UND WAS BE DEUTET DAS JETZT FUR MICH
VORWORTE ———> 4 DAS ENSEMBLE ———> 113
⁄22 SCHAUSPIELHAUS DISKOTHEK RESIDENZ PAY ATTENTION! AUßER HAUS CLUBFUSION PARTIZIPATION STÜCKE
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———> 12
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Schauspielstudio ———> 94 Kooperationen ———> 95 I nklusion ———> 98 Das Haus ———> 100 Preise ———> 104 Saalplan ———> 106 Abonnements ———> 107 Service ———> 109 Kontakte ———> 112 Impressum ———> 112
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Schauspiel Leipzig, selten habe ich mit so großer Vorfreude auf eine neue Spielzeit geblickt. Nach einem Jahr mit bedeutend mehr digitalen Konferenzen als Besuchen im Schauspiel und den anderen Orten der Kultur sehne auch ich mich wie so viele andere nach Begegnungen und neuen künstlerischen Erlebnissen. „Und was bedeutet das jetzt für mich“, unter diesem Motto startet das Schauspiel nun in die neue Saison. Offen in der Formulierung, ohne vorzeitige Bewertung oder Festlegung im Ergebnis, bereit für Entdeckungen. Im vergangenen Jahr hat sich die Dynamik immer mehr beschleunigt, mit der das sozial-mediale Leben an Raum gewann, als Ersatz und zu Lasten von realen Begegnungen. Wie gehen wir mit den Folgen um? Mit Einsamkeit und Überforderung, wie können wir aber auch Gegenwärtiges verändern und eine Gemeinschaft für die Am konsequentesten wird das diesjährige Motto allerdings Zukunft gestalten? mit dem Start des Langzeitprojektes „PAY ATTENTION! Eine Die Saison 2021 / 2 2 wird das Schauspiel ganz konkret mit urbane Langzeitbespielung“ umgesetzt. Die Stadt als vierte „Die Rättin“ nach dem Roman von Literaturnobelpreisträ- Bühne, Orte erkennen und bespielen, die schon einmal Zuger Günter Grass und unter der Regie der Hausregisseurin sammenleben geprägt haben oder im Hier und Jetzt eine völlig Claudia Bauer eröffnen. Die Rättin will auf den Trümmern der andere Aufgabe erfüllen. Wie geht es weiter mit dem urbanen Menschheit mit ihren Artgenossen eine solidarische Zivili Leben? Wie entwickelt sich unsere Stadt nach der Pandesation aufbauen, nachdem die gesamte Menschheit sich ihrer mie? Leipzig hat in seiner jahrhundertealten Geschichte so viel Lebensgrundlagen beraubt hat. Das Werk erschien 1986, we- durchlebt, so viel überstanden und sich immer wieder neu ernige Monate vor der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die funden. Da setzt das Haus an, davon will es in den nächsten Thematik hat aber seit damals nicht an Brisanz verloren und Jahren berichten. Und nicht zuletzt einen theatralen Beitrag die Parallelen zu unserer Gegenwart mit all ihren globalen leisten, Leipzig in seiner gewesenen und neu zu schaffenden Problemen sind nicht zu übersehen. Lebendigkeit wieder auferstehen zu lassen. Ich freue mich, dass das Schauspiel Leipzig diese bevorstehenden Aufgaben auch perspektivisch mit dem Intendanten Enrico Lübbe angehen wird, und ich sehe unserer weiteren Zusammenarbeit in den kommenden Jahren gespannt entgegen. Liebe Besucherinnen und Besucher, ich wünsche Ihnen für die nächste Spielzeit eine Rückeroberung der Theaterwelten, eine spannende Saison, uns allen Gesundheit, Leidenschaft und Freude bei der langersehnten Rückkehr zum Spielbetrieb.
Dr. Skadi Jennicke Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig April 2021
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Liebe Leipzigerinnen und Leipziger, sehr verehrtes Publikum, Diese Zeilen entstehen im letzten Drittel einer Saison, die sicherlich die außergewöhnlichste seit langer Zeit war. In einem Jahr, das für sehr viele Menschen überall eine enorme Umstellung bedeutete und einen tiefen Einschnitt. Nach der Saison-Eröffnung am 25. September 2020 ruhte unser Spielbetrieb seit dem 2. November. Dass das bis zu dem Tag Ende April anhält, an dem dieser Text entsteht, war damals nicht abzusehen. Noch nie haben wir so intensiv über Spielpläne und Möglichkeiten nachgedacht, Ansetzungen und Aufführungstermine variiert — und so wenig davon letztlich realisieren können. Und je vernetzter oder je länderübergreifender ein Projekt, desto herausfordernder. Aber: Mit diesen Erfahrungen ist das Theater nur ein Teil einer Gesellschaft und einer Welt, für die das allgemein galt. Diese Erfahrung der Ungewissheit und Stille gilt genauso für viele Branchen und für weite Teile der Gesellschaft in einer Zeit und angesichts einer (weltweiten) Lage, wie es sie so lange nicht gab. Mit der letzten Vorstellung im November entschieden wir, den Fokus unserer Arbeit auf die Weiterführung des Spielbetriebs zu konzentrieren. Wir haben die geplanten Produktionen so weit wie möglich erarbeitet, um sie premierenfähig zu haben. Auf diese Weise konnten wir viele Inszenierungen vorbereiten, die wir Ihnen nun möglichst bald zeigen wollen: die Uraufführung von Katja Brunners „DIE KUNST DER WUNDE“, das „La Bohème“-Projekt von Anna-Sophie Mahler oder Philipp Preuss’ Kafka-Abend „Das Schloss“, um nur einige Produktio nen zu nennen, die wir Ihnen auch in den Fotostrecken dieses Heftes schon vorstellen. Wann genau wir diese Inszenierungen zeigen können, ist aktuell weiterhin unklar — so dass wir auch dieses Jahresheft ohne konkrete Spieldaten der einzelnen Stücke veröffentlichen. So bald wie möglich werden wir aber die Termine auf unserer Webseite bekannt geben. Ein weiterer Teil unserer Probenarbeit bestand darin, unsere Repertoire-Stücke auf die Abstandsregeln anzupassen, die natürlich auch bei uns auf der Bühne gelten. Und nachdem mit „k.“ bereits im Mai 2020 hier am Haus eins der ersten digitalen Theater-Formate der Corona-Zeit entstand, gibt es mit der Uraufführung von Lukas Rietzschels „Widerstand“, Eidin Jalalis Solo „Die Leiden des jungen Azzlack“ und „The Shape of Trouble to Come“ von der Gruppe FARN. collective um Sandra Hüller weitere Produktionen, die wir hybrid erarbeitet haben — für Bühne und digitalen Raum, oder auch ausschließlich digital.
Was wir sicher wissen nach all diesen Monaten: Wir freuen uns auf Sie, wir brauchen Sie, wir vermissen Sie! Wir vermissen nicht nur die Aufführungen, sondern auch all das, was uns am Schauspiel Leipzig elementarer Teil unserer Theater- Arbeit war und bleiben soll: die Diskussionen, Nachgespräche, Begleitveranstaltungen. Sobald es die Lage zulässt, werden diese Formate neu starten. (Nicht nur) Theater basiert auf dem Live-Moment, auf der Begegnung und dem direkten Austausch mit Ihnen, dem Publikum. Und so haben wir uns sehr bewusst entschieden, auch die Saison 2021 / 2 2 unter ein Motto zu fassen und mit diesem Heft wiederum ein Jahresheft vorzulegen, das Ihnen unsere Vorhaben, Ideen und Inhalte vorstellt. „Und was bedeutet das jetzt für mich“, lautet das Motto dieser Saison. Nicht als Frage gezeichnet und nicht als Ausruf, sondern als offene Formulierung, als Basis zur weiteren Erkundung. Als Formulierung für eine Überforderung, eine Sorge, einen Stresstest, einen Egoismus, eine Konkurrenz, eine Zukunftsvision. Sich zu orientieren im Geflecht der Gesellschaft, ist eine Aufgabe, vor der wir alle stehen. Dieses Geflecht zu sortieren und zu durchsteigen, ist schon immer Herausforderung gewesen. Ein Geflecht auch an Meinungen, Positionen, Anforderungen, Diskussionen und Diskursen. Dass sich dieses in steigender Dynamik beschleunigt, scheint seit jeher menschliches Empfinden zu sein — nun tritt der mediale Raum hinzu, nicht zuletzt der Raum der sozialen Medien, in denen die Aussagen und Positionen in Echtzeit überschrieben werden, weitergeführt, konterkariert, kritisiert.
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In dieser Dynamik selber stattfinden und auch gehört werden zu wollen, ist wiederum Futter dafür, dieser Dynamik eine Stufe hinzuzufügen. Aber wie werde ich da überhaupt wahrgenommen? Wie viel bin ich, wie viel ist meine Meinung wert? Und woran ermisst sich das? Und wo wir gerade dabei sind: Welche Reaktionen hat meine Insta-Story denn nun schon bekommen? Und was wird grad bei Twitter gepostet? In den vergangenen Monaten der Pandemie sind der Live-Ticker und der News-Flash feste Bestandteile der Nachrichtenkanäle geworden, nicht als Ausnahme, sondern als ständiges Element, das neben die üblichen Nachrichten tritt und diese noch in den Schatten stellt. Und die erste frühe Nachricht im Ticker ist am Abend als Sediment weit abgesunken, überlagert von dem, was die Kanäle noch angespült haben im Laufe des Tages, an Aussagen, Momentaufnahmen, Meinungen, Splittern. Was fangen wir mit all diesem Input an? Welche Filter fehlen uns, welche Filterblasen umfangen uns? Dass aus all solchen Dynamiken nicht immer Gemeinschaft entsteht oder Erkenntnis, Anerkennung oder Information, sondern auch Einsamkeit oder Überforderung, war schon vor der Corona-Pandemie deutlich, hat sich aber in den zurückliegenden Monaten noch weiter verstärkt, in denen sozial- mediales Leben weiter an Raum gewonnen hat in Ersatz für reale Begegnungen. Die Frage, wo der eigene Platz im Leben ist, wird dadurch nicht einfacher zu beantworten. Die Monate der Pandemie haben zudem etwas gezeigt, was die jüngsten Generationen so noch überhaupt nicht erfahren hatten: dass eine ganze Gesellschaft, dass die Welt sich in einer Situation wiederfand, in der viele Eckpunkte des Alltags unklar waren, Ansagen nach Tagen wieder zerfielen, Aussagen überholt wurden von neuen Erkenntnissen, Entscheidungen getroffen wurden, ohne dass sie weiter vorbereitet werden konnten. Für nicht wenige Bereiche war die Frage, was das jetzt bedeutet, immer wieder erst abzuklären, zu ermitteln, in weite ren Schritten zu erfragen und abzustimmen. Unklarheit auszuhalten und Planbarkeit hintanzustellen wurde zum Dauer- Stresstest für den modernen durchgetakteten Menschen. Die Frage nach dem Platz im Leben gilt aber auch unser aller Zukunft, dem Zustand der Umwelt und der Frage, welche Entscheidungen es dafür braucht — und was sie für uns alle bedeuten. „Und was bedeutet das jetzt für mich“, das kann auch die Frage sein nach Utopien und Idealen, die es braucht, um Gegenwärtiges zu verändern.
Die Saison 2021 / 2 2 am Schauspiel Leipzig bestimmen Fortset zungen von Arbeitsbeziehungen, in der Regie etwa mit Claudia Bauer, die Günter Grass’ „Rättin“ inszeniert, und Anna-Sophie Mahler, die nun als Hausregisseurin kontinuierlich mit dem Schauspiel Leipzig verbunden ist und sich dem „Undine“- Stoff widmet, Pia Richter, Thirza Bruncken oder Katrin Plötner. Thomas Köck, als Autor mehrfach am Haus zu erleben, schreibt mit „Vendetta Vendetta“ ein Auftragswerk — und wird dies auch erstmals selbst inszenieren. Aber auch neue Begegnungen stehen an, etwa mit Elsa- Sophie Jach, die erstmals am Haus inszenieren wird, oder Emre Akal und Kristin Höller, die sich erstmals mit ihren Tex ten in der Diskothek vorstellen werden. Dort stehen zwei Auf tragswerke des Schauspiel Leipzig auf dem Programm sowie zwei Uraufführungen, die in Kooperation mit den Autoren theatertagen des Deutschen Theaters Berlin sowie dem exil- DramatikerInnen-Preis der Wiener Wortstaetten entstehen. Auch die Residenz setzt die Arbeit fort mit Gruppen und Handschriften, die dort schon zu erleben waren — strukturiert dabei die Arbeit aber auch, als künstlerische Reaktion auf die Corona-Pandemie, erstmals nach Themenschwerpunkten. Wenn die Corona-Situation sich wieder entspannt haben wird, wird die Welt eine andere sein. Bezogen auf die Welt, aber auch bezogen auf unsere nähere Umwelt — die Stadt Leipzig. Es wird Veränderungen geben, die uns alle betreffen. Was den Wandel für unsere Stadt betrifft, so wollen wir diesen Wandel als Theater der Stadt Leipzig mit besonderer Aufmerksamkeit begleiten: „Pay attention!“ heißt ein Langzeitprojekt, das im kommenden Frühjahr startet und in den Blick nehmen will, welche Folgen und Entwicklungen die vergangenen Monate auf das Leben in der Innenstadt auslösen. Wir wollen unsere Stadt neu entdecken. Wir wollen der Stadt wieder begegnen — und Ihnen! In diesem Sinne freue ich mich auf die Spielzeit 2021 / 2 2! Ihr
Enrico Lübbe Leipzig, April 2021
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STÜCKE 2021 ⁄22 SCHAUSPIEL HAUS ARABELLA ODER DIE MÄRCHENBRAUT
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN
nach der TV-Serie von Václav Vorlíček und Miloš Macourek ———> 14
Bertolt Brecht Musik von Paul Dessau ———> 86
DAS SCHLOSS
DIE RÄTTIN
nach Texten von Franz Kafka ———> 16
nach dem Roman von Günter Grass ———> 23
DER BESUCH DER ALTEN DAME
FRÜHLINGS ERWACHEN
Friedrich Dürrenmatt ———> 19
Frank Wedekind Mit Mitgliedern des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“ & des Ensembles ———> 24
DER GOTT DES GEMETZELS
LA BOHÈME
Yasmina Reza ———> 22
TRÄUME // LEIPZIG
Ein Musiktheaterprojekt von Anna-Sophie Mahler und Anne Jelena Schulte ———> 25
LAZARUS
David Bowie & Enda Walsh nach dem Roman „The Man Who Fell to Earth“ von Walter Tevis ———> 28
URAUFFÜHRUNG
AUDIODESKRIPTION GEBÄRDENSPRACHDOLMETSCHEN
ENGLISCHE ÜBERTITEL / ENGLISH SURTITLES
KINDERBETREUUNG
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MEDEA Euripides ———> 30
MEIN FREUND HARVEY Mary Chase ———> 31
MEISTER UND MARGARITA
THE SHAPE OF TROUBLE TO COME
nach dem Roman von Michail Bulgakow ———> 87
EIN POSTHUMANES RITUAL
Eine Produktion von FARN. collective in Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig und dem Schauspielhaus Bochum ———> 34
SCHÄFCHEN IM TROCKENEN
UNDINE
nach dem Roman von Anke Stelling ———> 32
EIN MUSIKTHEATERPROJEKT VON ANNA-SOPHIE MAHLER
———> 35
TAGEBUCH EINES WAHNSINNIGEN
VENDETTA VENDETTA
nach Nikolai Gogol ———> 33
Thomas Köck ———> 36
WINTERREISE / WINTERREISE
Wilhelm Müller & Franz Schubert / Elfriede Jelinek ———> 37
CLUBFUSION Festival der Theaterspielclubs von Schauspiel Leipzig, TdJW und Junge Oper Leipzig ———> 92
Aufgrund der Pandemiesituation, die während der Erstellung des Spielzeit heftes herrscht — und der damit einhergehenden unsicheren Planbarkeit — veröffentlichen wir die Termine für die jeweiligen Ver anstaltungen sobald als möglich auf unserer Webseite.
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DISKOTHEK AUTOREN THEATERTAGE BERLIN 2022 ———> 44
BEACH HOUSE Dorian Brunz ———> 45
DIE KUNST DER WUNDE Katja Brunner ———> 48
DIE LEIDEN DES JUNGEN AZZLACK Marco Damghani ———> 49
FRAU ADA DENKT UNERHÖRTES Martina Clavadetscher ———> 54
FÜR MEINEN BRUDER E. L. Karhu ———> 55
HOTEL PINK LULU Emre Akal ———> 56
EIN BERG, VIELE
VATER
EIN WAHNSINN WAS MENSCHEN EINANDER
VÖLLIG AUSGEBUCHT
Magdalena Schrefel ———> 52
Kristin Höller ———> 53
ERIOPIS
Florian Zeller ———> 57
Becky Mode ———> 58
WHITE PASSING Sarah Kilter ———> 59
MEDEAS ÜBERLEBENDE TOCHTER ERZÄHLT ALLES
E. L. Karhu ———> 86
WIDERSTAND Lukas Rietzschel ———> 62
+ 1 EIN TREFFEN JUNGER AUTORINNEN
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R E SIDENZ THEMENSCHWERPUNKTE:
HUMUS IM TREIBHAUS DER DATEN In Zusammenarbeit mit doublelucky productions (Berlin) ———> 68
PAY ATTENTION! EINE URBANE LANGZEITBESPIELUNG
———> 81
BREAKING THE SPELL FEMINISTISCHE PERFORMANCE UND PRAKTIKEN DES ZUSAMMEN-SEINS
In Zusammenarbeit mit Marta Keil und Grzegorz Reske (Warschau) ———> 70
KÖRPER KONTAKTE In Zusammenarbeit mit Doris Uhlich (Wien) ———> 72
PRODUKTIONEN:
KÖTTER / ISRAEL / LIMBERG
AUẞER H AUS „ KUNST“
KUNSTHALLE DER SPARKASSE LEIPZIG Yasmina Reza Eine Kooperation mit der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig, dem Théâtre National du Luxembourg und dem Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean ———> 85
LANDSCAPES AND BODIES 3 & 4: WATER & COLTAN
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IVANA MÜLLER FORCES OF NATURE
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SOULMACHINE DAS SELBSTLERNENDE ROBOTAXI
IM STADTRAUM Lajos Talamonti / Interrobang ———> 87
ERNA ÓMARSDÓTTIR / HALLA ÓLAFSDÓTTIR THE JULIET DUET
———> 76
Aufgrund der Pandemiesituation, die während der Erstellung des Spielzeit heftes herrscht — und der damit einher- gehenden unsicheren Planbarkeit — veröffentlichen wir die Termine für die jeweiligen Ver anstaltungen sobald als möglich auf unserer Webseite.
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SCH SPIELH
HAU HAUS
ARABELLA ODER DIE MÄRCHEN BRAUT Im Märchenreich geht alles seinen gewohnten Gang — Rotkäppchen wird vom Wolf gefressen, der Jäger ist zur Stelle, der Prinz rettet Dornröschen, immer und immer wieder. Bis eines Tages der Märchenerzähler Karl Mayer eine neue Figur erfindet, den Zauberer Rumburak. Er kann sich frei zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Märchen bewegen und schmiedet einen perfiden Plan: Getarnt als Mayer erzählt er den Menschen die alten Geschichten in verdrehter, neuer Version. Durch mediale Macht in der Menschenwelt verändert er so die Verhältnisse im Märchenreich, wo er nach und nach an Einfluss gewinnt. Mehr und mehr öffnen sich die Grenzen zwischen Märchenwelt und Wirklichkeit — und lassen so vorher unmögliche Begegnungen zu. Allen voran zwischen Arabella, der Prinzessin aus dem Märchenreich, und Mayers Sohn Peter. Sie tun sich zusammen, um Rumburak das Handwerk zu legen. Im Hin und Her zwischen beiden Welten entsteht ein Verwirrspiel, in dem Menschen zu Hunden, Zauberer zu Märchen onkeln und Bewohner unterschiedlicher Welten zu Freunden werden. 1979 schuf Václav Vorlícek, der Regisseur des legendären Märchenfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, gemeinsam mit dem Drehbuchautor Miloš Macourek die Fernsehserie „Arabella“. Sowohl im ost- als auch im westdeutschen Fernsehen lief die Serie, im Westen unter dem Titel „Die Märchenbraut“, mit großem Erfolg und begeistert seither immer wieder von Neuem.
WARUM KANN NICHT ALLES SO SEIN WIE IMMER? DIE LETZTEN ZWEIHUNDERT JAHRE LIEF DOCH ALLES WUNDERBAR. NACH DER TV-SERIE VON VÁCLAV VORLÍČEK UND MILOŠ MACOUREK FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET VON STEPHAN BEER UND GEORG BURGER URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . STEPHAN BEER
Stephan Beer und Georg Burger haben am Schauspiel Leipzig bereits zahlreiche Familienstücke auf die Bühne gebracht. Mit „Arabella“ entdecken sie eine Geschichte neu, die von der Zusammengehörigkeit scheinbar getrennter Welten und von der Kraft des Erzählens handelt.
BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG BURGER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KRISTINA BÖCHER MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JAN-S. BEYER & JÖRG WOCKENFUß CHOREOGRAPHIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SIBYLLE UTTIKAL DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT MIT: JULIA BERKE, PAULINA BITTNER, PHILIPP ADRIAN DJOKIC, JULIUS FORSTER / RON HELBIG, PATRICK ISERMEYER, TILO KRÜGEL / MICHAEL PEMPELFORTH, HARTMUT NEUBER, RONJA RATH, PAULA VOGEL, LEONARD WILHELM PREMIERE GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE D
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Arabella oder Die Märchenbraut
NACH DER TV-SERIE VON VÁCLAV VORLÍ ČEK UND MILOŠ MACOUREK
DAS SCHLOSS Bei K.s nächtlicher Ankunft ist das Schloss vor lauter Nebel gar nicht sichtbar. Dafür die dunklen Augen, die K. beobachten, mustern, abweisen. Du bist nicht von hier, gehörst nicht dazu und wirst nie dazugehören, scheinen die Blicke zu sagen. Er sei vom Schlossherrn als Landvermesser bestellt, so K. Doch darüber will niemand Bescheid wissen. K.s Versuche, Eintritt in das Schloss zu erhalten, um mit dem Auftraggeber sprechen zu können, scheitern: Selbst die Türen, die sich ihm durch seine Geliebte Frieda, seine vermeintlichen Gehilfen Artur und Jeremias sowie den Schlossboten Barnabas zu öffnen scheinen, entpuppen sich als Trugschlüsse. K. sieht sich einem undurchschaubaren Labyrinth aus Zuständigkeiten und Machtverhältnissen ausgesetzt; einer Welt, deren Gesetze er nicht zu entschlüsseln vermag. Und so bleibt K. all seiner Anstrengung zum Trotz ein Außenseiter: Sowohl das Schloss als auch die Dorfgemeinschaft verwehren sich ihm bis zuletzt — aber aufgeben, sich dem rätselhaften Bann des Schlosses entziehen und das Dorf zurücklassen, daran kann und will er trotzdem nicht denken. Kafkas letzter, unvollendeter Roman wird für Philipp Preuss, Hausregisseur am Schauspiel Leipzig, zum Einstieg in die Welt Kafkas. Über die Erzählungen „Der Bau“ und „Das Urteil“ sowie weitere seiner Texte dringt die Inszenierung immer tiefer ein in ein bizarres Spiegellabyrinth, in dem der Einzelne sich immer wieder von Neuem an übermächtigen Instanzen ab arbeitet.
NACH TEXTEN VON FRANZ KAFKA REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PHILIPP PREUSS BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . RAMALLAH AUBRECHT KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EVA KAROBATH VIDEO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KONNY KELLER MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KORNELIUS HEIDEBRECHT DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT MIT: ALINA-KATHARIN HEIPE, ROMAN KANONIK, ANDREAS KELLER, MARKUS LERCH, ANNETT SAWALLISCH, BETTINA SCHMIDT, ELZEMARIEKE DE VOS PREMIERE GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
SIE SIND NICHT AUS DEM SCHLOSS, SIE SIND NICHT AUS DEM DORFE, SIE SIND NICHTS.
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Das Schloss NACH TEXTEN VON FRANZ KAFKA
SCHAUSPIEL L EIPZIG D IGITAL QR-CODES Verteilt im Heft finden Sie QR-Codes, die Ihnen einen Querschnitt über die digitalen Inhalte und Angebote des Schauspiel Leipzig zeigen. Wenn Sie diese Codes mit dem Smartphone scannen, gelangen Sie zu Trailern, Interviews und weiterführenden Materialien, mit denen wir unsere Inszenierungen und unsere Arbeit begleiten — auf unserer Webseite, bei Vimeo und auf anderen Plattformen.
INSZENIERUNGEN DIGITAL Einige unserer Inszenierungen sind auch in einer extra konzipierten Streaming-Variante zu sehen — entstanden in Erweiterung zu einer Bühnen-Variante oder auch exklusiv für den Stream.
DIE LEIDEN DES JUNGEN AZZLACK
WIDERSTAND
THE SHAPE OF TROUBLE TO COME
LE CLÛB VIRALE
„Die Leiden des jungen Azzlack“ und „The Shape of Trouble to Come“ sind als Hybrid konzipiert, sie wurden sowohl in e iner Variante für die Bühne erarbeitet als auch in einer Digital- Variante für den Stream. „Widerstand“, das Auftragswerk des Schauspiel Leipzig an Lukas Rietzschel, ist ausschließlich für den digitalen Raum erarbeitet worden und nur im Stream zu sehen. Den Weg hybrider Produktions-Formate setzt der Themenschwerpunkt „Humus im Treibhaus der Daten“ in der Residenz fort, und weiterhin geht regelmäßig „Le Clûb Virale“, die Open-Screen-Show von Ensemble-Mitglied Wenzel Banneyer, live auf Youtube. Die Termine für die Streams veröffentlichen wir auf unserer Webseite und allen weiteren Informationskanälen des Schauspiel Leipzig.
Unsere Webseite www.schauspiel-leipzig.de informiert Sie tages aktuell über Veranstaltungen, Termine, Neuigkeiten und Angebote rund um das Theater. In unserem Newsletter versorgen wir Sie regelmäßig mit den neuesten Informationen zum Schauspiel Leipzig und seinen Produktionen. www.schauspiel-leipzig.de/newsletter Sie finden das Schauspiel Leipzig auch auf Facebook, Insta gram, Twitter und Vimeo. Besuchen Sie uns!
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DER BESUCH DER ALTEN DAME Die Stadt Güllen war einst reich. Jetzt blickt sie in den Abgrund des finanziellen Bankrotts. Es drohen Ausverkauf und Pfändung. In dieser fatalen Situation erwarten die Bewohner nichts mehr — außer den Besuch einer alten Dame, der Multi millionärin Claire Zachanassian. Mit einem skurrilen Gefolge aus Butlern, Gangstern und in Begleitung von Ehemann Nr. 7 betritt sie die Bühne ihrer Heimatstadt. Claire schlägt ein lukratives Geschäft vor, einen Deal, bei dem der Stadt viel Geld in Aussicht steht. Neuer Reichtum zu einer einzigen Kondition: Eine Milliarde für den Leichnam ihres früheren Geliebten Alfred Ill. „Der Besuch der alten Dame“ wurde 1956 uraufgeführt und begründete Friedrich Dürrenmatts Erfolg als Dramatiker. Aus Not gelangen die Bürger Güllens in die Dynamik des Schuldenmachens und dabei immer tiefer in die Fänge der Claire Zachanassian. Deren moralisch zweifelhaftes Angebot schwingt wiederum zwischen einem brutalen Akt der Rache und einem Schrei nach Gerechtigkeit, die das Stück im Verlauf wie in einem Krimi enthüllt. Nuran David Calis’ Güllen wird von schrillem und höchst zwielichtigem Figurenpersonal bevölkert. „Der Besuch der alten Dame“ ist eine bitterböse Parabel über die Käuflichkeit des Menschen mit der grotesken Komik Dürrenmatts.
FRIEDRICH DÜRRENMATT REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . NURAN DAVID CALIS BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IRINA SCHICKETANZ KOSTÜME
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JOHANNA
STENZEL
MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIVAN BHATTI DRAMATURGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN
GROßE
MIT: DENIS GRAFE, ALINA-KATHARIN HEIPE, Y VES HINRICHS, EIDIN JALALI, ROMAN KANONIK, DANIELA KECKEIS, ANDREAS KELLER, DIRK LANGE, MARKUS LERCH, ELLEN NEUSER, MICHAEL PEMPELFORTH, BETTINA SCHMIDT WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
ZU JEDER INSZENIERUNG PRODUZIEREN WIR EINEN TRAILER, DER IHNEN EINEN KURZEN STÜCKEINDRUCK VERMITTELT.
„Das sehenswerte Schauspielerinnentheater lässt voller Verve und kluger Einfälle die Seele des modernen Theaterklassikers mehr als aufscheinen.“
DER QR-CODE FÜHRT SIE ZUM TRAILER VON „DER BESUCH DER ALTEN DAME“.
KREUZER
„Der Beweis, dass ‚Der Besuch der alten Dame‘ ein zeitloses Stück ist, das heute noch genauso funktioniert wie in den 50er Jahren, wenn nicht gar besser.“
UND NUN WOLLEN SIE GERECHTIGKEIT?
URBANITE
ICH KANN SIE MIR LEISTEN. 19
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Der Besuch der alten Dame FRIEDRICH DÜRRENMATT
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DER GOTT DES GEMETZELS Zwei Paare wollen nur kurz reden, über ihre Jungs. Zwischen den Kindern ist etwas passiert, nichts Schlimmes irgendwie, das kann man mit wenigen Worten zwischen Eltern aus der Welt schaffen. Doch es kommt ganz anders. „Hinreißend, diese Tulpen!“: Aus diesem vermeintlich harmlosen Satz entwickelt Yasmina Reza in „Der Gott des Gemetzels“ Schritt für Schritt eine Zimmerschlacht, die nicht nur ein ausgesucht geschmackvolles Wohnzimmer in Trümmer legt. Selten zuvor hat jemand ein Aufeinandertreffen zweier Elternpaare so sensationell komisch beschrieben: Dass der Lack der Zivilisation manchmal dünn ist, ist bekannt — aber wie Yasmina Reza diesen Lack Schicht für Schicht quasi in unser aller Nachbarschaft abplatzen lässt, ist maximal unterhaltsam. Weil die Söhne sich geprügelt haben und dabei der eine dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen hat, treffen sich die Eltern zur gütlichen Einigung im Geiste des gewaltfreien Diskurses bei Espresso und Selbstgebackenem. Was als Leistungsschau toleranter Großstadt-Paare beginnt, entwickelt sich zum Wortgefecht, bei dem die Eltern ihre Söhne locker in den Schatten stellen: Ihre Sätze schlagen zwar keine Zähne aus, räumen aber auch effektvoll auf im Leben des Gegenübers. Und über ausgesuchten Bildbänden und den weißen Tulpen fallen in großer Gründlichkeit die Prinzipien des viel beschworenen abendländischen Verhaltenskodex auseinander … Mit „‚Kunst‘“, in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig, hat das Schauspiel Leipzig ein weiteres Stück von Yasmina Reza im Repertoire, entstanden in Kooperation mit dem Théâtre National du Luxembourg. Weitere Informationen auf Seite 85.
WIR MÖCHTEN EINFACH, DASS SO ETWAS NICHT WIEDER VORKOMMT.
„Ganz großes Theater. Dass die zahlreichen verbalen Gags zünden, ist das Verdienst eines hervorragend besetzten Schauspielerquartetts.“
LEIPZIGER INTERNET ZEITUNG
„Inszeniert als bitterböse Farce. Unbedingt sehenswert.“
SÄCHSISCHE ZEITUNG
„Bettina Schmidt, Michael Pempelforth, Anne Cathrin Buhtz und Dirk Lange spielen anbetungswürdig. Unübertrefflich.“
YASMINA REZA DEUTSCH VON FRANK HEIBERT UND HINRICH SCHMIDT-HENKEL
REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ENRICO LÜBBE BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ETIENNE PLUSS KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BIANCA DEIGNER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TORSTEN BUß MIT: ANNE CATHRIN BUHTZ, DIRK LANGE, MICHAEL PEMPELFORTH, BETTINA SCHMIDT WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE C
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BILD LEIPZIG
DIE RÄTTIN Was bleibt noch zu sagen, wenn katastrophale Entwicklungen sich miteinander potenzieren und die Welt, wie wir sie kennen, schlechterdings zugrunde geht? Ein namenloser Erzähler umkreist in einer Raumkapsel die verwüstete Erde und wähnt sich im Dialog mit einer Rättin, die vom Untergang der Menschheit und der Vorherrschaft ihrer eigenen Spezies auf dem Planeten zu berichten weiß. Existiert die Rättin nur in seinen Träumen? Sie selbst behauptet das Gegenteil: Er sei derjenige, der nicht mehr existiert, genau wie der gesamte Rest der Menschheit, die sich zuerst ihrer Lebensgrundlagen beraubt und schließlich im „Großen Knall“ selbst vernichtet habe. Doch die Ratten hätten überlebt, wie sie auch schon die Sintflut überlebt hätten, obwohl Noah keines ihrer Paare auf der Arche habe mitnehmen wollen. Auf den Trümmern der Menschheit würden sie nun eine solidarische Zivilisation aufbauen. Dieser posthumanen Vision zum Trotz entwickelt der Erzähler seine eigenen Geschichten. Er entwirft unter anderem Filmskripte für einen gewissen Oskar Matzerath, der zum Medienzar avanciert ist und bald sechzig wird. So bekommen es in munterer Polyphonie Dornröschen und Rapunzel, der Bundeskanzler, die Kapitänin Damroka, der Kunstfälscher Malskat und 130 gotische Punks miteinander zu tun. Jacob und Wilhelm Grimm sammeln soziale Daten und übernehmen zeitweise die Regierungsgewalt. Nach den Kanzlerkindern Hans und Margarethe wird gefahndet, nachdem sie in den Wald gelaufen sind. Und ein Forschungsschiff, das in See stach, um die Quallendichte als Indikator für das gestörte ökologische Gleichgewicht zu messen, sucht nach der versunkenen Stadt Vineta als Ort weiblicher Utopie.
GEGEN SCHLUSS DER HUMANGESCHICHTE HATTE SICH DAS MENSCHENGESCHLECHT EINE SPRACHE EINGEÜBT, DIE BERUHIGEND AUSGLICH, SCHONUNGSVOLL NICHTS BEIM NAMEN NANNTE UND SELBST DANN NOCH VERNÜNFTIG KLANG, WENN SIE BLÖDSINN ALS ERKENNTNIS AUSGAB.
Zeit seines Lebens meldete sich Günter Grass (1927–2015) immer wieder als politischer Moralist zu Wort. Der Roman „Die Blechtrommel“ begründete 1959 seinen Weltruhm. „Die Rättin“ erschien 1986, wenige Monate vor der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki be zeichnete das Buch als „ungenießbar“, Fritz Joachim Raddatz sah darin einen „Prosaentwurf von geradezu explosiver Phantasie, eine Unheilprophetie säkularen Ausmaßes“. 1999 wurde Der Disput zwischen Rättin und Erzähler bildet den Ausgangs punkt für die Inszenierung von Hausregisseurin Claudia Bauer, Günter Grass der Nobelpreis für Literatur verliehen. die auf der Großen Bühne die Spielzeit 2021 / 22 eröffnen wird. Mit Andreas Auerbach und Vanessa Rust werden Bühne und NACH DEM ROMAN VON GÜNTER GRASS Kostüme von Bauers bewährtem Team entworfen, das am FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET VON CLAUDIA BAUER Schauspiel Leipzig zuletzt für „Meister und Margarita“ und UND MATTHIAS DÖPKE „Süßer Vogel Jugend“ (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2020) zusammengearbeitet hat. Die musikalische Leitung überREGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CLAUDIA BAUER nimmt mit Hubert Wild ein Künstler, der am Haus ebenfalls BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANDREAS AUERBACH kein Unbekannter ist: als Regisseur des David-Bowie-MusiKOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VANESSA RUST cals „Lazarus“, als musikalischer Leiter unter anderem für MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUBERT WILD „Wolken.Heim“ oder auch als Sänger im Musiktheaterprojekt DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATTHIAS DÖPKE „La Bohème. Träume // Leipzig“. PREMIERE GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
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FRÜHLINGS ERWACHEN FRANK WEDEKIND REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . YVES HINRICHS
Lange vor Erfindung des Wortes „Teenager“ wissen Wendla, BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUGO GRETLER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARLEEN HINNIGER Melchior und Moritz schon recht gut, wie sich das anfühlt: DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT kein Kind mehr zu sein — aber was dann? Und was soll es bedeuten, dass man auf die Freunde auf einmal einen ganz anPREMIERE deren Blick wirft? Während die Eltern noch Geschichten vom GROßE BÜHNE Storch erzählen, tasten sich die Jugendlichen in eine neue Welt PREISKATEGORIE C vor, die aufregend und gefährlich wirkt. Melchior, der sich abgeklärt-nihilistisch gibt, hat schon einiges zum Thema zu sagen, während Moritz noch damit hadert, wie er mit den neuen, erregenden Traumbildern klarkommen soll. Wendla und Melchior testen gemeinsam Grenzen aus — und dann ist da noch Ilse, die der Schule längst den Rücken gekehrt hat und in Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ ist eine Coming-ofder libertären großstädtischen Künstlerszene ein Leben „on Age-Geschichte, in der es nicht einfach um unterdrückte Teenthe edge“ führt. agerromantik, Schmetterlinge im Bauch und Händchenhalten geht. Seine Figuren gehen an Grenzen und darüber hinaus, mit fatalen Folgen für zwei von ihnen. In der rigiden Moralität der wilhelminischen Gründerzeit, die den gesellschaftlichen Rahmen für Wedekinds „Kindertragödie“ darstellt, ist kaum ein Freiraum für die Entdeckung des eigenen Begehrens möglich, und dass das Drama unmittelbar nach Erscheinen im Jahr 1891 der Zensur zum Opfer fällt, überrascht wenig. Überhaupt offen über Sex und Begehren zu schreiben, wäre kaum denkbar gewesen, aber Wedekind legte mit Themen wie Masturbation, Abtreibung und Homosexualität noch eins drauf. Aber auch aus dem zeitlichen Abstand von 130 Jahren, mit allseits verfügbaren Informationen zum Thema und in einem scheinbar deutlich liberaleren gesellschaftlichen Umfeld ist die Radikalität von Wedekinds Figurenentwürfen spürbar. Dass Begehren nicht immer in geordneten Bahnen verläuft und dass keine Aufklärung einen auf den entscheidenden Moment vorbereiten kann, ist eine Erfahrung, die jede Generation und jede/r Einzelne von Neuem machen muss.
GLAUB MIR, ES GIBT KEINE LIEBE! ALLES EIGENNUTZ, ALLES EGOISMUS! ICH LIEBE DICH SO WENIG, WIE DU MICH LIEBST.
Mit „Frühlings Erwachen“ ist ein besonderes Format des Schauspiel Leipzig zum ersten Mal auf der Großen Bühne zu sehen: Unter der Leitung von Yves Hinrichs spielen Mitglieder des Jugendclubs „Sorry, eh!“ gemeinsam mit Ensembleschauspielerinnen und -schauspielern. Bislang entstanden in dieser Konstellation Inszenierungen wie „TSCHICK“, „Ännie“ und zuletzt „Morning“ von Simon Stephens. Weitere Informationen zum Theaterjugendclub „Sorry, eh!“ siehe Seite 91.
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LA BOHÈME TRÄUME // LEIPZIG „An Träumen und Luftschlössern ist meine Seele Millionärin“, heißt es in Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ von 1896: Die an Träumen so reichen Künstlerfreunde leben ein Leben am Rande der Armut. So groß ihre Liebe zum Leben ist, so gefährlich ist die Realität, die irgendwann in Gestalt von Krankheit den Tod bringt. Das Spannungsgeflecht von Selbstverwirklichung und Gesellschaft, Freiheit und Risiko hat sich in der Gegenwart nicht aufgelöst — ebenso wenig der Traum von einer Möglichkeit des Zusammenlebens jenseits der Normen. Autorin Anne Jelena Schulte und Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler haben sich in Leipzig auf die Suche gemacht nach Orten der Utopie und der Gemeinschaft. Gefunden haben sie in ihren Recherchen eine Gemeinschaft und einen Ort am Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung, einen Ort am Rand gesellschaftlicher Absicherung. Mit einer Freiheit, die wiederum nicht ohne Abgrund ist, und sehr fragil — von außen und von innen. Auf Basis dieser Recherchen komponieren Anna- Sophie Mahler und Anne Jelena Schulte zusammen mit dem Komponisten Arno Waschk eine neue „Bohème“. Eine, die die Gegenwart im Blick hat und so die Oper und ihre Themen neu hinterfragt. Eine „Bohème“ der Gegenwart, die wenig mit den Kunstschaffenden der Feuilletons zu tun hat, aber viel mit unserer Gesellschaft.
EIN MUSIKTHEATERPROJEKT VON ANNA-SOPHIE MAHLER UND ANNE JELENA SCHULTE URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANNA-SOPHIE MAHLER TEXT & RECHERCHE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANNE JELENA SCHULTE BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATRIN CONNAN MUSIKALISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . ARNO WASCHK DRAMATURGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN
MIT: PAULINA BITTNER, JULIUS FORSTER, ALINA-KATHARIN HEIPE, NATANIA HOFFMAN, PATRICK ISERMEYER, KATHARINA SCHMIDT, ARNO WASCHK, HUBERT WILD PREMIERE
GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
DIES IST EIN HEIM FÜR WANDERER, EIN WIDERSPRUCH IN SICH. DENN INNERHALB DER WIDERSPRÜCHE LEBT ES SICH AM SCHÖNSTEN. 25
GROẞE
La Bohème. Träume // Leipzig
MUSIKTHEATERPROJEKT VON ANNA-SOPHIE MAHLER UND ANNE JELENA SCHULTE
LAZARUS DAVID BOWIE & ENDA WALSH NACH DEM ROMAN „THE MAN WHO FELL TO EARTH“ VON WALTER TEVIS DEUTSCH VON PETER TORBERG
ICH FINDE, WIR SOLLTEN EINE RAKETE BAUEN.
MUSIKALISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . STEPHAN KÖNIG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUBERT WILD BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SUSANNE MÜNZNER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DAGMAR ELIZABETH MECCA VIDEO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HETA MULTANEN CHOREOGRAPHIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SALOME SCHNEEBELI DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT MIT: THOMAS BRAUNGARDT, CHRISTINE FISCHER, DANIELA KECKEIS, ANNA KEIL, TILO KRÜGEL, DIRK LANGE, CHRISTOPHER NELL, ENIS TURAN, BRIAN VÖLKNER, JULIA ZABOLITZKI SOWIE ALS BAND: MATTHIAS BÜTTNER, DOMINIQUE EHLERT, STEPHAN KÖNIG,
In „Der Mann, der vom Himmel fiel“ spielte David Bowie 1976 Thomas Jerome Newton, einen Außerirdischen, der zur Erde kommt, um Wasser für seinen verdorrenden Heimatplaneten zu finden. „Lazarus“ schreibt die Geschichte weiter: Jahrzehnte nach dem Scheitern seines Projekts lebt Newton immer noch im interplanetarischen Exil in New York und betäubt sich mit Gin, Frühstücksflocken und TV. Figuren tauchen auf, Menschen aus Newtons Vergangenheit. Realität und Traum vermischen sich, ein dunkler Gegenspieler tritt in Erscheinung, bis ein namen- und schicksalloses Mädchen ihm die Hoffnung gibt, doch noch auf seinen Heimatplaneten zurückkehren zu können. Seit der Premiere im Sommer 2019 begeistert David Bowies erstes und einziges Musical mit Welthits wie „Heroes“, „Changes“ oder „Life on Mars?“ am Schauspiel Leipzig. Ein spektakuläres Bühnenfest mit Live-Musik.
„Regisseur Hubert Wild weiß das gewaltige Bühnenbild von Susanne Münzner beeindruckend zu bespielen. ‚Lazarus‘ wirkt wie ein Stück Broadway, das nach Leipzig gebracht wurde.“ MEPHISTO 97.6
„Das ist wirklich erste Liga!“
MDR KULTUR
„Christopher Nell steht im Zentrum einer großen Ensembleleistung, aus der neben ihm gesanglich vor allem Anna Keil, Luise Schubert als Newtons Assistentin Elly und Dirk Lange als düsterer Killer Valentine herausragen.“ KULTURA-EXTRA
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LARS KUTSCHKE, JAKOB MÜLLER, FRANK NOWICKY, GEORG SPIEß, MELCHIOR WALTHER WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE A „LAZARUS“ WIRD PRÄSENTIERT MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON ROBERT FOX, JONES / TINTORETTO ENTERTAINMENT SOWIE DES NEW YORK THEATRE WORKSHOP.
Lazarus DAVID BOWIE & ENDA WALSH
M EDEA Die stolze Königstochter Medea hat sich unsterblich in den griechischen Krieger Jason verliebt und hilft ihm, das Goldene Vlies zu rauben. Medea opfert ihre Familie und Heimat für Jason. Sie folgt ihm in die Fremde, nach Griechenland. Hier leben sie glücklich, hier kommen ihre Kinder zur Welt. Doch als sich Jason eine höhere Stellung am Hofe König Kreons erhofft, wendet er sich schließlich dessen junger Tochter zu und lässt Medea und seine Familie im Stich. Medea verzweifelt. Sie findet sich allein in einem Land zurückgelassen, auf das sie ihre gesamte Zukunft baute. Für Jason hat sie alles geopfert. Jetzt will man sie, durch Treuebruch, Verrat und Entzug ihrer Rechte, zum Exil zwingen, besser noch zur Selbstauslöschung. In die Ecke gedrängt, greift Medea zur radikalsten Tat: Sie tötet ihre eigenen Kinder. Wer ist Medea? Euripides konfrontiert uns mit einer Figur, die uns — auch über 2.400 Jahre nach ihrem Entstehen — drastisch und radikal erscheint. Medea ist sich ihrer grausamen Tat bewusst. Sie denkt sie. Sie formuliert sie. Sie er schrickt vor ihr als letztlich irrationalem Schritt. Sie entscheidet sich dennoch, diesen zu gehen. Eine Handlung, die das Private weit verlässt und gegen gesellschaftliche Erwartungen und Strukturen angeht, durch die Medea weit ins Abseits gedrängt wird.
EURIPIDES DEUTSCH VON PETER KRUMME REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARKUS BOTHE BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATHRIN FROSCH KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SABINE BLICKENSTORFER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE MIT: ANNE CATHRIN BUHTZ, ELLEN HELLWIG, YVES HINRICHS, CHRISTOPH MÜLLER, RONJA OEHLER, MICHAEL PEMPELFORTH, DENIS PETKOVIĆ, FRIEDRICH STEINLEIN
„Bothe ist eine ‚Medea‘ gelungen, die wohltuend unprätentiös und aufs Wesentliche konzentriert daherkommt.“
WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE C
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
„Zwischen zerbrechlich und stark gelingt Anne Cathrin Buhtz eine Zauberin, die ganz Frau ist. Sie ist verletzt, will verletzen, doch zur blindwütigen Barbarin, bösen Fremden wird sie nicht degradiert.“ NACHTKRITIK
DOCH MÄCHTIGER ALS MEINE PLÄNE / IST LEIDENSCHAFT, / DEN MENSCHEN DIE QUELLE GRÖßTER ÜBEL.
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MEIN FREUND HARVEY MARY CHASE DEUTSCH VON ALFRED POLGAR REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ENRICO LÜBBE BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ETIENNE PLUSS KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BIANCA DEIGNER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TORSTEN BUß MIT: JULIA BERKE, THOMAS BRAUNGARDT, ANNE CATHRIN BUHTZ, JULIUS FORSTER, TILO KRÜGEL, DIRK LANGE, CHRISTOPH MÜLLER, MICHAEL PEMPELFORTH, DENIS PETKOVIĆ, ANNETT SAWALLISCH, KATHARINA SCHMIDT
Elwood P. Dowd ist ein freundlicher, unauffälliger Herr. Er lebt in einer alten Villa mit seiner Familie und seinem besten Freund Harvey. Auch Harvey ist ein unauffälliger Zeitgenosse. So unauffällig, dass ihn bislang niemand gesehen hat, außer Elwood selbst. Denn Harvey ist unsichtbar. Ach, und er ist ein Hase, ein sehr großer Hase. Sagt Elwood. Daher beschließt Elwoods Schwester, ihren Bruder in das Sanatorium von Dr. Chumley einzuweisen. Das aber geht bemerkenswert schief, und je weiter die Handlung vor anschreitet, desto unsicherer wird, ob es Harvey wirklich nicht gibt … Für „Mein Freund Harvey“ erhielt Mary Chase 1945 den Pulitzer-Preis in der Kategorie Drama. Der Premiere am Broadway folgten 1.775 Aufführungen, die Verfilmung mit James Stewart 1950 machte den großen Hasen Harvey dann weltberühmt. Mary Chase schuf eine unvergleichlich skurrile Theaterkomödie — und dazu ein charmantes Plädoyer für Toleranz, ein Plädoyer für den großen unsichtbaren Hasen in unser aller Leben. Eine Parabel über das Bizarre und Abgründige des sogenannt oder vermeintlich Normalen — und über die Möglichkeiten, sich dessen Erwartungen zu entziehen.
„Eine Inszenierung mit staubtrockenem Witz, die bis in die Details — neben der Schauspielerei auch Bühne und Kostüme — sehr, sehr gut gearbeitet ist.“
MDR KULTUR
„Gute Komödien sind eigentlich Tragödien. Es bleibt die traurige Erkenntnis: Wer höflich ist, ist verrückt. Ein großartiger Abend.“ LEIPZIGS NEUE SEITEN
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WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE C
SIE WERDEN HARVEY GLEICH ERKENNEN, ER IST SEHR GROß.
SCHÄFCHEN IM TROCKENEN Resi ist in die Falle gegangen. In die Falle von alle-sind-gleich und alles-ist-möglich: Vier Kinder, eine prekäre Tätigkeit als Autorin, den ganzen Haushalt dazu und ein gekündigter Miet vertrag. Resis Schäfchen drohen bald im Regen zu stehen. „Weiß man doch“, dass Kinder und Wohnen Geld kosten, bewertet eine Freundin die missliche Lage. Und „Selber schuld, Katapult“. Denn sie hätte sich auch im Hausprojekt „K 23“ beteiligen können. Dort eine Wohnung an der Seite ihrer Freunde beziehen und die Dosenravioli weiter unter Parmigiano-Raspeln verstecken können. Das war allerdings vor dem Artikel, in dem sich Resi mit der Kluft im eigenen Freundeskreis auseinandersetzt: Da können sich die einen den begehbaren Kleiderschrank im Eigenheim leisten und die anderen nicht. Obwohl alle gleich und frei sind. Weil man darüber aber nicht redet, erntet sie Ablehnung und den Entzug der anvertrauten Mietwohnung. Resi ist plötzlich doppelt ortlos: einerseits ohne Freunde und soziale Heimat. Andererseits ohne Dach über dem Kopf. Also auch ohne Mittel, den eigenen Kindern den Anspruch auf ein besseres Leben zu verwirklichen. Das ist die Grenze von do-it-yourself. Dabei waren sie und ihre Freunde angetreten, eine andere Welt zu erschaffen: Freiheit statt Förmlichkeit und Toleranz statt starrer Weltbilder. Während ihr vorgeworfen wird, sich fälschlich zum Opfer zu stilisieren, heißt es für die verstoßene Schriftstellerin nun genug der falschen Hoffnung. Resi fühlt sich betrogen, vom guten Zureden. Sie bricht mit der Isolation und benennt, was niemand hören will: Wir sind eine unsolidarische Gesellschaft. Unsere Chancen sind nicht gleich. Deshalb will sie das geschickt Kaschierte offenlegen, vom stillen Kämmerlein auf die Barrikaden wechseln und so für etwas Beigeschmack sorgen zum Crémant vor der mild beigen Hausprojektfassade.
NACH DEM ROMAN VON ANKE STELLING REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . THIRZA BRUNCKEN BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CHRISTOPH ERNST DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARLEEN ILG PREMIERE
WER KINDER HAT, HAT GLÜCKLICH ZU SEIN
Mit „Schäfchen im Trockenen“ gewinnt die Autorin Anke Stelling 2019 den Preis der Leipziger Buchmesse. Es „ist ein scharfkantiger, harscher Roman, der wehtun will, der protestiert gegen den beständigen Versuch des besänftigt Werdens [...] und dadurch den Kopf frei macht zum hoffentlich klareren Denken“, lautet die Begründung der Jury. Die Erzählung der gleichen Chance für alle bekommt mit Resis Geschichte Konkurrenz. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Die Bearbeitung dieses Romans für die Bühne des Schauspiel Leipzig übernimmt die Regisseurin Thirza Bruncken. Ihre Inszenierungen führten sie u. a. an das Schauspiel Köln, das Volkstheater Wien, das Schauspiel Frankfurt, das Theater Dortmund, das Nationaltheater Weimar, das Düsseldorfer Schauspielhaus, die Münchner Kammerspiele und das Residenztheater München. Ihre Inszenierung zu „Stecken, Stab und Stangl“ von Elfriede Jelinek am Deutschen Schauspiel haus Hamburg wurde 1999 zum Berliner Theatertreffen ein geladen. Nach mehreren Uraufführungen in der Diskothek setzt Bruncken mit den „Schäfchen im Trockenen“ ihre form starke Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Texten in Leipzig fort.
HINTERBÜHNE
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TAGEBUCH EINES WAHNSINNIGEN Der kleine Beamte Poprischtschin verweigert sich radikal der esellschaft und seiner ihm darin zugewiesenen Rolle. Er fühlt G sich zu Höherem berufen und durch die Umstände seiner jämmerlichen Existenz gekränkt. Es beginnt eine schleichende Absage an die Realität. In letzter Konsequenz bleibt ihm nur die totale Einsamkeit seiner wahnsinnigen Traumwelt, in der er mit Hunden sprechen und zum König von Spanien gekrönt werden kann. Mit Aksenti Poprischtschin hat Nikolai Gogol eine Figur geschaffen, die an der entfremdeten Existenz des Menschen in der modernen Gesellschaft zugrunde geht und direkt bis in die Gegenwart weist. Geschrieben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, enthält die Gogol’sche Welt bereits die kafkaesken, surrealen Szenarien der Moderne.
NACH NIKOLAI GOGOL FASSUNG FÜR THEATER VON WERNER BUHSS SZENISCHES PROJEKT
Roman Kanonik spielt diesen Soloabend zwischen Fiktion und Realität bereits in der sechsten Spielzeit, zu sehen an immer wieder unterschiedlichen Orten im Schauspielhaus.
REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KRISTINA SEEBRUCH BÜHNE & KOSTÜM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARIANNE HEIDE DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATJA HERLEMANN MIT: ROMAN KANONIK WIEDERAUFNAHME HINTERBÜHNE
JEDER HAHN HAT SEIN EIGENES SPANIEN, UND ES BEFINDET SICH UNTER SEINEN FLÜGELN.
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THE SHAPE OF TROUBLE TO COME EIN POSTHUMANES RITUAL Können wir uns eine Zukunft vorstellen, in der es weniger um Unterscheidung und Unterwerfung geht als um das, was uns verbindet? Wäre ein besseres Morgen nicht eines, in dem sich die Menschen nicht mehr der Welt gegenüber positionieren, sondern sich als Teil von ihr begreifen? Ciao Kapitalismus, ciao Patriarchat, ciao Mensch, du Krone der Schöpfung! Ein neues Denken wird gefordert — individuell wie gesellschaftlich, politisch, ökologisch, ästhetisch. Die Transformationen, die auf uns zukommen, betreffen sämtliche Aspekte des menschlichen und unmenschlichen Lebens: Wie steht es mit unserem Verhältnis zur Natur, zur Technologie und nicht zuletzt zu uns selbst?
URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TOM SCHNEIDER BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MICHAEL GRAESSNER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATHI MAURER MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MORITZ BOSSMANN & SANDRO TAJOURI
Ausgehend von Texten Donna Haraways und anderer AutorIn nen, in denen der Mensch und der Kapitalismus aus dem Zentrum des Denkens gerückt werden, versucht sich „The Shape of Trouble to Come“ an utopischen Erzählungen eines möglichen Morgen. Dabei geht es auch um die Erprobung alternativer, hybrider Formen des Musiktheaters, in denen die Zukunft entworfen wird, anstatt immer wieder die Vergangenheit zu beschwören.
VIDEO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATTHIAS SINGER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TOBIAS STAAB & GEORG MELLERT MIT: SANDRA HÜLLER, CHRISTOPH MÜLLER, MORITZ BOSSMANN, MICHAEL GRAESSNER, SANDRO TAJOURI WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE // DIGITAL
In den Ruinen des Kapitalismus träumt das FARN. collective von einer Welt, in der sich die Menschen wieder als Teil eines größeren ökologischen Zusammenhangs begreifen. Mit Donna Haraways utopischer Mensch-Schmetterlingshybride Camille besingen sie künftige Lebensformen und tanzen auf den Überresten des Anthropozäns.
PREISKATEGORIE B „THE SHAPE OF TROUBLE TO COME“ IST EINE PRODUKTION VON FARN. COLLECTIVE IN KOPRODUKTION MIT DEM SCHAUSPIEL LEIPZIG UND DEM SCHAUSPIELHAUS BOCHUM, GEFÖRDERT DURCH DEN LANDESVERBAND FREIE TANZUND THEATERSCHAFFENDE BADEN-WÜRTTEMBERG E. V. AUS MITTELN DES MINISTERIUMS FÜR WISSENSCHAFT, FORSCHUNG UND KUNST DES LANDES BADENWÜRTTEMBERG.
MACHT EUCH VERWANDT! Donna Haraway
EINDRÜCKE VON DER PRODUKTION UND DEN PROBEN ZU „THE SHAPE OF TROUBLE TO COME“ FINDEN SIE HIER.
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UNDINE Undine kommt aus dem Element Wasser und hat die Fähigkeit, verschiedene Gestalten anzunehmen. Im festen Glauben, durch Liebe zu einem Menschen mit ihm und seiner Welt vereint zu werden, verwandelt sie sich in eine Frau und betritt Land. Doch schnell erkennt sie: Zu groß sind die Qualen, die Entbehrungen, zu hoch der Preis, ein Mensch zu sein. Sie sieht, wie grausam und herrisch Menschen mit ihresgleichen und der Natur umgehen können. Der gute Wunsch nach der glücklichen Vereinigung beider Sphären erfüllt sich nicht. Vom Menschen domestiziert, verraten und zurückgestoßen, geht Undine zurück ins Wasser. Von dort aus rechnet sie ab: Sie lässt Wellen und Fluten gegen die Erde und deren alte Ordnungsprinzipien anrollen. Sie rebelliert gegen ein weit ausgeworfenes Netz aus Projektionen, das ihre Identität als schöne Meerjungfrau einfangen soll, und verweigert, durch einen sehnsuchtsvollen Kuss wiedererweckt zu werden. In Mythen von Undinen und Meerjungfrauen spiegeln sich die Sehnsüchte des Menschen, mit der Natur in paradiesischem Einklang zu leben. In der europäischen Sagenwelt trägt Undine dabei viele Namen und taucht in unterschiedlichsten Gestalten auf: Als Sirene, Wassergeist, kleine Meernixe, unbändiges Naturkind oder geheimnisvolle Fremde geistert sie durch verschiedene Zeiten. Erzählungen, Opernstoffe und große Orchesterwerke tragen ihren Namen.
DANN WUSSTET IHR PLÖTZLICH, WAS EUCH AN MIR VERDÄCHTIG WAR, WASSER UND SCHLEIER UND WAS SICH NICHT FESTLEGEN LÄSST.
EIN MUSIKTHEATERPROJEKT VON ANNA-SOPHIE MAHLER URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANNA-SOPHIE MAHLER BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATRIN CONNAN MUSIKALISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . MICHAEL WILHELMI DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE &
KATHRIN VESER PREMIERE
GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
Anna-Sophie Mahler beschwört in ihrem Projekt die schöne Undine kein weiteres Mal herauf. Auf der Grenze von Theater und Musiktheater begibt sie sich auf eine Recherchereise in Kanäle, Schleusen und für die Industrie trockengelegte Sümpfe und Auenwälder. Was sie beim Freilegen ihrer Undine findet, ist vielleicht nur noch die Erinnerung an eine Nixe, eine Wiedergängerin, zusammengesetzt aus Versatzstücken zivilisatorischer Überreste und Wassermythen. Diese Undine kann von keinem intakten Ursprung und keiner heilenden Einheit der Natur mehr künden. Musikalisch und theatral inszeniert, begegnet uns eine hybride Wasserfrau, die sich längst nicht mehr den unzähligen stoffgeschichtlichen Zuschreibungen fügen will. Die hier gefundene Undine kann sich sowohl aus Elektronik als auch aus biologischen Organismen zusammensetzen. Der Mythos erlangt Aktualität, indem Fragen der Gentechnik und Cyborgisierung in seine Inszenierung aufgenommen werden. Wie steht es in unserer durchtechnisierten Umwelt um unser Verhältnis zur Natur? Wie kann ein Zusammenspiel in Zukunft wieder gelingen? Die Schauspiel- und Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler inszeniert nach „Eriopis“ und „La Bohème. Träume // Leipzig“ zum dritten Mal am Schauspiel Leipzig. Ihre Theaterarbeiten zeichnen sich oft durch das Verweben von dokumentarischen Texten und Musik aus. Sie arbeitet sowohl an großen Schauspiel- und Opernhäusern, u. a. am Thalia Theater Hamburg oder der Deutschen Oper Berlin, als auch in der freien Szene mit ihrer Gruppe CapriConnection. Ihre Inszenierung „Mittelreich“ an den Münchner Kammerspielen wurde zum Theatertreffen 2016 nach Berlin eingeladen.
Ingeborg Bachmann, „Undine geht“
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VENDETTA VENDETTA Die Dinge sind ja nicht immer schon gewesen, wie sie jetzt sind. Gesellschaft nicht, Gefühle nicht und die Menschen, gewissermaßen als Schnittstelle dazwischen, auch nicht. Verändert haben sich über die Jahrhunderte aber nicht nur die Gesellschaften und die Gefühle, sondern auch die Art und Weise, sie auszudrücken oder einzuhegen. Dabei gehört der Versuch, der Emotionen über die Musik habhaft zu werden, sie zu befrieden, zu regulieren und zu kultivieren, zu den Ur-Techniken einer Gesellschaft. In der Oper der Renaissance etwa, dem großen „Kraftwerk der Gefühle“, ist der emotionale Extremzustand, der in Musik gegossen ist, geradezu Normalität, vom Gefühl der ewigen Liebe bis zu unstillbarem Hass und ewiger Rache: vendetta, vendetta! Was aber war zuerst da, die Sprache oder der Gesang? Und gab es vielleicht eine Zeit, als es diese Unterscheidung so gar nicht gab? Manchen Theorien nach ist das Singen im Chor dem eigentlichen Sprechen vorangegangen: Das Singen in der Gruppe war Teil einer ersten Kommunikation, und es fing an zu verschwinden mit dem Aufkommen der artikulierten Sprache. Weil es sich mit der Geschichte aber verhält wie mit der Musik, liegt die Wahrheit nicht in der linearen Abfolge von Fakten (Tönen), sondern in der parallelen Bewegung ebendieser: Viele Geschichten, viele Melodien, die nicht ohneeinander erzählt werden können. Eine parallele Geschichte der Polyphonie.
UND WIE STEHST DU DAZU: RECHT ODER RACHE?
AUFTRAGSWERK DES SCHAUSPIEL LEIPZIG THOMAS KÖCK URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . THOMAS KÖCK MUSIKALISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . ANDREAS SPECHTL BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARTIN MIOTK DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TORSTEN BUß & MATTHIAS DÖPKE PREMIERE
HINTERBÜHNE
Thomas Köck, der sich in seinen Texten stetig auseinandersetzt mit den Folgen und Spuren des menschlichen Handelns, ökonomisch, ökologisch und global, verfolgt in seinem neuen Text für das Schauspiel Leipzig Kraft und Geschichte der Emotionen. Mit einem Chor aus Menschen, die im Leipzig der Gegenwart leben, befragt er gemeinsam mit dem Musiker Andreas Spechtl die Geschichte von Liebe, Wut, Recht und Rache. Ein Chor gegen die Vereinzelung, aber auch: gegen die Gleichmacherei. Das gemeinsame Singen als „simultane Andersartigkeit“ und doch auch: als Abhängigkeit voneinander. Thomas Köck zählt zu den führenden Stimmen der Gegenwartsdramatik. Für seine Theatertexte wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Literaturpreis Text & Sprache des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2018 und zweimal mit dem Mülheimer Dramatikerpreis: für „paradies spielen (abendland. ein abgesang)“, den dritten Teil seiner Klimatrilogie, 2018 und 2019 für „atlas“, uraufgeführt in der Diskothek des Schauspiel Leipzig. Gemeinsam mit Andreas Spechtl ent wickelt er unter dem Label „ghostdance“ hauntologische Ready mades. Spechtl ist neben seiner Arbeit als Theatermusiker und verschiedenen Soloprojekten auch Sänger, Gitarrist und Songwriter der Gruppe Ja, Panik. Der Bühnen- und Kostümbildner Martin Miotk arbeitete u. a. am Residenztheater München und an der Deutschen Oper Berlin sowie auch als Regisseur für Theater und Film.
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WINTERREISE / WINTERREISE Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“, 1827 komponiert auf Wilhelm Müllers Gedichte, ist die Reise einer erschütterten Existenz: Das bisherige Leben und die bisherige Liebe mussten fluchtartig verlassen werden. Die Vergangenheit ist entzogen, die Gegenwart ist unsicher, die Zukunft erst recht. Erinnerung wechselt sich ab mit Wut. Klar ist nur, dass es Winter ist. Draußen in der Natur — und drinnen in den Seelen. 2011 hat Elfriede Jelinek diese „Winterreise“ neu befragt und ins Heute gezogen. In einem ihrer leisesten und poe tischsten Werke, mit den Texten Wilhelm Müllers als Weg weiser, durchwandert sie Stationen der Sehnsucht in der gegenwärtigen Welt. Ihr Text erzählt vom Allein-sein-Wollen und vom Allein-sein-Müssen. Jelineks „Winterreise“ ist nicht mehr nur die Erfahrung eines Ichs, der Text ist voller Stimmen. Aber auch in einem großen Stimmengewirr kann man genauso drängend nach emotionalem Widerhall suchen. Ein Kanon verschiedenster Perspektiven über ein Festhalten der Zeit. So lange, bis die Begriffe und ihre Gewissheiten sich zersetzen und zerschmelzen. Die Mehrstimmigkeit, in der Elfriede Jelinek dabei ihre „Winterreise“ entwickelt, überträgt der Abend auf Schuberts Musik zurück — und lässt beide Werke sich chorisch begegnen. Intendant Enrico Lübbe setzt damit nach „Rechnitz (Der Würgeengel)“, „Die Schutzflehenden / Die Schutzbefohlenen“ und „Wolken.Heim“ seine Leipziger Auseinandersetzung mit dem Werk Elfriede Jelineks fort, die 2004 den Literaturnobelpreis erhielt. Jürg Kienberger, einer der prägendsten Theatermusiker der Zeit, entwickelte mit Franziska Kuba und Philip Frischkorn, die für je eigene Akzente in der Leipziger Musikszene stehen, die chorisch-musikalische Gestaltung des Abends.
ICH WEIß JA SELBST NICHT, WO ICH BIN, MÖCHTE ABER DOCH SO GERN WOHIN.
WILHELM MÜLLER & FRANZ SCHUBERT / ELFRIEDE JELINEK MUSIKALISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . JÜRG KIENBERGER REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ENRICO LÜBBE BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ETIENNE PLUSS KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BIANCA DEIGNER KORREPETITION & BÜHNENMUSIK . . PHILIP FRISCHKORN & FRANZISKA KUBA DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TORSTEN BUß
„Das klingt wunderschön, diese traurige, sehnsuchtsvolle Musik.“ MDR KULTUR
MIT: JULIA BERKE, JULIUS FORSTER, PHILIP FRISCHKORN / FRANZISKA KUBA, ELLEN HELLWIG, FRANZISKA HILLER, JÜRG KIENBERGER, TILO KRÜGEL, DENIS PETKOVIĆ, MILOSLAV PRUSAK, JULE ROßBERG
„Rhythmus und Musik waren schon immer seine wesentlichen Elemente. Mit der doppelten ‚Winterreise‘ hat [Regisseur Enrico Lübbe] das geeignete Material dafür gefunden.“
WIEDERAUFNAHME GROßE BÜHNE PREISKATEGORIE B
NACHTKRITIK
REGELMÄẞIG BEGLEITEN WIR UNSERE INSZENIERUNGEN MIT GESPRÄCHEN RUND UM DIE PRODUKTIONEN. FÜR „WINTERREISE / WINTERREISE“ BEGAB SICH CHEFDRAMATURG TORSTEN BUß INS GESPRÄCH MIT JÜRG KIENBERGER, FRANZISKA KUBA UND PHILIP FRISCHKORN.
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Winterreise / Winterreise
WILHELM MÜLLER & FRANZ SCHUBERT / ELFRIEDE JELINEK
DISK THE
SKO HEK
beach house DORIAN BRUNZ
Die Diskothek: Ein Reflexionsraum für unsere Gegenwart, ein Experimentalraum für neue Texte & Gedanken. Die Spielstätte des Schau spiel Leipzig, die ausschließlich der Gegenwarts dramatik gewidmet ist. Texte von Kristin Höller, E. L. Karhu, Sarah Kilter und Emre Akal, als Uraufführungen inszeniert von Katrin Plötner, Elsa- Sophie Jach, Thirza Bruncken und Pia Richter, werden in der Diskothek 2021 / 2 2 zu erleben sein. Die Texte, so verschieden sie sind, befragen und hinterfragen Bilder und Selbst-Bilder: Bilder unserer Zeit, gegenwärtige Auffassungen und tradierte Erwartungen, Selbst-Bilder ihrer Figuren. Eine Verbindung liegt unter diesen Texten, ein ähnlicher Impuls begegnet immer wieder: Nicht die ande ren entscheiden über mich, sondern ich selbst. Oder? „Ein Wahnsinn was Menschen einander“ ist das Theaterdebüt der Autorin Kristin Höller, ein Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig: Vier Frauen aus verschiedenen Generationen, deren Wege sich oftmals kreuzten, geraten an einen Lebenspunkt, an dem unsicher ist, wie es mit ihnen weitergehen kann — sowohl gemeinsam als auch individuell. Es inszeniert, als ihre dritte Arbeit in der Diskothek, Katrin Plötner. Schon längere Zeit gemeinsam leben Schwester und Bruder in „Für meinen Bruder“. E. L. Karhus neues Stück ist die Innensicht einer eigenwilligen Symbiose, von der nicht klar ist, wer welchen Anteil hat. Denn es spricht vor allem die Schwester. Und die hat sich einen detaillierten Überblick verschafft über das Leben ihres Bruders. Die Schwester hat den Überblick — aber bedeutet das auch, dass sie dazugehört? „Für meinen Bruder“ ist entstanden als Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig und nach „Prinzessin Hamlet“ und „Eriopis“ E. L. Karhus nächster Text am Haus. Regie führt Elsa-Sophie Jach, die damit erstmals am Haus inszeniert.
Immer neu verhandelt wird die Position der Hauptfigur in „White Passing“ — mal ist sie Teil der Mehrheits-Gesellschaft, mal nicht. Je nachdem, ob man von ihrem Vater weiß, der aus Algerien stammt. Wieso soll sie deswegen nicht dazugehören? Und wieso meinen fortwährend andere, darüber entscheiden zu müssen? Und wieso wird das alles überhaupt immer noch diskutiert? Und so ist sie stete Grenzgängerin zwischen Welten: den Welten ihrer befreundeten hippen DINK-Paare, der Welt ihrer Familie in einem entgegengesetzten Viertel der Stadt und der Welt des Kulturbetriebs, der sie interessiert konsumiert. Alle wissen etwas über sie — aber wo ist sie eigentlich ganz verortet? Sarah Kilters „White Passing“ ist eines der drei Gewinner-Stücke im Wettbewerb der Autoren theatertage 2021 am Deutschen Theater Berlin. Die Uraufführung in Kooperation mit dem DT inszeniert Thirza Bruncken und setzt damit ihre Regiearbeiten in der Diskothek fort. In „Hotel Pink Lulu“ gehen die Figuren dazu über, sich komplett zu erfinden. Und das auf staatliche Kosten. Draußen ist so was wie Pandemie oder Ausnahmezustand, und drinnen im titelgebenden Hotel darf, wer Glück hat, derweil ein Zimmer beziehen und sich die Persönlichkeit neu einrichten. Umfassend, digital und ganz anders als in echt: Träume werden endlich Wirklichkeit. Wer aber Pech hat, ist nur im Hotel, um bei denen zu putzen, die träumen dürfen. Emre Akal gewann mit „Hotel Pink Lulu“ den exil-DramatikerInnenpreis 2020 der Wiener Wortstaetten. Für die Uraufführung inszeniert Pia Richter erneut am Schauspiel Leipzig. Komplettiert wird das Programm der Diskothek von der neuen Studioinszenierung — und natürlich von den Uraufführungen von Katja Brunner („DIE KUNST DER WUNDE“), Lukas Rietzschel („Widerstand“), Magdalena Schrefel („Ein Berg, viele“), Dorian Brunz („beach house“), Marco Damghani („Die Leiden des jungen Azzlack“) und Martina Clavadetscher („Frau Ada denkt Unerhörtes“). Und im Rahmen der vierten Ausgabe unseres Festivals „4+1“ stellen wir im Sommer 2022 in Leipzig wieder aktuelle Texte, Zugriffe und Schreibweisen der Studierenden deutschsprachiger Schreibschulen vor.
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AUTORENTHEATERTAGE BERLIN 2022 Zum dritten Mal wird das Schauspiel Leipzig in dieser Spielzeit Partnertheater der Autorentheatertage am Deutschen T heater Berlin sein. Der dort jährlich ausgerichtete Stückewettbewerb verfolgt eine Strategie, die auch auf das Programm der Disko thek zutrifft: Die beste und nachhaltigste Förderung von Dramatikerinnen und Dramatikern besteht darin, ihre Texte aufzuführen. Auch für die Autorentheatertage 2022 wird wieder eine theaterunabhängige Fachjury drei Stücke aus allen Einsendungen auswählen, die dann in einer Langen Nacht uraufgeführt werden. Neben dem Deutschen Theater Berlin und dem Schauspielhaus Graz übernimmt eine der drei Uraufführungen wieder das Schauspiel Leipzig gemeinsam mit einem Regieteam, das es nach der Juryentscheidung und der Bekanntgabe der Gewinnerstücke zu bestimmen gilt. Auf die Uraufführung in Berlin im Juni 2022 folgt in der Spielzeit 2022 / 23 die Leipzig-Premiere der Inszenierung in der Diskothek. LEIPZIG-PREMIERE HERBST 2022 URAUFFÜHRUNG GEWINNER DES STÜCKEWETTBEWERBS DER AUTORENTHEATERTAGE AM DEUTSCHEN THEATER BERLIN 2022
VORAUSSICHTLICH AB JANUAR 2022 FINDEN SIE HIER DIE INFORMATIONEN ZUM GEWINNERSTÜCK, DEM REGIETEAM UND DER GEPLANTEN URAUFFÜHRUNG.
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BEACH HOUSE DORIAN BRUNZ Auf dem Rummel hat Ronny für sich und Taylor offenbar das große Los gezogen, und das an ihrem Geburtstag: vier Wochen Beach House. Hauptgewinn, Jackpot. Zusammen mit ihrer rheumakranken Mutter wollen die Zwillinge endlich losfliegen und einfach dort bleiben, wo die Sonne immer scheint. Das Leben in der Wohnsiedlung mitsamt den eigenen Neurosen und Gebrechen scheint sich plötzlich wieder zu lohnen, denn die Verheißung ist so groß, dass das Glück bereits zum Greifen nah sein muss. Als sie erfahren, welche Bedingungen an das Los geknüpft sind, lassen sich Taylor und Ronny auf gefährliche Geschäfte in digitaler und analoger Welt ein, während ihre Mutter sich in Erinnerungen an eine Revolution unter Palmen flüchtet. Den Sehnsuchtsort namens Beach House stellt Dorian Brunz einer brutalen und betrügerischen Realität gegenüber. Gegen diese anzukämpfen, verlangt den Geschwistern sehr viel ab, beinahe sogar den Glauben an den eigenen Traum. Dorian Brunz wurde 1993 in Berlin geboren. Bis 2020 studierte er Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. „beach house“ ist einer von drei Theatertexten, die im Oktober 2020 in der Langen Nacht der AutorInnen im Rahmen der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurden. Nach „atlas“ von Thomas Köck ist dies die zweite Inszenierung von Hausregisseur Philipp Preuss in der Diskothek.
DU BIST NOCH NICHT SON TOTER FISCH WIE DIE ANDERN. HAB ICH GLEICH GEMERKT, OKAY.
GEWINNER DES STÜCKEWETTBEWERBS DER AUTORENTHEATERTAGE AM DEUTSCHEN THEATER BERLIN 2020 URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PHILIPP PREUSS
„Dorian Brunz schreibt ausgezeichnete Dialoge und Preuß und Preißler treffen genau den Ton aus rotziger Coolness und Verletzlichkeit, der einen die beiden sofort ins Herz schließen lässt.“
BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . RAMALLAH AUBRECHT SOUND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ALEXANDER NEMITZ LICHTDESIGN
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CARSTEN
RÜGER
DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATTHIAS DÖPKE
NACHTKRITIK MIT: ANNA KEIL, TILO KRÜGEL, FELIX AXEL PREIßLER,
„Autor Brunz und Regisseur Preuss umschiffen die Klischees gekonnt mit einer an Horváth oder Bukowski geschulten Kunstsprache und einer auch sehr künstlichen, abstrakten Bühnenwelt, die durch viel Lichtund Soundeinsatz noch verstärkt wird.“
KULTURA EXTRA
„Preuss lässt gerade dem absurd Anmutenden Raum, das in ‚beach house‘ steckt. Vor allem aber bebildert er [den Text] mit einem düsteren, wuchtigen und vor allem visuell eindrucksvollen Regiekonzept.“ RBB
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JULIA PREUß LEIPZIG-PREMIERE DISKOTHEK
DIE KUNST DER WUNDE KATJA BRUNNER
DIE KUNST DER WUNDE
KATJA BRUNNER Was ist hier aus dem Lot geraten? Warum schauen mich die Leute in der Bahn auf meinem Weg zur Arbeit so schief von der Seite an? Was ist geschehen, seitdem die Welt zum global village wurde und sich schleichend das Gefühl in mir breitmachte, ich könnte den Anschluss verlieren, dann meinen Job samt meinen Freunden, samt sozialem Ruf? Ein diffuser, nicht ganz fassbarer Grauschleier der Angst und Paranoia entsteht aus einem Gespräch von Stimmen: Gehe ich jetzt mit meiner Erschöpfung nach Hause zum Internet-Shoppen oder google ich lieber gleich die nächste ärztliche Konsultationsstelle? „Ich bin ein Gewaltakt wie ich über die Straße gehe, JEDER kann es sehen.“ Viele Ichs geistern durch einen vielfach gebrochenen Gesellschaftszustand, suchen ihren Sinn, ihre Realitäten, ihr Zuhause, ihre Fronten, rangeln darum, stattfinden zu dürfen. Sie werfen Schlaglichter auf Diskursfronten und Ängste einer Gesellschaft. Am Ende fragen sie sich, wer in ihrer Zusammenkunft eigentlich die Regeln gemacht hat. Wer führt den Diskurs? Welche Normen formen uns in unserem alltäglichen Zusammensein, wer hat die Deutungshoheit über die Normen? Wer bestimmt sie und wann werden sie problematisch? Katja Brunner erschreibt sich gesellschaftspolitische Themen mit einer eigenwillig komischen wie verdichteten Sprache. Sie lässt ein Stimmengewirr auftreten, das menschliche Abgründe aufreißt, und schafft es, darin stets sowohl das Komische als auch das Absurde ausfindig zu machen. Geboren 1991 in Zürich, gewann Katja Brunner 2013 den Mülheimer Dramatikerpreis. Ihr Stück „geister sind auch nur menschen“ war von 2017 bis 2019 als Deutsche Erstaufführung im Repertoire der Diskothek des Schauspiel Leipzig zu sehen.
DEINE REALITÄT INTERESSIERT DOCH KEINEN.
AUFTRAGSWERK DES SCHAUSPIEL LEIPZIG URAUFFÜHRUNG REGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATRIN
PLÖTNER
BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ANNA BRANDSTÄTTER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JOHANNA HLAWICA MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CONSTANTIN JOHN DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE MIT: ANNE CATHRIN BUHTZ, DENIS GRAFE, EIDIN JALALI, DIRK LANGE, KATHARINA SCHMIDT PREMIERE DISKOTHEK
UNSER DRAMATURG BENJAMIN GROßE HAT MIT DER AUTORIN KATJA BRUNNER EIN INTERVIEW ZU IHREM STÜCK „DIE KUNST DER WUNDE“ GEFÜHRT, DAS SIE HIER EINSEHEN KÖNNEN.
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DIE LEIDEN DES JUNGEN AZZLACK MARCO DAMGHANI SZENISCHES PROJEKT URAUFFÜHRUNG REGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARCO
BÜHNE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUGO
DAMGHANI
GRETLER
DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE MIT: EIDIN JALALI WIEDERAUFNAHME DISKOTHEK // DIGITAL
Der junge A. ist hier aufgewachsen, ist hier zur Schule gegangen, hat hier sein Abitur gemacht und studiert. Er lebt in Europa und in einem seit Generationen von Einwanderung geprägten Land, ist womöglich hier geboren. In seinem Alltag wird er immer wieder mit Fragen konfrontiert, die sich einst ein junger Mann namens Werther nicht stellen musste, ein Anton, Benedikt oder Claudius wohl selten stellen muss. Auch wenn sein Name für manche fremd klingt, hat er den gleichen Pass wie sie und erzählt seine Geschichte von seinem Standort aus, aus Deutschland. In seinem Monolog spricht A. über sich und spielt mit unseren Erwartungen, Vorurteilen und Zuschreibungen — den bewussten und unbewussten —, die selbst hinter bemühten Reflexionen, wohlgemeinten Einstellungen und Haltungen lauern. Doch auch die Sehnsucht nach Identität, die, kaum gefunden, wieder zerrinnt, kommt zur Sprache. Den Konflikt, die Literatursprache eines Goethe zu mögen, grammatikalisch besser als die meisten zu sprechen, die Geschichte und Kultur eines Landes zu atmen und mit großem Bemühen Liter um Liter reinheitsgebrautes Bier durch seinen Körper fließen zu lassen und trotzdem als Kanacke, Iraner, Migrant, Diaspora- Minderheit oder Flüchtlingskind eingeordnet zu werden, hat er selbst nicht heraufbeschworen.
Mit verschiedenen Kulturen und Sprachen aufwachsen und vertraut sein: Gerade in einer Zeit, in der viele Lebensläufe mit der Flüchtigkeit und Ortslosigkeit des „Globalen“ konfrontiert sind, werden Standortbestimmungen wichtig. Doch was verstehe ich unter Begriffen wie Zuhause oder Heimat? Und kann oder muss es das überhaupt für mich geben? Die Suche führt den jungen A. durch teils absurde Situationen: von der Islamischen Revolution im Iran über einen Urintest am Straßenrand einer deutschen Großstadt bis hin zu Science-Fiction-Serien, in denen sich MigrantInnen neben Racial Profiling auch noch mit Aliens rumschlagen müssen. Welche Rolle darf er spielen, auf der Bühne, vor der Kamera, in unserer Gesellschaft? Warum fragt man ihn über seinen Familienhintergrund aus? Und warum bestimmt diese eine Facette seiner Identität so sehr das Bild, das die Menschen hier von ihm haben oder haben möchten? Wieso spricht der Grenzpolizist am Bahnhof lieber schlechtes Englisch mit ihm als seine Muttersprache? In seinem Solo erzählt A. mit Humor, Sarkasmus und Hintersinn und manchmal auch mit Wut über ein Leben, das von mehrfach gebrochenen Selbst- und Fremdzuschreibungen geprägt wurde. Marco Damghani wuchs in Hamburg auf und studierte an der HfS „Ernst Busch“ und am National Institute of Dramatic Arts Sydney Regie. Er ist als Regisseur, Autor und Moderator tätig. „Die Leiden des jungen Azzlack“ ist seine erste Arbeit am Schauspiel Leipzig. Der Schauspieler Eidin Jalali, geboren 1992 in Teheran und aufgewachsen in Wien, studierte Schauspiel an der HfS „Ernst Busch“ Berlin und ist seit der Spielzeit 2020 / 2 1 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Leipzig.
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TOLERANZ UNTERSTELLT, DASS ES EINE LEISTUNG IST, MICH ZU ERTRAGEN.
Ein Berg, viele MAGDALENA SCHREFEL
EIN BERG, VIELE MAGDALENA SCHREFEL Pearl ist eine ambitionierte Dokumentarfilmerin. Für ihren aktuellen Film arbeitet sie an zwei parallelen Plots. Der eine spielt im England des 18. Jahrhunderts. Dort erfindet ein Geograph ein Gebirge und versucht so den Verlauf des Niger zu erklären. Er nennt es „Kong“ und füllt mit ihm den letzten weißen Fleck auf der Karte des afrikanischen Kontinents. Der ferne Ort ist nun vermessen und der Ruhm des Geographen wächst. Aber keine Reise kann von den Kong-Bergen berichten. Trotzdem behauptet sich die europäische Autorität weiter, wo vor Ort längst keine Zweifel mehr bestehen. Im Heute macht sich Pearl auf an die Ränder Europas. An der Schwelle eines informellen Staates „Berg Kong“ trifft sie auf einen Grenzwächter. Er verwehrt ihr zwar den Zutritt, wird aber zur zentralen Begegnung ihrer Recherche. In seiner Geschichte findet Pearl den Stoff ihrer Reportage. Seine Schicksalsschläge sind das Futter ihres Filmmaterials.
GEWINNERSTÜCK DES KLEIST-FÖRDERPREISES FÜR JUNGE DRAMATIKERINNEN UND DRAMATIKER 2020 EINGELADEN ZUM HEIDELBERGER STÜCKEMARKT 2021 URAUFFÜHRUNG REGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PIA
RICHTER
BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JULIA NUSSBAUMER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARLEEN ILG
Im Gegenüber beider Erzählstränge, zwischen Afrika und Europa, wird eine fortlaufende, (post)koloniale Wirkweise erkennbar. Die Geschichte dieser Dynamik wird bis heute vor allem aus einem Blickwinkel erzählt. Magdalena Schrefel bildet in „Ein Berg, viele“ die Dominanz der einen Erzählung ab und erhält dafür den Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker 2020.
MIT: PAULINA BITTNER, THOMAS BRAUNGARDT, ANNE CATHRIN BUHTZ, PATRICK ISERMEYER WIEDERAUFNAHME DISKOTHEK
„In der Uraufführung von Regisseurin Pia Richter spielen die Schauspielerinnen und Schauspieler alle Rollen abwechselnd. Jeder ist mal jede. Mal Filmerin, mal Gefilmter. Mal Europäer, mal Afrikaner. Mal Kind, mal Erwachsener. Eine gelungene inszenierte Metapher für den Zufall der Geburt. In schnellen Wechseln überzeugen die Schauspieler in diesen Charakteren, in die sich die Zuschauer trotz der permanent wechselnden Rollenver teilung immer wieder neu reindenken können.“ NACHTKRITIK
DIE WELT IST IN SEINEM KOPF SOZUSAGEN. ER VERMISST SIE IN SICH. 52
EIN WAHNSINN WAS MENSCHEN EINANDER KRISTIN HÖLLER Fast ein ganzes Leben, das da vor ihr liegt. Sorgfältig verpackt in 31 Kisten. Marion zieht um. Zum Helfen und Einrichten ist ihre beste Freundin Britta mit ihrer Tochter Nana bei ihr. In der neuen, noch leeren Wohnung steigen beim gemeinsamen Auspacken der Kisten geteilte Erinnerungen und ungeteilte Geheimnisse auf. Es war kein leichter Schritt für Marion, die alte Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen zu lassen. Doch selbst im Wechsel, Weggeben, Wegwerfen, in jeder Veränderung und in jeder Trennung liegt eine Chance — endlich einmal einen richtig sauberen Schnitt setzen, auch wenn man nur vier Straßen weitergezogen ist und immer noch in denselben Supermarkt einkaufen geht. Die drei, Marion, Britta und Nana, teilen viele Jahre, Geschichten, Schicksalsschläge und Geheimnisse miteinander. Gemeinsam soll aufgebaut, eingerichtet und Kuchen gegessen werden. Doch der Kuchen landet in der Tiefkühltruhe und die Anleitung zum Bau des neuen Betts will sich nicht finden lassen. Stattdessen kommen neben alten Briefen, Postkarten, einem Stein in Herzform oder einer einzelnen gestrickten Socke auch die Lebensfragen der drei zum Vorschein: Sie kreisen um Erinnerungen, lebenswichtige Entscheidungen, Sehnsüchte nach Geborgenheit oder den Wunsch, eine Einheit außerhalb der klassischen Familienaufteilung zu bilden. Aber auch die Ängste davor, im Alter mit einer Tasse Tee auf einer Kuscheldecke alleingelassen zu werden, die entlarvten, vorgetäuschten Selbstbilder und Lebenslügen, die Sorge um die Tochter, die unausgesprochenen Verletzungen und Risse in der Freundschaft, sogar die Toten der Vergangenheit bleiben nicht aus.
AUFTRAGSWERK DES SCHAUSPIEL LEIPZIG URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATRIN PLÖTNER BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BETTINA POMMER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JOHANNA HLAWICA MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEZA COTARD DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE PREMIERE
DIE MENSCHEN LIEBEN NEUANFÄNGE SIE SIND VÖLLIG VERRÜCKT DANACH ALLEIN DIE FITNESSSTUDIOS IM JANUAR War der Grund für Marions Umzug wirklich der Drang nach einer Veränderung, sich von heute auf morgen häuten wie eine Schlange? Wie soll man mit einem neuen L eben beginnen, den Neuanfang wagen, wenn man mit dem alten noch nicht fertiggeworden ist? Wie viel Abgrund verbirgt sich in der scheinbaren Alltäglichkeit unserer Beziehungen und Gespräche? Was entscheiden wir in unserem Leben und was geschieht einfach? Die Autorin Kristin Höller, geboren 1996, aufgewachsen in Bonn, studiert seit 2015 Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften in Dresden. 2019 erschien ihr erster Roman „Schöner als überall“ bei Suhrkamp. In ihrem ersten Theaterstück und Auftragswerk des Schauspiel Leipzig wirft sie einen sensiblen und humorvollen Blick auf eine Frauenfreundschaft und drei verschiedene Lebensalter. Die Uraufführung ist Katrin Plötners dritte Arbeit in der Diskothek nach „DIE KUNST DER WUNDE“ von Katja Brunner und Martina Clavadetschers „Frau Ada denkt Unerhörtes“.
DISKOTHEK
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FRAU ADA DENKT UNERHÖRTES MARTINA CLAVADETSCHER Von den Persönlichkeiten, die augenscheinlich im falschen Zeitalter geboren wurden, ist sie eine der schillerndsten: Ada Lovelace, die 1852 früh im Alter von 36 Jahren starb und heute als Visionärin des Digitalzeitalters gilt. Lovelace setzte sich mit wissenschaftlichen Arbeiten des Mathematikers Charles Babbage auseinander und prophezeite, dass Maschinen in Zukunft nicht nur rechnen, sondern auch Sprache und sogar Musik darstellen können. Martina Clavadetschers Frau Ada beschäftigt sich im Sterben mit dem Phantasma eines optimierten Körpers, dem Krankheit nichts anhaben kann. Wie in einem surreal-visionären Fiebertraum rekonstruiert sie im rasanten Dialog mit ihren Kinderpuppen Figuren, die ihr Leben prägten. Ihre Leidenschaften, Erfolge und Niederlagen blitzen auf. E s folgt ein Zeitsprung in ein Forschungslabor unserer Gegenwart, in dem drei ambitionierte Wissenschaftler an einer künstlichen Intelligenz arbeiten. Diese entwickelt nach und nach ein eigenes Bewusstsein, nennt sich Ada und gerät in eine sich immer weiter radikalisierende Selbstoptimierungsschleife. Erfolgreich in der Diskothek uraufgeführt, stellt „Frau Ada denkt Unerhörtes“ aktuelle Fragen über unsere Vera ntwortung im sogenannten Digitalzeitalter. Das Stück der vielfach ausgezeichneten Schweizer Autorin Martina Clavadetscher ist seit seiner Premiere im September 2019 im Repertoire des Schauspiel Leipzig.
„Puppen werden zu Menschen und Menschen zu KI. Eine fließende Metamorphose, die sich in dem klug komponierten und choreografierten Abend leitmotivisch in der Bewegungssprache abbildet.“
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG
„Die empathisch sich in Ada hineindenkende Katharina Schmidt ist mitreißend in dieser Rolle. Gegenüber der Mutter oft eine gebeugte Haltung einnehmend, erwacht sie auf den Schwingen des Intellekts zu ansteckender Kraft und Größe.“
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
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URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KATRIN PLÖTNER BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CAMILLA HÄGEBARTH KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JOHANNA HLAWICA MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARKUS STEINKELLNER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BENJAMIN GROßE MIT: ANNE CATHRIN BUHTZ, JULIUS FORSTER, DENIS GRAFE, KATHARINA SCHMIDT WIEDERAUFNAHME DISKOTHEK
EINGELADEN ZUM HEIDELBERGER STÜCKEMARKT 2020 EINGELADEN ZU DEN AUTORENTHEATERTAGEN AM DEUTSCHEN THEATER BERLIN 2020
IRRTÜMER WERDEN DEM WEIBLICHEN NICHT GEDULDET. UM VORWÄRTS ZUKOMMEN, BLEIBT UNS NICHTS ANDERES ÜBRIG: WIR HABEN MAKELLOS ZU SEIN.
FÜR MEINEN BRUDER E. L. KARHU AUFTRAGSWERK DES SCHAUSPIEL LEIPZIG DEUTSCH VON STEFAN MOSTER
BESONDERS DIE HEILIGE EINHEIT VON FRUCHTSCHLANGEN UND HORRORFILMEN VERSCHAFFT MIR BEFRIEDIGUNG, BEIDE SIND OHNE DAS ANDERE NICHT DASSELBE.
URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ELSA-SOPHIE JACH DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT PREMIERE DISKOTHEK
Untrennbar scheinen sie verbunden: „Ich“ — sie, die Schwester aus E. L. Karhus neuestem Stück, laut Selbstbefund „hässlich“ und evtl. dick — und „er“, ihr Bruder, „ein schöner Mann, der schöne Frauen liebt“. Eine Paarung der Gegensätze ist das Zusammenleben der beiden, der Bruder für die Schwester ein Türöffner zum Leben, zur Ausschweifung, zum Begehren; sie für ihn ein notwendiger Gegenpol, die Bestätigung seiner Lebensweise, diffuse und doch starke Anziehung. Wie zwei Himmelskörper in gebundener Rotation umkreisen sich die beiden unaufhörlich. E. L. Karhu beschreibt in ihrem neuen Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig eine Symbiose zweier entgegengesetzter Figuren. Das System, das die beiden bilden, ist eines von Beobachten und Beobachtetwerden, in dem die Grenzen zwischen den Geschwistern mimetisch verschwimmen — und in das andere Personen willentlich-unwillentlich hineingezogen werden. Doch was genau ist dieses geschwisterliche Doppelgestirn? Eine dysfunktionale Abhängigkeitsbeziehung? Ein Spiel aus Faszination für Absonderliches? Ein morbides soziologisches Experiment? Karhu schreibt zwischen und jenseits all dieser Kategorien, immer haarscharf am Horror vorbei, am Psychothriller, und meint doch den Schrecken des Alltäg lichen, den kleinen Voyeurismus von nebenan, den Ekel, der morgens mit am Frühstückstisch sitzt. E. L. Karhu gehört zu den erfolgreichsten gegenwärtigen Theaterautorinnen Finnlands. Nach der Deutschsprachigen Erstaufführung von „Prinzessin Hamlet“ und der Uraufführung von „Eriopis“ (siehe S. 86) ist „Für meinen Bruder“ das dritte Stück Karhus, das auf der Bühne der Diskothek zu sehen ist.
Mit „Für meinen Bruder“ stellt sich Elsa-Sophie Jach als Regisseurin dem Leipziger Publikum vor. Sie hat Regie an der Theaterakademie Hamburg und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin studiert. 2018 wurde sie für „Das Erdbeben in Chili“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg von der Zeitschrift Theater heute als Nachwuchsregisseurin des Jahres genannt. Gemeinsam mit dem Autor Thomas Köck inszenierte sie 2018 dessen Uraufführung „die zukunft reicht uns nicht (klagt, kinder, klagt!)“, die für den Nestroy 2018 nominiert und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen war. Ebenfalls gemeinsam mit Thomas Köck inszenierte sie „Dritte Republik“, das 2019 zum Festival Radikal jung eingeladen war. Darüber hinaus hat sie mehrere Uraufführungen von Autorinnen wie Katja Brunner und Enis Maci inszeniert.
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HOTEL PINK LULU EMRE AKAL Joachim hat sich für eine norwegische Blockhütte entschieden. Drinnen knistert das Feuer im Kamin, während draußen der Schnee leise rieselt. In einem rosa Zimmer komplett aus Plüsch hat sich Claudia eingerichtet. Sie genießt eine gut bestückte Sushi-Bahn, die um ihr Bett aus Marshmallows kreist, zudem einen Cocktail-Service je nach Stimmungslage. Dagegen punktet die syrische Pistazienfarm von Ayla und Najib mit einer malerischen Landschaft, mit dem beruhigenden Rauschen von Wind in den Blättern und einem Bach neben der Veranda. Für jede*n ist das Zimmer im Hotel Pink Lulu so gestaltet wie in den jeweils kühnsten Phantasien erträumt. Dazu die Gesellschaft eines Lulu-Avatars, und kein Bedürfnis der Gäste bleibt ungestillt. Alle Wünsche werden erfüllt, noch bevor sie richtig ins Bewusstsein vordringen. Zurück bleiben die Befriedigten unter VR-Brillen in einer wohligen digitalen Comfortzone für den analogen Winterschlaf. Wunschlos, bedürfnislos, willenlos. So der Idealfall. Wo sich jedoch Zweifel am Idyll regen oder Fragen nach einem höheren Sinn aufkommen, greift die staatliche Agentur für zeitliche Überbrückung entschieden durch. Schließlich hat nicht jede*r das Glück, in diesen virtuellen Genuss zu kommen. Manche haben ein anderes Los gezogen und müssen hart für das digitale Exil Pink Lulu schuften, um es am Laufen zu halten — ein stabiles System unter Kontrolle. Doch als sich auch bei einer Lulu der rosarote Algorithmus zu einem realen Gefühl verwächst, droht dem Programm der Kurzschluss.
WIE SOLL MAN DENN AUCH AUF EINMAL WISSEN, WAS MAN SICH GERNE GEWÜNSCHT HÄTTE VOM LEBEN.
GEWINNERSTÜCK DES EXIL - DRAMATIKERINNENPREISES 2020 URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PIA RICHTER BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JULIA NUSSBAUMER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT PREMIERE DISKOTHEK
2018 wurde der exil-DramatikerInnenpreis der WIENER WORTSTAETTEN erstmals in Kooperation mit dem Schauspiel Leipzig ausgeschrieben und mit einer Uraufführung in der Diskothek verbunden. Er wird alle zwei Jahre vergeben. Emre Akal arbeitet als Autor u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin und am Landestheater Niederösterreich. Inszenierungen, teilweise auch eigener Texte, realisierte er am Bakirköy Belediye Tiyatrosu und Tatavla Sahnesi in Istanbul, im HochX in München sowie am Theater in der Drachengasse in Wien. Seine interdisziplinären Regiearbeiten bewegen sich im Feld von Performance, Choreographie und Bildkomposition. Gemein sam mit 85 weiteren Künstler*innen aus ganz Deutschland gründete Akal im November 2019 das Ay e X Staatstheater, ein Zukunftsentwurf für die institutionalisierte Theaterlandschaft. Mit „Hotel Pink Lulu“ von Emre Akal setzt das Schauspiel Leipzig seine Zusammenarbeit mit Regisseurin Pia Richter fort. Für ihre Inszenierung von „Ein Berg, viele“ von Magdalena Schrefel, das weiterhin im Repertoire der Diskothek zu sehen ist, folgte eine Einladung zum Heidelberger Stückemarkt. Richters Arbeiten führten sie außerdem an das Landes theater Schwaben, das Landestheater Tübingen, das Theater Regensburg und das Theater Koblenz.
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VATER FLORIAN ZELLER Witwer André und seine erwachsene Tochter Anne leben in Paris. Anne will zu ihrem Freund Pierre nach London ziehen, doch ihr sonst immer souveräner Vater wirkt zunehmend verunsichert. Dinge und Menschen verschwinden, seine innere Uhr lässt ihn im Stich, sein Heim wird ihm fremd. Eine Haushaltshilfe lehnt er ab und vermutet ein Komplott: Anne versucht, ihn aus seiner Wohnung zu ekeln. Und dann ist da noch Elise, seine andere Tochter. Florian Zellers raffiniert strukturierter Text über das Demenz- Schicksal eines Vaters und das Abschiednehmen zwischen ihm und seiner Tochter schafft es, Verwirrung und Hilflosig keit durch scheinbar plötzlich abbrechende und verschobene Gedankengänge nachfühlbar zu machen. Wie verlässlich kann die eigene Erinnerung überhaupt sein? Fokussiert wird in diesem Stück die Innenansicht einer auf ein Minimum reduzierten Kernfamilie mit ihren emotionalen Abhängigkeiten und latenten Konflikten im Angesicht unvermeidlicher Veränderungen. Wie sollen die sowieso schon stark beanspruchten persönlichen Ressourcen verteilt werden? Welches Maß an Fürsorge lässt sich noch einfordern oder leisten, wenn Ortswechsel aus privaten oder beruflichen Gründen immer selbstverständlicher scheinen? Ein Spiel zwischen Selbstbehauptung und widerwilliger Fügung, Hingabe, Frust, Heiterkeit und absurd komischen Momenten. Eine Projektionsfläche für drängende Fragen und Ängste einer Gesellschaft mit stetig steigender Lebenserwartung. Tilo Krügel ist seit Beginn der Intendanz Enrico Lübbes Ensemblemitglied am Schauspiel Leipzig. Zuvor war er als Schauspieler an den Theatern Chemnitz engagiert und dort als Studioleiter für das Schauspielinstitut „Hans Otto“ Leipzig tätig. Parallel entstanden eigene Regiearbeiten in Chemnitz, Gera, Altenburg und Zittau.
ICH HABE BEMERKT, DASS MIT MIR IRGENDWAS SELTSAMES PASSIERT. ALS HÄTTE ICH KLEINE LÖCHER. FAST NICHTS. WINZIG KLEIN.
DEUTSCH VON ANNETTE UND PAUL BÄCKER REGIE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TILO
KRÜGEL
BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AGATHE MACQUEEN DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATTHIAS DÖPKE MIT: BERND-MICHAEL BAIER, THOMAS BRAUNGARDT, ANNA KEIL, JULIA ZABOLITZKI PREMIERE DISKOTHEK
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VÖLLIG AUSGEBUCHT BECKY MODE DEUTSCH VON STEFFEN KOPETZKY SZENISCHES PROJEKT REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KRISTINA SEEBRUCH BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LISA KRUSE MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . JOHANNES FLEISCHER DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GEORG MELLERT MIT: DENIS PETKOVIĆ WIEDERAUFNAHME
DISKOTHEK
Sami hat einen Höllenjob. Er ist für die Reservierungsliste eines Promirestaurants zuständig und jongliert tagtäglich mit drei Telefonhörern, immer im Angesicht der drohenden Kata strophe. Ob sich die Russenmafia zur Familienfeier ankündigt oder die Reservierung eines Michelin-Kritikers vergessen wurde — Sami fängt alles auf. Und nebenher muss er noch sein Familienleben und die schleppend verlaufende Schauspielkarriere managen. Unter Hochdruck fertigt er einen Anrufer nach dem anderen ab.
„Ein Schauspieler, alle Rollen, alle Stimmen — der Facettenreichtum beeindruckt. Deutsche Dialekte, fremd ländische Akzente, Sprachfehler — Petkovic beherrscht sie alle und leiht seinen Figuren auch die entsprechende Gestik. Im Sekundentakt springt er von Rolle zu Rolle und produziert durch seine ausladende Theatralik Lacher am Fließband.“
MEPHISTO 97.6
Die Off-Broadway-Erfolgskomödie ist gleichzeitig Gesellschafts satire und die Geschichte eines Underdogs, der seinen eigenen Machtspielraum zu nutzen lernt. Ein wahnwitziges Solo für einen Schauspieler und 36 Figuren in der Diskothek des Schauspiel Leipzig.
RESERVIERUNG, GUTEN TAG. KÖNNEN SIE BITTE DRANBLEIBEN?
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WHITE PASSING SARAH KILTER
Eine teure Handtasche ist ein Statussymbol. Man beweist einen bestimmten Geschmack, ein entsprechendes Milieu und dass man es sich leisten kann. Logisch, so jemand ist materialistisch und sicher nicht links. Hat man allerdings ein kostspieliges Tattoo, sagen wir, für mehr als 500 €, kratzt das landläufig nicht am Image einer antikapitalistischen Gesinnung — solange das Motiv stimmt. Ihmchen empfindet das als scheinheilig. Wie auch so vieles andere, das sie ihrer deutschen Heimat attestiert. Selbst im engen Freundeskreis und erst recht vor der eigenen Charlottenburger Haustür lauern die blinden Flecken, die niemand sehen will. Gerade nicht diejenigen, die sich als besonders reflektiert verstehen. Wieso Ihmchen dafür einen geschärften Blick hat? Sie steht eben nur mit einem Bein in der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Mit dem anderen steht sie auf der Badstraße im Wedding, wo sie zeitweise beim algerischen Vater aufgewachsen ist. Dieser Teil von ihr ist gewissermaßen undercover, denn irgendwie „sieht man das nicht bei ihr“, das Migrantische. Sonst hätte man doch ganz anders Verständnis gehabt, hätte das mit einbezogen und Rücksicht genommen! Doch darum bittet die Erzählerin nicht. Auch richtigstellen will sie nichts. Aber einen Perspektivwechsel bietet sie an. Und eine erweckende Nacht im (anders) geteilten Berlin. Mit „White Passing“ zeigt die Autorin Sarah Kilter ein feines Gespür für die Ambivalenzen und Widersprüche unserer Gesellschaft. Formstark weiß sie diese über die verschiedenen Ebenen des Textes auszuspielen und macht in ihrer Abrechnung selbst vor der eigenen Person nicht halt: mit dem Verschnitt von AutorIn und Werk. Wäre sie in diesem Umgang nicht so unprätentiös humorvoll, es könnte einem das Lachen im Halse stecken bleiben.
WORAN ERKENNT MAN EINEN DEUTSCHEN, DER NICHTS GEGEN AUSLÄNDER HAT?
GEWINNER DES STÜCKEWETTBEWERBS DER AUTORENTHEATERTAGE AM DEUTSCHEN THEATER BERLIN 2021 URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . THIRZA BRUNCKEN BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CHRISTOPH ERNST DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARLEEN ILG LEIPZIG-PREMIERE DISKOTHEK
„White Passing“ von Sarah Kilter ist eines von drei Gewinnerstücken der Autorentheatertage 2021 des Deutschen Theaters Berlin. Die Jury, bestehend aus Dramatiker Lukas Bärfuss, Schauspielerin Fritzi Haberlandt sowie Musiker und Regisseur Schorsch Kamerun, hat sie unter 212 Einsendungen ausgewählt. Zusammen werden die Texte in einer Langen Nacht der Autor_innen in Berlin zur Uraufführung gebracht. Als Partnertheater realisiert das Schauspiel Leipzig die Inszenierung von „White Passing“. Die Regie übernimmt Thirza Bruncken, die nach „Drei sind wir“ und „Lebendfallen“ zum dritten Mal die Diskothek-Bühne bespielt. Sarah Kilter wurde 1994 in Berlin geboren. Sie studierte von 2016 bis 2020 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihre Stücke liefen in Werkstattinszenierungen am Hans Otto Theater in Potsdam, am bat-Studiotheater sowie in der Box des Deutschen Theaters Berlin. Ihr erstes Hörspiel „Mädchen-Liegestütze“ wurde 2019 im Deutschlandfunk Kultur urgesendet.
ER WIRD ES DIR SAGEN. 59
Widerstand LUKAS RIETZSCHEL
WIDERSTAND LUKAS RIETZSCHEL Gegenwart. Land. Der Wandel hat manches verändert. Viele sind weg, viele sind aber auch noch dort. Manche kommen zurück. Zum Beispiel Isabell. Um mal zu schauen, wie es den Eltern geht. Denn die sind immer noch da. Die Frage ist, ob die alten Beziehungen und Freundschaften noch da sind. Zwischen Isabell und ihren Eltern, ihrem Schulkameraden, zwischen Isabell und der neuen Freundin des Vaters. Die Häuser sind abbezahlt, oder sie sind viel zu groß, um sie allein zu unterhalten. Denn Alleinsein, das ist auch so ein Thema. Man begegnet sich kurz auf der Straße, manchmal grillt man, manchmal gibt es ein Bier in der Garage. Sehnsucht wird greifbar, Unsicherheit. In dem, was geredet wird, verbirgt sich viel an Ungesagtem. Manches wird auch gar nicht erst gesagt, sondern gleich verschwiegen. Sprachlosigkeit wird greifbar, und Verständnislosigkeit. Zwischen den Generationen, innerhalb der Generationen. Umso mehr stellen sich manche die Frage, ob die früheren Zeiten nicht doch bessere waren und wie man auf die neuen Zeiten reagieren sollte. Will man sich wieder alles gefallen lassen? Denn Widerstand, der beschränkt sich doch nicht mehr auf Demonstrationen, heißt es in der Garage: „Da gibt es tausend Möglichkeiten. Heute sowieso.“ Auch Isabells Vater ist dabei. Der Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ war 2018 Lukas Rietzschels viel beachtetes Debüt über das Aufwachsen zweier Brüder in der Lausitz der Nachwende-Zeit. „Wider stand“ entstand als Auftragswerk des Schauspiel Leipzig. Rietzschels Text hört den Figuren sehr genau zu: dem, was sie sagen, und dem, was in der Stille dazwischen verschwiegen liegt. Das Stück entwirft in großer Genauigkeit die Atmosphäre einer Gegenwart, deren Substanz Risse bekommen hat.
SO WAS PASSIERT NICHT, WEIL DER BUS NICHT KOMMT.
AUFTRAGSWERK DES SCHAUSPIEL LEIPZIG URAUFFÜHRUNG REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ENRICO LÜBBE BÜHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUGO GRETLER KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TERESA VERGHO MUSIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PEER BAIERLEIN DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TORSTEN BUß VIDEO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KAI SCHADEBERG & FABIAN POLINSKI MIT: DENIS GRAFE, TILO KRÜGEL, DIRK LANGE, ANNETT SAWALLISCH, TERESA SCHERGAUT WIEDERAUFNAHME DIGITAL DAS AUFTRAGSWERK „WIDERSTAND“ WURDE REIN FÜR DEN STREAM PRODUZIERT. HIER GELANGEN SIE ZUM BEGLEITENDEN DIGITALEN PROGRAMMHEFT.
„Widerstand“ ist als Theater-Film im Stream zu sehen. Regie führt Enrico Lübbe, seit 2013 Intendant am Schauspiel Leipzig, im Bühnenraum von Ausstattungsleiter Hugo Gretler. Peer Baierlein, zuletzt am Haus für „Faust I + II“, entwickelt die Klanggestaltung. Die Kostümbildnerin Teresa Vergho arbeitet nach Produktionen an Theatern wie den Münchner Kammerspielen, der Ruhrtriennale, dem NTGent oder dem Schauspielhaus Zürich erstmals am Schauspiel Leipzig. Lukas Rietzschel lebt als Autor in Görlitz und ist dort im Team des Projekts „Kulturheim Leipziger Straße“. 2021 e rscheint sein zweiter Roman, unter dem Titel „Raumfahrer“.
„Zweifelsohne zählt dieses bildreiche Panoptikum verlorener Seelen zu den exzellentesten Realisierungen auf der digitalen Bühne.“
DIE DEUTSCHE BÜHNE
„Herausgekommen ist ein sehr genau beobachteter und präzise wiedergegebener, sehr aktueller Zustand eines nur augenscheinlich kleinen Dorfkosmos. Denn wer genau hinschaut, weiß: Dieser Kosmos findet sich gerade überall wieder.“
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RBB INFORADIO
4+1
EIN TREFFEN JUNGER AUTORINNEN Im Sommer 2022 ist es wieder so weit: Zum fünften Mal begrüßt Leipzig angehende DramatikerInnen beim Festival 4 + 1 — ein treffen junger autorInnen. Vier Tage lang lesen, erleben und diskutieren wir gemeinsam neue Texte für die Bühnen von morgen in der Diskothek des Schauspiel Leipzig. Seit 2013 versteht sich das Festival als eine Plattform für den schreibenden Theaternachwuchs in den Anfängen seiner künstlerischen Laufbahn. Dafür sind Studierende verschiedener Schreibschulen und Literaturinstitute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen, ihre Arbeiten in Leipzig zu präsentieren. In szenischen Lesungen mit anschließenden öffentlichen Gesprächen werden dem Publikum die AutorInnen und Auszüge ihrer Texte vorgestellt. Wie immer bei 4 + 1 gibt es keinen Wett bewerb und keine Gewinne, sondern einen neugierigen und vielseitigen Einblick in zeitgenössische Schreibstile. Der Werkstattcharakter, in dem die Teilnehmenden sich austauschen und ausprobieren können, steht im Vordergrund des Festivals. Dafür stehen nicht nur die öffentlichen Lesungen der mitgebrachten Texte auf dem Programm, sondern auch Diskussionen und Workshops für die Teilnehmenden zu ausgewählten Themen des Festivalprogramms. Sie bilden die Grundlage, um sich über verschiedene Schreibweisen und Zugänge auszutauschen, die präsentierten Theatertexte zu diskutieren und sich miteinander zu vernetzen.
In der Spielstätte Diskothek stellt das Schauspiel Leipzig zeitgenössische Texte in den Mittelpunkt. Mit den hier gezeigten Uraufführungen und Adaptionen bildet die Neue Dramatik eine feste Konstante des Spielplans. Vor diesem Hintergrund wollen wir mit dem Festival 4 + 1 — ein treffen junger autorInnen den Blick für die Bandbreite aktueller Texte öffnen. Den Schreibenden wollen wir ermöglichen, neue Stile zu präsentieren und ihre Formen spielerisch zu erproben. Nach der digitalen Ausgabe 4 + 1 im Jahr 2020 erwarten wir gespannt, was 2022 bringen wird und wo wir uns dieses Mal begegnen werden: analog vor Ort, wieder digital im Netz — in jedem Fall: Wir freuen uns. MEHR INFORMATIONEN ZUM PROGRAMM DES FESTIVALS ERHALTEN SIE AB FRÜHJAHR 2022 AUF UNSERER W EBSEITE.
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Die Residenz, Bühne für frei produziertes per formatives Theater in der Spinnerei in Plagwitz, im Jahr zwei mit Corona-Erfahrung. Die voran gegangene Spielzeit planten wir zu einer Zeit, als Corona, Pandemie und Lockdown noch nicht zu unserem aktiven Wortschatz gehörten. Die Voraus setzungen könnten jetzt nicht gegensätzlicher sein. Während das öffentliche Leben zum Schutz der Allgemeinheit eingefroren ist, stellen wir uns ein Programm im Theater vor, von dem wir im Moment nicht ahnen können, wie und sogar ob es stattfinden wird. Das Programm der Residenz war in der Spielzeit 2020 / 21 von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gleich doppelt betroffen: Wie überall konnten die geplanten Veranstaltungen nicht stattfinden. Aufgrund der Reisebeschränkungen konnten aber auch die europäisch ausgerichteten KünstlerInnen-Residenzen nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden. Gleichzeitig erlebten wir eine durchweg solidarische Zusammenarbeit innerhalb der künstlerischen und institu tionellen Netzwerke, die von Achtsamkeit, Respekt und Flexi bilität getragen war. Und das, obwohl bei allen Beteiligten die Nerven angesichts der eigenen schwierigen Situation blank lagen. Vielleicht liegt darin die wichtigste performative Erfahrung der vergangenen Spielzeit, deren Wirkung nicht zu unterschätzen ist.
PROJEKTFÖRDERER
Wie weiter? Die Kapazität der Residenz als Veranstaltungsraum ist bis auf Weiteres drastisch eingeschränkt. Die Programmplanung insbesondere mit international arbeitenden KünstlerInnen ist in einer bisher nicht gekannten Dimension unsicher. Unsicher ist auch das Ereignis Theater als solches, das seinem Wesen nach auf der Echtzeitbegegnung von leibhaftig anwesenden Menschen in einem Raum beruht. Das Internet ist als Austragungsort eine Möglichkeit, aber in den seltensten Fällen die erste Wahl. Die Konsequenz aus diesen Erfahrungen kann nicht sein, programmatisch in gestrige Nationalismen zurückzufallen und nur mit einheimischen KünstlerInnen Programme zu produzieren, die das Publikum vereinzelt vor den heimischen Bildschirmen erlebt. Gerade wegen der sozialen und körperlichen Unmittelbarkeit, des taktilen, sensorischen und haptischen Erlebens, das wir im Theater erfahren können, brauchen wir diese Differenzierungsangebote in der Wahrnehmung von Wirklichkeit und Möglichkeit. PerformancekünstlerInnen können solche Erfahrungsräume inszenieren. Das Programm der Residenz gliedert sich in dieser Spielzeit in drei thematische Blöcke, die wir zusammen mit den KünstlerInnen gestalten. Dieses Format trägt den grundlegend veränderten Anforderungen an die Residenz als Produktions- und Veranstaltungsort für interdisziplinäre und internationale darstellende Kunst Rechnung. Die Themen des Programms sind auch ohne Pandemie virulent: Mit den ExpertInnen des Digitalen von doublelucky productions (Berlin) begeben wir uns in ein Treibhaus für Daten, mit dem Kura torInnenduo Marta Keil und Grzegorz Reske (Warschau) forschen wir nach aktuellen feministischen Strömungen politischer Performancekunst und mit der Choreographin Doris Uhlich (Wien) tauchen wir tief in die Ursuppe körperlicher Erfahrungen ein. Vor und zwischen den Themenblöcken wird es Raum geben, die uneingelösten Versprechen der vergangenen Spielzeit nachzuholen. Doch lesen Sie selbst.
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TANK DORIS UHLICH
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HUMUS IM TREIBHAUS DER DATEN EN TH E M U N K T P WE R SCH
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IN ZUSAMMENARBEIT MIT DOUBLELUCKY PRODUCTIONS
Seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit 2004 beschäftigt sich das Performancekollektiv doublelucky productions mit neuen Technologien, insbesondere dem Potenzial und den Folgen der Digitalisierung. In „Dead Cat Bounce“ (2005), einer Performance über Online-Trading, handelten sie auf der Bühne live Aktien an der Wall Street, in „Anonymous P.“ (2014), einer theatralen Installation zum Thema Privatsphäre, hackten sie die Handys des Publikums. In der Residenz produzierten sie 2018 „The Hairs Of Your Head Are Numbered“, ein Stück über Körper im digitalen Zeitalter, das sie am live gemessenen Puls der ZuschauerInnen ausrichteten. Ihre Produktionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur über digitale Technologien sprechen, sondern diese konkret nutzen. Ihr Interesse zielt nie auf die Technik selbst ab, sondern stets auf die Frage, wie wir mit Technologien unser Zusammenleben gestalten. Auch in der neuen Kooperation der Residenz mit doublelucky productions wird das Thema Digitalisierung nicht im virtuellen Raum verhandelt, sondern im Bühnenraum. Es geht darum, das Unsichtbare digitaler Infrastrukturen sichtbar und erfahrbar zu machen. Das Theater ist ein Erfahrungsraum, zudem ein kollektiver, in dem die Strukturierung unserer Lebenswelt gemeinsam reflektiert und imaginiert werden kann. Das kann gelingen, weil das Theater ein geschützter Ort ist — anders als das Internet. Die Erfahrungen der vergangenen Spielzeit zeigten hinlänglich, dass sich eine Theatererfahrung nicht einfach ins Digitale übertragen lässt. Mit dem „Treibhaus der Daten“ bauen doublelucky productions in der Residenz einen hybriden Raum, der Distanz zum Digitalen erlaubt, damit kritische Beobachtung möglich bleibt; einen Raum, der — im schlimmsten Fall trotz physisch getrennter ZuschauerInnen — eine tempo räre Gemeinschaft herstellt, die über ihr Handeln auch in der physischen Welt reflektiert. Dieser Raum wird im Herbst 2021 sowohl von der Gruppe selbst als auch von verschiedenen Gästen bespielt.
BERLIN
Dieses algorithmische Treibhaus ist eine Installation, die mit dem Publikum wächst und Daten wuchern lässt. Ein alternatives Ökosystem der friedlichen Koexistenz von menschlichen und nichtmenschlichen Entitäten. Im algorithmischen Treibhaus werden Daten nicht ausgelesen, sondern ausgesät. Sie werden sich befruchten, teilen, blühen, morphen und am Ende zu Humus zerfallen für eine neue, ungesehene Blütenpracht. Alle Anwesenden tragen im „Treibhaus der Daten“ zum Wildwuchs bei. BesucherInnen spenden beim Betreten des Raums zwei oder drei Daten von ihren Smartphones — ein Foto, eine E-Mail, ein Lieblingslied, vielleicht den Zuckerspiegel auf der Gesundheits-App. Diese Daten werden der Sorge und Pflege der Gemeinschaft überlassen. Sie gehen auf eine anonyme Reise durch Raspberry Pies, Apples und Bildschirme, werden extrapoliert, gekreuzt, nach neuen Kategorien geordnet. Es entsteht ein Porträt der Gemeinschaft als mobile Datenträger, aber auch ein Bild der Möglichkeiten der digitalen Gemeinschaft. Geladene Gäste werden zu diesem Thema wild wuchernd philosophieren, phantasieren oder musizieren.
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Das algorithmische Treibhaus ist zugleich Bühnen-Set ting für die neue installative Performance von doublelucky productions, die in der Residenz zur Premiere kommt und sich mit dem Themenfeld Auflösung und Resonanz beschäftigt. Auflösung war eine der zentralen Erfahrungen des Jahres 2020. In Auflösung ist die Welt, wie wir sie kennen: das gesellschaftliche Leben, der Handel, das Bildungswesen, Beziehungsgeflechte, die künstlerische Praxis, Tourismus, Solidarität und Freiheit. Vielleicht muss man sagen: die Welt, wie wir sie benutzen. In Auflösung ist aber auch die Welt, wie sie seit Jahrtausenden existiert, in einem fragilen Gleichgewicht mit Schwankungen und Mutationen. In Auflösung sind Solidarität und Demokratie. In Auflösung ist unser Konzept von Wahrheit. In Auflösung ist die Vorstellung vom Individuum. Der Mensch ist nicht „unteilbar“, sondern setzt sich aus vielen Teilen, Materialien und Lebewesen zusammen. Etwa zwei Kilo Mikroben leben in jedem von uns, das Virenerbgut im menschlichen Genom liegt bei 8 %. Wir leben mit Mikroben, Mineralien, Gasen, Tieren und anderen Menschen in permanentem Austausch und lebensnotwendigen Verbünden. Das erfolgreichste System der Evolution ist nicht the survival of the fittest, es ist die Symbiose. Wenn nicht die Stärksten, nicht einzelne HeldInnen, sondern Symbiosen und Gefüge von Lebewesen und Materien das erfolgreichste Überlebensmodell bilden, können wir froh sein, dass unser Weltbild, das auf dem Modell vom survival of the fittest beruht, und als solches von der Biologie spätestens im 20. Jahrhundert in die Politik gewandert war, in Auflösung ist. Wir lösen uns auf und treten in Resonanz mit a llem, was uns umgibt, was in uns ist. Wir umgeben die Umgebung. Als atmende Wesen kreieren wir Atmosphäre. Wir bilden systemische Kollektive. Wir kreieren einen Raum, der die aktuelle Auflösungserfahrung verstärkt wahrnehmbar macht — jedoch nicht als Weltuntergangsszenario, sondern als eine mögliche Alternative. Wir sprengen den Panzer, machen uns sensibel, erweitern unser Weltbild um die Anerkennung der Handlungsmacht nicht-menschlicher, lebendiger Materie. Pflanzen, Viren, Mikroben, Holz, Klang, Information und Datenströme: Willkommen im neuen Ökosystem.
Seit 2004 entwickelt die Gruppe doublelucky productions um Chris Kondek und Christiane Kühl in kontinuierlicher Zu sammenarbeit mit dem Musiker Hannes Strobl und in tempo rären Kollaborationen mit KünstlerInnen anderer Sparten Performances und Installationen, die national und interna tional touren. Auszeichnungen erhielten sie u. a. vom GoetheInstitut und 3sat/ZDFtheaterkanal. doublelucky productions interessieren sich für die unsichtbaren Infrastrukturen, die unsere gesellschaftliche, ökonomische und private Lebenswelt bestimmen: von High Frequency Trading über Social Profiling zu Affective Comput ing. Im Bühnenraum schaffen sie Situationen, die diese digitalen Architekturen sicht- und erfahrbar machen. Aktuell liegt ihr Fokus auf der Erforschung von Verbindungen zu organischen Netzwerken und der Möglichkeit weit gefasster Interspezies-Kommunikation. www.doubleluckyproductions.org
INFORMATIONEN ZUM PROGRAMM UND EINEN ZUGANG ZUM DATENGARTEN FINDEN SIE HIER.
CARD SO OFT IN DIE RESIDENZ, WIE SIE WOLLEN: DIE RESIDENZCARD MACHTS MÖGLICH. FÜR EINMALIG 45,– ERHALTEN SIE FÜR EINE SPIELZEIT FREIEN EINTRITT IN DER RESIDENZ. Gegen Vorlage der Residenzcard erhalten Sie Residenztickets an der Theaterkasse in der Bosestraße oder an der Abendkasse vor Ort, solange der Vorrat reicht. Ausgeschlossen sind Veranstaltungen mit Sonderpreisen. Die Residenzcard ist für eine Spielzeit gültig, gilt für eine Person und ist nicht übertragbar.
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BREAKING THE SPELL FEMINISTISCHE PERFORMANCE UND PRAKTIKEN DES ZUSAMMEN -SEINS
IN ZUSAMMENARBEIT MIT MARTA KEIL & GRZEGORZ RESKE
T SCH H E M E N WE RPU NK T 2
Der Themenschwerpunkt „Breaking the Spell. Feministische Performance und Praktiken des Zusammen-Seins“ entwickelt, präsentiert und reflektiert mit einem internationalen Team von KünstlerInnen neue feministische Sprachen sowie politische Perspektiven auf Theater und Performance. Ausgangspunkt ist eine Beobachtung der aktuellen Programme: Performance-Künstlerinnen wie Kate McIntosh oder das Berliner Kollektiv She She Pop und Produktionen, die noch zur Premiere ausstehen, wie „Forces of Nature“ von Ivana Müller oder „The Juliet Duet“ von Halla Ólafsdóttir und Erna Ómarsdóttir, befragen mit feministischem Bewusstsein das Wesen unseres Zusammenlebens und versuchen, polarisierende Trennungen zu überwinden, um alternative Gemeinschaften zu imaginieren. Gleichzeitig suchten sie in der Wahl der künstlerischen Mittel nach neuen Formen politischer Verständigung. Diesen Ansätzen möchten wir mit „Breaking the Spell“ mehr Raum geben und sie in dieser Spielzeit inhaltlich vertiefen. Der Begriff des Feminismus ist dabei nicht unbedingt (nur) als ein Thema zu verstehen, sondern als eine Logik, als Arbeitsstruktur.
WARSCHAU
Wir laden KünstlerInnen und TheoretikerInnen ein, die Visionen eines kreativen Feminismus mit der Körperlichkeit von Performance und der Zusammenkunft mit dem Publikum zu verbinden. Sie praktizieren die Ökologie menschlicher Beziehungen, wertschätzen diese als produktive Arbeit. Sie reagieren auf dringende Herausforderungen heutiger Gesellschaften, indem sie politische Strategien auf der Grundlage von Empathie und gegenseitiger Achtsamkeit aufbauen. Gleichzeitig reflektieren sie einen neuen Materialismus, indem Aufmerksamkeit und Sinne auf die Wahrnehmung menschlicher und nicht-menschlicher Umgebungen (darunter Pflanzen, Tiere, Landschaften) gelenkt werden, um von ihnen zu lernen. Diese künstlerischen Ansätze basieren auf einer vorbehaltlosen Neugier auf den Anderen und das Andere. Eine Neugier, die nach Begegnung strebt und nicht nach Aneignung. Eine Neugier, die die Fähigkeit verlangt, zuzuhören, anstatt Antworten zu liefern. „Breaking the Spell“ richtet den Fokus auch auf eine Strömung von performativen Experimenten der jüngeren Zeit, die sich in kleinerem Maßstab abspielen, unspektakuläre Zusammenkünfte, die aber von Dauer sind und hartnäckig in ihren Folgen. Es geht um künstlerische Praktiken, die in ihren Rhythmen, Beziehungen mit den ZuschauerInnen und ihrem Blick auf die Zeit tiefgehend politisch sind. Sie verweigern sich dem schrillen Wettbewerb um neue und lauthals vorgebrachte Ideen.
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Mit dem Themenschwerpunkt kreieren wir ein Veranstaltungsformat, das sich zwischen künstlerischen Residenzen, Bühnenproduktion, Präsentation, Ausstellung, Workshops und Seminaren bewegt. Der Spielort Residenz in der ehemaligen Baumwollspinnerei wird zu einem „Container“, der gleichzeitig physischer Raum und metaphorische Logik ist: Er beherbergt Produktionen, Begegnungen, Diskurs und akkumuliert Wissen. Der Container ist kein materieller Transportbehälter, sondern eine Vorstellung von einem Performanceraum jenseits der tradierten Dichotomie von „Black Box“ und „White Cube“. Das Projekt wird gemeinsam mit den beiden Warschauer KuratorInnen und DramaturgInnen Marta Keil und Grzegorz Reske entwickelt und geleitet. Ihre Perspektive ist geprägt vom Populismus und der extremen gesellschaftlichen Pola risierung während der vergangenen fünf Jahre in Polen. Zunehmende nationalistische Tendenzen, Fremdenfeindlichkeit, Rückschritte in den Frauenrechten, die Leugnung des Klimawandels und soziale Ungleichheiten sind zweifellos Phänomene, die weltweit zu beobachten sind, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und verschiedenen Manifestationen. Die ost europäische Perspektive kann hier die Innenansicht einer extremen Form von sozialen und politischen Rückschlägen liefern: Grundlegende Rechte von Frauen und der LGBTQ+ Community werden ebenso wie Kultur und Freiheit bedroht und in Frage gestellt. Daher bringen beide KuratorInnen ein starkes Bedürfnis mit, feministische Kunstpraktiken zu stärken und weiterzuentwickeln, die zahlreiche belastbare Alternativen aufzeigen, die es wagen, soziale Beziehungen anders zu denken und zu praktizieren, und in ihrer Arbeit auf den Aufbau sozialer Bindungen und einer Praxis von Zuhören und Empathie setzen. Marta Keil und Grzegorz Reske treten häufig als kuratorisches Tandem ResKeil in Erscheinung. Ihre Zusammenarbeit begann 2012, als sie die künstlerische Leitung des Festivals Konfrontacje Teatralne in Lublin übernahmen (2013–2017) und es zu einem der wichtigsten internationalen Festivals der darstellenden Künste in Polen machten. Eine ihrer letzten Arbeiten war „Common Ground“ — eine Spielzeit bei Komuna Warszawa (2020 — in Zusammenarbeit mit Tim Etchells). Seit 2019 leiten sie gemeinsam mit vier KünstlerInnen das Performing Arts Institute (InSzPer) in Warschau, eine unabhängige Organisation mit dem Ziel, die freie Performance szene in Polen weiterzuentwickeln. In der Residenz arbeiteten sie 2020 mit Lina Majdalanie und Rabih Mroué an der Produktion „Last but not last“.
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KÖRPER KONTAKTE IN ZUSAMMENARBEIT MIT DORIS UHLICH WIEN
Der dritte Themenschwerpunkt widmet sich dem Körper, genauer gesagt: dem Körper mit Pandemie-Erfahrung. Es wird darum gehen, den Körper als Austragungsort sozialer und politischer Phantasien wieder ins Zentrum zu rücken. Nach langer Zeit der Abstinenz wollen wir mit künstlerischen Konzepten, Alltagspraktiken und Inspirationen ein Auftanken mit physischen Energien ermöglichen. Ausgangspunkt für diesen Themenbereich ist die neue Arbeit „anti-dry“ (AT) der Wiener Choreographin Doris Uhlich. „anti-dry“ (AT) ist der zweite Teil einer Serie, in der sich die Choreographin mit einer Substanz auseinandersetzt, zu der viele Menschen ein ambivalentes Verhältnis haben: Schleim.
TH E M E WE R N PU N KT
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Die Erfahrungen der Corona-Krise sind neben allen persönlichen und gesellschaftlichen Beschränkungen und Veränderungen zuallererst eine Einschreibung in unsere Körper, in jeden einzelnen. Als Akt der Solidarität werden zum Schutz vor Infektionen individuelle Körper kollektiv vom Gemeinwesen isoliert. In diesem Paradox liegt die physische Erfahrung des Körpers in der Pandemie, mit weitreichenden Konsequenzen. Denn für das Erleben von Gemeinschaft und zwischenmenschlicher Beziehung ist die Begegnung von leibhaftigen Körpern Voraussetzung. Werden körperliche Begegnungen und jegliche Formen gemeinschaftlicher Erfahrungen ausgesetzt, bedroht dies unser Gemeinwesen existenziell. Die Corona-Krise hat zum Vorschein gebracht, wie ambivalent, entfremdet und angstbesetzt das Verhältnis zu unseren und anderen Körpern werden kann, und gleichzeitig, wie stark die Sehnsucht und das Bedürfnis nach körperlichem Kontakt ist. Jegliche Arten von Körperflüssigkeiten sind zur größten Gefahrenquelle des öffentlichen Lebens geworden. Wir haben gelernt, uns und andere zu schützen, vor Viren, vor Mutationen, vor unsichtbaren und unberechenbaren Angreifern. Unter all den Vorsichts- und Schutzmaßnahmen pulsiert und vibriert er aber, unser Körper, und erinnert uns an unsere zutiefst körperliche Natur.
SCH
„In der Pandemie ist Schleim zu einem Stoff geworden, der mit Angst behaftet ist. Er kann Träger von Coronaviren sein. Aber nicht jeder Schleim ist schlecht. Nicht jeder Rotz ist gefährlich. In der Sexualität ist Schleim ein Zeichen von Freude. Der Embryo schwimmt im Fruchtwasser, wir werden alle schleimverschmiert geboren, der Urschleim ist ein Bindeglied zwischen allen Lebens formen.“ (Doris Uhlich) Medizinisch und biologisch gilt Schleim als Nährboden für Krankheitsüberträger wie Viren oder Bakterien und ist deshalb mit Ekel und Angst behaftet. In Science-Fiction-Filmen tritt er häufig im Zusammenhang mit Aliens auf. Er steht für das Nicht-Menschliche, das Unbekannte, das sich fließend Ausbreitende. Dem Schleim werden viele negative Eigenschaften zugeschrieben. Er ist jedoch für die meisten Lebewesen, egal ob Menschen, Tiere oder Pflanzen, lebensnotwendig. Er ist Klebstoff, Gleitmittel, selektive Barriere, Hydrogel. Er schützt vor Austrocknung, Fremdpartikeln, Abrieb und dient als endogenes Baumaterial. Er kittet den Organismus zusammen, stellt Verbindungen her. In der Sexualität ist er ein Zeichen von Lust. Unter der Haut, in unseren Körpern, sind wir feucht, pulsiert Nässe. Wenn wir atmen, schwitzen, sprechen, husten, niesen und erregt sind, erzeugen wir schleimartige Substanzen, die nach außen dringen. Unser Urzustand ist eine schleimige Allianz von Körpern. Unseren alltäglichen Lebensraum halten wir eher trocken. Dabei ist Schleim ein uns zutiefst vertrauter Stoff.
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Ausgehend von diesen inhaltlichen Überlegungen entwickelt Doris Uhlich gemeinsam mit einer Gruppe von PerformerInnen für die Residenz eine neue Bühnenarbeit. Geplant ist ein Format, bei dem das Publikum selbst in Berührung mit Schleim kommt. Face to Face. Slime to Slime. In der Residenz war 2017 ihre Performance „Ravemachine“ gemeinsam mit dem Tänzer Michael Turinsky zu sehen, die mit dem Nestroy-Spezialpreis für „Inklusion auf Augenhöhe“ ausgezeichnet wurde. 2018 feierte ebenfalls in der Residenz die Produktion „Every Body Electric“ Leipzig-Premiere, ein Doris Uhlich studierte „Pädagogik für zeitgenössischen Tanz“ Tanzstück in Zusammenarbeit mit Menschen mit physischen am Konservatorium der Stadt Wien, seit 2006 entwickelt sie Behinderungen. Mit ihrer Serie „Habitat“ (seit 2017) bespielte Doris eigene Projekte. Ihre Produktionen stellen gängige Formate und Körperbilder in Frage: Sie arbeitet mit Menschen mit un- Uhlich mit einem nackten Ensemble u. a. die Dominikanerkirterschiedlichen Biographien und körperlichen Einschreibun- che in Krems/Österreich, die Fassade der Wiener Secession gen, befragt das klassische Ballett auf seine Übersetzbarkeit in und die ehemalige Winterreithalle der k. u. k. Monarchie (Muzeitgenössische Kontexte, öffnet die Tanzfläche für Menschen seumsquartier Wien) in ihrer bisher größten Performance mit mit körperlicher Behinderung, zeigt die Potenziale von Nackt- 120 PerformerInnen. heit jenseits von Erotisierung und Provokation, untersucht Das Verhältnis von Körpern und neuen Technologiauf vielschichtige Weise die Beziehung zwischen Mensch und en war Ausgangspunkt für ihr Bühnenstück „TANK“ (2019) Maschine oder setzt sich mit der Zukunft des menschlichen — eine Soloperformance in einer von Motiven aus der Science- Körpers im Zeitalter seiner chirurgischen und genetischen Fiction inspirierten Plexiglasröhre. Für „Habitat / pandemic Perfektionierung auseinander. version“ (2020) entwickelte sie transparente Schutzanzüge, die als eine Art weiche Körpertanks die Berührung in Zeiten der Pandemie auf der Bühne ermöglichten. Die im Verlauf der Aufführung beschlagenden Ganzkörpertanks machten die Menschen darin als schwitzende und dampfende Wesen sichtbar. Die Idee, mit dem Thema Schleim zu arbeiten, schließt inhaltlich an diese Projekte an, die Tanks verwandeln sich in schleimige Netzwerke, die trockenen, neuen Technologien werden zu feuchten Bio-Technologien.
„The human organism is neither wholly human, as a person, nor just an organism. It is an abstract machine, radically immanent, which captures, transforms and produces inter-connections.“ (Rosi Braidotti)
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KÖTTER / ISRAEL / LIMBERG BERLIN
LANDSCAPES AND BODIES 3 & 4
landscapes and bodies ist eine fünfteilige Performance-Reihe, die sich mit raumpolitischen Fragen sowie den sozialen und ökologischen Folgen des Berg- und Tagebaus befasst. Nach den Teilprojekten „Gold & Coal“, die im November 2019 in der Residenz zur Premiere kamen, widmen sich die weiteren Teile „Water & Coltan“ den Ewigkeitslasten der Bergbaufolgeregion im Ruhrgebiet sowie dem Coltan-Abbau im Osten der DR Kongo. Es entsteht ein immersiver Raum-Parcours aus 360°-VR-Dokumentarfilm und Performance, den das Publikum in kleinen Gruppen durchläuft.
Die Geschichte des Coltan-Bergbaus im Osten des Kongo ist eng verknüpft mit den Folgen der Genozide im benachbarten Ruanda und mit der Finanzierung von Milizen. Ethnisch inter pretierte Kämpfe um Territorium und politischen Einfluss gingen Hand in Hand mit Kämpfen um Zugang und Verteilung von Rohstoffen. Es ist ein Konflikt, der von Männern dominiert und mit der Instrumentalisierung von sexualisierter Gewalt und Vertreibung nicht zuletzt auf den Körpern der Frauen ausgetragen wurde. Es ist auch ein Konflikt, der in den allermeisten Fällen von Männern erzählt und weitergegeben wurde. Gemeinsam mit der Juristin Olande Byamungu, der Sozialarbeiterin Yasmine Bisimwa und dem Ingenieur Christian Muhigwa soll der Konflikt neu erzählt werden, hauptsächlich von und aus der Perspektive von Frauen, die im artisanalen Bergbau tätig sind.
www.danielkoetter.de landscapes and bodies #3: WATER Nach dem Ende der Steinkohle kämpft das Ruhrgebiet nicht www.elisalimberg.com nur mit dem gesellschaftlichen und stadträumlichen Struktur wandel, sondern auch mit den unmittelbaren Ewigkeitsfolgen des Rohstoffabbaus. Waren die letzten beiden Jahrhunderte im Ruhrgebiet vor allem durch die Kohle bestimmt, übernimmt MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE KULTURSTIFTUNG DES BUNDES IM RAHMEN nun ein anderes Element einen versteckten, aber entscheidenDES PROGRAMMS DOPPELPASS UND DER den Platz in allen Zukunfts-Szenarien für ein Zusammenleben KUNSTSTIFTUNG NRW in der Region: das Wasser. Unterirdische Pumpwerke in den ehemaligen Stollen sollen dafür sorgen, dass der steigende EINE KOPRODUKTION MIT PACT ZOLLVEREIN ESSEN Wasserspiegel des einsickernden Grubenwassers nicht zu einer Verunreinigung des Grund- und damit des Trinkwassers führt. Oberirdische Pumpen verhindern das Entstehen von Sumpf- und Seenlandschaften in abgesenkten Landschaftsabschnitten. Entlang des Flusses Emscher, der an drei verschiedenen Stellen von Pumpwerken auf ein notwendiges Gefälle hochgepumpt werden muss, ehe er in den Rhein fließt, entstehen renaturierte Areale und neue Wohnflächen an (ehemals) industriell genutzten Standorten. „Water“ spiegelt die Abwesenheit von Wasser als dauerhafte Überlebensbedingung und seine Anwesenheit als visuell-temporäre Naturkulisse im Post- Kohle-Ruhrgebiet. landscapes and bodies #4: COLTAN Der Rohstoff Coltan spielt weltweit eine wichtige Rolle, er findet sich als Endprodukt in verschiedenen technischen Geräten, u. a. in jedem Smartphone. Das Teilprojekt „Coltan“ fokussiert sich auf die gegenwärtige Perspektive von aktiven Bergarbeiterinnen im Coltan-Bergbau im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Anhand zahlreich geführter Gespräche erzählt „Coltan“ mit ihnen die sozial, ökonomisch und politisch komplexen Geschichten, die am Anfang einer globalen Verwertungskette des Rohstoffs stehen.
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IVANA MÜLLER
PARIS
FORCES OF NATURE ERSTAUFFÜHRUNG IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM UND LEIPZIG-PREMIERE
Bewegung, oder deren Beschränkung, ist ein wesentlicher Teil unseres Lebens: Bis uns die Pandemie so schmerzlich ausbremste, waren wir aufgrund von Arbeits- oder Freizeitmobilität ständig in Bewegung. Ein ganzes System von Produktion und Konsum bewegt permanent Körper und Objekte. Trägheit, Schwung, Schwerkraft, Widerstand, Aktion und Reaktion, das sind die mechanischen Wirkkräfte, die den Gang der Welt antreiben und beeinflussen, im physischen wie metaphorischen Sinn. Die Frage „Welche Kräfte wirken gerade auf uns ein und wie bringen sie uns in Bewegung?“ war ein Ausgangspunkt für die Produktion „Forces of Nature“, die während des Covid-19-Lockdowns und der damit verbundenen Beschränkungen entstanden ist. In dieser körperlichen und imaginären Reise baut eine Gruppe von fünf miteinander durch sichtbare und unsichtbare Bänder verbundenen Menschen ein Habitat, eine Welt, einen Ort, an dem sie in ihrer Vorstellung zusammen sein können. Durch ihre kollektiven Anstrengungen und Bewegungen entsteht eine physische Konstruktion, die einen Rahmen bietet für Handlung, für Leben, für Gedanken. Das Stück ist gewebt aus Gesprächen und Geschichten, die nach dem Sinn von gegenseitiger Abhängigkeit, Arbeit, Vertrauen und Fürsorge fragen sowie nach der Bedeutung individueller und kollektiver Entscheidungen. Angelegt als ein gemeinsamer Tagtraum, feiert „Forces of Nature“ die poetische Geste und die kollektive Vorstellungskraft als zwei der bedeutendsten Vermächtnisse der Menschheit. „Forces of Nature“ hätte bereits vor einem Jahr die Spielzeit in der Residenz eröffnen sollen. Die Premiere musste aufgrund aktueller Reisebeschränkungen abgesagt werden. Das Projekt wird von seinem eigenen Thema auf die Probe gestellt.
KOPRODUKTION: RESIDENZ SCHAUSPIEL LEIPZIG, MÉNAGERIE DE VERRE (PARIS), BUDA KUNSTENCENTRUM (KORTRIJK), CCN2 — CENTRE NATIONAL CHORÉGRAPHIQUE DE GRENOBLE, KAAITHEATER (BRÜSSEL), TANZFABRIK (BERLIN) UNTERSTÜTZT DURCH: DIRECTION RÉGIONALE DES AFFAIRES CULTURELLES D’ÎLE-D E-FRANCE MINISTÈRE DE LA CULTURE ET DE LA COMMUNICATION (FR), APAP — PERFORMING EUROPE 2020 (EU), ACT — ART CLIMATE TRANSITION NETWORK (EU)
Ivana Müller ist Choreographin, Künstlerin und Autorin. In ihrer choreographischen und theatralischen Arbeit (Performances, Installationen, Textarbeiten, Video-Vorträge, Audio- Stücke, Führungen und Web-Arbeiten) überdenkt sie die Politik des Spektakels und des Spektakulären, untersucht den Platz des Imaginären und der Vorstellungskraft, hinterfragt den Begriff der Partizipation, untersucht die Idee des Wertes und seiner Repräsentation und lässt sich immer wieder von der Beziehung zwischen PerformerIn und ZuschauerIn inspirieren. Neben ihrer künstlerischen Praxis kuratiert Ivana Müller künstlerische und diskursive Begegnungen und lehrt als Gastdozentin u. a. am Piet Zwart Institute Rotterdam, an der School for New Dance Development Amsterdam, am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen, an der Université Paris 8, an der Universität Hamburg, bei PARTS in Brüssel. Sie studierte Komparatistik und Französisch an der Universität Zagreb, Choreographie & Tanz an der School for New Dance Development in Amsterdam und Bildende Kunst an der Hochschule der Künste in Berlin. Ivana Müller wurde in Zagreb geboren und wuchs in Kroatien und in Amsterdam auf. Sie lebt in Paris und arbeitet international. www.ivanamueller.com
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ERNA ÓMARSDÓTTIR HALLA ÓLAFSDÓTTIR
REYKJAVÍK
STOCKHOLM
THE JULIET DUET Vorspiel auf dem Theater: Zwei isländische Choreographinnen sorgen im Jahr 2018 im Theater am Gärtnerplatz in München mit einem fulminanten „Romeo & Julia“-Ballettabend für Furore. 20 TänzerInnen, Orchester, jede Menge Kunstblut, echtes Feuer. Alle sind Romeo und alle sind Julia. Ein physisch intensives, ausuferndes Bühnenspektakel um eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur. Mit ihrer neuen Produktion „The Juliet Duet“ knöpfen sich Ómarsdóttir und Ólafsdóttir das Ballettstück erneut vor und machen das genaue Gegenteil: Sie fokussieren ganz auf die Figur der Julia. Sie tanzen selbst und setzen anstelle der ganz großen Inszenierung auf die unmittelbare Begegnung mit dem Publikum. An Intensität wird jedoch nicht gespart. Sergei Prokofjews Partitur aus dem Jahr 1935 dient als Vorlage für ein Tanz-Konzert, in dem die Stimme als unsichtbarer Körper und die Musik als Erweiterung des Körpers im Raum eingesetzt werden. Eine Audioversion von Shakespeares Drama dient als Ausgangspunkt und Kulisse, um mit Tanz als Mittel zur Gene rierung von Text zu experimentieren. Sie vermischen Sprache mit Bewegung und erfinden so den Originaltext neu. Das Resultat ist eine Art Tanz-Fiction, die eine bereits existierende Geschichte nutzt, um viele neue, unterschiedliche Geschichten, Themen und Erzählungen zu kreieren.
EINE KOPRODUKTION VON RESIDENZ SCHAUSPIEL LEIPZIG MIT SHALALA REYKJAVÍK UND REYKJAVÍK DANCE FESTIVAL
Ómarsdóttir und Ólafsdóttir teilen eine Hassliebe zum klassischen Ballett und die Ansicht, dass das Ballett von den unterdrückerischen Vorstellungen über Perfektion und Hierarchie befreit werden müsse, die lediglich tradierte Geschlechterrollen und Ungleichheit verstärkten. Dabei beabsichtigen sie, nichts weniger als einen Exorzismus an den jahrhundertealten repres siven Körperideologien des klassischen Balletts zu begehen. Für ihren Ballett-Exorzismus verwenden sie die Sprache des Balletts, seine Technik, Komposition, seinen Ausdruck und verschmelzen sie mit Aerobic, Schreiübungen und Headbanging. Choreographie verschmilzt mit Musik, Hexerei mit Hauswirtschaft. Körperprothesen, Haare, Konfetti, Kunstblut, Schweiß und Tränen wirbeln im Raum. Ein emotionales, trauriges, erschreckendes, hoffnungsvolles, schräges und ein humorvolles Stück Tanz steht zu erwarten. Erna Ómarsdóttir tanzte in Stücken von u. a. Jan Fabre, Anne Teresa de Keersmaeker, Les Ballets C de la B, Björk oder Jóhann Jóhannsson, bevor sie sich in den letzten Jahren zunehmend auf ihre eigenen Choreographien konzentrierte. Seit 2018 ist sie künstlerische Leiterin der Iceland Dance Company in Reykjavík. Die in Stockholm lebende isländische Künstlerin, Tänzerin und Choreographin Halla Ólafsdóttir widmet sich in ihrem Schaffen stets dem Bemühen, die Begriffe Tanz und Choreographie zu erweitern. Als Performerin spielte sie 2015 die Hauptrolle in dem Spielfilm „Under Influence“ von Sidney Leoni. www.shalala.is
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The Juliet Duet ERNA ÓMARSDÓTTIR / HALLA ÓLAFSDÓTTIR
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PA ATTEN 78
AY NTION! EINE URBANE LANGZEITBESPIELUNG
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PAY ATTENTION! EINE URBANE LANGZEITBESPIELUNG Wer zu Beginn des Jahres im Leipziger Zentrum war, konnte eine zumeist leere Stadt erleben. Sehr viele der Einrichtungen, die eine Innenstadt zur Innenstadt machen und ihre Strukturen bestimmen, hatten coronabedingt komplett oder weit gehend geschlossen: Läden, Cafés, Kultur, Gastronomie, Unter haltung, Freizeit. Die Struktur der Stadt, das Gefühl der Gesellschaft sind durch Corona unterbrochen worden. Unter der Pandemie-Situation hat sich der öffentliche Raum verändert, und ‚Öffentlichkeit‘ auch. Gleichzeitig hat die Bedeutung der digitalen Transformation weiter zugenommen: Ihre Möglichkeiten eröffneten unter Corona viele Handlungsräume, die das öffentliche Leben aufrechterhalten haben: Schule und Studium, Arbeit, Einkaufen und auch nicht wenige Kulturangebote der Städte wurden mehr oder weniger notgedrungen ins Internet verlegt. Die digitale Transformation aber beeinflusst nicht erst seit Corona-Zeiten unser Leben in allen Einzelheiten, und sie hat erhebliche Auswirkungen auf den öffentlichen Raum. Seit sich die Idee des Universalkaufhauses ins Internet verlegt hat, sind die Kaufhausketten der Innenstädte in der Dauerkrise. Die Corona-Pandemie ist dabei das Öl im Feuer der Konkursmasse. Die Digitalisierung wie auch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie strukturieren den öffentlichen Raum neu. Wie geht es weiter mit dem urbanen Leben? Mit dem Zusammenleben, dem Leben in der Innenstadt? Was macht eine Innenstadt zum Stadtzentrum? Welche Strukturen werden zukünftig ‚Öffentlichkeit‘ bestimmen? Welche Leerstellen entstehen und welche Formen von Begegnung sind zukünftig in einer durchgeimpften Stadtgesellschaft vorstellbar, mit und ohne digitale Endgeräte?
ÜBER DIE PROJEKTE, MIT DENEN WIR
Anstatt Theater in der Ortlosigkeit des Internets zu zeigen, stellen wir uns dem sich gerade vollziehenden Strukturwandel der Öffentlichkeit. Wir positionieren uns konkret in der Stadt und erklären Leipzig zur neuen Spielstätte: Pay Attention! Es geht um eine Aufmerksamkeit für den Wandel in unserem Stadtraum. Wir alle werden unsere Stadt neu entdecken müssen. Wir als Stadttheater wollen, nicht zuletzt entsprechend diesem Begriff, unsere Stadt neu entdecken. Wir wollen der Stadt begegnen — und wir wollen uns darin neu begegnen. Leipzig hat viele Häutungen durch. Von denen wollen wir erzählen. Und die jüngste, aktuelle, von der nicht ganz klar ist, wie sie verläuft, wie sie sich entwickelt, was in ihr passieren wird — der wollen wir ins Angesicht schauen. Wir wollen Orte aufsuchen, die sich verändert haben. Vor Längerem oder erst vor Kurzem. Orte des Lebens, Orte des Zusammenlebens, die es jetzt vielleicht nicht mehr sind, aber es lange waren, wollen wir wieder zu Orten der Begegnung machen, und zu Orten der Diskussion. Unsere vierte Bühne wird die Stadt.
UNSEREN STADTRAUM BESPIELEN, HALTEN WIR SIE AUF UNSERER WEBSEITE AUF DEM LAUFENDEN.
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AUß HAU
ßER AUS
„Kunst“ YASMINA REZA
„KUNST“
SCHAUSPIEL LEIPZIG IN DER KUNSTHALLE DER SPARKASSE LEIPZIG Alte Freunde sind vertraut. Da kann man sich schon mal ohne falsche Höflichkeit die Meinung sagen. „Scheiße“ war allerdings nicht die Reaktion, die Serge erwartet hatte. Ja, sein neues Gemälde ist radikal. Über Kunst lässt sich natürlich auch streiten. Aber Beleidigungen gehen doch zu weit. Vielmehr bestätigt das nur seinen Verdacht, dass Marc mit der Zeit etwas bitter geraten ist. An der Seite des dritten Freundes Yvan, der sich weigert, den Schiedsrichter im avantgardistischen Graben kampf zu geben, wird dann auf einmal in alle Richtungen geschossen, scharf und ohne Rücksicht auf Verluste. Am komplett weißen Ölgemälde entblößen sich die Risse einer langjährigen Freundschaft. Der Zeitpunkt, sie anzusprechen, ist lange vorbei. Aber der Anlass, sich an ihnen zu stören, begleitet die seltenen Treffen. Als dann die Unstimmigkeiten zutage treten, bricht aus den Freunden heraus, was sich all die Jahre angestaut hat. Ungeschönt landet alles auf dem Tisch, was an den Anderen stört. Einig sind sich alle nur darin gleichermaßen: Etwas mehr Humor, bitte schön! Yasmina Rezas Welterfolg „‚Kunst‘“ ist in einer Kooperation des Schauspiel Leipzig mit der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig in deren Ausstellungsräumen zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem Théâtre National du Luxembourg gastiert die Inszenierung zudem im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean.
ER HAT VON HERZEN GELACHT, ABER NICHT AUS DEM RICHTIGEN GRUND.
YASMINA REZA DEUTSCH VON EUGEN HELMLÉ REGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . FRANK HOFFMANN BÜHNE & KOSTÜME . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SUSANN BIELING DRAMATURGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MARLEEN ILG MIT: WENZEL BANNEYER, CHRISTOPH MÜLLER, DENIS PETKOVIĆ PREMIERE KUNSTHALLE DER SPARKASSE LEIPZIG EINE KOOPERATION MIT DER KUNSTHALLE DER SPARKASSE LEIPZIG, DEM THÉÂTRE NATIONAL DU LUXEMBOURG UND DEM MUSÉE D’ART MODERNE GRAND-DUC JEAN
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Diese Stücke sind in unserem Herzen, aber vorerst nicht auf der Bühne: Erst ohne die aktuell gültigen Corona-Beschränkungen für das Bühnengeschehen können wir diese Inszenierungen wieder zeigen.
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN Drei Götter sind auf der Suche nach guten Menschen, als Beweis für das Gelingen ihrer Schöpfung. Mit der gastfreund lichen Prostituierten Shen Te scheint dies geglückt. Durch die Schenkung eines kleinen Ladens soll sie in ihrem guten Wirken unterstützt werden. Doch die Not ist groß und die Bedingungen erfordern eine Grenze für ihre Mildtätigkeit. Die soll ihr berechnendes Alter Ego Shui Ta setzen, in den sich Shen Te bei Bedarf verwandelt. von Bertolt Brecht / Musik von Paul Dessau / Bearbeitet von Philipp Pleßmann / Neuerarbeitung einer Inszenierung des Schauspiel Köln / Regie: Moritz Sostmann, Bühne: Christian Beck, Kostüme: Theresa Mielich & Elke von Sivers, Musikalische Leitung: Philipp Pleßmann, Puppenbau: Atif Hussein & Franziska Müller-Hartmann, Dramaturgie: Marleen Ilg & Nina Rühmeier
ERIOPIS MEDEAS ÜBERLEBENDE TOCHTER ERZÄHLT ALLES Schlittenhunde, Touristen, Blockhausromantik — daraus besteht die Welt von Eriopis, die mit ihrer Mutter und den Brüdern in Lappland lebt. Bis die unvorstellbare Tat geschieht und ein Kind alleine bleibt. An die Öffentlichkeit gezerrt, soll sie vom Nichtsagbaren sprechen — doch Eriopis spielt das Spiel nicht mit … von E. L. Karhu / Deutsch von Stefan Moster / Auftragswerk des Schauspiel Leipzig / Regie: Anna-Sophie Mahler, Bühne & Kostüme: Katrin Connan, Musik: Michael Wilhelmi, Dramaturgie: Georg Mellert
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MEISTER UND MARGARITA Der Teufel ist in der Stadt: Brandstiftung, heilloses Chaos im Varietétheater, Falschmünzerei — die Behörden scheitern kläglich mit ihren rationalen Erklärungsversuchen für Spuk und Zerstörung. Unterdessen ist die sehnsuchtskranke Margarita bereit, sich dem Teufel und der Magie zu verschreiben, um ihren verschwundenen Geliebten, den Meister, und dessen poetische Wahrhaftigkeit wiederzufinden. nach dem Roman von Michail Bulgakow / Deutsch von Alexander Nitzberg / Für die Bühne bearbeitet von Claudia Bauer und Ensemble / Regie: Claudia Bauer, Bühne: Andreas Auerbach, Kostüme: Vanessa Rust, Musik: Prada Meinhoff, Dramaturgie: Matthias Döpke
SOULMACHINE – DAS SELBSTLERNENDE ROBOTAXI Wer sitzt in Zukunft am Steuer? „Soulmachine“ katapultiert uns in die Zukunft des vollautonomen Fahrens. Eine Autofahrt durch die Stadt und ein interaktives Spiel zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz: Fünf Personen nehmen in einem eigens entwickelten ‚Concept Car‘ Platz. Sie kommunizieren mit der KI und übernehmen gemeinsam die Steuerung des Fahrzeugs. Wer übernimmt die Verantwortung? Lajos Talamonti / Interrobang / Konzept & Regie: Lajos Talamonti, Dramaturgie: Lisa Großmann & Till Müller-Klug, Sound: Daniel Dorsch, Programmierung: Florian Fischer, Outside Eye: Lea Gerschwitz / Eine Produktion von Interrobang Berlin, zeitraumexit e. V., Schauspiel Leipzig, Haus der Kulturen der Welt Berlin, FFT Düsseldorf und AutofreierStadTraum e. V. Bremen
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PART PATI
TIZI TION
THEATER– PÄDAGOGIK Die Theaterpädagogik am Schauspiel Leipzig er öffnet weitere Räume, sich über den Vorstellungs besuch hinaus mit Themen, Stoffen und Arbeits weisen rund um das Theater zu beschäftigen. Wir laden Menschen jeden Alters ein, mit uns in Workshops, Gesprächen, Fortbildungen, künstle rischen Projekten und Kooperationen in einen of fenen und lebendigen Austausch zu treten. Unsere Theaterspielclubs für Menschen zwischen 13 und 99 Jahren bieten die Möglichkeit, sich als Teil einer Gruppe intensiv und performativ mit einem Thema auseinanderzusetzen. In dieser Spielzeit haben wir viele Ideen, aber keine Gewissheit. Die Projekte werden transparent für Sie auf unserer Webseite auf die aktuelle Situation angepasst und variieren in Optionen zwischen digitalen, hybriden und analogen Formaten. Alle unsere Angebote verstehen sich als inklusiv. Weiterführende Informationen zu den Angeboten der Theaterpädagogik wie auch Informationen zur Anmeldung für unseren Newsletter finden Sie in unserer theaterpädagogischen Broschüre oder auf der Webseite des Schauspiel Leipzig. Werfen Sie gern auch regelmäßig einen Blick auf unseren Blog unter www.blog-theaterpaedagogik-schauspiel-leipzig.de. Dort geben unsere FSJlerInnen einen Einblick in unsere Arbeit und berichten über Projekte und Hintergründe.
Gern stehen wir für Informationen und Anmeldungen zur Verfügung: theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de Babette Büchele 0341 / 12 68 497
babette.buechele@schauspiel-leipzig.de Amelie Gohla (Elternzeitvertretung für Anne Tippelhoffer) 0341 / 12 68 495 amelie.gohla@schauspiel-leipzig.de
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DIE CLUBS Videokonferenzen, Mails, Briefe, Telefonate, Pro ben draußen und mit kleinen Gruppen — die Zeit wird zeigen, welche Möglichkeiten des Zusam menwirkens es gibt. Wir bleiben in Kontakt! #NONAME THEATERJUGENDCLUB 13 +
Was beschäftigt dich? Welche Antworten suchst du? Was wolltest du schon immer mal sagen, vor Publikum? Wir machen uns spielerisch auf die Suche nach Themen und zeigen, wozu ihr eine oder (noch) keine Meinung habt. Mit performativem Ansatz und einer Portion Theaterzauber entwickeln wir zusammen ein Theaterstück, eine szenische Lesung oder ein performatives Hörspiel — das, was die aktuelle Situation zulässt! Wenn du Lust hast, Theater mal ein bisschen anders kennenzulernen und was Neues auszuprobieren, dann melde dich! KÜNSTLERISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . BABETTE BÜCHELE
CLUB Ü31
SORRY, EH! THEATERJUGENDCLUB 16 +
Der Theaterjugendclub „Sorry, eh!“ setzt sich aus einer Gruppe unterschiedlichster junger Menschen zusammen. Im gemeinsamen szenischen Spiel geht es um das, was uns umtreibt, und darum, sich theatral damit auseinanderzusetzen. Auf die Bretter kommt, was interessiert. Seit seiner Gründung in der Spielzeit 2013 / 14 wurden Produktionen von „Sorry, eh!“ zu verschiedenen Festivals ein geladen, darunter das Jugend Theaterfestival Schweiz, das Bundestreffen Jugendclubs an Theatern sowie zweimal das Theatertreffen der Jugend in Berlin. KÜNSTLERISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . YVES HINRICHS
THEATERSPIELCLUB FÜR ERWACHSENE 31 +
Der Club ü31 besteht aus theaterbegeisterten Leipzigerinnen und Leipzigern und setzt sich in seinem neunten Jahr ein weiteres Mal aus erfahrenen Mitgliedern und interessierten Neuankömmlingen zusammen. Menschen unterschiedlicher Herkunft treffen hier aufeinander, um sich mit der Welt und dem eigenen Leben auf einer Bühne auseinanderzusetzen. Unser Theaterspielclub steht allen Erwachsenen offen, die DER SENIORINNENSPIELCLUB Lust haben, selbst in einer Inszenierung mitzuwirken. In Kooperation mit der Volkssolidarität Leipzig Dieser Spielclub richtet sich an alle LeipzigerInnen, die im KÜNSTLERISCHE LEITUNG . . . . . . . . . . . . . BRIAN VÖLKNER Ruhestand noch lange keine Ruhe wollen! Ob Improvisation, Bewegung oder Gesang: Wir testen neue Theaterformen und inszenieren Altbekanntes, stürzen uns in Experimente und haben vor allem Spaß am Spiel. Gemeinsam entwickeln wir ein Konzept, suchen Themen, die beschäftigen, und stricken daraus ein Theaterstück. Seit 2014 existiert die Gruppe theaterbegeisterter und spielfreudiger Menschen, immer mit neuen Ideen und viel Energie für die wöchentliche Probe. Wir laden Sie herzlich ein, Teil der Spielfreudigen zu werden.
DIE SPIELFREUDIGEN
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
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. . . . . . . . . . . . AMELIE
GOHLA
CLUBFUSION MEHR IHR, MEHR WIR, MEHR FESTIVAL Auf ein Neues! Gemeinsam mit dem Theater der Jungen Welt und der Jungen Oper Leipzig gestaltet das Schauspiel Leipzig im Sommer 2022 zum zweiten Mal das große gemeinsame Clubfestival. In den unterschiedlichen Theaterclubs begegnen sich LeipzigerInnen zwischen 6 und 90 Jahren und entwickeln unter Anleitung von professionellen SpielleiterInnen eigene Produktionen. Dabei unterscheiden sie sich in den Arbeitsweisen, gewählten Themen, Spielformen und -formaten. Das Festival stärkt die Sichtbarkeit und verdeutlicht die Vielfalt der Leipziger Szene für BürgerInnen-Theater. Mit der Kooperation setzen die Einrichtungen ein gemeinsames Zeichen für eine weitere Öffnung der Leipziger Theaterhäuser zur Stadtgesellschaft.
PROJEKTE & KOOPERATIONEN
Leider können wir nicht in die Zukunft sehen. Würden wir aber gern! Ihr auch? Gerade in unserer Zeit wäre das doch echt praktisch! Dann wüssten wir, was in dieser Saison im Theater wieder möglich sein wird, und würden euch hier unsere nächsten Projekte präsentieren. Doch ihr dürft euch sicher sein, wir haben verschiedene Ideen und Formate im Kopf: Neben der Präsentation der Inszenierungen sollen im Rahmen digital, hybrid, analog. Sobald es wieder möglich ist zu planen, des Festivals die Begegnung und das Miteinander der Club- findet ihr sie auf unserer Webseite — vielleicht sehen wir uns teilnehmerInnen im Zentrum stehen sowie eine künstlerische dann beim HellseherInnen-Workshop?! Auseinandersetzung mit den verschiedenen Arbeitsweisen. Darüber hinaus soll das Festival mit einem Programm aus Bekannte Formate wie die KINDERBETREUUNG 3+ in Kooperation Fortbildungsworkshops und Feedbackformaten auch als Platt- mit WIESENKNOPF® werden bei einsetzendem Spielbetrieb form für (Fach-)Austausch und Netzwerk für SpielleiterInnen und unter gegebenen Voraussetzungen wieder aufgenommen. und Fachpublikum genutzt und etabliert werden. Auch im Zusammenhang mit unserem beliebten Familienstück, diese Spielzeit „Arabella oder Die Märchenbraut“, planen wir ein kurzes spielerisches Programm für Familien, das hoffentlich in den Wintermonaten stattfinden kann. Projekt Vagheit Tarot, Glaskugel, Kaffeesatz, Börse: Passend zur bestimmenden Situation der letzten Monate wollen wir uns mit der Faszination des Hellsehens und Wahrsagens beschäftigen. Wo hört das Spekulieren auf und wann fängt die Manipulation an? Warum weiß mein Horoskop, wie ich mich heute gefühlt habe? Wir spannen einen szenischen Bogen von antiken Trends wie dem Orakel von Delphi zu den HellseherInnen des Hier und Jetzt. Melde dich an und sei dabei, die Sterne stehen gut! Ausgewählte Termine von Februar bis Mai Information und Anmeldung: theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de AUF UNSEREM THEATERPÄDAGOGIKBLOG BERICHTEN WIR ÜBER WORKSHOPS
SCENEN::NOTIZ In Kooperation mit der Jugendpresse Sachsen e. V.
IM DIGITALEN RAUM, FERIENPROJEKTE ODER SPIELCLUB-PROBEN. AUCH FINDEN SICH DORT STÜCKREZENSIONEN DER SCENEN::NOTIZ UND KREATIVE MITMACH-AKTIONEN.
Du interessierst dich für Theater, schreibst gern und willst deinem Talent Ausdruck verleihen? Dann melde dich als junge/r KritikerIn bei uns an: Du kannst ausgewählte Vorstellungen des Schauspiel Leipzig sehen, stehst im Austausch mit den anderen Scenen::notizlerInnen, erhältst Feedback und Tipps beim Verfassen deiner Theaterkritiken und bekommst die Möglichkeit, deine Texte auf unserem Blog zu veröffentlichen! Information und Anmeldung: theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de
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ANGEBOT FÜR SCHULEN Alle Angebote verstehen sich als hybride Formate und können zwischen digitalen und analogen Methoden wechseln und der aktuellen Situation angepasst werden. Sobald es die Gegebenheiten wieder zulassen, freuen wir uns, auch PREMIERENKLASSEN und das PROBEGUCKEN FÜR PÄDAGOGINNEN UND SCHULKLASSEN wieder anzubieten. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte unserer Webseite oder dem Newsletter.
VOR- UND NACHBEREITUNGEN UNSERER INSZENIERUNGEN
Ob Schulklasse, Studiengruppe oder Theaterkurs — alle unsere Angebote sind in Verbindung mit einem Vorstellungs besuch kostenfrei buchbar. Unser Angebot besteht aus den Formaten C — Streaming-Angebote und partizipative digitale Vermittlung, S — VOR- UND NACHGESPRÄCH, M — SZENISpielplanvorstellung für PädagogInnen SCHER WORKSHOP und L — PROJEKT. Ausführliche Infor Zu Beginn der neuen Saison laden wir Sie zu einer ausführ- mationen zu diesen Formaten finden Sie in unserer theater lichen Vorstellung unserer Spielzeit ein. Wir informieren Sie pädagogischen Broschüre. über Premieren, das theaterpädagogische Begleitprogramm SCHUL-ABO und mögliche Anbindungen unserer Produktionen an den Schulunterricht. Nähere Informationen und Datum erhalten Sie in unserem Newsletter. Wir bitten Sie, sich bei uns dafür Nutzen Sie die besonders attraktiven Preise unserer SchulAbos! Von diesen ausgenommen sind Premieren, Gastspiele anzumelden! und Sonderveranstaltungen. Im Sommertheater gilt ein be Fortbildungs-Workshops grenztes Kontingent von Tickets für SchülerInnen pro VorUnsere eintägigen Fortbildungs-Workshops für Lehrende und stellung. SpielleiterInnen ermöglichen eine Auseinandersetzung mit Methoden und künstlerischen Herangehensweisen im Span- Kleines Schul-Abo nungsfeld von Theater und Schule. Wie lassen sich theatrale Gültig für eine Klasse/einen Kurs. Zwei Vorstellungen pro Elemente in den Unterricht integrieren und welche aktuellen Schuljahr inklusive Theaterführung, Einführungen und NachAnsätze eignen sich für die Theater(proben)arbeit mit Kindern gesprächen zu den Vorstellungen. Freie Terminwahl. Freikarten für benachteiligte SchülerInnen auf Antrag. und Jugendlichen? FORTBILDUNG 1:
PREIS PRO SCHÜLER/IN
12,–
JEDE WEITERE VORSTELLUNG 6,– Input Romanadaption: „Die Rättin“ in einer Inszenierung von Claudia Bauer Großes Schul-Abo In dieser partizipativen Nachbereitung gehen wir auf drama- Gültig für eine Klasse/einen Kurs. Drei Vorstellungen pro turgische Herangehensweisen und Besonderheiten der Insze- Schuljahr inklusive Theaterführung, Einführungen und Nachnierung „Die Rättin“ von Günter Grass ein und untersuchen gesprächen zu den Vorstellungen. Freie Terminwahl. Freidie mögliche Übertragbarkeit ästhetischer Mittel für Ihre ei- karten für benachteiligte SchülerInnen auf Antrag. gene Theaterarbeit im Kontext Schule. PREIS PRO SCHÜLER/IN 16,50 Die Fortbildung ist als Online-Seminar, der Auffüh- JEDE WEITERE VORSTELLUNG 5,50 rungsbesuch vor Ort geplant, beides unterliegt jedoch den dann geltenden Bestimmungen. Schul-Abo Spezial (Kooperationsschulen) Gültig für eine ganze Schule. Alle SchülerInnen ab Klasse 2. 11. 21 9 30 — 15 00 8 haben die Möglichkeit, pro Schuljahr zwei Vorstellungen Die Veranstaltung läuft als Fortbildung des Landesamtes anzuschauen. Laufzeit 3 Jahre. Außerdem: Theaterführung, für Schule und Bildung. Information und Anmeldung: Einführungen und Nachgespräche zu den Vorstellungen poststelle@lasub.smk-sachsen.de-mail.de inklusive. Freie Terminwahl. Freikarten für benachteiligte SchülerInnen auf Antrag. Bevorzugte Teilnahme an ProjekFORTBILDUNG 2: ten wie Premierenklassen oder Probenbesuchen. Darüber hiInhalte sind überall — Ortsspezifisches Theater naus möglich: Spielplanvorstellung in der Schule, Fortbildungen, Unterstützung im künstlerischen Profil, professionelle In diesem Workshop befassen wir uns mit der Theaterform Begleitung von schulischen Theaterprojekten etc. Forschungstheater und begeben uns auf die Suche nach sze- nischem Material im Alltag. Ziel ist es, eine Methodik vorzu PREIS PRO SCHÜLER/IN 11,— stellen, die eine Alternative zu einer textzentrierten Heran- JEDE WEITERE VORSTELLUNG 5,50 gehensweise bietet. Gefundene Orte und Elemente werden untersucht, Zusammenhänge recherchiert und in künstle rische Präsentationsformate transformiert. 12. 4. 22 10 00 — 16 00
Information und Anmeldung: theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de
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SCHAUSPIEL– STUDIO Das Schauspiel Leipzig hat wieder ein Studio! Auch die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ wurde von der Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt, und so musste in der vergangenen Spielzeit eine besondere Kooperation und Ausbildungsform pausieren, die den Studierenden am Schauspielinstitut „Hans Otto“ seit 1965 angeboten wird: Nach dem zweijährigen Grundstudium werden die Schauspielstudierenden im Studio am Schauspiel Leipzig weiter ausgebildet. Im September 2021 kommen nun aber neun Studierende als neues Studio für zwei Spielzeiten an das Haus. Sie spielen in Produktionen innerhalb des Repertoires, erhalten Unterricht von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen des Ensembles und zeigen die Ergebnisse in öffentlichen Vorspielen sowie in einer eigenen Produktion in der Diskothek, der Studioinszenierung.
Bis zu ihrem Master-Abschluss als Schauspielerinnen und Schauspieler gestaltet sich die zweite Hälfte ihrer Ausbildung somit überaus praxisnah. Geleitet wird das Studio Leipzig von Schauspielerin Annett Sawallisch und Dramaturg Matthias Döpke. Unter dem Titel „Studio“ präsentieren sich die Studierenden regelmäßig in der Diskothek mit ihren Szenen- und Monologstudien, selbst erarbeiteten Studioabenden oder mit kleinen szenischen Arbeiten und musikalischen Projekten. Höhepunkt des ersten Ausbildungsjahres im Studio Leipzig ist die Premiere der Studioinszenierung, geplant für März 2022. Unter Anleitung renommierter Schauspielerinnen oder Schauspieler, die auch im Regiefach tätig sind, entwickeln die Studierenden diese Produktion, die beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender gezeigt werden kann. In den letzten Jahren führten Bruno Cathomas, Anita Vulesica und Miguel Abrantes Ostrowski Regie, in dieser Spielzeit findet die Studioinszenierung in der Regie von Jonas Fürstenau statt, ehemals selbst Schauspielstudent der HMT Leipzig.
Die Mitglieder des Studio Leipzig sind:
PHILIPP ADRIAN DJOKIC MATTHIS HEINRICH LEONARD MESCHTER ELLEN NEUSER RONJA OEHLER RONJA RATH LAURA STORZ PAULA VOGEL LEONARD WILHELM 94
KOOPERATI– ONEN Das Schauspiel Leipzig freut sich über fortgesetzte Kooperationen mit zahlreichen kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Institutionen und Einrichtungen in der Stadt Leipzig:
GEWANDHAUS ZU LEIPZIG OPER LEIPZIG THEATER DER JUNGEN WELT SCHAUBÜHNE LINDENFELS LOFFT — DAS THEATER MORITZBASTEI EURO-SCENE LEIPZIG KUNSTHALLE DER SPARKASSE LEIPZIG
INSTITUT FÜR ANGEWANDTE LINGUISTIK UND TRANSLATOLOGIE DER UNIVERSITÄT LEIPZIG HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER „FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY“ LEIPZIG GALERIE EIGEN + ART LEIPZIG
CENTRE OF COMPETENCE FOR THEATRE DER UNIVERSITÄT LEIPZIG DAS DIAKONISCHE WERK LEIPZIG VOLKSSOLIDARITÄT LEIPZIG JUGENDPRESSE SACHSEN LACHMESSE
WIR FREUEN UNS AUF WEITERE KOOPERATIONEN IN DER SPIELZEIT 2021 / 22
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JAZZCLUB LEIPZIG
VORHANG AUF! FÜR SPONSOREN Das Schauspiel Leipzig bietet vielfältige und individuell angepasste Möglichkeiten des Sponsorings. Von den klassischen Sponsoringpaketen bis hin zu projektbezogenem oder Sachleistungssponsoring ist vieles möglich. Wenn Sie sich für das klassische Format entscheiden, können Sie zwischen unseren Sponsoringkategorien „Große Bühne“, „Diskothek“, „Residenz“ und „Rangfoyer“ wählen.
Gern finden wir mit Ihnen auch ganz individuelle Lösungen, die explizit den Bedürfnissen Ihres Unternehmens entsprechen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir sind gespannt auf Ihre kreativen Vorschläge. Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an: Daniel Herrmann 0341 / 12 68 480 daniel.herrmann@schauspiel-leipzig.de
UNSERE SPONSOREN FÜR DIE SPIELZEIT 2021 / 22 SIND:
„GROẞE BÜHNE“
„RANGFOYER“
„RESIDENZ“
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HALTUNGEN Gemeinsam. Stark für die Kultur.
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INKLUSION AUDIO DESKRIPTION Das Schauspiel Leipzig versteht sich als Stadttheater, das offen für ein diverses Publikum ist. Zu diesem Selbstverständnis gehört im Sinne der sozialen Inklusion das Projekt Audiodeskription, das am Haus seit 2013 betrieben wird. Audiodeskription (AD) kann mit „Hörbeschreibung“ übersetzt werden und ermöglicht blinden und sehbeeinträchtigten Menschen bessere Teilhabe. Am Schauspiel Leipzig findet bei laufendem Spielbetrieb jeden Monat mindestens eine Vorstellung mit Live-Audio deskription statt. Mittlerweile wird dieses kostenfreie An gebot im Durchschnitt von ca. 10 Personen pro Vorstellung genutzt. Ein erfahrenes Team aus nichtsehenden und sehenden AutorInnen erstellt in jeder Spielzeit Audioskripte für 3–4 neue Inszenierungen, darunter seit 2015 auch für das jeweilige Familienstück zur Weihnachtszeit. Das Schauspiel Leipzig nimmt mit diesem regelmäßigen und kontinuierlich erweiterten Angebot eine Vorreiterrolle in der deutschsprachigen Theaterlandschaft ein und wurde hierfür 2018 mit dem Inklusionspreis Mosaik aus Mitteldeutschland und mit dem Ehrenpreis des Blinden- und Sehbehindertenverbands Sach- Die barrierefreien Zugänge ins Schauspielhaus wurden um ein blindengerechtes taktiles Leitsystem mit einem ins Haus fühsen ausgezeichnet. renden Aufmerksamkeitsstreifen, Handläufen sowie Relief Jede Vorstellung mit Audiodeskription hat einen speziellen tafeln für Erdgeschoss und Parkettgeschoss erweitert. FührVorlauf, der in der Regel eine taktile Bühnenführung, eine blin- hunde sind willkommen und dürfen je nach Wunsch entweder dengerechte Stückeinführung und das Ertasten von Requisi- zu einem vorderen Randplatz in den Saal mitkommen oder ten und Kostümen beinhaltet. Nach Ausgabe der Empfangs werden während der Vorstellung durch unser Abenddienstgeräte und Kopfhörer kann vor Beginn der Vorstellung zudem personal im Foyer betreut. eine kompakte vorproduzierte Einführung mit erneuter Beschreibung des Bühnenbildes und der Kostüme angehört wer- Diese Stücke werden in der Spielzeit 2021 / 22 voraussichtlich den, in der auch die jeweilige Besetzung durch kurze Einspie- mit Live-Audiodeskription angeboten: lungen der Stimmen vorgestellt wird. Während der Aufführung beschreiben professionelle Sprecherinnen und Sprecher die ARABELLA ODER DIE MÄRCHENBRAUT DER BESUCH DER ALTEN DAME visuellen Vorgänge anhand des Audioskripts live aus einer DER GOTT DES GEMETZELS für diesen Zweck im Saal eingerichteten schalldichten Kabine DIE RÄTTIN heraus.
LA BOHÈME. TRÄUME // LEIPZIG
LAZARUS MEDEA
MEIN FREUND HARVEY
THE SHAPE OF TROUBLE TO COME EXKLUSIV KÖNNEN SIE HIER DEN BEGINN UNSERES FAMILIENSTÜCKS „ARABELLA ODER DIE MÄRCHENBRAUT“ MIT AUDIODESKRIPTION HÖREN.
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ÜBERTITEL Für Gäste der Stadt und Publikum mit internationalem Hintergrund bietet das Schauspiel Leipzig regelmäßig Vorstellungen mit englischen Übertiteln an. Darüber hinaus erfahren Sie in englischsprachigen Stückeinführungen Wissenswertes über die Stücke und Inszenierungen. Zu folgenden Produktionen werden zu ausgewählten Terminen Übertitel angeboten:
DER BESUCH DER ALTEN DAME
DAS SCHLOSS
LA BOHÈME. TRÄUME // LEIPZIG
UNDINE
Die Spieltermine finden Sie auf unserer Webseite und in den gedruckten Monatsspielplänen.
VORSTELLUNG MIT GEBÄRDEN SPRACHDOLMETSCHENDEN Wenn die hierfür nötige Planungssicherheit wieder besteht, wird auch das Angebot für gehörlose Menschen fortgesetzt. Eine Vorstellung einer Inszenierung des aktuellen Repertoires wird dann durch zwei Dolmetschende auf der Bühne live in Deutsche Gebärdensprache übertragen. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
buch-patenschaft.de
Komm zum Punkt! Komm zum Punkt! Ohne Zugang zu Literatur gibt’s für seh- und lesebehinderte Menschen wenig Bewegendes zu lesen. Hilf das zu ändern! Werde Buchpate und unterstütze die Freunde des barrierefreien Lesens e.V.
a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z ! abcdefghijklmnopq rstuvwxyz!
DAS HAUS Theaterleitung Enrico Lübbe (Intendant & 1. Betriebsleiter) Daniel Herrmann (Verwaltungsdirektor & 2. Betriebsleiter) Torsten Buß (Chefdramaturg & Stellvertreter des Intendanten) Hugo Gretler (Ausstattungsleiter) Konstantin Müller (Technischer Direktor) Vera Högemann (Künstlerische Betriebsdirektorin / Leiterin KBB) Esther Ningelgen (Leiterin Öffentlichkeitsarbeit & Pressesprecherin) Intendanz Enrico Lübbe (Intendant) Tatjana Komár-Schöbe (Referentin des Intendanten) Dramaturgie Torsten Buß (Chefdramaturg) Matthias Döpke (Dramaturg) Benjamin Große (Dramaturg) Marleen Ilg (Dramaturgin) Georg Mellert (Dramaturg) Franziska Kaufmann (Mitarbeiterin Dramaturgie) Residenz Thomas Frank (Künstlerischer Leiter Residenz) Melanie Albrecht (Produktionsleiterin Residenz) Theaterpädagogik Babette Büchele (Theaterpädagogin) Anne Tippelhoffer (Theaterpädagogin) Amelie Gohla (Theaterpädagogin, Elternzeitvertretung) Yves Hinrichs (Leiter Theaterjugendclub „Sorry, eh!“) Künstlerisches Betriebsbüro Vera Högemann (Künstlerische Betriebsdirektorin) Steffi Seidel-Waschina (Mitarbeiterin) Romy Avemarg (Mitarbeiterin, Elternzeitvertretung) Heiko Wunderlich (Mitarbeiter) Presse- & Öffentlichkeitsarbeit Esther Ningelgen (Leiterin & Pressesprecherin) Marie Kemmner (Referentin) Rosi Steinbrück (Referentin) Theresa Schmidtke (Online-Kommunikation) Christiane Schletter (Leiterin Satzbüro) Rolf Arnold (Fotograf) Anke Neumann (Gebrauchswerberin) Besucherservice & Abenddienst Heidrun Nodurft (Leiterin Besucherservice) Elke Ahlemann (stellv. Leiterin Besucherservice) Dagmar Klemm (Ansprechpartnerin für Schulen) Anett Petersen Carola Seilheimer Stephanie Werner Elisa Schumann (Leiterin Abenddienst)
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Regie Claudia Bauer (Hausregisseurin) Anna-Sophie Mahler (Hausregisseurin) Philipp Preuss (Hausregisseur) Stephan Beer Markus Bothe Thirza Bruncken Nuran David Calis Marco Damghani Jonas Fürstenau Yves Hinrichs Frank Hoffmann Elsa-Sophie Jach Thomas Köck Tilo Krügel Enrico Lübbe Katrin Plötner Pia Richter Tom Schneider Kristina Seebruch Moritz Sostmann Lajos Talamonti Hubert Wild Artists in Residence doublelucky productions Marta Keil & Grzegorz Reske Daniel Kötter / Sarah Israel / Elisa Limberg Ivana Müller Erna Ómarsdóttir & Halla Ólafsdóttir Doris Uhlich Chorleitung Philip Frischkorn Franziska Kuba Choreographie Salome Schneebeli Sibylle Uttikal Musikalische Leitung Jürg Kienberger (Winterreise / Winterreise) Stephan König (Lazarus) Andreas Spechtl (Vendetta Vendetta) Arno Waschk (La Bohème) Michael Wilhelmi (Undine) Musik Peer Baierlein Jan-S. Beyer Vivan Bhatti Moritz Bossmann Geza Cotard Christian Döpping Johannes Fleischer Kornelius Heidebrecht Constantin John
Prada Meinhoff Philipp Pleßmann Rafal Stachowiak / Stachy Markus Steinkellner Sandro Tajouri Hubert Wild Michael Wilhelmi Jörg Wockenfuß Albrecht Ziepert Bühne, Kostüme & Video Ramallah Aubrecht Andreas Auerbach Christian Beck Susann Bieling Sabine Blickenstorfer Kristina Böcher Anna Brandstätter Georg Burger Katrin Connan Bianca Deigner Christoph Ernst Kathrin Frosch Michael Graessner Hugo Gretler Camilla Hägebarth Marianne Heide Marleen Hinniger Yves Hinrichs Johanna Hlawica Eva Karobath Konny Keller Lisa Kruse Agathe MacQueen Kathi Maurer Dagmar Elizabeth Mecca Theresa Mielich Martin Miotk Fabienne Müller Heta Multanen Susanne Münzner Julia Nussbaumer Etienne Pluss Bettina Pommer Vanessa Rust Irina Schicketanz Matthias Singer Elke von Sivers Johanna Stenzel Teresa Vergho Schauspielensemble Wenzel Banneyer Julia Berke Paulina Bittner Thomas Braungardt Anne Cathrin Buhtz Denis Grafe Yves Hinrichs Sonja Isemer Patrick Isermeyer Eidin Jalali Roman Kanonik
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Daniela Keckeis Amal Keller Andreas Keller Tilo Krügel Dirk Lange Markus Lerch Christoph Müller Michael Pempelforth Denis Petkovic Julia Preuß Annett Sawallisch Teresa Schergaut Bettina Schmidt Katharina Schmidt Gäste Meriam Abbas Bernd Michael Baier Johannes Benecke (Puppenspiel) Claudia Burckhardt Christine Fischer Julius Forster Alina-Katharin Heipe Ellen Hellwig Franziska Hiller Sandra Hüller Anna Keil Jürg Kienberger Heiner Kock Christopher Nell Hartmut Neuber Christin Nichols Philipp Pleßmann (Puppenspiel) Paul Pötsch Felix Axel Preißler Miloslav Prusak Jule Roßberg Magda Lena Schlott (Puppenspiel) Friedrich Steinlein Enis Turan Brian Völkner Elzemarieke de Vos Hubert Wild Yuka Yanagihara Julia Zabolitzki Schauspiel-Studio des Schauspielinstituts „Hans Otto“ der HMT Leipzig Matthias Döpke (Studioleitung) Annett Sawallisch (Studioleitung) Philipp Adrian Djokic Matthis Heinrich Leonard Meschter Ellen Neuser Ronja Oehler Ronja Rath Laura Storz Paula Vogel Leonard Wilhelm
Künstlerischer & technischer Betrieb Regieassistenz Julia Franzen Mona Li (Gast) Albrecht Schroeder N. N. Ausstattungsassistenz Lena Bohnet Ragna Hemmersbach Luise Schneider-Strehl Helene Subklew N. N. Inspizienz Thomas Urbaneck (Chefinspizient) Jens Glanze Ulrich Hänsch Ute Neas Soufflage Sylvia Rebbelmund Christiane Wittig N. N. Gesine Creutzburg (Gast) Maren Messerschmidt (Gast) Brigitte Ostruznjak (Gast) Technische Leitung Konstantin Müller (Technischer Direktor) Bianca Hessel (Assistentin des Technischen Direktors) Bühnen- & Veranstaltungstechnik Mike Bäder (Bühneninspektor) Julius Besen (Bühnenmeister) Patrick Ernst (Bühnenmeister) Jule Fahrenkrog-Petersen (Bühnenmeisterin Residenz und Gastspiele) Thomas Kalz (Technischer Leiter Diskothek) Konrad Ruda (Bühnenmeister Diskothek) Danny Dietze (Vorarbeiter Obermaschinerie) Thorsten Kandziora (Vorarbeiter Obermaschinerie) Sven Krötzsch (Vorarbeiter Obermaschinerie) Eckhard Fellbrich (Vorarbeiter) Olaf Hedler (Vorarbeiter) Roland Keup (Vorarbeiter) Dirk Rademacher (Vorarbeiter) Roland Barth Wolfram Berndt Sebastian Elster Mattheo Fehse Kevin Goldmann André Hessel Uwe Kiesl Ronny Kinner Thomas Klapproth
Martin Kleine Tobias Krause Isaak Künzel Jeff Leuschel Tilo Münster Oliver Nell André Nerlich Christian Pfeifer Frank-Uwe Pietsch Julian von Reeken Torsten Rothe Clemens Schlegel Mike Schneider Ingo Tausch Benjamin van Teijlingen Gunnar Thiel Thomas Voigt Shuray Wache René Wandelt Daniel Wingenfeld Beleuchtung Carsten Rüger (Leiter der Abteilung Beleuchtung) Jörn Langkabel (stellv. Leiter der Abteilung Beleuchtung) Veit-Rüdiger Griess (Beleuchtungsmeister) Ralf Riechert (Beleuchtungsmeister) Daniel Starke (Oberbeleuchter) Steffen Rothe (Vorarbeiter) André Dirla Jens Erdmann Chris Gaidzik Rüdiger Heyne Sebastian Köhler Richard Kühne Beate Münster Max Neumann Sven Scheffler Lena Sarina Seckendorf Thilo Stolle Ton- & Videotechnik Daniel Graumüller (Leiter der Abteilung Ton- und Videotechnik) Anko Ahlert Gabriel Arnold Ralf Ludwig Alexander Nemitz Fabian Polinski Kai Schadeberg Udo Schulze Doreen Schuster Nico Teichmann Heribert Weitz Auszubildende zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik Matteo Apitz Dominik Kaiser Lisa Kruber Arjun Aron Prautsch Lukas Zeidler
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Ankleidung Evelyn Ansorge (Leiterin der Abteilung Ankleidung) Barbara Gundlach Simone Heinzel Ulrike Jaßlauk Weerasak Karnchuang Almuth Mikutta Natalie Burgmann (Elternzeitvertretung) Swetlana Rheia Agata-Maria Trofimiak Maske Kerstin Wirrmann-Göhler (Chefmaskenbildnerin) Norbert Ballhaus Anja Engert Kathrin Heine Donka Holeček Cordula Kreuter Julia Markow Ute Markow Astrid Storch Katja Wendel-Naumann Barbara Zepnick Requisite Sven-Sebastian Hubel (Chefrequisiteur) Steffen Schädel-Mechsner Jörg Schirmer André Sproete Thomas Weinhold Verwaltung Daniel Herrmann (Verwaltungsdirektor) Grit Meier (Leiterin Rechnungswesen) Ilka Gapp (Leiterin Personalwesen) Sylvia Wenzel (Sachbearbeiterin Honorar- und Gästeabrechnung, Verlags- und Vertragswesen) Mario Höhne (Controller) Dagmar Koch (Sachbearbeiterin Buchhaltung) Peggy Scherf (Sachbearbeiterin Buchhaltung) Denise Ziegler (Sachbearbeiterin Verwaltung) Gebäudemanagement Mirko Holze (Leiter bauliche Anlagen / Hausverwaltung) Bernhard Jahnke (Kraftfahrer) Karsten Naumann (Betriebshandwerker) Rainer Stemmler (Betriebshandwerker) Remo Uta (Hausmeister) Jens Eichler (Leiter haustechnische Anlagen) Steffen Lindemann (Leiter Abt. Klimatechnik) André Lautner (Klimatechniker)
Lesestoff für Zeitgenoss*innen Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen akademischer und gesellschaftlicher Öffentlichkeit versorgt der Mittelweg 36 seine Leser*innen mit instruktiven Beiträgen zu den geschichts- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen der Gegenwart.
Einzelheft Print 12 € | E-Journal 7,99 € Miniabo (3 Ausg.) Print 25 € | E-Journal 18 € Jahresabo (6 Ausg.) Print 56 € | E-Journal 40 €
Archiv, Abstracts & Leseproben unter:
Photo by Velizar Ivanov on Unsplash
www.mittelweg36.de
Mittelweg 36
Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung
31. EUROPÄISCHES TANZ- UND THEATERFESTIVAL 2.–7. NOVEMBER 2021
/ festivaleuroscene
www.euro-scene.de
PREISE
GROẞE BÜHNE PREISKATEGORIE
A
PREMIERE REPERTOIRE
PREMIERE REPERTOIRE
PREMIERE REPERTOIRE
PREMIERE REPERTOIRE
PLATZGRUPPE
I
I
II
II
III
III
IV
IV
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
45,– 32,– 19,–
42,– 29,– 16,–
37,– 27,– 19,–
34,– 24,– 16,–
30,– 22,– 19,–
27,– 19,– 16,–
21,– 21,– 19,–
18,– 18,– 16,–
B
PLATZGRUPPE
I
I
II
II
III
III
IV
IV
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
34,– 25,– 15,–
31,– 22,– 12,–
30,– 22,– 15,–
27,– 19,– 12,–
24,– 19,– 15,–
21,– 16,– 12,–
17,– 17,– 15,–
14,– 14,– 12,–
C
PLATZGRUPPE
I
I
II
II
III
III
IV
IV
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
31,– 22,– 12,–
28,– 19,– 9,–
27,– 19,– 12,–
24,– 16,– 9,–
21,– 16,– 12,–
18,– 13,– 9,–
14,– 14,– 12,–
11,– 11,– 9,–
D
PLATZGRUPPE
I
I
II
II
III
III
IV
IV
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten Kinder bis 14 J.
26,– 20,– 12,– 11,–
23,– 17,– 9,– 8,–
22,– 17,– 12,– 11,–
19,– 14,– 9,– 8,–
17,– 13,50 12,– 11,–
14,– 10,50 9,– 8,–
12,– 12,– 12,– 11,–
9,– 9,– 9,– 8,–
Einen Saalplan finden Sie auf Seite 106
104
HINTERBÜHNE PREMIERE REPERTOIRE
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
21,– 16,– 11,–
19,– 14,– 9,–
Platzwahl frei
DISKOTHEK PREMIERE REPERTOIRE
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
17,– 12,50 11,–
15,– 10,50 9,–
Platzwahl frei
RESIDENZ Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
17,– 12,50 9,– Platzwahl frei
AUẞER HAUS PREMIERE REPERTOIRE
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
24,– 16,– 11,–
22,– 15,– 9,–
Platzwahl frei
THEATERSPIELCLUBS Sorry, eh! / #noname / Club ü31 / Die Spielfreudigen
Vollzahler ermäßigte Karten Schüler/Studenten
9,– 5,– 5,– Platzwahl frei
Kostenfreie Fahrt mit dem ÖPNV Sie haben die Möglichkeit, mit unseren Theaterkarten alle Verkehrsmittel des MDV in der Zone 110 und einer angrenzenden Zone (151, 156, 162, 164, 168) drei Stunden vor und drei Stunden nach der Vorstellung zu nutzen. Bitte beachten Sie beim Onlinekauf die gesonderten Hinweise zur Fahrtberechtigung. Ermäßigungen Ermäßigungen Ermäßigungsberechtigt sind Kinder bis 14 Jahre, Auszubildende, Schüler und Studenten, Rollstuhlfahrer, Schwerbehinderte und Bundesfreiwilligendienstleistende. ALG-II-Empfänger erhalten an der Abendkasse Karten zum Preis von 3,–. Inhaber eines gültigen Leipzig-Passes erhalten 50 % Ermäßigung (Mindesteintrittspreis von 5,–). Ermäßigungen werden nach Verfügbarkeit sowie nach Vorlage des entsprechenden Ausweises gewährt. Pro Veranstaltung kann nur jeweils eine Ermäßigung in Anspruch genommen werden. Für Vorstellungen auf der Großen Bühne gelten Ermäßigungen ausschließlich für Kartenpreise in den Platzgruppen I – III. Bei Konzerten, Gastspielen, Sonderveranstaltungen und Veranstaltungen mit stark eingeschränkter Platzkapazität sowie bei Veranstaltungen mit einem regulären Eintrittspreis von weniger als 9,– ist der Entfall von Ermäßigungen möglich. Gruppentarife Ab 10 Personen gilt für Schüler und Studenten ein Gruppentarif ab 8,– pro Person. Schüler und Studenten erhalten auch Vergünstigungen im Rahmen des Großen und des Kleinen Schul-Abos (siehe Seite 93) bzw. des Studierenden-Abos 6 TIX (siehe Seite 107).
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BÜHNE
SA A L PL AN K AN N AU F G RU N D A K TU E LLE R HYGI E NEB E STI MMU NGEN A BW E I CH E N
PARKETT
20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
1
1
23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3
2
1 2 1
2
3
24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
1
4
25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
5
26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
6
27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
7
28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
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29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
9
30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
3 1
4 1
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6 1 1
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23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5
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18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
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L L L
1 2 3 4 5 6
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31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2
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Platzgruppe I
Platzgruppe II
Platzgruppe III
Platzgruppe IV
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1
R = Rollstuhlstellplatz
7 8
L = Loge
Bei einzelnen Inszenierungen abweichender Saalplan möglich.
ABONNEMENTS KOMBI - ABO MIT DER OPER*
PREMIEREN -ABO Erleben Sie FÜNF GROẞE-BÜHNE-PREMIEREN der Spielzeit 2021 / 22 IM SCHAUSPIELHAUS und — erhalten Sie bis zu 30 % PREISVORTEIL — besuchen Sie unser SILVESTERPROGRAMM mit einer ERMÄẞIGUNG VON 10 %
— erhalten Sie KOSTENFREIE FAHRT ins Theater und wieder nach Hause innerhalb des ausgewiesenen MDV-Bereichs — erfahren Sie mehr: Sie erhalten das PROGRAMMHEFT zur Vorstellung kostenfrei — bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand: Sie erhalten regelmäßig und kostenfrei den MONATSSPIELPLAN und das SPIELZEITHEFT — Aufgrund der Pandemiesituation, die während der Erstellung des Spielzeitheftes herrscht, und der damit einhergehenden unsicheren Planbarkeit veröffentlichen wir auch an dieser Stelle noch keine Premierentermine. Wir werden Sie darüber aber gesondert informieren.
Wahl-Abo 2 × Oper und/oder Leipziger Ballett, 2 × Musikalische Komödie und 2 × Schauspiel Leipzig. Erhältlich in allen beteiligten Häusern. Freie Wahl bei Repertoire-Vorstellungen auf der Großen Bühne im Schauspielhaus. Bei Vorstellungen mit erhöhten Preisen kann eine Zuzahlung verlangt werden. Ausgenommen sind Premieren, Gastspiele und Veranstaltungen mit Sonderpreisen. * nur für Bestandsabonnenten SCHAUSPIEL-ANTEIL
I
46,–
II
40,–
III
32,–
IV 22,–
6 TIX
DAS SCHLOSS, DIE RÄTTIN, FRÜHLINGS ERWACHEN, LA BOHÈME. TRÄUME // LEIPZIG, UNDINE
I 140,–
II 120,–
UNSER ABO FÜR STUDIERENDE
Das attraktivste Angebot! Sechs Repertoirevorstellungen auf der Großen Bühne, in der Diskothek und in der Residenz. Einlass nur mit Studierendenausweis. Ausgenommen sind Premieren, Gastspiele und Veranstaltungen mit Sonderpreisen.
III 100,–
DIE WAHL-ABOS
Wählen Sie aus unseren Wahl-Abonnements und — bleiben Sie flexibel mit FREIER TERMIN- UND PLATZWAHL bei Repertoire-Vorstellungen — erhalten Sie KOSTENFREIE FAHRT ins Theater und wieder nach Hause innerhalb des ausgewiesenen MDV-Bereichs — bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand: Sie erhalten regelmäßig und kostenfrei den MONATSSPIELPLAN und das SPIELZEITHEFT — Die Abonnementkarten sind ÜBERTRAGBAR
WAHL-ABO 8
SCHAUSPIELCARD 50 Die volle Flexibilität zum halben Preis. Für einmalig 50,– erhalten Sie ein Jahr lang 50 % Ermäßigung auf frei wählbare Repertoire-Vorstellungen auf der Großen Bühne in den Preisgruppen I – III. In allen anderen Spielstätten erhalten Sie 25 % Ermäßigung. Die Schauspielcard ist 12 Monate gültig und gilt für eine Person.
Wählen Sie aus unserem Repertoire 8 Vorstellungen auf der Großen Bühne und der Hinterbühne. Die Gutscheine sind für die Spielzeit 2021 / 2 2 gültig. Ausgenommen sind Premieren, Gastspiele und Veranstaltungen mit Sonderpreisen.
I 160,–
II 136,–
PREIS 42,–
PREIS
50,–
Sie haben Interesse an einem Abonnement? Dann wenden Sie sich bitte an unseren Besucherservice:
III 112,–
0341 / 12 68 168
WAHL-ABO 4
besucherservice@schauspiel-leipzig.de
Wählen Sie aus unserem Repertoire 4 Vorstellungen auf der Großen Bühne. Die Gutscheine sind für die Spielzeit 2021 / 2 022 gültig. Ausgenommen sind Premieren, Gastspiele und Veranstaltungen mit Sonderpreisen.
MIT DER RESIDENZCARD ERHALTEN SIE FÜR EINE SPIELZEIT FREIEN EINTRITT IN DER RESIDENZ (SIEHE SEITE 69) SCHULKLASSEN ERHALTEN VERGÜNSTIGUNGEN IM RAHMEN DES GROẞEN UND KLEINEN SCHUL-ABOS (SIEHE SEITE 93)
I 88,–
II 76,–
III 60,–
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VERSCHENKEN SIE THEATER DAS GANZE JAHR ÜBER GUTSCHEINE Eine besondere Geschenkidee für jeden Geldbeutel sind unsere Gutscheine, die Sie an der Theaterkasse oder in unserem Webshop erwerben können. Der Gutschein kann für Veranstaltungen des Schauspiel Leipzig in allen Spielstätten eingelöst werden. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.
SPEZIELL ZUR WEIHNACHTSZEIT WEIHNACHTSABO „DREI WÜNSCHE FREI“ Verschenken Sie drei Vorstellungen aus dem Repertoire des Schauspiel Leipzig auf der Großen Bühne. Das Abo kostet 69,– (Platzgruppe I) und beinhaltet drei Gutscheine. Erhältlich vom 1. 11. bis 31. 12. 21 UNSER BESUCHERSERVICE BERÄT SIE GERNE!
KASSEN ÖFFNUNGSZEITEN
KONTAKT Unser Besucherservice berät Sie gerne bei allen Fragen rund um Ihren Vorstellungsbesuch. Sie erreichen ihn telefonisch oder per E-Mail: 0341 / 12 68 168 besucherservice@schauspiel-leipzig.de Vorstellungstermine und allgemeine Informationen finden Sie auch auf der Webseite des Theaters: www.schauspiel-leipzig.de
KARTENVERKAUF (ALLGEMEINE HINWEISE)
Theaterkasse im Schauspiel Leipzig Schauspielhaus, Bosestraße 1, 04109 Leipzig Montag bis Freitag: 10 ºº – 19 ºº Samstag: 10 ºº – 14 ºº
SPIELSTÄTTEN & KARTENABHOLUNG
Online-Kartenkauf ist für Inhaber von Kreditkarten (VISA, Euro-/Mastercard) und EC-Karten möglich. Bitte beachten Sie, dass Zahlungen per Kreditkarte über das 3D-Secure-Verfahren abgebildet werden, sofern dies für Ihre Kreditkarte freigeschaltet ist. Weitere Informationen dazu erhalten Sie von Ihrem Kreditkarteninstitut. Die Karten werden Ihnen je nach Kaufdatum per Post zugeschickt oder liegen an der Abendkasse zur Abholung bereit. Die Karten bitte bis 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn abholen. Mit ticketdirect können Sie Ihr Ticket im Anschluss an die Buchung auch auf DIN-A4-Papier ausdrucken. Gern können Sie das Ticket auch direkt auf Ihrem Smartphone am Einlass vorzeigen.
Große Bühne und Hinterbühne Der Kartenverkauf an der Abendkasse beginnt eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Reservierte Karten bitte bis 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn abholen; bei späterer Abholung keine Platzgarantie. Für einige Spielstätten können sich Abweichungen ergeben. Bitte informieren Sie sich bei unserem Besucherservice. Diskothek Schauspielhaus, Eingang Bosestraße/Ecke Dittrichring. Kassenöffnungszeit: 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Reservierte Karten bitte bis 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn abholen. Residenz (in der Spinnerei) Halle 18 (Aufgang E), Spinnereistraße 7, 04179 Leipzig. Kassenöffnungszeit: 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Reservierte Karten bitte 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn abholen.
KARTEN RESERVIERUNG
Bitte beachten Sie, dass unsere Spielstätten bedingt barrierefrei sind. Unser Besucherservice gibt Ihnen gerne Auskunft.
Reservierte Karten sind bis zu dem bei der Reservierung mitgeteilten Termin an der Theaterkasse abzuholen. Nach Ablauf dieser Frist erlischt die Reservierung.
ANFAHRT
Sie haben die Möglichkeit, mit unseren Theaterkarten alle Verkehrsmittel des MDV in der Zone 110 und einer angrenzenden Zone (151, 156, 162, 164, 168) drei Stunden vor und drei Stunden nach der Vorstellung zu nutzen. Bitte beachten Sie beim OnFür Vorstellungen, die nicht mehr online buchbar sind, er- linekauf die gesonderten Hinweise zur Fahrtberechtigung. halten Sie bei unserem Besucherservice Informationen über Für die Anreise mit dem privaten PKW nutzen Sie die Parkeventuelle Restkarten. häuser in der Zentralstraße und in der Thomasiusstraße 16–18.
RESTKARTEN
VORVERKAUFS BEGINN Der Vorverkauf für die Spielzeit 2021 / 2 2 beginnt für ausgewählte Vorstellungen im September 2021. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Für alle weiteren Vorstellungen beginnt der Vorverkauf mit der Veröffentlichung der Vorstellungstermine in den Monatsspielplänen bzw. auf der Webseite des Theaters. Der vollständige Monatsplan wird dort bis zum 5. des Vormonats veröffentlicht.
WEITERE VOR VERKAUFSSTELLEN Leipzig Ticket im Hugendubel, Petersstraße 12–14 CULTON Ticket, Peterssteinweg 9 LVZ Ticketservice, Peterssteinweg 19 Ticketgalerie, Hainstraße 1 Musikalienhandlung M. OELSNER, Schillerstraße 5 Reisebüro im Globus GmbH Wachau, Nordstraße 1 Tourist-Information Wurzen, Domgasse 2 Tourist-Information Delitzsch, Schloßstraße 31
109
KONTAKTE Postanschrift Schauspiel Leipzig, Bosestraße 1, 04109 Leipzig
WWW Unsere Webseite www.schauspiel-leipzig.de informiert Sie tagesaktuell über die Veranstaltungen, Neuigkeiten und Angebote des Schauspiel Leipzig.
Besucherservice & Karten 0341 / 12 68 169 besucherservice@schauspiel-leipzig.de
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IMPRESSUM
Theaterpädagogik 0341 / 12 68 496 0341 / 12 68 497
theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de Dramaturgie 0341 / 12 68 171 0341 / 12 68 179 dramaturgie@schauspiel-leipzig.de Technische Leitung 0341 / 12 68 291
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KONTOVERBINDUNG Überweisungen unter Angabe des Verwendungszwecks (Name und Daten der Veranstaltung) Schauspiel Leipzig BLZ: 860 555 92 KTO: 1100 255 083 BIC: WELADE8LXXX IBAN: DE66 8605 5592 1100 255083 Kredit-Institut: Sparkasse Leipzig
Schauspiel Leipzig, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig Bosestraße 1, 04109 Leipzig Intendant: Enrico Lübbe Redaktion: Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Künstlerisches Betriebsbüro Redaktionsleitung: Rosi Steinbrück Gestaltung: HawaiiF3 & Bureau Est Sticker-Fotos: © Rolf Arnold Foto Anne Cathrin Buhtz © Anne Cathrin Buhtz Foto Julius Forster © Fabian Raabe Foto Sonja Isemer © Julien Timpanaro Foto Patrick Isermeyer © Steffi Henn Foto Daniela Keckeis © Christian Kröhl Foto Amal Keller © Elena Peters-Arnolds Foto Tilo Krügel © Christin Goy Foto Christoph Müller © Christoph Müller Foto Julia Preuß © Viktoria Sophie Conzelmann Inszenierungsfotos: © Rolf Arnold Inszenierungsfoto „The Juliet Duet“ © Margrèt Seema Takyar Inszenierungsfoto „TANK“ © Katja Illner Produktion: Löhnert Druck, Markranstädt Redaktionsschluss: 30. 4. 2021
Schauspiel Leipzig BLZ: 860 800 00 KTO: 0110 417 200 BIC: DRESDEFF860 IBAN: DE63 8608 0000 0110 417200 Kredit-Institut: Commerzbank Leipzig
Allgemeine Geschäftsbedingungen Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Diese können Sie an der Theaterkasse und unter www.schauspiel-leipzig.de einsehen.
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Änderungen vorbehalten.
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MARKUS LERCH
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EIDIN JALALI
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ALINA-KATHARIN HEIPE
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JULIA BERKE
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MICHAEL PEMPELFORTH
THOMAS BRAUNGARDT
ANNA KEIL
WENZEL BANNEYER
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SONJA ISEMER DANIELA KECKEIS
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BIS BALD!