Masterthesis Philipp Schürmann

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Haus der Mitte Masterthesis Philipp Sch端rmann


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Masterthesis Philipp Schürmann Sommersemester 2012 Betreut von Prof. Prof. h.c. Dipl.-Ing. Herbert Bühler msa | Münster School of Architecture Prof. Jörg Stollmann Technische Unversität Berlin msa | Münster School of Architecture © Philipp Schürmann


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Inhaltsverzeichnis Thema 8 Die Recherche 9 Das Thema 10 Fragmentierung der europäischen Städte 12 Das Verhältniss zur Öffentlichlichkeit 14 Gentrifizierung - Wort des Jahres 2012? 16 Gebaute Identitäten 22 Soziale Strukturen 24 Berlin 28 Paradies Neukölln 32 Berliner Eindrücke 38 Neukölln & Treptow-Köpenick 46 Neukölln 48 Treptow-Köpenick & Alt-Treptow 52 Quartiere 56 Nachhaltige Quartiersentwicklung 58 Das Gebiet 62 Alt-Kölln oder Neu-Treptow? 66 Gebietsbeschreibung 84 Fakten Gebiet 85 Gebietspläne 86 Gebietsanalyse 92 Öffentliche und soziale Einrichtungen 95 Städtebauliche Entwicklung 96 Die Mauer 98 Grenze & Mauergrundstücke 100 Bergwerk Berlin 101


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Grundstück 106 Umgebungsanalyse 110 Lageplan Gesamtgebiet 112 Lageplan Grundstück 113 Entwurfsanalyse 115 Bestandsbebauung 116 Entwurf 122 Inhaltliche und architektonische Aspekte 124 Das Soziale 126 Idea Stores in London 127 Entwurfselemente 132 Das Dach 134 Die Transparenz 138 Transparenz - Mittel des Entwurfs 140 Zeichnungen 144 Lageplan 145 Perspektive 146 Übersicht 148 Gesamtgrundrisse 150 Bibliothek 156 Kunstschule 164 Multifunktions- & Musikzentrum

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Seminar- & Beratungszentrum

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Schnitte 182 Ansichten 186 Perspetktiven 190 Quellen & Bildernachweis

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Fondation du musée d’art moderne et contemporain de Genève Mamco, Lausanne, Schweiz Ausstellung Thomas Huber 22.2.-6.5.2012


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Thema


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Die Recherche Thema

Der Ort

Architektonische & soziale Integration durch öffentliche Architektur

Berlin

Annäherung an das Gebiet Neukölln & Alt-Treptow

Stadtverhältnisse

Eindrücke + Fakten, Zahlen, Daten, Pläne

Sozialstrukturen in der Stadt

Vor Ort Das Gebiet

Begehung, Gespräche, Analysen, Pläne

Stärkung des Gebietes

Etnwicklung einer sozial & städtebaulich verträgliche Struktur, die das Gebiet aufwertet, stützt, aber nicht zerstört

Positive Effekte für die Bewohner


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Das Thema Ausgangslage für die Masterthesis ist die Frage nach dem positiven Effekt von Architektur. Es sollen die sozialen und architektonischen Auswirkungen durch öffentliche Einrichtungen auf sozial schwächere Stadtgebiete untersucht werden. Dabei geht es um die Herausarbeitung der architektonischen sowie städtebaulichen Mechanismen und um die Frage, welche Ergebnisse damit erzielt werden können. Architektonische und soziale Integration gelten als Schlüsselinstrumente für den Erfolg eines Projektes. Darüber hinaus geht es um das Entgegenwirken der Individualisierung der Gesellschaft durch die Herstellung eines sozialen Treffpunkts in der Stadt, der nicht nur als öffentliches Gebäude funktioniert, sondern auch allen Ansprüchen einer Großstadt genügt. Das Projekt dient als ein Wegweiser zur Aufhebung städtischer Teilräume, die durch kaum mehr steuerbare Instrumente im Städtebau entstanden sind. Es soll ein gemeinschaftlicher Raum für unterschiedliche Gruppierungen und Generationen in der Gesellschaft, in einer Stadt oder einem Stadtteil geschaffen werden.

Grundfunktionen eines solchen öffentlichen Gebäudes sind Bildung, Information, Kommunikation, eine mögliche städtebauliche Neuorientierung, die Steigerung des sozialen Ansehens eines Stadtviertels und damit die positive Einbindung in das gesamte Stadtsystem. „Durch die Art ihrer Bebauung und der darin institutionalisierten Nutzungen eröffnen und begrenzen Quartiere Möglichkeiten des Verhaltens, der dauerhaften oder temporären Aneignung von Räumen und damit auch der Begegnung mit Anderen.“1 Eine grundlegende Frage dieser Untersuchung ist damit, inwiefern die gesellschaftliche Ungleichheit in Standquartieren durch einen zentralen Anlauf- und Identifikationspunkt, der architektonisch und inhaltlich auf seine Umgebung abgestimmt ist, aufgebrochen werden kann. Der Entwurf soll sich dabei am Prinzip der Transparenz orientieren, sowohl inhaltlich als auch architektonisch. So soll Offenheit, Einsehbarkeit, leichte Zugängigkeit und gleichzeitig die Sicherheit eines festen Baukörpers mit klar definierten Grenzen angestrebt werden. Ziel des Projektes ist die Förderung des „konkreten, alttäglichen und lebenspraktischen Miteinander im Stadtteil“. 2

Unter Berücksichtigung der Stadtstruktur soll ein multifunktionaler Ort entstehen, der als städtebauliches Einzelinstrument mit seinem öffentlich ausgerichteten System zur sozialen Integration beiträgt und einen neuen Sozialisations- und Bezugspunkt in einem Quartier bildet.

1 S.5, Integration und Nutzungsvielfalt im Stadtquartier, Weeber+Partner, 2004 2 S.3, ebenda


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Der konkrete Bezug zu diesem Thema wird über die Beschäftigung und Analyse eines Stadtgebietes in Berlin hergestellt. Die Dynamik und der Facettenreichtum der Stadt bietet ein ideales Umfeld für die Untersuchung und das Projekt. Die Wahl des Gebietes fiel während der Recherche auf einen Bereich im Süd-Osten Berlins, direkt auf der Grenze der Stadtteile Neukölln und Alt-Treptow bzw. Treptow-Köpenick. Im ersten Abschnitt des Buches geht es um das Verhältnis der Stadt und ihrer Bewohner. Die Texte sind bei der Recherche entstanden und spiegeln zum Teil aktuelle Diskussionen der Stadtuntersuchung wieder, als auch eigene Gedanken. Dabei ist der inhaltlich Leitgedanke der der Stadtakupunktur. Damit ist, wie bei der Anwendung beim Menschen, die Behandlung oder Untersuchung der Stadt oder wie in dieser Arbeit, die eines Quartieres gemeint. Zur Vollständigkeit sei gesagt, dass unter Akupunktur eine medizinische Behandlungstechnik verstanden wird, die durch Nadelstiche in besondere Punkte auf der Haut, Ernergielinien reizt. Damit soll der Energiefluss im Körper wiederhergestellt werden, um so Krankheiten oder Beschwerden zu heilen. Das Prinzip und „Bild“ der Akupunktur liegt dieser Arbeit zu Grunde, wobei zu sagen ist, dass „Stadtakupunktur“ nicht schwere Krankheit oder klar zu definierende Beschwerden zu kurieren versucht. Die Komplexität bei der Beschäftigung mit öffentlichen Stadträumen und dem Versuch die Wechselspiele zwischen Architektur und Stadtsoziologie zu erklären, zeigt die

Weitläufigkeit des Themas. Die Vielfältigkeit von offensichtlichen und weniger deutlichen Problemen einer Stadt oder eines Quartieres führten bei dieser Arbeit zur Fokussierung auf ein spezielles Stadtgebiet in Berlin. Wobei eine Übersicht zu Berlin im zweiten Teil gegeben und die Untersuchungs in Teil 3 beschrieben wird. Die Intervention die hier ihre Stadtakupunktur repräsentiert und als Entwurf im vierten Teil dargestellt ist, reagiert auf die Ist-Situation in diesem Gebiet: Auf den ersten Blick ein ganz normales Wohngebiet mit Einzelhandel und leichter Industrie. Die Recherche zeigte, dass es sich hier nicht um einen so genannten schweren sozialen Brennpunkt handelt, die Vielschichtigkeit der Bewohner und deren Bedürfnissen enorm weit gefächert und zum Teil subtil ist. Dennoch kann ein Gebiet wie dieses mit einem Eingriff und durch die Konzeption eines neuen öffentlichen Stadtbausteins positive Auswirkungen auf andere Gebiete und zur Festigung der sozialen Strukturen dienen. Das Design des Gebäudes ist so gewählt, dass es größtmögliche Transparenz zulässt und den Bewohnern einen Ort der Identifikation anbietet. Deshalb strebt das Projekt nach einer langfristigen Stärkung des städtischen Immunsystems und einem positiven Einfluss auf die Berliner Stadtentwicklung. Die konkrete Auseinandersetzung mit dem Gebiet und die Entwicklung des Projektes wird im Weiteren ausführlich behandelt.


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Fragmentierung der europäischen Städte Durch die soziale Umstrukturierung seit Beginn des 21. Jahrhunderts zeigt sich eine deutliche soziale und rausche Fragmentierung in den Städten. Die Tendenz zur Dienstleistungsgesellschaft, internationale Konkurrenz in allen Sektoren, der demographische Wandel und die wachsende multikulturelle Gesellschaft verändern die Lebensbedingungen der Menschen und auch die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung. 2002 äußerten sich Hartmut Häußermann und Andreas Kapphan zu dem gesellschaftlichen Wandel so: „Durch das Zusammenwirken von drei Prozessen, nämlich demographischer Wandel, Arbeitsmarktentwicklung und Reorganisation der Wohnungsversorgung werden sich neue sozialräumliche Strukturen in den Städten ergeben.“1 Zusätzlich muss hier die soziale Integration der Menschen in die moderne Gesellschaft genannt werden, die je nach Herkunft, Bildungsstand oder ökonomischer Situation unterschiedlich funktioniert. Ein aktuelles Beispiel für diese komplexen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind ca. 400 Roma, die in der Harzer Str. in Berlin Neukölln leben2. Die schlechte ökonomische Situation für die Landbevölkerung in Rumänien scheint Auslöser für die Immigration nach Deutschland zu sein. Wenn mehrere hundert Bewohner eines einzigen Dorfes innerhalb weniger Jahre, nur mit Informationen in Form von Erzählungen 1 „Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 14, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002 2 „Paradies Neukölln“, Özlem Gezer, Der Spiegel 14/2012

versorgt, Tausende Kilometer entfernt von ihrer Heimat leben wollen, dann scheint ihnen keine andere Wahl geblieben zu sein und ihre Verzweiflung war offenbar groß. Die angebotene Alternative kann dann entsprechend schlecht sein, so wie es bis 2011 in der Harzer Str. Nummer 64 der Fall gewesen sein muss. Der Besitzer des Hauses ließ es nicht nur verwahrlosen, sondern kassierte bis zu 1.800 € Miete für eine 40qm Wohnung(überprüfen). Solche Wohnungen wurden mit bis zu 10 Personen bewohnt. Das ist kein Einzelfall und immer wieder landen Immigranten in unzumutbaren Unterkünften. Die Angst vor Abschiebung, Ärger mit den Behörden oder Nachbarn, schlechte Deutschkenntnisse und teilweise ein niedrigerer Bildungsstand, führen häufig aus solchen Situationen nicht hinaus. Das Engagement der Wohnungsbaugesellschaft in der Harzer Str. kann sicherlich als eine positive Maßnahme zur Verbesserung genannt werden. Durch die Sanierung des Gebäudes und die Einrichtung von sozialen Einrichtungen, wie Lern-, Arbeits- und Theaterräumen wird ein positives Umfeld für die Bewohner geschaffen. Darüber hinaus wird die Öffnung bzw. der Anschluss des Innenhofes an einen Park und die verstärkte Durchmischung der Mieter (mit/ohne Migrationshintergrund, Studenten, alte/junge Mieter) angestrebt. All dies sind gute Maßnahmen zur primären Reaktivierung diese Standortes. Natürlich hat der Staat durch die Einführung des Sozialstaates und des sozialen Wohnungsbaus diese Tendenzen abgefedert, dennoch gibt es erhebliche


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soziale Unterschiede nach wie vor. Wichtig ist jedoch die Unterscheidung zum krassen Klassenunterschied während der Industrialisierung oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Stadt des 20. Jahrhunderts ist durch eine soziale Gesellschaftsstruktur geprägt und gilt als„eine ’soziale Stadt’ in dem Sinne, dass sie eine hohe Integrationskraft entfalten konnte.“ (s.12) Laut Häußermann und Kappham konnte die soziale Segregation ab ca. 1950 in dem Städten vermindert werden. Zum einen weil sich eine starke Mittelschicht gebildet hat, die große Teil der Arbeiter mit aufgenommen hat und zum anderen milderte der geförderte Wohnungsbau seit den 20er Jahren „ die extreme Fragmentierung nach Einkommen und sozialem Status in den europäischen Städten im 20. Jahrhundert“.3 Diese Situation lässt sich zum Teil auch mit dem Wohnungsmarkt einer modernen Großstadt der heutigen Zeit vergleichen. Zum einen existiert die breite Mittelschicht immer noch. Zum anderen beflügelt die fortschreitende Gentrifizierung die Aufspaltung der Wohnungsmarktes und damit auch der sozialen Strukturen. Die materiellen Unterschiede, kulturelle Heterogenität und der Wegfall von bezahlbarem Wohnraum verschärfen eine „sozialräumliche Polarisierung“4. Zum einen hat die Veränderung in einem Gebiet positive Effekte, wie neue private und öffentliche Investitionen, aber genauso können sich Ladenbesitzer, Banken und Supermärkte 3 zum Vergleich: „Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 12, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002 4 „Die Zukunft der Städte“, Walter Siebel,Aus Poltik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S.5

zurückziehen und damit würde ein Areal verkommen. Wenn im Umkehrschluss zu sehr aufgewertet wird steigen Mieten und die Preise insgesamt. In der Folge werden die Bewohner mit geringerem Einkommen gezwungen umzuziehen und das Gebiet „kippt“. Wenn ganze Stadtteile für die ursprünglichen Bewohner nicht mehr bezahlbar werden, weil sich ein neuer „Szene-Kiez“ etabliert hat, bleibt die Frage nach sozialverträglichem Wohnen in der Stadt. Besonders Berlin scheint in manchen Bereichen nur noch exklusives Wohnen anzubieten. Gentrifizierungsgegner ruft dies natürlich auf den Plan und das Image der Stadt als Sammelbecken für Besserverdienende in teuren Loft-Apartments ist ein gängiges Klischee für Stadtteile wie den Prenzlauer Berg. Zusätzlich zieht es sowohl Besserals auch Schlechterverdienende in das Umland der Städte. Reihenhaus- und Hochhaussiedlungen bilden oftmals den ersten Anblick einer Stadt. Beide Varianten sind die Verbildlichung von Segregation. Die einen wollen dort leben, die anderen müssen es. Die krassen Gegensätze in der Stadtentwicklung spiegeln jedoch nur einen Teil der ganzen Geschichte. Integration, egal von wem, kann in diesen einseitigen Stadtteilen nicht stattfinden. Grundsätzlich sollten alle Bewohner tolerant miteinander umgehen. Soziologisch gesehen können Bildung und Aufklärung dazu einen Beitrag leisten.


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Das Verhältniss zur Öffentlichlichkeit Um das Verhältnis der Bewohner zu ihrer Stadt weiter zu beschreiben, muss das Verhältnis von öffentlichem zum privaten Raum betrachtet werden. Schon Jürgen Habermas übte 1962 in „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ Kritik am Städtebau der Nachkriegszeit und dem Verlust der Urbanität. Also dem Mangel an öffentlichem Raum anstatt eines funktionalistischen Städtebaus. Spannend ist zu sehen, wie sich die Verschiebung dieses Verhältnisses in Richtung Öffentlichkeit in den letzten zehn Jahren deutlich bewegte. Bei den Griechen war das öffentliche und private Leben noch klar getrennt. Da man mehr damit beschäftigt war das Leben an sich zu meistern, war die Wirtschaft privat. Mit einem vernünftigen ökonomischen Unterbau konnte Politik in der Polis gemacht werden. Auch im Mittelalter war der Unterschied eindeutig, wenn man als Beispiel ein Wohnhaus und eine Kathedrale vergleicht. In Zeiten von Nationalökonomie, Staatshaushalt und kommunaler Versorgung vermischen sich der private Haushalt mit öffentlichen Anliegen. Hannah Arendt beschreibt die moderne Gesellschaft als „ein Zwischenreich, in dem private Interessen, die des Haushaltens, öffentliche Bedeutung bekommen“1. Hinzu kommen die Angebote in einer Großstadt, die den Bewohnern so vieles abnehmen und die Dienstleistungsgesellschaft prägen. „Die moderne Stadtmaschine mit ihrer Überfülle an Gütern, Dienstleistungen und Infrastrukturen kann als die vollständige Vergesellschaftlichung des privaten

Haushaltes begriffen werden.“2 Nach der Arbeit wird eben noch schnell auswärts gegessen, das Arbeitsmeeting beim Italiener oder im Café um die Ecke gemacht. Freunde kam man direkt danach in der nächsten Bar treffen. Alles kann sich öffentlich abspielen. Sehen und gesehen werden ist für manche Menschen scheinbar ein Grundbedürfnis. „Im Öffentlichen erfährt man als gesellschaftliches Wesen Bestätigung, es ist der Bereich der Selbstverwirklichung.“3 Dennoch gilt das Privatleben und Wohnen immer noch als schützenswertes Gut. Der Rückzugsort ist vor allem in einer großen Stadt wichtig. Ein Mensch muss auch einmal ausruhen. Der Stellenwert der Wohnung bzw. des Wohnens wird von Sophie Wolfrum unter Bezug auf Peter Sloterdijk so beschrieben: „Der Hauptcharakter der Wohnung liegt demnach in ihrer Aufgabe als räumliches Immunsystem, sie ist ein Bereich des „Wohlseins gegen Invasoren und Überbringer des Unwohlseins“. Und weiter sagt Wolfrum: „ Wohnen braucht Unaufmerksamkeit und Normalität, Immunität heißt: Freistellung vom Gemeinschaftswerk.“4 Die Frage, warum der private Bereich denn so wertvoll ist, lässt sich mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit beantworten. Das hat auch wiederum Auswirkungen auf neue Stadtstrukturen. Individuelle Wohnungen, millieuspezifisch abgegrenzte Siedlungen und scheinbar andersartig gestaltete kulturelle Umfelder bilden den privaten Raum im öffentlichen Raum aus.

1 „Stadt, Solidarität und Toleranz“, Sophie Wolfrum, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 10

2 ebenda, Originalquelle: Walter Siebel/Jan Wehrheim, Öffentlichkeit und Privatheit in der überwachten Stadt, in DISP, Heft 153 /2003), S.5 3 ebenda, S. 11 4 ebenda, S. 11


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Perfekt wäre es, wenn:

„die Wohnung am Meer liegen, oder auf dem Land, oder wenn in der Stadt, dann ungestört von Nachbarn, Verkehr, fremden Geräuschen und Einflüssen.“ Im Gegenzug werden öffentliche Flächen und Einrichtungen neu errichtet, gut gepflegt, damit repräsentative Flächen entstehen. Innen- und Kernstädte werden mit Museumsnächten und Straßenfesten für die breite Masse belebt. Temporäre Orte beleben für kurze Zeit ein Areal, nutzen sich aber häufig schnell ab und verschwinden wieder. Als Unterhaltungsmotor für die Stadt funktionieren temporäre oder zyklische Aktionen. Als grundlegender Antrieb für eine positive und langanhaltende Stadtentwicklung müssen sie weitere Aktionen anstoßen und damit den Mehrwert für die Stadt so lange wie möglich schaffen. „Urbanität bedeutet, aus dem privaten Rückzugsbereich in die Welt herauszutreten zu können [...]“5 „Draußen“ zu sein und das öffentliche Leben mitzubekommen ist besonders in einer Großtstadt wie Berlin spürbar. Vieles wird aus dem privaten Leben in die Öffentlichkeit getragen und dadurch belebt. Ein Telefongespräch, das Treffen mit Freunden, die Arbeit, persönlicher 5 „Stadt, Solidarität und Toleranz“, Sophie Wolfrum, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 13

Geschmack in allen Formen, sei es beim Essen, beim Besuch eines Museums oder einfach der Kleidungsstil tragen einen Teil des privaten Lebens in die Öffentlichkeit. Die Anwesenheit der Menschen auf öffentlichen Plätzen bietet eine städtische Bühne und macht im Endeffekt das Stadtleben aus. Ob es nun ein Café auf einer italienischen Piazza ist oder eine Bierbank vor der Eckkneipe, grundsätzlich ist damit gemeint: „Urbanität zu ermöglichen verlangt also zugleich Rückzugsbereiche des Privaten zu schaffen, die dem Individuum erst die Stärke zur Begegnung mit dem Anderen im urbanen Raum verleihen.“6

Die Nutzung des urbanen Raumes ist offiziell frei von jeder Restriktion. Doch bewusste und unbewusste Verhaltenscodes lenken das öffentliche Leben. Eine gewisse Exklusivität an Räumen ist immer vorhanden. Das Café im angesagtesten Viertel oder die Dönerbude in der Plattenbausiedlung wird von verschiedenen Menschen besucht, die so nicht, aber beim Ortstausch sicherlich auffallen würden. Demnach muss der öffentliche Raum für alle da sein. Auch wenn Einschränkungen wie Öffnungszeiten oder unbeleuchtete Straßen die Nutzungsfreiheit einschränken. Und schließlich muss die Grauzone zwischen privat und öffentlich gefüllt werden, um so Übergang aber auch eine gewisse Distanz zu schaffen. 6 ebenda S. 13


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Gentrifizierung - Wort des Jahres 2012? „Wenn draußen nur noch das Raspeln der Rollkoffer auf dem Pflaster zu hören ist, wenn der türkische Elektrohändler einem Flagshipstore weicht und selbst nachts um halb zwei noch Leute mit aufgeklappten MacBook in der Bar sitzen: dann ist es allerhöchste Zeit, sich Gedanken zum Thema Gentrifizierung zu machen.“1 Die Diskussion über die Veränderung von Stadtteilen, von der Vertreibung der Stammbewohner, einer Über-Aufwertung ganzer Quartiere, die rücksichtslose Privatisierung von Wohnraum und damit der mögliche Verlust der Politik auf die Stadtplanung Einfluss zu nehmen. Gentrifizierung/Gentrification ist inzwischen ein alltäglicher Begriff und wird auch schnell gezückt. Ursprünglich von der britischen Soziologin Ruth Glass in den 1960er Jahren geprägt und abgeleitet vom englischen Wort „gentry“ (niederer Adel), beschreibt der Begriff heute schnell scheinbar jegliche Veränderung in einem Stadtviertel. Grundsätzlich ist die sozialwissenschaftliche Erklärung, dass einkommensstarke Haushalte in attraktiven Stadtgebieten dominieren und schlechter Verdienende verdrängen. Die Proteste haben sich in den letzten Jahren etabliert und weisen auf die Notwendigkeit der Bürgerbeteiligung bzw. einer sozial verträglichen Stadtplanung hin. Dass das Thema politisch brisant ist zeigen die Erfolge der Bewohner im Gängeviertel in

Hamburg oder die Diskussion ium das BMWGuggenheim-Lab in Berlin. In London waren die ersten negativen Auswirkungen durch die steigende Wohnungsnachfrage in der Innensatdt zu sehen. Als großer Wirtschafts- und Bankenstandort war die englische Haupstadt schon immer attraktiv für internationale Arbeitssuchende. Zentral liegende Wohnungen wurden verkauft, renoviert, um dann an die jeweils zahlungskräftigeren Kunden verkauft oder vermietet zu werden. Das restliche Europa wurde in den 1970ern von Diskussion über und dem Protest gegen die Gentrifizierung erreicht. Die Ölkrise verteuerte das Wohnen und es folgten erste Hausbesetzungen in den Niederlanden und in deutschen Städten wie Frankfurt, Berlin oder Hamburg. Die Bewohner protestierten gegen ihre „Verdrängung durch Kahlschlagsanierung und teure Modernisierung“2 an die Stadtränder. Ökonomisch lässt sich Gentrifizierung mit der „Rendite-Differenzen von Gebäudeund Grundstückswerten“3 erklären. Durch Renovierungen oder Verbesserungen am Gebäude steigt der Gebäudewert (value gap) und später auch der Grundstückswert (rentgap). Auslöser hierfür können die veränderte Nachfrage nach Wohnungen, Eingriffe in das Wohnungsangebot oder Veränderungen im Umfeld sein. Wer und wann genau diesen Prozess auslöst ist schwer zu benennen. Am Beispiel Berlin kan die Entwicklung vom Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder dem nördlichen Neukölln gesehen werden. Gerade

1 „Gentrifidingsbums oder eine Stadt für alle“, Christoph Twickel, Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg, 2010

2 „Gentrifizierung im 21. Jahundert“, Ingrid Breckner, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 28 3 ebenda


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das Flüsseviertel in Berlin Neukölln erfährt eine starke Durchmischung. Mehr und mehr Cafes, kleine Läden und Ateliers mischen sich zwischen Gemüse-, Elektroläden oder Imbiss. Die Bewohnerstruktur ändert sich dementsprechend oder hat die Infrastuktur schon entsprechend geändert. Besonders in Neukölln ist es auffällig wie viele junge Menschen ohne Migrationshintergrund auf den Straßen unterwegs sind. Neukölln gilt als Bezirk mit einem hohen Anteil an Migranten. Die aktuelle Situation ist sehr spannend zu beobachten. Die Mischung der verschiedenen Bewohner und die vergleichsweise günstigen Mieten macht die Attraktivität des Stadtteils aus. Zusätzlich ist das kulturelle Angebot weit gestreut. Festivals wie „48 Neukölln“ betonen die positive Entwicklung im Kiez. Dieses System der sozialen Mischung kann schnell kippen. Sanierungen und Neubauten sind in jedem Stadtteil notwendig, jedoch stellt sich die Frage nach der Verträglichkeit für die Bewohner. Unter dem Strich zählt die monatliche Miete. Da können noch so viele Cafés und Galerien eröffnen. Von manchen Stadtplanern werden genau diese Einrichtungen als Gründe oder Zeichen für einen Umschwung angesehen. Hinzu kommt der ständige Rückgang von Wohnungsneubauten von 600.000 fertiggestellten Wohneinheiten 1997 auf 200.000 im Jahr 2007. Privatinvestoren übernehmen mehr privaten Wohnraum und planen mit hohen Renditeerwartungen. Wenn eine Stadt die Kontrolle über den Wohnungsbestand verliert bzw. sie an rein profitorientierte Unternehmen

abgibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Gentrifizierungsprozessen kommt, wesentlich höher. Umgekehrt steigen die Kosten für die Kommunen durch Nachversorgung und Bereitstellung von neuem Wohnraum für die ehemaligen Bewohner genauso. Leider trifft es dann häufig Menschen mit Migrationshintergrund, die darüber hinaus meistens geringere finanzielle Mittel haben und somit schnell gezwungen sind umzuziehen. Damit führt die Umstrukturierung zu Segregation und Diskriminierung. Es entstehen einkommenshomogene Wohngebiete4 auf beiden Seiten. Die Schnelllebigkeit der Stadt und die Veränderungen der Bevölkerung macht die Bewertung von nötigen Eingriffen schwierig. Es kann nur angemessen reagiert werden, wenn es genaue Kenntnisse über den Ort, dessen Strukturen und Verhältnisse gibt. Dafür wird eine Zusammenarbeit von Städten, den Planern und Stadtforschern benötigt, die Ursachen erklären können und einen Überblick darüber liefern. Dennoch darf ein Stadtgebiet natürlich nicht aufhören zu wachsen und sich zu entwickeln. Wie für Neukölln beschrieben, macht die Mischung die besondere Stimmung aus. Interventionen für eine weitere positive Entwicklung müssen präzise abgestimmt werden und dem Kiez auch entsprechen. Es darf experimentiert werden aber es muss für die Menschen vor Ort geschehen.

4 „Gentrifizierung im 21. Jahundert“, Ingrid Breckner, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 31


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Elsengarten Das Projekt Elsengarten in Berlin AltTreptow kann als Beispiel f체r den baulichen Umschwung in Berlin gesehen werden. Der zweiteilige Neubau ist im Wohngebiet durchaus kritisiert worden, da es sich nach Aussagen wenig mit dem Umfeld und einem sozialvertr채glichen

Wohnungsbaukonzept auseinandersetzt, wie es auch die Stadt Berlin selbst fordert.


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Elsengarten

www.elsengarten.de


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http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtentwicklungsplanung/de/wohnen/index.shtml


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Gebaute Identitäten „Identität im urbanistischen Zusammenhang meint, sich selbst als Individuum, als Gemeinschaft oder als Stadtgesellschaft - in einer Stadt wiederzufinden, sie als das Eigene zu verstehen, anzuerkennen und sich anzueignen und sich in den baulichen Strukturen selbst zu erkennen.“ 1

Die Identifizierung mit der gebauten Umwelt kommt damit den Menschen und der Stadt zu Gute. Neue Entwicklungen starten, neue Potentiale werden ersichtlich und erschlossen und das nur, weil die Menschen ihre Umwelt kritisch reflektieren. Das bedeutet, dass sich eine städtische Identität und eine Identifizierung mit der Stadt bauen ließe. Sicherlich haben die Stadtbewohner eine gewisse Beziehung zu Häusern, Straßen und Plätzen. Es gibt ein Image, ein Bild, Erlebnisse, bestimmte Menschen und Erfahrungen die mit bestimmten Orten verbunden werden. Daraus ergibt sich eine Identifizierung, egal ob positiv oder negativ. Geht man von einer positiven Identifizierung mit einem Ort aus, könnte dieser dann noch weitere Effekte haben als nur der „Gedächtnisspeicher historisch gewachsener Besonderheiten“2 zu sein? Dabei ist es mit dem Bauen neuer öffentlicher Plätze, neuer Häuser und neuer Parks nicht getan. So wird schnell ein Image einer Stadt generiert. Wichtig ist genauso eine 1 „Identitäten bauen - Positionen zum Wesen unserer gebauten und gelebten Umwelt“, S.3 , Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Janiuar 2012 2 ebenda S. 4

Innenansicht der Projekte. Wenn die Bürger sich mit einem Neubau identifizieren, kann das Image darunter leider. Die Partizipation im Bauprozess ist dabei ein Schlagwort. Beim Dialog zwischen Beteiligten und Planern ist die konstruktive Zusammenarbeit enorm wichtig, die allerdings ab einem gewissen Zeitpunkt von den Planern in eine professionelle Ebene mitgenommen werden muss. Die Partizipation der Bürger bildet einen wichtigten Grundstock der Planung und befruchtet viele, meist öffentliche oder gemeinschaftlich genutzte Projekte. Mit der Einbeziehung kann ein weiterer Schritt zur Identifizierung gemacht werden. „Bilder und Wunschvorstellungen werden hier räumlich materialisiert, die dann erfolgreich sind, wenn sie mit dem Erfahrungsraum, dem praktischen Wissen, das durch die gebaute Ordnung der Stadt das Handeln der Bewohner strukturiert, korrespondiert.“ 3 Und wenn solch ein Idealzustand der Identifizierung erreicht werden kann, wird dieser auch Auswirkungen auf die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Gesellschaft haben. Die aktuelle Stadtplanung sollte interkulturelle Räume schaffen, die die städtische Vielfallt unterstützten und damit das Bild der Bürger auf ihre Stadt positiv beeinflussen.

3 ebenda, S. 4


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„(...) Ungleichheiten und Differenzierungen der postmodernen Stadt in einer Balance pluralistischer Optionen zu halten, Ausgrenzungen und sozialräumliche Spaltungen also zu vermeiden, ist die zentrale Problemstellung für die S t a d t politik der Postmoderne.“ 1

1 „Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 22, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002


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Soziale Strukturen Die Trennung verschiedener Bevölkerungsgruppen nach Berufsgruppen, Einkommen, Familienstatus ist ein alltäglicher Prozess innerhalb einer Gesellschaft. Die „ethnische Segregation“, also die Trennung nach der Herkunft von Personen, ist eines der größten Probleme und wird häufig mit einer „Ghettobildung“ beschrieben. „Folgt man dem Soziologen Loïc Wacquant, dann handelt es sich nicht nur um eine Verdichtung von Armut und physischem Verfall, sondern auch um ein Instrument der Kontrolle, das auf räumliche Verbannung, Ausbeutung und rassistischer Stigmatisierung basiert.“1 Die Angst vor Verdichtung sozialer Probleme und die Auswirkungen auf eine Stadt und deren Bewohner, werden in der Öffentlichkeit durch Synonyme wie den „SchwarzenGhettos“ in den USA verbildlicht. Vorurteile werden dadurch geschürt und dabei die Realität häufig außer Acht gelassen. Dennoch kommen solche Situationen vor, wie der Wohnblock in der Harzerstr. in BerlinNeukölln zeigt. Durchmischung und eine ausgewogene Anwohnerstruktur liegt in den Händen der Ämter und der Wohnungsbaugesellschaften. Eine Idee von sozialer Durchmischung und Verträglichkeit liegt da im Auge des Betrachters und kann wiederum zu einer homogenen Bewohnerschaft führen. Besonders in einkommensstärkeren Gebieten werden Nachbarn vom gleichen Schlag bevorzugt. „Gated Comunities“ sind zum Beispiel der Gegenspieler zu sozial 1 Neue Haymat, Bauwelt 12 2012 / Stadt Bauwelt 193 2012, S.43

schwachen Vierteln. Grundsätzlich sollen Stadtviertel heterogen bewohnt werden und es wird versucht mit Quotierungsschlüsseln die Verteilung der Bewohner in Neubaugebieten zu regeln. Wenn dies gelungen sein sollte, besteht dennoch das Problem von verschiedenen Einkommensniveaus, die wieder auf einen Ort konzentriert sein können. Das Etikett der sozialen Ungerechtigkeit kann zum einen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen und dabei genauso dessen Ausgrenzung hervorrufen.

Um ansatzweise die Verhältnisse in einem sozial schwächeren oder stark gemischten Gebiet zu verstehen, sind Segregation, soziale Kontrolle und die Soziale Stadt wesentliche Grundbegriffe. „Der Begriff Segregation bezeichnet (...) die ungleiche Verteilung von gesellschaftlichen Gruppen im (städtischen Raum).“ 2

Das bedeutet, dass Menschen sich bewusst oder unbewusst ihr Lebensumfeld suchen. In der Stadtforschung wird von „unfreiwilliger gesellschaftlicher Differenzierung“3 geschrieben. Wie der Wohnort gewählt wird, hängt in den meisten Fällen zuerst von 2 http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/stadt-und-gesellschaft/64456/ glossar 3.5.2012 14:42 3 ebenda


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Ethnischer Status Familienstatus

Sozialer Raum

sozial/ökonomischer Status

Realer Lebensraum

der Miethöhe ab. Viele Menschen ziehen in Stadtgebiete, in denen die Mieten niedrig sind und so für sie die einzige Möglichkeit bieten, sich niederzulassen. Das in diesem Buch untersuchte Gebiet ist dafür ein Beispiel. Daraus ist zu folgern, dass die Segregation zum einen „der verräumlichte Ausdruck sozialer Ungleichheit“ 4 ist und zum anderen „das Abbild gesellschaftlicher Diskriminierungen im (städtischen) Raum“5 ist. Folgen dieses Auseinanderlebens können die schlechtere Lebensbedingungen oder die Verstärkung sozialer Probleme in einem Stadtgebiet sein. Für die Betroffenen können daraus nur Nachteile entstehen und es muss mit De-Segregation dagegen gearbeitet werden. Die Ausbildung und die soziale Arbeit vor Ort, wie das Quartiersmanagement, sind dabei Grundpfeiler. Architekten und Stadtplaner mischen sich ebenfalls in diesen Prozess ein und können durch gut gesteuerte Projekte, die die Bürger zum Teil mit einbinden und sich dabei direkt mit dem Ort auseinander setzen, einen Mehrwert zur 4 ebenda 5 ebenda

positiven Stadtentwicklung beitragen. Soziale Kontrolle unterstützt und behält den Entwicklungsprozess im Auge. Der Begriff beschreibt die Beobachtung von Prozessen oder Verhalten, die gegen gesellschaftliche Normen verstoßen. Dazu gehört auch die Verhinderung von Diskriminierung aber auch von Gewalt und die Prävention durch inhaltliche oder gebaute Maßnahmen. Die Frage nach vermehrter Sicherheit durch Städtebau ist sicherlich schwierig zu beantworten. Das Verhalten der Bewohner wird natürlich durch die gebaute Umgebung bestimmt, aber es gibt genügend Beispiele von Großwohnsiedlungen, wie Marzahn in Berlin oder Osterholz-Tenever in Bremen, die als lebenswerte neue Wohnformen in den 1960er und 7oer Jahren angepriesen wurden und in den letzten zehn Jahren mühselig wieder neu strukturiert werden. Der Mensch steht im Vordergrund und braucht seinen Freiraum. Allerdings funktioniert die moderne Gesellschaft ohne ein bestimmtes Maß an sozialer Kontrolle nicht. Dabei geht es um die gegenseitige Rücksichtnahme und den Respekt vor dem Eigentum. Plätze für alle


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Menschen, die als Ort der Zusammenkunft, der Kommunikation und der Bildung dienen, bieten diese „positive soziale Kontrolle“. Letztendlich ist die Lebenswelt der Menschen vom Sozialraum umgeben. Im Prinzip bedeutet das verschiedene städtische und gesellschaftliche Verhältnisse in einem Gebiet oder eben„Raum“ aufeinander treffen. Die Verbindung der Lebensumstände und deren Verortung bestimmen den Sozialraum, in dem sich das tägliche Leben abspielt. Eine soziale Stadt beinhaltet als Leitbild die Idee, dass die Stadt der Ort der gesellschaftlichen Integration darstellt und zielt auf die Verbesserung der Wohnund Lebensverhältnisse in benachteiligten Stadtgebieten. Es wird dabei von einem Zusammenhang der sozialen und räumlichen Ausgrenzung von Bevölkerungsteilen und der Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie der politischen Stadt gesprochen.

„Der Beitrag des Programms „Soziale Stadt“ zur sozialen Stadtentwicklung hängt von der Institutionalisierung neuer Steuerungsstrukturen ab und ist Voraussetzung für eine Verstetigung des Programmansatzes in den Städten und Stadtteilen.“6

an der „Integrationsfähigkeit moderner Gesellschaften“.7 Bis zum Jahr 2007 wurden etwas 500 Stadtteile in circa 320 Gemeinden mit mehr als zwei Milliarden Euro gefördert. In Deutschland tragen Bund und Länder seit 1999 das Konzept durch das Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt“. Neben der Städtebauförderung werden mit besonderen Maßnahmen die Identität von Stadtteilen und die Eigeninitiative der Bewohner gefördert. So verspricht man sich „nachbarschaftliche Beziehungsnetze und „Hilfe zur Selbsthilfe“. 8 Schwerpunkte9 sind: Beschäftigungsimpulse duch Förderung der lokalen Ökonomie und Qualifizierungsangebote - soziale Impulse durch Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität sowie Veränderung der Sozialstruktur - Ökologische Impulse durch innovative Bauund Wohnprojekte im Bestand - Politische Impulse durch integratives Handeln verschiedener Ressorts

Das Programm entstand in den 1990er Jahren durch den wachsenden Zweifel

Das Programm ist inzwischen ein fester Bestandteil zur sozialen Stadtentwicklung in Deutschland. Dabei gibt es auch Kritik an seiner Wirksamkeit. Auf der einen Seite soll die Verantwortung föderal verteilt und koodiniert werden und auf der anderen Seite soll es mehr um „Mikronterventionen im Quartier“10 gehen. Von Experten des Programms wird es dagegen als ein „geeignetes Instrument, um den wachsenden

6 Der Beitrag des Programms „Soziale Stadt“ zur Sozialen Stadtentwicklung, Karsten Zimmermann, S. 182 in: Die Zukunft der „sozialen Stadt“, Strategien gegen soziale Spaltung und Armut in Kommunen, Walter Hanesch, VS Verlag, 2011

7 ebenda. S. 182 8 http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/stadt-und-gesellschaft/64456/ glossar 3.5.2012 14:42 9 ebenda. S 183 10 ebenda S. 181


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Segregationstendenzen in vielen Quartieren entgegenzuwirken“.11 Vorrangig geht es um die Verhinderung und Ausbreitung von Armut in Nachbarschaftsgebieten und der Ausarbeitung einer ganzheitlichen Aufwertungsstrategie. Zentraler Kern ist die Koordination und Kooperation über verschiedene Sozialräume hinweg. Genutzt werden dafür integrierte Handlungskonzepte, die die baulichräumliche Gestaltung des Stadtteils und auch die kulturelle sowie soziale Entwicklung beinhalten.

11 Der Beitrag des Programms „Soziale Stadt“ zur Sozialen Stadtentwicklung, Karsten Zimmermann, S. 181 in: Die Zukunft der „sozialen Stadt“, Strategien gegen soziale Spaltung und Armut in Kommunen, Walter Hanesch, VS Verlag, 2011


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Berlin


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„Berlin,(...), ist viele Orte. (...), Ort ist nicht Stadtkrone oder anderes Spektakuläres, sondern eher etwas Unscheinbares, aber gerade ohne Vorgabe Erfüll- und Benutzbares, Stätte für Zuflucht und Versteck und für Freiheit und Entfaltung zugleich.“ „Berlin ist viele Städte“, S.10, Werner Düttmann, Archibook-Verlag 1984, Berlin

www.aeroview.de


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„(...) und plötzlich waren sie auch mitten in der Stadt, hier fängt sie also an, dachte Frank, sie war vor allem links von ihnen, türmte sich als steinerne Masse neben der Autobahn auf, hier gibt es keine sanften Übergänge, dachte Frank, wenn die Stadt anfängt, dann fängt sie gleich richtig an, da wird nicht lange rumgedödelt, dachte er, und er fand das ganz in Ordnung so, es bringt ja nichts, wenn in solchen Sachen rumgedödelt wird, dachte er, so ist es genau richtig (...)“

„Der kleine Bruder“, Sven Regener, Wilhelm Goldmann Verlag München, 2007, S. 14


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„Gemeint ist hier nicht nur das Nebeneinander von Berlin und Cölln,(...), nicht nur der Unterschied zwischen Spandau und Köpenick, oder der von Pankow zu Friedenau. Gemeint ist vielmehr auch das Neben- und das Hintereinander der Inhalte: Fischerstadt, Handelsstadt, Residenzstadt, Zeitungsstadt, Industriestadt, Stadt des Dünkels und der Demut, der Machtergreifung und des Widerstandes, Kunststadt, Hauptstadt, Halbstadt. Dieses Hintereinander und Nebeneinander wiederum spiegelt Kraft und Ohnmacht der Zuwanderer und der Ansässigen (das waren die früher Zugewanderten), Stadtinhalte zu bestimmen oder zu verändern.“


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Paradies Neukölln Der vorangegangene Auseinandersetzung mit städtischen Strukturen und dem Leben in der Stadt musste ihr Ende in der Entscheidung für einen Standort für den Entwurf und die Verarbeitung der gewonnenen Erkenntnisse haben. Bei der Recherche um das Thema soziale Strukturen in Städten fällt häufig der Begriff Integration. Dabei geht es am meisten um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Der folgende Artikel war unter anderem der Auslöser um Berlin und das dort beschriebene Areal als Ort für den Entwurf zu wählen. Wobei es keinen planerischen Bezug zu dem Projekt gibt. Andere Gründe waren die rasante städtebauliche und gesellschaftliche Veränderung der Stadt und die damit verbundenen Möglichkeiten neue Konzepte zu erarbeiten. Der Spiegel Artikel „Paradies Neukölln“ (Spiegel 14/2012) von Özlem Gezer stellt die Situation mehrerer Hundert Roma aus Rumänien dar, die über Jahre nach Berlin gekommen sind und anfangs in menschenunwürdigen Verhältnissen in einem Häuserblock in der Harzer Str. Ecke Treptower Str. leben. Durch die Initiative der Aachener Wohn- und Immobliengesellschaft und ihrem Vertreter Benjamin Marx ist die positive Entwicklung für die Bewohner zu verdanken. Nach nur einjähriger Renovierungsarbeit wird der Gebäudekomplex im September 2012 eingeweiht.

Harzer Str. / Treptower Str.


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Deutschland

Z U WA N D E R E R

Paradies Neukölln Sie beten für Angela Merkel, für die Freiheit in der EU, für ein Leben im Wohlstand: Ein rumänisches Dorf zieht nach Berlin. 700 sind schon da, viele weitere wollen folgen. Die Geschichte einer Armutswanderung in den deutschen Sozialstaat.

Gläubige in der Dorfkirche von Fântânele: „Angela, du bist die Mama Europas“

D

as Gotteshaus der Pfingstgemeinde von Fântânele liegt am Ende einer langen Dorfstraße, ein kahles Backsteingebäude, drinnen hängen rote Plastikrosen an der Wand, ein Steinofen wärmt die knapp 60 Menschen, die sich auf den Kirchbänken drängeln. Der Älteste in Fântânele hält die Predigt, dann beten sie gemeinsam für ihre Familien in der Ferne, in Berlin-Neukölln, und für die deutsche Kanzlerin. Ein Mann mit Pelzmütze schickt Luftküsse: „Angela, du bist die Mama Europas, wir lieben dich.“ Gott möge sie segnen, weil sie die Roma aufnimmt und nicht „wegschmeißt“ wie Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Nach dem Gottesdienst rennen Schulkinder durch die Straßen, sie grüßen auf Deutsch, rufen „tschüs“ und „Neukölln“ und können es kaum erwarten, endlich auch dorthin zu kommen. In Deutschland gilt Neukölln als eines der ärmsten Viertel der Republik. In Fântânele, einem Roma-Dorf 35 Kilometer nordwestlich von Bukarest, nennen sie es: das Paradies. Eine Straßenecke weiter streichelt eine Frau im Bademantel ihre Schweine. Einer ihrer Söhne war gerade in Berlin, in je42

nem Wohnblock in der Harzer Straße, in dem schon so viele ihrer Freunde leben. Die Berichte aus dem Paradies machten ihnen Hoffnung, jetzt spart die Großfamilie für den Umzug. Sie wollen nach Neukölln, mit zehn Kindern und vielleicht auch dem Großvater. „Hoffentlich für immer“, sagt die Frau. Ein Dorf zieht um. Gut 500 Menschen aus Fântânele leben bereits in der Harzer Straße, 200 weitere sind über Berlin verstreut. Ein Viertel der Gemeinde ist dem Lockruf bislang erlegen, und viele mehr wollen folgen. Sie wollen das Versprechen auf Wohlstand einlösen, das mit dem EU-Beitritt in ihr Land gekommen war: das Versprechen auf ein besseres Leben für sich und ihre Kinder. Die kleine Völkerwanderung von Fântânele nach Neukölln ist ein Umzug in den deutschen Sozialstaat, in eine Welt, in der Kindergeld und Hartz IV mehr einbringen als die Schweinehaltung in der Walachei. Seit dem EU-Beitritt ihres Landes 2007 hat sich die Zahl der Rumänen in Deutschland auf 127 000 fast verdoppelt. Begonnen hat der große Treck der Hoffnungsreisenden mit Volker P., heute 35 und Hartz-IV-Empfänger. Ende der neunziger Jahre aus einem kleinen sächD E R

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sischen Dorf nach Berlin gekommen, versuchte er als Maurer seinen Anteil zu bekommen am Reichtum, den das neue Deutschland in Aussicht stellte. Er malochte auf etlichen Baustellen, für verschiedene Firmen, doch entweder war der Lohn mies oder die Zahlungsmoral der Arbeitgeber. Frustriert und desillusioniert kehrte er oft in einer Dönerbude in Neukölln ein – und lernte dort einen jungen Mann aus Rumänien kennen. Sein neuer Freund lud ihn in seine Heimat ein, nach Fântânele. Volker P. traf in diesem Dorf ohne Kanalisation und Straßenlampen auf Roma, die sesshaft waren, kein Wandervolk, sondern fromme Christen, die seit Generationen einer Pfingstgemeinde angehören und nach strengen Regeln leben: nicht betteln, nicht klauen, nicht fluchen, nicht spucken. Und keine Verhütung, manche Familien haben zehn Kinder, manche noch mehr. Volker P. mochte die Menschen in Fântânele, besonders mochte er die Schwester seines Freundes. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er. Er heiratete die junge Frau und nahm sie mit nach Berlin. Als Rumänien Mitglied der EU wurde, vergrößerte sich auch Volker P.s Familie. Erst kam Marian nach Berlin, sein ältester Schwager, dann reisten die Schwiegereltern an. Es folgten sieben weitere Geschwister seiner Frau und deren Kinder. Dazu Cousins und Cousinen, Nachbarn, Freunde, Bekannte. Hinter sich ließen sie ein altes Musikantendorf, von dem aus die Männer einst mit Kapellen übers Land gezogen waren, um auf Hochzeiten ihr Geld zu verdienen. Sie verkauften ihre Schweine und handelten mit Gebrauchtwagen. Zuletzt waren die meisten arbeitslos. Mit dem EU-Beitritt kam die Hoffnung nach Fântânele zurück. Und mit der Reisefreiheit die Freiheit zur Flucht. Ihr neues Leben begann in einer komplizierten Welt, die einerseits verlockend war, andererseits eher abweisend gegenüber rumänischen Bürgern. Eine Arbeitserlaubnis war in dieser Welt schwer zu bekommen, und nach drei Monaten sollte man sie auch wieder verlassen. Doch Volker P., der in Berlin mit seiner Frau von Hartz IV lebte, hatte inzwischen


FOTOS: DJAMILA GROSSMAN / DER SPIEGEL

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Roma-Unterkunft in Berlin: Fremdeln mit dem freizügigen Westen

einiges gelernt über den deutschen Sozialstaat. Er holte sich Rat bei einer wohlmeinenden Sozialarbeiterin, wie seiner angeheirateten Verwandtschaft zu helfen sei. „Sie hat mir die Hintertürchen erklärt“, sagt er heute. Eines dieser Hintertürchen ist das Recht aller EU-Bürger, in jedem Mitgliedstaat als Selbständiger tätig zu werden. Volker P. meldete seine Verwandten als Gewerbetreibende an, als Schrotthändler. Damit erhielten sie eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis.

Die Geschäfte liefen, wohl nicht unerwartet, eher schlecht; zum Leben reichten die Einkünfte nicht aus. Doch in solchen Fällen greift in Deutschland das Zweite Sozialgesetzbuch. Es garantiert auch wenig verdienenden Selbständigen einen Anspruch auf Grundsicherung: das sogenannte aufstockende Hartz IV. Die Roma waren verwundert, solche Wohltaten kannten sie aus Fântânele nicht. Viele von ihnen leben nun von der Unterstützung des Jobcenters. Und vom Kindergeld, das in Deutschland gut 20D E R

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mal höher ist als in Rumänien. Sie wissen nicht, dass ein Sozialstaat an seine Grenzen kommt, wenn es zu viele Menschen gibt, die Ansprüche erheben. Sie haben das Prinzip Deutschland nicht verstanden oder wollen es nicht verstehen. Die deutschen Sozialgesetze sprachen sich herum in Fântânele. Und so wagten immer mehr Familien den weiten Weg nach Berlin. Volker P., ihr Lotse durch den deutschen Sozialstaat, hatte viel zu tun, und auf der Suche nach Unterkünften landete er irgendwann in der Harzer Straße. Nach zwei Großbränden standen dort die meisten Wohnungen leer. Volker P. und der Vermieter kamen schnell ins Geschäft. Der eine hatte den am Markt wenig attraktiven Wohnraum, der andere hatte die anspruchslose Kundschaft. Und schon bald waren 90 Prozent der Wohnungen an Roma vermietet. So entstand auf 7500 Quadratmetern die Berliner Außenstelle von Fântânele, ein eigener Kosmos in der Migrantenhochburg Neukölln – und absehbar ein neuer sozialer Brennpunkt, wie er von den Politikern erst bemerkt und beklagt wird, wenn er nicht mehr zu heilen ist. Die Zugewanderten lebten in der Harzer Straße, als hätten sie ihr Dorf nie verlassen. Sie klopften ihre Teppiche im Innenhof, sie liefen im Bademantel über die Straße und hielten sich von ihren deutschen Nachbarn fern. In den Kellerräumen hatten sie Matratzenlager eingerichtet, im Hof wuchsen die Abfallberge, weil niemand wusste, wohin damit. Die Berliner Lokalpresse entdeckte die Harzer Straße schon bald als das Zuhause der „Müllkinder von Neukölln“. Volker P. hatte zwar einen Kurs absolviert, um sich gegenüber den Behörden als „Integrationslotse“ ausweisen zu können. Doch in Wahrheit hatte er selbst längst die Orientierung verloren. „Es war so, als hätte man den Stöpsel in der Badewanne gezogen“, beschreibt er den Ansturm aus Fântânele. Er fühlte sich überrollt. Volker P. zog sich zurück aus der Erstversorgung, die Roma in der Harzer Straße waren jetzt auf sich selbst gestellt. Doch die Rumänen hatten ein zweites Mal Glück. Im August 2011 kaufte die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft den Wohnblock in Neukölln. Die Firma gehört der katholischen Kirche und legt Wert auf soziales Engagement. Als Projektleiter setzte das Unternehmen einen Mann ein, der in gleichem Maße Güte und Autorität ausstrahlt: Benjamin Marx. Für die Roma ist er ihr neuer Dorfvorsteher. Marx, 57, trägt einen weißen Schal, glänzende Lederschuhe und Parfum von Hugo Boss. Wenn er die Harzer Straße entlanggeht, stehen die Rumänen Spalier. 750 Kubikmeter Müll ließ Marx aus dem Innenhof entfernen, Fenster und Heizungen wurden repariert, ein Kammerjäger 43


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Deutschland

FOTOS: DJAMILA GROSSMAN / DER SPIEGEL

Irgendwann hört es wieder löste das Rattenproblem. Weihauf“, sagt eine Mutter. nachten gab es Mandarinen Eine andere Frau erzählt und Geschenktüten für alle. von früher. Sie vermisst ihr „Wenn die Stadt keine richtiDorf, die Kirschbäume, die ge Integrationsarbeit leistet, Schweine im Hof, gern würde dann müssen wir es eben tun“, sie wieder Zwiebeln pflanzen sagt Benjamin Marx. im Garten. Nun sitzt sie mit Er und seine Mitarbeiter Mann und Kindern in einer leisten diese Arbeit vor allem winzigen Wohnung und denkt in der Mietersprechstunde. Im voller Sehnsucht an ihr altes Vorzimmer des Büros der AaHaus. „Aber Häuser kann chener Wohnungsgesellschaft man nicht essen“, sagt sie. warten Frauen in Bademantel, Fântânele wirkt heute, drei Männer mit dunklem Hut. Jahre nach Beginn des großen Menschen, die aus Angst drei Fortziehens, wie ein dem Tage nicht schlafen konnten, Tode geweihter Ort. Die Beweil sie die Werbung eines Terichte aus Berlin, vom Paralefonanbieters für Ausweidies in Germania, lassen die sungspapiere deutscher Behör- Berliner Quartiermanager Marx: Dorfvorsteher für 500 Roma Menschen wieder träumen. den halten. Menschen, die Im Winter fiel für mehrere zehn Kinder haben, aber nur Wochen der Schulunterricht fünf anmelden, weil sie nicht aus, weil die Heizung in dem unverschämt sein wollen und rosafarbenen Betonklotz nicht befürchten, aus dem Land zu funktionierte. Allein im verfliegen, wenn sie zu viel Kingangenen Jahr haben etwa dergeld beziehen. hundert Kinder die Dorfschule Einer der Mieter, Avram S., verlassen, viele von ihnen ge38, zeigt eine Krankenhaushen jetzt auf die Hans-Falladarechnung. Seine Frau hat in Schule in der Harzer Straße. einer Klinik Zwillinge entbun„Wir können sie nicht aufhalden. Doch seine Krankenkasten“, sagt eine Lehrerin, „hier se ist pleitegegangen, jetzt hat im Dorf haben sie keine Zuer Angst, weil er nicht weiß, kunft.“ wie er die 3000 Euro bezahlen Die nächsten Kinder, deren soll. Avram S. spricht kein Zukunft womöglich in BerlinDeutsch. Neukölln liegt, sind die beiden Der Bezirk Neukölln hat Töchter und der Sohn von Leovor ein paar Monaten einen „Roma-Statusbericht“ vorge- Familie in Fântânele: Staunen über einen Staat, der Geld verschenkt nard Cibilian. In Fântânele gehört die Familie zu den Ärmslegt. Die Pfingstgemeinde aus Der Patron hat den neuen Berliner Kar- ten. Zu fünft leben sie in einem Zimmer der Harzer Straße wird darin als löbliche Ausnahme eines sonst schwierigen Mi- dinal Rainer Maria Woelki in die Harzer auf 15 Quadratmetern, statt Betten gibt es lieus bezeichnet. Sie zählten zu jenen Fa- Straße geholt, er diskutiert mit am Run- durchgelegene Matratzen, die Toilette ist milien, so steht es in dem Papier, „die den Tisch im Bezirk, und demnächst soll ein überdachtes Erdloch im Hof. Geld versich anmelden, für ihre Kinder eine bes- Klaus Wowereit, der Regierende Bürger- dienen die Cibilians mit selbstgegossenen Aluminiumpfannen, und seit einiger Zeit sere Schulbildung wünschen und hier an- meister, sein Projekt besuchen. Wahrscheinlich werden dann auch Me- sparen sie jeden Leu für den Umzug nach kommen wollen“. Das Bemühen wird auch in der wö- dienvertreter dabei sein, und es werden Berlin. „Ich will auch eine eigene Küche. chentlichen Deutschstunde deutlich. Je- große Reden gehalten werden auf die In- Und eine Toilette. Bring mich endlich nach den Mittwoch sitzen die Männer im frei- tegration von Zuwanderern. Dabei frem- Berlin“, sagt Cibilians Frau. Mitte der neunziger Jahre war Cibilian willigen Unterricht und schreiben in rosa- deln die Pfingstler merklich mit den farbene Schulhefte, die sie aus ihrem Dorf Usancen des freizügigen Westens. Er- schon einmal in Berlin, als Asylbewerber. mitgebracht haben. „Ich möchte Arbeit“, kennbar wird das, wenn sich einmal pro Er spricht Deutsch, kennt die Fantastidiktiert ihnen die Lehrerin. „Ich habe Woche die Frauen aus Fântânele im Ge- schen Vier und Rudi Völler. Und er glaubt, Hunger.“ „Ich habe Sehnsucht nach Fân- meindezentrum treffen. Dann sitzen sie in spätestens einem Monat sei er in Berlin. Seine Kinder sollen dann den Zoologitânele.“ In der Ecke sitzt Benjamin Marx im Stuhlkreis und reden über ihr Leben. und schaut zu. Manchmal stürzt ein Ru- Sie haben Angst vor deutschen Erziehe- schen Garten besuchen, sie sollen in eimäne verspätet ins Klassenzimmer, sagt rinnen mit Piercings im Gesicht, denen nem deutschen Schwimmbad toben und Verzeihung – „Skuze“ – und verneigt sich sie ihre Kinder anvertrauen sollen. Sie auf Klassenreise fahren. Und nach dem vor ihm. Wenn Marx nicht da ist, führen fragen sich, warum ein halbnackter, täto- Abitur sollen sie studieren. „Warum nicht die Männer freiwillig eine Anwesenheits- wierter Fußballprofi Werbung für Unter- in Oxford oder Cambridge“, sagt Cibilian, liste. Ihr Dorfvorsteher soll sehen, dass hosen macht – wenn sie an den großen „so wie andere Europäer.“ David-Beckham-Plakaten vorbeikomÖZLEM GEZER sie da waren. Sie nennen ihn „Patron“. Marx ist stolz auf seine Roma. Im Kel- men, schauen sie weg. Video: Özlem Gezer über das Und sie verstehen nicht, dass es einen ler lässt er gerade einen Theaterraum einRoma-Dorf Fântânele richten, das arabische Café im Nachbar- Staat gibt, der Geld verschenkt, ohne etFür Smartphone-Benutzer: haus würde er am liebsten zu einem was dafür zu verlangen. „Dieses Geld ist Bildcode scannen, etwa mit Künstlercafé umbauen. Für die Frauen ein Segen, jeden Morgen, wenn ich meine der App „Scanlife“. Augen öffne, denke ich, heute hört es auf. plant er einen Nähkurs. 44

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37

www.facebook.com/muschikreuzberg 11.07.2012


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Berliner Eindrücke „In Berlin wächst keine bildschöne, sondern eine aufregende Stadt heran (...)“ (Berlin Morgen: Ideen für das Herz einer Großstadt, S.12, V.M. Lampugnani & M. Mönninger, 1991 Verlag Gerd Hatje, Stuttgart) Die Beschäftigung mit Berlin ist zur Zeit faszinierend, da sich seit der Wiedervereinigung ein großer gesellschaftlicher, aber natürlich auch architektonischer Wandel vollzogen hat. Nach 1990 standen plötzlich große Fläche frei und Projekte wie der neue Potsdamer Platz wurden realisiert. Zum einen steht Berlin für einen kulturellen Anziehungspunkt, zum anderen quält die Stadt aber auch finanzielle Sorgen. Das Motto „arm, aber sexy“ scheint bezeichnend. Dennoch ist bei der Recherche für diese Arbeit vor allem das soziale Engagement der Menschen und der Stadt aufgefallen. Trotz geringer oder gar keiner Mittel werden öffentliche und soziale Projekte gestartet. Das Image der Stadt ist über die Jahre gewachsen und positiv als auch negativ geprägt. Die Vielfalt der Menschen in den Straßen, scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten und die schiere Größe. Dagegen stehen Schmutz, Lärm, Geschwindigkeit und ein Hang zum Chaos. Aber irgendwie ränkt es sich alles wieder ein und Berlin scheint Kriesen mit Charme und einem guten Spruch schnell hinwegzufegen. Der neue Berliner Flughafen ist dabei nur ein Beispiel. In einer solch großen Stadt müssen Probleme schon gingantisch sein um aufzufallen. Jeder der über 3,5 Millionen Einwohner läuft in seiner eigenen Welt durch die sich um ihn auftürmende Stadt. Größe kann Anonymität, aber auch

Ausdruck unvergleichbarer Kreativität sein. Die Möglichkeiten schienen unbegrenzt und Berlin ist ein rieseiges soziales Experiment. Architektonische Experimente sind genauso zu finden. Sie faszinieren und schrecken zugleich ab. Der architektonische Mix am Potsdamer Platz begonnen mit der Nüchternheit der Neuen Nationalgalerie, über die Philharmonie zum Sony Center zeigt nicht unbedingt städtebauliche Harmonie, dafür aber räumliche Spannung und Abwechselung. Dieses prominente Beispiel steht durch seine Bekanntheit natürlich recht weit vorne. Aber eigentlich stößt man auf das Prinzip des wílden Mixes an fast jeder Ecke. Berlin ist eben keine Planstadt. Alleine die Geschichte seit dem zweiten Weltkrieg und die Teilung der Stadt machten eine kontinuirliche Planung unmöglich. „Keiner der großen Urbanisten, ob Papst Sixtus V. in Rom, Georges Haussmann in Paris, Daniel Burnham in Chicago oder Robert Moses in New York, mußten jemals ein derartig zerrissenes Stadtgewebe neu gestalten.“ (Berlin Morgen: Ideen für das Herz einer Großstadt, S.11, V.M. Lampugnani & M. Mönninger, 1991 Verlag Gerd Hatje, Stuttgart) Die Nachverdichtung und das Auffüllen von ehemalige Mauergrundstücken oder Baulücken machten Neubauten in großer Zahl möglich. Gleichzeitig nutzen Immobilienfirmen oder Privatpersonen den die niedriegen Preise auf dem Berliner Immobilienmarkt, um im großen Stil Häuser und Wohnunge zu kaufen. Großflächige Sanierungen begannen in den 1990er Jahren und führten zur Gentrifizierung in Stadtteilen wie dem Prenzlauer Berg. Dennoch verliert die Stadt nie ihre Anziehungskraft. Inzwischen wird wieder von einer neuen


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„Berlinwelle“ gesprochen und internationaler Anziehungspunkt.

die

ist

Die sozialen Bewegungsmuster der Bewohner sind zum Großteil auf den eigenen Bezirk oder Kiez beschränkt. Nicht nur die Entfernungen zwischen einzelnen Stadtteilen vor allem auch das lokale Angebot und das Flair sind ausschlaggebend für die Standortwahl. 12 Bezirke mit 98 Ortsteilen bieten dafür den Rahmen. Ein Schmelztigel der Kulturen und der sozialen Gegensätze prägt das Stadtbild. Berlin unterliegt dabei einem stetigen Wandel und die sozialen Differenzen werden teilweise immer deutlicher spürbar. Stadträumliche Entwicklungen wie sie aktuell in Nord Neukölln unter dem Stichwort Gentrifizierung beschrieben werden, können weitreichende Folgen für das soziale Klima eines Stadtgebietes haben. Auf Grund der verschiedenen Wohlstandsverhältnisse verschiebt sich die „feinkörnige soziale Sortierung“1. Es entstehen bessere und schlechtere Stadtgebiete, die eine soziale gleichförmige Struktur nach sich ziehen. Alleine im Bezirk Neukölln zeigt sich beispielsweise diese starke Diffenrenzierung. Wenn von Nord Neukölln als aufkommender Szene-Kiez mit angesagten Bars und Galerien gesprochen wird, stellt sich die Situation in der Gropiusstadt oder der Weißen Siedlung vollkommen anders dar. Hartmut Häußermann und Andreas Kapphan machen bei ihrer Analyse Berlins die starken ökonomischen Unterschiede und die vermehrte Umzüge eben wegen dieser Unterschiede, für die soziale Ausgrenzung und das fehlen von stabilen sozialen Netzen verantwortlich. 1 „Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 21, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002

„Je stärker die sozialen Ungleichheit in einer Gesellschaft ist, desto stärker sind auch die sozialräumlichen Ungleichheiten, wenn nicht durch staatliche Interventionen andere Verteilungsmuster durchgesetzt werden.“ Die Forderung nach einer staatlichen Einmischung besonders im Wohnungsbereich ist gerade in Berlin mit der Diskussion über die Liegenschaftspolitik und über Gentrifizierungstendenzen aktuell. Möglichkeiten sozial verträgliche Projekte zu entwickeln werden von der Politik befürwortet, allerdings sind die Auswirkungen noch nicht absehbar. Unterstützung benötigen sozial orientierte Ideen definitiv, um so die soziale Integration voran zu treiben.


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3.4 Mio 5.9 Mio Berlin&Brandenburg 40 m² Wohnfläche in Shanghai: 16m² 3.927 Menschen/km² 78.5 Jahre Lebenserwartung 50.7% Singlehaushalte 13.6% Arbeitslose 02/2012 21.6% der Erwerbstätigen arbeiten im Finanz-/Business-Bereich


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890 km² 5.370 km² Region Berlin 12 Bezirke 98 Ortsteile 35.6% Grünflächen 88% der Wohnungen sind vermietet in London: 41%

56% Gebäudeflächen 2001 1953-2011 gebaut

wurde zwischen

2121,2 km öfftl. Verkehrsnetz 35% der Wege mit dem Rad oder zu Fuss

www.lsecities.net/ |­The endless City / Living in the endless City |­Amt für Statistik Berlin & Brandenburg


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Bevölkerungszuwachs

25 mio Shanghai Mexiko Stadt

20 mio 15 mio 25 mio

Shanghai Mexiko Stadt New York London

10 mio 20 mio 5 mio 15 mio 0 mio 10 mio

Johannesburg Berlin 1900

1910

1920 1930 1940 1950 1960 1970

1980

1990 2000 2010

5 mio 100% 0 mio 1900

80%

1910

1920 1930 1940 1950 1960 1970

1980

1990 2000 2010

Nationale Verstädterung

2020New York London Johannesburg Berlin Groß Britanien Deutschland 2020 USA Mexiko Süd Afrika

60% 100%

China Groß Britanien Deutschland USA Mexiko

40% 80%

Süd Afrika

20% 60% 0% 40%

China

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2020

2030

20% 0% 1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2020

2030


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Der Bevölkerungszuwachs in den sechs Städten unterliegt verschiedenen Mustern. London, New York und Berlin hatten ihre Phase des exponentiellen Wachstums zu Beginn des 20. Jahunderts. Shanghai und Johannesburg wuchsen bis zu den 1950er Jahren nicht mit vergleichbaren Raten. 1910 hatten London und New York schon über 5 Miollionen Einwohnern. Nach einem Zurückgang folgte jedoch wieder ein Anstieg der Bevölkerungszahlen. Noch vor 1990 erreichten Mexiko Stadt und Shanghai die Marke von 15 Millionen Einwohnern.

Die USA, Groß Britanien und Deutschland waren schon 1950 zum Großteil urbanisiert. Seit dem hat sich die Stadtbevölkerung von 65 bis 80% auf 80 bis 90% erhöht. Mexiko und Süd Afrika begannen mit ähnlichen Raten von circa 43% 1950. In Mexiko verlief der Prozess jedoch schneller und es wird eine Rate von 80% erwartet. China ist extremen Veränderungen unterworfen und befindet sich mitten in einer Phase der starken Verstädterung.


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Altersverteilung

80 + 70 jh. 60 jh. 50 jh. 40 jh. 30 jh. 20 jh. 10 jh. 0 jh.

14%

7%

0%

7%

14%

Besch채ftigung 0,6% Landwirtschaft

5,7%

Konstruktion

11,1%

19,9%

23%

Energie & Produktion

Finanzen & Gewerbe

Hotel, Restaurants, Transport

nicht-wirtschaftlich orientierte Dienstleistungen

39,6%

83% Terti채rsektor (Dienstleistung)

17% Sekund채rsektor (Industrie) Prim채rsektor (Landwirtschaft)


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3.442.001 (30.06.2012) Berlin & Brandenburg: 5.997.507

km²

3.927

51%

486.709 / 14.1% nicht deutsche StaatsangehĂśrigkeit

924.400 / 26.9% Migrationshintergrund

0,5% Australien/Ozeanien 3,6 % Afrika 5,6% Amerika 14,4% Asien 73,5% Europa

185 Nationen

49%


46

Treptow-Kรถpenick Neukรถlln


47


48

Neukölln

Berlin

45m² Fläche

Neukölln

Britz

Buckow

Gropiusstadt

Buckow

Rudow


49

+ 28.602

318.106 7.080 km²

+1,9% (zu 2010)

- 23.163

128.900 erwerbstätig

ABC

2010

1.100 €/Monat 26.800 erwerbslos

89 Schulen / 29.765 Schüler

1,8 Personen/Haushalt

95.500 Einpersonenhaushalte

77.400 Mehrpersonenhaushalte

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Population_pyramid_of_borough_Neuk%C3%B6lln_%28 DE-2010-12-31%29.svg&filetimestamp=20110922153408


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Berlin Neukölln „Laut dem Sozialstrukturatlas ist die Lage in Neukölln sogar noch dramatischer geworden. Schlechter geht es nur noch dem Bezirk Mitte. In beiden Stadtteilen hat sich die hohe soziale Belastung offenbart verfestigt.“ 1

Neukölln verändert sich Neukölln gilt seit einigen Jahren als ein „Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf, in denen eine Konzentration sozialer Probleme die Entwicklung des Gemeinwesens und des Stadtquartiers behindern“.2 Eine Wandlung der Sozialstrukturen in den letzten Jahren ist eindeutig erkennbar. Dazu zählt die Entwicklung der Wohnsituation, der Mieterstruktur und der Mietbelastung. Eine besondere Entwicklung im Städtebau ist sicherlich der Ausbau vom Flughafen Tempelhof in ein Stadtteil übergreifendes Freizeitgebiet. Der Zuzug jüngerer Leute wie zum Beispiel Studenten fördert die Veränderung des Gebietes und kann die Gentrifizierung verstärken. Hinzu kommt die versteckte Gentrifizierung von Stadtteilen wie Kreuzberg oder Friedrichshain aus. Allerdings scheinen die sozialen Probleme damit nicht zu verschwinden. Seit 2006 hat die Bevölkerung um 6,1% zugenommen und liegt 2011 bei 126.786 gemeldeten Personen in Nord Neukölln und bei 318.106 im gesamten Bezirk. Der 1 http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1066193/Jeder-BezirkBerlins-hat-mittlerweile-einen-sozialen-Brennpunkt.html 2 Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln, S.3, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, TOPOS Stadtforschung, Sigmar Gude, Berlin, Dezember 2011

Grund für den Bevölkerungszuwachs ist der sinkende Wohnungsleerstand im Bezirk. Auffällig dabei ist die einseitige Altersmischung. Die größte Gruppe der Bewohner ist der 27 bis 45 Jährigen. Neukölln ist ein junger Stadtteil, im Durchschnitt sind die Bewohner 35 Jahre alt. Davon leben über 45 % in Einpersonenhaushalten, dahinter kommen direkt mit knapp 30 % Paare ohne Kinder. Die Erwerbstätigkeit in Nord Neukölln ist insgesamt hoch. 50% aller Personen im Erwerbsalter (15 Jahre und älter) haben eine Arbeitsstelle. Im Vergleich liegt der Studentenanteil bei 14 % und ist damit genauso hoch wie in Kreuzberg oder anderen Gebieten. Dagegen steht eine Arbeitslosenquote von 21% und 28% bei Migranten, die deutlich über dem Berliner Durchschnitt (12,9%) liegt.


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Als reichen Stadtteil lässt sich Neukölln leider nicht bezeichnen. Das Einkommensverhältnis steht gut 10 % unter dem Berliner Durchschnitt. Dennoch ziehen immer mehr Menschen nach Neukölln. Zugezogene Haushalte haben Vergleich ein etwas höheres Einkommen als die bereits dort Ansässigen. Im Schnitt verdient ein Neuköllner 1.110€ im Monat. Es ist also davon auszugehen, dass das sozialen Mischungsverhältnis verändert wird. Jedoch ist das Einkommen der neuen Bewohner im Vergleich zu ganz Berlin und anderen Gebieten immer noch unterdurchschnittlich. Nur der Norden im Bereich Reuter Platz hat ein vergleichbares Niveau wie der Rest Berlins. In Richtung Tempelhof hat sich das Einkommensniveau an den Nord Neuköllner Durchschnitt angepasst. Die Wohndauer in Nord Neukölln entspricht ebenfalls dem Berliner Durchschnitt.(wie ist die durchschnittliche wohndauer in nk?) Das Wohnungsniveau ist insgesamt gut 85 % aller Wohnungen haben voll Standard. Davon sind 5 % selbstgenutzte Eigentumswohnung. Die Preise für vermietbare Wohnungen liegt beim neueinzug deutlich über dem Gebietsschnitt von ca. 6€. Die soziale Struktur ändert sich weiterhin. Seit 2007 werden ärmere Haushalte durch weniger ärmere Haushalte ersetzt. Veränderungen der Bewohnerstruktur gibt es vor allem im Norden um den Reuterplatz. Der sehr hoher Anteil der Pioniere, zumeist Studenten, unter den Zuwanderern sorgt für eine sichtbare Veränderung des Straßenbildes und der Angebotsstrukturen. Obwohl es eine

neue Bewohnerstruktur gibt, bedeutet dies nicht eine zunehmende Gentrifizierung. Eine langsame voranschreitenden Neumischung innerhalb des Stadtteils wird wahrnehmbar. Der Gentrifizierungsprozess steckt noch in den Kinderschuhen, allerdings zeigt der noch günstige Wohnraum und das gute Freizeitangebot langsam Wirkung. Die multikulturelle Prägung, die neuen Mieterstrukturen und das erhöhte Einkommensniveau, weisen darauf hin, dass das Gebiet immer attraktiver wird. Dennoch scheint es nur eine langsamere Veränderung zu sein. Positive Gebietsmerkmale sind laut der TOPOS Studie vor allem die Atmosphäre, das soziale Umfeld, Einkaufsmöglichkeiten und das Grün. Negativ stehen dagegen fehlende Kleingeschäfte, Cafés, Restaurants oder Kneipen. Mangelnde Sauberkeit und das Gefühl der Unsicherheit sind dann persönlichere negative Eigenschaften. Der Großteil der Bewohner sieht demnach auch keine positive Entwicklung im Gebiet. Dennoch haben fast 60% der Haushalte nicht die Absicht Nord Neukölln zu verlassen. Zweidrittel von Neuköllns Bewohnern wollen entweder in ihrer Wohnung bleiben oder höchstens innerhalb des Gebietes umziehen.


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Treptow-Köpenick Alt-Treptow Berlin

Fläche 168.4 km² T.K. Fläche 2,3 km² A.T.

Alt-Treptow

Plänterwald

Baumschulenweg

Friedrichshagen

Oberschöneweide

Rahnsdorf

Niederschöneweide

Johannisthal Köpenick

Adlershof

Müggelheim Altglienicke

Grünau

Bohnsdorf

Schmöckwitz


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244.701 T.K. 10.926 A.T.

km²

+ 15.545 T.K.

+ 1.996 A.T.

- 13.183

- 1.021

2010

1.453 T.K. +0,9% (zu 2010) 4.730 A.T.

110.300 erwerbstätig

10.800 erwerbslos

66 Schulen / 20.672 Schüler T.K. ABC

3 Schulen / 1.128 Schüler A.T.

1,75 Personen/Haushalt

68.000 Einpersonenhaushalte

2010

69.500 Mehrpersonenhaushalte

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Population_pyramid_of_borough_Treptow-K%C3%B6 penick_%28DE-2010-12-31%29.svg&filetimestamp=20110922153844


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Treptow-Köpenick / Alt-Treptow Treptow-Köpenick und Alt-Treptow verhalten sich im Gegensatz zu Neukölln realativ ruhig. Prägend für diesen Bezirk ist vor allem der große Anteil an Wasserfläche, die gut 70% des gesamten Bezirkes ausmachen. Ausflugsziele wie der Große Müggelsee ziehen die Berliner an. Demtentsprechend idyllisch zeigt sich auch Köpenick, dass mit seinen alten Fabrikanlagen inzwischen einer Hochschule und verschiedenen Firmen Platz bietet und ansosnten eher für den Hauptmann von Köpenick bekannt ist. Die Lage am süd-östlichen Rand der Stadt verleiht dem Bezirk eine eher abgeschiedene Lage. Die Besiedlung ist weitflächig verteilt und konzentriert sich auf Gebiete wie Nieder-/ Oberschöneweide, Adlershof, Köpenick oder Friedrichshagen. Im Gegensazu zu den angrenzenden Bezirken Kreuzberg und Neukölln liegt der Anteil an Menschen mit einem Migrationshintergrund bei 3,08%. Im Vergleich dazu liegt der Wert in gesamt Berlin bei 13,4%. Hinzu kommen die wesentlich geringeren sozialen Differenzen, die auch mit einem hohen Beschäftigunggrad begründet werden können. Auffällig ist ebenfalls gerade im Vergleich zu Neukölln, das höhere Alter der Bewohner, gerade im Bereich zwischen 50 und 70 Jahren. Der Anschluss an die Innenstadt besteht nur über den Ortsteil Alt-Treptow, der sich am nord-westlichen Ende des Bezirkes befindet. Geprägt vom Treptower Park und einem großen Gewerbepark, gibt es auch hier einen direkten Bezug zum Wasser. Am Ufer der Spree und des Landwehrkanals haben sich neben verschiedenen kraetiven Firmen

auch Clubs etabliert. Die Lohmühleninsel verbindet entlang des Kanals über die Lohmühlenstr in das Wohngebiet . Dieses geht nahtlos in den Bezirk Neukölln über und weißt bei einer Fläche von 2,3km² eine Bewohnerzahl von 10.926 Einwohner auf. Stadtgeografisch prägend ist neben dem Treptower Park die S-Bahn Trasse die das Gebiet durchzieht und so den Ortsteil teilt. Deshalb wird der davon nord-westlich gelegene Teil eher zu Neukölln oder Kreuzberg gezählt. Der Anschluss an die Umgebung ist jedoch durch die besondere Lage der beiden Wohngebiete nicht direkt möglich. Im Bereich der Am Treptower Park wird die Wohnbebauung vom Park und den angrenzenden Kleinagrtengebieten eingerahmt. Die Bebauung ab der der Kiefholzstr. in Richtung Westen wird lediglich vom ehemaligen Bahndamm der Görlitzer Bahn begrenzt. Diese Trennung ist jedoch städtebaulich deutlich wahrzunehmen und betont die Insellage des Gebietes zwischen Kiefholzstr. und Neuköllner Schiffahrtskanal.


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Quartiere


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„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“


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Nachhaltige Quartiersentwicklung Bei der Beschäftigung mit einem Stadtgebiet und die Neuentwicklung eines Projektes stellt sich Frage nach den Auswirkungen eines Bauwerkes oder einer Maßnahme. Die Unsicherheit, ob ein Projekt erfolgreich wird, sollte mit in die Planung einfließen bzw. wenigstens das Bewusstsein darüber. Um einen möglichst hohen Grad an Integration im Stadtgebiet zu erreichen, können Experten aller Fachgebiete helfen, um zum einen das Bauwerk zu erstellen, dann aber andere, um die Funktion, die Leistungsfähigkeit, die Bespielung und die Nutzung, also die soziale Integration eines Gebäudes bei den Bewohnern zu erreichen. Unterstützt wird dies dann durch eine Analyse der verschiedenen Systeme innerhalb eines Quartiers, um so eine Übersicht über das Gesamtsystem zu bekommen. Man kann dabei zwischen drei gleichbereichtigten Ebenen unterscheiden: „ Die baulichräumlichen Merkmale, die sozialen Merkmale und die Einflüsse aus der Umgebung.“1 Die Neuentwicklung innerhalb eines Quartieres verschiebt städtische Faktoren, wie die Nutzung des öffentlichen Raumes und das Gesicht der Stadt und auch soziale Faktoren, wie die Akzeptanz und die Nutzung öffentlicher Einrichtungen. Wichtig dabei ist die sinnvolle und nachhaltige Einbindung in das städtebauliche und soziale System eines Quartiers. Schließlich ist eine der 1 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, S.14, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern

Grundlagen für die Nachhaltigkeit eines Gebäudes die Anpassungsfähigkeit in die Umgebung. Dabei geht es hier nicht primär um die ökologische Nachhaltigkeit, sondern um die soziale. Das bedeutet, wie städtische Räume in Zukunft gefördert werden können, um auf Veränderungen im Stadtteil zu reagieren und den Mehrwert auch für spätere Generationen aufrecht zu erhalten. Das Veränderungen auch ein Gebäude ergreifen, lässt sich dabei nicht ausschließen. Dennoch sollte so gut es geht eben nachhaltig geplant werden. Bei der Planung müssen dann die gegenseitige Wechselwirkungen innerhalb von Quartieren berücksichtigt werden. Die Situation wird durch „räumliche und soziale Gegebenheiten gleichermaßen bestimmt. (...) Gemäß Dieter Frick ist das zentrale Element in der Wechselwirkung zwischen baulichen und sozialen Komponenten die Nutzung.“2 Dabei ist die Nutzung ein soziales Werkzeug, welches zwischen den baulichen, den sozialen und ökonomischen Ebenen vermittelt. Durch die Anpassungsfähigkeit des Gebäudes kann eine vielfältige Nutzung entstehen.

2 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, S.23, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern


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„Ein Quatier ist eine soziale und baulich-räumliche Gebietseinheit mittlerer Massstabsebene, die sich innehralb der gebauten städtischen Gebiete von aussen und innen her abgrenzen lässt, sich von den umgebenden Siedlungsteilen unterscheidet und eine spezifische Qualität und Identität aufweist.“3

Zu sehen ist die Entwicklung eines Quartiers ausgehend von der Parzelle, als hier kleinstes städtebaulichen Element bis hin zur ganzen Region. Das Quartier ist als das Lebensumfeld der Bewohner zu verstehen und funktioniert eben über die Beziehung der Bewohner und der gebauten Umwelt. Ein Gebäude muss bei Veränderugnen des „eigenen“ Umfeldes für Änderungen änderbar sein. Veränderungen der Lebensstile und Anforderungen an öffentliche Gebäude lassen sich zwar nur schwer voraussagen, dennoch sollte als Idealvorstellung die soziale Nachhaltigkeit ein zentrales Thema bei der Planung sein. Ein Quatier ist durch seine verschiedenen Ebenen (baulich, sozial, etc.) und Wechselbeziehungen schwierig zu definieren. Olaf Schnur beschreibt es so:

3 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, S.29, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern

„Ein Quartier ist ein kontextuell eingebetteter, durch externe und interne Handlungen sozial konstituierter, jedoch unscharf konturierter Mittelpunkt-Ort alltäglicher Lebenswelten und individueller sozialer Sphären, deren Schnittmenge sich im räumlich-identifik atorischen Zusammenhang eines überschaubaren Wohnumfeldes abbilden.“4

Parzelle

Gesamtstadt

4 ebenda S. 31

Inselfläche (Block)

Quartier/ Stadtteil

Region


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Die beiden Definitionen unterscheiden sich vor allem bei der Grenzziehung um ein Quartier. Der Übergang von einem Stadtteil in einen anderen kann klar zu erkennen sein, durch die Überquerung einer Brücke oder ähnliches, er kann aber auch genauso fließend sein. Das Untersuchungsgebiet dieser Arbeit liegt sogar genau auf der Grenze zweier Bezirke und zusätzlich noch im ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer. Bewegt man sich über diese Grenzen, dann ist der räumliche Unterschied zum einen spürbar und zum anderen auch sichtbar. Die bauliche Struktur im ehemaligen Ost- und Westteil des Gebietes unterscheidet sich zum Teil bei der Bebauungsdichte (Kiefholzstr./ Lohmühlenstr.) und auch bei den Baustilen. Jedoch ist keine eindeutige architektonische Trennung festzustellen. Jedoch ist die Erfahrung aus Berlin so, dass die Bewohner einzelner Bezirke sich stark auf ihren „Kiez“ beziehen. Somit gibt es bestimmte Grenzen. Ob diese jedoch so eindeutig sind, wie die frühere Mauer ist zu bezweifeln. Auch im Gebiet zwischen dem Neuköllner Schiffahrtskanal und der Kiefholzstr. war bei Gesprächen das Bewusstsein für das eigene Quartier, aber auch gleichzeitig die Unterschiede zwischen ehemals Ost und West zu bemerken. Die Überschneidungen und die Vielschichtigkeit beschreiben Colin Rowe und Fred Koetter die Stadt in „Collage City“ so: „(...) sie ist durch Mischnutzung,

Überlagerung, Mehrdeutigkeit, urbane Vielfalt, Möglichekitsräume und Collage bestimmt“.5 Überlagerung und VIelfältigkeit in den Städten schlägt sich auch auf die Planung nieder. Die Suche nach Erlebnisräumen und attraktiven Orten kann eine Stadt noch abwechselungsreicher machen. In seinem Artikel „Performance, risk and public realm“ spricht Iain Bordon vom Verhältnis und dem Risiko der Stadt zum öffentlichen Raum und was nötig sind, um Erlebnisorte zu schaffen: „(...) cities need hidden spaces and exposed spaces, rough spaces and smooth spaces, loud spaces and silent spaces - spaces where people remember, experience, debate, appropriate, amke and lose things, and genrally become themselves. This difference implies the risk of having true diversity in city spaces, and that these spaces should encourage od tolerate - not exclude or repel - all that people do.“6 Die (An-) Forderungen an ein Quartier sind dabei vielfältig. Hier sind einige Ansprüche aus dem Buch „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, von A.-T. Mayer, P. Schwehr und M. Bürgin aufgelistet, die an ein 5 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S.33 6 ebenda. S.33


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Quartier gestellt werden können, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Ein nachhaltiges Quartier7: „... steht in direktem Bezug zu bereits bestehenden Strukturen oder kann diese ergänzen.“ „... leistet einen wertvollen Beitrag zur städtischen Identität und ermöglicht den bewohnern und Arbeitenden die Identifikation.“ „... gründet Bauweise.“

auf

der Architektur, in dem Sinne, dass es sich um“„Begründete Architektur“ handeln sollte, „das heisst das Schaffen räumlicher Identität durch Ästhetik und die Einbindung der Bebauung gewährleistet die nachhaltige Akzeptanz des Quartiers.“ Zudem spielt die Einbidung und Partizipation der Bewohner eine wichtige Rollen, um die Architektur integrativ und nachhaltig im Quartier zu etablieren.

verdichteter

„... fördert das Zusammenleben mehrerer Generationen.“

baulichräumliche Struktur

Quartier

soziale Struktur

„... fördert die soziale Integration.“ „... funktioniert symbiotisch.“ „... kann sich an die Änderungen in der Gesellschaft anpassen respektive sich gemäss neu entstehenden Anforderungen entwickeln.“ „... zeichnet sich durch ein ganzheitliches energetisches Konzept aus.“ Hinzu kommt noch die Auseinandersetzung mit der Auswirkung 7 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S. 110

baulich-räumliche Struktur

Bindeglied Anpassungsfähigkeit

Gesellschaft

Bindeglied Gebrauch

„Zudem könne sich in einem nachhaltige Quartier die Oberflächen während der Nutzungsphase mit den Bewohnern weiterentwickeln. Die einzelnen Gebäude werden so zu Identitätsträgern und bieten Gestaltungsfreiheit.“8 8 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S. 111


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Das Gebiet


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www.aeroview.de


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www.aeroview.de


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Alt-Kölln oder Neu-Treptow Als „eine städtebaulich vergessene Ecke“ liegt das Gebiet südlich der Spree als eine städtebauliche Insel auf der Grenze zwischen Neukölln und Alt-Treptow. Im Süden und im Nord-Westen von Wasser (Neuköllner Schifffahrtskanal & Landwehrkanal) gerahmt, im Osten von Bahngleisen und im Nordosten vom ehemaligen Bahnbahn zum Görlitzerpark begrenzt, befindet sich diese städtebauliche Insel in einer guten Lage. Gut 4,5 Kilometer vom Alexander Platz, 2,8 Kilometer bis zum Tempelhofer Feld oder nur einen Kilometer bis an die Spree. Dennoch führen nur acht Brücken über die Kanäle und vier direkte Straßen dorthin. Die Lage und das städtische Gefüge, welche sie erzeugt verleihen dem Areal eine besondere Eigenart. Der grundlegende Ansatz des Entwurfes ist die Einbindung, die Koordinierung und Kooperation innerhalb des Gebietes. Dabei ist die rein faktische Analyse der vorhandenen sozialen/öffentlichen Einrichtungen die reine Sammlung von Fakten. Allerdings lässt sich aus diesen Fakten und der Vor-Ort-Recherche ein potentielles Funktionsprogramm für den Entwurf erschließen. Auf der ersten Ebene der Interaktion und Kooperation steht die formale Grenze innerhalb des Gebietes. Die Bezirke zwischen Neukölln und Alt-Treptow (TreptowKöpenick) treffen hier aufeinander und teilen das Gebiet auf. Durch den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer ist diese Teilung zusätzlich städtebaulich an den Freiflächen des ehemaligen Todesstreifens zu erkennen. Durch die stadtpolitische Aufteilung ist eine

Kooperation der Bezirke offiziell gewünscht und findet auch bei Treffen der Bezirksämter oder anderen Institutionen statt. Auf der nächsten Ebene -Vor Ort- ist die Bezirksgrenze immer noch ein Thema, jedoch mehr in dem Sinne, dass sie auf politischer Ebene wahrgenommen wird, aber die Orientierung von Strategien zur Aufwertung des Bezirkes an den Grenzen des Quartiers endet. Das es Bestrebungen zur Verbesserung der Situation sowie zur Kooperation und Koordination gibt, wurde von den Bezirksämter Neukölln und TreptowKöpenick bestätigt. Noch ist allerdings nichts davon angekommen und die sozialen und öffentlichen Einrichtungen müssen leider zur Zeit eher mit Schließungen und Budgetkürzungen rechnen als mit einer Stärkung. Ausnahmen sind die privaten Initiativen, wie das Sanierungsprojekt der katholischen Aachener Siedlungsund Wohnungsgesellschaft in der Harzer Str. In weniger als einem Jahr wurde der Gebäudekomplex in dem mehr als 400 Roma leben komplett saniert und mit Aufenthaltsund Arbeitsräumen, Ateliers und einem eigenen Kinderbereich ausgestattet. Dieses Beispiel beruht auf privater Initiative und kann mit seinem karitativen Hintergrund einen positiven Effekt auf ein Quartier haben. Dennoch fehlt eine übergeordnete Instanz die die Eingriffe im Quartier koordiniert. Zum eine gibt noch kein Quartiersmanagement oder ähnliches und zusätzlich eben keinen baulichen Anlaufpunkt, der die Koordination sozusagen verbildlicht. Die Bewohner sind von der Notwendigkeit


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und der Nützlichkeit der Einrichtungen überzeugt und sehen Änderungen durchaus kritisch. Ein Beispiel sind Proteste und Diskussionen über die mögliche Schließung des Abenteurspieltplatzes Kuhfuss und des Jugendkunstszentrums an der Wildenbruchstr. Jedoch zielt die Untersuchung des Gebietes und die Entwicklung des Entwurfes nicht auf einzelne Eingriffe ab, sondern soll einen Impuls für das Quartier geben und als eine Möglichkeit zur Stärkung eines Gebietes geben. Auf der Ebene der Einrichtungen vor Ort besteht durchaus eine Kooperation und eine Ausstrahlung über die Quatiers- und Bezirksgrenzen hinaus. Schüler und Kinder aus allen Ortsteilen Neuköllns besuchen die Einrichtungen. Der Erfolg der Institutionen ist spürbar und bei Gesprächen mit Mitarbeitern wurde die Notwendigkeit einer Koordinations- und Kooperationsstelle immer wieder betont. Welcher bietet sich dann mehr an als ein Grundstück direkt auf den Bezirksgrenzen? Die Symbolik des ehemaligen Mauergrunstückes kommt noch hinzu und betont die positive Intention zur Zusammenarbeit und den Abbau von sozialen und auch städtebaulichen Grenzen. Das Auffüllen oder Neubesetzen des Areals mit einem Neubau belässt zum einen den Freiraum des Parks und betont zum anderen die Wichtigkeit der zentralen Position im Quartier zur Wiedererkennung und leichten Orientierung. Was nun die Bewohner als Benutzer in das Spiel bringt. Durch die Gespräche mit

Bewohner und Vertretern der Bezirksämter wurde immer wieder die besondere Lage und Situation des Quartiers angesprochen. Dabei wurde der Unterschied zu den angrenzenden Straßenzügen in Neukölln oder Kreuzberg als etwas besonderes, aber nicht negatives dargestellt. Es gibt einen spürbaren Übergang in das Gebiet, der sich nicht nur durch das Überqueren einer Brücke ausdrückt. Die Identifikation der Bewohner mit dem Gebiet ist durchaus vorhanden und in der Regel positiv besetzt. Lediglich die Bedenken und die Befürchtung von wachsender Segregation oder Gentrifizierung, wie es in NordNeukölln zur Zeit zu erfahren ist, wurden geäußert. Die Bewohnerstruktur setzt sich aus alteingesessen Bewohnern, Studenten, Menschen mit Migrationshintergrund und sozial schlechter gestellten Menschen zusammen. Die Mischung prägt natürlich den Charakter und auch die öffentlichen Angebote. Ein lebenswertes Quartier mit einer ruhigen, aber nicht dezentralen Lage und ausgestattet mit der nötigen Infrasstruktur, lässt fast einen dörflichen Charakter unterstellen. Und in jedem Dorf gibt es eine Dorflinde. Das bedeutet einen Ort für die Zusammenkunft und der Zentralität. Bei der Begehung fallen die städtebaulichen Wechsel auf. Bei der Betrachtung eines Plans sind diese dann offentsichtlich. Eine verdichetete Bebauung im Nord-Osten lockert sich nach Westen und Süden auf und wird sogar von drei Kleingartengebieten an der Harzer Str. und der Teupitzer Str. unterbrochen. Eine


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weitere Aushnahme bildet das „Wagendorf Lohmühle“ am Ufer des Landwehrkanals als ein Beispiel für alternative Wohnformen und kulturelles Engagement. Geprägt ist das Gebiet klar vomWohnungsbau, wobei es als Mischgebiet bezeichnet werden kann, da neben Einzelhandelauch auch größere Gewerbeflächen zu finden sind. Die Wohnlagen sind laut Statistik einfach oder mittel, wobei die Uferzonen nach und anch aufgewertet werden, was sicherlich auch einen neuen Impuls für das Gebiet geben wird. Sowohl die Infrastuktur als auch die sozialen und öffentlichen Einrichtungen sind primär auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmt, da auch die umliegenden Areale eine hohe Dichte an sozialen und öffentlichen Einrichtungen besitzen. Alleine Prestigeprojekte wie der Campus Rütli in Neukölln und das Quartiersmanagement in Neukölln und Kreuzberg bilden ein großes Spektrum. Als Rahmenbedingung für eine soziale und architektonisch integrative Projektentwicklung bietet das Quartier ein hohes Potential. Dabei muss deutlich gemacht werden, dass es sich hier nicht um einen sogenannten Problembezirk handelt. Dieser Fakt bedeutet jedoch nicht, dass eine Verbesserung der sozialen, architektonischen und städtebaulichen Situation nicht notwendig wäre. Das Konzept dieses Projektes basiert auf der Vor-Ort-Recherche und den Anlysen der Beürfnisse in diesem Gebiet. Klar ist, dass es einen Gemeinschaftsort geben muss, der

die Kommunikations- und die Integration im Quartier fördert und nach Möglichkeit als zentraler Anlaufpunkt genau dafür funkltioniert. Die Funktionen sind dem Ort angepasst und basieren eben auf den Notwendigkeiten vor ort. Aber kann das Prinzip der Einpassung und Angemessenheit von öffentlicher Architektur auch in anderen Gebieten funktionieren. Beispiele wie die Idea Stores in London oder die Lucie-Aubrac Media Library in Vénissieux zeigen die Nützlichkeit und die Funktionalität dieses Konzeptes.


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Kreuzberg

Alt-Treptow

Neukรถlln


70

A Elsenstr. / Kiefholzstr.


71


72

B Kiehlufer


73


74

C Wagendorf Lohm端hle


75


76

D Parkplatz Edeka Heidelberger Str.


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78

E Lohm端hlenstr. / Kiefholzstr.


79

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Berlin_kiefholzstrasse_1-4_20050203.JPG&filetimestamp=20110831200125


80

F Heidelberger Str.


81

Kr端llstr. G


82

Harzer Str. Lohmühlenstr.

/

Sülzhayner Str. 12

1

Onckenstr. 23-25 (Hinterhof )

5

Treptower Str. 28 / Drübecker Weg

6

Sülzhayner Str. 31/ Harzer Str.

6

Onckenstr. / Harzer Str.

9

Onckenstr. / Harzer Str.

10

Lohmühlenstr.

11

13

2

Harzer Str. / Bouchéstr.

3

Karl-Kunger-Str. 33

14

7

Schmollerplatz

Kiefholzstr.

12

15

Treptower Str. 61/65

17

Schmollerplatz

18

Heidelberger Str.

Schmollerplatz

21

Wildenbruchstr.

22

Kiefholz Str. / Treptower Str.

19

23

Kiehlufer 133

4

Wildenbruchstr. 67/ Harzer Str.

8

Heidelberger Str.

13

Bouche´str.

16

Kiefholz Str. 46

20

Kiehlufer

24


83

C

E

11

G F

2

21

18 12 D

9 10 5

16

1

A

3

22

15

14 6

20

8

23 19 17

B

6 24

13 4


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Gebietsbeschreibung Das Gebiet wird anhand von Schlagwörtern die dem Buch „Nachhaltige Quartiersentwicklungen“ von Amelie-Theres Mayer, Peter Schwehr und Matthias Bürgin entnommen sind und angepasst auf die Analyse angewendet werden. Es geht dabei um die baulichen Merkmale eines Quartiers, die in zehn Punkten beschrieben werden. 1. Lage: zentrumsnah, direkt am „DreiländerEck“, Neukölln, Alt-Treptow und Kreuzberg und damit deutliche Verbindung zu etablierten Stadtgebieten. 2. Größe: Maximale Länge 1,8 Kilometer, maximale Breite 800m, Gesamtfläche: 1.156.940,05 m², Gebäudegrundfläche: 295.047,86 m², Freifläche: 862.871, 19m² 3. Funktion: Wohnquartier mit Gewerbe und leichter Industrie (Siemens, Firmen Treptower Str.), zentralörtliuche Bedeutung durch Schulen, Kitas und andere öffentliche, soziale und kulturelle Einrichtungen. 4. Begrenzungen: Geografisch: Landwehrund Neuköllner Schiffahrtskanal, Bahndamm an der Kiefholzstr., zusätzlich wird beim Betreten des Gebietes der Beginn eines neuen Quartieres bewusst. 5. Flächeneinteilung: Das Gebiet ist durch die Straßenlegung in ein geometrisches Netz eingeteilt und lässt breite Grünstreifen zwischen den Häusern zu 6. Bebauung: Blockrandbebauung in einer

geometrischen Anordnung; die meisten Gebäude scheinen in einem guten oder renovierten Zustand zu sein, die GFZ liegt zwischen 1,2 und 2,5 7. Erschließung: Mit allen stadttypischen Verkehrsmitteln erreichbar (außer U-Bahn und Tram), lienares Straßenraster mit einigen Querverbindungen, gute/angemessene Durchlässigkeit, Ausgestaltung der Straßenräume i.d.R. durch Bäume 8. Stadtnatur: Grünflächen (öfftl. & privat), Kleingärten, Straßenrandbepflanzungen, grüne Kanaluferzonen 9. Öffentliche Räume: Alle Straßen und Plätze, die nicht auf Privatgrunstücken liegen sind zwischen den Gebäuden vorhanden, ehemalige Mauergrundstücke werdne als Freiflächen genutzt, Kleingärten sind nicht öffentlich zugänglich, öffentliche, soziale & kulturelle Einrichtungen 10. Orte: Aufenthaltsqualitäten haben die Freiflächen zwischen einigen Gebäude, die ehemaligen Mauergrundstücke, die Kanaluferzonen und die Straßenzüge, da in der Regel wenig Verklehr gibt.


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Fakten Gebiet 1) 10.788 (-144 in 2010) 2) 6.547 (-85 in 2010) 3) 3.663 (-12 in 2010)

1) + 1488 / -1632 (2010) 2) + 1283 / - 1386 (2010) 3) + 450 / - 462 (2010)

1) 22,7% 2) 53,4% 3) 29,8%

1) 43,5% 2) 85,5% 3) 59,5%

Migrationshintergrund

Migrationshintergrund

u. 18 J.

1) 49,2% 2) 52,3% 3) 49,4%

1) 50,8% 2) 47,7% 3) 50,6%

1) 8.798 2) 15.334 km² 3) 27.235

1

Wohnlage

einfach: 1) 71,3% 2) 100% 3)100% mittel: 1) 28,3% 2) 0% 3) 0% gut: 1) 0% 2) 0% 3) 0%

3 2

ABC 2 Schulen / 535 SchĂźler


86

Gebiets端bersicht

km

km

0.6 5

1.8

km

0.

8

km

1.2


87

Bebaaungsstruktur


88

Grünflächen

Öfftl. Grünflächen Kleingärten


89

StraĂ&#x;ensystem


90

Zug채nge


91

Hauptverkehrswege


92

Gebietsanalyse

Gebäudefläche 295.047,86 m²

Freifläche 861.871,19 m²

Gesamtfläche 1.156.946,05 m²


93

Gebietsanalyse

Legende Wohnen Arbeiten รถfftl. Einrichtungen


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25 24

26 1

3

2

4

14 7

23

3 5,6

22

13

18

12

8,9,10

11

21

16 17 20

18 19 16,17

15


95

Öffentliche und soziale Einrichtungen 1 Spielplatz Lohmühlenstraße 2 Berliner Stadtmission, Christentreff Isingstraße 3 Kunger Kiez Kiefholz Str 17 & Karl-Kunger-Str. 15 4 Bürgerhilfe - Übergangshaus Kiefholz Str.21 5 Kinderzirkus Cabuwazi 6 Röntgen Schule 7 Kita - Offensive Krümel 8 JUKUZ - Jugendkunst- und Begegnungszentrum 9 Abentuerspielplatz - KUHFUSS 10 Stadtteilbibliothek 11 Kita & Spielplatz Wilde Rübe 12 Guttemplerhaus, Selbsthilfe 13 Atelierhaus Mengerzeile e.V. 14 Neuapostolische Kirche 15 KUBUS & Teupe (Das Werkstatt- und Beschäftigungs Zentrum (WBZ) Neukölln) 16 Hans-Fallada Grundschule 17 Haus Harzer Str./Treptower Str 18 Kita Treptowerstr. 19 Spielplatz

20 Sportplazt & Spielplatz 21 Wildenbruchplatz (Park) 22 Spielplatz & Skatenalage 23 Sportanlage Maybachufer 24 Görlitzer Park 25 Sportplatz & Spielplatz Lohmühleninsel 26 Grundschule Bouchéstr


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St채dtebauliche Entwicklung

1880

1940

Berlin um 1986

1910

1986


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Die Bebauung des Gebietes wurde nach den bekannten Plänen zwischen 1880 und 1910 begonnen und zeigte bis 1940 eine eher lockere Bebauung. Die Trennung des Gebietes durch die Berliner Mauer sorgte für eine städtebauliche Zäsur, die sich später in mehreren Brachflächen zeigte. Bevor die wirkliche

Holbrechtplan 1862 Hobrechtplan 1862

Fis Broker, Geodatenkatalog

Bebauung begann, sah der sogenannte Holbrechtplan von 1862 ein System von breiten Straßen und Plätzen vor, die über große Teile Berlins gezogen werden sollten. Das Straßenund Blocksystem erinnert an die Avenuen in Paris und hätte einen enormen Einschnitt in die Stadtsruktur bedeutet


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Die Mauer

Die deutsch-deutsche Teilung zerschnitt auf ca. 2,5 km auch durch das Gebiet zwischen Kiefholzstr und Kiehlufer. Nach dem Abbruch der Mauer entstanden fünf große Freiflächen, auf den zuvor der Todesstreifen verlief. Diese wurden zur Uferpromenade am Landwhrkanal, als Baugrunstücke, als Park

umfunktioniert oder brach, wie an der Ekce Harzer Str. Bouché Str., gelassen, da die Eigentumsverhätlnisse nicht geklärt sind. Die städtebauliche Zäsur ist heute so immer noch zum Teil sichtbar. Allerdings wachsen diese alten Wunden langsam zu und die vormals getrennten Stadtgebiete vereinahmen die Flächen wieder.


99

*

Alt-Treptow

*

Neukรถlln


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Grenze & MauergrundstĂźcke

Alt-Treptow

Ostberlin

NeukĂślln

Westberlin


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Bergwerk Berlin Fluchthelfer buddeln nach dem Mauerbau vom 13. August 1961 Tunnel von Neukölln nach Treptow. Einer führt vom Keller des „Heidelberger Krugs“ in den eines Fotoladens

Die Elsenstraße in Berlin. Vom Stadtbezirk Treptow läuft sie hinüber nach Neukölln. Wer sie geht, muss zunächst durch lautes Getriebe am Treptower S-Bahnhof hindurch, er lässt das sowjetische Ehrenmal links liegen, kommt vorbei an einem ehemaligen Kasernengelände, auf dem sich jetzt Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz verschanzt haben, unterquert eine Bahnlinie, die vor Zeiten zum Görlitzer Bahnhof führte, nun aber schon lang ohne Gleis und nur mehr ein schöner Fußweg ist, und gerät allmählich in ruhigere Gefilde. Es siedelt allerlei Gewerbe hier. Und es gibt zahlreiche Kneipen. Das eine hat mit dem andern zu tun. Wer feierabends durchs Werktor tritt, den plagt gelegentlich ein Durst. Dagegen helfen Schultheiss, Kindl oder Engelhardt. Nun, letzteres Bier gibt es nicht mehr, der Betrieb wurde 1990 dicht gemacht, die Firma lag gar nicht weit von hier. Nach dem Krieg gehörte Treptow zur sowjetischen, Neukölln zur amerikanischen Zone. Sein Bier trank der Ostberliner zwar schon einige Jahre vor dem Mauerbau des Geldes wegen im Osten. Aber wer wollte, lief die Elsenstraße lang wie eh, er musste an der Demarkationslinie seinen Ausweis zeigen, sich vielleicht auch in Taschen oder Koffer gucken lassen, man stand unter militärischer

Aufsicht. Doch noch war die Elsenstraße eine richtige Straße. Über Nacht war sie eine Sackgasse. Auf einem Foto von 1962 prangt an einer Eckkneipe die Engelhardt’sche Bierwerbung dreifach: zu beiden Seiten über den Fenstern und dazwischen über der Eingangstür. Das Foto wurde aus hoher Beobachter-Position aufgenommen, man blickt herab auf die Kreuzung Heidelberger und Elsenstraße. Gleich neben der Westberliner Kneipe, die damals Heidelberger Krug hieß, steht ein großes Schild, es ist nach Osten gerichtet. Deutsche, liest man, schießt nicht auf Eure Landsleute! Und direkt vor dem Schild, quer über die Elsenstraße hin, hart an der Kneipe vorbei und dann die Heidelberger Straße hinunter steht die Berliner Mauer. Die Straße gehörte in ganzer Breite nach Ostberlin, die Mauer war einige Meter zurückgesetzt darauf gebaut worden. Den Westberliner Anwohnern überließ man den Fußweg zu ihren Hauseingängen, Polizei und Feuerwehr durften den nicht betreten, er war DDRGebiet. Verkehrsaufkommen nur unter Tage Die Mauer ist weg. Wo sie stand, liegt heute eine Doppelreihe Pflastersteine im Asphalt. Die Kneipe ist noch da. Sie nennt sich jetzt Restaurant Schweigel, Budike Destille – was irgendwie umständlich klingt. Es gibt zwar kein Engelhardt mehr, dafür eine ganze Reihe anderer Biere, der Besitzer kocht selbst, der Dart Club Treptow Rot Weiß bestreitet hier seine Heimspiele, und ein Plakat lädt zum traditionellen Fondue-Essen, allerdings ist der Termin schon fast vier Jahre her.


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Hier vor der Tür entsteht also nach dem 13. August 1961 die Mauer, hier wird alles dichtgemacht, die Elsenstraße verfällt zu beiden Seiten in Dornröschenschlaf. Äußerlich zumindest. Denn es herrscht ein gewisses Verkehrsaufkommen – unter Tage. Seit dem Jahreswechsel 61/62 wird gebuddelt. Vor allem der einstige Ostberliner Radrennfahrer Harry Seidel bewährt sich als Aktivist der ersten Stunde, ein Adolf Hennecke* der Fluchthilfe und des Untertagebaus in der geteilten Stadt. Er handelt im Gegensatz zu anderen FluchtProfis aus Überzeugung und nimmt für sein Schleusen kein Geld. Sagt er. Einer seiner Mitstreiter, Heinz Jercha, wird im März 62 erschossen. Doch scheinbar unbeeindruckt geht das Buddeln weiter. Im Mai 62 graben Seidel und ein paar andere einen Tunnel vom Keller des Heidelberger Krugs hinüber in den Keller eines Fotogeschäfts. Der Westberliner Wirt stellt sein Bierlager zur Verfügung, der Fotograf im Osten ahnt nichts. Aus dem Kneipenkeller können die Maulwürfe – vom Osten aus nicht zu sehen – den Sand, den sie ausheben, über Hinterhöfe fortschaffen. Durch diesen „Pfingsttunnel“ fliehen im Juni angeblich mehr als 50 Personen. Die Story zur gelungenen Aktion erscheint pünktlich zum ersten Jahrestag des Mauerbaus in der Bild-Zeitung, für die exklusiven Fotos gibt’s 1.200 D-Mark obendrauf. Kratzen und Schaben Dann vermittelt der westdeutsche Verfassungsschutz Kontakt zu FU-Studenten, die ebenfalls als Fluchthelfer tätig sind –

und gerade eben durch die Interviews, die der Schriftsteller Uwe Johnson damals mit ihnen führte, noch einmal ins Feuilleton geraten sind. Die buddeln nun also auch mit. Ende 1962 wird Seidel gefasst. In der DDR verurteilt. Später vom Westen freigekauft. Fühlen sich die Sicherheits-Zuständigen in der DDR wie im eigenen, kafkaesken „Bau“? Sie hatten die Sache klug geplant, der Schlag hat gesessen, aber es rieselt im Gemäuer und irgendjemand schabt von irgendwoher. „Manche List ist so fein, dass sie sich selbst umbringt.“ – Nein. Dieses Gefühl kam später. Noch wird die Mauer stabiler, Fluchten werden immer schwieriger. Nur das unterirdische Kratzen und Schaben, es hört nicht auf. Und es ist nun auch die Stasi selbst, die gräbt. Bis dato werden entdeckte Ausstiege zubetoniert, die Tunnel von oben her aufgegraben, wo das geht – unter den Häusern natürlich nicht – und auch nur bis zur Grenze hin. Mit dieser Methode überlässt man dem Gegner wertvolles Terrain. Viele der schon entdeckten Tunnel werden von Westberlin aus reaktiviert. So kommt man in der DDR auf die pfiffige Idee und buddelt selbst: parallel zur Mauer. Ende Mai 1963 ist es geschafft. Durch die Heidelberger Straße zieht sich jetzt ein drei Meter breiter, zweieinhalb Meter tiefer Graben. Jeder Fluchttunnel muss zwangsläufig darin enden, ihn zu untergraben ist nicht möglich wegen des Grundwasserspiegels. Bis zum Mauerfall besteht dieser Auffang-Graben, er wird ständig kontrolliert.


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Mit sackender Hose Und auch über Tage herrscht Betrieb. Am 17. April 1963 – noch bevor der StasiGraben fertig ist – entwendet der zivile NVA-Angestellte Wolfgang Engels in einer Kaserne einen Schützenpanzer, fährt 20 Minuten unbehelligt durch die Stadt und durchbricht in der Elsenstraße, genau an dieser Kreuzung, die Mauer. Wäre er drei Wochen später gefahren, läge sein SPW im tiefen Graben. So bleibt der „nur“ in der Mauer stecken. Engels wird beschossen. Nach drüben gezogen. Schwer verletzt erreicht er den Westen. Man schleppt ihn in den Heidelberger Krug. „Da gingen alle Rollläden runter“, erzählt er, „die Grenzer haben noch die Leuchtreklame zerschossen. Tja, und da war ich. Ich lag vorm Tresen. Dass ich im Westen war, konnte ich anhand der vielen Flaschen mit den bunten Etiketten hinter dem Tresen sehen.“ Dort betrinkt sich an jenem Abend ein Sparverein. Einer der Herren, „ein Opa, musste seinen Gürtel hergeben, um mir den Arm abzubinden. Und nun stand er da und hielt seine Hose, ich sah das so von unten, und wollte immer raus, um die ‚Zonen-Soldaten’ fertig zumachen, mit sackender Hose. – Und dann sahen sie, dass die Blutlache unter mir immer größer wurde.“ Die Rettungskräfte dürfen den Eingang zur Kneipe nicht passieren, weil der Fußweg ja zum Osten gehört. Sie nähern sich von hinten her. „Und als sie mich dann weggetragen haben, durch Wohnungen, von denen ich immer nur die Decken sah, dann übern Hof, wieder Wohnung, Hinterhof…“ Wolfgang Engels wird operiert

und überlebt. Knapp zwei Jahre zuvor war er als junger Soldat nach Berlin zum Schutz des Mauerbaus befohlen worden. Jetzt hat er sie durchbrochen. Das berühmte Berliner Bauwerk steht, wie bekannt, noch eine längere Zeit. Die Holztürme des Anfangs werden durch Betontürme ersetzt, die Mauer selbst wird höher, „wartungsarm und formschön“. Das Kafka-Tier sitzt lauernd in seinem Bau, alle seine Gedanken sind auf den Feind gerichtet. Es sucht, den Plan des anderen, fremden Tiers zu enträtseln. Ohne Erfolg. Es horcht und wagt sich nicht mehr zu rühren. Seine Paranoia wächst. *Bergmann und Pionier der Aktivisten-Bewegung in der DDR

Zum

Autor:

Karsten

Laske

ist

Regisseur

und

Drehbuchautor. Für die Reihe „Damals in der DDR“ hat er einen 2005 den Grimme-Preis bekommen.

http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bergwerk-berlin


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Grenzverlauf


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Grundstück

Das Grundstück ist einer der zentralen Orte des Quartiers. Entstanden durch den ehemaligen Verlauf der Mauer am süd-westlichen Teil befinden sich auf einer Gesamtfläche von 33.872,6m² neben der Wohnbebauung die Stadtteilbibliothek, das Jugendkunstund Begegnungszentrum „Gérard Philippe“ sowie der Abenteuerspielplatz „Kuhfuss“. Des Weiteren sind noch ein kleiner, öffentlicher Spielplatz und eine Sportfläche eingerichtet. Durch die vorhandenen öffentlichen Einrichtungen und die Lage ist das Areal ein Anziehungspunkt für die Bewohner. Der Park wird als einer der wenigen Freiräume von den Bewohnern als wichtiger Bestandteil der öfftentlichen Versorgung angesehen. Die Nutzungsfrequenz ist allerdings überschaubar. Der Abenteuerspielplatz sowie das Gebäude der Kunstschule und der Bibliothek definieren die öffentliche Parkfläche und geben ihre eine Rahmung. Dennoch ist die Aufenthaltsqulität durch die introvertierte Ausrichtung der Bebauung gering. Der Bereich des ehemalige Mauerverlaufes wird durch eine

Allee markiert und verbindet als Fuß- und Radweg die Heidelbergerstraße. Davor liegt eine offene Rasenfläche, die vom Abentuerspielplatz und dem Wegesystem begrenzt wird. Die Wege verlaufen entlang den Bebauungen zwischen der Allee, der karl-Kunger-Str., der Wildenbruchstr und der Elsenstr. und verbinden das gesamte Areal. An der nord-westlichen Seite der Bestandsbebauung zieht sich noch ein wilder Grünstreifen entlang, der so eine weitere Rahmung für die Rasenfläche darstellt. Ein dichterer Bumbestand ist um den öffentlichen Spielplatz und im Bereich von „Kuhfuss“ zu finden. Die Bäume im Innenbereich des Grundstückes an der Ecke KarlKunger-Str. und Elsenstr. und an der Grenze zum Spielplatz, sind inzwischen gerodet, da dort ein zweiteiliger Neubau („Elsengarten“) enstehen und das Gründstück schließen wird. Die Besetzung des Areals mit offentlichen Einrichtungen und der zentrale Platz im Quartier machen es interssant für eine Neuplanung, um das gesamte soziale und städtebauliche Gefüge zu stabilisieren.


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Jugendkunst und Begegnungszentrum „Gérard Philippe“ & Stadtteilbibliothek

Karl-Kunger-Str. Plesser Str.

Spielplatz & Sportfläche


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Abenteuerspielplatz Kuhfuss

Mauer-Park


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Umgebungsanalyse

er Str. Heidelberg Wildenbruchstr.

Karl-Kunger-Str.

Elsenstr.

Ple

ss

er

St

r.

Heidelberg er Str.


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Heidelberger Str.

Wildenbruchstr.

Elsenstr.

Wildenbruchstr.

Karl-Kunger-Str.

Elsenstr.

Neubauprojekt Elsengarten


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Lageplan Gesamtgebiet


ger Str. Heidelber

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Karl-Kunger-Str.

Lageplan Grundst端ck

172.47m

Wildenbruchstr.

192.44m

Elsenstr.

Ple

ger S Heidelber


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Flächen

er Str. Heidelberg Wildenbruchstr.

Karl-Kunger-Str.

Elsenstr. Heidelberg er Str.

Gesamtfläche 33.872,6 m² Bebaubare Fläche: 18.029,92 m²

Ple

ss

er

St

r.


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Entwurfsanalyse Einteilung des Gebietes in bebaubare Zonen und Frei-/Grünflächen

Bebaubare Fläche Frei-/Grünflächen


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Bestandsbebauung

er Str. Heidelberg

Wohnbebauung

Supermarkt

Wohnbebauung

Kinderzirkus

Supermarkt

Röntgen-Schule

Wildenbruchstr.

Spielplatz & Sportfläche

Karl-Kunger-Str.

Wohnbebauung

Ple

ss

er

St

r.

Wohnbebauung

Elsenstr. Heidelberg

Wohnbebauung

Siemens Firmengelände

er Str.


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Jugendkunst- und Begegnungszentrum „Gérard Philippe“

Stadtteilbibliothek

Abenteuerspielplatz Kuhfuß


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Mauer-Park

Wohnbebauung

Heidelberger Str.


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Jugendkunst und Begegnungszentrum „Gérard Philippe“ & Stadtteilbibliothek

Röntgen Schule

Abenteuerspielplatz Kuhfuss


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Abenteuerspielplatz Kuhfuss


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Mauer-Park

Wohnbebauung


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Entwurf


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„Ort ist, was die Bedeutung eines Geschehens aufnimmt, Raum ist das, was Bedeutsamkeit sichtbar macht.“

„Berlin ist viele Städte“, S.11, Werner Düttmann, Archibook-Verlag 1984, Berlin


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Inhaltliche und architektonische Aspekte

Architektonische und soziale Integration sind die Grundlage des Entwurfs. Die Kombination aus der neuen Stadtteilbibliothek, der Jugendkunstschule, dem Multifunktions-/ Musikbereich sowie dem Seminarzentrum ergänzen die bestehenden öffentlichen Einrichtungen und bilden ein neues Kommunikationszentrum mittem im Quartier. Durch die Anwendung klarer architektonischer Prinzipien, entsteht eine neue Mitte; entstet das „Haus der Mitte“. Grundlage für den Entwurf ist die Auseinadersetzung mit dem beschriebenen Quartier, der Umgebung, den architektonischen Notwendigkeiten und den sozialen Bedürfnissen der Bewohner. Die soziale und architektonische Anpassungsfähigkeit stand bei der Entwicklung im Vordergrund und hat den Zweck eine nachhaltige und positive Stadtentwicklung zu fördern. Die Wechselwirkungen innerhalb des Quartiers und die zentrale Lage des Grundstückes prädestinieren den Standort für die Bildung eines neue städtebaulichen Anlaufpunktes. Durch die Einbeziehung der Bewohner in direkter Umgebung und im weiteren Umkreis des Untersuchungsgebietes, wird die Akzeptanz und die Wertschätzung gesteigert. Es geht nicht nur darum eine architektonische Bühne zu entwerfen und das Spiel den Benutzer zu überlassen, bei diesem Projekt wird versucht eine ganzheitliche Sicht auf die Nutzung und die Wirkung zu erlangen. Identifikation und ein offentsichtlicher Nutzen für die Bewohner und das Gebiet sollen erlangt werden. Um dies nicht nur architektonisch zu erreichen,

müssen auch integrative Nutzungsszenarien angedacht werden. Das Raumprogramm orientiert sich zum einen an den Anforderungen der Stadtteilbibliothek und der Jugendkunstschule und zum anderen an den geführten Gesprächen mit Mitarbeitern von sozialen Einrichtungen vor Ort oder Vertretern der Bezirke. Dabei hat sich herausgestellt, dass eine gute soziale Infrastruktur (siehe Karte S.94/95) vorhanden ist, jedoch ein zentraler Orte für das Quartier fehlt. Dabei ist die Dichte der Einrichtungen im Bereich der Karl-KungerStr. und der Wildenbruchstraße auffällig. Die Kooperationen zwischen der Röntgen Schule, dem Kinderzirkus „Cabuwazi“, dem Abenteuerspielpatz, der Kunstschule sowie der Stadtteilbibliothek zeigen eine partielle Verzahnung der Aktivitäten. Jedoch fehlt trotz des großen Angebotes ein verbindenes Element auf Quartiers- und Bezirksebene. Alleine die Bezirksgrenze zwischen Neukölln und Alt-Treptow scheint mit für eine mangelnde Kommunikation zu sorgen. Das Bewusstesein für diese Differenzierung ist auf Bezirkseite da und die Ambitionen, diese abzubauen ebenfalls. Grundsätzlich ist die Suche nach einem Wegweiser und Orientierungspunkt im Quartier aus der Recherche abzuleiten. Abbau der Kommunikationsgrenzen und ein zentraler Ort für die Bewohner soll mit dem Entwurf für das Haus der Mitte realisiert werden. Das Grunstück gehört der Stadt Berlin gehört und da die Mittel für die bestehenden Einrichtungen gekürzt oder nicht mehr vorhanden sind, stellt die


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Neuplanung auch einen Anreiz dar diese zu erhalten und zu fördern. Um die baulichen Grundlagen zu schaffen, werden in diesem Projekt das bestehende Gebäude der Stadtteilbibliothek und der Jugendkunstschule abgebrochen sowie der Abenteuerspielplatz „Kuhfuss“ auf das leere Grundstück an der Harzer Str. Ecke Bouché Str. verlegt. Da es dort keine Bebauung gibt und eine Kooperation mit dem benachbarten Atelier- und Künstlerhaus möglich ist, wird dieser Standort vorgeschlagen. Protestplakat am „Kuhfuss“ Bestandsgebäude an der Wildenbruchstr./Karl-Kunger-Str.


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Das Soziale Das Soziale wird getragen von den Städtern, von den Menschen, die rundherum leben, die die Wege im Park begehen und jetzt das Haus durchwandern, sich aneignen, erobern; und so zu Konnektoren, das sind „Verbinder“, der verschiedenen Funktionen werden. Die Bewohner des Quartiers sollen mit in das Nutzungskonzept eingebunden werden. Zum Beispiel kann das Bistro durch die Bewohner betrieben werden und in wechselnde Schichten, wöchentlich neue kulinarische Ausrichtungen haben. So wird das freiwillige Engagement, die Wertschätzung und die Identifikation für das Gebäude gesteigert. Dieses Prinzip kann weiter gedacht werden, in dem alle Bewohner die Möglichkeit bekommen ihre Stärken oder ihr Können in das Programm des Zentrums einzubringen. Damit kann ein weiterer Schritt für die Integration getan werden. Neue Kontakte werden geknüpft und die Idee eines Kommunikationsortes wird gestärkt. Es soll ein offenes Gebäude enstehen, das von den Bewohnern getragen und bespielt wird. So soll eine positive Wirkung auf das direkte Umfeld, aber auch über die Quartiersgrenzen hinaus erreicht werden. Intern gibt es offene und geschlossene Bereiche, die jedoch den Gesamteindruck einer Transparenz nicht mindern. Durchblicke sind immer wieder möglich, um so den Bezug zur Umgebung herzustellen. Das Nutzungskonzept sieht dabei besonders geschulte Mitarbeiter vor, die sich mit dem Gebiet und den Bewohner

auskennen und angemessen arbeiten. Ein ähnliches Konzept wird schon bei der Idea Stores in London oder in der Central Mediatheque von Dominique Perrault in Venissieux angewendet.

Central Mediatheque von Dominique Perrault in Venissieux

Dominique Perrault Architecte, Birkhauser Verlag AG; Auflage: 1 (25. Mai 1999), S. 308/311


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Idea Stores in London Idea Stores in London als Beispiel für angewandte soziale und architektonische Integration. Die Idea Stores beruhen auf dem Prinzip der Einbindung der Bürger, um so einen Mehrwert in Form von eines Treffpunktes zur Bildung und zum Austausch zu schaffen. Die Anpassungs an den Ort, die Wahl des Standortes, ein lokal abgestimmtes Programm sowie die Kooperation mit der lokalen Wirtschaft, um zum einen die Finanzierung zu grarantieren und zum anderen einen Mehrwert und einen gegenseitigen Vorteil zu haben, gehören zum Entwicklungskonzept. Die Einzelhändler, die in den Idea Store investieren, profitieren von dessen Lage.

Andersherum profitieren die Bewohner von der Kooperation der Bildungseinrichtung und dem Vorhandensein des Einzelhandells. Ein soziales Joint-Venture. Die nötigen Funktionen wurden durch Befragungen der Bewohner ermittelt, genauso wie die Standortwahl. Grundlegende Einrichtungen wie das Café/Restaurant, das den ganzen Tag geöffnet ist und als Anlaufpunkt für die Bewohner und Nutzer gilt, die Bibliothek oder auch Kurs- und Seminarräume, markieren die Idea Stores zu einem der wichtigen und zentralen Punkte im Stadtgebiet. Entworfen wurden die Stores vom renomierten Architekturbüro Adjaye Associates aus London.

http://confessionsofadesigngeek.files.wordpress.com/2011/07/p1010755.jpg 21.08.2012


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Das Haus der Mitte im Kontext

und Einfluss auf Be rlin chluss Ans

tteilgrenze d Stad nN - un K, s r AT tie r ,K a u ck und Nachb ars stĂź d n Haus der Mitte

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influss auf umliegen nd E de B u s ezi lus h rke ssc n A

Kooperation mit Ăśffentl. Instititionen

Quartiersimage

Einbindung der Bewohner

Sadtbekannt


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Das Projekt nicht nur als Design, sondern auch als Strategie betrachten, die auf eine Symbiose mit der Umgebung und den Bewohnern abzielt. 1 Der entworfene Baukörper reagiert auf die städtebaulichen Vorgaben des Parkes so, dass ein Anschluss an das bestehende Wegesystem möglich ist und er sich die Parklandschaft einbettet. Das klare und gradlinige System der Baukörper beschreibt neue Wege und städtebauliche Achsen, die die Anschlüsse an die Allee (ehemaliger Mauerverlauf ), die Wildenbruchstr. und die Karl-Kunger-Str. bilden. Der vorhandene öffentliche Spiel- und Sportplatz bleiben erhalten und bilden einen Teil des neuen Zentrums. Der Übergang der Bebauung in die Umgebung ist ein wesentlciher Pfeiler der Konzeption. Es entsteht ein Ruhepol in der difusen Umgebung des ehemalige Mauergrundstückes und setzt damit klare Akzente. Das Ästhetische soll dem Nützlichen dienen. 2 Das Zusammenspiel von Grundstück und Gebäude funktioniert über mehrere Ebenen. Die städtebauliche Ebene bedeutet die Reaktion auf den Bestand. Der Park, als wichtiger Bestandteil des Quartiers als öffentliche Grünfläche wird erhalten. Ebenfalls wird das primäre Wegesystem beibehalten und angepasst, da diese sinnvoll 1 vergl. S.86-95, OMA. Rem Koolhaas, Jaques Lucan, 1990 Verlag für Architektur, Zürich und München 2 vergl. S.86-95, ebenda

das Gelände erschließt. Die Architektur bildet die bauliche Grundlage als festes Gehäuse für die Funktionen mit seiner Kuvatur und den einzelnen Gebäudeteilen. Darauf folgt die funktionale Ebene, die die Anordnung der Räume nach logischen und der Nutzung angemessenen Kriterien organisiert. Schließlich überragt die soziale Ebene die beiden, als die Plattform für die Nutzung durch die Menschen und die Identifizierung mit dem Gebäude durch die Einbindung der Nutzer. Der flache Baukörper zeigt sich als ein z-förmiger Pavillon, der durch die großes Glasfassaden das Tageslicht und den Blick der Besucher hineinlässt. Die neuen Stadteilbibliothek und die neue Jugendkunstschule zeigen sich als offene Gebäude in Richtung Nordosten und rahmen einen neuen Vorplatz an der Ecke Karl-Kunger-Str. und Wildenbruch Str.. Um ein möglichst hohes Funktions- und Leistungsspektrum zu bieten sind ein Multifunktionsgebäude mit einem großen Veranstaltungssaal und Musikräumen an der Südostseite sowie ein Seminar- und Beratungszentrum an Nordwestseite (Wildenbruchstr.). Die Eingeschossigkeit untermauert das Prinzip der horizontalen Verdichtung, die das Haus als „sozialen Fokus“ wirken lässt. Die Ebenerdigkeit schafft Transparenz, die nötig ist um Schwellen abzubauen, den Übergang von außen nach innen zu erleichtern und schrittweise aus der Umgebung ins Innere zu gelangen.


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Konzept Bewegungsfluss

HAUS

Konzept - Ebenen

soziale Ebene

funktionale Ebene

architektonische Ebene

DER

MITTE


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„Schrittweise“ heißt, das Haus zuerst als Ganzes wahrzunehmen und dann Einzelheiten zu erkennen. Das Dach, die schwebende Platte, tritt als erstes ins Bewusstsein als „fester, beschützender Ort“. Die Fassaden bleiben daher diffus, treten zurück. Dann sind Einzelheiten zu erfahren, Teile, die das Ganze ausmachen. Gebäudeteile, dann die Zugänge, Türen und Schwellen, denn das Bodenrelief bleibt. Die Schwelle die eigentlich nur durch die Kante der Dachplatte zu erkennen ist, kann überschritten werden. Der Bodenbelag läuft duchr und betont den freien Bewegungsfluss. Der öffentliche Raum zieht sich durch den Gebäudekomplex hindurch und umfließt ihn. Durch diese Art der „Grenzüberschreitung“ wird der „Städter“, der Nutzer und Betreiber zum Flaneur. Spazieren auf den Wegen, Boule spielen auf der Bahn, Liegen auf dem Rasen, Lehnen an Bäumen, Spielen im Sand, Geige spielen im Pavillon, Lesen auf der Bank; alles im Park, jetzt neu „bedacht“. Durch die freie Anordnung und die offene Gestaltung kann der Komplex problemlos durchschritten werden. Ein Hauptwegesystem führt hindurch und es bedarf nur fast nicht wahrnehmbaren Grenze, um die Struktur zu betreten. Der

Eintritt kann be- und entschleunigen. Das Hauptwegesystem bringt den Nutzer auf schnellem Weg durch die Gebäudestruktur, wobei das Nebenwegesystem den Nutzer in die Gebäude führt und damit ein spezifischer Nutzen dahinter steht. Er bewegt sich entweder gerichtet zu den einzelnen Räumlichkeiten oder durchquert die Gebäude frei und spontan. Das Durchkreuzen des gesamten Komplexes führt vorbei an den verschiedenen Nutzungen und gestaltet den Weg damit abwechselungsreich. Jedes Gebäude ist einsehbar und betont die Leichtigkeit der Konstruktion. „Es geht darum einen ‚größtmöglichen Nutzen aus einer wirksamen und spannungsgeladenen Platzierung einer gewissen Anzahl von Einrichtungen zu ziehen“ (OMA – Parc de la Vilette) Eines der Prinzipien des Entwurfes ist das Bild von einzelnen Funktionsinseln auf einer steinernen Fläche, die vom öffentlichen Stadtraum umspült wird. Dabei verbinden gepflasterte Flächen in Form eines Vorplatzes und angelegten Wegen den Kopmplex mit der Umgebung.


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Entwurfselemente

Dach

Volumen

Wege


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Die Aufteilung und Verteilung der einzelnen Funktionen auf dem Gelände vom Entwürfen für den Parc de la Vilette in Paris 1982/83 von Berhnard Tschumi und Rem Koolhaas inspiriert. Die Verteilung der Folies genannten Pavillons auf dem Parkgelände stellt diese als Einzelstücke dar. Das verbindende Element ist dort der Boden. Im „Neuen Haus der Mitte“ ist es das Dach. Park und Gebäude sind so eins und gleich, aber durch das Spannungsfeld von oben und unten entsteht erst der „Interaktionsraum“ mit Erfahrungsräumen, den Pavillons, den „Gebrauchseinheiten“.

OMA. Rem Koolhaas, Jaques Lucan, 1990 Verlag für Architektur, Zürich und München, S.89

„Each Folie constitutes an autonomous sign that indicates ist independent programmatic concerns and possibilities while suggesting, through a common structure, the unity of the total system.“ 3

In dem „Haus der Neuen Mitte“ ist das Gemeinsame das Dach und „das Soziale“. (sozial: die Gemeinschaft, die Gesellschaft betreffend; zu ihr gehörend, ihr dienen, gemeinnützig sein)

3 „Event-Cities 2, Bernhard Tschumi, 2000 MIT, The MIT Press, London, S.53

„Event-Cities 2, S.53, Bernhard Tschumi, 2000 MIT, The MIT Press, London, S.79


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Das Dach

Das Dach wird getragen von runden, schlanken Stützen, Säulen, aus glatten Stahlrohren; ausgesteift wird das Haus durch Betonscheiben mit glatt gestrahlter hellgrauer bis weißer Oberfläche. Das Dach selbst ist eine Flachdecke aus Stahlbeton mit Sichtbetonunterseite und eingelassenen downlights. Darauf liegt die notwendige (18 cm) Wärmedämmung mit den Dichtungs- und Abstrahlbahnen. Die transparente Außenhaut wird gestützt von Glasschwertern. Davor hängen auf den Sonnenseiten transluzente Vorhänge aus Siliokon-Glasfasergewebe. Unter dem Dach sind die Funktionen bezogen aufeinander und dem Hauptwegesystem angeordnet. Der gegenseitige Bezug steht dabei im Vordergrund gleichzeitig erzeugen sie eine Rahmung für den unter dem Dach enstandenen neuen Stadtplatz. Zwei Einschnitte zonieren den Komplex zusätzlich und fördern die Transparenz. Die verschiedenen Einflussphären der Funktionen sind so aufeinander abgestimmt, dass sie sich nicht gegenseitig stören, aber der Bezug noch klar zu erkennen ist. Die Übergänge sind fließend und durchlässig. Nicht nur zu den einzelnen Funktionen, sondern auch von außen zum

gesamtem Komplex. Die Einteilung in die horizontzalen Platten, vertikale Stützen und das dazwischen angeordnete Wegesystem hat Anlehnungen an das Dominoskeltt von Le Corbusier. Das Quartier bildet die Rahmung für das Gebäude. Das Gebäude bildet eine neue Rahmung für den Park. Die Gebäudeteile bilden die öffentliche Fassade nach außen und die Rahmung für den Platz zwischen ihnen. Das Dach bietet den Schutz und hält den Komplex zusammen. Der Komplex funktioniert als Konnektor zu seiner Umgebung und bildet ein definiertes sowie funktioniertes zentrum für das Quartier. Der Baukörper steht auch in der Tradtion der sogenannten Mat-buildings („Mattengebäude“), die als flache Gebäude über eine größeren Fläche spannen und damit auf die Horizontalität angelegt sind. Die Wegesysteme sind dabei entscheidend um die verschiedenen Funktionen anzuordnen. Beispiele sind die FU-Berlin, der Entwurf für den Römerberg von Candilis, Corbusiers Krankenhausentwurf für Venedig, der Yokohama Port (siehe nächste Seite).


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oben: Freie Universität Berlin, F.U. First studies, C.J.W. + Schiedhelm, 1963 mitte: Frankfurt Competition, Candilis, Josic, Woods, 1963 unten: Venice Hospital, Le Corbusier & Jullian, 1964 ganz unten: Yokohama Port Terminal, Foreign Office Arechitects, 1994

Le Corbusier´s Venice Hospital, Hashim Sarkis, Prestel Verlag, Munich, London, New York, 2001, S.95 &b 114


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Die Transparenz Offenheit und Transparenz sind grundlegend für die inhaltiche Konzeption und das Erscheinungsbild. Nicht nur die einfache Begehbarkeit des ganzen Komplexes ist eine Form der Transparenz, sondern auch die Einsehbarkeit in jeden der Bukörper. Die Bibliothek kann vom neuen Vorplatz aus komplett durchblickt werden. Die Kunstschule präsentiert sich mit einer breiten Klarglasfassade gehalten von Glasschwertern ebenfalls zum Platz und verbindet den Innen- und Außeraum miteinander. So kann möglichst viel Tageslicht in die Räume fallen. Der Ausstellungsraum kann von außen betrachtete werden. Genauso gibt es aber auch opake und transluzente Fläche, die Aufenthalts- und Abreitsräume abschirmen. An der Südwestseite ist in einem Abstand von 2,5m ein Silikon-Glasfasergewebe gespannt, welches Schatten spendet und dennoch die Konturen im Inneren ablesen lässt. Der Multifunktionsbereich verfügt über transluzente Schiebetore auf der Hofseite und eine Glasfassade nach Süden/ Südwesten, die ebenfalls mit der Textilfaser geschützt ist . So entsteht auch hier ein lichtdurchfluteter Raum, ohne allerdings direkte Sonneneinstrahlung. Der Seminarund Beratungsbereich verfügt genauso über den textilen Sonnenschutz. Die Räume haben an der Südwest und Ostseite raumhohe Fenster. Die straßenzugewandte Fassade besteht bis zu in eine Höhe aus tranluzenten Glaspaneelen. Darüber schließt ein Klarglasfenster an. Transparenz als Entwurfsprinzip beinhaltet dabei eine inhaltiche und eine architektonische Mehrschichtigkeit

und Einsehbarkeit in die Funktionen des Gebäudes. Das beschriebene Konzept der Partizipation und Einbindung der Bewohner, die offenen Grundrisse und lockere Anordnung der Funktionen auf dem Gelände betonen dieses Prinzip. Die Transparenz des Hauses überträgt sich auf das Leben im Inneren, Hilfe ist wichtig um die innere Transparenz zu erhalten. Geschulte Helfer, streetworker oder „gute Lehrer“, die laienoder profihaft wirken. Wie jeder Garten muss auch dieses Haus gepflegt werden, damit die „Kirche im Dorf bleibt“. Das „Haus der Mitte“ Colin Rowe und Robert Slutzky haben in ihrem Buch die wesentlichen Merkmale der Transparenz als Entwurfswerkzeug beschrieben.


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imageshack.usphotomy-images149sunsetsv7.jpg 24.07.2012


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Transparenz - Mittel des Entwurfs - Nach Bernhard Hoesli „Transparenz enststeht immer dort, wo es im Raume Stellen gibt, die zwei oder mehreren Bezugssytemem zugeordnet werden können, wobei die Zuordnung unbestimmt und die Wahl einer jeweiligen Zuordnungsmöglichkeit frei bleibt.“1 Diese Definition sagt aus, dass die Transparenz ein „universell anwendbares Kriterium für die Charakterisierung einer Formordnung darstellt wie beispielseise die Symmetrie oder die Asymmetrie“ 2. Durch eine systematische Untersuchung von Formordnungen und die genaue Beschreibung eines Phänomens. Es ist eine Möglichkeit Gebäude unabhängig ihres Alters oder ihrer Epoche zu beschreiben, ohne sie dabei direkt zu vergleichen. Es geht viel mehr darum, an einem Gebäude „einen bestimmten Aspekt seiner charakteristischen Formgestalt herauszufinden.“3 Also können mit der Transparenz Verschiedenheiten von Gebäuden erkannt werden, die grundlegend für das Verständnis und Einzigartigkeit sind. Hoesli spricht von Transparenz als einen Zustand der die Beziehungen zwischen den Elementen einer Formfindung kennzeichnet und damit auch „als ein Instrument der Formorganisation betrachtet und benutzt werden kann.“4 Es soll ein Hilfsmittel zur Formorganisation sein, um eine nachvollziebare Ordnung beim Entwurf zu schaffen. Klarheit, Wiederspruch 1 „Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997, S.85 2 ebenda. S85 3 ebenda S.86 4 ebenda S.86

und Zweideutigkeit können Resultate der Transparenz sein. Dabei hat jede Eigenschaft ihren festen Platz, kann aber je nach Betrachtung neu zusammengestellt und in Verbindung gebracht werden. Damit enstehen ein festes Gefüge und genauso die freie Auswahl der Kombination. Daraus folgt wiederum eine Mehrdeutigkeit, die scheinbar unvereinbare Entwurfselemente, Widersprüche, lokale Besonderheiten miteinander verknüpfen kann, aber ohne das Gesamtsystem zu verändern. Es geht viel mehr um kleine Eingriffe oder Situationen, die individuell bewertet werden können. Resultat ist eine Flexibilität in der Raumorganisation, sowie der Nutzung und der Lesart von Räumen. Diese entsteht durch die verschiedenen Möglichkeiten einer gegebenen Raumsturktur und durch die Verwendung von flexliblen Einbauteilen, wie Schiebetüren oder ähnlichem. Eine transparente Raumorganisation schwankt zwischen den verschiedenen Lesarten des Benutzers, fördert damit seine eigene Interpretation, aktiviert und engagiert ihn. Damit wird der Betrachter zu einem Teil der Komposition und geht einen Dialog mit dem Gebäude ein. Die Frage nach und die Entscheidung für eine(r) Lesart einer Fassade macht den Betrachter mit zu ihrem Gestalter. Er sieht das Gebäude für sich und erkennt eine Bedeutung durch spontane oder wiederholte Identifikation.


141

„Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997, S.62-63


142

„Bedeutung erblüht also aus dem persönlichen Engegement und entsteht, wenn man sich auf eine der möglichen Lesarten der Formbeziehungen konzentriert, die in der Formorganisation latent oder immanent vorhanden oder in ihr impliziert sind.“ 5 Die Mehrschichtigkeit bis hin zur Collage charakterisieren die Transparenz als Entwurfsmittel. Jedoch ist die Übersetzung und die Sichtweise wenig festgelegt. Doch gerade so kann aufbauend auf den Gedanken von Colin Rowe und Robert Slutzky die Transparenz zum einen erkannt werden und dadurch auch wieder neu angewendet werden. Bernhard Hoesli beschreibt die Transparenz im übertragenden Sinne so: „Transparenz im übertragenden Sinne ist ein Hilfsmittel der Formorganisation, welches es ermöglicht, heterogene Elemente in ein komplexes architektonisches oder städtebauliches Gewebe zu integrieren, sie als einen wesentlichen Bestandteil der kollektiven Erinnerung aufzufassen und nicht als störende oder peinliche Hindernisse.“6

5 „Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997, S.99 6 ebenda S.99

„Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997, S.65


143

„Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997, S.65


144

Zeichnungen


145

Lageplan M 1:1500 Heidelbergerstr. Wildenbruchstr.

Vorplatz

Karl-Kunger-Str.

Park

Sport-& Spielplatz

Elsenstr.

Heidelbergerstr.


146


147 Perspektive Wildenbruchstr./Karl-Kunger-Str.


148

Gesamtgrundriss

Seminar- und Beratungszentrum

Multifunktions- und Musikzentrum


149

Stadtteilbibliothek

Kunstschule


150

Grundriss Bibliothek Untergeschoss -2.50m M 1:300


151

17.50

15.50

3

1

4 6

5

2

2

1. Freihandbereich 2. Lese- und Arbeitsbereich 3. Lagerraum 4. WC Anlagen 5. Haustechnik 6. Lift


152

Grundriss Gesamtkomplex

+-0.00 m M 1:300

3

3

4

2

2

1

Seminar- und Beratungszentrum 200m² 1. Mitarbeiterbüro 2. Beratungsräume 3. Seminarräume 4. WC Anlage

2

Multifunktions-/Musikzentrum 250m² 1. Multifunktionssaal 2. Musikräume 3. WC Anlage 4. Stuhl-/Bühnenlager

2 2

1

4

3 2


153

Stadtteilbibliothek 300m² 1. Eingang mit Empfangstheke 2. Mitarbeiterbüro 3. Lese- und Arbeitsbereich 4. Kinderbereich 5. Freier Lesebereich 6. Lift 7. Bistro 8. Theke mit Lagerraum 9. WC Anlage

2 3

1 6

4

5

8

9

7

Jugendkunstschule 657m² 1. Empfangs- und Ausstellungsbereich 2. WC Anlagen 3. Mitarbeiterbüro 4. Atelier Grafik/Malerei mit Lagerraum 5. Tonwerkstatt - Arbeitsbereich mit Lagerraum 6. Brennraum

1

2

2

3

44

5

4 6


154

Grundriss Gesamtkomplex

+4.00 m M 1:300

3

4

2

2 1

20.00

Seminar- und Beratungszentrum 200m² 1. Mitarbeiterbüro 2. Beratungsräume 3. Seminarräume 4. WC Anlage

2

Multifunktions-/ Musikzentrum 250m² 1. Multifunktionssaal 2. Musikräume 20.00

10.00

3

1

2

2

12.50


155

17.50

2 3

1 4

22.50

6 5

8

9

7

Stadtteilbibliothek 300m² 1. Eingang mit Empfangstheke 2. Mitarbeiterbüro 3. Lese- und Arbeitsbereich 4. Kinderbereich 5. Freier Lesebereich 6. Lift 7. Bistro 8. Theke mit Lagerraum 9. WC Anlage

Jugendkunstschule 1. Empfangs- und Ausstellungsbereich 2. Aufenthalts- und Arbeitsbereich +3.00 80m² 3. Atelier Grafik/Malerei 4. Atelierempore +3.00m 30m² 5. Tonwerkstatt - Arbeitsbereich mit Außenraum +3.00m 60m² 6. Brennraum

12.50

25.00

1

2

4

3

5

15.00

2

3

4

6

2.50

2

37.50


156

Bibliothek


157


158


159 Perspektive Bibliothek Obergeschoss

Die Bibliothek liegt an der Nord-Ost-Seite des Komplexes und ist in drei verschiedene Zonen eingeteilt. Die Perspketive zeigt den freien Arbeits- und Lesebereich im vorderen Teil, den Kinderbereich im hinteren Teil, sowie Teile des Bistros, den Eingangund das Mitarbeiterbüro im Erdgeschoss. Der helle Raum besticht durch seine Transparenz und gleichzeitig begibt sich der Besucher in einen eigenen Bereich. Die Plattform des Lesebereiches schwebt scheinbar mitten im Raum und wird durch eine Konstruktion

aus Stahlschwertern getragen. Ein gläsender Fahrstuhl und eine Treppe verbinden das Obergeschoss mit dem Freihandbereich, weiteren Arbeits- und Lesepätzen und den WC´s im Untergeschoss.


160

Grundriss Bibliothek Obergeschoss

+-0,00 m M 1:200


161

Grundriss Bibliothek Untergeschoss

-3.00m M 1:200


162

Das Untergeschoss ist dem B체cherbestand der Bibliothek vorbehalten und bietet dem Lesebereich Platz. Indirektes Licht f채llt dank der Stahschwerter bis hierhin und verleiht eine angenehme Arbeitsatmosph채re. Im hinteren Bereich befinden sich Arbeitspl채tze mit Scanner- und PC Austattung. Des Weiteren sind hier noch eine WC Anlage, ein Lagerraum und ein Haustechnikraum untergebracht.

Perspektive Bibliothek Untergeschoss


163

15.50

17.50


164

Kunstschule


165


166

Bild

22.50

10.00

17.50

20.00

12.50

2.50

15.00

20.00

25.00

12.50

37.50


167 Perspektive Kunstschule Eingangsbereich

Die neue Kunstschule positioniert sich neben der Bibliothek in Richtung des neuen Vorplatzes. Der Eingangsbereich bietet Platz für Ausstellungen und leitet den Besucher entweder zu den Grafik- und Malereiateliers oder der Tonwerkstatt mit Brennraum im hinteren Bereich des Gebäudes. Über eine Treppe gelangt der Besucher auf Emporen die sich in 3,00m Höhe über den WC Anlagen und dem Mitarbeiterbüro befinden. Des Weiteren verfügen auch die Ateliers über Emporen, die für kleine Gruppenarbeiten genutzt werden können.

Die Rundumverglasung bietet einen guten Überblick über das Geschehen in der Schule und betont die Transparenz. Die Südwestseite ist dabei durch der 2,5m breiten Vorsprung des Daches und die Textilbespannung vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.


168

Grundriss Kunstschule

+-0.00m M 1:200


169

Grundriss Kunstschule

+4.00m M 1:200


170

Multifunktions- & Musikzentrum


171


172

22.50

10.00

17.50

20.00

12.50

2.50

15.00

20.00

25.00

12.50

37.50


173 Perspektive Multifunktionsaal

Das Multifunktions- und Musikzentrum wird vom großen Saal geprägt, der mit 160m² ausreichend Platz für größere Veranstaltungen und Feste bietet. Durch die transluzenten Schiebetore und der Glasfassade an der gegenüberliegenden Seite kommt nicht nur genügend Licht in den Raum, er kann so auch auf die Fläche vor dem Gebäude erweitert werden. Im Erdgeschoss befinden sich neben Probeund Studioräumen, ein Lager für Stühle und Bühnenelemente sowie eine WC Anlage.

Über zwei Treppen gelangen die Besucher ins Obergeschoss, wo weitere Räume für Musikunterricht und Proben eingerichtet sind. Balkone bieten Platz für Zuschauer bei Vernstaltungen und eine Brücke verbinden die beiden Musikbereiche miteinander.


174

Grundriss Multifunktion

+-0.00m M 1:200


175

Grundriss Multifunktion

+4.00m M 1:200


176

Seminar- & Beratungszentrum


177


178

22.50

10.00

17.50

20.00

12.50

2.50

15.00

20.00

25.00

12.50

37.50


179 Perspektive Seminarraum

Das Seminar- und Beratungszentrum öffnet sich mit seiner Glasfassade in Richtung der Bibliothek und dem Park. Wobei es an der Parkseite noch mit der Texttilbespannung vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Zur Wildebruchstr. sind die zwei Seminarräume angeordnet in denen bis zu einer Höhe von 3.00m eine Stahlbetonwand gesetzt ist, an die ein raumlanges Fenster anschließt. Somit kann in den Räumen ungestört gearbeitet werden. Die Beratungsräume liegen in Richrtung des

Parks und sind mit raumhohen Fenstern versehen. An der Ecke des Gebäudesliegt das Mitarbeiterbüro, welches einen guten Überblick über den gesamten Komplex gibt und Anlaufstelle für die Besucher ist.


180

Grundriss Multifunktion

0.00m M 1:200


181

Grundriss Multifunktion

+4.00m M 1:200


182

Schnitte

M 1:200

Gesamthรถhe 6.50m Geschosshรถhe EG 6.00m Geschosshรถhe UG 3.50m

Schnitt 1

Schnitt 2


183

1

2

4

3


184

Schnitte

M 1:200

Gesamthรถhe 6.50m Geschosshรถhe EG 6.00m Geschosshรถhe UG 3.50m

Schnitt 3

Schnitt 4


185

1

2

4

3


186

Ansichten

M 1:250

1

2

4

3

Ansicht 1

Ansicht 2


187


188

Ansichten M 1:250

1

2

2

4

3

Ansicht 3

Ansicht 4


189


190


191 Perspektive Hof Blickrichtung Bibliothek, Kunstschule, Multifunktion


192


193 Perspektive Hof Blickrichtung Bibliothek, Seminar/Beratung


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195 Perspektive Hof Blickrichtung Bibliothek, Multifunktion, Seminar/Beratung


196


197


198

Quellen & Bildernachweis Alle nicht benannten Textstellen, Bilder, Grafiken und sonstigen Darstellungen wurden vom Autor selber erstellt. Literaturquellen: Vgl. Integration und Nutzungsvielfalt im Stadtquartier, Weeber+Partner, 2004

9

„Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 14, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002

10

„Paradies Neukölln“, Özlem Gezer, Der Spiegel 14/2012

10

„Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 12, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002

11

„Die Zukunft der Städte“, Walter Siebel,Aus Poltik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S.5

11

„Stadt, Solidarität und Toleranz“, Sophie Wolfrum, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 10

12

Walter Siebel/Jan Wehrheim, Öffentlichkeit und Privatheit in der überwachten Stadt, in DISP, Heft 153 /2003, S.5,11

12

„Stadt, Solidarität und Toleranz“, Sophie Wolfrum, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 13

13

„Gentrifidingsbums oder eine Stadt für alle“, Christoph Twickel, Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg, 2010

14

„Gentrifizierung im 21. Jahundert“, Ingrid Breckner, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 28

14

„Gentrifizierung im 21. Jahundert“, Ingrid Breckner, Aus Politik und Zeitgeschichte, BPB, 17/2010, S. 31

15

„Identitäten bauen - Positionen zum Wesen unserer gebauten und gelebten Umwelt“, S.3 , Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Januar 2012

20

„Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 22, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002

21

Neue Haymat, Bauwelt 12 2012 / Stadt Bauwelt 193 2012, S.43

22

Der Beitrag des Programms „Soziale Stadt“ zur Sozialen Stadtentwicklung, Karsten Zimmermann, S. 182 in: Die Zukunft der „sozialen Stadt“, Strategien gegen soziale Spaltung und Armut in Kommunen, Walter Hanesch, VS Verlag, 2011

24

Der Beitrag des Programms „Soziale Stadt“ zur Sozialen Stadtentwicklung, Karsten Zimmermann, S. 181 in: Die Zukunft der „sozialen Stadt“, Strategien gegen soziale Spaltung und Armut in Kommunen, Walter Hanesch, VS Verlag, 2011

25

„Berlin ist viele Städte“, S.10, Werner Düttmann, Archibook-Verlag 1984, Berlin

27

„Der kleine Bruder“, Sven Regener, Wilhelm Goldmann Verlag München, 2007, S. 14

28

„Berlin ist viele Städte“, S.9, Werner Düttmann, Archibook-Verlag 1984, Berlin

29

„Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt“, S. 21, H. Häußermann, A. Kapphan, Leske+Budrich, 2002

37

The endless City, Phaidon, Berlin; Auflage: Neuauflage. (19. Oktober 2010)

39

Living in the endless City, Phaidon, Berlin; Auflage: 1., Auflage (26. April 2011)

39

Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln, S.3, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, TOPOS Stadtforschung, Sigmar Gude, Berlin, Dezember 2011

48

„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, S.14, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern

56

„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, S.29, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern

57

„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S.33

58

„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S. 110

59


199

„Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern, S. 111

59

Dominique Perrault Architecte, Birkhauser Verlag AG; Auflage: 1 (25. Mai 1999), S. 308/311

126

OMA. Rem Koolhaas, Jaques Lucan, 1990 Verlag für Architektur, Zürich und München, S.89

133

„Event-Cities 2, S.53, Bernhard Tschumi, 2000 MIT, The MIT Press, London, S.79

133

„Transparenz“, Colin Rowe&Robert Slutzky (Kommentar Bernhard Hoeslo, Einführung Werner Oechslin), 4. erw. Aufl. - Basel; Boston; Berlin, Birkhäuser 1997

135, 139, 140

Bildquellen: Fondation du musée d’art moderne et contemporain de Genève Mamco, Lausanne, Schweiz Ausstellung Thomas Huber 22.2.-6.5.2012 6 Bild Bauschild Elsengarten, Philipp Schürmann 18/19 Luftbild Berlin, www.aeroview.de 28/29 Bild Haus Haruer Str./Treptower Str., Philipp Schürmann

32

Briefkasten, www.facebook.com/muschikreuzberg 11.07.2012 36/37 Neukölln Hippster, Philipp Schürmann 47 Alt-Treptow, Philipp Schürmann 55 „Nachhaltige Quartiersentwicklung im Fokus flexibler Strukturen“, A.-T. Mayer, P. Schwehr, M. Bürgin, 2011, vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich und Interact Verlag, Hochschule Luzern

56/57

Luftbild Berlin, www.aeroview.de

62/63

Luftbild Berlin, www.aeroview.de

64/65

Gebietsfotos, Philipp Schürmann 70-82 Berliner Mauer, Philipp Schürmann 99 Luftbild Berlin, www.aeroview.de

107

Gebietsfotos, Philipp Schürmann 108-125 http://confessionsofadesigngeek.files.wordpress.com/2011/07/p1010755.jpg 21.08.2012 127 imageshack.usphotomy-images149sunsetsv7.jpg 24.07.2012 137


200

Internetquellen: www.elsengarten.de 18 http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtentwicklungsplanung/de/wohnen/index.shtml 19 http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/stadt-und-gesellschaft/64456/glossar 3.5.2012 14:42 22 http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/stadt-und-gesellschaft/64456/glossar 3.5.2012 14:42 24 www.facebook.com/muschikreuzberg 11.07.2012 35 www.lsecities.net/ 39 http://www.statistik-berlin-brandenburg.de/ 39 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Population_pyramid_of_borough_Neuk%C3%B6lln_%28DE-2010-12-31%29. svg&filetimestamp=20110922153408 47 http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1066193/Jeder-Bezirk-Berlins-hat-mittlerweile-einen-sozialen-Brennpunkt.html 48 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Berlin_kiefholzstrasse_1-4_20050203.JPG&filetimestamp=20110831200125

77

Fis-Broker Geodatenkatalog, http://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp 96/97 http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bergwerk-berlin 101 http://confessionsofadesigngeek.files.wordpress.com/2011/07/p1010755.jpg 21.08.2012 127 imageshack.usphotomy-images149sunsetsv7.jpg 24.07.2012 137


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Über den Autor Philipp Schürmann wurde am 5.2.1981 in Bremen geboren. Im Jahrr 2000 machte er dort Abitur und verbrachte nach dem Zivildienst (2000-2001) ein Jahr in Madrid, um dort Erfahrungen im Bereich Radioproduktion zu sammeln und Spanisch zu lernen. Darauf folgte das Studium der Sozialwissenschaften (Medienwiss, Poltik, BWl, öfftl. Recht) an der Universität Göttingen (Vordipl.). Während eines zehnmonatigen Aufenthalt in Helsinki (Sept. 2004- Mai 2005), absolvierte er unter anderen den Architekturkurs „A History of Finnish Architecture“. Nach einem Praktikum bei der Verlagsanstalt Alxeander Koch (Stuttgart) im Bereich Architekturpublikation und einem dreimontigen Baustellenpraktikum begann das Architekturstudium an der Münster School of Architecture (msa) im September 2007. Im Verlauf des Bachelorstudiums engagierte sich Philipp Schürmann im Fachbereich Architektur (Fachschaft) und nahm außerdem am Workshop „Spaceperformer“ von Prof. Marc Mer teil. Darüberhinaus wurden Julian Vogt, Moritz Cramer und Philipp Schürmann mit dem 1. Platz beim Avlar Aalto Preis 2009 für ihren Entwurf im Bremer Stastteil Tenever ausgezeichnet. Diese Arbeit wurde danach bei der Ausstellung „Realstadt“ 2010 in Berlin ausgestellt. 2010 machte er seinen Abschluss als Bachelor of Arts mit der Arbeit „Dreifaltigkeit“ bei Prof. Prof. h.c. Dipl.-Ing. Herbert Bühler. Es ging dabei um die Innenraumneugestaltung

und Aufwertung des Kirchenraumes der Bonheoffer Gemeinde in Bremen. Dieser spektakuläre Bau wurde von Carsten Schröck geplant und in der Bachelorarbeit mit einer neuen und geometrisch komplexen Empore versehen. Im Rahmen des Mastertstudiengangs an der msa sammelte Philipp Schürmann Auslandserfahrungen durch verschiedene Kurzprojekte in Krakau, Venedig, Oslo, einer Masterclass in Amsterdam (Aug. 2011) sowie der dreiwöchigen Carribean Winter School in Havanna (Kuba) im Februar 2011. Im September 2010 wurde er als studentischer Tutor am Lehrstuhl von Prof. Prof. h.c. Dipl.Ing. Herbert Bühler angestellt. Aufgaben waren die Unterstützung der Lehre und die Organisation von Projekten oder Exkursionen. Zusammen mit Julian Vogt und der Unterstützung von Prof. Bühler konnte ein Beitrag für die Ausstellung beim UIA Weltkongress in Tokio 2011 realisiert werden. Eine weitere Beteilung war eine Arbeit für die Ausstellung „Zentral- und Landesbibliothek Berlin 40/40“ vom BDA Berlin im November 2011. Neben dem Studium arbeitete Philipp Schürmann projektbezogen für die Büros Architekten Schomers & Schürmann in Bremen und Lüffe | Düllmann in Münster. Im September 2012 endete das Studium mit dem Abschluss Master of Arts sowie der Teilnahme am Workshop „Urban Exchange: Hamburg-Shanghai“ an der Academy for Architectural Culture in Hamburg.


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Danksagung: Besonders möchte mich bei meiner Familien, Freunden, Kommilitonen und Herrn Prof. Herbert Bühler für die unermüdliche Unterstützung bei dieser Arbeit im Studium und für die Inspiration bedanken.

Philipp Schürmann, August 2012


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