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1.1 Zur Motivation des vorliegenden Werkes

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Geleitwort

Geleitwort

Aspekte in Jaspers’ Leben waren von ihr geprägt. Für seine Reflexionen über « Grenzsituationen» – ein Schlüsselbegriff seiner Philosophie – bildete sie die « Urerfahrung ». 21 Die Krankheit beeinflusste auch seine Überlegungen zur Arzt-Patienten-Beziehung22. Gerade die Überzeugung, dass bei Kranken immer auch gesunde Aspekte vorhanden seien, dass diese gefördert werden sollten und aus ihnen heraus Produktivität entstehen könne, spielte eine wichtige Rolle. So sind die Forderungen an den Arzt und den Patienten ebenfalls unmittelbar an seine persönlichen Krankheitserfahrungen geknüpft.

1.1 Zur Motivation des vorliegenden Werkes

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Aufgrund meiner philosophisch-geisteswissenschaftlichen Interessen wählte ich im Anschluss an mein Medizinstudium die Psychiatrie für eine selbständige wissenschaftliche Arbeit. In Paul Hoff,23 Chefarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, fand ich einen Betreuer, der sowohl Arzt24 als auch

21 Vgl. Saner, Karl Jaspers, S. 68. 22 Ich verwende in dieser Arbeit das generische Maskulinum. Gemeint sind somit auch immer Ärztinnen, Patientinnen, Medizinerinnen, Leserinnen etc. Aus folgenden Gründen musste in dieser Arbeit auf eine geschlechtergerechte Sprache verzichtet werden: Erstens schrieb Jaspers nicht geschlechtergerecht. Durch das Rezitieren von Jaspers – ein Schwerpunkt dieser Arbeit – wäre ein verwirrendes Hin und Her zwischen einer geschlechtergerechten und einer herkömmlichen Sprache entstanden. Zweitens wäre der zentrale Begriff « Die Arzt-Patienten-Beziehung» kaum in einer leserlichen Form geschlechtergerecht formulierbar gewesen ( Arzt/Ärztin-Patient_in-Beziehung). Ich hätte auf den Begriff der « therapeutischen Beziehung» wechseln müssen. Allerdings wäre damit eine Fokusverschiebung miteinher gegangen, denn unter « therapeutische Beziehung» versteht man eher eine « psychotherapeutische Beziehung». Für mich als Allgemeinmediziner und Internist hätte dies eine Einengung bedeutet. Die Bedeutung von Sprache und ihren offensichtlichen und versteckten Implikationen sollte uns bewusst sein, deshalb bin ich in einem anderen Kontext durchaus für die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache, auch wenn damit ein sprachlicher Mehraufwand verbunden ist. 23 Habilitation über Emil Kraepelin und die Psychiatrie als klinische Wissenschaft (1994). 24 Dissertation über Der Einfluss des Mesmerismus auf die Entwicklung der Suggestionstheorie in Deutschland (1980).

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