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Editorial
9/22 EDITORIAL
PETRA REGER Das Erdmännchen-Prinzip
Dieser Tage erweisen sich die Bauma in München, die GaLaBau in Nürnberg, die Nordbau in Neumünster, die IAA Transportation in Hannover sowie die Infratech in Essen als Lichtblick am Krisenhorizont: Der Countdown ist eingeläutet und in wenigen Wochen werden diese fünf Messen einmal mehr zur Spielwiese für 400 t schwere Stahlgiganten, Anbaugeräte, elektrische Antriebe und digitale Lösungen. Abseits von Corona und umkämpfter Schlachtfelder in der Ukraine vermengt sich die Vorfreude darauf allerdings mit einer gehörigen Portion an Schwermut. Es fällt nicht leicht, von einem Status Quo zu sprechen, wenn sich politische wie wirtschaftliche Parameter geradezu stündlich zu verändern scheinen. Gleichwohl zeigt sich, dass gerade deshalb ein Treffen der Branche bitter notwendig ist.
er »Erdmännchen-Taktik« folgend, stellt sich die Bau- und Baumaschinenbranche derzeit mit Neugier auf die Hinterbeine und beobachtet das Marktgeschehen akribisch. Einerseits, um die Konkurrenz mit Argusaugen zu beobachten, andererseits, um drohende Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Im Rahmen des Bauma-Mediendialogs im Juni hat sich beispielsweise gezeigt, dass das Gros der Aussteller weniger auf fulminante Präsentationen noch gigantischerer Bagger, Krane oder Radlader setzt, sich dafür umso stärker auf Maschinen-Updates, Telematiklösungen sowie die Ausweitung ihrer Dienstleistungsangebote konzentriert. Ein ähnliches Bild zeichnete auch das 50.Großseminar des VDBUM im Juli in Willingen. Ab Seite 26 lesen Sie, welche Themen die Branche aktuell zur Diskussion stellt, an welchen Stellschrauben ihrer Ansicht nach gedreht werden muss und was es neuerdings braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sowohl im Dunstkreis der Bauma als auch im Umfeld des VDBUM-Seminars zeichnet sich eines deutlich ab: Inmitten von steigenden Materialpreisen, anhaltendem Fachkräftemangel sowie einem permanenten Logistik-Wirrwarr lautet punktgenauere Effizienzsteigerung die Devise. Einher geht das mit der Notwendigkeit, sich branchenweit auf Nachhaltigkeit, Elektrifizierung, Digi-
talisierung sowie Automatisierung der Baustelle zu besinnen – weniger blassen Trendthemen folgend, sondern vielmehr, um sich tatsächlich zukunftsfit zu machen. Kurzum: Die Bauwirtschaft ist dieser Tage in einem erheblichen Maße darum bemüht, sich selbst neu zu erfinden. Und welche Bühne wäre dazu besser geeignet, als die mitunter flächenmäßig größte Messe der Welt? In dieser Gesamt ausgabe erhalten Sie mit zahlreichen Produktberichten einen umfänglichen Vorgeschmack auf das, was die fünf Highlight-Messen für ihre Fachbesucher bereit halten. Die Aussteller zeigen auf, welche Innovationen in der Entwicklerschublade schlummern und warum es sich lohnen dürfte, den Blick auf deren Messestände zu richten. Denn ungeachtet jeder berechtigten Schwarzmalerei hinsichtlich Covid-19-Auflagen, erwartbar geringerer Besucherzahlen und Unvorhersehbarkeiten durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, muss es Aufgabe der Branche bleiben, sich selbst zu hinterfragen und zu schützen. Und das, so sind sich VDBUM-Teilnehmer sowie Aussteller der Bauma einig, gelingt nur dann, wenn sie den Kopf, getreu besagter Erdmännchen-Taktik, auch wirklich aus Hochkarätiger Messeherbst: dem Sand stecken – ganz gleich, welche Gefahr Neben Bauma und GaLaBau lauert. Ein gutes Beispiel dafür, mutig aber eben öffnen IAA Transportation, auch vorausschauend zu agieren, ist Sennebogen: Der Maschinenbauspezialist zeigt ab Seite20 unter Infratech und Nordbau ihre der Rubrik »Im Blickpunkt« auf, warum es auch Tore für das Fachpublikum. und gerade in Zeiten von Corona notwendig war, millionenschwer in die eigenen Standorte zu investieren und an weitgedachten Plänen festzuhalten, statt uneins Duckmäuschen zu spielen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit der nun folgenden Lektüre eine interessante Vorschau auf das, was uns dieser zweifelsohne gewaltige Messeherbst alles zu bieten hat. Dan Windhorst Chefredakteur