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VDBUM | Mehr als 1 200 Fachbesucher und 100 Aussteller haben sich im Juli zum VDBUMGroßseminar im sauerländischen Willingen zusammengefunden, um neue Wege der Branche aufzuzeigen, sie zu diskutieren und Fachwissen zu vermitteln, damit tatkräftige Ideen für die Zukunft nicht im Blindflug versanden. »Das Großseminar bietet uns allen die Möglichkeit, voneinander zu lernen, miteinander zu diskutieren und den Blick auf künftige Aufgaben und Hürden zu richten«, so VDBUMPräsident Peter Guttenberger.

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L 50. VDBUM-SEMINAR

»Fundament für die Zukunft schaffen«

Dan Windhorst

Über den Tellerrand hinaus zu blicken setzt zwei Dinge voraus – Mut, aber eben auch Wissen. Das Problem: Das Eine funktioniert nicht ohne das Andere. Das jährlich stattfindende VDBUMGroßseminar stellt für die Bau und Baumaschinenbranche eine Plattform dar, die genau diese Verknüpfung herstellt. Mehr als 1 200 Fachbesucher und 100 Aussteller haben sich im Juli im sauerländischen Willingen zusammengefunden, um neue Wege der Branche aufzuzeigen, sie zu diskutieren und Fachwissen zu vermitteln, damit tatkräftige Ideen der Zukunft nicht im Blindflug versanden.

ugegeben, mit dem schönen Wetter hatte es der VDBUM diesmal deutlich übertrieben: Knapp an der 40 °C-Marke vorbei geschlittert feierte der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik die nunmehr 50. Auflage seines Großseminars. Aufgrund der Neustrukturierung der Vorträge kamen diesmal nicht nur Produktspezialisten, Vertriebsleiter oder Geschäftsführer zu Wort, sondern auch Anwender, was Peter Guttenberger, Präsident des VDBUM, besonders begrüßte. »Das Großseminar bietet uns allen die Möglichkeit, voneinander zu lernen, miteinander zu diskutieren und den

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I 1 I Die VDBUM-Podiumsdiskussion wurde zum Anlass genommen, unangenehme Fragen zu stellen und mit ehrlichen Antworten zu kontern. Zu den wichtigsten Themen zählten der Fachkräftemangel, die deutlichen Preissteigerungen und die nach wie vor desolate Frauenquote innerhalb der Baubranche. I 2 I Vielbeachtete Show: Das in Saalfeld/Saale ansässige Unternehmen RSP hat das Großseminar genutzt, um seine Saugbagger vorzustellen. Einsetzen lassen sie sich in vielfältiger Weise für den beschädigungsfreien Aushub. I 3 I Voller Tatendrang: Die neu konzipierte Rohrklemmvorrichtung soll das Aufnehmen und Halten, aber auch das sichere Zuschneiden von Rohren ermöglichen, wie TibatekGeschäftsführer Philipp Elsässer demonstrierte (siehe auch Seite 145). I 4 I Ebenfalls in Willingen vertreten waren ein Dynapac-Straßenfertiger, ein Red-Rhino-Backenbrecher sowie ein Komatsu-Mobilbagger PW 158 aus der 15-t-Klasse. I 5 I Die mobile Diamantseilsäge von Schwing-Stetter, entwickelt im österreichischen Werk bei St. Stefan im Lavanttal, wurde dem Publikum am Manitou-Teleskopstapler MT 1440 HA gezeigt. I 6 I Individuell bestückt: Am Hitachi-Kettenbagger wurde die Pfahlramme SG-15 von Movax in Kombination mit einem Oilquick-Schnellwechsler vorgestellt. I 7 I Mit seinem emissionsfreien Radlader WL20e zeigte Wacker Neuson sein erstes rein elektrisch betriebenes Modell. Die Leistungsdaten sollen denen seiner konventionellen Gegenstücke entsprechen – die Kipplast soll aufgrund des höheren Betriebsgewichts sogar gesteigert worden sein (Seite 76). I 8 I Bei den Deutschen Meisterschaften des »Azubi Cup« musste sich der Nachwuchs der Branche im Rahmen des Großseminars am Baumaschinen-Simulator beweisen. I 9 I Der Mobilbagger 914 Compact von Liebherr: Dank kompakter Bauweise samt Kurzheck eignet er sich für Baustellen im innerstädtischen Bereich, Verkehrswegebau sowie bei klassischen Erdbewegungsarbeiten. I 10 I Die Baumaschinenspezialisten bei Paus (v. li. n. re.): Vertriebsleiter Bernd Vienenkötter, Manuel Huppertz (Regionalverkaufsleiter Süddeutschland) und Fabian Flödder (Regionalverkaufsleiter Norddeutschland) zeigten den Fachbesuchern die Vorzüge ihrer Schwenklader auf, zu denen die Modelle SL 9088 mit 7,5 t Einsatzgewicht sowie der SL 9075 mit 6,8 t zählen (Seite 42). I 11 I Seinen Rad-Dumper C815s zeigte Bergmann, um Geländegängigkeit, Sicherheit und Effizienz aufzuzeigen. Der Bedienerstand ist drehbar, wodurch vorwärts wie rückwärts gute Übersicht ermöglicht werden soll.

VDBUM-Präsident Peter Guttenberger freute sich insbesondere über »den bunten Mix an Vorträgen« der 50. Auflage des Großseminars, der bewusst auf den Bereich Maschinentechnologie im Wandel sowie Digitalisierung abzielte und nicht nur die Partner und damit große Unternehmen, sondern gleichzeitig auch Anwender und Kunden zu Wort kommen ließ. Ordentlich zur Sache ging es beim traditionellen Impulsvortrag. Als diesmaliger Redner beleuchtete der Wirtschaftswissenschaftler und Politikberater Marcel Fratzscher die aktuelle Situation in Deutschland und hinterfragte kritisch, wie in Zukunft mit Lieferproblemen und Preissteigerungen umzugehen sei –auch und gerade mit Blick auf Märkte wie China.

Blick auf künftige Aufgaben und Hürden zu richten.« Gestellt hatte der Verband die Veranstaltung unter das Motto »Fundament für die Zukunft«, was bereits im Rahmen der traditionellen Podiumsdiskussion deutlich wurde.

Zwischen Preissteigerung und Fachkräftemangel Neben Peter Guttenberger waren daran Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Zeppelin, Thomas Echterhoff, Geschäftsführer der Bauunternehmung Gebr. Echterhoff, Alfred Ulrich von der Technischen Hochschule Köln, Christian-Hans Bültemeier, Chief Operating Officer bei Hansa-Flex sowie Roland Caillé, MTA-Leiter Gottfried Stehnke Bauunternehmung und VDBUM-Vorstandsmitglied, beteiligt. Unter der Moderation von Alexandra von Lingen sprachen die Branchenexperten u. a. über die bestehenden Logistikprobleme und Preissteigerungen, denen sich die Branche seit Covid-19 und insbesondere durch den Ukraine-Krieg konfrontiert sehen. Und hierbei herrschte Konsens.

Die Branche, so der gemeinschaftliche Tonus, stehe vor großen Herausforderungen und müsse sich zukunftsfähiger machen. Zum Thema machte die Herrenrunde allerdings auch den Fachkräftemangel: Aus Sicht von Alfred Ulrich sei es notwendig, »genauer auf die Universitäten zu schauen«. Der Nachwuchs fände sich zwar im klassischen Maschinenbaustudium – eine fachspezifischere Ausbildung im Baumaschinenbau finde hingegen kaum statt. Dem entgegen stellte Peter Gerstmann jedoch: »Wir werden den Fachkräftemangel nicht allein durch Akademiker retten: Wir benötigen Facharbeiter. Wir brauchen gut ausgebildete Handwerker und Maschinisten und müssen deshalb attraktive Ausbildungsangebote innerhalb der Unternehmen schaffen.«

Ein ähnliches Bild zeichnete Thomas Echterhoff, der dabei mehr als deutliche Worte fand: »Es ist nicht ausgiebig genug ausgebildet worden. Über viele Jahre hinweg wurde auf Billigarbeitnehmer zurückgegriffen – und dieser Pool ist heute nahezu erschöpft. Wir werden einen Wandel erst dann erleben, wenn wir den Klempner auf Knien anbetteln müssen, dass er uns das Klo fertig baut.« Auf die Schlussfrage hin, welchen Themen sich die Podiumsteilnehmer in einem Jahr gegenüber sehen, waren sich alle in erster Linie darin einig, dass vor

Christoph Lindhuber (Leiter Zentrale Serviceorganisation bei Zeppelin; li.) und Staale Hansen (Leiter Produkt-Management Großgeräte und Systemlösungen; re.) unterhielten sich mit Michael Kellner, einem Bauunternehmer aus dem bayerischen Heldenstein, der sich von der Zusammenarbeit mit Zeppelin beeindruckt zeigte und vor allem die tatkräftige Unterstützung lobte, die »selbst kleineren Unternehmen wie unserem entgegen gebracht wird«.

allem der durch Russland geführte Angriffskrieg in der Ukraine dann hoffentlich beendet sei. »Zudem wird uns der zunehmende Kostendruck weiterhin beschäftigen. Er verdonnert uns dazu, uns mit den Problemen auseinanderzusetzen«, urteilte Peter Guttenberger.

Ausstellung im Außenbereich Anlässlich des Jubiläums wurde den Besuchern des VDBUM-Seminars ein umfangreiches Programm geboten. Inhaltlich hatte sich gezeigt, dass der Verband stolz auf 50 erfolgreiche Jahre zurückblickte (siehe auch Kasten auf Seite 32), gleichwohl aber den Finger in die Wunde drückte, um auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dass sich die Branche zukunftsfähig und zukunftswillig zeigen muss. Bemerkbar machte sich das insbesondere im Ausstellungsbereich, der diesmal auf dem Außengelände in einem großen Zelt zur Verfügung gestellt wurde: Dort hatten die teilnehmenden Partner die Möglichkeit, ihre Neuentwicklungen, Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Viel Aufmerksamkeit erhielt dabei die »Start-up-Zone«: Junge Unternehmen hatten die Möglichkeit, ihre Ideen einem breiten Publikum zu präsentieren – so auch Day4Solutions, ein Software-Entwickler aus Ulm, der Unternehmern der Baubranche die individuelle Erstellung von Business-Software ermöglicht (das bauMAGAZIN berichtet ab Seite228). Die Wirtschaftslage hinterfragen Viel Aufmerksamkeit widmeten die Fachbesucher auch in diesem Jahr dem traditionellen Impulsvortrag, der diesmal von Marcel Fratzscher gehalten wurde. Der Wirtschaftswissenschaftler und Politikberater war u. a. bei der Weltbank sowie dem Harvard Institute for International Development tätig und leitete die Abteilung International Policy Analysis der Europäischen Zentralbank (EZB). Seit 2013 ist er Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschafts-

Über starke Partnerschaften zwischen Bauunternehmen und Hersteller sprachen Vertreter von Liebherr und STRABAG: (v. li. n. re.) Rudolf Arnold (Geschäftsführer Vertrieb bei Liebherr Hydraulikbagger), Martin Philipp (Direktionsleiter Zentrale Investition und Beschaffung bei Strabag BMTI) sowie Thorsten Hesselbein (Head of Business Area Tower Crane Sales for Construction bei Liebherr-Werk Biberach).

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Messestand im Freigelände: Stand 809– 810 und 812–813 Komponenten: Halle A4, Stand 326 • Mischtechnologie: Halle C1, Stand 425 Anbauwerkzeuge: Halle B5, Stand 439 THINK BIG! Ausbildung bei Liebherr: ICM Foyer, Halle B0, Stand 105

VDBUM-Präsident Peter Guttenberger, Volker Waurich (Wissenschaftlicher Mitarbeiter TU Dresden), Martin Kraemer (Vizepräsident Instagrid), Marvin Dekena (Geschäftsführer DMT DekenaMaschinentechnik), Manuel Bös (Head of R&D Emerging Technologies Liebherr Bischofshofen) und die VDBUMVorstandsmitglieder Jan Scholten sowie Dirk Bennje zur Verleihung des VDBUMFörderpreises 2022 (v. li. n. re.).

Sicherheit gesteigert: Der Bremsassistent von Liebherr verzögert automatisch die Geschwindigkeit des Radladers, sobald die aktive Personenerkennung eine Gefahrenquelle im Heckbereich identifiziert.

Vereinfachter Rückbau: Bei dem Projekt »MAMA« der TU Dresden handelt es sich um ein neuartiges System zur Fernhantierung einer Spezialabbruchmaschine für Kühltürme.

Tragbare Stromversorgung: Instagrid One stellt sofortigen, flexiblen und emissionsfreien Zugang zu elektrischer Energie für Profis bereit.

Emissionsfrei: Drill-Vole von DMT Dekena Maschinentechnik ist die erste akkubetriebene Horizontalbohranlage für Bohrungen im Hausanschlussbereich.

forschung (DIW) und konnte den VDBUM-Gästen ein deutliches Bild der deutschen Wirtschaftslage zeichnen. »Allein der Blick auf die aktuellen Lieferkettenprobleme offenbart zahlreiche Versäumnisse, die sich Deutschland auf die Fahne zu schreiben hat.« Als Patentlösung gelte derzeit, sich wieder verstärkt national zu fokussieren, was der Experte jedoch vehement bestreitet. »Wir müssen auch weiterhin global agieren. Der Fehler liegt insbesondere darin, sich zu sehr auf einzelne Lieferanten und Länder konzentriert zu haben.«

Als wichtigen Schritt sieht Fratzscher beispielsweise, sich bei Zulieferern breiter aufzustellen –»und das nach Möglichkeit nicht nur in einzelnen Ländern«. Auch wer nach China schaue, müsse bedenken, dass Deutschland ohne diese Wirtschaftsmacht nicht auskomme. »Wir müssen ein gesundes Misstrauen entwickeln, dürfen uns aber nicht abschotten.« Gleichwohl mahnte Marcel Fratzscher dazu, die typisch deutsche Herangehensweise zu hinterfragen. »Allein der dahin schleichende Glasfaserausbau zeigt, wie weit wir unseren Möglichkeiten hinterherhinken.«

Eine Bühne für außergewöhnliche Projekte Was getan werden kann, um zukunftssicherer zu werden, hat sich auch im Rahmen der Vergabe des VDBUM-Förderpreises gezeigt. Zum bereits neunten Mal verlieh der Verband diese Auszeichnung. Sieben ausgewiesene Experten aus den Bereichen Baumaschinen- und Anlagenbau sowie Praxis und Wissenschaft hatten über insgesamt 31 eingereichte Bewerbungen zu entscheiden, die nach den Kriterien Innovation, Sicherheit, Ergonomie, Energie und Umwelt, aber auch technische Ansprüche und Praxisrelevanz zu beurteilen waren. Erstmals verliehen wurde der renommierte Preis im Jahr 2013 – aufgeteilt ist dieser heute in drei Kategorien: »Innovation aus der Praxis«, »Entwicklungen aus der Industrie« sowie »Projekte aus Hochschulen und Universitäten«. Dirk Bennje, Vorstandsmitglied des VDBUM sowie Teil der Jury, gab die Gewinner des Förderpreises zusammen mit VDBUM-Präsident Peter Guttenberger und Vorstandsmitglied Jan Scholten bekannt und bot diesen die Gelegenheit, ihre innovativen Ideen dem breit gefächerten Fachpublikum vorzustellen. Die diesjährigen Gewinner waren DMT Dekena-Maschinentechnik, vertreten durch Firmengründer Marvin Dekena,

Liebherr Bischofshofen mit Manuel Bös, Head of R&D Emerging Technologies, und die Technische Universität Dresden, für die der wissenschaftliche Mitarbeiter Volker Waurich die Bühne betrat.

»DrillVole« mit Preis ausgezeichnet Als Gewinner der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« stellte Marvin Dekena eine akkubetriebene Horizontalbohranlage vor. Aus seiner Sicht fehlte es der Bohrwelt an einer kleinen und leichten Bohranlage, die keine Flurschäden hinterlässt und gleichzeitig umweltfreundlich arbeitet. Nach Entwicklung eines ersten Prototypen, der Anmeldung des Patents sowie eines erfolgreichen Test-Jahres entschied der Unternehmer sich, die »Drill-Vole« in Serie zu produzieren. Hierfür machte er sich mit seiner Firma DMT Dekena Maschinentechnik selbstständig. Konzipiert wurde die Bohranlage für Horizontalbohrungen im Hausanschlussbereich –bei bis zu 30 m bohrbaren Längen arbeitet sie zerstörungsfrei. Zudem, so Marvin Dekena, könnten damit keine Fremdleitungen wie KG-Rohre oder Wasser- und Gasleitungen beschädigt werden. Die Anlage verfügt über zwei akkubetriebene E-Motoren, was emissionsfreies Arbeiten ermöglicht. Gleichzeitig schont die Anlage durch ihre leichtgewichtige Konstruktionsweise die Böden, auf denen gearbeitet wird. Bei einem Gesamtgewicht von gerade einmal 160 kg, der kompakten Bauweise und seiner umweltschonenden Technik er höhe sich nach Ansicht von Dekena die Bereitschaft bei Anwohnern, die Maschine auf ihrem Privatgrundstück aufstellen zu lassen. Seit 2019 befindet sich die neue Lösung bereits im Einsatz – seither sind insgesamt zwölf Anlagen auf dem Markt vertreten.

Hilfreiche Assistenzsysteme Im Bereich »Entwicklung aus der Industrie« konnte sich hingegen die Idee des Liebherr-Werks Bischofshofen durchsetzen: Während sich Direktsicht, Spiegel und Kamera-Monitor-Systeme ständig weiterentwickeln, verlangen diese Lösungen nach einer aktiven Nutzung durch den Fahrer. Das neue Assistenzsystem von Liebherr soll drohende Gefahren situationen aktiv erkennen, den Fahrer warnen und die Maschine automatisiert abbremsen. Die KI-basierte Objektklassifizierung des Systems unterscheidet auch in engster Einsatzumgebung zwischen Personen und allgemeinen Hindernissen. Laut Liebherr lassen sich aufgrund unterschiedlich bemessener Warndistanzen die Anzahl unnötiger Warnungen minimieren. Hinzu komme der hohe Nutzen des zusätzlichen Bremsassistenten: Mit der Erkennung wird direkt ein automatischer Verzögerungsvorgang eingeleitet –so lässt sich die Reaktionszeit des Fahrers überbrücken und der Anhalteweg reduzieren. Die Verzöge-

NEUE IMPULSE INNOVATIVE PRODUKTE WERTVOLLER AUSTAUSCH

Förderpreis

Die Bewerbungsfrist für den 10. VDBUM-Förderpreis, der im Rahmen des kommenden Großseminars 2023 vergeben wird, ist angelaufen. Noch bis Ende September lassen sich innovative Ideen für die Bau branche einreichen, die für Baumaschinen, -geräte und deren Komponenten sowie für Digitalisierung, Transport, Logistik, Arbeitssicherheit oder Bauprozesse entwickelt wurden.

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rung erfolgt verschleißfrei über den Liebherr-Fahrantrieb. Mithilfe einer Gefahrenkarte kann der Bediener Risikozonen am Werksgelände erkennen und Maßnahmen zur Unfallvermeidung ergreifen. Das System ist bereits ab Werk in die Liebherr-Radlader der XPower-Serie sowie mittelgroßen Allround-Radlader integriert – weitere Segmente sollen allerdings noch folgen.

Mit »MAMA« in Spezialabbruchmaschinen In der Kategorie »Projekte aus Universitäten und Hochschulen« gewann die TUDresden mit einem neuartigen Steuerungssystem, mit dem die Steuerung von Spezialabbruchmaschinen an Kühltürmen gelingen soll. Ein Echtzeit-3D-Modell soll den aktuellen Zustand der Maschine sowie die Arbeitsumgebung darstellen. Anders als konventionelle Systeme, die kamerabasierte Fernhantierungslösungen darstellen, soll »MAMA« (Maschinelles, Automatisiertes, Mannloses Abbruchverfahren) die Handhabung vereinfachen. Gegenüber Kamerabildern müssen weit weniger Daten übertragen werden, was bei der funkbasierten Datenübertragung zu geringeren Latenzzeiten führt. Dazu gesellen sich neue Betrachtungs- und Darstellungsmöglichkeiten, die den Bediener unterstützen sollen. Das umfasst eine freie Wahl der Kameraperspektive sowie das Zoomen oder Ausblenden einzelner Bestandteile. Bislang erfolgt die Steuerung von Abbruchmaschinen von einer Plattform am oberen Kühlturmrand mittels direktem Sichtkontakt. Die Neuentwicklung soll hingegen das Arbeiten von einer sicheren und ergonomisch günstigeren Position am Boden erfolgen. Das System befindet sich seit Sommer 2021 in der Erprobungsphase auf dem Gelände der TU Dresden und soll gegen Ende diesen Jahres beim Rückbau des Kernkraftwerks Biblis eingesetzt werden.

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I 1 I Komplexe Maschinentechnik verstehen: Zur Satzung des VDBUM gehörte seit Gründung im Jahr 1971 das Ziel, »die technische und wissenschaftliche Fachbildung« seiner Mitglieder voran zu treiben. I 2 I Der junge Zuhörer, der 1977 links neben dem Referenten Platz genommen hatte, ist Udo Kiesewalter – von 1989 bis 2013 Vorstandsmitglied und heutiger Ehrenvorstand.

Großseminar feiert Jubiläum

Im Jahr 1996 wurde das 25-jährige Bestehen des VDBUM gefeiert. Wolfgang Schäuble, damaliger Fraktionsvorsitzender der CDU/CSUFraktion im Deutschen Bundestag, konnte zu diesem Anlass als Gastredner gewonnen werden. Seit 50 Jahren stellt der Verband der Baubranche, Umwelt und Maschinentechnik VDBUM mit seinem jährlich stattfindenden Großseminar eine wichtige Informations aber auch Diskussions plattform für die Bau und Baumaschinenbranche dar. Eine Woche lang treffen Verbandsmitglieder auf namenhafte Hersteller, Entwickler, Fachjournalisten und Bauunternehmer.

Im Gründungsjahr 1971 hatte sich der VDBUM die »technische und wissenschaftliche Fachbildung« der Mitglieder auf die Fahne geschrieben – heute treibt der Verband außerdem die Vernetzung der Branche voran und nutzt das Großseminar, um mit Podiumsdiskussionen und Impulsvorträgen neue Denkanstöße zu geben. In diesem Jahr durfte der Verband auf 50 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Damals noch als Verband der BaumaschinenIngenieure und Meister bekannt, nahmen zur ersten Auflage des Großseminars im Jahr 1974 rund 100 Besucher teil – im Jahr 2022 zählte der Veranstalter mehr als 1 200 Besucher bei rund 100 Ausstellern.

Gewachsen sind in über 50 Jahren allerdings nicht nur die Besucher und Mitgliederzahlen: Das Interesse an innovativen Ideen ist groß und so hat sich der VDBUM über viele Jahre hinweg als ein SchlüsselEvent der Bauund Baumaschinenbranche erwiesen. Schon früh wurden die Kontakte zu den namenhaften Herstellern, der produzierenden Industrie sowie Universitäten und Be hörden geknüpft, um jene an einen Tisch zu bringen, die sich im gewohnten Arbeitsalltag nie über den Weg laufen würden.

Die ersten Stützpunkte des Verbands befanden sich in Freiburg, Hannover und Stuttgart – das Verbandsbüro war seit 1974 in der Hansestadt Bremen beheimatet. Im

Anerkennung für Startups Viel Aufmerksamkeit erhielt im Rahmen des Großseminars allerdings auch die Vergabe des VDBUMSonderpreises, der für Start-ups ins Leben gerufen wurde. Mit Instagrid One zeigte sich eine tragbare Stromversorgung, die den sofortigen, emissionsfreien sowie flexiblen Zugang zu elektrischer Energie für Profis bereit stellen soll. Grundgedanke war es, ein System zu entwickeln, bei dem keine Kabel gezogen werden müssen und der Betrieb eines Generators entfällt.

Mit Spitzenlasten bis zu 18 kW und der hohen Überlastfähigkeit soll One aus dem Hause Instagrid jedes Gerät betreiben können, das an einer herkömmlichen 230-V-AC-Steckdose betreibbar ist. Das Gehäuse ist, ebenso wie der kompakte Rahmen, aus Aluminium gefertigt, um den Anforderungen auf Baustellen gerecht zu werden. Der robust aufgebaute Batteriespeicher ist hingegen wasserfest und kann auf nahezu jedem Untergrund abgestellt und gesichert werden. Für die meisten Anwendungen soll das neue Gerät genug Energie für einen Arbeitstag liefern.

Der Kern der Innovation, so Instagrid, liege in der Leistungswandlung, die von Gleichstrom in Wechselstrom erfolgen müsse, um elektrische Verbraucher zu betreiben.

Im Vergleich zum Stand der Technik werde Bauraum und Gewicht für die Spannungsumwandlung um 90 % reduziert – das sei durch die modulare Bauweise und software-basierte Technologie möglich. Halb so schwer und etwa ein Drittel so groß wie vergleichbare Geräte soll die Istagrid-Lösung deutlich höheren Dauerstrom- und Spitzenleistungen bieten. Die ersten Einheiten von Instagrid One sind bereits im vergangenen Jahr ausgeliefert worden – bis heute konnten mehr als 20000Einheiten abgesetzt werden. d

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I 3 I Heinz Schild (li.), Horst Beuter (2. v. li.) und der hauptamtliche Geschäftsführer Rudi Silter (re.), der gleichzeitig das Amt des 1. Vorsitzenden ausübte, waren Gründungsmitglieder und die ersten Vorstände des VDBUM. Manfred Wichert (2. v. re.) ersetzte Heinz-Georg Wichmann im Jahr 1972. In dieser Konstellation (das Bild stammt aus dem Jahr 1977) blieb der Vorstand bis 1987 bestehen. Rudi Silter sollte den Verband bis zum Jahr 2000 führen. I 4 I Der VDBUM feierte sein 30-jähriges Bestehen im Jahr 2001: Peter Guttenberger, heutiger VDBUM-Präsident, wurde in den Vorstand gewählt, der nunmehr aus Manfred Wichert, Peter Guttenberger, Udo Kiesewalter und Karl Mitter (v. li. n. re.) bestand. I 5 I In seinem Vortrag lautete die Devise »Kompetenz und Leidenschaft, das ist die Formel zum Erfolg«, so Reiner Calmund (Mitte) im Jahr 2013 im Rahmen des Großseminars. Für das Gruppenfoto gesellten sich zu ihm Udo Kiesewalter, die Zeppelin-Geschäftsführer Michael Heidemann und Peter Gerstmann sowie Peter Guttenberger vom VDBUM.

niedersächsischen Stuhr hatte der VDBUM 1985 dann ein eigenes Verwaltungsgebäude errichtet – bis heute ist der Verband dort zuhause. Ein wichtiger Schritt war für den VDBUM jedoch auch die Aktivität im Osten: Nach der Wiedervereinigung wurde der Verband in den neuen Bundesländern aktiv. 1990 wurden Stützpunkte in Dresden, Leipzig und Magdeburg gegründet.

Hochkarätige Redner Eine Tradition, die bis heute erhalten bleibt, sind Gastredner, die mit Impulsvorträgen für Gesprächsstoff sorgen. Anlässlich des 25jährigen Bestehens konnte der VDBUM 1996 etwa den damaligen CDU/CSUFraktionsvorsitzenden, zweifachen Bundesinnenminister und späteren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble als Redner gewinnen. 2005 waren wiederum der ehemalige Ministerpräsident von BadenWürttemberg, Lothar Späth, sowie ExFinanzminister Theo Waigel zu Gast. Ebenfalls über die Jahre hinweg als Gastredner vertreten waren Bergsteigerlegende Reinhold Messner, HandballNationaltrainer Heiner Brand oder der ehemalige Fußballfunktionär Reiner Calmund. Hinzu traten und treten mit zahlreichen Geschäftsführern großer Baumaschinenhersteller echte »Schwergewichte« ans Rednerpult.

Das Besondere: Jede Ansprache, jeder Vortrag und jede Diskussion im Rahmen des Großseminars geschieht auf Augenhöhe und lässt Freiraum für konstruktive Kritik. Das Fachpublikum interagiert mit den Rednern, hinterfragt Standpunkte und hat die Möglichkeit, andere Ansichten offen mitzuteilen. Auf diese Weise hat der VDBUM eine Plattform für die Branche geschaffen, die sich nicht allein auf eine blasse Leistungsschau konzentriert, sondern Themen auf den Tisch bringt, die es voranzutreiben gilt. d Manfred Wichert (re.) neben dem ehemaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) im Jahr 2005: Wichert wurde aus dem Vorstand verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

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