Schlossseiten fruehlingsausgabe 2017 preview

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magazin.schlossseiten.at

AUSGABE 01/2017 • € 8,90

SCHLOSSSEITEN DAS MAGAZIN DER SCHLÖSSER UND BURGEN ÖSTERREICHS

HANDWERK 52 SEITEN AUSGEWÄHLTE MANUFAKTUREN

SCHLOSS STETTELDORF

DESIGN & KUNST

ZU BESUCH BEI ALICE LIECHTENSTEIN AUF SCHLOSS HOLLENEGG

EWIGE BLÜTE

SEIDENBLUMEN AUF SCHLOSS KOGL

EIN HAUCH VON WELTGESCHICHTE



GAUMENFREUDEN AM WAAGPLATZ Zwangloser Genuss gepaart mit Kompetenz und Lei-

Bei den Speisen trifft hier Tradition hier Moderne. Klas-

denschaft – das ist das K+K am Waagplatz. Hier kommt

sische Gerichte finden sich auf der Karte ebenso wie

man runter von der Alltagsachterbahn und rein in eine

zeitgemäße Köstlichkeiten. Sei es für einen schnellen

Blase aus Gemütlichkeit und Rückbesinnung. Schme-

Happen zwischendurch oder ein ausgedehntes Dinner

cken, Trinken und Entspannen ohne gelangweilt zu

mit Freunden. Wohlfühlen wird in diesem Hause groß-

werden. Ein Restaurant, das Kontraste liebt und lebt.

geschrieben!

K+K AM WAAGPLATZ, Waagplatz 2, 5020 Salzburg, Tel.: +43 662 842156, talk@kollerkoller.com, www.kollerkoller.com


Lippenstift von Lipstick Queen, “Black Tie”, Ring von Prinzessin zu Hohenzollern “Selva Madre”, Duft von Terry de Gunzburg “Terryfic Oud” erhältlich online bei Boulesse.com

FOTO: PATRICK DOMINGO

BOULESSE.COM


EDITORIAL

SCHLOSSSEITEN - AUSGABE 01/2017 Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Foto: Pia Clodi

Der Frühling steht in den Startlöchern und die Schlösser in Österreich öffnen wieder ihre Pforten für Interessierte und Liebhaber historischer Gemäuer. Wir haben für Sie einige besucht. Unser neues Familienmitglied Edwin II., wieder ein Magyar Vizsla, war das erste Mal dabei und unterstützte uns mit seiner Welpennase beim Finden interessanter Geschichten für Sie.

Der erste Besuch für diese Ausgabe verschlug uns in die Steiermark auf Schloss Hollenegg, wo uns die Designerin Alice Liechtenstein empfing. Sie weihte uns ein in ihre Arbeit mit der modernen Kunst und informierte uns über ihre Ausstellung, die im Mai in Kooperation mit dem Designmonat Graz unter dem Titel „Morphosis“ auf Schloss Hollenegg stattfindet. Hier erhalten junge Designerinnen und Designer aus Österreich und aller Welt die einmalige Chance, in ihren Arbeiten auf die barocken Schlossgemäuer zu reagieren. Die Familie Stradiot empfing uns auf Schloss Stetteldorf im südwestlichen Weinviertel und gab uns einen Einblick in die umfangreichen Renovierungsarbeiten. Mit Liebe zum Detail und zur Substanz renovieren sie seit Jahrzehnten an dem Renaissanceschloss. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Geld und Liebe eine Privatperson in solch ein Gebäude steckt, um es für die Nachwelt authentisch zu erhalten. Erstmals gibt es in dieser Ausgabe ein Handwerk-Special, das Sie ab nun in jeder SCHLOSSSEITEN-Ausgabe finden werden; zusätzlich können Sie alle Handwerksbetriebe auch online unter der Website http://handwerk.schlossseiten.at immer wieder nachschlagen. SCHLOSSSEITEN HANDWERK bildet ein Gesamtverzeichnis von ausgewählten Spitzenbetrieben: hervorragende Handwerker, authentische Werkstätten und luxuriöse Traditionshäuser, vereint unter einem Siegel. Sie alle teilen eine Leidenschaft: die Präzision und Perfektion in ihrer Handarbeit. Ausgewählte Manufakturen im Bereich Bauen & Wohnen, Antiquitäten, Kunst, Lifestyle, Living und Genuss – vereint auf einer Plattform, ausgezeichnet für ihre meisterliche Arbeit, ihre einzigartigen Produkte oder ihre außergewöhnlichen Ideen. Baronin von Schilgen ging der Geschichte der Festung Hohensalzburg nach, die als größte vollständig erhaltene Burg Mitteleuropas über der Stadt Salzburg thront. Auf Schloss Kogl in Oberösterreich dekorierte Mariella Coreth-Feitzinger die Wohnräume und erläuterte, warum Seidenblumen oft nachhaltiger sind als Schnittblumen. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der Frühlingsausgabe der SCHLOSSSEITEN voller Geschichten über Kunst, Architektur, Handwerk und Lifestyle. Lisa Gasteiger-Rabenstein Herausgeberin Schloss Stetteldorf, Seite 94


INHALT 8 SCHLOSS HOLLENEGG

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SCHLOSS HOLLENEGG Evolution statt Revolution

FESTUNG HOHENSALZBURG Das Wahrzeichen Salzburgs

SCHLOSS LEOPOLDSKRON Hotel Schloss Leopoldskron - Salzburg

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SALZBURGER KULINARIK

Markus Bednarik ist neuer Chefkoch im Hotel Goldener Hirsch & exklusiver PopUp-Store von Knauf Juwels

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SCHLOSSSEITEN HANDWERK

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Handwerksbetriebe im Portrait

HISTORISCHE FLIESEN Ing. Philipp Schleidt

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FEICHTENSCHLAGER

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RESTAURATOR - VERGOLDER RAHMENMACHER

Claudia Hell

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SOTHEBY´S INTERNATIONAL

Zum 35-jährigen Jubiläum des Wiener Büros

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FEICHTENSCHLAGER

Einrichtung & Design seit 1833

70 ANTIQUITÄTEN IM GLASERGEWÖLBE Katharina Baumgartner-Nedwed & feine

Tischkultur aus zwei Jahrhunderten

74 LACO´S - DER PERFEKTE SCHUH Alexandra Eisenburger designt seit drei Jahren Klassiker


INHALT 94

SCHLOSS STETTELDORF

54 SOTHEBY´S INTERNATIONAL 116 SEIDENBLUMEN

78 UNBÄNDIGE LIEBE ZUR KUNST

Der Wiener Kunsthandel Lilly´s Art

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ZUCKERLWERKSTATT IN WIEN UND SALZBURG

Eigenproduktion mit den besten Zutaten

112 FRÜHLINGS-CHARME

Porzellan-Schätze, liebevolle Besonderheiten und bezaubernde Accessoires

116 SEIDENBLUMENKUNST AUF SCHLOSS KOGL Grazile Schönheiten - ein freudvoller Anblick

mit Nachhaltigkeit

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FREYWILLE Wo seit 65 Jahre Kunst, Eleganz und Luxus zusammentreffen

124 DR. BARBARA GREIBL Ästhetisches Wohlfühlen neu interpretiert

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SCHLOSS STETTELDORF

126 BUCHEMPFEHLUNGEN

Ein Hauch von Weltgeschichte

110 SCHUHWERK - LEISTBARER LUXUS

128 VERANSTALTUNGEN 130 IMPRESSUM

Handgefertigte Schuhe in rahmengenähter Ausführung

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SCHLOSS HOLLENEGG

EVOLUTION STATT REVOLUTION



Alice Stori Liechtenstein in ihrem privaten Salon 20

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Während der Ausstellung wird ein Großteil der Objekte im Festsaal präsentiert.

SCHLOSS HOLLENEGG

EVOLUTION STATT REVOLUTION Das weststeirische Schloss Hollenegg gibt schon als Bauwerk Zeugnis seiner beinahe 1000-jährigen Geschichte. Die jungen Schlossbewohner Alfred und Alice Liechtenstein setzen die Familientradition fort und führen ihr altehrwürdiges Zuhause sachte, aber bestimmt ins Heute.

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m Innenhof, da, wo an zwei Seiten noch die Wehrgänge aus der Renaissancezeit vorhanden sind und der wilde Wein im Sommer eine dichte, grüne Wand bildet, da, wo die Querseite im neogotischen Stil verglast ist und vis-à-vis der elegante steinerne Aufgang zu den Prunkräumen des Schlosses führt, da tollen drei fröhliche Kinder herum. Der Labrador Nutella ist auch dabei. „Benvenuti!“, klingt es von oben, wenn die aus Italien stammende Hausfrau ihre Gäste willkommen heißt. Da wohnen sie also: Alice Stori Liechtenstein, die Italienerin, und ihr Ehemann Alfred, der sich um alles kümmert, was rund um das Schloss, die Koralpe, den Forst und die Jagd zu tun ist. Sie sind seit einigen Generationen die Ersten, die das Schloss

tatsächlich jahrein, jahraus bewohnen, denn zuvor diente es der Familie lediglich als Sommerdomizil. Ludmila, die Großmutter des Hausherrn, „kam aus Böhmen und war Annehmlichkeiten wie Strom und Heizung gewöhnt“, erzählt Alice. Und diese Dame war es auch, die das Haus in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts so richtig modernisierte und belebbar machte. Der Name „Hollenegg“ ist erstmals im Jahre 1163 in einer Urkunde des Stiftes Admont zu lesen. Es muss aber bereits davor eine Burg gegeben haben, die auf der kleinen Anhöhe zwischen den Ortschaften Deutschlandsberg und Schwanberg die Verbindungsstraße zwischen der Steiermark und Kärnten schützte. Es war die Familie der Hollenegger, die als

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Alice Stori Liechtenstein hat sich im Turm des Schlosses ein Büro eingerichtet.

Ministeriale des Salzburger Erzbischofs dieses Anwesen zu ihrem Sitz erkor, und genau wie sie haben auch alle folgenden Besitzer ihre bauliche Handschrift hinterlassen. Aus der einstigen Burg wurde im Laufe der Zeit ein Schloss. Nach Umbauten in der Renaissancezeit, die möglicherweise in Anlehnung an den Grazer Landhaushof geschahen – der viereckige Turm an der Nordostecke und die beiden Rundtürme im Nordwesten und Südosten –, wurde die Kirche, die dem Heiligen Ägidius geweiht ist, barockisiert. Später folgten die neugotischen Teile, aber auch die zwei Höfe, die Arkaden, die Brunnenlaube und vieles mehr. Als im Jahr 1821 die Liechtensteins zum Zuge kamen, war alles bereits mehr oder weniger so, wie es bis heute hier zu sehen ist. „Change happens by evolution, not by revolution“ lautet das Bekenntnis von Alice Stori Liechtenstein, und seit sie hier lebt, meint sie es ernst mit diesem Motto. Unter dem Titel „Morphosis“ findet im Schloss Hollenegg im Mai 2017 – zeitgleich und in enger Verbindung mit dem Designmonat Graz – eine bemerkenswerte Ausstellung statt, die jungen Designe-

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rinnen und Designern aus Österreich und aller Welt die einmalige Chance gibt, in ihren Arbeiten auf die barocken Schlossgemäuer zu reagieren. Alice Stori Liechtenstein, selbst als Ausstellungsdesignerin, Kuratorin, Bloggerin und FH-Lehrende tätig, hat das Projekt ins Leben gerufen, die Designer ausgesucht, die Designprozesse begleitet und ihre privaten Räume geöffnet. Ein großer Tisch, über dem ein Pendel hängt, das sich durch seine Schwingung in das Material gräbt und diverse Farbschichten der gepressten bunten Holzspäne freigibt, Regale, auf denen verschiedene Gegenstände die spezifische Geschichte des Schlosses erzählen, und Glasvasen, die der Großmutter Ludmila, die sich ihr Leben lang mit Blumen beschäftigt hat, ihre Referenz erweisen, sind nur einige der Designobjekte, die im Laufe des letzten Jahres für die Ausstellung im Schloss Hollenegg entstanden. Die österreichische Designerin Stephanie Hornig und der Niederländer Lex Pott sind heuer als Designers in Residence eine Woche im steirischen Schloss eingeladen, um sich hier inspirieren zu lassen. „Es macht mir Freude, Gastgeberin zu sein“, erzählt


Phantastische Realismus macht dem Plafond nicht Halt. Dieses Objekt stammtDer vom Designer Lucia Massari undauch stehtvor in einem der Prunkräume. SCHLOSSSEITEN

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Der aus Schottland stammende Designer Dean Brown arbeitet Bildtitel Bildtitel Bildtitl schon länger mit Alice Stori Liechtenstein zusammen. 24

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Für die Ausstellung „Slow“ im letzten Jahr positionierte der Designer Dean Brown seine Installation im Rittergang.

Alice Stori Liechtenstein. Sie lädt die ausgewählten Designer ein, jedes Zimmer zu betreten, jeden Kasten zu öffnen und alle Geschichten zu lesen und zu hören, die mit dem Schoss zu tun haben. Die in London lebende Österreicherin Hornig hat die Chance ergriffen und für das Winterspeisezimmer sechs durchaus brauchbare silberne Designobjekte geschaffen, die in Kooperation mit der in Wien ansässigen Silberschmiedewerkstätte Jarosinski & Vaugoin umgesetzt werden. Lex Pott hingegen hat sich in der „Lesestube“ eingenistet und für diese einen originellen Luster entworfen, den er bis zur Ausstellungseröffnung auch produziert und montiert haben wird. „Es ist schön, das eigene Zuhause durch fremde Augen zu sehen“, sagt die in Mailand geborene Stori Liechtenstein, die in Italien und Spanien Architektur und Design studiert hat und erst durch ihre Heirat mit Alfred Liechtenstein nach Österreich gezogen ist. „Zuerst war ich hier ein bisschen verzweifelt, doch dann habe ich beschlossen, aus der großen Chance etwas zu machen.“ Gesagt – getan. Und so hat sich Alice Stori Liechtenstein neben der Lehrverpflichtung an der FH Joanneum in Graz, dem täg-

lichen Blog „ALICE in WHATEVERLAND“ und ihren drei Kindern als Talentscout und Expertin in Sachen Design einen Namen gemacht. Bereits vor zwei Jahren kuratierte sie – während Eberhard Schrempf als Mastermind des Designmonat Graz diesen bereits zum achten Mal auf die Beine gestellt hatte – die Ausstellung „Unikat“. In einer Grazer Altbauwohnung trommelte Alice Stori Liechtenstein insgesamt 23 internationale Designerinnen und Designer zusammen und präsentierte deren Arbeiten. Das „blinde Vertrauen“ vonseiten der Organisatoren und Designer im Vorfeld sowie das positive Feedback auf diese Ausstellung haben Alice Stori Liechtenstein dazu ermutigt, einen Schritt weiter zu gehen. So wie letztes Jahr unter dem Titel „Slow“ steht das Schloss Hollenegg auch im heurigen Jahr wieder zwei Residents und weiteren 18 Designern zur Verfügung. Nichts Geringeres als das Thema „Morphosis“ beschäftigt Alice Liechtenstein diesmal. „Wir müssen lernen, Veränderungen zu spüren, denn nur dann können wir sie auch beeinflussen“, sinniert sie. „2016 war ein epochales Jahr. Es gab gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich große Veränderungen,

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Modernes Design trifft auf altes Gemäuer.

die Menschen fühlten sich machtlos, ideenlos und ahnungslos.“ Umso wichtiger ist Alice Liechtenstein das Aktiv-Werden, zu dem sie die Designer wie auch die Besucher des Schlosses einlädt. Der große barocke, mit Seidentapeten bespannte Prunksaal samt seinem mit griechischen Allegorien bemalten Plafond dient als zentraler Ausstellungsort. Ksenia Nesterenko, eine Studentin aus Alice Stori Liechtensteins Klasse, hat als Masterarbeit die Ausstellungsarchitektur für diesen Raum geschaffen. Mit einer klaren, zurückhaltenden, hölzernen Plattform, die in der Mitte des Raumes die Objekte trägt, versucht sie, die Besucher nahe an die Kunst zu führen und gleichzeitig Gedanken zum Thema „Morphosis“ darin aufzunehmen. Die Objekte, die zu sehen sind, stammen von Dean Brown, mischer‘traxler, breadedEscalope, Buro Belén, Commonplace Studio und etlichen anderen ganz jungen Talenten aus aller Herren Länder. Alice Stori Liechtenstein kennt jeden Einzelnen von ihnen persönlich, begleitet ihren Werdegang und fördert und vermittelt sie auch weiter. „Wie kann Design

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dazu beitragen, unsere Zeit besser wahrzunehmen?“ – so lautete die Aufgabe, die sie den Designerinnen und Designern via Skype stellte. Neben dem Auftreiben von Sponsorengeldern und Kooperationsmöglichkeiten hilft Stori Liechtenstein auch im Prozess der Entstehung der Objekte über Monate hinweg. „Designer brauchen die Interaktion, den Einfluss von außen. Sie brauchen ein Thema, eine Deadline und ein Budget“, weiß Alice Stori Liechtenstein aus Erfahrung. Auf den Messen von Mailand, Eindhoven, London, Dubai, Istanbul oder New York spinnt Alice Stori Liechtenstein ihr Netzwerk. Sie hält Ausschau nach jungen Talenten, nach besonderen Entwürfen und nach Designern, die „professionell über ihre Arbeit sprechen können“. Was ist los am Markt? Wohin geht der aktuelle Trend? Und wer sind die ganz Jungen? Das sind die Fragen, die sie am liebsten gestellt bekommt. Dem Schloss Hollenegg tun alle diese Fragen ebenfalls gut, denken doch Alice und Alfred Liechtenstein permanent darüber nach, wie man das Moder-


Den Festsaal zieren die originalen Fresken von Philipp Carl Laubmann aus dem Jahr 1775.


Bemerkenswert sind die Seidentapeten, die schĂśnen Parketten und die intarsierten TĂźren.

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In den Salons hängen Portraits von Liechtenstein´schen Vorfahren.

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Bildtitel Bildtitel Bildtitel 24

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Das Winterspeisezimmer steht den „Artists in Residence“ für jeweils eine Woche zur Verfügung.

ne einbringen kann, ohne das Alte zu zerstören. In vielen kleinen Dingen ist dies längst gelungen, wie zum Beispiel in den privaten Räumen der jungen Familie, wo vor jahrhundertealten seidenen Tapeten bunte Sofas stehen und wo auf barocken Regalen kleine Designobjekte Aufstellung genommen haben. Oder hoch oben im Turm, wo die Hausfrau ihr modernes Arbeitszimmer eingerichtet hat und am weißen Schreibtisch die nächsten Dinge plant – sei es die Designausstellung im Mai, zu der an die 3000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden, seien es die Design-Workshops, die sie gemeinsam mit den Creative Industries Styria für die Unternehmen aus der Region auf die Beine stellt, oder sei es das Management der Kinder und des großen Haushalts. Wer das Vergnügen hat, von Alice Stori Liechtenstein durch die Zimmerfluchten, Gänge und Stiegen des Schlosses Hollenegg geführt zu werden, der bemerkt nicht nur die einzigartige Ästhetik der Räume, die prachtvollen Böden und den wunderbaren Zustand der antiken Möbel, sondern auch die Begeisterung der Schlossherrin, die es tatsächlich geschafft hat, zwischen immer schon Vorhandenem und modernem Design ein Spannungsfeld zu erzeugen, das allen zum Vorteil gereicht. Für Alice Liechtenstein

selbst wird der Tag nach dem Ende der Hollenegger Design-Ausstellung „Morphosis“ auch gleichzeitig der Beginn der Überlegungen sein, was im nächsten Jahr gezeigt werden kann und als Inspiration für das Haus und seine Gäste geeignet ist. Text: Mag. Clarissa Mayer-Heinisch

I N F O B OX

Schloss Hollenegg Hollenegg 1 8530 Schwanberg MORPHOSIS, 05.–08. Mai 2017 Eine Designausstellung zur Veränderung durch die Evolution www.designmonat.at www.schlosshollenegg.at

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FESTUNG HOHENSALZBURG

DAS WAHRZEICHEN SALZBURGS SCHLOSSSEITEN

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Anton Lehmden lässt seiner Fantasie freien Lauf, wenn er einen Baumstamm an die Wand malt und diesen auch noch mit echten Ästen ergänzt.

Blick vom Kapitelplatz auf die Festung Hohensalzburg 20

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FESTUNG HOHENSALZBURG DAS WAHRZEICHEN SALZBURGS Mächtig und erhaben thront die größte vollständig erhaltene Burg Mitteleuropas über der Stadt Salzburg. Mit einer Ausdehnung von über 33 000 m2 ist sie auch eine der weitläufigsten Burgen Europas und mit über einer Million Besuchern die am häufigsten besuchte Sehenswürdigkeit Österreichs außerhalb von Wien. Anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Salzburg bei Österreich“ schenkte der Bund im Jahr 2016 die Festung dem Land Salzburg.

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m ersten Jahrhundert nach Christus krönte wohl ein unbefestigtes Heiligtum den steilen Felskegel mitten in der römischen Stadt Juvavum, dem heutigen. Später nutzten die Römer die strategisch günstige Lage für eine Befestigung als Schutz vor den immer öfter einfallenden Germanen, und in der Spätantike suchten die Stadtbewohner hier bei Gefahr Zuflucht. Auch der Sitz der Herzöge von Bayern könnte im frühen Mittelalter hier gewesen sein, dann verlieren sich die Spuren, bis Erzbischof Gebhard I. von Helfenstein im Jahr 1077 eine Befestigungsanlage für die Stadt errichten lässt. Anlass ist der Investiturstreit zwischen dem erst sechsundzwanzigjährigen deutschen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Bei diesem politischen Konflikt des mittelalterlichen Europa um die Amtseinsetzung von Geistlichen durch die weltlichen Machthaber, ausgelöst durch die Besetzung des Amtes des Erzbischofs von Mailand, stellt sich Salzburg auf die Seite des Papstes.

Im Laufe der Auseinandersetzung belegt der Papst den Kaiser mit dem kirchlichen Bann, in Folge erheben sich zahlreiche deutsche Fürsten gegen den Kaiser. Um die Vereinigung des Papstes mit der deutschen Fürstenopposition zu verhindern, zieht Heinrich mit Frau, Sohn und Gefolge von Dezember 1076 bis Januar 1077 nach Italien. Aus Furcht vor einer kriegerischen Auseinandersetzung begibt sich der Papst auf die Burg Canossa. Der Überlieferung nach steht Heinrich vier Tage im härenen Büßergewand und barfuß vor den Toren der Burg, bis Gregor ihn einlässt und den Bann aufhebt (Gang nach Canossa). Damit erlangt der Kaiser einen Großteil seiner Handlungsfreiheit zurück, und da sich der Salzburger Erzbischof mit Kaiser Heinrich IV. nicht versöhnen will, muss er Salzburg verlassen. Er kehrt erst 1086 zurück und stirbt 1088 auf der auf der Festung Hohenwerfen. Seine Nachfolger setzen die Bautätigkeit auf der Fes-

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Burghof mit Georgskirche

tung Hohensalzburg fort. Durch die Anlage des 450 m langen hochromanischen äußeren Festungsrings wird im 12. Jahrhundert bis zum 13. Jahrhundert die heutige Ausdehnung der Burg weitgehend festgelegt, in der damals über 30 Ministeriale, Beamte und Verwalter des Erzbischofs lebten, die über eigene repräsentative Bauten verfügten. Es gab Stallungen, Scheunen und Handwerksbetriebe. Unter der Regentschaft von Eberhard II. (1200–1246) besteht die Festung aus dem Wohnturm, einem gemauerten Palas von 28 Meter Länge, dem repräsentativen Saalbau einer mittelalterlichen Burg, in in dem die Regierungshandlungen oder der Empfang weltlicher und geistlicher Würdenträger stattfinden, sowie aus der Kapelle und Nebengebäuden. Erzbischof Burkhard II. von Weißpriach (1461–1466) verstärkt die Ringmauer durch vier Wehrtürme: den Glockenturm, dessen Glocke die Salzburger bei Feuergefahr warnte und die bis heute jeden Freitag um 11 Uhr läutet, den Trompeterturm, Sitz des Wächters, der die Stadt beobachtete und bei Notfällen Alarm gab, den Krautturm und den Schmiedturm. Der östliche Aufgang über den Nonnberg wird durch eine meterdicke Mauer geschützt und die Südseite der Burg durch eine Bastei befestigt. Während Burkhards Regentschaft gibt es in Salzburg die ersten Bauernunruhen, in Kärnten und in der Steiermark fallen die Türken ein. Unter seinem Nachfolger Fürsterzbischof Bernhard von

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Rohr (1466–1482) werden die Ringmauer erhöht und der östliche Aufgang zur Festung durch eine drei Meter dicke Mauer gesichert. Auslöser ist die Furcht des Erzbischofs vor Aufständen nach massiven Steuererhöhungen und die stetig wachsende Türkengefahr. Seine Leidenschaft gilt jedoch künstlerisch wertvollen Büchern. Noch heute befinden sich in der Salzburger Universitätsbibliothek einzigartige Handschriften und Wiegendrucke. Johann III. Beckenschlager, Fürsterzbischof von 1482 bis 1489 und mehr weltlicher Kriegsherr als geistliches Oberhaupt, erweitert die Burg um das erste Zeughaus zur Lagerung von Waffen und den Schüttkasten, wo der Jahresvorrat an Getreide für bis zu 300 Mann gelagert wird. Dieses wurde auf den Holzboden geschüttet, daher der Name „Schüttkasten“ („Kasten“ = Lagerhaus). Holzdecken und -böden sorgten für eine gute Durchlüftung, sodass sich kein Schimmel bildete. Bis zu 115 000 Liter Wein wurden im Kellergeschoß des Gebäudes gelagert. Ihr endgültiges Aussehen erhält die Festung unter Leonard von Keutschach, Salzburger Erzbischof von 1495 bis 1519. Der tiefgläubige Erzbischof, der sein Leben lang nach der Augustiner-Chorherren-Regel lebt, lässt 1498 alle Juden vertreiben, die Synagogen in Hallein und Salzburg werden zerstört. Seine neuen Wirtschaftsmaßnahmen führen zu Wohlstand und zu einer ersten großen Blüte der Kunst und Kultur und Kultur in Salzburg, das zu einem der reichsten Fürstentümer des Römisch-Deut-


Blick auf das Hauptschloss

Der Phantastische Realismus macht auch vor dem Plafond nicht Halt. SCHLOSSSEITEN

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Einzigartige gotische Fürstenzimmer

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