Semper
Magazin der Semperoper Dresden
Magazin der Semperoper Dresden
Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Stiftung Semperoper für die Förderung des weltbekannten Dresdner Opernhauses ein. Unsere Unterstützung ermöglicht mitunter genau das kleine Extra, das eine künstlerisch aufsehenerregende Inszenierung noch einen Touch spektakulärer macht. Von der Premierenförderung über Stipendien für hochbegabte junge Künstler*innen bis zur Verleihung des renommierten Rudi-Häussler-Preises, gestiftet vom Gründer und Stifter Senator h. c. Rudi Häussler, und des Curt-Taucher-Förderpreises: Im Zentrum unseres Tuns steht die Liebe zu Musik und Kultur –und zu „unserem“ Opernhaus, der Semperoper.
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neonrot
Mohn, Monde, Monkeys
raus aus meinem Kopf und rein ins neonrote Zwielicht des Spektakels! ich nehme meinen Körper mit, nimm du auch deinen –worauf wartest du?
trink deinen Kaffee aus und stell dein Handy ab, let’s go!
ich leg dir Zuckerperlenhandschelln an und ruf den Zauberlehrling, der die Leitung im Orchestergraben legt, brrz-z-z-zzh br-zzzh, yes, ha!
wie Ronny damals, der am Dorfrand in den Stromdraht fasste, ey Ronny
hatte von allen das schönste Lachen und seit jenem Nachmittag am Zaun auch noch die hellste Seele – da ging Licht auf, ex abrupto - - - ksst! hey du, ich habe dir dein Sesselchen mit Moos bespannt, ganz gelb, nimm Platz, und weißt du was das lass das Ass bass raus aus deinem Ärmel:
Unsere Herzen sind gehyped! sind neonrot, ionisiert, sind neonionisiert, sind Mohn, sind Monde, Monkeys schwingen sich durch unser Blut, kommt, atmet in die Hüfte rein, sagt Anke, denn dann kann euch nichts passieren. Und jetzt Vorhang auf! für den vokalen Wolkenbruch, der hochfrequente Schneisen uns ins neuronale Blumfeld schlägt, klöppelt uns die Nerven, Spitze, neonrot, ganz geil
– ich komm mir plötzlich charismatischer vor als ein fünfundzwanzig Hektar großes Umspannwerk –und ihr, ihr seht fantastisch aus!
Reminder: Jeder Regenbogen ist ein Kreis, steigt auf! nehmt Lisa, Lenz und Lennard, Lou und Linda an die Hand und steigt ein Level weiter, steigt dem Publikum zu Kopf, euch selbst, denn wie wir alle Kinder sind von irgendwem, sind wir seit jeher und auch jetzt und sowieso für immer Auditorium in diesem Wimmelbild von Welt.
Caren Jeß, Jahrgang 1985, ist eine preisgekrönte deutsche Schriftstellerin sowie Dramatikerin und lebt in Dresden. Wir baten sie, für Semper ein Gedicht als Ouvertüre für dieses Heft zu verfassen.
1
Große Kunst oder teuflisches Spiel? Über das Phänomen der Verführung S. 14
2
Regisseurin Eva-Maria Höckmayr und Schauspielerin Martina Gedeck über dieses „Ewig-Weibliche“ S. 20
3
Von Anpfiff bis Catcalling: Geschürzte Lippen sind bedrohlich S. 23
4
Chefdirigent Daniele Gatti erzählt, warum Mahler zu dirigieren eine Herzensangelegenheit ist S. 26
5
Mahler sollte man hören, kann man aber auch lesen: fünf Buchtipps S. 29
6
Die Wonderful World des neuen Ballettchefs Kinsun Chan und des Choreografen Martin Zimmermann S. 30
7
Drei miese, fiese Kerle treiben ihr Unwesen. Wir haben eine Geheimwaffe! S. 34
8
Was hat Woyzeck eigentlich mit mir zu tun? Schüler*innen antworten S. 36
9
Nach 100 Jahre kommt Intermezzo zurück nach Dresden. Für Regisseur Axel Ranisch ist es das erste Mal an der Semperoper. Ein Stadtspaziergang S. 38
10
Eifersüchtig? Ein Ratgeber für Geplagte – und weniger Drama S. 41 ... du lässt dich verführen –von dieser verführerischen Lektüre! Vielleicht wollen Sie uns danach die Türen einrennen. Dieser fantastische Gedanke gefällt uns, schließlich haben wir Semper, das Magazin der Semperoper Dresden, aus diesem Grund für Sie neu gemacht und erdacht. Mit zehn Geschichten, die Sie durch den Anfang der neuen Spielzeit 2024/25 mit Intendantin Nora Schmid begleiten sollen. In denen steckt alles, was Sie brauchen. Vielleicht sogar noch mehr. Worauf warten Sie? Lesen Sie los! Und seien Sie uns herzlich willkommen. Vorhang auf
Stell dir vor, der Teufel kommt in den Himmel
Fast könnte der rot gewandete Mephisto als göttlicher Himmelsstürmer durchgehen, zwischen Lohengrin, Titania, König Lear, Cordelia, Tamino, Pamina, dem Tempelherren, Nathan, Jeanne d’Arc, nicht zuletzt: Faust. Die Held*innen aus verschiedenen Dramen und Opern zieren dieses Deckengemälde von Friedrich Gonne im Vestibül der Semperoper mit dem Titel: Poetische Gerechtigkeit. Ein himmlischer Teufel – bei der Eröffnungspremiere von Mefistofele begegnet er uns wieder.
1
Violinistin María Dueñas erstmals zu Gast
Mit ihrem Charisma und ihrer Hingabe gilt die spanische Geigerin María Dueñas als eine der herausragenden Violinistinnen ihrer Generation und als feste Größe in der internationalen Musikszene. Als Solistin begeistert sie ihr Publikum durch die atemberaubende Vielfalt der Farben, die sie ihrem Instrument entlockt. An der Semperoper ist sie erstmals im 2. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle zu Gast, mit der so emotionalen wie unterhaltsamen Symphonie espagnole von Édouard Lalo.
4 Zwei Preisträger: Nicole Chirka & Christian Bauch
Sowohl die Würdigung renommierter Künstler*innen, als auch die Förderung des Nachwuchses stehen im Fokus der feierlichen Verleihungen des RudiHäussler-Preises und Curt-Taucher-Förderpreises durch die Stiftung Semperoper. Die beiden diesjährigen Ausgezeichneten: Christian Bauch, Erster Solist beim Semperoper Ballett, sowie Mezzosopranistin und Ensemblemitglied Nicole Chirka, die für ihre herausragenden Leistungen und enge Verbindung zur Semperoper Dresden ausgezeichnet werden.
2 Strauss & Kreisler
Patrick Hahn
Er ist erster Gastdirigent beim Münchner Rundfunkorchester, Generalmusikdirektor am Theater Wuppertal, zu Gast beim London Philharmonic Orchestra, dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam und an den Opern in München, Hamburg und Zürich eingeladen. Dass er Sinn für Humor hat, kann man an der Semperoper gleich zweifach erleben: Patrick Hahn debütiert mit der Strauss-Oper Intermezzo und interpretiert in Semper Zwei als veritabler Entertainer die scharfsinnigbissigen Werke von Georg Kreisler.
5 Neu im Ensemble: Marjukka Tepponen
Marjukka Tepponen ist eine der neuen vielversprechenden Ensemblemitglieder der Semperoper Dresden und sorgt mit ihrer beeindruckenden Stimme und ihrem Talent bestimmt für Aufsehen. Die finnische Sopranistin wird sich bei Stell dir vor – Musikalischer Spaziergang durch die Saison 2024/25 gemeinsam mit Intendantin Nora Schmid und weiteren Sänger*innen des Ensembles auf einen Streifzug durch die Höhepunkte der Spielzeit begeben. Zudem ist sie als Margherita in Mefistofele besetzt.
3
Fliegender Holländer Michael Volle
Ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte: In Florentine Kleppers Inszenierung von Richard Wagners Der fliegende Holländer ist Michael Volle ein Garant für einen unvergesslichen Opernabend. Mit seiner Ausdruckskraft, stimmlichen Brillanz und beeindruckenden Bühnenpräsenz fesselt er das Publikum und lässt es eintauchen in die Gestalt des zur ewigen Wanderschaft verfluchten, fliegenden Holländers und seine düstere Welt, in der er erst Ruhe findet, wenn ihm eine Frau Treue bis in den Tod hält.
6
Die vielen Nuancen der Marlis Petersen
Wenn sie nicht gerade Oliven im eigenen Hain in Griechenland erntet, beglückt Marlis Petersen auf den Bühnen dieser Welt. Die Sopranistin liebt das Bühnenspektakel ebenso wie die Natur, weshalb das breite Spektrum ihrer Kunst vielleicht von besonderer Erdung rührt. In der Semperoper beglückte sie bereits mehrfach, wie in Manfred Trojahns La grande magia. Nun ist sie als Leonore in Fidelio und in einem einzigartigen Liederabend zu erleben, samt sämtlicher subtiler Nuancen dieser vielseitigen Musikerin.
Rossini unter Tränen
Nur drei Mal in seinem Leben soll Rossini geweint haben: „Als sie meine erste Oper ausgepfiffen haben, als ich Paganini spielen hörte und als mir während einer Bootstour ein Trüffeltruthahn ins Wasser fiel.“ In Il barbiere di Siviglia passiert glücklicherweise nichts davon. Heißt: Bühne frei für das Lachen!
Flugfehler
Die drei Knaben aus Mozarts Zauberflöte, die Tamino und Papageno bei ihren Prüfungen helfen, sind in unserer Inszenierung noch gute Geister in der Ausbildung: Über Hausaufgaben gebeugt, basteln sie Papierflieger und reisen damit durch die Lüfte. Darauf zu erkennen: ein korrigierter Aufsatz, inklusive Rechtschreibfehlern!
Erlösung in F-Dur „Wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe, Allewiger, durch mich nur sei’s“, singt Senta in ihrer Ballade im 2. Aufzug von Wagners Fliegendem Holländer Erlösung bedeutet für den Holländer, dass sein Schiff in den Meeresfluten versinken wird. Doch wie klingt „Erlösung“? Im Erlösungsmotiv ist es ein dolce F-Dur der Bläser – eine der süßesten und zugleich schmerzlichsten Melodien, die am Ende emporsteigt.
„Liebe, Hoffnung, Vergebung – das sind menschliche
Bedürfnisse. In dieser Welt der großen Missverständnisse sind diese Qualitäten extrem wichtig. Durch sie erlangen wir eine Art Weisheit. Es geht in diesem Stück um die Erkenntnis, dass wir am Ende alle allein sterben werden. Wir können einander vergeben, aber wir müssen vor allem fähig sein, uns selbst zu vergeben. Wenn es eine andere Welt gibt, dann ist das das Wichtigste, das du mitnehmen kannst.“
Johan Inger, Choreograf von Peer Gynt
Glas voll Glück Wenn Hofkapellmeister Storch aus Strauss’ Intermezzo seine Hagebuttenmarmelade nicht hat, ist er unglücklich. Um dem Ehedrama vorzubeugen, hier das Rezept: 1,5 kg Hagebutten waschen, trocknen, dunkle Blütenansätze wegschneiden. Früchte halbieren, Kerne entfernen, nochmals waschen. Hagebutten im Topf mit Wasser bedecken, weichkochen und durch ein Sieb passieren. 1 TL Zimt und 750 g Gelierzucker hinzufügen, zusammen mit Mus und Saft einer halben Zitrone 4 Minuten sprudelnd kochen und sofort in saubere Gläser füllen.
Von Rosen und Dornen Folgt auf Verführung die große, rosige Liebe oder doch nur Dornen und Herzschmerz? Die neue Single Was bleibt der Band SIND lässt sich sowohl frisch verliebt als auch heartbroken gut hören.
Der Kopf in Barbora Horákovás Inszenierung von Benvenuto Cellini lässt einen staunen. Nicht nur wegen der Größe (sieben Meter hoch, sechs Meter breit) und dem Gewicht (fünf Tonnen), sondern auch wegen der Spielmöglichkeiten darauf.
Entworfen von der Bühnenbildnerin Aída Leonor Guardia, kam er in die technischen Abteilungen (künstlerische Mitarbeit Bühnenbild: Arne Walther). Es wurde geprüft, was die Materialien (v. a. Stahl und Holz) kosten und wie viele Stunden in den Werkstätten benötigt werden. Die Sicherheit für alle, die auf und im Kopf spielen, muss gewährleistet sein. Die Konstruktionsabteilung erfand technische Lösungen für szenische Wünsche, erstellte ein 3D-CAD-Modell, organisierte die Transportteilungen sowie Montagekonzepte und -anleitungen. Die Dekorationswerkstätten (v. a. Schlosserei, Tischlerei, Malsaal und Plastik) übernahmen die Ausführung.
Der Kopf besteht aus zwei Türmen, die zu Beginn rückseitig positioniert sind, dann werden sie gedreht. Durch ein doppelflügeliges Tor am Mund kann man aus dem Inneren des Kopfes auftreten. Ein elektronischer Apparat mit Bildschirm über dem rechten Auge weist auf Cellinis futuristisches Kunstverständnis hin und verfremdet zugleich die menschliche Proportion. Das andere Auge kann aufgeblasen werden – eine groteske Wirkung und ein Wink auf die Surrealität von „neuem Leben“.
Möchten Sie in der nächsten Semper-Ausgabe Ihre Semperoper zeigen? Wir freuen uns über Bilder, Briefe, Fundstücke aller Art an kommunikation@semperoper.de
Stell dir vor, die Welt ist nicht nur schwarz und weiß Giuseppe Verdi verband eine enge Freundschaft mit Arrigo Boito. Boito verfasste für den Komponisten u. a. die Libretti von Falstaff und Otello. Er war ein großer Verehrer des Werks von Richard Wagner, übersetzte Rienzi und Tristan und Isolde ins Italienische – und auch seine einzige vollendete Oper Mefistofele legt klangvoll von der Verehrung Wagners Zeugnis ab.
It’s beyond my control.
Verführung ist eine Kunst –oder doch ein teuflisches Spiel?
Eine Spurensuche zwischen Begierde und Allmachtsfantasien, von Himmel bis Hölle
Text Barbara Vinken
Verführen? Verführt werden? Ein Schritt vom Wege? Verführung setzt voraus, dass es eine Führung und den richtigen Weg gibt, von dem man abkommen, in die Irre geleitet werden kann. In einer Gesellschaft, die auf Lustmaximierung aus ist, und in der, beschädigt man den Anderen und sich selbst nicht, fast alles erlaubt ist, wird nur in der Ehe hie und da noch auf Treue gebaut – hier gäbe es also den Schritt vom rechten Wege noch im Ehebruch. Genau darauf pocht die sich betrogen glaubende Ehefrau in Strauss’ Intermezzo, das die bürgerliche Ehekrise des Komponisten auf die Bühne bringt. Sie will sich scheiden lassen, weil sie einen Brief bekommt, der eine Affäre ihres Mannes mit einer gewissen Mieze Meier nahelegt. Wenn alles gut geht, stellt sich die unterstellte Affäre wie in Intermezzo als Irrtum heraus. Oder die Verführung wird in serieller Monogamie, einem neuen Glück nach dem anderen, abgefangen. Frau fällt nicht mehr. Verführung hat weder ein gesellschaftliches noch gar ein theologisches Moment. Sie zieht keinerlei Sanktionen, weder den Verlust der Ehre noch den des Seelenheils nach sich. Sie ist zu einem Kampf innerhalb des Subjekts geworden. Die Fragen sind jetzt: Bin ich selbstbeherrscht, selbstbestimmt, kann ich Herr im eigenen Hause sein, bleibe ich frei und selbstbehauptend, oder lasse ich mich verführen, überwältigen, werde ich überwältigt? Das war nicht immer so. Der erste Bestseller der Verführungsromane, Samuel Richardsons Clarissa (1741), wurde als Beginn weiblicher Selbstermächtigung gefeiert und kreist um eben diesen Konflikt. Denn zwar geht es hier auch um Klassenkonflikte – Lovelace ist ein skrupelloser Aristokrat, Clarissa ein junges Mädchen aus dem Bürgertum. Und natürlich ist der de facto lieblose Lovelace mit dem Teufel im Bunde, während Clarissa unter den Prüfungen seiner Nachstellungen zu einer puritanischen Heiligen wird. Aber im Kern geht es doch genauer besehen darum, ob Frauen widerstehen und Nein sagen können, selbstbestimmt, selbstbeherrscht sind. Lovelace und seine Verführungskünste scheitern an Clarissas Unverführbarkeit. Sie erliegt Lovelace nicht. Dieser greift schließlich zu Betäubungsmitteln, um sie zu vergewaltigen. Verführen kann er sie nicht; sie trägt die Palme der Keuschheit davon und beweist, dass Frauen nicht notwendigerweise das im Fleische schwächere Geschlecht sind.
In Kierkegaards Tagebuch eines Verführers dagegen erfreut sich der Verführer weniger der Hingabe Cordelias, die er nach genauem Plan – Häufigkeit der eintreffenden Briefe etwa – und mit allen psychologischen Tricks entflammt hat, als an seinem Können, kühl Herr der Lage zu sein. Er genießt seine Allmacht, das Objekt der Verführung im Bann seiner Künste zu wissen. Er verliert jegliches Interesse, als Cordelia endlich bereit ist, sich ihm in all der Freiheit, die er ihr zu nehmen allein willens ist, hinzugeben.
Lassen Sie mich vor diese moderne Alternative der Verführungsszenarien zurückgehen, ins verlorene Paradies Adams und Evas. Deren Urszene aller Verführungen spielt zwischen dem Teufel als schöner Schlange, die im Baume des Paradieses lauert, und der Frau, die, so wird von Anfang an unterstellt, manipulierbarer, verführbarer ist als der selbstbeherrschte Mann. Das blieb die allgemeine Meinung bis zum 18. Jahrhundert, nachdem der Dichter John Milton in seinem Epos Paradise Lost das Buch Genesis neu vor Augen und Ohr gebracht hatte. Im Paradies geht es nicht um sexuelle Verführung, der Teufel will keine schöne Eva ins Bett kriegen, aber das erotische Moment spielt trotzdem eine Rolle.
Der Teufel versucht, Eva dazu zu bringen, Gott den Gehorsam aufzukündigen, er will sie vom rechten Wege abbringen, den Gott dem ersten Paar der gottgeschaffenen Menschheit vorgegeben hatte. Gottgleichheit verspricht der Teufel Eva, wenn sie das göttliche Verbot übertritt und vom Baum der Erkenntnis isst. Diesem Versprechen und vielleicht auch der süßen Rede und der Schönheit der oft mit einem Knabenkopf dargestellten Schlange kann Eva mit den bekannten Folgen nicht widerstehen. Gottgleich zu werden steht am Anfang vieler Verführungsgeschichten, und es ist die Geschichte des Teufels selbst. Denn der rebellierte als schönster aller Engel gegen seinen Gott. Eva folgt seiner Verführung aus dem davon abgeleiteten menschlichen Begehren der Neugierde, so Milton. Der aufständische Luzifer wird aus dem Himmel ins Nichts gestürzt, während Eva den beschwerlichen Weg des Wissenwollens auf der Erde fortsetzt. Verführung hat seither oft eine kosmische Note: Es ist der Kampf des gestürzten Engels mit Gott, des abgefallenen Bösen gegen das Gute.
Selbst die scheinbar leichten, heiteren Verführungsgeschichten bekommen so eine tragische, tödliche Note; die großen Verführer haben oft etwas Satanisches in ihrem Begehren, alle nach ihrer Pfeife tanzen und ihren Willen geschehen zu lassen, wobei der Sex nur der Köder allmachtssüchtiger Gewaltausübung ist.
Verführung hat oft eine kosmische Note:
Es ist der Kampf des gestürzten Engels mit Gott, des abgefallenen Bösen gegen das Gute.
Diese Verführer berauschen sich an ihrer Allmacht mindestens so wie an ihrem Genuss, der auf diese Weise krass einseitig ist und es bleibt. Auch der Teufel taucht manchmal noch in Person auf, charmant, erfinderisch, sich ewig wandelnd. Seelen will er in seine Fänge kriegen, sie Gott abjagen, sie sich unterwerfen. Das ist das allegorische Setting, in dem Goethe die alte Geschichte von Faust neu inszeniert. Dieser wird in einem Pakt mit dem Teufel verführt, der ihm vollen Lebensgenuss und Liebesglück verspricht, wozu er freilich seinerseits das Objekt dieser Begierde verführen muss. Es geht nicht nur um eine Teufelswette zwischen Mephisto und Gott, sondern diese Wette setzt sich zweideutig fort wie die Neugierde Evas.
Faust wird ebenso skrupellos zum Verführer des unschuldigen, einfachen, armen, frommen Gretchens. Er wird überdies schuldig am Tod ihrer Mutter und ihres Bruders. Er macht Margarete zu einem gefallenen Mädchen. Er entjungfert und schwängert sie und lässt sie dann sitzen. In ihrer Verzweiflung um den Verstand gebracht, wird sie zur Kindsmörderin. Eingekerkert, er-
Until I met you, I had only ever experienced desire.
It’s nothing to be frightened about.
wartet Margarete ihre Hinrichtung. Aber weil letzten Endes nicht zwei Seelen, eine teuflische und eine himmlische, in ihrer Brust wohnen und sie die größte Abscheu vor dem Teufel hat, wird sie nur auf Erden gerichtet, im Himmel jedoch erlöst.
Gretchen ist eine Anti-Eva, die zwar durch Faust, aber nicht durch den Teufel verführbar ist. So zieht das „Ewig-Weibliche“ bei Goethe nicht in Tod und Verderben, sondern „hinan“, wenn auch nicht in die optimistische Neuzeit der Eva Miltons. Dieser Stoff hatte das Zeug zur Oper; Charles Gounod und Arrigo Boito setzten die Faust-Tragödie in Musik, Gounod macht Margarethe mit Faust zu großen Liebenden. Die Liebe, nicht der Teufel siegt. Boito stellt dem reinen Gretchen die schöne Helena als teuflisches Verführungswerkzeug gegenüber, für die Faust fällt.
Modernere Verführungsgeschichten verzichten auf Gott und Teufel. Aber der Wunsch nach hemmungsloser Selbstermächtigung gibt den großen Verführerfiguren ihren dunklen Glanz. Die größte libertine Verführerin der Literaturgeschichte, die Marquise de Merteuil in Choderlos de Laclos’ Briefroman Gefährliche Liebschaften (1782), ist stolz, nicht Gottes Geschöpf, sondern ihr
Moderne
Verführungsgeschichten verzichten auf Gott und Teufel.
Aber der Wunsch nach hemmungsloser Selbstermächtigung gibt den großen Verführungsfiguren ihren dunklen Glanz.
welche männliche und weibliche Verführung mit zweierlei Maß misst. Diese Gesellschaft duldet, bewundert vielleicht sogar den feudalen Libertin, solange es keine Libertine ist. Der unheimlichste, erschreckendste, faszinierendste Verführungsmoment passiert in der Oper, die den sagenhaftesten Verführer aller Zeiten im Titel trägt: Don Giovanni. Kierkegaard kannte Mozarts Oper auswendig. Don Giovanni schreckt vor nichts zurück, um alle, die einen Rock tragen, immer und überall ins Bett zu kriegen: ob alt oder jung, schön oder hässlich, Nonne, Ehefrau oder Witwe, Fürstin oder Bauersfrau. Eindrücklich Leporellos Buchhaltung in der Registerarie, welche die Verführten nach Ländern ordnet: „Ma in Ispagna son già mille e tre“. Psychologisch grausam lässt Don Giovanni sie vor der verführten Braut Christi, der Nonne Donna Elvira, ausbreiten, um ihr ausdrücklich vor Augen zu führen, dass sein Liebesverrat System hat und ihr Schicksal der Verführten, Verratenen, Verlassenen ein Allerweltsschicksal ist.
ureigenes Werk, selbstgeschöpft zu sein. Die anderen macht sie zu Marionetten, behandelt sie wie Versuchskaninchen. Neben dem Sex genießt sie dabei vor allen Dingen ihre Fähigkeit, alle raffiniert zu manipulieren, zu beherrschen, ihrem Willen zu unterwerfen. Ihr Weg ist gesäumt mit Männern und Frauen, die sie in den Wahnsinn, das Gefängnis, den gesellschaftlichen, den tatsächlichen Tod oder das Kloster befördert. Sie schreibt ihnen ihr Leben vor: Ohne es zu merken, müssen sie alle nach ihrem Skript, nach ihrem Gebot leben. Ihr Ruf – und das ist ihre hohe Kunst – bleibt dabei makellos.
Natürlich sind am Ende auch der Allmacht der Marquise Grenzen gesetzt. Von ihrem Hochmut lässt sie sich forttragen und ihre Maske fallen. Zornig legt sie ihre Meisterschaft vor ihrem nur mittelmäßig fähigen, ihrem Können überhaupt nicht gewachsenen Komplizen und Ex-Lover, dem Vicomte de Valmont, der ihre Kunst nie begriffen hat, schwarz auf weiß dar: Sie schreibt damit ihr eigenes Urteil. Durch Gott, das Gesetz und die Gesellschaft wird sie gerichtet, verliert ihre Schönheit, ihr Vermögen und ihren guten Ruf. Was die Marquise gegen ihren Willen für uns, die Leser und Leserinnen entlarvt, ist die Scheinheiligkeit einer Gesellschaft,
Don Giovanni wird anscheinend immer erhört – außer in der Oper, die wir hören. Da gelingt ihm nicht eine einzige Verführung, und alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, immer kommt etwas dazwischen. So verliert Giovanni, diese Ikone eines generalisierten männlichen Triebschicksals, alles Heroische, das eine bürgerliche Gesellschaft in einem von sexueller Freiheit Besessenen, der einzig dem Lustprinzip folgt, sehen mochte. So wurde und wird die sogenannte Champagner-Arie traditionell als hedonistischer Aufruf, sich den schönen Dingen des Lebens, Wein, Weib und Gesang zu widmen, inszeniert. So konnte sie als Vorläufer der sexuellen Revolution auftreten – deren Männlichkeitslastigkeit erfreut bzw. konsequent verdrängt wird. Einmal wird er, dieser Don Juan, allerdings auf unheimliche Weise doch erhört: von Donna Anna. Deren Vater hatte er nächtlings, als er dabei war, Anna in ihrem eigenen Haus zu verführen / vergewaltigen / nötigen und dieser zu ihrer Verteidigung herbeieilte, erstochen. Donna Anna erkennt den Mörder ihres Vaters in der schillernden Verführungskraft von Don Giovannis Stimme wieder, für die sie schon einmal fast gefallen wäre. Und so ist es bei Mozart die Stimme, die so bedrohlich, weil unwiderstehlich ist, die Musik, das Medium des Erotischen. Donna Anna ist zu Tode erschrocken, weil sie die eigene Verführbarkeit erkennt. Damit deckt Mozart ein verborgenes Register der Verführung auf, das in der Stimme wirkt: eine Art von Ambivalenz im Selbstbetrug der Verführten – keinem neuen, aber neu gewendeten Motiv, das der Kirchenvater Augustinus gegen die staatsbegründende Vergewaltigung der Lucretia erkannt haben wollte: Verführung als gewaltiger Nachhall der Erbsünde in der unerlösten Welt. Aber auch: Verführen als gewaltfreie Neugier am anders als eigenem.
Barbara Vinken ist Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und unterrichtete zuletzt in New York, Paris und Chicago. Ihr Buch Angezogen wurde 2013 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Zuletzt erschien von ihr Diva – Eine etwas andere Opernverführerin (Klett-Cotta).
„Wir alle sind verführbar“
Objekt, Spielball, Seherin, Seelenführerin: Wo stehen Frauen heute gesellschaftlich? Ein
Gespräch zwischen
Mefistofele-Regisseurin
Eva-Maria Höckmayr und Schauspielerin
Martina Gedeck
Interview
Christine Wahl
Frau Höckmayr, Frau Gedeck, Johann Wolfgang von Goethes Drama Faust, auf dem Arrigo Boitos Oper Mefistofele basiert, endet mit einem bemerkenswerten Statement: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“, verkündet der Chorus mysticus zum glorreichen Finale. Was genau verbirgt sich für Sie dahinter?
Eva-Maria Höckmayr: Ich denke, prinzipiell ging es Goethe, der ja auch ein großer, fast schon alchemistischer Forscher war, darum, dass die beiden Lebenspole, wie ich sie jetzt einmal nennen würde, in irgendeiner Art von Ausgleich stehen müssen: auf der einen Seite das Verkopfte, Lineare, Vorwärtsstrebende, das ja in der Figur des Faust exemplarisch vorgeführt wird und im klassischen Geschlechterdiskurs vor allem mit dem Männlichen verknüpft ist, und auf der anderen Seite das Betrachtende, Empathische, das man traditionellerweise eher mit dem Weiblichen assoziiert und das Faust als Charakter ja tatsächlich fehlt. Insofern bedeutet für mich das „Ewig-Weibliche“ eigentlich das Göttliche.
Martina Gedeck: Ich habe das immer ganz simpel gelesen: Für mich steht das Weibliche – womit jetzt natürlich keine konkrete Frau gemeint ist, weil das Weibliche genauso im Mann existiert wie umgekehrt das Männliche in der Frau – im allerweitesten Sinn für die Kapazität zu „empfangen“. Also für die Fähigkeit, sich einzulassen oder sogar auszuliefern, als Kehrseite zu diesem aktiven und offensiven, um nicht zu sagen aggressiven Moment der Faust-Figur.
Höckmayr: Ich mag deinen Gedanken, dass in jedem und jeder von uns beide Seiten existieren, und würde direkt daran anschließen, dass wir uns lebenslang in der Spannung zwischen diesen Polen bewegen und eigentlich ständig nach ihrem Ausgleich suchen. Und dieser Ausgleich, das wäre dann vielleicht die Erlösung, die Faust in dem Moment erleben würde, in dem er aufhörte zu streben. Aber das kann er ja nicht. Goethe erhebt diese Eigenschaft in seinem Faust zum Wesenskern des Menschen, die ihn aber für Goethes Gott gerade erlösenswert macht.
So gesehen wird das „Ewig-Weibliche“ im Drama gefeiert und verehrt, während es für das konkrete Weibliche ja eher trüb aussieht: Margarete oder Margherita, wie sie bei Boito heißt, endet nach einer ungewollten Schwangerschaft als Kindsmörderin im Kerker und sieht ihrer Hinrichtung entgegen.
Höckmayr: Das stimmt. Bei Boito wird sie sogar noch stärker zum Objekt und zum Spielball des Geschehens, weil die Handlungsradien und Innenschauen, die sie in Goethes Drama hat, in der Oper praktisch weggeschnitten sind. Da bleibt als Situation, in der wir uns als Zuschauerinnen und Zuschauer mit ihr identifizieren können, eigentlich wirklich nur die Kerkerszene. Mir hat diese Reduktion tatsächlich sehr zu denken gegeben und letztlich das Bedürfnis geweckt, die Margarete-Figur sichtbarer zu machen.
Was haben Sie konkret vor?
Höckmayr: Ich kann in der Oper natürlich keine Szenen neu hinzukomponieren. Aber wir wollen Margheritas Geschichte zumindest miterzählen. Während sie bei Boito ja eigentlich immer nur kurz in die Faust- und Mefistofele-Erzählung hineingeschnitten wird, soll es bei uns eine stumme Parallelhandlung geben, in der man sieht, was mit Margherita passiert: Wie sie zum Beispiel mutterseelenallein das von Faust gezeugte Kind bekommt und weder ein noch aus weiß, während Faust und Mefistofele längst weitergezogen sind und sich in der Walpurgisnacht vergnügen.
Eine konsequente Idee.
Höckmayr: Es gibt bei uns aber noch eine andere große weibliche Gestalt, die sich durch den gesamten Abend ziehen soll, nämlich diejenige, die Martina spielen
wird und die für mich tatsächlich viel mit diesem Begriff des Göttlichen zu tun hat. Ich finde es nämlich sehr spannend, dass Boito, der ja mit Sicherheit Katholik, aber für mein Empfinden recht antiklerikal war, seine Oper – anders als Goethe – nach Mephisto benannt hat statt nach Faust und darüber hinaus die Figur Gott im Prolog im Himmel auch gar nicht als Person auftreten lässt, sondern sie sogar ein Stück weit in die Mefistofele-Figur hineinverlagert. Mir erscheint das ungeheuer modern. Unsere Gegenwart leidet ja auch an einer transzendentalen Obdachlosigkeit. Insofern verstehe ich Mefistofele als einen uns durchaus ähnlichen Menschen: einen Zyniker, dem diese Leere so bewusst ist, dass er sie permanent vor sich hertragen muss. Martinas Figur bildet dazu einen Gegenpol: Sie ist mit der Fähigkeit ausgestattet, tief in das Innere dieses Mefistofele hineinzuschauen, seinen Mangel und auch seine Bedürftigkeit zu erkennen und letztlich so etwas wie seine Seelenführerin zu sein.
Frau Gedeck, die Rolle, die Sie an diesem Abend spielen werden, heißt schlicht „eine Frau“, und da sie in Boitos Libretto nicht vorgesehen ist, haben Sie große Gestaltungsfreiheit. Was genau werden Sie als „Seelenführerin“ auf der Bühne tun?
Gedeck: Inhaltlich betrachtet, werde ich die italienische Oper mit deutschen Texten aus Goethes Faust I und II ergänzen. Aber das Interessante an meiner Figur ist dabei, dass sie ganz verschiedene Perspektiven einnehmen kann. Sie ist gleichermaßen in der Lage, Mefistofele zu kommentieren oder Faust zu hinterfragen wie zum Beispiel die Innensicht der Margherita darzustellen. Dieses kaleidoskopartige Prinzip steckt ja tief in der DNA des Faust: Schon Goethe selbst nimmt in seinem Text unterschiedliche Positionen ein. Ich finde das großartig, wie er sich gleich am Anfang, beim Vorspiel auf dem Theater, aufspaltet in die Figur des Direktors, des Dichters und der lustigen Person. Er – als Johann Wolfgang – hatte ja tatsächlich alle drei Positionen inne. Er war Theaterleiter, Schriftsteller und mit Sicherheit auch dieser weise Narr, der sagt: Ihr könnt mich alle mal!
Höckmayr: Für mich ist Martina aber auch die Seherin, die ihr Gegenüber so klar lesen kann, dass sie wirklich zum Kern seiner
Emotionen vordringt. Deshalb kann sie diesen Mefistofele, der aus meiner Sicht im Verlauf des Abends immer deckungsgleicher mit der Faust-Figur wird, entlarven und auf sich selbst zurückstoßen.
Frau Gedeck, Sie sind vor allem als große Film- und Theaterschauspielerin bekannt. Was hat Sie zur Oper geführt?
Gedeck: Ich habe schon vor einigen Jahren angefangen, mit Musikern aufzutreten. Das ist neben dem Film ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit, in dem ich mich sehr zu Hause fühle, weil er den intellektuellen Raum öffnet hin zum Intuitiven. Die Kombination aus Text und Musik sorgt dafür, dass man weder nur in der Ratio steckenbleiben noch vollkommen im Gefühligen verschwinden kann. Das ist zwar ein sehr anspruchsvolles Unterfangen, aber wenn es gelingt, kann es dem Publikum klassische Texte wirklich noch einmal neu aufschließen und geht direkt ins Herz.
Faust gehört in den meisten Bundesländern inzwischen nicht mehr zur gymnasialen Pflichtlektüre. Und der Aufschrei, der durch die Feuilletons ging, als vor zwei Jahren eine, wie ein Medium schrieb, „letzte Bastion“ fiel und das Bundesland Bayern seine Abwahl des Dramas ab dem Schuljahr 2024/25 verkündete, hielt sich durchaus in Grenzen. Warum sollte sich ein heutiges Opernpublikum für die Geschichte interessieren?
Höckmayr: Die große Sinnsuche des Menschen im Ringen mit allen Elementen, diese Herausforderung ist einfach nie zu Ende und deshalb ein allgemeingültiger Stoff. Nicht umsonst gehört Faust zu den Urmythen unserer Kultur.
Gedeck: Das sehe ich genauso. Wenn man Fausts ersten Monolog bei Goethe liest, fallen einem doch sofort unzählige Menschen ein, die genau dasselbe von sich denken und sagen: Ich habe alles gesehen, ich habe alles erreicht, was soll jetzt noch kommen? Warum bin ich unglücklich? Was fehlt mir? Die Frage ist ja: Warum macht Faust denn alles, was Mephisto ihm sagt? Das ist doch ein weiser älterer Herr, der könnte ja eigentlich gut für sich allein entscheiden. Aber natürlich ist er verführbar durch jemanden, der ihm verspricht, seinen seelischen und intellektuellen Durst zu stillen, weil er immer noch ein „Mehr“,
ein „Größer“ und „Weiter“ in Aussicht stellt. Dieses Gefühl kennen wir alle sehr gut! Wir alle sind verführbar!
Außer dem Teufel existiert nichts und niemand mehr, der ein Sinnversprechen gibt?
Gedeck: Diesen Abfall vom Glauben, den Goethes Faust thematisiert, halte ich tatsächlich für eines der gewichtigsten Themen unserer Zeit. Während die Leute vor 100 oder selbst noch vor 50 Jahren an Gott glaubten, leben wir ja heute in einer durchrationalisierten Welt, in der sie sich entweder der Technik verschrieben haben und von ihrem Handy sagen lassen, was sie tun sollen, oder sich esoterische Schlupflöcher suchen. Nicht umsonst blüht ja zurzeit der Aberglaube wieder. Denn die Fragen hören natürlich nie auf, weil sie existenziell sind: Gibt es das Göttliche –und wenn ja, was könnte es sein? Kann es mich retten? Umgibt es mich, nährt es mich? Und falls nicht – wo bin ich dann aufgehoben?
Ich würde zum Schluss gern noch einmal auf „das Ewig-Weibliche“ zurückkommen. Höckmayr: Das Schicksal von Margarete ist natürlich – weil wir gerade über Allgemeingültigkeit sprachen – ein Handlungsstrang, den man nicht mehr so ohne weiteres als heutige Geschichte erzählen kann wie die Sinnsuche. Da gibt es zum Glück mittlerweile doch sehr erhebliche Veränderungen zu unserer gegenwärtigen sozialen Situation.
Gedeck: Zumindest im westlichen Teil der Welt.
Im Sprechtheater stehen kanonische Stoffe wie der Faust, in denen Frauenrollen unterrepräsentiert sind oder weibliche Figuren als zu passiv beziehungsweise überhaupt zu stereotyp empfunden werden, zurzeit stark in der Kritik. Sie werden dekonstruiert und aus einer heutigen Perspektive „überschrieben“. Gibt es solche Bestrebungen auch in der Oper?
Höckmayr: Ich verstehe diesen Impuls sehr gut. Und auch ich möchte, dass wir uns in der Oper auf unsere Gegenwart beziehen. Auch in der Oper können wir „überschreiben“, aber in den Mitteln anders als im Schauspiel und immer im Dialog mit der Musik und der anderen Epoche des Werks. Ich mag, dass die Reibung, die in diesem Dialog entsteht – die historische
Differenz – anders als im Schauspiel nicht einfach weggeschnitten werden kann. Wenn wir einen Blick zurückwerfen und die Reibungsflächen mit der Historie auf der Bühne sichtbar machen, können wir viel über uns heute verstehen – im Falle des historischen Gretchens zum Beispiel, woher wir Frauen gesellschaftlich kommen und wo wir vielleicht heute als Menschen stehen.
Die Theaterkritikerin Christine Wahl, 1971 in Dresden geboren, arbeitet als freie Autorin u. a. für den Tagesspiegel, Theater heute und den Spiegel sowie als Redakteurin für nachtkritik.de. Sie ist außerdem Teil der Auswahlgremien für die Mülheimer Theatertage und das Festival für junge Regie Radikal jung
Arrigo Boito
Mefistofele
Oper in einem Prolog, vier Akten und einem Epilog
Premiere
Sa 28.9.2024, 18 Uhr
Musikalische Leitung
Andrea Battistoni
Inszenierung
Eva-Maria Höckmayr
Mit Krzysztof Bączyk
Bekhzod Davronov
Marjukka Tepponen
Nicole Chirka
Omar Mancini
Dominika Škrabalová
Clara Nadeshdin Jongwoo Hong
Martina Gedeck
Sächsischer
Staatsopernchor Dresden Kinderchor der Semperoper Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Anpfiff
Pfeifen gilt auf der Bühne als verboten. Und was macht
Mefistofele-Komponist
Arrigo Boito? Er
lässt seinen Teufel pfeifend auftreten. Über das
Bedrohliche von geschürzten Lippen
Text
Dorothee Harpain
Semper Soirée – Nikolaus Habjan
Mi 25.9.2024, 20 Uhr
Mit Nikolaus Habjan am Klavier begleitet von Ines Schüttengruber
Ein Abend mit einem der besten Kunstpfeifer weltweit
Geschürzte Lippen sind ein Politikum. Wird einer Person heute auf offener Straße hinterhergepfiffen, nennt sich das lange nicht mehr charming, sondern Catcalling und fällt damit in die Kategorie: sexuelle Belästigung. Fußballspieler*innen legen sich auf dem Rasen regelmäßig mit Schiedsrichter*innen an, wenn sie das Gefühl haben, die Trillerpfeife ertönt zu ihrem Nachteil. Anwält*innen werden zurückgepfiffen, wenn sie die Gegenseite zu hart angehen. Wie Hunde übrigens auch. Und wenn man glaubt, sein Schwein pfeift, droht entweder der Wasserkessel überzukochen oder man ist entsetzt, verwundert oder erstaunt – laut Berliner Slang der pfiffigen 1920er-Jahre.
Pfeifen ist ein Signal. Bei der Bahn („Bitte einsteigen!“) und auf der Wange („Backpfeife“, was so viel bedeutet wie: „Es reicht!“). Auf der spanischen Insel La Gomera hat sich das Pfeifen sogar in eine eigene Sprache entwickelt: El Silbo ist die einzige Pfeifsprache der Welt, die wirklich „gesprochen“ wird, also pfeifend. Undenkbar im Theater! Auf der Bühne gilt das Pfeifen als verpönt, ja verboten, denn es soll Unglück bringen. Dieser Aberglaube hält sich hartnäckig bis heute und hat einen pragmatischen Hintergrund: Im 19. Jahrhundert gaben die Gaslampen ein markantes Pfeifen von sich, wenn der Brennstoff zur Neige ging – oder Gas aus einer defekten Leitung strömte. Da die meisten Theater aus Holz gebaut waren, bedeutete dies: höchste Brandgefahr. Zwar brennen Theater heutzutage selten nieder, aber an das Pfeifverbot hält man sich trotzdem. „Man weiß ja nie …“, sagt Dirigent Andrea Battistoni, „mein Verhältnis zum Aberglauben ähnelt dem Ausspruch von Guy de Maupassant über Gespenster: ,Ich glaube nicht an sie, aber ich habe Angst vor ihnen!‘ “
Ob Arrigo Boito dies im Hinterkopf hatte, als er Mefistofele komponierte? In jedem Fall lässt er seinen Teufel im ersten Akt nicht singend, sondern pfeifend auftreten: „Singen reicht nicht aus, um seine Erregung auszudrücken“, sagt Battistoni, „er muss seine böse Natur mit einer extremeren akustischen Geste beschreiben. Es ist ein sehr eindrucksvoller theatralischer Effekt.“ Krzysztof Bączyk, der bei der Eröffnungspremiere als Mefistofele auftreten wird, ergänzt: „Das Pfeifen erinnert an jemanden, der leichtlebig ist. In Mefistofeles Fall auch daran, dass er Pläne schmiedet, denn er weiß genau, welche Worte in der Melodie versteckt sind.“ Nur der Wechsel zwischen Pfeifen und Singen ist gar nicht so leicht, wie der Bass lachend gesteht: „Ich muss unbedingt noch ein bisschen üben.“ Vielleicht auf La Gomera?
Dorothee Harpain ist Dramaturgin an der Semperoper Dresden.
Stell dir vor, die Semperoper ist offen für alle
Bei den Luftangriffen der Alliierten auf Dresden im Februar 1945 wurde fast alles zerstört, was die Stadt ausmachte –auch die Semperoper. Vor nun bald 40 Jahren wurde sie als „Symbol des Friedens“ wiedereröffnet, am 13. Februar 1985 um 19 Uhr mit Carl Maria von Webers Freischütz. Bei eisiger Kälte von minus 14 Grad harrten zehntausende Dresdner*innen auf dem Theaterplatz aus, um die Einweihung mitzuerleben. Von 1985 bis 1989 öffente das Haus einmal in Jahr seine Türen für den sogenannten Blick in die Semperoper, für den die Menschen auf diesem Bild Schlange stehen. Wartend, staunend.
Eine persönliche Annäherung von Chefdirigent Daniele Gatti an Gustav Mahler zum Auftakt des Mahler-Zyklus mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Meinen ersten Kontakt mit Gustav Mahler hatte ich durch meinen Vater. Als ich am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand studierte, etwa im Alter von 13 oder 14 Jahren, brachte mein Vater Mahlers Musik durch Schallplatten in unser Haus. Er war ein leidenschaftlicher Liebhaber von Opern und des sinfonischen Repertoires und hörte abends regelmäßig Radio. Fernsehen schaute er nie. Wenn er etwas nicht kannte und es ihm gefiel, merkte er sich es und ging dann los, um die Platte zu kaufen. Mein Vater entdeckte Mahler durch Radiosendungen, und als er die Aufnahmen besorgt hatte, hörten wir sie uns gemeinsam an. Damals war ich noch nicht in der Lage, eine ganze Sinfonie anzuhören, aber der erste Satz reichte zum Beispiel aus. Ich lernte diesen Komponisten während meiner prägenden Jahre kennen und war so begeistert, dass ich anfing, die Partituren und Aufnahmen selbst zu kaufen. Ich entdeckte, studierte und liebte ihn. Damals habe ich mich gefragt: Werde ich Mahler eines Tages dirigieren können?
Er hat nicht nur mich beeinflusst, sondern alle großen Dirigenten der letzten Jahrzehnte, von denen jeder versucht hat, diesen Komponisten zu seinem eigenen zu machen. Es gibt wirklich sehr unterschiedliche Aufführungen, und das ist das Schöne an Mahler: Man kann nicht sagen, dass es einen definitiven Stil für die Aufführung seiner Werke gibt.
Dirigenten mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund haben sich diesem Komponisten genähert, mit dem Versuch, eine äußerst überzeugende Interpretation zu geben. Trotz der Fülle und des Reichtums der Angaben in den Partituren scheint es immer Raum für interpretatorische Freiheit zu geben. Mahler gibt keine präzisen Hinweise auf die Millisekunde genau: Er gibt eine allgemeine Richtung vor und bereichert sie durch Erklärungen, wie die Dinge sein sollten. Das Bestreben des Komponisten, an verschiedenen Stellen Anweisungen zu geben, macht es manchmal noch unklarer, weil es so viele Hinweise gibt. Man muss das richtige Tempo und die Metronomangaben verstehen. Da gibt es viele verschiedene Tempi, viele verschiedene Artikulationen. Es ist ein schöner Gedanke, dass jeder dieser großen Dirigenten, die sich Mahler mit Hingabe gewidmet haben, eine eigene Interpretation hinterlassen hat.
Wenn ich Mahler dirigiere, achte ich auf die Poesie, die Botschaft und das wahre Verständnis der Klangfarbe, die er mit dem Orchester erzeugen möchte, und somit auf die Orchestrierung, die an sich ein Ausdrucksmittel ist. Bevor man zu den Proben mit dem Orchester geht, sollte man den klanglichen Farbwert einer auf diese Weise instrumentierten Seite verstehen und sich fragen, warum man manchmal auf ein Instrument einen größeren Akzent setzt als auf ein anderes. Es ist eine Orchestrierung, die von einem Komponisten geschaffen wurde, der selbst ein großer Dirigent war. Mit diesen Partituren verschafft er den künftigen Dirigenten einen Vorteil.
Wichtig ist für mich auch Mahlers frühe Periode, die Jahre von Des Knaben Wunderhorn, einer Sammlung von Kunstliedern, in der er zwölf Gedichte vertonte. Die Welt der Bezüge und Erinnerungen in den frühen Sinfonien tragen auch theatralische Züge. Ab der fünften Sinfonie wird all dies aufgegeben, und ich denke, dass wir in der zweiten Mahler-Periode, von der fünften bis zur zehnten Sinfonie, einen Mahler vorfinden, der sehr damit beschäftigt ist, absolute Musik zu schreiben, reine Musik, in der wir nicht mehr die Theatralik der ersten vier Sinfonien vorfinden. Die poetische Reifung des Komponisten macht einen Schritt nach vorn.
Man kann Mahler in verschiedenen Momenten seines musikalischen Lebens begegnen. Man kann ihn dirigieren, wenn man jung ist; dabei hat man eine bestimmte Vor- bzw. Einstellung dazu, wie man Mahler dirigieren sollte. Dann kann man Mahler mit zunehmendem Alter studieren, und man sieht mit den Jahren, was sich verändert hat oder was man jetzt sucht. Die Wahl der Sinfonie zeigt auch einen Fortschritt in der Beziehung zu diesem Komponisten. Für mich kommen einige Sinfonien der wagnerianischen Vorstellung von Erlösung durch die Musik nahe. Sie beginnen mit sehr erdigen, konkreten ersten Sätzen und bewegen sich auf ein Finale zu, das immer apotheotisch ist. Es ist wie eine Reise von der Erde zum Himmel, auf der Suche nach einer Art Verklärung (mit einigen Ausnahmen). Mahlers Finalsätze sind immer redundant – vielleicht zu sehr – er muss vermitteln, dass der Held der Sinfonie gesiegt hat, und zwar manchmal auf überwältigende Weise. Ich frage mich, ob die Siege, die Beethoven in seinen Finali errungen hat, die viel knapper, klarer und deutlicher sind, im Vergleich kein echter Sieg sind.
„Man kann Mahler in verschiedenen Momenten seines musikalischen Lebens begegnen. Und man sieht mit den Jahren, was sich verändert hat oder was man jetzt sucht.“
„Mahler ist ein Komponist, dem sich jeder Musiker nahe fühlt, der das Herz des Publikums und damit auch das Herz der Musiker anspricht.“
Mahler ist ein Komponist, dem sich jeder Musiker nahe fühlt, der das Herz des Publikums und damit auch das Herz der Musiker anspricht. Die Verbundenheit zu seinen Werken ist bei Orchestern, die er selbst dirigiert hat, wie die Wiener Philharmoniker, das Amsterdamer Concertgebouw und das New York Philharmonic, bis heute spürbar. Auch die Sächsische Staatskapelle wird Mahler im tiefsten Sinne zu interpretieren verstehen. Ich möchte ganz besonders auf die Entwicklung der musikalischen Ideen achten, die zur Grundlage der Interpretation werden.
Meine ersten drei Jahre als Chefdirigent sind von dem Wunsch geprägt, einen kompletten Zyklus von Mahlers Sinfonien und Liedern zu präsentieren. Soweit ich weiß – aber ich kann mich irren – hat es das in der künstlerischen Geschichte der Sächsischen Staatskapelle Dresden noch nie gegeben. So kann ich den Kosmos Mahler in drei Teile aufteilen und eine Sinfonie-Saison nicht mit einem auf zwölf Monate komprimierten Zyklus überfrachten. In diesem Fall wird die erste Reihe von Sinfonien und frühen Liedern unter dem Titel „Die Wunderhorn-Jahre“ stehen, die bis zur vierten Sinfonie mit dem kompletten Liederzyklus aus Des Knaben Wunderhorn reichen. In der zweiten Saison widmen wir uns dem Wiener Mahler, dem Mahler, der Direktor der Wiener Oper war, mit der Fünften, Sechsten und Siebten Sinfonie, den RückertLiedern und den Kindertotenliedern, die in diese Zeit gehören. Diese Konzerte werden unter dem Titel „Wien“ stehen, weil dies Mahlers Jahre des Kampfes an der Spitze des Theaters waren, Jahre der Befriedigung und des Leidens. Im dritten Jahr werden sich die Programme auf die Neunte, die Zehnte Sinfonie in der Deryck-Cooke-Ausgabe und die Aufführung der Achten Sinfonie am Ende des Zyklus beschränken. Diese Jahre sind die Jahre des „Abschieds“, in Anlehnung an den Titel des letzten Liedes in
Das Lied von der Erde. Drei Spielzeiten lang wird Mahler präsent sein und wir haben die Möglichkeit, ihn über drei Jahre hinweg zu interpretieren und all seinen wunderbaren Werken zu begegnen. Ich kann keine bestimmte Passage oder gar einen Takt nennen, der mich in all diesen Werken besonders beschäftigt. Es gibt einige Sequenzen, die ich liebe und auf die ich sehr genau achten muss, wenn sie sich während einer Aufführung nähern, weil wir Dirigenten dem musikalischen Geschehen immer ein wenig voraus sind. Wenn ich weiß, dass die Takte, die ich liebe, kommen, wartet mein menschlicher Teil aufrichtig auf sie und versucht, sie zu genießen. Und ich hoffe, dass mein Publikum sie durch meine Freude ebenfalls genießen kann. Gleich darauf begebe ich mich wieder in das Werk als Ganzes; dabei muss ich ein klein wenig distanzierter sein, denn wenn ich zu sehr innehalte beim Zuhören, laufe ich Gefahr den Sinn der Musik und meine Freude, nicht so an das Publikum weitergeben zu können, wie ich es möchte.
Es gibt so viele Momente, die ich liebe, genauso wie es andere gibt, die mir immer noch Schwierigkeiten bereiten. Deshalb finde ich es faszinierend, einem Komponisten wie Mahler ein Leben lang verbunden zu bleiben, weil man versuchen muss, die Knoten zu entwirren, die immer noch bestehen. Die Möglichkeit, nun mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden quasi wie von Neuem Mahlers Werke zu studieren und zu reflektieren, ist für mich fast wie eine Rückkehr zum Ausgangspunkt meiner langjährigen Beschäftigung.
Aufgezeichnet von Emilia Ebert, Assistentin der Künstlerischen Planung der Sächsischen Staatskapelle.
Mahler-Zyklus mit Daniele Gatti
1. Sinfoniekonzert
Sa 31.8.2024, 19 Uhr
So 1.9.2024, 11 Uhr
Mo 2.9.2024, 19 Uhr
7. Sinfoniekonzert
So 2.3.2025, 11 Uhr
Mo 3.3.2025, 19 Uhr
Di 4.3.2025, 19 Uhr
9. Sinfoniekonzert
So 13.4.2025, 19 Uhr
Mo 14.4.2025, 19 Uhr
11. Sinfoniekonzert
So 2.3.2025, 11 Uhr
Mo 9.6.2025, 19 Uhr
Di 10.6.2025, 19 Uhr
Sächsische Staatskapelle Dresden
Mahler sollte man hören, kann man aber auch lesen: fünf Buchtipps
Robert Seethaler
Der letzte Satz
Mahlers letzte Reise: Der weltbekannte Komponist ist an Deck eines Schiffes, das ihn zurück von New York nach Deutschland bringen soll. Auf dieser Reise träumt er sich in sein früheres Leben zurück. Schmerzhaftes und Schönes – seine große Liebe Alma, seine Tochter Anna und der Tod seiner Tochter Maria – vereinen sich in diesem Roman mit seinen Erlebnissen als Musiker. (Hanser Berlin)
Oliver Hilmes
Witwe im Wahn –Das Leben der Alma Mahler-Werfel
Eine Biografie, die die Lücken im Leben von Alma Mahler-Werfel füllt. Durch die Entdeckung ihrer Tagebücher zeichnet der Autor ein vollumfängliches Bild der Frau, welche Mahler in seinen letzten Lebensjahren aufgrund ihrer zahlreichen Liebeleien mit anderen Genies der Zeit, unter anderem mit dem Architekten Walter Gropius und Franz Werfel, letztlich in den Wahnsinn trieb. (btb)
Joseph Horowitz
Die Mahlers in New York
Nur wenig wird über Mahler in Amerika berichtet. Seine Zeit an der Metropolitan Opera und bei den New Yorker Philharmonikern wird häufig nur aus europäischer Sicht thematisiert. Joseph Horowitz verfasste nun in seinem Roman einen gänzlich neuen, sehr intimen, manchmal fast schmerzenden Zugang zur Zeit des Komponisten in den USA. (Wolke)
Jens Malte Fischer
Gustav Mahler – Der fremde Vertraute
Jens Malte Fischer gelingt auf stattlichen 870 Seiten all das in Worte zu fassen, was Mahler rein musikalisch ausdrücken konnte. Diese Biografie erzählt detailgetreu vom Musikerleben und geht dabei wissenschaftlich auf seine Werke ein. Besonders sticht hervor, dass Fischer es geschafft hat, die Biografie für ein breites Publikum zugänglich zu machen, sowohl für Laien, als auch für Expert*innen. (dtv)
Frank Berger
Gustav Mahler – Vision und Mythos
Einen anderen Zugang findet der Autor Frank Berger in seinem Versuch einer geistigen Biografie. Ausgangspunkt ist Mahlers Aussage, dass sein gesamtes Leben in seiner Musik zu finden sei. Der neue Blick auf Mahlers zehn Sinfonien spiegelt dessen Kämpfe mit sich selbst, aber auch seine tiefsten Grundpfeiler und Überzeugungen wider. (Freies Geistesleben)
Dorothee Harpain
Kinsun Chan ist der neue Direktor des Semperoper Ballett. Gemeinsam mit Choreograf und Bühnenbildner Martin Zimmermann bringt er eine außergewöhnliche Kreation auf die Bühne: Wonderful World. Und die Frage: Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät?
Kinsun Chan, Sie übernehmen ab dieser Spielzeit die Leitung des Semperoper Ballett. Worauf freuen Sie sich besonders?
Kinsun Chan: Auf die Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern sowie dem Team des Semperoper Ballett, darauf, mit ihnen im Studio zu arbeiten und zu sehen, wie sie durch neue künstlerische Herausforderungen aufblühen und sich entwickeln. Ich kann es kaum erwarten, auf die Bühnen unserer Semperoper und des Staatsschauspiels zu gehen, mit den ersten Beleuchtungsproben zu beginnen und zu sehen, wie unsere neuen Produktionen zum Leben erwachen.
Die erste Produktion in Dresden wird Wonderful World sein, die Sie gemeinsam mit Martin Zimmermann zur Eröffnung des Schweizer Steps-Festivals entwickelt haben. Darin geht es um den Umgang des Einzelnen mit Extremsituationen. Wie blicken Sie jetzt, zwei Jahre später, darauf?
Chan: Wonderful World wurde im April 2022 uraufgeführt, aber Martin und ich haben schon über ein Jahr vorher mit der Planung und Diskussion über das Werk begonnen. Gerade als wir das Stück auf die Bühne bringen wollten, überfiel Russland im Februar die Ukraine. Wir waren erstaunt, wie plötzlich Parallelen zwischen der Weltlage und unserer Kreation entstanden sind. Heute sind sie noch aktueller geworden.
Martin Zimmermann: Schon vor der Pandemie und dem Krieg hatte die Welt eine ganze Reihe von Problemen, die die Gesellschaft ins Wanken gebracht haben: die Globalisierung, der Klimawandel, die
Tendenz zum Extremismus in verschiedenen Formen. Wir scheinen auf eine große Veränderung zuzusteuern oder uns schon mittendrin zu befinden.
Apropos „ins Wanken bringen“: Die Bühne ist instabil und droht durch die kleinsten Bewegungen der Tänzer*innen zu kippen.
Zimmermann: Eine Extremsituation in Bühnenform! Die Tänzerinnen und Tänzer riskieren mit jedem Schritt Kopf und Kragen und suchen dennoch unermüdlich ihren Weg durch das Geschehen. Der Reiz der Herausforderung gewinnt und lässt das gefährliche Gleichgewichtsspiel immer wieder von vorne beginnen, mit dem Risiko, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Chan: Das Bühnenbild von Martin ist ein integraler Bestandteil des Stücks, der die Körpersprache beeinflusst und den Dialog der Choreografie und Inszenierung mit dem Publikum verstärkt. Es bringt den Kern unseres Stückes auf den Punkt: Was passiert mit der Gesellschaft, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät?
Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Wie kann man sich Ihre Zusammenarbeit vorstellen?
Chan: Martin und ich sind seit Langem befreundet und wir wussten, dass unser gemeinsames Schaffen ein Risiko für unsere Beziehung hätte sein können. Stattdessen sind wir noch enger zusammengewachsen. Unsere Arbeit ist sehr organisch und voll von kreativem Austausch und Entdeckungen. Für mich war es wunderbar, die Chance zu haben, seine Perspektive einzunehmen und zu erfahren, wie er die Welt sieht.
Zimmermann: Ich komme ursprünglich aus der Zirkuskunst, von der Familie Frederico Fellini, Charlie Chaplin, Buster Keaton, Karl Valentin, Grock. Mein Kerngeschäft ist die Erfindung von tragisch-komischen Figuren. Für mich sind es Clowns von heute, wie du und ich und alle um uns herum. Dabei ist die Silhouette der essenziellste Aspekt. Für unser Stück haben wir für alle Figuren eine spezielle Silhouette erarbeitet, denn in dieser wird uns auf den ersten Blick alles über den Charakter erzählt, sie verrät uns, mit wem wir es zu tun haben. Es war ein wichtiges Element für unsere Zusammenarbeit.
Chan: Bei den ersten Proben haben wir gemeinsam mit den Tänzerinnen und
Tänzern festgelegt, welche Charaktere sie auf der Bühne darstellen werden. Dabei war uns wichtig, dass jeder seine eigene individuelle Figur entwickelt. Davon ausgehend haben wir ihre Kostüme erarbeitet.
Zimmermann: Es geht in dieser Produktion immer auch um das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, dem Einzelnen und der Masse. Wir kreieren eine Art Bilder-Gedicht in Bewegung, ein poème en mouvement.
Bis irgendwann der Moment des Umbruchs, der Dystopie kommt.
Zimmermann: Ausgehend vom persönlichen Balanceakt der verschiedenen Figuren wächst das Chaos auf der Bühne: Immer mehr Gestalten kommen hinzu, während einzelne in der Menschenmasse zu verschwinden drohen. Der Kampf beginnt. Wo greifen hierarchische Strukturen und wann dominiert der solidarische Anteil? Ein Ruck in einer gleichgeschalteten Gesellschaft, es ist eine Karikatur einer globalisierten Diktatur, bei der das Extrem herrscht und Freiheiten nicht mehr erlaubt sind. Neben den Tänzerinnen und Tänzern werden mehrere lebensgroße Puppen Teil des Geschehens sein, sodass sich dem
Kinsun Chan & Martin Zimmermann
Wonderful World
Premiere Do 17.10.2024, 19.30 Uhr
Choreografie
Kinsun Chan & Martin Zimmermann
Konzept & Bühne
Martin Zimmermann
Kostüme
Anja Jungheinrich, Kinsun Chan & Martin Zimmermann Musik
Hans-Peter Pfammatter, Daniel Steffen Licht
Christian Kass
Semperoper Ballett
Kleines Haus, Staatsschauspiel Dresden
Publikum immer wieder die Frage stellt, wer nun wessen Marionette ist.
Bei so einer ernsten Thematik: Bleibt da noch Raum für Humor?
Chan: Martin und ich glauben beide, dass Humor die beste Waffe ist, die wir haben.
Zimmermann: Absolut! Wir sind alle komische Wesen, die in dieser Welt überleben wollen. Alle suchen einen Weg, aber jeder ist irgendwie absurd und widersinnig. Für uns ist Humor das einzige Ventil, mit den Problemen und Sorgen, die die Welt bereithält, umzugehen. Humor kann ein wahnsinnig starkes Mittel der Kommunikation sein, man kann mit Cleverness Themen unterwandern, Missstände aufzeigen, Kritik üben und Fremdes näherbringen. Humor ist vielleicht das Letzte, was uns retten kann. Darin liegt viel Hoffnung, die wir auch Wonderful World mitgeben wollten.
Bei diesem Titel hat man natürlich sofort Louis Armstrongs What a wonderful world im Ohr. Welche Musik haben Sie für Ihren Abend ausgewählt und warum?
Chan: Die Musik wurde von den beiden Schweizern Daniel Steffen und HansPeter Pfammatter komponiert. Es sind zwei Künstler, mit denen ich schon seit einiger Zeit zusammenarbeite. Sie haben für uns eine ganz eigene reichhaltige Klanglandschaft und Atmosphäre geschaffen. Aber das bedeutet nicht, dass Mister Louis Armstrong nicht auch an irgendeinem Punkt der Produktion ins Spiel kommt. (lacht)
Am Ende bleibt also etwas von dem lebensbejahenden Impetus Armstrongs. Wie würde denn Ihre persönliche Wonderful World aussehen?
Chan: Eine Feier der Einzigartigkeit und Individualität jedes Lebewesens mit Offenheit, Dialog und Respekt.
Zimmermann: Eine Gesellschaft, die ihre Geschichte nicht mehr wahrnimmt, ist in der Lage, sich zu wiederholen. Bildung, Kultur und Humor sind für mich der Sockel der Menschheit. Wenn jeder über sich selbst lachen kann, dann kann er sein Gegenüber besser wahrnehmen und in einen Dialog treten. Ich freue mich riesig auf den Dialog zwischen dem Dresdner Publikum und Wonderful World!
Dorothee Harpain ist Dramaturgin an der Semperoper Dresden.
Wonderful Sound Neben der einzigartigen Komposition zu Wonderful World ließ sich Ballettdirektor Kinsun Chan bei seiner Arbeit zudem vom schnellen, hypnotischen und beatlastigen Detroit Techno aus den 1980ern inspirieren. Eine Playlist, die auf den Ballettabend
einstimmt
Louis Armstrong
Faithless
George Morel
Jeff Mills
The Astec Mystic
Daniel Papini
Dantiez
Anja Schneider
Baugruppe 90
DJ Gigola
Lust reinzuhören?
What A Wonderful World
Insomnia
Let’s Groove
The Bells
Jaguar
Hidden Source
Red Room
All I See
Schwung
La Batteria
Alle Songs finden Sie hier als Spotify-Playlist
Für junge Menschen Drei miese, fiese Kerle
In der Kinderoper Drei miese, fiese Kerle treiben das Gespenst, der Nachtmahr und das dicke Ungeheuer ihr Unwesen. Wie lassen die sich vertreiben?
Genau: mit Anti-Gespenster-Kugeln! Eine Bastelanleitung
1
7
Was du brauchst: Luftballons, die sich zu Kugeln aufblasen lassen
Kleister
Zeitungspapier, in Streifen gerissen
Wasserfarben
Flüssigkleber oder Heißklebepistole
Material zum Verzieren, z. B. Federn und Glitzerkleber
4
Luftballon einkleistern und mit Zeitungspapier bekleben
Wenn der Kleister gut getrocknet ist, den Luftballon mit einer Nadel zerstechen und vorsichtig herausziehen
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Kleister anrühren
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Trage mehrere Schichten auf (mindestens drei), damit die Kugel stabil ist. Die letzte Schicht schön glattstreichen
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Mit Wasserfarben bemalen und trocknen lassen
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Luftballons etwa faustgroß aufblasen und verknoten
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Am Knoten aufhängen und trocknen lassen
Dekorieren mit Federn, Glitzerkleber oder worauf du Lust hast
Übrigens
Du willst keine Kugeln aus Pappmaché basteln? Dann kannst du auch alte Tennisoder Jonglierbälle verwenden.
Opernwerkstatt
Drei miese, fiese Kerle Für Kinder von 7 bis 11 Jahren Sa 31.08.2024, 14.30 bis 17.30 Uhr Anmeldung bei Semperoper Aktiv! unter aktiv@semperoper.de
Familienvorstellungen
Drei miese, fiese Kerle Musiktheater von Zad Moultaka Für Kinder ab 6 Jahren Sa 07. | 08. | 14. | 15.09.2024 jeweils 15 Uhr, Semper Zwei Kosten: 12 €, ermäßigt 6 € Tickets unter semperoper.de
Was erzählt Woyzeck jungen Menschen heute?
Die Schüler*innen der 9. Klasse des Dresdner Marie-Curie-Gymnasiums haben sich das Musical von Robert Wilson nach dem Georg-Büchner-Klassiker in Semper Zwei mal angesehen
8Woyzeck zeigt, wie viele schlimme Ereignisse einen Menschen zu einer drastischen Handlung bringen können. Der Titelheld fühlt sich von allen verlassen und betrogen. Das hat etwas mit mir zu tun, weil sich viele Jugendliche nicht richtig verstanden fühlen. Das Stück zeigt auch, wie wichtig mentale Gesundheit ist, sich Hilfe zu holen und mit Menschen zu reden.
Woyzeck ist für mich eine gebrochene Person, die eigentlich nur geliebt und respektiert werden möchte. Er ist bedrückt, weil er die ständigen Demütigungen hinnimmt. Und er hat nicht den Mut, für sich selbst einzustehen. Durch seinen immer größer werdenden Wahn wirkt er außerdem unberechenbar.
Emilia
Das Stück spielt auf viele wichtige Dinge an. Status ist bei Jugendlichen ein total aktuelles Thema, weshalb man Woyzecks Demütigung mit dem heutigen Mobbing vergleichen kann. Das zerstört mental und kann zu dramatischen Entwicklungen führen.
Die Inszenierung spielt auf einem Steg. Die Idee finde ich sehr gut. Der Steg stellt für mich einen Weg dar, der der rote Faden des Stückes ist. Der Weg könnte auch der von Woyzeck sein.
Dorothea
Woyzeck zeigt, wie stark psychische Krankheiten das Handeln und Wesen eines Menschen beeinflussen können. Auch das menschliche Umfeld kann eine Person sehr stark ins Gute aber auch ins Schlechte führen.
Florentine
Was könnten die Figuren aus Woyzeck heute auf der Bühne tragen? Die Schülerinnen Smilia, Florentine und Lina haben klassische und moderne Kostüme für Woyzeck, Marie und den Tambourmajor designt
Robert Wilson, Tom Waits & Kathleen Brennan Woyzeck
Musikalische Leitung
Max Renne
Inszenierung
Manfred Weiß
Mit Martin Gerke
Franziska Schuster
Christian Venzke
Bettina Weichert Til Ormeloh
Projektorchester
Wieder ab 2.10.2024, Semper Zwei
Eine autobiografische
Komödie über eine vermeintliche Affäre: Richard Strauss’ Intermezzo erzählt davon, wie ein falsch adressierter Brief fast zum Eheaus führt (wie einst beim Komponisten und seiner Frau Pauline).
100 Jahre nach der Dresdner Uraufführung kommt Intermezzo nun zurück nach Dresden. Für Regisseur
Axel Ranisch ist es die erste Inszenierung am Haus. Ein Spaziergang durch Dresden, –und durch Familienkonflikte
Interview Benedikt Stampfli
Die Oper, die übrigens einmal den Arbeitstitel Das eheliche Glück trug, beginnt mit einem Streit zwischen dem Künstlerehepaar, eigentlich eine Bagatelle. Gibt es im Hause Ranisch ab und zu auch mal Streit?
Axel Ranisch: Nee, mein Mann und ich haben ja gar keine Streitkultur. Wir streiten nicht. Allerdings ist mir das Temperament, das das Ehepaar Strauss besitzt, von meinen Großeltern bekannt. Ich habe das Gefühl, dass mein Großvater Lust hatte, meine Großmutter zu necken. Nach 50 Jahren weiß man genau, wo der wunde Punkt liegt. Und Streit kann ja auch etwas Positives haben. Jede Beziehung, jede Ehe bedeutet viel Arbeit. Wahrscheinlich ist das größte Zeichen von Liebe das Aushalten der Macken des Anderen. Mein Mann ist ein sehr sozialer, bedachter und kontrollierter Mensch. Ich bin notorisch harmoniebedürftig und versuche immer, ausgleichend zu sein. Seit ich klein bin, bin ich der Diplomat in der Familie, der
immer versucht, die Dickköpfe in unserem Hause davon abzuhalten, gegeneinander loszugehen. Was nicht bedeutet, dass in mir nicht auch eine zumindest große passive Aggressivität herrscht.
Richard Strauss hat sich in seinen Werken mit vielen Ehepaaren auseinandergesetzt. Denken wir an Kaiser und Kaiserin und Barak und Färberin aus Die Frau ohne Schatten, dann Intermezzo und Die ägyptische Helena: Alles Opern, in denen sich die Paare am Ende versöhnen. Aber auch Familienstrukturen im Allgemeinen waren ihm wichtig, wie in Elektra, Salome, Arabella. Was bedeutet dir Familie?
Das ist mein großes Thema, woran ich mich abarbeite, seitdem ich mich künstlerisch ausdrücke. Meine Familie hat ein großes Talent für Selbstironie und Humor, dadurch wurden Probleme gelöst. Das hat mich so sehr geprägt, dass ich das als meinen ganzen Schatz verstehe. Ich gucke auch immer von der Familie aus in die Gesellschaft: Wie ist denn das jetzt im Großen, wenn es im Kleinen so ist? Mich berührt es, wenn es am Ende einer Geschichte zum Familienzusammenhalt kommt, dann laufen bei mir die Tränen. Daher liebe ich Intermezzo Richard Strauss plaudert aus seinem Nähkästchen, keine großen griechischen kaiserlichen Tragödien. Einfach ein kurzes Intermezzo. Von meinem Mentor Rosa von Praunheim habe ich gelernt: Authentisch ist man dann, wenn man von Dingen erzählt, die man kennt. Das habe ich so aufgesogen, ein Mantra für meinen künstlerischen Lebensweg.
Seit gut zehn Jahren bist du nebst Film- auch Opernregisseur und inszenierst nun das erste Mal hier. Was verbindet dich mit Dresden und der Semperoper?
Als ich ein kleiner Junge war, war die Semperoper der Inbegriff von Oper. Ich habe mir ganz viele Schallplatten der Sächsischen Staatskapelle angehört, mit Peter Schreier und anderen. Das waren die Helden meiner Kindheit. Zum Schlafengehen hörte ich Hänsel und Gretel, übrigens auch die erste Oper, die ich in der Semperoper erleben durfte. Dresden war für mich Weihnachtsgans Auguste, aber auch mein Papa, der dort aufgewachsen ist. Berlin war ja relativ hässlich, dann fuhr man eben nach Dresden. Ein Sehnsuchtsort, ja, der schönste Ort, den man sich vorstellen konnte.
Eine wunderbare Gelegenheit für ein Erdbeer-Picknick und eine Runde Skat
In der Semperoper angekommen, „studiert“ Ranisch die Uraufführungspartitur von Intermezzo
Im Vorwort zu Intermezzo lesen wir, dass Strauss mit dieser Oper ein neues Genre von Spiel- und Konversationsopern etablieren wollte. Er schrieb sogar in einem Brief an Hermann Bahr, der eigentlich das Libretto hätte verfassen sollen, dass ihm eine Dramaturgie aus „fast nur Kinobildern“ vorschwebt.
Absolut! Die vielen schnellen und kurzen Szenen wirken wie Filmschnitte. Das Stück heißt ja nicht umsonst Intermezzo. Nebst dem Text gibt es ja auch elf musikalische Intermezzi. In unserer Inszenierung, die genau die Situation vor 100 Jahren zeigt – Richard und Pauline sitzen gemeinsam in der Loge und schauen sich Intermezzo an –gibt es immer wieder animierte Filmsequenzen, in denen wir das aufregende Eheleben der beiden Revue passieren lassen. Beispielsweise gibt es die Geschichte zu Guntram: Da soll der Klavierauszug durch die Gegend geflogen sein, weil Pauline in der Hauptpartie mit irgendetwas nicht einverstanden war. Danach verschwanden beide Streithähne von der Probe. Nach einer gewissen Zeit kamen sie wieder zurück, und er verkündete die Verlobung.
Pauline stand nicht nur für Christine in Intermezzo Pate, sondern auch für „Des Helden Gefährtin“ aus Ein Heldenleben, die „Frau“ in der Symphonia domestica und die Färberin in Die Frau ohne Schatten. Welche Bedeutung nimmt sie im Schaffen von Strauss ein?
Dass Pauline fast 60 Jahre an seiner Seite lebte, bedeutet auch, dass sie einen unschätzbaren Einfluss auf alles gehabt haben muss: Ohne sie hätte es all diese Werke nicht gegeben.
Von Strauss’ 15 Opern wurden neun in Dresden uraufgeführt. Wer nun ein Denkmal oder gar eine prachtvolle Richard-Strauss-Allee in Dresden erwartet, wird enttäuscht. Einzig ein Platz wurde ihm gewidmet.
Ja, ein trauriger, unschöner Platz. Nicht mal eine Gedenktafel! Vielleicht kam er gerne nach Dresden, weil er dann im Hotel logierte und nicht zu Hause sein musste? Wenn ich in Berlin inszeniere, muss ich in der Endprobenzeit nach einem 14-Stunden-Tag zu Hause noch Ehemann sein und den Geschirrspüler ausräumen...
Nebst dem Libretto mit seinen witzigen Dialogen gibt es auch die Musik.
Die ist wahnsinnig schön. Meine Lieblingsstellen sind wahrscheinlich die Intermezzi, großflächiger, schöner Orchesterklang. Oh, ich freue mich schon. Die Konversationen im Text sind fantastisch und dennoch ist das Berührendste, was emotional passiert, unten drunter, im großen symphonischen Apparat. Auch wenn das Orchester deutlich kleiner als bei Elektra, Salome oder Frau ohne Schatten ist, ist es schließlich der Mittelpunkt und erzählt uns das Intermezzo. Vielleicht hat Richard Strauss, das, was er seiner Pauline nicht sagen konnte oder wollte, in Töne gesetzt?
Intermezzo handelt auch von profanen Themen, wie dem Essen. Beispielsweise die Hagebuttenmarmelade, eine Lieblingsspeise von Richard Strauss. Magst du die auch? Ist die nicht sehr sauer? Aber wohl gesund. Pauline, die selber auch ein Kochbuch geschrieben hat, war ja immer sehr bedacht um die Gesundheit ihres Richards.
Er mochte die herzhafte Küche, wie Rindfleisch mit „G’schlader“, also mit Fettrand, Steinpilze mit Knödeln, Nieren und Nierenbraten. Was sind deine Lieblingsspeisen?
Hmmmm, da haben wir Ähnlichkeiten. Doch über ein Hühnerfrikassee von meiner Mama, gekocht mit Butterreis, geht nichts. Eine halbe Packung Butter sollte es schon sein! (lacht)
Wenn Strauss nicht komponierte oder dirigierte, ging er oft seiner Leidenschaft nach: dem Skatspiel. Zu Karl Böhm sagte er: „Die Leute greifen mich an, weil ich so gerne Skat spiele. Böhm, ich versichere Ihnen, das ist der einzige Moment in meinem Leben, wo ich nicht arbeite.“ Spielst du auch Skat?
Ich lernte es auf einer Zugfahrt von meinem Opa, als ich zehn Jahre alt war. Ich bin ja so ein Großelternkind, da mein Vater als Trainer für Wasserspringen oft im Ausland unterwegs war und meine Mama als Physiotherapeutin mit eigener Praxis viele Spätschichten hatte. Ich war mindestens zweimal die Woche bei meinen Großeltern und spielte mit ihnen. Da sind auch die Karten durch die Wohnung geflogen.
Benedikt Stampfli ist Dramaturg an der Semperoper Dresden.
Richard Strauss
Intermezzo
Eine bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen in zwei Aufzügen
Premiere Fr 1.11.2024, 19 Uhr
Musikalische Leitung
Patrick Hahn
Inszenierung
Axel Ranisch
Mit Maria Bengtsson
Christoph Pohl
Ute Selbig
James Ley
Oleksandr Pushniak
Sabine Brohm
Jürgen Müller
Anton Beliaev
Martin-Jan Nijhof
Tilmann Rönnebeck
Sofia Savenko
Sächsische Staatskapelle
Dresden
Semper Bar
Axel Ranisch
Meine liebsten Opernmomente
Sa 26.10.2024, 20 Uhr, Semper Zwei
In Intermezzo nagt die Eifersucht am Eheglück.
Was unsere Love-Coachin der geplagten Opernheldin rät
Text
Sarah-Maria Deckert
Ich liebe meinen Robert. Aber er ist so viel unterwegs, steht im Rampenlicht, wird gefeiert, während ich zu Hause sitze. Nun kam neulich ein schlüpfriger Brief von einer gewissen „Mieze“. Da hing der Haussegen gewaltig schief! Was kann ich tun, damit ich Robert wieder rückhaltlos vertraue? (Christine S.)
Liebes vernachlässigtes Kätzchen, Haben Sie schon mal Eine verhängnisvolle Affäre gesehen? Da gibt es neben der ausladenden Dauerwelle von Glenn Close (Michael Douglas’ „Verhängnis“, das seine kalte Schulter nach einer Nacht heißem Gefummel ganz und gar nicht sportlich nimmt), vor allem eine Szene zu bestaunen: das Kaninchen im Kochtopf. Ich möchte gar nicht spoilern. Nur so viel: Wenn bei Ihnen noch kein Hase (im Sinne von Haustier, nicht von köstlichem Lapin à la moutarde) auf dem Familienherd köchelt, ist eherettungstechnisch noch alles drin. Atmen Sie erstmal tief in ein Chakra Ihrer Wahl. Ich empfehle das reinigende Hals- und Kehlkopfchakra Vishuddha, da sitzt nämlich die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir die gute alte Esoterik helfe. Außerdem ist es beruhigend hellblau, die Komplementärfarbe zu rasendem RotOrange. Auch nicht verkehrt. Dann drücken Sie Ihre Nase in ein Lavendelkissen und schalten einen Erregungsgang zurück: Ein Brief ist nur ein Brief. Kein Grund, vorschnell dramatische Telegramme zu verschicken. Außerdem viel zu Boomer-mäßig. Falls sich Ihr Robert noch keine schlawinerhaften Schnitzer geleistet hat, gilt auch für das Lamm von Ehemann die Unschuldsvermutung. Eifersucht zeugt von Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexen, Verlustangst. Kein Wunder bei so einem
Scheinwerfergatten! Aber anstatt das Licht Ihrer kosmischen Göttin auch noch auf ihn zu richten, strahlen Sie doch mal mit der Self-Care-Taschenlampe die Walküre im Spiegel an! Wann haben Sie zuletzt Mandalas in Ihr Achtsamkeitsjournal gemalt? Wann waren Sie zuletzt rodeln? Freunde der ehelichen Domestizierung sagen, Heirat sei „das ernsteste Ereignis im Leben“. Das einzige, was in so einem spaßbefreiten Hafen mit Sicherheit befriedigt, sind Ohropax, wenns eine Matratze weiter schnarcht. Arme, vernachlässigte Libido! Die bräuchte auch mal wieder Streicheleinheiten. Dazu ein weiterer Filmtipp: In Batman Returns schneidert sich die vom Fenstersturz arg zerzauste Michelle Pfeiffer einen schwarzen, ultraengen Catsuit aus Lackleder, als Zeichen der Emanzipation. Das Modell rangiert seither unter den hottesten Faschingskostümen of all time. Sie könnten einen Nähkurs buchen, sich das auf den, vom vielen Yoga definierten Va-va-voom-Körper schneidern und Ihrem Robert nach einer Partie Skat zeigen, wer hier die schlüpfrige Mieze ist! Domestizierung – aber sexy. Falls Ihnen das alles keine innere Ruhe verschafft, bleibt nur eines, fürchte ich: Spyware auf seinem Smartphone installieren. Chatverläufe sind viel eindeutiger als Briefe ohne Adressat. Die Haltung dabei muss sein: Weniger Jolene, please don’t take my man à la zitternde Dolly Parton, mehr I WILL SURVIVE à la stampfende Gloria Gaynor. Sollte Ihre mit Eifer suchende, Leiden schaffende Leidenschaft die Affäre schließlich doch bestätigen: Schmeißen Sie die Mieze in den Kochtopf!
Sarah-Maria Deckert ist freie Jounalistin und hat Semper neu konzipiert.
Stell dir vor, du bist der*die König*in der Welt
Der schwedische Choreograf Johan Inger erzählt in seinem Ballett die Lebensreise und Identitätssuche des unsteten Glückssuchers und Titelhelden Peer Gynt als spartenübergreifendes Gesamtkunstwerk aus Tanz, Pantomime und Gesang. Mit einer eindrücklich erzählenden Körpersprache, Witz und Humor übersetzt Inger dabei die Lebens- und Erfahrungsstationen Peer Gynts auf einzelne Abschnitte seines eigenen Werdegangs als Künstler.
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Fragen Sie, was Sie schon immer wissen wollten! Die Kolleg*innen aus den künstlerischen und technischen Abteilungen sowie das Leitungsteam stehen Ihnen vor der Vorstellung zur Verfügung. Vom 29. August bis 29. September, immer Freitag, Samstag und Sonntag. Oberes Seitenfoyer (Zwingerseite), ab Einlassbeginn. Freier Zutritt (mit Eintrittskarte zur Vorstellung), keine Anmeldung erforderlich
Tageskasse
Semperoper Dresden
Vertrieb und Service Theaterplatz 2 01067 Dresden +49 351 4911 705 bestellung@semperoper.de Öffnungszeiten
Mo bis Fr 10–18 Uhr Sa 10–17 Uhr (Januar bis März 10–13 Uhr) Sonntag und Feiertag geschlossen
29 Do 19 Uhr
Nikolaus Habjan, Regisseur der Dresdner Erfolgsproduktion L’Orfeo, belebt die Tradition des Kunstpfeifens neu. Bei der Soirée können Sie sein breites Repertoire von Händel über Mozart bis zum Belcanto erleben. Doch auch Verdi, Schubert, Wagner und Strauss werden von ihm gepfiffen.
Take 4 & Take4Concert Das Jugendpaket der Semperoper Dresden bietet die Möglichkeit, vier Vorstellungen oder vier Konzerte nach Wahl für nur 30 Euro zu erleben. semperoper.de
Veröffentlichung Ende September
Der fliegende Holländer Dresdentag
30 Fr 19 Uhr Benvenuto Cellini Dresdentag
31 Sa 19 Uhr 1. Sinfoniekonzert – Daniele Gatti
September
1 So 11 Uhr 1. Sinfoniekonzert – Daniele Gatti
19.30 Uhr Der fliegende Holländer
2 Mo 19 Uhr 1. Sinfoniekonzert – Daniele Gatti
3 Di 19 Uhr Le nozze di Figaro
4 Mi 19 Uhr Il barbiere di Siviglia
5 Do 19 Uhr Le nozze di Figaro
6 Fr 19 Uhr Die Zauberflöte
7 Sa 15 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
19 Uhr Il barbiere di Siviglia
8 So 15 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
19 Uhr Le nozze di Figaro
10 Di 11 Uhr
11 Mi 11 Uhr
12 Do 11 Uhr
Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
13 Fr 19 Uhr Die Zauberflöte
14 Sa 15 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
Sa 17 Uhr Stell dir vor – Auftakt Saison 2024/25
15 So 11 Uhr Hereinspaziert! – Tag der offenen Semperoper
15 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
18 Uhr Il barbiere di Siviglia Dresdentag
17 Di 11 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
19 Do 11 Uhr Drei miese, fiese Kerle Semper Zwei
19 Uhr Benvenuto Cellini
20 Fr 10 Uhr Gestatten, Monsieur Petipa! Nur für Schulklassen
19.30 Uhr Der fliegende Holländer
21 Sa 19 Uhr Il barbiere di Siviglia
22 So 14 Uhr Die Zauberflöte Familienvorstellung
23 Mo 18 Uhr Kostprobe Mefistofele
25 Mi 20 Uhr Semper Soirée – Nikolaus Habjan
26 Do 20 Uhr 1. Kammerabend
27 Fr 19 Uhr Le nozze di Figaro Audiodeskription
28 Sa 18 Uhr Mefistofele Premiere
29 So 18 Uhr Benvenuto Cellini
Oktober
1 Di 19 Uhr Mefistofele Dresdentag
2 Mi 19 Uhr Otello
19 Uhr Woyzeck Semper Zwei
3 Do 19 Uhr Fidelio
4 Fr 19 Uhr Die Zauberflöte
5 Sa 18 Uhr Woyzeck Semper Zwei
19 Uhr Otello
6 So 11 Uhr 2. Sinfoniekonzert – Andrés Orozco-Estrada
19 Uhr Mefistofele
Hereinspaziert! Die Oper lädt Sie ein, zum Tag der offenen Semperoper
So 15.9.2024, 11 bis 16 Uhr, Eintritt frei
Erleben sie u. a. unsere neuen Ensemblemitglieder Danylo Matviienko, Neven Crnić und Rosalia Cid in Le nozze di Figaro
7 Mo 19 Uhr 2. Sinfoniekonzert – Andrés Orozco-Estrada
8 Di 19 Uhr 2. Sinfoniekonzert – Andrés Orozco-Estrada
19 Uhr Woyzeck Semper Zwei
9 Mi 10 Uhr Gestatten, Monsieur Petipa! Für Familien
19 Uhr Fidelio
19 Uhr Woyzeck Semper Zwei
10 Do 14 Uhr Mefistofele
11 Fr 10 Uhr Gestatten, Monsieur Petipa! Für Familien
19 Uhr Otello
20 Uhr Sonderkonzert im Kulturpalast
12 Sa 19 Uhr Fidelio
13 So 11 Uhr Hochschulkonzert
19 Uhr Mefistofele
14 Mo 19 Uhr Woyzeck Semper Zwei
15 Di 19 Uhr Woyzeck Semper Zwei
17 Do 19 Uhr Fidelio
19.30 Uhr Wonderful World Ballett Premiere
18 Fr 19 Uhr Mefistofele
19.30 Uhr Wonderful World Ballett
Rudolf Buchbinder, einer der weltweit führenden Pianisten und Dirigenten, ist am Klavier und als Dirigent ausgewählter Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart im Kulturpalast zu erleben.
Kapelle für Kids ermöglicht es Kindern, die faszinierende Welt der klassischen Musik auf spielerische Weise zu entdecken
20 Uhr Fenster aus Jazz Semper Zwei
19 Sa 19 Uhr Otello
19.30 Uhr Wonderful World Ballett
20 Uhr Fenster aus Jazz Semper Zwei
20 So 14 Uhr La bohème Familienvorstellung
19 Uhr La bohème Dresdentag
24 Do 19 Uhr Mefistofele
25 Fr 19 Uhr Peer Gynt Ballett
26 Sa 11 Uhr Kostprobe Intermezzo
19 Uhr Fidelio
20 Uhr Semper Bar – Axel Ranisch Semper Zwei
27 So 11 Uhr Semper Matinée – Und morgen wird die Sonne wieder scheinen im Anschluss Ausstellungseröffnung „100 Jahre Intermezzo“
19 Uhr Peer Gynt Ballett Dresdentag
30 Mi 20 Uhr 2. Kammerabend
31 Do 14 Uhr Peer Gynt Ballett
19 Uhr Liederabend – Marlis Petersen
November
1 Fr 19 Uhr Intermezzo Premiere
2 Sa 19 Uhr Salome
3 So 11 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
14 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
18 Uhr Peer Gynt Ballett
4 Mo 9.30 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
11.30 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
19 Uhr Intermezzo Dresdentag
5 Di 9.30 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
11.30 Uhr Kapelle für Kids Semper Zwei
20 Uhr 1. Aufführungsabend
6 Mi 19 Uhr Salome Dresdentag
7 Do 18 Uhr Aktenzeichen – Intermezzo Historisches Archiv
19 Uhr Semper Bar – Patrick Hahn Semper Zwei
8 Fr 19 Uhr Intermezzo
Herausgeberin
Semperoper Dresden
Sächsische Staatstheater –
Staatsoper Dresden und Staatsschauspiel Dresden
Theaterplatz 2
01067 Dresden semperoper.de
Intendantin
Nora Schmid
Kaufmännischer Geschäftsführer
Wolfgang Rothe
Semper Magazin
Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de
Redaktion & Produktion
Unter der Gesamtleitung von Jörg Rieker (v.i.S.d.P.)
Sarah-Maria Deckert, Emilia Ebert, Dorothee Harpain, Hannah Kawalek, Martin Lühr, Sophie Östrovsky, Benedikt Stampfli, Andrea Streibl-Harms, Stefan Wollmann
Konzept & Koordination
Sarah-Maria Deckert
Besonderer Dank an Sebastian Becker, Till Goebel, Caren Jeß, Christine Wahl und Barbara Vinken
Gestaltung
Bureau Johannes Erler, Julia Pidun
Druckerei
Konradin Druck GmbH
Anzeigenvertrieb actori GmbH
Redaktionsschluss
9. Juli 2024
Staatschauspiel, Kleines Haus
Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Sächsischen Staatsoper Dresden. Änderungen vorbehalten.
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Publikation auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung z. B. Besucher*innen an einigen Stellen verzichtet. Entsprechende Nennungen gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Menschen. Überdies wurde in historischen Texten die Rechtschreibung angepasst.
Bildnachweise
Cover: Tim Sonntag, S. 6/7: Klemens Renner, S. 8: Xenie Zasetskaya, C&G Pictures, Gisela Schenker, Kristóf Kovács, Ville Paasimaa, Yiorgos Mavropoulos, S. 10: Ludwig Olah, Bengt Wanselius, E-Art/shutterstock, S. 11: Bernd Wilinski, Anja Neubert, Judith Nothdurft, Silvia Wiesmaier, S. 12/13: Maria Forster, S. 14/17/18: Alamy Stock Foto, S. 20: Christine Wahl, S. 24/25: Erwin Döring; S. 26: Markenfotografie, S. 28: Alamy Stock Foto, S. 30: Gregory Batardon, S. 32: Basil Stücheli, S. 34: Ludwig Olah, S. 35: Till Goebel, S. 36: Ludwig Olah, S. 38/39/40: Axel Ranisch, Benedikt Stampfli; S. 41: Matthew Britton/Alamy Stock Foto, S. 42/43: Ian Whalen, S. 45: Lupi Spuma, Matthias Creutziger, S. 46: Philipp Horak, S. 50/51: Jochen Quast
Arrigo Boito Mefistofele
28.9.2024
Richard Strauss Intermezzo
1.11.2024
Sergej Prokofjew
Die Liebe zu den drei Orangen
7.12.2024
Pedro Beriso & Mart van Berckel
Ändere die Welt!
19.12.2024
Maurice Ravel
Das Kind und der Zauberspuk
16.2.2025
Kaija Saariaho Innocence
15.3.2025
Charles Gounod Roméo et Juliette
3.5.2025
Leonard Bernstein Candide
11.5.2025
Georg Friedrich Händel Saul
1.6.2025
Leonard Evers humanoid
13.6.2025
Alle Termine finden Sie auf semperoper.de
Ballett
Kinsun Chan & Martin Zimmermann Wonderful World
17.10.2024
John Neumeier Nijinsky
24.1.2025
Julian Nicosia
Francesca Frassinelli
Giovanni Insaudo Tag Team
1.4.2025
Sidi Larbi Cherkaoui Imre & Marne van Opstal Vice Versa
28.6.2025
Freundinnnen und Freunde der Semperoper
Die Mitglieder von Proszenio – Freundinnen und Freunde der Semperoper bilden nicht nur ein aktives Netzwerk bürgerschaftlichen Engagements in Dresden, sondern schaffen mit ihrer Unterstützung finanzielle Spielräume für besondere Projekte insbesondere im Bereich der musikpädagogischen Nachwuchsarbeit.
Als eigene Initiative der Semperoper kann Proszenio mehr leisten als ein gewöhnlicher Freundeskreis.
Die Proszenio-Mitglieder sind vielmehr ein Teil der Semperoper-Familie und erfahren eine enge An- und Einbindung an die künstlerische Arbeit mit eigenen Veranstaltungsformaten und exklusivem Service.
Sie fördern nicht nur erstklassige Kunst, musikpädagogische Nachwuchs-Projekte, die ohne zusätzliche Unterstützung nicht umgesetzt werden könnten, sondern erhalten auch tiefere Einblicke hinter die Kulissen des Bühnengeschehens.
Folgende Möglichkeiten des Engagements stehen zur Auswahl:
· Einladung zu einer besonderen Veranstaltung in die Semperoper mit persönlichem Austausch bei einem Glas Sekt mit an der Produktion beteiligten Künstlerinnen, Künstlern und der Intendantin
· Einladung zur Jahrespressekonferenz der Semperoper zur neuen Spielzeit
· Auf Wunsch namentliche Nennung in der Danksagung der Weihnachtsausgabe des Semper!-Magazins
· Auf Wunsch namentliche Nennung in der Rubrik Förderer/Proszenio auf semperoper.de
· Kostenfreie Zusendung ausgewählter Publikationen der Semperoper
Spielzeitbeitrag
100 Euro (Solo)
170 Euro (Duett)
(aufbauend auf der Kategorie Piano)
· Bevorzugtes Vorkaufsrecht für die Vorstellungen der Semperoper – inklusive der Premieren
· Persönliche Betreuung
· Einladung zur Veranstaltung Treffpunkt Oper!, dem exklusiven Backstage-Networking-Event der Semperoper (ca. 2x/Spielzeit)
Spielzeitbeitrag
250 Euro (Solo)
370 Euro (Duett)
(aufbauend auf der Kategorie Moderato)
· Auf Wunsch Zugang zu allen Premierenfeiern der Semperoper
· Persönliches Schreiben der Intendantin zu Premieren und Sonderveranstaltungen (dieses erinnert Sie an den jeweiligen Termin und an die bevorzugte und garantierte Möglichkeit Kaufkarten zu reservieren)
· Sie wollen eine der Koproduktionen oder ein Gastspiel der Semperoper oder des Semperoper Ballett in einer anderen Stadt oder einem anderen Land erleben?
PROSZENIO unterstützt Sie bei der Organisation Ihrer Kaufkarten
Spielzeitbeitrag
490 Euro (Solo)
730 Euro (Duett)
Tutti für Unternehmen und Firmen
· Bevorzugtes Vorkaufsrecht für die Vorstellungen der Semperoper – inklusive der Premieren (ohne übliche Gruppenaufschläge)
· Einladung zur Jahrespressekonferenz der Semperoper zur neuen Spielzeit
· Auf Wunsch namentliche Nennung in der Danksagung der Weihnachtsausgabe des Semper! Magazins
· Auf Wunsch namentliche Nennung in der Rubrik Förderer/Proszenio auf semperoper.de
· Einladung zur Veranstaltung Treffpunkt Oper!, dem exklusiven Backstage-NetworkingEvent mit bis zu vier weiteren Gästen (ca. 2x/Spielzeit)
· Persönliche Betreuung
· Ermäßigung auf Inserate in den Publikationen der Semperoper
· Ermäßigung der Mietkosten bei eigenen Empfängen in den Räumlichkeiten der Semperoper
Spielzeitbeitrag
2.250 Euro
Partner und Förderer der Semperoper Dresden
Premium Partnerschaft
A. Lange & Söhne
Silber Partnerschaft
Novaled GmbH
Partnerschaft Bühnentechnik
SBS Bühnentechnik GmbH
Projekt Partnerschaft
Sparkassen-Finanzgruppe Sachsen
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Sparkassen-Versicherung Sachsen LBBW
Bronze Partnerschaft
Unternehmensberatung Barthier Prüssing & Köll Herrenausstatter
Semperoper Aktiv! Partnerschaft Junges Ensemble Partnerschaft
M4Energy eG Stiftung Kinderförderung von Playmobil Stöcker Kaufhaus GmbH & Co. KG
Günter Doering-Stiftung
Radeberger Exportbierbrauerei GmbH
Medienpartner
MDR ARTE
Sächsische Zeitung
Kooperationspartnerschaft
Individuelles Engagement
Oppacher Mineralquellen Proszenio – Freundinnen und Freunde der Semperoper Medizinisches Labor Ostsachsen MVZ
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Andrea Halassy (Sponsoring & Freundeskreis Proszenio) Theaterplatz 2, 01067 Dresden T +49 351 49 11 645 proszenio@semperoper.de sponsoring@semperoper.de semperoper.de/foerderer
Stell dir vor, die Oper lädt dich ein
Erleben Sie die Faszination des Theaters aus einer ganz neuen Perspektive und lassen Sie sich von der Kunst und dem Handwerk auf der Bühne sowie hinter den Kulissen begeistern. Die Eröffnung mit Stell dir vor – Musikalischer Spaziergang durch die Saison und dem Openair-Konzert der Band Kraftwerk sowie dem Tag der offenen Oper feiert den Start in die neue Spielzeit 2024/25.
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Unter dem Pseudonym Tschief macht Sebastian Becker Kunst aus Worten. Für Semper gestaltet er ab jetzt immer die letzte Seite mit einem Wortkunst-Schlussakkord.
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