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Editorial

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Aktuelles

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Konstruktiv statt pessimistisch

Wenn Verbandsvertreter, Repräsentanten von Berufsgruppen oder Lobbyisten ihr Klagelied anstimmen, dann ist es in der Regel angeraten, genau hinzuhören und sich die präsentierten Zahlen im Detail anzuschauen. Was nicht selten zu der Erkenntnis führt, dass das Glas nicht – wie behauptet – »halb leer« ist, sondern mindestens »halb voll«. Oder anders gesagt: Das angeführte Schreckensszenario ist bei weitem nicht so schrecklich wie suggeriert.

icht zum ersten Mal in CoronaZeiten hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) bei seiner Interpretation von Umsatz- und Auftragslage der Versuchung nicht widerstehen können, angesichts eines eher marginalen Umsatzrückgangs im ersten Halbjahr 2021 von einer mög lichen Existenzgefährdung in der Baubranche zu fabulieren. »Das zunehmende Auseinanderdriften der nominalen und realen Werte ist auf die wieder steigenden Preise für Bauleistungen zurückzu führen«, klagte HDB-Hauptgeschäftsführer TimOliver Müller Ende August. »Dies kann weder den Unternehmen zum Vorwurf gemacht werden, noch können sie die stark steigenden Preise für Baumaterialien allein schultern. Bei den – im Vergleich zu anderen Branchen – geringen Margen am Bau kann das sonst leicht existenzgefährdend sein.« Was –mit Verlaub – nun wirklich an den Haaren herbeigezogen ist. Dass die Bauindustrie die Pandemie im Gegensatz zu nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen unbeschadet überstanden hat und das auch dieses Jahr der Fall sein wird, scheint der HDB verdrängt zu haben. Statt pessimistischer For mulierungen wäre ein konstruktiver Blick zielführender. Den hat jetzt Peter Gerstmann gewagt, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Zeppelin-Konzerns, seit Jahrzehnten erfolgreicher Handelspartner des Baumaschinenherstellers Caterpillar. In einem Gastbeitrag (den Sie leicht gekürzt auf Seite34 finden und komplett bei baumagazin-online.de) erläutert der ZeppelinBoss, warum er eine weitere Wachstumsdekade für die Bau- und Baumaschinenindustrie prognostiziert. Dabei schildert er die aktuelle Lage in der Bauindustrie (»die Auftragsbücher sind immer noch voll«), analysiert fundiert die politischen Versäumnisse (»der Rückstau notwendiger Investitionen in die Infrastruktur ist immens«) und skiz-

ziert, welche Konsequenzen der Klimawandel für die Bauwirtschaft hat und welche wichtige Rolle diese bei dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Wandel spielen wird. So müsse aufgrund der veränderten Umweltbedingungen die »Resilienz der Städte, Wohngebiete, Industriestandorte und Infrastrukturen deutlich verbessert werden«, so Peter Gerstmann, »was ungeheure Investitionen nach sich ziehe«. Das gelte auch für den »bereits eingeläuteten Wandel der Energieversorgung zur Erreichung unserer Klimaziele«. Zudem würden sich die Innenstädte vollständig wandeln – von Einkaufs- und Berufsstädten zu Wohn-, Arbeits- und Erlebnisstädten, zu fast autonomen Quartieren mit kompletter Versorgungs- und Entsorgungstechnik, wozu auch mit Solarzellen bestückte Dächer und Fassaden gehörten. Angesichts all dieser Veränderungen, die in den nächsten 25 Jahren erfolgen müssten, kommt Peter Gerstmann zu dem Schluss: »Die Bauindustrie und ihre Zulieferer werden in den nächsten zehn Jahren bis an die Leistungsgrenze ausgelastet sein.« »Die Bauindustrie und ihre Zulieferer werden in den Dass Peter Gerstmann mit seiner optimistischen Sicht der Dinge nicht alleine dasteht, zeigt auch das stabile Wachstum des Baumaschinenhernächsten zehn Jahren bis stellers Kobelco und seines langjährigen Handelsan dieLeistungsgrenze ausgelastet sein.« partners EMB Baumaschinen, wie Sie in unserer Rubrik »Im Blickpunkt« lesen können (Seite18). In der stellen wir Ihnen mit Predatore Machines zudem einen neuen Anbieter von Anbaugeräten für die Bodenaufbereitung und -verdichtung sowie Materialbearbeitung vor (Seite26). Sollten Sie zu unseren Themen in dieser Aus gabe Anregungen haben oder Wünsche, schreiben Sie uns unter baumagazin@sbm-verlag.de. Wir freuen uns über jede Zuschrift. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine unterhaltsame Lektüre. Michael Wulf Chefredakteur

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