magazin.schlossseiten.at
AUSGABE 04/2017 • € 8,90
SCHLOSSSEITEN DAS MAGAZIN DER SCHLÖSSER UND BURGEN ÖSTERREICHS
SCHLOSS TRAUTMANNSDORF EIN VISIONÄR HAT SEIN SCHLOSS GEFUNDEN
SCHLOSS MITTERSILL
EIN REISEBERICHT MIT STIL VON MISSES POPISSES
SCHLOSS KALSDORF KUNSTSAMMLUNG UND MODERNE ARCHITEKTUR
KUNSTHÄNDLERIN BABOR ANTIQUITÄTEN AUS DEM 18. JAHRHUNDERT
Große Momente werden noch größer, wenn man sie teilt. Die neuen Cayenne Modelle.
Cayenne – Kraftstoffverbrauch: 9,2 – 9,0 l/100 km. CO2-Emission: 209 – 205 g/km. Nach EU 6 im NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus).
Alter Markt 15, 5020 Salzburg • www.koechert.com • Neuer Markt 15, 1010 Wien
EDITORIAL Photo: Elfie Semotan
SCHLOSSSEITEN - AUSGABE 04/2017 Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein weiteres erfolgreiches Jahr liegt hinter uns und wir konnten Ihnen wieder über einzigartige Personen und Gebäude berichten. Für die aktuelle Ausgabe unseres Magazins besuchten wir den Kunstsammler Helmut Reinisch auf Schloss Kalsdorf in der Steiermark. Er vermag moderne Kunst auf großartige Weise mit alter Architektur zu kombinieren, und man merkt, er ist nicht nur ein bekannter Teppichhändler, sondern versteht sich auch auf die Sparte Bau. Aus persönlichem Interesse heraus wandten wir uns an den neuen Besitzer von Schloss Trautmannsdorf an der Leitha. Norbert Winkelmayer kaufte vor drei Jahren das äußerst renovierungsbedürftige Objekt, und wir waren daher schon sehr neugierig, wann das Gebäude wieder in seinem alten Glanz erstrahlen wird. Der Immobilienentwickler und Visionär hält sich zwar noch bedeckt – aber mehr dazu auf Seite 36. In diesen Wochen und Monaten erleben wir gerade die gemütliche Winterzeit, aber genau da werden viele Hochzeitsanträge gestellt. Aus diesem erfreulichen Grund hat Eva von Schilgen unter dem Titel „Hier kommt die Braut“ einen herrlichen Artikel verfasst. Auch Styling-Tipps für Braut, Bräutigam und Gäste dürfen wir Ihnen präsentieren. Nachdem wir nicht nur in der Vergangenheit unserer altehrwürdigen Gemäuer schwelgen, sondern auch mit der Zeit gehen wollen, haben wir uns in dieser Ausgabe mit der Bloggerin „Misses Popisses“ zusammengetan, die für uns das Schloss Mittersill als Gast erkundete und in einem ausführlichen Reisebericht über ihren Aufenthalt erzählt. Sie selbst ist Grazerin, liebt aber den frankophilen Lebensstil und genoss es daher ungemein, in „das“ Schloss von Coco Chanel einzutauchen. Unsere Handwerkerseiten haben wir mit dem Unternehmen von Heinrich Helminger befüllt. Der Spezialist für traditionelle Kalk- & Spachteltechnik, Kalkanstriche, Bildhauerei, Stuck, Vergoldungen, Restaurierungen und Denkmalpflege startete als Zwei-Mann-Betrieb und blickt nunmehr auf 25 Jahre Restaurierungsarbeit in der Salzburger Residenz zurück. Christian Novak wiederum hat mit seiner Firma NCS Steinpflege eine Marktlücke in Österreich gefunden. Er erzählte uns, warum es nachhaltiger ist, ihn und sein Team für die Reinigung und Pflege von hochwertigen Steinböden zu rufen, als einen solchen komplett neu verlegen zu lassen. In Linz besuchten wir die Unternehmerinnen Elfriede Babor und ihre Tochter Georgine, die mit Herzblut und Seele Bauernmöbel und wundervolle Antiquitäten aus dem 18. Jahrhundert verkaufen. Es hat große Freunde gemacht, die beiden tüchtigen Geschäftsfrauen einige Stunden bei ihrer Tätigkeit zu beobachten. Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß mit der Lektüre der neuen SCHLOSSSEITEN Ausgabe! Genießen Sie sie doch an einem Tag bei nasskaltem Winterwetter mit einer Tasse Tee gemütlich auf der Couch. Wir werden das Gleiche tun und sind zu Ostern wieder mit neuen interessanten Geschichten über Österreichs Burgen und Schlösser sowie mit Berichten rund um das traditionelle Handwerk für Sie da. Lisa Gasteiger-Rabenstein Hoher Markt 8, Graben 12 • 1010 Wien • Tel: +43 1 533 22 11 • www.liskafashion.com • office@liskafashion.com • ONLINE-SHOP: www.myliskafashion.com
Schloss Kalsdorf, Seite 8 Liska ad Freizeit 2017.indd 1
29/08/2017 17:49
INHALT 8 SCHLOSS KALSDORF
8 22 30
36 50
INHALT 94 PRUNKVOLLE PALAIS
SCHLOSS KALSDORF Kultur ist, wenn man sie macht
25 JAHRE RESTAURIERUNG In der Salzburger Residenz
MIT- SPIELER GESUCHT Mithilfe von Crowdfunding geht das Marionettentheater Salzburg neue Wege
SCHLOSS TRAUTMANNSDORF Eine Herkulesaufgabe
HIER KOMMT DIE BRAUT Allgemeines zur Hochzeit
60 STYLING-TRENDS HOCHZEIT Was man als Braut bzw. Bräutigan und als
6
64
50 HIER KOMMT DIE BRAUT
SCHLOSS MITTERSILL Reisetagebuch von Elisabeth Maria Papst
76 HÜTTENZAUBER Lassen Sie sich von unseren ausgewählten
Besonderheiten inspirieren
80
KUNST AUS DEM 18. JAHRHUNDERT Antiquitätenhandel Familie Zauner-Babor
86
NCS STEINPFLEGE
Aus Alt mach Neu
94
GROßER HERREN HÄUSER
Hinter den Fassaden prunkvoller Palais
64 SCHLOSS MITTERSILL
22 25 JAHRE RESTAURIERUNG 36 SCHLOSS TRAUTMANNSDORF
102 WILLKOMMEN BEI GROßARTIGEN GASTGEBERINNEN Die Kunst des Einladens
magazin.sc
03/2016
DAS
• € 8,90
MAG
AZIN
DER
SCHL
Assekuradeur für historische Gebäude
D R UN
ÖSSE
at
02/2
017
LO
SCH
AUS
GABE
DA
A S M
CH R S
.schloss
LÖ
SSE
N R U
U D B
R
ÖS
TE
NST E KU ERNOSS SENTAL L IM RO MOD CHALK ER S IMLERIE W
GA
ZIN
DE
EIC
DAS
HS
HAT
01/2017
• € 8,90
MAG
AZIN
DER
SCHL
Im Gespräch mit Rechtsanwalt Dr. Brand über das neue Erbrecht
R UN D
BURG
magazin.sc
hlossseiten.
EN
EN Ö STE
RREI
at
CHS
FAKTUR EN
AUSGABE
03/2017 •
€ 8,90
SCHLOLOSSSSPARZ SEITEN SCH E GALERI ST IN DER NE KUN MODER EI DER S CHLÖS SMALER S EUS R ION UND B RALS ILL FEN U R G E N
MU N ELÖ E KACH DEN PFERDE ANTIK T BAS MI BARTA
112 DAS ERBRECHT IST KONSERVATIV-WAS ZÄHLT, IST DIE FAMILIE
SSSEIT
ÖSSE
HANDW 52 SEITE ERK N AU MANU SGEWÄHLTE
G BURIN TSIETZER NNSBE EUE EIF GR N NE D A S M A G A Z IN EINE
GA
AUF
SCHLO
t
N
RR
N GRIL CAJETA
AUSGABE
seiten.a
ITE SSSE N GE
EN
ICHS
SS SCHLORG AICHBE
IM POLOOSSPARK SCHL
• € 8,90
BURG
RRE ÖSTE
UCH BEI ZU BES
NET E ÖFF ORF DRASCH BARON S EBREICHSD SCHLOS
magazin
110 CASTELLUM UNDERWRITING
hlossseiten.
EN SSSEIT SCHLO
AUSGABE
SCHLOSS GUNTERSD ORF
magazin.schloss
ÖSTER
seiten.at
REICH
S
EIN FAMILIE NUNTERNEH MEN
SCHLOSS SCHLO POTZNEUS ST IEDETTELD SS
DES L EIN HA ORF EINE ÜBE RVO ZU BES IGN & KUNSTKAMMLLEWELTG UCH VON K UCH BEI ESCHIC AUF SCH ER ALICE UNST HTE LOSS HO LIECHTEN LLENEGG STEIN UT EWIGE BLÜT ERG E M AM K BURGFRISCHE Z BS L SA ECIALI MARKUSFHASOMMER SPBESUCH BEDTIMER AU SEIDENB LUMEN AUF
SCHLOS S KOG L
ZU DEM OL RN MIT EINE
W RTEL SSWA LDVIE LO EL IM SCH JUW EIN
ZU BESUCH
BEI
MARIA E MADERNN NA
ANTIKHO F STALTNER FIGL - ZUM SAMMEL & FÜRLING N GEBORE ER - DIE STO N SALZBURG FFEXPERT ER FÜRSTE EIN RUND EN GANG
RZBISCHÖ FE
DURCH DAS DOMQUAR TIER
114 IMPRESSUM
JAHRESABO BESTELLEN: Tel.: +43 1 2675172 abo@schlossseiten.at
Gast für eine Hochzeit unbedingt benötigt
SCHLOSSSEITEN
SCHLOSSSEITEN
7
SCHLOSS KALSDORF
KULTUR IST, WENN MAN SIE MACHT
Der quadratische Innenhof des Schlosses zeugt von Zubauten aus verschiedenen Epochen.
SCHLOSS KALSDORF
KULTUR IST, WENN MAN SIE MACHT Das Objekt „Sphäre“ von Hartmut Skerbisch, die metallenen Reifen von Michael Kienzer oder der Schneemann von Manfred Erjautz sind nur einige der Kunstwerke, die in Schloss Kalsdorf eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen.
A
n der Geländekante zwischen Ilz und dem Feistritztal, umgeben von ausgedehnten Sonnenblumenfeldern und oststeirischen Apfelplantagen, nicht weit von der ungarischen Grenze entfernt, hat sich das Geschlecht der Herbersdorfer bereits im Jahr 1419 ein Schloss erbaut. Ziemlich genau 600 Jahre danach ist Kalsdorf heute im Besitz des Grazer Galeristen und Teppich-Gurus Helmut Reinisch, der dank einfühlsamer Renovierung ein Vorzeigeobjekt des Denkmalamts daraus gemacht hat. Die Größe des Schlosses ist beeindruckend. Vier Flügel um einen quadratischen Innenhof, drei Geschoße, vorspringende Ecktürme, mächtige Mauerpfeiler und die auf steinernen Säulen ruhenden Arkadenbögen sind nur einige der Bauteile, die ahnen lassen, dass Kalsdorf schon immer ein bedeutsames Haus gewesen sein muss. „Es war die Drehscheibe der Region mit Blickkontakt zur Riegersburg“, erzählt der Hausherr. Aber Helmut Reinisch in seiner Ruine
auch die metallenen Spangen, die der rissigen Fassade Stabilität verleihen, sowie die Ruine, deretwegen Helmut Reinisch sich überhaupt für dieses Schloss interessiert hat, machen Kalsdorf so bemerkenswert und einzigartig. 19 Jahre ist es her, dass Reinisch das Gebäude erwarb. Es hatte etliche Besitzerwechsel und einen großen Brand hinter sich, den die Bevölkerung 1945 gelegt hatte. Bis heute sind nicht alle Schäden behoben, und in der Ruine ist am augenfälligsten, was hier passiert ist. Vorsichtig renoviert sieht man heute den wunderschönen offenen Dachstuhl, einige notdürftig vernagelte Fenster und die zweistöckigen Wohnräume der vormaligen Schlossherren inklusive alter Tapeten und Türen, allerdings ohne Zwischendecke. Diese ist offensichtlich ebenfalls verbrannt, und während wir die meterhohen Wände entlang hinaufschauen, flattern Fledermäuse und der Hausbussard über unsere Köpfe.
SCHLOSSSEITEN
11
Im ehemaligen Pferdestall steht eine Skulptur von Hans Kupelwieser.
„Altes bleibt alt und Neues wird neu“ – so lautete von Beginn der Renovierung an das Einverständnis zwischen Helmut Reinisch und dem Denkmalamt. Und genau so wird hier auch vorgegangen. Selbst für einen Laien ist schnell erkennbar, was immer schon da war und wo das Heute Einzug gehalten hat. Neben historischen Fenstern gibt es große, rahmenlose Scheiben in ungewöhnlichen Formaten, die spektakuläre Blickachsen eröffnen. Auch der gläserne Balkon, der aus der schlichten Nordfassade hervorragt, verbindet Einst und Jetzt. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich hier jeder der vielen ehemaligen Besitzer irgendwie verewigt. Aus der einstigen Schutzburg mit einem 50 Meter tiefen Brunnen wurde über die Jahre ein stattliches Schloss. Heute kommen der spätbarocke rote Turm sowie das Portal aus der Gründerzeit durch die vielen zeitgenössischen architektonischen und gestalterischen Interventionen aus Glas, Stahl und starken Farben so richtig zur Geltung. Helmut Reinisch – der „Majordomus“, wie er sich selbst gerne bezeichnet – schafft diese Gegensätze, spielt mit der Architektur und findet: „Es gibt nichts Langweiligeres, als dass alles fertig ist.“ Helmut Reinisch und das Wort „Langeweile“ passen ohnehin nicht zusammen. Ein Beispiel dafür ist seine eigene Lebensgeschichte. „Mit 16 Jahren habe ich meinen Rucksack gepackt und bin nach Bagdad gereist“,
12
SCHLOSSSEITEN
erzählt er. Der gesamte Orient hat ihn fasziniert und damit auch die archaischen Teppiche der Nomaden – und hier im Besonderen die Hunderte Jahre alten Prachtexemplare, die in allen Farbschattierungen auf den kalten Bergrücken der Osttürkei, des Iraks oder Marokkos geknüpft worden waren. Erst kürzlich hat Helmut Reinisch seinen Freunden den wärmenden Zweck dieser Teppiche nahegebracht. Günther Holler-Schuster, Kurator der Neuen Galerie am Joanneum in Graz, hat die Schau „Winterpelz“ für Schloss Kalsdorf zusammengestellt und in der zugigen Ruine sechs hochflorige antike Teppiche an die Wände gehängt. Am blanken Boden brannte es in Feuerkörben, und die anwesenden Gäste unterhielten sich bei Wein und Brot trotz Minus 3 Grad Außentemperatur bis in die frühen Morgenstunden. Events dieser Art sind in Kalsdorf keine Seltenheit, lautet doch der Leitspruch von Helmut Reinisch: „Kultur ist, wenn man sie macht.“ Gemeinsam mit seiner Galeriemitarbeiterin, der Kunsthistorikerin und Goldschmiedin Manuela Schlossinger, stellt Helmut Reinisch spannende Ausstellungen zusammen. Während im Geschäft am Grazer Hauptplatz seit fast 40 Jahren antike Orientteppiche gezeigt werden und seit nunmehr fünf Jahren zusätzlich dazu unter dem Namen Galerie Reinisch Contemporary Platz für zeitgenössische Kunst geschaffen wurde, gibt es in Schloss Eine Lichtarbeit von Manfred Erjautz schwebt über Werken von Erwin Bohatsch und GangThomas zu denRuff. Salons
Eine 15 Meter lange Br체cke f체hrt beinahe bis in die Sph채re von Hartmut Skerbisch.
Helmut Reinisch hat seine privaten R채ume nach Farbenlehre gestaltet. 26 Goethes SCHLOSSSEITEN
SCHLOSSSEITEN
15
Hinter dem wilden Wein verbirgt sich ein spätbarockes Tor.
16
SCHLOSSSEITEN
SCHLOSSSEITEN
17
Der Balkon aus Nirosta spiegelt die alte Fassade und stammt vom spanischen Künstler Tom Carr.
Bildtitel Bildtitel Bildtitel Bildtitel
Kalsdorf die legendär gewordenen „One Night Exhibitions“.
die Idee, die Wolle zu verwenden und ihre geknüpften Teppiche gegen andere Waren zu tauschen.“
In den diversen Räumen des Hauses vom Keller bis zur gotischen Kapelle gab es auf diese Weise schon unzählige Ausstellungen und Feste mit Freunden, die von Hubert Schmalix bis Herbert Brandl, von Thomas Stimm bis Erwin Wurm oder von Manfred Erjautz bis Alfred Klinkan beinahe die gesamte Riege der modernen österreichischen Kunstszene umfassen.
Tausch wurde fortan auch eines der Zahlungsmittel zwischen Helmut Reinisch und den mit ihm befreundeten Künstlern, und so ergab sich über die Jahre die feine Kunstsammlung, die sich im und rund um das Schloss ausbreitet. Im ehemaligen Pferdestall, der jetzt mit modernsten Gerätschaften als Küche ausgestattet ist und dem Hausherrn als Spielwiese für die Zubereitung großer Braten dient, steht ein Objekt von Hans Kupelwieser. Unweit davon eines von Thomas Stimm. Bilder von Martin Kippenberger, Herbert Brandl, Hubert Schmalix, Jakob Gasteiger und Erwin Bohatsch sind überall im Haus verteilt,, Fritz Panzer ist mit einer Drahtarbeit vertreten und eine Spiegelarbeit von Michael Kienzer in der Gästetoilette dient dazu, „dass sich die Besoffenen nicht so genau sehen“ erzählt Reinisch und lacht.
Einige dieser Freundschaften entstanden vor Jahrzehnten, als die Wiener Galeristin Greta Insam den damals jungen Sammler Helmut Reinisch beriet und ihm Künstler wie Franz West, Karl Prantl und viele mehr vorstellte. Sie alle waren fasziniert von der Sammlung an Teppichen, die Helmut Reinisch zusammengetragen hatte. „Wir haben damals nächtelang diskutiert und viele Glaserln Wein getrunken“, erinnert er sich und bei dieser Gelegenheit seine philosophischen Gedanken über die Teppiche schärfen konnte. „Teppiche gibt es bereits seit der Steinzeit“, erklärt uns der Experte. „Während man sich in den nördlichen Ländern mit Wald und Wild am Leben erhielt und in den südlichen mit Fischfang und in Strohhütten sein Auslangen fand, mussten sich die Nomaden etwas einfallen lassen. Sie wollten ihre Tiere nicht schlachten, weil sie deren Milch benötigten, und kamen deshalb auf Die gotische Kapelle wird im Schloss Kalsdorf Bildtitel Bildtitel Bildtitel gelegentlich für Partys genützt. Das Blaue Gastzimmer 52 SCHLOSSSEITEN
Das Schloss von von Südosten mit der barocken Toreinfahrt
Zu den Lieblingsstücken des Hausherren zählen das eigens für die Brandruine konzipierte Deckengemälde von Herbert Brandl, die allerletzte Stein- und Metallarbeit von Ottl Krenn, der vor dessen endgültiger Fertigstellung unweit von hier bei einem Autounfall verunglückt ist, und die von weitem sichtbare Sphäre im Schlossgarten. Diese aus Metall angedeutete Kugel von Hartmut Skerbisch soll ein Miniaturmodell der Erde darstellen und ist exakt im Maßstab 1:1.000.000 umgesetzt. Ihr Umfang beträgt dementsprechend 42 Me-
SCHLOSSSEITEN
19
Rahofer.
ALLRAD FÜR ALLE FÄLLE.
Unter dem Namen „Winterpelz“ fand in der Ruine kürzlich One Night Exhibition statt. Der Rote eine Salon
ter, ihr Durchmesser 13 Meter. Hier im Vorgarten steht auch der hundert Jahre alte Olivenbaum, den Helmut Reinisch von einer seiner Reisen mitgebracht hat, und hier findet man auch die diversen Bäume, aus denen im Schloss Schnaps gebrannt wird. Wir kosten uns durch Mispeln, Holunder und Kornelkirsche. „Klar“, „großzügig“, „zeitgemäß“ – das sind die Wörter, die Helmut Reinisch immer wieder verwendet, wenn er durch Schloss Kalsdorf führt, und ganz besonders in seinen privaten Räumen kann man sehen, wie sehr er diesem Grundsatz treu geblieben ist. Es ist ein überaus hoher, heller Raum. Eine gläserne Front lässt einen spektakulären Blick auf die Ruine zu, bunte Farben an den Wänden, ein lodernder Kamin und der zweistöckige Kubus, in dem sich Bade- und Schlafzimmer verbergen, zeugen vor kreativen Ideen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Der Hausherr beherrscht Goethes Farbenlehre ebenso wie die Grundsätze des Pythagoras oder die Fibonacci-Folge und beherzigt ihre Gesetze bei allem, was in Schloss Kalsdorf umgebaut, restauriert oder ergänzt wird. Seine Vorbilder sind Carlos Scarpa, der 1978 verstorbene italienische Architekt, der schon in den 1950er-Jahren durch das additive Hinzufügen des Neuen zum Alten Maßstäbe im Umgang mit historischer Bausubstanz setzte. Aber auch die Restauratoren des Papstpalastes in Avignon haben es Helmut Reinisch angetan. „Ich bin ein perfekter Dieb“, sagt er lachend und erzählt,
dass er in Kalsdorf den dort entdeckten Bodenbelag aus Epoxydharz nachgemacht hat, weil er „einfach, schön und billig ist“. Nach seinen Träumen befragt, muss Helmut Reinisch ganz kurz nachdenken. Zu viele Ideen schwirren gleichzeitig durch seinen Kopf. Da sind die kommenden Ausstellungen in der Galerie am Grazer Hauptplatz, da sind die nächsten Reisen zu Auktionen oder in ferne Länder, um Teppichraritäten einzukaufen, da sind die vielen Einfälle für Kunden seiner Agentur, die er mit Professor Horst Gerhard Haberl, dem legendären Mastermind der Humanic-Werbung, vor vielen Jahren aus der Taufe gehoben hat, und da ist last, but not least das Schloss selbst mit 80 000 m2 Dachfläche, 3 000 m2 Wohnfläche und 9 vermietbaren Appartements. „Es ist mein Projekt“, sagt er, „das hoffentlich nie fertig wird, weil es spannend ist, Raum für Raum neu zu gestalten.“ Text: Clarissa Mayer-Heinisch I N F O B OX
Schloss Kalsdorf Helmut Reinisch Kalsdorf 1, 8262 Ilz Reinisch Contemporary Hauptplatz 6, 8010 Graz Tel.: +43 316 810110 ms@reinisch-graz.com www.reinisch-contemporary.com
Ganz egal, auf welchem Untergrund – mit den ALLGRIP Modellen von Suzuki sind Sie auf alle Fälle gut und sicher unterwegs. Der Lifestyle-SUV VITARA und das Crossover-Highlight SX4 S-CROSS punkten mit ALLGRIP SELECT Allradantrieb für maximale Flexibilität. Oder Sie entscheiden sich für den Profi-Kraxler JIMNY JIMNY,, der mit zuschaltbarem ALLGRIP PRO ein Höchstmaß an Geländetauglichkeit bietet. Mehr auf www.suzuki.at Verbrauch „kombiniert“: 4,2–7,3 l/100 km, CO2-Emission: 111–167 g/km.
Irrtümer, Druckfehler und Änderungen vorbehalten. Symbolfoto. Mehr Informationen auf www.suzuki.at oder bei Ihrem Suzuki Händler.
20
SCHLOSSSEITEN