Magazin Schweiz 2 / November 2012
Kinder auf der Flucht
F端r Kinder. Seit 1919.
INHALT
Save the Children ist die grösste unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt. Wir setzen uns seit 1919 gezielt für die Rechte der Kinder ein. Wir arbeiten in über 120 Ländern. Unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder ihrem Glauben sorgen wir für medizinische Versorgung, Nahrung, Ausbildung und Schutz für Kinder. Wir kämpfen gegen Ausbeutung, Misshandlung und Missachtung von Kindern.
KINDER AUF DER FLUCHT
Sofort und dauerhaft.
Weltweit sind 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Als Folge dieser Entwicklung wächst für die betroffenen Kinder die Gefahr, Opfer von Vergewaltigungen, Missbrauch und Ausbeutung zu werden.
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EDITORIAL
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FOKUS
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MENSCHEN
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KINDER BRAUCHEN SCHUTZ
KINDERSCHUTZ GEHT UNS ALLE AN
KINDER AUF DER FLUCHT
SLEIMAN UND HALA
ZAHLEN UND FAKTEN ZUM THEMA
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INTERVIEW
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SPENDENAUFRUF
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IKEA-PLÜSCHTIER-AKTION
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PÄCKLI FÜR BILDUNG
FRANÇOIS CRÉPEAU, UN-Sonderberichterstatter
HILFE FÜR SYRIEN
BILDUNG FÜR ALLE
SINNVOLL SCHENKEN
Save the Children ist politisch, ideologisch, wirtschaftlich und konfessionell unabhängig. So können wir die Lebensbedingungen von Kindern dauerhaft verbessern und effiziente und effektive Hilfeleistungen in Konflikt- und Kriegsgebieten leisten. Save the Children hat Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) und ist in der Schweiz seit 2006 aktiv.
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IMPRESSUM «Save the Children» Magazin von Save the Children Schweiz, erscheint viermal im Jahr: jeweils Februar, Mai, August, November Redaktionsadresse: Save the Children, Scheuchzerstrasse 64, 8006 Zürich, redaktion@savethechildren.ch, www. savethechildren.ch, Tel. +41 (0)44 267 70 00 Redaktion: Xenia Schlegel Leitung: Adrian Wismann Abopreis: Das Abonnement kostet sechs Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Auflage: 22 500 (deutsch und französisch)
Titelbild: Syrisches Flüchtlingsmädchen im Za’atari Flüchtlingscamp in Jordanien Fotograf Titelbild: Hedinn Halldorsson für Save the Children Fotografen dieser Ausgabe: Hedinn Halldorsson, Helle Kjaersgaard und Alessio Romenzi für Save the Children Gestaltung und Umsetzung: Axel Springer Schweiz AG, Corporate Media, Zürich Druck: Effingerhof AG, Brugg Papier: Edixion Offset, FSC mix Spendenkonto: PC 80-15233-8 Verlag: Axel Springer Schweiz AG 3
EDITORIAL
FOKUS
DER SCHUTZ VON KINDERN GEHT UNS ALLE AN Liebe Leserinnen und Leser Der Schutz von Kindern ist eine universelle Verpflichtung. Kinder haben ein absolutes Recht, sicher zu sein. Und doch werden in jedem Land, in jeder Kultur und auf jeder gesellschaftlichen Ebene Mädchen und Jungen missbraucht, vernachlässigt und ausgebeutet. Die Verletzungen der Rechte der Kinder reichen von sexueller Ausbeutung und Missbrauch, Kinderhandel, über physische und demütigende Strafen, sowie weibliche Genitalverstümmelung, bis hin zur Rekrutierung als Kindersoldaten. Mit dem Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes, der UN-Kinderrechtskonvention, haben alle Kinder weltweit verbriefte Rechte – auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Die Konvention formuliert weltweit gültige Grundwerte im Umgang mit Kindern über alle sozialen, kulturellen, ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg. Sie ist ein wichtiges Instrument unserer Zivilgesellschaft und hat das Bewusstsein für Verstösse gegen die Rechte der Kinder geschärft. Trotzdem klafft bis heute zwischen der formalen Anerkennung der Kinderrechte und ihrer weltweiten Verwirklichung eine grosse Lücke. Unsere Arbeit zielt darauf ab, ein grösseres Bewusstsein für die Rechte der Kinder und die Folgen von Gewalt zu schaffen. Wir fördern die Entwicklung von Lösungsansätzen, um Mädchen und Jungen innerhalb ihrer sozialen Gemeinschaft besser zu schützen. Zusammen mit Partnern vor Ort arbeiten wir direkt mit den gefährdeten Kindern: Wir informieren sie über ihre Rechte, verdeutlichen ihnen die Gefahren und überlegen gemeinsam, wie sich ihre Gefährdung einschränken lässt. Und wir kämpfen für Änderungen im internationalen Recht, um insbesondere Kinder auf der Flucht besser schützen zu können.
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Unter dem Titel «Children on the Move» (Kinder unterwegs) hat Save the Children Ende September 2012 einen umfassenden Bericht und Fallstudien zu den spezifischen Herausforderungen der internationalen Kindermigration sowie Ansätze zu ihrer erfolgreichen Bewältigung dem UN-Kinderrechtsausschuss in Genf vorgestellt. Der Bericht wurde im Rahmen einer interorganisatorischen Arbeitsgruppe erstellt, bestehend aus Save the Children, ILO, IOM, Plan International, Terre des Hommes, der afrikanischen Bewegung der arbeitenden Kinder und Jugendlichen (AMWCY/MAEJT), Environmental Development Action in der Dritten Welt (Enda), Unicef, World Vision und UNHCR sowie anerkannten Experten. Ziel sind kohärente, nationale Rechtsvorschriften, Richtlinien und Verfahren, die die spezifischen Bedürfnisse von Kindern auf der Flucht reflektieren und berücksichtigen. Darüberhinaus fordern wir eine funktionierende transnationale Koordination und Zusammenarbeit zwischen den staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren in den verschiedenen Ländern im besten Interesse der betroffenen Kinder. Ich wünsche Ihnen eine zum Nachdenken anregende Lektüre und freue mich über Ihre Meinung zum Thema.
Jérôme Strijbis CEO Save the Children Schweiz jerome.strijbis@savethechildren.ch
Flüchtlingskinder an einem Zaun im Dadaab Lager in Kenia. In Dadaab, dem grössten Flüchtlingslager der Welt, leben fast 500 000 Menschen, darunter rund 300 000 Kinder und Jugendliche. Sie fliehen vor der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren und dem bereits seit über 20 Jahren währenden Bürgerkrieg im benachbarten Somalia.
KINDER AUF DER FLUCHT Kriege, Gewalt, Missernten, Verfolgung, wirtschaftliche Not, Umweltkatastrophen oder fehlende Lebensperspektiven haben vielerorts Familienstrukturen und soziale Auffangnetze zerstört. Viele Familien kämpfen um ihr Überleben. Immer mehr Mädchen und Jungen werden von ihren Familien getrennt oder verlassen und müssen sich in einem völlig neuen Umfeld zurechtfinden. Weltweit sind 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Als Folge dieser Entwicklung wächst für die betroffenen Kinder die Gefahr, Opfer von Vergewaltigungen, Missbrauch und Ausbeutung zu werden. Für viele Kinder ist Gewalt Teil des täglichen Lebens. Besonders bedroht sind Kinder ohne Familie, Kinder die auf der Strasse leben und arbeiten, Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Kinder auf der Flucht. 5
MENSCHEN
TÜRKEI
Sleiman, vierzehn, mit seiner Nichte Hala, acht Monate.
101 834
SYRIEN LIBANO ON LIBANON 101 283
41 955 IRAK
105 737 JORDANIEN
SLEIMAN UND HALA
Syrien: Anzahl Flüchtlinge in den umliegenden Ländern, rund 53% davon sind Kinder.
Sleiman, vierzehn, floh mit seinem Bruder Mohammad, zwanzig, seiner Nichte Hala, acht Monate und seinen Eltern vor den blutigen Protesten in Baba Amr, einem Stadtteil von Homs. Sie leben seit einigen Wochen in Tripoli im Nordlibanon. Seine zwei älteren Schwestern sind in Homs bei ihren Familien geblieben. Halas Mutter starb bei den Kämpfen um Baba Amr. Sleimans Vater Ibrahim erzählt: «Wir verliessen Baba Amr, als ich sah, dass alles zerstört wurde: Schulen, Moscheen und Häuser. Ich sorge mich um meine Kinder, die noch dort sind. Halas Mutter starb in den Kämpfen. Wir waren alle in unserem Haus, meine Kinder und ich. Halas Mutter besuchte ihre Eltern. Deren Haus wurde bombardiert. Sie war auf der Stelle tot. Es ist schwer für uns und für Hala. Sie schreit den ganzen Tag und weigert sich, Milch aus der Flasche zu trinken. Ihre Mutter hat sie noch gestillt. Hala hat viel Gewicht verloren. Meine Frau und ich kümmern uns jetzt um sie. Mein Sohn Sleiman verbringt viel Zeit mit ihr. Hala hängt sehr an ihm. Es war sehr hart für meinen Sohn Mohammad, seine Frau zu verlieren. Er ist am Boden zerstört. Ich kann nicht aufhören, an meine Kinder, die mit ihren Familien in Syrien geblieben sind, zu denken. Ich hörte, dass ihre Häuser bombardiert wurden. Ich muss zurück, um zu sehen, ob sie noch am Leben sind, auch wenn das bedeutet, mein eigenes Leben zu riskieren.» «In Homs waren überall Hubschrauber und Panzer», sagt Sleiman. Die Menschen schrien. Ich hatte ständig Angst sie würden das Haus meiner Eltern treffen. Es gab kein Essen, kein Brot, kein Wasser, nichts. Nur ein Bäcker war noch offen. Als wir beschlossen, unsere Heimat zu verlassen, mussten wir einen langen Weg gehen bis wir hier waren. Wir waren sehr erschöpft und haben oft angehalten. Hala hat viel geweint. Wir haben nichts. Wir brauchen Nahrung, Kleidung und Milch für Hala. Wir konnten nichts mitnehmen.»
NACH EINEINHALB JAHREN DER GEWALT IN SYRIEN IST DIE NOT DER FLÜCHTLINGE GROSS. DIE INTERNATIONALE WELTGEMEINSCHAFT STEHT VOR EINER HUMANITÄREN KRISE. 2,5 Millionen Menschen in Syrien brauchen dringend Hilfe. Am dringendsten werden Wasser und sanitäre Anlagen, Nahrung und Unterkünfte, Decken und Medizin gebraucht. Mehr als 1,2 Millionen Menschen haben in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Moscheen Zuflucht gesucht. Die Situation hat sich zusätzlich verschärft, da die Nahrungspreise zum Teil um das Dreifache gestiegen sind. Die Zahl der Flüchtlinge steigt schnell und belastet die Gastgeberländer enorm. Die Menschen teilen das Wenige, was sie haben, mit den Flüchtlingen. Aber die soziologischen Folgen sind enorm, so etwa der Druck auf die Wasserreserven in Jordanien. Die Situation ist ernst und sie wird immer schlimmer. 35 000 Menschen sind tot, 400 000 in die Nachbarländer geflohen, mehr als eine Million Menschen sind im eigenen Land auf der Flucht. Der Winter mit seinen eiskalten Stürmen hat begonnen. Die Menschen brauchen jetzt unsere Hilfe!
CHILDREN ON THE MOVE KINDER BRAUCHEN SCHUTZ
ÜBER 5 X DIE SCHWEIZ AUF DER FLUCHT
Kriege, Gewalt, Missernten, Verfolgung, wirtschaftliche Not, Umweltkatastrophen oder fehlende Lebensperspektiven – die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen, sind vielfältig.
Laut einem Bericht der Vereinten Nationen waren Ende 2011 weltweit zirka 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Dies entspricht über 5 Mal der Einwohnerzahl der Schweiz. Mehr als die Hälfte sind Kinder.
Über 15 Millionen Flüchtlinge leben ausserhalb ihres Heimatlandes. 27 Millionen Vertriebene sind innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht. Besonders betroffen ist Afrika mit rund elf Millionen und Kolumbien mit mehr als vier Millionen Binnenvertriebenen. Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Etwa jedes zehnte Kind hat das sechste Lebensjahr noch nicht erreicht.
Allein im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia, dem grössten der Welt, leben aktuell rund 500 000 Menschen. Das Lager ist voll, und doch kommen täglich fast 1000 Menschen nach tagelangen Märschen und Odysseen mit Lastwagen, Bussen und Eselskarren ins Lager. Sie fliehen vor der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren und dem seit über 20 Jahren währenden Bürgerkrieg in Somalia. Dadaab liegt in der Wüste an der Grenze zu Somalia und ist mittlerweile nach Nairobi und Mombasa zur drittgrössten «Stadt» Kenias angewachsen. Im Lager herrscht grosse Not. Tausenden von unterernährten Kindern droht der Tod. Vergewaltigungen und Raubüberfälle stehen an der Tagesordnung.
1,2 MIO Kinder werden weltweit jedes Jahr Opfer von Menschenhändlern.
3 MIO
Mädchen und Frauen werden weltweit jährlich Opfer von genitalen Verstümmelungen.
i n e K
Dadaab 500 000 Flüchtlinge
Somalia
Mädchen und 73 Millionen Jungen werden jedes Jahr vergewaltigt oder sind sexueller Gewalt ausgeliefert.
Mombasa 939 370 Einwohner
> 500 000 250 000 – 500 000 100 000 – 250 000
40 Mio
10 000 – 100 000
32 Mio
< 10 000
24 Mio 16 Mio 8 Mio
5 4 3 2 1
Im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia leben aktuell 500 000 Menschen. Das entspricht praktisch der Einwohnerzahl der Kantone St. Gallen und beider Appenzell.
Mehr als 1 Million Kinder wurden Waisen oder von ihren Eltern getrennt.
Zu den Konflikten, die im vergangenen Jahr zu Kriegen eskalierten, zählen auch diejenigen im Jemen, in Libyen und in Syrien. Diese entstanden im Zusammenhang mit den Umbrüchen in der arabischen Welt. Ausserdem eskalierten bereits bestehende Auseinandersetzungen in Nigeria.An Intensität zugenommen haben die Konflikte im Sudan.
Weiter verschärft haben sich auch die Auseinandersetzungen zwischen dem Staat und den Drogenkartellen in Mexiko, sowie die Offensiven des pakistanischen Militärs gegen die Taliban, die Kämpfe zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban sowie die Gewalt im Irak.
8 MIO Kinder leben in Pflegeinstitutionen. 80% davon besitzen noch einen oder beide Elternteile.
1MIO
115 MIO Kinder verrichten weltweit täglich lebensgefährliche Arbeiten.
KONFLIKTE WELTWEIT Laut Statistik gab es 2011 so viele Kriege wie seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Unter den insgesamt 388 beobachteten Konflikten gab es 38 «hoch gewaltsame Konflikte», also Auseinandersetzungen mit massivem Einsatz von Gewalt und gravierenden Folgen.
175 MIO
150 MIO
Nairobi 3 138 295 Einwohner
Flüchtlinge in Zahlen
Mehr als 250 000 Kinder wurden als Soldaten rekrutiert, die meisten davon in Afrika und Asien.
Immer mehr Mädchen und Jungen werden von ihren Familien getrennt oder verlassen und müssen sich in einem völlig neuen Umfeld alleine zurechtfinden. Als Folge dieser Entwicklung wächst für die betroffenen Kinder die Gefahr, Opfer von Vergewaltigungen, Missbrauch und Ausbeutung zu werden.
* Diese Zahlen sind Mindestgrössen. Das ganze Ausmass an Gewalt und Missbrauch bleibt mehrheitlich verborgen da die wenigsten Fälle rapportiert werden.
DEFINITIONEN: FLÜCHTLINGE, ASYLSUCHENDE, MIGRANTEN Die Genfer Flüchtlingskonvention hat 1951 im Auftrag der Vereinten Nationen genau definiert, wer als Flüchtling gilt, um den Betroffenen einen rechtlichen Schutzrahmen anzubieten. Ein Flüchtling ist laut Definition eine Person, die sich ausserhalb ihres Heimatstaates aufhält, da ihr dort aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe Verfolgung droht.
GRUNDVERSORGUNG
RELIGIONSFREIHEIT
RECHTSSICHERHEIT
SCHUTZ
In den nächsten 10 Jahren werden jährlich weltweit 175 Millionen Kinder von Naturkatastrophen betroffen sein.
a
WOHER DIE MEISTEN FLÜCHTLINGE KOMMEN
10 FAKTEN* ZU GEWALT UND AUSBEUTUNG VON KINDERN 0,25 MIO
20 MIO Aufgrund von Katastrophen waren in den letzten 10 Jahren geschätzte 20 Millionen Kinder gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen.
1000 MIO
1 Milliarde Kinder – davon 300 000 unter 5 Jahren – leben in Ländern oder Gebieten mit bewaffneten Konflikten.
Die Staaten, die der Flüchtlingskonvention beigetreten sind, sichern Flüchtlingen eine Grundversorgung zu. Zudem wird ihnen Religionsfreiheit zugesichert, sie können ordentliche Gerichte anrufen, ihnen wird ein Reisedokument ausgestellt, und sie sollen vor Diskriminierung geschützt werden. Ausserdem darf ein Flüchtling nicht in ein Land zurückgeschickt werden, in dem ihm Verfolgung droht. Dabei wenden die Länder verschiedene Regelungen an. Das Schweizer Asylrecht erkennt zum Beispiel Bewerber nicht an, wenn sie über einen sogenannten sicheren Drittstaat eingereist sind. Nicht unter die Genfer Flüchtlingskonvention fallen Migranten: Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen ihr Heimatland verlassen oder vor Umweltkatastrophen, Kriegen oder Hunger fliehen. Die Aufnahme von Migranten regelt jedes Land individuell, es gibt keine verbindlichen Richtlinien wie bei Flüchtlingen, obwohl beide Gruppen oft die gleichen Wege gehen.
CHILDREN ON THE MOVE – KINDER IN BEWEGUNG Unter dem Begriff «Children on the move» verfolgt Save the Children einen ganzheitlichen Ansatz, um den spezifischen Bedürfnissen von Flüchtlingskindern gerecht zu werden und ihnen Schutz, Nahrung, Sicherheit und eine Perspektive zu geben – egal ob sie Opfer von Armut, Naturkatastrophen, Kriegen, häuslicher Gewalt oder Menschenhändlern sind, egal ob sie auf der Strasse leben, vertrieben wurden, Asyl oder einfach nur ein besseres Leben suchen. Kinder haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt und Ausbeutung!
Quellen UNHCR – Globale Trends 2011 Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung Save the Children – Child Protection Initative
INTERVIEW
SPENDEN
INTERVIEW MIT FRANÇOIS CRÉPEAU UN-SONDERBERICHTERSTATTER François Crépeau UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte von Migranten François Crépeau ist ordentlicher Professor und Inhaber des Hansund-Tamar-Oppenheimer-Lehrstuhls für Völkerrecht an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der McGill-Universität in Montreal, Quebec, Canada. 2011 wurde er zum UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte von Migranten ernannt. Er konzentriert sich derzeit vor allem auf die Themen Migrationskontrollmechanismen, Ausländerrechte und die Schnittstellen zwischen Sicherheit und Migration sowie zwischen Rechtsstaatlichkeit und Globalisierung. Am 28. September 2012 eröffnete er in Genf den Day of General Discussion des UNO-Kinderrechtsausschusses zum Thema «Kinderrechte im Kontext internationaler Migration».
Save the Children: Welches Gewicht messen Sie bei Ihrem Mandat dem Thema Kinder bei? François Crépeau: Kinder sind in vielerlei Hinsicht gefährdet und brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit. Ich widme den Kindern auf jeden Fall mehr Zeit.
Inwiefern unterscheiden sich Migrantenkinder von erwachsenen Migranten? Unter welchen spezifischen Menschenrechtsverletzungen haben Migrantenkinder zu leiden?
Verletzlich und schutzbedürftig sind aber auch Kinder in Begleitung von Erwachsenen, die sich in einer schwierigen Lage befinden (die Eltern haben beispielsweise einen irregulären Migrationsstatus). Kinder finden sich darüber hinaus in gemischten Migrationsströmen wieder. Manchmal sind sie mit ihren Eltern, die Flüchtlinge sind und Menschenrechtsschutz brauchen oder mit Menschen, die andere Bedürfnisse haben zusammen. Sehr oft unterscheiden die Behörden der Aufnahmestaaten nicht zwischen den verschiedenen Situationen und behandeln alle Migranten als wären sie nicht schutzbedürftig. So tragen sie weiter zur Verletzung der Menschenrechte bei. Die Behörden der Aufnahmestaaten sind nach wie vor oft der Meinung, dass sie uneingeschränkt und nach eigenem Gutdünken mit illegalen Einwanderern umgehen können sollten, und zwar unabhängig von deren Rechten, Bedürfnissen und deren jeweiligen Situation. Dies ist auch der Grund für die zunehmende «Kriminalisierung» unrechtmässiger Grenzüberschreitungen. Wir müssen die Staaten dazu bringen, die Migrantenkinder zuallererst als Kinder zu behandeln.
Save the Children verwendet den Oberbegriff «Children on the Move», um zu zeigen, dass Kinder nie einfach nur Wirtschaftsmigranten, Opfer von Menschenhandel oder Asylsuchende sind, sondern auf ihrem Weg all diese Kategorien durchlaufen und wirksamer Schutzmassnahmen bedürfen. Gibt es Fälle, in denen Kindern durch Kategorisierungen ihre Menschenrechte verwehrt bleiben?
Rechtliche Kategorisierungen wie der Ausdruck Migrantenkinder haben rein Migranten werden hauptsächlich «Wir müssen die Staaten technische Gründe und sollen einen aufgrund ihres unsicheren rechtlichen Status klar definieren. Der Ausdruck dazu bringen, die Migrantenund administrativen Status als nicht Migrantenkinder bezieht sich auf alle kinder zuallererst als Kinder Staatsangehörige, Opfer von MenKinder, die sich nicht in ihrem Heimatzu behandeln.» schenrechtsverletzungen, insbesondeland befinden, und schafft einen klaren François Crépeau re jene mit irregulärem MigrationsstaRahmen für die Ausarbeitung von tus. Kinder sind zusätzlich gefährdet, Gesetzen und Richtlinien, die weniger da sie nicht immer für sich selber Spielraum für Interpretation und Manisprechen und auch nicht alle schwierigen pulation zulassen. Andere, nicht rechtliche Kategorisierungen Entscheidungen treffen können, die von Migranten verlangt wie «Children on the Move» können uns dabei helfen, die werden. Kinder, die alleine sind oder von ihren Eltern tatsächliche Situation besser zu erfassen. Einige dieser Kategogetrennt wurden, sind besonders anfällig für Missbrauch risierungen können sehr hilfreich sein, da sie die Öffentlichkeit und Ausbeutung. auf das Schicksal der Schwächsten aufmerksam machen, und «Children on the Move» ist in diesem Zusammenhang sicherlich ein sehr gutes Beispiel. 12
SYRIEN – JETZT HELFEN UND SPENDEN! Die Gewalt in Syrien trifft rund 2,5 Millionen Menschen. Mehr als 400 000 sind in die Nachbarländer geflohen. Täglich überqueren hunderte von Familien und Kindern die Grenzen, um in den Nachbarländern Sicherheit zu finden. Der Syrienkonflikt hat sich zu einer Katastrophe der Kinder entwickelt. Fast zwei Drittel der Flüchtlinge sind Kinder mit ihren Familien. Die Zahl der unbegleiteten Flüchtlingskinder steigt rasch. Der Flüchtlingsansturm stellt grosse Anforderungen an die Gastländer. Der beginnende Winter mit Temperaturen von weit unter null Grad verschärft die Situation zusätzlich. Es fehlt an medizinischer Versorgung, Nahrung und Wasser. Viele wurden von ihren Liebsten getrennt oder haben deren Tod gesehen. Das physische und psychische Leid ist gross. Basierend auf unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Nahen Osten leistet Save the Children seit Ausbruch der Krise Hilfe für flüchtende Kinder und ihre Familien in Jordanien, im Libanon und im Irak. Unsere Teams arbeiten nonstop, um die ankommenden Flüchtlingskindern mit einer Grundausstattung von Kleidern, Decken und Hygieneartikeln zu versorgen. Wir bieten Nahrung und einen erleichterten Zugang zu Bildung an. Wir identifizieren und betreuen Kinder, die ohne Eltern oder Familie aus Syrien geflohen sind, und unterstützen getrennte und unbegleitete Kinder bei ihrer Ankunft in den Flüchtlingslagern. Wir sorgen für Sicherheit. Ihr Beitrag für Syrien hilft uns, durch Nahrung, Fürsorge und Unterstützung den Unterschied für ein Kind in einer verzweifelten Lage zu machen. Helfen Sie uns zu helfen.
Syrische Flüchtlingskinder in einem von Save the Children geführten «Child friendly space» in Ramtha, Jordanien.
Herzlichen Dank!
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Professionelle Begleitung für traumatisierte Kinder Mit 225 Franken ermöglichen Sie uns, ein traumatisiertes Kind professionell zu begleiten – und ihm zu helfen, die erlebten Gräuel zu verarbeiten. Benutzen Sie den beigelegten Einzahlungsschein mit dem Vermerk «Syrien Hilfe», oder nutzen Sie unsere Spendemöglichkeiten auf
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BILDUNG FÜR ALLE
Päckli für Bildung Jedes Kind hat das Recht eine Schule zu besuchen, zu lernen und eine Ausbildung zu machen.
Was haben Stofftiere mit Bildung für alle zu tun? Jede Menge! Weil IKEA Foundation für jedes im November und Dezember verkaufte Stofftier 1.50 Franken spendet. Und dieses Geld wird investiert in unser aller Zukunft: in die 135 Millionen Kinder und Jugendliche, die weltweit noch keinen Zugang zu schulischer oder beruflicher Bildung haben.
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Save the Children ist die grösste unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt. Wir verbessern das Leben von Kindern weltweit. Sofort und dauerhaft. Wir setzen uns ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können. Save the Children hat Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) und ist in der Schweiz seit 2006 aktiv.
www.savethechildren.ch
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