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bauMAGAZIN-Sicherheit
Wichtige Normen für Schutzbekleidung
Das Tragen von Arbeits und Schutzkleidung ist in der Baubranche zwingend – für besonders risikoreiche Tätigkeiten muss darüber hinaus spezielle, zertifizierte Arbeitskleidung getragen werden, die den Arbeiter vor möglichen Gefahren schützt. Auffällig wird das gerade beim Umgang mit Gefahrstoffen, Hitze, Kälte oder Chemikalien. Hinzu kommen Vorschriften und Standards, die in den Richtlinien der Europäischen Normen EN festgelegt sind. Die bauMAGAZINRedaktion fasst die Regeln und Normen für diverse Schutzbekleidung zusammen.
Dan Windhorst
Grundsätzlich sei gesagt: Arbeitskleidung unterliegt den CE-Normen. Ersichtlich wird das durch die sogenannte CE-Kennzeichnung, die bestätigt, dass ein Produkt den spezifischen geltenden Vorgaben der Verordnung 2016/425 über persönliche Schutzausrüstung (PSA) entspricht. Auf weitere wichtige Normen treffen wir, wenn es beispielsweise um hochsichtbare Warnkleidung geht: Sie muss der DIN EN ISO 20471 entsprechen und damit sicherstellen, dass die Sichtbarkeit des Trägers bei allen Lichtverhältnissen gewährleistet ist –also auch bei Dunkelheit, Tageslicht oder bei Scheinwerferbeleuchtung.
Schutz gegen Regen und UVStrahlung Da viele Arbeiten auf der Baustelle im Freien durchzuführen sind, muss außerdem durch die DIN EN 343 bei Regen spezielle Schutzkleidung vorhanden sein, die sowohl vor Niederschlag, Nebel als auch Feuchtigkeit und anderen Witterungsverhältnissen schützt. Beim Thema UV-Schutzkleidung ist in erster Linie der Europäische Standard nach DIN EN 13758-1 wichtig, er setzt bestimmte Testparameter voraus, die eine UV-Schutzkleidung erfüllen muss. Diverse Experten bemängeln allerdings, dass die Norm nicht weit genug greift, und raten mit UV-Standard 801 zu einer Richtlinie, die den Test von UV-Schutzkleidung unter weitaus härteren Gebrauchsbedingungen verlangt.
Bei Flammen, Hitze, Chemikalien und Kälte Wirklich gefährlich wird es, wenn die Arbeit den Umgang mit Hitze, Flammen, Kälte oder thermischen Gefahren verlangt. Hier gelten deshalb besondere Richtlinien. Dazu zählen mit der DIN EN ISO 11612 Schutzkleidung zum Schutz gegen Hitze und Flammen, DIN EN 61482 für Schutzkleidung gegen thermische Gefahren eines Lichtbogens, EN 13034 für Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien sowie EN 14058 für Schutz gegen kühle Umgebung. Wichtig ist hierbei, bei der Auswahl der jeweiligen Schutzkleidung auf die Einhaltung eben dieser Normen und Richtlinien zu achten. Und das
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auch dann, wenn der Arbeitgeber für die Beschaffung zuständig ist und diese an seine Mitarbeiter ausgibt.
An ausreichenden Knieschutz denken Besonderes Augenmerk verdient der Knieschutz. Eine Vielzahl von Handwerksberufen setzt das Arbeiten in kniender Haltung voraus. Und genau darauf ist das Knie auf Dauer nicht ausgelegt. Jeder, der täglich auf dem Bau unterwegs ist, weiß, wie schmerzhaft selbst feinste Steinchen für das Knie sein können. Hinzu kommt, dass harte Oberflächen für unangenehmen Druckschmerz sorgen. Ständiger Druck auf das Knie erhöht letztlich das Risiko chronischer Erkrankung wie einer Schleimbeutelentzündung und Knorpelschäden. Die europäische Norm EN 14404 stellt klar, was ein Knieschutz alles können muss, um Beschädigungen zu verhindern (siehe auch Kasten »Fakten« auf dieser Seite). In erster Linie muss ein Material verarbeitet sein, das stichfest, robust und wasserdicht ist. Fakt ist aber auch, dass das Tragen von Knieschutzlösungen bereits bestehende Schäden nicht korrigieren, dafür aber weitere Auswirkungen verlangsamen kann.
Wichtige Vorgaben für Sicherheitsschuhe Schutzkleidung, die wiederum in nahezu allen Bereichen Anwendung findet, sind Sicherheitsschuhe. Sie unterliegen der DIN EN ISO 20345. Grundsätzlich müssen sie zur Einhaltung der Grundanforderungen eine Zehenschutzkappe so wie eine öl- und benzinresistente Sohle aufweisen. Darüber hinaus lassen sich Sicherheitsschuhe in die Sicherheitsklassen S1, S1P, S2, S3 und S5 unterteilen (siehe Normenübersichtstabelle).
Die Regeln für das Tragen von Einlagen Ein für viele wichtiger Faktor bei Sicherheitsschuhen ist das Tragen von orthopädischen Einlagen. Allerdings dürfen diese nur mit einer gültigen Baumusterprüfung verwendet werden. Die DGUVRegel 112-191 (BGR 191) stellt dabei sicher, dass die geprüften und festgelegten Eigenschaften wie Antistatik oder die Mindesthöhe der Zehenschutzkappe erhalten bleibt. Kurzum: Die Schuheinlage darf die Schutzfunktion von Sicherheitsschuhen nicht beeinträchtigen.
Ein Tipp ist daher, immer vorab zu prüfen, ob die gewünschte Einlage der Vorgabe entspricht –auch dann, wenn eine herausnehmbare Einlegesohle vom Schuhhersteller mitgeliefert wurde. Einlagen aus den privaten Straßenschuhen zum Beispiel dürfen nicht in den Sicherheitsschuh eingelegt werden. Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang oft stellt: Warum sind orthopädische Einlagen sinnvoll? Gerade im Bauwesen ist permanentes Stehen keine Seltenheit. Die Belastung für den Fuß ist groß und kann auf Dauer zu Fußfehlstellungen sowie Rücken- und Kniebeschwerden führen. Sinnvoll ist es, sich vorab von einem Schuhprofi oder Orthopäden beraten zu lassen.
Der Arbeitgeber steht auch in der Pflicht Tatsache ist, dass der Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet ist, Schutzkleidung bei riskanten Tätigkeiten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Geregelt ist das in § 3 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG). Geachtet werden muss darüber hinaus aber auch auf die volle Funktionsfähigkeit. Damit der Arbeitnehmer auch wirklich geschützt ist, muss stark abgenutzte oder schadhafte Kleidung wieder instand gesetzt oder ausgetauscht werden. Sollte dem Arbeitgeber im Rahmen einer Prüfung nachgewiesen werden, dass die Vorgaben zur Schutzausrüstung nicht erfüllt werden, begeht er damit eine Ordnungswidrigkeit und muss mit Bußgeldern rechnen.
Zusätzlich zur Ausstattungspflicht muss übrigens auch eine Einweisung erfolgen, um zu klären, wie und wann Schutzkleidung einzusetzen ist. Ebenfalls wichtig: Sollte sich ein Mitarbeiter aufgrund mangelhafter Schutzmaßnahmen tatsächlich verletzten oder erkranken, ist der Arbeitgeber schadenersatzpflichtig. Der Arbeitnehmer wiederum ist dazu verpflichtet, die Schutzkleidung zu verwenden (ersichtlich wird das durch § 15 Abs. 2 ArbSchG). Wer sich nicht daran hält, riskiert den Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung. d
FAKTEN
Die Norm EN 14404 für den Knieschutz teilt sich in vier Typen auf: > Typ 1: Knieschutz, der am Bein befestigt ist –unabhängig von der Kleidung. > Typ 2: KnieschutzPolster, die in Taschen an den
Hosenbeinen angebracht sind oder ständig an der Hose befestigt werden. > Typ 3: Ausrüstung, die nicht direkt am Körper befestigt wird. > Typ 4: Knieschutz, der Teil von Vorrichtungen mit zusätzlichen Funktionen ist.
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§ 3 ArbSchG
Der Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, Schutzkleidung bei riskanten Tätigkeiten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Geregelt ist das in § 3 des Arbeitsschutzgesetzes. Geachtet werden muss darüber hinaus auch auf die volle Funktionsfähigkeit.
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SICHERHEITSSCHUH-NORMEN
Zehenschutzkappe (200 Joule): Rutschhemmung: Energieaufnahme im Fersenbereich: Benzin und ölresistente Sohle: Antistatische Eigenschaften: Wasserabweisend: Durchtrittschutz: Wasserdichter Stiefel: S1 S1P S2 S3 S4 S5