ChrisCare 1/2017

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Magazin für Spiritualität und Gesundheit 1/2017

Sehn-Sucht

ChrisCare

ChrisCare

T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA

Sehn-Sucht Sehn-Sucht

INITIATIVE IDENTITÄT INTIMITÄT HILFLOSIGKEIT LEBENSQUALITÄT OHNMACHT SELBSTZWEIFEL GRENZEN ACHTSAMKEIT BLAUES KREUZ SCHAM ILLUSION SCHEITERN NOAHS TRUNKENHEIT

LEBENDIGKEIT

BEDÜRFNISSE

SELBSTHILFE

AKZEPTANZ

Februar 2017 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


S. 4 S. 5 S. 6 S. 8 S. 10 S. 13 S. 14 S. 17 S. 18 S. 19 S. 20 S. 22 S. 24 S. 26 S. 28 S. 31 S. 31 S. 32 S. 34 S. 35 S. 37 S. 38 S. 38 S. 39

Sehn-Sucht Noahs Trunkenheit „Die Wahrheit wird euch frei machen!“ Woran erkenne ich, ob ich suchtkrank bin? Zentrum für Gesundheit – Therapie – Heilung (ZfG) in Karlsruhe Offene Kirche in der Psychiatrie Sucht und Sehnsucht Was seht ihr, Schwestern? Gemeinsam gegen die Hilflosigkeit Persönlich für Sie Blickpunkt Bedürfnisse wollen beachtet werden Christlicher Gesundheitskongress Nachts um 3 Uhr Nachrichten Termine Kleinanzeigen Das Prinzip Glaube und Hoffnung Leserforum Für Sie gelesen Vis-a-vis Projekt Impressum Christen im Gesundheitswesen – Info ChrisCare abonnieren

Inhalt

REDAKTIONSKREIS: Friedhilde Bartels (Hamburg), Pflegedienstleitung i. R., Referentin und Autorin für Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Prof. Dr. rer. cur. Annette Meussling-Sentpali, Professorin Pflegewissenschaft, OTH Regensburg; Andreas Rieck (Stuttgart), Referent im Bereich Weiterbildung und Spiritualität, Marienhospital Stuttgart; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Chefarzt Geriatriezentrum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg, Vorsitzender CiG; Pastoralreferent Bruno Schrage (Köln), Dipl. Theologe, Dipl. Caritaswissenschaftler, Referent für Caritaspastoral im Erzbistum Köln; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Frankfurt / Main), Anästhesistin, palliative care FACHBEIRAT: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Kassel), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende des Evangelischen Berufsverbandes Pflege; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. Ralf Dziewas (Bernau), Professor für Diakoniewissenschaft und Sozialtheologie; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Diplom-Diakoniewissenschaftlerin, Pastorin, Krankenschwester, Theologin im Vorstandsbüro der Diakonie Deutschland-Evangelischer Bundesverband; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin); Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Kassel); Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

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Liebe Leserin, lieber Leser, „Die Familie darf gerne in unser Haus ziehen,“ sagt die Vermieterin, „aber nur unter einer Bedingung. Der Vater darf in der Wohnung nicht rauchen.“ Die Frau, die so vehement auf dem Rauchverbot besteht, weiß, wovon sie redet. Sie hat nicht nur selbst zwei kleine Kinder. Sie ist zudem auch Anästhesistin und ist täglich mit den Folgen von Nikotinabhängigkeit konfrontiert. Die Familie ist eingezogen. Der Vater steht von Zeit zu Zeit draußen auf dem Balkon und raucht. Dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Wer an der Supermarktkasse steht, der kann die unappetitlichen Bilder auf den Zigarettenpackungen nicht übersehen. Man wundert sich, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. So jedenfalls denkt der Nichtraucher und übersieht, dass er vielleicht ganz anders gefährdet ist. Die Arten der Suchtmittel und des Suchtverhaltens sind vielfältig. Sucht ist dabei nicht nur ein Problem von Patienten. Oft sind Pflegende, Ärztinnen und Ärzte selbst betroffen. Gerade die Helfer sind besonders gefährdet. Die Belastung in ihren Berufen lässt sich mit bestimmten Ritualen leichter ertragen. Die Flasche Wein nach Feierabend, das aufputschende Medikament, das hilft, den Nachtdienst zu überstehen, die Ablenkung, die sich in bestimmten Spielsüchten niederschlägt. Mit dieser Ausgabe wollen wir Mut machen, Sucht als Herausforderung anzusehen. Wir wollen nicht nur rauchfreie Krankenhäuser, sondern ein suchtfreies Leben, das sich zu leben lohnt, auch ohne Suchtmittel. Dabei wünschen wir uns, dass die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, die hinter den meisten Süchten steht, nicht verdrängt, sondern gestillt wird. Ihre

enedrienM Part

Wir sind

Professor Dr. Günther Gundlach,

Annette Meussling-

Geschäftführer Chris-

Sentpali, Pflege-

ten im Gesundheits-

wissenschaftlerin,

wesen, Aumühle

Regensburg

P.S.: Aufmerksame Leser haben es auf den ersten Blick gemerkt: Unser Magazin erscheint ab jetzt mit einem neuen Untertitel: Magazin für Spiritualität und Gesundheit. Damit kommt deutlicher zum Ausdruck, dass wir uns nicht nur an Mitarbeiter im Gesundheitswesen wenden. Jeder, der sich für die Zusammenhänge von Glaube und Gesundheit, Medizin und Heilung interessiert, findet in ChrisCare Anregungen und praktische Hilfen.


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MEDITATION

Sehn-Sucht Gedanken zum Titelbild

Was hat sich die Redaktion wohl dabei gedacht?

Worauf wartet die junge Frau auf unserem Titelbild? Ist sie auf einem langen Weg müde geworden und ruht aus? Genießt sie die Pause bei einer Zigarette? Oder hat sie nicht mehr warten können und musste einen Halt einlegen, um zu rauchen?

In der Redaktion waren wir der

wesens und der Kirchen gleicherma-

Meinung, dass dieses Bild vieles

ßen. Denn Christen können einen

von dem ausdrückt, was wir im Heft

Weg weisen, wie die Sehnsucht nach

behandeln: Sehnsucht und Sucht

Leben gestillt werden kann.

hängen eng zusammen. „Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht“,

Hinter unseren Überlegungen in der

heißt ein geflügeltes Wort. Es gibt

Redaktion, wie wir das Thema Sehn-

ein ungestilltes Bedürfnis, das

Sucht bestmöglich präsentieren,

ersatzweise durch ein Suchtmittel

steht die Hoffnung, dass der Glaube

Wohin schaut sie? Sieht sie jenseits

gestillt wird. Aber der Ersatz erfüllt

Betroffenen hilft, ihren Weg in die

der Straße ein Ziel? Ein Ziel, das nur

nicht den Wunsch, sondern fordert

Freiheit zu finden. Wir sehnen uns

schwer zu erreichen ist, angesichts

immer neue Befriedigung.

nach erfülltem Leben. Ganz im Sinne

der vorbeirasenden Autos. Oder

Jesu, der sagt: „Ich bin gekommen,

hofft sie, dass jemand anhält, um sie

Wenn sich Süchte verfestigen,

damit sie das Leben haben, und es

mitzunehmen, weil sie lieber ganz

verändern sie die Persönlichkeit.

in Fülle haben.“ (Johannes 10,10,

wo anders sein möchte?

Sie zerstören die Gesundheit. Dabei

Einheitsübersetzung). n

wissen wir heute, dass Süchte keine Was geht ihr wohl durch den Kopf?

Charakterschwäche sind, sondern

Wie lange sitzt sie schon da und

eine Krankheit, die sich im Gehirn

lässt das Leben an sich vorbeiglei-

nachweisen lassen. Suchterkrankun-

Frank Fornaçon,

ten? Hängt sie einfach ihren Gedan-

gen gehören zu den großen Gesund-

Pastor, Verleger und

ken nach? Wann wird sie aufstehen

heitsproblemen. Sie fordern die

Chefredakteur von

und ihren Weg gehen?

Aufmerksamkeit des Gesundheits-

ChrisCare


KUNST

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Noahs Trunkenheit Eben noch Retter der Welt und jetzt das! Die Bibel spart kein Thema aus: auch nicht das Thema Sucht! Eine biblische Geschichte, die viele Künstler inspiriert hat: die Trunkenheit Noahs. Louis Counet hat sie im 17. Jahrhundert gemalt, wie auch Michelangelo. Dieser hat die Szene in der Sixtinischen Kapelle dargestellt und so den Kirchenführern vor Augen gestellt.

men einen Überwurf, gehen leise rückwärts zum Vater gewandt und bedecken seine Blöße. Sie wahren seine Intimität und schützen den hilflosen Noah vor zudringlichen Blicken. Sie belehren ihn nicht, sondern helfen ihm aus seiner misslichen Situation. Still und leise, sich selbst zurücknehmend. Kniend schauen sie auf den Bruder Ham und einer hebt die Hand mit dem Zeigefinger als Zeichen der Belehrung, über das Geschehene zu schweigen.

Damals war er der erfolgreiche Führer eines Volkes – heute wäre er

Sem und Jafet – sie sind für Noah, in

Topmanager, Topdiplomat, gefeierter

seiner Situation, ein Segen, wäh-

Staatsmann oder vielleicht Bischof.

rend Ham nicht handelt, sondern

Er hat die Zeichen der Zeit erkannt,

die unwürdige Situation des Vaters

die richtigen Entscheidungen getrof-

in der Familie öffentlich macht. Mit

fen und gehandelt. Er war es, der

Ham begegnet uns der schmale Grat

Wie schnell kann ein Mensch die

sein Volk in schicksalhafter Situation

zwischen Reden über andere bzw. Rat

Balance verlieren und sich zwischen

gerettet hat. Ein Mensch, der wirklich

und Hilfe holen. Später wird der alte

Sehnsucht und Sucht verlieren.

Geschichte geschrieben und sich in

Noah Ham verfluchen, während er

Diese biblische Geschichte ist auch

die Geschichte mit Gott eingeschrie-

Sem und Jafet für dieses respektvolle

für mich eine vertraute Geschichte.

ben hat. Wir kennen ihn als einen

und diskrete Handeln segnen wird.

Denn wenn ich mich im Alltag auf den

Urvater der Menschheit: Noah. Dieser

Die Identität und Würde des Hilflosen

Weg mache, in der Gemeinde, in den

Noah, der sozusagen gerade noch die

wahren und schützen. Grenzen der

caritativ-diakonischen Einrichtungen

Menschheit und die ganze Fauna in

Scham wahrnehmen durch respekt-

oder Initiativen, dann ermutigt sie

seiner Arche rettete, ist ein frommer

volles und diskretes Begegnen: bis

mich, meine eigenen Grenzen anzuer-

Mann. Einer, der Gott gefällt, auf den

heute ein Kennzeichen christlicher

kennen und mich anderen frühzeitig

er setzt und den er braucht. Und dann

Pflege und Zuwendung.

anzuvertrauen, wenn mir mein Leben

lesen wir im Buch Genesis 9.Kapitel:

Louis Counet, 17. Jahrhundert, Stadtmuseum Simeonstift Trier

entgleitet. Darauf vertrauend, dass

Dieser Noah ist alt geworden. Und

Diese Geschichte spricht von Respekt,

Mitchristen mir respektvoll begegnen,

offenbar ist er im Alter dem Wein

liebevoller Fürsorge, Wert und Würde

weil sie aus Überzeugung die Intimität

zugetan. Louis Counet malt die Szene

nicht nur am Lebensende. Und diese

des Anderen wahren, sie schützen,

unter einem verhangenen Himmel,

Geschichte erzählt davon, wie schnell

weil sie diskret, achtsam und pflegend

hinter dem die Sonne untergeht. Da

man(n) und Frau am Boden liegt. Eben

mit mir als Mensch in den Momenten

liegt er nun an seinem Lebensabend,

noch Retter der Welt, kann ich morgen

der Hilflosigkeit umgehen. So sind sie

der alt gewordene Noah, arg betrun-

schon auf die Hilfe anderer angewie-

ein Impuls, mich so anzunehmen, wie

ken, eingeschlafen, entblößt, mit dem

sen sein: weil ich meine Grenzen nicht

Gott mich hat werden lassen. n

Weinkrug im Arm an einem Holzzaun

mehr akzeptieren kann, vor mir selbst

vor einer Scheune. Alles andere als ein

auf der Flucht bin, den suche, der ich

schöner Anblick. So sieht sein Sohn

sein möchte, oder Schmerzen und

Bruno Schrage, Dipl.

Ham ihn und erzählt seinen beiden

Angst vor dem, was kommen mag,

Theologe, Dipl. Caritas-

Brüdern, Sem und Jafet, von der

mich überwältigt. Selbst der gottfällige

wissenschaftler, Refe-

erbärmlichen Situation des Vaters.

und gläubige Noah muss im Alter

rent für Caritaspastoral

Die ergreifen die Initiative und neh-

diese Erfahrung machen.

im Erzbistum, Köln


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ERFAHRUNGEN

„Die Wahrheit wird euch frei machen!“ Klaus Adam über seine Zeit als Süchtiger

„Die Wahrheit wird euch frei machen!“ – Diesen Satz aus der Bibel hat Klaus Adam ganz persönlich erfahren. Jahrelang lebte er in einem schweren Konflikt. Auf der einen Seite erzählte er seinen Zuhörern als Verkündiger der biblischen Botschaft von Jesus, wie dieser Menschen Lebensqualität gibt, wenn sie an ihn glauben. Auf der anderen Seite kämpfte er in seinem eigenen Leben mit Depressionen, die sich bis zu Selbstmordgedanken hin steigerten.

men könnte und das dann als ein Unfall aussehen würde. Endlich nahm er sich den Mut und erzählte alles seiner Frau. Sie versuchte nun so gut sie es konnte, ihrem Mann zu helfen. Heimlich fuhr Klaus zu einem Nervenarzt in eine andere

Angefangen hatte alles schon in sei-

Nach der Schule machte Klaus eine

Stadt. Dieser wollte ihn mit

ner frühen Kindheit. Gut erinnert sich

Ausbildung zum Verwaltungsange-

starken Medikamenten behan-

Klaus noch daran, wie der Vater die

stellten. Mit 17 Jahren wurde ihm bei

deln. Das lehnte Klaus für sich

Mutter verließ. Dieser zog mit einer

einer Missionsveranstaltung deutlich:

ab. Daraufhin verweigerte ihm

Nachbarin einfach wo anders hin.

„Gott möchte mich vollberuflich in

der Arzt die Behandlung.

Die zurückgelassene Frau musste

seine Arbeit einsetzen!“ So besuchte

nun ihre beiden kleinen Kinder,

er das theologische Seminar einer

Bevor Klaus die Praxis verließ,

Klaus und seine ein Jahr jüngere

Bibelschule und ließ sich dort

gab ihm der Arzt noch den Rat

Schwester, allein groß ziehen und

zum Pastor ausbilden. Als solcher

mit, wenn er sich nicht mehr zu

versorgen. Im Dorf waren sie jetzt

arbeitete er dann in verschiedenen

helfen wüsste, einfach abends

die ärmste Familie. Das wirkte sich

Gemeinden. Schwerpunkte seiner

vor dem Schlafen gehen mit

aus bis hin zur Schulbildung. Klaus

Arbeit waren Verkündigung der bibli-

seiner Frau ein Glas Wein zu

konnte aufgrund seiner sozialen Stel-

schen Botschaft und Seelsorge unter

trinken. Das würde ihn beruhigen und

lung keine höhere Schule besuchen,

jungen und erwachsenen Menschen.

er könne dann auch besser schlafen. Anfangs half das auch.

obwohl er von seinen Leistungen her dazu gut in der Lage gewesen wäre.

Eigentlich machte ihm die Arbeit Freude. Aber innerlich packten ihn

Aber aus dem einen „Glas“ Wein

Seine Mutter war Christin. Sie nahm

immer wieder depressive Gedanken.

wurde mehr. Klaus wurde abhängig

ihren Glauben sehr ernst. Zusam-

Dabei tauchten auch Selbstmordge-

vom Alkohol. Seine Frau merkte das

men mit ihren Kindern besuchte sie

danken auf. Klaus versuchte damit

sehr bald. Jetzt duldete sie keinen

christliche Versammlungen. Dadurch

selbst fertig zu werden. Nicht ein-

Alkohol mehr im Haus.

lernte Klaus den christlichen Glauben

mal seiner Ehefrau erzählte er, was

sehr intensiv kennen. Während den

ihm so sehr Not machte. Nach dem

Doch Klaus fing an, heimlich zu

Veranstaltungen einer Zeltmission

Umzug in einen anderen Gemein-

trinken. Er versorgte sich mit Wein-

entschied sich Klaus im Alter von

schaftsbezirk spitzte sich die Situa-

flaschendepots im Wald und anderen

fast 13 Jahren dafür, auch an Jesus

tion für Klaus bedrohlich zu. Durch

Verstecken. Immer wieder trank er sich

Christus zu glauben. Jesus sollte

unterschiedliche Vorstellungen

dort nach seinen Diensten den Frust

ab jetzt sein Leben bestimmen. Von

zwischen ihm und der verantwort-

von der Seele. Dabei betrank sich

seinem Glauben erzählte er seinen

lichen Leitung vor Ort, wie seine

Klaus nie so stark, dass er nicht mehr

Kameraden in der Schule. Die lach-

Arbeit zu geschehen habe, steiger-

Herr seiner Sinne gewesen wäre.

ten ihn aber nur aus. Das schockierte

ten sich die Selbstmordgedanken

Klaus sehr. Er fing an nachzugrübeln,

massiv. Klaus überlegte ganz prak-

Um den Alkoholgeruch in seinem

was er falsch gemacht haben könnte.

tisch, wie er sich das Leben neh-

Mund zu vertuschen, schluckte er


ERFAHRUNGEN

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Zahnpasta oder Knoblauch. Klaus

men. Bei einem darauf folgenden

her hatte ich ein ganz falsches Got-

spürte immer stärker, wie er eigent-

Gespräch mit dem Personalchef

tesbild. Gott war für mich derjenige,

lich ein Doppelleben führte. Auch

bekannte Klaus seine Alkoholsucht,

der über allem ist. Er hat mich zwar

musste er immer öfter lügen, um

durch die er seine Überlastung zu

lieb, passt aber doch ähnlich wie ein

seine Sucht zu verbergen.

bewältigen versuchte.

Wächter auf, dass ich nichts falsch mache. Ich lebte in der Vorstellung,

Eines Tages hielt er diesen Zustand

Nun ließ sich Klaus in einer christ-

für Gott etwas zu tun, damit er mir

nicht mehr aus. Bei einer Mitarbei-

lichen Therapieeinrichtung gegen

gut ist. Nun lernte ich Gott von

terbesprechung bekannte er seine

seine Sucht behandeln. Diese Zeit

der Seite her kennen, dass er ein

ganze Situation. Damit setzte er

war für ihn nicht einfach.

liebender Gott ist, der es gut mit mir

eine ganze Lawine von Veränderun-

meint, zu dem ich mit allen Anliegen

gen in Gang. Klaus wurde in einen

Nach anfänglicher Weigerung fing er

kommen kann und dem ich keine

anderen Bezirk versetzt. Doch auch

endlich an, sein ganzes Leben radikal

Leistungen bringen muss. Es ist

dort änderte sich nichts an seiner

aufzuarbeiten. In vielen Gesprächen

ein ganz anderes Verhältnis zu ihm

Lage. Darum bewarb er sich auf

mit dem Therapeuten, einem über-

entstanden. Ich wurde total frei, nicht

einen anderen Beruf. Er arbeitete

zeugten Christen, erlebte Klaus Hei-

nur von Alkohol und Depressionen.

jetzt nachts in der Notaufnahme

lung von seinen Depressionen. Das

Auch in meiner Beziehung zu Gott

eines Krankenhauses. Tagsüber

Verlangen nach Alkohol hörte auf.

wurde ich ein freier Mensch. Und

fuhr er Lkw, um noch Geld dazu zu verdienen.

das hat bis heute durchgehalten!“ n Aber auch für seinen Glauben an Gott erlebte er eine helfende Verän-

Thomas Eger, Pastor der Liebenzeller

Eines Tages brach er morgens am

derung. Klaus Adam wörtlich: „Durch

Mission und inzwischen im Ruhe-

Arbeitsplatz bewusstlos zusam-

meine Prägung schon von zuhause

stand, Bad Liebenzell

Klaus Adam,

Ergänzung von Klaus Adam:

1. Vorsitzender des

Inzwischen lebe ich frei. Meine Depressionen sind geheilt und ich lebe seit

Blau-Kreuz-Ortsver-

26 Jahren zufrieden abstinent. Ich bin inzwischen eingebunden in die Sucht-

eins Karlsruhe und

krankenarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland, bin 1. Vorsitzender des

1.Vorsitzender des

Blau-Kreuz-Ortsvereins Karlsruhe. Außerdem bin ich 1. Vorsitzender des

Landesverbandes des

Landesverbandes des Blauen Kreuzes Baden-Württemberg. Im Rückblick auf

Blauen Kreuzes Baden Württemberg

mein vergangenes Leben kann ich bekennen: Gott hat alles gut gemacht.


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TITELTHEMA

Woran erkenne ich, ob ich suchtkrank bin? Erfahrungen aus psychiatrischer Sicht

Medikamenten, Zigaretten, Spielen, Essen (Süßes), Arbeit, Abenteuer, Drogen usw., d.h. wir konsumieren

Bereits in meiner Kindheit, Jugend

Als die 4 Diagnosekriterien

in einem nicht mehr gesunden Maß

und im Studium erlebte ich existen-

einer Suchterkrankung werden

und ein Schaden für uns selbst oder

tielle Bedrohungen, sowohl schwere

beschrieben: 1. eine Zunahme

andere entsteht. Es treten Entzugs-

eigene Erkrankungen und Versterben

der Zentrierung der Denk- und

symptome auf und wir verlieren

naher Angehöriger als auch Suizide

Verhaltensräume in Richtung auf

die Kontrolle über unseren Konsum

eines Lehrers und eines Kommilito-

den angestrebten Erlebniszustand,

(Kontrollverlust). Aus dem Gebrauch

nen. Früh waren für mich menschli-

2. eine steigende Frequenz der

wird Missbrauch (Vernachlässigung

che Lebensentwicklungen Richtung

zugehörigen Handlungsvollzüge bei

des Körpers), um etwas zu erreichen.

Depression oder Sucht real mögliche

sinkender Triebbefriedigung, 3. eine

Nach der schlechten Gewohnheit tritt

und vor allem sehr verständliche

dranghafte Unruhe und Unerwehr-

eine Gewöhnung auf. Wir sind abhän-

Lösungsversuche von Menschen, die

barkeit in Richtung Durchführung,

gig und süchtig und können eine

am Leben verzweifeln und das „Ja“

sowie 4. das Auftreten körperlich-

psychische Abhängigkeit (seelisch)

zum Schweren und Unverständlichen

vegetativer Symptome bei Aus-

von einer physischen Abhängigkeit

im Leben verlieren. Durch meine

bleiben oder Verhinderung eines

(körperlich) unterscheiden.

Hinwendung zu einem persönli-

Suchtmittel-Konsums.

chen und lebendigen Glauben an

Ein Mensch mit einer Alkoholabhän-

Jesus Christus als auferstandenen

Stoffungebundene „Tätigkeits-

gigkeit würde das so beschreiben:

und für uns Menschen erfahrbaren

süchte“ (Verhaltenssüchte) werden

„Abhängig sein heißt für mich, dass

Gott erweiterte sich mein Horizont,

definiert durch exzessive Belohnung

Nichttrinken für mich eine Bedro-

Hoffnung bekam einen Namen.

suchende und autonom gewordene

hung ist. Ich halte meine Probleme

Doch auch wir Christen sind vom

Verhaltensweisen, z.B. Patholo-

und meine Situation nicht aus, ohne

Durchleben psychischer Erkrankung

gisches Spielen, Störungen der

zu trinken. Ich will meine Gefühle

und von Sucht nicht ausgenommen,

Impulskontrolle.

wegtrinken und ertränken, weil mich

denn wir sind und bleiben Men-

unangenehme Gefühle überfluten.“

schen in dieser durch und durch

„Sucht kommt von Suchen“

Spiegeltrinker benötigen immer

wunderbaren und schönen, aber

Was ist eigentlich Missbrauch, Abhän-

einen etwa gleichen Alkoholgehalt

eben genauso auch schrecklichen

gigkeit und Sucht? Wir können abhän-

im Körper. Wenn der Alkohol fehlt,

und leidvollen Welt. Zu Weihnach-

gig werden von Menschen, Alkohol,

kommt ein unangenehmer Zustand

ten erfahren wir immer, was Gott meint, wenn es in der Bibel heißt: „In der Dunkelheit der Welt strahlt uns auf ein Licht aus der Höhe, das Heil(ung) und Versöhnung bringt…“. Die gute Nachricht heißt: Wir können heil werden von süchtigem Verhal-

Physische Abhängigkeit am Beispiel Alkohol

Psychische Abhängigkeit (Alkohol)

• körperliche Entzugs-

• Angstzustände

erscheinungen • Zittern & Schweißausbrüche,

• großes Verlangen bis Zwang,

notwendig, erst einmal zu erkennen

Herzrasen

und anzuerkennen, wann aus guter

• Magenprobleme & Übelkeit

• Kontrollverlust

oder schlechter Gewohnheit eine

• Gedächtnislücken

• Fixierung auf Alkohol

• Krampfanfall

• Schuld- & Schamgefühle

ten! Dazu ist es jedoch unbedingt

Sucht geworden ist, erst dann können wir unseren Hilfebedarf wahrnehmen und Hilfe suchen.

zu trinken

• Depressionen


TITELTHEMA

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körperlicher oder seelischer Art. Das Abgleiten in eine Alkoholabhängigkeit ist ein schleichender und oft jahre- oder jahrzehntelanger Prozess: Nach dem Gebrauch oder Genuss kommt es über eine Toleranzentwicklung zum Missbrauch und dann über den Verlust der Kontrolle zu einer manifesten Sucht. An Drogen kennen wir legale Suchtmittel (Medikamente, Aufputschmittel

Suchtmittel und deren körperliche sowie psychische Folgen

wie z.B. Koffein, Nikotin, Alkohol) und illegale Drogen (Cannabis, Kokain,

an unser Suchtmittel. Es kommt zu

ren Gesundheitsberufen – Christen

Heroin, LSD, Ecstasy, Amphetamine

Erklärungsversuchen fürs Trinken und

sind hiervon nicht ausgenommen!

und Designerdrogen). Unter Verhal-

manchmal zu einer übertriebenen

Allerdings ebenso verständlich

tenssüchten werden Süchte zusam-

Selbstsicherheit in Bezug auf Alkohol.

finde ich die Zahlen bei der sich

mengefasst wie z.B. Spielsucht,

Gleichzeitig merken wir, dass unsere

immer weiter steigenden Arbeits-

Arbeitssucht, Kaufsucht, Sammel-

Toleranz zunimmt, d.h. wir müssen

verdichtung, Dokumentationslast,

sucht, Essstörungen, Sexsucht usw.

die Konsummenge steigern, um die

Ökonomisierung und Erwartungs-

Von Betroffenen werden viele Funkti-

gleichen Resultate zu erzielen. In der

haltung sowie Anspruchsdenken von Arbeitgebern und Patienten an

Sucht kommt von Suchen

ihre Mitarbeiter. Auch in Führungspositionen sind diese Phänomene nicht unbekannt, oft kommt hier eine soziale Isolation hinzu. Wie gut ist es da zu wissen, dass es in Deutsch-

onen des Suchtmittels genannt, z.B.

kritischen Phase nehmen Schuldge-

land für uns Christen neben unse-

Hilfe zum Abschalten, Stressabbau,

fühle zu. Wir organisieren uns ein

rem Glauben als größter Kraft- und

Vergessen zur Konfliktvermeidung

„Trinksystem“. Das Verlangen nach

Heilungsquelle ein gut aufgestelltes

oder auch um sich zugehörig zu

Alkohol steigt. Es kommt dazu, dass

professionelles Hilfe- und Behand-

fühlen. Als gemeinsame Kennzeichen

wir die Kontrolle verlieren (Kontroll-

lungssystem mit Netzwerken bis in

aller Süchte gelten der Zwang, etwas

verlust). Erste soziale Hinweise und

die entlegensten Regionen hinein

zu tun, und der Verlust der Kontrolle.

Folgen treten auf, so dass wir Absti-

gibt – inklusive guter Laienhelfer-

nenzphasen einlegen. In der chroni-

programme und Selbsthilfegruppen.

Verläufe von Suchterkrankungen

schen Phase wird ein Kontrollverlust

Wie gut ist es zu wissen, dass auch

Wir unterscheiden 3 Phasen: In der

zur Regel, wir verspüren einen Zwang

Kirchen und Gemeinden sich weiter-

Anfangsphase bagatellisieren und

zu trinken. Nun treten schon bei kurzer

bilden und helfend bereitstehen. n

verleugnen wir ein Problem. Es treten

Abstinenz Entzugserscheinungen auf.

erste Schuldgefühle auf und es kommt

Tagelange Rausch-Zustände und auch

Bettina Gundlach,

zu heimlichem Konsum. In Gesprä-

gefährliche Zustände mit Delirium

Ärztin in der Sozial-

chen wird z.B. das Thema Alkohol

oder Krampfanfällen treten auf.

psychiatrie, Aumühle

unangenehm und wir versuchen,

b. Hamburg, Vorstand

es zu vermeiden. Es können bereits

Erschreckend finde ich die hohe Zahl

CiG, Mitglied im

Blackouts auftreten, wir denken häufig

an suchtkranken Menschen in unse-

Redaktionsteam


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INTERVIEW

Zentrum für Gesundheit – Therapie – Heilung (ZfG) in Karlsruhe Miteinander auf dem Weg seit fast 15 Jahren – weil wir Ergänzung brauchen Seit 15 Jahren arbeiten Christen aus verschiedenen Gesundheitsberufen und ehrenamtliche geschulte Mitarbeiter in Karlsruhe unter einem Dach. Das Zentrum für Gesundheit – Therapie – Heilung ist ein Projekt der ökumenischen Gemeinschaft NehemiaInitiative. Wir fragten eine der Gründerinnen, Claudia Elwert, nach ihrer Bilanz. Schon in ChrisCare 1/2011 hatte Hans-Arved Willberg über das ZfG berichtet.

Worauf kommt es in Ihrer gemeinsamen Arbeit an?

positioniert haben oder mit denen

Claudia Elwert: Unser Ziel ist es,

sinnvoll war.

eine Zusammenarbeit nicht länger

kranken und hilfesuchenden MenHeilung aufzuzeigen und sie auf

In den 15 Jahren gab es sicherlich manches Auf und Ab?

diesem Weg zu begleiten. So hatten

Claudia Elwert: Begeisternd und

wir es 2002 formuliert. Bis heute hat

sehr ermutigend erlebten wir die

sich daran nichts geändert.

ersten fünf Jahre des Aufbruchs und

schen Wege zu einer umfassenden

Neubeginns mit außerordentlicher

Eine Vision zu entwickeln ist das eine, einen Ort dafür zu finden, eine andere Sache. Wo sind Sie zuhause?

hoher Motivation von uns Mitarbei-

Frau Elwert, das ZfG wird von einem Leitungskreis geleitet. Welche Bedeutung hat diese Art, im Team zu leiten?

Claudia Elwert: Als ökumenische

verschiedene persönliche Krisen für

Dienst-Gemeinschaft „Nehemia

„rauen Wellengang“ sorgten, oder

Initiative Karlsruhe“ (www.nehemia-

manche Kooperation nicht mehr

initiative.de) wurden uns von den

gelingen wollte. Unsicherheit und

Claudia Elwert: Unsere Treffen im

Gengenbacher Franziskanerinnen

viele Fragen ließen uns manche Pro-

Leiterkreis des ZfG bedeuten für

große Gebäude überlassen, in denen

jekte stoppen, oder auf Sparflamme

mich gelebte Vielfalt. Das, was wir

im Lauf der Jahre verschiedene

weitergestalten.

erleben, teilen wir in unseren Treffen

Dienstbereiche der Gemeinschaft,

miteinander. Wir genießen Dankbar-

unter anderem auch die Angebote

Aber es ging nicht nur bergab?

keit und Begeisterung, tragen Sor-

des ZfG, Raum fanden. Zu uns

Claudia Elwert: Nein, neue Projekte

gen und Verwirrung gemeinsam im

gehört heute ganz zentral die Haus-

unserer initiativen und kreativen

Gebet zu Gott. Als Team erbitten wir

arztpraxis, das „Institut für Lebens-

Gemeinschaft (Nehemia Initiative

von ihm Weisung, ringen miteinan-

qualität und Gesundheit“ (ILG) mit

e.V.) sprossten auf und ließen uns

der um Antworten auf unsere Fragen

„Lebe Leichter Kursen“ und „Pilates-

ZfG´ler manchmal in nachdenk-

und suchen Lösungen für Herausfor-

Kursen“. Dazu ergänzend regel-

licher Stimmung und mit vielen

derungen. Spannend ist es für mich

mäßige Segnungsgottesdienste,

Fragen zurück, ob die uns fehlende

immer wieder, zu erleben, wie sich

Seelsorge, ein Fürbittedienst der

Aufbruchsenergie möglicherweise

Inhalte so viel klarer darstellen und

„Gengenbacher Franziskanerinnen“,

das Ende unseres Dienstes bedeu-

sich gangbare Wege öffnen, wenn

die „Christliche WegGemeinschaft“

ten könnte. Wir haben aber nie ein

wir sie miteinander betrachten und

und eine „Blaukreuzgruppe“ (Sucht-

Stoppschild gesehen. Vielmehr

darüber im Austausch sind. Den Auf-

kranken Hilfe). Verschiedene schöne

hatten wir den Eindruck, das Gottes

trag des ZfG auf diese Weise leben

Angebote gehörten in den zurück-

Geist uns ermutigt:

und gestalten zu können, ist immer

liegenden Jahren dazu, die heute

Bleibt treu.

wieder wie das Genießen eines bun-

nicht mehr bei uns angesiedelt sind,

Bleibt dran.

ten Blumenstraußes – ein Geschenk!

weil sie sich zum Teil eigenständig

Ich bin mit euch.

tenden. Ins Schlingern kam unser „ZfG Boot“, als in den folgenden Jahren Mitarbeitende ausschieden,

ZfG


RUBRIK

1/2017 CHRISCARE

11

Aufbruchsenergie: Das Zentrum für Gesundheit – Therapie – Heilung schaut nach vorn

Euer Durchhaltevermögen hat sich gelohnt?

wurde die ZfG Leitungsverantwor-

Claudia Elwert: Ja, nun erleben wir

zeit von Claudia Elwert an Beate

zu unserer großen Freude in den ver-

Schlittenhardt übergeben. Sie leitet

gangenen drei Jahren eine Neubele-

auch das Forum ev. Diakonie und

bung und Stabilisierung. Ein starkes

ev. Allianz, wodurch immer wieder

Netz stellt das Team der Seelsorger

spannende Vernetzungen entstehen.

dar, so dass viele Anfragen zur

Ein weiterer Impuls war der Besuch

Begleitung von Menschen innerhalb

des 5.Christlichen Gesundheitskon-

und außerhalb unserer Gemein-

gress in Kassel im April 2016. Dabei

schaft vermittelt werden können. Im

konnte das Team der Mitarbeiter der

Gottesdienst der Gemeinde inner-

Hausarztpraxis Dr. Lenk gemeinsam

halb unserer Gemeinschaft (Mosaik)

teilnehmen und viele ermutigende

hat das einmal pro Monat stattfin-

Impulse mit nach Hause nehmen.

dende Segnungs- und Heilungsgebet

Mitarbeitende der Gemeinschaft

seinen Platz gefunden. Die Mahlfeier

bieten ein begleitendes Gesprächs-

als heilendes Element findet hier

angebot für Patienten der Praxis

regelmäßig statt. Mitarbeitende sind

an. Die Blaukreuzgruppe unter der

durch diese Form dazugekommen

Leitung von Hildegard und Klaus

und bilden eine eigene dynamische

Adam, vor Jahren noch sehr redu-

Kleingruppe.

ziert, hat großen Zuwachs und bietet

tung der Gründungs- und Aufbau-

Josefshaus, Karlsruhe

Team Hausarztpraxis Dr. med. Ulf Lenk

z.Z. 25 Menschen die Möglichkeit

Gab es weitere Einschnitte und Impulse im Lauf der Geschichte?

regelmäßiger Treffen an. Die Treffen

Claudia Elwert: Eine neue Prägung

Gesundheitswesen“ sind unter der

und Handschrift mit allen großar-

Leitung von Kristina Glesing aktiv

tigen Chancen erfahren wir seit

und bereiten zur Zeit drei interaktive

dem Leitungswechsel 2011. Damals

Fortbildungsabende „3x3-Christliche

der Gebetsgruppe von „Christen im ZfG-Leitungskreis: Willi Schmid; Klaus Adam, Ulf Lenk; Bernhard Frey; Claudia Frey; Kristina Glesing; Beate Schlittenhardt; Claudia Elwert; Dirk Hölzer (v.l.)


12

INTERVIEW

Heilkunde kompakt“ vor. (Info unter www.CiG-online.de.) Die christliche „WegGemeinschaft“ unter der Leitung von Claudia und Bernhard Frey hat nach einer Phase der Umorientierung neue Dynamik bekommen. Sie bietet Zuflucht für Menschen, die schwierige Situationen zu bewältigen haben. Kapazität ist dort für bis zu 5 mitlebenden Personen. Wir sind immer noch und immer wieder gespannt, was Gott für uns in der Zukunft bereithält.

Vielen Dank für das Gespräch. n

Gespräche sind sehr wichtig

ZfG

WegGemeinschaft: Als christliche Wohngemeinschaft bieten wir Menschen, die schwierige Situationen zu bewältigen haben, einen Raum der Zuflucht an.

Aktuelle Angebote:

Seelsorgerliche Begleitung ist Teil des ZfG.

Medizinische Dienste

Ernährungsberatung

Bewegungsangebote

Seelsorgerliche Begleitung

Besuchen kann man uns auf

Karlsruhe, Physio-

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www.zfg-karlsruhe.de

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Kontakt über:

beiterin Zentrum für

Gebetsangebote

info@zfg-karlsruhe.de

Gesundheit-Therapie-

Claudia Elwert,

Heilung, Vorstand CiG


INTERVIEW

1/2017 CHRISCARE

13

Offene Kirche in der Psychiatrie Integrierte Spiritualität Wie die Integration von Spiritualität in den Klinikalltag gelingen kann, zeigt die Offene Kirche in Hamburg. Die Gründerin, Isa Junge, seit langem mit Christen im Gesundheitswesen und auch ChrisCare verbunden, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Wir fragten nach ihrem Projekt: Frau Junge, Ihr Ruhestand markiert das Ende einer langen beruflichen Erfahrung in der Psychiatrie. Als Fachkrankenschwester haben Sie 20 Jahre mit psychisch kranken Patienten gearbeitet. Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt?

Sie alle haben mich immer wieder

Ein ehemaliger Patient hat sich zum

aufgefangen, auch wenn ich nachts

Begleiter für psychisch Kranke aus-

häufiger mal angerufen habe. Es hat

bilden lassen, sein Praktikum in der

mir weitergeholfen, weiter zu leben.

Krankenhausseelsorge gemacht und

Nach vielen Jahren Therapie geht

mich oder die Krankenhausseelsorge-

es mir jetzt gut. Ich mache jetzt eine

rin häufiger schon vertreten.

Ausbildung zur Hospitzbegleiterin,

mich gut aus.“ Desweiteren die Arbeit

Was bedeutet die „Offene Kirche“ für die Teilnehmer, für die Patienten und Sie selbst?

im multiprofessionellen Team. Jeder

Isa Junge: Von den Teilnehmern

ist gleich wichtig in seiner Tätig-

bekam ich einiges schriftlich: Danke

keit. Es wird gemeinsam über den

für allen Trost, Kraft, Hilfe, offenes

einzelnen Patienten nachgedacht und

Ohr, Gebete, Ermutigung und den

beraten. Außerdem ist der Umgang

Psalm 121: „Woher kommt mir Hilfe

miteinander im Team vorsichtiger,

– meine Hilfe kommt vom Herrn, der

aufmerksamer und achtsamer.

Himmel und Erde gemacht hat.“ Für

um anderen zu helfen, denn mit dem Umgang mit dem Tod, da kenne ich

mich bedeutet es, dass dem Geist

gibt auch nicht schnelle Diagnosen

Beim 2. Christlichen Gesundheitskongress 2010 haben Sie über ein Projekt berichtet, das ihnen besonders am Herzen lag. Damals gab es seit sieben Jahren die „Offene Kirche“. Was wollten Sie mit der Offenen Kirche bewirken?

und Antworten und dennoch arbeiten

Isa Junge: Ich wollte die Ressource

dort Ärzte, Psychologen, Therapeuten

Spiritualität nutzen und den Chris-

und Pflegekräfte mit großer Empha-

ten eine Möglichkeit geben, sich zu

Und wie geht Ihr Weg mit der „Offenen Kirche“ weiter?

tie und Einfühlungsvermögen. Viele

treffen und kennenzulernen und Kraft

Isa Junge: Ich werde, mit dem

meiner Kollegen haben dort, in dem

durch das Wort Gottes zu bekommen.

klaren Einverständnis des Chefarz-

neu gebauten Klinikum, mit mir

Zum Beispiel durch gemeinsames

tes, ehrenamtlich und zum Teil auch

angefangen und sind auch weiterhin

Lesen von Texten aus der Bibel.

auf Minijobbasis alle 14 Tage in der

Isa Junge: Es ist ein völlig anderes Arbeiten mit kranken Menschen, man braucht viel Geduld, um Verbesserungen bei der Erkrankung zu sehen. Es

Gottes nur ein Raum angeboten werden muss, und er breitet sich dort aus und füllt ihn. Ich habe staunend und dankbar daneben gestanden und selber immer wieder Kraft und Ermutigung dort für die weitere Arbeit gefunden.

„Offenen Kirche“ tätig sein. Aber der

noch dort tätig. Es sind, so denke

ehemalige Patient, der jetzt fertig

entstehen, die die Arbeit so wertvoll

Wie erklären Sie Patienten, was sie in der „Offenen Kirche“ erwartet?

machen. Ein kleines Beispiel: Gerade

Isa Junge: Ich erkläre es gar nicht,

die Verantwortung übernehmen. n

in den letzten Tagen meiner Tätigkeit

ich lade nur ein dazu, die Überschrift

dort rief eine ehemalige Patientin

spricht für sich.

ich, die Beziehungen, die zwischen Patient und Behandlungsteam

ausgebildet ist, steht schon in den Startlöchern und wird zunehmend

Isa Junge, Fach-

an. Sie war sehr häufig, von Anfang

schwester für Sozial-

„Sie hatten es nicht leicht mit mir,

Und wie hat sich die „Offene Kirche“ in den letzten Jahren weiter entwickelt?

damals als es mir sehr schlecht ging

Isa Junge: Die Patienten haben eigene

weiter Leitungskreis

und ich immer wieder kam. Aber

Ideen, Lieder, Texte mit eingebracht.

CiG

an, auf unserer Station in Behandlung gewesen. Sie sagte in etwa:

psychiatrie, pflegende Angehörige, Bundes-


14

TITELTHEMA

Sucht und Sehnsucht Die Gedanken sind die größere Last

recht). Wir leben also in der Spannung zwischen der Kraft, die in der „Sehne“ steckt und der krankhaften

„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.“ Epiktet (um 50 n. Chr. – 138 n. Chr.)

versuche, die Gedanken und Gefühle

Trägheit der Sucht. Das hieße: Viele

zu betäuben“, sagt die Mitarbeiterin.

(auch kleine alltägliche) Süchte sind

„Und was verursacht den größeren

Ausdruck verdrängter Sehnsucht

Stress: die Tatsache, dass Sie an

und wenn es gelingt, die Sehnsucht

den Kühlschrank gehen und danach

im Inneren wieder zum Sprudeln

vor dem Fernseher sitzen, oder die

zu bringen, werden wir frei von den

Wir befinden uns in einem Seminar

Gedanken darüber, die Sie haben?“,

großen und kleinen Süchten, die uns

mit Mitarbeitern eines Klinikums und

will ich abschließend wissen. Die

im Griff haben.

ich werfe die Frage in die Runde:

spontane und einstimmige Antwort

„Worunter leiden Sie?“ Es kommen

aller Beteiligten: „Eindeutig die

Antworten wie: „Unter meinem

Gedanken!“ Diese exemplarische

Was heißt das für die Mitarbeiter/innen?

Chef“, „Unter dem zunehmenden

Situation, die ich so oder so ähnlich

Die Kollegen im oben erzählten

Zeitdruck.“ Aber auch: „Ich leide

immer wieder in Seminaren erlebe,

Seminar überlegen gemeinsam, wie

darunter, dass ich abends, wenn ich

verdeutlicht, dass Sehnsucht und

man aus diesem Teufelskreislauf

heimkomme, nochmals an den Kühl-

Sucht eng beieinander liegen.

aussteigen kann und wie sie wieder

schrank gehe und mich dann nur

in Berührung mit ihrer Sehnsucht

noch vor den Fernseher setze. Früher

Sucht und Sehnsucht

kommen. Alleine durch den Willen

habe ich mich in der Freizeit mit

Das deutsche Wort Sehnsucht ist

gelingt dies nicht – so viel wird klar.

Freunden getroffen, telefoniert oder

zusammengesetzt aus zwei Wörtern:

„Ich nehme mir jedes Jahr zu Silves-

Sport gemacht. Heute kann ich mich

„Sehne“ und „Sucht“. Es erinnert an

ter vor, mich zu ändern. Am Ende des

zu nichts mehr aufraffen.“ Die ande-

die Sehne, die gespannt ist, wenn

Jahres muss ich mir eingestehen:

ren nicken, so, als ob sie dieselbe

der Mensch zum Sprung ansetzt.

Nichts habe ich dauerhaft umgesetzt

Situation auch gut kennen. „Was

Es ist also ein Gespannt-Sein auf

von dem, was ich mir vorgenommen

denken Sie über sich und Ihr Leben,

das hin, worauf die Sehnsucht zielt.

habe.“ Bringt es also alles nichts?

wenn ein Abend so abläuft?“, frage

Der Duden verbindet das Wort „sich

ich und stelle die Frage an die ganze

sehnen“ mit dem mittelhochdeut-

Runde, weil jede und jeder sich

schen Wort „senen = liebend verlan-

hineinversetzen kann. „Ich wäre so

gen“1. Darin klingt das Schmerzliche

Der Weg aus der Sucht mithilfe der Unterscheidung der Geister (Ignatius von Loyola)3

gerne ganz anders“, „Früher war ich

mit, das Liebende kennen, wenn sie

Für den Hl. Ignatius (1491-1556) zeigt

fitter, gelassener und fröhlicher“, „Ich

getrennt sind. Es zielt auf etwas hin,

sich der Geist Gottes auch in unserer

lasse mich gehen und werde dick“,

was ich nicht habe – oder von dem

Sehnsucht. Die frohe Botschaft liegt

„Bald habe ich kein soziales Umfeld

ich glaube, es nicht zu haben.

aus christlicher Sicht darin, dass uns

mehr“, „Ich werfe mein Leben weg“

nichts vom Leben und von unserer

Ich frage weiter: „Und welche

Das Wort „Sucht“ kommt ursprüng-

Sehnsucht trennt (entgegen dem gän-

Gefühle haben Sie, wenn Sie diese

lich von „siech sein, krank sein“.

gigen Lebensgefühl Vieler), weil Gott

Gedanken haben?“„Scham, Angst,

Es meint also ein krankhaftes

sie in unser Herz hinein gelegt hat.

Ohnmacht, Trauer, Wut, Selbst-

Verlangen und abhängig sein von

Ignatius hat eine Form entwickelt,

zweifel, Hilflosigkeit, Verzweiflung,

etwas. Sehnsucht ist dagegen keine

der eigenen Sehnsucht zu folgen. Er

Selbstanklage, Neid auf die Ande-

Abhängigkeit von einem Stoff wie

unterscheidet zwischen dem Geist

ren...“ Ich kann gar nicht so schnell

Alkohol, Essen, Drogen, Ruhm und

Gottes, der T   rost und Leben schenkt

am Flipchart mitschreiben, wie

Ehre etc. Sie zielt auf etwas Anderes:

und dem „Aber-Geist“, der in die Trost-

die Wörter in die Runde geworfen

auf Heimat, Geborgenheit, Freiheit,

losigkeit und Enge führt. Doch wie

werden. „Wenn Sie solche Gedanken

Glück oder Erfüllung2. Die Sehnsucht

gelingt das, diese Unterscheidung der

und Gefühlen haben, welche Kon-

zielt ins Offene und man kann sagen:

Geister, um zur eigenen Sehnsucht zu

sequenzen hat das dann?“, setze ich

„Wo keine Sehnsucht ist, da ist kein

gelangen? Kurz gesagt, kommt es auf

nach. „Ich versumpfe vollends und

Ansatz für Religion“ (Wilhelm Alb-

vier Dinge an:


TITELTHEMA

1/2017 CHRISCARE

15

1. Der Geist Gottes: sein Ja zu mir realisieren Unser Selbstbild ist oft getrübt durch Illusionen über uns, wie wir sein wollen oder durch innere und äußere Ansprüche, wie wir sein sollen. Da ist bspw. der – auch religiös begründete – Anspruch, dass wir immer stark und hilfreich sein sollen sowie die Illusion, dass wir dies auch sind. Wenn diese Ansprüche und Illusionen bestehen bleiben und mit der Realität zusammenprallen (wir sind eben auch schwach und selbstbezogen), dann kann aus der Sehnsucht nach

Der größte Stress: „Eindeutig die Gedanken!“

Vollkommenheit und dem gefühlten Scheitern ein Suchtpotential entste-

der eigenen Hölle führt, weil ich nicht

Ihnen aus?“ Antwort: „Erleichterung,

hen. Kann ich glauben, dass da, wo

mehr vor mir fliehen muss.

Weite, Trost, Wärme, Liebe, Glück.“

ich es nicht mehr aus eigener Kraft

Diese Gefühle sind es, die nach

schaffe und mir die „Niederlage“

3. Gottes Willen erspüren

Lebendigkeit schmecken. In ihnen

eingestehen muss, Gottes Ja zu mir

Den Willen Gottes erkennt man

zeigt sich der „Geschmack“ Gottes.4

erst von Bedeutung wird? „Können

– laut Ignatius von Loyola – am

Sie sich in Ihrer Sucht bejahen und

„Geschmack“. Im oben genannten

annehmen?“, frage ich. „Nein, eher

Seminarbeispiel ist der „Geschmack“

4. Immer wieder eine gute Entscheidung treffen

nicht“, lautet die Antwort. „Ich weiß,

„Scham, Angst, Ohnmacht, etc.“

Wenn ich nicht mehr gegen mich und

dass es viele Stimmen gibt, die das

gewiss nicht der Geschmack, der in

meine Sucht ankämpfe, dann kann

unterstützen. Innere und äußere.

die größere Lebendigkeit führt. Die-

ich mir die Frage stellen: Wohin zieht

Aber gibt es jemanden, der Sie auch

ser „Geschmack“ entsteht dadurch,

mich meine Sehnsucht? Die Sucht

mit Ihrem Scheitern annimmt?“, frage

dass wir uns gegen die Realität stel-

nach Essen hat oft damit zu tun,

ich die Mitarbeiter. „Meine Freundin“,

len und etwas fordern, was nicht ist.

die innere Leere zu füllen und das

„Mein Opa war so“, so die Antworten.

Dadurch entsteht das Leid. Der Wille

Leben zu schmecken. Die Sucht nach

„Und nun lautet die entscheidende Frage, ob Sie darauf vertrauen können, dass dies die Wahrheit ist.“ Mit den Worten des 1. Johannesbriefes: „Denn wenn das Herz uns auch verurteilt – Gott ist größer als unser Herz“ (1 Joh, 3.20). Oder mit den Worten Martin Luthers: „Allein durch den

„Denn wenn das Herz uns auch verurteilt – Gott ist größer als unser Herz.“

Glaube sind wir gerechtfertigt.“ Gottes „schmeckt“ eindeutig anders.

Medien hat oft mit der Sehnsucht

2. Nichts zu sehr wollen

Als ich die Frage in die Runde stellte:

nach Verbundenheit und die Sucht zu

Ich will aufhören! – allein der Wille

„Wohin zieht Sie Ihre Sehnsucht?“,

rauchen mit der Sehnsucht nach Frei-

genügt nicht. Je mehr mein Herz

kam die Antwort: „Meine größte

heit zu tun oder nach Beziehung und

mich dann anklagt und ich die Sucht

Sehnsucht ist die, nicht mehr irgend-

Freundschaft. Der Weg geht dahin,

bekämpfen möchte, desto mehr

welchen Ansprüchen hinterherlaufen

die Sehnsucht zu Ende zu denken.

Macht erhält sie über mich. Radikale

zu müssen. Das wäre die absolute

Dann landen wir bei unserer tiefsten

Akzeptanz meiner Selbst und der

Befreiung für mich.“ Ich frage: „Wel-

Sehnsucht, bspw. nach Gemeinschaft

Situation ist der einzige Weg, der aus

che Gefühle lösen diese Gedanken in

und nach Freiheit. Wenn wir uns des-


16

TITELTHEMA

sen bewusst werden, können wir uns

Sehnsucht und an das letzte Ziel des

Und ich ergänze für mich: „Wie schön,

immer wieder die Frage stellen: „Wie

Lebens. Dann kann die Sucht sogar

dass Gott Sehnsucht nach mir hat

schmeckt das Leben gerade? Nährt es

zum Wachrüttler und Wegweiser

und nicht süchtig nach mir ist – denn

mich oder schmeckt es schal? Führt

werden und dann wird sie vielleicht

dann hätte ich keine Freiheit.“ n

es in die Enge oder in die Weite?“

irgendwann von selbst aufhören, weil

Und dann habe ich in jeder Situation

ich sie nicht mehr brauche und sie

1

keine Macht mehr hat.

2

die Wahl, denn wo der Geist Gottes weht, da herrscht Freiheit (2 Kor 3,17):

Quelle: www.duden.de Vgl. Anselm Grün, Das kleine Buch der Sehnsucht, Herder Verlag, 2009. 3 Quelle: http://zip-ignatianisch.org/wpcontent/uploads/ZIP_Unterscheidung_ der-Geister_Erlaeuterung.pdf 4 Vgl. Galaterbrief 5, 16-26: Die Früchte des Geistes

„Will ich den Geschmack des Lebens?

Fazit

Will ich Leichtigkeit, Trost, Lebendig-

Die Mitarbeiter/innen sind erleichtert.

keit, Glück?“ Manchmal werde ich die

Vor allem deshalb, weil sie spüren,

Kraft haben, dieser Spur zu folgen

dass die eigene Bewertung das

– manchmal nicht. Entscheidend

größte Leiden auslöst. Manchen wird

ist, dass ich die Richtung bzw. den

deutlich, dass ihr Wert nicht davon

Andreas Rieck, Weiterbil-

Geschmack kenne. Wenn ich der Spur

abhängt, dass sie das Leben „im Griff

dungsreferent, Bildungs-

der Sehnsucht folge, wird die Sucht

haben“: „Irgendwie habe ich das

zentrum Vinzenz von

sich langsam in Sehnsucht verwan-

Gefühl: So ist das Leben. Ein Auf und

Paul, Vinzenz von Paul

deln. Die Ergebenheit in die Sucht

Ab. Mal bin ich näher dran an der

Kliniken GmbH, Marien-

erinnert dann immer wieder an die

Sehnsucht und mal an der Sucht.“

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1/2017 CHRISCARE

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Die folgenden Zeilen stammen von einer alten Frau, die seit langem in einem Pflegeheim lebte und von der man meinte, sie sei desorientiert. Man fand den Text nach ihrem Tod bei ihren Sachen.

Was seht ihr, Schwestern? Denkt ihr, wenn ihr mich anschaut: Eine mürrische alte Frau, nicht besonders schnell, verunsichert in ihren Gewohnheiten, mit abwesendem Blick, die ständig beim Essen kleckert, die nicht antwortet, wenn ihr sie anmeckert, weil sie wieder nicht pünktlich fertig wird. Die nicht so aussieht, als würde sie merken, was

Impuls

ihr macht und ständig den Stock fallen lässt: füttern, waschen und alles was dazu gehört. Denkt ihr denn so von mir, Schwestern, wenn ihr mich seht? Sagt! Öffnet die Augen, Schwestern, schaut mich genauer an! Ich soll euch erzählen, wer ich bin, die hier so still sitzt, die macht, was ihr möchtet und isst und trinkt, wann es euch passt? Ich bin ein zehnjähriges Kind mit einem Vater und einer Mutter, die mich lieben und meine Schwester und meinen Bruder. Ein sechzehnjähriges Mädchen, schlank und hübsch, die davon träumt, bald einem Mann zu begegnen. Eine Braut, fast zwanzig, mein Herz schlägt heftig bei dem Gedanken an die Versprechungen, die ich gegeben und gehalten habe.

Die Natur ist grausam, wenn man alt und krumm ist, Mit fünfundzwanzig, noch habe ich eigene Kleine, die

und man wirkt etwas verrückt.

mich zu Hause brauchen. Nun bin ich eine alte Frau, die ihre Kräfte dahinsiechen Eine Frau mit dreißig, meine Kinder wachsen schnell

sieht, und der Charme verschwindet.

und helfen einander. Aber in diesem alten Körper wohnt immer noch ein Mit vierzig, sie sind alle erwachsen und ziehen aus.

junges Mädchen, ab und zu wird mein mitgenommenes

Mein Mann ist noch da und die Freude ist nicht zu Ende.

Herz erfüllt. Ich erinnere mich an meine Schmerzen, und ich liebe und lebe mein Leben noch einmal, das allzu

Mit fünfzig kommen die Enkel und sie erfüllen unsere

schnell an mir vorbei geflogen ist und akzeptiere kühle

Tage, wieder haben wir Kinder – mein Geliebter und ich.

Fakten, dass nichts bestehen kann.

Dunkle Tage kommen über mich, mein Mann ist tot.

Wenn ihr eure Augen aufmacht, Schwestern, so seht ihr

Ich gehe in eine Zukunft voller Einsamkeit und Not.

nicht nur eine mürrische alte Frau.

Die Meinen haben mit sich selbst genug zu tun, aber die Erinnerungen von Jahren und die Liebe bleiben mein.

Kommt näher, seht mich.


18

TITELTHEMA

Gemeinsam gegen die Hilflosigkeit Die Arbeit der Selbsthilfeverbände von Suchterkrankten in Deutschland

Alkoholmissbrauch wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einem zunehmenden Problem in Mitteleuropa. Das wirtschaftliche Elend weiter Kreise und die Hoffnungslosigkeit, an dieser Lage etwas ändern zu können, führten zu einem starken Anwachsen des Alkoholismus. Mit dem übermäßigen Alkoholkonsum verstärkte sich das Elend. Dem setzten überzeugte Christen eine neue Initiative entgegen.

temberg die Freundeskreise, deren

Vielerorts verhelfen Selbsthilfegrup-

Zentrale für Deutschland heute

pen der fünf Verbände der ambulan-

in Kassel angesiedelt ist. In den

ten und stationären Beratung und

Freundeskreisen trafen sich ehema-

Behandlung zum nachhaltigen Erfolg,

lige Patienten, die nach der Therapie

indem sie die Nachsorge und die

nicht allein und isoliert sein wollten.

Begleitung – auch der Angehörigen übernehmen. Sie bieten damit ein

Neben diesen Verbänden sind die

wichtiges, ehrenamtlich geleistetes

Guttempler (gegründet 1851 in den

Angebot innerhalb des Gesund-

USA, seit 1889 in Deutschland) und

heitssystems. Die Verbände und ihre

die Anonymen Alkoholiker (gegrün-

Gruppen sind Ansprechpartner für

det 1935 in den USA, seit 1953 in

Beratungsdienste, Behörden, Ärzte,

Deutschland) aktiv.

Krankenhäuser, Betriebe und Kirchen. Die Gruppen motivieren Suchtkranke,

In Genf gründete 1877 der evange-

„Eine Mitglieder- und Gruppenbe-

begleiten Betroffene und Angehörige

lische Pfarrer Louis-Lucien Rochat

fragung aus 2010 ergab, dass zurzeit

während der Therapie der Sucht-

mit 27 weiteren Christen das Blaue

etwa 45 Prozent der suchtkranken

kranken und engagieren sich in der

Kreuz, einen Verein, der sich dem

Gruppenbesucher/-innen nach einer

Nachsorge für die ganze Familie. Das

Kampf gegen den Alkoholismus

stationären Therapie (Entwöhnungs-

Angebot der Suchtselbsthilfe besteht

widmete. Rasch entstanden in der

behandlung), 14 Prozent nach einer

also vor, während, nach oder anstatt

Schweiz und in Deutschland zahl-

ambulanten Therapie und weitere

professioneller Hilfemaßnahmen“¹. n

reiche Vereine, die heute in zwei

16 Prozent nach einer Entgiftungs-

Dachverbänden, dem Blauen Kreuz

behandlung den Weg in die Gruppe

in Deutschland (Wuppertal) und dem

fanden. Mehr als jeder fünfte Sucht-

Blauen Kreuz in der Evangelischen

kranke (23 Prozent) wurde allein

Kirche (Dortmund) organisiert sind.

durch den regelmäßigen Besuch der

Der Text ist der Homepage des Blauen Kreuzes in Deutschland e.V. entnommen und bezieht sich auf die fünf Verbände der freien Wohlfahrtspflege.

1

Gruppe abstinent. In Aachen hatte 1896 der katholische Pfarrer Josef Neumann den Katholi-

Bei rund 87 Prozent der Suchtkran-

schen Verein gegen den Missbrauch

ken stellt Alkohol das vorrangig

„geistiger Getränke“, der sich bald

konsumierte Suchtmittel dar. Sieben

Kreuzbund nannte, gegründet, der

Prozent gaben an, mehrfachabhän-

heute ebenfalls in ganz Deutschland

gig zu sein.

verbreitet ist. Die Zahlen belegen den StellenIn den 70er Jahren des 20. Jahrhun-

wert, den die organisierte Sucht-

derts entstanden zunächst in Würt-

Selbsthilfe in Deutschland einnimmt.

Informationen: www.blaues-kreuz.de, www.kreuzbund.de, www.bke-suchtselbsthilfe.de, www.guttempler.de, www.freudeskreise–sucht.de Allgemeine Informationen in der Schweiz: www.suchtschweiz.ch in Deutschland: www.dhs.de in Österreich: www.suchtvorbeugung.net


BRIEF AN PATIENTEN

1/2017 CHRISCARE

19

Persönlich für Sie Liebe Annette,

herzlichen Glückwunsch! Du mutige Frau. Endlich hast du das Tabu gebrochen. Wie gut, dass du nun sagst: „Mein Mann ist alkoholkrank!“

Ich erinnere mich noch an eure Hochzeit. Dann kamen

Du lernst dir deine Schuldgefühle abzugewöhnen, denn

Lisa und Julian auf die Welt. Beruflich war viel los und ihr

du bist nicht verantwortlich für seine Erkrankung. Du

habt das Haus gebaut.

beginnst deinen Lebensstil zu suchen und zu führen. Wie gut, dass du dir Unterstützung gesucht hast. Dein

Als Gerhard anfing häufiger „einen über den Durst zu trin-

Netzwerk ist schon recht groß: die Selbsthilfegruppe,

ken“, fiel es zuerst gar nicht so auf. Bei dem Stress eben.

deine Freundinnen, der Sportverein, der so lange brach

Irgendwann wurde es regelmäßiger. Als ich mir ein Herz

lag… Ich bin gespannt, was du noch alles neu für dich

fasste und dich darauf ansprach, hast du abgewiegelt.

entdeckst. Vielleicht magst du mit in den Gottesdienst

Wie ich nur darauf käme, war deine Antwort. Du hast ihn

kommen. Für mich ist es ein heilsamer Ort. Oder was

verteidigt, ihn erklärt. Ja, du hast zu ihm gehalten.

hältst du von Kino?

Du bist wirklich eine treue Seele. Das spüre ich auch in

Ich wünsche dir so vieles für deine nächste Wegstrecke.

unserer Freundschaft. Das habe ich dir noch gar nicht

Hoffentlich klingt es nicht zu altklug… aber: Lebe dein

richtig gesagt. Danke, liebe Freundin. Das ist wirklich

Leben. Übernimm für dich Verantwortung – nicht für ihn.

eine Stärke von dir. Nur ist dir das auch zum Verhängnis

Gib die Verantwortung an ihn zurück. Versuche nicht ihn

geworden. Über das „Zu-ihm-halten“, hast du die Treue zu

zu verändern. Rede weiter mit deinen Kindern. Nimm

dir selbst vergessen.

dich in den Blick, du tolle Frau. Bleibe konsequent!

Ich habe deine Belastung sehr wohl wahrgenommen,

Ich finde, du gehst schon viel aufrechter durchs Leben.

aber ich fühlte mich irgendwie hilflos. Letztlich habe

Und du lachst mehr als früher. Erst jetzt fällt mir auf, wie

ich auch „mitgespielt“. Dabei habe ich gesehen, wie

sehr ich das vermisst habe. Fühle dich von mir umarmt

viele Aufgaben du von Andreas übernommen hast. Du

und wann kochen wir endlich wieder zusammen?

hast ihn entschuldigt. Und deine Gefühle? Emotionale Achterbahnfahrt. Du hast das bei unserem letzten Treffen

Deine Sabine n

so eindrücklich geschildert. Das Hin- und Hergerissensein zwischen Liebe, Ärger und Wut. Einer Wut, die du manchmal gar nicht gespürt hast. Das andere lag oben

Ein fiktiver Brief von einer Sabine an eine Annette von Vera Kolbe

auf, Strichliste führen, um ihm zu zeigen, wie viel er trinkt und gleichzeitig ihn bei seinem Chef entschuldigen. Wie sagtest du noch: Irgendwann drehte sich alles um den

Mit den besten Grüßen,

Alkohol!“ Kein Wunder, dass du häufig Kopfschmerzen hattest und dir nachts der Schlaf geraubt wurde. Du hattest dich selber verloren. Liebe Annette, du hast dich zurück gewonnen. Du bist eine mutige Frau. Ja, dein Mann ist alkoholkrank. Du brichst das Tabu. Sicherlich kein leichter Schritt. Ich stelle mir vor, dass sich vieles noch fremd anfühlt. Du ent-

Vera Kolbe, Pastorin Supervisorin i.A.

deckst dich wieder und fragst dich manchmal, wer bin ich

(DGfP/KSA), Klinikseelsorge, Immanuel

überhaupt, wer will ich sein?

Klinik Rüdersdorf, Rüdersdorf bei Berlin


ChrisCare

Blickpunkt


Nur wer geborgen ist, kann sich wahrnehmen. Nur wer sich wahrnimmt, kann sich wandeln. Sabine Naegeli


22

TITELTHEMA

Bedürfnisse wollen beachtet werden Was wir wirklich brauchen

sich signifikant voneinander unterscheiden, falsch ist. Selbstverständlich gibt es Modifikationen der Bedürfnisse je nach den Lebensumständen und Sitten, die sich in einer

Bedürfnisse hatten früher keinen guten Ruf. Man kam

Bevölkerung entwickeln. Aber die dahinter liegenden zent-

nicht ohne sie aus, aber man hielt sie eher für ein Übel als

ralen Grundbedürfnisse sind bei allen Menschen gleich.

für etwas Gutes, und häufig genug noch nicht einmal für ein notwendiges. Die christliche Theologie hat das damit

Der erste Verhaltensforscher, der daraus ein allgemeines

begründet, dass alles Streben des Menschen nach dem

Bedürfnismodell entwickelte, obgleich er sich dabei noch

Sündenfall verdorben sei. Wenn man das genau nimmt,

einseitig an der westlichen Welt orientierte, war Abraham

gibt es eigentlich keine unverdorbene Bedürfniserfüllung

Maslow (1908-1970) mit seiner „Bedürfnispyramide“. Dieser

mehr. Immer wieder haben Christen versucht, ihr Leben

Unterteilung nach sind die „niederen“ körperlichen und

konsequent dementsprechend einzurichten. Von irischen

seelischen Bedürfnisse nicht etwa verachtenswert oder

Mönchen des frühen Mittelalters ist überliefert, dass

gar sündig, sondern sie sind im Gegenteil das notwendige

sie Sand in den Brotteig mischten, um dadurch besser

Fundament dafür, dass die „höheren“ überhaupt recht ins

der Versuchung widerstehen zu können, das Essen zu genießen. Bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums zurück geht die Ansicht, dass bereits die geringste willentliche Bestätigung einer unvermeidbaren Lust-

Transzendenz: Glaube, Sinn

empfindung der Sinne Sünde sei. Besonders sorgsam wurde das auf die Sexualität angewandt: Eine gewisse Anfangserregung ist leider unvermeidbar, aber wenn du auch nur im Geringsten darauf eingehst, sündigst du bereits. Solche Anschauungen passten recht gut zu philosophischen Traditionen, in denen die Bedürfnisse, vor allem die leiblichen, ebenfalls negativ bewertet wurden. Was man dort verdammte, wurde hier allerdings nur verachtet. Man hielt sich die Hintertür offen, dem Druck solcher „niederen“ Bedürfnisse dann eben auch mal nachzugeben, da sie so oder so nichts wert seien. Religiöse Bedürfnisverdammung und philosophische Bedürfnisverachtung gingen in der Folge recht stabile und wirkmächtige Verbindungen ein. Ein Bedürfnis ist das, was ein Lebewesen braucht. Wenn wir von „artgerechter Tierhaltung“ reden, meinen wir damit,

Wissen, Verstehen Ästhetik Selbstwerdung: Selbständigkeit, Entfaltung, Identität Wertschätzung: Anerkennung, Status, Prestige Zugehörigkeit: Soziale Einbindung

Geistige Bedüfnisse

Seelische Bedüfnisse

Sicherheit: Gesundheit, Vorsorge, körperlicher Schutz Physische Existenz: Nahrung, Unterkunft, Sexualität

Körperliche Bedüfnisse

dass diese Art von Tier alles von uns zur Verfügung gestellt bekommt, was sie braucht, um ihrer Natur gemäß leben

Abb. 1: Bedürfnispyramide nach A. Maslow. Grafik: H.A. Willberg

zu können. Der Rassismus jeglicher Provenienz behauptet, dass es analog dazu auch verschiedene Menschenarten

Bewusstsein treten und nachhaltig erfüllt werden können.

gebe, die darum auch unterschiedlich behandelt werden

Maslows seelischen Bedürfnisse nach Sicherheit, Zuge-

müssten. Bisher hat das noch immer beinhaltet, zwischen

hörigkeit, Wertschätzung und Selbstwerdung haben durch

elitären Übermenschen, mehr oder weniger akzeptablen

die spätere Forschung viel Bestätigung und Vertiefung

Noch-Menschen und tierischen, missratenen oder dämo-

erfahren. Heute darf als gesichert gelten, dass es sich

nischen Untermenschen aufzuteilen. Die moderne Bedürf-

dabei um die vier Bedürfniskonstanten handelt, die ganz

nisforschung zeigt hingegen deutlicher denn je, dass die

allgemein der menschlichen Motivation zugrunde liegen.

Sortierung der Menschen nach Rassen, deren Bedürfnisse

Das geht insbesondere aus dem neuropsychologischen


TITELTHEMA

1/2017 CHRISCARE

Befund hervor. Der Psychotherapieforscher Klaus Grawe

meinen, etwas zu brauchen, wozu wir in Wirklichkeit gar

(1943-2005) hat die vier seelischen Grundbedürfnissen

kein Bedürfnis haben, wenn wir ehrlich sind.

23

unter folgenden Bezeichnungen zusammengefasst: •

Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung

Vieles von dem, was in unserer Wohlstandsgesellschaft

Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle

als Bedürfnis gilt, brauchen wir eigentlich nicht. Wozu

Bedürfnis nach Bindung

dient es dann? Es gibt zwei Antworten darauf, eine gute

Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung

und eine schlechte. Die gute Antwort: Es dient uns dazu, zum einen für die Erfüllung unserer echten Bedürfnisse

Aus diesen unbewusst jeder Motivation zugrunde liegen-

ein respektables Spektrum der Wahlmöglichkeiten zu

den Bedürfnissen gehen sämtliche bewussten Entschei-

erhalten und uns zum anderen die Erfüllung zu erleichtern.

dungen der Menschen hervor. Wir bewerten jede Situa-

Die schlechte Antwort: Es dient uns dazu, echte Bedürf-

tion, die uns eine Entscheidung abverlangt, dem Bedürfnis

nisse durch eingebildete zu kompensieren. Damit betreten

entsprechend, das durch sie in uns vorrangig angeregt

wir das große Terrain des Übergangs von den harmlosen

wird. Die individuelle Persönlichkeitsstruktur eines Men-

Disziplinlosigkeiten über die Süchteleien bis zur Sucht.

schen entsteht aus der persönlichen Gewichtung dieser Bedürfnisse. Das wird besonders deutlich, wenn man sich

Angst vor...

klar macht, dass die bekannte Typenlehre des Psychoanalytikers Fritz Riemann (1902-1979), die „Grundformen der

Lustgewinn und Unlustvermeidung

Angst“, nichts anderes darstellt, als die andere Seite der Medaille „Seelisches Bedürfnis“. Unseren stärksten Bedürfnissen messen wir die höchsten Werte zu. Je höher aber ein Wert ist, den wir in uns tragen, desto größer ist auch die Angst, ihn zu verlieren, wenn er irgendwie in Frage gestellt wird. Abbildung 2 stellt dementsprechend die Grundformen der Angst und die seelischen Grundbedürfnisse in Beziehung zueinander. Dabei wird auch deutlich, dass es sich um zwei Achsen der menschlichen Persönlichkeitsstruktur handelt: Auf der Beziehungsachse suchen wir unseren Bedürfnisschwerpunkt zwischen der Abgrenzung

Erstarrung

Angst vor... Selbstwerterhöhung

Angst vor... Bindung

Selbsthingabe

Angst vor...

Selbstwerdung

Orientierung und Kontrolle

von den Mitmenschen (Selbstwerterhöhung) und der

Wandel

Angleichung an sie (Bindung). Auf der Selbstverwirklichungsachse legen wir unseren Schwerpunkt zwischen die Pole Freiheit (Lust und Unlustvermeidung) und Sicherheit

Abb. 2: Die seelischen Grundbedürfnisse und die Grundformen der Angst. Grafik: H.A. Willberg

(Orientierung und Kontrolle). Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht: Es ist die SehnEs ist klar, dass es uns nicht gut tut, zu einseitig in der

sucht nach authentischer Bedürfniserfüllung. Die Sucht

Schwerpunktsetzung zu sein. Diese Einseitigkeiten sind

ist der Schnuller, den man sich gönnt, weil man nicht

es, was man in der klassischen Psychoanalyse als Ursa-

bekommt, was man eigentlich braucht. Das Zerstörerische

che der entwicklungspsychologisch bedingten seelischen

am Suchtverhalten ist vor allem das Versäumnis: Jedes

Erkrankungen betrachtete. „Eins ist not“, sagt Jesus zur

Verhalten dieser Art ersetzt eine hoffnungsvolle, mutige

umtriebigen Marta, die ihre Schwester Maria beschuldigt,

Maßnahme mit dem Ziel authentischer Bedürfnisbefriedi-

eben das, was jetzt not tut, nicht zu tun. Der Unterschied

gung. Das Gute daran ist: Der Sieg über die Sucht ist immer

zwischen den beiden liegt nicht in Tätigkeit und Untätigkeit,

nur so weit weg wie dieser eine, nächste, mutige Schritt. n

sondern in der Wahrnehmung des „einen, was not tut“. Das kann in jeder Situation etwas anderes sein. Das, was not tut, ist das Notwendige: das, was die Not wendet, das was jetzt dran ist, das, was wir jetzt gerade brauchen. Der Schlüssel für die Beantwortung der Frage „Was tut not?“ ist somit die achtsame Wahrnehmung und Abstimmung der

Hans-Arved Willberg, Theologe und Pasto-

tatsächli-chen Bedürfnisse, die wir jetzt gerade haben. Aus

raltherapeut, Mitglied im Redaktionsteam,

der Unachtsamkeit entstehen die Pseudo-Bedürfnisse. Wir

Karlsruhe


24

CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

Christlicher Gesundheitskongress Beirat und Vorstand tagten gemeinsam Meilenstein auf dem Weg zum 6. Kongress Konzentriert, zielorientiert und in einer guten Atmosphäre bereiteten am 17. Januar Vorstand und Beirat den nächsten Christlichen Gesundheitskongress in Kassel vor. Die 28 Teilnehmer des Treffens kamen aus ganz Deutschland nach Kassel. Unter ihnen waren einige, die schon den ersten Kongress 2008 mit vorbereitet hatten, wie Dr. Martin Grabe oder Dr. Annette Meussling-Sentpali, aber auch neue Beirats-

Die Planung des nächsten Kongresses ist in vollem Gange

mitglieder wie die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Margarete Reinhart oder

In Arbeitsgruppen wurden erste

Der Kongress 2018 wird, wie bereits

Bruder Seraphim Schorer von den

Seminar- und Plenumsthemen

in den Jahren 2008, 2010 und 2012 im

Barmherzigen Brüdern in Regensburg.

diskutiert. „Wir sind auch offen für

Kongresspalais Kassel stattfinden, nun

Einig waren sich die Teilnehmer, dass

Vorschläge unserer bisherigen

aber nicht im historischen Altbau, son-

der Kongress eine Lücke im Fortbil-

Besucher“, meinte Geschäftsführer

dern im modernen Kolonnadenflügel.

dungsangebot für Christen in Gesund-

Günther Gundlach, „zumal wir ein

„Wir versprechen uns vom neuen Ort

heitsberufen füllt. Das Alleinstellungs-

Kongress der Basis sind, bei dem

die gleiche Qualität der Begegnung

merkmal des Kongresses ist, so waren

keine Verbandsinteressen, sondern

der Teilnehmer, die den Kongress 2016

sich die Teilnehmer einig, dass hier

die Fragen und Ideen der Teilnehmer

ausgezeichnet hat. Der letzte Kongress

sowohl berufsübergreifend wie auch

im Vordergrund stehen.“ Verstärkt

wurde von den Besuchern beson-

ökumenisch offen über die Bedeu-

möchte der Kongress, so die Teilneh-

ders wegen der vielen persönlichen

tung von Spiritualität und Gesundheit

mer des Treffens, jüngere Ärzte, The-

Begegnungen sehr positiv bewertet.

gesprochen wird.

rapeuten und Pflegende ansprechen.

Die Stadt Kassel freut sich über die

Auf der Suche nach dem zentra-

2018 wird erneut der Christliche

palais. Die Lokalzeitung berichtete im

len Thema ging es vor allem um

Gesundheitspreis ausgeschrie-

Januar, dass die erneute Veranstaltung

Kommunikation und Spiritualität.

ben. Dr. Georg Schiffner ermutigte

des Kongresses an diesem Ort ein

Die Kommunikation von Spiritualität

die Beiratsmitglieder, schon jetzt

wichtiges Zeichen für die Qualität des

erfordert großes Einfühlvermögen

potentielle Bewerber anzusprechen.

Kongresszentrums sei. n

und Sprachfähigkeit, über existenti-

„Wir wollen mit dem Gesundheits-

elle Fragen wie den Glauben ange-

preis auf Initiativen hinweisen, die

messen sprechen zu können. Gerade

beispielhaft das Miteinander von

die Kommunikation der spirituellen

Gesundheitswesen und Kirche, von

Dimension des Menschen wird von

Glaube und Medizin oder Pflege und

Patienten oft vermisst, von den

Therapie praktizieren. Dabei wollen

Frank Fornaçon,

Mitarbeitern in Gesundheitsberu-

wir vor allem kleine Einrichtungen

Ahnatal, Vorstand

fen jedoch sehr zurückhaltend und

besonders ermutigen, ihr Projekt

Christlicher Gesund-

manchmal unprofessionell geübt.

bekannt zu machen.“

heitskongress

erneute Veranstaltung im Kongress-


CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

1/2017 CHRISCARE

25

der Kirchengemeinde, ein Klinikgebetskreis, die Gründung einer von Christen geprägten Praxisgemeinschaft.

Die inzwischen sechs Christlichen Gesundheitskongresse haben unter den Teilnehmern ein durchweg positives Echo gefunden. Auch die Fachwelt registrierte ihn als multiprofessionellen und interkonfessionellen Kongress.

Bei allen Kongressen war bisher schon nach der Berufszugehörigkeit gefragt worden. Die Zusammensetzung zeigte sich auch in der Umfrage: 26,7 % sind in der Pflege tätig, dicht gefolgt von den Medizinern (22,6 %). Stärker als sonst vertreten waren Mitarbeiter aus Ergo-, Physiotherapie und verwandten Berufen (10,9 %).

Eine Befragung unter den Teilnehmern des Christlichen

Seelsorger und Theologen waren mit 6,8 % unter den

Gesundheitskongresses förderte ein halbes Jahr nach

Teilnehmern und ein relativ großer Teil (17,8 %) gab

dem Kongress interessante Resultate zutage. Die 147

„Sonstiges“ an. Vermutlich sind darunter viele ehren-

Teilnehmer, die die Online-Befragung ausgefüllt haben,

amtlich Tätige, die einen Beruf außerhalb des Gesund-

berichteten zu 78 % vor allem über eine generelle

heitswesens haben oder Rentner sind.

Ermutigung für den Alltag, den sie durch den Kongress erfahren hätten. Fachliche Fortbildung, Vernetzung mit

Da der Kongress berufsgruppenübergreifend konzipiert

Gleichgesinnten, Theologischer Weitblick und der Blick

ist, ist die Frage, ob es für die eigene Berufsgruppe

über den Tellerrand wurden von 40-51 % angegeben.

genug interessante Angebote gab, natürlich von beson-

Ein Teilnehmer schrieb: „Wir haben nach dem 2. Kon-

derem Interesse. 75,9 % kreuzten „Ja“ an. Trotzdem

gress gemeinsam mit der Krankenhausseelsorge einen

gab es Anregungen, was künftig berücksichtigt werden

Gesprächskreis für Mitarbeiter gegründet, der bis heute

müsste: Die Pädagogische Arbeit könnte stärker vorkom-

besteht. Wir treffen uns alle zwei Monate und es ist eine

men, Naturheilkunde sollte mehr thematisiert werden.

fortbestehende Bereicherung.“

Ein Befragter meinte: „Ich würde mir wünschen, dass für die Theologen deutlicher herausgearbeitet wird,

Dass der Kongress stark an der beruflichen Praxis ori-

inwiefern sie enger mit dem Gesundheitswesen zusam-

entiert war, bestätigten 87 % der Befragten. Sie waren

menarbeiten können und müssen.“ Der demographische

gefragt worden, ob sie Anregungen, die sie auf dem Kon-

Wandel im Gesundheitswesen zeigt sich auch im Dur-

gress aufgenommen haben, im beruflichen oder privaten

schnittsalter der Teilnehmer. 45,5 % waren allein zwischen

Alltag umsetzen konnten. Bereits bestehende Initiativen

51 und 60 Jahre alt, während knapp 30 % unter 50 Jahre

fühlten sich bestärkt. Eine Seelsorgerin schrieb: „Wäh-

alt waren. Wenig überraschend war der hohe Anteil weib-

rend des Kongresses habe ich in einem Workshop einen

licher Teilnehmerinnen (70,6 %). Schließlich gelten weite

entscheidenden Impuls empfangen, der inzwischen

Teile der Gesundheitsberufe als typische Frauenberufe.

Gestalt im Gottesdienst für mehrfach behinderte Menschen bekommen hat. Ich bin sehr dankbar.“ Allerdings

Im Blick auf eine weitere Kongressplanung war natür-

waren Teilnehmer auch enttäuscht, wenn ein Teilnehmer

lich das Interesse an einer erneuten Teilnahme span-

meint: „Ich bin davor und hinterher nur auf Ablehung

nend. 68,2 % würde erneut zu einem solchen Kongress

oder Gleichgültigkeit gestoßen bei der Kirche oder der

fahren, nur 2,7 % auf keinen Fall. n

Diakonie.“ 24 % der Befragten erklärten, dass in ihrem Umfeld durch einen der Kongresse neue Projekte oder Initiativen entstanden sind. Damit sind ganz unterschiedliche Projekte gemeint, wie das Angebot eines Gebetes für

Günther Gundlach, Geschäftsführer von

Kranke im Gemeindehaus, eine Ökumenische Krisenbe-

Christen im Gesundheitswesen und des

ratung als Suizidprävention, ein Krankenbesuchsdienst

Christlichen Gesundheitskongresses


26

TITELTHEMA

Nachts um 3 Uhr Hinsehen, nicht wegsehen! Um welche Auffälligkeiten kann es sich handeln? Nachts um 3.00 Uhr klingelt das Telefon auf der Station:

„Ich bin krank.“ Pflegende im Nachtdienst: „Wer spricht denn da?“ Antwort Anrufer: „Na, Sonia.“ Pflegende im

Zuspätkommen primär im Frühdienst, aber auch Verschlafen beim Spätdienst und im Nachtdienst

Kurzfristige Krankmeldungen, vorrangig montags

Nachtdienst: „Du bist auf der falschen Station gelandet,

nach einem freien Wochenende, nach freien Tagen

du hast dich verwählt“. „Ja, echt? Sag bitte auf meiner

oder nach Urlauben

Station Bescheid“. „Das kannst Du doch selber machen.“

Es werden vermehrt Raucherpausen eingeschoben

Diese Aussage hat den Anrufer nicht mehr erreicht. Das

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierig-

Telefonat war beendet. Der Nachtdienstpflegende hat

keiten, Erinnerungslücken im Laufe der Schicht von

auf der entsprechenden Station die Nachricht hinterlas-

Übergabeinhalten

sen. Die Reaktion der dort diensthabenden Gesundheits-

und Krankenpflegerin (GKP): „Ach, nicht schon wieder!!

Selbstüberschätzung durch eingeschränkte Kritikfähigkeit, z.B. „Ich mache eine Fachweiterbildung und

Wann arbeitet die eigentlich?“ Wiedermal ein ganzer

werde Stationsleitung“

Rattenschwanz der Umorganisation der Frühdienstbe-

Wenig Interesse an der eigentlichen Patientenpflege

setzung folgte.

Kaschieren mit Kaugummi kauen

Der Arbeitnehmer wirkt oft müde und übernächtigt

Vernachlässigung des Erscheinungsbildes bis zum

Nun werden Sie sicher sagen, was hat das mit Sucht zu tun? Erstmal gar nichts. Die krankmeldende Mitarbeiterin kann sich ja tatsächlich verwählt haben. Sonderbar ist es

ungepflegten Auftreten •

trotzdem: die falsche Station, die nuschelnde Stimme, die

Zurückziehen, nicht oder wenig Teilnehmen an Stationsgesprächen

Reaktion der diensthabenden Pflegerin und die von der

Leicht reizbar bis zum aggressiven Verhalten

anderen Station, das schnelle Beenden des Telefonats.

Empfindliches Reagieren, ängstlich, evtl. Depressionen

Grundsätzlich sind Veränderungen oder Auffälligkeiten

Vergessen und/oder Verwechslungen von Medika-

nicht automatisch ein Beweis für vorliegende Alkoholpro-

mentengaben

bleme. Erst das gehäufte Auftreten dieser Anzeichen kann

Zeigen ausgesprochener „Unlust“

ein Hinweis sein. Die Reaktion der Pflegekraft der ande-

Sprach- und Orientierungsstörungen

ren Station lässt darauf schließen, dass es weitere Vor-

Bagatellisieren von Problemen

kommisse/Verhaltensveränderungen mit dieser Kollegin

Appetitlosigkeit, evtl. Gewichtsabnahme

gibt. In dem Pflegeberuf oder in verschiedenen anderen

Beeinträchtigung der Wahrnehmung

Gesundheitsberufen kann es viele Suchterkrankungen

Zeitweise stark verlängerte Reaktionszeit und zeit-

geben, die uns im Alltag begegnen, wie Alkoholmiss-

weise starke Nervosität

brauch, Esssucht, Medikamentenmissbrauch usw.

Schwitzen, vermehrtes Trinken von alkoholfreien

In diesem Artikel möchte ich primär auf die Alkoholab-

Zittern, z.B. kein treffsicheres Anstechen von Medika-

Unruhe, immer in Bewegung, Aufstehen und Rausge-

Getränken hängigkeit eingehen. Alkohol ist eine sensible, aber sehr kritische, heikle Thematik, besonders in den Gesundheitsberufen, weil es dort immer auch um kranke Menschen

mentenampullen hen bei Besprechungen

oder pflegebedürftige Menschen geht, die zu betreuen sind. Sie können leicht zu Schaden kommen. Deshalb ist es so wichtig, dass eine offene Kultur der Achtsamkeit

Entzugserscheinungen, die durch kurzfristige Abstinenz

herrscht. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die

(z.B. kein Alkohol im Dienst) auftreten, führen ebenfalls

Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung fördern bzw.

zu ähnlichen Verhaltensänderungen wie oben beschrie-

verhindern. Die Entwicklung einer Alkoholkrankheit kann

ben. Mitarbeiter, die Alkohol im Dienst trinken (außer-

in Phasen bis zum dauerhaften Alkoholkonsum verlaufen.

halb von Feierlichkeiten) sind selten oder sie trinken sehr

Deshalb können auch die Auffälligkeiten, die die Kollegen

versteckt. Sie bleiben eher zu Hause und melden sich

wahrnehmen, sehr individuell und nicht chronologisch im

krank. Auch in Krankenhäusern werden vermehrt soge-

Rahmen der einzeln verlaufenden Phasen auftreten.

nannte Betriebsvereinbarungen, wie sie vielen Firmen


TITELTHEMA

1/2017 CHRISCARE

27

bereits bestehen, getroffen. Sie beinhalten Richtlinien/

anbieten. Wir wissen aber: Je früher man hinschaut, umso

Empfehlungen vom direkten Gespräch des Kollegen über

besser sind die Chancen für die Betroffenen und umso

Fortbildungen für alle Mitarbeiter bis hin zum Verhalten

einfacher ist eine Lebensstiländerung. In manchen Situ-

der Vorgesetzten und den Konsequenzen durch die Perso-

ationen kann es hilfreich sein, sich mit anderen Kollegen

nalabteilung für den Alkoholkranken. Das bietet den Mit-

auszutauschen, z.B. wenn man nicht sehr oft mit dem

arbeitern Sicherheit im Umgang mit Süchten. Besonders

Kollegen arbeitet oder auch bei Zeitarbeitnehmern, die

in den Pflegeberufen werden die Mitarbeiter dringend

sporadisch eingesetzt werden. Habe ich kein sehr gutes

benötigt. Deshalb ist es unter anderem sehr sinnvoll vom

oder ein distanziertes Verhältnis zu dem Betroffenen,

Arbeitgeber, dem Kranken bei Einsicht und Gesundung

habe ich die Möglichkeit, einen Kollegen zu bitten, es mit

den Arbeitsplatz zu sichern. So eine Vereinbarung trägt

dem Betroffenen anzusprechen oder ich spreche mit dem

dazu bei, dass eine offenen Kultur herrscht und ein Weg-

direkten Vorgesetzten. Solange nicht alle Mitarbeiter einer

sehen von Kollegen und Vorgesetzten unmöglich macht.

Einrichtung über Suchterkrankungen und Symptome informiert und geschult sind, habe ich die Möglichkeit,

Was kann ich als Kollege tun?

die direkte Vorgesetzte zu informieren, wenn ich mich

Mitarbeiter/Kollegen haben oft mehr Angst, etwas kaputt

als nicht geeignet ansehe. Tue ich es nicht, trage ich die

zu machen, als etwas gut zu machen. Sie halten sich

Verantwortung für mein ‚Nichthandeln‘ auch in Bezug auf

bedeckt und trauen sich nicht, den Kollegen anzuspre-

Arbeitssicherheit und in der Betreuung der kranken und /

chen. Dabei ist es so wichtig, genau auf diesen Menschen

oder pflegebedürftigen Menschen. Außerdem nehme ich

zuzugehen, um ihm die Beobachtungen mitzuteilen.

meinem kranken Kollegen die Chance, die Alkoholkrank-

Wenn Sie den Kollegen sehr gut kennen und mit ihm

heit zeitnah zu behandeln. Die Diagnose wird immer der

sehr gut arbeiten, dann wäre es klug, auf eine Situa-

Arzt stellen. Die Vorgesetzte sammelt die konkreten Fakten

tion zu warten, in der es dem Kollegen nicht gut geht

in einer Liste, z.B. am 1.1.2017, zum Frühdienst 1 Stunde zu

oder er irgendeine Auffälligkeit liefert, um ein Gespräch

spät gekommen. Die weiterführenden Gespräche werden

an einem ruhigen Ort zu führen. Dabei sind selbstver-

Führungskräfte gemeinsam mit Suchtbeauftragten (wenn

ständlich alle Gesprächsgrundsätze zu beachten. Beim

es sie gibt) übernehmen. Abschließend ist darauf zu

Erstgespräch braucht man Zeit, und die muss man sich

verweisen, dass es notwendig ist, alkoholisierte Mitarbei-

nehmen. Auch die Umgebung ist wichtig. Es ist ein Ort

terInnen im Dienst sofort beim Vorgesetzten zu melden.

zu wählen, wo wir nicht vom Telefon gestört werden,

Sie sind schnell zu suspendieren, der Betriebsarzt und die

und ein Durchgangsraum ist zu vermeiden. Mit einem

Personalabteilung sind einzuschalten.

Gespräch unter vier Augen und auf Augenhöhe mache ich unter anderem deutlich, dass der Betroffene „wich-

Die Wahrnehmungen und auch die Beobachtungen sind

tig“ für mich ist und ich ihm zugewandt bin. Ich kann

gewissen Verzerrungen unterworfen, vor allem wenn

dem Kollegen mit Fakten spiegeln, dass das Gebaren

eine gewisse emotionale Betroffenheit im Team vor-

des Betroffenen auffällig ist und sich verändert hat. Ich

handen ist. Schweigen kann zu dem Zitat führen: „Gut

gebe ihm damit die Chance, sich selbst zu reflektieren

gemeint ist nicht unbedingt gut gehandelt!“ Machen

und kann Hilfe anbieten. Kollegen, die Auffälligkeiten

wir uns die Aussage „Die Früherkennung dient nicht

ignorieren, nehmen dem Betroffenen die Möglichkeit auf

dazu, alkoholkranke Menschen ‚aufzudecken‘ oder zu

positive Veränderung. Hier geht es nicht ums Petzen. Das

‚bestrafen‘, sondern soll ihnen adäquate Hilfe zukommen

ist eine häufig angeführte Ausrede. Man muss sich aber

lassen!“ immer wieder bewusst! n

klarmachen, dass so ein Erstgespräch weitere Gespräche zur Folge haben kann. Ich muss mich deshalb auch selbst fragen, ob ich mich darauf einlassen möchte. Friedhilde Bartels, Pflegedienstleitung i. R., Das Wesentliche ist, hinzuschauen anstatt wegzuschauen.

Referentin und Autorin für Aktivierend-

In der heutigen Zeit schauen die Leute normalerweise

therapeutische Pflege in der Geriatrie,

mehr als sieben Jahre weg, bevor sie jemandem Hilfe

Hamburg, Mitglied im Redaktionsteam


28

NACHRICHTEN

Kampagne

Nachrichten

Mit Plakaten gegen Sucht

wesen, insbesondere in der Pflege

den Akutspitälern sind es mit 48 %

und in der Medizin, ethisch begleitet.

knapp die Hälfte. In der Regel handelt

Neuer Leiter des Instituts ist Dr. Ingo

es sich dabei um Ethikkommissionen,

Proft, der meinte: „Die Erfahrung der

die immer interdisziplinär zusammen-

letzten Jahre hat gezeigt, dass der

gesetzt sind, wobei sich der Anteil der

Weg der Kommunikation und damit

einzelnen Berufsgruppen in den zwölf

verbunden der Vermittlung von sitt-

Beobachtungsjahren stark veränderte

lichen Werthaltungen und zentralen

(z.B. starker Anstieg bei den Fache-

Inhalten des christlichen Glaubens

thikern und bei Vertretern aus Ver-

nur in Form eines offenen, erfah-

waltung/Management). Neu ist, dass

Wuppertal: Seit Anfang Dezember

rungsgeleiteten Austauschs aller am

fast ein Viertel der Ethikstrukturen mit

machen Großplakate in München,

Entscheidungsprozess Beteiligten

einer von der Klinik fest angestellten

Berlin und Wuppertal auf eine Kampa-

gelingen kann. Dabei bedarf es eines

Ethikfachperson ausgestattet ist. Die

gne des Blauen Kreuzes aufmerksam:

Verständnisses, das an den wirk-

wichtigste Aufgabe liegt in der retro-

„Dein Leben. Dein Traum. Deine Ent-

lichen Problemen und Fragen der

und/oder prospektiven Beratung von

scheidung.“ Gefördert von der DAK-

Menschen vor Ort anzusetzen weiß

Einzelfällen. Daneben haben weitere

Gesundheit macht das Blaue Kreuz

und dabei den Mitarbeiter vor Ort als

Aufgaben deutlich an Bedeutung

auf das Problem Sucht aufmerksam.

unverzichtbare Grundlage persona-

gewonnen, darunter das Anbieten von

Fünf Kurzfilme mit Geschichten aus

ler Verantwortung bestimmt.“ n

Aus- und Weiterbildungen, die Erabei-

Motive, die aufmerksam machen

unterschiedlichen Milieus zeigen, wie

tung klinikinterner Richtlinien und die

sich Abhängigkeit von Suchtmitteln

Beratung der Institutsleitung. n

auswirkt. Das Blaue Kreuz will Mut machen, Träume nicht zu vergessen und das Leben wieder selbst in die

Befragung

Ethik in Schweizer Kliniken

Hand zu nehmen, anstatt es von

Schutz

Unterwegs mit Christophorus

Sucht bestimmen zu lassen. Mehr: www.deine-entscheidung.com n

Jubiläum

10 Jahre Ethik-Institut

Nach Strukturen gefragt Bern: Die Schweizerische Akademie

Plaketten für Vielfahrer

der Medizinischen Wissenschaften führte 2014 zum dritten Mal eine nati-

Köln/Hürth: Die Sicht wird schlechter,

onale Umfrag durch zur Existenz von

die Straßen sind rutschiger: Im Herbst

Strukturen zur ethischen Unterstüt-

und Winter können Autofahrer einen

zung an SpitäPTHV in Vallendar

lern, Rehabilitationskliniken und

Vallendar: Am 26. November 2016

Psychiatrischen

wurde mit rund 200 Gästen das

Kliniken und

10-jährige Jubiläum des Ethik-

deren Aufga-

Institutes an der Philosophisch-

ben und Funk-

Theologischen Hochschule Vallendar

tionsweisen.

(PTHV) gefeiert und zugleich Prof.

Die Befragung

em. Dr. Heribert Niederschlag SAC

zeigte, dass ins-

als Leiter des Instituts verabschiedet.

gesamt 42 % der

Gegründet wurde das Ethik-Institut

antwortenden

als wissenschaftlich arbeitendes Ins-

Kliniken über

titut, welches die sich abzeichnenden

eine Ethikstruk-

Herausforderungen im Gesundheits-

tur verfügen, bei

Anzeige


NACHRICHTEN

tige Ressource sein, gleichzeitig aber

Der Kölner Diözesan-Caritasverband

auch die psychiatrisch-psychothera-

stellte deshalb am 2. November

peutische Behandlung erschweren. In

gemeinsam mit dem Caritasverband

einem neuen Positionspapier gibt die

Rhein-Erft eine neue Christophorus-

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie

Plakette vor. Sie entstand in einem

und Psychotherapie, Psychosomatik

Wettbewerb, in dem Kunst- und

und Nervenheilkunde (DGPPN) Emp-

Design-Studenten aufgerufen waren,

fehlungen zum Umgang mit Religi-

dem Schutzheiligen der Autofahrer

osität und Spiritualität in der Versor-

und Reisenden ein frisches Aussehen

gung. Sie betont darin die Wichtigkeit

zu geben – ein Projekt der Caritas-

interkultureller Kompetenz im

pastoral. Die neuen Plaketten der

Umgang mit den Patienten und sieht

Caritas wurden in einem Gottesdienst

großen Nachholbedarf in der For-

von Generalvikar Dr. Dominik Mei-

schung, Weiterbildung und klinischer

ering gesegnet und an Fahrzeugen

Arbeit. In dem Papier gibt die DGPPN

der ambulanten Pflege angebracht.

konkrete Empfehlungen: „Zentral

Christophorus war ein frühchristlicher

ist, dass die Behandler im klinischen

Märtyrer, der im 3. oder beginnen-

Alltag erkennen, ob der Glaube bei

den 4. Jahrhundert gelebt hat. Sein

einer psychischen Erkrankung Teil

Name kommt aus dem Griechischen

des Krankheitsbildes ist oder sich als

und bedeutet „Christusträger“. Der

Ressource in die Behandlungsstra-

Legende nach war er von stattlicher

tegie einbinden lässt“, so Professor

Statur und hatte sich zum Ziel gesetzt,

Michael Utsch, der das Fachreferat

nur dem Mächtigsten zu dienen. Bei

der DGPPN für Religiösität und Spi-

seinem Dienst als Träger für Reisende

ritualität leitet. Mehr: www.dgppn.

an der Furt eines Flusses nahm er

de>Presse>Postitionspapier. n

Anzeige

eines Tages ein Kind auf seine Schultern, das immer schwerer zu werden schien, je weiter er ging. Auf seine verwunderte Frage offenbarte sich das Kind als Christus, der ihm den Namen

29

www.derberatungsfuehrer.de

Schutzpatron oft gut gebrauchen.

1/2017 CHRISCARE

Fürsorge

Schulungsfilme

„Christophorus“ gab. Der Heilige wird

Befragung

als Hüne mit dem Kind auf der Schulter und Wanderstab dargestellt und

Spiritualität hilft

ist Patron der Reisenden. Mehr unter: www.gut-auf-dem-weg.de n

Psychiatrie

Spiritualität als Ressource

Harold G. Koenig, MD Washington: Fünf kostenlose 45-minütige Schulungsvideos mit Professor Harold G. Koenig in engli-

Logo der Universität Wien

scher Sprache bietet das Institut für Spiritualiät an der Duke Universität

Wien: Forscher des Instituts für

in Washington DC an. Die Filme

Psychoanalyse und Psychotherapie

richten sich an Pflegende, Sozialar-

der Universität Wien haben 1400

beiter, Seelsorger und Mediziner, die

Medizinstudenten befragt, welche

eine ganzheitliche Gesundheitssorge

Rolle Religion bzw. Spiritualität für

anbieten wollen, die auch spirituelle

sie selbst habe und ob sie mit Pati-

Berlin: Religiöse und spirituelle Über-

Bedürfnisse einschließt. Mehr:

enten über religiöse Fragen spre-

zeugungen können für Menschen mit

www.spiritualityandhealth.duke.edu/

chen würden. 21,9 % der Teilnehmer

psychischen Erkrankungen eine wich-

index.php/cme-videos n

bezeichneten sich selbst als sehr

Logo der DGPPN


30

NACHRICHTEN

religiös oder religiös. 60 % gaben

Weiterbildung das Ziel, die künftige

samen Tage bestand die Möglich-

an, über ihre eigene Spiritualität

Zusammenarbeit und Richtungswei-

keit zur persönlichen Segnung und

nachgedacht zu haben. Die meis-

sung festzulegen.

Salbung.

über Religion und Spiritualität

Wichtige Impulse für die Arbeit

Martin Dube, Vis-à-vis Fachkraft aus

sprechen zu wollen, wenn diese

bekam die Gruppe von Dr. Beate

Hamburg, fasst die Eindrücke der

danach fragten. 35,7 % würden auch

Jakob, Referentin des DIfäM (Deut-

Tagung zusammen: „Es war eine

ungefragt religiöse Themen anspre-

sches Institut für ärztliche Mission) /

wundervolle Erfahrung, mit Pflege-

chen. 12,1 % fühlten sich unwohl

Tübingen. Dr. Jakob, Ärztin und

kräften aus anderen europäischen

oder sehr unwohl, wenn sie über

Theologin, zeigte die Bedeutung

Ländern zusammen zu kommen und

spirituelle Fragen mit Patienten

und den Auftrag der Kirche und

die Idee von Vis-à-vis und den christ-

sprächen. Dass Religion oder Spi-

Gemeinde für Gesundheit und Heil

lichen Glauben zu teilen. Obwohl wir

ritualität einen positiven Effekt für

werden. In länderübergreifenden

so unterschiedliche gemeindliche

die Krebspatienten habe, nahmen

Arbeitsgruppen wurden die Ressour-

Hintergründe haben, sind wir doch

76 % an. 86 % der Studenten würden

cen der Gemeinden in den unter-

durch Christus spürbar miteinander

einen Seelsorger benachrichtigen,

schiedlichen Kontexten besprochen.

verbunden. Es hat mich begeistert,

wenn es notwendig wäre. Mehr:

Übereinstimmend in allen Gruppen

zu sehen, wie gut die Idee einer

Medicine 95 (38) e4953. n

war die Erkenntnis, dass insbeson-

gemeindlichen Krankenbegleitung

dere Gemeinschaft, Begleitung und

sich in den verschiedenen Ländern

Gebet zu den Reichtümern einer

mit ihren doch sehr unterschiedli-

Gemeinde gehören, die positiv

chen Gesundheitssystemen umset-

auf die ganzheitliche Gesundheit

zen lässt. Parish Nursing ist eine

einwirken. Einen Einblick in durchge-

großartige Idee, um den Menschen

führte Studien und wissenschaftliche

die Auswirkungen des christlichen

Arbeiten zu Parish Nursing gaben

Glaubens praktisch zu vermitteln.“ n

ten (86 %) gaben an, mit Patienten

Vis-à-vis

Parish Nursing Konferenz

Dr. Helen Wordsworth aus Großbritannien, Dr. Bart CusvelDie Teilnehmer aus der Ukraine und A. Glaser, Dr. H. Wordsworth

ler aus den Niederlanden, Dr. Lea Rättyä

Speyer: Vis-à-vis, das Projekt zur

aus Finnland

Begleitung von kranken Menschen in

und Dr. Ann

der Gemeinde, ist dem internationa-

Solari-Twadell

len Parish Nursing Netzwerk ange-

aus Chicago.

schlossen und war Veranstalter der 4-tägigen europäischen Konferenz im

Die Konfe-

Gästehaus Oase in Lachen-Speyer-

renz begann

dorf vom 21. – 24. November.

und endete mit einem

Teilnehmer waren Pflegefachkräfte,

Gottesdienst.

Pfarrer, Professoren, Dozenten und

Vertretender

Ärzte. Sie kamen aus der Ukraine

der einzelnen

(6 Personen), Finnland (3 Perso-

Länder gaben

nen), Großbritannien (3 Personen),

geistliche

Niederlande (2 Personen), USA (3

Impulse in

Personen) und Deutschland (16 Per-

Morgen- und

sonen). Dieses erste Zusammentref-

Abendgebe-

fen hatte, neben dem Kennenlernen,

ten. Am Ende

Erfahrungsaustausch und fachlicher

der gemein-

Anzeige


1/2017 CHRISCARE

Termine

31

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16. – 19.8.17: Montmirail/Neuchatel, Wenn die Medizin das Leben erschwert, 69. Tagung der Internationalen Vereinigung für die Medizin der Person, www.medecinedelapersonne.org

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17.10.17: Essen, Glaubens- und Bibelgespräche mit alten Menschen „über Gott und die Welt.“, www.caritas-essen.de

11.6.17: Lübeck, Ökumenischer Patientengottesdienst, www.cig-online.de

27./28.10.17: Zürich, 2. Schweizerische Tagung für Spiritual Care und IGGS Jahrestagung, www.fisg.ch

19. – 22.6.17: Hildesheim, Spiritualität & Leitung: Die kirchlich-spirituelle Leitungsaufgabe von Führungskräften, lampe@caritas-dicvhildesheim.de

27. – 29.10.17: Kloster Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, www.cig-online.de

20.6.17: Essen, Wortgottesdienste für Menschen mit Demenz lebendig gestalten, www.caritas-essen.de

17. – 19.5.18: Coventry (England), 6. Europäische Konferenz zu Religion, Spiritualität und Gesundheit (ECRSH) 2018, www.fisg.ch


32

TITELTHEMA

Das Prinzip Glaube und Hoffnung Studie zur Traumabewältigung

Spiritualität und Glaube als Mittel gegen das Trauma Die Studie habe gezeigt, dass es in der Traumabewälti-

Der Glaube an Gott kann Menschen bei der Bewältigung von Posttraumatischen Belastungsstörungen helfen. Das ist das Ergebnis einer Studie der theologischen Fakultät in Freiburg mit ehemaligen Soldaten, die im Jugoslawien-Krieg gekämpft haben. Doch Religiosität hat nicht in jedem Fall positive Einflüsse auf die psychische Gesundheit.

gung wichtig sei, einen Sinn in der Krankheit zu finden und somit wieder Hoffnung zu schöpfen, sagt Glavas. Spiritualität und der Glaube könnten dabei helfen. „Aus den persönlichen Gesprächen mit den Soldaten hatte ich den Eindruck, dass sie wirklich dieses Bedürfnis haben nach Religiosität und Spiritualität. Und ich muss sagen, dass in Kroatien die Soldaten sehr viel in die Messe gehen, dass sie da auch ihren Trost und ihre Kraft finden, bei den

Vor 25 Jahren begann der Jugoslawienkrieg. Auch

Gesprächen bei den Seelsorgern oder den Priestern. Also

Jahrzehnte danach sind die Folgen des Krieges noch

sie finden einen Sinn in dieser Krankheit, und das ist ein

spürbar. Alleine in Bosnien-Herzegowina sind rund

erster Schritt für

400.000 Soldaten, aber auch Zivilsten an sogenannten

die Traumabe-

Posttraumatischen Belastungsstörungen, kurz PTBS,

wältigung“, sagt

erkrankt. Eine psychische Krankheit, die durch ein trau-

Glavas. Der Frei-

matisches Erlebnis ausgelöst wird. Andrijana Glavas ist

burger Caritas-

in Kroatien geboren und hat den Krieg selbst miterlebt.

wissenschaftler

Die Medizinerin erforscht an der theologischen Fakultät

Klaus Baumann,

in Freiburg den Einfluss von Religiosität und Spiritualität

an dessen Lehr-

bei der Traumabewältigung von Menschen in Kroatien

stuhl die Studie

und Bosnien-Herzegowina. Die Ergebnisse der Pilotstudie

durchgeführt

waren überraschend: „Bei uns hat sich gezeigt, dass die

wurde, sieht

Religiosität und Spiritualität eine fördernde Rolle für die

einen engen

Gesundheit der PTBS-Patienten in Kroatien und Bosnien

Zusammen-

hat. Die Patienten, die sich als religiös und spirituell

hang zwischen

ausgesprochen haben, haben eine bedeutend stärkere

Traumata und

altruistische Lebensweise und eine höhere Lebenszufrie-

der eigenen

denheit und allgemeines Wohlbefinden. Über 60 Prozent

Spiritualität. Denn ein Trauma erschüttere nicht nur die

der Patienten glaubten, dass sich ihre Beschwerden

eigene Existenz, sondern auch den persönlichen Glauben,

günstig beeinflussen lassen, wenn sie einen Zugang

also das, was einem Halt gegeben hat. Dennoch suchten

zu einer spirituellen Quelle haben“, sagt Glavas. Zwei

viele während der Therapie wieder nach Glaube, Religion

Jahre lang hat sie daran geforscht und mit ehemaligen

und Spiritualität. „Religion wirkt ordnend für das Leben.

Soldaten und Zivilisten im Balkan, die an PTBS erkrankt

Religion, das ist nachgewiesen, kann helfen, Schwierig-

sind, gesprochen. Die Krankheit zeigt sich vor allem in

keiten besser zu bewältigen. Religion kann auch Krisen

Depressionen, Gleichgültigkeit und Schlafstörungen. „Für

provozieren, durch eine neureligiöse Erfahrung kann auch

beide PTBS-Patientengruppen war das größte Bedürfnis,

vieles durcheinander kommen, und Religion wirkt übli-

innere Ruhe zu finden. Zivile Patienten mit PTBS hatten

cherweise auch gemeinschaftsstiftend und in der Gemein-

das größte Bedürfnis, fühlen zu können, dass sie jemand

schaft auch konfliktregulierend. Jeder dieser Aspekte

braucht, dass sie der Gesellschaft und der Familie von

kann ins Spiel kommen. Zumal Religion auch, wie andere

Nutzen sind. Während es den ehemaligen Soldaten mit

psychologische Phänomene, sowohl eine kognitive, eine

PTBS wichtig war, ihr bisheriges Leben zu rekapitulieren,

emotionale und eine verhaltensmäßige Seite hat. Und all

über ihre Ängste zu reden und ihren Lebenssinn in der

diese Faktoren können zum Tragen kommen – auf unter-

Krankheit und im Leben zu finden.“

schiedliche Weise.“


TITELTHEMA

1/2017 CHRISCARE

33

Religion ist nicht immer gesundheitsfördernd

Theologe fordert mehr geeignete Seelsorger

Es hänge also immer von der eigenen spirituellen und

Wie kann den Menschen also geholfen werden? Der

religiösen Erfahrung ab, ob sich Religiosität positiv auf die

Theologe Klaus Baumann sieht nach den Ergebnissen der

Krankheit auswirkt, erklärt Baumann. Zudem sei Religion

Studie vor allem die Kirche in der Pflicht, sich für trauma-

nicht immer gesundheitsfördernd. „Nachteilig können

tisch erkrankte Menschen einzusetzen. „Und könnte die

sein: bestimmte Normen einer Religionsgemeinschaft, die

Kirche mit ihrer Seelsorge und ihren Graswurzelstrukturen

einen hindern, ohne Hemmungen bestimmte Dienste in

in der Breite nicht viel mehr dafür tun, dass es in ihren

Anspruch zu nehmen, also medizinischer Art. Menschen

religiösen Vollzügen nicht so sehr darauf ankommt, etwas

die deshalb aus religiösen Gründen Medikamente nicht

sozusagen richtig zu absolvieren, sei es Gebetspflichten

nehmen oder ähnliches. Es kann auch sein, dass man

oder Gottesdienstpflichten oder sonstige Normen, son-

sich aus religiösen Gründen nicht in die psychiatrische

dern dass die innere Glaubenshaltung gestärkt wird? Dass

Behandlung gibt, weil man denkt, das dürfe man nicht, es

Menschen das erfahren, was viele mit Spiritualität suchen,

sei ein Zeichen von Schwäche oder wenigen Gottvertrau-

nämlich dass sie durch ein Einüben von Stille und Acht-

Ein muslimischer Friedhof in Sarajevo ens, also eine eher fundamentalistische Haltung. Es kann

samkeit und der inneren Ausrichtung zu sich kommen und

auch sein, dass jemand ein sehr strafendes Gottesbild

frei werden dafür, diese vergangenen Erfahrungen des

hat und der Glaube daher weniger von Vertrauen und

Traumas auf neue Weise anzuschauen,“ sagt Baumann. Es

Hoffnung und Stärkung geprägt ist, als von Angst und

brauche also mehr geeignete Seelsorge. Denn nicht jede

Kleinigkeit.“ Das Tückische an einer Posttraumatischen

seelsorgerische Methode, die es bisher gibt, sei auch für

Belastungsstörung: Sie kann auch erst Jahre nach dem

eine Traumabewältigung geeignet. Es brauche neue For-

Erlebnis auftreten. Zudem sei ein großes Problem in den

men, die zeigen, wie man die eigene Spiritualität einsetzt,

untersuchten Ländern die sogenannten Sekundär-Trau-

um Erlebnisse zu verarbeiten. Ein Versprechen auf Heilung

matisierungen, erklärt Andrijana Glavas. Das Trauma des

dürfe damit aber nicht verknüpft werden. n

Vaters, der im Krieg war, vererbe sich an Frau und Kinder weiter. Diese zeigten dann die gleichen Symptome. „Also, dass sie einfach erschöpft sind, Schlafstörungen haben,

Samuel Dekempe, freiberuflicher Journa-

Angstzustände haben. Das geht soweit, dass die Frauen

list und Theologe, Oberteuringen. Der Text

alkoholabhängig oder drogensüchtig werden. Das Gleiche

dokumentiert einen Beitrag im Deutsch-

gilt auch für die Kinder: Jedes zweite Kind von einem

landfunk vom 20.12.2016 in der Sendung

PTBS-Erkrankten leidet an diesen Symptomen.“

Tag für Tag


34

IM GESPRÄCH

Leserforum Impulse & Feedback: Schreiben Sie uns!

Zu ChrisCare 4/2016, S.4

Zu ChrisCare 4/2016

Danke für Ihren Text „Hoffnung“. Ich finde es prima,

Herzlichen Dank für diese ermutigende Ausgabe! Viele

dass der Künstler das Bild wieder zusammen genäht

Artikel haben mich in meiner persönlichen Situation als

hat. Er hat sich von dem Perfektionismus nicht irritie-

Berufsanfängerin angesprochen. Die Begegnungen mit

ren lassen und das Bild so wieder hergestellt. Die Bot-

„meinen“ ersten Patienten sind mir in den vergangenen

schaft der Versöhnung dahinter ist genial! n Anonym

Wochen und Monaten häufig sehr nachgegangen. Einige Lebensgeschichten ließen mich innerlich verzweifeln – sie erschienen mir so perspektivlos. Wie gut tut es da, neu auf Gottes „himmlische Perspektive“ für die Patienten, aber auch für mich persönlich, hingewiesen zu werden. Besonders das Bild von der umgeknickten und dennoch blühen-

Zu ChrisCare 4/2016

den Sonnenblume in dem Text „Dennoch“ von Claudia Elwert hat mich bewegt – dieses Bild möchte ich mir für zukünftige Patientenbegegnungen gerne im Gedächtnis

(...) mit großer Dankbarkeit habe ich die neue ChrisCare

erhalten. Hilfreich war für mich zudem das Zitat von Dr.

gelesen. Da ich am kommenden Sonntag in unseren

Frank Naumann – meine eigenen Begrenzungen haben

Heilungsgottesdiensten just das Thema habe: „Heilende

nicht das letzte Wort, ich darf mein Handeln und Tun einge-

Hoffnung: Quellen spiritueller Resilienz“, frage ich an, ob

bunden wissen in Gottes souveränem Handeln. n

ich aus dem Artikel von Anne-Katrin Rathje zitieren darf.

Judith Schiffner, Rehabilitations-Psychologin, Hamburg

Ihr Zeugnis würde so noch mehr Menschen ermutigen. n Dr. theol. Heinrich-Christian Rust, Braunschweig

Zu ChrisCare allgemein Zu ChrisCare 1/2015

Sicher ist es ansprechend und herausfordernd, jede

Ich habe ChrisCare als Werbeexemplar geschenkt

meiner Sicht wäre es in Ergänzung aber wichtig, jeweils

bekommen und gründlich gelesen. Dabei las ich den

auch grundlegende Artikel aufzunehmen zu den Themen,

Leserbrief über das Buch „Der Healingcode“, mit dem

die wir im Rahmen der „Christlichen Heilkunde“ seit

ich mich persönlich und auch im Hauskreis beschäftigt

Jahren bewegen. Also die Berührung zwischen theologi-

habe. Da sich eine Person im Hauskreis an dieses Buch

schem und naturwissenschaftlichem Krankheitsverständ-

sehr angelehnt hat und sich sehr auf diese Methode

nis, den Ansätzen, die sich daraus für das therapeutische

eingelassen hat, interessiert mich die Buchbespre-

Handeln ergeben. Dies sollte natürlich verbunden sein mit

chung sehr. Meine Frage an Sie wäre, ob Sie mir

konkreten Beispielen und Erfahrungen der Umsetzung im

diesen Artikel wohl zukommen lassen könnten? n

Berufsalltag. Vielleicht können dazu auch mehr Quellen

Birgit M.

Ausgabe von ChrisCare unter ein Thema zu stellen. Aus

von internationalen Autoren herangezogen werden? n Dr.med. Hartmut von Schnurbein, Internist, Kaufering


IM GESPRÄCH + REZENSIONEN

1/2017 CHRISCARE

35

Für Sie gelesen Gegen die menschliche Trägheit

Zu ChrisCare 3/2016

Wenn ein in medizinethischen

Besonders angesprochen hat mich in der letzten Ausgabe

schmales Taschenbuch veröffentlicht,

der Artikel „Achtsamkeit“. In der Vergangenheit wurde der

von dem er eine wesentliche Ver-

Begriff Achtsamkeit häufig in Zusammenhang mit Esoterik

änderung des Gesundheitswesens

oder fernöstlichen Religionen benutzt. In christlichen Krei-

erhofft, dann muss man genauer

sen wurde daher das Thema Achtsamkeit lange Zeit eher

hinschauen. Der Luxemburger

Fragen ausgewiesener Experte ein

skeptisch und ärgwöhnisch beäugt. Darum finde ich die-

Professor für theologische Ethik, der auch 10 Jahre an der

sen aufklärenden Artikel von Andreas Rieck sehr hilfreich.

Katholischen Fachhochschule in Freiburg unterrichtete, hat

Auch andere christliche Autor/innen weisen in den letzten

als Präsident der Caritas Europa und als 1. Vizepräsident

Jahren vermehrt darauf hin, dass schon die alten Kirchen-

der Caritas internationalis in Rom intensiv an der Grenze

väter Achtsamkeitsübungen praktiziert haben, um zu einer

von Kirche und Gesundheitswesen geforscht. Papst Fran-

tieferen Gottesbegegnung zu kommen.

ziskus ist für Gillen ein spiritueller Impulsgeber. In dessen Veröffentlichungen sieht der Autor vier Leitsätze, die ihn

Nur wenn wir wirklich im Hier und Jetzt ankommen, kön-

inspirieren: • Die Zeit ist mehr wert als der Raum, • Die Ein-

nen wir wahrnehmen, was wirklich in uns ist und es Gott

heit wiegt mehr als der Konflikt, • Die Wirklichkeit ist wich-

bringen und seine Gegenwart mehr in unserem Leben

tiger als die Idee, • Das Ganze ist dem Teil übergeordnet.

entdecken. Ich habe es oft so empfunden, dass wenn ich

Anhand von Erfahrungen aus dem Klinikalltag zeigt er, wie

mehr bei mir selber ankomme, ich gleichzeitig Gott näher

die Sätze bei der ethischen Entscheidungsfindung helfen

komme bzw. er mir näher kommen kann.

können. Gillen betont dabei die Verantwortung der leiten-

Und wenn ich mir in der Bibel anschaue, wie Jesus gelebt

zu üben. „Vielen Menschen ist schmerzlich bewusst,

hat, dann ist mein Eindruck, dass auch er sehr achtsam,

dass das, was sie sich vornehmen, keine Kon-

bewusst mit sich selber und anderen Menschen umge-

sequenzen in ihrem Leben zeigt, weil sie es

gangen ist! n Monika Janca, Lübeck

nicht umsetzen. Moralische Ansprüche an die eigene Person bleiben fruchtlos, solange der sich selbst verpflichtende Mensch sich nicht führt und sein Leben in die Hand nimmt. Diese Erfahrung menschlicher Trägheit findet sich spiegelbildlich in den Unternehmen und

Literatur

den Mitarbeiter aber auch des Patienten, „leadership“

religiösen Organisationen wieder.“ Die Leitsätze von Papst Franziskus können, so ist der Autor überzeugt, „Bewegung in erstarrte Strukturen der Kirche und der Weltpolitik bringen.“ Eckhard Frick schreibt in seiner in Spiritual Care erschienen Rezension: „Diesem Büchlein ist es zu wünschen, dass es in seiner franziskanischen Schlichtheit viele Patienten, Ärzte, Pflegende und

it!

m Wirken Sie

hten Ihre en? Sie möc g n u g re n A n? Sie haben Lesern teile n re e d n a it nm Erfahrunge s! iben Sie un re Dann sch ne.de n fo@cig-o li E-Mail an: in

Leitungskräfte bewegt.“ Anregend ist es auf jeden Fall.

Frank Fornaçon Erny Gillen, gesund geführt im Krankenhaus: Die Papst Franziskus Formel, Esch-sur-Alzette, 2016, ISBN 9781535249577, 93 Seiten, (D) 19,80 €


36

REZENSIONEN

Ethisch entscheiden

Altenheimseelsorge

„Worin zeigt sich die Identität

Das Buch will eine Navigationshilfe

kirchlicher Einrichtungen und

für zukunftsorientierte Altenseel-

was ist ihr spezifischer Auftrag?“

sorge sein und das ist es auch.

Danach fragt eine neue Reihe

Bereits das Cover lässt keinen

„Identität und Auftrag“, deren

Zweifel, wohin die Reise geht: Ein

erster Band Entscheidungen jetzt

Navigationsgerät begrüßt den

vorliegt. Ihr Herausgeber, Profes-

Leser, auf dessen Display steht:

sor Dr. Michael Fischer lehrt an der UMIT Hall in Tirol und ist Referent für Leitbildkoordination/Qualitätsma-

„Adresse: Altenheim. Ziel: Mensch.“ Darunter ein Button,

nagement in der St. Franziskus-Stiftung in Münster.

der einlädt, diese Zielangabe für die Seelsorge im Altenheim zu bestätigen. Gern!

Die Einführung des Leitfadens „Ethisch entscheiden“ in Unternehmen von Caritas und Diakonie ermög-

Schade eigentlich, dass die beiden Herausgeber nur das

licht es, grundlegende Werte miteinander in einen

Vorwort und den ersten Aufsatz über das veränderte

sinnvollen Dialog zu setzen: Gerechtigkeit, Barmher-

Gesicht der Altenheimseelsorge beigesteuert haben.

zigkeit, Frieden, Treue, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltig-

Damit bereiten sie aber dem Highlight der Sammlung

keit, Legalität, Transparenz. Das Buch berichtet über

den Weg: Das ist der Aufsatz von Professor Eckhard

Hintergründe, Zielsetzung und die Implementierung

Frick, dem wissenschaftlichen Pionier von Spiritual Care

eines solchen Leitfadens und zeigt anhand praktischer

in Deutschland, über die Implementierung von dieser

Erfahrungen, wie Management in caritativen Einrich-

neuen Form von Seelsorge in den Altenpflegeheimen.

tungen sachgerechter gestaltet werden kann. Am Ende

Überhaupt sind die Artikel dieses ersten von vier Teilen,

sind die Autoren überzeugt, dass ethisch verantwor-

der die Überschrift „Seelsorge als spirituelle Qualität“

tungsvolles Management einen wesentlichen Vorteil

trägt, besonders lesenswert.

am Markt darstellt. Es kommt darauf an, wie man sein Navi programmiert. Angesichts der wirtschaftlichen Herausfor-

Literatur

derungen, denen sich Diakonie und Caritas

Wer von diesem Buch profitieren will, muss nicht alle Routen nehmen, die es ihm zur Verfügung stellt. Es

gegenüber sehen, ist dieses Buch ein guter

ist eine bunte Sammlung von Beiträgen, die zu einem

Impulsgeber, um die Identität christlicher

großen Teil widerspiegeln, wie Seelsorge heutzutage

Einrichtungen zu wahren und gleichzeitig

von Mitarbeitenden im Kontext Altenheim verstanden

wirtschaftlich klug zu handeln.

und erlebt wird. Das fordert heraus, denn der Bezug zur

Frank Fornaçon

Seelsorge ist nicht immer transparent. Aber vielleicht ist gerade das eine besondere Stärke dieses Buches:

Alexis Fritz / Michael Fischer / Wolfgang Heinemann / Georg Beule (Hg.), Entscheidungen im Management christlicher Organisationen,

Die Beschreibung der ganz unterschiedlichen kreativen Modelle der Sorge für Altenheimbewohner mit dem gemeinsamen Zielpunkt „Mensch“ mag inspirieren, über

Freiburg im Breisgau, 2016,

den Horizont hinaus zu denken und neue Perspektiven zu

248 Seiten, ISBN 978-3-7841-2828-3,

gewinnen, die der Seelsorge im Altenheim auch neuen

(D) 19,60 €, (CH) 28.90 SFr.

Schwung verleihen. Hans-Arved Willberg Bruno Schrage / Peter Bromkamp (Hg.), Altenheimseelsorge – Wer bestimmt die Route? eos: Sankt Ottilien, 2016. Paperback, 147 Seiten, (D) 19,95 €.


REPORTAGE

1/2017 CHRISCARE

37

Vis-a-vis Projekt Kranke Menschen im Blick der Gemeinde Das Vis-a-vis Projekt in der Gemeinde

überwältigend! Binnen kürzester Zeit

Die Unterstützung von Kranken, ins-

Wir begleiteten z.B. eine Dame im

besondere von kranken älteren Men-

Rahmen einer rasch fortschreitenden

schen, sollte nicht zuletzt in Anbetracht

dementiellen Erkrankung von ersten

der demographischen Entwicklung

Gesprächen über diverse Arzt- und

unserer Gesellschaft von den Gemein-

Krankenhausbesuche bis hin zu

den stärker in den Blick genommen

ihrem neuen Wohnort in einer Pflege-

werden. Abhilfe könnte das Vis-a-vis

einrichtung. Weiter berieten wir junge

Projekt verschaffen. Mit dieser Überle-

Mütter während der Klinikaufenthalte,

gung kam ich 2014 vom CiG-Kongress

begleiteten sie zu Arztbesuchen und

aus Bielefeld zurück. Dort hatte ich

standen ihnen darüber hinaus noch

die Gründerin der deutschen Arbeit,

für einige Zeit unterstützend und

Angela Glaser, kennen gelernt. Als

beratend zur Seite. Auch Angehörige

Krankenpfleger mit theologischer

melden sich bei uns. Manchmal ist

Ausbildung war es mir seit langem ein

es nur die kurze Bitte, einen medi-

Anliegen, eine Aufgabe zu finden, die

zinischen Fachbegriff zu erklären,

beide Aspekte miteinander verknüpft.

einen Arzt oder eine Einrichtung zu

Die Idee, kranke Menschen bewusst

empfehlen oder praktische Tipps zum

in den Blick der Gemeinde zu neh-

hustenden Kind zu geben. Obwohl

men, ihnen nachzugehen und fachlich

wir mit unseren beruflichen Hinter-

kompetente Hilfe anzubieten, die

gründen in der Gemeinde bekannt

Jochen Weise, Pastor der Eastside Gemeinde, zum vis-a-vis Projekt:

ihre geistlichen Bedürfnisse ebenso

waren, werden wir erst zu medizini-

„Ich beobachte drei Dinge: Erstens

berücksichtigt wie ihre gesundheitli-

schen Themen angesprochen, seit es

fördert Vis-a-vis das ‚Hinsehen‘

chen, hat mich begeistert. Interessan-

Vis-a-vis in unserer Gemeinde gibt.

in der Gemeinde und damit die

bekamen wir zahlreiche Anfragen!

terweise kam unser Gemeindepastor

Vis-a-vis, der christliche Dienst an Kranken und Gesunden, unterstützt Pflegefachkräfte, die in ihrer Kirchengemeinde als Ansprechpartner für kranke Menschen fungieren möchten. Die Konfrontation mit Krankheit, ob im Alter oder in jungen Jahren, bringt neue Lebensfragen. Durch Gespräche, Beratung und Begleitung, Seelsorge und Gebet bieten die Vis-a-vis Fachkräfte in diesen Lebensphasen Hilfe an. Mehr: visavis-gemeindediakonie.de

Nächstenliebe. Zweitens fördert

nach dem Kongress mit der Frage auf

Zu unseren festen Terminen gehört

Vis-a-vis die ‚Selbstoffenbarung‘

mich zu, ob ich mir vorstellen könnte,

ein wöchentlicher Besuch im Gemein-

und damit das Vertrauen in der und

eine solche Arbeit in der Eastside

debüro, wo ich Informationen zu

in die Gemeinde. Drittens fördert

Gemeinde in Hamburg aufzubauen.

Personen mit möglichem Hilfebedarf

Vis-a-vis das ‚Mitgehen‘ und setzt

bekomme, sowie ein monatlicher

damit ein Zeichen für Außenste-

So absolvierte ich 2015 den Basiskurs

Austausch mit der Steuerungs-

hende. In einem nächsten Schritt

zur Vis-a-vis-Fachkraft und bin seitdem

gruppe, zu der neben dem Pastor

sollte Vis-a-vis noch besser von den

anerkannte Parish Nurse des Westberg

auch der Leiter des Seelsorgeteams

diakonischen und seelsorgerlichen

Institut of Faith Community und damit

und ein Ältester der Gemeinde gehö-

Diensten abgegrenzt, dabei jedoch

Teil eines weltumspannenden über-

ren. Des Weiteren dokumentieren wir

gleichzeitig optimal mit diesen ver-

konfessionellen Netzwerkes von über

unsere Tätigkeit. n

zahnt werden.“ n

12.000 christlichen Pflegekräften. Nachdem wir im Verlauf des Jahres

Martin Dube, verhei-

Jochen Weise,

2015 die notwendigen Rahmenbe-

ratet, zwei erwach-

verheiratet, 5 Kin-

dingungen für das Projekt geschaffen

sene Kinder, Kranken-

der, Theologe und

hatten, stellten wir der Gemeinde

pfleger, Manager im

Seelsorger, Pastor der

Anfang 2016 unser Angebot vor

Sozial- und Gesund-

Eastside Gemeinde

und begannen mit unserer ehren-

heitswesen (MSG),

und Geschäftsführer

amtlichen Arbeit. Die Resonanz war

Absolvent SBT Beatenberg

der Eastside Projekt gGmbH


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Impressum Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Eberwein. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 11, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: FRANK.COMMUNICATION., Werner-von-Siemens-Str. 25, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr. (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder dem SCM Bundes-Verlag (Schweiz) in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: SCM Bundes-Verlag (Schweiz), Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@scm-bundes-verlag.ch, www.scm-bundes-verlag.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Bank, IBAN: DE55 5206 0410 0206 4161 79, BIC: GENODEF1EK1 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN: CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 1/2017: Sehn-Sucht Fotos: S.1 Titelseite, S.4 Gedanken zum Titelbild: © Mixmike – istockphoto.com; S.6-7 „Die Wahrheit wird euch frei machen!“: © Piumadaquila – fotolia.com, © okoz77 – fotolia.com; S.9 Woran erkenne ich, ob ich suchtkrank bin?: © itakdalee – fotolia.com; S.15 Sucht und Sehnsucht: © Photographee.eu – fotolia.com; S.19 Brief an Patienten: Carolin Ubl; S.20-21 Blickpunkt: © Africa Studio – fotolia.com; S.26 Nachts um 3 Uhr: © studio_77-28 – istockphoto.com; S.28 Nachrichten: © Sashkin – fotolia.com; S.32-33 Das Prinzip Glaube und Hoffnung: © truba71 – fotolia.com; alle anderen Bilddaten: privat und FRANK.COMMUNICATION. Illustrationen: Sandra Pauly / FRANK.COMMUNICATION. (www.frank-com.de) Texte: S.17 Rechteinhaber unbekannt. Rechte bleiben gewahrt. Beilagen: keine Das Heft 2/2017 erscheint mit dem Thema „Wo der Glaube ein Zuhause hat“ im Juni 2017.

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CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG)

CiG e.V. ist ein bundesweites konfessionsverbindendes Netzwerk von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen • einander fördern, christlichen Glauben im Berufsalltag einzubringen, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, • für Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen. Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung. Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle. Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen Themen aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundesweiten Leitungskreis verantwortet und geleitet. In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises. Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten! n CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V. Bergstraße 25, D-21521 Aumühle Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39 E-Mail: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de


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