ChrisCare 2010-3

Page 1

ChrisCare

Magazin für Christen im Gesundheitswesen 3/2010

Leid und Schmerz Schmerz Leid und LEBEN MIT MS

LICHTBLICKE

SCHMERZFORSCHUNG

WOCHENENDE FÜR KRANKE

GOTT

SOAKING MUSIC

KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG

WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE GLAUBE

LEIDEN

GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT September 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381


Inhalt S. 4

Leserbriefe

S. 5

Rembrandt: „Tobias heilt seinen blinden Vater"

S. 6

Lichtblicke im Alltag von Schmerz und Leid

S. 9

Ein Leben mit MS

S. 10

Interview: Musiktherapie

S. 12

Wochenende für Kranke: Manchmal fliegt sogar ein Stein ans Kreuz

S. 14

Interview: Wenn Schüler das Leid kennenlernen

S. 16

Spiritualität: Wichtige Kraftquelle im Pflegealltag

S. 18

Eine Kirchengemeinde begleitet Kranke

S. 20

Strategisches Wertemanagement im Gesundheitswesen

S. 22

Bibelimpuls: Seine Wege sind unerforschlich

S. 23

Passion & Compassion: Am Grat zwischen Nähe und Distanz

S. 25

Reportage: Loslassen, beschenken lassen und senden lassen

S. 28

Schmerz & Spiritualität: ein empirischer Zugang

S. 30

Erfüllende Arbeit trotz bleibendem Schmerz

S. 32

Christen im Gesundheitswesen (CiG)

S. 33

Netzwerk Christliche Heilkunde Oberschwaben

S. 35

Buchtipps / Nachrichten / Meine Sicht

S. 38

Impressum / Buchtipp

S. 39

Tagungen, Seminare & Konferenzen

S. 41

Meditation: Für mich

Herausgeberkreis

Inhal t

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand CiG; Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG; Sr. Anna Luisa Kotz (Stuttgart), Pflegedirektorin; Annette Meussling-Sentpali, Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) (Elstal); Heribert Elfgen, (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Clauda Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Leiterin Zentrum für Gesundheit, Therapie, Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Travenbrück), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (CH), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M.Basina Kloos, Franziskanerin, Generaloberin (Waldbreitbach); Reinhard Köller (Hamburg), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule für christlich ganzheitliche Heilverfahren; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Pastor Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Leiter Geistliche Gemeinde Erneuerung im BEFG; Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen


EDITORIAL

3/2010 CHRISCARE

3

Liebe Leserin, lieber Leser! „Meine Aufgabe ist es, ihnen den Alltag zu erleichtern“. Lächelnd liegt die Frau da, seit Jahren gelähmt und vollständig auf die Hilfe der Mitarbeiter im Heim angewiesen. Die Aufgabe ist nicht leicht, angesichts so massiver Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit, ständig begleitet von Schmerzen. Für die Pflegenden ist die Frau tatsächlich ein Lichtblick. Die Tür zu ihrem Zimmer steht weit auf, weil die freundlichen Kommentare aus dem Pflegebett zu einer guten Atmosphäre beitragen. Die Patientin sieht sich als Teil eines Gemeinwesens, in dem alle ihre Aufgaben haben, die Pflegenden und die Gepflegten. Und sie sieht darin ihre Berufung durch Gott. Für den jungen Pfarrer, der regelmäßig zu Besuch kommt, ist es nicht leicht, dem Leid standzuhalten. Am liebsten würde er der Frage ausweichen, warum so etwas sein muss. Aber die Patientin hilft ihm auf ihre Weise. Sie spricht offen über ihre Ängste und Zweifel, aber sie zeigt auch, dass die dunklen Gedanken nicht das ganze Leben beherrschen müssen. In dieser Ausgabe von ChrisCare beschäftigen wir uns mit Leid und Schmerz. Ein Schwerpunkt ist die Frage, wie wir chronisch Kranken zur Seite stehen können. Denn Krankheit und Behinderung, vorübergehende und dauerhafte, sind ein Teil unseres Lebens, kein vorübergehender Betriebsschaden, der mit den richtigen Methoden rasch beseitigt werden kann. Der Wert des Menschen bemisst sich nicht nach seinem tadellosen Funktionieren. Die Frage nach dem Wert menschlichen Lebens am Anfang und Ende des Daseins hat in Deutschland die politische Debatte des Sommers bestimmt. Wie man mit der Präimplantationsdiagnostik richtig umgeht und wie mit der Begleitung am Lebensende, wurde heiß diskutiert. Ein Vertreter der Krankenkassen kritisierte die gestiegenen Fallzahlen bei Hüft- und Kniegelenkprothesen. Das treibe die Kosten in die Höhe. Vom Zugewinn an Lebensqualität der Patienten war nicht die Rede. Kranke und Behinderte werden zunehmend als Kostenfaktor und damit als Last dargestellt. Hier wird das christliche Menschenbild in Frage gestellt. Mit ChrisCare wollen wir die Liebenswürdigkeit jedes Menschen in die Diskussion einbringen. Nutzen Sie ChrisCare, um auch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen über die Bedeutung des Glaubens für Mitarbeitende und Patienten ins Gespräch zu kommen. Wenn Sie eine größere Stückzahl an Werbeexemplaren auf Ihrer Station, in Ihrer Gemeinde oder in Ihrer Einrichtung verteilen können, schreiben Sie uns.

Bettina Gundlach, Ärztin im Sozialpsy-

Frank Fornaçon,

chiatrischen Dienst,

Pastor und Chef-

Mitglied im Vorstand

redakteur von

von CiG e.V.

ChrisCare

P.S.: Auch Heft 4 wird spannend: Es geht um Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft. Wir fragen zum Beispiel nach dem Einfluss von fernöstlichen Heilmethoden und nach den Erfahrungen der Christen in Afrika und Asien.


4 LESERBRIEFE

Chance LESERBRIEFE

Eine Chance verpasst? Die Vereinigung „Christen im Gesundheitswesen e.V.“, welche dieses Magazin herausgibt, postuliert in ihren „12 Thesen für christliches Heilen“, dass man „die Elemente verschiedener therapeutischer Konzepte integriert. Gemeint sind Heilmittel und Heilmethoden, sofern sie der biblischen Sicht vom Menschen bzw. den biblischen Wahrheiten nicht widersprechen. Hierzu zählen Elemente der Schulmedizin, genauso wie der Volks- und Erfahrungsmedizin und andere. Sie entkleidet diese im Einzelfall jedoch von ihrem Absolutheitsanspruch und den damit verbundenen ‚Heil-Kunden’“. Dieses Anliegen ist weder in den Vorträgen der Gesundheitskongresse noch in ChrisCare genügend wahrgenommen worden. Wenn wir nämlich dem „therapeutischen Konzept“, das Gott selbst in seine Schöpfung hineingelegt hat und in der Bibel uns anbietet, konsequenter folgen würden, würde sich die Situation in unserem kranken und krankmachenden „Gesundheitswesen“ drastisch ändern. Die meisten Krankheiten sind „Zivilisationskrankheiten“, bedingt durch unsere unnatürliche Lebensweise, wobei die Ernährung und der Stress eine Hauptrolle spielen.

Darum müssten christliche Heilungsbeauftragte das Hauptgewicht auf die Gesundheitserziehung und Gesundheitspolitik legen mit dem Leitbild einer der Schöpfungsordnung entsprechenden Lebensweise.

Dadurch sind die christlichen Ärzte aufgerufen, ihre schulmedizinische Ausbildung in der genannten Richtung auszuweiten. Viele Heilungssuchende haben die Grenzen der Schulmedizin erkannt und lassen sich anziehen von den schillernden Angeboten ganzheitlicherer Methoden und einer diesseitigen „Wellness-Religion“. Das soll uns Christen herausfordern, den Suchenden einen Jesus zu präsentieren, der uns nicht nur durch sein Kreuz Heil und ewiges Leben für unsere Seele anbietet, sondern auch ein leidenschaftliches Interesse hat an unserer leiblichen Heilung, wie seine Heilertätigkeit beweist. Er sendet seine Jünger aus mit der Vollmacht:

„Heilet die Kranken und treibt die bösen Geister aus!“, als Zeichen, dass das Reich Gottes nahe ist.

Erfolg

Viel Erfolg!

Durch einen Hinweis des kirchlichen Versicherers Bruderhilfe bin ich auf Ihre neue Zeitschrift aufmerksam geworden. Neugierig auf alles, was mit christlicher Leiterschaft und „Sorge um die Benachteiligten“ zu tun hat, habe ich mir ein Probeexemplar zukommen lassen. Ich bin froh, dass es wieder einmal Christen gibt, die ihre „Finger in die Wunde“ (diesmal unseres Gesundheits- und Sozialwesens) legen. Ich wünsche Ihnen, dass dieser Anfang noch größere Kreise zieht! - Und ich hoffe dies auch für unsere Gesellschaft. Gottes Segen für Ihre Arbeit! Selbst habe ich (Landes-)Politiker schon aufgefordert, zu einer Diskussion über „Werte“ in unserer Gesellschaft zu kommen - aber wir reden immer nur über „Kosten“ und die damit zu gewinnenden „qualifizierbaren“ Lebensjahre - WAS FÜR EIN QUATSCH! Wer gibt mir das Recht, über die „Lebensqualität eines Behinderten“ zu befinden? (Herr Lauterbach, SPD, meint, dass „Behinderte niemals die Lebensqualität eines Nicht-Behinderten erreichen können“ - und er steht mit dieser Behauptung über die Parteigrenzen hinweg nicht allein!) Ich fühle mich da an Zeiten erinnert... Bitte, lassen Sie nicht nach in Ihrem Bemühen! Ich freue mich auf die nächsten Zeitungen und habe Ihnen schon meine Mitgliedschaft im Freundeskreis der CiG erklärt. Die von Ihnen mir geschickten Ansichtsexemplare sind schon verteilt. Ich hoffe, einige weitere Leser stoßen noch dazu. Viel Erfolg!

Br. Tilbert Moser, Kapuzinerkloster Olten

Thomas Richter, Heimleiter, Salzgitter


KUNST

3/2010 CHRISCARE

5

Gott spendet Licht Rembrandt Harmensz van Rijn Im Zentrum, von links stark beleuchtet, beugen sich drei Figuren, darunter ein lichtdurchwirkter Engel, über einen alten Mann. Ein herrschaftlich gekleideter junger Mann operiert mit einem spitzen Gegenstand das Auge des alten Mannes. Der rechte Arm des Engels leitet das Licht zu der operierenden Hand des Arztes. Die vor dem Kranken an einem Spinnrad Stehende hält ihm die Hand. Links unter dem Fenster sitzen drei Figuren, den Eingriff andächtig begleitend. Rechts läuft ein Hund aus dem Bild hinaus. Rembrandt erzählt im Hell-Dunkel-Kontrast eine Geschichte aus den Apokryphen: Tobias heilt seinen blinden Vater. Tobias war der Sohn eines frommen Israeliten. Die Familie gerät in große Not, als der Vater am Star erblindet und seine Frau Hannah nur noch mühsam durch Spinnen die Ihren ernähren kann. Der Sohn soll daher einen Verwandten im Land Medien aufsuchen, dem der Vater Geld geliehen hat. Als Begleiter gesellt sich ein Unbekannter zu ihm: der von Gott gesandte Erzengel Raphael. Mit ihm und einem kleinen Hund, im Bild rechts, macht er sich auf den Weg. Unterwegs fangen sie einen riesigen Fisch. Galle, Leber und Herz soll Tobias auf Geheiß seines Gefährten aufheben, um sie als Medizin zu nutzen. Nicola Bourdon M.A., Kunstwissenschaftlerin und Redakteurin, Kaufungen

Sie erweist sich zum ersten Mal als nützlich, als Tobias die Leber des Fisches auf dem Feuer röstet, um Sarah, die Tochter des Schuldners, von einem Dämon zu befreien. Sarah wird seine Frau und folgt ihm später zu seinen Eltern. Dort folgt Tobias der Anweisung

und salbt die Augen des Vaters mit der Galle. Der Vater wird geheilt. Der Künstler weicht hier von der Überlieferung ab, indem er Tobias eine im 17. Jahrhundert schon häufig praktizierte Staroperation vornehmen ließ. Ein Helfer stellt sich hinter den Patienten, umfasst dessen Kopf und presst ihn fest gegen seine Brust. Mit einem spitzen Gegenstand oder Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669), „Tobias heilt seinen blinden einer so genannVater“, um 1636, Öl auf Eichenholz, Staatsgalerie Stuttgart ten „Starstichnadel“ sticht der Wundarzt seitlich der Regenbogenhaut strahl die Netzhaut im Kleinen trifft, so in das Weiße des Augapfels. Er schiebt fällt das Licht durch das Fenster in den die Nadel so weit vor, bis die NadelRaum. Also die Heilkraft Gottes in das spitze hinter der Pupille zu sehen ist. Er dunkle Leben des Alten. Der Engel leitet drückt die getrübte Augenlinse auf den das Licht zum Arzt. Das Besondere: Er Boden des Augapfels. Durch diesen Einheilt nicht durch ein Wunder, das Salben griff fällt das Licht ohne Hindernis auf die des Auges mit der Fischgalle, sondern Netzhaut. Der Patient kann leicht eingedurch einen chirurgischen Eingriff. schränkt wieder sehen. Hannah beugt Rembrandt verdeutlicht dadurch: Das sich dabei über den Kranken und hält Mittel zur Heilung spielt keine Rolle. Gott seine Hand. Dennoch ist die Darstellung als der Heilende gibt den Impuls. Die von dem wunderbaren Charakter des Heilung an sich ist das Wunder, das nur Vorgangs durchdrungen. Rembrandt mit Gottes Hilfe vollbracht werden kann. nutzt die Möglichkeiten der Malerei, Gottes Gegenwart, verdeutlicht im Licht, um die innere Dunkelheit des Vaters darkann Heilung bringen. zustellen. Durch seine Blindheit ist das Leben dunkel wie der Raum, in dem er Auch heute hoffen viele auf ein Wunder, sich befindet. Erst durch das einfallende wenn sie erkrankt sind, oder verspreLicht, zu deuten als die Heilkraft Gottes, chen sich Heilung durch Medikamente. vermittelt durch den Engel, wird er Rembrandt verdeutlicht hier: Gott geheilt. Wie durch ein Vergrößerungserbarmt sich des Menschen. Gott kann glas bildet Rembrandt also den Vorgang heilen. Aber durch verschiedene Mittel: der Operation, Licht fällt auf die Netzdurch ein wundersames Geschehen, haut, im Großen ab. So wie ein Lichtaber auch durch Methoden der Medizin.


6

PRAXISIMPULS

Lichtblicke im Alltag von Schmerz und Leid Was wir alle von der Schmerzforschung lernen können. Unser Gesundheitswesen ist Ort von Schmerz und Leid – in vielfacher Hinsicht. Natürlich begegnen uns Schmerz und Leid in den Schicksalen unserer Patienten. Schmerz ist wohl d a s Hauptsymptom von Krankheit und als Warnsignal für eine gesundheitliche Störung von elementarer Bedeutung. Aber bei vielen Patienten (z.B. in Deutschland über 8 Millionen) müssen wir von einer Chronifizierung der Schmerzen ausgehen, wobei der Schmerz seine ursprüngliche Funktion verloren hat und über komplexe Funktions- und Strukturveränderungen des Nervensystems eine eigenständige Schmerzkrankheit entstanden ist. Molekulargenetische Forschungen der letzten 15 – 20 Jahre haben viel zum Verständnis von Schmerzchronifizierung beigetragen und die Bedeutung einer konsequenten intensiven und frühzeitig einsetzenden AnalgetikaTherapie – u.a. mit Opiaten – für die Praxis unterstrichen.

Vier Dimensionen von Leid und Schmerz Es ist ein großes Verdienst der modernen Hospiz- und Palliativarbeit, das Verständnis von Schmerz und Leid im Sinne des „total pain“ – Konzeptes über die rein körperliche Dimension hinaus grundlegend erweitert zu haben. Dame Cicely Saunders gründete 1967 das St. Christopher's Hospice in London und beschrieb bereits zu einem Zeitpunkt, als das drei-dimensionale „bio-psycho-soziale“ Modell noch keineswegs überall akzeptiert war, in welcher Weise vier Dimensionen von Schmerz und Leid zu berücksichtigen seien: neben der somatischen, psychischen und sozialen auch die existentiell-spirituelle Dimension, in der der Mensch mit Fragen des Sinns seines Leidens und drohenden Sterbens ringt, mit Fragen von Schuld und (Un-) Gerechtigkeit, mit Fragen nach Transzendenz und Gott. Wer in der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen Erfahrung hat, weiß, wie wahr dieses erweiterte Verständnis von menschlichem Schmerz und Leid

Die vier Dimensionen des Leides, Leitfaden Palliativmedizin 2004

ist – und wie viel Hilfe hier heraus für Patienten, Angehörige und Helfer möglich ist. Hiervon leitet sich auch das grundlegende Arbeiten im multiprofessionellen Team einschließlich der Seelsorgenden ab, so dass dem Patienten in seinem Leid umfassend begegnet werden kann – und mancher Lichtblick im drohenden Dunkel ermöglicht wird.

Wo bleibt die existenziellspirituelle Dimension? Die Kompetenz und Handlungsräume der Seelsorgenden im Klinikalltag zu nutzen, ist dabei nicht nur auf Palliativstationen begrenzt – wenngleich sie hier per definitionem zentral zum Team gehören und regelmäßig an den Besprechungen mit den verschiedenen Berufsgruppen teilnehmen. Gibt es einen plausiblen Grund, warum in anderen Fachgebieten die existentiellspirituelle Dimension von Schmerz und Leid so viel weniger Beachtung finden sollte? Die konsequente Einbeziehung der Seelsorgenden ermöglicht auch hier Hilfe für Patienten und Entlastung für uns Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Oftmals ist es nur ein kurzer

Interdisziplinäres, multiprofessionelles Team, Leitfaden Palliativmedizin 2004


PRAXISIMPULS

telefonischer Anruf und die Seelsorgenden kommen zur Begleitung unserer Patienten oder Angehörigen. Auch wenn trotz aller medizinischer Bemühungen Patienten versterben, kann es eine große Entlastung sein, Verstorbene und Hinterbliebene in seelsorgerliche Begleitung zu vermitteln. Wie viele professionelle Mitarbeiter im Gesundheitswesen nutzen regelmäßig diese Möglichkeiten? Wer kennt die Telefonnummer des Seelsorgers auswendig? Oft liegt es an uns, den Kontakt herzustellen – egal ob Pflegekraft, Therapeut, Sozialarbeiter oder Arzt.

Haben Sie Gottvertrauen? Nun werden wir auch viele Situationen erleben, wo existentielle Fragen des Patienten unmittelbar auftauchen und wir selber sein Gesprächspartner sind. Im ambulanten Bereich ist dies der Regelfall, aber auch in stationären Einrichtungen unseres Gesundheitswesens kann ein Seelsorger nicht immer unmittelbar hinzugezogen werden. Hier können wir die wichtige Erfahrung machen, dass Lichtblicke mitten in Schmerz und Leid auftauchen, wenn wir selber nicht nur fachlich-professionell unseren Patienten begegnen, sondern von Mensch zu Mensch. Wie viel wir hier an echter mitmenschlicher Begegnung zulassen, entscheidet sich oft bereits mittels unserer non-verbalen Signale: Es macht einen Unterschied, ob eine Pflegekraft einen demenzkranken Patienten innerlich distanziert oder persönlich zugewandt pflegt, ob ein Stationsarzt beim Aufklärungsgespräch am Fußende des Bettes stehen bleibt oder sich in Augenhöhe zum Patienten setzt, ob Physiotherapeuten bei der Behandlung eines schwer betroffenen Schlaganfallpatienten sich über Privates austauschen oder sich ihm trotz aphasischer Störung erkennbar zuwenden… Unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung schließt auch unseren eigenen Glauben mit ein. Wir können neben

unserem professionellen Tun die Not des Patienten der Fürsorge Gottes anvertrauen. Vielfach reagieren Patienten positiv, wenn wir nach ihrem Glauben fragen, z.B. in einfacher Weise: „Haben Sie Gottvertrauen?“ oder: „Hat der Glaube an Gott in Ihrer Erkrankung Bedeutung?“ oder allgemeiner: „Woher nehmen Sie die seelische Kraft, Ihre Situation zu verarbeiten?“. Diese persönliche Anteilnahme an existentiellen Lebensfragen nehmen Patienten oft sehr dankbar auf. Wenn Patienten Offenheit signalisieren, können wir ihnen auch Gebet anbieten oder nach Rückfrage den Segen Gottes zusprechen, z.B. in Form des Aaronitischen Segens: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Das sind oftmals Momente großer Nähe und Dankbarkeit – wie Lichtblicke aus einer anderen Wirklichkeit in unserem Diesseits von Schmerz und Leid. Es gibt viele weitere Möglichkeiten, mit einfachen kreativen Mitteln unseren Patienten zu helfen, trotz Schmerz und Leid ihren Wert und ihre Würde als von Gott geliebte Menschen erfahren zu können: dem Blumenstrauß, den wir einer Patientin mitbringen, die während ihres langen Krankenhausaufenthaltes auch daran leidet, nicht die Blumen im eigenen Garten sehen zu können; die persönliche Beileidskarte, die wir Hinterbliebenen nach dem Versterben eines von uns intensiv betreuten Patienten schreiben; den kleinen Bildband mit Trost- und Glaubenszuspruch, den wir einem Patienten schenken…Die Liebe findet fast immer einen Weg zum Herzen des Leidenden – auch wenn wir dabei die Grenze des rein fachlich Notwendigen überschreiten müssen.

Eigene Kräfte im Gleichgewicht Dies können wir aber nicht bei jedem Patienten gleich intensiv tun.

3/2010 CHRISCARE

7

Es braucht Sensibilität und innere Führung, um mit unseren eigenen Kräften nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Denn auch für uns professionelle Mitarbeiter ist das Gesundheitswesen Ort von persönlichem Schmerz und Leid. Naturgemäß gehört es gerade im Bereich der Akutmedizin dazu, dass die Unplanbarkeit medizinischer Notfälle zum Teil extreme Belastungsspitzen für die Mitarbeiter hervorbringen kann. Wenn dazu aus den verschiedensten Gründen personelle Unterbesetzung besteht, können bisweilen Schmerzgrenzen der Zumutbarkeit überschritten werden. Es stimmt nachdenklich, dass in Deutschland die gesundheitspolitisch gestaltete Situation sich so dramatisch entwickelt hat, dass viele junge Pflegende und Ärzte ins Ausland abwandern. Wo ausreichend Zeit und Raum sein sollte, Schmerz und Leid kranker Menschen umfassend zu begegnen und Hilfe zu ermöglichen, sind auch in einem der reichsten Länder der Welt zum Teil notstandsähnliche Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung: die Nachtschwester, die eine 28-Betten-Station mit schwerkranken, zum Teil verwirrten Patienten alleine betreuen muss; der Hausarzt, der für weniger als 40 Euro im Quartal einen ihm anvertrauten Patienten versorgen soll; die Assistenzärztin, die trotz Arbeitsschutzgesetz massiv Überstunden leistet und dennoch ihren Stapel zu diktierender Arztbriefe nicht abzuarbeiten schafft; der Physiotherapeut, der unentwegt im 20-Minuten-Takt Patienten durch seine Praxis schleusen muss, um finanziell über die Runden zu kommen und gleichzeitig von der gesundheitspolitisch reglementierten Rezeptierung der Ärzte abhängig ist… Hier scheinen sich Schmerz und Leid zu potenzieren! Wie ist es möglich, das Leid unserer Patienten nicht abzuwehren und gleichzeitig dem Druck im Gesundheitssystem standhalten zu können?


8

PRAXISIMPULS

Auch wir Mitarbeiter im Gesundheitswesen können von der modernen Schmerzforschung und den Erkenntnissen der Hospiz- und Palliativarbeit profitieren – was unseren eigenen Umgang mit Schmerz und Leid im Berufsalltag anbelangt. Physiologisch gesehen gibt es kein normales menschliches Leben ohne Schmerz – so auch im Berufsleben. Das Schmerzhafte, Leidvolle gehört dazu. Aber Chronifizierung von „Berufsleid“ entsteht, wenn wir nicht frühzeitig und intensiv genug gegensteuern. Nur beständiges Klagen hilft hier nicht weiter. Wie beim Patienten selbst ist es wichtig, die Tatsache der leidvollen Belastungen als gegeben anzuerkennen - und gleichzeitig für Entlastung und Veränderung zu sorgen. Neben vielfältigen Möglichkeiten eines persönlichen gesundheitsfördernden Lebensstiles, erfüllenden Beziehungen in Familie, Freundeskreis und Gemeinde sowie sinnstiftender Tätigkeit auch außerhalb des Berufes gibt es einige Hilfen, die unseren Berufsalltag erhellen können.

Lichtblicke im Berufsalltag: 1. So simpel es auch klingen mag, aber Freundlichkeit und Humor sind mit die stärksten positiven Elemente, die wir tagtäglich einbringen können. Ganz überwiegend wird nach dem Motto: „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ unser Umfeld am Arbeitsplatz davon angesteckt. Selbst in chaotisch erschwerten Situationen kann hier eine positive Grundstimmung bewahrt werden – wie durch ein potentes Analgetikum, das in angemessener Dosis verabreicht wird. Natürlich ist dies nur sinnvoll, wenn eine dauerhafte Grenzüberschreitung unserer Belastbarkeit am Arbeitsplatz verhindert wird. Hier sind klärende Gespräche und ggf. deutliche „Grenzmarkierungen“ notwendig.

2. Positive Veränderungen entstehen auch, wenn wir selbst für andere Mitarbeiter eintreten, sie unterstützen und fördern, ein „Mikroklima“ der Wertschätzung und Ermutigung in unseren Verantwortungsbereichen schaffen, auch wenn das „Makroklima“ dagegen zu stehen scheint. Die hierzu oftmals notwendige Weisheit und Kraft brauchen wir nicht nur aus uns selber oder von guten Ratgebern zu beziehen. Nicht zuletzt können wir die Fragen des Berufsalltages besprechen mit d e m großen Seelsorger, in dessen Wort es heißt: „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten. Gott wird sie ihm geben...“(Jak. 1,5). Wenn Gott in unser Herz hineinspricht, dann kann so viel Schmerz und Leid im Berufsalltag Linderung und Klärung erfahren! Hier können Gebetsgemeinschaften oder Gebetskreise am Arbeitsplatz eine große Hilfe sein. Auch Gespräch, Gebet und Segnung unter Berufskollegen auf christlichen Seminaren, Tagungen und Kongressen sind oftmals wie Lichtblicke, die vor uns liegende Wegabschnitte erhellen können. Am Arbeitsplatz selbst können uns Symbole, Bilder oder Worte des Glaubens an die Gegenwart Gottes erinnern helfen – eine künstlerisch gestaltete Plastik auf dem Schreibtisch, ein Bild mit Segenswort im Wartezimmer, ein Bibelvers an der Innentür des Umkleideschrankes - und nicht zuletzt das Verständnis des Neuen Testamentes, dass wir in jedem Patienten Christus in besonderer Weise begegnen können: „…ich war krank, und ihr habt mich besucht,…“(Mt. 25, 36), „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt. 25, 40). Richtig verstandener „Gottes-Dienst“ im Alltag kann das Arbeitsklima nachdrücklich verändern helfen!

3. Eine starke Vision entfaltet sich, wenn Patienten und professionelle Helfer gemeinsam vor Gott treten. Hier ist eine erstaunliche Dynamik möglich, die Schmerz und Leid beider Erfahrungshorizonte nicht nur der mitmenschlichen und fachlichen Qualifikation anvertraut, sondern dem viel größeren Wirken des allmächtigen Gottes. Im Sinne einer „Christlichen Heilkunde“ kann die biblische Antwort auf Schmerz und Leid, wie sie in Jesus Christus erfahrbar wird, auch heute „heilsam“ Leben und Alltag verändern. Patientenandachten in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Patientengottesdienste in Kirchengemeinden, Wochenenden für Kranke und Angehörige in christlichen Tagungshäusern und Klöstern…viele Formen gemeinsamer Gestaltung von Patienten und professionellen Helfern sind erprobt oder werden neu entwickelt. Hier ist etwas zu spüren von dem, was im letzten Buch der Bibel als große Ewigkeitshoffnung christlichen Glaubens beschrieben ist: „…Gott wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen“ (Offb 21,4). Diese Hoffnung der jenseitigen Welt leuchtet bereits in das Heute hinein – wie Lichtblicke für Patienten und professionelle Mitarbeiter angesichts von Schmerz und Leid.

Dr. med. Georg Schiffner, Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie, Palliativmedizin, OA u. St.v.d.CA Med. Abtlg. u. Geriatrie-Zentum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Hamburg; Vorsitzender Christen im Gesundheitswesen e.V.


3/2010 CHRISCARE

9

Trotzdem Ja zum Leben sagen

Ein Leben mit MS Es war ein heißer Tag im August 1986, ich war 25 Jahre alt und es geschah wie aus heiterem Himmel: Ich trug Blutproben in ein Labor im zweiten Stockwerk. Beim Treppensteigen stolperte ich und hatte das Gefühl, dass ich in Luft trete. Ich war beunruhigt. Beim Duschen nach dem durchschwitzten Tag spürte ich die Temperatur des Wassers kaum und ich war noch stärker beunruhigt.

das Ende? Mir, die ich doch täglich schwerkranke, neurologische Patienten betreute, mir graute vor Lähmungen, Rollstuhl, Invalidität, Bettlägerigkeit und, und, und. Meine Welt brach zusammen....

Eigentlich war alles in Ordnung: Ich hatte einige Monate vorher einen Grundkurs des Glaubens absolviert, hatte Jesus Christus als meinen persönlichen Herrn angenommen und daraufhin vieles in meinem Leben neu geordnet. Ich hatte unter anderem an meinem Arbeitsplatz, einer großen Hamburger Klinik, die Abteilung gewechselt und arbeitete nun als Krankenschwester auf einer neurologischen Station. Mit Engagement pflegte ich meine Patienten, las in der Bibel, sang und betete mit ihnen und plante, einen Gebetskreis für Mitarbeiter der Klinik zu gründen. Es war eine spannende Zeit des Aufbruches in ein Leben, das erfüllt war mit Gottes Wirken. Und nun das.

Es sind 24 Jahre voller Intensität mit der MS vergangen, ich werde bald 50 und mein inniger Gebetswunsch scheint in Erfüllung zu gehen, nämlich, dass ich mit 50 noch etwas laufen kann. Es sind nur noch sehr kurze Strecken, aber der Rollstuhl und der Rollator sind keine Angstbilder mehr für Abhängigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, sondern mögliche Helfer, die meinen Aktionsradius erweitern.

Ich ahnte sofort den Ernst der Situation und wurde innerhalb von zwei Wochen komplett neurologisch durch untersucht mit dem Ausschluss anderer Erkrankungen und mit dem Ergebnis, das ich befürchtet hatte: Mein Stationsarzt eröffnete mir, dass ich Multiple Sklerose habe. War das

24 Jahre später: Es ist ein warmer, sonniger Tag, mein Mann putzt die Gartenmöbel und wir überlegen, was wir am Abend unternehmen könnten.

Es sind 24 Jahre mit tiefen Leiderfahrungen vergangen, die mich, meinen Mann und meine Familie geprägt haben. Wir haben langsam von- und miteinander gelernt. Meine Beziehungen sind intensiver und offener geworden, es gibt eigentlich keine oberflächlichen Smalltalk-Treffen, dafür gebe ich meine begrenzte Kraft nicht her. Dennoch habe ich immer noch den Eindruck, dass ich meine alltägliche Umwelt „erziehen“ muss, immer wieder dafür kämpfen muss, dass ich ein Recht darauf habe, „alleine hinzufallen“ und auch wieder auf die Beine zu kommen oder dass ich ein Recht

darauf habe, mir genügend Erholungszeiten zu nehmen, auch wenn eine Feier, eine Veranstaltung noch in vollem Gang sind. Wie ich Gott erlebe, ist ein eigenes Kapitel. In den letzten Monaten hat mich ein Buch von Viktor E. Frankl sehr bewegt. Es heißt „... trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Frankl sagt nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald: „Aus der Enge rief ich den Herrn, und er antwortete mir im freien Raum“. Diese Weite von Gottes Liebe durchzieht mein Leben – in meiner Not berührt er mich, richtet mich auf, schenkt mir Sinn und Ziele für mein Leben als Christin. Meine Zukunft ist ungewiss, Leiden und Schmerzen werde ich nicht verhindern können, aber mein Gott ist mir nahe und Er wird es auch bleiben. Anne-Katrin Rathje, Sittensen, Lehrerin für Pflegeberufe, Mitarbeiterin bei Christen im Gesundheitswesen

Zu den Teilnehmern am Wettbewerb um den Christlichen Gesundheitspreis gehörte 2010 auch das Christliche MS-Netzwerk, zu dem 160 MS-Kranke gehören. www.baptisten.de/mission/missionlive/diakonie/christliches-ms-netzwerk/


10

Interview

Der Physiotherapeut Heribert Elfgen aus Aachen hat 1984 seine Berufsausbildung mit dem Anerkennungsjahr erfolgreich abgeschlossen. Danach arbeitete er vier Jahre in einer orthopädischen Praxis, bevor er sich 1988 entschloss, eine eigene Praxis zu eröffnen. Seine Frau Franka, ebenfalls Physiotherapeutin, arbeitete viele Jahre phasenweise in der Praxis mit, sorgte sich aber schwerpunktmäßig um die vier Kinder. Seit sechs Jahren arbeitet sie regelmäßiger mit.

Musik

Herr Elfgen, Sie haben eine Zusatzausbildung zum Musiktherapeuten absolviert. Wie kamen Sie darauf? Auf der Suche nach weitergehenden Behandlungsmöglichkeiten, die auch meinen Begabungen entsprechen, kam ich auf die Musiktherapie. Da ich schon immer Kontakt zu Schmerzpatienten hatte und diese mir mit ihrem Leid sehr am Herzen lagen, wuchs in mir die Vision, Musiktherapie im Rahmen der Christlichen Heilkunde (mehr Informationen dazu bei www.cig-online.de) anzubieten: Ich wollte in meinem Beruf die Christliche Heilkunde durch musikalische Angebote im Rahmen der Anbetung als Therapieform umsetzen. Das war gegen den allgemeinen Trend, aber es war eine bewusste Entscheidung von mir. Ich habe den Wunsch, Christliche Heilkunde und damit Gottes heilende

Liebe mit Anbetung und Therapie sicht-, fühl- und hörbar zu machen. Welchen Zugang haben Sie selbst zur Musik? Ich spiele Klavier, Keyboard und Gitarre und leite seit Jahren verschiedene Musikgruppen, z.B. in meiner Gemeinde und vor allem bei Veranstaltungen von Christen im Gesundheitswesen. Wie sah die Ausbildung zum Musiktherapeuten aus? Von 2000 – 2004 absolvierte ich an der Universität Münster eine berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildung und schloss diese mit einer Diplomarbeit ab. Das Thema lautete:„Musiktherapeutische Behandlungsmöglichkeiten bei chronischen Schmerzpatienten in einer physiotherapeutischen Praxis“. Dabei definiere


INTERVIEW 3/2010 CHRISCARE

Können Sie Patientenbeispiele aus Ihrer Praxis beschreiben? Ja, ich möchte von einer Patientin berichten, die acht Jahre vor ihrem Erstbesuch bei mir in der Praxis eine Bandscheiben-OP hatte. Sie stellte sich bei mir als chronische Schmerzpatientin vor. Das bedeutet, dass sie, anders als andere Patienten, schon einen Zugang zu ihrem Krankheitsproblem hatte. Ich kam bald an meine physiotherapeutischen Grenzen und schlug ihr eine Behandlungsergänzung mit Musiktherapie und Soaking vor. Zur Musiktherapie gab sie ihr Einverständnis, zur Soaking Music nicht. Die Patientin liebte Heavy-Metal, und so war dies schon ein Erfolg der musikalischen Anbahnung. Nach einer Zeit der rezeptiven Musiktherapie (=Musik hören) fand die Patientin Kraft, Musikinstrumente in die Hand zu nehmen, wodurch sie sich einem Lebenstrauma stellen konnte. Wir arbeiteten mit den Instrumenten weiter. Die Patientin bekam allmählich Vertrauen und konnte Ängste abbauen. Auf diesem Weg entwickelte sich bei der Patientin der Wunsch, Soaking Music zu hören. ich Musiktherapie als nonverbale künstlerische Therapieform, bei der man tiefer liegende Emotionen und auch schmerzhafte Erfahrungen in der eigenen Biographie durch Musik zum Ausdruck bringen kann. Ich erfahre dabei immer wieder, dass Gottes Liebe die Menschen heilend erreicht. Sie ergänzen diese Therapieform mit der sog. Soaking Music. Ist das etwas Anderes? Die Soaking Music ist ein Teil einer musiktherapeutischen Einheit. Diese Methode findet im Gegensatz zur Musiktherapie ohne Diagnostik statt. Der Patient kann durch die Soaking Music entspannen und seinen eigenen Zugang zu Stimmungen wie Wut oder Angst finden. Dabei öffnet er sich gleichzeitig dem heilenden Wirken Gottes.

Sie kam regelmäßig in meine Praxis, um mit Hilfe der Soaking Music weiter an ihren Verletzungen zu arbeiten. Auf diesem Weg waren deutliche Therapieerfolge zu erkennen: Die Schmerzskala sank auf einen niedrigeren Wert, sie konnte wieder durchschlafen und wurde sozial wieder aktiver, was vorher ein großes Problem für sie gewesen war. Insgesamt war diese Patientin etwa vier Jahre zur Behandlung bei mir. Etwa ein Jahr mit Physiotherapie, zwei Jahre mit Musiktherapie und ein Jahr mit Soaking Music. Es war sehr schön, dass der behandelnde Arzt den Therapieweg unterstützte und dadurch eine praxisübergreifende Zusammenarbeit möglich war. Sie sind außerdem auf einer Palliativstation beschäftigt... Auf dieser Station arbeite ich einmal

11

wöchentlich und biete Musiktherapie an. Da die Patienten dort aufgrund ihrer Erkrankungen in ihrer Aktivität deutlich eingeschränkt sind, arbeite ich vorwiegend rezeptiv mit dem Ziel des Trostes, der Beruhigung und der Schmerzlinderung. Diese Arbeit macht mir sehr viel Freude, kostet mich aber auch viel Kraft, die persönlichen Krankengeschichten und Lebensschicksale der Patienten zu verarbeiten. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Erfahrungen und bedanke mich für das Gespräch. Die Fragen stellte Anne-Katrin Rathje Die CD´s „Face to Face“ und „Thirsty 63“ sind zu bestellen bei: praxis.elfgen@gmx.de Anzeige


12

ERFAHRUNGEN

Manchmal fliegt sogar ein Stein ans Kreuz

Wochenende für Kranke Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen. Wochenende für Kranke und Angehörige 1996 verspürten wir als Leitungsteam der Christen im Gesundheitswesen (CiG) den Wunsch, die Erfahrungen der ersten 10 Jahre unserer Bewegung nicht nur unseren Kollegen, sondern auch den Patienten zugute kommen zu lassen. Gleichzeitig erfuhren wir zunehmend von den Herausforderungen christlicher Gemeinden, die Menschen mit chronischer und/oder schwerer Erkrankung über längere Zeit begleiten: Ein großes Spannungsfeld zwischen der Behandlung im säkularen Gesundheitswesen „auf der einen Seite“, und der seelsorgerlichen Begleitung durch die Gemeinde „auf der anderen Seite“ wurde deutlich – trotz bekannter Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Heilung. Dieser Herausforderung stellten wir uns und boten in unserer Freizeit Seminare für chronisch Kranke an – und später auch für ihre Angehörigen. Es haben seither in 14 Jahren 35 Wochenenden in einem christlichen Tagungshaus oder Kloster stattgefunden. Rund 700 Personen haben,

teilweise zum wiederholten Male, unsere Seminare besucht. Mehr als 85 Mitarbeiter waren über die Jahre dabei. Gäste und CiG-Mitarbeiter beschäftigen sich gemeinsam mit verschiedenen Themen um „Krankheit und Heilung“ (siehe Kasten). „Die Wochenenden für Kranke und Angehörige“ wurden 2010 neben anderen Initiativen mit dem Christlichen Gesundheitspreis prämiert, einem Anerkennungs- und Förderpreis zum Zusammenwirken von Gesundheitswesen und Gemeinden. Ein Team von 10 bis 20 Mitarbeitern aus ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Berufen und gleichzeitig vielen Mitarbeitern aus christlichen Gemeinden, die in Seelsorge und Krankenbegleitung erfahren sind, begleitet 20 bis 50 chronisch oder schwer kranke Menschen mit ihren Angehörigen von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag. Wir lernen als „Profis“ von den „Kranken“ und umgekehrt, wie wir als Menschen im Umgang mit schwerer, chronischer und/oder unheilbarer Krankheit wachsen können. Ein Geheimnis ist dabei die Gemeinschaft, die unter uns Teilnehmern während der gemeinsamen Zeit fast wie von selbst entsteht.

Wir ermutigen unsere Gäste, Schritte der Heilung zu erkennen und umzusetzen: eine Lebensstiländerung, Erkennen eigener Ressourcen, neue Perspektiven. Bei medizinisch-therapeutischen Einzelberatungen kann ausgelotet werden, was medizinisch alternativ möglich sein könnte. Es können auch Schritte der Vergebung und Versöhnung erfolgen – mit Angehörigen, aber auch in der Beziehung zu Gott. Dies wird angeregt durch kurze Impuls-Referate zu verschiedenen Fragen rund um das große Thema Krankheit. Die Schwerpunkte liegen dabei neben den Informationen auf allem, was auch in Krankheit praktisch und einfach umsetzbar ist, heilsame Folgen hat und zu einem veränderten Umgang mit Krankheit weiterhilft, z. B. beim Thema Krankheitsverarbeitung (die oftmals schwere Arbeit bedeutet!): Was passiert in meinem Körper, in meinen Gedanken, in meiner Seele, wenn Krankheit mich trifft? Oder: Gott ist ein Gott, der sich seinen Menschen mitteilen will. Wie können wir das Reden Gottes auch in Krankheit neu wahrnehmen lernen, welche Hilfen gibt es dafür? Wie kann ich Gefühle als Signale meiner Seele wahrnehmen lernen und nutzen? Und wie kann es ganz praktisch aussehen, einen gesundheitsfördernden Lebensstil einzuüben und zu lernen, uns um uns selbst zu kümmern und uns selbst Gutes zu tun? Genauso spannend, extrem wichtig und einflussreich auf den Krankheitsverlauf ist die Kommunikation zwischen Kranken und Gesunden, die meistens durch die Erkrankung erschwert oder sogar stark gestört ist – das wird auch dadurch deutlich, dass an den Wochenenden immer mehr Angehörige teilnehmen. Die Wochenenden bieten ebenfalls Raum zur Reflexion in Zeiten per-


3/2010 CHRISCARE

sönlicher Stille, zu zweit in seelsorgerlichen Einzelgesprächen und/oder medizinisch-therapeutischer Beratung sowie im Austausch in Kleingruppen oder z. B. bei der Einführung in die bewusste Wahrnehmung und Entspannung mittels kreativer Elemente und Übungen. Die Atmosphäre der Tage ist geprägt von Zeiten gemeinsamen Singens und Anbetung und der Möglichkeit zu Segnungsgebet und Krankensalbung.

Hebammen können angesprochen und heil werden. Es kommen auch Gäste, die bereits vor ihrer Erkrankung in einer lebendigen Gottesbeziehung lebten und dann jedoch ebenso in Not und Verzweiflung geraten wie Menschen ohne persönlichen Glauben, wenn sie von schwerer, chronischer oder unheilbarer Krankheit getroffen werden. Auch Gemeinden, die vielleicht sogar bereits mit Kranken beten, kommen an ihre Grenzen. Gemeindemitarbeiter werden mutlos, wenn sich scheinbar nichts ändert. „Die Kranken“ fühlen sich durch gut gemeinte Zuwendung in Gebet und Gespräch manchmal bedrängt und erfahren so zusätzlich Not: Krankheit isoliert und macht Angst.

Sinn erfahren – ein Wunder

Wir sind bei dem Wochenende nicht Beobachter, sondern mittendrin im Geschehen. Das Gesundheitswesen wird von den Patienten oft als sehr unwirtlich und unpersönlich wahrgenommen. Aber auch wir christlichen Ärzte sind keine Halbgötter in Weiß. Auch wir werden immer wieder Kranke verletzen, wenn wir sie zu wenig als Mensch, sondern etwa unter Zeitdruck und Anspannung nur unzureichend wahrnehmen. Und so bittet ein teilnehmender Arzt stellvertretend für das ganze Gesundheitswesen um Vergebung. Es löst sehr viel bei unseren Teilnehmern aus, wenn da ein Mediziner, der vielleicht noch selbst von Krankheit betroffen ist, vor ihnen steht und über seine persönliche Betroffenheit und Gottesbeziehung spricht. Wir nennen die Teilnehmer Gäste, denen wir auf Augenhöhe begegnen wollen, denn auch wir Mitarbeiter sind von Krankheit betroffen. Wir berichten von eigenem Durchleben von Krankheit. Dadurch kommt es bei den Gästen zu einer ‚Versöhnung mit der Krankheitsbiografie‘. Verletzungen durch das System, die Ärzte, Pflegende oder

Es ist für mich selbst jedes Mal neu ein Wunder mitzuerleben, wenn Menschen Sinn in ihrer aktuellen Lebensbzw. Krankheitssituation erfahren, wenn sie Beistand und Verständnis erleben und dadurch neuen Mut bekommen, Schritte der Heilung auf Gott hin, aufs Leben hin zu gehen! Wir geben durch unsere Begleitung praktische Hilfen zur Umsetzung, bieten Rituale an, zeigen Möglichkeiten und Hilfen zur Lebensstiländerung auf. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie Menschen bereits an zweieinhalb Tagen sich heraustasten. Sie finden aus der Passivität und oft depressiven oder auch verbitterten Erstarrung heraus - oft gerade durch die neu erfahrene Solidarität Jesu als dem Schmerzensmann überhaupt. Körperliche Symptome und Einschränkungen werden teils besser, teils bleiben sie bestehen, treten dann aber meist in den Hintergrund vor innerer Heilung oder Versöhnungsprozessen. Neue Ideen zur Veränderung entstehen, es kommt zur Eröffnung einer neuen Zukunftsperspektive in und trotz Krankheit in ihrem Leben. Ein Blickwechsel geschieht, es kommt zu Aktivierung

13

„Als ich zu dem Seminar fuhr, war ich ein völlig verzweifelter Mensch. Sehr angenehm war die Atmosphäre im Kloster und auch geprägt dadurch, dass die Mitarbeiter und die Gäste Christen waren. Beim stillen Gebet kam dann alles raus, was sich in den letzten Wochen angestaut hatte. Ich war Gott noch nie so nah. Ich habe dieses Seminar verlassen mit einem Herzen gefüllt mit Liebe von Gott. Ich weiß, Gott sorgt für mich.“ (Eine Teilnehmerin)

von vorhandenen, vergessenen und unerkannten Ressourcen oder zu deren Stärkung, zum Wachsen von Vertrauen und Hoffnung. Wir erleben große bewegende und verändernde Erfahrungen durch Begegnung der Gäste mit Menschen in ähnlichen Situationen und – für manche zum ersten, für manche zum wiederholten Male – auch mit Gott. Mehr zum Projekt: www.cig-online.de 29. - 31. 10. 2010 Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, „Gesunder Umgang mit Krankheit-Schritte der Heilung gehen“ Ameldung: (+49) (0) 4104 4982

Bettina Gundlach, Aumühle, Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Therapeutische Seelsorgerin, Vorstand Christen im Gesundheitswesen und Mitglied im Herausgeberkreis von ChrisCare


14

INTERVIEW

Wenn Schüler das Leid kennenlernen Herausforderungen an Gott abgeben Mirjam Mikoleit ist 45 Jahre alt und wohnt in Aumühle bei Hamburg. 1986 hat sie ihr Krankenpflegeexamen im katholischen Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg bestanden und war anschließend sowohl in stationären als auch in unterschiedlichen Funktionsbereichen als Pflegekraft tätig. 1991 – 1993 hat Frau Mikoleit in der Geschäftsstelle von Christen im Gesundheitswesen in Aumühle gearbeitet und anschließend eine zweijährige Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegeberufe beim Berufsförderungswerk (bfw) in Hamburg absolviert. Bis 2000 arbeitete sie in einer Krankenpflegeschule und entschloss sich dann, parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegelehrerin, ein Hochschulstudium zu beginnen. Dieses schloss sie 2005 als Diplom-Pädagogin ab. Seit 2008 leitet sie eine Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Hamburg

Neben den physiologischen Grundlagen werden u. a. die psychischen und kulturellen Einflüsse auf das Schmerzerleben, die pflegerischen Interventionen und Bewältigungsstrategien thematisiert. Im Zusammenhang mit dem Thema Sterben und Tod fahren wir mit den Schülern und Schülerinnen für eine Woche in ein Benediktinerkloster nördlich von Hamburg. Wir setzen uns mit unseren eigenen Erfahrungen von Verlust und Endlichkeit auseinander, reflektieren den Umgang von Sterben und Tod in unterschiedlichen Kulturen und Glaubensrichtungen und bearbeiten die gesellschaftspolitische Haltung zu diesem Thema. Die Mönche bringen sich als Christen thematisch in das Seminar ein und geben dadurch den Schülern und Schülerinnen herausfordernde Impulse. Behandeln Sie auch das Thema Chronische Krankheiten?

Frau Mikoleit, wie führen Sie die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler an das Thema Leid heran? Wir arbeiten von Ausbildungsbeginn an mit Selbsterfahrungen, z. B. die Körperwahrnehmung betreffend, und ermöglichen es den Schülern so, Erfahrungen zu sammeln, beispielsweise Einschränkungen bewusst wahrzunehmen und Abhängigkeit oder Hilflosigkeit zu erleben und zu reflektieren. Diese Wahrnehmungsprozesse werden im Laufe der Ausbildung zunehmend komplexer. Im Unterricht bearbeiten wir

das Verständnis von Begriffen wie Gesundheit, Krankheit, Leid und setzen uns mit der Phänomenologie auseinander, die nach der Bedeutung des Erlebten für den einzelnen Menschen fragt. Wie behandeln Sie die Themen Schmerz, Tod und Sterben? Das Thema Schmerz ist aufgrund seiner Komplexität in mehreren Lernfeldern mit unterschiedlicher Gewichtung enthalten. Schwerpunktmäßig setzen wir uns im Rahmen der palliativen Pflege damit auseinander.

Ja, das kommt im Anschluss dran. Chronische Erkrankungen zeichnen sich ja durch zahlreiche Wechselwirkungen und hohe Anforderungen an die Organisation des Alltags aus und gerade die Pflege versteht sich im Sinne einer solchen Unterstützung von Alltagskompetenzen und der Integration von Einschränkungen in den Alltag. Wir behandeln dieses so zentrale Thema im Zusammenhang mit dem Verlaufskurvenmodell (Corbin/Strauss, 1993) und der Erarbeitung von Coping-Strategien. Was geht Ihnen besonders unter die Haut? Die zunehmende Belastung der Schüler im Berufsalltag. Junge Menschen erleben z.B. eine steigende Arbeitsdichte bei gleichzeitiger


INTERVIEW

Personalreduktion. Der Bedürftigkeit der Kranken kann oft nur unter Zeitdruck entsprochen werden und die Umsetzung des pflegerischen Fachwissens gestaltet sich in der Praxis zunehmend schwerer. Daraus ergibt sich eine Fülle von Konfliktpotential, mit dem die Schüler und Schülerinnen konfrontiert werden und sich auseinandersetzen müssen. Als Ausbildungsstätte stehen wir mit in der Verantwortung, Wege zu finden, die Ausbildung so zu gestalten, dass die Lernenden sowohl optimal gefördert als auch gefordert werden. Als Christ ist es wertvoll für mich, die zahlreichen Herausforderungen an Gott abgeben zu können, sie mit ihm zu teilen, in dem Vertrauen, dass er mir/uns zugesagt hat, da zu sein und in allen Lebensbereichen für mich/uns sorgen möchte. Haben Sie persönliche Erfahrungen mit dem Thema Leid gemacht? Ja, ich selber bin chronisch krank und habe dadurch bedingt einen Erfahrungsschatz, der zwar nicht leicht erworben wurde und wird, der aber meinem Leben auch etwas an Tiefe, Menschenliebe und Gotteserfahrung geschenkt hat, was so vorher nicht da war. Zugegeben, ich hätte mir die Erkrankung nie im Leben freiwillig ausgesucht, bis heute nicht und wäre froh, wenn ich wieder gesund wäre, aber so ist es nicht und das auszuhalten und anzunehmen ist ein tägliches Übungsfeld für mich. Herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Die Fragen stellte Anne-Katrin Rathje

Anzeige

3/2010 CHRISCARE

15


16

FORSCHUNGSBERICHT

Spiritualität: Wichtige Kraftquelle im Pflegealltag Professor Dr. Christel Kumbruck ist überzeugt: Schwestern und Pfleger mit spirituellen Ressourcen sind weniger gefährdet, in ihrem Beruf auszubrennen als Pflegekräfte, denen diese fehlen. Im Auftrag des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland hat die Kasseler Arbeits- und Organisationspsychologin nach den Gründen gesucht. In der Studie „Wie manifestieren sich innere Kraftquellen in der Pflege (in diakonischen Einrichtungen)?“ wurden qualitative Interviews geführt: „Meine tiefe Glaubensbeziehung trägt mich. Ohne sie könnte ich die Arbeit nicht machen. Ich fühle mich berufen, Barmherzigkeit, wie Jesus sie gelehrt hat, zu leben“, wird eine Krankenschwester zitiert, und ein Altenpfleger sagt: „Wenn ich ein Schema habe, einen festen Ablauf und weiß, so und so muss ich das machen, bin ich ganz ruhig in meinen Handlungen.“ Im Interview meint Schwester Gisela: „Das christliche Menschenbild ist meine innere Orientierung. Diese Orientierung gibt mir Mut und die Kraft, Regeln und Standards zu brechen und auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen.“

sinnlos ist, schöpft seine Kraft aus dem

Aus dem Besuch kirchlicher Bauwerke

Dank der Patienten: „Doch der wird

schöpfen Mitarbeiter die Vorstellung

immer weniger, weil die Patienten alles

von Geschütztheit.

als Service wahrnehmen, für den sie bezahlen.“ Einige Befragte spüren sehr deutlich, wie sich ihre Spiritualität auf den Berufsalltag auswirkt: „Der Glaube

Zu den Bewältigungsstrategien gehören

bietet ein Umfeld, in dem Patienten

auch nichtreligiöse alltägliche Rituale

sich trauen, über sich und den Sinn des

wie das Rauchen einer Zigarette oder

Lebens zu sprechen. In diesem Umfeld

Computerspiele nach der Arbeit. Dabei

kann ich sogar Veränderung anstoßen.

bieten diese allerdings nur kurzfristige

In einem anderen Umfeld würde das

Entlastung, wohingegen regelmäßi-

schnell als Angriff aufgefasst werden.“

ges Spazierengehen und sich dabei

Seine Erfahrung kommentiert Kum-

Eins mit dem Kosmos zu fühlen oder

bruck: „Der wahrnehmbare Glaube in

das Gespräch mit Kollegen oder dem

einer Einrichtung gibt den Patienten

Ehepartner über nahegehende Pflege-

das Gefühl, ganz Mensch zu sein. Er

situationen der Bewältigung dienen und

verbindet die Menschen, egal ob krank

dadurch langfristig wirken. „Überhaupt

oder gesund, egal ob auf Fürsorge ange-

ist die soziale Dimension sehr wichtig“,

wiesen oder Fürsorge erteilend, denn

ergänzt Kumbruck: „Besonders Frauen

‚vor dem Herrn sind wir alle gleich‘.“ Auf

schöpfen aus diesen Beziehungen

einer onkologischen Station macht die

Kraft.“ Darum könnten auch Gesprächs-

dort tätige Krankenschwester die Erfah-

gruppen zur Erschließung von Kraft-

rung, dass ihr Glaube, „dass Gott immer

quellen beitragen. Beten, Meditieren

bei mir ist und es ein Leben nach dem

oder auch das regelmäßige Lesen der

Tod gibt“, ihr die Angst vor dem Leben

Losungen verhelfen zu einer größeren

und auch vor dem Tod nimmt: „Dadurch

Gelassenheit. Von dieser berichtet eine

kann ich Ruhe und Hoffnung ausstrah-

der Interviewten: „Zunächst war meine

len und gelassen Situationen angehen,

Religiosität nur Anspruch, nur morali-

in denen andere Pflegekräfte sich sehr

scher Druck. Sie hat mir nicht geholfen

unwohl fühlen und nervös werden.“ Bei

und ich habe versucht, mich dagegen zu

der Durchsicht der Interviews mit den

wehren. Heute gibt sie mir Kraft, aber

Mitarbeitern im Krankenhaus fällt den

das musste ich mir erarbeiten“. Aus

Verfassern der Studie auf, „dass Heilung

diesem Gespräch wird weiter berich-

mehr als medizinische Gesundheit ist.

tet, „dass eine Balance im Konzept

Dieses Mehr bezieht sich auf seelische

Nächstenliebe zwischen Anspruch und

und psychische Komponenten und

Machbarkeit“ nötig ist.

bedarf deshalb pflegerischer Interventionen wie Beten und Kommunizieren.“

Glaube verbindet

Anspruch und Machbarkeit

Sinn in schweren Situationen

Spiritualität nährt sich aus Praktiken und Übungen. Ausdrucksformen geistlichen

„Die heute oft gehörte Forderung nach

Nicht immer schützt Spiritualität vor

Lebens und Überzeugungen helfen bei

professioneller Distanz“, so erklärt Chris-

Problemen: „Wenn es ganz schlimm ist,

der Aktivierung innerer Kraftquellen.

tel Kumbruck, „kann in ihrer extremen

verlässt mich mein Glaube und ich kann

Unter den Überzeugungen führt zum

Form in Gegensatz zu Empathie und

keine Kraft aus ihm schöpfen“, erklärt

Beispiel die Gewissheit, dass es ein

Barmherzigkeit treten“. Eine gewisse

eine Mitarbeiterin in der ambulanten

Leben nach dem Tod gibt, zu einem

Distanz wird als Schutzmechanismus

Pflege der Interviewerin. Ihr Kollege

Perspektivenwechsel, der eine wich-

gebraucht, denn Pflegepersonen sind

aus dem Krankenhaus, für den Religion

tige Bewältigungsstrategie darstellt.

nicht mehr handlungsfähig, wenn sie


FORSCHUNGSBERICHT

3/2010 CHRISCARE

17

mit jedem Patienten mitleiden. Wenn

anderer, nämlich Gott, auf den Patienten

verständlich ist, leiden darunter, etwas

sie sich aber gar nicht auf die Patien-

aufpasst, wenn niemand bei ihm ist,“

verstecken zu müssen oder auch

ten einlassen, bleibt die menschliche

erläutert Kumbruck. „Allerdings stellt

wenige Patienten zu haben, bei denen

Zuwendung auf der Strecke, fehlt auch

sich bei manchen Ausdrucksformen und

Gespräche über Gott und Gebete

das notwendige Gespür zum Erken-

Bewältigungsstrategien die Frage, ob

auf Resonanz stoßen.“ Geht es den

nen des Befindens des Bedürftigen

sie ab und an reflektiert und gefestigt

Mitarbeitenden gut, spüren das auch

und zudem kommt dann auch in der

werden (müssen), damit sie nicht zu lee-

die Patienten. „Als ein Beispiel wird

Interaktion kein positives Feedback vom

ren, wirkungslosen Worthülsen werden

von der Ausstrahlung von Ruhe und

Patienten zurück. Denn gerade die Nähe

und damit selbst wiederum zu einer als

Hoffnung und gelassenem Handeln

zum Patienten ist ein wesentliches

Belastung wirkenden Anspruchshaltung

gesprochen, aber auch von dem daraus

Merkmal von Pflege, insbesondere

verkommen. In den Interviews gibt es

resultierenden Gefühl der Patienten,

in christlichen Einrichtungen. Umso

Beispiele dafür, dass es einer Revitali-

trotz krankheitsbedingter Einschränkun-

wichtiger sei die Förderung spiritueller

sierung der Kraftquellen durch Super-

gen ganz Mensch zu sein.“

Ressourcen. „In den meisten Fällen

vision, spiritueller Weiterbildung etc.

setzen die Pflegekräfte auf die emoti-

bedarf, damit die Pflegekräfte gesund

onsorientierte Bewältigung, d.h. auf die

bleiben und nicht in Zynismus verfallen.“

mentale Veränderung der Bewertung von Stressoren sowie den Aufbau eines

Schattendasein in der Diakonie Christel Kumbruck legt den Finger in

Ohne Glaube eher gestresst

starken Selbstvertrauens in die eigene

eine Wunde, wenn sie den Eindruck gewonnen hat, „dass Religiösität in dia-

Fähigkeit, Stress zu bewältigen.“ Gerade

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist

konischen Einrichtungen ein Schatten-

den Überzeugungen, so die Studie,

die Bedeutung spiritueller Ressourcen

dasein fristet und religiöse Kraftquellen

„kommt beim Aufbau von Selbstbe-

für die Gesundheit der Pflegenden. Es

meist individuelle Ressourcen einzelner

wusstsein eine wichtige Rolle zu. Die

zeigte sich, dass Pflegekräfte, die keine

Mitarbeiter sind. Hierfür sprechen Aus-

Pflegekräfte gewinnen durch diese nicht

religiöse Kraftquelle haben, schwerer

sagen wie: 'Ich bete oft im Verborge-

mehr hinterfragten Gewissheiten – wie

mit emotional belastenden Pflegesitua-

nen. Manchmal bin ich mutig und oute

z.B. Ruhe vermitteln zu können – und

tionen wie einem langen Leiden eines

mich'.“ Die Studie kommt darum zu

Handlungsmottos – wie z.B., dass man

Patienten oder dem frühen Tod einer

dem Schluss: „Religiös bedingte innere

andere Menschen so behandeln will,

Mutter mit kleinen Kindern zurecht-

Kraftquellen werden somit in diakoni-

wie man selbst gerne behandelt sein

kamen. Die Entlastung der religiösen

schen Einrichtungen nicht als besonders

möchte, oder dass man barmherzig

Mitarbeiter hat jedoch Grenzen: „Die

bedeutsam angesehen.“ Sie „pflegen

sein will – letztlich große Sicherheit und

pflegeimmanente innere (emotionale)

diese Ressource im Gegensatz zu

Kontrolle über die unterschiedlichsten

Belastung kann teilweise durch den

anderen christlichen Einrichtungen nicht

Situationen.“ „Relativ viele Überzeu-

Glauben gemindert werden. Idealer-

ausreichend. Dies ist als problematisch

gungen als auch Praktiken dienen dazu,

weise sollte diese Einstellung immer

anzusehen, weil gerade im Glauben

einen Perspektivenwechsel auf den

wieder gestärkt und erneuert werden

Potentiale für Bewältigungsstrategien

Stressor einzuleiten. Als Beispiele seien

durch Supervision, Weiterbildung und

durch Sinngebung liegen, die weltliche

die Gewissheit, dass es ein Leben

Gespräche mit Seelsorgern bzw. kolle-

Bewältigungsstrategien nicht haben.“

nach dem Tod gibt, der Gottesdienst-

giales Feedback. Aber diese Belastung

besuch sowie Sterberituale genannt.

darf nicht zu hoch werden und insbe-

Sie helfen, eine Station/Situation im

sondere die äußere Arbeitsbelastung

menschlichen Werdegang zu akzeptie-

(Arbeitsverdichtung, Arbeitsdauer,

ren und positiv zu bewerten, indem sie

Fallbetreuungsdauer), die ja nicht durch

angesichts einer sonst nur schwer zu

den Glauben kompensiert wird, darf ein

bewältigenden Situation Sinn stiften.“

bestimmtes Maß nicht überschreiten.“

Die Untersuchung zeigt auch, dass es

Ohne Zeit und Reflektionsmöglichkeit

nicht nur auf eine Neubewertung der

fehlen die Voraussetzungen, die spiri-

Situation ankommt, sondern auch auf

tuellen Kraftquellen „anzuzapfen“. Die

die Relativierung der eigenen Rolle.

Rahmenbedingungen können somit

„Wenn eine Krankenschwester im

die Bedeutung der inneren Kraftquellen

ambulanten Dienst den Patienten nach

entscheidend beeinflussen. „Pflege-

dem Besuch wieder allein lassen muss,

kräfte, die in Einrichtungen arbeiten, in

dann hilft ihr das Wissen, dass ein

denen gezeigter Glaube nicht selbst-

Frank Fornaçon

Prof. Dr. Christel Kumbruck, Professorin an der FH Osnabrück, Studiengang Wirtschaftspsychologie. www.wiso.fh-osnabrueck.de/kumbruck.html Der Forschungsbericht von Christel Kumbruck, Wibke Derboven und Monique Wölk „Wie manifestieren sich innere Kraftquellen in der Pflege (in diakonischen Einrichtungen)?“ ist für ca. 5,00 Euro plus Porto beim Sozialwissenschaftichen Institut zu bestellen: info@si-ekd.de


18

ERFAHRUNGEN

Eine Kirchengemeinde begleitet Kranke Dr. HeinrichChristian Rust, Braunschweig, Pastor der Friedenskirche, Mitglied im Vorstand des Christlichen Gesundheitskongresses und des Fachbeirats von ChrisCare

Claudia, eine 45-jährige Ärztin, kommt gerne zu den Gottesdiensten. Allerdings kommt sie meist erst, wenn der Gottesdienst schon begonnen hat, und oft geht sie auch etwas eher. Claudia steht die meiste Zeit, oder sie lehnt sich an die Wand. Seit ihrer Kindheit hat sie ständig Hüftschmerzen. Alle medizinischen Möglichkeiten hat sie schon ausgeschöpft; hier und da auch immer wieder Linderung und Hilfe erfahren. Sie ist müde geworden, den ständigen Rat oder die „Rat-Schläge“ der vielen zu hören, die letztlich doch keine Lösung für sie haben. Der ziehende und stechende Schmerz ist niemals ganz verbannt und wird wohl auch bleiben, oder? Claudia ist ein sehr freudiger und überzeugter Christ. Sie betet gerne, auch für andere. In der Kirchengemeinde ist sie sogar in einem speziellen Gebets- und Fürbittedienst für Kranke engagiert. Wie oft hat sie selbst schon die außergewöhnlichen Heilungsverläufe bei anderen miterleben dürfen; oft wurde es mit jedem Gebet besser und hier und da war sie sogar Zeuge von dem, was man eine „Spontanheilung“ nennen kann. Claudia weiß also etwas von der heilenden Kraftwirkung ihres Heilandes Jesus Christus! Und dennoch bleibt ihr eigener Schmerz. Manchmal kann sie sich gar nicht so sehr mitfreuen, auch wenn sie es möchte, wenn Menschen von Heilungen und Besserungen berichten, die sie durch Gottes Hilfe und Kraft erfahren haben. Dann will sich auf

ihren körperlichen Schmerz noch der Schmerz der Seele legen, des Unverstandenseins von Gott. Ausdruck von Unglauben? Lange Zeit war Claudia in einer anderen Gemeinde, in der sie ihren eigenen Schmerz gar nicht benennen durfte. Ständig wurde ihr gesagt und gepredigt: „Du bist in seinen Wunden geheilt! Du musst das im Glauben immer und immer wieder bekennen! Sprich nicht von deinen Schmerzen, das ist nur Ausdruck des Unglaubens!“ Aber sie glaubte doch und dennoch waren da diese stechenden Schmerzen, Tag für Tag, Nacht für Nacht! So behielt sie ihr Leiden und ihre Tränen für sich. Doch schon bald merkte sie, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Der „Schmerzensmann“, von dem die Christen singen, der Heiland ist nicht nur da, um uns hier und jetzt alle Schmerzen zu nehmen, sondern um uns auch hier und jetzt Kraft zu geben. Er nimmt uns in dieser Welt nicht jetzt schon alle Krankheiten und Schmerzen, sondern er gibt uns die innere Kraft, diese besser zu tragen und zu deuten. Gott hat sich nicht von den Leidenden verabschiedet, sondern er ist selber zu einem Leidenden geworden. Nach und nach hat Claudia diese Wahrheit in ihrem Glauben neu nachbuchstabieren müssen. Schließlich verließ sie ihre damalige Gemeinde, weil sie diese theologische Einseitigkeit nicht mehr ertragen konnte, und schloss sich einer anderen Gemeinde an. Heute lebt sie immer noch in dieser Spannung des Glaubens: Zum einen hält sie daran fest, dass Gott ein Gott der Heilung ist, zum anderen ist dieser Gott aber auch ein Gott des Trostes und Beistandes. Diese Spannung zwischen dem „Schonjetzt“ und „Noch-nicht“ zieht sich durch das ganze Zeugnis des Neuen Testamentes hindurch. Ja, schon jetzt wird uns von umfangreichen

Heilungen und Wundern berichtet, da fließen dann die Tränen der Freude. Allein etwa ein Drittel aller Evangelienberichte erzählen von solchen Heilungswundern. Aber dann lesen wir im Neuen Testament auch, dass selbst der Apostel Paulus seufzt und auf die Erlösung seines Leibes noch wartet (Rö 8,22). Erst in Gottes neuer Welt wird es ein Ende der Schmerzen geben. „Und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21, 4-5). Claudia hilft es heute, dieses ganze Evangelium zu kennen und zu hören. Es hilft ihr, ihre Schmerzen anders zu deuten. Sie muss sie nicht mehr allein tragen und sie weiß, alle Krankheit und alles Leiden werden ein Ende haben in Gottes neuer Welt. Sie weiß sich in dieser Spannung ihres Glaubens gut in der jetzigen Gemeinde angenommen. Sie muss ihre Schmerzen nicht mehr verleugnen oder verbergen, und man glaubt ihr ihren Glauben. Einseitigkeit macht kränker An Claudia können wir sehen, wie wichtig eine klare biblische Lehre zum Thema Heilung ist. Eine theologische Einseitigkeit, die zudem noch als „volles Evangelium“ angepriesen wird, macht Menschen oft noch kränker, als sie sind. Sicher gibt es auch genügend Beispiele, wo die Einseitigkeit in der biblischen Lehre anders akzentuiert wird. Da wird nur auf die Ewigkeit vertröstet, und für hier und jetzt gibt es weder Trost noch Glaubensstärkung oder gar die Erwartung, dass Gott hier und jetzt auch schon umfassend heilen kann. Heilung ist Sache der Medizin, und sie hat nur wenig in den Kirchen zu suchen, denn die sind ja für das „Seelenheil“ zuständig. Gott sei es geklagt, dass auch diese


GEMEINDE BEGLEITET CHRONIKER

3/2010 CHRISCARE

19

Form von theologischer Einseitigkeit und Blindheit immer wieder eine neue Renaissance feiert! Das Evangelium von Jesus Christus entlässt uns nicht aus dieser Glaubensspannung zwischen dem „Schon-jetzt“ und „Noch-nicht“. Aber gerade in dieser Spannung stehen chronisch kranke Menschen. Begleitung chronisch Kranker 1. Eine Gemeinde ist sowohl ein Ort der Heilung als auch der Tröstung. Ich bin Pastor in der Braunschweiger Friedenskirche, die seit vielen Jahren den Heilungsauftrag der Gemeinde Jesu neu aufspürt. In allen Gottesdiensten bieten wir das Gebet für kranke und hilfesuchende Menschen an; zusätzlich laden wir zu speziellen Gottesdiensten ein, in denen die Krankensalbung auch ihren Raum hat. Zudem hat sich ein Team von erfahrenen Mitarbeitern gebildet, die wöchentlich zu bestimmten Zeiten intensiv für Kranke beten. Dabei ermutigen wir auch die chronisch Kranken, immer wieder diese Dienste in Anspruch zu nehmen. Die sogenannten „Heilungsdienste“ der Gemeinde sind verbunden mit den medizinischen und therapeutischen Angeboten der Region. Wir sehen hierin keinen Gegensatz. Der Erlösergott ist ja kein anderer als der Schöpfergott. Bei allem Bemühen um Heilung ist uns jedoch von Anfang an wichtig geworden, dass die vielfältigen Heilungsdienste der Gemeinde immer auch mit den seelsorgerlichen Diensten und mit den „Tröstungen“ des Evangeliums verbunden sein müssen. Wir erfahren zwar zunehmend wunderbare Heilungen, aber wir erleben auch, dass Betende und Glaubende weiterhin mit ihrer Krankheit leben müssen und ihnen offenbar erst in Gottes neuer Welt die letzten Tränen von ihren Augen abgewischt werden. Hier sind die Besuchsdienste der Kirchengemeinde besonders gefragt. Oft können chronisch Kranke

auch nicht an den regelmäßigen Veranstaltungen in einer Kirchengemeinde teilnehmen. Zuspruch aus Gottes Wort, die menschliche Nähe, das gemeinsame Gebet, der seelsorgerliche Beistand oder auch einfach die Anwesenheit können trösten. 2. Eine Gemeinde ist sowohl Ort des Lobes Gottes als auch Ort der Klage vor Gott. Als Glaubende loben wir Gott und danken ihm für alle hier schon erfahrenen Segnungen. Wir danken ihm auch für die Hoffnung, die unser Leben prägen kann, bei allem Leid, was uns persönlich oder auch in dieser Welt niederdrücken will. Zudem dürfen wir diesem Gott, der sich uns durch Jesus als liebender Vater im Himmel offenbart hat, auch alle Not klagen. Die Klage ist nicht ein Ausdruck des Unglaubens, sondern des Glaubens. Sie ist eine Weigerung, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie ist eine Erinnerung an Gott, dass die menschliche Situation nicht so ist, wie sie sein sollte; sie ist auch ein Ausdruck der Hoffnung. Wir müssen es neu lernen, in den Gemeinden auch eine spirituelle Kultur der Klage zu entwickeln, eine Gebetsform, in der wir unserem Schmerz eine Stimme vor Gott geben. 3. Eine Gemeinde erlebt die Gegenwart Gottes sowohl in der Überwindung des Leides als auch im Leiden selber. „In dir ist Freude in allem Leide“, so jubelt die singende und betende Gemeinde ihrem Gott

zu. Die Gegenwart Gottes ist nicht nur in der Überwindung des Leides zu erfahren, sondern die Schmerzen, die Wunden des Lebens, sie sind Treffpunkte des Menschen mit dem „Mann der Schmerzen“, mit Jesus Christus. Der Apostel kann hier sogar von einer „Gemeinschaft seiner Schmerzen“ sprechen (Phil 3,10). Der dauerhafte Schmerz und das chronische Leiden können so zu einer ständigen Erinnerung an den werden, der alle Schmerzen und Krankheiten auf sich genommen hat und in dessen Wunden wir Heilung finden (Jes 53). Christus ist ja gerade bei den Leidenden, den Bedürftigen, den Ohnmächtigen, den Armen, den Kleinen zu finden. Hier erfährt der Glaubende eine besondere Intensität der Nähe Gottes. Eine Gemeinde, in der es keine Leidenden, keine Menschen des Schmerzes mehr gibt, eine solche Gemeinde wird es erst in Gottes neuer Welt geben. Hier in dieser Welt begegnet uns Christus selber in den Leidenden. Die Begegnung mit chronisch Kranken kann somit auch immer zu einer Begegnung mit Jesus Christus werden. Chronisch Kranke, Leidende, Menschen der Schmerzen sind für eine Gemeinde keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Sie sind Erinnerer an den, der hier und schon jetzt im Leiden erfahrbar ist und auf den die ganze Christenheit wartet. Sie sind Treffpunkte mit dem Gott, der sich nicht von dem Leid dieser Welt abgewandt hat, sondern der uns Menschen „unter die Haut gekrochen“ ist.


20

HINTERGRUND

Wie organisiert man Werte? Strategisches Wertemanagement im Gesundheitswesen „Und das will ein kirchliches Haus sein?!“ Dieser Satz fällt schnell, wenn sich zwischen der Realität und dem kommunizierten Leitbild einer konfessionellen Einrichtung eine breite Lücke auftut. Von kirchlich-diakonischen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird eben erwartet, dass in ihnen ein anderer Geist herrscht, ein besseres Miteinander im Team, ein liebevollerer Umgang mit Patienten und Bewohnern gelebt wird als in vergleichbaren Einrichtungen in privater oder kommunaler Trägerschaft. Zudem wird von ihnen ein kooperativerer Führungsstil, ein werteorientierteres Management und ein der christlichen Ethik verpflichtetes Wirtschaften und Handeln erwartet. Konfessionelle Häuser kennen diese Erwartungen und arbeiten mit ihnen, denn sie wissen, dass darin einer ihrer Wettbewerbsvorteile in einem Gesundheitsmarkt liegt, in dem andere Anbieter gnadenloser an den finanziellen Schrauben drehen, schneller Personal abbauen und konsequenter Abläufe wirtschaftlich optimieren. Aber wie können kirchlich getragene Einrichtungen der Erwartung gerecht werden, dass sie werteorientierte Unternehmen sind?

1. Werte müssen konkrete Erwartungen wecken, damit sie Orientierung bieten. Für eine werteorientierte Unternehmensführung braucht es konkrete Werte, nicht nur schöne Leitbilder. Leitbilder bestehen idealer Weise aus wenigen Sätzen, die die Grundausrichtung eines Unternehmens auf den Punkt bringen. Leitbilder können unter der Hand Werte transportieren, aber

diese bleiben zumeist unkonkret. Wenn z.B. im Leitbild eines konfessionellen Trägers auf das christliche Menschenbild verwiesen wird, entsteht zwar beim Leser ein Gefühl der Werteorientierung, aber es werden keine konkreten Erwartungen geweckt. Das erleichtert die Kommunikation des Leitbildes, seinen Einsatz für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, schränkt aber zugleich die Wirksamkeit für den innerbetrieblichen Alltag einer Einrichtung deutlich ein. Und weil sich aus Leitbildern meist keine konkreten Handlungsaufforderungen ergeben, bleiben sie auch oft wirkungslos. Werden hingegen im Wertekanon eines Unternehmens konkrete Idealvorstellungen kommuniziert, dann werden damit auch klare Erwartungen geweckt, deren Erfüllung nicht einfach unterbleiben kann, soll die Werteorientierung des Unternehmens glaubhaft sein.

2. Werte brauchen die Zustimmung in der Mitarbeiterschaft, damit sie eine Einrichtung durchdringen. Ein für das gesamte Unternehmen verbindlicher Wertekanon kann nicht vom Träger vorgegeben werden, er muss aus den Wertvorstellungen der Mitarbeiterschaft heraus entwickelt werden. Dies gelingt am ehesten einer Arbeitsgruppe, in der sowohl die im Haus vertretenen Berufsgruppen als auch die verschiedenen Wertvorstellungen vertreten sind, die es in der Mitarbeiterschaft gibt. Dies bedeutet, dass in einer konfessionellen Einrichtung in den neuen Bundesländern neben kirchlichen Trägervertretern auch Mitarbeiter an der Werteformulierung beteiligt werden sollten, die eine atheistische Prägung mitbringen, oder dass in einer multikulturell zusammengesetzten

Mitarbeiterschaft auch Vertreter anderer Religionen am Wertekanon des Unternehmens mitschreiben dürfen. Nur so kann es gelingen, Werte zu formulieren, die die Mitarbeiterschaft sich anschließend auch aus Überzeugung zu Eigen macht und nicht nur, weil sie weiß, dass es der Träger so wünscht. Dabei ist darauf zu achten, dass der vorgeschlagene Wertekanon Aussagen für alle relevanten Bereiche des Unternehmens umfasst. Neben der Beziehung zwischen Mitarbeiter und Patienten sollten auch die Art der Mitarbeiterführung, die wirtschaftlichen und organisatorischen Entscheidungen der Verwaltung oder die Außenbeziehungen des Unternehmens im Wertekanon vorkommen. Aber ein so gemeinsam erarbeiteter Wertekanon braucht die ausdrückliche Zustimmung der Mitarbeiterschaft, bevor er für verbindlich erklärt wird. Dabei ist es sinnvoll, wenn die Mitarbeitenden in einer anonymen Abstimmung alle Werte einzeln annehmen oder ablehnen können. Nur so ergibt sich von Anfang an ein klares Bild darüber, wie die Zustimmung der Mitarbeiterschaft zu den einzelnen Werten im Detail aussieht.

3. Werte brauchen ein aktives Wertemanagement, damit sie im Alltag nicht verdrängt werden. Das Inkraftsetzen von Werten verändert Erwartungen. Die Mitarbeiter erwarten nun vom Management, dass es die Werte bei Entscheidungen berücksichtigt, die Leitung von der Mitarbeiterschaft, dass diese die Werte im Alltag umsetzen. Dies aber ist für alle Seiten zunächst einmal unbequem und verleitet dazu, die Werte schnell in der nächsten Schublade verschwinden zu lassen. Dem kann die Leitung einer Einrichtung nur entgegenwirken, indem


WERTE IM UNTERNEHMEN

sie eine regelmäßige Kommunikation über die Werte organisiert und alle Mitarbeiter mit den gemeinsamen Werten vertraut macht. Entscheidend aber ist, dass spürbar wird, dass die bestehende Diskrepanz zwischen Werten und Realität nicht verschwiegen oder ignoriert wird, sondern ihr gezielt mit Maßnahmen entgegengewirkt werden soll. Alle Beteiligten müssen spüren, dass man sich gemeinsam bemüht, so weit es unter den gegebenen Umständen möglich ist, zur Realisierung der Wertvorstellungen beizutragen. Wenn die Unternehmensstrategie erkennbar an den gemeinsamen Werten ausgerichtet wird, schafft dies eine Glaubwürdigkeit der Wertenbasis, auch wenn nicht alles umgesetzt werden kann, was wünschenswert wäre.

4. Werte brauchen ein Wertecontrolling, damit niemand sie ignorieren kann. Und dennoch wird es immer wieder Mitarbeitende geben, die sich der Werteorientierung eines Unternehmens bewusst verweigern. Dies muss gar nicht demonstrativ geschehen, es kann auch in einer Nicht-Beachtung der Werte bei Entscheidungsprozessen oder einem fehlenden Engagement für die Werte zum Ausdruck kommen. Dabei ist es besonders fatal, wenn die mittlere Managementebene, die den Alltag einer Einrichtung prägt und gestaltet, sich immer wieder über die

3/2010 CHRISCARE

21

Werte

eigentlich geltenden Werte hinweg setzt. Bleibt eine solche mangelnde Berücksichtigung der Werte ohne Konsequenzen, wird dadurch die Gültigkeit der Werte in Frage gestellt. Um dies zu verhindern, muss die Leitung erkennen können, wo im Unternehmen die Werteorientierung nicht überzeugend gelebt wird. Eine Möglichkeit, solche Schwachstellen der Werteumsetzung zu entdecken, sind Mitarbeiterumfragen zur Zustimmung und zur Erlebbarkeit der Werte im Arbeitsalltag. Werden die Mitarbeiter anonym hinsichtlich aller Werte befragt, ob sie erleben, dass diese im Alltag der Einrichtung gelten, lassen sich leicht die Bereiche identifizieren, in denen einzelne Werte permanent ignoriert werden. Mit dieser Kenntnis kann eine Unternehmensleitung dann auch konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der Werteorientierung in diesen Arbeitsbereichen fordern und gezielt durchsetzen.

Zeit wieder in Frage zu stellen, sei es, weil sie nicht unmittelbar sichtbare Verbesserungen im Alltag auslösen, sei es, weil immer auch deutlich wird, wo die Schwachstellen in der Werteorientierung des Unternehmens liegen. Erst wenn die Unternehmensführung über mehrere Jahre hinweg an den vereinbarten Werten festhält und ihre Umsetzung einfordert, erst wenn die zweite Ebene entdeckt hat, dass das eigene Vorankommen im Unternehmen auch von einer erfolgreichen Werteorientierung abhängt, erst dann werden die Werte zu einem langfristig prägenden Bestandteil der Unternehmenskultur und zu festen Zielpunkten für die Alltagsgestaltung einer Gesundheitseinrichtung. Wo dieser Prozess aber gelingt, werden trotz Kostendruck und Arbeitsbelastung sowohl die Patienten und Bewohner als auch die Mitarbeiter am Ende sagen: „Man spürt doch, dass dies ein kirchliches Haus ist.“

5. Werte brauchen Zeit, damit sie eine Unternehmenskultur prägen können. Werte weisen in die Zukunft, denn sie beschreiben ein Ideal, das es anzustreben gilt. Damit aber bleiben sie im harten Alltag des Gesundheitswesens letztlich immer ein Stück weit unerfüllbar. Aber gerade deshalb können sie eine Unternehmenskultur langfristig prägen. Allerdings ist die Versuchung groß, die Werte bereits nach kurzer

Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas, Professor für Diakonik am Theologischen Seminar Elstal (Fachhochschule) und Corporate Identity Beauftragter der Immanuel Diakonie Group, Berlin


22

BIBELIMPULS

Mach das Beste daraus! Seine Wege sind unerforschlich „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ Römerbrief 11,33 Frau Abe ist bei einem Autounfall um Haaresbreite dem Tod entkommen und von ihren schweren Verletzungen vollständig genesen - ein Wunder geradezu. Sie ärgert sich über sich selbst: „Alles ist verheilt und mir geht es jetzt so gut. Ich müsste mich doch wirklich meines Lebens freuen können. Stattdessen bin ich ständig in Angst. Ich bin ein unverbesserlicher Pessimist. Warum mache ich mir selbst so viel Stress?“ Über den Sinn des Lebens will sie mit mir sprechen. Sie ist getauft und konfirmiert. Könnte sie nicht dort Sinn finden, wo sie herkommt? Die Frage steht im Raum. Doch noch bevor ich etwas dazu sagen kann, antwortet sie bereits: „Ja, Sinn suche ich schon. Aber nicht in der Bibel! Wie soll ich an einen Gott glauben, der das alles zulässt, was in der Welt passiert?“ Bei dem Unfall waren zwei andere Menschen gestorben. „Es kommt darauf an, von welcher Seite Sie Ihr Leben betrachten wollen“, antworte ich. „Niemand zwingt Sie zum Pessimismus. Sie haben die Wahl. Sie können an der Frage hängen bleiben, warum die beiden anderen sterben mussten. Aber sie können auch fragen: Warum habe ich überlebt? Und warum bin ich sogar völlig gesund geworden? Wozu bin ich hier geblieben? Wie kann ich mich aus Dankbarkeit dafür, dass ich leben darf, für andere Menschen engagieren? Wie kann

ich leidenden Menschen das Leben erträglicher machen?“ Sie kann fragen: „Warum lässt Gott all das Böse zu?“ Sie wird ohne Antwort bleiben. Gibt es etwa gute Gründe für Auschwitz? Wer sie nennt, ist entweder ein Judenhasser oder ein Narr oder beides. Auch für die Toten von Duisburg gibt es keine guten Gründe. Es ist verständlich, wenn Frau Abe sagt: „An einen Gott, der das alles zulässt, will ich nicht glauben.“ Aber es ist unlogisch, wenn sie behauptet: „Ich kann an ihn nicht glauben.“ Denn es steht ihr frei, das Problem auch von der anderen Seite her zu betrachten: „Warum ist die Welt immer noch so schön, obwohl wir Menschen uns so große Mühe geben, sie zu zerstören? Warum kommen viele Kinder, die von ihren Eltern im Stich gelassen wurden, trotzdem mit ihrem Leben sehr gut zurecht? Warum geht es uns Deutschen so gut, obwohl wir die Juden fast ausgerottet haben?“ Unser Besinnungsvers steht am Schluss dreier langer Kapitel im Römerbrief über das Warum-Problem. Der Jude Paulus diskutiert die Frage, wie Gott die Irrwege seines Volkes zulassen konnte. Er ist überzeugt: Gerade so und nur so, auf diesen überaus paradoxen Wegen, die oft so furchtbar leidvoll sind und so ganz anders, als Menschen sie planen würden, kommt Gott zum Ziel mit uns Menschen. Sein Ziel ist ein menschenwürdiges Leben für alle. Der große Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) geht in seiner „Theodizee“, dem berühmten Grundlagenwerk über die Warum-Frage, auf diesen Vers aus dem Römerbrief ein. Darauf

zu vertrauen, dass Gottes Wege letztendlich immer die besten seien, „heißt nicht auf die Vernunft verzichten, es heißt vielmehr die Vernunft, die wir besitzen, anwenden; denn sie lehrt uns jene Unermesslichkeit Gottes erkennen, von der der Apostel spricht, aber es bedeutet auch unsere Unwissenheit hinsichtlich der Tatsachen einräumen und trotzdem, noch ehe man es sieht, anerkennen, dass Gott alles auf die bestmögliche Weise tut, gemäß der unendlichen Weisheit, die seine Handlungen leitet.“ Die „bestmögliche Weise“: das „Optimum“, dem lateinischen Original der „Theodizee“ nach. Von dorther ging das Wort „Optimismus“ in unseren Sprachschatz ein. Damit ist also ursprünglich gemeint, dass alles noch so unbegreifliche Zulassen von Leid in dieser Welt aus der Perspektive Gottes die bestmögliche Weise ist, mit uns Menschen zum guten Ziel zu kommen. Und dieses Ziel besteht ganz sicher nicht zuerst darin, dass wir alle in den Himmel kommen. Sondern darin, dass wir barmherzige, echte Mitmenschen werden. Menschen, die das Leben annehmen, wie es ist. Um das Bestmögliche daraus zu machen. Leidenschaftlich für die Menschlichkeit und gegen Leid und Schmerz. Hans-Arved Willberg, Karlsruhe, Theologe, Pastoraltherapeut, Mitglied im Herausgeberkreis von ChrisCare, www.isa-institut.de

Quellen: Gottfried Wilhelm Leibniz, Die Theodizee von der Güte Gottes, der Freiheit des Menschen und dem Ursprung des Übels, Philosophische Schriften, Bd. 2, erste Hälfte, hg. u. übersetzt v. H. Herring, 2. Aufl. (Frankfurt a.M., 1986)


GASTKOMMENTAR

3/2010 CHRISCARE

23

Passion & Compassion Am Grat zwischen Nähe und Distanz

Am späten Abend des 11. März 2009 saß ich lange im Wohnzimmer einer Familie, die nur Stunden zuvor beim Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden ihre 16-jährige Tochter verloren hatte. Wenige Monate zuvor hatte ich der fleißigen und fröhlichen Ministrantin noch das Sakrament der Firmung gespendet. Und nun saß ich in der Wohnung ihrer Familie, in der sie morgens noch gefrühstückt hatte wie jeden Tag, nichts ahnend, dass dies der letzte Tag in ihrem noch so jungen Leben sein würde. Ich saß zwischen einer herzzerreißend weinenden Mutter, einem verstörten kleinen Bruder und einem verzweifelten Vater. Ich saß einfach nur da und versuchte mitzuleiden und mitzutrauern. Im Leben von Menschen gibt es Leidenssituationen, in denen man nichts Besseres tun kann, aber auch nichts Heilsameres, als einfach nur da zu sein und mitzuleiden. Das Leiden anderer auszuhalten, es mitzutragen, ohne es zu bagatellisieren oder zu dramatisieren, das ist eine Kunst der Begleitung, die den ganzen

Menschen fordert. Das gilt für Angehörige von Schwerstkranken, für die Begleitung von Trauernden und nicht zuletzt für die, zu deren täglichem Brot es gehört, mit dem Leid und dem Schmerz anderer konfrontiert zu sein: für die in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen Tätigen. Gerade sie sind mit dieser großen Herausforderung oft allein gelassen. Wie kann es ihnen gelingen, mit dem Schmerz und dem Leid anderer so umzugehen, dass sie weder ins Extrem des Distanzierten noch in das des Distanzlosen verfallen? Wie kann ihnen die Gratwanderung gelingen zwischen Nähe und Distanz, zwischen einem zu Abgehärtet- und einem zu Betroffensein? Wer tagtäglich hoch professionell mit Schwerstkranken und Sterbenden zu tun hat und diese Beschäftigung nicht nur als Beruf, sondern als Berufung im christlichen Sinne versteht, der wird sich davor hüten, den ohne Aussicht auf Besserung Leidenden nur noch als Pflege-„Fall“ zu sehen. Denn immer geht es um einen Menschen und nie nur um einen „Fall“. Hinter jedem Leidenden steckt immer ein einzigartiger

Mensch. Das darf ich als Christ nie vergessen, auch wenn der Zeit- und Arbeitsdruck noch so auf mir lastet. Wer bekennt, dass er selbst durch die Passion Jesu gerettet ist (vgl. Jes 53,5), der wird auch fähig sein zur Com-Passion mit seinen leidenden Mitmenschen. Denn in Christus begegnet uns ein mitfühlender Gott: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren“ (Mt 14,14). Weil Gott uns so gut leiden kann, deshalb leidet er mit uns: Wir sind ihm im wahrsten Sinne des Wortes „sym-pathisch“, mit-leidens-würdig. Deshalb werden christliche Ärzte und Pflegekräfte Leidenden immer in sympathischer Weise begegnen und sie empathisch behandeln. Nicht zuletzt diese Haltung unterscheidet ein christliches Pflegeverständnis von einem säkularen. Vergelt’s Gott all denen, die die Leidenden erfahren lassen: „Der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid“ (Jak 5,11).

Thomas Maria Renz, Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Mitglied im Fachbeirat von ChrisCare



REPORTAGE

3/2010 CHRISCARE

25

Loslassen, beschenken lassen und senden lassen Gebetstage von Christen im Dienst am Kranken Christen im Dienst am Kranken Schweiz (CDK), ein Arbeitszweig von Campus für Christus, bietet regelmäßig Gebetstage an, über die Karin Briggen berichtet: Inmitten eines hektischen und gefüllten Alltages zur Ruhe kommen und sich neu ausrichten lassen – wer möchte das nicht? Oder anders gefragt: Wer braucht das nicht? Die CDK-Gebetstage dienen dazu, bei Gott zur Ruhe zu kommen, sich von Ihm stärken zu lassen, um ermutigt in den Alltag zurück zu gehen. Jedes monatliche Gebetstreffen ist einmalig, weil diese von verschiedenen Teams vorbereitet werden, unterschiedliche Leute daran teilnehmen und wir einen so kreativen Gott haben! Er weiß, aus was für Situationen die Einzelnen kommen und was sie benötigen. Wir können jedes Mal staunen – die Ehre gehört unserem Gott! Loslassen – sich aus dem Alltag herauslösen und Schwierigkeiten, Sorgen und Anliegen bewusst zu Jesus bringen. Wir halten ihm unser Herz entgegen und lösen uns von der Vorstellung, wie er handeln soll. Beschenken lassen – in der Gemeinschaft untereinander und mit Gott. In der Gegenwart von Jesus dürfen wir einfach sein und zur Ruhe kommen. Jesus spricht zu uns ganz persönlich. Hören wir ihm zu? Von den Erfahrungen anderer können wir ermutigt und inspiriert werden. Senden lassen – den Auftrag tun, den wir bekommen haben. Wir sind als ein Geschenk in diese Welt gesendet für die Menschen, denen wir begegnen. Jede Person hat einen Auftrag, den

nur sie erfüllen kann, nämlich die Liebe Gottes in ihr Umfeld zu tragen. Wir sind Botschafter an Christi Stelle. Ein typischer Gebetstag: Zur Begrüßung stehen Kaffee und Gipfeli bereit. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, Altbekannte kommen sofort ins Gespräch und Erstbesucher werden automatisch miteinbezogen. Bei der Vorstellungsrunde geben wir einander Anteil, was uns motiviert hat, zu kommen. Mit dem Bibelvers aus Römer 5,5: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“, wird eine halbe Stunde Zeit der Stille gegeben, um persönlich über diesen Vers nachzudenken und Gott zu fragen, was er sagen möchte. Im Plenum tauschen wir unsere Gedanken aus und staunen, wie Gott persönlich gesprochen und ermutigt hat. Für die Anliegen, die daraus entstanden sind, beten wir zu zweit füreinander. Während dem feinen Mittagessen werden der Austausch und die Gemeinschaft weiter gepflegt. Unsere Gebetsanliegen im Beruf und für das Gesundheitswesen schreiben wir auf Zettel und deponieren diese symbolisch beim Kreuz, bei Jesus. Während des Lobpreises erheben wir Jesus als König über diesen Anliegen. Mit der Frage, was Gott uns über das Gesundheitswesen sagen möchte, werden wir still und geben anschließend die Eindrücke weiter. Es sind sehr ermutigende und praktische Worte für den Alltag. Zum Abschluss feiern wir zusammen das Abendmahl und gehen gestärkt an den Ort zurück, wo Gott uns hingestellt hat. Teilnehmer sagen: „Ich habe erfahren, dass noch Ruhe vorhanden ist.

Gott hat mich heute eine wichtig Lektion gelehrt. Gott gibt überfließend und seine Güte und Barmherzigkeit sind überwältigend. Jesus will mich ganz und er rüstet mich auch ganz aus. Danke Jesus!“

Jeder Gebetstag beginnt mit einem gegenseitigen Kennenlernen, wie hier mit Hilfe eines Puzzles.

CDK – Christen im Dienst an Kranken Schweiz Die Arbeit in der Pflege verlangt besondere Sensibilität. Deshalb unterstützt CDK Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in der Freiwilligenarbeit und ermutigt sie, den christlichen Glauben im Berufsalltag authentisch zu leben, damit Menschen die Liebe Gottes erfahren. CDK ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus Schweiz und ist mit der Healthcare Christian Fellowship International (HCFI) verbunden. www.cdkschweiz.ch

Christen


26

Psychiatrie x Psychotherapie x Psychosomatik

ANZEIGEN

Klinik Hohe Mark fachlich kompetent x christlich engagiert Die Klinik Hohe Mark ist ein Psychiatrisches Krankenhaus mit 216 Betten sowie 15 tagesklinischen Plätzen, einer Institutsambulanz und einer TagesReha. Durch unsere Arbeit gestalten wir ein diakonisches Profil. Wir suchen daher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Aufgabe fachlich kompetent und christlich motiviert ausführen und die Mitglied einer christlichen Kirche sind. . Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt für die Abteilung Psychotherapie (Teilzeit 75%) einen/eine

Das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg stellt die Grund- und Regelversorgung von ca. 55.000 Einwohnern der Elbinsel Wilhelmsburg sicher sowie die geriatrische Versorgung des gesamten Süderelbe-Raumes und ist ein christlich geprägtes Krankenhaus. Wir suchen eine/n

Oberarzt/Oberärztin (zum 1.12.2010)

Gesundheits- und Krankenpfleger/in

mit abgeschlossener (ggf. fortgeschrittener) internistischer Weiterbildung

sowie weitere

Klinik Hohe Mark des DGD GmbH, Marburg

ärztliche und pflegerische Mitarbeiter

Friedländerstraße 2 61440 Oberursel www.hohemark.de

für unser Geriatrie-Zentrum.

Das Geriatrie-Zentrum verfügt über 112 stationäre Betten und 20 Plätze in der Tagesklinik. Neben der akutmedizinischen Versorgung älterer Patienten liegen unsere Schwerpunkte in der geriatrischen und neurologischen Frührehabilitation. Hierzu stehen umfassende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung sowie internistische, neurologische und geriatrische Weiterbildungsermächtigungen. In einem guten kollegialen Arbeitsklima bieten wir Ihnen eine abwechslungsreiche Tätigkeit. Sie erwartet eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit sowie gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir erwarten teamorientierte Persönlichkeiten mit Freude am Umgang mit Menschen sowie der Bereitschaft, sich auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu engagieren. Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter www.gross-sand.de.

Für Bewerberinnen und Bewerber, die … • unser Konzept einer beziehungsorientierten psychiatrischen Pflege mit gestalten wollen • aus innerer Überzeugung eine Tätigkeit in einem christlich orientierten Krankenhaus wünschen bieten wir … • eine verantwortungsvolle und teamorientierte Tätigkeit … • in einer landschaftlich reizvollen Umgebung mit Nähe zur Stadt Frankfurt / Main • Vergütung nach AVR mit zusätzlicher Altersversorgung. Ihre aussagekräftige Bewerbung richten Sie bitte an die Krankenhausdirektorin Anke Berger-Schmitt, Friedländerstraße 2, 61440 Oberursel. Für Rückfragen steht Ihnen der Pflegedirektor Gerd Haselhorst (06171/204-1010) gern zur Verfügung. Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband, GmbH, Marburg

Der christliche Stellenvermittler. www.cps-online.org

D

ie im Osten Thüringens attraktiv gelegene Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik erbringt mit 104 Behandlungsplätzen auf vier Stationen und zwei Tageskliniken sowie einer Institutsambulanz die psychiatrisch-psychotherapeutische Pflicht- und Regelversorgung für den Landkreis (ca. 110.000 Einwohner). Die Klinik sucht zur Verstärkung ihres rund 20 Personen umfassenden Ärzte- und Psychologenteams weitere engagierte, fachlich qualifizierte, Verantwortung übernehmende Mitarbeiter (m/w):

Facharzt/Oberarzt (m/w) für Psychiatrie und Psychotherapie oder Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Arzt (m/w) in Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, auch anderer Fachgebiete

Für alle, die gute Jobs suchen oder anbieten. Die Klinik kennzeichnet z. B.: ■ Gemischte Belegung der Stationen, spezifische Therapien stationsübergreifend, Verzicht auf geschlossene Stationen ■ Aktiver Teil des Gemeindepsychiatrischen Verbunds, Kooperation mit den komplementären Einrichtungen und Diensten ■ Sozialpsychiatrisches und psychotherapeutisches Arbeiten/Handeln/Behandeln (methodenübergreifend) auf dem Hintergrund eines gemeindepsychiatrischen Konzepts ■ Abgeschlossenes EQUAL-Projekt (Arbeit für psychisch Kranke - apk) ■ Projekte mit der Aktion Psychisch Kranke (Land-, Bund-, EU-gefördert) ■ Kooperation mit benachbarten Universitätskliniken, Forschungsprojekte ■ Ausbau von teilstationären und ambulanten Behandlungsformen, Konsiliar und Liaison-Diensten, medizinische Rehabilitation (RPK, amb./teilstat. Entwöhnung sowie KJP in Planung) ■ Anti-Stigma-Aktivitäten, kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Transparenz, offene Türen ■ Fachliche Veranstaltungen (Workshops, Symposien, Tagungen), fortlaufende Weiterbildungskurse über längere Zeiträume mit qualifizierten externen Dozenten für die verschiedenen Berufsgruppen Die Klinik bietet: ■ ein gutes und kollegiales Arbeitsklima in einer modernen, sehr gut ausgestatteten Klinik (Inbetriebnahme im Jahr 1998) ■ attraktive Vergütung (Ärzte gemäß Marburger Bund TV-Ärzte/VKA, Möglichkeit von Nebentätigkeit) ■ volle Weiterbildungsermächtigung des Chefarztes und Sicherung der Neurologie-Zeit im nahegelegenen Klinikum ■ Finanzierung der externen Psychotherapie-Weiterbildung einschließlich der Selbsterfahrung, attraktive Fortbildungs-Regelungen ■ Vereinbarkeit von „Familie und Beruf“, z. B. durch individuell zugeschnittene Teilzeitstellen, Vermittlung Kindergartenplatz ■ Unterstützung bei der Wohnungssuche, ggf. Finanzierung der Familienheimfahrten in der Übergangszeit ■ Auf Wunsch ist gern eine unverbindliche Hospitation möglich.

Fon (05 61) 9 38 75-12 Fax -26 info@cps-online.org


3/2010 CHRISCARE

COMPASSION GLAUBT:

VERÄNDERE

DAS LEBEN EINES KINDES IM NAMEN JESU UND DU BEGINNST,

DIE WELT ZU VERÄNDERN.

www.compassion-de.org

www.compassion.ch

Compassion setzt sich seit über 50 Jahren weltweit für arme Kinder ein. Wer mit Compassion eine Kinderpatenschaft übernimmt, hat eine 1-zu-1-Beziehung zu diesem Kind. Wir fühlen uns verpflichtet, armen Kindern physisch, psychisch und geistlich in einem ganzheitlichen Sinne zu helfen. Wir glauben, dass es darüber hinaus das Beste ist, die Kinder mit Jesus Christus bekannt zu machen, denn das verändert ihr Leben nachhaltig. Unsere Wertmaßstäbe sind: JESUS IM ZENTRUM KINDER IM BLICKPUNKT GEMEINDEN ALS BASIS

Compassion arbeitet in den Entwicklungsländern ausschließlich mit Kirchen und Gemeinden vor Ort zusammen. Mehr Informationen bei: COMPASSION DEUTSCHLAND Liebigstraße 9a | D-35037 Marburg TEL: +49 (0) 64 21 3 09 78-0 EMAIL: info@compassion-de.org

COMPASSION SUISSE Rue Galilée 3 | CH-1400 Yverdon-les-Bains TEL: +41 (0) 800 78 47 73 EMAIL: info@compassion.ch

27


28

FORSCHUNGSBERICHT

Schmerz und Spiritualität – ein empirischer Zugang Schmerzwahrnehmung durch „mentale“ Faktoren beeinflusst Schmerz gehört zu den Grunderfahrungen unserer Existenz und betrifft immer den ganzen Menschen, also auch die spirituelle Dimension. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen Leiden, Schmerz und Spiritualität, welcher auch in der medizinischen Fachliteratur zum Ausdruck kommt. Zunehmend wird dieser Zusammenhang auch empirisch untersucht. Auf der Titelseite eines Standardwerkes zum Thema „Schmerz“ erscheint der leidende Stephanus, der zwar nicht mit Steinen beworfen, aber mit Pfeilen beschossen wird. Sein Martyrium wird zum Sinnbild für Leiden und Schmerz und stellt diese in einen unmittelbaren religiösen Kontext. Auch Patienten stellen spontan diesen Bezug her: „Ein Drittel der chronisch Rheumakranken deuten ihre Erkrankung in religiösen Temini“, so der Sozialmediziner Raspe (1990). Empirie und Kirchenväter In der wissenschaftlichen Literatur wird diesem Zusammenhang in den letzten Jahren zunehmend Bedeutung geschenkt. Prof. Harold Koenig hat die bis 2000 publizierten Studien über Schmerz und Spiritualität im „Handbook of Religion and Health“ (2001) in einem eigenen Kapitel zusammengestellt. Er fand 18 Arbeiten, mittlerweile sind es 40-50, je nach Selektionskriterien. Einleitend weißt Prof. Koenig darauf hin, dass das Thema Schmerz in allen religiösen Traditionen bedeutsam ist. Schmerz wird nicht nur als Übel verstanden, sondern als konstruktive Kraft, was dem Schmerz

Sinn und Bedeutung gibt. Dies wiederum beeinflusst den Umgang mit Schmerz und damit die Schmerzbewältigung. Es eröffnet sich eine Sinn- und Entwicklungsperspektive. Bereits die Kirchenväter äußerten sich über den Umgang mit Schmerz. So schrieb Clement im 2.Jahrhundert: „Wenn ein Christ an Schmerzen leidet, dann soll er Gott um Folgendes bitten: 1. den Grund für die Schmerzen zu verstehen, 2. Befreiung von den Schmerzen, 3. wenn das nicht möglich ist, um die Kraft, die Schmerzen zu tragen. Dieser Ratschlag scheint mir auch heute noch sehr passend. Gebet ist tatsächlich die am häufigsten praktizierte Form von religiöser Schmerzbewältigung (Cronan et al., 1989; Keefe et al., 1983). Dies drückt sich auch im Sprichwort „Not lehrt beten“ aus. Der Fokus wird dabei auf Gott gesetzt und nicht mehr auf den Schmerz gerichtet. Insofern hat das auf Gott bezogene Gebet den Charakter der „Defokussierung“. Die Aufmerksamkeit wird vom Schmerz weggelenkt, was die Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Turner & Clancy (1986) untersuchten Patienten mit Chronic Low Back Pain (chronische Schmerzen im unteren Rücken). Sie fanden, dass im zeitlichen Verlauf die Schmerzintensität bei denen, die Gebet als Bewältigungsstrategie einsetzten, abnahm. Die Schmerzwahrnehmung wird also durch „mentale“ Faktoren beeinflusst. Auch die emotionale Verfassung spielt eine Rolle. Angst und Depression verstärken die Schmerzintensität, Optimismus und positive Gefühle reduzieren sie.

Diese sogenannten zentralnervösen Einflüsse modulieren über den Gate-Kontroll-Mechanismus (Melzack et al., 1965) die Schmerzwahrnehmung. Das gilt auch für den religiösen Kontext. Wiech et al. (2008) vom Oxford Center for Functional Magnetic Resonance Imaging of the Brain konnten zeigen, dass bei einer Gruppe von Katholiken die

Abbildungen: Gemälde der Jungfrau Maria „Vergine annunciate” von Sassoferrato und der „Dame mit Hermelin” von Leonardo da Vinci. Während das religiöse Motiv der Jungfrau Maria die Schmerzempfindung beeinflusste, zeigten die Betrachter beim säkularen Bild, der „Dame mit Hermelin”, keine Reaktion.

Schmerzsensitivität durch das Betrachten eines religiösen Bildes (Abb. 2) reduziert wurde. Dieser Effekt war verbunden mit einer Aktivierung des rechten frontolateralen präfrontalen Cortex, einer Hirnregion, die mit kognitiver Downregulation und emotionaler Neubeurteilung von Erfahrungen zu tun hat. Damit kann einer Schmerzerfahrung eine neutrale oder sogar positive Bedeutung gegeben werden, was die Schmerzbewältigung günstig beeinflusst. Ähnliches konnten auch Dezutter et al. (2010) von der katholischen


FORSCHUNGSBERICHT

Universität in Leuven zeigen. Sie untersuchten den Zusammenhang von Krankheitsinterpretation und Gottesbildern bei chronischen Schmerzpatienten. Dabei unterschieden sie ein positives, ein ängstliches und ein zorniges Gottesbild. Ein positives Gottesbild korrelierte positiv mit der Krankheitsinterpretation (r = .27-, p < .05) und ein zorniges Gottesbild negativ (r = -.25-, p < .05). Eine positive Krankheitsinterpretation schaffte positive Gefühle (r = .47-, p < .001) und unterstützte auf diesem Weg die Schmerzbewältigung. Plädoyer für ein erweitertes biopsychosoziales Modell Die dargestellten empirischen Befunde verdeutlichen die Bedeut-

College of Physicians empfiehlt vier Fragen (Gurtner, 2005): − Ist Glaube (Religiosität, Spiritualität) für Sie in dieser Krankheit wichtig? − Hat Glaube zu anderen Zeiten in Ihrem Leben eine Rolle gespielt? − Haben Sie bereits jemanden, mit dem Sie über diese Belange reden können? − Möchten Sie Ihre religiösen Fragen mit jemandem hier besprechen? Ich persönlich bevorzuge folgendes Vorgehen. Einstiegsfrage: „Was hilft Ihnen in der Bewältigung Ihrer Krankheit, Ihrer Schmerzen?“ Wenn der Patient nicht spontan religiöse Aspekte äußert, frage ich nach: „Spielt dabei für Sie auch Religiosität

3/2010 CHRISCARE

29

Literatur − Cronan, T.A. (1989), Prevalence of the use of unconventional remedies for arthritis in a metropolitan community, Arthritis and Rheumatism, 32:1604-1607 − Dezutter, J., Büssing, A., Hutsbaut, D. (2010), God Image and Happiness in Chronic Pain Patients: The Mediating Role of Disease Interpretation, Pain Medicine, 11(5):765-73 − Hefti, R. (2003), Unser Therapiekonzept, Infomagazin der Klinik SGM, 1:12-13 − Hefti, R. (2009), Integrating spiritual issues into therapy, in: Religion and Spirituality in Psychiatry – What Clinicians need to know, eds. Huguelet, Ph., Koenig, H.G., Cambridge University Press − Gurtner, B. (2005), Spirituelle Anamnese – ein Tabu?, Schweizerisches Medizinisches Forum, 5:834 − Koenig, H.G., McCullough, M.E. & Larson, D.B. (2001), Handbook of religion and health. New York: Oxford University Press. − Melzack, R., Wall, P.D. (1965), Pain mechanisms: a new theory. Science, 150:971-979. − Raspe, H., Kohlmann, T. (1994), Die aktuelle Rückenschmerzepidemie. Therapeutische Umschau, 51:367–374 − Rosenstiel, A.K., Keefe, F.J. (1983), The use of coping strategies in chronic low back pain patients: Relationship to patient characteristics and current adjustment, Pain, 17:33-44 − Turner, J.A., Clancy, S. (1986), Strategies for coping with chronic low back pain: Relationship to pain and disability, Pain, 24:355-364 − Wiech, K., Farias, M., Tracey, I. (2008), An fMRI study measuring analgesia enhanced by religion as a belief system, Pain, 139(2):467-476

Abbildung 1: Das erweiterte biopsychosoziale Modell (nach Hefti, 2002)

ung eines erweiterten biopsychosozialen Modells (Hefti, 2002), das der spirituellen Dimension einen angemessenen und eigenständigen Platz einräumt. Eine Konkretisierung des erweiterten biopsychosozialen Modells ist die „spirituelle Anamnese“. Um die Bedeutung der Spiritualität für die Krankheitsbewältigung eines Patienten zu eruieren, bedarf es mindestens einer kurzen spirituellen Anamnese. Das American

oder Spiritualität eine Rolle?“ Je nach Antwort des Patienten konkretisiere ich folgende Punkte: „Ist der Glaube für Sie hilfreich oder belastend?“– „Gehören Sie einer religiösen Gemeinschaft an?“– „Erhalten Sie von dieser Unterstützung?“– „Möchten Sie, dass Ihr religiöser Hintergrund in die Behandlung miteinbezogen wird?“– „Wenn ja, in welcher Weise?“ Diese Fragen können grundsätzlich jedem Patienten gestellt werden, unhängig von der religiösen/ spirituellen Ausrichtung.

Dr. med. René Hefti ist Chefarzt Psychosomatik in der Klinik SGM Langenthal, Dozent für psychosoziale Medizin an der Universität Bern und Leiter des Forschungsinstitutes für Spiritualität und Gesundheit, Langenthal, und Mitglied im Fachbeirat von ChrisCare. Kontakt: www.klinik-sgm.ch, www.fisg.ch


30

HINTERGRUND

Erfüllende Arbeit trotz bleibendem Schmerz

In unserer Hebammenpraxis betreuen wir mit fünf Hebammen etwa 140 Frauen im Jahr. Da Reinhild Bohlmann jede von uns ihre eigenen Schwerpunkte und Stärken hat, ist es wichtig, für die Abläufe sichere Rahmen zu haben, insbesondere für die Ereignisse, die nicht alltäglich sind. Dazu gehören für mich der Ablauf während einer Geburt mit festen Ritualen und ganz besonders der Umgang mit Frauen, die eine glücklose Schwangerschaft erleben. Da ist es egal, ob wir eine Frau mit einer Fehlgeburt (Ein Embryo unter 500 Gramm) oder eine Totgeburt (ca 3000 pro Jahr in Deutschland) betreuen. Wichtig ist es, zu wissen: Jeder Frau steht Hebammenhilfe zu, besonders in dieser schwierigen Zeit, auch nach einer Fehlgeburt!

ihr klar zu überlegen, wie es weitergeht. Geburtseinleitung im Krankenhaus, danach die Beerdigung mit allen Formalitäten. Täglich gehe ich zu ihr. Medizinisch ist alles in Ordnung, aber um an sie heran zu kommen, bekommt sie jedes Mal eine Bauchmassage, zur besseren Rückbildung, ja auch, aber ich glaube, die Berührung, dieses jemand an sich heranlassen, tut ihr gut, löst in ihr einiges, sie kann wieder und wieder weinen. Bei der Beerdigung sitzt sie neben mir, sucht Halt. Immer wieder ist die Frage nach ihrer Schuld da. Ich gehe noch lange zu ihr, ich sage ihr: „Wegen der Rückbildung“. Sie kennt solch eine Fürsorge nicht und so viel Zuwendung hat sie bisher nicht erlebt. Für unsere Arbeit im Wochenbett übernehmen die Krankenkassen die Kosten: In den ersten 10 Tagen bis zu 2 Hausbesuchen täglich, danach noch 16-mal in den ersten 8 Wochen. Leider wissen das die wenigsten Frauen mit Fehlgeburten, auch nicht die Ärzte.

Der Alptraum jeder Hebamme

Das Öl in meiner Tasche

Zu den meisten Frauen haben wir von Anfang der Schwangerschaft an Kontakt. So komme ich zu einer Betreuten (ich nenne sie Edith). Sie ist noch sehr jung, raucht viel, ist sozial ganz schwach. Edith ist in der 25. Schwangerschaftswoche. Sie hat Vertrauen zu mir gefasst und so gehe ich seit einiger Zeit zweimal in der Woche zu ihr. Um etwas zu tun, höre ich die Herztöne ab und finde keine (der Alptraum einer jeden Hebamme). Wir fahren gemeinsam zum Ultraschall, es bestätigt sich, ihr Kind lebt nicht mehr. Sie weint und fragt immer wieder: Bin ich selbst schuld durch das viele Rauchen? Ich stehe neben ihr, ohne auf ihre Frage zu antworten, ich bin einfach nur da. Helfe

Ute kommt gerade zu mir in die Praxis, sie verlor vor zwei Jahren ihr 2. Kind. Heute erzählt sie, wie es ihr damals ging. Im Krankenhaus war es ja „nur“ eine Fehlgeburt. „Sie werden noch mehr Kinder bekommen“, wurde ihr lapidar gesagt und man ging zur Tagesordnung über. Ich traf sie auf der Straße. Zufall? Sie erzählte mir von ihrem Schmerz, der eher ein Schmerz ihrer Seele ist. Zuerst machten wir mehre Hausbesuche. Ich bot ihr an, für sie zu beten und ölte sie mit meinem Öl, das immer in meiner Tasche ist. Wir wechselten uns bei den Hausbesuchen ab, so konnte sie immer wieder neu erzählen, wie es ihr ging. Beim Abschlussbesuch lasen wir ihr die

Leid und Schmerz in der Begleitung von glücklosen Schwangerschaften

Geschichte von den zwei Kammern von Charlotte Knöpfli-Widmer vor:

Eines Tages begegnete ich einer alten Frau. Ihr Gesicht hatte Furchen, kreuz und quer. Über ihren Augen zogen sich traurige Linien zusammen, aber in ihren alten Wangen waren die Grübchen ihres Lachens geblieben. Sie schaute mich an und sagte: „In deinem Gesicht ist lauter Trauer, deine Augen sind ohne Glanz, und dein Mund ist hart geworden.“ „Ich bin in Trauer“, sagte ich entschuldigend. Da sagte die alte Frau: „Richte in deinem Herzen zwei Kammern ein, eine für die Freude und eine für die Trauer. Kommt Trauer über dich, dann öffne die Kammer der Freude.“ Und mit einem Lächeln fügte sie bei: „Den Toten ist es wohler in den Kammern der Freude.“ Das alles hat Ute sehr geholfen, mit dem Verlust fertig zu werden. Wichtig war aber dann noch die Gedenkfeier für Sternenkinder. Nach einem halben Jahr lud ich alle Frauen mit Fehl- oder Totgeburten zu einer zentralen Feier in Kassel ein. Dort wurde noch mal Abschied genommen und mit einem Ritual ein buntes Licht angezündet, das dann auf eine Mauer über der Stadt aufgestellt wurde. Etwa hundert Lichter leuchteten über der Stadt. Diese Hilfe des Abschiedsnehmens hat Ute als sehr heilend empfunden, so dass sie dann nach einem Jahr wieder frei war, noch ein Kind zu bekommen. Den Frauen steht Hilfe zu Für unsere Hebammenarbeit ist es wichtig, dass die Frauen wissen, auch nach Fehl- oder Totgeburten steht ihnen


Gebet

3/2010 CHRISCARE

Hebammenhilfe zu. Wir Hebammen müssen dazu bereit und geschult sein, diesen Weg mitzugehen. Das geht nur, wenn ich mich selbst mit dem Tod, auch mit meinem Tod auseinandergesetzt habe. Das geht auch nur, wenn ich bereit bin, die daraus folgende besondere Nähe zu der Frau zuzulassen. Wo sind meine Quellen? Außer der Schulung brauche ich auch einen eigenen inneren Halt. Ich muss wissen, wo meine Quellen sind, aus denen ich immer wieder neue Kraft schöpfen kann. Zeit dazu habe ich in der Hebammenarbeit, weil ich jeden Hausbesuch einzeln bezahlt bekomme. Und ich muss und will diese Hausbesuche genauso wichtig ansehen wie Vorsorgeuntersuchungen oder Stillschwierigkeiten. Ich schaffe mir Hilfsmittel, um eine Nähe aufzubauen, wie Bauchmassagen, Fußmassagen, Ölungen, Texte zum Vorlesen. Für uns sind diese Hilfen sehr wichtig, damit die Betreuung nicht nur von einer Kollegin abhängig ist, sondern sich alle daran beteiligen. Sonst hätte ich selbst Schwierigkeit, ruhig im Urlaub zu sein. So begann diese Arbeit mit vielen Diskussionen und Schulungen unseres Teams. Diagnose: Nicht lebensfähig Durch die vielen Begleitungen sind wir als Hebammen, die diese Situationen besonders begleiten, bekannt geworden. So kommen zu uns immer wieder Frauen mit einer Diagnose, die sagt, dass ihr Kind nicht lebensfähig ist. Dann ist es wichtig mit der Frau einen Weg zu suchen, der für sie annehmbar ist. Ich sage ihr: Jetzt lebt dein Kind noch, genieße die Zeit, wo

es noch da ist, jede einzelne Bewegung, streichle den Bauch, sprich mit ihm. Monika sagte mir dann später: „Es war gut, kurze Zeit mit meinem Kind ganz bewusst zu leben, es zu spüren und dann in Frieden Abschied zu nehmen. Und diesen Abschied können wir mitgestalten. Wir können dafür sorgen, wie das Kind zur Welt kommt und wie es beerdigt wird. Bei einer Fehlgeburt werden die Kinder von einigen Monaten zusammen in einem Grab beigesetzt, so dass auch diese Eltern eine Möglichkeit haben, noch einmal Abschied zu nehmen. Bei Totgeburten ist es oft möglich die Kinder z.B. bei den Großeltern beizusetzen. Den Schmerz des Abschieds können wir nicht nehmen. Es hilft auch nicht, alles mit Medikamenten zu betäuben, denn die Wirkung lässt nach. Wir können aber eine Hand reichen, den Weg mitgehen und der Frau nahe sein. Durch die Geburt entsteht oft eine ganz besondere Nähe zu den Frauen. All diese Kinder haben ja auch Väter! Natürlich beziehen wir sie mit ein. Doch sehen wir immer wieder, wie unterschiedlich der Schmerz von Frauen und Männern empfunden wird. So ist uns als Hebammen das Empfinden der Frauen näher und die Betreuung viel intensiver. Aber wir haben ein Netzwerk geknüpft und können so die Väter zu anderen Helfern weiter vermitteln. Wobei wir in der Betreuung immer versuchen, die ganze Familie mit einzubeziehen. Für mich selbst ist diese Begleitung der wichtigste und erfüllendste Teil meiner Arbeit geworden. Reinhild Bohlmann, Hofgeismar,

31

In Afghanistan starben im August zehn Mitarbeiter eines christlichen Augenärzteteam bei einem Überfall, für den die Taliban die Verantwortung übernahmen. Einer der ermordeten Mitarbeiterinnen war das Gebet Eddi Askews, eines Lepramissionars aus Indien, besonders wichtig.

Ich sehe deine Hände, – nicht sauber und gepflegt, sondern vernarbt, zerkratzt und fähig –, sich ausstrecken, nicht immer um die Last wegzunehmen, die ich trage, sondern das Gleichgewicht zu verschieben, sie leichter und tragbarer zu machen. Herr, wenn dies der Ort ist, an dem Du mich haben willst, dann bin ich zufrieden. Nein, das ist nicht ganz aufrichtig,– ich wünschte es wäre so. Was ich wirklich ehrlich sagen kann, ist das: Wenn dies der Ort ist, an dem ich sein soll, dann bleibe ich, und versuche es, nur lass mich Deine Hände fühlen. Und Herr, für alle, die heute leiden – mehr leiden als ich –

Mitglied im Vorstand des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.. Sie gehört zum

bitte ich Dich um Stärke und diesen Funken von Licht,

Fachbeirat von ChrisCare. www.storchennest-hofgeismar.de

die Wärme, die sagt: Du bist da.


32

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN stellt sich vor

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN (CiG) e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarb-eitern unterschied-licher Berufsgruppen im GesundheitsweGünther Gundlach, sen: Pflegende, Geschäftsführer Ärzte, Therapeuten, Christen im Gesundheitswesen Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbeiter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Sie bietet in rund 40 Regionen Deutschlands ein Forum zu berufsbezogenem Erfahrungsaustausch und Gebet sowie Bearbeitung grundlegender Themen aus Pflege und Therapie auf der Basis

CiG-Denkanstöße Nr. 1 Plädoyer für eine Christliche Heil kunde / 12 Thesen zur Christlichen Heilkunde Nr. 2 Skizzen zu Krankheit – Gesundheit – Heilung / Gesundheitsfördernder Lebensstil Nr. 3 Krankheit, was geht in uns vor? / Wenn Gefühle laut werden / Entspannung und Wahrnehmung Nr. 4 Biblischer Heilungsdienst in der ärzt lichen Praxis / Hilfen zur Patienten begleitung / Das evangelistische Patientengespräch Nr. 5 Alternative Heilverfahren aus christ licher Sicht Nr. 6

Reise in ein fremdes Land – als Christen Demenzkranke begleiten / Pflege und Seelsorge – zwei Seiten einer Medaille

Broschüren ca. 32 Seiten, Preise je Heft € 3,zuzüglich Versandkosten Ab 6 Heften € 2/SFr 2.85, ab 3 Heften € 2,50/SFr 3.60, Einzelpreis: € 3/SFr 4.20 Bestellungen: www.cig-online.de; info@cig-online.de; Tel. (0049) (0) 4104 4982, Fax (0049) (0) 4104 7269

des christlichen Glaubens. Sie verbindet Christen aus katholischen, evangelischen und anderen christlichen Kirchen und Gemeinden. Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glaubensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit.

wird von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen verantwortet und geleitet. In der Geschäftsstelle in Aumühle b. Hamburg wird die Arbeit koordiniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rd. 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des bundesweiten Vorstandes.

Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN wollen

• • • •

Einander fördern, unseren Glauben im Berufsalltag zu leben zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesundheitswesen beitragen Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Heilungsdienst in unserem Land wahrnehmen

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 20 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rd. 10.000 in regionaler als auch in bundesweiter Vernetzung. Das Rückgrat unserer Arbeit sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird. Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle. Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesundheitswesen

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z. Z. 514 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 60 € im Jahr finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein dem Förderkreis beizutreten! CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN e.V.

Bergstraße 25 D-21521 Aumühle Tel. 04104-4982, Fax 04104-7269 Email: info@cig-online.de Internet: www.cig-online.de

Netzwerke unterstützen CiG unterstützt die Netzwerkbildung zwischen Mitarbeitenden heilender Dienste aus Gesundheitswesen und Gemeinden / geistlichen Gemeinschaften in ganz Deutschland. Folgender Bericht aus Oberschwaben soll ermutigen, für die eigene Region dieser Vision nachzugehen. Wenden Sie sich gern an uns, wenn wir Sie dabei unterstützen können!


CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Netzwerk Christliche Heilkunde Oberschwaben

che und persönliche Gespräche zu Rate ziehen kann. Außerdem können wir uns gemeinsam schwierigen und kontroversen Themen stellen.

3/2010 CHRISCARE

33

che Heilkunde. Das nächste Netzwerktreffen ist am 19.09.2010 im Kloster Sießen. Susanna Ehren-Meyjohann Auf den Fotos: Das Leitungsteam des „Netz-

Das „Netzwerk Christliche Heilkunde Bodensee-Oberschwaben“ ist entstanden aus einer Zusammenarbeit der Initiative Christen im Gesundheitswesen mit der Gemeinschaft Immanuel Ravensburg und der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen. Es bietet ein Forum der Begegnung und des Austausches für Christen, die auf unterschiedliche Weise im Bereich des Gesundheitswesens und der seelsorglichen Dienste tätig sind. Sr. Rebekka Rigel, Kloster Sießen, Pastoralpsychologische Beratung und Körperarbeit

Unsere Ziele sind die Vernetzung von schon bestehenden Initiativen, Einrichtungen und Diensten unserer Umgebung, sich zu ergänzen mit Gaben und Kompetenzen und sich gegenseitig zu stärken und zu fördern in Beruf, persönlichem Wachstum und Glauben. Sr. Rosa Maria Lochmiller, Kloster Sießen, Altenarbeit, Leitungsaufgaben innerhalb der Ordensgemeinschaft

Der erste Schritt zu unserem Netzwerk ist in den Herzen einzelner entstanden: die Sehnsucht, sich mit Menschen zu verbinden, die ähnliche Ziele verfolgen. In unserem Fall, Glauben und Beruf zusammenzubringen und mit anderen darüber ins Gespräch und ins Gebet zu kommen. Der nächste Schritt war das Zusammenkommen mit eben solchen Menschen und die Sammlung all derer, die sich auf ein zukünftiges Netzwerk ansprechen ließen. Schnell wurde klar, dass wir so einen Pool an Kompetenzen gesammelt haben, auf den jeder seine Klienten und Ratsuchenden auch verweisen kann. Ebenso kann im Netzwerk jeder Mitstreiter finden, die er für fachli-

Dr.med. Jürgen Syska, Facharzt für Neurologie, Ravensburg

Um uns und neu Dazukommenden eine gemeinsame inhaltliche Basis zu geben, haben wir uns für die Durchführung des Trainingskurses Christlicher Heilkunde entschieden, der von CiG vorgehalten wird und in dem eine 20jährige Erfahrung gebündelt und theoretisch aufgearbeitet ist. Heute gibt es unser Netzwerk, aber erst im Nachhinein ist zu erkennen, welche Schritte alle dazu geführt haben. Diese Rückschau ist für die, die sich ein ähnliches Netzwerk vor Ort wünschen, noch nicht möglich und manches lässt sich auch nicht einfach „machen“. Deshalb möchte ich alle ermutigen, sich mutig für die eigenen Ziele einzusetzen, sie vor Gott zu bewegen und ihn die einzelnen Puzzlesteine zusammensetzen zu lassen. Dabei gilt eine Gewissheit für alle und zu jeder Zeit: dass Gott uns alle einbinden möchte in den Bau seines Reiches.

werkes Christliche Heilkunde Oberschwaben“

Termine 10. – 12. 9. 2010 Schmochtitz/Sachsen, „Treffen für Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen“ 29. – 31. 10. 2010 Rotenburg a.d.Fulda, CiG-Akademie, Treffen der Fachgruppe „Hebammen“ 29. – 31. 10. 2010 Nütschau, Wochenende für Kranke und Angehörige, „Gesunder Umgang mit Krankheit-Schritte der Heilung gehen“ 6. 11. 2010 Dresden, CiG-Akademie, Tagesseminar „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“ 13. 11. 2010 Augustfehn, CiG-Akademie, Tagesseminar „Authentisch leben – christliche Werte im Berufsalltag umsetzen“ 27. 11. 2010 Hamburg, CiG-Akademie, Tagesseminar für leitende Pflegekräfte „Christliche Werte in der Teambildung und Teamleitung“ 27. 11. 2010 Hamburg, CiG-Akademie, Tagesseminar „Gott begegnen in Bewegung und Tanz“ 27. 11. 2010 Woltersdorf bei Berlin, CiGAkademie, Tagesseminar „Christliche Spiritualität in Altersmedizin und -pflege“ 11. 12. 2010 Karlsruhe, CiG-Akademie, Oasentag, „Licht in der Welt“

Dr.med. Bernd Meyjohann, Facharzt für Innere Medizin, Neurologie und Geriatrie, Ravensburg und Susanna Ehren-Meyjohann, Kath.Theologie, Paar-und Familienberatung, Gewaltberatung, Ravensburg

Aktuell: Im Juli fand in der Asklepios Klinik Lindau in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk das Seminar „Als Christen demenzkranke Menschen begleiten“ statt. Im Herbst 2010 beginnt in der Gemeinschaft Immanuel RV der zweite Trainingskurs Christli-

22. 01. 2011 Göttingen, CiG-Akademie, Tagesseminar „Christliche Heilkunde eine ‚Not-wendende‘ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung?“ Besuchen Sie uns auf unserer Homepage www.cig-online.de, hier finden Sie weitere Termine und Informationen!

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.


Gérard Rossé: „Verzweiflung, Vertrauen, Verlassenheit?“ Untertitel: Jesu Schrei am Kreuz; Verlag Neue Stadt: ISBN 978-3-87996-692-9

34

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk15,34) – nach dem Markusevangelium ist dies das letzte und einzige Wort Jesu am Kreuz. Ein Wort, das in unserer Zeit großen Widerhall gefunden hat; viele Menschen finden eigene Erfahrungen darin gespiegelt. Der in Italien lehrende französische Exeget Gérard Rossé geht in seiner Studie der Frage nach, wie dieser Schrei vom biblischen Text her zu verstehen ist: als Ausdruck der Verzweiflung, als kurzes im Letzten vertrauensvolles Psalmzitat, als wirkliche Gottverlassenheit? Der Kreuzestod, so führt der Autor aus, galt zurzeit Jesu als Zeichen des Verflucht-Seins, der Gottferne. Was Paulus als „Skandal“ des Kreuzes bezeichnet, fasst der Evangelist Markus in den Schrei der Gottverlassenheit. Dieser erweist sich als ein Verstehensschlüssel für die gesamte Passion – mit wichtigen Konsequenzen für den christlichen Glauben. Dr. Monica Windsor

Mit dem Hund den MAXI lesen

Einer trage des andern Last

(Galater 6.2)

Wir helfen beim Tragen. Tragen Sie mit! Mit einer Patenschaft oder einer Spende unterstützen Sie Kinder in Osteuropa langfristig und nachhaltig.

PC 60-12948-7

Spenden sind in fast allen Kantonen abzugsberechtigt. Palmstrasse 16 8400 Winterthur

info@proadelphos.ch www.proadelphos.ch

Oncken MAXI Kalender, 22 x 34 cm, 29,90 € (Staffelpreise), ISBN 978-387939-301-5 Der Oncken-MAXI-Kalender ist seit den 80er Jahren die christliche Alternative zu großformatigen Spruchkalendern für Altenhilfeeinrichtungen. Damals entstand in einer Kooperation des Albertinen-Diakoniewerkes in Hamburg mit dem Oncken Verlag in Kassel ein neuer Tagesabreißkalender, der keine Allerweltsweisheiten bietet, sondern Bibelworte, Liedverse, Lustiges und Nachdenkenswertes. Die Inhalte laden zur Besinnung ein, ohne frömmelnd daher zu kommen. Der Kalender, der täglich Tausende von Lesern erreicht, wird nicht nur in Häusern der Caritas und der Diakonie geschätzt. Auch die Volkssolidarität gehört zu den Kunden und Kirchengemeinden. Eine hängt den MAXI regelmäßig in ihren Schaukasten. Ein wütender Nachbar beschwerte sich beim Pfarrer: Es sei eine Unverschämtheit, den Kalender in den Schaukasten zu hängen und die Seiten nicht abzureißen. Der Hintergrund: Die Ferien des Hausmeisters führten dazu, dass niemand den Kalender weiterführte. Der Nachbar aber, der Abend für Abend mit seinem Hund Gassi ging, hielt täglich am Schaukasten inne, um mit einem guten Gedanken nach Hause zu gehen. Tag für Tag, außer wenn der Hausmeister Urlaub macht. Der neue Jahrgang 2011 ist inzwischen auf dem Markt. Er hat ein neues, modernes Layout. Frank Fornaçon


NACHRICHTEN

Urologen: Keine Hausbesuche mehr? Singen: Hohe Wellen schlug ein Schreiben der beiden niedergelassenen Urologen in Singen am Hohentwiel, die im Juli ankündigten: Wir kommen zum Katheterwechsel nicht mehr ins Pflegeheim. Die Patienten sollten stattdessen in die Praxis kommen. „Das konnten wir zunächst nur als Witz verstehen“, kommentiert Heimleiter Matthias Frank vom Michael-Herler-Heim der AWO. „Wir haben uns vorgestellt, wie unsere bettlägerigen Patienten von Sanitätern durchs Treppenhaus getragen werden, weil die Aufzüge zu klein sind.“ Schuld, so die Urologen, seien die Krankenkassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Heimleiter im Einzugsgebiet zeigten in einer öffentlichen Erklärung Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Situation der niedergelassenen Ärzte. Sie rechneten allerdings vor, dass für die 77 betroffenen schwer pflegebedürftigen Patienten jährliche Mehrkosten von 100.000 Euro/150.000 Franken durch die Transporte entstehen, die die Kassen weitaus mehr belasten, als eine erhöhte Vergütung für die Ärzte. Auch in der Lokalpresse wurde heftig diskutiert: „Man stelle sich die Schlange der Krankenwagen vor, die vor der Praxis die Patienten ein- und ausladen“. Der öffentliche Druck zeigte Wirkung: Die Ärzte werden vorerst weiter Hausbesuche machen und das Sozialministerium in Stuttgart verspricht, nach einer Lösung zu suchen, die es seit über einem Jahr nicht gefunden hat. Der Kommentar im Südkurier: „Was ist das für ein System, in dem hilflose alte Menschen, die sich nicht wehren können, auf die Mildtätigkeit von Ärzten angewiesen sind? Es wird Zeit für klare Regeln, die alten Menschen ein humanes Leben ermöglich und den Medizinern eine leistungsgerechte Vergütung.“

Trotz Kostendruck: Investition in Menschen Waldbreitbach: Das Deutsche Ärzteblatt wundert sich. In einem Beitrag über

Sr. Edith-Maria Magar, der Aufsichtsratsvorsitzenden und Christa Garvert, der Sprecherin der Geschäftsführung der Marienhaus GmbH, wird berichtet, dass der größte katholische Krankenhausträger geringere Renditen in Kauf nimmt, wenn es um die Menschen geht: „Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg“, zitiert das Ärzteblatt Sr. Edith-Maria. „Wir als Träger investieren in die Menschen, die bei uns arbeiten, und bekommen dafür viel zurück.“ Das Blatt berichtet auch von den schwierigen Rahmenbedingungen: „‚Der Kostendruck in den Kliniken habe mit dem DRG-System noch einmal zugenommen‘, meint Garvert, ‚aber die zuwendungsorientierte Medizin unterliegt nicht zwangsläufig diesem System. Das ist eine Haltung und eine Einstellung‘. Als Träger gehe es in dieser Situation darum, einen Weg zu finden, den Ärzten und Pflegekräften trotzdem noch gewisse Freiräume zu geben – und ‚nicht den Druck so zu erhöhen, dass nichts mehr geht‘.“

Sorge für die Armen Hannover: In der israelitischen Gesellschaft des Alten Testamentes ist Armut ein Unding. Trete sie trotzdem auf, seien die Reichen aufgefordert, für Abhilfe zu sorgen, auch wenn sie dadurch riskierten, Geld zu verlieren. Darauf hat der ehemalige Professor für Altes Testament, Dr. Stefan Stiegler, hingewiesen. Stiegler gehört zum Vorstand des AlbertinenDiakoniewerkes in Hamburg. Er hielt den Festvortrag beim Sommerfest des Diakoniewerks Kirchröder Turm im August in Hannover. Wie er weiter sagte, sei Diakonie keineswegs eine Erfindung der Christen. Schon in der Tora, dem jüdischen Gesetz, werde der Einsatz für sozial Benachteiligte gefordert. Vor Gott gebe es keine sozialen Unterschiede. Deswegen sei es dem freien Bürger Israels nicht selbst überlassen, ob er auch diakonisch aktiv sein wolle. Vielmehr sei es seine Pflicht, dazu beizutragen, dass Arme Anteil bekommen an dem Segen, den Gott auf ganz Israel gelegt habe.

3/2010 CHRISCARE

35

Stellenwechsel: Weniger Burnout Wuppertal: Beruflich Pflegende, die ihrem aktuellen Arbeitsumfeld unter hohen emotionalen Erschöpfungen leiden, können zur Verbesserung ihrer Situation einen Stellenwechsel in Betracht ziehen. Der Wechsel einer Einrichtung scheint sich nachhaltig positiv auf die emotionale Erschöpfung von beruflich Pflegenden auszuwirken. Das legt eine Studie der Bergischen Universität Wuppertal nahe, bei der Erfahrungen aus Belgien, Finnland und Deutschland herangezogen wurden. Im Bericht heißt es: „Vor dem Verlassen des Arbeitsplatzes war das persönliche Burnout bei den Pflegenden, die im Verlauf der Untersuchung wechselten, im Vergleich zu den Nicht-Wechslern deutlich höher. Diese emotionale Erschöpfung reduzierte sich nach dem Verlassen der Einrichtung stark.“ Die Wuppertaler Wissenschaftler raten Arbeitgebern, sich stärker auf die Burnout-Prophylaxe zu konzentrieren, um ausreichend qualifizierte Mitarbeiter an sich zu binden (Mehr: www.next.uni-wuppertal.de).

Streit: Alternativmedizin Berlin: Nachdem der deutsche SPDGesundheitspolitiker Karl Lauterbach verlangt hatte, homöopathische Behandlungen mangels wissenschaftlicher Belege als gesetzliche Krankenkassenleistungen zu streichen, ist darüber ein heftiger Streit entbrannt. Gerade die Homöopathie mit ihren merkwürdigen Erklärungen ist umstritten (www.ekd.de/ezw/Publikationen_ im_blickpunkt_homoeopathie_humbug_oder_heilverfahren.php). Dennoch hält etwa der Präsident der Bundesärztekammer in Deutschland die Homöopathie trotz fehlender Wirksamkeitsnachweise für eine wichtige Hilfe, weil die Patienten sich dort aufgehoben und sicher fühlen würden. Viele Mediziner gestehen alternativen Heilmethoden zu, dass diese insbesondere durch die intensive Zuwendung des


ChrisCare und cps bieten Ihnen eine Auswahl 36 NACHRICHTEN an offenen Stellen im Gesundheitswesen an: www.cps-online.org Altenpfleger/-in / Krankenpfleger/-schwester

Pflegeeinrichtung Aufgaben: Grund- und Behandlungspflege, soziale Betreuung, Pflegeplanung, Umsetzung der Qualifikationsvorgaben. Voraussetzungen: Einfühlsamkeit, Einsatzbereitschaft, selbständiges Arbeiten, positive Einstellung zu den Zielen des Trägers. (Arbeitsort: Brandenburg), ab sofort

Altenpfleger/-in; Krankenschwester/-pfleger

Seniorenpflegeheim Aufgaben als Pflegefachkraft. Bei zusätzlicher kaufmännischer Ausbildung Unterstützung bei Aufgaben im Verwaltungsbereich. Voraussetzungen für die Tätigkeit sind ein Abschluss exam. Altenpfleger/-in bzw. exam. Krankenschwester/-pfleger, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Team- und Konfliktfähigkeit. (Arbeitsort: Schleswig-Holstein), ab sofort

Altenpfleger/in oder Krankenschwester/-pfleger (in Teil- oder Vollzeit)

Alten- und Pflegeheim Aufgabe: Mitarbeit in einem Pflegeteam in einem neu eröffneten Wohnbereich. Anforderungen: Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in oder Krankenschwester/-pfleger, liebevoller Umgang mit den Bewohnern, Bereitschaft zur Weiterbildung. (Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Gesundheits- und Krankenpfleger/-in

(Intensiv) Krankenhaus Fachschwester/-pfleger für Intensivmedizin und Anästhesie. Erfahrungen in Therapie chronischer Erkrankungen der Atemwege, Tumore des Bronchialsystems und der Lunge, nichtinvasive Beatmung. Identifikation mit der Zielsetzung des evangelischen Krankenhauses und Mitglied in einer christlichen Kirche. (Arbeitsort: Thüringen), ab sofort

Pflegefachkraft (m/w)

Altenpflege Aufgaben sind die Grund- und Behandlungspflege. Anforderungen: Krankenschwester oder Altenpfleger/-in, Weiterbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie (wünschenswert), Bereitschaft zur Nachtwache. (Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Pflegedienstleitung (m/w)

Seniorenpflegeheim Aufgaben: Sicherstellung einer individuell geplanten ganzheitlichen Pflege, Weiterentwicklung der Konzepte für Pflege und Betreuung, ressourcenorientierte Personaleinsatzplanung, Führung, Anleitung und Qualifikation der Pflegekräfte, Beratung von Bewohner/-innen, Angehörigen und von Interessenten. Anforderungen: Examinierte Pflegefachkraft (Alten- oder Krankenpflege) mit anerkannter Weiterbildung gem. §71 SGB XI oder Studium Pflegemanagement, Berufs- und Leitungserfahrung in der stationären (Alten-)Pflege, etc. (Arbeitsort: Bremen), ab sofort

Assistenzarzt/-ärztin

Krankenhaus Die Chirurgische Abteilung bietet die Möglichkeit der Weiterbildung für 2 Jahre Basischirurgie, 2 Jahre Allgemein- und Visceralchirurgie und 2 Jahre Orthopädie/Traumatologie. Typische Tätigkeit eines/-r Assistenzarztes/-ärztin im Krankenhaus mit Teilnahme an Bereitschaftsdiensten des Krankenhauses. (Arbeitsort: Sachsen), ab sofort Nähere Informationen zu den Stellen sowie weitere Angebote erhalten Sie bei:

Fon (05 61) 9 38 75-12 info@cps-online.org

Fax -26

Behandlers das Wohlbefinden und die Heilung der Patienten fördern können. Ein Grundproblem „ganzheitlicher“ Heilverfahren, die den Menschen in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit behandeln wollen, ist der unterschiedliche Wissensstand in den drei Bereichen. Während dank verbesserter natur- und sozialwissenschaftlichen Methoden in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in Medizin und Psychologie erzielt werden konnten, fehlen uns solche für den geistigen Bereich der Werte und Sinngebung. Die Welt des Geistes lässt sich nicht naturwissenschaftlich-kausal, sondern eher intuitiv-kontemplativ erfassen. Hier will ein neuer Masterstudiengang Abhilfe schaffen, der seit diesem Sommersemester von der Universität in Frankfurt (Oder) angeboten wird. In dem Masterstudiengang „Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde“ sollen die bestehenden Kenntnisse zu einer „integralen Heilkunde“ erweitert werden (www.master-kmkh.eu). Neben den beiden Pflichtmodulen „Biologische Medizin“ und „Sprache-Kultur-Kommunikation“ werden neun Wahlpflichtmodule wie Naturheilverfahren oder Homöopathie angeboten. In dem Modul „Energiemedizin“ werden Chakrenlehre, Kinesiologie, Reiki, Schamanismus und Geistheilung und andere esoterische Verfahren von einschlägigen Anbietern vermittelt. Dr. Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungen kommentiert: „Es ist sehr zu begrüßen, in der akademischen Ausbildung die vernachlässigten kulturellen Aspekte der Heilkunde zu schulen, die sprechende Medizin zu stärken und damit dem Machbarkeitsdenken der Apparatemedizin zu trotzen. Medizin als eine anthropologische Disziplin zu begreifen, wie es den Initiatoren dieses Studienganges vorschwebt, ist zukunftsweisend.

Aufgrund der esoterischen Schwerpunkte wird hier jedoch ein einseitiges Menschenbild vermittelt, das nur ein bestimmtes Klientel anspricht. Ein kultursensibles Vorgehen würde es erforderlich machen, die weltanschaulichen Voraussetzungen der Heilkunde kritisch zu reflektieren“.

3. Christlicher Gesundheitskongress: 2012

Hamburg/Kassel: Der 3. Christliche Gesundheitskongress findet vom 21. – 24. März 2012 wieder in Kassel statt. Der Vorstand des Kongresses traf diese Entscheidung im August. „Kassel ist durch die großzügige Erweiterung des Kongresspalais ein idealer Standort“, meinte Günther Gundlach, einer der Geschäftsführer des Kongresses. Zu den ersten beiden Kongressen 2008 und 2010 waren jeweils 1100 und 1400 Teilnehmer aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich angereist. Ziel der Kongresse ist die Förderung des Miteinanders von Kirche und Gesundheitswesen, Medizin und Glaube, Pflege und Gebet. Mehr unter: www.christlicher-gesundheitskongress.de

Organspende Berlin: Täglich sterben in Deutschland drei Menschen, weil ihnen mangels geeigneter Spenderorgane nicht durch eine Organtransplantation geholfen werden konnte. Angesichts dieses Dilemmas starten die evangelischen Krankenhäuser mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine neue Initiative zur Förderung der Organspende. In den evangelischen Krankenhäusern in Deutschland werden Informationsmappen und Briefe ausgelegt, die Besucher und Patienten anregen, sich mit dem


NACHRICHTEN

3/2010 CHRISCARE

37

Meine Sicht Thema Organspende zu beschäftigen. Der Hinweis auf die Möglichkeit, durch eine Organtransplantation zu helfen und Leben zu retten, wird mit der Aufforderung verbunden, sich über die eigene Haltung zu diesem Thema klar zu werden und diese Haltung dann durch Ausfüllen eines Organspendeausweises zum Ausdruck zu bringen. Ein Organspendeausweis ist in den Brief integriert. Angesichts der durch Umfragen immer wieder belegten hohen Bereitschaft in der Bevölkerung, sich gegebenenfalls als Organspender zur Verfügung zu stellen, soll diese Initiative dazu beitragen, dass deutlich mehr Menschen als bisher einen Organspendeausweis ausfüllen u. bei sich tragen

Barmherzigkeit Altenburg: Ärzte müssen sterbenden Patienten nicht immer die vollständige Wahrheit über ihren Zustand mitteilen. Dieser Ansicht ist der Mediziner Prof. Volker Diehl (Stolpe bei Berlin). Wie er beim Jahresfest der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg (Ostthüringen) im Juni sagte, erwarte ein todkranker Patient eher Barmherzigkeit als die ganze Wahrheit. Der Arzt müsse in diesem Fall zum „Barmherzigen Samariter“ werden, der die Schmerzen nehme und dem Kranken beistehe. Nach Diehls Erfahrungen fällt es gläubigen Patienten nicht unbedingt leichter, vom Leben Abschied zu nehmen. Dies sei beispielsweise der Fall, wenn ein Christ zwar um seine Schuld im Leben wisse, diese aber nicht abgeben könne. „Diese Patienten leiden wie Jesus am Kreuz“, so Diehl. Wenn dann ein Seelsorger Hilfe geben könne, sei dies „die letzte große Tat und die schönste Vermittlung von Hoffnung“. Ob ein Kranker einen christlichen Arzt einem nicht-gläubigen Kollegen vorziehe, entscheide sich nicht am „Heiligenschein“ des Mediziners. Ausschlaggebend seien fachliche Kompetenz, persönliche Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit, Vertrauen zu vermitteln.

Präsenz: CiG bei Gesundheitstagen Bad Kissingen: Bis zu 25 000 Besucher zählen die jährlichen Bad Kissinger Gesundheitstage. Vom 23.– 25. April hielten Mediziner 100 Vorträge. Zielgruppe waren gesundheitsbewusste Kurgäste und Interessierte. Unter den Referenten war auch der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren Reinhard Köller (Hamburg), der die Christliche Heilkunde als ganzheitliche personale Medizin vorstellte. Köller zog eine positive Bilanz: „Die an meinen Vortrag sich anschließende Diskussion mit den knapp 100 Teilnehmern war sehr lebhaft, sachlich und persönlich engagiert. Warum die Integration der spirituellen Dimension in die Patientenbegleitung sich weitestgehend nur im palliativmedizinischen Kontext wiederfindet und nicht zumindest in konfessionellen Krankenhäusern durchgehend praktiziert wird, war eine mehrfach vorgetragene Frage.“ Es wurde der Vorschlag gemacht, Krankenhäuser und Praxen zu einer transparenten Kommunikation zu verpflichten, ob und wie sie die religiösen Bedürfnisse der Kranken aktiv in die Therapie einbeziehen. Oder wie weit dieser Bereich in der Ausbildung von Medizinstudenten oder Pflegekräften überhaupt eine Rolle spielt, wurde gefragt. Ein großes Informationsbedürfnis zeigte sich auch hinsichtlich der Differenzierung esoterisch gefärbter Angebote von solchen regulativmedizinischen Therapien, die auch für Christen eine wichtige Ergänzung des evidenz-basierten schulmedizinischen Spektrums darstellen. Am Ende des Seminars stellte sich eine Frau vor, die in ihrem christlichen Glauben fundiert eine Praxis für Gesundheitsberatung und –föderung eröffnen wird – inspiriert durch einen Vortrag von Reinhard Köller während des 2. Christlichen Gesundheitskongresses.

LEID UND SCHMERZ Bei dieser Thematik kann der Leser nichts Humorvolles erwarten, da hört der Spaß endgültig auf. Definitiv! Obwohl – ganz sicher ist man vor nichts... Denn alle wissen: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Trotz Leid und Schmerz! Ist das nicht respektlos? Verdient Krankheit nicht mehr Ehrfurcht? - Weder Ehr’ noch Furcht. „Humor ist…“ was ist das eigentlich? Fragen wir ein Medizinlexikon. HUMOR kommt darin tatsächlich vor! Es ist lateinisch und bedeutet „Körperflüssigkeit“. Gemeint sind natürlich die Lachtränen. Ursprünglich bedeutete Humor „schlechte oder gute Stimmung“ - bei kleinen Kindern ist eine rasche Abfolge zu bestaunen, denn zwischen Wein- und Lachtränen gibt es da fließende (!) Übergänge. Erwachsene tun sich schwerer, besonders wenn die Umgebung streikt. „Stell dir vor, du bist krank, und keiner hat Humor“ – ein wundervoller Satz in Frank Fornaçons Artikel „Mit der Waffe des Humors“ (ChrisCare 2). Darin steht auch das Motto: „Achtung! Humor kann ihrer Krankheit schaden!“ Eine Waffe ist nun mal gefährlich. Damit kann jemand, der Sch-m-erzen hat, diesen zeitweise das -m- entwenden und sich diebisch darüber freuen. „Lachen ist gesund“ hat eine medizinische Grundlage. Denn Lachen stärkt die Abwehrkräfte - und schwächt die Krankheit. Es geht also nicht um ein kurzes „Haha“ und sonst bleibt alles wie zuvor. Es geht darum, einen archimedischen Punkt zu finden, in dem die Krankheit mit ihrer düster stimmenden Wirkung ausgehebelt wird. Heiterkeit ist so ein Punkt. Ohne Glauben fällt es allerdings schwerer, angesichts von Leid und Schmerz heiter zu sein. Und ohne Heiterkeit fällt es dabei schwerer zu glauben. So empfiehlt sich ein heiterer Glaube in gläubiger Heiterkeit. Wer leidet, liebt es, Barmherzigkeit zu erleben, und zwar die, von der in Römer 12,8 die Rede ist: „Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s mit Lust.“ Wörtlich heißt es sogar: „…mit Heiterkeit“! Dr. med. Günther Riedl, Facharzt für Kinderheilkunde, Uelzen, Mitarbeiter Christen im Gesundheitswesen


38 Impressum

„Wenn ich das geahnt hätte“ – Suizid – Hilfen für Angehörige und Mitbetroffene. Autorin: Anne Christina Mess, psychologische Psychotherapeutin, Master of Mediation, eigene Praxis in Leonberg, www.acmess.de. Brendow-Verlag 2009, ISBN 978-3-86506-302-1 Mit diesem Buch gelingt es der Autorin, das Thema Suizid transparent zu machen, es zu enttabuisieren und damit einem Thema Sprache zu verleihen, das uns eigentlich die Sprache verschlagen möchte. Die Hoffnungslosigkeit und manchmal Endgültigkeit der Entscheidung, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen, ist für Begleiter wie für Hinterbliebene schwer zu ertragen. Sich in diesen Bewältigungsprozess hineinzubegeben oder auch Anzeichen im Vorfeld eines Suizids erkennen zu können, dazu gibt die Lektüre des Buches konkrete und praktische Hilfestellungen. Daneben stellt das Buch die Bedeutsamkeit der eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben heraus sowie die Notwendigkeit der Wahrnehmung der eigenen Empfindungen und Gedanken zum Thema Selbsttötung. Hierzu stellt die Autorin Arbeitsblätter und Wahrnehmungsübungen zur Verfügung, die helfen sollen, sich diesem Prozess zu stellen und die eigene Position zu reflektieren, um ein hilfreiches Gegenüber für den Ratsuchenden zu sein und auch selbst immer wieder Entlastung zu erfahren.

Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.) Korrektorat Julia Fornaçon/Günther Riedl. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V. Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, (+49) (0) 5609 80626, Fornacon-Medien@web.de, www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication, Maggistraße 7, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, T. (+49) (0) 041 04 49 82, info@cig-online.de, www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Witzbergstrasse 7, PF 384, CH-8330 Pfäffikon ZH, (+41) (0) 043 288 80 15 werben@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2010. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Beilage: Mediora Kongress Preise: Einzelheft € (D/A) 5,80/SFr (CH) 10.30,

Konto Deutschland und Österreich: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel, BLZ 210 602 37, Konto 126217 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX ISSN 1869-9944 Heft 3 2010: Fotonachweis: Titel: Thomas K. photocase.com, S.5 und S.28: AKG Berlin, S.9: thelinke - istockphoto.com, S.21: Victor Soares Fotolia.com, S.23: Mikael Damkier - Fotolia.com, S.2,4,10/11,15,19,30/31,41: Frank.Communication, alle anderen Privat Quellennachweis: S. 41: Verlag Neue Stadt Wenn keine Quelle angegeben wird, ist der Inhaber der Rechte leider nicht zu ermitteln gewesen. Die Rechte bleiben gewahrt. Inhaber von Rechten werden gebeten, sich an die Redaktion zu wenden. Heft 4/2010 erscheint im November 2010.

Krisen bewältigen – das leben vertiefen Die Klinik SGM Langenthal ist eine anerkannte, christliche Fachklinik mit stationären, tagesklinischen und ambulanten Behandlungsangeboten. Für die Leitung unseres psychosomatischen Ambulatoriums suchen wir ab Oktober 2010 eine/einen

Oberärztin/Oberarzt PsychOsOmatiK 60–80% Die Stelle beinhaltet die Koordination der verschiedenen therapeutischen Disziplinen, die Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien und somatische Diagnostik je nach fachlichen Kompetenzen. Anforderungsprofil Ausbildung in somatischer Medizin und /oder in Psychiatrie und Psychotherapie Wenn möglich Führungserfahrung als Oberärztin/arzt Interesse an einem ganzheitlichen Behandlungskonzept Persönliche Beziehung zu Jesus Christus Wir bieten Zeitgemässe Anstellungsbedingungen Ein interessantes Arbeits- / Tätigkeitsgebiet Umsetzung eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes unter Einbezug von Glaubensaspekten Ein angenehmes, kollegiales Arbeitsklima

Das Buch ist fachlich kompetent und einfühlsam geschrieben, zeigt Möglichkeiten und Grenzen in der Begleitung auf und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich auf biblischem Hintergrund mit dem Thema auseinanderzusetzen und so auch auf diese Weise Hilfestellung und Ermutigung zu erfahren.

Für Fragen steht Ihnen Dr. med. René Hefti, Chefarzt Psychosomatik oder der Personaldienst gerne zur Verfügung (Tel. +41 62 919 22 11 oder personaldienst@klinik-sgm.ch) Weitere Information finden Sie auf unserer Homepage www.klinik-sgm.ch

himmelblau

Monika Niemann

Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D/A) 19,20/ SFr (CH) 31.30, jeweils zuzüglich Versandkosten. Anschriftenänderungen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes ChrisCare-Aboservice oder bvMedia mitzuteilen. Die Deutsche Post sendet ChrisCare nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, info@cig-online.de, T. (+49) (0) 4104 4982, F. (+49) (0) 4104 7269, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, D 34080 Kassel, 0561 5 20 05-0, Zeitschriften@oncken.de Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien, Witzbergstr. 7, Postfach 384, CH-8330 Päffikon ZH, Tel. (+41) (0) 43 288 80 10, Fax 043 288 80 11, abo@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch

Ihre komplette Bewerbung richten Sie bitte an: Klinik SGM Langenthal, Personaldienst Weissensteinstr. 30, CH- 4900 Langenthal

Klinik SGM Langenthal Weissensteinstrasse 30 CH-4900 Langenthal Telefon +41 (0)62 919 22 11 Fax +41 (0)62 919 22 00 info@klinik-sgm.ch w w w.klinik-sgm.ch


TERMINE

3/2010 CHRISCARE

39

29.–31.10.2010: Berlin, Gute Psychothera-

Tagungen, Seminare & Konferenzen

pie - eine Frage der Weltanschauung?, www.eaberlin.de

18.9.2010: Erlangen, „Ethik in der Medizin

11.–12.10.2010: Dornstadt, H.U.M.O.R.

zwischen Empathie und Ökonomie“,

und Lachen in der Pflege alter Menschen,

5.–7.11.2010: Lungern (OW), Ich möchte

www.ethiktag.uni-erlangen.de

www.diakonisches-institut.de

an der Hand eines Menschen sterben. (Trauerbegleitung), www.hsj.ch

28.9.2010: Koblenz, Sterbebegleitung und

13.–14.10.2010: Dornstadt, Schmerz und

Sterbekultur, sekretariat.bildungszent-

Tod – sich wohlfühlen und loslassen,

6.–7.11.2010: Morschach, Spirituelle

rum@stiftungsklinikum.de

www.diakonisches-institut.de

Sterbebegleitung, www.hsj.ch

29.9.2010: Hamburg, Gelassenheit

20.–22.10.2010: Tübingen, Inclusion and

6.–7.11.2010: Emmetten, Aufatmen – Auf-

gewinnt, Souveränität erreichen,

the Ministry of Healing, Ökumenische

tanken, Herbsttagung der Arbeitsgemein-

www.albertinen.de

Fachtagung, www.difaem.de

schaft christlicher Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz, www.ageas.ch

20.–21.9.2010: Düsseldorf, Sterbebeglei-

23.–24.10.2010: Salzburg,

tung von Menschen mit Demenz,

Internationaler Kongress für Pflegeberufe,

13.–14.11.2010: Karlsruhe, Seelsorge an

www.kaiserswerther-seminare.de

Verantwortung – Last oder Lust?,

der eigenen Seele (Grundkurs),

www.kathpflegeverband.de

www.isa-institut.de

20.–27.10.2010: Jerusalem/Ein Bokek,

26.–28.11.2010: Bad Homburg v.d.H.,

Workshop Klimaheilbehandlung am Toten

14. Medizinstudententagung der ACM,

Meer, www.schechinger-tours.de

www.smd.de

22.–24.10.2010: Marburg, Psychologe als

11.–13.2.2011: Rehe/Westerwald,

1.–3.10.2010: Drübeck/Harz, Für Ärzte

Berufung – Vom Stress zur Leidenschaft,

56. Tagung der ACM für Ärzte und Medi-

und Medizinstudenten:„Leben im

Tagung Fachgruppe Psychologen der SMD,

zinstudenten: „Medizinethik - ohne Gott?

Gleichgewicht“, www.smd.de

www.smd.org

Grundlagen einer guten Entscheidungs-

23.9.2010: Zürich, Ethik in der Pflege älterer Menschen, martina.hug@zuerich.ch 25.9.2010: München, Fest der Hl. Cosmos und Damian, St. Michael, Fußgängerzone

findung“, www.smd.de 4.–8.10.2010: Schwanberg, Exerzitien.

29.–31.10.2010: Rotenburg/Fulda,

Ökumenisches Angebot für Mitarbeitende,

Fachgruppentreffen „Hebammen“,

17.–20.3.2011: Schwäbisch Gmünd,

burkhard.seeger@bethesta-stuttgart.de

www.cig-online.de

Mediora 3: Prävention für Körper, Seele und Geist, www.schoenblick-info.de

7.10.2010: Dernbach,

29.10.2010: Rhein-/Maingebiet, Sympo-

Ethik: Herausforderung Autonomie,

sium Wie wollen wir alt werden? Evan-

21.–24.3.2012: Kassel,

www.maria-hilf-akademie.de

gelischer Fach- und Berufsverband für

3. Christlicher Gesundheitskongress,

Pflege und Gesundheit, www.efaks.de

www.christlicher-gesundheitskongress.de

Die Christophorus Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit bietet Qualifizierungskurse für Fachkräfte aus • Medizin • Pflege • Pharmazie • Seelsorge • Psychosozialen Arbeitsfeldern und • Fachberufen im Gesundheitswesen an.

Besuchen Sie uns auf: www.christophorus-akademie.de Gerne senden wir Ihnen unser Programm zu! Kontakt: christophorus-akademie@med.unimuenchen.de oder 089/7095-7930


40

ANZEIGEN

Der christliche Stellenvermittler.

Für alle, die gute Jobs suchen oder anbieten. www.cps-online.org

Praxisnachfolger/-in Allgemeinmedizin gesucht ■ Außergewöhnlich hübsche Praxis in Fachwerkdenkmal am südl. Rand Bremens in Niedersachsen aus Altersgründen abzugeben. Ggw. 2 Allgemeinärzt/-innen in Teilzeit sowie eine kassenärztliche Psychotherapeutin und christliche Beraterin (IACP) tätig. Gute Zusammenarbeit mit christl. Beratungsstelle am Ort. ■ Fröhliches und engagiertes Top-Helferinnen-Team (vorw. Christen) kann übernommen werden. ■ Gewachsener Patientenstamm, hoher Anteil christlich. ■ Weitgehend stressarmes Arbeiten in Bestellpraxis bei guten (in der letzten Zeit erheblich verbesserten) Verdienstmöglichkeiten. Wenige zentrale Notdienste. ■ Alle weiterführenden Schulen, 3 christliche Privatschulen. ■ Abgabetermin ca. Oktober 2011, vorheriger, evtl. auch etwas späterer Einstieg möglich, Weiterbildungsermächtigung für 1 Jahr Allgemeinmedizin liegt vor.

Fon (05 61) 9 38 75-12

Fax -26

info@cps-online.org

Albertinen-Krankenhaus Albertinen-Haus

Zentrum für Geriatrie und Gerontologie

kompetent. innovativ. diakonisch. Als großer diakonischer Gesundheitsdienstleister in der Metropolregion Hamburg steht das Albertinen-Diakoniewerk für kompetente Medizin z.B. in unserem hochspezialisierten Herzzentrum, in der Tumormedizin, der Orthopädie, der bundesweit anerkannten Altersmedizin, der Psychiatrie/Psychotherapie oder der Geburtshilfe; für innovative Pflege sowohl in unseren Kliniken, den Senioreneinrichtungen, der ambulanten Pflege und dem Diakonie-Hospiz Volksdorf; für den diakonischen Auftrag, der die Zuwendung zum Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellt Sie wollen für Menschen da sein und suchen einen attraktiven Arbeitsplatz? Dann helfen Sie mit, die uns anvertrauten Menschen und Bewohner jeden Tag so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen.

www.albertinen.de

Evangelisches Amalie Sieveking-Krankenhaus mit Richard Remé-Haus

Residenz am Wiesenkamp Feierabendhaus Diakonie-Hospiz Volksdorf Kindertagesstätten Albertinen-Schule Albertinen-Akademie Albertinen-Stiftung


3/2010 CHRISCARE

41

Für mich „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Was Paulus hier sagt, kann jeder auf sich selbst beziehen: für mich hat Christus sich hingegeben. Jesus, wenn du für mich gestorben bist, wie könnte ich an deiner Großmut zweifeln? Wenn ich glauben darf, dass du, der Sohn Gottes, für mich gestorben bist wie sollte ich nicht alles daransetzen, um auf diese Liebe zu antworten? Für mich ... Ein Wort, das die Einsamkeit der Einsamsten überwindet. Ein Wort, das jedem Menschen eine erhabene Würde zuspricht, gerade den Geringsten und Verachteten. Ein Wort, das uns ergreift und uns mit überströmender Freude erfüllt: mit einer Freude, die ausstrahlt auf andere, die von der Frohen Botschaft nichts wissen oder sie wieder vergessen haben. Für mich ... Für mich, Herr, all diese Schmerzen? Für mich dieser Schrei? Chiara Lubich

Chiara Lubich, Alles besiegt die Liebe, S.9


42

Jetzt ChrisCare bestellen! ChrisCare ermutigt Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ihre Berufung neu zu entdecken und zu entfalten. ChrisCare trägt dazu bei, die Bedeutung des christlichen Glaubens für Medizin, Pflege und Therapie zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen. ChrisCare, ein konfessionsverbindendes Magazin für alle Berufe des Gesundheitswesens.

Ich bestelle ChrisCare im Abo! Das Abonnement gilt ab Heft .../2010. Es ist unbefristet und kann jederzeit gekündigt werden. Fax: an CiG in Deutschland 04104 7269 an bvMedia in der Schweiz 043 288 80 11

Themen 2010 1/2010 Heilkraft des Glaubens 2/2010 Macht und Ohnmacht 3/2010 Leid und Schmerz 4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft Viermal im Jahr, € 19,20/SFr 31.30 im Abo, Einzelheft € 5,80/SFr 10.30 jeweils zzgl. Versandkosten Bestellungen aus Deutschland und Österreich: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, D 21521 Aumühle Telefon: (+49) (0) 4104 4982, Fax: (+49) (0) 4104 7269 info@cig-online.de, www.cig-online.de Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien Witzbergstr. 7, Postfach 384, CH 8330 Päffikon ZH Telefon: (+41) (0)43 288 80 10, Fax (+41) (0)43 288 80 11 abo@bvmedia.ch, www.bvmedia.ch

Ich bestelle ein Abonnement von ChrisCare ab Heft … /2010. Das Abo ist unbefristet und kann jederzeit gekündigt werden. Name: ......................................................................................... Adresse: ....................................................................................

E-Mail-Anschrift (wenn wir Sie auf diesem Weg anschreiben dürfen): .................................................................................................... Datum: .................... Unterschrift: ............................................

Werben Sie für ChrisCare! Ihre Kolleginnen und Kollegen sollten ChrisCare auch kennen lernen. Bestellen Sie Probehefte zum Weitergeben. Außerdem bestelle ich zum Weitergeben ...... Probexemplare


Nimm 4!

3/2010 CHRISCARE

43

Pflegewissenschaft im Probeabo 2 Print-Ausgaben 2 Online-Ausgaben kostenlos und unverbindlich! Pflegewissenschaft bietet Monat f체r Monat Fachbeitr채ge aus Wissenschaft und Praxis, ein umfangreiches Online-Archiv, reduzierte Eintrittspreise bei wissenschaftlichen Kongressen sowie aktuelle Stellenanzeigen und Beitr채ge zu Studium und Ausbildung in der Beilage Career.

Pflegewissenschaft WWW.PRINTERNET.INFO

www.printernet.info/abo E-Mail: abo@printernet.info Tel.: 0049 (0) 6402 508612


44

Entdecken Sie das neue

Bildungsportal im Gesundheitsund Sozialwesen

Suchen Sie nach Seminaren oder einer speziellen Fortbildung? Nach Weiterbildungsmöglichkeiten? Oder einer Ausbildungsstelle? Werden Sie fündig unter

www.bildung-easy.info*

Sie entdecken hier Bildungsangebote von führenden Bildungseinrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen. In aller Ruhe können Sie vergleichen, Termine sondieren oder Entfernungen zum Veranstaltungsort prüfen. Sogar buchen können Sie direkt online. Sehen Sie sich doch gleich mal um – auf www.bildung-easy.info * Sie finden uns selbstverständlich auch unter www.bildung-easy.at, www.bildung-easy.ch und www.bildung-easy.de

easySoft. GmbH Kreuzbühlweg 16 D-72813 St. Johann Tel.: +49 7122 8274-0 Fax: +49 7122 8274-50 info@easysoft.info www.easysoft.info


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.