vor jedem offenbart. Dabei kann man unterscheiden zwischen einer körperlichen, einer geistigen und einer personalen Intimsphäre. Das Eindringen in seine Intimsphäre empfindet der Mensch stets als Bedrohung seiner Persönlichkeit. Die Erfordernisse der Krankenpflege führen meist zwangsläufig dazu, dass sich die Pflegenden auch mit der körperlichen und seelischen Intimsphäre ihrer Patienten beschäftigen müssen. Um den Patienten nicht in seiner Würde zu verletzen, muss das sehr taktvoll und so zurückhaltend wie möglich geschehen. Ein Patient darf nie mehr „bloß-gestellt“ werden als dies unumgänglich nötig ist. Neben dem körperlichen Bloß-Stellen gibt es auch ein geistiges Bloß-Stellen, das meist noch unangenehmer empfunden wird als das körperliche, auf beides reagiert der betroffene Mensch mit Scham. Zur geistigen Intimsphäre des Menschen gehört auch das Geheimnis, dessen Schutz für jeden Menschen sehr wichtig ist. Der vertrauliche Umgang mit dem Geheimnis des anderen schafft zwischenmenschliches Vertrauen, das es dem Patienten ermöglicht, sich dem Arzt und den Pflegenden anzuvertrauen. Aus diesem Grund ist die absolute Wahrung des ärztlichen und pflegerischen Berufsgeheimnises so sehr wichtig. >>


neuer Sinnhorizont 16

5. Aspekt: Aufklärung und Wahrheit am Krankenbett Dieser Aspekt in der Beziehung zwischen Schwester beziehungsweise Pfleger und Patient ist eng mit dem zuvor behandelten verwandt. Sobald die Diagnose feststeht, ist der Patient über seinen Krankheitszustand wahrheitsgemäß aufzuklären. Aus der Diagnose ergeben sich Folgerungen für die Prognose über den weiteren Krankheitsverlauf. Die Aufklärung des Patienten ist prinzipiell immer Pflicht des Arztes. Er darf diese Aufgabe nicht an Pflegende delegieren, kann diese aber zum Gespräch hinzuziehen, falls ihm dies sinnvoll erscheint. Da Pflegende zu den Kranken meist ein intensiveres Verhältnis als Ärzte haben, werden sie eher zu Partnern in der Auseinandersetzung mit der Wahrheit, zumal dann, wenn die Wahrheit in der Mitteilung einer tödlichen Krankheit besteht. Damit der Kranke nicht durch widersprüchliche Informationen verwirrt und belastet wird (Der Arzt sagt: „Man kann diese Krankheit nicht heilen.“ – Die Pflegekraft sagt: „Oh, es wird schon wieder werden! Geben Sie die Hoffnung nicht auf.“), sollten sich die Aussagen des Arztes und des Pflegeteams ausnahmslos decken. Hierfür ist eine gute Kommunikation innerhalb des therapeutischen Teams wichtig. Der Patient darf also mit dem Wissen über seinen Zustand nicht allein gelassen werden. Gerade bei der Verarbeitung ernster Wahrheit braucht er jemanden, der ihm dabei hilft. Wer aufklärt und Wahrheiten vermittelt, muss auch bereit sein, bei deren Verarbeitung zu helfen, bis hin zur Sterbebegleitung. Bevor ich nun zum letzten Punkt „Pflege und christliches Menschenbild“ komme, fasse ich das bisher Gesagte zusammen: Aus dem großen Bereich der Pflege habe ich hier nur ein Element herausgegriffen, nämlich das der Beziehung zwischen

dem Pflegenden und dem Patienten. In diesem Beziehungsgeflecht habe ich sodann fünf Aspekte – es gibt noch etliche weitere, die ich außer Acht gelassen habe – thematisiert. Ich bin dabei von einem ganzheitlichen Pflegeverständnis ausgegangen. Ganzheitliche Pflege umfasst Körper, Psyche und soziales Umfeld eines Menschen und achtet auf deren wechselseitige Beziehungen. Es geht um die Erfassung und Einbeziehung von individuellen Problemen und Bedürfnissen des Patienten und gegebenenfalls seiner Angehörigen, sowie um Begleitung, Betreuung, Beratung und Motivation von Patienten, um eine Neuorientierung im Alltag wieder zu ermöglichen, und gegebenenfalls um die humanitäre Sterbebegleitung als Teil des Lebens. Unter dem Aspekt der ganzheitlichen Pflege verstehe ich den Pflegeberuf als Anruf zu qualifizierter Mitmenschlichkeit durch berufliches Können und die Bereitschaft, dem Kranken Mitmensch zu sein. Im Rückblick auf die eingangs vorgestellte Definitionsvielfalt von Pflege könnte man Pflege dann knapp, sozusagen in eine Kurzformel oder Kurzdefinition gebracht, verstehen als soziale Dienstleistung von Menschen für Menschen.

Christliches Menschenbild und Pflege Was ist nun das Spezifische einer christlichen Pflege und christlichen Pflegeethik? Christliche Pflege entspricht genau dem, was die Fachwissenschaft mit „guter Pflege“ umschreibt. Dazu habe ich zwei informative und gelungene Beiträge der Kollegen Brandenburg und Weidner gelesen. Demnach ist gute Pflege theoriegeleitet, organisiert, an der subjektiven Perspektive, der Umwelt und am Wohl des zu Pflegenden orientiert. Auch christliche Pflege und Pflegeethik entspricht genau dem. Sie überbietet keine humanen

Normen durch christliche Normen. Sie ist vielmehr das Bemühen, dem Menschen ein wahres menschliches Leben im Angesicht Gottes möglich zu machen. Das Proprium einer christlich verstandenen Pflege und Pflegeethik liegt, um mit Alfons Auer zu sprechen, in einem „neuen Sinnhorizont“ bzw. in einer besonderen Motivation des pflegerischen Handelns. Die Umschreibung des neuen Sinnhorizontes bzw. der Motivation des pflegerisch Handelnden darf nicht zu eng ansetzen, sondern muss die gesamte Heilsbotschaft heranziehen. Demnach ist Pflege aus christlichem Verständnis heraus erstens: Im Glauben erkannte Partnerschaft mit dem Gott der Schöpfung: Die Welt, in der wir leben, verdankt ihren Ursprung der schöpferischen Liebe Gottes. Das bedeutet auch, dass Gott in ihren Anfang hinein die Potenz der Fülle geschaffen hat, die sie nunmehr selbst entfalten muss, dass Gott den Menschen in Freiheit walten lässt und nichts tut, um ihn zur Marionette zu erniedrigen. Wenn christlich verstandene Pflege im Glauben erkannte Partnerschaft mit dem Gott der Schöpfung ist, heißt das, sich selbst und die Welt in ihrer vorgefundenen Gestalt als Geschenk und als Auftrag des Schöpfers entgegenzunehmen, die der Wirklichkeit eingestifteten Möglichkeiten auszukundschaften und in dem geschichtlich möglichen Umfang durchzusetzen. Pflege aus christlichem Verständnis heraus ist zweitens: im Glauben erkannte Partnerschaft mit dem Gott des Heils (der Erlösung). Gott hat in Jesus Christus Menschheit und Welt endgültig in Liebe angenommen. Diese Annahme geschieht durch die Selbstvergegenwärtigung Gottes in der Geschichte und seine rückhaltlose Solidarisierung mit den Menschen. Durch Menschwerdung, Tod und Auferstehung hat Gott den Menschen der heilvollen Gemeinschaft mit sich selbst teilhaft gemacht und ihm dadurch eine neue


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Seinswürde geschenkt. Das bedeutet aber, dass der letzte Sinn menschlicher Existenz nicht im Innerweltlichen gefunden werden kann, sondern nur in jener Bewegung zum Vater, die Jesus als der Christus in Gang gesetzt hat. Die gläubige Überzeugung, dass Gott in Jesus Christus alle Menschen in Liebe angenommen hat, bedeutet im Hinblick auf christliche Pflege einen radikalen Einsatz für eine menschenwürdigere Welt, in der gerade Kranken, Schwachen und jenen, die keine Stimme haben, besondere Aufmerksamkeit zukommen muss. Pflege aus christlichem Sinn heraus ist drittens: im Glauben erkannte Partnerschaft mit dem Gott der Endvollendung. Die Aussage, dass Gott in Jesus Christus die Welt endgültig angenommen hat, erfährt im eschatologischen Kerygma

eine konstitutive Explikation: Die Welt befindet sich auf dem Weg in eine endgültige und erfüllte Zukunft. In einer noch ausstehenden Heilstat wird der zur Rechten des Vaters Erhöhte das Werk, das er während seiner geschichtlichen Existenz eröffnet hat, vollenden und die jetzige Welt zur Erfüllung bringen. Was jetzt also im Verborgenen heranreift, wird vom wiederkommenden Herrn zur Erfüllung gebracht. Der Christ stellt sich in den Dienst jenes inneren evolutiven Gefälles, durch das Gott die Welt auf ihre Erfüllung hin vorantreibt. Weil der aus christlichem Verständnis heraus Pflegende die Gewissheit hat, dass diese Geschichte nach allen Irrungen und Verstrickungen schließlich doch in der Liebe Gottes ihre endgültige „Heimat“ findet, überwindet er in

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stets neuen Ansätzen Verzagtheit und Enttäuschung, mit denen er in seinem Beruf, in seiner Um- und Mitwelt täglich konfrontiert wird. Unter dieser Perspektive ist „christliche Pflegeethik“ Prinzip einer professionellen Arbeit und hat nicht, wie manche meinen, deren moralische Überlastung zur Folge. Professor Dr. Johannes Reiter, Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Der Autor ist Mitglied der Internationalen Theologenkommmission des Vatikan. Auszug aus dem Festvortrag anlässlich des 65. Geburtstags von Prof. Dr. Heribert Niederschla am 20. Mai 2009 in Vallendar. Der Vortragsstil wurde beibehalten. Zitation und Literaturhinweise beim Verfasser.

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DENKANSTOSS

Demente haben manches voraus Aufforderung zum Perspektivenwechsel sich ziehen. Eine solche „abschiedliche“ Haltung im Umgang mit weltlichen Dingen wird häufig als Ziel spiritueller Entwicklungen angestrebt.

Die Begriffe „religiös“ und „spirituell“ werden heutzutage – ungeachtet ihrer historischen Überschneidungen – mit unterschiedlichen Akzenten verwendet. Als Religiosität versteht man dabei meist gelebte Rituale im Kontext traditioneller Glaubensgemeinschaften mit konkretem Gottesglauben. Als Spiritualität werden intensive, eher individuelle Erfahrungen von Verbundenheit und Transzendenz auch zu Natur, Menschen und anderen Kraftquellen verstanden, die dem Leben Richtung geben. Wenn man Spiritualität mit Begriffen wie „Bewusstheit“ oder „Achtsamkeit“ gleichsetzt, dann wird es schwierig, auch Menschen mit Demenz Möglichkeiten spiritueller Erfahrungen zuzugestehen. Sieht man in Spiritualität eher die Konzentration auf den „Wesenskern“ eines Menschen, seine „Seele“, das, was ihn als Person bewegt, so kann man durchaus von „seelenvollen“ Dimensionen, von spirituellen Aspekten bei Demenz sprechen, die auch in vielfältiger Weise gefördert werden können. Im Nachfolgenden wird als Denkanstoß zu dieser Kontroverse versucht, der in der medizinisch orientierten Literatur verwendeten Symptomatologie von „Verlusten“ bei fortschreitender Demenzerkrankung die

Perspektive von inhaltlich ähnlichen, in der Literatur zur Spiritualität aber als „Gewinne“ beschriebenen Begleiterscheinungen beim Erleben spiritueller Erfahrungen gegenüberzustellen: 1. Bei Demenzerkrankungen wird der „kognitive Abbau“ üblicherweise als Verlust beklagt und das Überwiegen von „Emotionsgesteuertheit“ als eher störend gesehen. In der Literatur zur Spiritualität hingegen wird das Vertiefen kognitiver Emotion und Intuition als gelungene Einbeziehung des „Bauchgefühls“ begrüßt. 2. Zeitliche, räumliche, personelle Desorientierung gelten als Leitsymptome demenzbedingter Verluste. Die Fähigkeit zur „Bewusstseinserweiterung“ durch meditative Techniken, die zu einer zunehmenden Auflösung von Zeit-, Raum- und Personengrenzen und dem „Einswerden“ mit dem Umfeld führen, gelten jedoch als höchste Kunst „spiritueller Meister“. 3. Das Nachlassen korrekter Gedächtnisleistungen ist eines der frühen Symptome dementieller Erkrankungen, wobei Begegnungen auch mit vertrauten Menschen und Gegenständen immer wieder neu sind und weitere Abschiede und Loslassen nach

4. Der zunehmende Verlust von Autonomie und das Angewiesensein auf die Unterstützung anderer machen Menschen mit Demenz letztlich zu Pflegebedürftigen. Doch ist die behauptete Autonomie der „Noch-Gesunden“ nicht lediglich eine Illusion? Wir alle können nur überleben durch die zumindest zeitweilige praktische und emotionale Unterstützung anderer Menschen. In der Literatur zur Spiritualität wird dieses Gefühl einer „Verbundenheit“ mit anderen Menschen, mit der Umwelt und dem göttlichen Kosmos als beglückende Erfahrung beschrieben. 5. Alltagskontrolle und zielgerichtetes, produktives Handeln sind für Demenzkranke kaum noch oder gar nicht mehr möglich. Dass gerade auch spirituelle Erfahrungen letztlich nicht immer unserer Kontrolle unterliegen, sondern „sich ereignen“, zeigt die partielle Gemeinsamkeit der „Unverfügbarkeit“ zwischen spirituellen Erfahrungen und der Lebenswelt Demenzerkrankter. Manche der obigen Aspekte können übrigens durchaus auch für die begleitenden Lernfelder spiritueller Weiterentwicklung von Bedeutung sein: Kreative Emotionalität, Spontanität, Verbundenheit und Neugierde sowie laufendes Weitergehen und Loslassen.

Prof. Dr. phil. Dipl.-Psychologin Karin Wilkening, FH Braunschweig/Wolfenbüttel Ostfalia, Fachbereich Sozialwesen; Lehrauftrag an der Universität Zürich für Praxisfelder der Gerontopsychologie


INTERVIEW

2/2011 CHRISCARE

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Solange ich Kraft geschenkt bekomme Mit 93 Jahren noch im Dienst für Patienten Frau Gertrud Carstens, Jahrgang 1918, hat 2 Söhne und 5 Enkelkinder. Sie ist verwitwet und lebt in Timmendorfer Strand an der Ostsee.

Ja, ich wurde Gewerbelehrerin und Oberstudienrätin und arbeitete in Hamburg. Aber auch viele Krankheiten gehörten und gehören zu meinem Leben.

Frau Carstens, mit Ihren 93 Jahren wirken Sie sehr rüstig. Wie erklären Sie sich das?

Erinnern Sie sich an ein besonders einschneidendes Erlebnis?

Auf jeden Fall nicht durch ein einfaches Leben!

Mit 48 Jahren erkrankte ich an Krebs und bekam zusätzlich noch eine Lungenembolie, was aber die Ärzte nicht

zahlreichen psychiatrischen Diagnosen, indem er meine Probleme mit den Erlebnissen meiner Kindheit in Verbindung brachte. Dies hat mir nachhaltig sehr geholfen.

Konnten Sie all diese Erfahrungen irgendwie einsetzen und erleben Sie Gottes Handschrift darin? In der Nähe meines jetzigen Wohnortes in Schleswig-Holstein wurde eine Rehaklinik eröffnet. Der Chefarzt wurde auf mich aufmerksam gemacht und ich war dort eine Zeit lang „Mädchen für alles“. Das hat der Chefarzt nie vergessen und ich durfte in einer zweiten Rehaklinik mit Stunden des autogenen Trainings für die Patienten beginnen. Ich dränge bis heute niemandem etwas auf, aber die Patienten fragen oft, wo denn meine Kraftquelle ist und dann bekenne ich meinen Glauben an Gott.

Sie gehen also bis heute in die Rehaklinik, um autogenes Training zu lehren?

Wie verlief denn Ihre Kindheit und Jugend? Zunächst einmal war ich ein ungewolltes Kind, der Satz meiner Mutter „Aus dir wird nichts“ verfolgte und prägte mich. Bereits in der ersten Klasse blieb ich sitzen und schaffte erstmal „nur“ die Mittlere Reife. Erst mein Vater, ein Schulleiter, motivierte mich, das Abitur zu machen. Schon in dieser Zeit hatte ich Todessehnsucht und wollte nicht mehr leben. Auch die Flucht 1945 von Ostpreußen über Celle, Lübeck und bis Hamburg hinterließ Spuren in meinem Leben.

Sie haben ein Studium absolviert, absolut nicht selbstverständlich in Ihrer Generation...

sofort erkannten. Als es mir deswegen immer schlechter ging, stand ich aus dem Krankenbett auf, um Hilfe zu holen und betete auch zu Gott um Hilfe. Dieses Gebet erhörte Gott und ich wollte fortan von dieser Hilfe den Menschen erzählen.

Ja, das tue ich, auch wenn ich mittlerweile selbst am Herzen erkrankt bin und vor drei Jahren einen Herzinfarkt hatte. Aber das größte Geschenk in meinem Leben ist mein Glaube an Gott und ich bin in eine katholische Kirche eingebunden. Ich möchte die mir anvertrauten Gaben zum Austragen bringen, solange ich dafür Kraft geschenkt bekomme.

Konnten Sie weiterhin berufstätig sein?

Was können Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Nicht mehr sehr lange. Mit 50 Jahren erkrankte ich an einer Depression und wurde vorzeitig in den Ruhestand versetzt. In dieser Zeit jedoch lernte ich in Hamburg einen bekannten Arzt kennen, der sich auf psychosomatische Krankheiten spezialisiert hatte. Bei diesem Professor Jores habe ich viel Zeit verbracht und viel gelernt. Er befreite mich innerlich von

Es wird alles weniger, die Kräfte lassen nach. Aber ich muss abnehmen, Er muss wachsen. Ich bin oft an meine Grenzen gestoßen in meinem Leben, da konnte mir kein Mensch helfen, da hat Gott mir geholfen.

Vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Anne-Katrin Rahtje


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REPORTAGE

Notfallseelsorge Wer hilft, wenn es zu spät ist?

geworfen und muss allein schwimmen. „Ein Unding“, kommentiert ein weiterer Seelsorger, der dankbar ist, in der Notfallseelsorge viel für seinen normalen Seelsorgealltag gelernt zu haben.

Wir sitzen abends am Rande einer Tagung in einer Runde von Pastoren bei einem Glas Wein zusammen und erzählen aus unserem Alltag. Einer wirft das Stichwort Notfallseelsorge in die Runde und alle merken auf. Sechs der sieben Gesprächsteilnehmer sind in der einen oder anderen Weise in die Arbeit der Notfallseelsorge eingebunden. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, die zu der Runde gehört, ist ebenfalls Teil eines Notfallseelsorgeteams in ihrer Heimatstadt. Einer ist nach Norddeutschland umgezogen und ist zunächst froh, nicht sofort wieder im Notfallseelsorgeeinsatz zu stehen. „Die zehn Jahre waren ganz schön anstrengend“, berichtet er und erzählt dann von den Herausforderungen: Wenn das Telefon klingelt und die Polizei bittet, er möge die Familie eines Unfallopfers besuchen. Dann ist der Weg zu der angegebenen Adresse voller Unsicherheit: Wie werden die Angehörigen die Nachricht auffassen? In welcher Lage ist die Familie? Hatten die Kinder und der Ehepartner des Opfers ein versöhntes Verhältnis? Oder

waren das Spannungen, die nun ihre Wirkung entfalten? Wenn es besonders schlimm zu werden droht, dann könnte er einen Kollegen anfordern, der Hintergrundbereitschaft hat. Aber weiß man, was kommen wird? Die ehrenamtliche Gemeindemitarbeiterin ist darum froh, dass in ihrer Stadt in Sachsen-Anhalt eine intensive Schulung und Supervision die Mitarbeiter begleitet. „Die enge Zusammenarbeit gibt Kraft“, weiß sie. Dass die Seelsorger in der Regel auf Menschen treffen, die keinerlei christliche Orientierung haben, ist für diesen Landstrich in der ehemaligen DDR normal. Umso größer sei die Herausforderung, als Christ weder farblos noch besserwisserisch daher zu kommen. Begleitung hätte ein weiterer Pastor am Tisch dringend nötig. Er ist erst seit einem guten Jahr im Gemeindedienst und wurde gleich in die Dienstplanung der ökumenischen Notfallseelsorge der Kleinstadt im Rheinland eingebunden. Ohne Ausbildung, ohne intensive Einweisung, ohne Supervision. Er fühlt sich ins kalte Wasser

Die Notfallseelsorge ist in Deutschland eigentlich gut organisiert und das Schicksal des alleingelassenen Berufsanfängers ist nicht die Regel. Aber diese Form seelsorgerlichen Handelns hat noch keine lange Tradition. Erst in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden, oft aufgrund von tragischen Unglücksfällen, Einzelinitiativen, die seit Ende des Jahrhunderts in immer besser organisierte Formen mündeten. Auf evangelischer Seite entstand die „Konferenz Evangelische Notfallseelsorge (KEN)“, die Arbeit der katholischen Seelsorger wird von der „Zusammenkunft der Diözesanbeauftragten für die Notfallseelsorge“ begleitet. Seit 1998 findet regelmäßig ein Bundeskongress Notfallseelsorge und Krisenintervention statt. Über die Art der Arbeit gibt die Notfallseelsorge Baden-Württemberg auf ihrer Internetseite Auskunft (www.nfsbw.de). So finden 75 % der Einsätze im häuslichen Bereich statt, die übrigen an anderen Orten, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen. Das sind zum Beispiel 14,8% der Einsätze, während das Überbringen einer Todesnachricht Anlass von 25% und ein Suizid von 16% der Einsätze ist. 2008, als diese Daten in 17 Landkreisen ermittelt wurden, gab es 1011 Anforderungen. Diese kamen zu 47% durch die Rettungsleitstellen oder den Notarztwagen, zu 14% durch die Feuerwehr und 33% durch die Polizei.


2/2011 CHRISCARE

„Hamburger Thesen“

Ähnlich sind die Anforderungen auch in Österreich. Dort ist die Notfallseelsorge ökumenisch organisiert. „Man muss sehr genau erspüren, was für die Betroffenen in der Situation wichtig ist. Oft geht es nur darum, präsent zu sein, zuzuhören oder einfach schweigend dabeizusitzen“, betont der Sprecher der evangelischen Notfallseelsorger in Österreich, Mag. Martin Vogel. Es „gehe in erster Linie darum, den Menschen im Schock zu helfen, „Schritt für Schritt ihr Leben selbst wieder in die Hand zu nehmen“, betont Matthias Theil, Notfallseelsorger in Wien. Wie ein Einsatz aussehen kann und wie Mitarbeiter zu Notfallseelsorgern werden, schildert der SÜDKURIER anlässlich der Notfallseelsorgerkonferenz Baden-Württembergs im April 2011 in Konstanz: „Der Handwerker und Feuerwehrmann Oßwald gehört zu den Pionieren beim Aufbau der Notfallseelsorge im Landkreis. Ein Schlüsselerlebnis trieb ihn an. Oßwald berichtet von einem Ehepaar, das joggen ging und den Horror erlebte. Es entdeckte zwischen Eigeltingen und Aach ein Unfallauto, in dem die Fahrerin auf grausame Weise tödlich verunglückt war. Ihre beiden Kinder saßen weinend auf der Wiese. Das Ehepaar habe die Rettungskräfte und die Polizei informiert und sich der Kinder angenommen, bis die Spezialisten eingetroffen waren. Das Auto sei abgeschleppt, die Leiche geborgen und die Kinder seien in die Klinik gebracht worden. Nur um die beiden Jogger, die eben entsetzliches erlebt hatten, habe sich niemand gekümmert, sagt Oßwald, der damals als Feuerwehrmann im Einsatz war. Dies sei für ihn Anlass gewesen, sich für den Aufbau der Notfallseelsorge einzusetzen und selbst darin fortzubilden. Der Handwerker Oßwald gehört zu den wenigen Nichtpfarrern im Dienst. Er sagt, die

Seelsorge bei Notfällen sei für ihn Berufung. Schon mehrfach stand er unter extremen Bedingungen Menschen zur Seite. Unter anderem kümmerte er sich um den Vater aus Russland, der im Jahr 2002 beim Flugzeugunglück in Überlingen seine Frau und seine beiden Kinder verloren hatte und plötzlich vor Ort auftauchte. „So ein Einsatz prägt. Das wird man nicht mehr los.“ Auf Großereignisse wie Flugzeugabstürze ist man zum Beispiel am Flughafen Zürich vorbereitet. Die Flughafenseelsorger Walter Meier (reformiert) und der katholische Diakon Claudio sind Koordinatoren eines 100köpfigen Teams von Fachpersonen aus Psychiatrie und Seelsorge aus dem Großraum um den Flughafen. Bei größeren Ereignissen kommt zunächst ein 10köpfiges Kernteam zum Einsatz, um rasch helfen zu können. Aber nicht immer sind so viele Notfallseelsorger sofort zur Stelle wie bei der Massenpanik bei der Duisburger Love-Parade. Damals waren zahlreiche Seelsorger im Rahmen einer Übung bei der Katastrophe dabei. Insgesamt hatten 50 Notfallseelsorger bei der Betreuung von Opfern und Angehörigen mitgewirkt. Am Ende des Abends ist man sich in der Pastorenrunde einig, dass Krisenintervention durch Notfallseelsorge eine zentrale Aufgabe der Kirche ist, in der die Mitarbeiter zwar gefordert werden, jedoch auch Wesentliches einzubringen haben. Einer der Pastoren meinte: „Für meine Gemeinde ist es eine Selbstverständlichkeit, mich als ihren Seelsorger für diese Aufgabe frei zu stellen.“ Frank Fornaçon

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Menschen in Notfallsituationen beizustehen, ist unverzichtbarer Bestandteil christlichen Glaubens. Notfallseelsorge ist eine Form dieses Beistands. Sie ist damit ein Grundbestandteil des Seelsorgeauftrages der Kirchen und ist in ihrem Grundsatz ökumenisch ausgerichtet. Notfallseelsorge richtet sich an alle Menschen und achtet das Recht auf Selbstbestimmung und die religiöse und weltanschauliche Orientierung der Betroffenen. Notfallseelsorge ist Zuspruch der Zuwendung Gottes an den Menschen in Not. Sie wird konkret in der Präsenz des Seelsorgers, der Seelsorgerin vor Ort und dem Angebot einer helfenden Begleitung in der Akutphase.

Anlässe • Tod im häuslichen Bereich • Überbringen von Todesnachrichten • Tod und schwere Verletzungen von Kindern • Unfälle • Brände • Suizid • Gewaltverbrechen Bei größeren Schadenslagen bis hin zu Katastrophen im In- und Ausland kann sich Notfallseelsorge an der Begleitung Betroffener beteiligen und lässt sich dabei in die örtlichen Konzepte zur Bewältigung der Schadenslage einbinden. Aus der seelsorglichen Begleitung bei Notfällen ergibt sich auch die seelsorgliche Begleitung der Einsatzkräfte in Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Grundlage notfallseelsorglichen Handelns ist eine kirchlich verantwortete Seelsorgeausbildung, die durch fachbezogene Fortbildungen ergänzt wird. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Notfallseelsorge sind gehalten, sich nach erworbener Qualifikation in diesem Arbeitsbereich ständig weiterzubilden und supervisorische Begleitung der eigenen Tätigkeit wahrzunehmen. Quelle: www.notfallseelsorge-ekvw.de/ Downloads PDF/Hamburger Thesen Endfassung12092007.pdf


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ERFAHRUNGEN

Überleben im Käfig Frauke Bielefeldt leidet seit 15 Jahren am chronischen Erschöpfungssyndrom Ich fühle mich oft wie ein Schmetterling in einem Käfig. Der Käfig heißt „CFS“: chronisches Erschöpfungssyndrom. Bis zu meinem siebzehnten Lebensjahr war alles ganz normal. Dann kam Ostern 1990. Ich bekam eine heftige Grippe. Wochenlang ging es auf und ab; immer, wenn ich meinte, bald auskuriert zu sein, kam eine neue Welle von leichtem Fieber, geschwollenen Lymphknoten, Halsschmerzen und bleierner Erschöpfung. Verschiedene Verdachte wurden nicht bestätigt und so blieb nur die vage Aussage, dass mit meinem Immunsystem etwas nicht in Ordnung sei. Die verbleibenden anderthalb Schuljahre überstand ich, indem ich nachmittags und am Wochenende komplett im Bett lag. So

konnte ich meine Fehlzeiten an den Vormittagen gerade so in Grenzen halten, dass ich mein Abitur machen durfte.

leid

Ich lernte mit meinem eingeschränkten Rhythmus halbwegs zurechtzukommen und begann ein Studium. Doch am Ende des ersten Studienjahres passierte die zweite Katastrophe: Bei einem Urlaub in der Tschechei holte ich mir Insektenstiche, die sich böse entzündeten. Es sah ganz nach einer Borreliose aus. Doch weil der Arzt die entsprechenden Werte im Blut damals nicht nachweisen konnte, bekam ich keine Behandlung.

verschiedene Folgeprobleme dazu gekommen. Ich habe zwar auf teilweise geradezu wundersame Weise mein Theologiestudium abschließen können, aber ich kann nur ein paar Stunden in der Woche arbeiten. Jeden Tag brauche ich sehr viel mehr Schlaf als andere und dazu weitere Ruhephasen. Ich muss einen Rollstuhl benutzen, um länger als ein paar Minuten auf den Beinen sein zu können. Außerdem habe ich unzählige grippale Infekte im Jahr und auch meine Schleimhäute und Sehnen entzünden sich häufig. Es vergeht kaum eine Woche ohne ein Zusatzproblem. Das ist alles nicht einfach.

Eingeschränktes Leben

Zwischen Fragen und Hoffen

In den Wochen danach wurde meine Erschöpfung deutlich schlimmer. Ich wandte mich an einen Spezialisten und nach etlichen kostspieligen Blutuntersuchungen war ich endlich einen Schritt weiter: Mein Immunsystem bestand aus einem Durcheinander von zu hohen und zu niedrigen Werten. Dazu hatte ich doch eine Borreliose und man fand ein gefährliches Holzschutzmittel, das meine Eltern vor Jahren bei der Renovierung unseres Hauses verwendet hatten und das mich vergiftet hatte (PCP = Pentachlorphenol, in Deutschland inzwischen verboten). Ich bekam über Monate hinweg verschiedene Infusionen und Medikamente verabreicht und man versicherte mir, dass es mir in einem halben Jahr wieder gut gehen würde. Und so stellte ich meine Urlaubs- und Studienpläne darauf ein.

Als das CFS bei mir ausbrach, war ich erst vor kurzem Christin geworden. Manche Menschen sagen, dass sie nicht an Gott glauben können, seit sie einen besonders schweren Schicksalsschlag verkraften mussten. Ich kenne diese Zeiten, wo ich an Gott verzweifeln könnte. Es gibt Momente, da erscheint mir der Glaube nicht als Hilfe, sondern als eine zusätzliche Last. Da wäre es mir fast lieber, ich wüsste nichts von diesem Gott, der mächtig sein soll und mich liebt – und trotzdem nicht eingreift in meine gesundheitliche Situation. Jedenfalls bis jetzt. Und doch ist Gott immer mehr für mich gewesen als der Ausputzer meines Lebens. Mehr und mehr lässt er mich das „Leben in Fülle“ erleben, das er jedem versprochen hat (Johannes 10,10). Ihn zu kennen wiegt vieles auf. Ihn aufzugeben hieße für mich, den Ast abzusägen, auf dem ich sitze. Krankheit kann uns vieles nehmen. Aber sie kann uns nicht unserer Chance berau-

Seitdem sind über zwanzig Jahre vergangen, aber es geht mir kein bisschen besser. Stattdessen sind


den müssen ben, mit Gott zu leben. Sein Kind bin und bleibe ich! Ein Schmetterling, der in einen Käfig gesperrt wird, ist von vielem abgeschnitten. Aber der Käfig kann ihm auch zur Klosterzelle werden – zu einem Ort, an dem der Herr des Himmels ihm auf besondere Weise begegnet. Das habe ich selbst oft erlebt.

In der Bibel entdecke ich immer wieder, wie offen „große“ Gottesmänner und -frauen mit Gott umgegangen sind. Gerade in den Psalmen finden sich alle Formen von Klagen und Gefühlsausbrüchen. Ich staune darüber, was sich diese Menschen herausnahmen gegenüber dem allmächtigen Gott, dem sie oft auf so atemberaubende Weise begegnet waren. Und immer wenn ich Zweifel hege, ob Gott wirklich zu Mitleid fähig ist, denke ich an den, in dem sich der verborgene Gott sich am deutlichsten gezeigt hat: in der Person von Jesus Christus. Ihn bezeichnet die Bibel nämlich nicht nur als „Gott“ und „Herrn“, sondern auch als Mann „voller Schmerzen und Krankheit“ (Jesaja 53,3).

Warten auf Heilung Warte ich auf Heilung? Natürlich. Schon zu Beginn meiner Krankheit rechnete ich fest damit. Obwohl ich damals noch nichts von göttlichen Heilungen gehört hatte, ging ich wie selbstverständlich davon aus, dass Gott meine Gebete erhören und mich gesund machen würde. Ich habe im Laufe der Jahre die verschiedensten Formen von Heilungsgebet erlebt. Meine Gemeinde bietet regelmäßig das Gebet für Kranke an und wir erleben es immer wieder, dass Leute direkt oder nach einem anschließenden

Prozess gesund werden. Ich habe schon oft davon Gebrauch gemacht. Dennoch bin ich weiterhin krank und muss mit diesem Spannungsfeld leben lernen.

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Ich bin krank Ich arbeite nur ungefähr eine Viertel

Gottes guter Plan

Stelle

Ich bin überzeugt, dass Heilung eine der unmittelbarsten Arten ist, den Himmel heute schon erleben zu können. Was aber, wenn wir krank sind und Gott nicht heilt? Haben wir dann „Pech gehabt“? Nein, Gott hat noch unendlich viel mehr Möglichkeiten, uns zu segnen. Er hat immer auch noch einen guten Plan B in petto. Das, was wir ihn anfassen lassen, verwandelt er immer in irgendeiner Form zu Gold. Er öffnet immer neue Türen und führt uns in neue Räume, auch wenn wir in der Enge eines Krankheitskäfigs leben. Wenn wir also nicht wie gewünscht gesund werden, können wir auf diesen Plan B gespannt sein. Vielleicht ist dieser Plan sogar der größere?

Im Studium habe ich meist

Was meine Zukunft auch bringen mag – eins weiß ich ganz sicher: Der Schmetterling wird eines Tages wieder fliegen! Dann wird es kein Leid und keine Schmerzen mehr geben. Auch für mich nicht. Der Apostel Paulus drückt es so aus: „Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange und ist leicht zu ertragen, wenn wir bedenken, welch unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit uns erwartet. Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf Gottes neue Welt, auch wenn sie noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig“ (2. Korinther 4,17 u.18).

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etwa die Hälfte vom normalen Programm gemacht Ich schlafe dreißig bis fünfzig Prozent mehr als die meisten Menschen Ich unternehme vielleicht ein Sechstel von dem, was ich früher gemacht habe In letzter Zeit esse ich auch nur noch halb so viel wie früher Trotzdem lebe ich Ein ganzes Leben Frauke Bielefeldt

Frauke Bielefeldt hat Theologie studiert und lebt in Berlin. Im Rahmen ihrer gesundheitlichen Möglichkeiten arbeitet sie als freie Autorin, Lektorin und Übersetzerin. Mehr über ihr Leben mit der chronischen Krankheit „CFS“ erfahren Sie in ihrem aktuellen Ratgeber „Wie ein Schmetterling im Käfig – Perspektiven für ein Leben mit Krankheit“ (Gerth, Asslar).


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ALTERNATIVE HEILVERFAHREN

Gesundheit heißt Gleichgewicht Akupunktur behandelt nicht die Krankheit Akupunktur ist als Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) vor über 5000 Jahren entwickelt worden. Die TCM wendet sich den Fragen von Krankheit und Heilen auf ganz andere Weise zu als unsere westliche Schulmedizin. Sie ist eine Erfahrungsheilkunde, im Gegensatz zur westlichen Medizin, wo jede Therapie wissenschaftlich und experimentell erforscht und untersucht wird. In der TCM haben viele Heilkundige im Lauf von mehreren tausend Jahren Erfahrungen darüber gesammelt, was dem Kranken hilft.

Akupunktur ist eine ErfahrungsHeilkunde

Akupunkturbehandlung gehört zu den Konstitutionstherapien, bei denen nicht die Krankheit, sondern der kranke Mensch in seinen gestörten Regulationsmechanismen behandelt wird. Ein Ungleichgewicht zwischen den Gegenpolen der Lebensenergie (Ying und Yang) führt auf Dauer zur Krankheit. Bei der Akupunktur wird die Energie von Orten hoher Energie („Fülle“) zu Orten niedriger Energie („Leere“) umgeleitet. Dadurch werden Blockaden im Energiefluss gelöst, die Energie im Körper wieder harmonisiert und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Der Wirkmechanismus beruht unter anderem auf Ausschüttung von Endorphinen und Neurotransmittern, die neben einer Schmerzlinderung auch ausgleichend auf das vegetative Nervensystem wirken.

• Akupunkturbehandlung hat in Europa eine eigenständige Entwicklung genommen. So gibt es eine französische Variante der Ohrakupunktur. Deutsche Akupunkteure haben neue Mikrosysteme für Akupunktur entdeckt.

Akupunkturbehandlung ist in Deutschland seit Jahren ein Baustein in der Schmerztherapie. Sie ist besonders geeignet, wenn funktionelle Beschwerden der Erkrankung zugrunde liegen. Weitere Indikationsgebiete sind Heuschnupfen, Schlafstörungen, Atemwegserkrankungen etc.

• Wir sind eingeladen, unsere Erfahrung damit zu machen. Im Westen besteht die Gefahr, mit den westlichen Methoden der Messbarkeit die Akupunktur zu zerstückeln und ihre Wirklosigkeit beweisen zu wollen. • Akupunktur ist in der fernöstlichen Philosophie entstanden. Es liegt an uns – Therapeut und Patient –, Akupunktur als Heilmethode in unser Lebensumfeld, in unser Menschen- und Gottesbild zu integrieren.

• Als Konstitutionstherapie behandelt Akupunktur nicht die Krankheit, sondern den kranken Menschen. Dies kann sehr gut die westliche Schulmedizin ergänzen, in der die Gefahr besteht, dass kranke Organe, Laborparameter oder bildgebende Befunde behandelt werden – und der kranke Mensch zu wenig in den Blick genommen wird. • Akupunktur ist ein sehr ganzheitlicher Ansatz, der die psycho-soziale und spirituelle Dimension des Kranken mit in den Blick nimmt. • Mitunter liegt Akupunktur dem christlichen ganzheitlichen Bild vom Menschen näher als die westliche Schulmedizin, die auf den Lehren der Naturwissenschaften entstanden ist und häufig die spirituelle Dimension des Menschen ausklammert.

für das Arzt-Patienten-Gespräch geben und einen Weg zur Eigenverantwortung und Eigenkompetenz des Patienten eröffnen.

Meine persönliche Sicht: Akupunkturbehandlung als Heilmethode widerspricht nicht unserem christlichen Menschenbild. Als Christen sind wir nicht auf die westliche Heilkunde festgeschrieben. Als Christin möchte ich nicht an Methoden festhalten, sondern am Licht und an der Kraft Christi. Seine Kraft wird nicht durch Ausüben von Akupunktur geschwächt oder ausgelöscht. Sein Licht hat in sich die Strahlkraft, die verschiedenen Lebenswirklichkeiten (z.B. die Situation eines kranken Menschen) zu erhellen. Akupunktur ist in der fernöstlichen Philosophie entstanden. Zur Ausübung der Akupunktur als Heilkunde ist für viele Therapeuten die Meditation ein wesentlicher Bestandteil. Meditation bewirkt die Loslösung von sich selbst und stärkt die therapeutische Energie. Dies kann ich auch mit christlicher Meditation erreichen: Sie hilft mir, innerlich leer (um voll von Gott) zu sein, schärft die Sinne (den Patienten, seine Nöte und Bedürfnisse aufzunehmen), bringt größere Klarheit und mobilisiert meine eigene Energie – um sie auf den Punkt zu bringen – hier: auf den Akupunkturpunkt J. Als Christen sind wir aufgefordert, die Wahrheiten und Hilfestellungen, die wir in anderen Heilmethoden finden, herauszuschälen und sie in unser Lebens- und Gottesbild zu integrieren.

Dr. med. Gabriele Müller, Frankfurt am Main. Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main.

• Gesundheit heißt Gleichgewicht – dieser Ansatz kann wertvolle Impulse

Sie gehört zur Fokolare-Bewegung und zum Fachbeirat von ChrisCare.


DISKUSSION

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Akupunktur und Christliche Heilkunde Die Thematik der „Alternativen Heilverfahren“ erhitzt immer wieder die Gemüter – sowohl in der Diskussion zwischen Anhängern der „abendländischen Schulmedizin“ und der „Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)“ wie auch unter engagierten Christen mit unterschiedlichen Erfahrungs- und Glaubensprägungen. Als berufs- und konfessionsverbindende Bewegung CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN haben wir seit 1996 in zahlreichen Seminaren unter der Überschrift „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“ versucht, uns dieser Herausforderung zu stellen. Dabei haben wir mit inzwischen über 2.000 Mitarbeitern im Gesundheitswesen intensiv wissenschaftliche und weltanschauliche Grundlagen bearbeitet, offene Fragen und persönliche Erfahrungen diskutiert und nach Wegen einer ausgewogenen Handhabung aus christlicher Sicht gesucht. Hierin hat uns die Perspektive einer Christlichen Heilkunde (CHK) besonders geholfen. CHK verbindet Berufe aus Pflege, Therapie und Medizin mit seelsorgerlich-heilenden Diensten aus christlichen Gemeinden und Gemeinschaften. Sie basiert auf dem biblisch-christlichen Menschen- und Gottesbild. Dabei ist sie grundsätzlich Methoden-plural, also offen für alle Heil- und Pflegemethoden, die mit dem christlichen Menschenbild vereinbar sind (Christliche Heilkunde, CiG-Denkanstoß Nr. 1). Und genau hier beginnt manche Diskussion. Lässt sich die in einem nichtchristlichen Medizinsystem – nämlich der TCM – entstandene Akupunktur in eine CHK integrieren? Oder übernehmen wir mit der Methodik auch automatisch die ursprünglich vorherrschende Weltanschauung? Anhand der Akupunktur kann man gut aufzeigen, dass die Metho-

Gegensatz oder Ergänzung? dik – also die technisch–manuellen Aspekte des „Nadelstechens“ (lat.: acus = Nadel, pungere = stechen) – sich weitgehend unterscheiden lässt von der heilkundlichen Interpretation deren Wirkweise. Ein Heilverfahren setzt sich grundsätzlich zusammen aus methodischen Anteilen (Heilmethodik), die objektivierbar und naturwissenschaftlich untersuchbar sind, sowie weltanschaulichen Anteilen (Heillehre, Lehre vom „Heilwerden“ des Menschen), die geisteswissenschaftlich zu bewerten sind und subjektiv durch Therapeuten und Patienten eingebracht werden (Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht, CiG-Denkanstoß Nr. 5). Akupunktur ist somit nicht gleich Akupunktur. Für die einen ist sie eingebunden in die Heillehre der TCM, deren religiöses Fundament der Daoismus ist. Hier wird Krankheit verstanden im Zusammenhang mit energetischen Blockaden zwischen den polaren Kräften Ying und Yang mit ganz eigenen Krankheitsbegriffen (z.B. „Leberwind“ mit den allgemeinen klinischen Zeichen Tremor, Tics, Parästhesien, Schwindelgefühl, Konvulsionen oder Paresen, wiederum

unterteilt in drei Arten und Ursachen) und Diagnoseverfahren (z.B. „Zungen-“ und „Pulsdiagnostik“). Akupunktur soll bei energetischem Stau oder Leere an den Organsystemen bzw. Funktionskreisläufen zu einem Ausgleich helfen, indem das „Qi“, die „universelle Lebensenergie“, die alles Seiende durchströme, wieder ungehindert auf den Energiebahnen, den „Meridianen“ fließen könne. Ganz anders Akupunktur im westlichrationalistischen Verständnis: Nach schulmedizinischen Kriterien diagnostizierte Krankheiten werden nach dem „Reiz-Regulationsprinzip“ behandelt und dabei werden unterschiedliche lokale, segmentale, neuro-humorale sowie zentralnervöse Reaktionen zur Beschwerdelinderung angenommen (u.a. Freisetzung von Endorphinen, cuti-viszerale und Triggerpunkt-Phänomene, Aktivierung deszendierender Schmerzhemmung, neuronale Aktivierung im limbischen System). Hier gibt es Parallelen zu vielen anderen in den „abendländischen Naturheilverfahren“ entwickelten Regulationstherapien. Akupunktur gehört inzwischen zu den naturwissenschaftlich am bes-


Alles nur Placebo? ten untersuchten Schmerztherapien. Die weltweit größten Studien zur Wirkung der Akupunktur im westlichrationalistischen Verständnis wurden in den letzten Jahren in Deutschland durchgeführt (u.a. die GERACStudie 2007). Auftraggeber war der Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen und Leistungserbringern im Gesundheitswesen. Aufgrund eines über der bisherigen (medikamentösen) Standardtherapie liegenden Wirknachweises von Akupunktur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und Arthroseschmerz des Kniegelenkes wurde die indikationsbezogene Aufnahme in die Regelleistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung herbeigeführt. Überraschend fand sich jedoch in der Gruppe der Scheinakupunktur – also der nicht an den lehrmäßig vorgegebenen Akupunkturpunkten genadelten Patienten – ein fast genauso großer Therapieerfolg, der übrigens auch bei Migräne und chronischen Spannungskopfschmerzen der schulmedizinisch-pharmakolo-

gischen Standardtherapie immerhin insgesamt gleichwertig war – und das bei nur geringem Nebenwirkungsrisiko. Diesbezüglich gibt es nun wiederum unterschiedliche Interpretationen – die von „Alles nur Placebo!“ bis „Akupunktur ist wissenschaftlich erwiesen wirksam!“ reichen. Weiterführen könnte ein Erklärungsmodell, das Akupunktur im Zusammenwirken von vier Effekten versteht (s. Grasmüller, LMU München, 2007): • unspezifische Behandlungseffekte (Arzt-Patienten-Beziehung, Suggestibilität) • Nadel-unabhängige Akupunktureffekte (TCM-Anamnese, Akupunktursetting) • Punkt-unspezifische Effekte (Deszendierende und segmentale Hemmung, Endorphine, Aktivierung zentraler Neuronen) • Punkt-spezifische Effekte (Aktivierung zentraler Neuronen).

Zurück zu den engagierten Diskussionen um die Akupunktur bei unseren Seminaren „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“. Nachdem zu Beginn der Seminare vor 15 Jahren ein Großteil der Seminarteilnehmer sich Akupunktur gegenüber skeptisch äußerte, haben sich inzwischen die Verhältnisse verschoben zu deutlich mehr Akzeptanz – auch für Menschen mit bewusst christlichem Selbstverständnis. Sicher spielen hierbei die in der „abendländischen Schulmedizin“ stärker verbreitete Erforschung und Einsatz der Akupunktur eine wesentliche Rolle. Aber von Bedeutung ist auch eine größere Freiheit, andere Medizinsysteme und Heillehren – wie TCM, Ayurveda, Anthroposophische Medizin, esoterische Heillehre – zu analysieren und sich demgegenüber die wesentlichen Aspekte der CHK bewusst zu machen. Zur Entstehungszeit des Neuen Testamentes beschäftigte Christen in Korinth angesichts der jüdischen Gebote und des „Aposteldekre-


DISKUSSION

Religionen und deren Heil-Lehren entwickelt – doch nur „von außen“ den Körper beeinflussen. Was „von innen“ unser Leben geistlich prägt, entscheiden wesentlich wir selber – woran wir glauben, welchen Menschen oder welchem Gott wir vertrauen. So nutzen wir auch zahlreiche naturwissenschaftliche Erkenntnisse von Begründern der „abendländischen Schulmedizin“, wie z.B. Rudolf Virchow, dem Begründer der modernen „Zellularpathologie“, auch wenn ihre Glaubensüberzeugungen deutlich dem christlichen Menschen- und Gottesbild widersprechen („Ich scheue mich nicht zu sagen, es ist die Wissenschaft für uns Religion geworden“, Virchow 1865).

tes“ von 48/49 n.Chr., wodurch der Verzehr von Götzenopferfleisch verboten war, die Frage nach der praktischen Umsetzung im Alltag mit dem sogenannten „Götzenopferfleisch“ („Ist es erlaubt, Fleisch auf dem Markt zum Verzehr zu kaufen, auch wenn es sein kann, dass dieses von Opfertieren stammt, die im heidnischen Tempel Götzen geopfert wurden?“). Es zeigte sich als theologisch und kirchengeschichtlich bedeutsamer Fortschritt, dass Paulus unter Berufung auf Jesu Lehre erklärte: Nicht, was von außen in den Körper hinein kommt, macht den Menschen unrein, sondern nur was von innen, aus dem Herzen des Menschen kommt (1. Kor. 8,1-13; Röm. 14,1-6 u. 13-23; Mt. 15,11 u. 17-18). Heutzutage ist die Frage des „Götzenopferfleisches“ nicht mehr aktuell. Aber die „Freiheit“, in die Leben und Lehre Jesu uns führen möchte, ermöglicht auch ein „freies“ Umgehen mit Heilmethoden, die – obwohl in nicht-christlichen

Nun sollte aber auch nicht übersehen werden, dass eine Ausbildung in Akupunktur - wie sie z.B. für die Führung der ärztlichen Zusatzbezeichnung von den Ärztekammern vorgeschrieben wird – immer die intensivere Beschäftigung mit der TCM als historisch gewachsenem Ursprung der Akupunktur fordert. Hier bedarf es also der bewussten weltanschaulichen Auseinandersetzung mit der (keineswegs in sich geschlossenen) Heillehre der TCM – und in der praktischen Anwendung am Patienten dann auch der sensiblen, aber klaren Darstellung, welche Art von Akupunktur eingesetzt wird – TCM-Akupunktur oder westlichnaturwissenschaftliche Akupunktur. Sind Diagnostik, Krankheitsverständnis und Therapiewege der TCM einsetzbar, auch ohne Übernahme des religiösen Fundamentes des Daoismus? Oder dürfte die Definition einer TCM ohne die Grundlage des Daoismus nicht ein Widerspruch in sich sein – so wie es auch ein Widerspruch wäre, Anthroposophische Medizin unter Ausschluss der Anthroposophie betreiben zu wollen

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oder CHK unter Ausschluss des christlichen Glaubens? Für Christen, die in der TCM arbeiten wollen, tut sich ein besonderes Spannungsfeld auf, das wesentlich nicht methodisch, sondern weltanschaulich begründet ist. Mir persönlich scheint eine transparente Auflösung dieser Spannung in letzter Konsequenz nicht möglich zu sein. Zur TCM gehören neben der Akupunktur weitere Heilverfahren: Kräutertherapie, Diätetik, Tuina-Massage, Akupressur, Taichi, Qigong, Feng shui…Der Einfluss des religiösen Grundverständnisses auf Einsatz und Verständnis der Heilmethoden springt hierbei unterschiedlich stark ins Auge. Im Westen gibt es darüber hinaus nicht selten eine Vermischung mit esoterischen Anschauungen. Hier ist die Dominanz der nicht-christlichen Weltanschauung so stark, dass viele Christen sich entschieden distanzieren. Ein persönliches Verständnis biblischer Grundlagen und eine große Bereitschaft zum Dialog mit Vertretern anderer Glaubenssysteme sind wichtige Aspekte christlichen Engagements im Gesundheitswesen – aber ebenso das Eintreten für eine CHK, die professionelle Pflege, Therapie und Medizin mit seelsorgerlich-heilenden Diensten christlicher Gemeinden und Gemeinschaften verbindet. Für viele Christen wird in einer CHK auch Raum sein für Akupunktur – insbesondere als „Reiz-Regulationsverfahren“ der modernen Schmerztherapie.

Dr. med Georg Schiffner, Vorsitzender Christen im Gesundheitswesen e.V., Internist, Naturheilverfahren, Geriatrie und Palliativmedizin, Hamburg


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Das Krankenhaus Diospi Suyana

Wunder von Curahuasi

Mit einer Vision in die Anden „Verrückt“ ist noch ein harmloser, fast schon liebevoller Ausdruck für die Vision, die Klaus und Martina John schon seit ihrer Schulzeit mit sich herumtragen. Größenwahnsinnig oder schlichtweg unmöglich wäre eine andere Bezeichnung. Die Freunde und Verwandten, denen die Johns kurz vor dem neuen Jahrtausend von ihrer Vision erzählten, winkten mitleidig lächelnd ab. Ein Krankenhaus wollte das Ärzteehepaar bauen – irgendwo in den Anden –, um die Quechua-Indianer, die ärmsten Einwohner Perus und Nachfahren der Inkas, medizinisch zu versorgen. Und um ihnen Gottes Liebe weiterzugeben. So richtig glauben konnte kaum jemand an diese Idee. An einem trüben Tag im September 2000, als die Johns bereits als Missionsärzte in Ecuador arbeiteten, haderte sogar Klaus John selbst mit Gott und nannte seinen Traum eine „Lebenslüge“, eine „Fata Morgana“. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem John hätte vernünftig werden können und einsehen müssen, dass seine Vision etwas zu

hoch gegriffen war. Er hätte es sich auf dem harten Boden der Realität gemütlich machen und als Missionsarzt weiter seinen Dienst tun können. Doch der Chirurg weigerte sich, seinen Traum aufzugeben. Stattdessen hob er den Kopf und griff nach der Hand des himmlischen Vaters, die sich dem entgegenstreckt, der das Unmögliche wagt, um Gott zu ehren. John schlug die Bibel auf. Bei Psalm 32, Vers 8 blieb der Arzt hängen: „Gott sagt: Meine Augen sind auf dich gerichtet. Ich werde dir Anleitungen und Ratschläge geben und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst!“ Dieser 27. September 2000, so erzählt es Klaus John, war die Geburtsstunde von Diospi Suyana, dem Krankenhaus in Peru. „Ein unglaubliches Hochgefühl“ löste die schleichende Resignation ab. Denn wenn Gott so existiert, wie es die Bibel erzählt, dann gibt es keine Zufälle, ist sich John sicher. Dann war auch dieser Vers in diesem Augenblick mit dieser Durchschlagskraft kein Zufall. Und so konnte John etwas tun, was unglaublich befreiend wirkt: Er gab die Verantwortung für sein unmögliches Mammutprojekt an Gott ab. Ab diesem Tag wurde Gott der Bauleiter, John nur ein einfacher Arbeiter. Und

nie wieder zweifelte der Arzt daran, dass Diospi Suyana einmal wirklich existieren würde. Sieben Jahre später leuchtet ein weißes Gebäude mit knallroten Dächern in die braune Andenlandschaft hinaus. Es ist eines der modernsten Krankenhäuser Perus, so gut ausgestattet wie ein deutsches Kreiskrankenhaus. Täglich stehen bis zu 300 Menschen – arme Bergbauern, aber auch wohlhabende Stadtbewohner – vor dem Eingang des Spitals. Wer durch die großen Glastüren tritt, blickt direkt auf den Eingang der Kirche, die den Mittelpunkt des Krankenhauses ausmacht. Die Johns wissen, wem sie zu Dank verpflichtet sind. Denn ohne Gott wäre ihr Traum nie Wirklichkeit geworden. Einfach war der Weg zu einem modernen Spital für die ärmsten Bewohner der Anden nicht, erst recht nicht, da die Johns weder Schulden machen noch Kredite aufnehmen wollten. 1365 Mal war Klaus John deshalb in den letzten fünf Jahren unterwegs, um potentielle Spender zu überzeugen und einflussreiche Politiker für sein Projekt zu begeistern. Unnachgiebig und stur kann er sein, um sein Ziel zu erreichen. Dabei wirkt Klaus John auf den ersten


Dios te Ama

Blick nur freundlich und nett – harmlos eben. Nicht wie jemand, der hochrangigen Firmenchefs millionenschwere Spenden und einflussreichen Politikern lange Audienzen abringt. Seine Stimme ist etwas zu hoch für einen Mann seiner Größe und wenn er beim Sprechen in Fahrt kommt, dann kippt sie manchmal. Aber wenn Klaus John beim Sprechen über das „Wunder von Curahuasi“, wie es die peruanischen Medien nennen, in Fahrt kommt, dann zieht er das Publikum in seinen Bann. Dann strahlt sein Gesicht, dann brennt ein Feuer in seinen Augen, dann strömt Begeisterung aus jeder seiner ausladenden Gesten, wenn er von dem erzählt, was kaum einer für möglich gehalten hätte. Wenn John wieder einmal vor einem vollbesetzten Raum die Geschichte Diospi Suyanas erzählt und Bilder aus Peru auf der Leinwand leuchten, dann laufen dem Zuhörer kalte Schauer über den Rücken und manch Hartgesottener muss sich verschämte Tränen abwischen. Und langsam wird klar, dass nicht Klaus John, zwar ein zielstrebiger und selbstbewusster Mensch, aber doch ein Mann wie viele andere, dieses Wunder vollbracht hat, sondern Gott selbst durch ihn. Weltwirtschaftskrise, steigende Arbeitslosigkeit und Zukunftsängste belasteten in den letzten Jahren nicht

nur Deutschlands Unternehmen und Arbeitnehmer. Auch die größten wohltätigen Organisationen klagten über Spendenrückgang. Eine ungünstige Gelegenheit, rund zehn Millionen Euro für irgendein Krankenhaus irgendwo in Südamerika sammeln zu wollen. „Menschlich hätten wir scheitern müssen“, erinnert sich John. Und dennoch flossen nach und nach rund 8,5 Millionen Euro auf das Konto von Diospi Suyana, über 4,5 Millionen Dollar in Sachspenden steuerten zahlreiche Firmen bei. Denn wer auf Gottes Wegen geht, dem stellt Er geeignete Reisebegleiter an die Seite. So wie die First Lady Perus, Pilar Nores García, oder den deutschen Botschafter, zahlreiche Unternehmer und Firmenchefs und natürlich über 40.000 private Spender. Andererseits: Wer um sich schaut und sich allein fühlt auf dem Weg, den er beschritten hat, muss noch lange nicht falsch gegangen sein. Viele Wege zu einem göttlichen Ziel führen durch Dornen und Einöden. Auch Israel setzte sich nicht in den Flieger ins gelobte Land. Vierzig Jahre Wüste lehrten das Volk, Gott zu vertrauen. Viele Durststrecken lehrten die Johns genau das Gleiche. Doch wem Gott einen Traum gibt, den befähigt er auch, diese Vision umzusetzen. Wichtig ist, davon ist John überzeugt, „dass die Vision mich erfüllt und Gott ehrt“. Wenn die Johns auch keinen Zweifel daran haben, dass der Traum von einem Krankenhaus ihnen von Gott selbst ins Herz gepflanzt worden ist, wenn sie sich selbst auch nur als einfaches Werkzeug sehen, so lag es doch in der Hand dieser beiden Menschen, ob das Hospital ein Hirngespinst bleiben oder ob die Vision jemals greifbar werden würde. Ob doch einmal Menschen darin gesund werden dürften. Auf den Friedhöfen dieser Welt liegen ungezählte Träume begraben, Pläne und Visionen, die niemals umgesetzt wurden. Vielleicht, weil die, die nun für immer ruhen, sich deren Umsetzung nie zutrauten. Vielleicht, weil der Mensch, dem ein Traum gegeben

REPORTAGE

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wurde, sich selbst für zu unbedeutend hielt, um ihn zu verwirklichen. Oder weil er meinte, Zeit und Geld würde ihm fehlen, die nötigen Kontakte oder die rechte Bildung. Allerdings ist auch Klaus John kein Übermensch: „Ich bin ständig am Kämpfen und ich hab ständig Angst“, gibt er zu. Doch „meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“, ermutigt die Bibel. Und John ist überzeugt: „Gott kann mit jedem etwas machen, der zu Ihm sagt: Gebrauche mich!“ So liegt es letztlich nur in unserer Hand, ob wir einen Traum, den Gott uns ins Herz gelegt hat, lieber verhungern lassen oder ihn so lange nähren, bis er Gestalt annimmt. Hätte Martina John damals in Ecuador, wo sich die fünfköpfige Familie eingelebt hatte, ihrem Mann nicht gesagt: „Wir sind schon über 40 Jahre alt, entweder wir packen das Projekt jetzt an oder nie!“, vielleicht wäre die Familie dann noch immer in Ecuador, würde auch dort am Reich Gottes arbeiten und Menschen helfen. Aber die Bauern im Armenhaus Perus würden womöglich noch immer an Banalitäten wie Lungenentzündung und Parasiten sterben. Die Kinder in Curahuasi säßen noch immer auf der Straße und würden nicht wenigstens einmal in der Woche bei zahlreichen Kinder-Clubs, beim Basteln und Spielen erfahren, wie wertvoll sie tatsächlich sind. Und so viele Quechua hätten noch immer nicht erfahren, dass auch sie Respekt und Achtung verdienen, in einer Gesellschaft, die ihnen all das vorenthält. Anja Reumschüssel, Mainz, freie Journalistin, schwerpunktmäßig über lokalpolitische Themen. weltzeitblog.wordpress.com

Dres. John werden am 3. Christlichen Gesundheitskongress vom 22. - 24.3.12 in Kassel mitwirken. Mehr über ihr Projekt auch in ihrem neuen Buch: „,Ich habe Gott gesehen´. Diospi Suyana – Hospital der Hoffnung“.


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INTERVIEW

20 Jahre nach der Wende Vom Gegen- zum Miteinander Veränderungen schaffen können. Ich war mir sicher, Gott hat das Haus in der DDR-Zeit beschützt und das wird er auch nach der Wende tun. Persönlich musste ich mich am neuen Ort zuhause fühlen, integrieren und im Umfeld mitarbeiten, Kontakte knüpfen, Aufgaben in Politik und in den Verbänden übernehmen.

Frage: Große Umbrüche verlangen den Verantwortlichen viel Spannkraft ab. Es sind manchmal sehr unbequeme Entscheidungen zu treffen. Hilft da der Glaube weiter?

Herr Heinemann, ehemaliger Geschäftsführer des evangelischen Krankenhauses Woltersdorf

Frage: 20 Jahre nach dem politischen Neuanfang in der ehemaligen DDR sind Sie 2010 als Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Woltersdorf in den Ruhestand verabschiedet worden, bleiben aber auch 2011 für die Bauprojekte des Hauses zuständig. Sie hatten 1993 diese Aufgabe übernommen, nachdem Sie vorher im Textilgeschäft der Eltern und als MTA gearbeitet hatten sowie als EC-Vorstandsmitglied an Sitzungen in Woltersdorf teilnahmen. Was waren die größten Herausforderungen dieser Zeit? Antwort: Verstehen, dass das Krankenhaus auch in der DDR-Zeit gut geführt wurde – nicht so tun, als ob man alles besser wüsste. Das Haus, so wie es war, als mein Haus anzunehmen und den Mitarbeitern zu zeigen, dass wir gemeinsam

Antwort: Ja, denn die notwendige Kraft kommt aus dem Glauben. Es ist vor allem wichtig zu wissen, dass mich Gott selbst zu dieser Aufgabe berufen hat durch die Geschwister im Aufsichtsrat. Die Stille Zeit und daraus erwachsende Kraft ist das Geheimnis. Dazu gehört, was man oft nur rückblickend erkennt – unlogisch erscheinende Lebensführungen waren Vorbereitungen für den Geschäftsführer. Bei schwierigen Entscheidungen, gerade im Personalbereich, war es mir immer wichtig, jeden Mitarbeiter als von Gott geliebten Menschen zu sehen. Zu meinen wichtigen Anliegen gehörten, „eine Autorität gibt Freiheit“, Mitarbeiter müssen nicht ständig zum Arbeiten angetrieben, sondern zur eigenen Entscheidungsfähigkeit und anknüpfend zur Freude an der eigenen und der gemeinsamen Arbeit befähigt werden. Das bedeutet: Vertrauen, nicht Misstrauen. Noch wichtiger ist, Glauben leben. Vorbild sein, besser, „glaub“-würdig leben. Reden und Handeln müssen übereinstimmen. Auch muss ich eingebunden sein in meine Kirche und/oder Gemeinschaft. Nur so lassen sich Krisen vermeiden oder bewältigen!

Frage: Das Krankenhaus ist Teil eines Diakoniezentrums, das der Deutsche Jugendverband „Entschieden für Christus” eingerichtet hat. Neben medizinischpflegerischen Einrichtungen, wie dem Krankenhaus oder der Tagespflege, sind auch seelsorgerliche und pädagogische Projekte Teil des Zentrums. Wie werden die Chancen dieses Miteinanders genutzt? Antwort: Unterschiedlich. Manches ging zunächst eher gegen- denn miteinander. Bau, Gelände, Sanierungen, die unterschiedlichen Aufgaben, was hat Vorrang, wer ist für was zuständig? Es war ein Prozess, der sich aber gelohnt hat. So können z. B. Ausbildung, Fortbildung, Übernachtung von Angehörigen, die Krankenhaus-Seelsorge…, immer stärker genutzt werden und schließlich das Miteinander festigen. Oft haben wir uns überfordert, aber letztlich sind Niederlagen gerade die Stärken, so dass im Umfeld Arbeiten entstanden sind, die uns nur staunen lassen: eine christliche Kita, ein offener Jugendclub, Akademie, Vernetzungen…

Frage: Der Erfolg eines christlichen Krankenhauses lässt sich an den Zahlen der Bilanz ablesen, aber nicht nur dort. Welchen Mehrwert wünschen Sie sich für die Patienten eines Hauses, wie dem in Woltersdorf? Antwort: Geborgenheit. Dass das Leben der Patienten wieder lebenswerter wird, dass aber andererseits die Grenzen der Heilung und der Tod dazu gehören und entsprechend auch in Seelsorge, in der ärztlichen Behandlung, Patientenwille akzeptiert wird und dass Begleiten in Würde und mit Seelsorge auf dem letzten Lebensabschnitt möglich sind.

Vielen Dank. Die Fragen stellte Frank Fornaçon


ERFAHRUNGEN

Weil ich leide, habe ich keine heile Stelle mehr an mir (Psalm 38, 4) Ich war am Ende, da schrie ich zum Herrn, und er hörte mich. Als ich den Herrn um Hilfe bat, antwortete er mir und befreite mich von meinen Ängsten (Psalm 43, 7/4) Früherkennung von Krisen bei Mitarbeitenden Pflegende haben oft hohe Erwartungen an sich und ihre Arbeitsqualität, verbunden mit einer großen Fürsorge und Hingabe. Diese Kombination eignet sich sehr gut, Menschen zu helfen, ihnen in einer Krise beizustehen. Es birgt aber auch Gefahrenpotenzial, sich aufzuopfern und „auszubrennen“. Es gilt eine sich anbahnende Krise von Mitarbeitenden frühzeitig zu erkennen. Die Führungsperson muss ihre Mitarbeitenden sehr gut kennen, ein Beziehungsband zu ihnen haben sowie über eine geschärfte Wahrnehmung verfügen. So erkennt der Vorgesetzte rasch Veränderungen in der Befindlichkeit der Mitarbeitenden. Wann ich einen Mitarbeitenden wie anspreche, erfordert viel Gespür und kann auch anfangs auf Widerstand stoßen. Jedoch entwickelt sich in einem offenen, transparenten Umgang miteinander eine Aufgeschlossenheit, wo auch über Schwächen, Mängel oder eben Befindlichkeitsveränderungen gesprochen werden kann. Diese Basis ermöglicht es, Krisen frühzeitig zu erkennen, in geeigneter Weise die Mitarbeitenden anzusprechen und angemessene Maßnahmen zur Entlastung einzuleiten. Je besser die Mitarbeitenden von einander wissen, wie es ihnen geht, desto effektiver können sie ihre Arbeiten abstimmen und sich ergänzend einsetzen. Die Aufgabenorientierung soll trotzdem hoch sein und darf nicht vernachlässigt werden. Dieser Führungsansatz setzt große soziale und persönliche Kompetenzen voraus. Nur dadurch gelingt eine solch

nahe und individuelle Führung. Wenn Mitarbeitende sich gegenüber ihrem Vorgesetzten öffnen, entwickelt sich nicht nur eine große Vertrauensbasis in der Zusammenarbeit, sondern auch eine äußerst positive Fehlerkultur. Dies gelingt, weil Mitarbeitende lernen, dass mit Schwächen und Mängeln konstruktiv umgegangen wird und diese nicht denunzierend und missbilligend eingesetzt werden, um sie unter Druck zu setzen. Die erkannten Probleme lege ich stets unserem Vater im Himmel dar und frage ihn um Weisheit und Leitung. Das Gebet ermöglicht mir, mit einer inneren Ruhe an die Probleme heranzutreten und die weiteren Schritte unter Gottes Schutz zu stellen. Mit dieser Art der Führung ist es mir in der Vergangenheit gelungen, bei fünf Personen ein sich anbahnendes Burnout frühzeitig zu erkennen und mit kombinierten Entlastungsmaßnahmen (Umteilung der Arbeitsinhalte, Frei, Ferien, Dienstwechsel, Prozentveränderungen) abzuwenden.

Mein Interventionsraster im Umgang mit Krisen bei Patienten und Patientinnen Auch bei Patienten und Patientinnen empfinde ich die Früherkennung einer Krise als einen äußerst wichtigen Bestandteil. Rasche Interventionen verhindern oft, dass sich die Krise ausweitet oder vertieft. Folgendes Interventionsraster habe ich in Krisensituationen erfolgreich angewendet: 1. Beziehungsband durch Kontakt/ Beziehungsaufbau herstellen. 2. Gefahren einschätzen – Schaden verhindern durch angepasste Interventionen, wenn nötig auch Sicherheitsmaßnahmen.

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3. Einfühlen in den Menschen, die Situation aus seinen Augen betrachten und die möglichen Gefühle aufnehmen.

Burnout verhindern

Krisen – Früherkennung und Intervention

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4. Verständnis für seine schwierige Situation entgegenbringen, damit er sich ernstgenommen und verstanden von mir fühlt.

5. Den Betroffenen unterstützen, seine Emotionen zuzulassen und auch zu benennen. 6. Hoffnung vermitteln / positiver Zuspruch. Aufzeigen, dass jede Krise auch ein Ende hat. Einen möglichen positiven Ausgang aus der problematischen Situation erarbeiten. 7. Eine innere Distanz zur Problemsituation versuchen zu erreichen und auf sich besinnen. Eigene Motive in den Vordergrund stellen und sich derer bewusst werden. 8. Krisenbedeutung und die Sinnfrage in den Fokus stellen. Mit meditativen Anteilen in sich gehen, in die Ruhe gehen, zur Ruhe kommen. Die eigene Mitte versuchen wieder zu erlangen.

9. Förderung der christlich spirituellen Ausrichtung, um im Glauben Hoffnung, Kraft und Sicherheit zu finden (Gemeinschaft, Gebet, Loblieder, Bibel lesen, Austausch usw.).

Bei Gott finden wir Zuflucht, Geborgenheit und Schutz, durch den Schutz finden wir Ruhe, durch die Ruhe finden wir zu unserer Mitte. Aus der Mitte entspringt die Kraft. Urs Ellenberger

Urs Ellenberger

geb. 1967, verheiratet, 3 Kinder, Wichtrach, Schweiz, Pflegefachmann Psychiatrie mit höherer Fachausbildung Pflege, Pflegedienstleiter in der Klinik SGM Langenthal. Abschluss mit Eidg. Fachausweis Führungsfachmann in 2010. Abschluss Diploma of Advanced Studies Psychische Gesundheit an der Fachhochschule Bern in 2011. MAS mental health in Ausbildung.


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CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN stellt sich vor

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im GesundGünther Gundlach, heitswesen: Geschäftsführer Pflegende, Ärzte, Christen im Gesundheitswesen Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit.

Das Rückgrat unserer Arbeit sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen verantwortet und geleitet.

WESEN wollen

In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des bundesweiten Vorstandes.

• einander fördern, unseren Glau- ben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesund- heitswesen beitragen, • Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Hei- lungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 60 € im Jahr finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiGAkademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCareAbo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten!

Die ökumenische Arbeit von

CHRISTEN IM

CHRISTEN IM GESUNDHEITS-

GESUNDHEITSWESEN e.V.

WESEN verbindet seit über 20

Bergstraße 25, D-21521 Aumühle Tel. (+49) (0) 41 04 49 82, Fax (+49) (0) 41 04 72 69 Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de

Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITS-

Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

Heilung – Verheißung und Geheimnis Gottes Wir alle stehen in vielfältigen Diensten, um Menschen auf dem Weg umfassender Heilung zu begleiten. Dabei erleben wir als Christen die ganze Spannung zwischen menschlicher Hoffnung und Enttäuschung einerseits – zwischen Gottes Verheißung und Geheimnis andererseits. Auf diesem Weg können wir vieles mit- und voneinander lernen. Dies gilt auch für die „Heilung“ von Mitarbeiterteams und Institutionen. Als Christen spüren wir häufig das Anliegen, „in einem Geist“ in unseren Einrichtungen im Gesundheitswesen arbeiten zu können. Wie ist dies möglich? Die Jahrestagung von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN beschäftigt sich mit genau diesen Themen. Sie findet vom 26. – 29. Mai 2011 in der CVJM - Familienferien- und Tagungsstätte „Haus Solling“ in Dassel nord-westlich von Kassel statt. Wir freuen uns, dass wir Referenten mit Kompetenz und spannenden Erfahrungshintergründen gewinnen konnten:


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

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Termine 8.6.2011 Hamburg, 14.30–17.00 Uhr, CiGAkademie, Kolloquium Pflege „Hilfreicher Umgang mit MS-Patienten“ (CiG in Zusammenarbeit mit Albertinen-Akademie) 18.6.2011 Hamm, CiG-Akademie, Als Christen Demenzkranke begleiten 30.6. – 3.7.2011 Maihingen, CiG-Akademie, Seminar für erkrankte Menschen und pflegende Angehörige (CiG in Zusammenarbeit mit Lumen Christi) 10.9.2011 Woltersdorf b. Berlin, CiGAkademie, Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht

Volker Bertleff, langjährige Erfahrung als Körperund Bewegungstherapeut in der Psychosomatik, dort Entwicklung des Konzeptes „Das bewegte Kreuz“, welches auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes Körperwahrnehmung, Gleichgewicht und Kraft fördert. Aktuell arbeitet Volker Bertleff im Bereich der Gesundheitsbildung und Arbeitssicherheit.

Andreas Heinemann, bis Ende 2010 Geschäftsführer des evangelischen Krankenhauses „Gottesfriede“ in Woltersdorf, Brandenburg, welches auch zur DDR-Zeit und nach der „Wende“ sein christliches Profil bewahren konnte. Andreas Heinemann ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und weiterhin in Kirche und diversen Diakonieeinrichtungen tätig.

17.9.2011 Freiberg (Sachsen), CiGAkademie, Treffen für Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen 24.9.2011 Roth, CiG-Akademie, Gesundheit in der Lebensmitte – Veränderung und Weichenstellungen 25. – 30.9.2011 Cuxhaven, CiG-Akademie, Gott begegnen in Bewegung und Tanz (CiG in Zusammenarbeit mit Dünenhof) 21. – 23.10.2011 Kloster Nütschau, CiG-Akademie, Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Versöhnung und Heilung gehen. Wochenende für Kranke und Angehörige. 28. – 30.10.2011 Rotenburg a. d. Fulda, Hebammen-Workshop

Gabriela Koepsell, evangelische Theologin, Pastorin der AnskarKirche HamburgMitte, einer ev. freien Gemeinde. Sie engagiert sich besonders für kirchenferne Menschen und hält Vorträge auf Esoterik-Messen über Heilung in der Kraft Jesu.

Dr. med. Frank Naumann, Internist, Altersmediziner, Palliativmedizin, Chefarzt und Ärztlicher Leiter im Krankenhaus „Gottesfriede“ sowie Sprecher der AG Chefärzte der Geriatrien in Brandenburg.

Themen und Referenten spiegeln etwas wider von der Vielfältigkeit unserer Arbeit. Sowohl bundesweite Tagungen als auch regionale Veranstaltungen sind geprägt von biblischen Impulsen und Erfahrungsberichten, persönlichem Austausch, geistlichen Prozessen, seelsorgerlicher Begleitung, heilsamer Anbetung Gottes und fröhlichem Zusammensein. Vielleicht begegnen wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, bei einem der nächsten Treffen, zu denen wir immer wieder interessierte Mitchristen aus Gesundheitswesen und Gemeinden herzlich einladen!

Okt. 2011 – Feb. 2012 Ravensburg, CiG-Akademie, Trainingskurs Christliche Heilkunde 12.11.2011 Peine, CiG-Akademie, Christliche Heilkunde – eine „Notwendende“ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung? Besuchen Sie uns auf unserer Homepage www.cig-online.de, hier finden Sie weitere Termine und Informationen!

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.


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NACHRICHTEN

Glaube am Arbeitsplatz Schwäbisch Gmünd: Der Glaube sollte auch am Arbeitsplatz gelebt werden. Davon ist einer der ranghöchsten Vertreter des katholischen Malteserordens, Rechtsanwalt Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwick (Köln), überzeugt. Er sprach beim Gesundheitskongress „mediora“ im März in Schwäbisch Gmünd. Wie Heereman sagte, dürfe die Verbindung zu Gott nicht nur im Gottesdienst oder in der Familie gelebt werden. Die meisten Menschen verbrächten einen Großteil ihrer Lebenszeit am Arbeitsplatz; deshalb müsse auch dort Spiritualität ihren Platz haben. Der Rechtsanwalt schilderte, wie er in der Kölner Zentrale der Malteser angefangen habe, sich mittags mit einem Kollegen zum Gebet zu treffen. Dies sei anderen Mitarbeitern aufgefallen. Auf Nachfrage habe man von dem Gebetstreffen erzählt. Schließlich hätten 15 Prozent aller Mitarbeiter daran teilgenommen. Dass zur Spiritualität auch unbequeme Entscheidungen gehören könnten, schilderte er in einem die Zuhörer stark bewegenden Beispiel der Schwangerschaft einer Nichte. Als Christin hätte sich die Frau für das Austragen eines schwerkranken Kindes entschieden, obwohl die Ärzte zur Abtreibung geraten hätten. In einem Blog im Internet habe die Frau eine Art Schwangerschaftstagebuch geführt. Sie sei überzeugt gewesen, dass auch ein behindertes Kind ein von Gott geliebtes Geschöpf und damit wertvoll sei. Die Tochter Jasmin habe nur drei Tage gelebt. Wie Heereman sagte, seien die Mutter, ihr Ehemann und auch die Ärzte durch diese Erfahrung geistlich gereift. Auch der Frauenarzt, der zunächst zur Abtreibung geraten habe, habe eingeräumt, dass er seine Haltung zum Schwangerschaftsabbruch noch einmal grundsätzlich überdacht habe. In einer Abtreibung sehe er heute keine Lösung mehr.

Bibelbox im Klinikum

Gaildorf: Seit Ende 2010 steht im Eingangsbereich des DiakonieKlinikums am Standort Gaildorf eine Bibelbox. Die offizielle Übergabe erfolgte am 15. Februar durch Dora und Christian Wolf von der MännelWolf Stiftung. Dem Stiftungsvorstand ist es wichtig, kranken Menschen Hoffnung zu geben. „Alle Bevölkerungsgruppen haben Anspruch darauf, eine Bibel zu haben und die guten Nachrichten von Gott lesen zu dürfen“, betont Wolf. „In der Bibelbox gibt es daher auch polnische, russische und türkische Bibeln.“ Die Bibelbox wird, wie auch an zwei anderen Standorten des Klinikums, rege genutzt. Der klinische Direktor Thomas Grumann: „Für die Patienten ist die Bibelbox eine Stärkung und gibt inneren Halt in schwierigen Krankheitstagen“.

lichen Gemeinden vorbereiten. „Im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gibt es zwar bereits seit einiger Zeit den ordinierten Dienst der Diakonin oder des Diakons, aber es gab bisher noch keine eigene Ausbildung für dieses zunehmend wichtiger werdende Berufsfeld. Diese Lücke ist nun geschlossen“, so Prof. Dr. Ralf Dziewas (Foto), der in Elstal Diakonik lehrt. Der Studiengang bietet eine theologische Qualifikationsmöglichkeit für Studierende, die nach einem Bachelor-Abschluss in Sozialer Arbeit, Sozialpädagogik, Gesundheits- bzw. Pflegewissenschaft oder einem vergleichbaren sozialwissenschaftlichen Studium die notwendige Doppelqualifikation für den Diakonendienst erwerben möchten. Es ist ein Präsenzstudiengang und dauert zwei Jahre. Bewerbungsfrist ist der 30. Juni.

Ökumenischer Zusammenschluss

Master in freikirchlicher Diakonie

Professor Dr. Dziewas hat den neuen Studiengang konzipiert

Wustermark: Am Theologischen Seminar Elstal (Fachhochschule) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden wird es ab dem Wintersemester 2011/12 einen neuen Studiengang geben. Der Masterstudiengang „Freikirchliche Diakonie“ soll Studierende, die bereits über einen berufsqualifizierenden Bachelor-Abschluss im sozialwissenschaftlichen Bereich verfügen, auf den diakonischen Dienst in freikirch-

Trier: Als ein wichtiges Zeichen ökumenischer Zusammenarbeit gilt das im März besiegelte Ökumenische Verbundkrankenhaus in Trier. Das bisher evangelische Elisabethkrankenhaus und das bisher katholische Marienkrankenhaus gehören nun zusammen. Bei der Unterzeichnung zeigten sich die Verantwortlichen davon überzeugt, dass das Verbundkrankenhaus ein Erfolgsmodell werden wird: GeorgFriedrich Lütticken, der Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Trier, Bernd Weber, der Vorstandsvorsitzende der Agaplesion gAG, die rheinlandpfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer, Christa Garvert, die Sprecherin der Geschäftsführung der


NACHRICHTEN

Marienhaus GmbH, Michael Osypka, der Geschäftsführer der Marienhaus GmbH, und Rainer Kropp, der Geschäftsführer des Ökumenischen Verbundkrankenhauses Trier (auf unserem Bild von links nach rechts).

Nicht automatisch unglücklich Lüttich: Körperlich schwerstbehinderte Menschen sind nicht automatisch unglücklich - selbst dann nicht, wenn sie sich nur noch mit Augenbewegungen verständigen können. Das ergab eine Studie mit sogenannten Locked-In-Patienten, die bewegungsund sprechunfähig sind. Bei der Studie von Wissenschaftlern aus Belgien und Frankreich gab die große Mehrheit der Befragten an, glücklich zu sein. Lediglich 28 Prozent erklärten sich als unzufrieden mit ihrem Leben. 4 der 65 Befragten äußerten den Wunsch nach Sterbehilfe, schreiben die Forscher in dem Online-Journal »BMJ Open«. Ursache des LockedIn-Syndroms kann beispielsweise die Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder ein Infarkt des Stammhirns sein. In die Studie hatten die Wissenschaftler um MarieAurélie Bruno von der Universität Lüttich allerdings nur eine Auswahl von Patienten aufgenommen. Sie hatten sich zunächst an 168 Menschen mit dem Locked-in-Syndrom gewandt. 91 von ihnen beteiligten sich an der Untersuchung und 65 antworteten so umfassend, dass sie in die Auswertung miteinbezogen wurden.

Krebs hat man zweimal Iserlohn: Frauen, die an „Krebs“ erkranken, werden gleich „mit zwei Erkrankungen konfrontiert, einer somatischen und einer psychosozialen“. Darauf weist in der Märzausgabe von Die Schwester/Der Pfleger die Diplom-Pflegepädagogin Renate

Wiedenbruch, Iserlohn, hin. Sie befasst sich in einem Beitrag mit den Chancen einer psychoonkologischen Therapie, die sowohl die Lebensqualität als auch den Erfolg ärztlicher Therapien günstig beeinflussen könnten. Dabei spielt die soziale Unterstützung durch Familie, Kollegen oder Nachbarn eine wesentliche Rolle. Deren Betreuung muss daher ebenfalls im Blick sein. Für einen guten Krankheitsverlauf stellen, so der Beitrag, ein „kämpferischer Geist“ und aktive Reaktionen auf die Krebserkrankung eine wichtige Voraussetzung dar, verbunden mit Optimismus, Selbstsicherheit und Entschiedenheit. Das Pflegepersonal kann – so ist die Pflegepädagogin überzeugt – aufgrund seiner größeren Nähe zur Patientin psychoonkologische Therapien besonders gut unterstützen. Diese Therapien seien sinnvoll und gewinnbringend: „Wirtschaftlich lassen sich Verweildauer und Kosten für Behandlung und Therapie reduzieren, die betroffenen Frauen profitieren durch eine Verbesserung der Lebensqualität.“

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Arts und der staatlich anerkannten Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abschließt, entwickelt. Sie tragen damit dem Trend Rechnung, Studium und Beruf von Anfang an miteinander zu verbinden.

Spiritualität ist Beziehungsarbeit Stuttgart: Für die spirituellen Bedürfnisse von Patienten in der Palliativsituation und am Lebensende seien Beziehungen von besonderer Bedeutung, fasst Friederike Klein einen Beitrag in der Dezemberausgabe der Zeitschrift Palliativmedizin zusammen. „Patienten wollen keine Ratschläge oder religiöse Bekehrung, sie möchten Pflegekräfte und Ärzte als Teil ihrer Familie sehen, als Menschen, die eine tragfähige Beziehung zu ihnen eingehen.“ Bei der Auswertung von Publikationen zu Spiritualität und Palliativpflege kommen die Autoren zum Schluss, dass Spiritualiät keine primär zu erlernende Technik sei, sondern von der zugewandten Haltung der Betreuer getragene Beziehungsarbeit. Mehr: Palliativmedizin 2011, 12 DOI: 10.1055/s-0030-1270775

Zukunftsorientiert studieren Spezialisten für Spiritual Care

Remagen/Waldbreitbach: Als gemeinsames Projekt des RheinAhrCampus, der Marienhaus GmbH und des Bonner Gemeinschaftskrankenhauses startete der Studiengang Betriebswirtschaft Pflege. Zum Wintersemester 2011/2012 sollen nun die ersten Studenten ihr Studium aufnehmen. Die Marienhaus GmbH und das Bonner Gemeinschaftskrankenhaus haben mit der Fachhochschule diesen neuen Studiengang, der mit einem Bachelor of

München: Seelsorgerliche Kontakte kommen etwa zu gleichen Teilen auf Initiative des Seelsorgers (32,3%) und des Behandlungsteams (29,2%) sowie der Angehörigen oder Patienten (38,5%) hin zustande. Das ergab eine wissenschaftliche Studie eines Teams um den Münchener Professor Traugott Roser, deren Ergebnisse in Palliativmedizin 11-2010 veröffentlicht wurden. Die Forscher untersuchten die Inhalte der Gespräche (63,2% betrafen die Klärung der akuten Situation, je 28,4% die Situation des Lebenspartners oder Glaubensfragen, 8,4% Krisenintervention und 26,1% ethische, organisatorische


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NACHRICHTEN

und systemische Fragen). Die Untersuchung, die im südlichen Bayern mit einer vor allem katholischen Bevölkerung durchgeführt wurde, zeigte, dass rituelle Handlungen in ihrer ganzen Bandbreite (einschließlich der Krankensalbung) ausschließlich von katholischen Patienten genutzt wurden, während evangelische Patienten lediglich Gebet, Segen und Beichte in Anspruch nahmen. Die Untersuchung zeige, so die Autoren, dass sich die Kompetenz der Seelsorge sowohl ,,auf kommunikative Fähigkeiten zur Führung vielgestaltiger Gespräche" als auch auf rituelle Kompetenz der Seelsorger beziehe. DOI http://dx.doi.org/10.1055/soo29-1223539 Z Palliativmedizin 2010,11, 130-132

Onkologie und Seelsorge Bad Kreuznach: Die Einbeziehung von Religiosität in den Behandlungsprozess im Hinblick auf den individuellen Unterstützungsbedarf bei Patienten mit einer Darmkrebserkrankung spielt für die Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Arbeitsgruppe Religionspsychologie des Forschungszentrums für Psychobiologie und Psychosomatik der Universität Trier und der Rehabilitationsklinik Nahetal. In der Studie zeigen die Wissenschaftler, dass die Befunde nahe legen, „dass Geschlechtsunterschiede und Religiosität für die Behandlung relevant sein können, in ihrer Bedeutung aber nicht überbewertet werden dürfen“. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Sebastian Murken wurden Ende 2010 in der Zeitschrift Rehabilitation veröffentlicht. Untersucht wurde die Frage, ob Frauen und Männer unterschiedliche Bewältigungsmöglichkeiten, sowohl im religiösen wie

auch im nicht religiösen Bereich haben. In der Zusammenfassung heißt es: „In Übereinstimmung mit der höheren Religiosität von Frauen weisen die Daten auf einen stärkeren Zusammenhang von religiösem Coping (Bewältigungsstrategie) und Anpassung bei Frauen als bei Männern hin.“ Eine Überblicksstudie verweist als Beispiel für die praktische Relevanz, die Religiosität für die Behandlung haben kann, auf Studien, „die zeigen, dass sehr religiöse Krebspatienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium häufiger intensive lebensverlängernde Therapien wünschen oder erhalten als Patienten, für die Religiosität weniger bedeutsam ist“. Die Autoren warnen davor, Religiosität an sich als Ressource zu sehen. Vor allem eine von einem negativen Gottesbild geprägte Form könne sich als Belastungsfaktor erweisen. Die Autoren sehen noch erheblichen Forschungsbedarf in dem von ihnen untersuchten Feld. Im Einzelnen förderte die Untersuchung interessante Details zutage: So veränderte sich Religiosität durch die Erkrankung (20% der Frauen und 13% der Männer berichteten eine Verstärkung ihres Glaubens). In ihrem Fazit meinen

die Autoren, dass „religiöse und spirituelle Angebote sowie auch eine Zusammenarbeit mit der Seelsorge in der onkologischen Rehabilitation eine wertvolle Erweiterung des Behandlungsprogramms darstellen“. Die Aufnahme von „wenigen kurzen Screening-Fragen zur Bedeutung von Religiosität oder Spiritualität im Umgang mit der Erkrankung und zum individuellen Wunsch nach Einbezug des Themas in den Rehabilitationsprozess in Patientenfragebogen“ sei sinnvoll. Mehr: Rehabilitation 2010: 49: 95-104, DOI http://dx.doi. org/10.1055/s-0030-1249029

Ein Spital ist keine Firma Zürich: Wenn 2012 in der Schweiz in Spitälern nach Fallpauschalen (DRG) abgerechnet werden wird, droht eine wichtige Funktion des Krankenhauses auf der Stecke zu bleiben: die umfassende Sorge für den Patienten, die auch soziale Faktoren einbezieht. Darauf weist Dr. theol Ruth Baumann-Hölzle, die Leiterin des Interdisziplinären Instituts für Ethik im Gesundheitswesen in Zürich hin. In der Zeitschrift PrimaryCare 10/2010 fordert sie:


NACHRICHTEN

„Die Qualität der Behandlung kann nur dann aufrecht erhalten werden, wenn die Fallpauschen nicht nur Ressourcen für die Wiederherstellung von Körperfunktionen umfassen.“ Sie müssten den ganzen Behandlungs- und Betreuungsbogen der Patienten mit allen Schnittstellen umfassen, verbindliche Qualitätsstandards festlegen und soziale Aspekte berücksichtigen.

Hoffnung anbieten Rotenburg/Fulda: Mit „Spiritualität im therapeutischen Team“ befasste sich die Arbeitsgemeinschaft der Heim- und Krankenhausseelsorger im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden auf ihrer Jahrestagung vom 17. bis 19. Februar in Rotenburg/ Fulda. Pastor Hans-Jürgen Schrumpf (Hamburg) berichtet, es gehe dabei um mehr als Frömmigkeit und religiöse Bedürfnisse. Spiritualität in der Krankenhaus- und Heimseelsorge wolle Belastungen und Haltungen im therapeutischen Team erkennen, benennen und Ressourcen freisetzen. Es gehe dabei um seelsorgerliche Impulse, die einen entlastenden Perspektivwechsel ermöglichen. Unabhängig von Herkunft, Religion und Lebensüberzeugung müsse dabei die Sehnsucht nach Leben ernst genommen und den Patienten Mut zur Hoffnung gemacht werden. Christliche Spiritualität werde dabei an die Gegenwart und Hilfe Gottes erinnern und dazu einladen, sein Vertrauen auf ihn zu setzen, so Schrumpf. Hauptreferent war der Theologe und therapeutische Seelsorger Dr. Gábor Hézser (Bielefeld). Wie begegnet man einem therapeutischen Aktivismus, der die Begrenzung des Lebens schwer akzeptiert und die Bedürfnisse von Schwerstkranken und Sterbenden leicht übersieht? Wie können Seelsorger stellvertretende Hoffnung anbieten, wo Verzweiflung herrscht?

Wie widerstehen sie der Versuchung, Spiritualität machen zu wollen? Wie kann es gelingen, darauf zu warten und zu vertrauen, dass Gott zu seiner Zeit das Nötige tut? Besonders die letzte Frage ist für das therapeutische Team eine Herausforderung. Krankenhausseelsorge ist dem Schweigegebot verpflichtet. Sie darf deshalb seelsorgerliche Inhalte nicht dokumentieren wie therapeutische und pflegerische Maßnahmen. Trotzdem müssten Seelsorgende im Behandlungsteam eingebunden sein. Sonst werde es nicht gelingen, gemeinsam eine lebendige Spiritualität im therapeutischen Team zu entwickeln.

Spirituelle Anamnese Langenthal: Für eine spirituelle Anamnese bei der stationären Aufnahme von Patienten wirbt in der jüngsten Ausgabe von Primary Care, der Schweizer Zeitschrift für Hausärzte, Dr. René Hefti. Der Arzt, der auch zum Fachbeirat von ChrisCare gehört, beschreibt sein eigenes Schema: Einstiegsfrage: „Wie bewältigen Sie ihre Krankheitssituation?“ Wenn der Patient nicht spontan religiöse Aspekte nennt: „Spielt dabei für Sie auch Religiosität oder Spiritualität eine Rolle?“ Wenn der Patient dies verneint, ist hier die spirituelle Anamnese beendet, wenn er die Frage bejaht: „Ist die religiöse Einstellung für Sie hilfreich oder belastend?“, „Gehören Sie einer religiösen Gemeinschaft an?“, „Erhalten Sie von dieser Unterstützung?“ Abschlussfrage: „Möchten Sie, dass ihr religiöser Hintergrund in die Behandlung miteinbezogen wird?“, „Wenn ja, in welcher Weise?“. Der Chefarzt der Klinik Langenthal plädiert für eine stärkere Berücksichtigung spiritueller Aspekte auch in der Ausbildung künftiger Ärzte. In den USA werde das bereits von der Hälfte der Medizinischen Fakultäten berücksichtigt. Mehr unter: www.primary-care.ch/archiv

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Brandschutzübung

Hamburg: Im Albertinen-Krankenhaus wurde Anfang 2011 erstmalig in Hamburg eine Brandschutzübung einschließlich der Räumung einer intensivmedizinischen Einheit durchgeführt. Simuliert wurde ein Feuer auf einer Station mit „Liegendpatienten“, das binnen weniger Minuten auf die Intensiveinheit mit zum Teil beatmeten „Patienten“ überschlug. Insgesamt waren 20 „Patienten“ betroffen, davon acht intensivpflichtig und hiervon wiederum vier beatmet. Geübt wurde unter beängstigend realistischen Bedingungen mit Theaterrauch in einem leer stehenden Trakt des Krankenhauses.

Grundsteinlegung in Berlin-Mitte Berlin: Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelische Entwicklungsdienst haben Anfang Mai den Grundstein für ihr neues gemeinsames Werk in Berlin-Mitte in der Nähe des Nordbahnhofes gelegt. Beide Werke fusionieren 2012 und werden ihre Arbeit ab Herbst 2012 in Berlin unter dem Dach des neuen „Evangelischen Werkes für Entwicklung und Diakonie“ weiterführen. „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe, die bisher zum Diakonischen Werk der EKD gehören, bilden nach ihrer Fusion mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst das neue „Brot für die Welt – Der evangelische Entwicklungsdienst“. Das Diakonische Werk führt seine Arbeit zukünftig unter dem Namen „Diakonie Deutschland – Der evangelische Bundesverband“ fort.


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Unsere Kongregation betreibt in der Region München und im südostbayerischen Chiemgau mehrere Krankenhäuser sowie Alten- und Pflegeheime. Zusammen mit unserem Brunnenbetrieb, der Adelholzener Alpenquellen GmbH, beschäftigen wir etwa 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Einrichtungen. Möchten Sie uns in unserer Aufgabe der Kranken- und Altenfürsorge unterstützen? Informationen über unsere aktuellen Stellenangebote finden Sie unter www.barmherzigeschwestern-muenchen.de

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Chancen und Möglichkeiten christlicher Spiritualität nicht nur am Lebensende Es ist gut, beim Segnen den Namen des Gesegneten zu nennen, denn wir sind bei Gott mit Namen bekannt. Das alleine kann schon ein unermesslich großer Trost sein. Oft haben sich hier für mich hilfreiche Gespräche entwickelt. „Meinen Sie wirklich, Gott kennt mich?“ Ich wünsche uns, dass der Segen wieder einen ganz natürlichen Platz im Leben hat, unaufdringlich und heilsam. Spiritualität ist kein spezifisch christliches Phänomen, aber der Begriff hat einen christlichen Ursprung. Er leitet sich vom Spiritus Sanctus, dem Heiligen Geist, her. Wo der Heilige Geist Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen bestimmt, ist das Leben spirituell.1 Damit eröffnet sich ein großer Raum voller Chancen und Möglichkeiten. Der Heilige Geist trennt nicht zwischen weltlichem und geistlichem Leben. Er lässt sich in jede Situation einladen, um sie zu „beleben“. Damit erhalten viele Alltagshandlungen eine neue Bedeutung und Wirkung. Ich möchte es am Beispiel des biblischen Segens veranschaulichen. Der Segen hat seinen Ursprung in den familiären und freundschaftlichen Beziehungen. Im griechischen heißt Segen „eulogie“ = gut reden und loben. Wir haben täglich viele Gelegenheiten, Menschen durch unsere Worte zu segnen. Gerade in Krisensituationen haben Worte eine große Bedeutung. Nicht zu unterschätzen ist auch der Ton, die Sprachmelodie, mit der wir sprechen. Worte und Gesten haben eine Kraft, dies wird in der hebräischen Bedeutung von Segen „Barakh“ deutlich. Die Schöpfungsgeschichte erzählt sehr anschaulich davon: „Gott sprach und es geschah“. Noch heute steht am Anfang einer „Neuschöpfung“, z.B. einer Erfindung, häufig ein Gedanke, der sich konkre-

tisiert und Gestalt annimmt, je mehr darüber gesprochen wird. Worte schaffen immer noch neue Wirklichkeiten und verändern die Welt. Das dritte lateinische Wort für Segen „signare“ führt uns in den Bereich der Berührung. Segenszeichen, wie Hand auflegen, sich umarmen und küssen haben nachweislich einen körperlichen „Belebungseffekt“. Es wurde wiederholt festgestellt, dass sich während des Handauflegens der Hämoglobinspiegel im Blut erhöhte2. Die Zunahme der Sauerstoffversorgung führt einem Menschen mehr Energie zu. Es wird auch vermehrt das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches das soziale Vertrauen steigert.3 Gottes Geist ist für mich ein sehr kreativer Geist. Im Segnen hat er uns viele Chancen gegeben, durch uns zu wirken. Wir haben die Möglichkeit, die Menschen, die uns begegnen, durch vielfältige Worte, Gesten und Berührungen zu segnen. Für viele ist es auch hilfreich, den Segen Gottes hörbar und fühlbar zu erleben. Auf die Frage „Darf ich Sie segnen“ sagt kaum ein Mensch nein. Es bedarf nicht immer vieler Worte. „Im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes segne ich Dich (Name des Gesegneten) mit K raft und Frieden“. In seinem Namen ist Gott gegenwärtig und handelt, das entlastet. Gottes Segen fließt durch mich durch zum Anderen, ich darf loslassen und getrost hoffen, dass Gott SEIN Werk tut.

Wolfgang Huber, Festvortrag Stift Urach 22.10.2005 2 Samlley, G. & Trent, J. (1986). Bitte segne mich, auf der Suche nach dem verlorenen Segen, 2. Auflage 2006 S. 52 3 Penaten- Infothek Dialog und Service Förderpreis 2000 Kap. 12. 6.1. Petterson, M.; Alster, P.; Lundeberg, T.; UvnäsMoberg, K. „Oxytocin increases nociceptive thresholds in logterm perspective in female and male rates“ Neuroscience Letters 1996; 212 S. 87-90 1

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Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Fornaçon. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird im ChrisLit gelistet: www.chrislit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication., Alemannenstr. 2, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 917 09 30, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Witzbergstrasse 7, PF 384, CH-8330 Pfäffikon ZH, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15 werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2010. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr (CH) 31.30 jeweils zuzüglich Versandkosten, Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland, der BMK Wartburg Buchhandlung in Österreich oder bvMedia in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 917 09 30, Fax: (+49) (0) 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080

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Glosse WIE KRISEN BEWÄLTIGEN ?! Wenn ich beim Thema „Wie Krisen bewältigen?“ irgendetwas vermeiden möchte, dann ist es die Erwähnung des altklugen Spruches: Krisen sind Chancen. So. Denn wenn ich die Krise kriege oder sie mich, dann will ich sie bloß wieder loswerden – und sei es auf Kosten der Chancenverwertung. Ich möchte die Krise nicht bewältigen, sondern „entweltigen“, also aus der Welt schaffen. Ich will wie beim Monopoly-Spiel zurück auf Los. Egal, ob ich einen Bonus bekomme. Rückblickend sehe ich doch am Anfang des Tunnels noch Licht, das mögliche Licht an seinem Ende interessiert mich nicht. Ich will durch Rückzug aus der Klemme kommen und meine Ruhe haben. Da sagt mir jemand, Krise bedeute ursprünglich nicht Klemme, sondern „entscheidende Wendung einer gefährlichen Entwicklung“! Das heißt, ich erziele eine Veränderung meiner Ausgangssituation (die offenbar verbesserungswürdig ist) und sogar meiner selbst, wenn ich jetzt keinen Rückzieher mache, sondern vorausschaue und handle. In der Medizin bedeutet Krise: „Höhepunkt einer Krankheit – und ihr Wendepunkt“. Was bedeutet: zur Gesundheit! Und diese ist nicht zu verstehen als unkranke, sondern als nachkranke, reifere Ebene. Entziehe ich mich der Reifung, bleibe ich im Rohzustand. Dann bekomme ich oft zu hören: „Du bist ganz der Alte.“ – „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“ Tolles Lob. Wenn ich nicht ausweiche, erlebe ich, wie Krisen bewältigen helfen! Nämlich meine Unreife. Deshalb sollten sie mich nicht nur dann interessieren, wenn es die Krisen anderer sind, die ich entspannt aus der Distanz betrachten kann… Wie ich nun mit Krisen umgehe? Auf keinen Fall, indem ich sie umgehe. Am besten danke ich schon, bevor das Licht am Ausgang erscheint. Gott fühlt sich dadurch geehrt. Und die Erfahrung wird folgen: Gott kommt mir von vorn entgegen. Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages. Sind Krisen also doch Chancen? Meinetwegen. Dr. med. Günther Riedl, Kinder- und Jugendarzt, Uelzen


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AUFTRAG DER CHRISTEN

CHRISTLICHE HEILKUNDE

MUSLIME BEIM

SPRACHLOSIGKEIT IN DER PFLEGE

FORSCHUNGSBERICHTE

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen 1/2011

Besser miteinander

ChrisCare

ChrisCare

ChrisCare, ein konfessionsverbindendes Magazin für alle Berufe des Gesundheitswesens.

Besser miteinander Besser miteinander PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN ZUVERSICHT

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Februar 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

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Fax: an CiG in Deutschland (+49) (0) 917 09 39 an bvMedia in der Schweiz (+41) (0) 43 288 80 11 an BMK WARTBURG in Österreich (+43-1) 408 99 05 Ich bestelle ein Abonnement von ChrisCare ab Heft … /2011. Das Abo ist unbefristet und kann jederzeit gekündigt werden. Ich bestelle 5 Ausgaben (2010/1 – 2011/1) zum Paketpreis 20 € (D) / 27 SFr (zzgl. Versandkosten € 2,80)

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TERMINE

2/2011 CHRISCARE

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Tagungen, Seminare & Konferenzen

24.–25.5.: Bad Boll, Strategische Her-

5.–6.7.: Bad Waldsee, „Die paar Jahre

der Akademie für Ethik in der Medizin,

ausforderungen in der Diakonie,

schaffe ich noch...“ Innehalten und Wei-

www.aem-online.de

www.ev-akademie-boll.de

chen stellen für die letzte Berufsphase, www.tabor-reute.de

26.–29.5.: Dassel/Solling, „Heilung –

leben, Oasentage für Verwaltungs-

Verheißung und Geheimnis Gottes“,

9.7.: Baden-Württemberg, Unverkrampft

www.cig-online.de

in der Diakonie über den Glauben sprechen, www.diakoniewerk-bw.de

Spiritualität des Konflikts,

1.–12.7.: Bad Waldsee, Gottes Sehn-

www.caritas-akademie.de

sucht und Markt, Tabor-Forum für Führungskräfte, www.tabor-reute.de

2.6.: Königswinter, Heilung und 19.–23.7.: Der Weg entsteht im Gehen,

www.zentrum-fuer-erneuerung.de

Eine spirituelle Wanderung auf der Via

25.10.: Riehen, 25. Riehener Seminar: Lebenshoffnung, www.sonnenhalde.ch 31.10.–1.11.: Zeillern (Österreich),

www.tabor-reute.de

Führungspotenziale entdecken und einsetzen, www.cls-austria.at

25.8.: Vallendar, Kollegiale Beratung für Moderation ethischer Fallbespre-

7.–11.11.: München,

chungen, www.bb-trier.de

Fachfortbildung Seelsorge auf der

„Hilfreicher Umgang mit MS-Patienten“, www.cig-online.de

www.salzburger-pflegekongress.de

Spluga von Thusis nach Chiavenna, Adventistischer Gesundheitskongress,

8.6.: Hamburg, Kolloquium Pflege

22.–23.10.: Salzburg, Internationaler

Suizid – zwischen Todessehnsucht und

Gebet, ein Auftrag von Jesus,

www.dvg-online.de

kräfte, www.tabor-reute.de

katholischer Pflegekongress,

30.–31.5.: Freiburg im Breisgau,

1.–5.6.: Kirchheim/Hessen,

18.–19.10.: Bad Waldsee, Einfach mal

Intensivstation 2011/12, 29.–30.8.: Oberägeri, Schwerkranke

www.theologischefortbildung.de

und sterbende Menschen begleiten, 8.6.: Berlin, Wie kann es heute noch

www.zentrum-laendli.ch

christliche Krankenhäuser geben? Dia-

sterbende Menschen begleiten,

konie zwischen Anspruch und Realität,

24.9.: Linz (Österreich), Gemeinsam

www.eaberlin.de

über den Jordan gehen, Sterbebegleitung, www.cls-austria.at

18.6.: Hamm, „Als Christen Demenzkranke begleiten“, www.cig-online.de

16.11.: Oberägeri, Schwerkranke und www.zentrum-laendli.ch 19.11.: Berlin, Zeitkrankheit Burnout, kuhnt@ev-diakonieverein.de

26.–29.9.: Schwerte, Trost, Ökumenisch-interdisziplinäres

21.–22.11.: Mainz, Spezifische

20.–22.6.: Loccum, Migration und

Symposium, Institut für Spiritualität,

Beratungskompetenz in der Pflege,

Gesundheit, www.loccum.de

www.pth-muenster.de

Abschnitt 1, www.kfh-mainz.de/ifw

23.6.: Thun, Hoffnung trotz Leid und

29.9.–1.10.: Göttingen, Die Selbst-

28.–30.11.: Bad Waldsee, Den Träumen

Schmerz im Leben, Fachtagung,

bestimmung des Patienten und die

trauen, spirituelle Tage im Advent,

www.seminare.gub.ch

Medizin der Zukunft, Jahrestagung

www.tabor-reute.de

27.6.: Düsseldorf, Transkulturelle Kompetenz – Pflege bei Migrationshintergrund, www.kaiserswertherseminare.de 27.–28.6.: Düsseldorf, Sterben und Tod in anderen Religionen, www.kaiserswertherseminare.de 30.6.–3.7.: Maihingen, „Seminar für erkrankte Menschen und pflegende Angehörige“, www.cig-online.de

22.–24.3.2012: Kassel, 3. Christlicher Gesundheitskongress, www.christlicher-gesundheitskongress.de Mit dabei: Jürgen Moltmann, Nikolaus Schneider, Lea Ackermann, Horst von der Hardt, Martin Grabe, Michael Utsch, Hubert Hüppe, Cornelia Coenen-Marx, Klaus Dörner, Astrid Giebel, Klaus-Dieter John, Paul Donders, Georg Schiffner, Heinrich-Christian Rust, Henning Dobers sowie weitere 100 Referenten


Freimut

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Lieber frei als gesund „Hauptsache gesund!“, hören Eltern nach der Geburt eines Kindes mehr als jeden anderen Satz. Es ist nicht so schlimm, wenn das Kind nicht in allem den Vorstellungen der Eltern entspricht, zum Beispiel ein Mädchen ist, denn: „Hauptsache gesund!“ Zu Beginn eines neuen Jahres hören wir das auch, wenn wir unseren Nachbarn oder Arbeitskollegen ein gutes neues Jahr wünschen. „Die Gesundheit ist die Hauptsache!“ Schließlich, so sind die meisten Menschen überzeugt: „Die Gesundheit ist das höchste Gut!“, auch wenn der Volksmund weiß: „Gesundheit ist nicht alles. Aber ohne Gesundheit ist alles nichts“. Aber was ist eigentlich Gesundheit? „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen." So hat es 1946 die Weltgesundheitsorganisation beschrieben. Seitdem lernen Ärzte und Pflegende diese Definition auswendig. Klingt ja auch gut: „Vollkommenes körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden.“ Aber gibt es das wirklich? Beschreibt diese Defi-

nition nicht den Wunsch nach dem perfekten Menschen? Ist einer, der nur mit Brille gut lesen kann, nicht gesund? Und kann einer, der einen Finger verloren hat, nie mehr ganz gesund sein? Wie perfekt muss einer sein, um als gesund zu gelten? Die Frage ist wichtig. Wenn zurzeit im Bundestag leidenschaftlich über die Präimplantationsdebatte gestritten wird, dann kommt es auf die Antwort an: Wann ist ein Mensch gesund? Wie viel Einschränkung macht das Leben lebensunwert? Steuern wir den perfekten Menschen an, wenn wir ausschließen, dass ein möglicherweise behinderter Mensch überhaupt zur Welt kommt? Es hat ja längst angefangen, indem wir mit Krankenkassengeldern vorgeburtliche Untersuchungen durchführen. Die meisten Risiken, die dabei abgefragt werden, können allerdings gar nicht im Mutterleib behandelt werden. Ihre Entdeckung stürzt vielmehr die Mutter in ein Dilemma: behalten oder abtreiben? Wird abgetrieben, bleibt die Frau, vielleicht auch ihr Mann mit dem schlechten Gewissen allein. Es weiß ja kaum einer davon. Wird ein behindertes Kind geboren, wird das

Handicap öffentlich. Die Mutter wird gefragt: „Musste das denn sein? Bei den medizinischen Möglichkeiten, die wir haben?“ Am Ende stehen wir also immer vor der Frage: Wie perfekt muss einer sein, um leben zu dürfen? Und am anderen Ende des Lebens wird dann die Frage gestellt, wie man einen leidenden Menschen loswird. Das nennt man dann Sterbehilfe, die aber keine Hilfe zum Leben ist, sondern zum Tod. Diese Fragen sind einfach zu stellen, aber nicht einfach zu beantworten. Wer als Arzt oder Pflegender arbeitet, steht oft vor Fragen, auf die es keine leichten Antworten gibt. Es ist nicht immer leicht, Partei für das Leben zu ergreifen. Leiden kann man häufig nicht abstellen, sondern oft nur lindern. Und manchmal muss man zusehen, ohne wirklich helfen zu können. Wenn die Ärzte keinen Rat mehr wissen, fragen Menschen nach göttlicher Hilfe. Sie fragen nicht nur den Gott der Christen, sie suchen hier und da. „Wer heilt hat Recht!“, heißt es dann und es ist völlig egal, ob man bei einem Schamanen aus Sibirien, einer Kräuterfrau aus Südtirol oder


BIBEL

einem Gesundbeter in der Lüneburger Heide Hilfe findet. „Hauptsache gesund!“ ist ein verführerisches Mittel. Dann betet der Hilflose um Besserung. „Lieber Gott – lass mich doch bloß rasch gesund werden!“ Ein oberflächlicher Blick in die Bibel scheint dem sogar recht zu geben: „Glaube und du wirst geheilt!“, heißt dann die Glücksformel. Gläubigkeit wird dann zum Machtmittel, um die Krankheit los zu werden. In der Apostelgeschichte lesen wir von einem Mann, der vierzig Jahre lang gelähmt war, seit seiner Geburt, und durch ein Wunder laufen konnte. Der Name Jesu hat eine solche Kraft entfaltet, dass sein Leben auf eine ganz neue Grundlage gestellt wurde. In dem Namen steckt ein Bekenntnis: „Gott hilft!“ Petrus kommentiert: „Durch den Glauben an den Namen Jesus ist diesem die Gesundheit gegeben worden vor aller Augen!“ Kein Wunder, dass die Heiden und Christen staunten. Die Machthaber wollten die Nachricht unterdrücken und versuchten, den Geheilten zum Schweigen zu bringen. Von der Reaktion der Christen lesen wir in Apostelgeschichte 4; 24, 29-31:

und Erde, das wir nicht verstehen. Darum gibt es auch reichlich Grund zu Hoffen, selbst da, wo wir eigentlich keine Hoffnung haben. Die Christen damals brachten Heilungen und den Freimut in einen unmittelbaren Zusammenhang. Freimut ist eine „Charaktereigenschaft, deren Träger seine Meinung und Gesinnung offen zu erkennen gibt und sie nicht mit Rücksicht auf möglichen Widerspruch oder gesellschaftliche Konventionen unterdrückt oder verstellt.“ So umschreibt Wikipedia die Bedeutung von Freimut. Diese Offenheit ist das Ziel. Dem sollen die Zeichen und Wunder dienen, um die gebeten wird. Für mich war eine persönliche Erfahrung ein Schlüssel, um das zu verstehen: Mein Vater hatte einen lebensbedrohlichen Infarkt erlitten. Vor fast dreißig Jahren war das eine höchst gefährliche Sache. Ich fuhr ins Krankenhaus, ein paar hundert Kilometer von meinem neuen Zuhause entfernt und fand meinen Vater in großer Unruhe. Zwei Nächte hatte er schon nicht schlafen können. Ich betete für ihn und bat Gott, er möge ihm Ruhe geben. Als wenig später

“ „ Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht. … Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit aller Freimut zu reden dein Wort; strecke deine Hand aus, dass Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus. Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut. Apostelgeschichte 4; 24, 29-31

Das erste, worauf es der Gemeinde ankommt, scheint die schöpferische Macht Gottes zu sein. Wer Himmel und Erde gemacht hat, der kann auch in die Kausalitäten der Welt eingreifen. Es gibt vieles zwischen Himmel

der Arzt kam, um meinem Vater ein Schlafmittel anzubieten, lehnte der ab: „Nicht nötig“, meinte er, „mein Sohn hat für mich gebetet!“. Am anderen Morgen staunte der junge Arzt nicht schlecht, als er hörte, dass Herr For-

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naçon die ganze Nacht tief und fest geschlafen hatte. Das ganze führte dann zu einigen intensiven Gesprächen über den Glauben. Noch heute, wenn meine Mutter den Arzt in der Stadt trifft, erinnert er sich an diese Begegnung, die ihn auf eine Spur zu eigenem Glauben geführt hatte. Mein Vater musste weiter mit einem kranken Herzen leben. Er ist gestorben, so wie der Gelähmte von Jerusalem irgendwann einmal gestorben ist, an einer Lungenentzündung oder einem Blinddarmdurchbruch oder an Altersschwäche. Der Geheilte hat Schnupfen bekommen und die Gicht, er wurde kurzsichtig und hatte vielleicht einen empfindlichen Magen. Aber er hatte etwas erfahren, was körperliches Wohlbefinden weit übersteigt: Er hatte die Macht Jesu erlebt, der mehr bringt als einen perfekten Körper. Mit Jesus bekommt das Leben eine andere Qualität. Diese hat mit der Freiheit zu tun, die in Freimut steckt. Freiheit ist hier ein Kennzeichen des Heiligen Geistes. Und diese Freiheit ist möglicherweise weit mehr als vollkommene Gesundheit. Der Satz ist falsch, mit dem ich begonnen hatte: „Hauptsache gesund!“ stimmt nicht. „Hauptsache frei!“ könnte man viel eher sagen. Frei von vielem, das unser Leben einschränkt, frei von Zwängen und Ängsten. Nicht zuletzt frei von dem Zwang, gesund sein zu müssen. Das Evangelium ist mehr als ein Heilmittel gegen körperliche Gebrechen. Das Evangelium gibt einen Horizont, der weit über die Krankheit oder Behinderung hinausweist und frei macht, zu einem erfüllten Leben mit Gott. Frank Fornaçon, Pastor in Kassel. Die Predigt wurde bei einem Gebetsabend der Evangelischen Allianz für Mitarbeitende im Gesundheitswesen im Januar in Kassel gehalten.


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LITERATUR / ANZEIGEN

Buchtipp

Forschungseinsichten

Büssing, Arndt; Kohls, Niko (Hrsg.) (2011), Spiritualität transdisziplinär, Wissenschaftliche Grundlagen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit, Berlin: Springer. 234 Seiten, € (D) 49,95, SFr 70.90

Der Sammelband bietet einen Einblick in den Forschungsstand, wie er bei zwei Tagungen in Bad Tölz präsentiert wurde. Dabei beschäftigen sich die Beiträge mit einem Spektrum, von den Neurowissenschaften über Religiöses Coping bis zu Spiritualität und Alter. Was mir beim Lesen aufgefallen ist: Die Theologie kommt als Gesprächspartner nicht vor. Die Frage des Wunders ist in der rein innerweltlichen Sicht der Forscher nicht vorhanden. Dadurch bleibt der Spiritualitätsbegriff auf einer religionspsychologischen Ebene und wird als Phänomen wahrgenommen, dessen Inhalte keine Rolle zu spielen scheinen. Hier wären pastoralpsychologische Untersuchungen hilfreich. Aber der Band stellt ja kein abschließendes Werk, sondern einen Werkstattbericht dar. Als solcher dürfte er auch für Praktiker interessant sein, die sich mit dem gegenwärtigen Forschungsstand in Mitteleuropa beschäftigen wollen. FF

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