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Editorial
Von Gasheizungen und Zukunftsmusik
IMELDA WEIDHAAS
Wie das Kaninchen vor der Schlange starrte ganz Deutschland zuletzt auf eine Pipeline und ihren schwankenden Gasoutput. Von Nord Stream 1 scheint derzeit das Schicksal des Landes abzuhängen. Nichts zeigt deutlicher, wie hilflos die Weltwirtschaftsmacht Deutschland aktuell dasteht. Oder übertönt der mediale Alarmismus nur die Realität? Nach wie vor verzeichnen Unternehmen quer durch alle Branchen Umsatz- und Gewinnzuwächse, die Börsen sind nicht gecrasht, auch im Baustoffbereich konnten viele Firmen zuletzt hervorragende Geschäftszahlen verbuchen. Vielleicht liegt die Wahrheit eher in der Mitte: Nicht Schwarz oder Weiß, sondern unterschiedliche Grautöne entsprechen der Wirklichkeit eher.
In jeder Krise liegen bekanntlich auch Chancen. Diejenigen Unternehmen, die auf die aktuelle Lage und die zukünftigen Herausforderungen die besten Antworten geben können, werden in Zukunft zu den Gewinnern gehören. Das geht aus einer aktuellen Studie von S&B Strategy hervor – das Strategieunternehmen hat kürzlich ein Bauranking veröffentlicht, in dem 3 500 Unternehmen aus der Bau- und Bauzulieferindustrie analysiert und qualitativ bewertet wurden. Ein Ergebnis der Studie: Unternehmen, die in Sachen Nachhaltigkeit, Qualität und Service zu den TopPerformern gehören, haben bei Umsatz und Profitabilität in der Regel die Nase vorn. Neben Profiteuren der aktuellen Entwicklung, wie Zementherstellern oder Betonschalungsanbietern, spielen insbesondere die Unternehmen ganz vorne mit, welche die zukünftigen Wachstumsmärkte in der energetischen Sanierung, den Energienetzausbau oder bei den modularen Bausystemen bedienen. Wenig verwunderlich kamen mit Nibe Systemtechnik und Stiebel Eltron zwei Unternehmen unter die Top 3, die auf das Thema Wärmepumpen als Heizungstechnologie der Zukunft setzen. Mit Hanse Haus belegte ein auf Holz-Hybridbauweise spezialisierter Fertighaushersteller den dritten Platz. Da passt es gut, dass auch die Politik die Forcierung von Wärmepumpen und Holzbau präferiert.
500 000 Wärmepumpen sollen laut Regierung ab 2024 jährlich in Deutschland neu installiert werden – übrigens mit Fachkräften, die es momentan nicht gibt. Zum Vergleich: 2021 wurden etwa 154 000 Wärmepumpen installiert, dafür 653 000 Gasheizungen – so viel wie in den letzten 25 Jahren nicht. Aber 2021 war der Glaube an sprudelndes Gas aus Russland ja noch ungebrochen. Dummerweise musste die Bundesregierung aus Budgetgründen kürzlich die Förderbedingungen für energetische Sanierungen anpassen – mit der Folge, dass etwa der Fördersatz für Wärmepumpen sinkt.
In dieser Ausgabe spielen weder Wärmepumpen noch Gasheizungen eine Hauptrolle, sondern Holz, Vinyl oder Trittschalldämmungen. In unserem Top-Thema beschäftigen wir uns mit allen Aspekten rund um den Boden. Weitere Themen in dieser Ausgabe: Fenster, Türen & Tore, Innenausbau & Bad sowie Werkzeuge. Erfreulicherweise können wir auch wieder einen Messerückblick anbieten. Und zwar vom Messeduo Fensterbau Frontale / Holz-Handwerk aus Nürnberg. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!