Winter 2011/12
Schmökerschiff
Vorlesemagazin für Kindergartenkinder und Schulanfänger
Die Schmökerfreunde Wuzel Wiesel
rufen mich meine Freunde. Ich darf unser Schmökerschiff lenken. Deshalb muss ich immer die Augen offen halten und gut aufpassen. Wenn ich auf der Reise etwas Schönes sehe, mache ich Saba Schildkröte ein Bild davon. Diesmal habe ich euch das Ausnennt man mich, und ich bin schon mehrere malbild „Fasching“ (S. 42) mitgebracht! hundert Jahre alt. In meinem langen Leben bin ich viel herumgekommen, habe Märchen aus aller Welt gehört und einiges gelernt. Diesmal erfahrt ihr von mir Interessantes zum Thema „Schi und Schlitten“ (S. 20), und ich erzähle euch das Märchen „Das Winterlager der Tiere“ (S. 24)! Kiki Kanguru heiße ich. Damit uns auf unserer Reise niemals langweilig wird, habe ich in meinem Beutel immer ein paar Bücher dabei. Drei meiner Lieblingsgeschichten sind die Bilderbuchgeschichte „Luisa und Mister Braun“ (S. 4), die Erlebnisgeschichte „Felix auf dem Eislaufplatz“ (S. 30) und die Vorlesegeschichte „Jakob und das Schneewunder“ (S. 38)! Amu Affe , das bin ich! Mit meinen geschickten Affenhänden führe ich euch Fingerspiele zum Thema „Kunterbunter Faschingsspaß“ (S. 22) vor und zeige euch, wie man tolle Teller-Tiere basteln kann (S. 34)! Pippa Papagei ist mein Name, und ich kann einfach nicht meinen Schnabel halten! Kurze Erzählungen sprudeln nur so aus mir heraus, und diesmal bekommt ihr von mir besonders schöne Minutengeschichten zu hören (S. 36)! Außerdem gebe ich euch Büchertipps für noch mehr Schmökerspaß (S. 40)!
Wir fünf freuen uns sehr darüber, dass du nun
auch ein Schmökerfreund werden willst. Sei so lieb, und male ein Bild von dir in diesen Rahmen!
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Titelblatt und Illustrationen: Raffaela Bartik Text: Lisa Blocher
Willkommen Liebe Vorleserin, lieber Vorleser!
Liebe(r)
Fast alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder einmal eifrige Leser werden: Schließlich erweitert Lesen den Wortschatz, es fördert Kreatvität und Fantasie. Buben und Mädchen, die gerne lesen, tun sich in der Schule oft leichter als jene, die nie freiwillig ein Buch zur Hand nehmen. Man darf aber nicht vergessen, dass Lesen nicht nur nützlich ist, sondern auch richtig viel Spaß machen kann! Um das für sich zu entdecken, braucht Ihr Kind Ihre Hilfe. Die Fähigkeit zu lesen ist für ein kleines Kind noch eine geheimnisvolle Zaubermacht, mit der es nichts anzufangen vermag. Was Buben und Mädchen in diesem Alter jedoch bereits zu schätzen wissen, sind schöne und spannende Geschichten. Wie froh und dankbar wird Ihr Kind also sein, wenn Sie Ihre „Zaubermacht“ nutzen, um es jeden Tag für ein Weilchen (und seien es nur ein paar Minuten) in eine andere Welt zu entführen! Es wird kaum jemals nur passiv zuhören, wenn es eine anregende Geschichte vorgelesen bekommt, sondern Vergleiche zu seinen eigenen Erlebnissen ziehen, Fragen stellen, vielleicht selbst zu erzählen anfangen. Das Vorlesen wird zu einem besonderen Spiel zwischen Ihnen und Ihrem Kind, und bald werden Sie diese innige gemeinsame Zeit nicht mehr missen wollen. Die Wahl des richtigen Vorlesestoffs will Ihnen das Schmökerschiff erleichtern.
Meine Schmökerfreunde und ich sind endlich von unserer Reise zurück, und wir haben dir ganz viele Geschichten mitgebracht!
Vergnügliche Schmökerstunden wünscht Ihnen (Lisa Blocher, Chefredakteurin)
!
So einen verrückten Winter haben wir dieses Jahr: An manchen Orten mussten die Kinder sehr lange warten, bis der erste Schnee fiel. So ging es auch Jakob aus unserer Vorlesegeschichte - der ist schon richtig wütend auf den Schnee geworden! Anderswo schneit es aber sehr viel, sodass man Schi und Schlitten fahren kann. Möchtest du erfahren, wie vor langer Zeit Schlittenhunde und ein mutiger Briefträger auf Schiern den Menschen sehr geholfen haben? Oder begleite Felix bei seinem ersten Ausflug auf den Eislaufplatz! Wir können dir aber auch davon erzählen, wie Luisa für ihren Teddybären den Schnee bunt färben wollte... All diese Schneeabenteuer – und noch viele mehr – kannst du mit uns erleben. Dabei holst du dir ganz bestimmt keine kalten Füße! Und für den Fall, dass du irgendwann doch vom Schnee genug bekommst, haben wir auch jede Menge kunterbunten Faschingsspaß für dich im Gepäck. Viel Freude beim Schmökern wünscht dir dein
Schmökerschiff
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Bilderbuch Luisa und Mister Braun
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Luisa hat einen Teddybären. Sein Name ist Mister Braun. Er wohnt in einer Höhle aus Schnee und trägt einen lustigen roten Schal. Mister Braun ist nämlich ein Eisbär. Papa sagt, er ist ein Polarbär. Weil er vom Polarkreis kommt. Das ist ganz weit weg von Luisas Kinderzimmer. Irgendwo rechts und nördlich, meint Papa.
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Luisa und Mister Braun beobachten, wie Papa seinen Wagen packt. Viel Werkzeug packt er ein. Er arbeitet nämlich im Theater. Das Werkzeug braucht er, um die Bühnen zu bauen. Über Papas Kopf braut sich was zusammen. Dicke Wolken, die hängen grau und schwer dort oben am Himmel.
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Sieht du, Mister Braun, die Wolken bringen den Schnee, sagt Luisa. Sieht du, Luisa, die Wolken kommen vom Polarkreis, brummt Mister Braun.
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Und schon geht es los. Genau über Papas Kopf fängt es an zu schneien. Zuerst nur langsam und ganz wenig. Dann wird es mehr und auch ein bisschen schneller. Weiße Sterne. Dicke, weiße Sterne, und die landen auf Papas Auto.
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Papa beeilt sich. Sein Werkzeug darf nicht nass werden. Heute im Theater baut er eine B체hne aus buntem Schnee, erz채hlt Luisa ihrem Mister Braun. Bunter Schnee, so was hat man am Polarkreis noch nicht gesehen. Doch bevor Mister Braun Papa fragen kann, ob das mit dem bunten Schnee auch wirklich stimmt, ist der schon auf dem Weg zum Theater, mit brummendem Motor und rauchendem Auspuff.
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Beweis es mir, sagt Mister Braun. - Wie soll ich das beweisen? - Mach den Schnee bunt!
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Luisa überlegt. Es mag ihr nichts Rechtes einfallen. Sie kramt in ihrer „Es gibt für alles ein Mittel“ - Kiste und holt schließlich ihre Malsachen heraus. Mal sehen, was wir hier haben. Mit Filzstift vielleicht. Aber erst bauen wir eine Höhle. Ab nach draußen!
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Mama packt Luisa warm ein. Mister Braun bekommt eine MĂźtze. Dann nimmt Lusia ihre Schaufel, und die beiden gehen in den Garten. Luisa und Mister Braun bauen eine HĂśhle.
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Danach versucht Luisa mit den Stiften Blumen auf die Hรถhle zu malen, aber es funktioniert nicht. In der Hรถhle sitzt Mister Braun und blickt fragend zu Luisa nach drauร en. - Was machst du? Wird es schon bunt? - Es dauert noch ein bisschen. Luisa ist ratlos. Auf dem nassen Schnee wollen die Farben nicht so recht halten.
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Da kommt Mama und bringt einen bunten Plastiksack. Versuch es doch mal hiermit, sagt Mama. Was soll ich damit?, fragt Luisa. - Wenn du das über die Höhle legst, sieht es so aus, als wäre es ein kunterbuntes Iglu. Na gut, Luisa stülpt den Sack über die Höhle. Jetzt sieht es wirklich ein bisschen so aus, als wäre die Höhle bunt. Danke, Mama!
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Aber Mister Braun ist nicht zufrieden. Er will bunten Schnee und kein buntes Plastik auf seiner Höhle. Er brummt unfreundlich und dreht Luisa den Rücken zu. Luisa ist traurig und will allein sein. Sie lässt Mister Braun im Schnee sitzen und geht zurück ins Haus.
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Da fängt es wieder zu schneien an. Luisa stellt sich ans Fenster und sieht den Schneeflocken zu, wie sie wild umherwirbeln. Ob die wirklich vom Polarkreis kommen, fragt sie sich. Und wie es dort wohl aussieht? Draußen wird es dunkel. Armer Mister Braun. Luisa will ihn ins Haus holen. Schnell zieht sie sich an und läuft in den Garten. Luisa kann ihren Augen nicht trauen! Mister Braun sitzt lachend vor seiner Höhle. Alles ist ganz bunt, der Schnee, die Höhle, Mister Braun und überhaupt der ganze Garten!
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Wie hast du das gemacht?, ruft Luisa. Da hรถrt sie Papas Stimme: Das ist mein Geheimnis! In der Einfahrt steht Papa, um ihn herum leuchten bunte Lichter. Er hat es geschafft, mit seinem Zauberwerkzeug aus dem Theater den Schnee bunt zu machen...
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Text: Regina Bayerl
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Schlaue Seiten
Schi und
Du saust bestimmt gern auf deiner Rodel oder deinem Bob einen Hügel hinunter, und vielleicht bist du auch schon einmal auf Schiern gestanden? Das macht großen Spaß, aber Schlitten und Schier können auch sehr nützlich sein. Damit kann man nämlich über tiefen Schnee fahren, in den man sonst einsinken würde.
Die Schier wurden wahrscheinlich in Skandinavien erfunden: Dort schneit es sehr viel, und deswegen kamen die Leute auf die Idee, auf Holzbrettern über den Schnee zu rutschen. Das ist schon vor sehr langer Zeit passiert – in einer Höhle in Norwegen gibt es sogar ein Bild von einem Schifahrer, das mehr als viertausend Jahre alt ist! In anderen Ländern wusste man aber lange gar nicht, was Schier sind; zum Beispiel in Amerika. Im Winter hatten die Menschen dort große Probleme: Viele bekamen keine Briefe oder Pakete mehr, weil die Postboten es nicht durch den Schnee schafften. Davon hörte ein Mann namens John Thompson, der aus Norwegen nach Amerika gezogen war. John erinnerte sich daran, dass ihm sein Papa früher einmal Schier gebastelt hatte, damit er in die Schule fahren konnte. Vielleicht konnte man mit den Schiern auch die Post austragen? Schnell machte sich John an die Arbeit und bastelte zwei Holzbretter. Die waren viel größer als die Schier, die man heute benutzt: Drei Meter waren sie lang und mehr als zehn Kilo schwer! Als die Leute John mit diesen Riesenschiern sahen, lachten sie ihn aus. Sie riefen: „Niemals wirst du mit diesen komischen Schneeschuhen über den Berg kommen!“ Aber John steckte die Briefe und Pakete in einen Rucksack, stieß sich mit einer langen Stange vom Boden ab und sauste los. Die Leute staunten, als sie sahen, wie schnell er fuhr! Und sie freuten sich, denn endlich konnte auch im Winter die Post verteilt werden. Von da an wurde der schlaue Briefträger von allen „John Schneeschuh“ genannt, und seine Schier wurden auf der ganzen Welt berühmt!
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Schlitten Genau wie Schier gibt es auch Schlitten schon seit vielen tausend Jahren. Du weißt vielleicht, dass früher in manchen Ländern die Schlitten von Hunden gezogen wurden. (Heute benutzt man Motorschlitten.) Einmal konnte mit Hundeschlitten vielen Menschen das Leben gerettet werden. Das kam so: In der kleinen Stadt Nome in Alaska wurden die Kinder sehr krank, doch es gab keine Medizin für sie. Ihre Eltern machten sich große Sorgen und baten darum, dass man ihnen Medikamente aus einer anderen Stadt schickte. Leider konnte die Post aber nicht wie sonst mit dem Schiff gebracht werden, weil das Meer teilweise zugefroren war. Das Wetter war auch viel zu schlecht, um mit dem Flugzeug zu fliegen! Was konnte man bloß tun? Da hatten ein paar mutige Männer eine Idee: Sie wollten ein Medizinpaket mit ihren Hundeschlitten zu den kranken Kindern bringen.
Es war bitterkalt, es stürmte, und oft konnte man vor lauter Schnee gar nichts sehen. Die Männer mussten sehr gut aufpassen, damit sie sich nicht verirrten. Einmal kippte der Schlitten um und die Medizin fiel in den Schnee! Zum Glück ging dabei aber kein Fläschchen kaputt. Die Freude war groß, als der Schlitten heil bei seinem Ziel ankam. Bald waren die Kinder wieder gesund. Zur Erinnerung an diese aufregende Schlittenfahrt baute man später für den Schlittenhund Balto eine Statue. Text: Lisa Blocher Illustration: Julia Blocher
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Zippel - Zappel
Kunterbunter
Fasching Alle meine Fingerlein wollen heute fröhlich sein. Sie gehen auf ein Faschingsfest, keiner auf sich warten lässt! An der Spitze ganz voran geht der grüne Wassermann. Dann Prinzessin Tausendschön, mit dem Prinzen will sie gehn. Seht die Hexe Hinkeviel mit dem Zauberbesenstiel! Und dahinter seht ihr auch einen Clown mit dickem Bauch. Ganz zum Schluss in letzter Reih’ ist ein Zwerglein mit dabei. Mit trara und mit tschingbumm geht die Blaskapelle um. Mit tschingbumm und mit trara, Fasching, Fasching, der ist da!
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Faschingsspaß Der Clown Wer wohnt denn wohl in diesem Haus? (Eine Hand formt ein „Dach“.) Schaut eine rote Nase raus. (Der Zeigefinger der anderen Hand schaut unter dem Dach hervor.)
Lustig ist der kleine Mann, (Der Finger wackelt lustig hin und her.) seht ihn euch mal an! (Die „Clown-Hand“ kommt ganz unter dem „Dach“ hervor.)
„Es ist nicht leicht, ein Clown zu sein, (mit verstellter Stimme sprechen) doch mir fällt stets was Neues ein!“ (mit der „Clown-Hand“ etwas Lustiges machen: das Kind kitzeln, durch die Haare wuscheln, an die Nase tippen ...)
Textauswahl: Lisa Blocher Illustration: Julia Blocher
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Märchen Das Winterlager der Tiere Nach: Märchen aus Rußland, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1975
V
or vielen, vielen Jahren, als Geister und Elfen noch sichtbar waren, da lebten in einem kleinen Dorf im tiefsten Russland ein Ochse, ein Hammel, eine Gans, ein Hahn und ein Schwein. Die Tiere waren nicht glücklich auf ihrem Hof, denn Bauer und Bäuerin waren böse Menschen und quälten alle Lebewesen, wann immer es ihnen lieb war. Als die Tiere das nicht mehr länger ertragen mochten, flüchteten sie in den Wald. Dort hatten sie während des Frühlings und des Sommers ein gutes Leben: Alle hatten genug zu essen, alle hatten es warm. Doch im Herbst, als die Tage kühler und die Nächte immer länger wurden, da kam der Ochse auf die Idee, eine Hütte für den Winter zu bauen. Die anderen Tiere aber wollten ihm dabei nicht helfen.
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Der Hammel blökte: „Wozu brauche ich eine Hütte? Ich habe doch einen dichten Pelz!“ Das Schwein grunzte: „Ich wühle mich in die Erde, die wird mich wärmen.“ Die Gans schnatterte: „Meine Flügel werden mich vor dem Frost schützen.“ Und der Hahn krähte fröhlich: „Ich setze mich unter eine Fichte. Die wird mir genug Schutz gewähren.“ Doch der Ochse wusste es besser. Er wollte die Hütte alleine bauen und machte sich sofort an die Arbeit. Zuerst schleppte er Steine zusammen und baute daraus die Mauern. Damit der Wind nicht zwischen den Steinen durchziehen konnte, stopfte er die Lücken mit Moos aus. Stabiles Holz mit Tonerde in den Zwischenräumen bildete das Dach. Zum Schluss baute der Ochse noch eine Tür, die den Frost draußen halten würde. Zufrieden mit sich und seiner Arbeit wartete der Ochse auf den Winter. Und der Winter war strenger, als von allen Tieren erwartet. Der Frost knackte überall, der ganze Wald war mit einer dicken Schneeschicht überzogen.
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Nun bereuten die Tiere, dass sie dem Ochsen nicht hatten helfen wollen. Als erstes kam der Hammel zur Hütte, in der ein wärmendes Feuer brannte, und er rief: „Lieber Ochse, ich bitte dich, lass mich ein!“ Doch der Ochse war nicht begeistert davon, die Hütte, die für ihn harte Arbeit gewesen war, mit jemand anderem zu teilen. Er antwortete: „Nein, Hammel. Ich hatte dich gebeten, mit mir Holz für die Hütte zu hacken. Aber du meintest, dir würde dein dickes Fell genügen. Nun sieh zu, wie du überwinterst!“ Diese harten Worte überraschten den Hammel nicht. Trotzdem gab er nicht auf, und er sagte: „Lieber Ochse, du hattest Recht, ich hätte dir helfen sollen. Doch ich war hochnäsig und faul. Bitte verzeih mir, und sei nachsichtig in meiner Not. Ich verspreche dir auch, dass ich mit dir zusammen auf die Hütte aufpassen werde. Wann immer sie neues Holz für das Feuer oder das Dach braucht, werde ich es hacken.“ Das freute den Ochsen, und er ließ den Hammel zu sich an sein wärmendes Feuer kommen. Nur kurze Zeit später klopfte das Schwein an die Tür, aber der Ochse wollte es nicht hereinlassen: „Nein, Schwein. Ich hatte dich gebeten, Erde zusammenzuscharren, auf der die Hütte sicher stehen kann. Aber du meintest, du könntest dich viel einfacher in die Erde graben und dort überwintern. Nun sieh zu, wo du bleibst!“ Doch auch das Schwein konnte ein Friedensangebot machen. Es grunzte: „Lieber Ochse, ich war dumm und faul. Bitte verzeih. Ich werde auch darauf achten, dass die Erde immer stabil und fest ist, damit sie die Mauern deiner Hütte gut trägt.“ Das freute den Ochsen, und so ließ er auch das Schwein zu sich an sein wärmendes Feuer kommen.
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Als nächstes bat die Gans um Einlass in diesen frostigen Tagen. Zu ihr sagte der Ochse: „Nein, Gans. Ich hatte dich gebeten, Moos für die Lücken in den Mauern zu suchen. Aber du meintest, dein Gefieder würde dich wärmen. Nun sieh zu, wo du überwinterst!“ Daraufhin versprach die Gans: „Wann immer Wind und Wetter das Moos in den Wänden zerstört, werde ich neues holen und es zwischen die Steine stopfen.“ Der Ochse war zufrieden und ließ die Gans zu sich an sein wärmendes Feuer kommen.
Zuletzt erschien noch der Hahn, und auch ihn wollte der Ochse zuerst fortschicken: „Nein, Hahn. Ich hatte dich gebeten, für mich Tonerde zu suchen und damit das Dach zu verkleiden. Aber du meintest, eine Fichte würde dir genug Schutz für den Winter bieten. Nun sieh zu, wo du bleibst!“ Doch der Hahn versprach in Zukunft gut auf das Dach aufzupassen, darum wurde er ebenfalls ans Feuer gebeten. Und so hatten es die fünf Tiere sehr gemütlich in dieser harten, kalten Winterzeit.
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Davon erfuhren auch der Wolf und der Bär. Die freuten sich, denn ein Haus voller Tiere bedeutete für sie ein Haus voller Futter! Also gingen sie zu der Hütte. Sie beschlossen, dass zuerst einer die Behausung und ihre Bewohner auskundschaften sollte. Doch während sie darüber beratschlagten, wer von ihnen als Erster ins Haus gehen musste, blickte der Hahn zufällig aus dem Fenster. Als er die finsteren Gestalten bemerkte, schlug er sofort Alarm unter seinen Freunden. Alle reagierten blitzschnell und warteten dann auf den ungebetenen Gast. Als der Wolf schließlich das Haus betrat, fuhr ihm der Schreck in alle Glieder. Vor ihm stand ein riesiges Monster, dunkel und schrecklich, und machte einen Lärm, dass der Wolf fast taub geworden wäre. Das Monster schrie: „Wölfe fresse ich am liebsten, Wölfe sind meine liebste Speise!“ Verängstigt lief der Wolf wieder aus der Hütte, direkt in die Arme des Bären. Der Bär fragte überrascht: „Wolf, du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen! Was ist denn passiert?“ Aber der Wolf brachte noch kein Wort hervor, sondern rannte nur, so schnell ihn seine Pfoten trugen. Erst in sicherem Abstand zum Monsterhaus erzählte der Wolf dem Bären, was passiert war. Da verstand der Bär die Aufregung des Wolfes. Die beiden beschlossen, von nun an einen großen Bogen um die Hütte zu machen.
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Im Winterlager der Tiere wurde unterdessen der Sieg über den Bären und den Wolf gefeiert. Nachdem der Hahn Alarm geschlagen hatte, war den fünf Tieren eine Idee gekommen, wie sie die Feinde vertreiben konnten. Sie hatten alle Lichter gelöscht und nur das Kaminfeuer brennen lassen, um viele unheimliche Schatten zu erzeugen. Dann hatten sie sich aufeinander gestellt: der Hammel auf den Ochsen, das Schwein auf den Hammel, die Gans auf das Schwein und der Hahn auf die Gans. Im schwachen Feuerschein sahen sie für den Wolf wie ein riesiges Monster aus. Dann hatten sie gekräht, gegackert, gegrunzt und geblökt, so laut sie konnten, während der Ochse mit tiefer, verstellter Stimme geschrien hatte: „Wölfe esse ich am liebsten, Wölfe sind meine liebste Speise!“ Auf diese Weise hatten es die fünf Freunde geschafft, den Wolf und den Bären in die Flucht zu schlagen.
Von diesem Tag an lebten alle zufrieden in ihrer Hütte, und jedes Tier half mit, das Winterlager schön und gemütlich zu halten. Von Bär oder Wolf aber wurden die Freunde nie wieder belästigt.
Text: Nancy Mertins Illustration: Barbara Ecker
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Erlebnisgeschichte Felix auf dem Eislaufplatz
Heute geht Felix mit seinem Papa auf den
Eislaufplatz! „Erwarte dir aber nicht zu viel“, sagt Mama zum Abschied. „Eislaufen ist ziemlich schwierig.“ „Ach was“, meint Papa, „das bringe ich dir ganz schnell bei!“
Bevor sie auf den Eislaufplatz gehen können, muss Felix sich Schlittschuhe ausleihen. Er hat nämlich noch keine eigenen. Die Schlange vor dem Verleih-Schalter ist sehr lang. Felix schwitzt in seinem Overall, aber dann sind sie endlich an der Reihe. Papa sagt dem Mann hinter dem Tresen Felix‘ Schuhgröße, und sie bekommen ein Paar schöne lila Schlittschuhe.
Papa schnallt die Schlittschuhe zu. „Und?“, fragt er dann. „Passen sie?“ Felix überlegt. Er wackelt mit den Zehen, er dreht die Füße hin und her. Wenn er ganz tief in sich hineinfühlt, merkt er, dass der linke Schuh an der Ferse ein bisschen drückt.
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„Da bleibt uns nichts anderes übrig, als uns noch einmal anzustellen“, seufzt Papa. „Sonst gibt es Blasen!“ Nun dauert es sogar noch länger, bis sie an der Reihe sind. Der Mann am Schalter nimmt die Schlittschuhe zurück und gibt Felix dafür andere, diesmal blau und mit Schnürbändern. Papa hilft Felix wieder beim Anziehen. „Und?“, fragt er dann. „Passen sie??“ Felix überlegt. Er wackelt mit den Zehen, er dreht die Füße hin und her. Papa schaut ganz gespannt drein … und Felix nickt. Passen perfekt!
In Schlittschuhen zu gehen ist gar nicht so einfach. Felix muss sich an Papas Arm festklammern, als sie die Garderobe verlassen. Trotzdem wackelt er auf den Kufen hin und her. Endlich haben sie die Eislaufbahn erreicht – aber das Eis kann man fast gar nicht sehen. So viele Leute sind nämlich auf dem Platz!
Papa seufzt wieder, doch Felix hat inzwischen etwas Tolles entdeckt: Pinguine aus Kunststoff, an denen man sich beim Eislaufen festhalten kann. So muss man bestimmt keine Angst davor haben, hinzufallen! Nur leider sind gerade alle Pinguine besetzt. „Komm schon“, lockt Papa, „du kannst dich doch auch an mir festhalten!“ Aber Felix schüttelt den Kopf. Papa ist eben kein Pinguin.
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Nach einer Weile möchte sich Felix doch auf die Eisfläche wagen. Papa gibt ihm die Hand, aber bevor sie anfangen können, bemerkt Felix wieder etwas Spannendes: Ein seltsames Auto fährt jetzt über das Eis. Oben sitzt ein Mann und lenkt. „Mit dieser Maschine wird das Eis wieder schön glatt gemacht“, erklärt Papa. Ein paar größere Kinder sausen ganz wild hinter dem Fahrzeug her, aber Felix fürchtet sich ein bisschen davor. Zuschauen ist vielleicht doch lustiger!
„Jetzt ist die Eisbahn ganz toll blank“, ruft Papa. „Da klappt das Eislaufen besonders gut!“ Aber die blanke Eisbahn soll noch ein bisschen warten: Felix muss nämlich mal. Und das ist ganz schön schwierig, wenn man einen Overall anhat! Papa führt Felix zu den Toiletten, schält ihn aus dem Schneeanzug und packt ihn nachher wieder warm ein.
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Jetzt ist Felix aber wirklich bereit, Eislaufen zu lernen! Mutig greift er nach Papas Hand und will schon losfahren. „Nanu?“, fragt Papa da. „Wo sind denn deine Handschuhe?“ Felix erschrickt. Hat er sie etwa verloren – die schönen, bunten Handschuhe, die er zu Weihnachten bekommen hat? Schon rinnen Felix die Tränen über’s Gesicht. Und Papa hat gar keine Taschentücher dabei. „Wir gehen jetzt erst mal zu den Toiletten zurück und putzen dir dort die Nase“, sagt Papa.
Kaum sind sie bei den Klos angekommen, hört Felix auf zu weinen. Denn was findet er da am Waschbeckenrand? Seine schönen, bunten Handschuhe! Die hat er doch vor dem Händewaschen dort hingelegt! Papa schaut auf seine Armbanduhr und seufzt schon wieder. „Leider schließt die Eisbahn in fünf Minuten“, erklärt er, aber Felix macht das gerade gar nichts aus. Er ist einfach froh, dass er seine Handschuhe wieder hat!
Als Papa und Felix zur Eisbahn zurückkehren, trauen sie ihren Augen nicht: Viele Leute haben sich schon auf den Heimweg gemacht, die Eisfläche ist jetzt fast leer. Da sieht Felix einen Pinguin, der ganz alleine am Rand steht! „Den schnappen wir uns!“, ruft Papa. Felix hält sich am Pinguinkopf fest, und Papa schiebt ihn einmal über die ganze Eisbahn. Huuuui!
Dann aber wird die Eisbahn abgesperrt, und Papa und Felix fahren nach Hause. Nachdem Mama ihnen die Tür geöffnet hat, fragt sie sofort: „Na, ihr beiden? Hat alles geklappt?“ Papa räuspert sich. Er kratzt sich am Kopf. „Das nächste Mal…“, murmelt er, aber Felix hört gar nicht richtig zu. Er hüpft ungeduldig auf und ab, und schließlich platzt es aus ihm heraus: „Mama! Ich kann eislaufen!!!“ Felix strahlt über das ganze Gesicht. Was war das doch für ein schöner, aufregender Tag!
Text: Lisa Blocher Illustration: Harald Dersch
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Basteltipp
Tolle Teller-
Gerade in der Faschingszeit hat man oft Pappteller zu Hause – ich zeige dir, wie man aus überzähligen Tellern lustige Tiergesichter basteln kann. Das macht viel Spaß, und du kannst die Teller-Tiere als Dekoration für deine Faschingsfeier vewenden! Tipp: Es ist ganz leicht, sich neue Teller-Tiere auszudenken! Wer erfindet eine Teller-Katze, ein Teller-Schwein, eine Teller-Ente? Oder wie wäre es mit einer Teller-Sonne und einem Teller-Clown?
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-Tiere Du brauchst: • Pappteller • Farbe und Pinsel • Buntpapier • Schere • Klebstoff und Klebeband • Filzstift (schwarz) • Wäscheklammern • Pfeifenputzer • Kulleraugen (Wer gerade nicht alles zu Hause hat, kann auch ohne die drei letztgenannten Materialien lustige Tiergesichter basteln!)
Text und Fotos: Lisa Blocher
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Minutengeschichten Lesen im Winter In Kais Kindergartengruppe gibt es regelmäßig Themenwochen. Diese Woche dreht sich alles um das Thema „Winter“! „Überlegt euch, was ihr im Winter gerne macht“, fordern die Kindergärtnerinnen auf. „Woran denkt ihr bei Winter?“ Jeden Tag dürfen zwei Kinder ihre Gedanken vorstellen. Außerdem sollen sie etwas mitbringen, das dazu passt. Heute ist Kai an der Reihe. „Ich liebe Bücher!“, sagt er. „Und im Winter sitze ich gerne mit meiner Mutter zusammen und lese. Meine Mama kann ganz toll vorlesen! Wir haben zu Hause eine Leseecke beim Fenster. Da kann ich in den verschneiten Garten hinausschauen und dabei zuhören.“ In die Mitte des Sesselkreises legt Kai ein großes Foto von der Leseecke. Das Fenster hat ein breites Fensterbrett, darauf liegen bunte Decken und zwei große Kissen. Außerdem ist auf dem Foto Kai zu sehen, der auf dem Schoß seiner Mama sitzt und mit ihr ein Buch in der Hand hält. Auf einem kleinen Tisch neben dem Fenster stehen zwei Tassen. „Zum Lesen in der Leseecke gehört im Winter immer eine Tasse Kakao“, erklärt Kai. „Aber Vorsicht, dass nichts auf das Buch tropft!“ In dem Moment kommen Maria und Sandra, die beiden Kindergärtnerinnen, aus der Küche. Sie bringen zwei große Tabletts voller Kakaotassen. „Damit ihr euch das vorstellen könnt, wie ich immer mit meiner Mama lese, bekommen wir jetzt alle Kakao!“, meint Kai grinsend. Außerdem streckt er Maria ein Buch entgegen. „Also“, sagt Maria, nachdem alle ihren Kakao bekommen haben und wieder sitzen. Und sie beginnt vorzulesen… Text: Katrin Winkler Illustration: Barbara Ecker
Rätsel Und schon geht die Reise los … Ich kann es kaum erwarten endlich anzukommen! Das Beste ist, dass ich die ganze Zeit von meiner Familie begleitet werde. Wir sind wirklich eine ganze Menge. Hui, der Wind bläst sehr kalt heute und bringt uns alle durcheinander. Aber das macht nichts, mir kann es gar nicht kalt genug sein! Im Gegenteil, Wärme macht mir ziemlich schnell zu schaffen. Jetzt sind wir bald da, ich kann schon die ersten Bäume und Häuser sehen, die alle von uns eingehüllt sind. Mir macht es große Freude, die Natur mit unseren schönen weißen, glitzernden Kleidern zuzudecken und vielleicht sogar auf der Nasenspitze von jemandem zu landen! Schneeflocke
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Text: Melanie Sandner Illustration: Barbara Ecker
„Wassersport“ im Winter Chris ist auf dem Weg von der Schule nach Hause. Es ist sehr kalt, minus 11 Grad. Der Bach ist zugefroren und Chris rutscht auf dem Eis. Das macht ihm Spaß. Auf diese Weise ist der Schulweg gleich viel lustiger, nicht so langweilig wie sonst auf dem Gehsteig neben der Hauptstraße. An einer Stelle aber ist das Eis sehr dünn. Chris bemerkt es nicht und rutscht fröhlich weiter. Plötzlich bricht er ein und fällt ins kalte Wasser. Zum Glück ist es an dieser Stelle nicht besonders tief und er kann schnell wieder herauskriechen und nach Hause laufen. Aus der Schultasche und dem Anorak tropft es und seine Stiefel sind vollgesogen mit eiskaltem Wasser. Die Mutter erschrickt, als er wie wild am Haustor klopft und sie ihn so schrecklich nass vor der Türe stehen sieht. Sie schält ihn eilig aus den kalten, triefenden Kleidern und steckt ihn erst in die Badewanne und dann mit einer Wärmeflasche und einer Tasse heißem Tee ins Bett. Danach kümmert sie sich um die Schultasche. Sie stellt alle Bücher und Hefte zum Trocknen auf die Zentralheizung. Die blaue Tinte im Hausübungsheft ist im Wasser verflossen und sieht aus wie Himmel mit Wolken. Die rote Tinte aber, mit der die Lehrerin die Fehler verbessert hat, ist gut erhalten geblieben und die „nn“ und stummen „h“ schweben in der Luft wie Luftballons oder Drachen im Wind. Christophs Geschwister sind heute ganz besonders brav und um ihn besorgt. Sein böses Erlebnis hätte ja auch ganz schrecklich ausgehen können, und sie wissen noch nicht, ob er gesund bleiben wird oder sich fürchterlich erkältet hat. Er soll darum im Bett bleiben und richtig warm werden. Die ganze Familie sitzt bei ihm und Mama liest aus seinen Lieblingsbüchern vor. Papa kommt heim und schaut erstaunt auf die zum Trocknen aufgestellten Schulhefte. Er sieht, dass Mama mit den Kindern beschäftigt ist und will sich selbst mit Essen versorgen. Sehr geübt ist er darin gerade nicht, aber er stellt frohgemut einen Topf mit Wasser auf den Herd und legt Frankfurter Würstchen hinein. Dann holt er das kleine Camping-Klapptischchen hervor, stellt es im Schlafzimmer vor den Fernseher und den Topf mit dem kochenden Wasser und den Würstchen drauf – und dann hört man aus dem Schlafzimmer einen dumpfen Knall und einen fürchterlichen Schrei. Mama reißt die Türe auf und sieht ihren Mann hüpfen und mit den Armen rudern, als wollte er fliegen. Verzweifelt versucht er, in der Luft zu bleiben, weil das heiße Wasser über den Boden läuft. Der Klapptisch ist nämlich – wie das für Klapptische ja nicht ungewöhnlich ist – zusammengeklappt. Die Würstchen schwimmen wie Fische über den Schlafzimmerboden und verschwinden gerade unter dem Kasten. Es sieht urkomisch aus, Mama lehnt am Türstock und hält sich den Bauch vor Lachen. Dann holt sie Brandsalbe aus dem Apothekerkästchen. Bald danach liegt auch Papa im Bett, seine hochroten Fußsohlen schauen unter der Decke hervor. Am nächsten Tag geht es den beiden „Wassersportlern“ zum Glück wieder recht gut. Chris hat zwar ein bisschen Schnupfen und Papa geht ein wenig sonderbar, aber sonst hat das Erlebnis keine bösen Folgen. Text und Illustration: Ilse Marx
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Vorlesegeschichte Jakob und das Schneewunder Jakob liebte den Schnee. Nicht nur, dass er wie jedes Kind gerne Schlitten fuhr, Schneemänner baute und Eislaufen ging – er war außerdem überzeugt davon, dass der Schnee ihm Glück brachte. „Immer, wenn Schnee fällt, passiert mir etwas Gutes“, war sich Jakob sicher. Einmal hatte ihm seine Mama ein neues Spielzeug-Lastauto geschenkt, genau an dem Tag, als zum ersten Mal für dieses Jahr Schnee fiel. Ein anderes Mal wurde am Tag des ersten Schnees sein Hund Struppi gefunden, der zuvor weggelaufen war. Wieder ein anderes Jahr nahm ihn sein Opa zu einem tollen Ausflug ins Museum mit, und als sie es am Abend verließen, war der erste Schnee gefallen. Deshalb war Jakob auch dieses Jahr schon richtig aufgeregt, wenn er an diesen besonderen Tag dachte, und er freute sich auf die Überraschung, die ihn diesmal erwarten würde. Mitte November fragte er das erste Mal seine Eltern: „Müsste es nicht bald schneien? Wann ist es denn so weit?“ Die Mutter antwortete lächelnd: „Keine Sorge, mein Schatz, es wird schon bald so weit sein. Hab ein bisschen Geduld.“ Im Dezember wurde Jakob ungeduldig. Adventzeit ohne Schnee? Das passte doch gar nicht! Jakob öffnete jeden Tag missmutig ein weiteres Fensterchen am Adventskalender und wurde immer verzweifelter. Als es nach Weihnachten immer noch nicht schneite, bekam Jakob langsam Wut auf seinen geliebten Schnee.
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„Warum lässt du dir heuer so viel Zeit? Bis jetzt ist mir überhaupt nichts Schönes passiert…“, dachte er oft, wenn er abends vor dem Einschlafen aus dem Fenster in den Nachthimmel schaute. Im Fernsehen und im Radio sprachen die Erwachsenen von der längsten
Zeit ohne Schnee seit vielen Jahren. Doch Jakob hörte gar nicht hin. Er fühlte sich persönlich vom Schnee beleidigt. Jeden Morgen sprang er aus dem Bett, lief zum Fenster, schaute erwartungsvoll in den Garten hinunter und sah … wieder nichts.
Eines Morgens war Jakob den Tränen nahe, als er beim Frühstück saß. Seine Mutter fragte ihn besorgt, was denn los sei, und Jakob erzählte mit tränenerstickter Stimme von dem Schnee, der aus irgendeinem Grund böse auf ihn war und heuer gar nicht mehr kommen würde und dass ihm deshalb auch nichts Gutes passieren würde. Die Mutter nahm ihren Sohn in den Arm und sagte: „Aber Jakob, diese Dinge hatten doch nichts mit dem Schnee zu tun! Kannst du dich denn gar nicht mehr erinnern? Den Spielzeug-Lastwagen habe ich dir geschenkt, weil du am Vortag den ganzen Nachmittag mit deiner kleinen Schwester gespielt hast. Struppi ist deshalb wieder da gewesen, weil du überall Flugblätter aufgehängt hast und jemand ihn gefunden hat. Und dein Großvater hat dich ins Museum mitgenommen, weil er sich so über dein selbstgebasteltes Geschenk aus dem Werkunterricht gefreut hat! Es ist dir also immer etwas Schönes passiert, weil du selber nette Dinge für andere getan hast.“ Jakob war erstaunt: So hatte er das Ganze noch nie gesehen. Aber es stimmte! „Ich habe nur noch auf mein Schneewunder gewartet und gar nichts mehr für andere getan. Gleich morgen werde ich Papa beim Aufräumen im Keller helfen, darum hat er mich ja schon länger gebeten!“, beschloss Jakob. Als er an diesem Abend zufrieden seine Augen schoss, sah er gar nicht mehr die großen, dichten Flocken, die lautlos vom Himmel fielen…
Text: Melanie Sandner Illustration: Lisa Blocher
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Schmökerspaß
Mein schönstes Wimmel-Bilderbuch Ali Mitgutsch
Was gibt es alles zu entdecken auf der Baustelle, am Bauernhof, im Märchenpark, am Strand oder auf dem Rodelhügel…? Auf 14 großen und kunterbunten Bildern wird gearbeitet und gelacht, die Kinder toben und spielen einander Streiche, was das Zeug hält. Ali Mitgutsch ist gewissermaßen der „Vater der Wimmelbücher“: Sein erstes Wimmelbuch wurde vor fast 45 Jahren veröffentlicht! In dieser Ausgabe sind einige seiner schönsten Bilder versammelt, und sie bereiten den Kindern heute bestimmt genauso viel Freude wie damals. (Ravensburger 2010. Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 2 J.)
Winter-Wimmelbuch Rotraut Susanne Berner
Papagei Niko ist ausgebüchst, wer kann ihn fangen? Wo hat Manfred seine Schlüssel verloren? Was wird Susanne sich heute Schönes kaufen, und wer ist der geheimnisvolle Motorradfahrer? Obwohl dieses farbenfrohe Wimmelbuch ganz ohne Worte auskommt, gibt es hier viele Geschichten zu entdecken: Wir begleiten die lustigen Figuren durch die ganze Stadt, und jede von ihnen erlebt ein kleines Abenteuer. Wer Niko, Manfred & Co wieder treffen will, sollte sich unbedingt auch die anderen Wimmelbücher von Rotraut Susanne Berner holen. Da kommt jedes Kind ins Erzählen! (Gerstenberg 2003. Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 2 J.) Andere Bücher aus Berners „Wimmelbuch“-Reihe: Frühling; Sommer; Herbst; Nacht.
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Wa s f ür
ein Gewimmel! Ich finde was … im Spielzeugland Walter Wick
Komm mit auf eine Reise durch das Spielzeugland! Auf den quietschbunten Fotos gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das macht alleine schon sehr viel Spaß, aber zusammen mit anderen wird ein spannendes Wettspiel daraus: Am Seitenrand stehen gereimte Suchaufgaben – und die sind manchmal ganz schön knifflig! Da helfen sicher auch gerne Mama und Papa mit. Wer findet zuerst das richtige Spielzeug? (Frankh-Kosmos 2008. Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 5 J.) Andere Bücher aus der „Ich finde was ...“-Reihe: Der Piratenschatz; Dinosaurier & Co; Im Gespensterschloss; Im Märchenwald; In der Schatzkiste; Zur Weihnachtszeit.
Max Maus im Zoo
Erhard Dietl (grafische Mitarbeit: Christoph Schöne)
Max Maus macht einen Ausflug in den Zoo. Dort will er seine Freundin Sita treffen … doch wo steckt die bloß? Hilfst du Max bei der Suche? – Erhard Dietl, der Autor der berühmten Olchi-Bücher, hat in seine Wimmelbilder viele witzige Überraschungen „eingebaut“: So findet man zum Beispiel vor jedem Gehege einen Zoobesucher, der dem Tier hinter dem Zaun irgendwie ähnlich sieht. Etwas ganz Besonderes ist auch die „geheime Mäuseseite“ zum Herausziehen, auf der man Sitas Zuhause bewundern kann! (Friedrich Oetinger 2005. Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 2 J.) Andere Bücher aus der „Max Maus“-Reihe: Max Maus in der Stadt; Bald ist Weihnachten, Max Maus!
Text: Lisa Blocher
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Bild: Lisa Blocher