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Der Mainzer Nachtbürgermeister

Mit Konzept durch die Nacht

Der Nachtkulturbeauf-

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tragte Timo Filtzinger

blickt auf ereignisreiche

Monate zurück und bleibt

weiterhin im Amt

Wegen Corona fiel vieles flach – geht’s jetzt endlich los für Timo Filtzinger?

Stadt Mainz

Amsterdam, Paris, Rotterdam, Mannheim – in diese Auswahl europäischer Städte reiht sich seit dem letztjährigen Sommer auch Mainz ein, mit der Gemeinsamkeit, einen sogenannten „Nachtbürgermeister“ zu stellen. Bei uns wird dieser Posten „Nachtkulturbeauftragter“ genannt und seit Beginn des Projekts im Juli 2020 von Timo Filtzinger ausgeführt. Wie seine Vorbilder agiert der 36-Jährige als Ansprechpartner für Gastronomen und Kulturakteure, aber auch Anwohner und Bürger. Doch statt kulturellen Alltags schlug auch hier Corona voll zu und veränderte das vorgesehene Aufgabenfeld beinahe komplett. Zwar blieb Filtzinger ein wichtiges Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und der Kultur- und Gastroszene; statt langfristiger Planung stand jedoch Schadensbegrenzung auf dem Programm.

Ehrenamt als Projekt „Der Arbeitsaufwand lässt sich nach diesen 12 Monaten schwer einschätzen“, gibt Timo zu bedenken, der das Amt auch auf seine Zukunftsfähigkeit testen soll und dafür tendenziell eine „Teilzeitstelle, vielleicht auch mehr“ sieht. Vorerst wird das Pilotprojekt nun gegenüber dem Wirtschaftsdezernat, dem Oberbürgermeister oder dem Ordnungsamt. Von deren Bereitschaft und Interesse, sich mit den Fragestellungen und Problemen der Szene auseinanderzusetzen, ist Timo „positiv überrascht“ und wünscht sich weiterhin eine rege Teilnahme: „Was Gastronomen bei diesen Treffen äußern, wird gehört und schließlich geschaut, wie man was umsetzen kann.“ In dieser Hinsicht überrascht es keineswegs, dass das Amt des Nachtkulturbeauftragten weitergeführt wird, zumal eine Reihe von Projekten ansteht. Eines der aktuellen Themen ist die Vorbereitung auf einen möglichen „Corona-Herbst“, aber auch die Umsetzung eines schon länger geplanten „Nachtkulturkonzepts“.

Redebedarf Doch nicht nur das, auch die derzeitige Situation der Clubs wirft große Fragen auf. Unter den gegebenen Bedingungen mit nur wenigen erlaubten Gästen pro Quadratmeter, Einlasskontrollen, Test-Konzepten und Co. macht ein Clubbetrieb kaum Sinn, weshalb so gut wie kein Tanzlokal geöffnet hat – obwohl man theoretisch könnte. Mittlerweile haben sich durch die monatelangen Schließungen außerdem manche Anwohner an die unverhoffte Ruhe gewöhnt, so dass es bei Öffnungen auch hier zu Reibereien kommen könnte. Gleichzeitig fühlen sich Partygänger und vor allem junge Menschen von der Politik und Maßnahmen übergangen und wollen es verständlicherweise auch mal wieder krachen lassen. Timo zeigt hier einerseits Verständnis, fordert aber ein respektvolles Verhalten und Miteinander, auch hinsichtlich Themen wie Müll und Nachtruhe. Grundsätzlich, wenn es das Budget zulässt, rät er: „Statt auf der Straße rumzugrölen und Müll liegen zu lassen, lieber in die Gastronomie gehen, solange man darf.“ Und ansonsten: gerne Kontakt zum Nachtkulturbeauftragten aufnehmen, der glücklicherweise weiterhin aktiv bleibt und Konflikte löst, bevor sie zu Lasten der Nachtkultur ausgetragen werden.

erneut verlängert – dieses Mal auf unbestimmte Zeit. Filtzinger übt seine Tätigkeiten weiterhin im Gegensatz zum Gros der „Nachtbürgermeister“ als Ehrenamt aus. Der gebürtige Mainzer arbeitet hauptberuflich im Vertrieb eines Bauträgers im Rhein-Main-Gebiet und hat vor allem abends und am Wochenende Zeit für sein Ehrenamt. Trotz der turbulenten Zeit kann Timo auf Erfolge zurückblicken: Bei Beschwerden von Anwohnern ist es sein Ziel, die Parteien an einen Tisch zu bringen und Kompromisse zu finden. Beim ersten organisierten Austausch habe das wunderbar funktioniert, erzählt Timo, wo man sich darauf einigte, dass die Terrasse bereits zur Schließzeit geräumt und abkassiert ist. Das macht die Anwohner glücklich, die Gastronomie zufrieden und auch das Ordnungsamt freut sich, nicht jeden zweiten Abend vor der Tür zu stehen. Aber auch weitere Felder gehören in seinen Aufgabenbereich.

Gehört werden Einen weiteren Akzent setzte Timo mit der Einführung des „Stammtischs“, bei dem Kulturakteure und Barbesitzer ihre Anliegen vortragen und sich austauschen - auch Erreichbar ist der Nachtkulturbeauftragte über: nachtkultur@stadt.mainz.de

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