ChrisCare 2013-3

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2013

Der Seele Gutes tun

ChrisCare

ChrisCare

T TEN E P KOM END R E I R I INSP AH N S I X PRA

Der Seele Gutes Gutes tun Der Seele tun GESUNDE AGGRESSIVITÄT SELBSTSABOTAGE HINHÖREN

SEELE

ÜBERFORDERUNG

URLAUB

ALLTAG

SYMPTOME

ENTSPANNUNGSÜBUNGEN

PILGERN

HILFESUCHENDE QUELLE DES PSYCHOSOMATISCH BEWEGUNG

KONFLIKT

GLAUBENS

NÖTE

GESPRÄCHE

MUSIK

September 2013 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


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S. 3 S. 4 S. 5 S. 12 S. 13 S. 14 S. 16 S. 18 S. 21 S. 24 S. 26 S. 28 S. 30 S. 32 S. 34 S. 38 S. 39 S. 40 S. 42 S. 43 S. 44 S. 46

INHALTSÜBERSICHT

Editorial Kunst: In der Schwebe Erfahrungsberichte Interview: Gott tut gut Gebet: Aus der Tiefe Vom Bettler zum Bruder Der Seele Gutes tun Christliche Heilkunde – dem ganzen Menschen Gutes tun Starten statt warten Blickpunkt Liebe deinen Nächsten wie dich selbst „Der Sitz im Leben“ Christen im Gesundheitswesen (CiG) Nachrichten Interview: „Wir haben ein Verfallsdatum“ Aktuelles zum Christlichen Gesundheitskongress 2014 Impressum + Glosse: „Der Seele Gutes tun.“ Termine: Tagungen, Seminare & Konferenzen Leserbrief ChrisCare bestellen Zur Diskussion: Unzumutbar Literaturrezensionen

Inhal t

Herausgeberkreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare;

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG;

Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med.

Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Zwochau), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund

freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

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Liebe Leserin, lieber Leser, wer im Urlaub die Seele baumeln lässt und ausspannen kann, der kehrt gestärkt in den Alltag zurück. Wenn dann die Erinnerungen an den Sommer verblassen, taucht die Frage wieder auf: Wie kann ich meiner Seele Gutes tun? Was kann mein Leben reich und lebenswert machen? Entspannungsübungen helfen, der kurze Schlaf zwischendurch, die Traumreise an einen schönen Ort. Die meisten kennen die kleinen Kniffs und Tricks, mit denen sie wieder auf die Beine kommen, wenn die Seele auszubrennen droht. Das Wissen allein reicht aber nicht, man muss auch tun, was einem gut tut. Was aber, wenn die Seele ins Stolpern geraten ist? In trostloser Lage braucht es mehr als nur nützliche Psychotechniken. Dann braucht es Seel-Sorge, die dem Leben wieder auf die Beine hilft. Wie Seelsorge geübt werden kann, scheint für viele nicht mehr bekannt zu sein. Katholische Priester berichten von einem Verlust der Beichtkultur. Und auch ihre evangelischen Kollegen werden immer weniger als Seelsorger gefragt. Man sucht den psychotherapeutischen Rat und ist zufrieden, wenn der Pfarrer diesen geben kann. Wer seiner Seele Gutes tun will, der braucht aber neben Lebensweisheit und therapeutischer Begleitung in Krisensituationen Zugang zu den geistlichen Quellen des Glaubens. Wer regelmäßig die Messe mitfeiert oder den Gottesdienst besucht, wer in einem bestimmten Rhythmus betet und Impulse wie die Bibelworte der Losungen bedenkt, der stärkt die Seele und gewinnt so Widerstandskraft gegen die Stürme des Lebens. Gleich zwei unserer Autoren haben die besondere Chance des Pilgerns erfahren. In kritischen Lebensphasen kann sich dieser Schatz bewähren. Er wird aber auch in Frage gestellt. Erschütterungen, wie sie zum Beispiel Krankheiten mit sich bringen, führen in die Tiefe. Ganz unten können Erfahrungen gemacht werden, die dem weiteren Leben Stärke und Dynamik verleihen. In dieser Ausgabe von ChrisCare kommen einige Christen zu Wort, deren geistliches Leben auf die Probe gestellt wurde. Sie haben in ihrer Situation die Kraft des Glaubens neu kennengelernt. Wenn Sie Ihrer Seele Gutes tun wollen, dann empfehlen wir Ihnen den Christlichen Gesundheitskongress. Vom 27. – 29. März 2014 können Mitarbeiter in Gesundheitsberufen in Bielefeld geistlich auftanken und erfahren, wie der Glaube eine Kraftquelle des Lebens werden kann. Ihre

Frank Fornaçon,

Bettina Gundlach,

Pastor, Verleger und

Ärztin in der Sozial-

Chefredakteur von

psychiatrie, Vorstand

ChrisCare

CiG, Aumühle

PS: Einem Teil dieser Auflage liegt eine Leserbefragung bei. Helfen Sie uns, ChrisCare noch besser zu machen und machen Sie mit!


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KUNST

In der Schwebe Eine Interpretation unten. Alle Energie scheint aus ihrem Körper gewichen. Im Nachbarbett sieht man eine ganz andere Szene, da umarmt das kranke Kind die Mutter. Beide küssen einander. Es bleibt unklar, ob zur Begrüßung oder zum Abschied. Aber die Henry Jules Jean Geoffroy Nähe und Dynamik (1853 – 1924) sprechen eine lebendige Sprache. Indem der Künstler die alternative Szene zwischen dem Vater und dem kranken Kind platziert, könnte die Umarmung zeigen, wonach sich die beiden im Vordergrund sehnen.

Geoffroy, Der Besuchstag, 1889, Museum d´Orsay, Paris

Noch ist aber alles in der Schwebe. Ob es eine Krankheit zum Tode ist oder die Genesung voranschreitet, bleibt offen. Was geht dem Vater durch den Kopf? Findet er Worte, um das Kind zu trösten? Oder fragt er sich schon, wie es weitergeht, wenn dem Kind nicht mehr zu helfen ist. Und wo ist die Mutter?

Der Vater und sein krankes Kind. Zwei Welten begegnen sich am Besuchstag. Die Kinderhand liegt im Zentrum des Bildes. Kraftlos liegt die schmale blasse Hand auf dem weißen Leintuch. Die Farbe der Reinheit, der Unschuld, aber auch der Kälte und des Todes.

Entgegen der Ratlosigkeit im Vordergrund ist im Hintergrund Hoffnungsvolles zu entdecken: Das große Fensterkreuz. Ein Zeichen der Zuversicht, dessen warme Farbe sich im Haar der liebkosenden Mutter wiederfindet. Hat die Umarmung der beiden am Nachbarbett etwas mit dem Kreuz zu tun?

Im Vordergrund dagegen der Vater, dunkel und schwer. Er ist mit dem Boden verbunden. Die Farbe der Dielen und des Nachttisches und des Stuhls bilden mit dem Mann eine Einheit. Die linke Hand des Vaters umfasst sein Knie. Sucht er Halt? In der anderen Hand hält er seine Mütze.

Ich weiß nichts von der religiösen Welt des Künstlers Henry Jules Jean Geoffroy (1853 – 1924). Ob er das Kreuz als Quelle innerer Kraft kannte? Oder ahnte er nur, dass Jesus auch in aussichtslose Situationen Licht bringen kann? Teilt der Vater der Szene die Hoffnung mit dem Mann, dessen Tochter ebenfalls sterbenskrank war und der Jesus um Hilfe bat (Markus 5)? Jairus hieß der Mann, der zunächst hörte: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Und dann erlebte, wie das Kind wieder zu leben begann.

Fast scheint er auf dem Sprung zu sein. Er sitzt nur auf der Kante des Stuhls, bereit, gleich wieder aufzustehen. Sein Kopf ist leicht geneigt. Will er besser hören, was die Tochter flüstert? Wir sehen sein Ohr, aber nicht das Gesicht. Oder versucht er, dem Blick des Mädchens zu begegnen. Das Kind schaut abwesend nach

Frank Fornaçon, Kassel, Pastor


ERFAHRUNGEN

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Sichtweisen

Isa Junge, Kranken-

schwester, Sittensen

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Was tue ich für meine Seele? Was Erholung für mich bedeutet

Wenn die übliche Frage kommt: „Wie geht es Dir?“– mal ernst gemeint, mal als Floskel – denke ich meistens nicht lange nach und antworte kurz: „Danke gut.“ Manchmal gerate ich dann aber auch ins Nachdenken und Stutzen, und je nachdem, wer gefragt hat und welches Gefühl ich dabei habe,kann es auch sein, dass ich anfange, eine ehrliche Antwort zu geben, vorausgesetzt der Andere signalisiert mir: „Ich habe Zeit, ich höre zu.“ Im Antworten werde ich gewahr, wie es mir geht. Aber darin liegt auch schon die Entspannung. Es nimmt sich jemand Zeit für mich, ich kann meine Gedanken entwickeln, mich selber fühlen, ein wenig neben mich treten, mich von der Seite ansehen und mir selber zuhören, manchmal auch über meine eigenen, geäußerten Gedanken staunen. Während ich spreche, reinige ich mich von Ärger, Enttäuschung, Unzufriedenheit, werde gewahr, was sich in mir aufgestaut hat. Langsam verziehen sich dann die dunklen Wolken, und ich berichte auch von dem Schönen und Guten, was genauso gewesen ist, und auf einmal kommt auch das Gefühl dazu. Ich spüre wieder die Wärme des Tages, habe wieder Freude im Gesicht, kann mich erinnern. Ich erinnere mich an den schönen Ausflugstag an die See mit Freundinnen, mitten in der Woche. An den großen Eisbecher, den Mutti und ich an dem heißen Sommertag unterm Sonnenschirm auf der Terrasse gelöffelt haben. Wie wir über vieles gelacht haben. Ich sehe mich wieder auf dem Rücken

Sind schlechte Momente aufgearbeitet, folgen die schönen

schwimmend in die Wolken schauen und erlebe noch einmal, wie sich die Muskeln dabei entspannen, das Wasser sich ganz seidig anfühlt und ich mich ganz leicht fühle. Ich spüre wieder die kindliche Freude, empfinde wieder, wie es ist, wenn ich den steilen Berg mit vollgepackten Körben mit dem Fahrrad hinunter sause und ich es anschließend doch schaffe, die nächste Steigung, ohne abzusteigen, hoch zu fahren. Höre mich wieder juchzen vor Begeisterung, dass selbst die Kühe, die am Weg stehen, aufhören wiederzukäuen und erstaunt die Köpfe heben. Ich erzähle von dem tollen Lobpreisgottesdienst, bei dem ich mich fast heiser gesungen habe und mich wie im Himmel gefühlt habe und als ich anschließend davon erzählte, man es mir noch abspürte und andere von meiner Freude angesteckt waren. Ich berichte von dem Frieden, den ich erlebe, wenn ich meine alte Mutter mit dem Rollstuhl in die Natur hinausschiebe, wir die schönen Blumengärten bewundern und sie von früher erzählt.


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ERFAHRUNGEN

800 km großes Geschenk von Gott

Der Seele Gutes tun – Zeit für Ruhe

Gisela Stange unterwegs auf dem Camino Santiago

Nicht nur die See braucht Ruhe nach dem Sturm

Dieses Jahr ist ein besonderes: 40 Jahre Berufsjubiläum und 60. Geburtstag. Ein großes Fest sollte es werden, doch alle Ideen wollten nicht gelingen. Darum, wie bewährt, Pläne loslassen und den Herrn fragen: „Was stellst du dir vor?“ Und dann wurde SEIN Plan zum Selbstläufer. Ja, ich tu´s endlich, ich gehe, alleine, den Jakobsweg in Spanien! Ganz klassisch von Frankreich Saint-Jean-Pied-de-Port immer gen Westen, quer durch Spanien, nach Santiago de Compostela. Bereits die Vorbereitungen von November 2012 bis April 2013 gaben meinem Leben bestgewürzten Esprit. Die mühevollen Alltagsthemen traten in den Hintergrund. Die Vorfreude und die ständige Beschäftigung mit der Planung ließen vieles lockerer sehen, hatten keinen Platz für Grübeleien.

Worauf ich mich am meisten freute, habe ich alles bekommen: Fünf  Wochen jeden Tag draußen in der Natur sein, Wandern durch die frisch begrünte Landschaft des Wonnemonats Mai. Weite Horizonte, Berge, Hochebenen, stundenlang alleine sein, Ruhe, nur die Vögel zwitschern den ganzen Tag, nicht Reden müssen, abends nette Gemeinschaft mit Pilpergeschwistern aus der ganzen Welt, den Tag nach eigenem Rhythmus be-gehen. Wieder zurück merke ich, dass nicht nur die Muskeln wieder voller Stärke und Power sind. Es war Urlaub mit dem Herrn, Zeit mit IHM im Überfluss zum Reden, Hören oder einfach „nur“ miteinander Gehen.

Ich bin gerade in Ruhe bei einer Tasse Tee am Frühstücken – etwas was mir/meiner Seele sehr wichtig ist. Die Kinder, der Mann aus dem Haus, die Stille, die ich genieße, bevor ich zur Arbeit losfahre. Keiner will was von mir, noch keine Termine – da kommt meine Seele zur Ruhe. Meine Gedanken fließen. Zeit – Ruhe – einfach Sein. Diese Momente sind für mich wichtige Oasen. Wenn ich durch beruflichen/privaten Stress unruhig werde, hilft es, mir mich in der Natur zu bewegen. Da muss ich erst „runter kommen“ = zu mir kommen. Zu mir zu kommen, die Ruhe und die Gedanken fließen lassen, ist dann nicht immer einfach und erfordert Geduld, die ich nicht immer habe. Für mich ist dann das „Bleiben“ erst einmal Überwindung. Wie Wellen, die sich langsam nach einem Sturm beruhigen, wird auch mein seelisches Gewässer langsam ruhig. Gerade beim Schreiben des Artikels merke ich, wie wichtig es mir ist, meine Gefühle und Befindlichkeiten niederzuschreiben. Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass ich Sein darf – Gottes Gegenwart erreicht mein Herz. Meine Seele singt! Dr. Petra Helm, Fachärztin für Allgemeinmedizin in einer

Gisela Stange, Physiotherapeutin, Bremen

Gemeinschaftspraxis, Berlin


ERFAHRUNGEN

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Sichtweisen

Rika Stückrath, Erzieherin/

Dipl. Sozialpädagogin,

Bienenbüttel

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Muss ich meiner Seele Gutes tun? Auch als Rentnerin brauche ich Erholung

Ich bin chronisch krank und bekomme volle Erwerbsminderungsrente. Vielleicht wird sich jemand fragen: Habe ich überhaupt Stress, brauche ich Erholung, muss ich der Seele überhaupt was Gutes tun oder kann ich das nicht jederzeit? Ja, auch als nicht hauptamtlich arbeitender Mensch habe ich Stress. Stress produziert schon allein meine Krankheit mit meinen Schmerzen und Beschwerden und den Zukunftsfragen. Aber dann ist da noch der alltägliche Stress, den ich auch bewältigen muss und Ehrenamt gibt es ja auch noch. Ja, ich muss bewusst meiner Seele etwas Gutes tun.

Wie mache ich das mit meinen Begrenzungen? Früher bin ich dann gerne spazieren gegangen, aber das geht nicht mehr. Ich sitze im Rollstuhl und mit meinem Rollstuhl komme ich alleine nicht weit. Ich habe neuerdings ein Elektromobil, mit dem komme ich 35 Kilometer weit und kann 12 km/h schnell fahren. So mache ich Ausfahrten mit dem Elektromobil. Ich fahre bei uns ins Dorfzentrum, esse ein Eis und fahre über Umwegen zurück. Dabei lasse ich mein Blick durch die Natur streifen. Das tut meiner Seele gut, gerade im Sommer. Eine ganz andere Art meiner Seele Gutes zu tun, ist für mich ein Hörbuch zu hören. Da kann mich einerseits körperlich erholen, weil ich dabei auf dem Bett liegen kann und andererseits erholt sich meine Seele von all meinen derzeitigen Belastungen, weil ich ganz in die Geschichte eintauche. Ich bin dadurch abgelenkt

Erholung durch Bewegung – auch mit dem Elektromobil

von meiner Situation, meinen Problemen und meinen Zukunftsängsten und die Seele kann sich erholen. Um meiner Seele und meinem Körper Gutes zu tun, mache ich jeden Tag einen Mittagsschlaf, sonst bin ich den ganzen Nachmittag und Abend nur müde und erschöpft. Das erfordert Organisation und Disziplin, gerade wenn mal viel anliegt, aber es tut mir einfach gut. Als Letztes sei noch gesagt, dass christliche Musik meiner Seele etwas Gutes tut, das hilft mir zu entspannen und auch besser zur Ruhe zu finden und einzuschlafen.


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ERFAHRUNGEN

Dr. Irmhild Bärend, Berlin, leitete 30 Jahre die Zeitschrift ENTSCHEIDUNG und startete die Aktion Weihnachten im Schuhkarton

Plötzlich war mein Leben zu Ende Von der Helferin zur Hilfesuchenden

Es war mitten in der Nacht. Mir war elend und schwindelig. Ich quälte mich ins Bad. Auf dem Rückweg passierte es: Ich muss ausgerutscht sein. Ich spürte nur noch, dass ich zu Boden fiel und dann war alles dunkel. Wie lange ich ohnmächtig war, weiß ich nicht. Als ich aufwachte, wollte ich mich aufrichten, aber es ging nicht. Keine Reaktion im Oberkörper, keine Kraft in den Beinen. Da lag ich, als wäre ich tot – ohne Gefühl, immer noch betäubt. Doch dann traf mich der Schock: Du bist gelähmt! Das ist ein Querschnitt! Woher wusste ich das? Eine amerikanische Freundin hatte das gleiche Schicksal nach einem Kopfsprung ins Meer. Entsetzt dachte ich: Jetzt geht es dir genauso. Nach endlosem verzweifeltem Rufen hörte mich meine Nachbarin und alarmierte den Krankenwagen. Zwei Männer legten mich auf eine Trage. Danach wurde ich wieder ohnmächtig. Erst im Krankenhaus wachte ich auf. Vor mir stand ein Arzt, der mich am gleichen Tag noch operierte und sagte: „Sie sind schwer gestürzt. Vermutlich haben Sie einen Querschnitt. Wir werden sehen.“ Ich hörte seine Worte, aber alles war wie Nebel um mich. Und dann folgten sechs lange Monate Klinik. Gleich in den ersten Tagen wurden Tests durchgeführt: „Was kann sie noch fühlen?“ Einen leichten Stich, einen Druck, Berührungen? Ich spürte nahezu nichts mehr – nur die Beine konnte ich noch ein bisschen bewegen. Eine neue Welt öffnete sich, eine Welt der totalen Abhängigkeit: Ich hatte Durst, das Glas stand auf dem Nachttisch, das Wasser daneben – aber beides unerreichbar. Ich hatte Schnupfen. Meine Nase lief und lief – ich konnte sie nicht putzen. An meiner Stirn juckte ein Haar – wie sollte ich es zur Seite schieben? Ich wollte

telefonieren, aber der Hörer fiel mir aus der Hand. Um jede Kleinigkeit musste ich bitten, rufen, klingeln, warten. 30 Patienten auf der Station wollten auch versorgt werden. Warten wurde zu meiner täglichen Geduldsprobe. Warten und nichts tun, sich nicht ablenken können – nur unbeweglich liegen bleiben wie eine Mumie. Üben in Geduld: Eine Leistung! „Die Schwester hatte doch ‚gleich‘ gesagt, aber sie kommt nicht, schon seit einer 3/4-Stunde nicht!“ Wieder überfallen mich die Spastik-Schmerzen wie ein wütendes Tier. Endlich ist die Schwester da. Vorwurfsvoll blickt sie mich an: „Wir haben Sie doch gerade erst gelagert!“ Ich habe viel gelernt in diesen Monaten, an Ausdauer, aber auch an Verständnis. Wie kann eine Schwester oder ein Pfleger ständig freundlich sein, wenn die Patienten fordern und nerven? Auch erklären musste ich lernen, alles, worum ich bat, beschreiben. Ich konnte ja nicht mehr anfassen oder zeigen: „Bitte das Kissen an die Stelle, nein, nicht an die – an die.“ Oder meine Beine: „Bitte dort abstützen, nein, nicht da, hier in der Kniekehle.“ Wie oft dachte ich unglücklich: „Der andere weiß wieder nicht, was ich meine. Wie kann ich mich nur besser verständlich machen?“ Eine Kostbarkeit waren die kleinen Gespräche am Bett, meistens in der Nacht. Ich schlief so schlecht. Wer mich dann versorgte, erzählte manchmal seine Probleme, fragte auch nach dem Glauben: „Was für ein Gott ist das, der Sie so allein gelassen hat?“ Vor meinem Unfall leitete ich über Jahrzehnte mit großer, großer Freude eine christliche Zeitschrift. Später kam noch eine Aktion für Kinder hinzu, Kinder in Krisengebieten: Lie-


ERFAHRUNGEN

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Sichtweisen

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bevoll werden Schuhkartons gepackt mit lauter Dingen, die ein Kinderherz jubeln lassen. Ich lernte die Aktion in Amerika kennen und führte sie begeistert in Deutschland ein. Spontan gab ich ihr den Namen „Weihnachten im Schuhkarton“ – Wie liebte ich das alles! Die Bearbeitung der Artikel, die Bilder, die ich für die Texte aussuchte, die Ideen, die ich mit anderen für das Schuhkarton-Projekt entwickelte. Und wie herrlich war es „zu vermitteln“. Da brauchte einer eine Wohnung, ein anderer einen Arbeitsplatz, ein Alkoholiker eine Klinik... Lächelnd hieß es: „Sie vermittelt mal wieder Kamele.“ Warum Kamele? Mit meinem Netzwerk, an dem ich auch heute noch leidenschaftlich knüpfe, komme ich mir vor wie ein Kamelhändler. Hauptsache helfen!

Jetzt, nach dem Unfall, braucht alles viel Zeit. Meine schnellen Bewegungen, mein schnelles Laufen, meine Freude am schnellen Erledigen – vorbei. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in der Reha bezog ich mein neues Zuhause: ebenerdig, rollstuhlgerecht, mit breiten Türen, viel Weite – und einem Pflegeteam. Die Betreuung 1:1. Was für ein Wechsel! Da ist jemand ganz allein für mich da, 24 Stunden, jeden Tag. Eine Frau oder ein Mann, ausgebildet als Altenpfleger oder Krankenschwester. Wann immer ich rufe: Sofort steht jemand neben mir, um die Seite eines Buches umzublättern, eine Telefonnummer zu wählen, das Essen zu reichen, mich im Rollstuhl zu fahren, meine Tränen abzuwischen, präsent zu sein. Wie viel Geduld müssen die Pflegekräfte haben, um mit einem Menschen im Schichtwechsel 12 Stunden zu verbringen. Als sei man miteinander verwandt oder zumindest dick befreundet. Immer wieder bedanke ich mich bei ihnen für ihren Einsatz, ihre Hilfsbereitschaft. Natürlich spielt auch die „Chemie“ eine Rolle. Manchmal geht es einfach nicht zwischen Betreuer und Patient. Dagegen kann mit einem anderen geradezu Freundschaft entstehen. Doch es ist schwer, nie mehr Stunden allein für sich zu haben. Früher war das eine besondere Zeit der Entspannung. Da habe ich richtig aufgetankt. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Besuch. Einfach nur Stille... Dagegen ist es herrlich, wieder mobil zu sein! Durch wunderbare Umstände steht ein behindertengerechtes Auto vor der Tür. Mit meiner Begleitung kann ich jetzt wieder selbst einkaufen, shoppen gehen, Ausflüge machen. Und wir reisen auch – richtig weit weg: nach Israel, Tunesien, Teneriffa, Italien. In Venedig bin ich sogar mit einer Gondel gefahren.

Trotz Querschnittslähmung wieder aktiv im Leben.

Doch am meisten beglückt es mich, wenn ich mit meinem Team über den Glauben reden und auch beten kann. Viele kommen aus der ehemaligen DDR. Für sie ist Glaube noch ganz neu. Nun erleben sie meine Besucher, Christen aus vielen Ländern, die ich seit langem kenne. Sie sind Teil meiner Geschichte. Natürlich fragt mein Team: „Worüber reden Sie? Was ist das - Glaube, Himmelfahrt, Pfingsten? Was ist da passiert? Und die Auferstehung – kann das einer bezeugen?“ Seit dem Unfall beten wunderbare Freunde und Unbekannte ganz besonders für mich und nicht nur für mich – auch für mein Pflegeteam. Es ist Gottes Gnade, die mir jeden Tag begegnet. Was hat sich in meinem neuen Leben verändert? Ich bin noch dankbarer geworden. Wie hat mich Gott durch diese schweren Jahre getragen! Wie viele Menschen hat er mir geschenkt, die ich ohne den Unfall nie kennengelernt hätte. Zu ihnen gehören auch meine Betreuer. Weil sie sich für diesen Beruf entschieden haben, darf ich so leben, wie ich lebe. Pflege heißt auch „Sorge tragen für“. Den anderen mit wachen Augen sehen, sich in seine Lage versetzen: „Alles, was du nicht mehr kannst, kann ich“. Blicke ich zurück, erfüllt mich tiefe Dankbarkeit. Blaise Pascal sagt: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“


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ERFAHRUNGEN

Zeit in aller Stille und Tiefe mit Gott Was mir das Pilgern bedeutet

„Ich bin dann mal weg“. Als ich vierzig wurde, wollte ich nichts sehnlicher als auch nach Santiago zu pilgern – wie so viele andere auch. Jedoch, die Zeit ging dahin; mein fünfzigster Geburtstag näherte sich und ich war immer noch keinen Schritt gepilgert.

keit fest, wie einfach es in der Situation ging. Wochenlang lag ich im Garten auf meiner roten Liege, starrte in die vorbeiziehenden Wolken und begann sprichwörtlich die Schäfchen zu zählen. Die Monotonie des Daseins – sie brachte Ordnung in mein Leben.

Mein Leben war voller Termine, Verpflichtungen und Verabredungen. Zunehmend fühlte ich mich ausgebrannt und leer. In meiner Not formulierte ich: „Dem Leben entgegen gehen.“ Ja, wo war es nur geblieben, mein Leben im Hier und Jetzt? Meistens bewegte ich mich im Gestern – was ich noch anderes hätte tun sollen oder im Morgen: „Was steht an zu erledigen?“

Dann nahm ich meinen Rucksack und marschierte los, von zu Hause – erst in Tageswanderungen, dann in immer größer werdenden Etappen. Unterwegs sein, den Körper spüren, eine Müdigkeit erleben, wie sie nur durch Bewegung an der frischen Luft entsteht; die innere Leere begann sich zu füllen mit Gerüchen, Geräuschen, Eindrücken und Worten. Sobald ich in einen Ort kam, steuerte ich auf die Kirche zu und begann Zwiesprache mit Gott zu halten. Ich sog die Worte auf, die ausgelegt waren. Es war, als seien sie extra für mich ausgelegt worden, wie z.B. die Worte von Bernhard von Clairvaux: „Es ist viel klüger, Du entziehst dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen.“ Da fühlte ich mich bei all meinen Zweifeln, ob es denn richtig war, eine Auszeit zu nehmen, bestätigt.

„Liebe Dich selbst“ Ich nahm gar nicht mehr wahr, wie das Wetter war, wie die Luft an einem heißen Sommertag roch, welche Musik der Wind spielte und welch tiefe Berührung davon ausgeht, wenn ein anderer Mensch einem in die Augen schaut. Ich war zu einer „funktionierenden Maschine“ geworden. Eines Tages konnte ich nicht mehr. Ich nahm mir ein halbes Jahr Auszeit und stelle rückblickend mit Dankbar-

Beim Weitergehen „kaute“ ich an den gefundenen Worten und fand die Übersetzung für mein Leben. Das Pilgern hat mir Achtsamkeit geschenkt, die dazu führte, auf meinen Körper wirklich zu hören, meinen Schmerzen Gehör zu geben und auch zu erkennen, welch seelischer Aufschrei hinter meiner jahrzehntelang währenden Migräne steckte. Keine Kopfschmerzen mehr zu haben, ist das größte Geschenk, das ich durch das Pilgern erhalten habe. Die Schmerzen verließen mich


ERFAHRUNGEN

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Sichtweisen

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Elisabeth Niggemeyer, 54 Jahre, wohnt in Ditzingen

bei Stuttgart. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. In ihrem Hauptberuf ist sie Informatikerin und arbeitet teilzeitbeschäftigt. Außerdem hat sie die Qualifizierung als Heilpraktikerin und ist derzeit bei ISA (Institut für Seelsorgeausbildung) in der Ausbildung. Ihre Erfahrung des Pilgern gibt sie gern weiter, so z.B. im Spätsommer auf dem Elisabethpfad bei Marburg. www.pilgern-in-deutschland.de

mit dem Tag, als ich begann, all denen zu verzeihen, die mich verletzt hatten, und ich lernte loszulassen. Das Pilgern hat mich demütig gemacht, mich auf Altarstufen hinknien lassen und mir aufgezeigt, wie sehr ich vernachlässigt hatte, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Beim Pilgern erfuhr ich Gottes stetige Zusage: „Ich bin bei Dir“. Während ich unterwegs war, öffnete er mir die Augen für SEINE Gebote. Insbesondere das zweite Gebot: „Liebe Dich selbst“ hat sich mir erschlossen. Wieder im Alltag und der Berufstätigkeit angekommen, bedeutet das Pilgern für mich, immer mal wieder eine kleine Auszeit für mich nehmen zu können, auf meine Gefühle achtsam zu horchen und nichts mehr so anzusammeln, dass mein Körper vor Schmerzen schreit. Insbesondere aber ist Pilgern für mich, Zeit in aller Stille und Tiefe mit Gott verbringen zu können. Und daran werde ich Stück für Stück innerlich heil.

P.S.: Mein Weg führte nicht nach Santiago, sondern von St. Maria zur Madonna del Sasso. Dabei wählte ich den Weg über den Gotthardpass. Meine Verzweiflung wandelte sich durch die Zuversicht, dass Gott auf diesem Weg meiner harrt – deshalb Gotthard. St. Maria ist die katholische Kirche in Ditzingen und Madonna del Sasso ist eine bedeutende Wallfahrtskirche im Tessin. Die Madonna del Sasso steht in Orselina oberhalb der Stadt Locarno und ist die bekannteste Wallfahrtskirche der italienischsprachigen Schweiz. Das Heiligtum ist berühmt wegen seiner bedeutenden Ausstattung und seiner exponierten Lage hoch über Locarno und dem Lago Maggiore.


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INTERVIEW

Gott tut gut Vier Jahrzehnte in der ehrenamtlichen Seelsorge

Marktplatz in Mainz

ChrisCare: Wie kommt es, dass Sie im Laufe Ihres Lebens vielen Menschen zur Seelsorgerin wurden? Schon mit einundzwanzig Jahren als Reisereferentin erlebte ich, wie viele Kinder und Jugendliche mir ihre Nöte anvertrauten. Ich erkannte, dass ich bei aller Bereitschaft zum Hinhören und Mittragen nicht die Fähigkeit hatte, mich diesen Herausforderungen zu stellen. In meiner Hilflosigkeit und Ohnmacht bat ich Gott, mir die Gabe der Seelsorge zu geben. Gott antwortete spontan. Ich brauchte die Last der Gespräche nicht mehr alleine zu tragen, sondern Gott selbst offenbarte sich den Ratsuchenden in seiner Weisheit und Erkenntnis. Aus dieser Erfahrung der klaren Berufung bin ich mehr und mehr in den Dienst der Seelsorge hineingewachsen.

ChrisCare: Welche Rolle spielt dabei Ihre Glaubenserfahrung? Als ich Gott mein Leben mit neunzehn Jahren in sehr persönlicher Weise anvertraute, habe ich erfahren,

wie Gott meine verletzte Seele heilte und mein Leben aus der Enge in die Weite führte. Diese Erfahrung gab mir Kraft und Glaubensmut, auch für Menschen zu hoffen und sie zu ermutigen, dass Gott in ihrem Leben Veränderung schaffen kann.

ChrisCare: Gemeinsam mit anderen Christen haben Sie sich vor 30 Jahren für eine kommunitäre Lebensform, eine Hausgemeinschaft entschieden. Was charakterisiert Ihre Gemeinschaft? Bedingt durch eine lebendige Jugend- und Studentenarbeit, die wir als Ehepaar mit einem Team leiteten, nahmen wir immer wieder junge Menschen in unsere Wohnung auf, die dringend Hilfe brauchten. Oft kamen sie mit Prüfungsängsten, depressiven Verstimmungen, unterschiedlichen Krankheiten und ungeklärten Familienverhältnissen. In dieser Zeit sagten wir oft: Wir brauchen ein großes Haus, um jungen Menschen für eine begrenzte Zeit ein Zuhause zu geben. Wir – drei junge

Mediziner, mein Mann und ich – gingen mit dieser Frage zu Gott. Nach neun Monaten Hören und Beten bekamen wir ein fünfstöckiges Haus mitten in der Stadt Mainz. Es war ein abenteuerlicher Weg, geebnet durch konkrete Wunder Gottes. Wir wollten uns nicht durch die Form eines eingetragenen Vereins einengen lassen, sondern abhängig von Gott bleiben. Innerhalb eines Jahres kamen neun junge Menschen – meist Studenten oder Auszubildende – in unser Haus, um mit uns zu leben. Die Zeit war zunächst für jeden auf ein Jahr begrenzt mit der Option, den Aufenthalt für ein weiteres Jahr zu beantragen. Unsere Arbeit hatte und hat immer noch die Ausrichtung, die anvertrauten Menschen mit Liebe, Wertschätzung, und praktischer Lebenshilfe zu fördern. Konkret: Unser Ziel ist bis heute, mit jedem der Bewohner Glauben einzuüben; das heißt ihn in seiner eigenverantwortlichen Beziehung zu Gott zu stärken. Ganz praktisch geschieht dies in regelmäßigen Treffen mit Bibel und Gebet im Mittelpunkt und dem Mittragen in anstehenden Lebensfragen.

ChrisCare: Im Glauben haben Sie selbst persönlichen Halt gefunden. Krankheit gehört zu Ihrem Erfahrungshorizont. Wie kam das? Unser drittes Kind, ein Junge, musste kurz nach der Geburt wegen massiver Hustenanfälle in die Klinik. Es traf uns wie ein Schlag, als er nach sechs Wochen an Mukoviszidose starb. In dieser Zeit – mitten in Schmerz und Trauer – erhielten wir von Gott einen tiefen Frieden. Wohl aus seiner Fürsorge beschenkte uns Gott mit dieser tröstenden Gegenwart, denn kurz darauf wurde bei


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INTERVIEW / GEBET

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Aus der Tiefe Gebet von Jörg Zink unserem älteren Sohn die gleiche Krankheit diagnostiziert. Die Prognose: Er hätte eine maximale Lebenserwartung bis zur Pubertät. Die folgenden Jahre gingen wir mit unserem Sohn einen leidgeprüften Weg. Viermal gaben ihn die Ärzte auf. Bei der nötigen Lungen- und der späteren Lebertransplantation staunten sie, wie er die schweren OPs überlebte und neue Lebens- und Schaffenskraft bekam. Was machte Gottes Weg mit uns? Wir durften lernen, mit einem Gott zu leben, der uns jeden Tag durch seine Gnade trägt. Weil er mit uns durch leidvolle Stunden und Tage ging, können wir Menschen in Not verstehen und sie in seinem Namen trösten und ermutigen.

ChrisCare: Wenn Sie unseren Lesern, meist Männer und Frauen in Gesundheitsberufen, raten sollten, wie sie ihre eigene Seele gesund erhalten können, was wäre Ihr Ratschlag? Dankbar darf ich erleben, dass Gott mitten im Dienst reich belohnt, oft über unsere Erwartungen hinaus. Bei all seinen Wohltaten und Liebesbeweisen kann Dienst dann Herzenssache werden.

Aus der Tiefe rufe ich, Gott, zu dir. Höre meine Stimme und hilf mir, denn aus Elend und Angst rufe ich. Um deine Nähe bitte ich, um deine Hilfe. Ich bitte dich, dass du ein Wunder tust An meinem Leib und an meiner Seele und sie heilst. Ich kenne deine Gedanken nicht. Ich weiß nicht, wozu ich krank bin. Dass es dein Wille ist, das allein halte ich fest. Ich war gesund und verließ mich auf meine Kraft. Nun sorgen andere für mich. Das war dein Wille. Ich will es lernen. Ich habe unter Gesunden gelebt Und die Kranken nicht gesehen. Nun sehe ich ein unendliches Meer von Leidenden um mich. Gib mir Augen für alle, die mit mir leiden. Ich habe gemeint, mein Leben geht ohne Ende weiter. Aber jede Stunde bringt mich meinem Ende näher. Bereite du mich auf die Stunde meines Todes. Ich war immerfort am Werk und hatte nie Zeit. Nun geht meine Zeit nutzlos dahin. In dem allem ist dein Wille. Viel Unordnung habe ich hinterlassen. Viel Streit, viel Lieblosigkeit und Härte des Herzens. Vergib mir meine Schuld Und gib mir die Zeit, allen anderen zu vergeben.

Die Fragen stellte Frank Fornaçon

Anita Jantzen, (71) lebt in Mainz. Sie ist Refe-

Heile du mich, Gott, an Leib und Seele Und lass mich genesen zu einem neuen Anfang Hier auf dieser Erde oder, wenn es dein Wille ist, zum ewigen Leben.

rentin bei Tagungen und Veranstaltungen für Frauen. Sie war sechs Jahre Leiterin des Frauenwerkes des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden

Ich befehle mich in deinem Willen. Ich möchte mich finden, dich empfangen, dir danken und dich preisen in Ewigkeit.


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BIBEL

Vom Bettler zum Bruder Apostelgeschichte 3,1-10 An der Schönen Pforte des Tempels von Jerusalem sammelt sich das Elend der Welt. Da sitzen auf den Stufen zum Heiligen Ort die Bettler und hoffen auf Almosen. Wer in die Gegenwart Gottes will, der muss der Not ins Auge sehen. Die schöne Pforte ist das Prachtportal zu einer anderen Welt. Hinter dem Tor wartet ein Sehnsuchtsort, an dem man die Last des Lebens hinter sich lassen kann. Gut bewacht von Türhütern, die niemanden hineinlassen, der nicht dem Standard entspricht. Frauen dürfen nur in den Vorhof, den sie mit den Heiden teilen. Es ist ein Makel, Frau zu sein, in einer Welt, die nur Männer als vollwertig ansieht. Behinderten ist der Zugang zum Heiligtum ebenfalls versperrt. Auch sie sind nicht würdig genug, den heiligen Boden zu betreten. Die Schöne Pforte ist nur für die Bevorzugten der Eingang zum Paradies. Alle anderen müssen draußen bleiben. Tag für Tag sind Petrus und Johannes die Stufen zum Tempel hinaufgegangen, haben sich einen Weg zwischen den Bettlern gebahnt. Ihnen ging durch den Kopf, was auch mir durch den Kopf geht, wenn ich an den Eingängen zum Einkaufsparadies die Bettler meiner Stadt treffe: „Man kann nicht allen helfen!“, „Ich bin nicht für das Elend der ganzen Welt verantwortlich!“, „Es ist doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein!“. Vielleicht haben sie gelegentlich auf sein Jammern mit einer Spende geantwortet. Aber die Grenze war geblieben. Sie durften in den Tempel. Der Lahme nicht. Selbst wenn die religiösen Vorschriften weniger streng gewesen wären: Hätte er es sich leisten können, den Platz einem anderen zu überlassen, um durch die Schöne Pforte in den Tempel zu gehen? Betteln ist ein hartes Geschäft. Als der Mann geboren wurde, da träumte seine Mutter, dass der Junge einmal auf eigenen Füßen stehen würde, als nützliches Glied der Gesellschaft. Mit einem Beruf, einer Familie, eigenem Auskommen. Doch seine Füße trugen nicht. Anfangs werden die Eltern alles Mögliche versucht haben: Sie haben ihn ermutigt, ermahnt, angespornt. Aber dann haben sie resigniert. Der Junge musste sich an den Spott der Spielkameraden gewöhnen. Die liefen ihm immer schneller davon. Die Eltern haben ihn zunächst noch durchgefüttert. Aber irgendwann hieß es: Du taugst zu nichts. Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen. Wenigstens im Bettelgewerbe kann er sich nützlich machen. Betteln ist ein Geschäft mit der Demut. Man muss sich selber klein machen und bietet den Almosenspendern ein gutes Gefühl.

Mit der Zeit verkümmerten nicht nur die Füße des Mannes, sondern auch sein Horizont. Ein Bettler kann sich keine Sehnsuchtsorte leisten. Er blickte nur zu Boden. Schaut gebannt auf den Korb vor sich. Das einzige, was er sonst noch sieht, sind die Füße der Vorbeieilenden. Füße in reich bestickten Schuhen. Füße in Wandersandalen, nackte Füße, gezeichnet von den Lasten, die zu tragen waren. Was mag Petrus und Johannes bewogen haben, heute bei diesem Bettler stehen zu bleiben? Bei diesem und nicht bei den hundert anderen, die auf den Stufen zum Tempel hockten? Aber Petrus sagt zu diesem Mann: Sieh uns an! Der erste Schritt in ein neues Leben beginnt mit einem Blickkontakt: Der Satz „Sieh uns an!“ macht aus dem Bettler einen Mitmenschen. Der Moment, in dem sich ihre Blicke begegnen, dauert nur Sekunden. Aber in den Augen des Bettlers blitzt ein Funken Hoffnung auf. Vielleicht auch Angst. Werden die Frommen ihn des Platzes verweisen? Werden sie mehr geben als ein Almosen? Hoffen und Bangen liegen in der Luft. Und dann die große Enttäuschung: „Gold und Silber haben wir nicht!“, sagt Petrus. Bei den Jüngern Jesu ist nichts zu holen, was die kleinen Sorgen des Alltags löst: In der Gemeinde hatte man nicht genug für alle, die dazu gehören, erst recht nicht für die da draußen auf den Treppen zum Tempel. Heute ist das anders: Die Christen und ihre Gemeinden haben Gold und Silber. Es reicht auch bei uns nicht, um alle Träume zu erfüllen, aber wir können es uns leisten, zu überlegen, wofür wir unser Geld ausgeben. Wir können es uns erlauben, Prioritäten zu setzten. Die Prioritäten verschieben sich nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. Weg von den Armen hin zu den Wohlhabenden. Dietrich Bonhoeffer sieht am Ende seines Lebens die Zukunft der Kirche allein darin, dass sie sich allen Besitzes entledigt und eine arme Kirche wird, damit sie eine Kirche der Armen sein kann. Prima, denken sich manche, denen die Kirchensteuer oder der Gemeindebeitrag schon lange zu hoch erscheint. Sie wollen keine Kirche der Armen, sondern eine billige Kirche. Der Verweis auf die leeren Kassen ist bei Petrus keine Entschuldigung. Er führt von der kurzsichtigen Frage nach dem Almosen weg und weist auf das Grundsätzliche hin: „Was ich aber habe, gebe ich dir.“ Was wird er ihm anbieten? Was hat Petrus, das dem Lahmen helfen kann? Sind es seine


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heilenden Kräfte? Oder ist es die Zuversicht, dass Gott für jeden Menschen einen Weg hat? Der Bettler hat die Hoffnung auf Heilung sicherlich längst in den Wind geschrieben. Wie viele gescheiterte Versuche hat er durchlebt? Der Lahme rechnet nicht mehr mit dem großen Wunder. Man wird für jede Kleinigkeit dankbar. Petrus ist kein Wunderheiler, der mit seinen Gaben zaubern kann. Er teilt mit dem Lahmen die Hoffnung auf Gottes Hilfe. Petrus kann von seinem Gottvertrauen weitergeben. Der Blick zwischen dem Jünger und dem Lahmen wird zu einer Brücke. Er weckt in dem Bedürftigen Hoffnung auf ein neues Leben. Gott kann einem Leben einen weiten Horizont geben. Wer nicht mehr nur auf die täglichen Sorgen fixiert ist, der kann unter Umständen sogar aufstehen und umherspringen, wie der Lahme von der Schönen Pforte. Petrus reicht dem Bettler die Hand. Damit verunreinigt er sich und riskiert, selbst im Tempel als Unreiner zurückgesetzt zu werden. Aber er hilft dem Mann, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Sicher: Eines Tages wird der Mann wieder am Stock gehen und sich zum Sterben hinlegen. Aber zunächst steht er auf und freut sich seines Lebens. Sehen wir die Menschen in Not nicht mehr nur als ein lästiges Problem, wie die Bettler auf den Stufen zum Tempel, sondern als geliebte Kinder Gottes, dann verändert sich unsere Beziehung. Aus Opfern am Rande der Welt werden Menschen, die ihr Leben gestalten können. Machen wir es anderen leicht aufzustehen. Am Ende lobt der Mann Gott, springt im Tempel umher, der ihm bis dahin verschlossen blieb, und freut sich unbändig. Er ist im Tempel, dem Sehnsuchtsort der vielen Pilger, deren Füße er an sich vorbeigehen sah. Er hatte es sich nie träumen lassen. Er – als vollwertiger Mensch in Gottes Tempel? Unglaublich! Die Wende in seinem Leben hatte begonnen, als Petrus ihm in die Augen sah und aus dem anonymen Bettler ein Bruder wurde. Frank Fornaçon, Pastor in Kassel

Als Bettler ist man auf die Demut der Mitmenschen angewiesen.

Petrus und Johannes gingen um die neunte Stunde zum Gebet in den Tempel hinauf. Da wurde ein Mann herbeigetragen, der von Geburt an gelähmt war. Man setzte ihn täglich an das Tor des Tempels, das man die Schöne Pforte nennt; dort sollte er bei denen, die in den Tempel gingen, um Almosen betteln. Als er nun Petrus und Johannes in den Tempel gehen sah, bat er sie um ein Almosen. Petrus und Johannes blickten ihn an und Petrus sagte: Sieh uns an! Da wandte er sich ihnen zu und erwartete, etwas von ihnen zu bekommen. Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher! Und er fasste ihn an der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und Gelenke; er sprang auf, konnte stehen und ging umher. Dann ging er mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott. Alle Leute sahen ihn umhergehen und Gott loben. Sie erkannten ihn als den, der gewöhnlich an der Schönen Pforte des Tempels saß und bettelte. Und sie waren voll Verwunderung und Staunen über das, was mit ihm geschehen war. Apostelgeschichte 3,1-10

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REFLEXIONEN

Der Seele Gutes tun Fünf Tipps für die Selbstfürsorge Was können Christen tun, um selbst seelisch und in dem Zusammenhang auch körperlich gesund zu bleiben? Ein schönes Thema für einen Psychiater und Psychotherapeuten, der sich tagtäglich mit Menschen befasst, die damit mehr oder weniger große Schwierigkeiten haben. Viele unserer Patienten können ganz gut für andere sorgen, aber nicht für sich selbst. Sie leben das Gebot christlicher Liebe einseitig, lieben anscheinend andere mehr als sich selbst. Sie verausgaben sich, bis sie ausbrennen und depressiv werden. Das nützt letztlich niemandem. Viele lernen im Rahmen einer Therapie mehr Selbstfürsorge. Auch manchen Seelsorgern und Therapeuten geht es so. In christlichen Gemeinden besteht die Gefahr, dass diejenigen, die sich engagieren, sich aufopfern und selbst vernachlässigen. Auf die Dauer geht das nicht gut. Wenn die Seele nicht aufbegehrt, reagiert der Körper. Vermehrte Kopfschmerzen oder sonstige Verspannungen, Magenprobleme oder andere psychosomatische Störungen können die Folge sein. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, was unserer Seele guttut. Teresa von Avila (1515-1585) meinte: „Tu Deinem Leib etwas Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Dem Leib Gutes tun, erfreut die Seele. Die Trennung ist ja ohnehin künstlich zwischen Leib und Seele. Im Hebräischen spricht man von der Leib-Seele, der nefesch. Beides gehört zusammen. Im Folgenden will ich fünf Möglichkeiten beschreiben, wie wir unserer Seele Gutes tun können. Es gibt sicherlich noch viel mehr.

1. Bewegung Jeden Tag ein halbe Stunde gehen tut erwiesenermaßen der Seele gut. Wir empfehlen das unseren Patien-

„Bewegung tut der Seele gut“ ten in der Klinik Sonnenhalde und es tut uns Mitarbeitern genauso gut. Manche joggen lieber, andere fahren

mit dem Rad, im Winter ist Langlaufen besonders gesund, Schwimmen geht eigentlich immer. Es muss nicht unbedingt Sport sein, doch genügend Bewegung tut der Seele gut.

2. Weinen Das mag Sie verwundern. Was hat Weinen mit dem Thema „Der Seele Gutes tun“ gemeinsam? Nun, ich denke an die vielen Menschen, denen es körperlich oder seelisch nicht gut geht, die leiden, die krank sind. Manche Christen meinen, sie müssten das überspielen. Doch Hiob mit seinem Schicksal, David mit seinen Psalmen und Johann Sebastian Bach (1685-1750) mit seiner Musik zeigen uns, dass Weinen und Klagen wichtig sein kann und uns hilft, seelisch gesund zu bleiben oder wieder zu werden. Depression hat oft zu tun mit nicht gelebter Trauer. Da ist kein Weinen mehr, sondern nur noch tiefe dumpfe Verzweiflung. Wenn jemand wieder weinen kann, ist er auf dem Weg der Besserung. Weinen ist wie ein Reinigen der Seele, eine Fähigkeit, die Frauen mehr gegeben ist als Männern. In einer Ehe kann es daher hilfreich und beziehungsfördernd sein, wenn der Mann nicht abwehrend reagiert auf die Tränen seiner Frau, sondern mitfühlend da bleibt, vielleicht ohne Worte. So wie es die drei Freunde Hiobs angesichts dessen großem Leid die ersten sieben Tage getan haben. Sie saßen einfach schweigend da und litten mit: „Und sie setzten sich zu ihm auf die Erde, sieben Tage und sieben Nächte, und keiner sagte ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war“ (Hiob 2,13). Johann Sebastian Bach hatte kein leichtes Leben. Er verlor mit neun Jahren beide Eltern innerhalb von Monaten, er verlor 10 von 20 Kindern zu seinen Lebzeiten, davon Zwillinge innerhalb von einem Monat (1713), und er verlor seine erste Frau Maria Barbara durch Tod, als er erst 35 Jahre alt war (1720). Wie hat er all diese Verluste verkraftet? Wohl durch seine Musik und seinen Glauben an Gott. Ein Jahr nach dem Tod der Zwillinge wurde die Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12) zum ersten Mal in einem Gottesdienst gesungen und musiziert. Bach hat sich so wohl den Kummer von der Seele geschrieben1. Damit kommen wir zu einer weiteren Möglichkeit, unserer Seele Gutes zu tun, der:


REFLEXIONEN

3. Musik Nicht jeder kann komponieren, aber manche haben ein Instrument zu spielen gelernt. Vielleicht liegt es verstaubt in der Ecke. Wie wäre es, wenn Sie es wieder hervorholen und erneut spielen. Viele können singen. Mein Bruder Frieder, Lehrer und Liedermacher, meint, jeder kann singen. Und er beweist es, indem er den Gästen der Therapeutischen Gemeinschaft Haus Weizenkorn2 in Lindau am Bodensee im wöchentlichen Chor Singen beibringt, mehrstimmig! Sie sind alle mit viel Spaß dabei und vergessen darüber wenigstens für gewisse Zeit ihre Probleme. Auch ich singe leidenschaftlich gerne in Chören, derzeit in der Kantorei Schopfheim unter Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon, der zudem noch die Gabe hat, unsere Stimmen so in Schwung zu bringen, dass wir nach zwei Stunden Montagabendprobe ganz beschwingt nach Hause gehen. Musik reinigt die Seele und tut dem Körper gut, es ist ein Erleben, das Leib und Seele umfasst und den Geist mit einschließt. Singen ist doppelt beten, meinte Luther. Damit kommen wir zu einer weiteren Möglichkeit, unserer Seele Gutes zu tun.

4. Beten Die Psalmen sind die Einladung zum Gebet. Für alle Lebenslagen und Gemütszuständen haben sie etwas zu bieten. Ob Freude oder Leid, Kummer und Sorgen oder ausgelassenen Jubel, ob Wut und Zorn oder Lob und Anbetung, zu allem gibt es in den Psalmen Anregung und Anleitung. Wer kennt nicht den 23. Psalm auswendig und kann so auch „im finstern Tal“ Trost und Frieden für seine Seele finden. Weinen und Verzagen, Hoffen und Bangen, Musizieren und Halleluja Singen werden in den Psalmen thematisiert und in einer poetischen Sprache uns nahegebracht. Und wenn wir keine eigenen Worte zum Beten mehr finden, können wir uns an die Psalmen anlehnen.

5. Das Gespräch Wir Menschen sind Beziehungswesen. „Das Grundwort Ich-Du stiftet die Welt der Beziehung“ schreibt Martin Buber3. Ohne Anrede stirbt der Mensch. Das hat das Experiment des Stauferkaisers Friedrich II. (1194-1250) schon gezeigt, der herausfinden wollte, was die Ursprache ist und deshalb Betreuerinnen eines Waisenheims verbot, mit den Kindern zu sprechen.

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Obwohl sie sonst gut versorgt wurden, starben alle. Wir sind alle auf das Gespräch angewiesen, es tut unserer Seele gut. Wenn ich abends heimkomme und beim Abendessen mit meiner Frau über den Arbeitstag reden kann, entlastet das meine Seele. Tagsüber habe ich mit Menschen gesprochen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Psychotherapie ist im Wesentlichen ein Gespräch, wobei es im Unterschied zu sonstigen Gesprächen nur um die Anliegen des Patienten geht und der Therapeut sich zurückhält davon, eigene Anliegen einzubringen und selbst von dem Gespräch profitieren zu wollen (Abstinenzregel). Auch wenn in verschiedenen Therapieschulen unterschiedliche Techniken gelehrt und gelernt werden, ist doch der entscheidende Wirkfaktor aller Psychotherapien die therapeutische Beziehung. Das zeigen viele Studien zu diesem Thema4. Entsprechendes gilt für die Seelsorge. Jesus macht es uns vor. Er ist ständig im Gespräch mit seinem Vater. Mit Ihm als Vorbild können wir einen guten Umgang mit unserer Seele lernen. Dazu gehört auch, dass wir Zeiten der Stille brauchen – Stille Zeit –, in denen wir allein sind im Gespräch mit Gott. Da kann unser Leib zur Ruhe kommen, die Seele aufatmen und der Geist genährt werden.

Dr. med. Gerhard Gutscher, Steinen, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin, tiefenpsychologische, systemische und körpertherapeutische (IBP) Ausbildung, Supervisor (DGSF), Pessotherapeut, Oberarzt der Klinik Sonnenhalde in Riehen, www.sonnenhalde.ch

Literatur: Überlebenskunst, Luise Reddemann, Klett-Cotta 2006 www.haus-weizenkorn.de 3 Ich und Du, Martin Buber, Verlag Lambert Schneider Heidelberg 1983, Seite 12 4 Neuropsychotherapie, Klaus Grawe, Hogrefe Verlag, 2004, Seite 404 1 2


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HINTERGRUND

Christliche Heilkunde Dem ganzen Menschen Gutes tun Christliche Heilkunde (CHK) ist eine integrative seelsorgerliche Heilkunde, die Hilfen der modernen Medizin, Pflege und Therapie verbindet mit christlicher Glaubens- und Gemeinschaftserfahrung. Seelsorgerlich ist hierbei im weiten Sinn zu verstehen als Sorge für den ganzen Menschen in seiner Mehrdimensionalität von körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen, Gaben und Aufgaben. Ziel ist eine Entfaltung des menschlichen Lebens, die sich nicht auf eine möglichst große Unversehrtheit und Autonomie beschränkt, sondern auch angesichts bestehender Einschränkungen und Abhängigkeiten ein Heilsein des Menschen ermöglicht. Hierzu bedarf es des helfenden Miteinanders genauso wie eines tragenden Lebenssinns, die Hoffnung auch über das Endliche hinaus ermöglichen. CHK fördert das enge Zusammenwirken von Christen in den vielfältigen Gesundheitsberufen mit Mitarbeitern in pastoral-seelsorgerlichen und gemeindlich-heilenden Diensten. Hierbei sind Kirchengemeinden und geistliche Gemeinschaften herausgefordert, den biblisch begründeten und im Laufe der Kirchengeschichte gewachsenen Reichtum spezifischer Angebote für kranke Menschen einzubringen. (Siehe die Definition einer CHK weiter unten).

Christliche Heilkunde in der Kirchen- und Medizingeschichte Im Sprachgebrauch unseres gegenwärtigen Gesundheitswesens wird der Begriff „Christliche Heilkunde“ wenig verwendet, obwohl wir durchaus Begriffe weltanschaulich geprägter Heilkunden kennen – wie z.B. Anthroposophische Heilkunde, Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda. Dies hat vor allem historisch begründete Ursachen in der Kirchen- und Medizingeschichte. Bis in das Mittelalter hinein war eine Christliche Heilkunde als sogenannte Klostermedizin etabliert, in der naturheilkundliche Medizin, Krankenpflege und seelsorgerlich-priesterliche Dienste integrativ miteinander verbunden waren. Mit Beendigung der heilkundlichen Tätigkeit von Priestern im 12. Jahrhundert und der Entstehung medizinischer Fakultäten an säkularen Universitäten begann eine Jahrhunderte lang andauernde Trennung zwischen der sich naturwissenschaftlich entwickelnden Medizin und dem zuletzt immer stärker

in die Privatsphäre der Einzelperson und den innerkirchlichen Bereich gedrängten Glauben. Erst in den letzten Jahrzehnten haben große epidemiologische Studien die gesundheitsfördernden Chancen einer positiv gelebten Spiritualität belegt. Während es an den meisten medizinischen Universitäten der USA inzwischen Selbstverständlichkeit geworden ist, Vorlesungen zu „Spiritualität und Medizin“ zu hören, gibt es in Deutschland diesbezüglich erst einen Lehrstuhl an der Ludwig-MaximilianUniversität in München (Bereich palliative care). Aber auch in unserem Land ist das Interesse seitens der Gesundheitsberufe an der Thematik „Spiritualität“ deutlich steigend. Gleichzeitig ist es weltweit zu einer Rückbesinnung auf den christlichen Heilungsauftrag gekommen, wie er zum Beispiel 1966 vom Weltkirchenrat (ÖRK) formuliert wurde: „Die christliche Kirche hat eine besondere Aufgabe auf dem Gebiet des Heilens. Das bedeutet, dass Einsichten in das Wesen von Heilung gegeben sind, die nur in Verbindung mit dem Glauben an Christus zu gewinnen sind. Die Kirche kann sich ihrer Verantwortung auf dem Gebiet des Heilens nicht entledigen, indem sie diese anderen Organisationen überträgt.“1 Die Frage einer „Christlichen Heilkunde“ hat zahlreiche Christen daher auch in der Neuzeit bewegt. Hier wäre zum Beispiel der skandinavische Theologe und Religionsphilosoph Sören Kierkegaard zu nennen, der innerhalb einer Trilogie ein Buch „Christliche Heilkunde“ schreiben wollte, aber dies vor seinem Versterben nicht mehr umsetzen konnte.2 Auch von katholischer Seite wurde in jüngster Zeit der „therapeutische Charakter des Christentums“ betont (E. Biser). „Dieser therapeutische Charakter des Christentums, der heilende und schenkende, müsste in der Tat viel deutlicher in Erscheinung treten“ (Papst Benedikt XVI.). „Die Kirche sollte in der Nachfolge des Heilandes wieder HeilLand werden“.3 Aus diesen Entwicklungen ist es naheliegend geworden, über die Frage einer christlich fundierten Heilkunde für unsere heutige Zeit weiter nachzudenken und die reichen pflegerischen, therapeutischen und medizinischen Erfahrungen von Christen in Gesundheitsberufen in ein fruchtbares Zusammenwirken zu bringen mit den seelsorgerlichen und geistlichen Diensten für Kranke in Gemeinden und Kirchen.


HINTERGRUND

Denn der christlichen Gemeinde ist eine Fülle von Gaben und Möglichkeiten anvertraut, die hervorragend mit professionellen Diensten im Gesundheitswesen zusammenwirken können im Sinne einer christlichen Heilkunde. Dieses „heilsame Potential“ kann besonders erfahrbar werden in Kranken-/Heilungsgottesdiensten mit Angebot von Segnung oder Krankensalbung, Fürbitte- und Gebetsdiensten für Kranke, tragfähigen Gemeinschaften (z.B. Hauskreise, Seniorenkreise, Jungendgruppen, Gebetskreise), Seelsorge- und Besuchsdiensten für Kranke, aber auch in dem bewussten Empfangen des Abendmahles/der Eucharistie, dem Hören auf Gottes Wort in Predigt und Liturgie, der Anbetung Gottes mit geistlichen Liedern und Musik u.a.m..

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Bedürfnis aufnimmt. Gleichzeitig kann sich hieraus eine gegenseitige Befruchtung mit den historisch gewachsenen Bereichen von Diakonie und Caritas ergeben. Wir haben in unserem Gesundheitswesen insgesamt ein zu starkes Gewicht auf Naturwissenschaft und Ökonomie gelegt – und das bei einem unerhört hohen individuellem Anspruch unter der Überschrift „Hauptsache gesund“. Dies kann weder dem Menschen noch der Gesellschaft gerecht werden. Es braucht eine stärkere Gewichtung auch der seelsorgerlichen und gemeinschaftlichen (sozial-ökologischen) Dimension (einschließlich der weltweiten Verantwortung). Hier kann eine CHK wichtige Akzente setzen, sowohl in alten Formen wie in neuen Modellen.

Diakonie und Caritas stärken Das christliche Anliegen wird heute in kirchlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens eher unter den Begriffen Diakonie und Caritas gefasst. Im Zuge der letzten Jahrzehnte haben sich hiermit Marken von Gesundheitsdienstleistern verbunden, die als große Arbeitgeber auf dem Gesundheitsmarkt fungieren. Es fällt aber nicht immer leicht, letztendlich auch inhaltlich von Anbietern kommunaler oder privater Gesundheitsdienstleistungen unterscheidbar zu bleiben – trotz mancher Bemühungen, wie z.B. durch die oftmals stärkere Präsenz von Seelsorge und geistlichen Angeboten oder auch das auf christliche Werte zielende kirchliche Zertifizierungsangebot „proCum Cert“. Die historisch gewachsene Begrifflichkeit von Diakonie und Caritas ermöglicht weiterhin christliche Identität. Es ist deshalb sinnvoll und notwendig, wo irgend möglich auch unter diesen vertrauten Begriffen das christliche Anliegen im Gesundheitswesen zu stärken!

Und die anderen Bereiche des Gesundheitswesens? Es gibt jedoch weite Bereiche unseres Gesundheitswesens, wo Christen tätig sind ohne Anbindung an eine Trägerschaft von Diakonie und Caritas. Dies betrifft sowohl den größeren Teil der stationären Einrichtungen wie auch den weitaus größten Anteil ambulanter Gesundheitsdienstleister. Insbesondere auch die in Praxen niedergelassenen Ärzte und Therapeuten haben in der Regel beruflich keine institutionelle kirchliche Anbindung, bei Pflegediensten lediglich ein Teil. Trotzdem gibt es hier zahlreiche engagierte Christen, die ihre berufliche Tätigkeit christlich fundiert und vernetzt ausüben möchten. Hier bedarf es einer Initiative und Begrifflichkeit, die inhaltlich und strukturell dieses

Formulierung einer Christlichen Heilkunde Der aktuelle Gesundheitsmarkt bietet eine Vielzahl an weltanschaulich und religiös geprägten Heilkunden an, die unterschiedlich seriös erscheinen. Auch angesichts dessen ist die kritische Reflexion und zeitgemäße Formulierung einer christlich fundierten Heilkunde von wesentlicher Bedeutung. Mit dem Vielautoren-Buch „Christliche Heilkunde – Zugänge“ haben wir 2011 aus unterschiedlichen Sichtweisen das Thema beleuchtet: aus Medizin, Pflege, Psychologie, Theologie, Diakonie und Weltkirche. Gerade zur grundlegenden Einarbeitung in die Thematik sei dem Leser das Studium dieser Beiträge sehr zu empfehlen. Aus dem Inhalt stammt auch folgende Definition einer christlichen Heilkunde, die unser aktuelles Verständnis widerspiegelt: „Christliche Heilkunde (CHK) integriert die körperliche, psychische, soziale und spirituelle Dimension des Menschen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wechselwirkungen. Sie unterstützt auf dem Boden des christlichen Menschenbildes eine umfassende Lebensentfaltung in Bezug auf Vorsorge, Beschwerdelinderung und ganzheitliche Heilungsprozesse. Pflege, Therapie und Medizin, psychosoziale Hilfen und geistlich-seelsorgerliche Angebote wirken in der CHK zusammen. Deshalb fördert die CHK das enge Zusammenwirken von Christen in den vielfältigen Gesundheitsberufen mit Mitarbeitern in pastoral-seelsorgerlichen und gemeindlich-heilenden Diensten.


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HINTERGRUND

Hierbei sind Kirchengemeinden und geistliche Gemeinschaften herausgefordert, den biblisch begründeten und im Laufe der Kirchengeschichte gewachsenen Reichtum spezifischer Angebote für kranke Menschen einzubringen.“4 Die seit 2008 stattfindenden bundesweiten „Christlichen Gesundheitskongresse“ haben sowohl ein breites Forum für die Grundlagendiskussion einer christlich fundierten Heilkunde ermöglicht, wie auch beispielhaft in unterschiedliche Praxismodelle Einblick gegeben. „In dieser Bewegung kann sich medizinisch-pflegerische Kompetenz mit christlicher Spiritualität sowie Engagement in Diakonie und Pfarrgemeinde verbinden – ein Glücksfall, der das Abdriften in subkulturelle Gesundbeterei verhindert und das Gespräch mit dem etablierten Gesundheitswesen erleichtert“, kommentiert Prof. Dr. theol. Bernhard Grom die „Christliche Heilkunde“, einer der führenden Religionspychologen und -pädagogen unserer Zeit.5

Praxismodelle einer Christlichen Heilkunde In Zusammenarbeit mit der ökumenischen Bewegung Christen im Gesundheitswesen sind in den letzten Jahren mehrere neue Praxismodelle einer CHK entstanden, zum Beispiel: • Christliche Sprechstunde für chronisch Kranke (Hamburg und Tostedt), • Soaking in einer Physiotherapie-Praxis (Aachen), • „Harmonics“ – Gott begegnen in Bewegung und Tanz (CiG-Akademie), • Praxiskreis für Patienten in einer urologischen Fach arztpraxis (Hamburg), • Ökumenische Patientengottesdienste (Hamburg), • Wochenende für Kranke und Angehörige „Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen“ (CiG-Akademie), • Zentrum für Gesundheit – Therapie – Heilung (Karlsruhe),

Ökumenischer Rat der Kirchen, Aufzeichnungen, Genf, 1966, S.37, Studien des Ö.R.3 2 Christiane Tietz, Freiheit zu sich selbst, 2005, S.28 3 Paul Zulehner, Zeitworte, Artikel 197, Dankbare Anmerkungen zu Benedikt XVI: Licht der Welt, 2010 4 Christliche Heilkunde – Zugänge, R. Köller, G. Schiffner, 2011, S.6 5 Magazin Christlicher Gesundheitskongress 2008, S. 17 1

• Netzwerk Christliche Heilkunde (Oberschwaben), • CHK in Hausarztpraxis und Kirchengemeinde (Kaufering) • Akademie Christen im Gesundheitswesen. Hilfesuchende und Patienten, aber auch Mitarbeitende aus Gesundheitswesen und Kirche beschreiben immer wieder, wie entlastend und weiterführend das integrativseelsorgerliche Angebot der Christlichen Heilkunde in den genannten Erfahrungsräumen für sie ist. Dass Hilfe im Zusammenwirken von moderner Pflege, Therapie und Medizin mit gemeindlich-geistlichen Diensten unserem Menschsein so nahe kommt, berührt viele. Und es überrascht, dass Ärzte, Pflegende, Therapeuten und andere „Gesundheitsprofis“ sich in ihrer eigenen Bedürftigkeit zusammen mit ihren Patienten nach heilender Gottesbegegnung ausstrecken. In diesem Sinn wird christliche Gemeinschaft zu einem neuen heilsamen Erfahrungsraum auch für kirchendistanzierte Menschen. Mitunter entwickelt sich hieraus ein persönlicher Weg in verbindliche christliche Gemeinschaft und Kirchengemeinde, in der dann seelsorgerliche Begleitung und geistliche Erfahrungen fortgeführt werden können. Eine Vielzahl unterschiedlichster Erfahrungsräume und Dienste für kranke Menschen im Sinn einer Christlichen Heilkunde ist ein lohnenswertes Ziel – für Patienten genauso wie für Mitarbeitende in Gesundheitswesen und Gemeinden. Dies gilt auch für die glaubwürdige Verkündigung der christlichen Botschaft wie für eine dem Menschen in seiner Ganzheit gerecht werdende Pflege, Therapie und Medizin.

Dr. med. Georg Schiffner, Chefarzt Geriatriezentrum und Palliativbereich, Wilhelmsburger Krankenhaus Gross-Sand, Hamburg, Vorstand Christen im Gesundheitswesen

Der vorstehende Beitrag leitet auch den demnächst erscheinenden Sammelband „Modelle einer Christlichen Heilkunde“ ein, der bei Christen im Gesundheitswesen, www.cig-online.de vorbestellt werden kann. Das Buch bietet Einblicke in Praxismodelle, die veranschaulichen, was Christliche Heilkunde bedeuten kann.


HINTERGRUND

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Starten statt warten Wie sie aufhören, sich selbst im Weg zu stehen Mit angezogener Handbremse Abgesehen von wenigen Senkrechtstartern tun sich einige von uns eher schwer damit, ihr Leben mutig und visionär zu gestalten – Christen sind davon nicht ausgenommen. Auch ich kämpfte über viele Jahre mit einem Empfinden, das sich am besten als „Fahren mit angezogener Handbremse“ beschreiben lässt. Mein Leben war durch Unentschlossenheit geprägt, ich kam nicht so recht voran. Wieso wurde ich immer wieder von anderen überholt und hatte das Gefühl, dass sie das taten, was ich gern getan hätte oder mir wegschnappten, was ich gern gehabt hätte? Und immer waren es Menschen, die im Gegensatz zu mir ihre Talente zu nutzen wussten und dies auch ungehemmt taten, wie ich mir mit einem neidischen Seitenblick eingestehen musste. Als ich mich irgendwann mit diesem Phänomen

näher befasste, stieß ich auf einen Begriff, den ich vorher nicht kannte: Selbstsabotage. Dem folgte ein längerer Prozess des Verstehens und des Ringens um Veränderung, bei dem mich ein Vers aus der Bibel begleitete – eine Ermutigung, die ich in dieser Zeit dringend benötigte: „So lockt er auch dich aus dem Rachen der Angst in einen weiten Raum, wo keine Bedrängnis mehr ist…“ (Hiob 36,16a).

Achtung: Selbstsabotage! Sabotieren bedeutet, etwas zu stören, zu vereiteln, zu Fall zu bringen. Im Kern handelt es sich bei der Selbstsabotage um Verhaltensweisen, mit denen ich mich selbst behindere, meinen eigenen Erfolg, mein Vorwärtskommen getreu dem Motto: Selbst ist der Saboteur! Ich grabe mir selbst das Wasser ab, säge am Ast, auf dem ich sitze, stelle mir selbst ein Beinchen oder biblisch ausge-

drückt: Ich wuchere nicht mit meinen Talenten. Und oft ist es so, dass ich dadurch genau das verhindere, was ich mir am meisten wünsche. Da kommt eines Tages die Gelegenheit, auf die wir schon lange warten und wir werden gefragt, in der Gemeinde eine Moderation zu übernehmen oder eine Andacht zu halten und was geschieht? Wir schreien begeistert: „Hurra, endlich geht`s los!“ Ist das so? Reagieren Sie so? Oder passiert nicht oftmals Folgendes: „Erdboden, tu‘ dich auf!“, schießt es uns durch den Kopf. Wir werden plötzlich ganz klein, kriegen kalte Füße und verkriechen uns mit dem Vorwand: „Ich doch nicht! Andere können das bestimmt besser!“ Oder wir bekommen kurz vorher heftige Kopfschmerzen oder werden krank. Und so verstreicht die Gelegenheit ungenutzt. Kennen Sie das? Ich schon!


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HINTERGRUND

leicht. Einfacher ist es für viele von uns, Umstände, andere Menschen, ein unpersönliches Schicksal oder gar Gott dafür verantwortlich zu machen. Aber wie kann es sein, dass ein Mensch so mit sich selbst umgeht? Welchen Sinn macht Selbstsabotage?

Man darf sich und seine Talente nicht immer verstecken, man muss sich erreichbare Ziele setzen und Chancen auch anpacken.

Stolpersteine und Fußangeln Es gibt verschiedene Verhaltensweisen, die den eigenen Erfolg behindern und wie Stolpersteine wirken – hier eine kleine Auswahl: Da ist zunächst das sogenannte Understatement. Zu untertreiben oder tiefzustapeln eignet sich bestens, um von anderen übersehen zu werden und nicht zum Zug zu kommen. Menschen, die sich selbst sabotieren, zeigen oft nicht, was sie sind und haben, sondern sie verstecken sich und ihre Talente. Ein weiteres wirkungsvolles Manöver, sich selbst zu behindern, ist es, zu lange zu warten. Man möchte z.B. ein neues Hobby beginnen, man möchte es aber nicht allein tun und so hält man Ausschau nach jemandem, der sich mit einem auf den Weg macht. Aber man findet keinen. Also gibt man sein Vorhaben auf und alles bleibt beim Alten. Oder wir setzen unsere Ziele zu hoch, womit von vornherein klar ist, dass sie nicht zu erreichen sind. Wenn wir mit dem Joggen beginnen wollen und gleich einen Marathon anstreben, fangen wir erst gar nicht an.

Wir sabotieren uns auch selbst, wenn wir nicht wissen, was wir wollen. Ich treffe auf viele Menschen, die sehr genau wissen, was sie nicht wollen, aber nur eine vage Vorstellung davon haben, was sie wollen. Ohne Ziel ist es aber schwer durchzustarten. Und dann gibt es noch die Strategie, sich zu verzetteln oder durch Nebensächlichkeiten aufzureiben: Das sind Menschen, die auf allen Hochzeiten tanzen, die überall mitmischen und mitreden. Wenn man sich aber nicht festlegt, verhindert man, auf einem Gebiet richtig gut und kompetent zu werden – man wird nicht „spitz“. Und schließlich sind da noch die Unglücksraben. Bricht sich einer das Bein, tritt jemand ins Fettnäpfchen, dann sind sie es. Wir können festhalten: Alles, was einen Menschen daran hindert, ins Leben einzutauchen und voranzukommen, kann seine Wurzeln in Selbstsabotage haben. Das gilt auch für körperliche Krankheiten und Süchte.

Unintelligentes Verhalten Sich der Tatsache zu stellen, dass wir uns selbst behindern, ist nicht

Eine Möglichkeit ist, dass wir unseren Erfolg verhindern gemäß der Befürchtung: Je höher ich steige, umso tiefer falle ich. Es kann sich aber auch um den Versuch handeln, sich vor Misserfolg, Versagen und Scheitern zu schützen und damit das eigene Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Denn, was es auch sei, Tiefstapeln, Sich-Verstecken oder Zögerlichkeit, alles sind letztlich Strategien der Passivität im Dienst folgender Logik: Wenn ich nichts tue, kann ich auch keine Fehler machen und vermeide damit Frustration, Schmerz und Ablehnung. Wir sehen, auch das Thema Angst spielt hier eine wichtige Rolle. Leider ist es aber so, dass man sich zwar vor Misserfolg schützen will, gleichzeitig aber auch einen möglichen Erfolg verhindert, was wiederum dem Selbstwertgefühl überhaupt nicht zuträglich ist. So gesehen ist neurotisches Verhalten das unintelligente Verhalten eines intelligenten Menschen.

Veränderung ist möglich Auf unserem Weg heraus aus der Selbstsabotage müssen wir unsere überhöhten Ziele und Ansprüche, wie Genialität, Makellosigkeit, Überlegenheit, oder sogar Berühmtheit loslassen, mit denen wir uns oftmals unter Druck setzen. Wir sollen uns damit anfreunden, dass das Leben im Großen und Ganzen „Durchschnitt und Alltag“ bedeutet, wie es der Religionsphilosoph Romano Guardini einmal ausgedrückt hat, und dass dies auch für uns gelten darf.


HINTERGRUND

Auf der anderen Seite aber müssen wir uns manches aneignen, was uns fehlt. Menschen, die ihre Talente vergraben, haben oftmals ihre eigene, geheime Logik, mit der sie ihr Verhalten begründen. Aber wieso bilden wir uns eigentlich ein, es sei besonders lobenswert, geistlich oder demütig, wenn wir unsere Chancen nicht nutzen und unsere Interessen vertreten? Weshalb dürfen wir uns und unsere Fähigkeiten nicht fröhlich und unbekümmert zeigen? Die Bibel sagt, dass gerade dann, wenn wir mit unseren Talenten wuchern, Gott die Ehre bekommt: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mat 5,16). Wir müssen uns die Frage gefallen lassen, ob vielen von uns nicht ein wenig mehr gesunde Aggressivität gut tun würde. Interessant ist, dass der Begriff „aggressiv“ im deutschen Sprachgebrauch negativ belegt ist, im amerikanischen dagegen eher im Sinne von kraftvoll und energisch gebraucht wird. Ich denke in diesem Zusammenhang an eine Freundin.

Das geschah aber nicht. Irgendwann fasste sie sich ein Herz und sprach die Sache bei den Verantwortlichen an. Diese fielen aus allen Wolken, da sie gar nicht an die Möglichkeit gedacht hatten, dass meine Freundin sich auch gern im Leitungsteam betätigt hätte. Als sie es nun von sich aus thematisierte, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: Natürlich gehörte sie in das Team! Fest steht, dass meine Freundin nicht in diesen Dienst gelangt wäre, wenn sie sich nicht selbst zu Wort gemeldet hätte.

Herausgelockt... Menschen, die sich ihr Leben lang selbst sabotiert haben, müssen darauf gefasst sein, mit äußerst unangenehmen Gefühlen konfrontiert zu sein, sobald sie sich auf den Weg der Veränderung machen. Es wird sie immer wieder in den „Rachen der Angst“ zurücktreiben, den Ort, an dem sie meinen, vor Versagen und Scheitern sicher zu sein. Neues und Ungewohntes machen immer Angst, daher ist jeder Entwicklungsschritt von diesem Gefühl begleitet. Markus Hoffmann, Leiter der Initiative

„Gesunde Aggressivität“

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Dorothea Gersdorf, Starten statt warten, Wie Sie aufhören, sich selbst im Weg zu stehen, Asaph Verlag 2013, ISBN: 9783940188649, 14,80 € (D) Der Begriff der Selbstsabotage ist nicht jedermann geläufig, und doch handelt es sich dabei um ein häufiges Phänomen. Es geht um Verhaltensweisen, mit denen Menschen sich selbst und ihren eigenen Erfolg behindern. Das Buch befasst sich mit dem Erkennen und Verstehen von Selbstsabotage im eigenen Leben, sowie Schritten aus dieser heraus in eine mutige, visionäre Lebensgestaltung.

kann manchmal sehr furchteinflößend sein! Aber Gott kümmert sich um die Ängste und Bedrängnisse in unserer Seele, so dass wir innerlich gestärkt und zuversichtlich, gefasst und unerschrocken den uns von Gott zugemessenen Raum betreten und einnehmen können.

Dorothea Gersdorf

Sie reagierte gekränkt, als sie in ihrer Gemeinde bei der Bildung eines Leitungsteams nicht berücksichtigt wurde, obwohl sie sich jahrelang schon in diesem Bereich treu engagiert hatte. Sie hielt es jedoch für anmaßend, sich selbst für ein solches Amt vorzuschlagen und erwartete auch, dass die Leitenden sie aus eigenem Antrieb berufen hätten.

Wüstenstrom, sagte einmal, dass wir uns durch das Leben hindurch fürchten müssen, und ich fürchte, er hat Recht… Gott lockt uns hinaus in die Weite. Der weite Raum ohne Bedrängnis, um den es in den Eingangsversen aus dem Buch Hiob geht, ist nicht gleichbedeutend mit einer Welt ohne Bedrohung und Widrigkeit. Die Welt, in der wir leben,

leitet zusammen mit ihrem Mann Leben im Kontext e.V. in Dortmund. Sie ist Buchautorin, psychologische Beraterin (ITS) und in den Bereichen Einzel- und Paarberatung, Seminare (z. B. Praxisseminar Seelsorge und Aufbruch Leben), Schulung und Vorträge tätig.


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Für den, der glaubt, wird das letzte Wunder größer als das erste sein. Dag Hammarskjöld (1905 – 1961), Schwedischer Politiker, Generalsekretär der UN


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HINTERGRUND

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst Ein Plädoyer für die Selbstfürsorge Selbstfürsorge bedeutet: für sich selber gut zu sorgen. Das beinhaltet, sich zu lieben und wichtig zu nehmen und sich um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Selbstfürsorge setzt voraus, dass ich mir darüber im Klaren bin, was ich brauche und was gut für mich ist. Darüber hinaus benötige ich den Mut, für meine Bedürfnisse einzustehen und sie umzusetzen.

Selbstfürsorge setzt Selbstliebe voraus. Und das ist die Herausforderung an uns alle: uns selber zu lieben, so wie wir sind. Von klein auf haben wir das Selbstunliebe-Programm durchlaufen: „Sei nett, sei fleißig, sei leise, sei höflich, sei angepasst etc.“ Der Fokus in unserer Erziehung lag immer dort, wo wir etwas falsch gemacht haben oder noch nicht gut genug waren. Wenn wir Fehler machen, bestrafen wir uns und verschlimmern so unsere emotionale Situation. Beobachten Sie einmal, was Sie zu sich sagen, nachdem Sie einen Fehler gemacht haben. Sagen Sie zu sich: „Wie dumm von mir, das hätte ich doch wissen müssen. Wie doof ist das denn?“ Und wie geht es Ihnen damit? Sie fühlen sich immer schlechter. Was Sie in diesem Moment brauchen, ist Mitgefühl. Tipp: Seien Sie sich selbst der beste Freund. Reden Sie so mit sich, wie es Ihr bester Freund tun würde. Mit der Methode „gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg

können Sie lernen, freundlich mit sich zu kommunizieren und sich selber Empathie (Einfühlung) zu geben. Selbstfürsorge setzt voraus, dass ich die Verantwortung dafür übernehme, wie ich mich fühle. Ich erwarte nicht, dass mich ein anderer glücklich macht. Ich bin nicht länger Opfer der Umstände, sondern frage mich: Was kann ich tun, um meine Situation zu verändern? Anstatt zu denken: „Die Arbeit macht mich fertig“, denkt der selbstfürsorgliche Mensch: „Was kann ich tun, um mich mit meiner Arbeit wohl zu fühlen?“

Selbstfürsorge setzt voraus, dass ich weiß, was mir Freude macht. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Viele Gespräche haben gezeigt, dass die Menschen nicht wissen, was ihnen Freude macht. Das liegt daran, dass sie in ihrem Leben immer geschaut haben, dass alle anderen glücklich sind und dass sie die Erwartungen anderer erfüllen. Sie haben sich nie gefragt, wie sie sich selbst glücklich machen können. Tipp: Fragen Sie sich jeden Morgen: „Was kann ich heute tun, um mein Herz zum Springen zu bringen? Womit kann ich mir heute Freude machen?“ Wenn Sie Schwierigkeiten haben, herauszufinden, was Ihnen Freude macht, fragen Sie sich: „Was hat mir als Kind oder Jugendlicher Freude gemacht?“ Oder Sie probieren einfach ganz unterschiedliche Dinge aus, z.B. Dinge, die bisher niemand von Ihnen erwartet hat.

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch. In einem Gespräch sagte mir ein Mann: „Ich bin eine Woche alleine weggeflogen. Das hat mir wirklich gut getan, aber ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber. Ist es nicht egoistisch gewesen, alleine zu verreisen?“ Dies zeigt, wie wenig selbstverständlich die Selbstfürsorge in unserer Gesellschaft ist. Selbstfürsorge wird mit Egoismus verwechselt und hat somit ein schlechtes Image. Selbstfürsorge steht auf keinem Lehrplan. Wenn man Selbstfürsorge mit dem Verständnis praktiziert, dass das, was ich mir Gutes tue, auch meinem Umfeld zugute kommt, braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben. Der eben zitierte Familienvater kann sich klar machen, dass seine Familie sehr davon profitiert, wenn er gut gelaunt und ausgeglichen aus dem Urlaub nach Hause kommt – statt unzufrieden und schlecht gelaunt zu Hause zu bleiben. Desweiteren ist er im Bereich der Selbstfürsorge ein Vorbild für seine Frau und Kinder und gibt auch ihnen die Erlaubnis, für sich selber gut zu sorgen. Jeder Feuerwehrmann zieht zuerst sorgfältig seine Schutzkleidung an, um danach Menschen aus dem Feuer zu retten. Also bitte kümmern Sie sich zuerst um sich und danach um andere. Wer gut für sich sorgt, kann „nein“ sagen und macht es nicht allen anderen Recht. Er spürt seine Grenzen. Er geht aus Selbstliebe das Risiko ein, das Gefühl zu spüren, von anderen nicht geliebt zu werden. Tipp: Wenn


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Es ist wichtig, sich für Dinge Zeit zu nehmen, die einem Freude bereiten.

Sie gefragt werden, ob Sie etwas für jemanden tun können, antworten Sie nicht sofort, sondern sagen Sie: „Ich denke darüber nach und melde mich.“ Nehmen Sie sich dann Zeit, und werden sich darüber klar, wie es Ihnen mit der Frage geht. Falls Sie die Bitte erfüllen möchten, fragen Sie sich: „Aus welchem Beweggrund tue ich das, aus Liebe oder Pflichtgefühl?“ Dinge, die Sie aus Liebe tun, bereichern Ihr Leben. Schauen Sie sich bewusst Ihren Arbeitsplatz an. Was können Sie tun, um sich dort wohler zu fühlen, z.B. auf- oder umräumen, ein schönes Bild aufhängen, eine neue Blume anschaffen, einen schönen Bildschirmhintergrund installieren, einen Raumduft verwenden oder Ähnliches. Umgeben Sie sich mit Dingen, die Ihnen gefallen und Ihnen Freude machen. Machen Sie regelmäßig Pausen, egal ob die Kollegen dies tun oder nicht. Seien Sie hier Vorbild im Bereich Selbstfürsorge. Sorgen Sie für einen Ausgleich zu Ihrer Bewegung bei der Arbeit: Wenn Sie viel auf den Beinen sind, setzen Sie sich hin. Wenn Sie viel sitzen, stehen Sie auf, laufen herum und machen alle Übungen, die ihrem Körper gut tun. Planen Sie in Ihrem Terminkalender Zeiten für Ihre Selbstfürsorge – verabreden Sie sich sozusagen mit sich selbst.

Praktische Anleitung zur Selbstfürsorge Werden Sie sich bewusst, wie es Ihnen geht. Spüren Sie in Ihren Körper, atmen und nehmen mit der inneren Haltung wahr: „Alles was ist, darf jetzt sein“. Die Gefühle, die Sie spüren, dienen als Wegweiser für die Selbstfürsorge. Über Ihre Gefühle finden Sie Ihre Bedürfnisse heraus.

Beispiel: Sie werden gefragt, ob Sie heute noch eine Arbeit erledigen können. Sie spüren Druck auf den Schultern und eine Enge im Brustraum. Ihnen wird das Gefühl der Belastung und des Drucks klar und das Bedürfnis nach Entlastung. Jetzt wird Ihnen deutlich, dass Sie diese Aufgabe heute nicht erledigen können. Nun können Sie gut für sich sorgen, indem Sie zum Beispiel mit dem Chef sprechen und ihm sagen, wie Sie sich mit der zusätzlichen Aufgabe fühlen, dass Sie Entlastung brauchen und ihn bitten, gemeinsam eine andere Lösung zu finden.

Emotionale Selbstfürsorge: persönliche wichtige Beziehungen pflegen, Möglichkeiten zum Lachen und zur Lebensfreude suchen, sich Zeit zum Genießen nehmen, sich erlauben, zu weinen, Zeit mit angenehmen Menschen verbringen, Zeit mit Tieren oder Kindern verbringen, Dinge tun, die dem Leben Sinn geben. Psychologische Selbstfürsorge: Achtsamkeit üben, Freude- oder Danketagebuch führen, Stress im Leben verringern, Unterstützung annehmen, innere Erfahrungen wahrnehmen eigene Gedanken beobachten, Literatur ohne beruflichen Bezug lesen. Spirituelle Selbstfürsorge: sich Zeit nehmen für Reflexion, ausleben, was zu einem passt: z.B. Tanz, Gebet, Meditation, Kunst, Musik, Zeit in der Natur verbringen, lernen.

Ermutigung: Lassen Sie der Freude und dem Glück zuliebe den Gedanken los: „Was denken die anderen vor mir?“, und tun Sie das, was Ihnen Freude macht.

Anregungen für Selbstfürsorge in unterschiedlichen Bereichen: Körperliche Selbstfürsorge: auf die Signale des Körpers achten, gesund essen, viel Wasser trinken, ausreichend schlafen, körperliche Aktivitäten ausüben, die Spaß machen, sich Zeit nehmen für Sexualität, telefonfreie Zeit leben.

Franka Meinertzhagen, Jahrgang 66, verheiratet, zwei Kinder, seit 1990 selbständige Trainerin, Wertschätzung Mensch, Wuppertal


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PRAXISTIPP

„Der Sitz im Leben“ Einführung in den Sterbesegen Tod und Sterben sind heute kein Tabu mehr. Es gibt (wieder) eine Sterbekultur. Vor allem die Hospizbewegung hat es sich zum Anliegen gemacht, dass würdevolles Sterben möglich ist. In Krankenhäusern wird immer mehr darauf geachtet, dass Sterbende das Maß an Pflege und Zuwendung erhalten, das sie brauchen. Wenn es irgend geht, dürfen Angehörige Tag und Nacht mit ihnen zusammen sein. Die Forschungen zur Trauerbewältigung haben gezeigt, wie bedeutsam es für die Angehörigen ist, diese Zeit des Sterbens zu gestalten. Was in dieser Zeit hilfreich war, wird zum „Trittstein“ für die Zeit danach. Dies gilt auch für alles, was in religiöser Hinsicht erlebt und getan wird. Wenn wir als Krankenhausseelsorger zu Sterbenden gerufen werden, handeln wir vor allem auf Wunsch der Angehörigen und gehen auf deren Bedürfnisse ein. Weil Sterbende oft nicht mehr ansprechbar oder durch die Wirkung von Schmerzmitteln „so weit weg“ sind, dass nur eine sehr eingeschränkte Kommunikation möglich ist, sind es häufig die Angehörigen, die Beistand für diese Situation des nahenden Überganges vom Leben zum Tod suchen. Sie wünschen, dass jemand durch Gebet und Ritus eine Stütze bietet und einen Rahmen schafft für ihr eigenes religiöses Denken und Tun. Wenn von Angehörigen in der Situation des Sterbens der Wunsch nach „Letzter Ölung“ geäußert wird, erkennen wir in dieser Bitte den Wunsch nach kirchlichem Beistand. Krankensalbung und Krankenkommunion bieten in dieser Situation meist nicht die angemessene Form der Stärkung, weil der Empfang dieser Sakramente voraussetzt, dass der Patient einigermaßen bewusst mitfeiern kann. Zudem intendiert die Krankensalbung eindeutig, Stärkung zu sein auf dem Weg der Genesung. Sie hat ihren „Sitz im Leben“ zu einem früheren Zeitpunkt und wird unbedingt empfohlen, wenn Menschen beginnen, wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr zu geraten. Die Situation des nahenden Übergangs vom Leben zum Tod erfordert einen anderen Ritus. Aus diesem Grund bewerten jene, die in diese Situation gerufen werden – auch Priester – einen Sterbesegen als angemessenes religiöses Ritual am Übergang vom Leben zum Tod.

Auch wenn der Tod überraschend eingetreten ist, etwa in der Akutmedizin oder bei einem Notfall, kann in den ersten Stunden danach der Sterbesegen stimmiger sein als eine Aussegnungsfeier, die meist erst ein bis zwei Tage später ihren Platz hat.

Dienst an den Angehörigen Durch die veränderten familiären Strukturen wird Sterben nur noch selten erlebt; es gibt wenig Wissen um das, was man religiös tun könnte. Oft befinden sich Angehörige außerdem in einem Zustand des Schocks und der Lähmung, in einem Gefühl von Ohnmacht und Sprachlosigkeit und sind nicht in der Lage, hierin Verantwortung zu übernehmen. Von der Kirche erwartet man kompetente Hilfeleistung, die die Zuwendung und Solidarität Gottes vermittelt als Hilfe in äußerster Not. Angehörige kommen aus allen Gesellschaftsschichten/Milieus und bringen höchst unterschiedliche spirituelle und religiöse Auffassungen mit. Viele haben wenig Erfahrung mit Gottesdienst und Liturgie. Aufgabe der Kirche ist es, an dem anzuknüpfen, was jemand mitbringt. Aufgabe des Seelsorgers ist es, kirchliche Angebote an den Möglichkeiten der Angehörigen auszurichten und sie für die konkrete Situation erfahrbar zu machen. Dann ereignet sich communio, Volk Gottes, missionarische Kirche oder – wie es Kardinal Carlo Martini genannt hat – „rituelle Diakonie“. In der Feier des Sterbesegens wird „das Heilige“ bezeugt; sie wird zum Zeichen für die Gegenwart Gottes. Selbst Menschen, die nicht christlich verankert sind, erleben diesen Segen als hilfreich und verstehen ihn als Hinweis auf eine – wie auch immer geglaubte – höhere Macht.

Hinweise zum Seg(n)en Wer segnet, glaubt, dass Gott sich diesem Menschen zuwendet. Für die Situation des Lebensendes heißt das: Alles, was das Leben der sterbenden Person ausmacht, möge bei Gott ein gutes Ende finden. Wenn wir segnen, sind wir einerseits äußerst präsent, andererseits handeln wir in einer zurückhaltenden, dienenden Weise. Wir sprechen „sei gesegnet“ in dem Bewusstsein, dass ebendies jetzt geschieht. Was dabei geschieht, liegt nicht in unserer Hand, sondern kann


HINTERGRUND

nur erhofft und geglaubt werden. Wir segnen in der Hoffnung, dass das, was war und das, was sein wird, nun in Gottes Hände gelegt und vollendet wird. Segnen bedeutet nicht, Schuld einzuebnen oder gar gutzuheißen. Segnen heißt, dass alles, was ist, in den Raum zwischen diesem Menschen und Gott gestellt wird. Dies gilt auch für alles, was in unseren Augen ungelöst und unversöhnt geblieben ist. Wir können es Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit überantworten. Die Begriffe „sei angenommen“ und „sei getragen“ in den Segensworten wollen dies zum Ausdruck bringen. Die Segensworte sind so gewählt, dass sie in möglichst vielen Situationen unverändert bleiben können. In der Struktur gleicht der Text einem Lied oder Gedicht und kann dadurch leichter auswendig gesprochen werden. Zu Beginn wird die sterbende Person namentlich angesprochen. Die beiden nachfolgenden Zeilen leiten den Segen ein, die Schlusszeilen sind ein Zuspruch, eine Zusage. In kurzen Sätzen und einfachen Worten wird das gelebte Leben in den Blick genommen. Dieses einmalige Leben wird „leibhaftig“ gewürdigt; es wird gesegnet mit dem Kreuzzeichen, das von den meisten Menschen als Grundgeste des Glaubens begriffen wird. Selbst wenn die Worte am Ohr vorbeigehen, wird das Zeichen erlebt. Es ist ein eindrückliches Segenszeichen. Das Kreuzzeichen kann auf Stirn und beide Hände im Verlauf des Segnens gezeichnet werden oder nur auf die Stirn am Ende bei den Worten „Im Namen des Vaters...“ Bei den Schlusszeilen können beide Hände der sterbenden Person unterfasst werden, um so den Zuspruch („der Engel nehme dich bei der Hand“) zu unterstreichen. Beim Segnen kann Weihwasser verwendet werden, um zeichenhaft an die Taufe zu erinnern. Ausdrücklich sind die Angehörigen eingeladen, in ihrer Weise zu segnen: einzeln, still oder mit ihren eigenen Worten. Auch Kinder können segnen. Es ist auch möglich, dass die sterbende Person ihre Angehörigen segnet.

Christine Kaier, katholische Krankenhausseelsorgerin, Schwäbisch Hall

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CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Wochenende für Kranke und Angehörige

Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen. Wochenende für Kranke und Angehörige 1996 verspürten wir als Leitungsteam der Christen im Gesundheitswesen (CiG) den Wunsch, die Erfahrungen der ersten 10 Jahre unserer Bewegung nicht nur unseren Kollegen, sondern auch den Patienten zugute kommen zu lassen. Gleichzeitig erfuhren wir zunehmend von den Herausforderungen christlicher Gemeinden, die Menschen mit chronischer und/oder schwerer Erkrankung über längere Zeit begleiten: Ein großes Spannungsfeld zwischen der Behandlung im säkularen Gesundheitswesen „auf der einen Seite“, und der seelsorgerlichen Begleitung durch die Gemeinde „auf der anderen Seite“ wurde deutlich – trotz bekannter Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Heilung. Dieser Herausforderung stellten wir uns und boten in unserer Freizeit Seminare für chronisch Kranke an – und später auch für ihre Angehörigen.

Es haben seither in 17 Jahren 40 Wochenenden in einem christlichen Tagungshaus oder Kloster stattgefunden. Rund 820 Personen haben, teilweise zum wiederholten Male, unsere Seminare besucht. Mehr als 85 Mitarbeiter waren über die Jahre dabei. „Die Wochenenden für Kranke und Angehörige“ wurden 2010 neben anderen Initiativen mit dem Christlichen Gesundheitspreis prämiert, einem Anerkennungs- und Förderpreis zum Zusammenwirken von Gesundheitswesen und Gemeinden. Ein Team von 10 bis 20 Mitarbeitern aus ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Berufen und gleichzeitig vielen Mitarbeitern aus christlichen Gemeinden, die in Seelsorge und Krankenbegleitung erfahren sind, begleitet 20 bis 50 chronisch oder schwer kranke Menschen mit ihren Angehörigen von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag. Gäste und CiG-Mitarbeiter beschäftigen sich gemeinsam mit verschiedenen Themen um „Krankheit und Heilung“ (siehe Kasten). Wir lernen als „Profis“ von den „Kranken“ und umgekehrt, wie wir als Menschen im Umgang mit schwerer, chronischer und/oder unheilbarer Krankheit wachsen können. Ein Geheimnis ist dabei die Gemeinschaft, die unter uns Teilnehmern während der gemeinsamen Zeit fast wie von selbst entsteht. Wir ermutigen unsere Gäste, Schritte der Heilung zu erkennen und umzusetzen: eine Lebensstiländerung, Erkennen eigener Ressourcen, neue

Inhalte: I Thematische Schwerpunkte • Krankheit und Heilung neu verstehen aus biblisch-ganzheitlicher Sicht • Krankheitsverarbeitung – seelische Prozesse und biblische Hilfen • Heilung schmerzhafter Erfahrungen in der persönlichen Krankengeschichte • Gottes Reden in der Krankheit besser verstehen • Mögliche Heilungshindernisse erkennen und bearbeiten • Schritte zu einem heilungsfördernden Lebensstil • Wie Glaube wächst an Gott, der uns umfassend heilen möchte I Hilfen zur persönlichen Verarbeitung • Erfahrungsberichte • Gesprächsgruppen • Angebot seelsorgerlicher Gespräche • Angebot medizinisch-therapeutischer Beratung • Einführung in die Körperwahrnehmung und Entspannung • Möglichkeit der Teilnahme an Gottes diensten der Klostergemeinschaft I Gott begegnen in Gesang und Gebet I Gebet um ganzheitliche Heilung

Perspektiven. Bei medizinisch-therapeutischen Einzelberatungen kann ausgelotet werden, was medizinisch alternativ möglich sein könnte. Es können auch Schritte der Vergebung und Versöhnung erfolgen – mit Angehörigen, aber auch in der Beziehung zu Gott. Dies wird angeregt durch kurze Impuls-Referate zu verschiede-


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

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Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) CiG e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit. Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen

nen Fragen rund um das große Thema Krankheit. Die Schwerpunkte liegen dabei neben den Informationen auf allem, was auch in Krankheit praktisch und einfach umsetzbar ist, heilsame Folgen hat und zu einem veränderten Umgang mit Krankheit weiterhilft, z. B. beim Thema Krankheitsverarbeitung (die oftmals schwere Arbeit bedeutet!): Was passiert in meinem Körper, in meinen Gedanken, in meiner Seele, wenn Krankheit mich trifft? Oder: Gott ist ein Gott, der sich seinen Menschen mitteilen will. Wie können wir das Reden Gottes auch in Krankheit neu wahrnehmen lernen, welche Hilfen gibt es dafür? Wie kann ich Gefühle als Signale meiner Seele wahrnehmen lernen und nutzen? Und wie kann es ganz praktisch aussehen, einen gesundheitsfördernden Lebensstil einzuüben und zu lernen, uns um uns selbst zu kümmern und uns selbst Gutes zu tun? Genauso spannend, extrem wichtig und einflussreich auf den Krankheitsverlauf ist die Kommunikation zwischen Kranken und Gesunden, die meistens durch die Erkrankung erschwert oder sogar stark gestört ist – das wird auch dadurch deutlich, dass an den Wochenenden immer mehr Angehörige teilnehmen. Günther Gundlach

Nächstes Wochenende: 04. – 06.10.2013: Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, „Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen“ Anmeldung: (+49) (0) 4104 9170930

• einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen, • Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen. Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung. Wichtiges Element sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle. Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten: Seminare zu berufsspezifischen Themen aus christlicher Sicht, Fachgruppentreffen wie auch Angebote für Kranke und Angehörige. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen wird von rund 20 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen im Bundesweiten Leitungskreis verantwortet und geleitet. In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundesweiten Leitungskreises. Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 10 € im Monat finanziell unterstützen.

Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein dem Förderkreis beizutreten! CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.

Bergstraße 25, D-21521 Aumühle Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39 Email: info@cig-online.de, Internet: www.cig-online.de


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NACHRICHTEN

Komponenten

Parish Nurses

Das große „C“

Blick über den Atlantik

Beziehung auch zu Angehörigen pflegen

Angela Glaser, Parish Nursing Germany

Leipzig: Das große „C“ und die Kunst der Kommunikation: Unter diesem Thema fanden sich am 19. Juni in Leipzig 60 Kommunikationsfachleute aus Mitgliedshäusern der Initiative „Christliche Krankenhäuser in Deutschland“ ein (CKiD) Prof. Dr. med. Giovanni Maio, Freiburg i.Br., erinnerte an wichtige Faktoren, die die Arbeit in christlichen Häusern auszeichnet bzw. auszeichnen sollte und die im Grunde erst ein Krankenhaus im engeren Sinne definierten. Dr. Gerrit Popkes, Berlin, fasst sie in seinem Blog zusammen: „Die Orientierung am ganzen Menschen bedeutet auch die Berücksichtigung seiner spirituellen Komponente. Sinnfragen dürfen präsent sein. Die Betonung der Beziehungshaftigkeit setzt bei dem Heilungsprozess eine echte Beziehungsqualität, auch zu den Angehörigen, voraus. Die Identifikation der Mitarbeiter setzt voraus, sich als Wertegemeinschaft zu erleben. Die individuelle Einbringung kann nicht mit Ausbeutung des Einzelnen einhergehen. Die Bedingungslosigkeit der Hilfe bedeutet zum einen, dass wirklich alle willkommen sind, und zum anderen, dass auch der schwerstkranke Mensch ein vollwertiger, Wertschätzung verdienender Mensch ist. Auch Prof. Dr. Michael Fischer, Hall/Tirol und Münster, erinnerte an die Wurzeln: „Das Christliche ergibt sich nicht aus der Differenz zu anderen, sondern das Christliche zeigt sich im ernsthaften Versuch, das zu sein, was uns als Christen aufgetragen ist.“

Mequon/Wisconsin: Unter dem Thema „Transforming Lives for Health, Healing and Eternity” fand vom 29. – 31. Mai 2013 eine Konferenz der Lutheran Parish Nurses an der Concordia University in Wisconsin statt. Außer den über 90 Teilnehmern aus den USA nahmen auch vier Pflegefachkräfte aus Australien und jeweils eine aus Palästina und Deutschland teil. Angela Glaser, Referentin für Parish Nursing (Vis-à-vis) in Deutschland hielt ein Seminar über die Geschichte der Gemeindeschwestern in Deutschland. Die vielen Rückfragen zeigten das große Interesse der Teilnehmer an den Wurzeln der Parish Nursing Arbeit. 2014 wird die Study tour der Lutheran Parish Nurses International nach Deutschland führen. Hier wird es auch zu Begegnungen und gemeinsamen Ausflügen mit den Pflegefachkräften von Vis-à-vis (Parish Nursing Germany) kommen. ww.lpni.org, www.visavis-gemeindediakonie.de

Überlebenschance

Transplantationserfolg

Erfolg auch von Vertrauen abhängig

Pisa: Patienten, die Gottes Beistand suchen und auf Gott vertrauen,

haben eine deutlich höhere Überlebenschance nach einer Lebertransplantation. 21 Monate nach der Operation lebten drei mal so viele Patienten dieser Gruppe wie in einer parallel untersuchten Gruppe. Das berichtet die Internetzeitschrift Crossroads in ihrer Augustausgabe. Der Fundort der Studie: Bonaguidi, F,. Michelassi, C., Filipponi, F., Roval, D., (2010). Religiosity associated with prolonged survival in liver transplant recipients. Liver Transplantation 16:1158-1163

Young Care

Junge Pflegebedürftige

Pflegeplatz mit entsprechender Förderung

Springe: Das Diakoniezentrum Jägerallee Springe bei Hannover erweitert sein Aufgabenspektrum: Im Juli 2013 konnte der erste von später 13 Bewohnern das neue Gebäude beziehen. yocas steht für Young Care Springe. Gemeint sind junge Pflegebedürftige, für die es in Deutschland nicht ausreichend Pflegeplätze gibt. Bisher werden diese Menschen oft in Einrichtungen für Senioren untergebracht. Dort werden sie gut versorgt, jedoch nach Seniorenbedürfnissen. Dies bedeutet, dass sie unterfordert sind und nicht entsprechend ihrer Potenziale gefördert werden können. „Gemeinsam – gepflegt – leben“ lautet Motto und Ziel der neuen Einrichtung für junge Menschen, die nach einem schweren Schicksalsschlag pflegebedürftig geworden


NACHRICHTEN

sind. Ihnen soll geholfen werden, so selbstständig und selbstbestimmt wie möglich zu leben.

Zugewinn

Impuls: Pflege in der Klinik

Gewinnung und Bindung von Personal

Berlin: Was sind die Gründe für die rückläufigen Entwicklungen in der Gewinnung und Bindung von Pflegepersonal? Welche Beispiele gibt es für eine gute Praxis in Ausbildung, Personalgewinnung und -bindung? Diesen Fragen ging ein gemeinsames Projekt von Diakonie Deutschland und Evangelischem Krankenhausverband nach, dessen Ergebnisse nun veröffentlicht wurden. Bereits 2009 hatte der Deutsche Evangelische Krankenhausverband in einem Impulspapier festgestellt, dass nur mit einer kooperativen Neuordnung der Aufgaben und Kompetenzen im Krankenhaus ein förderndes Arbeitsklima geschaffen und eine hohe Zufriedenheit bei Mitarbeitenden und Patienten erreicht werden kann. Die vorgestellten, in der Praxis erprobte Beispiele zeigen Ansätze zur Verbesserung der Nachwuchsgewinnung, der interprofessionellen Zusammenarbeit, der Förderung individueller Potentiale zur Unternehmensführung sowie neue Wege zur Vereinbarung von Familie und Beruf vor. Ein besonderer Akzent wird mit dem in der Diakonie Deutschland entwickelten Projekt „Christliche Spiritualität in der Pflege“ gesetzt. Christliche Spiritualität wird hier als Ressource verstanden, derer Pflegende in ihrer

Profession bedürfen, um die ihnen begegnenden existenziellen Grenzsituationen und Belastungen für sich zu verarbeiten. Auf diese Weise tun sie zugleich etwas für sich selber, für die eigene Gesundheit und ihre Berufszufriedenheit. Das Impulspapier ist im Internet zu finden: www.diakonie. de/impulspapier-pflegende-an-christlichen-krankenhaeusern-12699.html

Nicht eindeutig

Hochreligiöse gesünder oder kränker?

Unterschiedliche Ergebnisse

Berlin: In den Informationen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen von Mai wird auf eine dänische Studie hingewiesen, die untersuchte, wie häufig Hochreligiöse in den vergangenen 40 Jahren an psychischen Störungen erkrankten. Untersucht wurden Adventisten und Baptisten. Dr. Michael Utsch berichtet: „Das Ergebnis wies in mehrere Richtungen. In der Untersuchungsgruppe fanden sich einerseits deutlich weniger Alkohol- und Suchterkrankungen. Bei den baptistischen Männern wurden weniger Depressionen und bei den Frauen weniger Schizophrenien beobachtet. Erstaunt waren die Forscher allerdings darüber, dass bei Frauen häufiger Depressionen auftraten. Dazu diskutierten sie einige Hypothesen – vielleicht könne die Kontaktvermeidung durch das säkulare Umfeld der Frauen depressionsauslösend sein“.

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Forderungen

Wahlprüfsteine in Deutschland

Forderungen zur Bundestagswahl

Berlin: 10 Wahlprüfsteine veröffentlichte der Verband Christlicher Krankenhäuser in Deutschland vor den Wahlen zum Deutschen Bundestag: Unter anderem werden gute Arbeitsbedingungen und ausreichende Personalausstattung in den Krankenhäusern gefordert, eine Stärkung der Pflege im Krankenhaus sowie eine nachhaltige Sicherung der Wirtschaftlichkeit der Kliniken.

Braco

Heiler mit gebendem Blick

Publikum voller Hoffnung

Berlin: Kritisch mit dem kroatischen „Blickheiler“ Braco setzt sich die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen im Materialdienst von Mai auseinander. Sie bezeichnet ihn als „eines der rätselhaftesten Phänomene der Esoterik-Szene“. Allein an einem Wochenende verkaufte er 3000 Eintrittskarten à 5 Euro zu seinen Sessions in BerlinNeukölln. Die Sitzungen bestünden im Wesentlichen darin, dass die Teilnehmer sich dem „gebenden Blick“ des Kroaten aussetzten. Vor allem Frauen zwischen 30 und 50 seien im Publikum zu finden.


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INTERVIEW

„Wir haben ein Verfallsdatum“ Wenn ein Chefarzt an Krebs erkrankt. Dr. Samuel Pfeifer im Gespräch Im vergangenen August erhielt der Psychiater, Referent und Autor Samuel Pfeifer die Diagnose Krebs. Aufgrund der aggressiven Krankheitsform wurde ihm kaum noch eine Überlebenschance gegeben. Heute arbeitet er wieder. Wir sprachen mit ihm über Gesundheit, Gebet und Glaube. Samuel Pfeifer, wie geht es Ihnen? Gut, danke. Die Klinik Sonnenhalde schreibt in einer öffentlichen Mitteilung: „Wir freuen uns und sind sehr glücklich, dass Dr. Samuel Pfeifer nach langer Krankheit wieder gesund und in der Sonnenhalde zurück ist!“ Was ist passiert? Ich habe im letzten August mein 25-Jahr-Jubiläum als Chefarzt der Klinik Sonnenhalde gefeiert. Und wenige Tage davor bemerkte ich bei mir einen abnormen Lymphknoten. Ich ließ mich untersuchen mit dem Resultat, dass ich ein Lymphon hatte, Krebs. Wie waren aus medizinischer Sicht die Heilungsperspektiven? Am Anfang wurde mir eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 15 Prozent gegeben. Ihr Leben hing nur noch an einem Faden… Es war sehr ernst. Ich wurde aber am Universitätsspital sehr kompetent betreut. Die Behandlung dürfte allerdings belastend gewesen sein.

Sie war einschneidend. Mir wurde Chemotherapie verordnet. Was dachten Sie zehn Minuten nach Erhalt dieser niederschmetternden Diagnose? Das klingt jetzt vielleicht etwas eigenartig... Aber durch die Tatsache, dass ich als Arzt und Psychiater immer wieder mit Menschen in Kontakt bin, die ohne Anlass plötzlich schwer erkranken, war einer meiner ersten Gedanken: „Warum soll es mir als Arzt besser gehen als meinen Patienten? Sollte ich aufgrund meines Berufes oder meines Glaubens vom Leben ‚besser‘ behandelt werden als sie?“ Ich erkannte mich als Schwacher unter Schwachen. Wurde mit dieser Diagnose Ihre Beziehung zu Gott beeinträchtigt? Nein – es ist ein großes Geschenk, dass ich das so sagen darf. Was bestärkte Ihre Überzeugung, dass Sie nicht aus Gottes Hand geglitten sind? Nur wenige Tage nach der Diagnose, hörte ich mir auf YouTube einen Country-Song an... War es der, den Sie am 22. August 2012 ins Facebook stellten? Ich habe ihn mir notiert: „The God on the mountain is still God in the valley. When things go wrong, He'll make it right. And the God of the good times is still God in the bad times. The God of the day is still God in the night.“ Der Gott der guten Tage ist der gleiche Gott in den schlechten Tagen...

Genau. Diese Melodie begann in mir zu spielen. Das war gleichzeitig einer meiner letzten FacebookEinträge. Denn menschlich war mein Zustand äußerst problematisch, die Aussichten überaus schlecht. Die Gewissheit, dass der Gott auf dem Berg, dem Gipfel des Erfolgs und der Gott im Tal, in der Dunkelheit, genau der gleiche ist, trug mich durch. Wir dürfen uns darauf verlassen, dass derselbe Gott, der uns lichterfüllte Höhenerfahrungen machen lässt, auch im dunkeln Tal unverändert präsent ist. Diese Erkenntnis erinnert an Davids Gedanken in Psalm 23, auch er empfand in der Finsternis Gottes Gegenwart. Ja, ganz genau. Das heißt, Sie haben die Situation, auf den Tod krank zu sein, einfach mal so hingenommen? Richtig. Ich nenne dies gläubigen Existentialismus. Was meinen Sie damit? Ich darf auf diesem Planeten leben, akzeptiere aber, dass meine irdische Existenz irgendwann wieder endet. Einmal besuchte mich ein Freund. Er las mir eine Textstelle aus dem Römerbrief vor, aber nicht Vers 28 aus Kapitel 8, sondern etwas weiter vorne, ab Vers 20. Dort steht, dass die ganze Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist. Wir sehnen uns „nach der Erlösung unseres Leibes“. Das heißt, wir unterliegen einem Verfallsdatum.


INTERVIEW

Sie mussten mit der Familie über Ihre Situation reden, auch über ein mögliches Sterben… Ja, meine Söhne fragten: „Warum passiert das jetzt? Warum dir?“ Ich sagte ihnen, mein Leben sei vergleichbar mit einem Apfel, der irgendwann mal fleckig und schrumpelig wird, weil er eben ein Verfallsdatum hat, so wie wir Menschen. Hätten Sie es verstanden, wenn Ihre Söhne gesagt hätten: „Komm, wir bitten Gott um Heilung.“? Sie haben das ja auch gesagt und viele andere genauso. Ich erfuhr das ganze Spektrum im Bereich der Bitten um Heilung. Das ging von „Sämi, wir denken an dich“, über „Sämi, wir würden zu dir kommen, um für dich zu beten“, bis hin zu „Sämi, wir kennen da jemanden mit einer besonderen Gabe. Möchtest du nicht mal zu ihm gehen?“ Wofür haben Sie sich entschieden? Ich glaube an einen großen Gott. Aber ich glaube nicht, dass in einem speziell inszenierten Gebet mehr Macht liegt als im Gebet eines Freundes, der mit mir betet. Von meinen Patienten weiß ich auch, wie ganz unterschiedlich die Folgen von Gebeten sein können. In mir festigte sich ein Bild: Die einzelnen Gebete von Hunderten von Menschen sind wie die Knoten in einem Netz des Glaubens, das mich trägt. Was immer auch geschehen sollte, ich war gehalten und begleitet. Ich zitiere aus Ihrem Buch „Wenn der Glaube zum Problem wird“: „Ein Kind Gottes darf kindlichvertrauensvoll zu Gott kommen, in dem Wissen, dass der Vater es liebt und ihm nur das Beste geben möchte.“ Das Beste bringt man aber schwerlich in einen Zusammenhang mit einer tödlichen Krankheit.

In einer solchen Situation gilt es, die Perspektiven zu sortieren. Es gibt die Perspektive auf der Erde – das ist die Sicht des Ehepartners, der Familie, deine Pläne, die du noch verwirklichen wolltest. Und es gibt die Perspektive des Himmels gemäß der Bibel. Wir werden einmal den König sehen! Es gibt noch etwas anderes, als das, was wir auf Erden kennen. Als Christ lebe ich mit einer Ewigkeitshoffnung. Es wird einmal einen neuen Himmel und eine neue Erde geben ohne Schmerzen, Leid, Not und Tod. Diese Perspektive bekam für mich eine starke Bedeutung, so stark wie noch nie zuvor. Sie wurde existentiell, konkret. Sie selbst haben Gott nicht um Heilung gebeten? Doch, im Sinne von „ich lege meinen Geist in deine Hände“, in dieser Haltung. Ich will es Gott überlassen, wie lange er mich auf der Erde haben will. Er hat mir in meinem Leben so viel Schönes geschenkt. Wenn er mich abberufen will, will ich auch dazu Ja sagen.

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Doch die medizinischen Möglichkeiten wollten Sie schon ausschöpfen? Ja, zusammen mit dem behandelnden Arzt habe ich die verschiedenen Möglichkeiten besprochen. Ich sagte ja zu sechs Mal Chemotherapie. Nicht aber zur Stammzelltherapie,

Zur Person Samuel Pfeifer (61) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und war bis 2012 Chefarzt der Klinik Sonnenhalde in Riehen. Seit 2013 dient er dieser Klinik als Leitender Arzt, wo er neben der Betreuung ambulanter Patienten das neue Kompetenzzentrum „Psychiatrie, Spiritualität und Ethik“ leitet. Weitere Interessen liegen im Bereich „Global Mental Health in christlichem Kontext“, wo er international Fachpersonen und Laien in einer professionellen Psychiatrie weiterbildet, die von christlichen Werten geprägt ist. Samuel Pfeifer ist verheiratet mit Annemarie Pfeifer und hat drei Söhne. Er ist Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche.


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INTERVIEW

nur um mein Leben um einige Monate zu verlängern.

immer und schon gar nicht leichtfertig beantworten lassen.

Als Arzt in der Hand von Ärzten zu sein – ist das schwierig? Ich war aus dem Alltag gekippt worden und erlebte mich plötzlich anderen Menschen ausgeliefert. Nachdem ich die Phase der Erschütterung und der Trauer einigermaßen verarbeitet hatte, begann mich mein „Rollentausch“ zu interessieren. Wie geht die moderne Medizin

mit schwerkranken Patienten um? Ich machte die Erfahrung des Alleinseins, in einer Röhre liegend, inmitten surrender Apparaturen. Mir fiel auf, wie wenig Gespräche es in dieser Phase gegeben hat. Wo nimmt die technisierte Medizin den Menschen als Person wahr?

Sehe ich es richtig, dass für Sie die Frage „Warum heilt Gott in diesem und jenem Fall nicht?“ gar nicht so viel Gewicht hat? Es ist eine Tatsache, dass viele Menschen mit Einschränkungen und Schwächen leben müssen. Wenn uns die theologischen Antworten auf unsere Unvollkommenheit fehlen, dann kreieren wir eine idealistische Lehre, die ein derart hohes Ziel steckt, dass wir es nicht erreichen. Diejenigen, die mit Schwachheit und Krankheit leben müssen, werden theologisch ausgegrenzt, man suggeriert ihnen Schuld. So wird ihnen genau das vorenthalten, was ich in meiner Krankheitszeit erfahren durfte – dass der Gott auf dem Berg im Tal unten genau der gleiche ist! Auch im dunklen Tal ist Gott gegenwärtig. Diese Wahrheit können wir nur dann anderen Menschen zusprechen, wenn unsere Theologie Schwachheit integriert.

Lässt sich sagen, dass Sie durch die eigene Erfahrung lernten, einem auf den Tod kranken Menschen hilfreich zu begegnen? Ja, durch das eigene Erleben bekommt alles mehr Tiefe. Wobei ich sagen muss, dass es sehr unterschiedlich ist, wie Menschen auf Krankheitsschocks reagieren. Einige möchten viel Gebet, andere wiederum lehnen sich auf und klagen Gott an. Sie haben Fragen, die sich nicht

Sieht man auf die Liste Ihrer Bücher findet man Titel, wie „Der sensible Mensch“, „Die zerrissene Seele“, „Die Schwachen tragen“. Alles Titel, die Menschen mit Problemen verteidigen. Was brachte Sie dazu, ein besonderes Augenmerk auf die Schwachen zu legen? Mein Vater war Seelsorger und begegnete psychisch Kranken mit Empathie. Wir Kinder lernten schon früh, dass es Menschen gibt, die

mit hoher Sensibilität und Schwachheit leben und leiden. Ich entschied mich dann, nicht Theologie, sondern Medizin zu studieren. Etwas Zweites war prägend. Ich bewegte mich in einer christlichen Jugendbewegung, die unter anderem die Vorstellung vermittelte: „Wenn man will, dann kann man.“ Dort schlich sich menschliches Machtdenken ein, eine Überheblichkeit, wie sie auch in Teilen der Wissenschaft anzutreffen ist. Zwar profitierte ich viel, lernte aber auch Menschen kennen, welche diese Maßstäbe nicht umzusetzen vermochten. Als ich dann Arzt war, begegnete ich ihnen wieder und sie erzählten mir ihre Geschichten. Ich lernte, dass es nicht nur die großen, lauten Geschichten mit Gott gibt, sondern auch die kleinen, stillen; Geschichten von Menschen, die trotz eines Leidens zu Gott aufschauen. Diesen Menschen wollte ich die Hand reichen. Das heißt, Sie sehen durchaus, dass Gott manchmal auch machtvoll eingreift und nicht nur Leidende tröstet? Absolut, ja! Nur – meine Erfahrung sagt, dass Gott oftmals nicht so handelt, wie wir es uns wünschen. Manchmal bewirkt er so Grandioses, wie wir uns dies nicht hätten vorstellen können. Und in anderen Fällen – auch dort, wo man mit viel Gebet Gott zum Eingreifen bewegen will – passiert es nicht. Es kommt anders, als wir wollen. Wir begegnen der Unfassbarkeit eines souveränen Gottes, wir haben ihn nicht in der Hand. Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld. Jesus schickte 72 Jünger zu den Menschen mit dem Auftrag „Heilt die Kranken, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ Haben


INTERVIEW

wir Christen diesen Auftrag an die moderne Medizin abgetreten? Das ist eine offene Frage. Jesus hat diese Botschaft zu Beginn seines Dienstes betont. Die Heilungen waren Zeichen, die auf seine göttliche Autorität verwiesen. Was ich feststelle ist, dass die Glaubensheilungen und Wunder in unserer Zeit und Kultur deutlich zurückgegangen sind. Gleichzeitig vollbrachten die Kirchen Werke der Barmherzigkeit in großem Stil. Sie errichteten Krankenhäuser und diakonische Einrichtungen, gestalteten Betreuung und Pflege. Sie integrierten die menschlichen Möglichkeiten in den Glaubensauftrag. Damit setzten sie wiederum von Gott inspirierte Zeichen, und zwar rund um die Welt, allerdings mit einem anderen Fokus. Inzwischen scheint Gott im Krankenhaus kaum noch eine Rolle zu spielen. Die große Gefahr ist nun, dass die Wissenschaft sich überhebt und behauptet: „Wir brauchen keinen Gott und heilen trotzdem“. So wird Heilung menschenzentriert und auf das Diesseits bezogen. Die Medizin maßt sich ungerechtfertigt Macht an und verschiebt die Werte auf eine Weise, die ich so nicht mittragen kann. Ganz abgesehen davon gibt es trotz moderner Medizin viele Menschen, denen nicht geholfen werden kann und die leiden. Wer hat Sie geheilt, die Chemo? Gott schenkte es, dass die Chemo so wirkte, dass nach einer fünfmonatigen Therapie kein Befund mehr festgestellt wurde. Das ist ein völlig unverdientes Geschenk. Ich weiß von vielen anderen, die dieses Vorrecht nicht bekamen. Als mir mein Arzt die gute Nachricht mitteilte, sagte er, dass ich von vier Behandelten der einzige sei, dem er positiven Bescheid bringen könne. Meine

Überlebenschance ist nun 70 Prozent. Eine solche Wiederherstellung war nicht vorhersehbar gewesen. Von 15 auf 70 Prozent – doch sterben müssen wir alle, zu 100 Prozent. Das ist es ja genau. Es geht hier um vorzeitiges, aus unserer Sicht zu frühes Sterben. Haben Ihre Gebete sich verändert? Ein Grundtenor meines Gebets ist Dankbarkeit für so vieles, was ich als Geschenk erlebe. Das war schon immer so. Wer dies noch nicht macht, dem empfehle ich, Dankbarkeit zu trainieren und Gott als allmächtigen Schöpfer des Universums und der Erde anzubeten, im Bewusstsein, dass wir ohne ihn nicht existierten. Dieses Staunen, dass Gott an mich denkt, obwohl er so unfassbar groß ist, weckt in mir enorme Dankbarkeit. Er kennt meine innersten Gedanken, meine Abgründe, „mein Seufzen ist ihm nicht verborgen“ (Psalm 38,10). Gott weiß, was ich gerne hätte. Aber die Entscheidung, was dran ist, kann ich nicht von ihm erzwingen. Ist das nicht Fatalismus? Nein, dieses Vertrauen ist mit dem verknüpft, was die Bibel „einen sicheren und festen Anker der Seele“ nennt. Gemäß Hebräer 6,19 reicht dieser bis in die Ewigkeit hinein. Der Bezug zu Gott wirkt wie eine unsichtbare Rettungsleine. Das ist lebendige Hoffnung. Sie hält auch dann, wenn ich meine zu fallen. Darf man sagen, dass Sie in großer Not einen noch größeren Trost oder Tröster gefunden haben? Ja, das ist erfahrbar. Vor vielen Jahren starb eines unserer Kinder am plötzlichen Kindstod. Auf die Todesanzeige setzten wir Verse aus dem Zweiten Korintherbrief, wo Paulus Gott als den „Vater der

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Barmherzigkeit“ und „Gott allen Trostes“ beschreibt. In der Neuen Genfer Übersetzung steht weiter: „In allen unseren Nöten kommt er uns mit Trost und Ermutigung zu Hilfe, und deshalb können wir dann auch anderen Mut machen, die sich ebenfalls in irgendeiner Not befinden: Wir geben ihnen den Trost und die Ermutigung weiter, die wir selbst von Gott bekommen“. Leid lässt Trost erfahren, der dazu dient, andere zu trösten. Sie referieren an einer Fachtagung mit dem Titel „Gesund trotz Leiden?!“. Kann ein leidender Mensch gesund sein? Organisiert wird die Tagung von der Vereinigung „Glaube und Behinderung“, die von meiner Schwester Ruth geleitet wird. Sie ist körperlich behindert und genauso von Gott geliebt wie jeder andere Mensch. Es gibt eine sinnvolle Existenz trotz Einschränkungen. Der behinderte Mensch fühlt sich ja oft gar nicht wirklich krank. Im Sinne von „ich habe zwei Räder statt zwei Beine“, na und? Da stellt sich die Frage, was Gesundheit denn eigentlich ist – offenbar mehr, als einfach nicht krank zu sein… Das erinnert mich an ein Zitat von Jürgen Moltmann. Er sagte sinngemäß, dass letztlich nicht derjenige gesund ist, dessen Körper perfekt funktioniert, sondern wer in der Lage ist, mit guten und schlechten Tagen angemessen umzugehen, bis hin zum Sterben. Diese Fähigkeit ist das eigentlich „Gesunde“. Demnach wäre Gesundheit die Kraft, den Anforderungen des Lebens begegnen zu können, ohne innerlich zu zerbrechen? So ist es. Interview: Rolf Höneisen


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CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

Aktuelles 27. – 29. März 2014, Bielefeld, Thema: „Heilen und Begleiten – Zukunft gestalten“

chem Glauben und dem Fachwissen in Medizin, Pflege und Therapie. Mehr und mehr wird die Relevanz geistlichen Lebens für die Gesunderhaltung, die Krankheitsbewältigung und die Heilung anerkannt. Der Christliche Gesundheitskongress ist europaweit die größte Plattform für die Diskussion der Grenzfragen von Spiritualität und Gesundheit. Besonderes Kennzeichen des Kongresses ist die Trägerschaft. Der Kongress ist unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Vorgaben und wird allein durch die Teilnehmer geprägt. Unter ihnen werden voraussichtlich 30 % Mediziner, 50 % Pflegende und 20 % Mitarbeiter aus Seelsorge, Therapie und Verwaltung sein. Stadthalle Bielefeld

Christen gestalten Zukunft des Gesundheitswesens 60 Seminare, 13 ganztägige Vorkongresse, 3 Tage voller innovativer Ideen für den Gesundheitssektor: Der Christliche Gesundheitskongress geht vom 27. – 29. März 2014 in die vierte Runde – nach drei erfolgreichen Kongressen in Kassel 2014 in Bielefeld. Ende August erscheint das umfangreiche Programmheft. Das Thema: Heilen und Begleiten – Zukunft gestalten. Was haben Christen zur künftigen Gestalt des Gesundheitswesens in Deutschland beizutragen? Werden Glaube und Spiritualität als heilsame Faktoren des Lebens eine wachsende Rolle spielen? Und was motiviert Mitarbeitende in Gesundheitsberufen, mehr zu geben, als nur ihren Job zu erledigen? Angesichts knapper werdender Ressourcen (Zeit, Geld, Mitarbeiter) bei steigendem Bedarf (chronische Erkrankungen, längere Pflegebedürftigkeit im Alter) ist nicht nur die Politik gefordert, Antworten zu finden. Christen wollen auf allen Ebenen, von der Basis bis hin zu den Verantwortlichen in Kirche, Diakonie und Caritas, Verantwortung für die Zukunft tragen. Darum legt der 4. Kongress einen Schwerpunkt auf die gesellschaftspolitische Dimension des Glaubens. Wie bei den früheren Kongressen geht es darüber hinaus um die Vertiefung des Miteinanders von christli-

Unter den Hauptreferenten sind bekannte Namen, wie der von Prof. Dr. Christel Bienstein, der Vorsitzenden des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, Karin Göring-Eckhard, als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Martin Grabe, der Vorsitzende der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge und Prof. Dr. Traugott Roser, der den ersten Lehrstuhl für Spiritual Care an einer deutschen Hochschule inne hatte. Großen Wert legen die Veranstalter auf die persönliche Begegnung unter den Teilnehmern. „In den überschaubaren Seminaren und Vorkongressen wird es genügend Erfahrungsaustausch untereinander geben“, erklärte das Vorstandsmitglied und Vorsitzende von Christen im Gesundheitswesen e.V., Dr. Georg Schiffner. Dem dienen auch spezifische Berufsgruppentreffen und Angebote zu Seelsorge und Coaching. Dr. Heinrich-Christian Rust, Pastor einer großen Gemeinde mit zahlreichen Erfahrungen in der geistlichen Begleitung von Kranken: „Wer seinen Beruf aus geistlicher Berufung heraus versteht, der braucht erfrischende Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, wie sie in Gebet und an vielen Stellen des Programms gemacht werden können“. Eine Fachmesse mit über 100 Ausstellern rundet das Angebot des Kongresses ab, dem am 26. März 13 Tagesseminare vorgeschaltet sind. Medienpartner des Kongresses ist ChrisCare. Der Kongress wird von einem breiten Kreis von Fachleuten aus Kirche, Diakonie und Caritas unterstützt. An den Kongressen 2008, 2010 und 2012 haben über 3000 Gäste teilgenommen.


Impressum

Glosse 3/2013 CHRISCARE

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„Der Seele Gutes tun.“ Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Fornaçon. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, in der Regel eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V.,

Klingt vernünftig. Will ich machen – sobald ich Zeit dafür freigeschaufelt habe. Zunächst strenge ich mich verstärkt an, erledige alles, um (selbst ganz erledigt) eine Lücke zu erhaschen. Und dann lasse ich die Seele baumeln.

ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication., Alemannenstraße 2, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15, werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2012. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, sFr. (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, sFr. (CH) 31.30 jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland oder bvMedia in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Abo-service, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien, Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, abo@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel, BLZ 210 602 37, Konto 2126217 Konto Schweiz:

Wie stelle ich mir das eigentlich vor? Ich lasse mich hängen – inklusive meiner Seele – und vom Wind schaukeln. Hoffentlich wird der armen Seele dabei nicht übel. Das wäre sonst tragisch: Im Alltag übernimmt sie sich, in der Freizeit übergibt sie sich… Doch das Gute findet die Seele nicht im gelegentlichen Hängen (und Würgen…), sondern tagtäglich in einem Schutzraum, welcher heißt: Grenzen bewahren. Nein sagen zu manchem Anspruch, denn weniger ist mehr. So erleben wir Ruhe nicht als einen Lückenfüller, sondern als unsere Basis, wie Jesus es sagt: „Macht euch keine Unruhe.“ Pausen sollten sein, und nicht zu knapp. Nur Pflichten – die ließen es uns verdrießen. Wir brauchen Raum zum Genießen, und das nicht nur an Wochenenden und im Urlaub! Egal, ob wir Leib und Seele Gutes tun durch Singen oder Surfen, Radeln oder Rätseln, wie es uns halt Freude macht – wir haben viele Möglichkeiten, die zur Wirklichkeit werden können. Erich Kästner befand: „Es gibt nichts Gutes außer: man tut es.“ Auch Jesus ermutigt uns zum Loslassen mit den Worten: „Ruht euch etwas aus!“

Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3 / 2013: Der Seele Gutes tun Fotos: S.1 © istockphoto.com/diephosi; S.2 © istockphoto.com/LukaTDB; S.4 © AKG Berlin; S.5 © Edyta Pawlowska - Fotolia.com; S.7 © Creatix - Fotolia.com; S.12 © istockphoto.com/ kontrast-fotodesign; S.13 © istockphoto.com/Kuzma; S.15 © istockphoto.com/MCS-PICTURES; S. 21 © rico287 - Fotolia.com; S.22 © NinaMalyna - Fotolia.com; S.24-25 © istockphoto.com/Ekspansio; S.27 © Syda Productions - Fotolia.com; S.29 © Gerhard Seybert - Fotolia.com; S.32 © istockphoto.com/AlexRaths, © istockphoto.com/BM Photography; S.33 © Syda Productions - Fotolia.com, © WavebreakmediaMicro Fotolia.com, © istockphoto.com/RapidEye; S.38 © Stadthalle Bielefeld; S.42 © istockphoto.com/timnewman; alle anderen Bilddaten: privat und Frank.Communication. Illustrationen: Frank.Communication. Texte: S.13: Mit freundlicher Genehmigung aus Jörg Zink, Wie wir beten können, 1997, Kreuz Verlag Stuttgart, Seite 113; S.29: Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Seelsorgeamtes Freiburg aus Impulse Sonderheft 2012; S.34: Mit freundlicher Genehmigung von idea Schweiz; Beilagenhinweis: Christlicher

Nun ist es ja nicht so leicht, Abstand von der Unruhe zu bekommen. Es gibt eine Menge äußerer und innerer Störenfriede, die uns die Ruhe vermiesen wollen. Aber es gibt auch eine 24-Stunden-Hotline, um Notrufe abzusetzen und Hilfe zu bekommen, wie ein Psalmist erfuhr: „Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft“, d.h., du tust ihr Gutes! Beunruhigende Lasten wird man bei Jesus los, der sagt: „Bei mir findet ihr Ruhe für eure Seele.“ Ist es nicht besser, wenn die Seele einen festen Anker hat, als dass sie bodenlos baumelt?

Gesundheitskongress, Leserbefragung; Das Heft 4 / 2013 erscheint mit dem Thema „Wenn Medizin Leiden schafft“ im November 2013.

Dr. med. Günther Riedl, Uelzen


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TERMINE

Termine Tagungen, Seminare & Konferenzen 12. – 13.9.: Köln, Meditation und mentale Gesundheit für Führungskräfte in der Pflege und Betreuung. Workshop, www.caritas-akademie-koeln.de

31.10. – 3.11.: Schloss Craheim, Stadtlauringen, Soaking – Stille im Sturm, www.craheim.de

21.9.: Velbert, Was kannst Du eigentlich? Ressourcenorientiertes Arbeiten, Regionaltagung der aps, www.akademieps.de

5. – 6.11.: Hamburg, Diakonie Care für Pflegeberufe – Selbstsorge, Spiritualität und Existenzielle Kommunikation, 1. Treffen, www.albertinen.de

23. – 25.9.: Schwäbisch Gmünd, Weiterbildung Trauerbegleitung Basiskurs Teil 2, www.schoenblick-info.de

9.11.: Hamburg, Gott begegnen in Bewegung und Tanz, CiGAkademie-Seminar, www.cig-online.de

28.9.: Bielefeld, Als Christen Demenzkranke begleiten, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 28.9. – 4.10.: Berlin, Heilfasten zwischen Natur und Kultur in und um Berlin, bildung@ev-diakonieverein.de 30.9. – 1.10.: Allensbach, Von allen Seiten bedrängt: Als Führungskraft zwischen Markt und Menschenwürde, www.caritasakademie-freiburg.de 4. – 6.10.: Kloster Nütschau / SH, Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen (Grundseminar), Wochenende für Kranke und Angehörige, CiG-Akademie, www.cig-online.de 6. – 8.10.: Hamburg, Das christliche Krankenhaus, Jahrestagung der AG Christlicher Ärzte, Info: Rosemarie.Dittrich@gmx.de 12.10.: Roth bei Nürnberg, Spiritualität in Krankheitszeiten, www.cig-online.de 18. – 20.10.: Schladming, ARCHAE-4-ALL, Spiritualität in der Medizin, www.archae.at 21. – 25.10.: Untermarchtal, Psychiatrieseelsorge-Fortbildung: Wenn einer sich bewegt, ver-rückt sich alles. Unterstützende Zugänge bei schwierigen Begegnungen und Kontakten in der Psychiatrieseelsorge, www.kkvd.de 22.10.: Riehen/Basel, Seelenschmerz – Körperschmerz, Trauma, Depression und somatoforme Schmerzstörungen, www.sonnenhalde.ch 24. – 25.10.: Stuttgart, Grundlagen diakonischer Arbeit für Mitarbeiter, die nicht Mitglied einer ACK-Kirche sind, www.diakonie-wuerttemberg.de 24. – 27.10.: Monbachtal, „Unter Druck – Dampf ablassen“, 42. Tagung für Fach- und Führungskräfte in Gesundheit, Alter & Pflege, www.karlshoehe.de/diakonieverband 25. – 27.10.: Rotenburg / Fulda, Fachgruppe Hebammen, CiGAkademie-Treffen, www.cig-online.de 26.10.: Karlsruhe, Frauen in der Lebensmitte – eine unverwechselbare Zeit, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 26. – 27.10.: Oberkirch, Campus Sursee, Erfahrungen im Leid, www.gub.ch

9.11.: Chemnitz, Der alte Mensch – Lebensalter als Herausforderung und Chance, CiG-Akademie-Seminar, www.cig-online.de 10.11.: Hamburg, Patientengottesdienst, www.cig-online.de 18. – 22.11.: Augsburg, KSA-Schnupperkurs, Seelsorgliche Begleitung von kranken und sterbenden Menschen, www.kkvd.de 29. – 30.11.: Berlin, Emotionale Kompetenz, So handeln Sie erfolgreich in Alltag und Beruf, www.sabineschroeder.de 27.2. – 4.3.: Gnadenthal, „Ökumenische Exerzitien“, CiG-Akademie, www.cig-online.de

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LESERBRIEF

Leserbrief zu ChrisCare 2/2013 ,,Jakobs Weg": Die Beiträge von Hans-Arved Willberg berühren mich immer besonders. Sein Artikel „Jakobs Weg“ kommt mit Urgewalt rüber, räumt auf mit frommen Phrasen eines Wohlfühl-, Gesundheits- und Erfolgsevangeliums. Dass es eine „Anfechtung der Sinnlosigkeit“ gibt, das müssen wir Christen, die auf alles gern schnell eine Antwort haben, erst einmal aushalten. Nicht alles ist nämlich gut und nicht alles wird gut, auch muss es uns nicht unbedingt gut gehen. „Menschlichkeit ohne Angeschlagenheit ist beängstigend.“ So dürfen wir ganz sehr die sein, die wir sind und nicht die, die wir meinen, (schon) sein zu sollen. Zerbrochenheit ist unsere Voraussetzung dazu, „menschliche Menschen“ zu sein. Durch Gnade gibt es eine fruchtbare Zusammensetzung des Zerbrochenen. Und der, dem das geschieht, wird nicht mehr hart sein! „Wer sich aus Trümmern aufrichtet, wird aufrichtig.“ Ernüchtert sein bedeutet nicht die Erwartung aufgeben, da doch der Schatz in uns unsterblich ist. 2. Kor. 4,7: „Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwengliche Kraft sei von Gott und nicht von uns.“ Dr. med. Günther Riedl, Uelzen

GESUNDHEIT

ÖKUMENISCH SPIRITUALITÄT WACHSEN

PATIENTEN

ALTERNATIVE

GOTT

GLAUBE

WERTE

AKTUELL

LEITUNG

SEGEN

SORGEN

TRANSFORMATION

IMPULSE

ZUWENDUNG

Kraf tquellen erschließen erschließen Kraftquellen CHRISTLICHE SPIRITUALITÄT

TRIALOG

KREUZ BURNOUT KRISEN ÜBERWINDEN ERMUTIGUNG KRAFTRESERVEN AUSWEG

WIDERSTANDSKRAFT GOTTES HAND

HEILIGER GEIST

KRANKENGEBET

BELASTUNGEN MEDITATION ALLTAG AUFTRAG UND SEGEN

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4/2011

ZUWENDUNG

GOTT

INFORMATION HAUSARZT

GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT

DENKEN

GLAUBE

Spiritualität All tag Spiritualität imim Alltag FEIERN

ERFAHRUNGEN

THERAPIE

WAHRNEHMUNG ALLTAG

FRÖMMIGKEIT

HEFATA SPANNUNGSFELD

LEBENSREGEL

AUFMERKSAMKEIT WISSEN & WEISHEIT

SINN

MEDIZINFENSTER

VIELFALT

METHODEN

GEFÜHLE

VERSORGUNG

Februar 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

1/2012

ChrisCare

EUROPA

KINDERARZT

CHRISTLICHE HEILKUNDE

SPIRITUELLER NOTFALLKOFFER

2/2012

Berufung Karriere und und Berufung –– Karriere das d das liebe liebeGel Geld BEDÜRFTIGE

HEILUNG

ÖKONOMIE

GLAUBE

KARRIERE

LEBEN MIT KREBS ZUWENDUNG

LEISTUNGSDRUCK BEISTAND ANSPANNUNG STRESS GEFAHR GRENZSITUATIONEN PRIORITÄTEN ENTSCHEIDUNGEN

BERUFUNG

PATIENT

MITGEFÜHL

HILFE NACH KALKÜL

Mai 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

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3/2012

PFLEGE

NOTFALLSEELSORGE

PATIENTEN

HIOB

WACHKOMA

Magazin für Christen im Gesundheitswesen 4/2012

DEMENZ

AUGENBLICK

BEGEGNUNGEN

T ETEN KOMP D IEREN INSPIR ISNAH

PRAX

NÄCHSTENLIEBE

BETTLER GEBURT & TOD GEWAND ALLTAG WUNDER IM KREIßSAAL TIERE ALS SEGEN GOLDENE STUNDEN GEDANKEN DES HERZENS HEIL-LAND GÖTTLICHES PATCHWORK-SPIRITUALITÄT SEELE

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4/2012

HEILIGER GEIST

DIE RECHTE STERBENDER

ChrisCare

BEDÜRFNISSE BETROFFENER

FÜRBITTE

VERSORGUNGSSTRUKTUREN

DEPRESSION

SCHWERE STUNDEN ETHIK VERSÖHNUNG PALLIATIVSTATION RAUM DES HEILENS VIS-À-VIS GEPFLEGTE UND PFLEGENDE

SPIRITUELLE RESSOURCEN

AKUPUNKTUR

SPIRITUALITÄT AM LEBENSENDE

VERGEBUNG

LIEBER FREI ALS GESUND CHRISTLICHES MENSCHENBILD ROSENKRANZ

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2/2011

ChrisCare

Heilige Momente Heilige Momente

3/2011

SALBUNG

PATIENTENGOTTESDIENSTE

KRISE ALS CHANCE

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

Am Lebensende Am Lebensende

DER LIEBE GOTT KRISE

WENN DIE SEELE NICHT MEHR WILL

MIT EINER VISION IN DIE ANDEN

ChrisCare

Am Lebensende

ChrisCare Krisen bewältigen

HEILUNG

FE

IF GR VER

WIE EIN SCHMETTERLING IM KÄFIG

US-KLINIKSEELSORGE

SEELSORGE FÖRDERT LEBENSQUALITÄT

NATURHEILPRAXIS

2/2011

1/2011

3/2012

ARBEITSBEDINGUNGEN

WÜNSCHE

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

Krisen bewäl tigen N! Krisen bewältigen

HOFFNUNG

CHRISTUS ALS APOTHEKER GESUNDHEITSKONGRESS

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Magazin für Christen im Gesundheitswesen

BUND DER LIEBE

SEGEN

LERNENDE ORGANISATIONEN

SPRACHLOSIGKEIT IN DER PFLEGE

ChrisCare

PFLEGE VERANTWORTUNG

2/2012

ZUVERSICHT

FORSCHUNGSBERICHTE

Existentiell herausgefordert Existentiell herausgefordert

CHRIST UND UNTERNEHMER

KIRCHE ALS SERVICEAGENTUR

PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN

MUSLIME BEIM

4/2010

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

LEBENSGRENZEN MENSCH SEIN CHRISTUS MEDICUS

Besser miteinander Besser miteinander

AFRIKANER HEILEN IN

AUFTRAG DER CHRISTEN

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ChrisCare

BESONDERE AUFGABE

KULTURSENSIBLE PFLEGE

RÜCKSICHTNAHME

3/2010

1/2012

SYSTEME

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EHRENAMT GESUNDHEIT KOSMAS & DAMIAN

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KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG

WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE

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KIRCHEN

SCHMERZFORSCHUNG

WOCHENENDE FÜR KRANKE

PFLEGE

Spiritualität im Alltag

4/2011

Kraftquellen erschließen

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

EXERZITIEN

PATIENTEN

VAN GOGH

LEBEN MIT MS LICHTBLICKE

AUS

2/2010

ChrisCare

TIEFE ANGST

DEM

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GEDANKEN

HUMOR

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VOR

Heilen einer Heilen inineiner mul tikul turellenGesellschaft Gesellschaf t multikulturellen

Leid und Schmerz Schmerz Leid und

LIEBE

STREIT

HEBAMMEN

BERNER KONGRESS HAUSGEMEINSCHAFT

INNERE HEILUNG

ANGEHÖRIGE

RATIONIERUNG

ChrisCare

3/2011

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen 1/2013

T ETEN KOMP D IEREN INSPIR ISNAH

PRAX

Die Kraf tinnerer innererBilder Bil der Die Kraft HEIL

SINNFÜLLE

KRISEN ÜBERWINDEN

BEWUSSTSEIN

WEG IMAGINATION PARAMENTIK SEELSORGE GÜTE EMOTIONEN TRAUER GOTTESBILDER GEFÜHLE RATSUCHENDER ERMUTIGUNG SCHMERZ ORT DER RUHE BELASTUNG ZEIT HABEN FRIEDEN THERAPIE

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1/2013

ChrisCare

Macht undOhnmacht Ohnmacht Macht und

LIEBE SEGEN

1/2011

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen 2/2013

Nähe und Distanz

INFORMATION

PFLEGE

STREIT

IMPULSE

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

ChrisCare

HEILVERFAHREN

SEELSORGE

GESUNDHEITSKONGRESS

ChrisCare

Die Kraft innerer Bilder

BETEN

ChrisCare

AKTUELL

ERFAHRUNG

ChrisCare

MEDIZIN ANSTOSS

4/2010

ChrisCare

1/2010

Heilkraft des Glaubens

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

3/2010

Berufung – Karriere und das liebe Geld

Heilkraf t

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

2/2010

Besser miteinander

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

Heilige Momente

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen

Existentiell herausgefordert

ChrisCare

ChrisCare

Korrektur: In der Ausgabe 2/2013 wurde aus Versehen ein falscher Autor der Buchbesprechung Alzheimer – ein langsamer Abschied, genannt. Sie wurde von Hans-Arved Willberg verfasst. Wir bitten um Entschuldigung

Nähe Nähe und undDistanz Distanz ÜBERTRAGUNG

RESILIENZ

T ETEN KOMP D IEREN INSPIR ISNAH

PRAX

KONTAKT BERÜHRUNG

ABSCHALTEN PRIVATSPHÄRE ZUGÄNGE ÄNGSTE DASEIN FACHKRÄFTE VERSCHLOSSENHEIT LIEBE CARITAS DURCHHALTEN SELBSTFÜRSORGE AUSZEIT DIENST PILGERN EMPATHIE

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sFr. 10.30 (zzgl. Versandkosten): 1/2010 Heilkraft des Glaubens

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2/2010 Macht und Ohnmacht

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3/2010 Leid und Schmerz 4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft

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1/2011 Besser miteinander 2/2011 Krisen bewältigen

VERGRIFFEN!

3/2011 Am Lebensende

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4/2011 Kraftquellen erschließen 1/2012 Spiritualität im Alltag

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2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld 3/2012 Existentiell herausgefordert

Datum: .................... Unterschrift: ............................................

4/2012 Heilige Momente

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1/2013 Die Kraft innerer Bilder 2/2013 Nähe und Distanz

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eitswesen 3/2012

LEISTUNGSDRUCK BEISTAND ANSPANNUNG STRESS GEFAHR GRENZSITUATIONEN PRIORITÄTEN ENTSCHEIDUNGEN BUND DER LIEBE

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Existentiell herausgefordert Existentiell herausgefordert hier öffnen

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August 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

„ChrisCare ermutigt Christen, ihre Berufung in den unterschiedlichen Berufen Gesundheitswesens zu entdecken und zu entfalten. Die Zeitschrift trägt dazu die Bedeutung des Glaubens für die Medizin, die Pflege und andere therapeu Angebote zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen. Dabei erwartet sie Anregungen aus allen Konfessionen.“


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ZUR DISKUSSION

Unzumutbar

e? en Si s! n i e Was m en Sie un ib Schre

Kann ein Kranker im „Heilungsdienst“ stehen? Ist man aus christlicher Sicht glaubwürdig, wenn man als chronisch Kranker für ebenfalls Kranke betet und selbst keine augenscheinliche Heilung erlebt hat? Kann eine Gemeinde es akzeptieren, dass Kranke für Kranke beten? 1986 habe ich mich nach einem Grundkurs des Glaubens bekehrt, ich war 25 Jahre alt damals. Ich hatte ein ziemlich chaotisches Leben in der Hamburger Szene geführt, was ich dann aber sehr schnell aufgab und verschiedene Bereiche meines Lebens ordnete. Einige Monate später bekam ich plötzlich Probleme beim Laufen und hatte kaum noch Gefühl in den Beinen. Meine Befürchtung bestätigte sich nach wenigen Tagen: Es wurde die Diagnose „Multiple Sklerose“ (MS) gestellt. Ich konnte das überhaupt nicht verstehen, warum bestrafte mich Gott, obwohl ich doch bemüht war, mein Leben in Ordnung zu bringen? Es folgten Jahre intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema „Krankheit und Gesundheit aus christlicher Sicht“, aber auch Jahre der Aufarbeitung meiner Vergangenheit und Hilfestellung für mein Leben durch wertvolle seelsorgerliche Unterstützung. Immer wieder erlebte ich in Zeiten der Not Gottes Eingreifen, sein liebendes Handeln in meinem Leben. Häufig fuhr ich an Orte, von denen Heilungsberichte durch die christliche Presse und auch durch charismatische Gemeinden gingen. Ich suchte bekannte und unbekannte Christen auf, die für Kranke beteten. Immer erlebte ich, dass Gott mir Linderung bei den jeweiligen Proble-

men schenkte, aber keine dauerhafte körperliche Heilung. Wie geht es mir heute? Ich möchte mit einem Bibelvers antworten: Gott hat mich wachsen lassen im Lande meines Elends (1. Mose 41,52). Ich weiß, wie dramatisch schlecht es einem mit MS gehen kann. Zur Genüge kenne ich so manche Nebenwirkung von hochdosierten, neu entwickelten Medikamenten. Ich weiß, wie es sich „anfühlt“ kinderlos verheiratet, berentet, schwach und bleiern müde, von den meisten Aktivitäten ausgeschlossen zu sein und zu keiner sozialen Gruppe mehr zu gehören, außer zu der der chronisch Kranken. Ich kenne die bodenlose Angst vorm Rollstuhl, die Sorge der ganzen Familie, den Verlust von Unbeschwertheit schon in jungen Jahren und noch einiges mehr. Und dennoch: Wenn auch unserer äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert, heißt es in 2. Korinther 4,16. Dies erlebe ich intensiv und voller Dankbarkeit. Mein Leben ist reich und voller Überraschungen. Gott zeigt mir weites Land, das heißt, dass Er mir Perspektiven schenkt. Ich stelle fest, dass Gott sich nicht von den Maßstäben unserer Gesellschaft in Bezug auf die „Leistungsfähigkeit“ abhängig macht, denn Er allein spricht eine Berufung in meinem Leben aus, Er allein schenkt Gelingen in meinen Unternehmungen. Mit diesen Lebenserfahrungen im Gepäck möchte ich gern den Antrag stellen, den Begriff „Heilungsdienst“ den chronisch Kranken nicht mehr zuzumuten. Es lastet so viel Erwar-

tung und Hoffnung darauf, dabei handelt Gott häufig an anderen Lebensbaustellen, die zwar mit der Krankheit in Verbindung stehen, aber oft vielleicht über lange Zeit verschüttet waren. Die sogenannte innere und auch die körperliche Heilung verläuft oft in Prozessen, mitunter sogar das ganze Leben lang, so ist es jedenfalls bei mir. Sehr entspannen würde mich zur Beschreibung des Heilungsdienstes der Begriff „Segnungsdienst für Kranke“. Segnen dürfen wir uns doch alle gegenseitig im Namen des dreieinigen Gottes, das ist theologisch lupenrein und unbestritten heilungsfördernd, oder?

Hintergrundinformationen zu Multipler Sklerose Die MS (auch Encephalomyelitis disseminata genannt) ist eine der häufigsten neurologischen Krankheiten, deren Ursache noch nicht bekannt ist, deren Auftreten aber in gemäßigten Klimazonen auffällt. Bei rund der Hälfte der MS-Patienten beginnt die Erkrankung vor dem 30. Lebensjahr, aber auch Kinder und ältere Menschen können betroffen sein. Nach neuesten Statistiken gibt es 180.000 – 200.000 Erkrankungsfälle in Deutschland. Die MS ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Zu den häufigsten Symptomen gehören motorische Schwäche, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen, Lähmungen, Blasenschwäche, Fatique und Spastik.

Anne-Kathrin Rathje, Sittensen, Lehrerin für Pflegeberufe und Mitarbeiterin bei Christen im Gesundheitswesen


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3/2013 CHRISCARE

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Begleitet sterben „Um Menschen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen, sollten ihre Wünsche und Bedürfnisse sensible Aufmerksamkeit finden. Wie kann das gelingen – in Klinik und Altenheim, in Hospiz und zu Hause? In diesem Band bündeln Autorinnen und Autoren verschiedener Fachrichtungen und Tätigkeitsfelder aus den Bereichen Palliativmedizin, Hospizarbeit und Sterbebegleitung ihr Wissen und ihre Erfahrung. Entstanden ist ein Lernund Lesebuch für alle, die Sterbende begleiten und mit ihnen gemeinsam das Leben im Übergang würdevoll gestalten und zu einem guten Ende bringen wollen.“ Diese beschreibenden Worte des Verlages machen neugierig und erwartungsvoll – und das zu Recht. Obwohl in den letzten Jahren bereits zahlreiche Fachliteratur zur Thematik veröffentlicht wurde, ist hier den Autoren ein besonderer Wurf gelungen. Diese stammen aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten mit Schwerpunkt in Schmerz- und Palliativmedizin, Psychosomatik und Balintarbeit, Supervisions- und Koordinationstätigkeit im Hospizdienst sowie der Soziologie. Hierbei gewinnt der Leser interessante Einblicke in die Geschichte und aktuelle Entwicklung unserer Sterbekultur. Herausfordernde Frage wie Chancen und Gefährdungen der zukünftigen Hospizbewegung werden diskutiert und auf die wesentliche Bedeutung ehrenamtlicher Mitgestaltung eingegangen. Fachliche Aspekte aus Palliativpflege und -medizin werden skizziert, so dass auch der interessierte Laie einen guten Einblick in deren Möglichkeiten erlangt. Nicht zuletzt wird viel Raum der Frage nach der spirituellen Dimension in der Sterbebegleitung gegeben. Das Buch zeichnet sich durch seinen umfassenden Ansatz aus. Wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse werden überwiegend auch für eine breite Leserschaft gut verständlich dargestellt. Äußerst gut gelungen ist der Praxisbezug, der auch anhand der zahlreichen Erfahrungsberichte das persönliche Engagement der Autoren spüren lässt. Hierbei werden auch Grenzerfahrungen zur Transzendenz mit einbezogen. Christliche Deutungen und Traditionen begegnen dem Leser genauso wie ein pluralistisches Spiritualitätskonzept. Gerade für den Leser mit christlichem Hintergrund ermöglicht sich so auch eine Reflexion eigener Glaubensüberzeugungen im Kontext einer sich wandelnden Sterbekultur. Georg Schiffner Begleitet sterben – Leben im Übergang, Aspekte guter Sterbebegleitung, Herausgegeben von K. Strasser, K. Körber, E. R. Petzold, Gütersloher Verlagshaus 2013, Euro 29,99 (D), sFr. 40.90, ISBN: 978-3579073026

Der Klang – vom unerhörten Sinn des Lebens „Einer der großen Geigenbauer der Gegenwart erzählt von den Geheimnissen seines Berufes. Alle Phasen des Geigenbaues vom Auffinden des geeigneten Holzes bis hin zur Wölbung und Lackierung des Instrumentes werden ihm zum Gleichnis für persönliche Entwicklung, für unsere Berufung und unseren Platz im Leben“. Als begnadeter Künstler und Handwerker erschließt uns Martin Schleske in „neuen Gleichnissen“ die unermessliche Hingabe Gottes, die um der Liebe willen leidet. Wir sind berufen zur Liebe, zur Hingabe an unsere Mitmenschen, an diese Welt. Unser Leben kann und soll seinen eigenen Klang entfalten in der durchlebten Spannung zwischen Freude und Schmerz, Zweifel und Vertrauen. Seit zwei Jahren greife ich immer wieder zu diesem Buch. Die einzelnen thematischen Kapitel sind inzwischen für Viele zu einer wahren Fundgrube geworden. Ein Buch für suchende, leidende, hoffende, fragende und glaubende Menschen, für jeden. Dr. med. Hartmut von Schnurbein Martin Schleske, Der Klang – vom unerhörten Sinn des Lebens, Kösel Verlag, 352 Seiten, gebunden, ISBN 978-3466-36883-9, 6. Auflage 2012, € 21,95 [D], sFr. 31.50

Demenz – der lange Abschied Die beiden Autoren dieses sehr lebensnah geschriebenen Taschenbuches verstehen es, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Sie schildern Krankheitsverläufe und Hintergründe, bei Heidrun Mildner aus eigener Erfahrung mit der Begleitung ihrer Mutter, und bei Hans-Arved Willberg mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater. Dabei ist das Buch als lockere Folge von informativen Abschnitten und Erfahrungsberichten gestaltet, was dem Leser einen Einstieg an vielen Stellen ermöglicht. So kann man je nach dem Grad der eigenen Betroffenheit als Angehöriger oder nach Fortschritt der Erkrankung des Patienten, rasch weiterführende Anregungen erhalten. Das Vorwort von Naomi Feil, von deren Validationskonzept das Buch inspiriert ist, schreibt: „Validation ist ein ganzheitliches Modell: Betreuungsperson, Pflegende und Angehörige haben gelernt, den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen und nicht nur das Gehirn.“ Frank Fornaçon Heidrun Mildner, Hans-Arved Willberg, Demenz – der langsame Abschied, Ein Ratgeber für betroffene Angehörige, Neukirchner Verlag, 2012, ISBN 978-3-7615-5942-0, Taschenbuch, 170 Seiten, Euro 12,99 (D), sFr. 19.40


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WÜRDEVOLL. GEPFLEGT. Staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung Immer mehr Menschen werden im Alter pflegebedürftig. Dies birgt ein hohes finanzielles Risiko, denn die Leistungen der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung sind nur eine Grundversorgung. Auf dem Eigenanteil bleibt der Pflegebedürftige selbst oder seine Kinder sitzen. Und das, so lange verfügbares Vermögen da ist. Mit unserer Pflegezusatzversicherung schützen Sie das, was Sie und Ihre Angehörigen angespart haben – und der Staat unterstützt Sie dabei.

Wie das geht, erklären wir Ihnen gern in einem persönlichen Gespräch.

PFLEGE. BAHR. 60 € staatliche Zulage sichern

Telefon 0800 2 153456 info@vrk.de

www.vrk.de

Menschen schützen. Werte bewahren.


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