FORSCHUNGEN ZUR ALBANISCHEN FRÜHGESCHICHTE GEORG STADTMÜLLER Leipzig, Botuar në vitin 1941

Page 1

ARCHIV U M EU R OPAE CENTROORIENTALIS dirigé en collaboration avec un comité de rédaction par

E. L U K I H I C H

L. TAMÁS

B UD A P E S T HONGRIE

TOME

V II.

FASC. 1— 3. 1941


a r c h í v u m

e u r

o p a e

CEMTRO- OKI ENTALI S paraît deux fois par an, à raison de quatre fascicules pour Tannée entière \

Comité de rédaction: Mi. A d r ie n O lv é lt y , professeur de l’histoire de l’Europe orientale à l’Université de Debrecen.

M.

M. L a d isla s « à ld i, pr.ofesseur-sup-

M J n le s M oraTcslK

pleant de philologie romane a l Université de Budapest, co-directeur de la revue. M. E t i e n n e K n i e z s a , professeur de linguistique slave à l’Université . . ,de Budapest.

J e a n O Telich, professeur de philologie slave à l’Université de Budapest. .

,

professeur

, _____ .. ’ . , u ^ t>Yzantine a 1 UmverSlté de Budapest. J u l e s N é m e th , professeur de philologie turque à l’Université de Budapest.

Prix de l’abonnement: 30 francs suisses. On s’abonne au dépositaire général de la revue : Librairie E d m o n d S t e m m e r — Budapest, V., Gr. Tisza István-utca 14. Hongrie. Tout ce qui concerne la rédaction doit être adressé au directeur: M . E . U U K .IN IC I1 ou au co-directeur: M . h . G Á L H I Budapest, VIII., Múzeum-körút 6—8. Faculté des Lettres.

SOMMAIRE DU TOME VII, FASC. 1—3: Georg Stadtmüller; F o rschun gen z u r albanischen F rü h g e schichte

....................................................................................

Ernst Dickenmaim:

systems III.

1

Studien zur Hydronymie des Save ......................................................................... 197

István Kniezsa: Z ur G eschichte d e r ungarisch-slow akischen ethnischen G r e n z e ................................................................... 240

MISCELLANEA:

Ladislas Sziklay: H v i e z d o s l a v .........................................................

.

310


ARCHÍVUM E U R O PA E CENTROO R I E N T A L I N d irig é

en collaboration avec un comité de rédaction par

E. L I I K I I I C H

t o m e

:

v ii

L. T A MÁ S

.

F A 8 C. 1—4 . B U D A P E S T B O K O R I É

19 4 1


Editeur responsable : M. Emeric Lukinich 19148 Imprimé par S á rk á n y -n y o m d a S. A. B u d a p est, VI., 9 rue Horn Ede. R esp . p o u i l ’impr. A . et J. W e s s e ly .


SOMMAIRE DU TOME VII Georg Stadtmüller. — Forschungen zur albanischen

Frühgeschichte

.......................................................

1— 196

Ernst Dickenmann. — Studien zur Hydronymie des

Savesystems

............................................................

197—239

Stefan Kniezsa. — Zur Geschichte der ungarisch

slowakischen ethnischen G r e n z e .........................

240—309

Ludwig Elekes. — Die Anfänge der rumänischen Ge

sellschaft. Versuch einer rumänischen Entwick lungsgeschichte im XIII—XVL Jahrhundert

. . 361—488

Ladislaus Gáldi. — Simeon Magyar, ein rumänischer

Pionier der josephinischen Schulreform . . . .

489—526

MISCELLANEA

Ladislas Sziklay. — H v ie z d o s la v ................................... 310—332 Asztrik Gábriel. — Biaise de Várda, humaniste hon

grois à Paris

...................................

527—540

COMPTES RENDUS — BESPRECHUNGEN

Georg

Ostrogorsky:

Geschichte

des

byzantinischen

Staates (Julius M o r a v c s ik ) ...................................

333—338

P, Guberina—Kr. Kristic: Razlike izmedju hrvatskogo i srpskogo knjizevnog jezika (Jules Herczeg)

. 338—340

Dragutin Kniewald: Zagrabacki liturgijski Kodekski XI—XV. stoljeca (Ladislaus HadrovicsJ . . . .

341—342


R. Brtán: Barokovy slavismus (Ladislas Sziklay) . . 342— N.

Cartojan: Cärtile populäre în literatura romäneascà. II. — Istoria literaturii románé vechi (Ladislas G á l d i ) .......................................................

345—355y

Leca Morariu: Graiu viu — corectiv stilistic (Ladislas Gáldi)

.......................................................................

Endre A d y —R. Bonnerjea: Poems (L. Országh)

355—3 5 ( /

. . . 356—359

Ján Durouic: Duchovná poezia slovenská pred Tranovskÿm (Ladislas S z i k l a y ) .................................. llie Bärbulescu: Influente ale cirilicei catolice asupra ciriliceí ortodoxé delà Romàni (L. Gáldi)

541—544

V

. . . 544—546

A. Biró: A Tribuna és a magyarországi román köz vélemény (Ladislas G á l d i ) ..................................

546—549

L. Mikecs: Csángók (Ladislas G á l d i ) .............................

549—551

Index

............................................................................ ...... 552—572


GEORG STADTM ÜLLER Leipzig

FORSCHUNGEN ZUR ALBANISCHEN FRÜHGESCHICHTE Vorwort. Den alten Balkan lernt die geschichtliche Forschung am besten dort kennen, wo sich noch heute urtüm lichste Lebens- und G esell schaftsform en erhalten haben: in A lbanien und seinen N achbar landschaften. Von dieser Erwägung aus h atte ich die Absicht, eine zusam m enfassende Geschichte des albanischen Volkstums zu schreiben. Das Eindringen in den Stoff zeigte, daß es dazu heute noch zu früh ist. Ich m ußte mich vorläufig darauf beschränken, die beiden Zeiträum e aufzuhellen, die für uns bisher noch in fast völligem Dunkel liegen: die Zeit des F rühm ittelalters (7— 11. Jh.) und die Zeit der Türkenherrschaft. Die Beschäftigung mit der frühm ittelalterlichen Geschichte führte zu d er vielum strittenen F rage nach der sog. „U rheim at” der A lbaner. Ich habe also vor läufig versucht, diese Frage zu lösen, indem ich die Entwicklung des albanischen Lebensraum es von den ältesten faßbaren A nfän gen bis zum E in tritt der A lbaner in die M ittagshelle der Ge schichte (13. Jh.) verfolgte. Die Entwicklung des albanischen Lebensraum es w urde zu nächst in retrogressiver B etrachtung verfolgt. Ich ging von dem heutigen albanischen Siedlungsraum aus und betrachtete seine V eränderungen über die Zeit der T ürkenherrschaft und der feu dalen F ürstentüm er zurück bis zu den ältesten Erw ähnungen der A lbaner in unseren Nachrichten (unten S. 160— 173), dann schritt die Untersuchung m it Hilfe der ,,Ü berreste'’ w eiter zurück in die frühalbanische (unten S. 125— 159), uralbanische (unten S. 76— 124) und voralbanische (unten S. 55— 75) Zeit. In dieser Form w urde die A rbeit im F ebruar 1936 von der Philosophischen F ak u ltät der U niversität B reslau als H abilitations schrift für das Lehrgebiet der byzantinischen und südosteuropäi schen Geschichte angenommen. A rch . Eur. C .-O .

1


2 Bei der Veröffentlichung habe ich es dann für zweckmäßiger gehalten, die K apitel nach ihrer zeitlichen Folge aneinanderzu reihen. In dieser Form ergibt das W erk einen wirklichen D urch blick durch die albanische Volkstumsgeschichte von den ältesten Zeiten an bis zum H ochm ittelalter. Es ist der erste Versuch, der auf G rund der Quellen unternom men wird. Die Vertiefung in die Geschichte der albanischen Siedlungs* ausbreitung w ährend des S pätm ittelalters und der Türkenzeit ließ diesen zweiten Teil des W erkes so anschwellen, daß es not wendig wurde, ihn abzutrennen und zu einer eigenen großen D arstellung auszuarbeiten, die voraussichtlich schon bald e r scheinen kann. F ü r den vorliegenden ersten Teil erschien der Titel „Forschungen zur albanischen Frühgeschichte” em pfehlens wert, da er ebenso kurz wie eindeutig ist. Es ging darum, die großen und viel um strittenen Fragen der albanischen Frühgeschichte unter Benützung der gesamten bishe rigen L iteratur nochmals zusam m enfassend zu erörtern und nach Möglichkeit zu klären, um so die G rundlagen zu schaffen zu einer D arstellung der uralbanischen und frühalbanischen Volkstumsge schichte. Die Z ersplitterung der bisherigen — vorwiegend sprach wissenschaftlichen — A rbeiten hat dem G eschichtsforscher eine Übersicht geradezu unmöglich gemacht. D urch die vorliegende Zusammenfassung der bisherigen Forschungen wird nunm ehr eine breite tragfähige G rundlage geschaffen für die weitere B eschäfti gung mit diesen Fragen, ein Rahmen, d er durch die zukünftige Einzelforschung ausgefüllt w erden kann, eine Diskussionsbasis, von der die w eitere Forschung ihren Ausgang nehmen kann. Die vor liegenden Untersuchungen w erden daher auch, wie dies bei sol chen A rbeiten unverm eidlich ist, durch den F ortschritt der E inzel forschung bald ergänzt und berichtigt werden. Bei dieser Untersuchung, die mich seit dem H erbst 1933 be schäftigt hat, haben mich durch Hinweise und Ratschläge verschie dene G elehrte zu D ank verpflichtet. A llen voran mein hochver eh rter L ehrer F r a n z D ö l g e r (M ünchen), der die ursprünglich von der oström ischen Geschichte des 13. Jhs. (D espotat Epeiros) ausgehende U ntersuchung mit seinen kritischen Ratschlägen be gleitet hat, auch nachdem die Untersuchung sich aus dem Licht reis der byzantinischen Geschichtsquellen in das Dunkel der balkaniachen Frühgeschichte verloren hat. Möge diese Arbeit, die ebensowohl der byzantinischen wie der innerbalkanischen G e schichte angehört, ein Beweis dafür sein, daß es eine ernsthafte wissenschaftliche Beschäftigung mit der südosteuropäischen Ge-


3 schichte nicht gibt ohne die Kenntnis des oströmischen Reiches und seiner Kultur! H errn Univ.-Prof. Dr. J. L u k i n i c h (Budapest) habe ich für die Veröffentlichung dieser A rbeit im „Archivum Europae C entro-O rientalis”, H errn Univ.-Prof. Dr. L. T a m á s (Budapest) für freundliche Mithilfe bei der K orrektur und für verschiedene Hinweise zu danken. Zu besonderem Danke bin ich diesen beiden Herren auch verpflichtet für die ungewöhnliche Geduld, die sie bei der — verschiedentlich verzögerten — Drucklegung dieser A rbeit bewiesen haben. Daß die A rbeit in B udapest erscheint, ist kein äußerer Zufall. B udapest hat ja durch den Namen von F r a n z N o p c s a auf dem Gebiete der Albanienforschung eine stolze Tradition. F erner habe ich für gelegentliche Hinweise den folgenden H erren zu danken: H errn Univ.-Prof. Dr. A. A l f ö l d i (Buda pest), H errn Univ.-Prof. Dr. H. A u b i n (Breslau), H errn Univ.Prof. Dr. A. B u d a y (Szeged), H errn Univ.-Prof. Dr. P. D i e 1 s (Breslau), H errn Univ.-Prof. Dr. N. J o k l (Wien), H errn G e heim rat Univ.-Prof. Dr. E. K o r n e m a n n (Breslau), H errn Univ.-Prof. Dr. F. M a r k g r a f (Berlin), H errn H ofrat Univ.Prof. Dr. C. P a t s c h (W ien), H errn Prof. P. P e p p o (K orça), H errn Univ.-Prof. Dr. P. G. P e t r o t t a (Palerm o), H errn Handelsattaché M ajor a, D, v o n S c h e i g e r (Tirana), H errn Univ.Prof. Dr. P. S k o k (Agram), H errn G ym nasialdirektor C h r . I. S u 1 e s (Jo an n in a), H errn Univ.-Prof. Dr. C. T a g l i a v i n i (Bologna), H errn Dr. O. T r e i t i n g e r (München), H errn P. Z. V a l e n t i n i (Skutari) und H errn Univ.-Prof. Dr. N. 2 u p an i c (Laibach). H errn Dr. J. D e u t s c h , dem D irektor der Staats- und Uni versitätbibliothek Breslau, danke ich für das freundliche E ntge genkommen gegenüber meinen zahlreichen Bücherwünschen, H errn Bibliothekar Dr. W. W i t t e für die unerm üdliche Liebenswür digkeit, mit der er mich so oft unterstützt hat. Die Beschäftigung mit der Zeit der T ürkenherrschaft hatte vor allem die Aufhellung der allm ählichen Islamisierung des Lan des, seiner Entwicklungsstufen und seiner politisch-wirtschaftlichen Gründe zum Ziele. Hoffentlich wird diese Untersuchung, die auch die Islamforschung und die allgemeine Religionsforschun* angeht, ebenfalls bald in Buchform erscheinen können. Breslau, den 13. Dezember 1937. t

1*


4

Einleitung. ê

M an hat bisher den Balkan, wenn man ihn überhaupt als geschichtliche Einheit gesehen hat, vom R ande her betrachtet und dam it als das K am pffeld der von außen hereingreifenden G roß mächte. Eine w ahrhaft geschichtliche B etrachtung des G esam tbal kans muß ihn aus seinem Innern zu erfassen versuchen, um das Leben des balkanischen Volkstums in der balkanischen L andschaft zu begreifen. Den eigentlichen echten B alkan lernt auch die ge schichtliche Forschung am besten dort kennen, wo sich u ralte E igenart noch bis heute erhalten hat: in A lbanien und seinen serbokroatischen N achbarlandschaften. Von dem rätselhaften A lbanien aus sehen wir den vollen und ganzen B alkan am besten. Nirgendwo sonst — auch im inneren Bosnien nicht — liegen so viele K ulturschichten als die erstarrten Zeugen ebenso vieler Kulturbew egungen und K ulturström ungen übereinander und nebeneinander.1 In A lbanien können wir daher am tiefsten in Entwicklung und E igenart des Balkans eindringen. A lbanien ist der archim edische Punkt, von wo aus wir die F or schungsaufgaben der älteren Balkangeschichte bezwingen müssen. Die nachfolgenden Forschungen, die w ährend der letzten Ja h re langsam entstanden sind, sind ursprünglich aus einer ganz anderen Zielsetzung erwachsen. Es w ar meine Absicht, die Ge schichte des D espotats von Epeiros und des kurzlebigen K aiser reiches von Thessalonike (13. Jh.) in zusam m enfassender Form darzustellen als ein Stück balkanischer Landschafts-, Staats- und Volksgeschichte, das hier besonders interessant ist, wo sich in der byzantinisch-slavisch-rom anischen Berührungszone verschiedene K ultur- und M achtkreise überschneiden. D urch die eingehende Be schäftigung mit der kanonistischen Briefsam mlung des Erzbischofs Demetrios Chomatenos von A chrida (13. Jh .), die unsere wich tigste Quelle für die Geschichte des D espotates von Epeiros ist, w urde ich auf das dam alige A uftreten der vorm als unbekannten A lbaner in der balkanischen Geschichte aufm erksam . Der V er such, den Anfängen dieses rätselhaften Volkes nachzuspüren, führte mich in den dunklen Urwald, den die frühm ittelalterliche 1 Sufflay, der w ie k ein anderer von A lbanien aus immer den gesam ten W estbalkan sah, hat dafür den schönen A usdruck gefunden: ,,fiovdg in qua tam quam in speculo to tiu s p enin su lae Haem i cernitur •y.óouos " (A c ta Alb. I, S. 3).


5 Geschichte des Balkans in dem halben Jahrtausend nach der slavischen Landnahm e (um 600) darstellt. In der römischen K aiserzeit w ar die gesamte Balkanhalbinsel unter dem überm ächtigen Einfluß der römischen Reichskultur und der beiden Reichssprachen — des Lateinischen und des G riechi schen — völlig umgeformt worden. Die alteinheimischen Volks sprachen waren ausgestorben, das Lateinische und Griechische waren an ihre Stelle getreten. An der A dria und in den D onau provinzen herrschte das Lateinische, in Griechenland, in den Küstengebieten und im H interland des Ägäischen M eeres sowie in dem K üstenstreifen am Schwarzen M eer herrschte das G rie chische als allgemeine Sprache. D ann kam en im 6. Jh. die Slaven, zunächst in einzelnen Schwärmen, dann in großen Volksmassen unter Führung der A varén und besetzten schließlich das ganze Binnenland der Balkanhalbinsel. Die bisherige — rom anisierte oder gräzisierte — Bevölkerung konnte sich fast nur an der Küste behaupten, wo sie einen starken Rückhalt an der oströmischen Reichsflotte hatte. Im Binnenland hielten sich nur einzelne feste W affenplätze (z. B. Serdika), dazu eine Zeitlang die S tädte an der unteren Donau, ferner die rom anisierten W anderhirten, die Vorfahren der heutigen Rumänen. Vom offenen Lande aber flüch tete die alte Bevölkerung hinter die schützenden M auern der K üstenstädte. Damit beginnt das dunkle halbe Jah rtau sen d des frühm ittel alterlichen Balkans. U nsere erzählenden Geschichtsquellen — vor allem byzantinische, daneben auch lateinische aus Dalmatien, Ita lien und Deutschland — geben nur spärliche Kunde über gele gentliche einzelne Ereignisse. Mit dem m achtvollen H ervortreten des altbulgarischen Staates im 8. Jh. erfahren wir manches über Bulgarien. D er westliche Balkan bleibt aber im Dunkel. Die Ge schichtschreiber in der K aiserstadt Konstantinopel, die doch sonst gut unterrichtet waren, wußten offenbar nichts sicheres über die V erhältnisse im inneren Balkan. A nders wird dies erst im 11. Jh. nach der Vernichtung des altbulgarischen Staates (1018) und der W iedereingliederung der ganzen Balkanhalbinsel bis zur Donau in das oströmische Reich. Nunmehr sehen wir w ieder k lar über den inneren Balkan. Das Bild, das sich uns bietet, ist ein völlig anderes. Wo vor einem halben Jah rtau sen d noch eine rom anisierte oder gräzisierte Bevölkerung wohnte, da w ar im 11. Jh. alles von Slaven besetzt. Von der früheren Bevölkerung hatte sich im Bin-


6 nenland nur ein einziger R est gehalten: Die „Blachen" (BÁd^oi), die V orfahren der heutigen Rumänen, die als W anderhirten mit ihren H erden die Bergweidegebiete über den ganzen Balkan hin innehatten. In enger volkstunisgeschichtlicher Verbindung mit ihnen erscheint ein anderes Volk von W anderhirten, dessen A n fänge und Frühgeschichte bisher durchaus rätselhaft sind: die Albaner. Dieses überraschend neue Bild, das der innere B alkan im 11. Jh. bietet, ist das Ergebnis einer vorläufig nur in den allgem ein sten Umrissen sichtbaren volkstumsgeschichtlichen Entwicklung, die eben das genannte halbe Jah rtau sen d ausfüllt. In diesem h al ben Jah rtau sen d muß sich im balkanischen B innenland eine un m erklich langsame A useinandersetzung zwischen der rom anisierten (oder halbrom anisierten) A ltbevölkerung und der slavischen Neubevölkerung vollzogen haben, ein unterirdischer Vorgang, auf den wir nur aus seinen Folgen schließen können. Von zwei Seiten muß daher die Forschung daran gehen, dieses Dunkel aufzuhellen: von der slavischen Landnahm e aus und von der rum änisch-alba nischen Frühgeschichte aus. Beides sind nur zwei Kom plem ent seiten eines und desselben Vorganges und können daher auch nicht für sich allein betrachtet werden. Die slavische Landnahm e auf dem B alkan ist bisher in w irk lich system atischer W eise überhaupt noch nicht erforscht worden. Verschiedene M onographien haben die N achrichten der erzählen den Geschichtsquellen über die slavische Einw anderung im 6. und 7. Jh. zusam m engetragen. Die Sprachgeschichte und die Ortsnam en forschung haben nur einzelne B eiträge geliefert. D er einzige große zusam m enfassende Versuch in dieser Richtung ist ein kürzlich e r schienenes W erk von P e t a r S k o k , das nach zahlreichen frü heren V orarbeiten die Grundzüge der Sprach-, N ationalitäten- und Siedlungsgeschichte D alm atiens d arstellt.2 N och schw ieriger u n d u m s tritte n e r ist die a n d e re S eite d e r frü h m itte la lte rlic h e n B alk an g esch ich te: die F rü h g esch ich te des r u m änischen u n d des alb an isch en V olkes. U n te r a lle n V ö lk ern E u ro p a s h ab en die R u m än en u n d die A lb a n e r w ohl die rä ts e lh a fte ste G eschichte. S onst p fle g t es in d e r G eschichte eines V olkes so zu sein, d a ß die A n fän g e d u n k el sind, d aß sich dieses D u n k el d ann m it 2 Skok, D olazak.


$

7

dem Fortschreiten des G eschichtsablaufes m ehr und m ehr auf hellt. Bei den Rum änen und A lbanern aber ist es anders: W ir kennen die politische und kulturelle Geschichte beider Völker seit dem H ochm ittelalter, seit ihrem E in tritt in die M ittagshelle der Geschichte. Davor aber liegt ein dunkles halbes Jahrtausend, w ährend dessen die Geschichte beider Völker unseren Augen ent schwindet. W enn wir durch dieses dunkle halbe Jah rtau sen d be trachtend zurückschreiten, dann gew ahren wir zu unserer Über raschung aber, wie es in vorslavischer (römisch-byzantinischer) Zeit hell wird. F ü r jene älteste Zeit geben uns sprachgeschichtliche Erw ägungen ein allgem eines Bild von Geschichte und Zu ständen der V orfahren der heutigen R um änen und A lbaner. So bietet die Geschichte beider Völker für unsere B etrachtung das Bild eines W asserlaufes im K arst: er fließt dahin, dann versinkt er irgendwo unsichtbar in die E rde, um erst eine gute Strecke W eges w eiter w ieder zu Tage zu treten, nunm ehr angeschwollen zum vielfachen Umfange. Das H auptproblem der rum änischen und der albanischen G e schichte ist daher die Aufhellung dieses dunklen halben J a h rta u sends. Man hat dies bisher vor allem auf dem Gebiete der rum ä nischen Frühgeschichte versucht, freilich ohne einen allgemein an erk an n ten Erfolg, wie das w iderspruchsvolle Stim mengewirr der Forschung zeigt. Schuld daran sind einerseits methodische Mängel dieser Forschung, anderseits aber und zw ar vor allem die Tatsache, daß auf diesem Gebiete die Forschung von verschiede ner Seite her schon von A nfang an weitgehend von chauvinisti schen Tendenzen verseucht w orden ist. Um die albanische Frühgeschichte h at man sich bisher viel weniger gekümmert. Die Forschung hat zw ar auch auf diesem Gebiete lebhaft gearbeitet, man ist von verschiedenen Seiten und mit verschiedenen M ethoden an die Fragen der albanischen F rü h geschichte herangegangen, aber es fehlte der Versuch einer Zu sammenfassung und geschichtlichen Einordnung aller dieser v er einzelten und verstreuten E rkenntnisse. D ieser Versuch ist in der vorliegenden A rbeit gemacht worden. Dam it w ird zum ersten M ale zugleich auch ein Überblick über die Frühgeschichte des albanischen Volkstums bis zu seinem sichtbaren E in tritt in die politische Geschichte (11— 13. Jh.) gegeben. F ü r die künftige For schung hat die vorliegende A rbeit nur den W ert einer vorläufigen, aber als ganzes unentbehrlichen E rörterungsgrundlage, die durch


8

den w eiteren E rkenntnisfortschritt der Forschung hoffentlich recht bald entbehrlich und durch eine bessere Zusammenfassung ersetzt w erden wird. Die hier versuchte Aufhellung der albanischen Frühgeschichte ist die wichtigste V oraussetzung zu einer wirklichen albanischen Volkstumsgeschichte, zu der bisher alle A nsätze fehlten. Die zweite große V orarbeit, die diesem Ziele zu dienen hat, ist eine Geschichte der albanischen Siedlungsausbreitung w ährend des S pätm ittelalters und der Neuzeit. Die geschichtliche B etrach tung der albanischen Siedlungsausbreitung wird erst die E n tste hung des heutigen albanischen Volkstumsbodens verstehen lassen, sie w ird uns auch die politische und m ilitärische Bedeutung des A lbanertum s im Rahm en und im Dienste des osmanischen Reiches zeigen.

*


I. Stand, Aufgaben und Bedeutung der geschichtlichen Forschung in Albanien Die Geschichte von A lbanien im A ltertum und F rühm ittelalter ist noch heute für uns in ein Dunkel gehüllt, das — abgesehen von der kurzen Episode des großepeirotischen Reiches unter Kö nig Pyrrhos und des albanischen Feldzuges Caesars — nur in weiten A bständen durch karge Bemerkungen der Geschichtschrei ber und durch einzelne Inschriften spärlich erhellt wird. Das Land selbst war noch vor einigen Jahrzehnten unerforscht und im ge birgigen Innern von W esteuropäern kaum betreten.1 Die A nfänge der landeskundlichen Erforschung liegen am Beginn des 19. Jhs. Zunächst w aren es Reisende und die Konsuln frem der Mächte, die ihre in langjährigem A ufenthalt erworbenen Kenntnisse von Land, Leuten und Sprache veröffentlichten: L e a k e,2 englischer A rtillerieoffizier und archäologischer R eisen der, P o u q u e v i l l e , 3 französischer Konsul in Joannina, dann H a h n , 4 der österreichische „Konsul für das östliche Griechen lan d ”, H é c q u a r d , französischer Konsul in Skutari, D e g r a n d , sein Nachfolger, J a s t r e b o v , 5 russischer Konsul in P rizrend und I p p e n, österreichischer Konsul in Skutari.6 In den 1 Eine G eschichte der gesam ten A lbanienforschung gibt P etrotta 393— 501 (unentbehrlich vor allem durch die Anführung italo-albanischer Schriften, die außerhalb U nteritaliens fast völlig unbekannt geblieben sind). 2 W. M. Leake, Researches in Greece. London 1814. Ders., Travels in Northern Greece. I— IV. London 1835. 3 F. C. H. L. Pouqueville, Voyage en Moréé, à Constantinople, en A l banie, et dans plusieurs autres parties de l ’Empire Othoman, pendant les années 1798, 1799, 1800 et 1801. I— III. Paris 1805. Ders., Voyage dans la Grèce. 2. éd. I— VI. P aris 1826— 1827. 4 Hahn, Alb. Studien. Ders., Reise. 5 N eben dem H auptwerk (vgl. unten S. 184) sind einige K onsulatsberichte zu erwähnen, die bei Seliscev, Slavj. nas. 114— 127 herausgegeben sind. 6 Ippen, Denkmäler. Ders., N o rd w estl. Alb. Ders., Skutari.


10 W erken dieser Reisenden finden sich gute Schilderungen der Straßen, der L andschaft und der Menschen, dazu in teressante archäologische und geschichtliche Notizen. Aber erst gegen Ende des 19. Jhs. beginnt anstelle der gelegentlichen Bereisung eine planm äßige Erforschung der Landschaft und M en schen nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten. F ür die südlichen N achbarlandschaften sind P h i l i p p s o n 's0a A rbeit über die Geographie von Epeiros und P a r t s c h's7 A rbeiten über die jonischen Inseln bahnbrechende Leistungen. W ährend Epeiros nach P h i l i p p s o n ziemlich unbeachtet blieb,8 verei nigte sich von nun an alles Interesse auf Albanien, vor allem auf Nordalbanien, das seit dem B erliner Kongreß (1878) der politi sche Zankapfel der Nachbarm ächte zu w erden begann. Neben zahlreichen kleineren Reisebeschreibungen, die oft wichtige E in zelbeiträge zur Landeskunde liefern, sind hervorzuheben die W er ke von H é c q u a r d , G o p c e v i c , D e g r a n d , J a s t r e b o v und B a l d a c c i , die anthropogeographische D arstellung von Barbarich sowie die ausgezeichneten A rbeiten N o p c s a ’s, durch die Geographie, Geologie, Volkskunde und Vorgeschichte N ordalbaniens auf G rund langjähriger Forschungen an O rt und S telle' eingehend dargestellt w erden.9 D er W eltkrieg, der auch A lbanien zum K riegsschauplatz machte, die Schaffung eines selb ständigen albanischen S taates und die wachsende wirtschaftliche und verkehrstechnische Erschließung des Landes gaben dann der Erforschung neuen Auftrieb. H eute verfügen wir über die ausge zeichneten landeskundlichen G esam tdarstellungen von B o u r c a r t , L o u i s , B a l d a c c i und A 1 m a g i à, dazu kommen für die nordalbanischen Landschaften die M onographien von N o p c s a und S t e i n m e t z . Die W erke von L o u i s und B a l d a c c i , die beide auf langjährige persönliche Kenntnis des Landes zurückgehen, sind nebeneinander unentbehrlich. Das er®a P hilippson, Thess. u. Epirus. 7 Josep h Partsch, Die Insel Korfu. G otha 1887 (E rgänzungsheft Nr. 88. zu „Peterm anns M itteilun gen”). D ers., Die Insel Leukas. Gotha 1889 (Ergän zungsheft Nr. 95 zu ,,Peterm anns M itteilungen"). D ers., K ep ha llen ia und Ithaka. G otha 1890 (E rgänzungsheft Nr. 98 zu „Peterm anns M itteilu n gen ”). D ers., Die Insel Zante: ,,Peterm anns M itteilungen" 27 (1891) 161— 174. 8 K ürzlich ist d ie tüchtige siedlungsgeograp hische U ntersuchung von Stergiop u los (vgl. unten S. 192) erschienen, die einen großen F ortschritt be deutet. 9 D ie T itel dieser und der im folgenden erw ähnten W erke sind in dem Schrifttum sverzeichnis (unten S. 180— 195) angegeben. Zur G eographie A l baniens vgl. auch unten S. 120— 123.


11 stere beschränkt sich auf die Geographie in engerem Sinne und gibt eine eingehende D arstellung des Aufbaus und der O berflä chengestalt der einzelnen Landschaften. B a l d a c c i 10 gibt — ohne auf den S ondercharakter der einzelnen Landschaften einzu gehen — eine auf reiches M aterial gestützte G esam tdarstellung, deren W ert vor allem in der Schilderung von Volkstum und W irt schaft liegt.11 F ü r N ordalbanien wurde die geographische und geologische Erforschung in einer jahrzehntelangen A rbeit von F ranz N o p c s a geleistet. Seine abschließende G esam tdarstellung1" — N o p c s a ’s eigentliches Lebenswerk ! — ist von unschätzbarem W erte für alle Forschungen auf dem Gebiete Nordalbaniens. Neben der D arstel lung der geographischen und geologischen V erhältnisse finden sich darin auch zahlreiche w ertvolle M itteilungen zur Volkskunde, Archäologie und O rtsnam enkunde.13 Die archäologische Erforschung begann am spätesten.14 Zwar finden sich bereits bei den älteren Reisenden Bemerkungen über einzelne Gebäude, Ruinen und Inschriften. Die Forschungen von E v a n s (1884— 1885) verbreiteten zum ersten M ale Licht über die Archäologie von Süddalm atien (Epitaurum, Canali, Rhisinium), Montenegro, N ordalbanien und D ardanien und über die dortigen römischen Straßen und Bergwerke. Seitdem w andte sich das Interesse der Archäologen diesem Gebiet zu, vor allem der Skutari-Ebene und der Landschaft zu beiden Seiten des DrinDurchbruchs (Skutari—Prizrend) m it den antiken K ulturm ittel punkten Epitaurum , Narona, Doclea, Scodra und Lissus. P a t s c h , dessen zahlreiche A rbeiten sich durch die Verbindung einer ganz außergewöhnlichen M aterialkenntnis und eines weiten geschichtli chen Gesichtskreises mit scharfer Beobachtungs- und Kombina tionsgabe auszeichnen, bearbeitete die A ltertüm er und D enkm äler Südalbaniens, vor allem der H ügellandschaft M alakastra (1904)15 und erforschte Ruinen und Geschichte von Narona, der alten H an 10 Baldacci, L ’Albania. D ie beigegebenen Karten sind ungenau. 11 Über Stand und A ufgaben der geographischen A lbanienforschung vgl. R oberto A lm agià, P rogressi e lacune nella conoscenza geografica d e l l ’Albania, Studi A lbanesi 2 (1932) 128— 139. 12 N opcsa, Geogr. u. Geol. 13 Über die Bedeutung dieses W erkes für die O rtsnam enforschung vgl. Jokl, Ortsnamenkunde. 14 E ine unentbehrliche Übersicht über die bisherigen Funde gibt: Rey, R épertoire. 15 Patsch, Berat.


12 delsm etropole an der N arenta (1907).16 Zur Archäologie N ordal baniens, insbesondere im M ittelalter, lieferte I p p e n Beiträge.17 N o p c s a (1912) m achte den ersten Versuch einer zusammen fassenden Beschreibung der vorgeschichtlichen griechisch-illyrischen und römischen A ltertüm er im östlichen Teil der Skutar*Ebene und im Gebiet des unteren D rin.18 R o v i n s k i j und nach ihm S t i c o t t i zusammen mit J e 1 i c und I v e k o v i c (1913) erforschten die Ruinen der römischen S tad t Doclea. Eine A rbeit von B u d a y (1918) beschäftigte sich m it den Ruinen und Rö m erstraßen am unteren Drin und in dem benachbarten Gebiet von A ltserbien (Metohija, Kosovopol je, Ib ar-T al). P r a s c h n i k e r und S c h o b e r (1912) lieferten in gemeinsamer A rbeit wertvolle B eiträge zur archäologischen Erforschung von Doclea, Skutari, Lissos, des Gebietes von Elbasan und B erat. Damit w urde die archäologische Erforschung von Südalbanien, die P a t s c h mit seiner A rbeit über dás Sandschak B erat (1904) begonnen hatte, wieder aufgenommen. Eine um fassende Studie P r a s c h n i k e r ’s19 über die Burg- und S tadtruinen M ittel- und Südalbaniens, ins besondere über A pollonia und Byllis, warf ganz neues Licht auf die Geschichte dieser L andschaft in vorröm ischer und röm ischer Zeit. Die A usgrabung des griechisch-römischen Apollonia w urde von den Franzosen unter L é o n R e y (seit 1923) unternommen. Schon vorher h atte die Bodenforschung in Durazzo eingesetzt. F ü r die archäologische Erforschung der südlichen Landschaften des heutigen albanischen Staatsgebietes ist in dieser ganzen Zeit insgesam t weniger A rbeit geleistet worden, wenn auch die jüngst gemachten Entdeckungen die von Nord- und M ittelalbanien an Bedeutung wohl erreichen. W as wir über die zahlreichen im Lande verstreuten Ruinen20 wissen, verdanken wir noch immer den k a r gen und allgem eingehaltenen Beobachtungen der Reisenden.21 In der chaonischen D oppelebene (politisch zu A lbanien gehörig) h a ben die Italiener unter U g o l i n i seit 1926 den Spaten ange 16 P atsch, Narona. 17 Ippen, Skutari. D ers., N o rd w e stl. Alb. 18 N opcsa, Vorgeschichte. 19 Praschniker, Muz. u. Mal. 20 Über T opographie und R uinen der antiken S täd te von Südalbanien und E peiros vgl. H. T reidler, Epirus im A lt e r tu m . Stu dien zur historischen T opographie (D iss. L eip zig). L eipzig 1917. 21 E ine brauchbare Ü bersicht über die ä lteren R eiseb esch reib u n gen der ein zeln en W ege in Südalbanien und E peiros gibt P hilippson, Thess. u. Epirus 195— 200.


13 setzt, lim zunächst die epeirotisch-röm ischen S tädte Buthroton und Phoinike auszugraben. Die A rbeit führte zu Entdeckungen und Erkenntnissen, die uns erst ein klares Bild geben von der Stärke des Einflusses der griechischen Kolonisation auf die K ul tur der binnenländischen B arbarenstäm m e (Chaonen).22 Die albanische Sprachw issenschaft23 wurde zuerst nur von den Italoalbanern zu praktischen Zwecken gepflegt. A ls wissenschaft liche Disziplin w urde sie in der ersten H älfte des 19. Jhs. be gründet ( L e a k e , X y l a n d e r , C r i s p i , D o r s a , D e R a d a , H a h n ) . Schon bald w andte sich die junge indogermanische Sprachw issenschaft (B o p p, P o t t ) dem in seiner Einzelstellung rätselhaften Albanischen zu. M an erhob vor allem die F rage nach der sprachlichen Stellung des Albanischen im Kreise der indoger manischen Sprachen. Nach verschiedenen Irrw egen der Forschung setzte sich allgemein die Erkenntnis durch, daß die albanische Sprache eine Satem sprache ist, die in der Zeit der Röm erherrschaft teilweise rom anisiert wurde, w ährend seine balkanischen Schwe stersprachen dem überm ächtigen Einfluß der römischen Reichs kultur und der lateinischen Reichssprache vollständig erlagen und zu rom anischen Sprachen (Rumänisch, Dalmatisch) wurden. Seit dem bewegt sich die albanische Sprachw issenschaft um zwei in nerlich zusam menhängende wichtige G rundfragen, deren B eant wortung allein auf die vorslavische Geschichte des Volkes und Landes Licht zu werfen vermag: die Frage nach dem illyrischen oder thrakischen C harakter des ,,V or-Albanischen" (d. h. des Albanischen vor der Um gestaltung durch den Einfluß des V ulgär lateins) und dam it verbunden die Frage nach dem V erhältnis des mit einem — stellenweise tief eingedrungenen — balkanlateini schen Firnis überzogenen Albanischen zu den beiden balkanlateini schen Sprachen, zum heute ausgestorbenen Dalm atischen und zum Rumänischen, also die Stellung des Albanischen innerhalb der balkanlateinischen Romania. Diese Frage läß t sich nur zusammen mit der anderen vielum strittenen Frage nach der Stärke und Tiefe 22 U golini, Albania antica,. Ders., L ’antica Albania. D ers., Le scoperte archeologiche latte in Albania dalla nostra missione (1924— 1930): Studi A lfcanesi 1 (1931) 17— 34, 23 Überblicke über die G eschichte der albanischen Sprachw issenschaft ge ben P etrotta 423— 459. Jok l, Albanisch (mit besonderer Hervorhebung der Forschungsproblem e). Über die albanische Sprachw issenschaft im allgem einen vgl. auch C. Tagliavini, La lingua albanese: Studi A lbanesi 5— 6 (1935— 1936) 5— 33.


14 des lateinischen Einflusses auf das „Voralbanische" entscheiden.24 In älterer Zeit galt die albanische Sprache unbestritten als Tochtersprache des Illyrischen, da man auf G rund der antiken ethnographischen Nachrichten das Gebiet des heutigen Albanien ausschließlich von illyrischen Stämm en bewohnt glaubte. Diese noch von S u f f 1 a y vertretene „communis opinio" erlitt den entscheidenden Stoß m it dem B ekanntw erden des Venetischen, das den meisten G elehrten als illyrische Sprache gilt, aber in Sprachgefüge und Lautbestand von dem „Voralbanischen" so stark abweicht, daß beide kaum zusammengehören können. Dazu kam der aus Ortsnam en zum wenigsten mit hoher W ahrscheinlichkeit erbrachte Nachweis, daß das thrakische Sprachsubstrat bis an das adriatische M eer reicht,25 und die nahe V erw andtschaft des A l banischen mit dem Rumänischen, das als Tochtersprache des Thrakischen angesehen w erden m u ß . D aher neigt man jetzt mehr dazu, das Albanische als Tochtersprache des Thrakischen und Schw estersprache des Rumänischen zu betrachten ( H i r t , W e i g a n d , M l a d e n o v ) , w ährend J o k 1 das „Voralbanische" als thrakisch-illyrische M ischsprache zu erweisen versucht.26 Die Tiefe der Um gestaltung des „Voralbanischen" unter la teinischem Einfluß war man geneigt zu überschätzen, nachdem der Einfluß überhaupt festgestellt war. M an betrachtete das A l banische geradezu als halbrom anische Sprache (G. M e y e r ) . N euere Forschungen ( S k o k , B a r i c , B a r t o l i und besonders J o k 1) haben diese unhaltbar übertriebenen Anschauungen besei tigt oder auf ein richtiges Maß zurückgeführt. Heute kann uns die albanische Sprachw issenschaft sicheren Aufschluß geben, was im Sprachbestand voralbanisches Erbgut und was lateinisches Lehngut ist. Damit haben wir eine zuverlässige G rundlage für die kul turgeschichtliche A nalyse des Sprachbestandes, die allein in Zu sam m enarbeit mit der volkskundlichen Forschung (W örter und Sachen) bei dem Fehlen anderer Quellen uns über die K ultur geschichte des albanischen Volkes im römischen Reich (Epirus Nova, Praevalis) Aufschluß zu geben vermag.27 24 Uber die lateinisch en E lem ente im A lbanischen vgl. unten S. 77— 81. 25 V gl. darüber unten S. 59 A . 12. 26 V gl. darüber unten S. 43. 60 A. 12. 27 V gl. darüber unten S. 77— 81. N och besser w erden die sprachw is senschaftlichen T atsachen für die G eschichte verwertbar sein, wenn zw ei g e p lan te G rundwerke der albanischen Sprachw issenschaft vorliegen w erden: das von Jok l bearbeitete etym ologische W örterbuch und der von B artoli geplante alban ische Sprachatlas. Vgl. M. B artoli, L ’A tla n te Linguistico Albanese. In:


15 Auch auf dem G ebiete der volkskundlichen Forschung ist schon beträchtliche A rbeit geleistet. Zunächst befaßte sich die Volkskunde m it der Sachkultur — Haus- und Siedlungsformen, H ausrat, T racht — , dann vor allem mit Brauchtum , V olksrecht und Volksglauben. Bisher ist nur N ordalbanien eingehend e r forscht. Nach älteren A rbeiten von P. T r a e g e r u. a. gab J o k l28 mit den sprachw issenschaftlichen M ethoden der W örterund Sachen-Forschung wichtige B eiträge zur Erforschung der geistigen und m ateriellen K ultur der A lbaner. H a b e r 1 a n d t 29 beschrieb einen großen Teil der Sachkultur. J o v i c e v i c behan delte verschiedene L andschaften an der albanisch-slavischen Sprachgrenze in volks- und siedlungskundigen M onographien.30 Dann gab N o p c s a 31 eine auf um fassender und zuverlässiger M aterialkenntnis beruhende G esam tdarstellung der Sachkultur Nordalbaniens, in der er durch m ethodische Untersuchung u n ter Zuhilfenahme der Sprachw issenschaft eine Reihe von aufeinan derfolgenden Lehngutschichten unterschied. A nhand der Zeitfolge dieser Schichten läß t sich die ganze Entwicklung der Sachkultur in großen Zügen schildern. Unbeachtet blieben bisher die verschie denen Dorfformen, aus denen sich oft die wichtigsten Schlüsse über die H erkunft der Siedler und die Zeit der Besiedlung ziehen lassen.32 W eniger ist bisher für die volkskundliche Erforschung der geistigen K ultur — Brauchtum, V olksrecht und Volksglaube — geleistet worden. Die älteren Reisebeschreibungen und die landes kundlichen W erke der Konsuln bringen darüber viel vertreutes M a terial. W ichtige Erkenntnisse verdanken wir J o k l33 und L a mb e r t z.34 Aber noch fehlt es an zusam m enfassenden rechtsge J. Schrijnen, Essai de bibliographie de géographie linguistique générale. N im ègue 1933. S. 28— 30. 28 Jokl, Unters. 29 H aberlandt 41— 129. 30 V gl. unten S. 185 f. 31 N opcsa, Albanien. — W ertvolles volkskundliches M aterial enthält auch M arkgraf, Albanien. 32 E inige A ufsch lü sse darüber bringt (für Südalbanien): Urban, S i e d lungen. E ine einzelne Landschaft behandelt R. B usch-Z antner, Zur Siedlungsgcographie Südw estalb anie ns: M itteilungen der G eographischen G esellsch aft M ünchen 24 (1931) 309— 316. Für das benachbarte E peiros m acht Stergiopulos den ersten Versuch einer zusam m enfassenden siedlungsgeographischen D ar stellu ng. 33 Jok l, Unters. 34 Lambertz, Alb. Märchen.


16 schichtlichen35 und religionsgeschichtlichen36 Untersuchungen und D arstellungen. Neben der Landes- und Volkskunde, der Archäologie und Sprachw issenschaft h at auch die Geschichtsforschung sich früh mit A lbanien beschäftigt. Die Geschichte dieses Landes, das in folge seiner geopolitischen Lage immer w ieder in der Geschichte als S perrfo rt an der A d ria und als Brückenkopf des Balkans eine wichtige Rolle gespielt hat, ist in der T at fesselnd genug. Die eigenartigen Q uellenverhältnisse brachten es jedoch m it sich, daß immer nur die einzelnen verhältnism äßig kurzen Zeiträum e behan delt wurden, für die erzählende G eschichtsquellen vorhanden sind. Die erzählenden Geschichtsquellen aber sind außerordent lich spärlich. Das sumpfige K üstenland von N iederalbanien und die unzu gänglichen Bergkantone von Hochalbanien verm ochten es nie, um ih rer selbst willen die A ufm erksam keit der großen Geschicht schreibung auf sich zu lenken. N ur in Zeiten, da sie in die G e schichte der N achbarlandschaften einzugreifen vermochten, be richtet auch die Geschichtschreibung über ihre inneren V erhält nisse. Als unter P yrrhos der großepeirotische Staat, dem auch A lbanien angehörte, für wenige Jahrzeh nte in die große W eltge schichte eintrat, berichteten die zeitgenössischen Geschichtschrei ber, besonders H i e r o n y m o s von K a r d i a (erhalten bei D i o d o r ) , ausführlich über Epeiros. Sonst hören wir nur gele gentlich der Feldzüge des Aitolischen Bundes, der Molosser und der Röm er m anchm al etwas über Epeiros, seltener über Albanien. Die römische Zeit verlief für diese L andschaften äußerlich ge schichtslos. Von dem gewaltigen kulturellen Umformungsprozeß, der den ganzen Inhalt der inneren Geschichte dieser Jahrh underte ausmacht, schweigen die Zeitgenossen, weil sie sich der weltge schichtlichen G röße dieses Vorganges wohl gar nicht bewußt w er den. Von den Stürm en der V ölkerw anderung, von der Slavenflut und von der jahrhundertelangen H errschaft slavischer Stämme erzählen die G eschichtschreiber nur in beiläufigen Bemerkungen. Manches ergeben zur Frühgeschichte auch die ethnographisch historischen Angaben der Geographen. Die ethnographischen A us führungen der älteren G eographen37 sind die H auptquelle zur 35 V gl. auch unten S. 62 f. 36 V gl. auch unten S. 67 A . 51. 37 P seu d o -S k y la x von K aryanda ed. B. Fabricius. L ipsiae 1878. S. 11— 14. Strabon VII, 7, 4— 12. Pom ponius M ela II 54— 57. P linius hist. nat. III 144— 145. Stephanos von B yzanz s. v.


47 Geschichte der epeirotischen und illyrischen Stämme, die Listen der Städtenam en aus röm ischer Zeit38 geben uns einen Einblick in die Verwaltungseinteilung der römischen Provinzen und die Durchdringung des Binnenlandes m it der römischen Kultur, die schon in den lateinischen O rtsnam en39 ihren äußeren Ausdruck findet. K larer sehen wir über . die Geschichte Albaniens erst im Hochm ittelalter, als nach dem Schicksalsjahre 1204 (vierter K reuz zug) N iederalbanien venezianisch w urde und dam it in den Ge sichtskreis der italienischen Geschichtschreibung eintrat. Die fol genden zweieinhalb Jahrhunderte, da Venedig, N eapel und Serbien um die Vorm achtstellung in A lbanien stritten, ist die am besten bekannte Zeit der albanischen Geschichte. Venezianische und un teritalienische Geschichtschreiber berichten über das wichtige Land jenseits der A dria. Dazu kommt die wachsende Masse von Urkunden, die sich in italienischen Archiven, vor allem in Neapel, Rom und Venedig finden, und griechisch-byzantinische Quellen aus dem griechischen D espotat von Epeiros: Briefe und U rkun den des M etropoliten J o a n n e s A p o k a u k o s 40 von Naupaktos, des M etropoliten G e o r g i o s B a r d a n e s 41 von Kerkyra und des M etropoliten D e m e t r i o s C h o m a t e n o s 42 von A chrida im 13. Jh., die epeirotische Chronik der Mönche K o in n e n o s und P r o k 1 o s4' im 14. Jh. Am Ende des M ittelalters sehen wir über die äußere Geschichte und die inneren Verhältnisse 38 P tolem aios III 13. 14. Prokop, Zleçi ^TtGfxdxcov IV 4 (vgl. dazu Sufflay, S tä d t e 17 f.), H ierokles ^vvéycörjfios ed. A. Burckhardt S. 12— 13. 15. G eor gios K yprios ed. H. G eizer 1660— 1668. 1731— 1735. Guido, Geographica 112— 114. Ravenna« A nonim us, Cosmographia IV 15. V 13. 14. 39 Vgl. darüber auch unten S. 89— 96. 40 M. W ellnhofer, Johannes A p o k a u k o s, M etro p o lit von N a up a k to s in Aetolien (c. 1155— 1233). (D iss. M ünchen). F reising 1913. 41 E. Kurtz, Georgios Bardanes, M etro p o lit von K e r k y r a : B yz. Z. 15 (1906) 603— 613. G. Stadtm üller, Michael Choniates, M e tro p o lit von A th en (ca. 1138— ca. 1222). Roma 1934. S. 77— 88. 42 Snëgarov I 241— 262. 274— 276. 286— 289. 300— 304. V ollständ ige A u s gabe von J. B. Pitra, A nalecta sacra et classica spicilegio Solesmensi parata T. VI. Roma 1891. D azu sind zu vergleichen die ausführlichen Besprechungen von J. S. Palm ov. In: C hristianskoe cten ie 1891, M ai— Juni, S. 421— 458 und A . M om pherratos in: V izantijskij Vrem ennik 2 (1895) 426— 438. D ie vorberei tete und bereits angekündigte Neuausgabe von W . H euschkel ist nicht er schienen. 43

‘I o t

o q ik ö v

K of^ vrjvov

f io v a ^ o v

kc c I

lly ó x lo v

uovnyov

t Cs q I

t.a<pó(tíov

Ss o t Co t o Hv

’Hrcelqov. S greceskago p e r e v e l i objasnil G avril D estunis. Sanktpeterburg 1858. Durch einen Schüler des M ittel- und neugriechischen Sem inars der U n i versität M ünchen wird eine N euausgabe vorbereitet. Vgl. F. Dfölger] in: Byz. Z. 37 (1937) 283. A rch. Eur. C .-O .

2


18 Albaniens am klarsten. D er heldenhafte Abwehrkam pf Skanderbegs gegen eine gewaltige türkische Überm acht (1444— 1468) hat das kleine Land mit einem M ale in den M ittelpunkt des europäi schen Interesses gerückt. Überall berichteten die Geschichtschrei ber über Albanien. U nd dieses selbst h at dam als eine eigene G e schichtschreibung hervorgebracht.44 Die U nterw erfung un ter die T ürkenherrschaft nach Skanderbegs Tode (1468) brachte für A lbanien von neuem eine dunkle Zeit.45 Die Quellen w erden w ieder fast so spärlich wie im F rü h m ittelalter. Die unteritalienischen Quellen enthalten manches. W ichtiger sind die venezianischen Akten, die für die politische Geschichte N ordalbaniens und M ontenegros unsere wichtigste Quelle sind.46 Dazu kommen geistliche V isitationsberichte und kirchliche Statistiken aus den Archiven Rom s,' Reisebeschreibun gen, kleine Lokalchroniken und mündliche Fam ilien- und Stam m esüberlieferungen.47 Die türkischen Archivalien, über die bisher wenig bekannt geworden ist, sind noch nicht verw ertet. Die Spärlichkeit der schriftlichen Quellen h at der bisherigen Geschichtsforschung, die sich in völliger Abhängigkeit von den schriftlichen Quellen befand, Schranken auferlegt. Man erforschte diejenigen Zeiträum e der albanischen Geschichte, für die schrift liche Quellen vorliegen: die auf albanischem Boden spielenden Feldzüge des A ltertum s, dann vor allem die Zeit des Spätm ittel alters. Über diesen Zeitraum, für den schriftliche Quellen in rei cher F ülle vorliegen, sehen wir daher auch ziemlich klar. H o p f , M a k u s e v , I p p e n , J i r e c e k , T h a l l ó c z y und am mei sten S u f f 1 a y haben die hauptsächliche Forschungsarbeit ge leistet. Die beiden großen Zeiträum e, für die schriftliche Quellen nur spärlich vorhanden sind, w urden dagegen bisher fast völlig vernachlässigt: die Zeit vor dem 11. Jh. und die Zeit der T ürken herrschaft. Die Aufhellung dieser beiden Zeiträum e ist daher die unerläßliche Voraussetzung für eine wirkliche Geschichte A lba niens und des albanischen Volkes. Am m eisten vernachlässigt w urde bisher der vorslavische Zeitraum der albanischen Geschichte: die uralbanische Zeit der 44 M usacchi, B arlctius, A nonym us A ntibarensis. V gl. darüber Gegaj VII— XI. 45 V gl. darüber vor allem die A rb eiten von Tom ic (unten S. 193 f.). 46 D ie E rschließung dieser Q u ellen ist vor allem das V erdienst von Mak u iev, Ljubic und Tomic. 47 E ine zusam m enfassende Behandlung dieser verstreuten lok alen Q uel len fehlt noch.


röm isch-frühbyzantinischen H errschaft, da sich das A lbanertum überhaupt erst durch die Behauptung als R eliktinsel im M eere der allgemeinen Rom anisierung als besonderes Volkstum heraus bildete, und die noch w eiter zurückliegende voralbanische (vorrö mische) Zeit, da die A lbaner als S plitter eines altbalkanischen Volkes — der T hraker oder Illyrier — irgendwo auf der B alkan halbinsel lebten. F ür die Geschichte dieser beiden ältesten Z eit räum e der albanischen Volkstumsgeschichte fehlt es völlig an schriftlichen Geschichtsquellen. N ur sprachliche, volkskundliche und archäologische Tatsachen führen hier weiter. Die Archäologie liefert wichtige E rkenntnisse über die Entw icklung der Rom ani sierung und dam it über die H eranbildung eines selbständigen a l banischen Volkstums. Die Sprachw issenschaft in enger V erbin dung mit der Volkskunde (W örter- und Sachen-Forschung)43 m acht es uns möglich, den Vorgang der Rom anisierung im E in zelnen noch genauer zu erkennen und darüber hinaus auch die G rundlinien der ur albanischen Volkstums geschieh te aufzuhellen.v' Die bisherigen Versuche einer G esam tdarstellung der alba nischen Geschichte zeigen die völlige Abhängigkeit von den schriftlichen Quellen. Solche Versuche sind unternom m en w orden von T h u n m a n n , Fallmerayer, Schiro, Tajani. G o p c e v i c und S u f f 1 a y.50 Die D arstellung von T h u n m a n n51 gibt auf G rund der literarischen Quellen einen ausführ lichen Überblick über die Geschichte Albaniens von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des M ittelalters. Besonders eingehend sind diejenigen Zeiträum e und Fragen behandelt, die bis dahin ungeklärt waren. Um fassende Quellenkenntnis, scharfe K ritik und ein w eiter geschichtlicher Bliçk haben den V erfasser befähigt, trotz der dam aligen m angelhaften K enntnis des Landes und des gänz lichen Fehlens archäologischer Erforschung für die schwierigen Fragen der albanischen Geschichte fast überall die richtige Lö sung zu finden, wobei ihm vor allem seine Kenntnis der Sprache 48 A n der A u fh ellu ng der sp rachw issenschaftlichen S eite hat Norbert Jok l das H auptverdienst. V gl. oben S. 14. D ie grundlegenden A rbeiten zur V olkskunde verdanken wir Franz N opcsa. V gl. oben S. 15. 49 V gl. unten S. 77— 81. 50 Kurze D arstellungen die aber nicht auf eigenen Forschungen beruhen, gaben außerdem: Roth, Geschichte. Jorga, Hist, de VAlb. D a sselb e g ilt von den geschichtlichen Ü berblicken, die wir in den m eisten landeskundlichen W erken finden. Selbständigen w issen sch aftlich en W’ert haben unter ihnen nur: Hahn, Alb. Studien I 301— 346. Barbarich 155— 205. H écquard 397— 465. — U nzugänglich blieb mir: K. A . C ek iezi, Histori e Shqiperise. B oston 1921. 51 Thunmann 240— 322.


20 zustatten kam.52 So w urde das W erk T h u n m a n n ’s ein in A n betracht des dam aligen E rkenntnisstandes bew undernsw ertes Mei sterw erk, das auch heute noch — so m erkw ürdig es klingt — als die beste kritische G esam tdarstellung bezeichnet w erden muß, obwohl der F ortschritt der Forschung im einzelnen uns an fast allen Punkten über T h u n m a n n hinausgeführt hat. S c h i r ô gibt eine aus den Quellen gearbeitete Übersicht von den sagenhaften Anfängen der albanischen und epeirotischen Geschichte bis zum Tode Skanderbegs. Ihr W ert beruht in dem d ritten Kapitel, das die kirchlichen V erhältnisse und den kirchen politischen Kampf zwischen der lateinischen und der griechischen Kirche von der Missionierung bis ins 11. Jh. zum G egenstand hat.53 F a l l m e r a y e r gibt nicht einen Überblick über die G e schichte Albaniens, sondern über die Geschichte der A lbaner und beginnt daher mit dem ersten geschichtlichen A uftreten im 11. Jh .54 Ähnlich behandeln T a j a n i55 und G o p c e v i c58 die frühm ittelalterliche Geschichte Albaniens ganz kurz, die vorslavische Geschichte auf wenigen Seiten. Der einzige um fassende Versuch einer G esam tdarstellung großen Stils w urde dann von dem kroatischen H istoriker M i l a n von S u f f l a y unternom men. Die tragfähigen G rundlagen dazu legte er in um fangreichen V orarbeiten über die Entwicklung der Städte, über die kirchenpolitischen V erhältnisse, über die Ge schichte der Stam m esverfassung und über die spätm ittelalterliche Sozialgeschichte N ordalbaniens.57 Die S tärke S u f f 1 a y ’s besteht 52 In einer späteren A rbeit versprach er die Sprache als G eschichtsq u elle mehr heranzuziehen. (S. 322 A . y.) : ,,Ein anderm al hoffe ich durch eine genauere U ntersuchung ihrer Sprache m eine hier geäußerten Sätze noch mehr b estätigen zu können”. 53 Schiro, R a p p o r ti 56— 122. — D as Buch blieb so unbekannt, daß es sogar Sufflay entgangen ist. 54 Fallm erayer, A lb. E le m en t 664— 736. Über F allm erayer vgl. jetzt H. O. Eberl, J ak o b Ph. F a llm erayers Schriften in ihrer Bed eutung für die E rk e n n t nis des graekoslavischen K ultu rk reises (D iss. K iel). B erlin 1930. 55 Ta jani, II 5— 21. 56 G opcevic, G esch ichte 1— 7. 57 D ie A ufzählung der einzelnen A rbeiten s. unten S. 192 f. Ferner D ers., D as m ittela lterliche Albanien. In: T hallóczy, Forschungen I. 282— 287. D ers., Die Grenzen A lbaniens im M itte la lte r a. a. O. 288— 293. D ers., Ungarisch-albanische Berührungen im M i tte la lte r a. a. O. 294— 298. Sufflay hat auch den P lan zu einer großangelegten Sam m lung der urkundlichen Q uellen zur G e schichte A lbanien s entw orfen und unter M itarbeit von T h allóczy und Jirecek in den „ A c ta A lb á n iá é ” teilw eise verw irklicht (ursprünglich so llte dieses W erk in vier B änden die Zeit bis 1479 oder 1571 um fassen. Vgl. P etrotta 463 f.)-


21 in seinem scharfen Blick für Typen und W ege sozialgeschichtli cher Entwicklung, verbunden mit einer hervorragenden M aterialkenntnis. Die m achtpolitischen Oberflächenbewegungen geschicht lichen Geschehens, der Kampf der großen M ächte um das K üstenland an der S traße von O tranto, das Ringen um das Skutari-Becken und um das Shkumbi-Tal spielen in seiner Geschichts schau keine Rolle, weil für ihn der wesentliche Inhalt der Geschichte die Sozialgeschichte ist. Im V ordergrund seiner D ar stellung stehen daher die Gesellschafts-, W irtschafts- und Sied lungsformen, die er wie lebende Organismen in ihrer biologischen Entwicklung zu schildern weiß. Seine U ntersuchungen haben zum ersten M ale das innere Leben der albanischen S tädte und K lein staaten im S pätm ittelalter geschildert: die bunte D urchdringung und Verschmelzung der abendländisch-italienischen und der ein heimischen albanisch-slavisch-byzantinischen K ultur und die V er fassung der Bergstäm m e in ihrer sozialgeschichtlichen B edingt heit. Diese Betrachtungsw eise ist die Stärke, in ihrer A usschließ lichkeit jedoch auch die Schwäche der D arstellung. S u f f l a y fehlt der Blick für die L andschaft als Schicksalsfaktor und für den S taat als T räger des m achtpolitischen Ausdehnungswillens. Dazu kommt, daß die quellenm äßige Grundlegung sich auf G e schichtschreibung und U rkunden beschränkt. Die übrigen, schwe rer zu erarbeitenden Quellen — archäologische Funde, kulturge schichtliche Sprachanalyse des Albanischen, O rtsnam en — hat er ebensowenig wie seine Vorgänger benützt. Infolge dieses V er zichtes auf die V erw ertung der stummen ,,Ü berreste" m ußte er sich auf das S pätm ittelalter beschränken, wo seit dem 13. und dann vor allem seit dem 14. Jh. die literarischen und urkundli chen Quellen zu fließen beginnen.58 F ü r die vorausgehenden zwei Jah rtau sen d e — Illyrierherrschaft und griechische Kolonisation, Über die F ortsetzung dieses steck en geb lieben en U nternehm ens vgl. M. Suff lay, A c ta Albániáé. K a k o da se nastavi njihovo iz d a n je ? In: A rhiv za arb. st. 3 (1926) 209— 212. — Über Sufflay als G eschichtsforscher und P olitik er vgl. J. B ajza, Sufflay Milan (1879— 1931): Századok 65 (1931) 211— 216. O. Randi, Milan Suff lay : L ’Europa O rientale 12 (1932) 169— 177. — Ob im N achlaß von Sufflay etw a noch unveröffen tlichte A rbeiten vorliegen zur G e schichte A lbaniens, konnte ich trotz eingehender Bem ühungen nicht in Er fahrung bringen. 58 Es handelt sich vor allem um U rkunden aus den A rchiven von Rom, V enedig und N eapel. S ie sin d in der H auptsache bereits von H opf und M akusev verw ertet und in den ,,A cta A lbániáé" verzeichnet worden. Vgl. auch G. M. M onti, La storia d e ll’Alb ania e le sue fonti n a p o le ta n e : Studi A lb anesi 1 (1931) 35— 54.


22 R ö m erh e rrsc h a ft u n d R om anisierung, slavische B esiedlung u n d b y zan tin isch e R ückgew innung — k a n n e r d a h e r n u r die von a l len V o rg än g ern w ied erh o lte Z usam m enfassung d e r ä u ß ere n T a t sachen d e r p o litisch en G eschichte bieten. A ls einzige m o d ern e D a rste llu n g e n d e r G eschichte A lbanien s (nicht des a lb an isch en V olkes!) in v o rslav isch er Z eit bleiben d an n noch zw ei k u rze S ch riften von P a t s c h , die fü r die albanische Schule u n d das alb an ische H au s in a lb an isc h er S p rach e v e rö ffe n t lich t w o rd en sind. D ie eine b e h a n d e lt G eschichte, K u ltu r u n d S o zialv erfassu n g d e r Illy rie r in A lb an ien ,59 die a n d e re die w irt schaftliche u n d k u ltu re lle E n tw icklung A lb an ien s in illy risch er, griechischer u n d rö m isch er Z eit.60 B eide S ch riften gehören zum B esten, w as ü b er d ie G eschichte des v orslav ischen B alk an s ü b e r h a u p t zu sam m en fassen d geschrieben w o rd en ist. D urch die V e r öffentlichung in a lb an isc h er S p rac h e ist diese G e sa m td a rste llu n g in großen Z ügen le id e r dem g rö ß te n T eil d e r A llg em einh eit u n zugänglich. D as E rsch ein en in ein er Sam m lung a llg e m e in v e rstä n d lichen C h a ra k te rs h a t es auch m it sich gebracht, d aß keine B elege gegeben sind. A lle diese V ersuche ein er geschichtlichen D a rste llu n g w ollen die G eschichte des L an d es A lb an ien sch ild ern . D as albanische V olk w ird n u r vom 11. Jh . ab u n d auch d a n u r beiläufig als T r ä ger d e r p o litisch en G eschichte g enannt. D ie Innengeschichte des alb an isch en V olkes, die G eschichte d e r V olkw erdung, die Sozialu n d S iedlungsgeschichte blieben fa st u n b each tet. D er gew altige T atsach en sto ff, d en die sprach w issen sch aftlich e, archäologische u n d v o lk sk u nd lich e F o rsch u n g auf g eh äu ft hat, blieb u n g en u tzt. D iesen Stoff als Q uelle fü r eine E ntw ick lu ng sgeschich te des a lb a nischen V olkes zu v erw erten , ist die H au p tau fg ab e, die d e r G e schichtsforschung au f dem B oden A lb an ien s in n ä c h ste r Z ukunft g e ste llt ist.61 W en n w ir die G esam th eit d e r A rb e ite n z u r lan d esk u n d lich en , volkskundlichen, archäologischen, sp rac h lic h en u n d geschichtlichen E rfo rsch u n g von A lb an ien überblicken, so sehen w ir neben z a h l reichen guten o d e r sogar h e rv o rra g e n d e n U n tersu ch u n g en ein zel n e r G ebiete o d e r G eg en stän d e n u r w enige V ersuche ein er ge 59 Patsch, Ilirët. 60 Patsch, G je ndja . 61 D as Programm dieser A rbeit ist für die N achbarlandschaft Epeiros kurz dargelegt in dem A u fsatz von G. Stadtm üller, Tù rr^oßX^^ara t íg t o q ix .1}s ôieçevvtfffçtos t fjg 'Ht ísíq o v . "Er fje&oótxöv Tfqóy^a^ifia. In : 'H7teiQ(OTMá Xçovtyiâ 9 (1934) 140— 169.


23 schichtlichen G esam tdarstellung, von denen — neben dem heute in den Einzelheiten veralteten W erk von T h u n m a n n — eigent lich nur die V orarbeiten von S u f f l a y in B etracht kommen. Auch diese behandeln die Zeit bis zum 13. Jh. nur ganz flüchtig. F ür die frühere Zeit gibt es nur D arstellungen zur Geschichte von Epeiros in vorrömischer Zeit,62 worin nur nebenbei auch die Geschichte der N achbarlandschaft Albanien zur D arstellung kommt. Die D arstellungen der Geschichte von Illyrien ( S c h ü t t , Z i p p e l ) reichen nur bis in die Zeit des Augustus. Jedoch ist auch für diese Zeit eine neue G esam tdarstellung der Geschichte von Albanien nicht überflüssig. Über der ganzen folgenden Zeit der fast anderthalb Jahrtausende Römer- und B yzantinerherr schaft liegt bei dem Fehlen literarischer Quellen immer noch un durchdringliches Dunkel. D er Versuch, die Geschichte dieser „dunklen Jah rh u n d erte” zu erforschen und darzustellen, muß sich auf andere Quellen als die literarische Überlieferung stützen. Die kärgliche literarische Überlieferung — Geschichtschreiber und Geographen — reicht für eine geschichtliche G esam tdarstel lung nicht aus, da sie nur über kurze Zeiträume ausführlichen Bericht bringt, sich fast ausschließlich auf die äußere Geschichte beschränkt und für die römische und frühbyzantinische Zeit fast völlig fehlt. Die G rundlage der D arstellung müssen hier die „Ü berreste” bilden: Inschriften, archäologische Funde, volkskund liche Tatsachen, Ortsnam en und das Lehngut in der albanischen Sprache. Die Inschriften6’ allein ermöglichen es uns, die Frühgeschichte der christlichen Kirche in den nordwestgriechischen Landschaf62 Eugen Oberhummer, Akarnanien, A m brakia, Amphilochien, Leukas im A ltertu m . M ünchen 1887. R udolf Schubert, Geschichte des Pyrrhus. K önigs berg 1894. Carl K lotzsch, Epeirotische Geschichte bis zum Jahre 280 v. Chr. Berlin 1911. M artin N ilsson, Studien zur Geschichte des alten Epeiros. Lund 1909. G eoffrey N eale Cross, Epirus. A S t u d y in G reek Constitutional D e v e l o p ment. Cambridge 1932. 63 D ie griechischen Inschriften dieser Landschaften sind in den „Inscriptiones G raecae” noch nicht herausgegeben. Nachdem auch der große P lan eines Corpus der gesam ten griechischen christlichen Inschriften gescheitert scheint, sind wir immer noch auf die A usgabe von A . K irchhoff im 4. Bande von B oeckh’s CIG (B erolini 1877) angew iesen. D ie griechischen Inschriften von A itolien sind jetzt herausgegeben von G. K laffenbach in IG IX, 1, 1. Berolini 1932. D ie lateinischen Inschriften sind herausgegeben von: Th. M omm sen, CIL III, 1. 2 (B erolini 1873). Dazu Supplem entum 1. 2 (B erolini 1902). Zahlreiche griechische und lateinische Inschriften sind auch in den W erken von Hahn, Jastrebov, Patsch und Praschniker verstreut. D ie Inschriften des jugoslavischen Staatsgebietes sind jetzt herausgegeben von V ulic I. II.


24 ten zu verfolgen. F ü r die Geschichte des Rom anisierungsprozesses sind die lateinischen Inschriften neben den lateinischen Lehnwör tern im Albanischen unsere wichtigste und für die Feststellung der lateinisch-griechischen Sprach- und K ulturgrenze64 sogar un sere einzige Quelle. Eine weitere wichtige Geschichtsquelle sind für die griechi sche und römische Zeit die M ünzen,63 aus denen sich bedeutsam e Aufschlüsse über die staatsrechtliche Stellung der prägenden S tädte ergeben. Eigene M ünzprägung ist das Zeichen der — oder einer gewissen — Autonomie, P rotektoratsverhältnisse finden auf den M ünzen ihren A usdruck in der Entlehnung gewisser Form en und Embleme von den Münzen der Schutzmacht, der volle V er lust der Autonomie bedeutet immer das Ende eigener M ünzprä gung. F ü r die Geschichte der staatsrechtlichen Stellung der n o rd westgriechischen S tadtstaaten, Kolonien und Bünde sind daher die M ünzen unsere wichtigste Quelle w ährend der vier Ja h rh u n d erte vom Ende des peloponnesischen Krieges bis zur endgültigen Eingliederung in das römische Reich. W ie die Geschichte der M ünzprägung für die Verfassungsgeschichte dieser K leinstaaten, so ist die V erbreitung der M ünzfunde von Bedeutung für die K enntnis der Handelsw ege von den griechischen Küstenkolonien in das barbarische Binnenland. Auf G rund dieser M ünzfunde kön nen wir uns erst eine V orstellung machen, was Apollonia, D yrrachion und N arona für die friedliche Durchdringung illyrischen G e bietes m it griechischer Zivilisation bedeuteten.66 Die archäologische Forschung ist der wichtigste Weg, um die Geschichte des antiken (vorslavischen) A lbanien aufzuhellen. Die bisherige Erforschung hat in A lbanien schon zu bedeutenden E n t deckungen geführt. Im Skutari-Becken, im Gebiet des unteren Drin (Dukagjin), im Shkumbi-Tal, in der M yzeqeja, in der M alakastra und in der chaonischen Ebene (Buthroton, Phoinike) sind zahl reiche D enkm äler und G erätfunde sachkundig bearbeitet worden. Noch steht aber die archäologische Forschung erst in den A nfän gen. In den chaonischen S tädten Phoinike und Buthroton wird 64 V gl. unten S. 81 f. 65 B. V. H ead, História nummorum. A manuel of greek numismatics. N e w and enlarged edition. O xford, 1911. J. Brunsm id, Die Inschriften und Münzen d er griechischen S t ä d t e Dalmatiens. W ien 1898. H. C astellani, Alb. numism. 8—9. E ine u nveröffen tlichte Sam m lung von in A lbanien gefundenen M ünzen befindet sich in dem albanischen N ationalm useum zu Tirana, za h l reiche w ich tige S tücke auch im P rivatbesitz von Herrn von Scheiger (T irana). 06 V gl. unten S. 71— 74.


25 der weitere Verlauf der Ausgrabungen noch manche Entdeckung bringen. Mit den ausgedehnten Ruinen der H afenstadt Onchesmos bei Hagioi Saranta, die vorwiegend der byzantinischen Zeit anzugehören scheinen,67 hat m an sich noch nicht beschäftigt. A ußer diesen S tädten mögen noch andere antike und byzantini sche Siedlungen in der einst dicht bevölkerten chaonischen Ebene aufgefunden werden. Die größten Ergebnisse aber darf man von d er weiteren archäologischen Erforschung der H ügellandschaft M alakastra erw arten, die in antiker Zeit ein blühendes K ultu r gebiet gewesen ist.08 Im Zusammenhang mit den archäologischen D enkm älern und Funden sind die Haus- und Siedlungsformen als Quelle für die Siedlungsgeschichte zu nennen. Haus und H ausrat sind für N ord albanien bereits ausführlich dargestellt,69 w ährend für Südalbanien solche Forschungen noch gänzlich fehlen. Die Haus- und Sied lungsforschung, die nur einen Teil der allgemein volkskundlichen Forschung bildet, vermag es, mit der nötigen Vorsicht und M e thode gehandhabt, der Geschichtsforschung ebenfalls wertvolle Dienste zu leisten.70 So konnten auf dem Gebiete der deutschen Siedlungsgeschichte w eittragende Schlüsse aus volkskundlichen Tatsachen gezogen werden. Volkskundliche Beobachtungen v er mochten es, die verschiedenen Siedlungsräum e und Siedlungs schichten gegeneinander abzugrenzen und frühere W anderungen zu erschließen.71 Ebenso h at die eingehende volkskundliche D urch forschung der serbischen L andschaften uns überhaupt erst die innere Geschichte des serbischen Volkstums erkennen lassen und die G rundlagen zu einem Bilde geschaffen, das von dem bisher noch geltenden wesentlich abweicht.72 67 P hilippson, Thess. u. Epirus 220, 68 Vgl. bisher: Patsch, Berat. V eith. Praschniker, Muz. u. Mal. 69 H aberlandt 53— 88. N opcsa, Haus u. Hausrat. D ers., A lb anien 1— 93. Für die ähnlichen V erhältnisse im benachbarten M ontenegro b ietet reiches M aterial: R ovinskij. Für die Landschaften an der alban isch-slavisch en Sprach grenze vgl. die unten S. 185. f. aufgezählten A rbeiten von Jovicevic. 70 A uf dem B alkan erscheint freilich bei der V erw ertung v olk sk u n d li cher T atsachen höchste m ethodische V orsicht geboten, solan ge die gesam tbalkanische V olkskunde noch nicht zu einer kulturgeschichtlichen Stratigraphie fortgeschritten ist, w ovon wir noch w eit entfernt sind. 71 Über die B edeutung volkskundlicher Forschung für die S ied lu n gsge schichte vgl. grundsätzlich A . H elbok, Siedlungsgeschichte und Volkskunde. D resden 1928. 72 D ie volk s- und siedlungskundliche Erforschung der serbischen L and sch aften ist in großzügiger W eise unternom m en durch die von der B elgrader A k ad em ie herausgegebene Sam m lung ,,Srpski E tnografski Zbornik” (1894 ff.),


26 Brauchtum, V olksrecht und Volksglaube sind für den G e schichtsforscher versteinerte Ü berreste vergangener Entw icklungs stufen, aus denen sich das Bild der früheren gesellschaftlich rechtlichen L ebensform en und der religiösen V orstellungen gewinnen läßt. Die B etrachtung des Volksrechtes und der Stam m esverfassung der albanischen H ochländer verm ittelt uns das Bild u ralter stam m esstaatlicher V erhältnisse.73 D er von der Christianisierung nicht tief berührte Volksglaube bietet überall noch die unverkennbaren Spuren alten Heidentums, das in sei nem Däm onenglauben an die thrakische und iranische Religions welt erinnert. Das Christentum hat die alten V orstellungen m it seinen eigenen Form en und W orten verkleidet und die w ohltäti gen Dämonen mit verw andten Heiligen gleichgesetzt, ohne daß es gelungen ist, das däm onenhaft F rem dartige völlig mit dem from men Heiligenschein zu versöhnen.74 Die volkskundliche Sachforschung bedarf der unentbehrlichen Hilfe der sprachw issenschaftlichen W ortforschung. Die V ereini gung beider Forschungsweisen, die W örter- und -Sachen-Forschung (kulturgeschichtliche Sprachanalyse) w ird immer m ehr zur wich tigsten Hilfswissenschaft der Kulturgeschichte. Sie verfolgt das Ziel, aus dem Sprachkörper und W ortbestand die K ulturentw ick lung der Sprachträger, insbesondere u n ter frem dem Einfluß, ab zulesen und nach Möglichkeit auch Rückschlüsse auf Heim at und W anderungen zu ziehen. Die Symbiose der einheimischen balka nischen und der frem den adriatischen K ulturw elt, über deren V erlauf und S tärke wir sonst auf phantasievolle Verm utungen an gewiesen wären, wird uns vor allem durch die Sprache offenbar. In ihren Lehnw örtern spiegelt die Sprache die verm ittelten Lehnd ie das gesam te volkskundliche M aterial vorlegt. E ine besondere A bteilung dieser Sam m lung bildet d ie von dem B elgrader G eographen Jovan C vijic her ausgegebene Studienreihe: N a se lja srpskich zem alja. R a sp ra v e i gradja. B eo grad 1902 ff. (Srpski etnografski zbornik 4 ff.), die sich m it der S ied lu n gs kunde befaßt. In program m atischer W eise sin d die G rundzüge der S ied lu n gs kunde der Balkanhal'binsel dargelegt von Jovan C vijié, A n tr o p o g eo g rafski p rob lem i Balk anskoga P oluo strva : N aselja srpskich zem alja 1 (1902) S. I— CCXXXVI. D ieselb en program m atischen G edanken dann w iederum bei Cvijic, Balk. pol. I 250— 418. D ers., La Pen. Bale. 191— 251. V gl. für die Siedlungsform en des G eb ietes zw ischen d er serbischen und bulgarischen Morava: M. V. S m iljanovié, Beiträge zur Siedlun gskun de Südserbiens. W ien 1900 (A bhandlungen der K. K. G eographischen G esellsch aft in W ien 2 (1900), Nr. 2). 73 Über G ew ohnheitsrecht und Stam m esverfassung vgl. unten S. 62 f. 74 V gl. unten S. 67 A . 51.


27 güter wieder. D er tiefgehende Einfluß der römischen Reichskul tur, von dem alle literarischen Quellen schweigen, findet in der Sprache sein Abbild. Ganze geschlossene „B egriffsfelder" sind aus dem Lateinischen entlehnt, weil den albanischen Bergstäm m en der römischen K aiserzeit diese Begriffe zum ersten M ale in der römischen K ulturw elt gegenübertraten: S taat — H eer — H andel — V erkehr — A ckerbau — das Christentum .75 Aus der L autge stalt der lateinischen Lehnw örter des kirchlichen Begriffsfeldes können wir den für die Kirchengeschichte bedeutsam en Schluß ziehen, daß die Christianisierung der albanischen Stämme von Dalm atien ausgegangen ist.76 M ithilfe der Sprachanalyse läß t sich auch ein entscheidender B eitrag zur Lösung der vielum strit tenen Frage nach den W ohnsitzen der A lbaner in römischer Zeit liefern.77 Eine weitere wichtige Quelle, die vor allem das Gebiet der Siedlungsgeschichte aufzuhellen geeignet ist, sind die O rtsnam en.78 Die Stärke des Einflusses der römischen und griechischen Koloni sation läß t sich an H and von O rtsnam en feststellen. F ür die G e schichte eines ganzen Z eitalters sind wir aber auf die O rtsnam en als hauptsächliche Quelle verwiesen: Ausdehnung, S tärke und Richtung der Slaveneinw anderung sind nur aus der Ausdehnung und Verteilung d er slavischen O rtsnam en79 zu erschließen, die literarische Überlieferung schweigt von diesem weltgeschichtlichen Vorgang fast völlig. Nach den wenigen bisher vorliegenden A r beiten ist für die slavischen O rtsnam en in A lbanien noch das Meiste zu tun.80 Die bisherigen Versuche einer geschichtlichen G esam tdarstel lung81 haben diese verschiedenen A rten von Quellen nicht be nutzt,82 sondern sich auf die literarische Überlieferung beschränkt D aher fiel für sie die Geschichte des gesam ten Zeitraum es vor 75 V gl. unten S. 77— 81. — M anche dieser A usdrücke w urden später durch neu eindringende slavische oder türkische Lehnwörter ersetzt. 70 V gl. unten S. 83. 77 V gl. unten S. 77— 81. 78 Über Stand und H ilfsm ittel der albanischen O rtsnam enforschung vgl. unten S. 148, A. 96. 79 V gl. unten S. 148— 158. 80 D abei w ären eingehende m ethodische A useinandersetzungen m it den neuerschienenen W erken von S eliscev unverm eidlich. 81 V gl. oben S. 19— 22. 82 Thunmann hat die Sprache teilw eise herangezogen, doch sin d diese A usführungen infolge des F ortschritts der albanischen Sprachw issenschaft jetzt längst veraltet.


28 dem 11. Jh. ebenso wie die innere Geschichte des türkischen A l banien fast völlig aus. Eine w eitere Schwäche w ar die vielfache Vernachlässigung der A rbeiten w issenschaftlicher Vorgänger, wo durch einerseits längst w iderlegte Anschauungen immer w ieder w eitergeschleppt wurden, andererseits längst gewonnene E rkennt nisse von späteren Forschern w ieder neu „entdeckt" w erden mußten. Eine neue Gesamtdarstellung der Ge s c h i c h t e d e s a l b a n i s c h e n V o l k e s muß, u m e i n wirklich vollständiges Bild der inneren Ent w icklung und ä u ß e r e n A u s b r e i tu n g des V olks t u m s g e b e n zu k ö n n e n , u n t e r B e n u t z u n g d e r gesam ten bisherigen F orschung sich neben der spärlichen literarischen Überlieferung vor a l l e m a u f d i e Üb e r r e s t e — D e n k m ä l e r u n d B o denfunde, volkskundliche Tatsachen, Sprache und O rtsnam en — stützen. Eine solche G esam tdarstellung, deren äußerer Rahmen durch das vorliegende W erk gegeben wird, muß sich die gesamte volk' liehe und staatliche Entw icklung zum G egenstand nehmen. Da die A lbaner in ihrer bisherigen Geschichte keine großen und bleiben den S taaten gegründet haben, w ird die Volkstumsgeschichte von selbst in den V ordergrund treten. W enn die geschichtliche B e trachtung sich bemüht, die albanische Geschichte vor allem als Volkstumsgeschichte zu sehen, dann w erden die bisher unentdeckten oder wenig bekannten K apitel in der Geschichte dieses Volkes die rechte W ürdigung erfahren: das Leben des voralbanischen H irtenkriegerstam m es im antiken Balkan, die B erührung mit der griechischen M ittelm eerkultur, die kulturelle und sprachliche Um formung durch die Romanisierung, die Symbiose mit den slavi schen A ckerbauern, die gewaltige Siedlungsbewegung im Spätm it telalter und in der Neuzeit, die Islam isierung. G erade die Sied lungsausbreitung dieses kleinen Volkes w ird den geschichtlichen B etrachter am m eisten zu fesseln vermögen. Durch die F e stste l lung des Lebensraum es in röm isch-frühbyzantinischer und in slavisch-frühm ittelalterlicher Zeit w ird die Möglichkeit gegeben, die Entw icklungsabschnitte in der Siedlungsausbreitung des albani schen Volkes zu überblicken. E rst von hier aus kann m an daran gehen, auf G rund der neugewonnenen Erkenntnisse eine Volks tums- und Siedlungsgeschichte des albanischen Volkes zu schreiben. Nach der voralbanischen (vorrömischen) Zeit, die der alba


29 nischen Volkstumsgeschichte nur im uneigentlichen Sinne des .Wortes zuzurechnen ist, um faßt der erste Zeitraum der albani schen Volkstumsgeschichte die uralbanische (röm isch-frühbyzan tmische) Zeit. Die A lbaner lebten dam als im M ati-G au als eine Sprach- und Volkstumsinsel innerhalb der lateinisch-griechischen Umwelt. D er zweite Zeitraum — die frühalbanische Zeit — um faßt das halbe Jah rtau sen d nach der slavischen Landnahm e. D er albanische Lebensraum hat sich auch dam als noch in der H aupt sache auf den M ati-G au beschränkt, an dessen R ändern sich eine enge albanisch-slavische Symbiose entwickelte. Als dann zu A n fang des 11. Jhs. das großbulgarische Reich unter den Schlägen der byzantinischen Arm een auseinanderbrach, als die bulgarische E rbschaft im W esten von den B yzantinern und Norm annen um käm pft wurde, da w ar die große geschichtliche Stunde der A lba ner gekommen. Nunm ehr begann die große Siedlungsausbreitung dieses Volkes. Die überquellende K raft dieses Volkstums w ar seit Jah rh u n d erten hinter Gebirgswällen auf gestaut worden. Je tz t brach sie hervor und überschwemmte alle N achbarlandschaf ten. Die albanischen H irtenkrieger ström ten aus ihrem engen B ergkan ton heraus, zunächst als Landsknechte frem der Soldherren, dann als Siedler. Sie besetzten im Südwesten die vorgelegene Hoch ebene von K ruja und Tirana, im N orden das Drin-Bergland. Dann drangen sie im W esten bis zur Küste vor, besiedelten die nieder albanische Küstenebene und das südalbanische Hügel- und B erg land. F ü r einige Jahrzehnte stockte dann die Ausbreitung. Die Landschaften Albaniens w urden dem großserbischen Reiche des C aren Stefan D usan (1331— 1355) eingegliedert und die straffe Z entralgew alt m achte eine w eitere gewaltsame A usdehnung un möglich. Die serbische Reichsbildung aber w ar nur ein E intags gebilde. Sie zerfiel mit dem Tode ihres Begründers (1355) in ihre natürlichen und geschichtlichen Teillandschaften. Und w ährend überall das politische Chaos der K leinstaaten herrschte, setzte der zweite große Vorstoß der albanischen W anderung ein. G leich zeitig nach N orden und nach Süden. Im N orden w urde das einst mals serbische Siedlungsgebiet der nordalbanischen A lpen be setzt, von wo aus die albanische Einw anderung langsam auch in die benachbarten Beckenlandschaften von M etohija und Kosovo pol je einsickerte. Viel gewaltigere Ausmasse hatte der Zug nach dem Süden. Epeiros, A karnanien, Aitolien w urden ausgeplündert und dann besiedelt. D er Zug ging weiter, einerseits nach M ittel griechenland, andererseits nach Morea, wo weite Strecken von A lbanern besiedelt wurden. Damals entstanden auch die ausge


30 dehnten albanischen Sprach- und Volkstumsinseln in A ttika, Boiotien, M egara, in M orea und auf den griechischen Inseln. Ein d rit ter Entw icklungsabschnitt der Siedlungsausbreitung setzte mit dem Beginn der T ürkenherrschaft im 15. Jh. ein. Als nach dem Tode des albanischen Freiheitshelden Skanderbeg (1468) das ganze Land von den T ürken unterw orfen w urde und jeder weitere W i derstand aussichtlos war, da entzogen sich Tausende von A lbanern dem türkischen Joch und siedelten über nach U nteritalien und Si zilien, wo sich große albanische Sprachinseln aus jener Zeit bis heute erhalten haben. Am Ende des 17. Jhs. begann dann ein vier te r Vorstoß, diesmal nach Nordosten und zw ar im Bim de mit der türkischen Staatsgew alt. D er albanische Bevölkerungsdruck drängte einen großen Teil der serbischen Bevölkerung nach N or den ab, wo sie in den w eiter nördlich gelegenen Landschaften, zum Teil sogar in dem habsburgischen Südungarn (Vojvodina) eine neue Heim at fanden. In die leeren Gebiete ström ten A lbaner ein. D er Zuzug dauerte im ganzen 18. und 19. Jh. an. Altserbien, das im M ittelalter die K ernlandschaft des serbischen (rascischen) Staates gewesen war, w urde so zum albanischen Sprach- und Volksgebiet. Dieser kurze Überblick über die A usbreitung des albanischen Lebensraum es zeigt, daß wir selten irgendwo die Möglichkeit h a ben, die Ausdehnung eines Volkes von einer ältesten Heim at aus so k lar in den einzelnen Entw icklungsabschnitten zu verfolgen und so scharf die W achstum sringe zu unterscheiden, die sich im Laufe der Zeit um die K ernlandschaft gelegt haben. Insofern mag das Beispiel der albanischen Ausdehnung für die Siedlungs geschichte überhaupt als Beispiel lehrreich sein. Die Geschichte des albanischen Volkes bietet auch eine schöne Gelegenheit, an einem einzelnen Beispiel die schicksalhafte Be deutung des Landschaftsraum es k lar w erden zu lassen.83 Die in nere Zerrissenheit d er L andschaft in zahlreiche enge, unter sich durch B ergketten abgeschlossene Siedlungsräum e — Bergkantone und Küstenebenen — bedingte die staatliche Zerrissenheit in ebensoviele Stam m esstaaten, ein Zustand, der selten aus eigener K raft überw unden wurde. D er landschaftliche Gegensatz zwischen dem B ergland im Innern und den Küstenebenen am adriatischen Meer 83 Über den Einfluß der L andschaft auf die geschichtliche E ntw icklung A lbaniens vgl. G. Stadtm üller, Influksi i v e n d it mbi historin e Shqipnis: Leka 7 (1935) 140— 145, 313— 321. D ers., Landschaft un d Geschichte im a lb a nisch- epirotischen Raum: Revue Internationale de6 E tudes B alkaniques 3 (1937— 1938) 345— 370.


31 b e d eu te te den G egensatz zw ischen B alk an u n d A d ria , d e r die ganze G eschichte A lb an ien s u n d des alb an isch en V olkes b e h e rrsch t, als m ach tp o litisch er K am pf zw ischen d en fü h re n d e n M äch ten d e r A d ria u n d d e r B alk an h alb in sel u n d als A u se in a n d ersetzu n g u n d in n ere D u rch d rin g u n g zw ischen d e r a d ria tisc h e n u n d b alk an isch en K u ltu rw elt, die in den ewig u m stritte n e n K ü ste n ebenen a u fe in a n d e r stießen. D ieses R ingen zw eier W e lte n ist das große T hem a d e r zw eieinhalb J a h rta u s e n d e a lte n G eschichte d ie s e r L an d sch aften . E ine von d en d a rg eleg te n G ru n d sä tz e n g eleitete D a rste llu n g d e r G eschichte des alb an isch en V olkes kö n n te fü r sich d as V o r re c h t in A n sp ru ch nehm en, au f dem B oden d e r B alk an h alb in sel die e rste G eschichte eines V olkes zu sein, die u n te r H eran zieh u n g d e r gesam ten Q u ellen u n d L ite ra tu r den großen Z eitrau m von d en A n fän g en 84 bis z u r S lav en zeit zu einem geschichtlichen B ild zu g e sta lte n sucht. D abei soll an einem B eispiel k la r w erd en , w elche gew altige U m w älzungen die B alk an h alb in sel in d ieser Z eit e r le b t hat. D ad u rch w ü rd e eine solche G eschichte des alb an isch en V o l k es zugleich au ch ein en w ertv o llen B eitrag liefern zu d e r n o tw e n digen U m präg un g u n s e re r herköm m lichen A nschauun g von d e r B alkangeschichte: m an w ird die G eschichte d es B alk an s nichi m e h r von seinen R ä n d e rn aus, so n d ern von seinem In nern, vom b alk an isch en V olkstum u n d d e r b alk an isch en L a n d sc h a ft au s sehen u n d m an w ird begreifen, d a ß z u r B alkangeschichte auch die 84 D ie G eschichte des voralbanischen V olkstum s in vorröm ischer Zeit (vgl. unten S. 55— 75) ist bisher überhaupt nicht behandelt worden. D agegen ist die G eschichte von A lbanien (und Epeiros) in vorröm ischer Zeit durch die zuverlässigen A rbeiten von Zippel, Schubert, Oberhummer, K lotzsch, N ils son, Schütt, Cross und C asson (vgl. oben S. 23) behandelt. Jedoch ist auch ein e zusam m enfassende G eschichte dieses G ebietes in vorröm ischer Zeit nicht überflüssig, sondern ein dringendes Erfordernis. D enn die genannten W erke b e handeln jew eils nur ein zeln e Z eitabschnitte aus der G eschichte der epeirotischen und illyrisch en Stäm me, im engen A nschluß an die literarische Ü berlieferung und ohne Verwertung der archäologischen, volkskundlichen und sprachw issen sch aftlich en Forschungsergebnisse. E ine G esch ich te der nordw estgriechischillyrisch en Landschaften vom G olf von K orinth bis zum Skutari-B ecken ist daneben nicht überflüssig. S ie w ird zum ersten M ale ein gedrängtes G esam t b ild der staatlichen und kulturellen E ntw icklung in vorröm ischer Zeit als E inleitung zur G eschichte der röm isch-byzantinischen Zeit geben. M anches, was wir bisher nur von der griechischen S eite her zu seh en gewohnt w aren, w ird nun von der innerbalkanischen (thrakisch-illyrischen) S eite her in neuem L ichte erscheinen (vor allem die griechische K olon isation). Vgl. darüber auch unten S. 55— 75.


32 Geschichte des antiken (d. h. vorslavi sehen) Balkans (mit Ein schluß der Hellenen) gehört. Die Aufgabe, eine G esam tdarstellung der Geschichte des albanischen Volkes zu geben, berührt sich in m ethodischer und stofflicher Hinsicht sehr nahe mit den Problem en der rum änischen Frühgeschichte. In beiden F ällen handelt es sich — wie bei der Frühgeschichte jedes Volkes — darum , aus den „Ü berresten” vor allem mit Hilfe der Archäologie und der Sprachwissenschaft, die geschichtlichen Schicksale zu erschließen. Die Untersuchungen auf dem Gebiete der rum änischen Frühgeschichte (vor allem sind zu nennen die A rbeiten von P ä r v a n , P u s c a r i u , D e n s u sianu, P h ilip p id e , C a p i d a n , T a m á s ) bieten daher auch für eine D arstellung der Geschichte des albanischen Volkes in m ethodischer und stofflicher Hinsicht w ertvolle V orarbeiten zur Geschichte der griechisch-barbarischen M ischkultur und der Romanisierung. Auch sonst w ürde es die Spärlichkeit der ge schichtlichen Quellen und die m angelhafte Durchforschung des ganzen Gebietes häufig nötig machen, bei der Schilderung der inneren Entw icklung auf verw andte Erscheinungen in den Nach barlandschaften hinzuweisen. So läß t sich vor allem die Geschichte d er Christianisierung nur durch H eranziehung der frühchristlichen D enkm äler aus D alm atien (Salona), M akedonien (Stobi) und Epeiros (Nikopolis) zu einem wirklichen Bilde gestalten. Die Feststellung des uralbanischen Lebensraum es und die Erforschung der allm ählichen Siedlungsausbreitung des albani schen Volkes erm öglicht es erst, wie wir gesehen haben, eine Ge schichte des albanischen Volkes zu schreiben. D arüber hinaus kommt ihr eine allgem einere Bedeutung für die frühm ittelalterliche Geschichte der B alkanhalbinsel zu, und zw ar für die Erforschung der slavischen Landnahm e und der Frühgeschichte des rum äni schen Volkes. Über die Geschichte der B alkanhalbinsel in röm i scher und frühbyzantinischer Zeit wissen wir gut Bescheid. Nach den vorübergehenden Raubzügen germ anischer Schwärme brachen dann im 6. Jh. die Slaven und A varén in das Reich ein. Aus den lakonischen Notizen der Geschichtschreiber können wir uns nur in allgem einen Zügen ein Bild von der slavischen Landnahm e m a chen. Die kleinen Provinzstädte w urden von den Slavenhorden in Schutt und Asche gelegt. Die Bewohner des offenen L andes flüch teten in die festen P lätze oder auf die Inseln. U nd die frommen Heiligenlegenden wissen zu erzählen von der w undertätigen Macht d er großen Schutzheiligen, die wie einst die hom erischen G ötter durch ihr Eingreifen die B arbaren zurückschreckten.


33 Nach diesen spärlichen Nachrichten senkt sich dann ge schichtsloses Dunkel auf das Innere der Balkanhalbinsel, ein hal bes Jahrtausend hindurch, bis in das 11. Jh. Am Anfänge des 11. Jhs., nach der Vernichtung des großbulgarischen Reiches und der Rückeroberung der Balkanhalbinsel durch Ostrom werden dann die Verhältnisse wieder klar erkenntlich. Und jetzt zeigt die S p ra chen- und N ationalitätenkarte ein gänzlich neues Bild. Ein halbes Jahrtausend früher war das ganze Gebiet entw eder griechisch oder lateinisch gewesen und dazwischen lag nur die kleine uralbanische Sprachinsel. Je tz t (im 11. Jh.) ist das griechische Sprachge biet im wesentlichen auf die Küstengebiete des jonischen, des ägäischen und des schwarzen Meeres zusammengeschrumpft. Die alba nische Sprachinsel beginnt erst in dieser Zeit sich auszudehnen. Von dem weiten lateinischen Sprachgebiet hat sich einerseits die romanische Bevölkerung Dalm atiens in einer schmalen W ider standszone längs des adriatischen Meeres behauptet, andererseits die sogenannten Rumänen. Sie siedeln als W anderhirten in einzel nen Berglandschaften zersteut über die ganze Balkanhalbinsel hin. In geschlossener Siedlung halten sie nur die M attenregionen des Pindus und des Balkan-Gebirges sowie die Bergweiden D al matiens (Maurovlachen) besetzt. Ob das heutige Rumänien schon damals von Rumänen besiedelt war, ist strittig. Alles übrige Ge biet, also schätzungsweise fünf Sechstel der Balkanhalbinsel w a ren im 11. Jh. von den eingedrungenen Slaven bewohnt. So drängt sich die Frage auf: W as liegt zwischen dem 6. und dem 11. Jh .? W as ist aus der romanischen Bevölkerung gewor den? Wie kommt es, daß ihre Nachkommen, die Rumänen, über die ganze Balkanhalbinsel zerstreut sind? Wo ist die Heimat der Rumänen? Nördlich oder südlich der Donau? Zur Beantwortung dieser Fragen, deren Gesamtheit man unter der Bezeichnung „rumänische Frage" zusammenfassen pflegt, hat man immer wieder das teilweise romanisierte Albanische herangezogen, das enge Verwandtschaftsbeziehungen zum Rumänischen aufweist. Die rumänische Frage, die als wissenschaftliches Problem zu erst im 18. Jh. aufgeworfen wurde, ist unablässig von allen mög lichen Seiten her erö rtert worden. Bis heute hat man aber keine eindeutige K larheit über die Geschichte der Rumänen vor dem 12. Jh. erzielt. Seit Jahrzehnten konzentriert sich die Frage d a rauf, wo die „ursprüngliche" Heimat der Rumänen gelegen habe, wobei unter ursprünglicher Heimat die Heimat etwa in der Zeit der slavischen Landnahme zu verstehen ist. Der weit überwiegende Teil der Forschung — darunter gerade die wichtigsten Namen Arch. Eur. C.-O.

3

^


34 ( P h i l i p p i d e , . W e i g a n d , T a m á s ) — v ertritt die A nschau ung, daß die Rum änen im F rühm ittelalter als W anderhirten auf dem Balkan südlich der Donau gelebt und erst zu Ende dieses Zeitabschnittes nach und nach in das Gebiet des Karpathenbogens, nach Siebenbürgen und seinen N achbarlandschaften eingewandert seien.85 Demgegenüber wird von einer kleinen Anzahl von — gro ßenteils rum änischen — Forschern die Ansicht von der sog. sie benbür gischen „K ontinuität" vertreten: die Rum änen seien rom a nisierte Daker, die auch nach der Räumung der römischen Provinz Dakien durch K aiser A urelian (271) im Lande zurückgeblieben seien und sich dort durch alle Völkerstürm e erhalten hätten. Noch heute stehen sich „K ontinuitätsgegner" und „K ontinuitätsVerteidi ger" wie zwei feindliche Lager gegenüber. Daß keine Einhellig keit erzielt w erden kann, liegt vor allem daran, daß in der E rö r terung allzuoft außerwissenschaftliche Tatsachen, Stimmungen und Gefühle eine Rolle spielen. Von einem guten Teil des Schrift tums über die rum änische Frage kann man sagen, daß es mehr auf redlicher Begeisterung als auf kritischer Gewissenhaftigkeit beruht. In Rum änien galt und gilt stellenweise noch in der öffent lichen Meinung die K ontinuitätsthese als ein nationalpolitisches Palladium , das es um jeden Preis zu verteidigen gilt. Daß dadurch auch die Forschung allzuleicht gefärbt wird, ist begreiflich. Dazu kam, daß man über Polem iken die Einzelforschung vernachlässigte, die auf diesem schwierigen Boden allein weiter führen kann. Die Einzelforschung setzte erst spät ein und konnte infolge des M an gels an einer klaren M ethode nicht zu allgemein anerkannten Ergebnissen gelangen. Bei der E rörterung der rum änischen Frage hat immer wieder die Frage nach der Heim at und nach der frühm ittelalterlichen Geschichte des albanischen Volkes eine bedeutsam e Rolle gespielt. Die sprachlichen V erw andtschaftsbeziehungen zwischen dem R u mänischen und dem Albanischen sind so eng, dai3 man glaubt, ein jahrhundertelanges Zusammenleben oder doch eine jahrhun dertelange N achbarschaft beider Völker annehmen zu müssen. Nachdem durch die vorliegende Untersuchung der älteste Lebens raum der A lbaner nunm ehr festgestellt ist, w erden dam it auch manche Irrwege der rum änischen Frühgeschichtsforschung über flüssig und es entsteht von dem nunm ehr festen Boden der alba nischen Volkstumsgeschichte her ein sicherer Ausgangspunkt, von 83 Tam ás.

D ie

neueste

und

gründlichste

D arstellung

dieser

A nschauung

gibt


35 »dem aus man die Theorien zur rum änischen Frühgeschichte auf ihre H altbarkeit prüfen kann. Die Erforschung der uralbanischen Geschichte ist von allge meiner Bedeutung für die Geschichte des Romanisierungsprozesses, weil es sich gerade an diesem Beispiele zeigt, wie zähe sich die einheimischen Volkssprachen unter gewissen Bedingungen ge gen die lateinische Reichssprache behaupteten. Die albanische Sprachinsel war ja nicht die einzige innerhalb des Imperium Romanum. In der westlichen Reichshälfte ist die allgemeine Rom a nisierung in drei Provinzen nicht restlos durchgedrungen: in Britannien, in N ordafrika und in Spanien. In Britannien hat sich im äußersten W esten in der Bergland/schaft W ales keltisches Volkstum und keltische Sprache w ährend der ganzen römischen Zeit und bis heute erhalten. Nachdem schon das ganze südliche Britannien von den Römern erobert war, dauerte es noch Jahrzehnte, bis auch die Bergstämme des W estens, die an dem keltischen Irland einen festen Rückhalt h at ten, unterw orfen wurden. W enigstens der Form nach. Die Römer haben niemals versucht, das Bergland durch ein Straßennetz zu erschließen. Die große H eerstraße umgab es außen von drei Sei ten. Und drei Legionslager sorgten dafür, daß die Provinz von den Bergstämmen nicht beunruhigt w urde.86 Hier wie im albanischen M ati-Gau blieb das Innere sich selbst überlassen, und so konnte sich eine keltische Sprach- und Volkstumsinsel im M eere der allgemeinen Romanisierung be haupten. Ähnlich verlief die Geschichte der kulturellen und sprachli chen Romanisierung im römischen N ordafrika.87 Ein großangeleg: tes und engmaschiges Straßennetz überspannte das heutige Tune sien und das östliche Algerien. Hier drang die Romanisierung fast restlos durch. Nur in abgelegenen Gebirgslandschaften konn ten sich kleine Sprachinseln gegen die Übermacht der römischen 88 Vgl. Th. M ommsen, Römische Geschichte4 V (Berlin 1894) S. 162— 166. Über das Straßennetz der röm ischen Provinz Britannia vgl. die K arte bei M iller, It. rom. 5 f. 87 Vgl. Mommsen a. a. O. 640 f. D azu die Karte bei M iller lt. rom. 885 f. E. F. Gautier, Geiserich, K önig der Wandalen. Die Zerstörung einer Legende. Hrsg. und ein geleitet von Jörg Lechler. Frankfurt a. M. 1934. S. 309— 336 (mit K arte S. 340). J. R. S. Broughton, The Romanisation of Africa Froconsularis. B altim ore 1929 (schildert leider die sprachliche S eite dei* R o m anisierung überhaupt nicht). Über die sprachliche Rom anisierung vgl. H. Schuchardt, Die romanischen Lehnwörter im Berberischen. W ien 1919 (Sitzungs berichte der A kadem ie d. W iss. W ien, Phil.-hi&t. Kl. 188, 4). 3*


36 Reichskultur und der lateinischen Reichssprache behaupten, so in dem m arokkanischen A tlas und in dem kleinen ringsum von einem mächtigen Gebirgswall umgebenen Bergkanton zwischen Tipasa und Sitifis. D er Einfluß der römischen K ultur und Sprache drang nur langsam und abgeschwächt ein. Und die Römer bezeichneten die von der römischen K ultur kaum berührten Bewohner dieser Landschaften mit dem verächtlichen A usdruck: ,,B arbari”. Im M unde der späteren H erren, der A raber, w urde diese verächt liche Bezeichnung zu dem Völkernam en „B erber”. Und so spre chen wir heute noch von „B erbern” und von der „B erberei”. Eine dritte Sprachinsel hat die Romanisierung in Spanien überdauert: die Basken, Nachkommen der vorrömischen Bevölke rung, also wahrscheinlich der Iberer. Sie bewohnen heute das westliche D rittel der P yrenäen und die angrenzenden asturischen Berglandschaften längs des M eeres bis etwa nach Bilbao hin. Nach der herkömmlichen Ansicht h at sich das alte Iberertum hier erhalten, weil diese Gegenden besonders unzugänglich seien. Ein Blick auf die K arte zeigt, daß dies nicht als richtig gelten kann. Die B erglandschaften westlich davon sind wenigstens ebenso schwer zugänglich. D ort hätte sich das Baskische also ebenso leicht behaupten können. M o m m s e n ist diesem Einwand zu vorgekommen durch die Annahme, die baskische Sprache habe sich „in der römischen Zeit sicher über einen großen Teil Spaniens besonders den N ordw esten”88 erstreckt. Durch die Goten und A raber sei sie dann auf das heutige Verbreitungsgebiet einge schränkt worden. Und diese M o m m s e n sehe These scheint durch die Ergebnisse der Rassenkunde bestätigt zu werden. Man hat auf G rund von eingehenden Messungen festgestellt, daß die den Basken eigentümliche Schädelform außerhalb des baskischen Sprachgebietes weit in N ordw estspanien verbreitet ist. Daraus hat man den Schluß gezogen, daß das heutige baskische Sprachgebiet ein Reliktgebiet ist, ein Schrum pfungsrest, der im M ittelalter vor der Romanisierung in die B erglandschaften Asturiens zurückge wichen ist.89 W enn diese auf rassenkundlich-anthropologischen Tatsachen auf gebaute Hypothese wirklich richtig ist, w orüber mir kein berufenes U rteil zusteht, so wird dadurch aber die Richtig keit der M o m m s e n ’sehen These nicht bewiesen. Diese These erscheint doppelt unwahrscheinlich. M o m m s e n 68 Th. M ommsen, Römische Geschichte4 V 64. 69 D iese A nsicht vertritt jetzt auch E. von E ickstedt, Rassenkunde und Rassengeschichte d e r Menschheit. Stuttgart 1934. S. 381— 384.


37 gesteht selbst, daß in Spanien die Romanisierung rascher und intensiver einsetzte a ls in jeder anderen römischen Provinz. Dann bleibt es aber erst recht rätselhaft, wie sich der ganze Nordwesten des Landes der Romanisierung entzogen haben soll. Das heutige baskische Sprachgebiet w urde von zahlreichen römischen Straßen durchschnitten und besaß zahlreiche römische Städte."0 Auf G rund dieser Erwägung w erden wir die herkömmliche Ansicht für geschichtlich unmöglich erklären müssen. W ir müssen annehm en, daß dieses Gebiet ebenfalls rom anisiert w ar — wenn nicht ganz, so doch zum größten Teile — . Und wir dürfen im G e gensatz zu der ganzen bisherigen Forschung die kühne Vermutung aufstellen, daß die baskische Sprachinsel in römischer Zeit eine viel geringere Ausdehnung als heute hatte. Vielleicht w ar wie in Albanien ein abgelegener Bergkanton die Heim atlandschaft, von der aus die Basken später — am ehesten w äre an die Zeit des Frühm ittelalters zu denken — die umliegenden Gegenden besie delten. Der Einzelforschung muß die K lärung dieser Frage über lassen bleiben, wir können nur darauf hinweisen, daß die h er kömmliche Ansicht über die Entstehung der baskischen Sprach insel allen Tatsachen, die aus der Geschichte der Romanisierung feststehen, widerspricht. Und wenn die Einzelforschung einmal den exakten Nachweis für die Richtigkeit unserer Hypothese e r bringen sollte, dann w äre dies ein Beweis dafür, daß auch die geschichtliche Erforschung kleiner und anscheinend geschichtslo ser Völker für die allgemeine Geschichte fruchtbar ist, wenn nur die Forschung stets den Blick vom Besonderen auf das A llge meine, von der Feststellung des Einzelnen auf die Erkenntnis des G rundsätzlichen richtet.

90 Vgl. D ie Karte bei M iller, It. rom. 167 f.


I

4

I t

II. Die Geschichte der „albanischen Frage”.

A ls u n e n tb eh rlich e V o ra rb e it ein er G eschichte des a lb an i schen V olkes in u ra lb a n isc h e r u n d frü h b y zan tin isch er Z eit ist eine en tsch eid en d e V o rfrag e zu lösen: die F ra g e n ach d e r Lage u n d A usd eh n u n g des alb an isch en L eb en srau m es in geschichtlicher Zeit» Sie ist d as Z e n tra lp ro b le m d e r F rü h g esch ich te des albanischen V olkes. D ie bisherigen V ersuche ein er geschichtlichen D a rste llu n g sind S tückw erk geblieben, w eil diese V orfrage nich t g e k lä rt w ar. E in w irk lich er F o rtsc h ritt d e r F o rsch ung ist auf diesem G ebiete d a h e r n u r n ach d e r Lösung d ieser F ra g e möglich. Die F ra g e nach d e r G eschichte des alb an isch en L ebensraum es ist d as K ern stü ck d e r sog. „alb an isch en F ra g e ”. D ie „alb an ische F ra g e ” d. h. die F ra g e nach d e r E n tsteh u n g und t den geschichtlichen A n fän g en des albanischen V olkes ist in d e r .W issenschaft in d e m A ugenblick aufgetaucht, als m an sich d e r sprachlich en , rassisch en u n d volkstum sm äßigen S o n d erstellu n g des alban isch en V olkes im K reise d e r B alk an v ö lk er b ew u ß t w u rd e .1 L e i b n i z , d e r als e rs te r die A u fm erk sam k eit d e r w issen sch aft lichen W e lt auf die m erk w ü rd ig e alb anisch e S p rache gelenkt 1 D ie folgenden A usführungen so llen keine vollständ ige G eschichte der albanischen Frage sein. Es so ll vielm ehr nur die Entw icklung der Forschung in ihren H auptvertretern im H inblick auf die uns beschäftigende F ragestellung' geschildert werden, um im A nschluß daran die grundsätzlichen Irrwege der bisherigen Forschung zu zeigen und den m ethodisch einzig richtigen W eg zur Lösung zu w eisen. — Über die ältere Literatur zur „albanischen F rage” vgl.. J. R itter von X ylander, Die Sprache der Albanesen oder Schkipetaren. Frank furt a. M. 1835. S. 275— 292. Fallm erayer, A lb . Element. 430— 440. — Über die damit zusam m enhängende Literatur zur ,,rum änischen Frage" vgl. R. Brie-' brecher, Der gegenwärtige S ta n d d er Frage über die Herkunft der Rumänen (Programm des evangelischen G ym nasium s). Herm annstadt 1897. K a d lec 11— 82.


39 hat,2 beschäftigte sich mit den A lbanern zw ar nur unter sprach wissenschaftlichem Gesichtspunkt. Doch schon bald nach ihm h at der B egründer der albanischen Geschichtsforschung J o h a n n T h u n m a n n , „ordentlicher L ehrer der B eredsam keit und P hi losophie auf der U niversität zu H alle” in dieser Frage mit be w undernswürdigem Scharfblick im wesentlichen das Richtige ge sehen.3 U nter Bezugnahme auf die N achricht des Ptolem aios über die S tadt Albanopolis betrachtet er als Heim at der A lbaner die Berglandschaft zwischen Drin und Shkumbi, die in der H au pt sache durch die Stamm esbezirke M erdita und M at ja ausgefüllt wird. T h u n m a n n hat den methodisch einfachsten W eg ge w ählt: er verfolgt die allm ähliche Erw eiterung des in den Quellen als „A lbanien” bezeichneten Gebietes. Im 13. Jh. w erden schon die übrigen Landschaften des heutigen N ordalbanien zu „A lba nien” gerechnet. Im 14. Jh. dehnen die A lbaner ihre H errschaft über Südalbanien, Epeiros und A karnanien aus. Die Beweisfüh rung T h u n m a n n s stellt es außer Zweifel, daß die Heim at der A lbaner zur Zeit ihres eigentlichen geschichtlichen A uftretens im 11. Jh. tatsächlich das Gebiet zwischen Drin und Shkumbi war. Die Erw ähnung der S tadt Albanopolis in diesem Gebiet bei P to lemaios ist dann für ihn der Beweis, daß die A lbaner in dieser Landschaft schon in der römischen K aiserzeit ihre Sitze hatten.4 Diese Annahme w äre jedoch nur dann m it einer gewissen B erech tigung zulässig, wenn sich die heutigen A lbaner selbst als „A lba n e r” bezeichnen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Sie n en nen sich vielmehr Shqipetaren. D er Name „A lbaner” w urde ihnen vielleicht erst von den griechischen Geschichtschreibern des 11. Jhs. nach der Landschaft „A lbánon” beigelegt. Dam it ist die Kon tinuitätsthese T h u n m a n n ’ s ohne Grundlage. Denn es bleibt die Möglichkeit, daß die Shqipetaren erst in der Zeit der großen Völ kerverschiebungen vom 7—9. Jh. in das Bergland zwischen D rin und Shkumbi eingew andert und dort von den Griechen nach der Landschaft A lbánon als „A lbaner” bezeichnet worden sind.5 Die 2 Vgl. auch P etrotta 423 f. 3 Thunmann 240— 242. V gl. auch oben S. 19 f. 4 A uf Thunmann geht es w ohl auch zurück, w enn J. G. Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte d e r Menschheit XVI, 5 über d ie A lbaner (und Rumänen) die A n sicht äußert:. „Sie sind keine -Fremdlinge, sondern ein a lteuropäischer V ölkerstam m ”. 5 D iese A nschauung von der Einw anderung der A lbaner in die nord albanische B erglandschaft im G efolge der V ölkerverschiebungen, die mit der slavischen Landnahm e Zusammenhängen, wird tatsäch lich von verschiedenen Forschern vertreten. Vgl. unten S. 43.


40 wo die Vorfahren der A lbaner in der römischen Kaiserzeit saßen, ist also von T h u n m a n n nicht gelöst worden. L e a k e6 v ertrat in eingehender Darlegung die Ansicht, als älteste Heim at sei das ganze Gebiet von Epeiros, Süd- und M ittel albanien anzusehen. Die natürliche Abgeschlossenheit dieser Landschaften hätte den nivellierenden Einfluß der griechischen K ultur und Sprache ferngehalten. Man muß gegen diese ap h o risti schen Erwägungen einwenden, daß nicht das ganze heutige alba nische Siedlungsgebiet als von N atur besonders abgeschlossen bezeichnet werden kann. A ndere Landschaften der Balkanhalb insel (z. B. Bosnien und die Hercegovina) sind von der N atur viel strenger gegen die Einflüsse der A ußenw elt abgeschlossen als das Küstengebiet Niederalbaniens. Als besonders unzugäng lich kann nur das nordalbanische Bergland, mit einer gewissen Berechtigung auch der molossische Bergkanton (das Becken von Jcannina) bezeichnet werden. Damit ist diese Hypothese L e a k e's hinfällig. Schon früh tra t die Ansicht auf, die A lbaner seien keine „A utochthonen”, sondern sie seien im F rühm ittelalter aus dem k au kasischen Albanien auf die Balkanhalbinsel eingewandert. U nter den eigentlichen K ennern d er albanischen Sprache und Geschichte hat sich P o u q u e v i l l e 7 dafür eingesetzt. Ohne sich über die Heim at des albanischen Volkes im M ittelalter und in römischer Zeit zu äußern, setzte er die Einw anderung der A lbaner aus ihrer kaukasischen Heim at auf die Balkanhalbinsel in die mythische Zeit des Argonautenzuges. Durch diese unbewiesene und unbe weisbare Hypothese w urde die K lärung der albanischen Frage in nichts gefördert, sondern auf den unglücklichen Irrw eg m ythen vergleichender und sagengeschichtlicher Kombination abgeschoben. J. v o n X y l a n d e r , 8 der ausgezeichnete K enner der albani schen Sprache, sprach sich in eingehenden Ausführungen gegen anderslautende Ansichten für die Abstammung der albanischen Sprache von der illyrischen oder thrakischen Sprache und im Zu sammenhang dam it für das „A utochthonentum ” der A lbaner aus.9 Mit derselben Verquickung der H eim atfrage mit der Ab stammungsfrage setzte sich der große H a h n,10 der die albanische *

0 W. M. Leake, Researches in Greece. London 1814. S. 237— 255. 7 F. C. H. L. P ouqueville, Voyage dans la Grèce. II (Paris 1820) S. 505. 8 J. von X ylander, Die Sprache d e r A lb anesen oder Schkipetaren. F rank furt a. M. 1835. S. 292— 320. 9 a. a. O. 318. 10 Hahn, Alb. Stu dien I 213.


41 Frage, Landes- und Volkskunde eigentlich erst begründet hat, mit Entschiedenheit für die Hypothese des „Autochthonentum s" ein. E r sah in den A lbanern Nachkommen der Illyrier, die mit den Epeiroten und M akedonen sprachverw andt seien. W eitergehend setzte er mit dieser illyrisch-epeirotisch-m akedonischen Sprachfam ilie die Pelasger gleich und schloß diese mit den H ellenen und Italern zu einer weiteren Sprachfamilie zusammen. Die Behauptung der il lyrischen Sprache trotz des jahrhundertelangen übermächtigen Einflusses der lateinischen Reichssprache erk lärt H a h n wie L e a k e aus der landschaftlichen Abgeschlossenheit des albani schen Siedlungsgebietes. Die Gültigkeit dieser Beweisführung be darf, wie bereits ausgeführt w urde,11 einer starken Einschränkung. Gegen die letzteren Ansichten H a h n s w andte sich der Grieche N i k o k 1 e s.12 F ü r ihn sind — ebenso wie für P o u / q u e v i l l e — die A lbaner nicht ein „autochthones" Volk, son dern E inw anderer, die erst im M ittelalter aus dem kaukasischen Albanien auf die Balkanhalbinsel eingew andert seien. Diese H y pothese erw eiterte er noch dahingehend, daß er die beiden alba nischen Hauptstäm m e, Gegen und Tosken, als zwei völlig v er schiedene Völker betrachtet. Die Gegen seien zuerst, die Tosken erst viel später eingewandert. Diese Anschauungen versuchte N i k o k l e s durch zahlreiche phantastische Etymologien zu stützen, deren völlige U nhaltbarkeit von F a l l m e r a y e r in einer eingehenden K ritik und W iderlegung dargetan w urde.13 F a l l m e r a y e r 14 hält es für eine feststehende Tatsache, daß „H eim atland oder Ursitz, in welchem die beglaubigte G e schichte das Volk der A lbaner zuerst entdeckt", das ganze Gebiet von Albanien und Epeiros zwischen dem am brakischen Golf und dem Skutari-See, zwischen dem adriatisch-jonischen M eer und dem Pindus nebst seinen nördlichen A usläufern ist. In den letzten Jahrzehnten w urde die albanische Frage vor allem im Zusammenhang mit der rum änischen Frage erörtert. Auf G rund der zwischen der albanischen und der rumänischen Sprache bestehenden V erw andtschaft und der Lehnwortbeziehun gen glaubte man, für beide Völker eine gemeinsame ursprüngliche Heimat annehm en zu müssen, die man bald im Norden, bald im 11 Vgl. oben S. 40. 12 N ikolaos G eorgios N ikokles, Ttsql Tfjs ccvxoxfrovias t &v **ÄXßavß>v fjroi ^yuTtirdo (D e A lbanensium sive Schkipitar Origine et P rosapia). (D iss.) G ottingae 1855. u Fallm erayer, A lb. Elem ent 1 440— 487. 14 Fallm erayer, Alb. Elem ent I 424.


42 Síiden der Donau suchte. So stellte der rumänische Linguist H a s d e u, der die Heimat des rum änischen Volkes im Norden der Donau annahm, zur E rklärung der engen Sprachverw andt schaft zwischen Albanisch und Rumänisch die Ansicht auf, die A lbaner seien Nachkommen dakischer Stämme, die nach Illyrien und Mösien, dann nach dem Hämus und schließlich in ihre heuti gen Sitze eingew andert seien.15 Eine ähnliche Ansicht wurde von P u ç c a r i u und P á r v a n geäußert.10 Danach sind die A lbaner zwischen dem 3. und 6. Jh. n. Chr. als V ortrupp der slavischen Völkerwanderung von N ordosten durch Siebenbürgen nach Südwesten gezogen und ha ben sich unbem erkt nach und nach als W anderhirten in das Reichsgebiet südlich der Donau eingeschoben. Die nur allgemein angedeuteten G ründe für diese Annahme liefern jedoch keinen Beweis. Gegen die Annahme einer so späten Einw anderung spricht vor allem entscheidend die Tiefe des Romanisierungseinflusses, den das Albanische aufweist.17 Diese Theorie ist nur ein Ausweg, um die rumänische K ontinuität in Dakien auch in A nbetracht der nahen albanisch-rum änischen Sprachverw andtschaft verfechten zu können. Solange jedoch Dakien nicht mit Sicherheit als Heimat der Rum änen erwiesen ist, muß diese Schlußfolgerung als unbe gründet gelten. Man könnte die bestehenden sprachlichen Über einstimmungen ebensogut dadurch erklären, daß man, wie dies mit überzeugenden G ründen die M ehrzahl der Forscher tut,18 die Heimat der Rum änen in den römischen Provinzen südlich der Donau sucht.19 15 Bogdan P etriceicu H asdeu ging noch w eiter und w o llte (ähnlich wie N ikokles) die T eilung in G egen und T osken schon in der dakischen Früh periode nachw eisen. D ie T osken seien die Nachkom m en der Kostoboken, die iedoch in W irklichkeit Slaven waren (N iederle I 426), die Gegen seien die Nachkom m en der B essen. D iese Annahm e wurde als unm öglich allgem ein abgelehnt (vgl. auch K adlec 74). 10 Puçcariu, Urrumänisch 61 f. Vgl. darüber Tamás 171 und die dort zusam m engestellte Literatur. 17 V gl. unten S. 80 f. 18 F. M iklosich, P. H unfalvy, G. M eyer, O, D ensusianu, K. Kadlec, N. Jokl, C. Jirecek, A. P hilippide, G. W eigand, P. M utafciev, L. Tamás, St. K niezsa u. a. 19 W eigand, Albanische Einwanderung in Siebenbürgen: B alkan-A rchiv 3 (1927) 208— 226 hat versucht, einen T eil der rum änisch-albanischen Sprachgem einsam keiten durch ein e in das 11— 12. Jh. fallend e albanisohe E inw an derung nach dem w estlichen Siebenbürgen zu erklären. Für uns erübrigt sich ein Eingehen auf diese H ypothese, da sie unsere Fragestellung nicht berührt.


4$ Im Zusammenhang mit der rumänischen Frage hat sich nach einer gelegentlichen Stellungnahme von D e n s u s i a n u20 nur P h i l i p p i d e 21 ausführlich mit der Heim at des albanischen Vol kes befaßt. Ausgehend von der Tatsache, daß die albanische Sprache jahrhundertelang sich gegen den Einfluß der Romanisie rung behaupten konnte, v ertritt er mit Recht die Ansicht, daß sich diese zähe W iderstandskraft nur aus der landschaftlichen Abgeschlossenheit ihres Siedlungsgebietes erklären lasse. Als dieses ursprüngliche Siedlungsgebiet erk lärt er die bosnische. Berglandschaft zwischen den T älern des Vrbas und der Drina, wo lateinische Inschriften und alle sonstigen Spuren der Rom ani sierung fehlen.22 Diese Ansicht deckt sich im wesentlichen mit der schon früher von J i r e c e k23 geäußerten, daß die Heimat, der A lbaner in römischer Zeit das Bergland zwischen Dalm atien und der Donau gewesen sei. E rst w ährend der V ölkerw anderung seien die ,,halbrom anisierten Illy rier” in das Gebiet des heutigen Albanien abgedrängt worden. Diese Theorie erw eist sich an H and der griechischen Lehnw örter im Albanischen als unmöglich.24 Ähnlich nimmt auch M a r q u a r t25 an, daß die A lbaner erst zur Zeit der Slaveneinwanderung in ihre heutigen W ohnsitze eingerückt seien. D er Sprachforscher N. J o k l,26 wollte, gestützt auf sprach vergleichende Tatsachen, D ardanien als Heim at des albanischen Volkes in römischer Zeit betrachten. Diese Annahme, mit d er auch J o k l's Hypothese von dem thrakisch-illyrischen M ischcha rakter der albanischen Sprache zusammenhängt, ist hinfällig, weil das Gebiet des alten D ardanien (das heutige A ltserbien und ein Teil Nordmakedoniens) in röm isch-frühbyzantinischer Zeit nach weislich völlig rom anisiert w ar.27 20 D ensusianu 294 gibt die kurze Bemerkung: . . au delà du Danube, au centre du m onde illyrien, là où ont vécu les ancêtres des A lbanais". 21 P hilippide II 770. 22 P hilippide I. 515. Im Zusammenhange mit dieser Annahm e hat P h i lippide II 799— 801 auch die H ypothese vertreten, die A lbaner seien weder.Thraker noch Illyrier, sondern ,,Pannonier". 23 Jirecek, Gesch. d. Serben I 152. 24 Vgl. unten S. 81 f. 25 J. Marquart, Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge. L eipzig 1903.. S. 246 A. 1: Jene grosse Flucht der P rovinzialen gehört in das Jahr 581- „D er selbe Slawensturm muss auch die heutigen A lbanesen in die w ilden R andge— birge des W estens zurückgedrängt haben." 2G N. Jokl, A lb aner 91 f. 27 Vgl. unten S. 116 f.


44 Manche Verwirrung wurde in die Frage nach der Heimat des albanischen Volkes dadurch hineingetragen, daß man sie mit Hilfe somatisch-anthropologischer Tatsachen zu lösen versuchte. Besonders ist dies durch G 1 ü c k,28 T r a e g e r,29 W e i s s b a c h,r'° 2 u p a n i c,31 H u e p p e,32 N o p c s a,83 H a b e r l a n d t, L e b z e l t e r 34 und W e n i n g e r35 geschehen. Einen kleinen Beitrag lieferten P i t a r d und M a n k i e w i c z.:!(i Dabei hat man vor allem die somatische Konstitution der heutigen Albaner mit den Schädelfunden in den Grabhügeln von Glasinac37 verglichen, die 28 L. Glück, Zur physischen Anthropologie der Albanesen: W iss. Mitt. 5 (1897) 365— 402. 29 P. Traeger, Mitteilungen und Funde aus Albanien: Zeitschrift für E thnologie (Verhandlungen) 1900, S. 34— 37. 30 A . W eissbach, Prähistorische Schädel von Glasinac: W iss. Mitt. 5 (1897) 562— 576. Ders., Prähistorische Schädel aus Bosnien und der Herce govina: W iss. Mitt. 10 (1907) 549— 595. 31 N. Zupanic, Sistem istorijske antropologije balkanskich naroda: Starinar. Organ sprskog archeoloSkog drustva N. R. 2 (1907) 167— 189, 3 (1908) 1— 70. D iese A rbeit bringt die F eststellu n g der anthropologischen Tatsachen. D ie angekündigten beiden w eiteren T eile der großangelegten Untersuchung, in denen die U rsachen und G esetze der som atischen Veränderungen und die vorgeschichtlichen Bew ohner der B alkanhalbinsel behandelt werden sollten, sind nie erschienen (Mitt. des Verf. s.). B ei Verwertung historischer N ach richten fehlt es sehr an kritischer M ethode, so besonders bei der summarischen F eststellu n g der illyrisch-thrakischen Sprachgrenze. D ieselben A nsichten im Auszug: Ders., Die Illyrier: Sitzungsberichte der anthropologischen G esellschaft in W ien 1906— 1907, S. 21— 24. 32 F. Hueppe, Über die Herkunft und Stellung der Albanesen: Archiv für R assen- und G esellschaftsbiologie 6 (1909) 512— 529. 33 Nopcsa, Vorgeschichte 240— 248 (mit Erörterung der früheren For- • -schungen). 34 A . H aberlandt u. V. Lebzelter, Zur physischen Anthropologie der A lb anesen: A rchiv f. Anthrop. 45 (1919) 123— 154 (mit Bibliographie). — H alten endgültige Ergebnisse für unmöglich. V. Lebzelter, Rasse und Volk in Südosteuropa: M itteilungen d. anthr. G esellsch aft in W ien 59 (1929) 61— 126. (Eine gew altige M aterialsam m lung, aber ohne die notwendige klare S chei dung und einschneidende Kritik. A uf S. 71 A . 1 findet sich eine reiche L itera turzusam m enstellung zur Som atologie der A lbaner). Ders., Prof. Reche und d i e Illyrierfrage a. a. O. 333. Dagegen: O. Reche, Entgegnung zu vorstehenden Bemerkungen Lebzelters a. a. O. 333. 35 J. W eninger, Rassenkundliche Untersuchungen an Albanern. Ein B eitr a g zum Problem der dinarischen Rasse. W ien 1934. 30 E. Pitard et G. M ankiewicz, Documents pour l ’étude anthropologique d es Albanais: R evue anthropologique 40 (1930) 109— 115. 37 Hochebene im Osten und Süden von Sarajevo mit einem berühmten illyrischen Hügelgräberfeld, wo sich überaus zahlreiche Schädel erhalten ha ljen. Vgl. C. Truhelka, Hügelgräber und Ringwälle auf der Hochebene Glasinac:


45'

man den Illyriern zuweist. Auf Grund dieses Vergleiches hatten sich bereits F i a 1 a38 und V i r c h o w39 für die Verwandtschaft der Albaner mit der Glasinac-Rasse ausgesprochen. 2 u p a n i c , hat durch eine Gegenüberstellung der Schädelindices die Unmög lichkeit dieser Ansicht dargelegt. Jedoch vertritt auch er aus all gemeingeschichtlichen Erwägungen die Anschauung: Da die A lba ner keine sprachlich-ethnische Beziehung zu den Griechen, Italienern, Slaven und Türken aufweisen, können wir sie nur als. Nachkommen der Illyrier betrachten.40 Zur Frage nach der H ei mat des albanischen Volkes hat Z u p a n i c nicht Stellung ge nommen. Bei den Albanern ist sich die anthropologische Forschung heute darüber klar, daß es eine einheitliche albanische „R asse” im somatischen Sinne nicht gibt. Schädelform, Gestalt, Augen und Haarfarbe sind in den meisten Landschaften verschieden. Soma tische Unterschiede zwischen den Albanern und den umwohnen den Slaven41 (Montenegro, Altserbien,42 Makedonien) und G rie chen (Epeiros) sind nicht feststellbar. Bei der engen Symbiose,„ die mit diesen Nachbarvölkern, vor allem mit den Slaven bestand,, ist dies auch gar nicht anders zu erwarten. Für die Heimatfrage könnte die Anthropologie nur dann einen Beitrag liefern, wenn es gelänge, mit wissenschaftlicher W iss. Mitt. 1 (1893) 61— 112. F. Fiala, Nachträge zu den Ausgrabungsergebnis-sen am Glasinac 1895: W iss. Mitt. 6 (1899) 279— 282. G. W ilke, Glasinac: R eal-lexikon der Vorgeschichte. Hrsg. von M. Ebert. IV, 2 (Berlin 1926) S. 341 f. (s. v.). 38 F. Fiala, Über einiges Neue von Glasinac: M itteilungen der anthro pologischen G esellschaft in W ien 24 (1894) 124. 39 R. Virchow, Zur Craniologie lllyriens: M onatsberichte der Preuß. Ak». d. W iss. zu Berlin 1877, S. 769— 801. 40 Èupanic 20. — D ie U m gestaltung der som atischen K onstitution erklärte er aus den E inflüssen des B odens und K lim as und aus der Rassenmischung. 41 Zur Rassenkunde der B alkanslaven vgl. N. Èupanic, Etnogeneza Jugoslovenâ. Rasna istorija i karakter Srba, Hrvata, Slovenaca i Bugara: Rad Jugoslavenske A kadem ije Znanosti i U m jetnosti 222 (1920) 139— 193. V. Leb zelter, Beiträge zur physischen Anthropologie der Balkanhalbinsel. I. Teil. Zur physischen Anthropologie der Südslaven: M itteilungen der anthropologi schen G esellschaft in W ien 53 (1923) 1— 48. M. Cwirko-G odycki, Les S l a v e s méridionaux: Revue anthropologique 40 (1930) 338— 357, 41 (1931) 5— 30, 105— 120. Ders., Slowanie poludniowi. Poznan 1931. J. Czekanowski, Zur R a s senkunde der Serbokroaten: Slavische Rundschau 6 (1934) 393— 404. 42 D ie albanische Bevölkerung der altserbischen Landschaften unterschei det sich in som atischer Hinsicht gar nicht von den Serben, da es sich großen teils um albanisierte Serben (sog. Arnautaschen) handelt. Vgl. Glück a. a. O


46 •Genauigkeit eine Landschaft nachzuweisen, deren Bewohner sich durch ihre somatische Konstitution von den nichtalbanischen Völkern unverkennbar stark abheben. D afür liegen wichtige H in weise vor. Von verschiedenen Reisenden und Forschern wird h e r vorgehoben, daß die Bewohner des nordalbanischen Berglandes in .somatischer Hinsicht den echt albanischen Typ vertreten. So h ält M a v r o m m a t i s die Bewohner des Gebietes zwischen .Shkumbi und Mati für die reinsten A lbaner und er erk lärt dies damit, daß diese Landschaft den Einfällen frem der Völker am wenigsten a^isgesetzt gewesen sei.43 Nach den Ergebnissen dieses Forschers sind die Bewohner der Landschaft zwischen Shkumbi und Mati vollständig (100 v. H.) brachykephal, darunter 55,55 v. H. hyperbrachykephal und 22,22 v. H. ultrabrachykephal. Schä del aus der Gegend von Skutari bestätigen dieses Ergebnis.44 T r a e g e r45 kommt auf G rund seiner anthropologischen Beobach tungen zu dem Ergebnis, daß die Gegen (Nordalbaner) in soma tischer Hinsicht durchaus uneinheitlich sind und daß nur die Stäm m e des D rin-Berglandes (Dukagjin, M irdita) und des MatiGaues von frem den Elem enten unberührt geblieben seien. A lle diese vereinzelten Beobachtungen können die Frage nach einem rein albanischen Typ nicht m it Sicherheit entscheiden. Nur eine planm äßige anthropologische Erforschung der verschie denen albanischen Landschaften könnte ein U rteil darüber e r möglichen. Die angeführten Beobachtungen sind jedoch als W ahrscheinlichkeitsmomente und G lieder in einer Beweiskette von Bedeutung.46

43 Vgl, A. Roukis, Ethnographische und statistische Mitteilungen über Albanien: Peterm anns M itteilungen 30 (1884) 367. Der A usdruck „zwischen Shkumbi und M ati” ist reichlich ungenau. G em eint ist wohl das M ati-B ecken. 41 R. Zampa, Vergleichende anthropologische Ethnographie von Apulien: Z eitschrift für E thnologie 18 (1886) 167— 232, 45 P. Traeger, Mitteilungen und Funde aus Albanien: Zeitschrift für E thnologie 32 (1900) 33—51. — Dort sind auch die anthropologischen B eobach tungen der früheren R eisenden zusam m engestellt. 46 D aher wird man auch die von 2upanic a. a. O. 16 ausgesprochene Schlußfolgerung, daß der rein albanische Typ brachykephal (und von dunkler K om plexie) sei, als voreilig ablehnen.


111. Kritik der bisherigen Lösungsversuche der „albanischen F ra g e ’. Der methodische W eg zur Lösung. D er v o rau sg eh en d e p ro b lem geschichtlich e Ü berblick ü b e r die bisherige B eh an d lu n g d e r „alb an isch en F ra g e ” h a t gezeigt, d aß sich seit m eh r a ls einem J a h r h u n d e r t die sp rach w issen sch aftlich e, eth n o g rap h isch e u n d geschichtliche F o rsch u n g d a ru m b em ü h t h at, eine k la re A n tw o rt zu fin d en auf die F ra g e n ach d en U rsp rü n g e n d es h eu tig en a lb an isch en V olkes. M it dem A ufgebot ein er b ew u n d e rn sw e rte n G eleh rsa m k eit h a t m an auf den v e rsc h ie d en ste n .We gen u n d m it d en v e rsc h ie d en ste n M itteln die L ösung d e r „ a lb a nischen F ra g e ” v ersu ch t. D ie F o rsch u n g eines J a h rh u n d e rts h a t eine u n ü b e rse h b a re L ite ra tu r d a rü b e r an g eh äu ft, ohne zu ein er k la re n E rk e n n tn is zu kom m en, die allgem ein a n e rk a n n t w o rd en w äre. S ta tt dessen gibt es eine A n za h l T heorien, die fa st a lle von v o rn h erein n u r a ls H y p o th esen g ed ach t w aren. D ie A lb a n ie n fo r schung h a t schon an ih re n A n fän g en d u rch ih re sag en g esch ich t liche B etrach tu n g sw eise die F ra g e n ach d e r H eim at u n d den A nfan g ssch ick salen des alb an isch en V olkes m it einem N ebel m y th en v erg leich en d er K om binationen um geben u n d d abei die eigentliche F rag e stellu n g , um die es ging, aus d en A ug en v e rlo ren. D ann w u rd e die albanisch e F ra g e d u rc h die w ach sen d e B e schäftigung d e r F o rsch u n g m it d en rä ts e lh a fte n F rü h sc h ic k sa le n des v e rw a n d te n ru m än isch en V olkes m it d e r „ru m än isch en F ra g e ” v erq u ick t u n d so in d en W irrw a rr d e r H y p o th e se n ü b e r die H e i m at des ru m än isch en V olkes hineingezogen. So kom m t es, d a ß seit einigen J a h rz e h n te n eine gew isse R e signation gegenüber d e r L ö sb ark eit d e r „ alb a n isch e n “ F ra g e in die b alkangesch ich tlich e F o rsch u n g eingezogen ist. M an h e b t die w enigen u n b e stritte n fe stste h e n d e n T a tsa c h e n d e r alb an isch en F rühgeschichte — rö m isch er u n d slav isch -b u lg arisch er K u ltu re in fluß, e rste s geschichtliches A u ftre te n im 11. Jh . — h e rv o r u n d


48 zählt die verschiedenen Ansichten über Heimat und Abstammung, des albanischen Volkes nebeneinander auf, indem man bestenfalls die eine als wahrscheinlicher bezeichnet. Man scheint im stillen die „albanische F rage” zu denen zu zählen, von denen der E^rkenntnistheorethiker aus Mangel an Erkenntnisgrundlagen ein bewußtes „Ignoramus et ignorabimus” spricht. A ndere halten die Aufgabe nicht für schlechthin unlösbar, sie glauben jedoch, daß es noch einer langen Forschungsarbeit zur Erreichung dieses fer nen Zieles bedarf, vor allem auf dem schwankenden Boden der albanischen Sprachgeschichte.1 Daß die bisherige Forschung2 nicht zu ihrem erstrebten Ziele gekommen ist, liegt jedoch nicht an der mangelhaften stofflichen Durchforschung des Gebietes, sondern vielmehr an verschiedenen grundsätzlich-methodischen Fehlerquellen und vor allem an der U nklarheit der Fragestellung. Man hat den Gegenstand seiner Untersuchung gar nicht klar form uliert und man hat keine grund sätzlichen Erwägungen darüber angestellt, auf welchem Wege und mit welchen M itteln sich eine solche Frage überhaupt nur lösen lasse. Man handelte über die „A nfänge” oder „U rsprünge” des albanischen Volkes. Man trug die spärlichen Bruchstücke literarischer Überlieferung zusammen und verglich sie manchmal auch mit einzelnen archäologischen oder sprachlichen Tatsachen. Die tatsächlichen oder vermeintlichen W idersprüche, die sich bei einem solchen Verfahren ergaben, konnten nur durch Hypothesen überbrückt werden. Diese innere U nklarheit zeigt sich vor allem bei der Frage nach der Heimat des albanischen Volkes. So ziem lich jeder Albanienforscher hat sich gelegentlich in der einen oder anderen W eise dazu geäußert, ohne daß man sich eigentlich über den Begriff „H eim at” klar war. Die ältere Forschung hat — ganz im Geist der damaligen Sprachwissenschaft und A ltertum s wissenschaft — nach der sogenannten „U rheim at”, die natürlich mit jedem neuen Fortschritt der Forschung in immer nebelhaftere Fernen hinausrückte, gesucht. Dadurch, daß unter „U rheim at” jeder die Heimat zu einer anderen Zeit verstand, ging auch die 1 G. W eigand in: B alkan-A rchiv 3 (1927) 227 f. gebraucht für den heu tigen Stand der albanischen Sprachgeschichte einen anschaulichen Vergleich: „der albanische Zweig der Indogerm anistik kommt mir w ie ein großes Sum pf gebiet vor, auf dem es nur einige feste Inseln gibt, im übrigen patschen die Forscher im Sum pfland, jeder nimmt einen anderen W eg, jeder erreicht ein anderes Ziel oder gar keins." 2 Auszunehm en ist nur Thunmann, der mit einer bewundernswerten K lar heit im G rundsätzlichen schon richtig gesehen hat. Vgl. oben S. 19 f.


49 kritische A useinandersetzung innerhalb der älteren Forschung aneinander vorbei. Schon der A usdruck „H eim at” ist irreführend, denn er ruft leicht irrige Vorstellungen über das W esen des albanischen Volks tumsgebietes hervor. Die A lbaner waren bis in die Neuzeit hinein ganz überwiegend und sind heute noch zu einem Teile W ander hirten. Sie leben von ihren mächtigen Herden, mit denen sie im W inter in den w ärm eren F lußtälern oder Küstenebenen bleiben, während sie im Sommer auf den Almen des Hochgebirges weiden. Dabei liegen die Gebiete der Sommer- und W interw eide häufig weit von einander entfernt, w ährend die dazwischen liegenden Gebiete von fremdem Volkstum besetzt sind. Der jahreszeit liche W eidewechsel bringt es daher mit sich, daß man für die albanischen W anderhirtenstäm m e eigentlich eine doppelte „Heim at” annehm en muß: eine zur Sommerzeit und eine andere zur W interzeit. Es em pfiehlt sich, in unserer Untersuchung den Ausdruck „H eim at” zu vermeiden, weil sich in dem geltenden Sprachgebrauch dam it doch immer die Vorstellung der seßhaften Ansiedlung verbindet. Dasselbe gilt von dem Ausdruck ,,Sied lungsraum ” oder „Siedlungsboden”. Es erschien zweckmäßiger, statt dessen den A usdruck ,,Lebensraum ” zu gebrauchen, worun ter das gesamte Gebiet verstanden wird, das die W anderhirten entweder als Sommer- oder W interw eide viehwirtschaftlich nutzen oder aber nur bei dem W eidewechsel im F rü h jah r und H erbst mit ihren Viehherden durchziehen. Neben dieser U nklarheit der Begriffe „H eim at” und „U rhei m at” krankt die bisherige Forschung an drei grundsätzlichen me thodischen Fehlerquellen. Die erste ist die Einseitigkeit der Be trachtungsweise. Die „albanische F rage” w urde von jeder Seite betrachtet, aber von jeder Seite einzeln. Der Sprachforscher ging mit den M itteln der Sprachwissenschaft, der Ethnograph mit ver gleichenden volkskundlichen Untersuchungen und der H istoriker an Hand der spärlichen literarischen Überlieferung und allgemein geschichtlicher Erwägungen an die Aufgabe heran. Nur gelegent lich und bruchstückweise w urden auch Tatsachen aus einem be nachbarten Forschungsgebiet herangezogen. So kam jeder F o r scher unter seinem engen Blickfeld zu einem eigenen Ergebnis, das dem auf den Nachbargebieten gewonnenen w idersprach oder doch zu w idersprechen schien. Dabei blieb e i n großes Gebiet gänzlich unbeachtet: Die Archäologie, die einen wichtigen, ja viel leicht den im Endergebnis entscheidendsten Beitrag zur Lösung der Frage zu liefern hat, w urde überhaupt nicht herangezogen.


50 Niemals aber h at man bisher überhaupt den Versuch gemacht, von der G esam theit der gesicherten Forschungsergebnisse aller dieser Einzelgebiete aus zu einer Lösung vorzudringen. D arin liegt es begründet, daß die Ergebnisse der bisherigen Forschung bestenfalls nur den W ert von zuverlässigen Teilergebnissen für ein begrenztes Teilgebiet haben können. Die zweite Fehlerquelle w ar die Verquickung der Frage nach dem Lebensraum mit der Abstam mungsfrage. Man h at bei dem Versuch, den ursprünglichen Lebensraum des albanischen Volkes festzustellen, immer gleichzeitig die F rage nach der Abstammung gestellt. Ausgehend von der irrigen Voraussetzung, daß das heu tige albanische Volkstum sgebiet in antiker Zeit ausschließlich illyrisches Sprach- und Siedlungsgebiet gewesen sei,3 m achte man die A ntw ort auf die F rage nach dem ursprünglichen Lebensraum von der Beantw ortung der Abstam m ungsfrage abhängig. Die V er tre te r der illyrischen Abstam mungshypothese, die in älterer Zeit unbestritten das F eld beherrschte, setzten sich demzufolge auch für das sog. „A utochthonentum ” des albanischen Volkes in seinen heutigen W ohnsitzen ein. Um gekehrt ließen die A nhänger der thrakischen Abstam m ungshypothese die A lbaner aus dem w eiter östlich gelegenen Sprach- und Siedlungsgebiet der T hraker ein gew andert sein. Diese Beweisführung w äre nur berechtigt, wenn sich die Abstam m ungsfrage überhaupt m it Sicherheit entscheiden ließe4 und wenn die illyrisch-thrakische Sprachgrenze aus antiker Zeit bekannt w äre.5 Diese beiden Voraussetzungen sind nicht ge geben. D arum ist die darauf aufgebaute Schlußfolgerung hinfällig. Ein m ethodisch k larer Lösungsversuch muß zur Vermeidung die ser Fehlerquelle beide Fragen für sich gesondert behandeln. Denn beide sind ohne innere ursächliche Beziehung. Mit dieser Verquickung m it der Abstam m ungsfrage hängt auch die Verquickung m it der „rum änischen F rag e“ zusammen. Es 3 D ies ist nicht der F all. V gl. unten S. 59 A. 12. * D ie A bstam m ung ein es V olk es kann ebenso w ie die A bstam m ung eines E inzelm en sch en mit S icherheit nur durch anthropologische T atsachen bew ie sen w erden. D enn nur die anthropologischen M erkm ale vererben sich mit ein er unbedingten G esetzm äß igk eit fort. Sprache und Kultur, die man ge w öhnlich eb en falls als B ew eism ittel für d ie A bstam m ung anzuführen pflegt, sin d von dem W illen d es M enschen und von der A u ß en w elt abhängig. Sie können sich verändern und aussterben, w ährend ihre Träger noch mit den selben anthropologischen M erkm alen w eiterleben. 5 V on der illyrisch -th rak isch en Sprachgrenze haben wir nur sehr bestim m te und allgem eine V orstellungen. V gl. unten S. 58 A . 12 f.

un


51 rist eine feststehende Tatsache, daß das Albanische als teilweise rom anisierte Balkansprache dem Rumänischen als ganz romanisierter Balkansprache nahe verw andt ist. Lautgestalt und W ortbe.stand machen es sicher, daß beide Sprachen in der Frühzeit eine Zeitlang gemeinsam dieselbe Entwicklung erlebten. Nach einer langen Trennung (durch den Slaveneinbruch) scheinen sie später wieder auf einige Zeit in äußere Berührung gekommen zu sein, wie die Lehnwortbeziehungen beweisen. Aus der Tatsache einer gemeinsamen sprachgeschichtlichen Entwicklungsperiode hat man mit Recht für jene Zeit auf Nachbarschaft geschlossen. Durch eine schulmäßig enge Auffassung dieser Sprach- und Volksnach barschaft wurde nun die Frage nach der „H eim at” der A lbaner von der Beantwortung der Frage nach der „H eim at” der Rum ä nen abhängig. Die V ertreter der mösischen Rum änenheim at setzten demgemäß die „H eim at” der A lbaner etwa im Gebiete des heuti gen Serbien (in Bosnien oder Altserbien) an, die V ertreter der dakischen (siebenbürgischen) Rumänenheimat waren gezwungen, auch die „Heim at” der A lbaner nördlich der Donau zu suchen. Diese Schlußfolgerung, die für die „rumänische F rage” ebenso ver hängnisvoll w ar wie für die „albanische F rage”, beruht auf unrich tigen Vorstellungen über die Schicksale der balkanromanischen Bevölkerung infolge des Slaveneinbruchs. D er Versuch, die „Hei m at” der Rumänen in eine engbegrenzte Einzellandschaft zu ver legen, steht mit allem im W iderspruch, was wir über die lateini sche Besiedlung der unteren Donauprovinzen wissen. Die O st romanen hatten vor dem Slaveneinbruch das ganze weite lateini sche Sprachgebiet um die untere Donau inne,6 das im W esten etwa bis an die heutige serbisch-bosnische Grenze reichte.7 Irgendwo in mitten dieses ostromanischen Sprachgebietes oder an seinen R än dern ist die uralbanische Sprachlandschaft anzunehmen. Durch den Slaveneinbruch wurde das geschlossene ostromanische Sprach gebiet in einzelne kleine Sprachinseln zerrissen, die nachbarliche 6 Ob auch in der röm ischen Provinz D acia jenseits der D onau röm ische K olonisten nach der Räumung der Provinz durch die röm ische M ilitärver w altung unter K aiser A urelian (271) zurückgeblieben waren, sp ielt für die Beantwortung dieser Frage keine R olle. Sichere B ew eise liegen für das F ort leben einer rom anisierten B evölkerung in der geräum ten Provinz D akien nicht vor. Vgl. jetzt Tamás 71— 93. 7 D ie genaue Grenze zw ischen dem Urrum änischen und der antiken Vorstufe des D alm atischen läßt sich nicht feststellen . D ie Spärlichkeit m und artlicher Form en auf lateinischen Inschriften und in lateinischen Ortsnamen ?macht dies unmöglich. 4*


52 Berührung mit dem Uralbanischen brach ab. W enn wir uns dieses. Bild der Entwicklung vor Augen halten, dann wird klar, daß die ▼iëlfach herrschende Betrachtungsweise der „rumänischen F rage” verfehlt ist, die glaubt, eine kleine Heim atlandschaft annehmen zu müssen.8 Grundsätzlich muß vielmehr das ganze Gebiet des heutigen Bulgarien, Rumänien (vor der Räumung der Provinz Dakien), Serbien und Nordmakedonien als Lebensraum der Urrurtiänen gelten. Damit ist die bisher übliche Verquickung der albanischen und der rumänischen „H eim atfrage” als ein methodi scher Irrweg der Forschung erwiesen. Die Frage nach dem u r sprünglichen Lebensraum des albanischen Volkes muß f ü r s i c h g e s o n d e r t behandelt werden. Die Erkenntnis der drei dargelegten grundsätzlichen Fehler quellen, an denen die bisherige Forschung gescheitert ist, zeigt erst den richtigen Weg zur Lösung. Die Frage nach der Abstam mung des albanischen Volkes hat ebenso beiseite zu bleiben wie die Frage nach dem ursprünglichen Lebensraum der Rumänen. Zur Erörterung steht nur die Frage nach dem ursprünglichen (d. h. ältesten für uns erkennbaren) Lebensraum des albanischen Volkes. Zu ihrer Beantwortung sind alle überhaupt verfügbaren Erkenntnism ittel heranzuziehen: literarische Nachrichten, Sprache, Ortsnamen, Archäologie, Volks- und Siedlungskunde. Es kann nicht erstrebt werden, die sog. „U rheim at” aufzu finden oder die Frage der sog. „A utochthonität” zu prüfen. Eine solche Fragestellung, wie sie in den Anfängen der geschichtlich ethnographischen Forschung vor einem Jahrhundert üblich war, ist grundsätzlich falsch. Sie kann überhaupt zu keinem Ergebnis füh ren, da wir die sog. „U rheim at” im letzten und eigentlichen Sinne des W ortes natürlich niemals feststellen können. W enn wir die Frage nach der „H eim at” eines Volkes stellen, so kann damit nür der Lebensraum zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt oder zú gewissen Zeitpunkten gemeint sein. Es kann sich also bei der sog. „U rheim at” oder „ältesten Heim at” nur darum handeln, den Lebensraum zu dem frühesten für unsere Erkenntnis erreichbaren Zeitpunkt festzustellen. Die Darlegung kann dieses Ziel auf zwei verschiedenen Wegen zu erreichen suchen. Sie kann entweder die Aussagen der einzelnen Quellen — literarische Nachrichten, Spra che, Ortsnamen, Archäologie, Volks- und Siedlungskunde — ne 8 Vor allem gilt dies von dem G roßteil der älteren Literatur. Unter den neueren W erken haben D ensusianu und Philippide diese Betrachtungsweise aufgegeben.


53 beneinanderstellen und aus dem Vergleich der verschiedenèn A us sagen eine Schlußfolgerung ziehen. Der zweite Weg geht aus von dem heutigen Volkstumsgebiet als eindeutig feststehender G rund lage der Untersuchung und versucht, die früheren V eränderungen — Erweiterungen oder Schrumpfungen — festzustellen und d a durch den Umfang und die Lage des Siedlungsraumes in immér frühere Zeiträume zurückzuverfolgen. Es empfiehlt sich, den zweiten Weg einzuschlagen, dessen Methode klarer und dessen Beweisführung eindringlicher ist. Die Betrachtung der gewaltigen Siedlungsausbreitung des albanischen Volkes im S pätm ittelalter und in der Neuzeit9 zeigt uns die E r weiterung des Siedlungsraumes von den Bergkantonen N ordalba niens bis zur heutigen Ausdehnung des albanischen Volkstum s bodens. Ausgehend von dem heutigen Lebensraum des albanischen Volkes muß die Entwicklung dieses Lebensraumes zunächst an Hand der literarischen Nachrichten zurückverfolgt werden bis zum ersten A uftreten der A lbaner im Lichte der Geschichte (11. Jh.). Durch eine eingehende Interpretation der ältesten Quellen berichte über die A lbaner (11— 13. Jh.) ist ihre Heimat in der Zeit ihres ersten A uftretens festzustellen.10 F ür die weiter zurück liegende Zeit der Slavenherrschaft (ca. 600— 1018) fehlen litera rische Quellen, es stehen nur die Sprache (slavisch-albanische Lehnwortbeziehungen), die Ortsnamen, die Volks- und Siedlungs kunde zur Verfügung, wozu noch Tatsachen der politischen und der kirchlichen Verwaltungseinteilung kommen. Nach Feststellung des Lebensraumes in frühalbanischer Zeit11 ist im letzten Abschnitt noch der Lebensraum in der uralbanischen (römisch-frühbyzantinischen) Zeit festzustellen.1' Zu den sprachwissenschaftlichen, ortsnamenkundlichen, volks- und siedlungskundlichen Tatsachen kommen in dieser ältesten Zeit noch die Tatsachen der A rchäo logie als Beweismittel hinzu. W enn es auf diesem Wege gelingt festzustellen, wo in rö misch-frühbyzantinischer Zeit die Vorfahren der heutigen Albaner lebten, dann ist die Frage nach dem ältesten Lebensraum des a l banischen Volkes gelöst. Denn erst in jener Zeit hat sich das 9 Vgl. 10 Vgl. 311 Vgl. 12 Vgl.

oben S. 29 f. unten S. 160— 173. unten S. 125— 159. unten S. 76— 124


54 albanische Volk gebildet dadurch, daß ein einzelner S p litter' eines großen altbalkanischen Volkes13 sich als Reliktgebiet gegen, die allgemeine Rom anisierung behauptet hat. W as vorher liegt und etw a durch sprachvergleichende und volkskundliche Forschun gen festgestellt w erden kann,14 gehört nicht eigentlich der albani schen Geschichte, sondern der Geschichte dieses altbalkanischen Volkes an,15 es soll daher jener älteste Zeitraum als ,,voralbanische' Zeit” bezeichnet werden.

13 Ob d ies die Thraker, Illyrier oder Pannonier sind, ist für unserer F ragestellung belanglos. 14 Über d iese ä lte ste V ergangenheit (vorröm ische Zeit) vgl. unten S. 55— 75. 15 D ie vorliegende A rbeit hat d en 'retrogressiven B ew eisgang in der Form aufgegeben und durch die D arstellung der Siedlungsausbreitung des albani schen V o lk es w ährend der einzeln en Zeiträum e ersetzt. Dadurch hat sich d ie U ntersuchung zu einem Überblick über die gesam te albanische V olkstum sge sch ich te erw eitert.


IV. Die voralbanische (vorrömische) Zeit. Bei dem F e h le n sch riftlic h er Q u ellen ü b er die G eschichte d e r „ V o ra lb a n e r”1 sin d w ir auf sp rach w issen sch aftlich e, o rtsn am en kundliche, arch äo lo g ische u n d vo lk sk u n d lich e R ückschlüsse a n g e w iesen. M an h a t es b ish er noch nich t versucht, von a lle n diesen S eiten aus d as D un k el d e r alb an isch en U rgeschichte aufzuhellen . A b er die ein zeln en W isse n sc h aften h ab en w ertv o lle F e s ts te llu n gen getroffen. So w eisen sp rachgesch ichtliche T a tsa c h e n fü r die ä lte s te Z eit d e r v o ralb an isch en V olkstum sgeschichte, die in d as Z e ita lte r d e r m u n d a rtlic h e n D ifferen zieru n g des In d ogerm anisch en h in au freich t, au f n ah e B eziehungen zum F in n isch -U g risch en u n d B altischen, w oraus m an au f ehem alige N ac h b a rsch a ft sch ließ en k an n .2 D azu stim m en G em ein sam k eiten m it dem K eltisch en ,3 ä l te ste iran isch e E inflüsse, die au f die in S ü d ru ß la n d sitze n d e n 1 D ie folgend e D arstellung der voralbanischen V olkstum sgeschichte, die ein erster kühner V ersuch m it a llen damit unverm eidlich verbundenen M än geln ist, beruht auf der Verbindung der antiken N achrichten über Thraker und Illyrier m it dem uralten G rundstock der geistigen und m ateriellen V o lk s kultur des A lbanertum s, der unverkennbar noch aus vorröm ischer Zeit stammt. D abei gilt der m ethodische Grundsatz: V oralbanisch ist: a ) A lles, w as sow ohl von den Thrakern als von den Illyriern überliefert wird, denn die A lbaner sind u n zw eifelhaft die Nachkom m en eines dieser beiden V ölker, b ) D iejenigen E lem ente der heutigen albanischen V olkskultur, die offen sich tlich in die Zeit vor der R om anisierung zurückreichen. 2 Jok l, Vorgeschichte. Ders., A lb a n e r 92 f. 3 N. Jokl, K e lte n und Albaner. In: Sym bolae G ram m aticae in honorem Joannis R ozw adow ski I (Cracoviae 1927) S. 235— 250. D ers. Unters. 255. D ie alban isch-k eltischen Ü bereinstim m ungen beziehen sich auf B enennungen aus dem G ebiete des P flanzenreiches, der H austiere, d es K lim as, des sozialen Verkehrs, der V erw andtschafts- und K örperteilnam en. In der B ildung der K ollek tíva kann auch ein e m orphologische Ü bereinstim m ung festg estellt w er den. Ein beträchtlicher T eil der k eltisch -albanischen Isoglossen erstreckt sich auch auf das G erm anische.


56 iranischen Skythen zurückgehen,4 und Gemeinsamkeiten mit den Turksprachen.5 Das südrussische .Waldgebiet w ar also die älteste für uns noch faßbare H eim atlandschaft der Voralbaner. Noch in ältester Zeit — nach der Loslösung aus dem indogermanischen Urvolk — scheinen die V oralbaner und Griechen eine Zeitlang in einer gewissen Gemeinsamkeit gelebt zu haben, worauf einige gerade den Sprachen dieser beiden Völker eigene Übereinstim mungen und Gemeinsamkeiten hinweisen.6 Griechen und V oralba ner sind dann in ältester Zeit gemeinsam in den Bereich der M it telm eerkultur eingetreten. Zu Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. w anderten die indo germanischen vaterrechtlichen Griechen von Norden her nach G riechenland ein und verschmolzen dort mit einer älteren nicht indogerm anischen m utterrechtlichen Vorbevölkerung,7 deren K ul turgut und Religionsvorstellungen sie großenteils übernahmen. H inter den Griechen schoben sich dann — ebenfalls noch im 2. Jah rtau sen d — zwei andere indogermanische Völker vor, besie delten den Rumpf der Balkanhalbinsel und unterw arfen die sp är liche Vorbevölkerung:8 Zunächst im Osten die T hraker,9 dann im 4 N. Jokl, Albanisch-iranische Berührungen: W iener Z eitschrift für die Kunde des M orgenlandes 34 (1927) 30— 50. 5 N. Jokl, Griechisch-albanische Studien. In: F estsch rift für U niversitätsP rofessor H ofrat Dr. Paul Kretschm er. B eiträge zur griechischen und la tein i sch en Sprachforschung. W ien 1926. S. 78— 95. 6 N. Jokl, Griechisch-albanische Stu dien a. a. O. Ders., Zur Lehre von den albanisch-griechischen Teilgleichungen: R evue internationale des études balkaniques 1 (1934— 1935) 46— 64. M. B artoli, A c c o r d i antichi fra l ’albanese e le lingue sor elle: Studi A lbanesi 2 (1932) 5— 73. — Ob diese voralbanisch griechische G em einsam keit noch in die vorbalkanische Zeit (etwa 3. Jahrtau send v. Chr.) beider V ölker hinaufreicht, läßt sich nicht entscheiden. 7 Vgl. darüber jüngst: S. Fuchs, Die griechischen Fundgruppen der frühen B r o n z e z e it und ihre auswärtigen Beziehungen. Ein Beitrag zur Frage der Indo germanisier ung Griechenlands. B erlin 1937. 8 D ie vorindogerm anischen geographischen Nam en auf illyrischem G e b iet sind Äehr spärlich. Nur in D alm atien können die Spuren einer vorindo germ anischen B evölkerung als sicher gelten. Vgl. Krähe, Geogr. Namen 9— 11. Zahlreicher sind die vorindogerm anischen Spuren in der illyrischen P ersonen nam engebung. Vgl. Krähe, Personennamen 159 f. Über vorindogerm anische E lem ente vgl. auch Jokl, Alb aner 93. D ers., Illyrier 47. Ders., Thraker 297 f. D ie vorillyrische B evölkerung scheint durch die illyrisch e Eroberung vielfach auf die Stufe der Sklaverei herabgedrückt w orden zu sein. So gab es bei den D ardanern und A rdiaiern eine breite U nterschicht höriger Urbevölkerung. V gl. Schütt 10. — A uf eine a lte vorindogerm anische U rbevölkerung w eist auch die m erkwürdige Nachricht bei A ristoteles, Problem. 15, 3, es habe unter den Thrakern einen Stamm gegeben, der nur bis vier zählen konnte. Vgl. Kazarow,


57 W esten und Nordwesten die Illyrier,10 die wenigstens

teilweise

Beiträge 10. Da bereits in gem einindogerm anischer Zeit das Z ehnerzahlsystem ausgebildet war, kann es sich bei diesem Stamm, w ie bereits T om aschek, Thraker I 125 andeutet, nur um einen R est der vorindogerm anischen U rbe völkerung handeln. Für eine vorindogerm anische Bevölkerung sprechen auch anthropologische Tatsachen. D ie ä lteste R assenschicht des w estlichen B alkans hängt auf das engste mit dem K aukasus-G ebiet zusammen. W eithin herrscht gerade in dem heutigen A lbanien die arm enoide R asse. Durch eine spätere nordische Beim ischung (durch die illyrische und später die slavisch e L and nahme) hat sich erst die dinarische R asse herausgebildet, die eine M ischform der nordischen und arm enoiden R asse darstellt. In m anche abgeschlossene Landschaften A lbaniens ist das nordische R assenelem ent nicht vorgedrungen, sodaß sich der arm enoide T ypus ziem lich rein erhalten konnte. So nach J. Czekanowski, Zur Rassenkunde der Se rbokroaten: Slavische R undschau 6 (1934) 393— 403. A uf uralte Zusamm enhänge mit dem K aukasusgebiete w eisen auch die überraschend zahlreichen volkskundlichen Übereinstim m ungen hin. Vgl. Nopcsa, Albanien 255. 9 Über die Thraker und die damit verwandten D aker vgl. vor allem Tomaschek, Thraker. G. G. M ateescu, I Traci nelle epigrafi d i R o m a : Ephemeris Dacorom ana 1 (1923) 57— 290. Ders., N omi traci nel territorio scitosarmatico: Ephem eris Dacorom ana 2 (1924) 223— 238. V, Pârvan, Getica. O incercare de protoistorie a Gefilor din masivul carpatic. Bucureçti 1926, Ders., Dacia. A n outline of the early civilisations of the Carpatho-Danubian countries. Cambridge 1928, Casson 3— 283. Jokl, Thraker. Ferner der von verschiedenen V erfassern bearbeitete A rtikel ,,Thraker" in: Pauly-W Í6sow a II, 11 (Stuttgart 1936) Sp. 393— 551. K. G. K urtides, 'Iot oqícc rfjs Oqáycrjs ärtö t G»v àç%(uoTàT(ov XQ°v mv néyqi Tov 46 ft- X. I, A thenai 1932. B. Filov, Die Grabhügelnekropole bei Duvanlij in Siidbulgarien. Sofia 1934. V. Mikov, P re d isto ric e sk i selista i nachodki v Bülgarija. Sofija 1933. — Einen reichlich kühnen V ersuch einer zusam m en fassenden Synthese gibt: N. Iorga, Istoria Românilor. I, 1: Stràmoçii inainte de Romani. Bucureçti 1936 (in den E inzelheiten vielfach unzuverlässig). 10 Über die Illyrier vgl. Zippel. C. Truhelka, Les restes illyriens e;x Bosnie. Paris 1900. H. Gutscher, Vor- und frühgeschichtliche Beziehungen Istriens und Dalmatiens zu Italien und Griechenland. Graz 1903. Ders., Istrien und Dalmatien im klassischen Unterricht. G raz 1904. Schütt. Jirecek, Gesch. d. Serben I 17— 24. Sisic, P ovije st 72— 102, L, von T hallóczy, Die Urgeschichte des Illyriertums auf dem Gebiete Bosniens. In: T hallóczy, Forschungen I 3— 38. Patsch, Herzegowina. Ders., Ilirët. Ders,, Siedlungsdichte. Jokl, Illyrier. Fluss, Illyrier. A, Gnirs, Istria praeromana. Beiträge zur Geschichte der frü hesten und vorrömischen Kulturen an den K üsten der nördlichen A dria . K arls bad 1925. Casson 287— 327. Krähe, Geogr. Namen. Ders., Personennamen. E. Norden, Alt-G ermanien. Völker- und namensgeschichtliche Untersuchungen. L eipzig 1934. S. 217— 302. A . G itti, Ricerche d i storia illirica. In: H istória 9 (1935) 183— 204. J. Pokorny, Zur Urgeschichte d e r K e lte n und Illyrier. Z eit schrift für celtische P hilologie 20— (1935) 315 ff. K. Kerényi, Vom heutigen S ta n d d er Illyrierforschung: R evue Internationale des Etudes B alkaniques 2 (1936) 13— 30. Über die Illyrier in Italien vgl. R. Vulpe, G li Illiri d e l l ’Italia


58 später als die T hraker in ihre balkanischen .Wohnsitze eingerückt sind.“ Als einer unter den zahlreichen Stämm en der T hraker oder Illyrier sind dam als auch die V oralbaner in die Balkanhalbinsel eingew andert.12 im periale romana: Ephemeris Dacoromana 3 (1925) 129— 258. H. Dumitrescu,. L ’età d e l bronzo nel Piceno: Ephemeris Dacoromana 5 (1932) 198— 330. 11 Uber d iese V ölkerbew egungen, die nur aus archäologischen und sprach lichen T atsachen erschlossen w erden können, vgl. jetzt zusam m enfassend: P. Kretschm er, Sprachliche Vorgeschichte d e s Balkans: R evue Internationale des E tu d es B alkaniques 1 (1934— 1935) 379— 386. Über die» Ü berschichtung der Thraker durch illyrisch e Eroberer im nordw estlichen B alkan vgl. Patsch, Herzegowina. 44 f. — Jokl, Illyrie r 46 nimmt an, daß die G riechen bei ihrer Einwanderung in G riechenland bereits dort an sässige Illyrier angetroffen hätten. 12 Ob die heutigen A lbaner die N achkom m en der Thraker oder Illyrier sind, ist noch immer um stritten. W ie überhaupt die sog. A bstam m ungsfragen im B ereich der G eschichtsforschung bisher in m ethodisch durchaus unklarer W eise behandelt wurden, so war es auch bei den A lbanern. M an nahm s till schw eigend an, daß d ie Abstam m ung ein es V olkes und die Abstam m ung einer Sprache gleichzusetzen seien, und su ch te daher aus dem V ergleich der uns bekannten illyrisch en und thrakischen Sprachrcste mit dem A lbanischen auf den illyrisch en bzw. thrakischen Charakter der albanischen S p r a c h e , zu sch ließ en , w om it m an dann auch die illy risch e bzw. thrakische Abstammung des albanischen V o 1 k e s erw iesen glaubte. D azu hat man gelegentlich und durchaus unm ethodisch ein zeln e anthropologische und volkskundliche T atsa chen als w eitere B ew eism ittel heranzuziehen versucht. D em gegenüber muß man d en m ethodischen G rundsatz auf stellen : D ie Ab.stammung eines V o l k e s kann mit G ew ißheit nur aus anthropologischen (som atischen) T atsachen b e w iesen w erden. D enn nur d ie anthropologische E igenart vererbt sich nach un abänderlichen N aturgesetzen. A lle s andere — Sprache, Kulturgut, Brauchtum — ist von der bew ußten E instellung de® M enschen abhängig. Es kann unter frem dem Einfluß m ehr oder w en iger stark um geform t w erd en oder gar völlig verschw inden. Sprachliche und volkskundliche G em einsam keiten können da her im mer nur auf sprachgeschichtliche und kulturgeschichtliche Zusamm en hänge hinw eisen, sie besagen jedoch gar n ich ts über die Abstam m ung des V olkes. D a die anthropologische Erforschung des B alkans noch nicht w eit genug vorgeschritten ist, um d ie A bstam m ungsfrage auf Grund anthropologi scher T atsachen zu beantw orteil (vgl. oben S. 44— 46), muß sich die Erörterung daher darauf beschränken, das V erhältnis der albanischen Sprache zum I lly rischen und Thrakischen aufzuklären. In ältester Zeit hat man das A lbanische allgem ein als T ochtersprache d es Illyrisch en angesehen, da man annahm, daß d ie A lbaner „A utochthonen" seien und daß das heutige albanische V olkstum s gebiet in vorröm ischer und röm ischer Zeit ausschließlich von illyrischen Stäm men bewohnt gew esen sei (Hahn, Sufflay u. a.). D iese allgem ein vertretene A nschauung w urde durch das B ekanntw erden des V enetischen erschüttert, das den m eisten G elehrten in Übereinstim m ung m it der antiken Ü berlieferung a ls illyrisch e Sprache gilt, aber in Sprachbau und Lautbestand von dem Vor-


59* Auf den Balkan haben die V oralbaner schon eine beachtliche Sachkultur mitgebracht, die durch die volkskundliche Forschung noch als Grundschicht der heutigen albanischen V olkskultur nach gewiesen werden kann. Zu diesem altbalkanischen (illyrisch-thrakischen) Kulturgut, das später durch die griechische Kolonisation albanischen so stark abweicht, daß beide kaum zusam m en gehören können. Vgl. über das V enetische jetzt G. Herbig, Veneter. In: R eallexik on d er V orgeschichte XIV (B erlin 1929) S. 116— 118. F. Sommer, Zur venetischen Schrift und Sprache: Indogerm anische Forschungen 42 (1924) 90— 132. Dann wurde darauf hingew iesen, daß das thrakische Sprachgebiet w ahrscheinlich bis an die A dria reichte. Vgl. C. Patsch, Thrakische Spuren an d e r A d ria : Jahreshefte des Ö sterreichischen A rch äologischen Instituts in W ien 10 (1897)' 169— 174. Krähe, Geogr. Namen 6 f. M ethod ische E inw ände gegen P atsch er hebt N. Vulic, Die Ortsnamenkunde in d e r Urgeschichte: W ien er P rähistorische Z eitschrift 9 (1922) 81— 86. Über die w e stlic h e G renze der th rakischen A u s breitung handeln auch G. G. M ateescu , Grani^a de apus a T racilor (Contribu^iuni top onom astice si epigrafice): A nuarul Institutului de Istorie Na^ionalä (Cluj) 3 (1924— 1925) 377— 492. Jokl, Thraker 278. W eiterhin wurde als Einwand gegen die Annahm e der illyrisch en Abstamm ung hingew iesen auf die nahe V erw andtschaft des A lbanischen mit dem Rumänischen, das als T ochtersprache des Thrakischen betrachtet w erden m u ß . — Von der Frage nach den W ohnsitzen muß man b ei der Klärung des sprachlichen Verw andtschaf tsverhältnisses völlig absehen, da die thrakisch-illyrische Sprachgrenze unklar ist und da die antike Ethnographie selb st keinen ein deutigen U nterschied zw ischen Thrakern und Illyriern machte. Vgl. Thun mann 252— 254. W ährend der ganze W esten als von Illyriern bew ohnt er scheint, w erden einm al sogar die a lten Istrier a ls Thraker bezeichnet (H. Gutscher, Vor- und frühgeschichtliche Beziehungen Istriens und Dalm atiens zu Italien und Griechenland. Graz 1903. S. 15). D er B egriff der „Illyrier ' war bei den A lten überhaupt unklar. M an unterschied Illyrier in w eiterem und engerem Sinne. (So gebraucht P linius, Hist. nat. III 144 den A usdruck „proprie d icti Illyrii“). E bensow en ig w ie die antike Ethnographie ist die m oderne Forschung zu einer klaren Scheidung zw ischen Thrakern und I lly riern und zur Bestim m ung der G renzlinie gelangt. Tom aschek, Thraker I 25 f. rechnet die Dardaner noch zu den Thrakern. N ied erle II 41 betrachtet T heiß; M orava und Vardar a ls G renze zw ischen beiden V ölkern. Krähe, Geogr. Namen VII betrachtet a ls G renze des unzw eifelhaft illyrisch en Sprachgebietes: „Eine ebenfalls nicht genau festzulegende Linie von D om avia an südlich verlaufend über den Sardus mons und L ych n itis-S ee zum B oius mons, wobei das G ebiet der Triballer, die Dardania, P aeonia und M akedonien ausgeschlos sen bleiben”. Jokl, T hraker 278. Ders., Il lyrier 38 betrachtet den H aup tteif von D ardanien und P aionien als illy risch es Sprachgebiet. E ine klare Sprach grenze zw ischen Thrakisch und Illyrisch läßt sich überhaupt nicht feststellen . D ie Forschung kann auf d iesem W eg e daher nicht zum Z iele kom m en. So b leib t nur der W eg der Sprachvergleichung. W ir m üssen das A lbanische mit der thrakischen Sprache und m it dem thrakischen Substrat im Rum änischen und Bulgarischen ein erseits und mit der illyrisch en Sprache und mit dem illy r i schen Substrat im A ltdalm atischen und Serbokroatischen andererseits ver-*


60 (8—5. J h .)13 und durch die W ellenschläge der keltischen Völker wanderung (4—3. Jh. v. C hr.)14 mit neuen Elementen bereichert wurde, scheinen gehört zu haben:15 die halbunterirdische Hütte (bordeiu),16 die Strunga (Einfriedung für die Schafe)17 die sog. Buzmisteinels an der Feuerstelle, die Kesselkette (?), das vierfüssige Feuerroß, Kmes (Krungel), Sichelmesser, Haumesser, Back gerät, Fässer, Tragkörbe, ferner einzelne Teile der Tracht: Fustan. Jelek, Kapuzenmantel, B rustlatz, Frauenrock, Ledergurt, K äpp chen, Schnüropanke. Es handelt sich also vor allem um B estand teile der Tracht, ferner um einfache G eräte und um die Elemente einer urtümlichen Wohnweise. Nur diese K ulturgegenstände ha ben sich aus altbalkanischer (illyrisch-thrakischer) Zeit über J a h r tausende hinweg bis in die heutige albanische Volkskultur erhal ten. Alle anderen Teile der alten Sachkultur wurden im Laufe sp äterer Zeit durch Entlehnungen verdrängt. K ultur und Lebensweise der voralbanischen (illyrisch-thrakigleichen und untersuchen, wo sich die scharf ausgeprägten B esonderheiten des A lbanischen w iederfinden. Jokl, Albaner. Ders., Illyrier. Ders., Thraker und M ladenoff, Albanisch w iesen auf zahlreiche sprachliche G em einsam keiten (Personennam en und geographische Namen) des Illyrischen und Thrakischen hin, die nam entlich bei dem dürftigen Stande unserer Überlieferung als sehr bedeutsam zu w erten seien. A uf Grund dieser G em einsam keit betrachteten beide Forscher A lbanisch, Illyrisch und Thrakisch als nahe verwandte ostindoger m anische Sprachen, die mit den b altischen Sprachen zahlreiche Ü bereinstim mungen aufw eisen. Dam it würde die Frage, ob das A lbanische auf das Illy ri sche oder Thrakische zurückgeht, ihre eigentliche Bedeutung verlieren. Man könnte auch in den Voralbanern ein illyrisiertes (d. h. illyrisch überschichtetes) thrakisches V olkstum sehen, w ie dies auch Baric, Studien 104 annimt. Ä hnlich sah N opcsa, V orgeschichte 222— 225 in den Voralbanern eine illyrisch/ thrakische M ischbevölkerung. W eigand, Alb aner betonte demgegenüber den U nterschied zw ischen Illyriern und Thrakern und faßte nochmals alle Gründe zusammen, die dafür sprechen, in dem A lbanischen eine Tochtersprache des Thrakischen zu sehen. 13 Vgl. unten S. 71— 74. 14 Vgl. unten S. 74 f. 15 Nopcsa, Albanien 237. Ich gebe hier a lle s wieder, was N opcsa als .,,thrakisch-illyrisch-keltisch” bezeichnet. Eine selbständige kritische S tellu n g nahme auf diesem schw ierigen Forschungsgebiet ist mir unm öglich. — Zur kulturgeschichtlichen Entw icklung von H aus und Hausrat bei den Albanern vgl. auch die w ertvollen Einzelbem erkungen bei Jokl, Unters. 86— 161. 16 N opcsa, Albanien 9 f. 17 Nopcsa, Albanien 18. 18 Nopcsa, Albanien 77 f. Über die etym ologische Erklärung des W ortes b uzm i vgl. N. Jok l bei E. Schneew eis, Die Weihnachtsbräuche der Serbo.kroaten. W ien 1925. S. 176 A. 1.


61 sehen) Stämme stimmen mit denen der älteren griechischen Zeit überein. Das Land w ar in einzelne Stammesgebiete eingeteilt. Bauern und H irten siedelten in offenen Dörfern, die sich häufig an eine befestigte H errenburg anlehnten. Gewerbe und H andel w aren schwach entwickelt. Der .W irtschaftsverkehr w ar auf die H aus und Dorfgemeinschaft beschränkt. Nur die Schmiede und T öpfer arbeiteten im w erkstattm äßigen Betrieb für den allgemeinen Be darf. Einige andere H andw erker zogen im Lande umher von H aus, zu Haus und übten bei jeweiligem B edarf ihre K unstfertigkeit aus. Der Austausch der landw irtschaftlichen und gewerblichen Erzeug nisse fand auf großen M ärkten statt, die gewöhnlich bei einem Heiligtum abgehalten wurden. Ein Stand berufsm äßiger Kaufleute fehlte noch.19 Die V oralbaner w aren Hirten, die wie ein großer Teil der altbalkanischen (auch hellenischen)20 Bevölkerung von Viehzucht, und Alm wirtschaft lebten. In der uralten Lebensweise dieser H ir ten hat sich seit der vorrömischen Zeit auf dem Balkan n ic h ts. geändert.21 Das balkanische W anderhirtentum 22 hat alle politischen und kulturellen Umwälzungen bis in die jüngste Zeit hinein un versehrt überstanden. Die W anderhirten haben ein doppeltes ,W eidegebiet. W ährend des W inters weiden ihre H erden in den wärm eren T älern und Ebenen. Mit Anbruch der warmen Ja h re s zeit, heute gewöhnlich am Sankt-Georgs-Tage (23. A pril), ziehen

19 M, R ostovtzeff, La vie économique des Balkans dans l ’antiquité: Revue* internationale des études balkaniques 1 (1934— 1935) 387— 396. 20 Daß es auch im antiken H ella s eine eigentliche nom adische B ev ö lk e rung gab, die ihre V iehzucht in jahreszeitlichem W eid ew ech sel betrieb, ist gegen die anderslautende A nschauung P hilippson's nachgew iesen w orden von ; C. Höeg, Les Saracatsans. Une tribu nomade grecque, l. Étude linguistique précédée d ’une notice ethnographique. Copenhague 1925. S. 85—91. — D ie H auptbelegstellen sind: Sophokles, König Ödipus, v. 1135 ff. (über den jahres zeitlichen W eid ew ech sel); Arrian, Anabasis VII 9, 2 (über das Hirtentum d er ' M akedonen). 21 A ls H irten mit Viehzucht, A lm w irtschaft und jahreszeitlichem W eid e w echsel treten die A lbaner ja auch in die M ittagshelle der G eschichte ein. Vgl. unten S. 172 A. 58. 22 Über das balkanische W anderhirtentum vgl. A . J. B. W ace and M. S, Thompson, The nomads of the Balkans. London 1914. J, D edijer, La trans humance dans les p a y s dinariques: A nnales de G éographie 25 (1916) 347— 365. Louis 54 f. Capidan, Românii. Höeg, a. a. O. I 3— 28. Schultze 52— 56. D ucic 5— 40. K ayser, W estm ontenegro 112— 116 (mit einer Karte der H erdenw an derungen). Über die albanische Fachsprache der V iehzucht vgl. Jokl, U n te rs .. 235— 285 und unten S. 78 f. 145 A. 83


62 sie mit ihren H erden hinauf auf die Almen der Hochgebirge, wo sie den Sommer in ihren Z eltdörfern23 wohnen und ihre Sennerei w irtschaft betreiben.24 Im Spätherbst, heute gewöhnlich am SanktDemetrios-Tage (26. Oktober), ziehen die H erden dann wieder talw ärts. Sommerweide lind W interw eide liegen oft viele Tage reisen auseinander. Nicht immer w erden die benachbarten Som me rweidegebiete bezogen, die m it den winterlichen Wohn- und Anbaugebieten in räumlichem Zusammenhang stehen und mit ihnen einen zusam m enhängenden W irtschaftsbereich bilden. Die V oralbaner haben nach Ausweis ihrer Sprache schon d a mals dieselbe Lebensweise geführt wie heute.25 Als H irten waren sie mit der Zucht von Rindern, Schafen und Ziegen beschäftigt. In jahreszeitlichem W eidewechsel sind sie im F rü h jah r mit ihren H erden auf die Almen des Hochgebirges gezogen. D ort herrschte . den Sommer über ein rechter Sennereibetrieb.20 Mit Anbruch der kalten Jahreszeit trieben sie dann w ieder ihre H erden zu Tal. Den W inter über bezogen sie ihre W interw eide in den Ebenen. Daneben kannten die V oralbaner bereits einen einfachen Pflug und betrieben auch in bescheidenem M aße A ckerbau.27 Auch die Bienenzucht w ar bekannt.28 Schon die V oralbaner haben, wie ihre Sprache bezeugt, feingegliederte Fam ilien-, Stammes- und Sippenverbände besessen.20 23 A bbildung von Som m erdörfern bei M arkgraf, Albanien S. 96 (Abb. 21). H öeg a. a. O. I, 7. 24 Abbildung albanischer Sennhütten bei N opcsa, Albanien 12 f. M ark graf, Alb anien 208 (Abb. 49). 25 D ies ergibt sich aus der U ntersuchung des albanischen W ortschatzes für das B egriffsfeld der V iehzucht und M ilchw irtschaft. Vgl. Jokl, Unters. 235— 285. Vgl. auch unten S. 78 f. 145 A . 83. 26 D ie beiden w ichtigsten A usdrücke der H ochw eidew irtschaft und des Sennereibetriebes sind altb alk anische Erbwörter: bac „Senner” (auch „älterer Bruder"), k a tu n (t) „Z eltlager”. Vgl. N. Jok l, Katun: Indogerm anische F or schungen 33 (1913— 1914) 420— 433. D agegen Vasm er, Studien 28— 30. 27 Jok l, Unters. 130— 141. Daß die V oralbaner neben der V iehzucht, die u n zw eifelhaft ihre H auptbeschäftigung b ildete, auch A ckerbau trieben, geht daraus hervor, daß verschiedene P flugbestand teile m it Erbwörtern bezeichnet w erden. V gl. Jokl, Unters. 138. Ebenso w ird das G etreide mit einem Erbwort bezeichnet. V gl. Jokl, Unters. 226— 229. 58 Jok l, Unters. 285— 297. 29 Jok l, Unters. 4— 56 hat dies durch die eingehende A n a ly se des d ies bezüglichen albanischen Sprachschatzes bew iesen. — D am it entsteht die w ich tige Frage, ob die heutigen patriarchalen Stam m esverbände der A lbaner und Serbokroaten tatsächlich, w ie Sufflay u. a. annehmen, durch eine „ethnische P alin gen ese” im Sp ätm ittelalter neu entstanden sind oder ob sie nicht v ie l


63 Die ursprüngliche politische Lebensform w ar der auf den Sippen auf gebaute patriarchale Stam m esstaat. Seit der ältesten Vorzeit war die Sippe die G rundlage der Stammesverfassung. Die Sippe bildete eine eigene Siedlung, das Sippendorf, und stellte eine eigene Truppeneinheit dar.30 Die Sippen verehrten bestimmte D ä monen als Schutzgeister, denen an gewissen Tagen eine kultische Feier dargebracht wurde.31 Die Aufnahme eines A ußenstehenden in die Sippe geschah in der Form der Verbrüderung, in der A n nahme eines Freundes zum Blutsbruder. Diese Handlung w ar so wichtig, daß sie mit einem religiösen Brauchtum ausgestaltet wurde. Die V erbrüderten ritzten sich die H aut auf und jeder trank das Blut des anderen. Die Feier schloß mit einem Gastm ahl.32 Der Stamm esstaat, der jeweils eine abgeschlossene Siedlungs landschaft, einen bestimmten Bergkanton ausfüllte, w ar bei der landschaftlichen Z ersplitterung des gebirgigen Binnenlandes die natürliche politische Lebensform. D arüber hinaus sind die V or albaner zu einer staatlichen Organisation im höheren und eigent lichen Sinne des W ortes nicht vorgedrungen.33 Die einzelnen mehr die F ortsetzung der antik-balkanischen Stam m esverbände der vorröm i schen Zeit darstellen. 30 Ebenso war es bei den G riechen und b ei a lle n anderen indogerm ani schen Völkern. Daraus erklärt sich d ie dem A lbanischen und G riechischen gemeinsame, also voreinzelsprachliche B edeutungsentw icklung von lagjë bzw. Xóxog von einer Urbedeutung „Lager" einerseits zu der m ilitärischen B ed eu tung „Schar”, andererseits zur B edeutung „Sip pensiedlung”, „O rtsbestandteil”, „S tad tteil”. V gl. N. Jokl in: R evue internationale des études balkaniques 1 (1934—1935) 58—64. 31 In christlicher Zeit sin d an die S te lle der alten Däm onen christliche Schutzheilige getreten, die alljährlich an ihren K alendertagen durch eine — heute stark verkirchlichte — Sip penfeier geehrt werden. Vgl. Hahn, Alb. S t a dien I 153. B ei den Serbokroaten entspricht dieser S itte die Slava (auch „Krsno im e” genannt. Vgl. Schneew eis a. a. O. 204— 212), b ei den Bulgaren die „Sluzba” (vgl. S eliscev, Mak. k o d ik i 199— 202). Es handelt sich um eine vorslavische Sitte, in der sich altbalkanische (illyrisch-thrakische), röm ischgriechische und christliche V orstellungen durchdrungen haben. 3* Uber die Verbrüderung (alb. vellameri, neugriech. dötlyoTtolyois, serbokroat. pobratimstvo) vgl. Hahn, Alb. Stu dien I 145. D ie K irche hat zunächst vergeblich versucht, die heidnische S itte auszurotten, dann ist vielerorts der altheidnische Brauch durch ein e kirchliche Form in christlichem Sinne um gedeutet worden. D ie Verbrüderung w ird vielfach feierlich in der K irche v o ll zogen. Der P riester spricht ein G ebet über die beiden Verbrüderten. 83 Jokl, Unters. 56: „Für R echtsgebiete, die ohne ein E ingreifen einer höher organisierten Staatsverw altung, bloß innerhalb der F am ilien-, Sippen-, Stam m esverbände gepflegt werden, hat sich nach dem V orstehenden eine be-


64 Stämme lebten von Viehzucht, daneben vor allem vom Raub, der — wie noch vor kurzem bei den albanischen und m ontenegrini schen Bergstämmen — als heldische Bewährung der Stam m esju gend galt.34 Eine geringere Rolle spielte der Ackerbau.35 Die breite Masse des Volkes bestand im illyrisch-thrakischen Balkan aus hörigen Bauern, die in ärm lichen Hütten, in manchen Gegenden in künstlichen Erdhöhlen,36 an Seen und Flüssen auch in Pfahlbauhäusern'7 wohnten. Diese fronende Unterschicht wurde beherrscht und ausgebeutet von einem K riegeradel,38 der als poli tische H errenschicht in festen Burgen39 seinen Sitz hatte.40 trächtliche heim ische T erm inologie ergeben. W o es sich aber um eine, wenn auch prim itive V erw altung handelt, da tritt uns begreiflicherw eise das Frem d wort schon häufiger entgegen." — D ie A usdrücke des staatlichen Lebens sind in der albanischen Sprache großenteils lateinisch (vgl. unten S. 78) oder slavisch (vgl. unten S. 139). :J4 A ls X enophon b ei dem Thrakerhäuptling S eu th es war, da erzählte ihm dieser: . . A ls die M acht der O drysen in V erfall geriet, wurde mein V ater vertrieben und starb an einer Krankheit; ich aber wurde a ls W aise bei dem jetzigen K önig M edokos erzogen. A ls ich Jüngling wurde, war mir das Leben am frem den Tisch unerträglich, und ich bat daher bei der T afel den König, mir Krieger so viel als m öglich zu geben, teils, um diejenigen, die uns ver trieben haben, zu schädigen, teils um nicht länger von seinem T isch zu leben. D araufhin gab er mir L eute und P f e r d e ... J e tz t verschaffe ich mir den Lebensunterhalt mit diesen Leuten, indem ich mein väterliches G ebiet p lü n dere” (Xenophon, Anab. VII 2, 32 f. Vgl. Kazarow, Beiträge 17). Uber Raub fahrt und Räubertum a ls feste soziologisch e Einrichtung der m ontenegrinisch alban ischen Bergstäm m e vgl. Gesem ann, Montenegr. Mensch. S. 66— 80. B e sonders charakteristisch ist eine m ontenegrinische K urzgeschichte (S. 79) : Ein m ontenegrinischer H eld hatte dem König sein Ehrenwort verpfändet, nicht mehr auf Raubfahrt in das türkische G ebiet einzufallen. D a kam ein schw e res Hunger jahr, der H eld fand keine M öglichkeit, sein Leben zu fristen. Er ging zum K önig und sprach: „ H e r r . . . erlaub mir, daß ich ins Türkische einfalle, sonst w erde ich umkommen vor Hunger zur Schande des H eldentum s m eines H au ses!” 35 Vgl. oben S. 62 A , 27. 36 Über die Behausungen vgl. Tom aschek, Thraker I 120 f. Kazarow, Beiträge 28— 31. D as prim itive H üttengehöft hat sich bis heu te erhalten. Vgl. die A bbildungen bei Patsch, Herzegowina 5. Markgraf, Albanien 48 (Abb. 10). 37 B ei Struga am O chrid-See bestand ein Pfahlbaudorf. Vat. N. A. M usmov, Nakolini zilista na ochridskoto ezero pri Str uga: M akedonski pregled 8, 3 (1933) 62. 38 Über diese H errenschicht vgl. Tom aschek, Thraker I 8; Kazarow, Beiträge 16 f. 38 Über die Burgen vgl. Tom aschek, Thraker I 121. Kazarow, Beiträge 34— 36. Patsch, Herzegowina 44 f. Sufflay, S t ä d t e 6 f. 40 D ie M acht d ieses A d els geht besonders aus den gew altigen Grabhü-


65 An der Spitze des Stam m esstaates stand ein H äuptling,41 der sich mit dem Adel in die M acht teilen mußte. Allm ählich scheint sich dann die M acht der H äuptlinge gesteigert zu haben. Im Einilußgebiet der griechischen Küstenkolonien ist die politische E n t wicklung zu größeren Staatsbildungen fortgeschritten. Verschie dene Stam m esstaaten w urden durch Bündnis oder Eroberung zu größeren Staaten unter Königen vereinigt. Die alten Stämme unter ihren H äuptlingen bestanden als selbständige G rößen im Rahmen des neuen Staates w eiter42 — so wie die albanischen Stämme unter der türkischen H errschaft oder die m ontenegrinischen Stämme in dem Fürstentum M ontenegro des 19. Jhs. Die Entwicklung mag auch in den illyrischen Staatsbildungen auf eine langsame Schwä chung und Aushöhlung der Stämme durch die Königsgewalt hinausgclaufen sein. Der A del lebte freilich in ungeschm älerter M acht bis in die römische Zeit fort.43 Nach außen traten Illyrier und T hraker immer wieder durch ihre kühnen Raubzüge hervor. Sie w aren wegen ihrer unübertreff lichen Tapferkeit allgemein bekannt und berühmt. In hellenischer und römischer Zeit w ar das balkanische Binnenland die uner schöpfliche Quelle der Rekrutierung.44 Die Bevölkerung w ar sehr zahlreich.45 In den fruchtbaren T al ebenen blühte der Ackerbau, der in den H änden der untertänigen alten Urbevölkerung lag. Man verstand sich ferner auf Wein-, Oei- und Gemüsebau sowie auf die Baumzucht. D er thrakische W ein war schon in hom erischer Zeit berühm t. M an wußte auch G erstenbier zu brauen. M an kannte den A nbau und die V erar beitung des Hanfes. In den mächtigen W aldungen w urde Holz geschlagen, an den K üsten trieb man Fischfang. W ährend der Ackerbau in den K üstenlandschaften im V or dergrund stand, herrschte in den binnenländischen Gebirgslandgeln und den prächtigen Grabbeigaben hervor. Vgl. Patsch, Siedlungsdichte 27 f. 41 P olybios V 4, 3 nennt diese H äuptlinge rcoXiSvváotai. Vgl. Z ippel 85. Der h ellen ische G eschichtschreiber fand für diese Stam m esstaaten k ein en an deren A usdruck a ls den heim ischen der TtóXis. 42 Zippel 85 f. 43 Noch im 2. Jh. n. Chr. gab es bei den illyrisch en Stäm men der D asitiaten, D alm aten, D okleaten, Jap od en und w ahrscheinlich auch bei den D indariern einen erblichen A d el. Vgl. Patsch, Siedlungsdichte 28 f. 44 Im 3. Jh. n. Chr. haben die Illyrier bekanntlich im röm ischen H eer d ie vorherrschende R olle gespielt. 45 V ielerorts muß die B evölkerung der vorröm ischen Zeit zahlreicher gew esen sein als die der heutigen Zeit. Vgl. Patsch, Siedlungsdichte 20. A rch. Eur. C .-O .

5


66 schäften die Viehzucht vor. T hraker und Geten w aren treffliche Reiter. Die T hraker verehrten das Pferd, das in einer kleinen ge drungenen Rasse gezüchtet wurde, als heiliges Tier. Neben der Pferdezucht w urde die Zucht von Schafen, Ziegen, R indern und Schweinen betrieben. Die M ilchw irtschaft w ar hochentwickelt; Milch, Käse und B utter w aren H auptnahrungsm ittel der Thraker. In einzelnen Landschaften spielte auch der Bergbau, der wohl auf griechischen Einfluß zurückgeht, eine große Rolle. Die Bessen im südw estlichen Bulgarien und die P irusten in N ordal banien w aren als geschickte Bergleute berühmt. Ehe und Fam ilienverhältnisse46 der V oralbaner zeigen ganz urtüm liche V erhältnisse. Die Eheschließung erfolgte gewöhnlich in der Form der Kauf ehe: der M ann kaufte die F rau von ihren E ltern für einen bestim m ten P reis und dam it w urde die F rau sein Eigentum. Die andere Form der Ehe w ar die Raubehe: der M ann raubte die F rau gewaltsam. Vielweiberei w ar wenigstens unter den Vornehmen allgem ein üblich.47 Bei m anchen Stämmen hat vielleicht sogar W eibergem einschaft geherrscht. Auch die G astprostitution scheint vorgekommen zu sein.48 Infolge dieser V erhältnisse, die vielleicht auf eine vorindogerm anische Bevölke rung49 zurückgehen, w ar die Stellung der F rau außerordentlich tief. Sie w ar ein A rbeitstier. Gemeinsam mit den Sklaven mußte sie die F eld er bestellen und das Vieh hüten.50 46 Über Ehe und F am ilien Verhältnisse vgl. Tom aschek, T hraker I 125— 127. K azarow , B eiträge 11— 16. 47 Tom aschek, Thra ker I 126. K azarow, Beiträge 12 f. D ie V ielw eiberei ist bis vor kurzem bei den Bergstäm m en N ordalbanien s trotz a lle r Bem ühun gen der G eistlich en in Übung gew esen. V gl. E. Çabej in: R evue internationale des étu d es balkaniques 1 (1934— 1935) 561. Über einen sprachgeschichtlichen B ew eis für voralbanische V ielw eib erei vgl. J o k l, Unters. 4— 10. Über V ie l w eiberei und V ielm ännerei bei den Illyriern vgl. Patsch, H erzegow in a 48 A . 5. 48 V gl. K azarow , Beiträge 15. E ine Erinnerung daran liegt vor in der albanischen S itte, daß der H ausherr im nordalbanischen B erglande häufig den G ast sch erzw eise fragt, m it w elch er von den F rauen des H auses er schlafen w olle, ob m it der G attin, S ch w ester oder Tochter. V gl. Çabej a. a. O. 561. 49 M it dieser vorindogerm anischen B evölkerung könn te d ie merkwürdige S itte d es M ännerkindbettes (C ouvade) in Verbindung stehen, die bei den A lbanern noch lebendig ist. V gl. Jok l, Unters. 10— 13. 50 So war es bei den Thrakern (vgl. K azarow, Beiträge 13) und so ist es noch heute bei den A lbanern. B ei den Illyriern dagegen nahm die Frau eine außerordentlich hohe S tellung ein. D ie illy risch e Frau genoß v ö llige G leichberechtigung. B ei dem kriegerischen Stam m e der A rdiaier lag d ie K ö nigsherrschaft in den H änden einer Frau: der berühm ten Teuta. B ei den illy rischen L ’burnern bestand e in e ausgesprochene Frauenherrschaft. Vgl. Patsch,


67 Die Religion der V oralbaner51 w ar vor allem Seelen- und Dämonenglaube. Das Fortleben der Seele über den leiblichen Tod hinaus stand im M ittelpunkt aller religiösen Vorstellungen. Die Seele, die einem Schm etterling gleicht,52 verläßt beim Tode den Leib. Auf der W anderung zum Jenseits hat sie einen weiten Weg mit Fährnissen zu überwinden. D aher steckt man dem Toten eine __________ _ » Herzegowina 48 A. 5. D ie Übereinstim m ung der A lbaner mit den Thrakern und die A bweichung von den Illyriern in der Behandlung der Frau ist ein w eiterer H inw eis darauf, daß die Thraker die Vorfahren der A lbaner sind. 51 Über die R eligion der Thraker vgl. G. Kazarow, Thrakische Religion. In: P au ly-W issow a II, 11 (Stuttgart 1936) Sp. 472— 551 (s. v. Thrake). Uiber d ie R eligion der Illyrier vgl. F luss, lllyrioi. 336— 338. R. M arie, A n t i c k i kuliovi u nasoj ze m lji (D iss.). B eograd 1933. H. P etrikovits, Zur Religionsge schichte d er A d ria lä n d e r im A lt e r tu m (Diss. W ien, in S ch reib m asch in en sch rift). W ien 1933. Über den heutigen V olksglauben der A lbaner, der noch ganz unverkennbar vorchristliche Züge zeigt, vgl. Lambertz, Alb. Märchen 9— 50. Jokl, Unters. 60— 86. Hahn, A lb . Stu dien I 143— 165. Hécquard 267— 355. Degrand 269— 297. H. P edersen, Zur albanesischen Volkskunde. K open hagen 1878. A. Leskien, Balkanmärchen. A u s Albanien, Bulgarien, Serbien, Kroatien. Jena 1919. E. Cozzi, Malattie, Morte, Funerali nelle Montagne d ’Albania: A nthropos 4 (1909) 903— 918. Ders., Credenze e superstizioni nelle Montagne d e l l ’Albania: A nthropos 9 (1914) 449— 476. K. Treimer, Zur R ü c k e r schließung d e r illyrischen G ö tte r w e l t und ihre Bedeutung für die südslavische Philologie: A rhiv za arb. st. 1 (1923) 27— 34. E. Çabej, Sitten und Gebräuche d er Albaner: R evue internationale des étu d es balkaniques 1 (1934— 1935) 556— 572. — Zum V ergleich muß man den V olksglauben der anderen B alkan völker heranziehen. Vgl. über die Serbokroaten: E. Schneew eis, G rundriß des Volksglaubens und Volksbrauchs der Serbokroaten. C elje 1935. Über die N eu griechen: J. C. Lawson, Modern greek folklore and ancient greek religion. A s t u d y in survivals. Cambridge 1910. Über die Rumänen: M. Beza, Paganism in Roumanian folklore. London 1928. — A uf dem G ebiete der R eligion stehen d ie Albaner den Thrakern offensichtlich viel näher als den Illyriern. W ährend bei den Illyriern eine besondere Priesters chaft fehlte, ein Bedürfnis nach einer M ittlerstelle zw ischen dem M enschen und der G ottheit also nicht b e stand (C. Patsch in: W iss. Mitt. 7 (1900) 125), gab es bei den Thrakern, ü l^ r deren R eligion wir auch viel besser unterrichtet sind, eine angesehene PriestCTschaft, die vielfach auch politischen E influß ausübte. A m m eisten ist den diesseitsfreudigen H ellen en der starke Jen seitsglau b e der Thraker auf gef a l len. D ie thrakischen G eten glaubten, daß sie nach dem T ode zu ihrem H aupt gotte Zalm oxis eingehen würden, um bei ihm ein seliges Leben zu führen. — Dazu stimmt der albanische Seelenglaube und das zähe F esth alten der A lb a ner an äußeren religiösen Formen. Schon der V isitationsbericht des M arino B izzi (a. 1610) spricht d ies aus: ,, ess en do per il vero nation assai inclinata alla d evotíone” (B izzi 89). 52 Çabej a. a. O. 563. Über antike D arstellungen der S eele als Schm etter ling vgl. O. W aser in: W . A. Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie III, 2 (Leipzig 1902— 1909) Sp. 3234— 3237 (s. v. P sy ch e ). 5*


68 Münze in den M und,53 legt ihm als W egzehr Früchte auf die B rust und gibt ihm die Schuhe auf die Jenseitsreise mit.54 Die Angehö rigen stimmen die Totenklage an und zerkratzen sich Gesicht und Brust. Um die Seele des V erstorbenen von der Gewalt däm oni scher M ächte zu befreien, wird ein Hammel oder Bock geopfert.55 Dann wird der Leichenschmaus gefeiert. Der V erstorbene findet Aufnahme in die G eisterw elt und geht als G espenst um. Zur Speisung der toten Seelen feiert man alljährlich ein großes Seelenfest, wobei ein Hammel geopfert und verschm aust wird. Um den toten Seelen in der Nacht dieses Seelen festes den W eg von den einsamen G räbern zu ihrer ehemaligen Behausung kenntlich zu machen, w erden längs des Weges Steine auf W egkreuze, Baumzweige, W iesengatter und Zäune gelegt, d a mit der Tote so den W eg vom G rab nach seiner ehemaligen Be hausung finde.56 Böse Menschen kehren nach ihrem Tode zur N achtzeit als ,,W iedergänger“ aus ihren G räbern zurück und richten bei ihren V erw andten und B ekannten allerlei Unheil und Unfug an. Gegen diesen G espensterspuk kann man sich nur dadurch schützen, daß man das G rab öffnet und die verdächtige Leiche verbrennt. Tote, die eine ihnen angetane Beleidigung nicht m ehr rächen konnten, kommen erst durch die Vollziehung der B lutrache im Grab zur Ruhe.57 Daneben haben die V oralbaner wohl auch an die W iederver körperung der Seele in einem zweiten Leben geglaubt.58 Zur S trafe für eine Schuld w ird ein Mensch nach seinem Tode in ein T ier verw andelt.59 Mit dem Glauben an die W iederverkörperung hängt 53 B ei den G riechen und Römern war ein Obolos für den H ades üblich. V gl. E. F. Bruck in: P au ly-W issow a II, 6 (Stuttgart 1937) Sp. 1821. 54 Çabej a. a. O. 563. 55 So in der M alsija e vogël. V gl. C ozzi er. a. O. 56 Über dieses uralte S eelen fest, das durch die C hristianisierung nur äußerlich um geprägt und auf den F esttag des hl. N ikolaus verlegt wurde, vgl. Lambertz, A lb. Märchen 23 A . 3. 57 Lambertz, A lb . Märchen 211. 58 Von den Thrakern ist es bekannt, daß sie an eine W iederkehr der T oten in der Form der W iederverkörperung der S eele in einem anderen M en schen oder Tier geglaubt haben. V gl. K azarow in: P au ly-W issow a II, 11 (Stuttgart 1936) 548. 59 So w ird in einem albanischen M ärchen ein B ischof, der es zu Leb zeiten u n terlassen hat, d ie M esse zu lesen, nach seinem Tode zur Strafe in eine Schild kröte verw andelt. Erst durch das F asten ein es Burschen wird er erlöst und kann in das P aradies eingehen. Vgl. Lambertz, Alb. Märchen 213 f.


69 auch die Sitte zusammen, dem neugeborenen Kinde den Namen des verstorbenen G roßvaters bezw. der verstorbenen G roßm utter zu verleihen.60 Die Seele der verstorbenen Ahnen soll dadurch veranlaßt werden, sich in dem Kinde w ieder zu verkörpern.61 Die G eisterw elt erfüllt die ganze E rde und w irkt auf alles ein.62 Die bösen Dämonen suchen dem M enschen zu schaden und ihn zu vernichten, die guten G eister wachen über ihn. Die N atur ist bevölkert mit elfenhaften Geisterwesen, die über bald schaden bringende, bald hilfebringende Z auberkräfte verfügen. Ä hnliche W esen sind die Hexen, die dem M enschen jedoch nur zu schaden suchen. Über diese Geisterwesen, die dem Menschen noch ziemlich nahe stehen, erheben sich einige höhere W esen als G ottheiten: die berühm te Bergfee, ein göttliches W esen voll M ut und K raft, das im Hochgebirge haust,63 ferner eine U nterw eltsgöttin64 und verschiedene Himmels- und W ettergottheiten.65 Die G eister und G ötter versucht man sich durch Verehrung .und O pfer verschiedener A rt huldreich zu stimmen.66 Zu diesem Zwecke schrieb ein u ralter K alender für den ganzen Jahreslau f mit seinen wichtigen Tagen eine bestimmte Folge kultischer B räu che, Feste und Feiern vor.67 60 Hahn, A lb. Stu dien I 149, 198. 61 Çabej a. a. O. 563 w ill die S itte der B enennung nach dem G roßvater deuten a ls sym bolischen A usdruck dafür, daß der G roßvater als Schutzgeist des H auses w eiterlebe. Daß jedoch in W irk lichkeit die V orstellung der W ie derverkörperung zugrundeliegt, wird durch den V ergleich m it der entsprech en den S itte bei anderen V ölkern klar. Vgl. G. Buschan, Die Völker Europas. Illustrierte V ölk erkun de. U nter M itwirkung von A . Byhan, A . Haberlandt, M. Haberlandt. B erlin o. J. S. 624. Dafür spricht auch entscheidend die T atsache, daß nur die N am en v e r s t o r b e n e r G roßeltern verliehen w erden dürfen. Leben die G roßeltern noch, so muß man einen anderen Nam en w ählen. Vgl. Hahn, Alb. Stu dien I 149. 6? A us dem plu ralischen B egriff „ S ch atten seelen ” hat sich in christlicher Zeit in N ordalbanien der B egriff des einen G o ttes ( h y j ) entw ickelt. Vgl. Jok l, Unters. 60— 68. 63 Im A lbanischen Zäna genannt. Vgl. Lambertz, A lb. Märchen 40. 64 D ie albanische „Schöne der E rde” (Bukura e dheut), die m it der griechischen P ersephone gleichzusetzen ist. Vgl. Lambertz, A lb . Märchen 44. 65 Lambertz, Alb. Märchen 40— 44, 47— 49. 68 Über Opferbräuche der Thraker vgl. K azarow in: P au ly-W issow a II, 11 (Stuttgart 1936) Sp. 547 f. Über Opferbräuche der A lbaner vgl. Hahn, Alb. Studien I 160. fi7 Hahn, Alb. Stu dien I, 154— 156. D ie R om anisierung hat d iesem antikbalkanischen K ultkalender einiges hinzugefügt, die C hristianisierung hat dann


70 Bei wichtigen A nlässen w urden M enschenopfer dargebracht: bei großen Festen, vor einer Schlacht und beim Bau von Burgen und Brücken.08 Sonst w urden Tiere geopfert, insbesondere das Rind, das Schaf und der Hahn.69 Tierverehrung w ar im antiken Balkan üblich. Die T hraker verehrten insbesondere den Fuchs,70 die Illyrier die Schlange.71 Die Schlange gilt noch heute bei den A lbanern als glückbringender Hausgeist. W enn ein Hausbewohner sie erblickt, so begrüßt er sie mit großer E hrfurcht und überhäuft sie mit Segenswünschen.72 Ebenso gilt die K atze als heiliges Tier.73 Einer besonderen V ereh rung erfreute sich bei den V oralbanern der A dler, das Totem tier ihres Stammes, nach dem sie sich selbst als ,,A dlersöhne” be nannten.74 die heidnischen F este um gedeutet und an die S telle der alten G ottheiten christliche H eilige gesetzt. 68 Über M enschenopfer bei den Thrakern: Kazarow, Beiträge 103. Eine w ertvolle Schilderung des illy iisch en B rauches gibt Arrian, A le x . Anab. I 5, 7: A lexan d er d. Gr. belagerte die S tad t I?elion am E ordaikos-Fluß: ot ôê TtoXéfiioí ö<payia0d[iGVOi TtalSag rq slg x a i ycóqag ïGa$

t ôv

n>Qfi7]V'to u è v wg ôt^ ô /zevo i êg %eÎQag ro v g M a x e ô ô v a g , xaçTB çà

V TC C

xù ‘X .arsiX rj[juéva

d q ifrfib v

icai ytQiovg fiéX avag xoelg

ô u o v ôe y e v o /ié v M v ê%é&i7tov

k c c ît o i

7tqàg G(pG>v yjoQia, tjjOxe xa! r à G<pdyict a v x tô v ytareX'f^tp&rj

èxi xeifievcc. — D ie Erinnerung an die alten M enschenopfer lebt noch im balkanischen V olksglauben und V olk slied fort, wo sie durch die P hantasie des V olk es vor allem mit den B urgen von Skutari und Berat, mit der Kirche von Arge? und mit den B rücken von A rta und D ibra in Zusammenhang gebracht w erden. Vgl. M eyer, Alb. Stu dien V I. K. Treim er in: A rchiv za arb. st. 1*(1923) 30. K. Schladebach, Die aromunische B a lla d e von der A rta b rü ck e: Jahres-B ericht des Instituts für rum änische Sprache (R um änisches Sem inar) zu L eipzig 1 (1894) 79— 121. Th. Ippen in: W iss. M itt. 10 (1907) 48 (nach B arletius). Lambertz, A lb . Märchen 183— 188. M. B ozovic, Zid an/e Skadra: P rilozi za knjizevnost, jezik, istoriju i folk lor 6 (1926 ) 274— 276. S. Stefanovic, Die L e gende vom Bau der Burg Skutari: R evue internationale des études balkaniques 1 (1934— 1935) 188— 210. 69 B ei den heutigen A lbanern w erden als O pfertiere nur noch der Hahn und das Schaf verwandt. Vgl. Hahn, Alb. Stu dien I 160. 70 Kazarow, Beiträge 62 A . 7. 71 Zippel 18. 72 Hahn, A lb. Stu dien I 162. D egrand 289. Lambertz, A lb. Märchen 39 f. Çabej 565. 73 Hahn, A lb. Stu dien I. 161. 74 shqipëtar „A lbaner” < shqipë „A d ler”. Vgl. darüber M. Lambertz bei E. Oberhummer, Die Balkanvölker. W ien 1917. S. 330. E. Durham, A B ird Tradition in the W e s t of the Balkan Peninsula. In: Man 23 (1923) 55— 61. Es sind verschiedene andere Erklärungsversuche au fgestellt worden, die nicht überzeugen. So ging M eyer, E ty m . W örterb. 411 von dem Verbum shqiponf „verstehen” aus, das er auf lat. excipere zurückführte. K. Treimer, Der alb a


71 Sonnenverehrung und M ondverehrung spielten eine große Rolle in der religiösen Vorstellungswelt. D er Sonnengott w ar eine H auptfigur der alten Mythologie.75 Der Mond galt als Spender der Fruchtbarkeit, des Gedeihens und des Glückes.76 W ichtige Dinge w urden nur unternommen, wenn der Mond am Himmel stand. A n mondlosen Tagen begann m an w eder mit dem Pflügen noch mit dem Säen. Die Hochzeit w urde um die Zeit des Voll mondes gefeiert,77 weil vom Monde Glück und F ruchtbarkeit der Ehe abhängt. Sonnen- und M ondfinsternis, D onner und Blitz w ur den auf das W irken feindlicher Dämonen zurückgeführt, die man daher durch Schüsse zu verscheuchen suchte.78 Nach der N iederlassung auf der B alkanhalbinsel traten die V oralbaner natürlich bald in unm ittelbare Berührung mit den Griechen und ihrer überlegenen M ittelm eerkultur. Die große grie chische Kolonisation (8—5. Jh. v. Chr.), diese gewaltige A usbrei tung griechischen Volkstums und griechischer Kultur, h at in der Geschichte des antiken B alkans ein neues Z eitalter heraufgeführt. Eine K ette griechischer Kolonien zog sich bald fast um das ganze M ittelm eer ,,wie ein hellenischer Saum, den Landschaften der B arbaren angewebt".79 Im Gebiete des heutigen A lbanien lagen die griechischen K olonialstädte K erkyra, Buthroton, Apollonia, Epidamnos, Nymphaion und Lissos.80 In der handelspolitischen Aufgabe der Kolonien lag es begründet, daß diese — mit A us nahme der aiolischen Ackerbaukolonien — niem als darauf aus gingen, Landeroberungen zu machen oder das H interland zu ko lonisieren. An günstiger Stelle angelegt, hatten diese Kolonial städte vielmehr nur die Aufgabe, den H andelsverkehr mit dem barbarischen Binnenland zu verm itteln. nische Nationalname geg. sk'üp, tosk. sk ’ip: Indogerm anische Forschungen 35 (1915) 135— 137 nahm als G rundlage ein indogerm . sm kupo „Volk" an. 75 V gl. das M ärchen bei L eskien a. a. O. 212— 216. 76 Hahn, A lb. Stu die n I 157 f. 77 Çabej a. a. O. 559. 78 H erodot IV 94 erzählt, daß d ie G eten versuchten, die feindlichen G ew itterdäm onen durch P feilsch ü sse zu verscheuchen. In N ordalbanien schießt man bei M ondfinsternis noch heute gegen den verfinsterten Mond. Vgl. Çabej a. a. O. 564. 79 Cicero. 80 V gl. die einzeln en A rtik el bei P au ly-W issow a. Ferner: B. V. H ead, História numorum. A manual of greek numismatics. N ew and enlarged edition. Oxford 1911. S. 313— 316, 325— 328. C astellani, Alb. numism. Über K erkyra vgl. jetzt G. K arydis, 'Ioroqía rf;s vitoov KeçtKVQaç f-iéxQi t o v 229 7t. x- — G e schichte der Insel Korkyra (Korfu) bis 229 v, Chr. (D iss. L eipzig). L eip zig 1936,


72 Aus dem jahrhundertelangen Nebeneinander griechischer H andelsstädte an der Küste und barbarischer Stämme im benach barten Binnenland entwickelte sich eine merkwürdige griechisch barbarische M ischkultur.81 In den griechischen Kolonialstädten bildete sich eine griechisch-barbarische Mischbevölkerung heraus, ein Zusammenleben von barbarisierten Hellenen und hellenisierten B arbaren.82 Griechische K ultur und Sprache wurde unter den B arbaren Modesache. Die einheimischen Häuptlinge und Könige setzten ihren Stolz darein, sich durch fingierte Stammbäume mit hellenischen Dynastien in Verbindung zu bringen.83 Die griechischen W erkstätten scheinen sich bald dem halb barbarischen Geschmack dieses M arktes angepaßt und entspre chende Erzeugnisse hergestellt zu haben.84 Aus der Begegnung des illyrisch-keltischen H allstattstiles mit dem von den Küstenkolonien ausstrahlenden griechischen Einfluß bildete sich ein reicher griechisch-barbarischer Mischstil heraus. 'Eine griechisch-barbarische M ischkultur blühte auf, deren große Geschichte noch aus den Bodenfunden zu schreiben ist. Sie zog sich die Küstenland- schäften des jonischen und adriatischen Meeres entlang. In Thesprotien w erden wohl die unerforschten R uinenstätten85 d a rü ber noch wichtige Aufschlüsse bringen. In der chaonischen Dop pelebene hat die Ausgrabung der beiden mächtigen S tädte Bu throton und Phoinike86 uns ein lebendiges Bild gewährt, eine Vorstellung, wie es in diesen Städten an der Grenze zweier K ul turw elten eigentlich ausgesehen hat. Nördlich davon ist das H ü gelland der M alakastra87 der klassische Boden dieser Mischkul tur. In N ordalbanien hat die alte Illyrierhauptstadt Scodra (Skutari) bedeutsam e D enkm äler der M ischkultur bew ahrt.88 Und 81 E ine zusam m enfassende D arstellung gibt es noch nicht. Vgl. ein stw ei len: Casson. áufflay, S tä d t e 7— 13. Skok, D o la za k 9— 15. Ferner die im fo l genden angeführten einzelnen Schriften. 82 -Herodot gebraucht den treffenden A usdruck [//iÇéllyves. 83 Zippel 19. 84 K. A . Neugebauer, Die Toreutik K orinths im 6. Jahrhundert: F or schungen und F ortschritte 7 (1931) 193 f. 85 V gl. B. Lenk, Thesprotoi. In: P au ly-W issow a II, 11 (Stuttgart 1936) Sp. 64— 69 (s. v.). 86 U golini, Albania antica. Ders., L ’antica Albania. Ders., Le scoperte archeologiche fatte in Albania dalla nostra missione (1924— 1930): Studi albanesi 1 (1931) 17— 34. 87 Patsch, Berat. Praschniker, Muz. u. Mal. V eith 30— 80. 88 Praschniker u. Schober 8— 12.


73 von da aus reichte die Zone der M ischkultur w eiter hinauf längs der Küste bis nach Istrien.89 Diese griechisch-barbarische M ischkultur herrschte jahrhun dertelang überall in dem unm ittelbaren H interland der griechischen Küstengebiete: in Thrakien, Makedonien, Albanien, Dalmatien. In hellenistischer Zeit verloren sich dann langsam die barbarischen Züge. Die Barbaren des Binnenlandes konnten sich natürlich dem verführerischen Zauber der überlegenen griechischen M ittelm eer kultur nicht entziehen. Bis in die innersten Landschaften strahlte von den K üstenstädten aus der griechische K ultureinfluß. Die mächtigen H andelsstädte Epidamnos (Dyrrachion, Durazzt)) und Apollonia (heute Pojani bei Valona) an der albanischen Küste dehnten ihre Handelsbeziehungen über den ganzen westlichen Balkan aus.90 Unternehm ungslustige griechische Kaufleute, B erg leute und H andw erker sind — wahrscheinlich von den pontischen K olonialstädten aus donauaufw ärts — bis nach N ordserbien vor gedrungen und haben die östlich von dem heutigen Belgrad lie genden Zinnoberlager kunstgerecht ausgebeutet und in Vinca ihre W erkstätten und Faktoreien errichtet (um 600), die bis in den Anfang der Röm erherrschaft eine große Bedeutung hatten.91 Auch im Gebiete des Ochrid-Sees, an der Ostgrenze des heutigen A lba nien scheint die griechisch-barbarische M ischkultur aufgeblüht zu sein.92 89 Patsch, Herzegowina. Ders., Zur Geschichte und Topographie von N a rona. W ien 1907. Ders., Siedlungsdichte. Zahlreiche A rbeiten desselben F or schers, der den größten A n teil an der archäologischen und geschichtlichen Erforschung der nordw estbalkanischen Landschaften in vorslavischer Zeit hat, sin d in den einzelnen Bänden der ,,W issenschaftlichen M itteilungen aus B o s nien und der Herzegowina" verstreut. 90 D ie M ünzfunde von Epidam nos und A p ollon ia erstrecken sich über ein en großen T eil der B alkanhalbinsel und reichen bis nach D akien. Vgl. Head a. a. O. C. Patsch in:W iss. M itt. 4 (1896) 115— 118. 6 (1899) 212— 217. 262. 8 (1902) 65— 67. Ders., Narona 96— 101. 91 M. M. V asic, Colons grecs à Vinca: R evue internationale des études b a (kaniques 1 (1934— 1935) 65— 73. — D ie frühere Forschung hatte die E nt stehung von V inca in ältere Zeit verlegt. 92 In TrebeniSte bei Struga hat man eine A nzahl Schachtgräber mit rei chem Grabschmuck im griechisch -illyrischen M ischstil des 6. Jhs. v. Chr. aufgefunden. Vgl. über diesen vielum stritten en Gräberfund: B. F ilow u. K. Schkorpil, Die archaische N e krop o le von Trehenischte am Ochrida-See. B er lin 1927. S. Reinach in: G azette des B eaux-A rts 74 (1932) I, 238— 240. N. V ulic, Une nécropole antique près de T rebeniste: Revue internationale des étu d es balkaniques 1 (1934) 156— 164.


74 Durch die A usstrahlung der griechischen K olonialstädte lernte der binnenländische Balkan dam als zahlreiche neue K u ltu r güter auf den Gebieten des Hausbaues, des H ausgerätes, der Landw irtschaft und der T racht kennen: M auer mit Balkenlage, Rundbau, G etreidespeicher, A btritt, Turbinenmühle, Felderbew äs serung, Glutbecken, runder Lehnsessel, zw eirädriger Wagen» Schwimmsack, Glockenrock, Kopftuch.93 Mit diesem griechischen K ultureinfluß drang dam als auch eine A nzahl griechischer K ulturw örter als Lehnw örter in das V or albanische ein. Dabei handelte es sich vor allem um Pflanzenna men aus dem Gebiete des Obstbaues und der feinen Küche.94 Die griechische Kolonisation bedeutet auch in der Religions geschichte des balkanischen B innenlandes einen tiefen Entw ick lungseinschnitt. Das religiöse Bewußtsein der T hraker und Illy rier w ar in der vorgriechischen Zeit noch nicht zu eigentlichen V or stellungen personifizierter G ottheiten vorgeschritten. Dies geschah erst unter griechischem Einfluß. Griechische K ünstler haben für die illyrischen und thrakischen F ürsten die ersten Bildnisse d er einheimischen G ottheiten gestaltet,95 durch die in der Folgezeit natürlich auch das religiöse V orstellungsleben des Volkes beein flußt wurde. Damals, unter dem Einfluß des griechischen G ötter himmels, haben sich erst einzelne Dämonen aus der unüberseh baren Zahl der G eisterw esen als wirkliche „G ötter" erhoben. D er große K elteneinfall96 des vierten Jhs. bedeutete in der 93 So nach N opcsa, Alb anien 237. 94 Vgl. darüber A . Thumb, A ltgriechische E lem ente des Albanesischen: Indogerm anische F orschungen 26 (1910) 1— 20. Jok l, A ltm a k e d o n isc h (beson ders S. 23— 29). D ers., Unters. 117— 126. — D iese altgriechischen Lehnwörter erw eisen, daß der Lebensraum der V oralbaner bereits dam als in der N ähe des griechischen Sprachgebietes gelegen haben muß. V gl. unten S> 81 f. — V iel zahlreicher als die w enigen altgriechischen Lehnwörter sin d die m ittelund neugriechischen Lehnwörter, die eine gesch lossen e L ehnw ortschicht bilden. D er neugriechische E influß auf das A lban ische ist so stark, daß sogar Verba übernomm en wurden. Vgl. Jo k l, A ltm a k e d o n is c h 23— 69 und die U ntersu chung von H ardy. — M an hat bisher vergeblich versucht, auch im Rum äni schen altgriechische Lehnwörter nachzuw eisen: C. C. D icu lescu E lem entele vechi grece§ti din limba romána: D acorom ania 4 (1924— 26) 394— 516. Vgl. d a gegen N. Jok l in: Indogerm anisches Jahrbuch 12 (1928) 127— 129. 95 G. K azarow in: P au ly-W isso w a II, 11 (Stuttgart 1936) Sp. 473 ff. 96 Z ippel 31— 43. N opcsa, Vorgeschichte 225 f. Krähe, Geogr. N a m en 7— 9. N. V ulic, Les C eltes dans le N o r d d e la Péninsule Balkanique: M usée B elge 30 (1926) 231— 246. C asson 309— 311. Über verein zelte sprachliche G e m einsam keiten zw ischen A lbanisch und K eltisch , die aber sicherlich in ältere Zeit hinaufreichen, vgl. oben S. 55 A . 3. — Über k eltisch -illy risch e B eziehungen


75 Geschichte des antiken Balkans nicht soviel wie die griechische Kolonisation, aber seine W irkungen w aren doch beträchtlich. E r hat die illyrischen Stämme des N ordw estens völlig durcheinander gewirbelt, teilweise wohl auch überschichtet und so in politischer und sprachlicher Hinsicht dem nordw estlichen Balkan ein neues A ntlitz verliehen.97 D er kriegstüchtige keltische Stamm der Skordisker drang bis in das Gebiet der thrakischen T riballer vor. Die keltische L a-T ène-K ultur überschichtete die altillyrische K ultur. Es bildete sich eine illyrisch-keltische M ischkultur und m ancher orts (z. B. bei den Ja p o d en )98 eine ausgesprochene Mischbevölke rung heraus. Die kulturelle Bereicherung des, antiken Balkans durch die keltische K ultur scheint bedeutend gewesen zu sein. A uffallend aber ist es, daß nu r wenige sichere Spuren keltischer Ortsnamengebung in Illyrien nachw eisbar sind." Die keltischen Eroberer, die eine dünne H errenschicht bildeten, haben wohl ihr Volkstum und ihre Sprache nicht lange behauptet, sondern sind im Illyriertum aufgegangen.

vgl. K. Treimer, K eltische Beziehungen zum Balkan: M itteilungen d es Rum ä nischen Instituts an der U niversität W ien 1 (1914) 309— 317. J. Pokorny, Zur Urgeschichte d e r K e lte n und Illyrier: Z eitschrift für C eltische P h ilo lo g ie 20 (1935) 315 ff. 97 Man denke an die keltisch en Stadtnam en Singidunum und Noviodunum an der Donau. 98 C. Truhelka in: W iss. M itt. 8 (1902) 40— 42. 99 Krähe, Geogr. Nam en 9. — D en Ortsnam en G abuleum in N ordalbanien, der von A lfred H older, A lt-c e lt is e h e r Sprachschatz I (L eipzig 1896) S. 1511 (s, v.) a ls k eltisch erklärt wurde, betrachtet Krähe, Geogr. Namen 24, 61, 76, 84 als itlyrisch.


V. Die

uralbanische (römisch-frühbyzantinische) Zeit. (Dazu K arte I.) 1« M ethode der Untersuchung.

D er eigentliche Inhalt der uralbanischen Volkstumsgeschichte ist der gewaltige innere Umformungsvorgang, durch den der vor albanische V olkssplitter unter dem überm ächtigen Einfluß der römischen R eichskultur und der lateinischen Reichssprache teil weise rom anisiert wurde. Dam als h at sich erst ein eigenes albani sches Volkstum dadurch herausgebildet, daß dieser V olkssplitter als einziger im M eere der allgem einen Romanisierung, der alle übrigen antik-balkanischen Volkssprachen erlegen sind, seine M undart behauptete. Die E rkenntnisse der Sprachgeschichte ge ben uns heute die Möglichkeit, die teilweise Rom anisierung der U ralbaner in ihrem V erlauf zu verfolgen. Die andere H auptfrage der uralbanischen Volkstumsgeschichte ist dagegen bisher noch durchaus ungeklärt: die Frage, wo in röm isch-frühbyzantinischer Zeit der Lebensraum des uralbanischen Volkstums lag. F ü r die Zeit nach der slavischen Landnahm e (um 600) läßt es sich nachweisen, daß der M ittelpunkt des albanischen Lebens raum es dam als in dem B ergkanton des M ati-G aues lag.1 Daß dies auch in der röm isch-frühbyzantinischen Zeit so gewesen sei, kann in A nbetracht der gewaltigen Völkerverschiebungen, die sich auf der B alkanhalbinsel in der Zeit vom 4. bis 7. Jh. vollzogen haben, nicht ohne w eiteres behauptet w erden. W ir müssen m it der hypo thetischen Möglichkeit rechnen, daß die A lbaner erst im Gefolge dieser Verschiebungen in ihre späteren W ohnsitze eingew andert sind, sei es aus einer anderen Landschaft der B alkanhalbinsel2 • *

.

,

1 V gl. unten S. 159. 2 D ies nahmen Jirecek , S. 43.

M arquart,

P h ilip p id e

und

Jok l

an. Vgl.

oben


77 oder aus einem außerbalkanischen Gebiet.3 F ür die röm isch-früh byzantinische Zeit ist daher ohne Bezugnahme auf die spätere Zeit zu untersuchen, welche Ausdehnung dam als der Lebensraum des albanischen Volkes gehabt hat. Sprachwissenschaft, Volks kunde und Archäologie, politische und Kirchengeschichte müssen bei der Lösung der Frage zusammenhelfen. 2. Die lateinischen Lehnwörter im Albanischen.

Die albanische Sprache weist einen umfangreichen Bestand lateinischer Lehnwörter auf, die freilich infolge der völligen lau t lichen Umgestaltung durch den starken exspiratorischen Akzent des Albanischen äußerlich nicht mehr einen lateinischen Eindruck machen.4 Der lateinische Einfluß hat so tief und stark gewirkt, daß man das Albanische geradezu als eine teilweise rom anisierte Sprache bezeichnen kann. Manche Begriffsfelder sind großenteils aus dem Lateinischen übernommen. So stammen fast sämtliche Verwandtschaftsbezeichnungen aus dem Lateinischen.3 Ebenso A usdrücke des städtischen Lebens,6 3 D ies war die A nsicht von N ikokles. Vgl. oben S. 41. 4 Über d ie lateinischen E lem ente im A lbanischen vgl. M iklosich, A lb Forschungen II. Schuchardt, Alb. u. Rom. G. M eyer und W. M eyer-Lübke, Die lateinischen Elem ente im Albanischen. In: Grundriß der rom anischen P hilologie. Hrsg. von G. Gröber. I (Straßburg 1904— 1906) S. 1038— 1057. M eyer, Etym. W erterb . P hilippid e II 762— 771. Jokl, Balkanlat. Studien. Ders., Zu den lateinischen Elementen des albanischen W o r tsc h a tze s: G lotta 25 (1936) 121— 134 sow ie säm tliche übrigen A rbeiten von Jokl. V gl. ferner die la tein i schen W ortindices in den W erken zur albanischen Sprachgeschichte. M eyer neigte in seinen Studien offensichtlich dazu, den lateinischen Einfluß auf das A lbanische zu überschätzen. Durch die A rbeit der späteren Forscher, unter denen vor allem Jokl, B artoli und Baric zu nennen sind, mußte daher an M eyers Thesen mancher A bstrich vorgenommen werden. — Von dem balkan lateinischen Lehnwortbestand ist der italienische zu scheiden, der vor allem durch den Einfluß der V enezianer in das A lbanische eingedrungen ist und ebenfalls einen beträchtlichen Umfang erreicht. Vgl.: darüber Helbig, Ital. Elemente. C. Tagliavini, Penetrazione e adatta m ento delle voci italiane e croate nel dialetto albanese di Borgo Erizzo (Zara): Studi albanesi 3— 4 (1933— 1934) 214— 242. 5 unk „Onkel" < avunculum, ernte „T an te“ < amitam, krushki „die E l tern des einen E hegatten im V erh ältnis zu denen des anderen” < consocer, kunat „Schw ager” < cognatum, print „V ater” <1 parentem, prinde „E ltern” < parentes, femijë „F am ilie”, „Kind” < familiam, kusheri „ V etter” < consobrinum, fjeshtrë „Stiefsohn” < Hliastrum. Vgl. Jok l, Unters. 15— 17. Durch J o k l’s Ausführungen (a. a. O.) ist auch nachgew iesen, daß albanisch nip, das M eyer, Etym. Wörterbuch 310 (s. v.) aus lat. nepote m ab leitete, in W irklichkeit ein albanisches Erbwort ist.


Aus

technischen

die zum

Gründen

Aufsatz

werden

G. Stadtmüllers

Pour cartes

des

raisons

illustrant

techniques, l ’étude

de

les M.

vorgesehenen Karten dem nächsten

Georges Stad tm üller seront joints

Heft

au fascicule prochain de la revue.

unserer

Zeitschrift

schlossen werden.

beige


78 des Ackerbaues7 und des Staates.8 Auch die Bezeichnungen des seßhaften Dorfes9 und der W interw eide10 sind lateinischen U r sprungs. Demgegenüber ist der W ortschatz der Viehzucht und der 6 q y t e t „Stadt” < civitatem, shpi „Haus" < hospitium (vgl. neugriech. arcín ) t kulm „Dach, First" < culmen, rrugë „Straße" < rugam, mur „M auer“ < murum, mulli „Mühle" < molinum, koftor „Herd" <C coctorium (Jokl, Balkanlat. Studien 195 f.). Über ein anderes heute üblicheres W ort für „Herd” vgl. unten S. 138 A . 53. 7 Z. B. bulk ( b u j k ) „Bauer" < bubulcum. Ebenso sind die A usdrücke für den Pflug und sein e B estan d teile überwiegend lateinisch (Jokl, Unters. 130— 141). Ferner Obstbäume: ftua „Quitte" < cotoneum (M eyer, Etym. Wörterb. 113 s. v.; N. Jokl, Zur Geschichte des albanischen Diphthongs -ua-, -ue-: Indogerm anische Forschungen 50 (1932) 33— 58. Dazu: Tam ás 167). ulli „O live“ < olivam (ebenda 457 s. v.), pê m ë „Obst, Obstbaum, Baum" <C pomum (ebenda 326 s. v.). — A ndere A usdrücke aus dem G ebiete des A ckerbaues gehören dem Erbwortschatz an (vgl. oben S. 62 A . 27) oder sind aus dem Slavischen entlehnt (vgl. unten S. 138). — Ä hnlich liegen die V erhältnisse im Rumänischen. Vgl. H. Dumke, Die Terminologie des A ck erb a ues im Dakorumänischen: Jahres-B ericht des Instituts für Rum änische Sprache (Rumän. Seminar) zu L eipzig 19— 20 (1911— 1913) 65— 131); Tamás 148 f. und unten S. 138 A. 54. 8 Z. B. mbret „Herrscher" < imperatorem, g jy g j „Gericht" < iudicium. — M eyer, E tym . Wörterbuch 362 w ollte auch alb. regj <C lat. regulum ableiten, da lat. regem aus lautgeschichtlichen Erwägungen nicht zugrundeliegen kann. Es ist aber auch die H erleitung aus altitalien. rege m öglich. Vgl. N. R essuli, Alban, regj. „re“: Studi albanesi 3— 4 (1933— 1934) 211— 213. 9 A lb. fshat oder pshat (rum. sa /). D ie E tym ologie ist um stritten. M eyer, Etym . Wörterb. 112 f. (s. v. fsat) leitet es von lat. massatum (zu italien, mas* séria „Meierei") ab. Ebenso W eigand, Wörterbuch 21 (s. v.) und (mit vorsich tiger Zurückhaltung) Jok l, Unters. 317 f. D agegen w ollen es aus lat. fossatum herleiten: C. Lacea in: D acorom ania 1 (1920— 1921) 253— 257, Vasmer, S tu dien 17, L. C. D aicovici in: D acorom ania 5 (1927— 1928) 478 f. und M eyerLübke, Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen. 3. A ufl. H eid elb erg 1935. S. 297 (s. v. fossatum). Für die H erleitung aus lat. fixatum treten ein: G. G iuglea in: D acorom ania 2 (1921— 1922) 642 und S. Puçcariu in: D acorom ania 3 (1922— 23) 823. — Barié, Studien 76 f. lehnt d ie latein isch e H erleitung überhaupt ab und b etra ch tet es als alb an isch es Erbwort (zur W ur zel sed-\sedere\\. E benso A . B alotä, Un héritage aborigène alb. fshat (s/za/)t roum, sat (/sa /): Revue H istorique du S ud-E st Européen 14(1937)243— 250. 10 K ulturgeschichtlich besonders bedeutsam ist es, daß auch die W inter w eide mit zw ei lateinischen Lehnwörtern bezeichnet wird: vërri < hiberninum, mërrajë < intervenalia. Vgl. Jokl, Unters. 264 f. Ein albanisches Erbwort für „W interweide" (asull, ashtull) erw eist sich als Lehnübersetzung des vulgär lateinischen W ortes accola „Nebengut, A ußengut“. Vgl. Jokl, Unters. 265— 267, Ders. in: Revue Internationale des E tudes B alkaniques 2 (1936) 78— 82. D ie Entlehnung der A usdrücke für „W interweide" aus dem Lateinischen zeigt, daß diese W interw eiden im G ebiete der Romanisierung lagen.


79 M ilchwirtschaft rein albanisch.11 Diese sprachlichen Tatsachen beweisen, daß die U ralbaner der röm isch-frühbyzantinischen Zeit ein Hirtenvolk waren, das erst durch die Berührung mit der rö mischen K ultur seßhafte Siedlungen (Dorf, S tadt), den A ckerbau und ein geordnetes staatliches Leben sowie die Kunst des Schrei bens12 kennen lernte. V erschiedene Pflanzennam en sind ebenfalls aus dem Lateinischen übernom m en,13 ein Beweis für den Einfluß der römischen Landw irtschaft auf die U ralbaner. Ebenso ist die Bezeichnung des Bienenstockes lateinisch,14 w ährend die allgem ei nen Ausdrücke für ,,Biene”, „Honig”, „W achs” echt albanisch sind. Die wilden Bienen w aren demnach den U ralbanern schon vor der Berührung mit den Röm ern bekannt, von den Röm ern aber lern ten sie erst die Bienenzucht.15 A lle diese Lehnwortbeziehungen zeigen uns die starke kulturelle Beeinflussung der U ralbaner durch die römische K ultur, aber sie machen eine Schlußfolgerung auf den dam aligen albanischen Lebensraum nicht möglich. Die albanischen A usdrücke für „W ald ” führen aber weiter. D er B erg w ald und seine kennzeichnenden Bäume w erden mit echt alba nischen W örtern bezeichnet,16 w ährend die A usdrücke für den Sumpfwald der Ebene und seine Pflanzenw elt aus dem L ateini schen übernommen sind.17 Ebenso sind die albanischen A usdrücke 11 Jokl, Unters. 235— 285. — Nur ein einziges W ort aus diesem B egriffsîe ld ist lateinisch: lu krë „ (S ch a f-)H erd e” < lucrum „Gewinn, V orteil, N utzen, R eichtum “. D ie B ed eutungsverengung, die d ie se s W ort im A lb a n isch en erfahren hat, ist gerade recht bezeichnend für die einfachen W irtschaftsverhältnisse der Hirtenstäm m e, für die das V ieh das gesam te V erm ögen bedeutet. V gl. Jok l, Unters. 257— 259. 12 A lb. shkruaj „schreiben” < scribe.re. Vgl. M eyer, E ty m . W örte rb. 409 (?. v.), Jokl, Unters. 223. 13 Jokl, Unters. 209— 213, 232— 234. 14 bletë, m bletë < mellêtum. 15 Jokl, Unters. 289— 297. 16 bjeshkë „Alm, A lpen w ald, A lp engebirge“, shpat „Abhang, Seite, W ald", moll „B ergw ald“. Ferner d ie erbw örtlichen Baumnamen: ah „B uche”, bërshê ' t.Eibe” (landschaftlich auch „W acholder”), b le të z ë „B irke”, bli „Linde", breth „T anne“, bunk „E ich e“, shparr, sh p erd h ë „E ich e“, drü „Holz, B aum “, hal „ F ich te” , lajthi „H aselnuß”, mëllenjë, m ë lle z ë „Ulm e" (Jokl, Unters. 193), sh k o z ë „W eißbuche, H ainbuche”, verrë „Eibe", vrrik ë „ P ap p el”, vith „Ulm e" (briefliche H inw eise von N. Jokl, W ien). 17 p y l l < padü lem < p alü d e m (Jokl, U nters. 162— 174). In diesen Zu sammenhang gehören auch die folgenden aus dem L ateinischen entlehnten Baumnamen: p ie p < populu m „P ap p el” (M eyer, E tym . W ö rterb . 345 c. v.), to j le t ë < foliatam (sc. arborem „Zürgelbaum ”, C eltis australis, ein lau b reicher großer Baum aus der K lasse der U lm aceen; vgl. Jokl, Balkanlat. S t u dien 211), qarr < cerrum „Zerreiche” (M eyer, E ty m . W örte rb. 220 s. v.),


80 für „Ebene" lateinischen Ursprungs.18 Die A lbaner lernten also die Ebene mit ihrem Sumpfwald erst kennen, als diese bereits romanisches Sprachgebiet war. Die Sommerweide der U ralbaner muß in jener Zeit fern der Küste im Binnenland gelegen haben, wie auch das Fehlen echt albanischer Ausdrücke für Schiffahrt und Fischfang beweist.19 Zusammenfassend können wir demnach auf Grund der latei nisch-albanischen Lehnwortbeziehungen feststellen: D i e U r a l baner der römisch-frühbyzantinischen Zeit lebten als W a n d e r h i r t e n in e i n e r B e r g l a n d schaft im Binnenlande. Ihre Winterweide plätze l a g e n in de n r o m a n i s i e r t e n Ebenen. D o r t l e r n t e n sie in f r e u n d l i c h e r u n d f e i n d l i c h e r 20 B e r ü h r u n g mit b e n a c h b a r t e n romani schen Siedlern die s t a a t l i c h e Organisation u n d d i e s e ß h a f t e n L e b e n s f o r m e n ( Do r f , S t a d t ) kennen und übernahmen neben zahlreichen sonstigen S a c h g ü t e r n 21 d i e B i e n e n z u c h t u n d höhere F o rm e n des Ackerbaues. Umfang und Stärke des lateinischen Einflusses auf das A lba nische setzen eine jahrhundertelange Symbiose zwischen Uralbanern und Romanen innerhalb der Grenzen des römischen Reiches frashën < fraxinum „E sche”, shelk < salicem „Saalw eide” (ebenda 400 s. v.), ullastrë < olivastrum B edeutung (Jokl, Unters. 210 f.). voshtër < oleaster „R ainw eide” (ebenda 209 ff.)18 fushë < fusum (M eyer, E ty m . Wörterb. 115 s. v.) shesh < sessum (ebenda 402 s. v.). 19 V gl. unten S. 146. — Daß d ie A lbaner ein echtalbanisches W ort für M eer ( d e t ) besitzen, ist kein G egenbew eis, da solche A usdrücke von allgem ein ster B ekanntheit natürlich auch den B innenländern geläufig sind. 20 Daß Plünderungszüge dam als w ie auch in der späteren albanischen G eschichte eine H auptrolle gesp ielt haben mögen, darf man wohl aus der Entlehnung des lateinischen W ortes praedare > prori schließen. Vgl. Jok l, Unters. 223. D ie Römer sahen sich genötigt, zum Schutze der Ebene von Sku tari gegen die R aubzüge der U ralbaner ein fe ste s K astell anzulegen. Vgl. unten S. 107. 21 A uf Grund von vergleich en d en volk sk u n d lich en U ntersuchungen nennt N opcsa, A lbanien 237 folgende albanische Sachentlehnungen aus röm ischem Kulturgut: D oppelm auer, Verandahaus, Ziehbrunnen, Backofen, auf gem auerter Herd, R auchm antel, K ienständer, K ienrost, F euerstahl, Schere, P ferdefessel, Schem el, Pflug, D reschstock, M ühle, O livenquetsche, Ölpresse, Strumpf. Ein T eil dieser K ulturgegenstände könnte freilich — woran Nopcsa gar nicht ge dacht hat — erst durch slavisch e V erm ittlung zu den A lbanern gelangt sein.


81 voraus.22 Bei einem Grenzstamm — man denke z. B. an die G er manen — hätte die Romanisierung niemals so tief eindringen können, wie dies tatsächlich bei den U ralbanern der Fall war. Durch diese Erwägung erweisen sich auch die älteren Hypothesen, daß die U ralbaner erst im Verlaufe der Völkerwanderung auf die Balkanhalbinsel eingewandert seien, als unmöglich. W i r m ü s sen annehmen, daß die U r a l b a n e r b e r e i t s seit dem Anfang der R ö m e r h e r r s c h a f t auf römi schem Reichsgebiet wohnten. 3. Die altgriechischen Lehnwörter im Albanischen.

Einen besonderen Beweiswert für die Heimatfrage haben die altgriechischen Lehnwörter des Albanischen, die vor allem P flan zennamen aus dem Gebiete des Obstbaues und der feinen Küche umfassen.23 Aus diesen albanisch-altgriechischen Lehnwortbezie hungen ergibt sich die zwingende Schlußfolgerung: D e r L e bensraum des u r a l b a n i s c h e n Volkes l ag in d e r N ä h e d e r 1a t e i n i s c h - g r i e c h i s c h e n S p r a c h g r e n z e a u f l a t e i n i s c h e m S p r a c h g e b i e t.24 Die Grenze des geschlossenen lateinischen und griechischen Sprachgebietes auf der Balkanhalbinsel läßt sich sich an Hand der Inschriften, Meilensteine und Stadtmünzen feststellen. „Sie fällt mit den Provinzgrenzen des I.— III. Jhs. vor den Reformen Diocletians größtentheils zusammen. Das Adriatische M eer verließ diese Grenz linie bei Lissus (Alessio) und folgte zunächst der Grenze zwischen Dalm atia (später Praevalis) im Norden und Macedonia (später Epirus nova) im Süden. Diese Grenze lief südlich von der jetzi gen Straße von Skutari nach Prizren ostwärts, da nach Ptolemaeus ’Ejuxapia (ad Picaria der Tab. Peut.), das jetzige Puka, noch in Dalm atia gelegen war. W eiter fiel sie zusammen mit der Grenze zwischen Moesia superior (später D ardania) und Mace22 A uf Grund lau tgesch ichtlicher T atsachen hat b ereits Jok l in: A rhiv za aib . st. 1 (1923) 41— 43 nachgew iesen, daß der latein isch e Einfluß auf das A lbanische bereits vor dem 3, Jh. einsetzt. — Durch diese F eststellung ist auch die H ypothese von Puçcariu und Pärvan, die die Einwanderung der Albaner in das 3— 6. .Jh. setzen w ollten (vgl. oben S. 42), w iderlegt. 23 Vgl. oben S. 74 A . 94. 24 Eine V erm ittlung durch die griechischen K üstenstädte längs des A d ria tischen oder Schwarzen M eeres ist ausgeschlossen, da diese, sow eit sie in gesch lossen em latein isch en Sprachgebiet lagen, b ereits in spätröm ischer Zeit völlig rom anisiert w aren und da die Uralbaner damals, w ie im vorausgehen den festgestellt wurde, in einer Berglandschaft wohnten. A rch . Eur. C .-O .

\

6


82 donia. D ort hinterließen die Einw ohner der dardanischen S tädte Ulpiana (Lipljan) auf dem jetzigen Kosovopol je und Scupi (bei Skoplje) in dem obersten Gebiete des Axios (Vardar) lateinische Inschriften; dagegen besaß das nahe Stobi einen ganz griechi schen C harakter. W eiter folgte sie der alten G renze zwischen Moesia superior (später D ardania) und Thracia, so daß Naissus (Nis) und Rem esiana (Bela P alanka zwischen Nis und Pirot) in das lateinische Gebiet, P au talia (Küstendil) und Serdica (Sofia) sam mt der L andschaft von P irot in das griechische gehörten. Die spätröm ische Provinz Dacia m editerranea im IV.—VII. Jh., aus Stücken von T hracia und Moesia superior gebildet, mit den S täd ten Serdica, P autalia, Naissus und Rem esiana w ar in Folge des sen ein doppelsprachiges Gebiet. Aus der Gegend zwischen Bela P alanka und P irot w endete sich die G renze beider Sprachen längs des Nordabhanges des Haemus ostw ärts, längs der Provinzial grenze zwischen Moesia inferior und Thracia, und zw ar so, daß die Inschriften aus der Gegend von V raca und von Nicopolis (Nikjup bei Trnovo) meist griechisch, die des Donauufers bis zur M ündung dagegen fast ausschließlich lateinisch sind. Im äußersten Osten schloß sie sich den T erritorien der hellenischen Gemeinden an, die sich längs der Pontusküste bis zur M ündung der Donau erstreckten.”25 In der Nähe dieser lateinisch-griechischen Sprachgrenze lag der Lebensraum der U ralbaner. 4. D ie Christianisierung der Uralbaner.

Die Geschichte der Christianisierung des albanischen Volkes2" ergibt A nhaltspunkte, die eine noch nähere Bestimmung der Hei m atlandschaft ermöglichen. Als die A lbaner im H ochm ittelalter (11— 13. Jh.) in dem Lichte der großen Geschichte erschienen, w aren sie bereits Christen.27 Über ihre Christianisierung haben 25 Jirecek , R omanen I 13. D ers., Gesch. d. Serben I 38 f. Ders. in: T hal lóczy, Forschungen I 66. V gl. dazu jetzt ein zeln e Ergänzungen bei P hilip pide I 70— 72 und b ei P. M utafciev, Bulgares et Roumains dans l ’histoire d es p a y s danubiens. S ofia 1932. S. 80— 85. Vgl. auch B artoli I 182. P. Skok, B yzance comme centre d ’irradiation pour les m ots latins d es langues balkaniques: B yzantion 6 (1931) 371 f. Tam ás 124. J. W eiss, Die Dobrudscha im A ltertu m . Historische Lan dschaftskunde. Sarajevo 1911. S. 35 f. und unten S. 114— 116. 28 Über den vorchristlichen V olksglauben vgl. oben S. 67— 71. 27 Zunächst gehörten sie dem orthodoxen R itus an. U nter angiovinischem und venezianischem E influß w andten sie sich im 13. Jh. der röm ischen K irche zu. In der Zeit der T ürkenherrschaft gingen sie größtenteils zum Islam über.


83 wir keine literarischen Nachrichten.28 N ur die Sprachw issenschaft hilft uns hier weiter.29 Die kirchlichen Ausdrücke, die das A lbani sche dem Lateinischen entlehnt hat, zeigen eine Lautgestalt, die unverkennbar nach der altrom anischen Sprache D alm atiens weist.™ Ein kleinerer Teil des kirchlichen Sprachschatzes ist griechischen Ursprungs.31 Die Christianisierung der U ralbaner erfolgte also in der H auptsache von dem rom anisierten Dalm atien aus, einen viel ge 28 D aher ist die C hristianisierung der A lbaner in der kirchengeschicht lichen Literatur über die B alkanhalbinsel und über A lbanien (vgl. unten S. 133 A. 37) überhaupt nicht berührt. — Über die erste (d. h. vorslavische) C hristianisierung der albanischen L andschaften (nicht des albanischen V olkes!) vgl. Sufflay, K irchenzustände 192— 194. Über die C hristianisierung der R um ä nen, die zum V ergleich heranzuziehen ist, vgl. jetzt G iurescu I 193— 202. G. Daicovici, Exista m on u m ente creatine ín Dacia Traianä din sec. II— 111?: Anuarul Institutului de studii cla ssici 2 (1936) 192— 209. 29 E ine durchgeführte U ntersuchung über die hagiographischen O rts nam en auf dem G ebiete des heutigen A lbanien führte zu keinem greifbaren Ergebnis. — Jirecek, Topogr. Nom. hat den N achw eis versucht, daß die hagiographischen Ortsnamen auf der B alkanhalbinsel in die Zeit der ersten (vorslavischen) C hristianisierung (4— 6. Jh.) gehören und daher als B e w eis dafür gelten , daß die Sied lu n gsk on tin u ität an d iesen O rten durch die sla visch e Landnahm e nicht unterbrochen w orden ist. D ie b ish erige Forschung hat d iese A nnahm e von J irecek als feststeh en d e T atsach e b etra ch tet. E ine ein geh en d e U ntersuchung über die hagiograph ischen O rtsnam en A lb an ien s zeig t jedoch, daß d ie hagiograph ischen O rtsnam en b eso n d ers häufig gerade in Südalbanien Vorkommen, das im ganzen F rü hm ittelalter sla v isch es S ie d lungsgebiet war (vgl. unten S. 150). Es ist daher zw eifelhaft, ob Jirecek's T hese für dieses G ebiet stimm t. D adurch wird eine völlige N eubehandlung der hagiographischen O rtsnam en notw endig. 30 Jirecek, Romanen I 16 A. 2. M eyer-Lübke, Rumänisch 30 f. Jokl, Unters. 22. D ers., A ltm a k e d o n isc h 39. Vgl. auch H elbig, Ital. Elem ente 104. Capidan, Fàrçerofii 50. Der Zeitpunkt der C hristianisierung läßt sich aus allgem eingeschichtlichen Erwägungen heraus etw a auf das 5. Jh. bestim m en. W ährend des 4. Jhs. war die Kirche noch mit der C hristianisierung des K üsten gebietes beschäftigt, eine M issionierung der inneralbanischen B erglandschaften ist daher frühestens zu E nde des 4. Jhs. denkbar. Der A usgangspunkt der christlichen M issionstätigkeit ist nicht in dem fernen Salona, w ie M eyer-Lübke a. a. O. m einte, sondern vielm ehr in dem b en ach b arten M etrop olitan sitz Scodra zu suchen. 31 So Ilije „O pfer“ < e v Z o y t a , Shen Curk < Sanctus K v q i ( a ) x 6 s (Jokl, A ltm akedon isch 30— 44). B eid e W örter sind, w ie die L autgestalt zeigt, ;.n vorslavischer Zeit unm ittelbar aus dem G riechischen, nicht durch latein isch e Verm ittlung, eingedrungen. — Zahlreiche andere griechische Lehnwörter aus dem kirchlichen B egriffsgebiet sin d erst in späterer (byzantinischer und n eu griechischer) Zeit in das A lbanische übernommen. Vgl. Hardy 17— 19. 6*


84 ringeren A nteil hatte die Berührung mit dem griechisch-kirchli chen Gebiet.32 D er L e b e n s r a u m der U r a l b a n e r ist also in einer N a c h b a r l a n d s c h a f t Dalmatiens, die der g r i e c h i s c h e n S p r a c h g r e n z e n a h e g e n u g liegt, z u s u c h e n . D a m i t e n g t s i c h d a s i n F r a g e k o mmen de Gebiet ein auf die B e c k e n l a n d s c h a f ten Altserbiens und auf die Bergkantone Nordalbaniens. 5. Die uralbanische Sprachinsel als Reliktgebiet.

Um noch w eiter bis zur Endlösung der Heim atfrage vorzu dringen, müssen wir uns zunächst über den C harakter des u ra l banischen Lebensraumes in römisch-frühbyzantinischer Zeit grund sätzlich k lar werden. Der uralbanische Lebensraum jener Zeit w ar eine sterbende Sprachinsel, ein schrumpfendes Reliktge biet einer einstm als über einen großen Teil der Balkanhalbinsel verbreiteten Sprache.33 Die U ralbaner sind der einzige altbalkanische Volkssplitter, der dem alles nivellierenden Einfluß der all gemeinen Romanisierung34 nicht erlegen ist. Überall sonst hat die 32 M anchen A ufschluß über die C hristianisierung der Uralbaner könnte auch die sprachgeschichtlich-kulturgeschichtliche Untersuchung der albanischen P ersonennam en bringen. Vgl. die Zusam m enstellung bei Hahn, A lb. Studien II 116— 119. N opcsa, Sala u. K le m e n ti 96 f. Ders., Vorgeschichte 230— 232» E ine Untersuchung darüber fehlt noch. 33 Ob d ies die thrakische, illyrisch e oder pannonische Sprache war, ist für unsere F ragestellung belanglos. 34 Eine geschichtliche G esam tdarstellung des V organges der R om anisie rung auf dem B oden der B alkanhalbinsel gibt es nicht. Von verschiedenen S eiten und unter verschiedenen G esichtspunkten behandeln d iese Frage A. B udinszky, Die Ausbreitu ng der lateinischen Sprache über Italien und ai\ Provin zen des römischen Reiches. B erlin 1881. S. 185— 203. L, Hahn, Rom und Romanismus im griechisch-römischen Osten. L eipzig 1906. Ders., Zum S p ra c h en k a m p f im römischen Reich bis auf die Z eit Justinians. In: P hilologus, Supple mentband 10 (1907) 675— 718. Jung, Landschaften. Ders., R öm er u. Romanen C. Patsch, Bosnien und H erzegow in a in römischer Zeit. Ein Vortrag. Sarajevo 1911. Jirecek, Romanen I 9— 21. Si§ic, P o v ij e s t 103— 153. D ensusianu 3— 236. B artoli I 180— 184 und jetzt vor allem P hilip pid e I 1— 72, w o auch das gesam te M aterial an literarischen N otizen, Ortsnamen, P ersonennam en und Inschriften zusam m engestellt ist. Ferner: H. Z illiacus, Zum K a m p f der Weltsprachen im oströmischen Reich. H elsingfors 1935. V gl. dazu die B esprechung von F. D ölger in: Byz. Z. 36 (1936) 108— 117. — Für A lbanien vgl. bisher: Nopcsa, V or geschichte 180— 190. èufflay, S tä d te 13— 16. L. M. U golini, Penetrazione romana n ell’antica Albania: A tti del 1° Congresso N azionale di Studi Romani


85 römische Reichskultur und die lateinische Reichssprache durch ihre Überlegenheit in einem Jah rh u n d erte dauernden lautlosen Vorgang Volkstum und Sprache der Provinzialen eingeebnet und eingeschmolzen. Die lateinische Sprache der Verwaltung und des Heeres setzte sich überall durch. Die Volkssprachen starben lang sam aus. Zu Ende des 3. Jhs. w ar diese Entwicklung in der H aupt sache abgeschlossen. Nur in einzelnen vom V erkehr wenig be rührten Landschaften hielten sich die Volkssprachen noch eine Zeitlang.33 I (Roma 1929) S. 373— 376 (auf Grund der arch äologisch en Forschungen, b e tont vor allem den grundsätzlichen U n tersch ied zw isch en der griech ischen K olonisation und der R om anisierung). — D ie Inschriften, unsere H auptquelle für die G eschichte der R om anisierung und der G räzisierung, sind für das Staatsgebiet Jugoslaviens herausgegeben bei V ulic I, II, für das Staatsgebiet Bulgariens von E. K alinka, A n t i k e D e n k m ä le r in Bulgarien. W ien 1906. Für A lbanien fehlt noch eine Sam m elausgabe (vgl. oben S. 23 f.). — Über die ähn lich e E ntw icklung der R om anisierung in anderen L andschaften vgl. J. W eiß, Die Dobrudscha im A lte rtum . Historische Landschaftskunde. Sarajevo 1911. S. 33— 36. G. D aicovici, G l i Italici nella provincia Dalmatia: Ephem eris D a co rom ana 5 (1932) 57— 122. Tamás 58— 66. A . A lfö ld i, Pannónia rómaiságának kialakulása és történeti kerete: S zázadok 70 (1936) 1— 37. 129— 162. L. Gáldi, Le romanisme transdanubien: Studi e docum enti italo-u n gh eresi 1 (1936) 28— 50. F. Cumont, C om m ent la Belgique fut romanisée. Essai historique. B ru x elles 1919. J. R. S. Broughton, The Romanisation of A frica Proconsularis. B a lti more 1929. Über die H erausbildung einer röm ischen R eichskunst in provinziell verschiedenen A bwandlungsform en, die dem V ordringen der lateinischen R eichssp rache p arallel geht, vgl. die program m atischen A usführungen von A. Schober, Zur Entstehung und Bedeutung d e r provinzialrömischen Kunst: J a h resh efte des ö sterreich isch en A rch äologisch en Instituts in W ien 26 (1930) 9— 52. 35 Über ein vereinzeltes Zeugnis des H ieronym us von Stridon (331— 420) über einen „gentilis barbarusque se r m o ” in P annonien und D alm atien vgl. B artoli I 183. D a dieses einzelne barbarische W ort, das von H ieronym us an geführt wird, als Frem dwort in das L ateinische auf genomm en w orden ist, kann man aus dieser S telle nicht — w ie dies häufig geschehen ist — den Schluß ziehen, die illyrisch e Sprache sei in der Z eit d es H ieronym us in P annonien und D alm atien noch herrschende V olkssprache gew esen. D ie letzte N achricht über das F ortleben einer balkanischen V olkssprache findet sich in dem von Theodoros von P etra (6. Jh.) verfaßten B ios des M önches T heodosios (*f*529). D arin heißt es: „D ieser erbaute am O stufer des Jordan nahe dem toten M eere ein K loster t o ü K o v T i la und darin vier K apellen, eine für die Griechen; é x é ç a v S è ëv&ct ica rà Trjv oinelccv yX&GGav yévo g B eG O ûv Tip v x Jj l Gt iù t àg e v y à g

árCoSiÖMOiv, . . .

H. Usener, D er heilige Theodosios Schriften d e s Theodoros und K yrillos. Leipzig 1890. S. 45. 150. V ersion des Sym eon M etaphrastes bei M igne, Patrologia graeca 114, 505). Vgl. dazu Tom aschek, Thraker I 77. P hilip p id e I 451— 453. Über andere Zeugnisse für das F ortleben der hessischen M undart vgl. D ensusianu 21. D ie thrakische M undart der B essen hat also hier hinter K losterm auern noch im 6. Jh. ein bescheidenes D asein geführt.


86 .Während das Latein schon überall bis in die letzten W inkel Bosniens und Bulgariens hinein alle Volkssprachen verdrängt hatte, behauptete sich irgendwo in N ordalbanien oder Altserbieii noch die M undart der uralbanischen W anderhirten mit zäher Le benskraft. Freilich w ar der übergewaltige Einfluß der römischen R eichskultur auch daran nicht spurlos vorübergegangen. Durch die B erührung mit der romanischen Bevölkerung der Ebene, wo die W interw eideplätze lagen, haben die U ralbaner zum ersten M ale eine höhere K ultur kennen gelernt, aus der sie zahlreiche K ulturgüter übernahmen. Die heutige albanische Sprache spiegelt diese K ulturabhängigkeit in ihren lateinischen Lehnw örtern wie der.36 Sie ist geradezu eine teilweise rom anisierte, um nicht zu sagen halbrom anisierte Sprache. Noch einige Jah rh u n d erte römi scher H errschaft hätten genügt, um der uralbanischen M undart das unausweichliche Schicksal der anderen Volkssprachen des römischen Reiches zu bereiten. W ie diese w äre sie von der latei nischen Reichssprache eingeschmolzen worden. D er Einbruch der Slaven (um 600) hat jedoch den fortschreitenden Romanisierungsvorgang jäh unterbrochen und so Sprache und Volkstum der U ralbaner in ihrer Eigenständigkeit gerettet. Die Tatsache, daß das U ralbanische sich noch zähe gegen das Latein behauptete, als alle anderen Volkssprachen bereits längst ausgestorben waren, läß t sich nur erklären, wenn die U r albaner mit der römischen K ultur weniger in Berührung standen. Als W anderhirten wohnten sie w ährend der kalten Jahresh älfte in den W interw eideplätzen der rom anisierten Ebene. H ier konnte der Einfluß der Romanisierung in jeder W eise einwirken. W äh rend des Sommers weideten sie dann ihre H erden auf den Berg almen. D er Lebensraum der U ralbaner um faßte also ein doppeltes Gebiet: die W interw eideplätze in den rom anisierten Ebenen und die Sommerweidegebiete auf den Bergalmen. In der Ebene spielte sich im W inter die allm ähliche Rom anisierung ab, im Sommer w urden dann diese H irten durch das Leben in dem abgelegenen Hochgebirge w ieder für ein halbes J a h r dem Einfluß der Rom a nisierung entzogen. A llm ählich drang die Romanisierung immer w eiter vor. Daß die U ralbaner als einziger der altbalkanischen W anderhirtenstäm m e ihre Sprache überhaupt so lange behaupten konnten, erk lä rt sich daraus, daß ihre Sommerweidegebiete in einer B erglandschaft lagen, die von den Brennpunkten röm ischer K ultur ziemlich abgelegen war. N ur in einer von römischen Städ36 V gl. oben S. 77— 81.


87 ten weit abgelegenen und von römischen V erkehrsstraßen unbe rührten B erglandschaft kann sich die uralbanische M undart be w ahrt haben.37 W enn wir unter den so gewonnenen G esichtspunkten die als Sommerweidegebiet der uralbanischen W anderhirten allein in Frage kommenden Landschaften A ltserbiens und N ordalbaniens betrachten, dann w ird von vornherein klar, daß A ltserbien aus scheidet. Die großen Beckenlandschaften, die den Raum A ltser biens ausmachen (Kosovopolje, Metohia, Sandschak Novipazar) sind wegen ihrer Tiefenlage nicht Sommerweidegebiete, sondern W interweidegebiete. A n den G ebirgsrändern dieser Siedlungs kammern liegen freilich ausgedehnte Bergalm en.38 Jedoch besitzen diese Gebiete nicht die geographische Abgeschlossenheit, die zum W esen eines Reliktgebietes gehört. Die von allen Seiten leicht zugänglichen Landschaften haben wohl einst als Keimzelle des altserbischen (rascischen) Staates eine große Rolle gespielt. Nie jedoch w aren sie in Zeiten der Frem dherrschaft (Rom, Byzanz, Osmanen) ein W iderstandszentrum des einheimischen Volkstums. D aher kann das uralbanische Reliktgebiet nicht in A ltserbien zu suchen sein. Es bleibt somit nur das nordalbanische Bergland. Seiner Oberflächengestaltung nach gliedert es sich in drei Landschaften: Das Gebiet der nordalbanischen Alpen, das D rin-B ergland und der M ati-Gau. Das Bergland der nordalbanischen A lpen (M alësija, Prokletija) besteht aus einer Schar gewaltiger Gebirgsklötze, die aus einer mächtigen K alktafel durch die Zertalung herausgearbeitet wurden. Die W asserläufe laufen von dem Massiv der M aja Jezerce nach allen Himmelsrichtungen auseinander und öffnen in großen T älern den bequemen Z utritt von außen. Die römische K ultur hatte hier zum wenigsten leichte Möglichkeit, von allen Sei ten her in die Berge vorzudringen. Von der Skutari-Ebene, der wohlbesiedelten K ernlandschaft der römischen Provinz Praevalis, führen die T äler des Proni-i-That und des Kiri bis hoch hinauf in die nordalbanischen Alpen. Gegen Süden liegt die A lpenland 37 D ie G eschichte der R om anisierung im röm ischen R eich zeigt drei andere W iderstandsinseln, wo sich V olkssprachen gegen die R om anisierung behaupteten: D as berberische G ebiet in Nordafrika, das baskische G ebiet in Spanien und das k eltisch e G ebiet in Britannien. V gl. oben S. 35— 37. 38 Über V iehzucht und W anderhirtentum in diesem G ebiet vgl. M. Lutovac, La Metohija. Étude de géographie humaine. Paris 1935. S. 41— 44.


88 schaft durch das breite V albona-Tal ebenfalls allen frem den E in flüssen offen. Nach N orden bietet das Tal des Lim einen gang baren W eg von dem heutigen Sandschak Novipazar aus. Als natürliches Reliktgebiet kann diese L andschaft demnach nicht gelten. W ir dürfen vielm ehr von vornherein als wahrscheinlich annehmen, daß sie der Rom anisierung erlegen ist, da sie für das E indringen der römischen K ultur und Sprache nach allen Seiten offen lag.39 Das D rinrB ergland besteht aus verschiedenartigen Landschaf ten, unter denen M erdita, D ukagjin und Cukali die bedeutendsten sind. N atürliche V erkehrslinien fehlen, aller V erkehr spielt sich auf Saumwegen ab. Die Lage zwischen zwei großen Siedlungs kam m ern — Skutari-B ecken im W esten, altserbische B eckenland schaften im O sten — h at jedoch zu allen Zeiten das D rin-Berg land zu einer verkehrsbelebten Landschaft gemacht.40 D aher kann das D rin-B ergland noch viel weniger als das Gebiet der n o rd al banischen A lpen ein natürliches Reliktgebiet genannt werden. So bleibt nur der M ati-G au übrig. E r ist in der T at von der N atur als R eliktgebiet geschaffen, wie m an es als Sommerweide gebiet der U ralbaner voraussetzen muß. Die breite Talfurche des M ati bietet einen verhältnism äßig ausgedehnten Siedlungsraum, der heute von etw a 24.000 M enschen bewohnt wird. Die um lie genden Bergalm en bieten reiche Som m erweideplätze, die T äler sind bebaut. Ringsum w ird der M ati-G au von höheren G ebirgsket ten und Gebirgsstöcken umgeben, die ihn zu einer natürlichen Riesenfestung machen. D er V erkehr m it der A ußenw elt ist nur auf sehr beschwerlichen Saum pfaden möglich. Bequem ere V er kehrsm öglichkeiten bieten nur die Schwelle von Ungrej im N ord westen, über die der W eg in die Ebene von Skutari führt, und die Qafa-e-Bulçizës nach Osten ins Tal des Schwarzen Drin. Die n a türliche Abgeschlossenheit h at den M ati-G au zu einem weltfernen B ergkanton gemacht, der in der albanischen Geschichte immer w ieder die Rolle des nationalen W iderstandszentrum s gegen frem de Einflüsse gespielt hat.41 So weist der M ati-Gau alle natür39 D ie archäologischen Funde bestätigen dieses Ergebnis. Vgl. unten S. 117. 40 Für die h ellen istisch e Zeit läßt sich dieser H andelsw eg aus noch u n veröffen tlich ten M ünzfunden aus P uka und U m gegend n ach w eisen (M ittei lung von Herrn von S ch eiger, Tirana), in röm ischer Z eit v erlief hier d ie Straße L issus— U lp ian a (vgl. unten S. 105— 110), im M ittelalter die „via de Z enta” (vgl. unten S. 133 A. 35). 41 V gl. unten S. 122.


89 liehen Eigenschaften auf, die bei dem Lebensraum der U ralbaner zu erw arten sind. Auf G rund unserer allgemeinen Erwägungen über den V erlauf der Romanisierung kommen wir daher zu der Schlußfolgerung: D as S o m m e r w e i d e g e b i e t d e r U r a l b a n e r lag in r ö m i s c h - f r ü h b y z a n t i n i s c h e r Zei t im Mati-Gau. Wie jede Erkenntnis, die nur auf allgemeingeschichtlichen und entwicklungsvergleichenden Erwägungen beruht, kann auch diese Schlußfolgerung nur einen — m. E. in diesem F alle sehr hohen — W ahrscheinlichkeitsw ert beanspruchen. Um diese W ah r scheinlichkeit zur Gewißheit zu erheben, muß der Nachweis e r bracht werden, daß der M ati-G au als einzige Landschaft im G e biete Nordalbaniens und A ltserbiens von der römischen Besied lung und der Rom anisierung nicht erfaßt worden ist. Es muß also versucht werden, den Umfang der römischen Besiedlung in dem ganzen in B etracht kommenden Gebiet auf G rund der Ortsnam en und der archäologischen Überreste festzu stellen. 6. Lateinische Örtlichkeitsnamen. Die Relikte lateinischer Ortsnamengebung42 sind in dem G e biete N ordalbaniens sehr spärlich. Die slavische Landnahm e hat zu Ende des 6. Jhs. das Romanentum im Binnenlande vernichtet. Die Namen der Flüsse und der größeren S tädte haben sich freilich über diese K atastrophe hinübergerettet. Aber diese Namen sind fast ausschließlich vorrömischen U rsprungs (z. Drilon-Drin, Scodra, Lissus, Dyrrachion usw.).43 Da die hagiographischen Ö rt lichkeitsnamen als Beweis für die Rom anisierung (bzw. im Süden Gräzisierung) ausscheiden44 und da die zahlreichen lateinischen Namen der justinianischen Burgen sich mit wenigen Ausnahm en nicht bis heute erhalten haben,45 lassen sich nur ganz wenige la teinische Örtlichkeitsnam en nachweisen46 und zw ar in N iederalba nien, im D rin-Berglande und im Gebiete der nordalbanischen Alpen. 42 Über Q uellen und H ilfsm ittel der albanischen Ortsnam enforschung vgl. unten S. 148 A . 96. 43 S ie können trotzdem durch ihre L autgestalt H inw eise geben auf die ehem alige Rom anisierung. S ie bew eisen ferner, daß dort, wo solche Nam en fortleben, die slavisch e Landnahme keinen Bruch in der B esiedlung bedeutete. 44 Da es nicht feststeht, daß sie w irklich in die vorslavische Zeit gehören. V gl. oben S. 83 A. 29. 45 Vgl. über diese Burgen auch unten S. 91 A. 5 3 ;'9 2 A. 70. 71; 95 A. 75. 46 Für Nord- und M ittelalbanien gab eine kurze Zusam m enstellung W ei gand, A lb aner 231— 233, der die altdalm atische (nicht rum änisch-albanische) L autgestalt dieser W örter betonte, um damit zu bew eisen, daß die A lbaner


90 Nach N iederalbanien gehören: Domni,47 ein Dorf etwa 16 km nordöstlich von Skutari, Pëdhana,48 ein Dorf am A ustritt des M ati in die niederalbanische Küstenebene, Vjerdha,49 ein Dorf am A us tritt des D rin in die Ebene. Im D rin-B erglande haben sich zahlreiche Spuren lateinischer Ortsnam engebung erhalten: Lateinischen Ursprungs sind folgende Örtlichkeitsnam en: G ushti>0 am Ausgang der engen Drin-Schlucht, Bisaku51 im Fandi-T ale bei Oroshi, Qelz<x’~ und Puka53 in der Länd erst in der Zeit nach der slavischen Landnahm e von O sten her in ihre h eu ti gen W oh n sitze eingew andert seien. — E inzelne w ertvolle Bem erkungen gibt: Jok l, Balkanlat. Studien. D ers., Ortsnamenkunde. 47 W eigand, A lbaner 232 leitet es überzeugend von do mini ab. 48 A us lat. pedaneus, es bezeichnet also in Übereinstim m ung zur Lage ein e ,.A nsiedlung am Fuß der B erge”. A us der T atsache, daß in dieser E n t lehnung das für den lateinischen Lehnwortbestand im A lbanischen gelten d e L autgesetz vom A u sfa ll der zw ischenvokalischen M edien sich nicht mehr w irk sam zeigt, ist zu schließen, daß die E ntlehnung erst nach der slavischen Land nahm e erfolgte. Es muß sich also am U nterlauf des M ati ein rom anischer B evölkerungsrest auch nach der slavischen Landnahm e behauptet haben. V gl. Jok l, O rtsnam enkunde 196, der die Entlehnung nicht vor 700 ansetzen möchte. — N. M jedja, Bassania: L eka 7 (1935) 241— 243 w ill P ëdhana mit dem antiken Bassania (vgl. unten S. 99) gleichsetzen. D ie antike Schreibung sei ein V ersuch, den Laut dh durch lat. ss w iederzugeben. D ies ist zu unwahr scheinlich. Eher könnte man daran denken, daß das antike Bassania später in der von J ok l angenom m enen W eise volk setym ologisch um gedeutet und um gefcrm t wurde. 49 A us lat. vir id a „grün”. Vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 121. 50 A u s lat. angustus „eng". Vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 123. 51 N opcsa, Geogr. u. Geol. 182 (im R egister S. 543 steh t die Schreib w eise Bisäg, Seiner 89 schreibt B is a g a ). Es ist abzuleiten aus dem in den D onauprovinzen häufigen Nam en B it(h )u s + -iacium (sc. praedium ) bzw. -iacia (sc. v illa ), es bedeutet also „das G ehöft des B ith u s”. Vgl. Jok l, Ortsnamen kunde 195 f. 52 A u s lat. cella. V gl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 127. 53 Geht w ohl auf ein erstarrtes „Publica” (sc. via) zurück, eine Erinne rung an die hier durchziehende R öm erstraße L issus— U lpina (vgl. unten S. 107). Im heutigen A lban ischen ist d ieses W ort nur erhalten in der feststeh en den W ortfügung udhë e p u k ë „öffentlicher W eg”. Vgl. M eyer, Etym. Wörterb. 356 (s. v.). L eotti 1115 (s. v.). M eyer a. a. O. erkannte die lateinische H er kunft des W ortes, ohne den O rtsnam en P u k a dam it in Verbindung zu brin gen. L eotti a. a. O. setzte e s irrig zu pukë, einer Nebenform von p y k ë „K eil” w as bedeutungsm äßig unm öglich ist. V erbreitungsgebiet und Sprachgebrauch des A usdrucks udhë e p u k ë ist noch näher zu bestimm en. — T om aschek, Topogr. 550 und Jastrebov 196 führten P u k a auf den Ortsnamen Picaria ( E p ikaria) zurück, der a ls Straßenstation in d ieser G egend belegt ist (vgl. unten S. 107 f.). In eingehender D arlegung vertritt diese A nsicht auch P. Skok, Zur iilyrischen O rtsn a m e n ku n de . In: F estsch rift für . . . Paul K retschm er. Beiträg®


91 schaft Dukagjin, die Quelle Kron-i-Valungfë)sr'4 in der Landschaft Berisha, ferner verschiedene Örtlichkeitsnamen in der Landschaft M erdita: der Paß Groftat-e-Gojanit , 55 das Dorf Skortul , 56 der Berg Maja Volpul , 57 die verschiedenen als Kunora bezeichneten Berge,58 der Berg M(u)nele-a , 59 der Bach Proni Sift™ und die Ruine Kastri . 81 In der östlich anschließenden Landschaft L urja kommt dazu der Höhlenname ShutrrijaG2-e-Selitës. Im Gebiete der nordalbanischen Alpen liegen: Valbona,63 der rechte Nebenfluß des vereinigten Drin, Kastrati , ö4 ein Stamm in dem nördlich von Skutari gelegenen Randgebiet der nordalbani schen Alpen, Plavaf ?) 65 im Tale des oberen Lim, der unweit davon zur griechischen und lateinischen Sprachforschung. W ien 1926. S. 252— 256 In dem V erzeichnis der justinianischen Burgen bei Prokop, Heçl KTioudrcov IV 4 erscheint eine Burg llaxove, die damit w ohl identisch ist (éufflay, S tä d te 23; Skok a. a. O.). Gegen die unm ittelbare H erleitung von Puka aus Pikaria spricht doch der verschiedene A kzent beider W örter. D iese H erleitung läßt sich m. E. nur rechtfertigen, w enn wir eine volksetym ologische A ngleichung an alb. pukë < lat. publica (sc. via) annehmen. 54 A us lat. Vallis longa. Vgl. Nopcsa, Geogr. u. Geol. 318. Cordignano, L ’Albania III 374. 55 Jokl, Balkanlat. Studien 202 f. erklärt Groftat als albanischen Plural zu vulgärlat. crupta ,,Höhle; Gang, K orridor” ( = k lass.-lat. crypta). 56 Jokl, Balkanlat. Studien 210 f. 57 Jokl, Balkanlat. Studien 204 führt es auf lat. vulpes „Fuchs” zurück 58 Jokl, Balkanlat. Studien 210 f. 59 Nach Jokl, Balkanlat. Studien 212— 214 aus lat. montellus. 60 Nach Jokl, Balkanlat. Studien 214 aus lat. exsüctus „trocken”. 61 Nopcsa, Vorgeschichte 237. Über dieses röm ische K astell vgl. unten S. 107. 62 A us lat. subterraneum. Vgl. Jokl in: R evue internationale des études balkaniques 2 (1936) 58 f. Beschreibung bei Steinm etz, A d r ia 45. 63 Aus lat. Vallis bona. Vgl. Jirecek, Romanen I 59. 64 Es bedeutet nicht etwa die „K astraten”, sondern „die an einem mit einem ehem aligen Castrum versehenen Ort W ohnenden”. U nd zwar handelt es sich hier um das röm ische Castrum von M arshenjt. Vgl. W eigand, A lban er 232. Nopcsa, Vorgeschichte 237. Praschniker u. Schober 89 f. 63 D ie Stadt Plava soll bis in die röm ische Zeit zurückreichen. Der Name soll aus lat. Flavia entstanden sein. Vgl. Hécquard 108. N opcsa, Vorgeschichte 237. Von einer röm ischen Siedlung Flavia an diesem Orte ist uns sonst nichts bekannt. Vgl. J. Assm ann, De coloniis oppidisque romanis, quibus imperatoria nomina vel cognomina imposita sunt. (D iss. Jena.) L angensalza 1905. Darauf kann man freilich kein Argumentum e silentio aufbauen. A n der S telle des heutigen Städtchens Plava lag jedenfalls eine röm ische Siedlung. Vgl. unten S. 117 A. 210. Der Name Flavia dieser Siedlung könnte in der Tat durch die einw andernden Slaven in volksetym ologischer A nlehnung an slav. pla v „blau” zu Plava umgeformt w orden sein. Durch Annahm e der V olksetym ologie ließen sich auch die lautlichen Schw ierigkeiten dieser Erklärung beseitigen.


92 gelegene Berg Maja Romanit,66 ferner das Dorf PjaniG1 in der Malësija-e-Gjakovës und der Berg K um ul* in derselben L and schaft. U nter den vorslavischen O rtsnam en der Landschaften am Schwarzen Drin, am O strande des heutigen Albanien läß t sich nur für einen einzigen der lateinische U rsprung mit W ahrschein lichkeit annehm en.69 Nicht bestimmen läßt sich die nähere Lage der antiken Burg Klementiana,70 deren Name in dem heutigen Stammesnamen K ei mend (Kiementiner) fortlebt.71 In den benachbarten Beckenlandschaften Altserbiens, die in röm ischer Zeit wohl besiedelt w aren,72 haben sich von den römi schen Siedlungen nur zwei lateinische Ortsnam en bis heute be66 N opcsa, Vorgeschichte 237. D ort ist w ohl auch die bei Cordignano. L ’Alb ania III 427 als im Stam m esgebiet V ukli gelegen erwähnte A lm Bregu i Romanit zu suchen. 67 A us lat. planum. Vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 593. Seiner 96 (s. v.). 68 A us lat. cumulum. N opcsa, Geogr. u. Geol. 575. 69 U nter den von Sm iljanic 31 f. a ls nichtslavisch (Sm. sagt ,.nichtser bisch") auf geführten Ortsnam en aus dem G ebiet des Schw arzen Drin befinden sich nur zw ei, bei denen man an eine D eutung aus dem L ateinischen denken könnte: Sk a la und K astei. B ei Skala ist die lateinische E tym ologie (<C scala) sehr unw ahrscheinlich, näher liegt die Her Leitung < bulg. skala ,, Felsen". K a s t e i scheint auf den ersten B lick aus lat. castellum entstanden, doch bietet d iese A bleitung lautgeschichtliche Schw ierigkeiten. Der Übergang s > s ist w eder aus dem Slavischen noch aus dem G riechischen, noch aus dem Ru m änischen erklärbar. W ir ken nen ihn nur aus dem A lbanischen, wo er sich in a lle n lateinischen Lehnwörtern so w ie in den ä ltesten Entlehnungen aus dem Slavisch en (N. Jokl in: Indogerm anische Forschungen 36 (1916) 151 f. Ders., Slaven u. A lb. 291) findet (z. B. alb. Shtjefn < lat. Stephanus). Man könnte d iesen O rtsnam en also als B ew eism om ent dafür anführen, daß hier schon in vorslavischer Zeit die Uralbaner m it einer rom anisierten Bevölkerung in B e rührung getreten sind. — Sm iljanic 32 gibt nur die unbestim m te Angabe, die vorslavischen O rtsnam en seien in „byzantinischer" Zeit übernommen. 70 D ie von Suff lay, S t ä d t e 17, 23 ohne B eleg ausgesprochene A nsicht, d iese Burg habe bei Spas am vereinigten Drin gelegen, ist nur H ypothese. Prokop, II s q I k t i o fiáxcúv IV 4 (ed. Haury 117, 44) nennt diesen Nam en in der A ufzählung der von K aiser Justinian in der Provinz Epirus N ova aus gebesserten Burgen, ohne daß sich aus der R eihenfolge der A ufzählung etw as über die Lage erschließen läßt. 71 D ies erscheint als einleu ch ten d e Erklärung des Stam m esnam ens, der dann ebenso w ie der N am e der ,,K astraten” in A nlehnung an eine röm ische Siedlung entstanden ist. D ie Stam m essage der Këlm end führt den Stam m es nam en auf einen Stam m vater K lem ens zurück, der aus der G egend von Triepshi eingew andert sein soll. Vgl. Hahn, Alb. Studien I 183. Hécquard 182— 184. Jovicevic, P lavsko-G us. oblast 414. 73 Vgl. unten S. 116 f.


93 hauptet:73 Tauresium, heute Taor und Ulpiana, von den Slaven volksetymologisch um gestaltet zu Lipljan.74 Diese spärlichen Örtlichkeitsnamen, denen wir mit Sicherheit lateinischen U rsprung zuschreiben dürfen,75 verteilen sich auf 73 Franck 6. 74 In volksetym ologischer A nlehnung an slav. lipa „Linde". 75 Zu den von W eigand, A lba n e r 231 f. als lateinisch außerdem noch angeführten Ortsnamen ist folgendes zu bemerken: Petrosa, Ort bei Tirana wird m. W. nur in einer Urkunde des P apstes Johannes XXII. vom 6. Juni 1318 erwähnt: parrochialis ecclesia sancti Nicolai de P etrosa Cunauiensis diocesis (A cta A lb. nr 637). D ie Identität mit der byzantinischen F estung P etrula (vgl. unten S. 166 A. 29), „woran bereits W eigand gedacht hat, erscheint mir sehr wahrscheinlich. A ls lateinisches O rtsnam enrelikt aus der vorslavischen Zeit dürfen wir diesen verein zelten B eleg jed en falls nicht verw enden. E s ist leicht denkbar, daß d ie dam aligen rom anischen Herren von A lb an ien das griechi sche Petrula volk setym ologisch zu P e tro s a u m gestaltet haben. — Für Pato sa in der w estlichen M alakastra ist eine lateinische E tym ologie trotz des la teinischen W ortklanges schw erlich m öglich. W eigand schlägt vor: ,,Der Stamm p at- kann w ie patulus zu pátere gehören, patosa würde dann „freiliegender O rt” bedeuten”. — Es bietet sich eine einfache Erklärung aus dem A lb an i schen. W ährend W eigand, A lb a n er 232 nach Seiner 96 die N am ensform Pato sa angibt, hat die L ouis'sche K arte die Form Patos, Selen ica 535 die mit A rtikel versehene Form Patosi. Seiner 96 führt außerdem noch ein D orf P a to si im B ezirke Shkrapari an. A lb. pa tos bedeutet „ S ch a fsta ll” (Leotti 957 s. v.), was ein e befriedigende Erklärung ist. — D ie L andschaftsbezeichnung M alakastra scheint zwar „klar la tein isch -altd alm atisch ”, doch ist es sehr fraglich, ob wir es w irklich als ,,mala castra” deuten dürfen. D agegen spricht vor allem die Tatsache, daß die Landschaft in vorslavischer Zeit n achw eislich zu dem g e sch lossen en griechischen Sprachgebiet gehörte (vgl. über den V erlauf der lateinisch-griechischen Sprachgrenze oben S. 81 f.). D er Nam e, der ety m o lo gisch w eder aus dem A lbanischen noch aus dem Slavischen erklärt w erden kann, erscheint zuerst m. W . in den lateinischen und ita lien isch en Q uellen der angiovinischen und venezianischen Zeit. V ielleich t liegt auch hier volksetym ologische U m deutung vor. In G riechenland gibt es m ehrere Ortsnam en Malakasi, bei denen e s sich um vlachische S iedlungen zu handeln scheint. Vgl. Msydlrj *Ellijvixi] ’EyxvyiXo7taiÖGict XVI (A thenai 1931) S. 563 (s. v.). In der epeirotischen G eschichte des 14, Jhs, sp ielte der Stam m der JVfaZaocdoioc eine R olle, Er w ohnte nordöstlich von Joannina im P in d os-G eb iet (A rabantinos II 102), es h an d elte sich also w ohl ebenfalls um V lachen, Man wird daher auch den Nam en der M alakastra in Zusammenhang bringen können m it den Vlachen, umsomehr als die Landschaften M alakastra und M yzeqeja noch heute die H auptw ohngebiete der alb an isch en A rom unen (Fârçero^en) sind. Vgl. Capidan, Fârçerofii 86, — K a p ra im B ezirke Zhuri w ill W eigand selb st lieber den arom unischen W anderhirten zuschreiben als in die röm ische Zeit zurück führen, damit scheidet es a ls B ew eis für die Rom anisierung aus, — Oblika (O e. sipërme, O. e poshtër), O rtschaft an der Bojana, am Fuße des Tarabosh (Armao 86) wird in m ittelalterlich en Q uellen unter der N am ensform Obliquus, Obliqua erwähnt (Suff lay, S tä d t e 23. D ers., P ovi j e s t 197, 230). W ei-


94

Niederalbanien, das Drin-Bergland, die nordalbanischen Alpen, das Gebiet des Schwarzen D rin(?) und Altserbien. A ußer den Örtlichkeitsnamen lateinischen Ursprungs liefern auch viele vorlateinische Örtlichkeitsnam en durch ihre Lautform Beweise für ehemalige Romanisierung. Die Namen der größeren S tädte (Scodra, Lissus, Dyrrachion) sind vorrömischen Ursprungs. Sie haben sowohl den sprachlichen Umwandlungsvorgang der Ro manisierung als auch den K ulturbruch der slavischen Landnahme überlebt. Die Entwicklung der Lautform dieser Namen erk lärt sich vielfach nur durch die Annahme, daß eine romanische Bevölkerung diese Namen von der vorrömischen Bevölkerung übernommen, nach eigenen Lautgesetzen um geprägt und so an die später einw andernden Slaven und A lbaner verm ittelt hat. gand hält die lateinische Nam ensform für die ursprüngliche. D ie H erleitung aus slav. oblika bleibt jedoch ebenso m öglich (Seliscev, Slavj. nas. 219). D a der latein isch e Ursprung nicht gesichert ist, kann der Name demnach auch nicht als B ew eis für die R om anisierung angeführt werden. — D er Ortsname Surella (Ort im B ezirk Tirana) ist von ital. sorella abzuleiten, bew eist also ebenfalls nichts für die Rom anisierung. — D ie Bergnam en Durmitor und Visitor in den nordalbanischen A lp en können sprachgeschichtlich ebensogut auf das L atei nische w ie auf das Rum änische zurückgehen. W eigand, A lb a n e r 233 versucht d ie H erleitung aus dem L ateinischen bzw. A ltdalm atisch en durch aprioristische Erwägungen zu stützen, denen man andererseits die T atsache entgegenhalten kann, daß gerade die Ortsnamengebung der H ochgebirgsregion durch aromunisehe W anderhirten auf das stärkste beeinflußt w orden ist (vgl. darüber Jokl, O rtsnamenkunde 197— 202). — N och bei einigen w eiteren Ortsnamen erscheint die lateinische E tym ologie als m öglich, aber nicht a ls sicher. So k ön n te der Dorfnam e Nova im B ezirke Lushnja auf lat. Nova (sc. villa) zu rückgehen, eine im G esam tbereiche der Rom ania sehr verbreitete Ortsnam en bildung (z. B. Villeneuve, Villanova, Villanueva). Doch ist auch die von S eliscev, S la v j nas. 262 vertretene H erleitung aus dem Slavischen m öglich. Vgl. die aus einem A d jek tiv allein bestehenden Ortsnamen bei Franck 223 und die A ufzählung der mit N o v a , Novi oder Novo zusam m engesetzten O rts nam en bei N ik etic 470— 477. — D er Ortsname Kallmeti, der in der Zadrima (Seiner 93, Selen ica 518) und im B ezirke Tirana (Seiner 93) vorkommt, k önnte auf lat. calametum „R öhricht” zurückgehen. A n der S telle des heutigen D orfes K allm eti in der Zadrima bestand tatsächlich auch eine röm ische N iederlassung (vgl. unten S. 106). — Ebensogut kann der Ortsname aber auch in späterer Zeit aus alb. kallm ,,Rohr” (Leotti 403 s. v.) und dem produktiven Suffix -etum (Jokl, Unters. 186, 295) gebildet sein. — D iese beiden verschiedenen E rklärungsm öglichkeiten Liegen auch vor für den Ortsnamen Qerret, den drei D örfer in den B ezirken Puka, T em ali und Lushnja (Seiner 96, Selenica 540) tragen. Der Nam e bedeutet „E ichenw ald”, er kann entw eder unm ittelbar auf lat. cerretum zurückgehen oder auf alb. qarr „Zerreiche” ( < lat. cerrus, vgl. M eyer, E tym . W örte rb. 220 s. v., W eigand, Wörterbuch 42 s. v.), woran in sp äterer Zeit das produktive Suffix -etum antrat. D ie letztere A nsicht vertritt Jok l, Unters. 295. — D ie von Jastrebov 196 vorgebrachte Erklärung aus slav.


95 D adurch w erden auch diese Namen zu m ittelbaren Zeugen d er Romanisierung. Damit in Zusammenhang stehen diejenigen Örtlichkeitsnamen, die nach ihrer Lautform nicht ununterbrochen im albanischen M unde gewesen sein können. Da am Vorabend der slavischen Landnahm e die gesamte Bevölkerung der B alkan halbinsel mit Ausnahme der uralbanischen W anderhirten romanisiert bzw. gräzisiert war, können wir auch diese im balkanlateinischen Sprachgebiet gelegenen Örtlichkeitsnamen, die die alba nische Lautentwicklung nicht mitgemacht haben, als Zeugen der Romanisierung werten. Sie lassen sich nachweisen im Gebiete des Skutari-Beckens, des Valbona-Tales, in der L andschaft Ljum a im Tale des Schwarzen Drin, im Küstengebiete N iederalbaniens und im Shkumbi-Gebiete.76 Alle diese Örtlichkeitsnam en, die durch ihren etymologischen Ursprung oder ihre Lautform Zeugnis ablegen von der Rom ani sierung des betreffenden Gebietes können bei ihrer geringen A n zahl selbstverständlich nicht als Beweise gelten dafür, daß diese Landschaften völlig rom anisiert, die übrigen aber von der Rom a nisierung verschont geblieben seien. Sie können vielmehr nur zu sätzlichen Beweiswert beanspruchen. Nur in zwei der Einzellandschaften hat die Romanisierung überhaupt keine Spuren in der Ortsnamengebung hinterlassen: in sreda „Mitte" ist natürlich falsch. — Der Ortsnam e Vila, der in den K reisen Kava ja und P losh tja (Seiner 99, Selenica 554) und im D rin-B ergland, sü d w estlich von T oplana (vgl. die K arte bei Seliscev, Slavj. nas. (F eld 1 b); fehlt bei Seiner und Selenica) vorkommt, geht w ohl auf alb. vilë „Landhaus” (Leotti 1624 s. v. „casa colonica, casa di campagna; grossa borgata") zurück, das sein erseits auf lat. villa zurückzuführen ist (lat. II wird im A lban, zu /, vgl. kal < caballu s). D iese A nsicht vertritt auch S eliscev, der jedoch den Ortsnam en Vila im B ezirke P loshtja aus slav. vilna „w ellige Ö rtlichkeit" („izvilistoe m esto") ableiten w ill (Seliscev, Slavj. nas. 219 f., 309). — D ie von Prokop, liegt Kxio^dxoiv IV 4 (ed. Haury 116, 31) erw ähnte Burg Stephan iakon in der Provinz Epirus Nova, die später a ls B isch ofssitz erscheint (vgl. unten S. 134), läßt sich örtlich nicht bestimmen. D ie G leichsetzung m it dem D orfe Shtjefni an der nordöstlichen G renze des M ati-G aues (so Ippen in: B osanski G lasnik 17 (1902) 368, A cta A lb. I 14 und die im A nhang von A cta A lb. I beigegebene Karte „A lbania m ediaevalis") ist hypothetisch. D ieses D orf kann auch in nachröm ischer Z eit gegründet und nach dem h eilig en Stephanos b e nannt w orden sein. — Man könnte in Erwägung ziehen, ob nicht der N am e D euphrakos einer in Epirus Nova liegenden justinianischen Burg (Prokop, JJsqi k t cG u d xto v IV 4 ed. Haury 117, 16), in dem N am en der heutigen Stadt Dibra fortlebt (vgl. dazu auch unten S. 115 A. 187.). 76 D iesen Ö rtlichkeitsnam en hat m an bisher noch keine rechte B eachtung geschenkt. Einige H inw eise geben: Jokl, A lb a n e r 85 f. 92. W eigand, A lb an er 238— 242 (dagegen vgl. M ladenoff, Albanisch 185--188). Skok, D o la za k 104.


96 der äußersten Hochregion der nordalbanischen A lpen und im M ati-Gau. In der Hochregion der nordalbanischen A lpen ist dies bei dem siedlungsfeindlichen C harakter der Landschaft von vorn herein auch gar nicht zu erw arten. Eigentliche D örfer sind dort auch heute noch selten. E tw a wirklich vorhandene lateinische O rtsnam en h at die F lu t der slavischen Einwanderung, die dieses G ebiet erfaßt hat,77 ausgelöscht.78 A nders ist es in dem fruchtba ren M ati-Gau, wo es auch heute stattliche D örfer gibt. H ier w ürde man eher das Fortleben etw aiger lateinischer Örtlichkeitsnamen erw arten. Ihr völliges Fehlen m acht es wahrscheinlich, daß wir hier das Reliktgebiet der uralbanischen W anderhirten zu suchen haben. 7. Röm ische Straßen und Siedlungen.

Das römische Straßennetz von N ordalbanien und A ltserbien ist bisher noch nicht zusam m enfassend behandelt worden. Es hängt dies m it der allgemeinen Vernachlässigung der archäologischen Erforschung beider Landschaften zusammen. M it wissenschaftli cher E xaktheit ließe sich diese Aufgabe nur auf G rund längerer Forschungen an O rt und Stelle lösen. Unsere Untersuchung muß sich daher dam it begnügen, die Ergebnisse der bisherigen, teil weise an den entlegensten Stellen versteckten Einzelforschung79 zusam m enzufassen und die Itinerarangaben fortlaufend mit der Geländebeschaffenheit und den Funden von Straßenresten zu ver gleichen, um auf diese W eise zum ersten M ale ein Gesamtbild des römischen Straßennetzes zu gewinnen. Die Itin erare80 sind von privaten R eiseauskunftstellen ver faßte Verzeichnisse der Reisewege m it genauer Angabe der ein zelnen Teilstrecken. Vier solcher Verzeichnisse sind uns erhalten: Das in der Zeit Diokletians abgefaßte Itinerarium Antonini,81 eine 77 V gl. unten S, 155. 78 Vgl. dazu auch Franck 5 f. 79 M it der Erforschung der R öm erstraßen haben sich g eleg en tlich oder in eigenen U ntersuchungen beschäftigt: Hahn, Evans, Tom aschek, Nopcsa, Praschniker, Schober, B uday und V eith. E ine schem atische Ü bersichtsskizze über das röm ische S traßennetz in A lb an ien auf Grund der Itinerarangaben gibt B ald acci, L'Albania, K arte zw isch en S. 412— 413. — D ie folgenden A usfüh rungen über das röm ische Straßennetz beruhen auf den Vorarbeiten zu ein^r größeren M onographie über die R öm erstraßen in A lbanien und Epeiros. 80 M iller, It. rom. XI f. 81 Ed. Otto Cuntz, Itineraria Romana I (Lipsiae 1929) S. 1— 85. V gl M iller, It. rom. LIV— LXVII.


97 Privatarbeit, die vor allem für m ilitärische Reisen dienen soll, das Itinerarium Hierosolymitanum (Burdigalense) ,82 die A rbeit eines unbekannten christlichen Pilgers von Bordeaux, der im Jah re 333 von Bordeaux nach Jerusalem und wieder zurückgereist ist und alle Stationen der Hin- und Rückreise (bis Mailand) verzeichnet hat, die sog. Tabula Peutingeriana, die W eltkarte des Castorius (2. Hälfte des 4. Jh s.),83 die als vollständigstes der römischen Itinerare eine G esam tdarstellung des Straßennetzes des römi schen Erdkreises gibt, und zwar in Form einer Karte, was ihr als einziger V ertreterin der Itineraria picta einen besonderen W ert verleiht. Die zahlreich aufgefundenen Reste des U nterbaues röm ischer Straßen in Albanien verdanken ihre gute Erhaltung einerseits der verhältnism äßigen U nberührtheit des Bodens, andererseits der hochentwickelten römischen Tiefbautechnik. Die Jahrhunderte d er byzantinischen und slavischen Herrschaft, die Zeit der albanisch italienisch-serbischen K leinfürstentüm er und dann die Zeit der Türkenherrschaft haben die von den Römern angelegten Straßen benutzt, ohne etwas zu ihrer E rhaltung zu tun.84 Der natürliche Brennpunkt des Straßennetzes der römischen Provinz Praevalis, die das Gebiet des heutigen Montenegro und Nordalbanien umfaßte, war das Skutari-Becken,85 wo neben der Provinzialhauptstadt Doclea (bei dem heutigen Podgorica) die frühere Illyrierhauptstadt Scodra (Skutari) eine bedeutende R olle spielte. Drei große Straßenlinien trafen in Scodra zusammen. Die eine lief der Küste Süddalm atiens entlang von Epidaurum über Risinium und Budua nach Ulcinium, von wo sie die Bojana hinauf führte nach Scodra (Skutari). Die zweite Straße, die den H aupt 82 Ed. Cuntz a. a. O. 86— 102. Vgl. M iller, lt. rom. LXVIII— LXX. 83 K. M iller, W e l tk a r t e des Castorius, genannt die Peutingersche Tafel. In den Farben des Originals herausgegeben und eingeleitet. Ravensburg 1888. Ders., It. rom. X III—-LIII. — D ie von M iller beigebrachten B ew eise dafür, daß der von dem Kosm ographen von Ravenna (7. Jh.) a ls V orlage zitierte Castorius tatsächlich mit dem Bearbeiter der Tabula Peutingeriana id en tisch ist, erscheinen mir überzeugend. 84 D ie Straßen des M ittelalters kennen wir aus dem geographischen W erk des Arabers Idrisi (12. Jh .). Vgl. dazu: W. Tom aschek, Zur K u n d e der Haemos-Halbinsel: Sitzungsberichte d. k. A kad. d. W iss. W ien, P hilos.-hist. CI. 113 (1886) 285— 373. — M anche w ichtige E inzelheiten bieten auch d ie Schilderungen der byzantinisch-norm annischen F eldzüge (11— 12. Jh.) in A l banien. Vgl. darüber unten S. 162— 167. 85 Über römische D enkm äler und Siedlungsspuren im G ebiete des Skutari-B eckens vgl. unten S. 112 f. Arch. Eur. C .-O .

7


98 verkehr mit den dalm atisch-pannonischen Gebieten verm ittelte, kam von der dalm atischen H auptstadt Salona über N arona an der N arenta, A nderna und Doclea nach Scodra. Die dritte S traßen linie führte von Scodra aus südw ärts nach Lissus (Alessio), wo sie sich gabelte. Die eine Linie durchquerte die Berglandschaften am unteren D rin und führte durch die M etohija nach U lpiana (Lipljan) im Kosovopolje, von wo durch die Straßen nach N ais sus (Nis) und Scupi (Skoplje) der Anschluß an das mösische und makedonische Straßennetz hergestellt wurde. Die andere Linie führte der Küste entlang nach D yrrachion (Durazzo), der H aupt stad t der Provinz Epirus Nova, von wo die Via Egnatia durch das Shkumbi-Tal nach Lychnidos (Ochrid) führte. D er Verlauf der R öm erstraße Lissus—Dyrrachion ist durch das G elände vorgezeichnet. Sie muß am Fuß der westalbanischen Randgebirge, wo auch die heutige S traße verläuft, entlang ge führt haben, um das Sumpfgebiet der niederalbanischen K üsten ebene zu vermeiden, wo ein kostspieliger U nterbau notwendig gewesen wäre. Die Entfernungsangaben der Tabula Peutingeriana beweisen in der Tat, daß der Straßenzug nicht die geradlinige Verbindung längs der M eeresküste, wo heute der Saumweg von Alessio über Shllinza und Ishmi nach Durazzo geht, gewählt ha ben kann.86 Das stark versum pfte G elände ließ diese Strecke nicht als rätlich erscheinen. S tatt dessen führte man die Straße von Lissus den G ebirgsrand entlang nach Süden, auf derselben Strecke, au f der noch heute die L andstraße verläuft. Die Tabula P eutin geriana zeigt in der M itte eine Station Pistum unbekannter Lage. Gegen die vorgeschlagene Gleichsetzung dieser Station mit Ishm i87 spricht die Angabe der Tabula Peutingeriana, wonach Pistum von Lissus 25 römische Meilen (ungefähr 37,5 km) und von D yrrachion 30 römische Meilen (ungefähr 45 km) entfernt sein soll, was zu den Entfernungen zwischen Ishmi und diesen S tädten (30 bzw. 35 km) nicht recht stimmt. Dazu kommt, daß bisherige U ntersuchungen des Dorfes Ishmi und des in der Nähe gelegenen kleinen K astells keine A nhaltspunkte für eine antike Siedlung ergeben haben.88 Dagegen finden sich römische Siedlungs spuren am Fuß der westalbanischen Randgebirge. Wo jetzt bei dem Dorf Pëdhana die Straße den aus den letzten Hügelketten heraustretenden M ati überschreitet, lag auch eine römische An86 W ie Ippen, S ku ta ri 65 annahm. 87 M iller, It. rom. 470. 88 Praschniker u. Schober 46 f.


99 .Siedlung als Straßenstation, wie zahlreiche auf einem Hügel w est lich des Dorfes gefundene Töpfereistücke, Dachziegel und PithoiScherben erweisen. Aus der römischen Zeit ist ein in dieser G e gend anzusetzender O rt Bassania89 überliefert, der als G renzstadt von König Genthios belagert und von Anicius entsetzt wurde (Livius 44, 30). Die von Livius überlieferte Entfernung zwischen Lis sus und Bassania (5 Meilen = 7,5 km) weicht von der genauen Entfernung Alessio—Pëdhana (9 km) nicht allzusehr ab. Diese Tatsache zusammen mit der natürlichen Lage, durch die die Stelle des heutigen Pëdhana von vornherein zum Brückenkopf am Mati bestimmt erscheint,90 machen die Gleichsetzung ziemlich sicher.91 Von Bassania-Pëdhana ging die Röm erstraße wohl den Gebirgsrand entlang nach Süden. 7 km von Pëdhana entfernt wurden in dem Dorfe Laçi m ehrere römische Grabhügel gefunden.,'2 wo durch eine Siedlung und Straßenstation für die römische Zeit sehr wahrscheinlich gemacht wird.93 Man könnte auch daran den ken, die Station Pistum der Tab. Peut, an der Stelle von Laçi anzusetzen, wozu die Entfernungsangaben stimmen würden. Der Verlauf der Straße auf der zweiten H älfte der Strecke ist großenteils unklar. Zunächst wird sie dem Gebirgsrand bis etw a in die Gegend westlich von K ruja gefolgt sein. Wo sich beim Zusammenfluß der verschiedenen Quellbäche des Ishmi die Ausläufer der R andkette von K ruja dem westlich des Ishmi en t langstreichenden Höhenzuge nähern, ist in A nbetracht der G elän debeschaffenheit der Straßenübergang über den Fluß anzuneh men.94 Vom Ishmi-Übergang aus bog die Straße nach Südwesten um, überschritt den A rzen95 und erreichte Dyrrachion. 89 Über den Ortsnamen Bassania und seine etw aige Verknüpfung mit dem heutigen Ortsnamen Pëdhana vgl. oben S. 90 A. 48. 90 Das Durchbruchstal des Mati ist die einzige S telle, wo sich von W esten her ein W eg in die inneralbanische B erglandschaft des M ati-G aues öffnet. 91 Praschniker u. Schober 84 und K iepert, Formae orbis antiqui. B erolini 1894. Tab. XVI setzten B assania an den U nterlauf des M ati, N opcsa, Vorgeschichte 188— 190 und in: M itteilungen der Geogr. Ges. in W ien 59 (1916) 521 an die S telle des heutigen Laçi. P atsch in: P auly-W issow a III (Stuttgart 1899) Sp. 104 s. v.) suchte B assania in der M itte zw ischen L issus und dem Unterlauf des Mati, Ippen, Skutari 66 f. verm utete es richtig am Gebirgsrand südöstlich von A lessio. 92 P. Träger in: Z eitschrift für Ethnologie 33 (1901) 51 f. Ders. in: Arch. Anz. 1903, S. 118. N opcsa, Vorgeschichte 188— 190. Ippen, Skutari 68, U golini, Albania antica I 32 f. v 93 Praschniker u. Schober 84. 94 Ippen, Skutari 81. In dem bei dem Ishm i-Zusam m enfluß gelegenen D orfe Bilaj soll auch ein röm ischer G rabstein gefunden worden sein. 7*


100 Dyrrachion, die H auptstadt der Provinz Epirus Nova, w a r der Ausgangspunkt des Nordastes der berühmten Via Egnatia,90 die von hier durch das Shkumbi-Tal nach Makedonien und über Thessalonike nach Byzantion, dem nachmaligen Konstantinopel, führte. Die breite Senke des Shkumbi-Tales bot den bequemsten natürlichen Verkehrsweg von der A dria nach Makedonien. Schon in vorrömischer Zeit zog hier ein wichtiger Handelsweg, auf dem die Einfuhr von den griechischen Kolonien an der A dria E intritt fand nach dem tiefen Binnenland.97 Die Römer bauten diesen vor handenen Weg bald nach der Unterwerfung des Gebietes, also wahrscheinlich noch in der ersten H älfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts,98 zu einer breiten Straße aus, die bald den Namen Via Egnatia erhielt.99 Von der Küste bis zum E intritt in das Shkumbi-Tal führten zwei gleich lange Straßenlinien. Die eine ging von Dyrrachion, die andere von Apollonia aus. Beide trafen sich in Clodiana.100 Der Verlauf der nördlichen Straßenlinie Dyrrachion—Clo diana ist durch das G elände vorgezeichnet.101 Sie muß im wesent lichen denselben Verlauf genommen haben wie die heutige Land straße Durazzo—P eqin:102 zuerst führte sie zwischen den Dünen hart am S trand entlang nach Süden, da hier die Höhenzüge bis an die Küste herantreten, vorbei an dem vorspringenden Felsen Shkam, dann dem Rande der Höhen vom M eere weg folgend nach Kava ja, setzte dann bei dem Dorfe Harizaj über das tief einge schnittene B ett des Darçi (Spirnasa) auf einer Brücke, von der 95 CIL III 710. 96 Über den V erlauf der Via E gnatia vgl. Th. L. F. T afel, De via R o m a norum militari Egnatia qua lllyricu m , Macedonia et Thracia iungebantur. Tü bingen 1837. D ers., Via militaris Romanorum Egnatia, qua lllyricum , Macedonia et Thracia iungebantur. Pars Occidentalis. Tubingae 1841. Oberhummer, Egna tia via. In: P au ly-W issow a X (Stuttgart 1919) Sp. 1988— 1993, M iller, lt. rom. 516— 520. V eith 53— 59. Praschniker, Muz. u. Mal. 105 f. Quellen: Tabula Peutingeriana, Itinerarium A ntonini, Itinerarium Hierosolym itanum , Strabon VII, 7, 4. 97 V gl. Th. M ommsen, Römische Geschichte. 8. A ufl. II (Berlin 1889) S 742 f. 98 P oly b io s 34, 12 erw ähnt b ereits die Via Egnatia. 99 Der N am e ’E y v a r La ó ó s erscheint nur bei Strabon (VII 7, 4, 8 frg. 10, 13, 21). Er w ird im allgem einen aus dem N am en der Stadt Gnathia oder E gnatia in A pulien erklärt, wo die (erst seit 109 n. Chr. fahrbare) via T raiana (von B eneventum nach Brundisium) das M eer erreichte. 100 Strabon VII, 7, 4. 101 Hahn, Alb. Studien I 134. 102 V eith 54. Praschniker Muz. u. Mal. 114.


101 sich noch zwei Pfeiler erhalten haben.10: Südlich von Goza weicht die jetzige Straße von der antiken Strecke ab, wodurch diese sich besonders gut erhalten hat. Bei Rogozhina verläßt die Straße die Ebene und zieht das Shkumbi-Tal hinauf bis Peqin.104 An vielen Stellen ist der Verlauf der R öm erstraße noch deutlich zu erken nen, vor allem bei Durazzo das Gebiet zwischen der K neta-Brücke und dem Shkam105 und zahlreiche Stellen in der Umgebung von Goza.106 Clodiana muß nach dem übereinstim m enden Zeugnis der I tinerare m it dem heutigen Peqin gleichgescetzt werden. Von Clodiana aus führte der Südast der Via Egnatia nach Apollonia (heute: Pojani, nördlich von V alona).107 In älteren W erken finden sich w iederholt Angaben über an gebliche Spuren der Via Egnatia in der Gegend von T irana und P etrela (am oberen Arzen) und zwischen T irana und Durazzo. T a f e l nahm daher an, die Via Egnatia habe von Durazzo über Sh jak nach T irana und weiter über P etrela und den wichtigen K rabe-Paß nach Elbasan geführt. Im M ittelalter verlief die große Verkehrslinie D urazzo— Saloniki nach der Beschreibung des A ra103 A us Gußmauerwerk mit Q uaderverkleidung (Abbildung bei Praschniker, Muz. v.. Mal. 115. 104 B ei R ogozhina lag das antike A sparagium (Veith 125), das in den Käm pfen zw ischen Caesar und Pom pejus ein e große R olle sp ielte. — T om a schek in: P auly-W issow a II (Stuttgart 1896) Sp. 1712 w o llte A sparagium mit Peqin gleichsetzen. 105 A uf der L ouis’sohen Karte nicht eingetragener Felsvorsprung an der K üste etwa 5 km sü d östlich von Durazzo, bei Caesar (de b. civ. III 42, 1) Petra, von den Italienern Sasso B ianco genannt. Vgl. V eith, K arten b eilage I a (Ü bersichtskarte). 106 V eith 54. 107 D ie von M iller, lt. rom. 518. Fig. 161 vertretene A nschauung, d iese Straße habe etw a in der L uftlinie m itten durch das versum pfte und im W inter völlig ungangbare G ebiet der M yzeqeja geführt, ist unhaltbar. Eine Straße auf dieser Strecke w äre nur nach Aufführung eines m ächtigen D am m unter baues möglich. (Über die Schw ierigkeiten ein es von der österreichischen H eereswaltung durch die M yzeqeja von K olonja nach Lushnja erbauten Dam m es vgl. V eith 55 A. 71.) D avon hätten sich Spuren erhalten müs.sen, wovon bis jetzt nichts bekannt gew orden ist. U nter B erücksichtigung der G elän d eb e schaffenheit bietet sich überhaupt nur eine m ögliche Strecke: von P ojani über Radostina nach Fieri, dann den die M yzeqeja im Süden und Südosten b e grenzenden Höhenzügen der M alakastra entlang über R oskovec und D renovica bis zum A ustritt des Sem eni in die Ebene in der Nähe von Kuç, dort über den Sem eni und w eiter dem Rand der H öhenzüge entlang über Karbunara, Lushnja, G olem i, Gram shi bis an den Shkum bi-A ustritt b ei R ogozhina, wo der nördliche und südliche A st zusam m entrafen. Durch A uffindung von Straßenresten ist diese Strecke auch tatsächlich gesichert. Vgl. V eith 56.


102 bers I d r i s i (12. Jh.) tatsächlich über P etrela.108 Heute verläuft: auf derselben Strecke eine Landstraße. Funde römischer Straßen reste wurden bisher nicht gemacht. Es ist aber sicher, daß schon in römischer Zeit ein Reit- und Saumweg über den K rabe-Paß T irana mit Elbasan verband,1' ” auf dem M arcus Antonius Caesar" zur Vereinigung entgegenm arschierte.110 Im Shkumbi-Tal111 führte die Via Egnatia zunächst am N ord ufer des Shkumbi entlang bis zum Übergang in ,,Genesis fl.". Die erste Station ist die nur im Itinerarium Antonini verzeichnete m utatio ad Quintum, von Clodiana 15 Meilen entfernt, also etwa in der Gegend des heutigen Han Shelk am E intritt in den T al kessel von Elbasan.112 Dann folgte die Station Scam pa,11! deren Gleichsetzung mit dem heutigen Elbasan nach der Entfernung von Clodiana (20 bzw. 22 bzw. 21 Meilen) nicht zweifelhaft sein kann.114 Scampa, in der Mitte des Shkumbi-Tales gelegen, war als wichtiger M ilitärstützpunkt stark befestigt115 und mit einer 108 Im arabischen unvokalisierten T ex t steht Btrlh, w as als Betrulah oder Beturlah vokalisiert w erden kann. Vgl. W. Tom aschek, Zur Kunde d e r Hämus-Halbinsel II: Sitzungsberichte d. K. Ak. d. W iss. in W ien, P hilos.-hist. CI. 113 (1886) 353. 109 V eith 54, 65 f. 110 V eith 118. 111 D ie doppelte W iedergabe der Straße im Itin. A nton, mit verschie-denen Entfernungsangaben erklärt «ich am einfachsten durch die Annahme, daß das Itinerar aus zw ei verschiedenen Q uellen «schöpfte, deren U nterschied in der Angabe der Länge der T eilstrecken w ohl auf eine verschiedene Um rechnung der Stadien in M eilen zurückgeht. D ie V erteilung der beiden ab weichenden Entfernungsangaben auf zw ei den beiden Flußufern entlang füh rende Straßen scheitert daran, daß die verschiedenen Entfernungsangaben sich auch für andere Straßen und für T eilstrecken im Shkum bi-Tal finden, w o das ein geen gte Flußtal k ein en P latz läßt für eine d op p elte Straßenführung. F reilich spricht die W ahrscheinlichkeit dafür, daß an S tellen, wo das F lußtal es erm öglichte, an beiden Seiten durchlaufende V erkehrsw ege bestanden. Vgl. V eith 58. 112 Praschniker, Muz. u. Mal. 113. 113 Über die verschiedenen Nam ensform en und geschichtlichen Erwäh nungen vgl. F luss, Scampis. In: P auly-W issow a II, 2 (Stuttgart 1923) Sp. 351 (s v.). Praschniker u. Schober 48 A. 57. 114 Praschniker, Muz. u. Mal. 112 f. 115 D ie m ittelalterlichen M auern des quadratischen mit Türmen bew ehr ten K astells von E lbasan steh en auf einem älteren B efestigungssystem , das^ w ie die ähnlichen K astelle von Vigu, Puka, Iballja, Bashtova und N iksic wahr scheinlich dem ausgehenden A ltertum angehört, vgl. Praschniker u. Schober48— 54.


103 bedeutenden Garnison belegt.116 Nach Scampa folgte in einer E n t fernung von 9 Meilen eine Station, die in der Tabula Peut. G ene sis fl., in dem Itin. Hieros. mut. T rajecto genannt wird. Beide Namen weisen darauf hin, daß die Straße dort den Shkumbi überquerte. Auf G rund der Entfernungsangaben ist die Station an die Stelle der heutigen Brücke Hadzhi B ekjar bei B rodasheshit zu verlegen. Der V erlauf der Straße am N ordufer des Flusses bis zu dieser Stelle ist gesichert durch die bei Brodasheshit auf gefundenen Reste einer römischen Brücke über den Kusa-Bach.11* Verschiedene Funde weisen darauf hin, daß am Südufer des Shkumbi ein zweiter Verkehrsweg entlangführte. Im oberen Shkumbi-Tal stehen Reste römischer Steinbrücken in der Nähe von M uriqani und bei Elbasan. Etw a 3 km unterhalb von E lba san an einer Stelle, wo das F lußbett durch die herantretenden Berge eingeengt wird, finden sich die Reste einer mächtigen vielbogigen Brücke aus römischer Zeit, deren Pfeilerstüm pfe noch aus dem G eröll des F lußbetts herausragen. Auf die Brücke zu führt einige M eter unterhalb des m odernen Weges eine von W esten kommende in den Fels eingemeißelte alte S traße.118 D eut liche Spuren dieser an der Südseite des Shkumbi hinziehenden Röm erstraße finden sich noch weiter unterhalb. Etw a 2 km süd westlich von M uriqani stecken im Sumpfe die Reste einer einbogigen aus Gußm auerw erk hergestellten alten Brücke über einen Bach. Beiderseits derselben läß t sich der U nterbau einer jetzt nicht mehr benutzten Dam m straße einige hundert M eter weit ver folgen. Lage und Richtung der Straßenspuren zeigen, daß die von Scam pa-Elbasan kommende Linie hier vom Shkumbi weg nach Süden einbog, um über die niedrige W asserscheide, Pushok ge nannt, dem Devol-Tal zuzustreben. Das Ziel wird A ntipatrea (das heutige Berat) gewesen sein.119 Ein anderer Weg scheint auf der Höhe des Pushok nach Südwesten abgebogen zu sein, um durch die fruchtbare Landschaft Dumbrea den Südast der Via Egnatia nördlich von der Station Apsus zu erreichen. Die A nnahm e d ie ses Weges gründet sich einstweilen nur auf Ruinen einer antiken Stadt bei Balsh, die wohl eine Verbindung mit dem Shkumbi-Tal und mit dem O strand der M yzeqeja gehabt haben m uß.120 D er 118 D ie N otitia Scam penses”. 117 V eith 59. — schen Karte. 118 Praschniker 119 Praschniker

dignitatum

S. 30 (ed. Seeck) nennt ,,pseudocom itatenses

D ie genannten heutigen Ortsnamen fehlen auf der Louisu. Schober 59 f. u. Schober 60 f. »


104 W eg war ziemlich bequem, sodaß Pom pejus ihn bei dem Marsch gegen M. Antonius benützen konnte.121 Das Devol-Tal, dem die Straße wohl folgte, ist bisher noch nicht Gegenstand archäologi scher Erforschung gewesen, sodaß der weitere Verlauf der Straße im einzelnen unbekannt ist. Ob die südliche Shkumbi-Seite neben dieser Teilstrecke der Straße Scampa—A ntipatrea auch einen durchgängigen V erkehrs weg besaß, ist ungewiß. Die Ausgaben einer zweiten kunstmäßig angelegten F ahrstraße werden wir den nüchternen Römern nicht zumuten dürfen. Dagegen mag wohl ähnlich wie heute ein Reitund Saumweg als ungleichwertige N ebenstraße dem linken Shkumbi-Ufer entlang geführt haben.122 Auf diesem Weg führte vielleicht Pompejus, nachdem er die Vereinigung Caesars mit seinem Legaten Antonius nicht hatte hindern können, das H eer nach Asparagium .123 D er Verlauf der Straße von der Station Genesis fl. bis nach Lychnidos (Ochrid) läßt sich im einzelnen nicht feststellen. Im großen wird die Strecke sich mit der heutigen Straße decken, die hinter Brodasheshit steil zur W asserscheide hinaufsteigt und über P ren js bei Lim den Ochrid-See erreicht. Von dort führt die Straße dem W est- und N ordufer des Sees entlang über Struga nach Ochrid.124 120 V eith 87. 121 C aesar de b. civ. III 30, 4: Pompeius, quia e x p e d ito itinere Humen ei transeundum non erat (auf dem M arsche vom Lager am A psus-K nie zur P u sh ok -W assersch eid e). Es kann damit nur der W eg durch die Dumbrea g e meint sein, da der M arsch zum Shkumbi und das Shkum bi-Tal hinauf ein außerordentlicher Um weg ist und auf dem einzig in B etracht komm enden W eg auf der S ü d seite des Shkumbi für gesch lossene H eeresabteilungen kaum gang bar war. D ie angegebene M arschzeit von einem Tag sch ließ t zudem diesen W eg völlig aus. Vgl. V eith 121. 122 V eith 59. 123 C aesar de b. civ. III 30, 7: P om peius . . . ex eo loco (Pushok-Senke) d is ced it omnibusque copiis ad Asparagium Dyrrachinorum p e r v e n i t . . . Veith, B eilage I, läßt Pom pejus über den Shkumbi setzen und auf dem N ordufer das Heer zurückführen. Ob wir an dieser S telle das reibungslose Übersetzen von 40.000 Mann annehm en dürfen, ohne daß A ntonius, der noch auf der N ordseite des Shkumbi (nach der A nnahm e V eith ’s an der S telle des heutigen Shingjon) stand, den Flußübergang sperren konnte, läßt sich wohl nur auf Grund persönlicher G eländekenntnis entscheiden. — K eine Förderung dieser topographischen Fragen bringt N. M eneghetti, Quel che Cesare non dice net auu cupoiavoro ( Saggio sulla campagna illirtca del 48 a. U., sussidiario per ta lettura d el I. I l l De bello civili). M ilano 1931. 124 D ie in den Itineraren genannten Stationen A d Diánám, In Candavia (Trés Tabernae) und Pons servilis lassen sich nicht bestimmen. D ie archäo


I

105

Ob im Tale des Schwarzen Drin, dem O strande des nordalba nischen Berglandes entlang eine R öm erstraße als nächste V er bindung der Siedlungskam m ern Ochridseegebiet—Tetovopolje— Kosovopol je—M etohija verlief, ist unsicher.125 M itten durch das nordalbanische Bergland und durch A ltser bien führte die R öm erstraße Lissus—Ulpiana. Das G elände schreibt auch hier die Streckenführung im großen vor. Die Straße kann nur durch die Landschaft Dukagjin geführt haben, wo noch heute der Handelsweg von Skutari nach Prizrend geht.126 Als Stütze dafür lassen sich die aus der Tabula Peutingeriana bekann ten Stationsnam en A dpicaria und Crevenum anführen, die an die heutigen Namen Puka und Krabi Planina (Gebirge bei Spas) an klingen. Dagegen führt E v a n s jedoch eine persönliche M ittei lung des Franziskanersuperiors von Skutari an, wonach sich am Nordufer des Drin von Dushmani über Toplana nach Briza und durch das Valbona-Tal bis nach K rajsniqi ein w ohlerhaltenes Stück einer R öm erstraße finden soll, von den A lbanern als ,,Drumi K aurit" d. h. „Slavenweg” bezeichnet.127 N o p c s a , der das ganze Gebiet, vor allem die Strecke Dushmani—Toplana selbst begangen hat, konnte keine römischen Straßenspuren fest stellen. Einen schmalen Weg bei Shkala Shtens hält er für m ittel alterlich.128 Dagegen verteidigt B u d a y129 auf G rund eigener S tu dien am O rt die Anschauung von E v a n s . E r glaubt, bei G olajt ein Stück einer teilweise gepflasterten, teilweise mit Kieselsteinen belegten Röm erstraße, die im M ittelalter weiter unterhalten w or den sei, nachweisen zu können. Von K rcinja nach Lupavës en t deckte er ein weiteres Stück der Röm erstraße. Bei Fshaj führte nach seiner Annahme wahrscheinlich eine Brücke über den Drin, worauf eine dort im Drin gefundene lateinische Inschrift130 hin weist. Daß das Tal des vereinigten Drin in römischer Zeit besie delt und rom anisiert war, ergibt sich aus lateinischen O rtsnam ens logische Forschung hat sich dieser Frage überhaupt nicht angenommen. Uber einzelne röm ische Funde aus diesem G ebiet vgl. unten S. 114 f. 125 D ie röm ischen Siedlungsspuren im oberen T ale des Schw arzen Drin (vgl. unten S. 115) w ürden dafür sprechen. D ie Nichterw ähnung einer solchen Straße in den Itineraren darf man bei der Lückenhaftigkeit dieser Straßenverzeichnisse nicht als argumentum e silen tio verwerten. 120 Vgl. Jirecek, Handelsstrassen 62— 68. Jastrebov 193— 202. 127 Evans II 66 f. — E. übersetzt „Drumi K a u r i t” irrig mit „Giaours W a y ”. 128 N opcsa, Sala u. K le m e n ti 16. 129 Buday 91— 98. • 130 CIL III 8239.


106 spuren,131 aus Ruinen und M ünzfunden.132 Es wird also auch eine römische Straße dem Drin entlang geführt haben. Es braucht dies jedoch nicht die große, in der Tabula Peutingeriana beschriebene R öm erstraße Lissus—U lpiana gewesen zu sein. Die Frage nach dem V erlaufe dieser großen Röm erstraße Lissus—U lpiana wurde dann in der H auptsache durch N o p c s a geklärt, der die erste G esam tdarstellung der römischen A ltertüm er Nordalbaniens gegeben hat.133 Von Alessio aus gibt es nur zwei Mög lichkeiten für die Anlage einer Straße nach dem Norden. An der W estseite des Drin bieten die A usläufer der nach Nordwesten streichenden Höchenzüge des M al-i-K akarriqit eine bequeme Streckenführung und durch die Höhenlage Schutz vor den Über schwemmungen des Drin. Diese Strecke, der die heutige F ah r straße Alessio— Skutari folgt, kam für die Anlage einer Straße nach U lpiana nicht in Frage, da bei der im weiteren Verlauf not wendigen Abbiegung nach Nordosten das östlich davon liegende etwa 5 km breite Sumpfgebiet der Zadrim a zu überwinden ge wesen wäre. Solche Geländeschwierigkeiten pflegten die römischen Straßenbaum eister nach Möglichkeit zu vermeiden oder zu um gehen. In diesem Falle w erden sie dies umso eher getan haben, da die zweite in Frage kommende Strecke noch dazu kürzer ist. Sie führt östlich vom Drin den R andketten des inneralbanischen Berglandes entlang über Kallm eti an den A usläufern des Mal-iVeljës (bis dorthin heute Fahrweg, von da aus Saumweg), Nenshati, Hajm eli nach Vau-i-Dejës am Drin. Die Röm erstraße muß dieser Strecke gefolgt sein. In der T at ist eine Römersiedlung in Kallm eti durch dortige Funde römischer Münzen ziemlich sicher.134 In Hajm eli w urden ein Bleirelief und ein Tonfigürchen gefunden135 und zahlreiche schlecht erhaltene, anscheinend römi sche Münzen zum Verkauf angeboten.136 Durch diese, wenn auch spärlichen Funde ist der V erlauf der Röm erstraße von Lissus nach Norden gesichert. Die Stelle, wo die Straße in das Bergtal eindringen konnte, ist von der N atur vorgezeichnet. Zwei kleine Ne benflüsse des Drin durchbrechen die Gebirgsketten und öffnen 181 V gl. oben S. 90 f. 132 R öm ische M ünzen w urden gefunden in der Ruine K isha Vargut bei G jonpepaj (Steinm etz, Nordalb. A lp e n 44), in den Dörfern Vjerdha, M shkala und M azreku (N opcsa, Geogr. u. Geol. 121). 133 Nopcsa, Sala u. K le m e n ti 15 f. D ers., Vorgeschichte 184— 188. 134 N opcsa, Vorgeschichte 185. 135 Ippen, D en km ä ler 4 i. 130 N opcsa, Vorgeschichte 184.


107 einen nicht allzubeschwerlichen Zugang ins Innere: der G jadri bei Hajmeli und der Gemshiç, der nördlich von Vau-i-Dejës in den Drin mündet. Besonders das G jadri-T al bietet bequeme Möglich keit, tief vorzudringen bis unm ittelbar vor das Mati-Becken, das nur durch die niedrige wasserscheidende Schwelle von Ungrej, (zwischen G jadri und Fandi) getrennt wird. Im G jadri-T al haben sich wichtige Spuren römischer Sied lungen gefunden. Bei Vigu137 steht in strategisch beherrschender Lage am Zusammenfluß von Voma und G jadri die mächtige Ruine eines rechteckigen (96 X 71 m) mit Türmen bewehrten K astells aus römischer oder frühbyzantinischer Zeit,138 vom Volksmund ,,Kalaja e K astrës“ genannt.139 Die Aufgabe dieser Festungsanlage: kann es nur gewesen sein, die Bergstämme des M ati-Gaues, die militärisch niemals unterw orfen waren, an Raubzügen in das Fruchtland der Skutari-Ebene zu hindern140 und die hier durch führende Straße zu schützen. Wie der Weg von hier aus w eiter führte, ist unklar. Vielleicht verlief er wie der heutige Saumweg über K orthpula den Terbuni-Bergen entlang. Als Stütze für diese Annahme könnte man vielleicht auf die Volksüberlieferung ver weisen, daß einst bei K orthpula eine S tadt bestanden habe. Ä ltere M auerreste sind dort allerdings noch nicht entdeckt w orden.141 Die nächste Station der Röm erstraße war Puka,142 der H aupt ort der Landschaft Dukagjin, auf der terrassenartigen Hochfläche im Norden der Terbuni-Berge (Bieshka-e-Terbunit) gelegen, Auf der Tabula Peutingeriana führt es den Namen Ad P icaria.143 Die 137 Der Name bedeutet „Übergangssteg” (Jokl, Studien 96; Ders., U n ters. 149), w eist also darauf hin, daß der W eg hier das G jadri-T al überquert, das ziem lich eng zu sein scheint. Vgl. die Schilderung bei Praschniker u. Schober 12: ,,Knapp vor N araci bogen wir in das G jadrital ein. Ein Steig, erst hoch über dem F lu sse in den F els eingemeiss.elt, dann in spärlichen Spuren bald am rechten, bald am linken U fer des F lu sses führend, brachte uns gegen A bend zu den zerstreuten Häusern von Vigu." 138 Hahn, Reise I 52. P. Träger in: E thnologische Z eitschrift 33 ( 1901 51. Ippen, N ordw estl. A lb . 54. F. N opcsa in: W iss. M itt. 11 (1909 ) 82 f. D ers., Vorgeschichte 185. G opcevic, Albanien 261 f. Praschniker u. Schober 12 f. (und zur Zeitbestim mung 54— 57). Suff lay, S tä d t e 23. 139 In dem Nam en hat sich noch das lateinische „C astr um” erhalten. 140 Nopcsa, Sala u. K le m e n ti 81. Ders. in: W iss. M itt. 11 (1909) 82 f~ Ippen, N ordw estl. Alb. 54. 141 Nopcsa, Vorgeschichte 185. 142 Über die E tym ologie von Puka vgl. oben S. 90 A. 53. 143 Vgl. Jastrebov 196. C. Patsch, Epicaria. In: P auly-W issow a VI (S tu tt gart 1909) Sp. 33 f. P tolem aios II 16, 7 bietet die Nam ensform 'Eitixaoia. D ie in der Tabula Peutingeriana gebrauchte Nam ensform Picaria (d. h. ,,P ech-


108 Identifizierung von Puka mit A d P icaria144 wird zur Gewißheit durch die strategische Schlüssellage von Puka, das jeder .Weg vom Skutari-Becken nach A ltserbien berühren muß. W egen die ser m ilitärischen und V erkehrsbedeutung zog der P latz immer den Durchgangshandel auf sich, wie zahlreiche M ünzfunde von der hellenistischen bis zur frühbyzantinischen Zeit beweisen.1411 D aher haben bereits die Römer den P latz mit einem K astell be festigt, das die Hochebene weithin beherrscht. Heute erscheint es als grasbewachsener Hügel, auf dem spätere Gebäude stehen. Nur durch seine genau quadratische Form (20—20 Schritte) zusammen m it der Volksüberlieferung, daß hier einst eine Festung gestan den habe, wird es zum wenigsten wahrscheinlich, daß es sich um ein römisches K astell handelt.140 Der weitere Verlauf der R öm erstraße ist unklar. Tomaschek nahm an, daß der Weg von Puka aus, dem heutigen Saumweg folgend, das Tal des Lum -i-Arsit hinaufstieg und über die W as serscheide das Goska-Tal hinab nach H an-i-Spasit am Drin führte.147 A n der Stelle von H an-i-Spasit setzte Ha h n 148 die Station Crevenis der Tabula Peutingeriana an. N o p c s a tritt demgegenüber für den Verlauf der R öm erstraße über Iballja nach Fierza am nördlichen P unkt des Drin-Knies ein. Von Puka bis Fusha A rsit sei die R öm erstraße wegen des schwierigen Abstiegs zur Gumina dem heutigen Karawanenweg gefolgt. Von dort aus führte sie wohl über Blinishti nach Q elza.149 In Iballja finden sich die w ohlerhaltenen Reste eines unzw eifelhaft römischen Lagers, vom Volk heute ,,K alaja Skanderbegut" (Festung Skanderbegs) genannt. Inm itten einer weiten Ebene liegt auf einer kleinen n a türlichen Bodenwelle von 15 m Höhe ein ringsum von einem zum h ütten ”) läßt darauf schließen, daß in der dortigen G egend, d ie an N a d el w äldern reich ist, in röm ischer Zeit P ech und Teer hergestellt wurde. Uber das antike Verfahren vgl. A . Schramm in: P au ly-W issow a 37 (Stuttgart 1937) Sp. 1— 5. (s. v. P ech). 144 D ie G leichsetzung wurde von B uday 92 bestritten. 145 Frdl. H inw eis von Herrn von Scheiger (Tirana). 146 N opcsa, Vorgeschichte 185. D ers., Geogr. u. Geol. 127. Grabungen wurden bisher noch nicht, vorgenommen. 147 Tom aschek, Topogr. 550. 148 Hahn, Reise I 75 f. — D agegen: B uday 98. 149 N opcsa, Vorgeschichte 186. Ders., Geogr. u. Geol. 127. 151. — An einer anderen S te lle erklärt N opcsa: ,,Ob nicht auch der von Kastr über Puka nach R aja führende Röm erweg bei B regu-G am ija gleich falls durch das GuminaT al und dann auf die Kodr B ojs führte, bleibt zu untersuchen” (N opcsa, Geogr. u. Geol. 125).


109 Teil grasbewachsenen Steinwall begrenztes Viereck von 62 Schritt Länge und derselben Breite. A ußerhalb des Steinwalles, der durch den Zusammensturz der Lagerm auer entstanden ist, sieht man überall Reste eines jetzt 1/2 m tiefen und 2 m breiten Grabens. An den vier Ecken w ar das Lager mit vier halbkreisförm igen T ür men oder Bastionen befestigt. Funde w urden innerhalb des L a gers nicht gemacht, dagegen entdeckte man auf einer Suka G rajave genannten Kuppe Bruchstücke von auf der Drehscheibe hergestellten unglasierten Töpfen und das Bruchstück eines B ron zeringes. Durch diese Entdeckungen und Funde ist die römische Besiedlung und Befestigung von Iballja erwiesen, und wir dürfen hierher eine Station der R öm erstraße verlegen.150 Die Röm erstraße scheint weiter auf die P javra, eine Kuppe zwischen Iballja und Fierza, und von hier aus in sanftem Abstieg nach dem heutigen Dörfchen G ralishti im Gebiet des BugjonBaches geführt zu haben. Bei dem Aufstieg zur P javra in der Nähe von Iballja (bei R asa M artolecët) und dann bei dem A b stieg von der P javra nach G ralishti finden sich tief eingeschnit tene Spuren eines nicht von der jetzigen Bevölkerung angelegten» mehr als 2 M eter breiten steingepflasterten, jetzt aber gänzlich zerstörten Weges, worin wir die Reste der einstigen Röm erstraße sehen dürfen. In G ralishti fand man beim Ackern zahlreiche große gefalzte Dachziegel. W eitere Siedlungsspuren aus römischer Zeit sind eine bisher noch nicht untersuchte große gem auerte Grabkammer, von den Einheimischen ,,Vorri Gogs” (Rum änen grab)1,1 genannt, und M auerreste auf einer kleinen ,,K odra R apshajt" genannten Kuppe. Von G ralishti aus zeigen stellen weise sehr breite W egspuren den Verlauf der R öm erstraße hinab nach Fierza.152 Die weitere Strecke der R öm erstraße bis zum E intritt in die M etohija ist durch Forschungen noch nicht auf gehellt. Noch nicht einmal die H auptfrage ist geklärt: führte die Straße das ValbonaTal hinauf in die Gegend des heutigen Djakova oder den Drin hinauf in die Gegend von Prizrend. Die zahlreichen von E v a n s t3î 150 N opcsa, Vorgeschichte 186. Über Iballja und U m gegend vgl. auch Jastrebov 200. 151 Zur sprachlichen Erklärung vgl. Jokl, O rts namenkunde 193. 152 N opcsa, Sala u. K le m e n ti 15— 16. Ders., Vorgeschichte 186— 187. Ders., Geogr. u. Geol. 136, 145. •— G ralishti ist auf den Karten nicht eingetragen. Über die Lage vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 145. — In F ierza ist eine röm ische Grabinschrift aufgefunden worden. Vgl. Jastrebov 201. 153 Evans II 68— 70.


'110

gemachten römischen Funde in der Gegend von Djakova und Pec würden für die erstere Annahme sprechen. E v a n s154 hatte daher bereits die Fortsetzung der Röm erstraße im Valbona-Tal bis hinauf in die Landschaft K rajsniqi gesucht. Daß das frucht bare Valbona-Tal eine Straßenverbindung mit dem Küstenland hatte, erscheint sicher, da es in römischer Zeit eine bedeutende Rolle spielte, wofür schon der lateinische Name der Valbona spricht, der auf die vollständige Romanisierung dieses Tales hin weist.155 Dann könnte die in der Tabula Peutingeriana genannte Station Creveni einer Qytet genannten R uinenstätte156 am Zusam menfluß von Valbona und Bistrica entsprechen, deren Lage in freier Ebene die Zuweisung an die Römerzeit wahrscheinlich macht.157 W enn diese hypothetische Annahme richtig ist, dann muß die Straße weiterhin das Bistrica-Tal hinauf und dann über die Qafa-e-M orinës (W asserscheide) in die nördliche M etohija geführt haben, auf derselben Strecke, die heute der Saumweg von R aja nach Djakova benützt. Die Station Gabuleum der Tabula Peutingeriana w äre demnach in der Gegend von Djakova zu suchen.158 Von Gabuleum aus führte die große Straße über die Station T heranda159 nach Ulpiana, dem heutigen L ipljan1C0 im Kosovopol je. Hier gabelte sie sich, eine Linie führte nach Naissus (Nis) im Norden, die andere nach Scupi (Skoplje) im Süden. Sonstige römische Straßen im Gebiete Altserbiens werden zwar in den Itineraren nicht erwähnt, doch konnten sie durch die archäolo gische Forschung nachgewiesen werden. So zeigen verschiedene Spuren, daß eine andere römische Straße von Spas aus durch die Landschaft Hasi nach Nordosten führte.161 A ndere Funde (bei Banje und zwischen Kalecani und Studenica) beweisen, daß 154 Evans II 67. Ebenso Nopcsa, Sala u. K le m e n ti 15 f. 155 Jirecek, Romanen I 59. — Über die Landschaft des Valborça-Tales vgl. E. Liebert, A u s dem nordalbanischen Hochgebirge. Sarajevo 1909. S. 12— 18. 156 Hahn, Reise I 211 A. 4. 157 N opcsa, Vorgeschichte 188. — D ie m ittelalterlichen Burgen Albanien^ tragen V erteidigungscharakter und liegen ausnahm slos auf steilen Höhen. 158 Nopcsa, Sala u. K le m e n ti 15 f. — Tom aschek, Topogr. 551 verlegt es in die Gegend von Prizrend, da er den V erlauf der Straße über Vau Spasit .annahm , 159 Von M iller, It. rom. 557 mit dem heutigen D ulje gleichgesetzt. 160 Über die N am enserklärung vgl. oben S. 93 A. 74. 161 Buday 96— 98.


Ill auch die nö rd lich e M eto h ija (die U m gegend von Pec) in rö m i scher Z eit ein örtliches S tra ß e n n e tz b e sa ß .162 Ö stlich davon fü h rte im Ib ar-T ale eine R ö m erstraß e vom K osovopolje aus ü b er M itrovica nach S latin a u n d w eiter n ach N o rd en .103 In d e r n ord w estlich anschließenden L an d sch aft des S an d sch ak N ov ip azar fü h rte eine R ö m erstraß e von dem h eu tigen P ri jepol je, das ein w ichtiger S trassen k n o ten p u n k t gew esen zu sein scheint, üb er P le v lje n ach Sijenica. E ine a n d e re S tra ß e verlief von P rije p o lje aus d as T al des Lim h inauf.164 W eitere S traß e n gingen von P le v lje aus n ach S üden an die T a ra un d nach W esten zu r H ercegovina,165 wo d e r A nschluß an die S tra ß e n im D rin a -T a le 166 und N a re n ta -T a le 1,i7 erre ich t w urde. D as gesam te röm ische S tra ß e n n e tz d ieser L andsch aften , so w eit w ir es au s den Itin e ra re n u n d B odenfunden kennen, b ietet folgendes B ild: L ängs d e r K üste fü h rte eine in S ü d d a lm a tie n doppelte, in N o rd alb an ien einfache S traß en lin ie. Die V erbindung m it dem tie fe ren B in n en lan d ist d urch die dazw ischen liegende verkehrsfein d lich e G eb irg slan d sch aft d e r H ercegovina, M o n te negros u nd N o rd alb an ien s b eh in d ert. A n d rei S tellen haben die röm ischen S tra ß e n die G eb irg ssp erre ü berw u nden: im N are n ta T ale (N arona— S a ra je v o ), im D rin -B erg lan d e (Lissus— U lpiana) u nd im S hkum bi-T ale (D yrrachion— L ychnidos). Zw ischen diesen d re i V erb in d u n g sstraß en von d er K üste in das tiefere B in n en lan d , liegen au sg ed eh n te G eb irg slandschaften , wo b isher keine R ö m er stra ß e n nachgew iesen w erd en konnten. N ördlich von d e r S traß e Lissus— U lp iana liegt d as siedlungsfeindliche G ebiet d e r n o rd a l162 B uday 85— 87. 163 B uday 102— 106. — W eitere Römerstraßen sind bisher nicht mit S i cherheit nachgew iesen. So haben sich keine sicheren Spuren einer röm ischen Straße von Pec nach P lav gefunden (Buday 77). — D ie Karte „M oesia et Thracia septentrionalis" in CIL III, Suppl. 2 (B erolini 1902) verzeichnet als „Via in certa” ein e Straße Lipljan— M itrovica— B anjska— N ovipazar. D iese Straße ist — w enigstens im zw eiten T eile — durchaus unsicher. Vgl. auch Buday 104. ■> 164 Evans II 43, 46. C. Patsch in: W iss. M itt. 8 (1902) 119 f. 165 C. Patsch a. a. O. 121. 166 Ó. Truhelka, Die römische Drinathalstrasse im B ezir ke Srebrenica: W iss. Mitt. 1 (1893) 308— 314. Ph. B allif, Römische S tr a s s e n ' in Bosnien und der Hercegovina. I (W ien 1893) S. 40— 43. 167 In der heutigen H ercegovina sind zw ei Röm erstraßen nachgew iesen. D ie eine führte von Narona aus das N arenta-T al aufw ärts nach dem heutigen Sarajevo, die andere von N arona aus nach dem in röm ischer Zeit dicht b esie d elten N evesinjsko P olje. Vgl. B allif a. a. O. 32— 37 und die beigefügte „Karte der Röm er-Strassen in B osnien und der Hercegovina".


112 banischen Alpen, des nördlichen M ontenegro und der oberen H er cegovina, südlich davon blieb außerhalb des römischen S traßen netzes der unzugängliche Bergkanton des Mati-Gaues, vielleicht auch die Landschaften am U nterlauf des Schwarzen D rin.108 Aus dieser Betrachtung des römischen Straßennetzes können wir zusam m enfassend folgern: D a s S k u t a r i - B e c k e n , d i e n i e d e r a l b a n i s c h e K ü s t e n e b e n e , d a s D r i n-B e r g land, das s ü d l i c h e R a n d g e b i e t der nordalba ni sc h en Alpen, die a l t s e r b i s c h e n B e c k e n l a n d schaften der Metohija, des K osovo polje und des S a n d s c h a k N o v i p a z a r w a re n n a c h w e is l ic h von r ö m i s c h e n Straßen durchzogen und da durch der R o m a n i s i e r u n g erschlossen. Hier k ö n n e n also die S o m m e r w e i d e g e b i e t e der Ur a l b a n e r nicht geleg en haben. Damit bleiben von dem auf G rund unserer früheren U ntersu chungen in B etracht kommenden Gebiete N ordalbaniens und A lt serbiens109 nur noch folgende Landschaften übrig: Das Hochgebirgsgebiet der nordalbanischen Alpen, der M ati-Gau und das untere Tal des Schwarzen Drin. Diese Landschaften sind also auf Spuren röm ischer Besiedlung zu prüfen. 8. Die röm isch-griechischen Kulturlandschaften.

Die Untersuchung der römischen D enkm äler170 mag am besten im N ordw esten mit der Ebene des Skutari-Beckens begin nen. Dieses fruchtbare Gebiet w ar schon frühe dicht besiedelt. In illyrischer Zeit ist es zum M ittelpunkt einer Staatsbildung gewor den. In röm ischer Zeit bildete es die K ernlandschaft der Provinz Praevalis. Doclea171 und Scodra172 w aren blühende S tädte und seit 168 Vgl. die anschauliche K artenskizze bei M iller, lt. rom. 498. Vgl. oben S. 84. 170 A n V ersuchen einer Ü bersicht über die archäologischen Funde ist zu nennen: Für A lbanien: N opcsa, Vorgeschichte. Rey, R épertoire (unvollständig). D ie antiken D enkm äler des jugoslavischen S taatsgeb ietes sind hersg. bei V ulic I. II. — Einer besonderen zusam m enfassenden Behandlung bedürfen noch die röm isch-frühbyzantinischen Burgen, deren A ufzählung Prokop, Ilsql xTiOfiäxav' IV 4 (ed. Haury 116— 124) gibt. Vgl. Sufflay, S t ä d t e 17, 23. D ie von Prokop erwähnten N am en lassen sich nur in w enigen F ä llen mit heutigen Siedlungen gleichsetzen. D ie archäologische und ortsnam enkundliche Forschung hat hier noch a lle A rbeit zu leisten. Über die sprachgeschichtliche B edeutung dieser Nam en vgl. P h ilip p id e I 427— 438. P. Skok, De l ’importance des listes to p o nomastiques chez P ro cope pour la latinité balkanique: Izvestiia na B ülgarsk ija

I


113 *

dem 4. Jh. Bischofssitze. In Scodra trafen sich drei Straßenlinien, durch die das Skutari-Becken mit den N achbarlandschaften ver bunden w ar.178 Daß unter diesen Um ständen die von allen Seiten einströmende Romanisierung restlos durchgedrungen ist, beweisen die in der ganzen Landschaft zahlreich aufgefundenen römischen Siedlungsspuren.174 Die an das Skutari-Becken im Süden angrenzende niederal banische Küstenebene (Zadrima, Bregum atja, Chunavia), ein wei tes fruchtbares, aber teilweise versumpftes M arschland,175 war der Romanisierung ebenso ausgesetzt. Eine römische Straße, die von Scodra aus über Lissus dem W estrande des nordalbanischen Berglandes entlang nach dem mächtigen W affenplatz Dyrrachion führte, durchzog das ganze Gebiet. Längs dieser Straße sind ver schiedene Siedlungsreste aufgefunden worden.176 Ebenso längs der Via Egnatia von Dyrrachion über Scampa (Elbasan) nach Lychnidos177 (Ochrid). W ir müssen für diese Landschaften ebenso rest lose Romanisierung annehmen wie für das Skutari-Becken. Das halbe Jahrtausend römischer und byzantinischer H errschaft war dazu Zeit genug. W enn wir, was wir für diese verkehrszugäng lichen Landschaften mit gutem Rechte können, die allgemeine E nt wicklungsgeschwindigkeit der Romanisierung der westbalkanischen Gebiete178 auch hier annehmen, dann dürfen wir behaupten, daß das Gebiet, das im Ausstrahlungsbereich der römischen Straßen lag, also das Skutari-Becken, die niederalbanische Küstenebene A rcheologiceski Institut 9 (1935) 161. Von W ichtigkeit sind die neuen F e st stellungen über die frühbyzantinischen Burgen an der persischen Grenze. Vgl. E. Honigmann, Die Ostgrenze des byzantinischen Reich es von 363 bis 1071 mich griechischen, arabischen, syrischen und armenischen Quellen. B ruxelles 1935. S. 6— 19. 171 Vgl. zußamm enfassend Rovinskij II 4, 5— 72. Sticotti. Praschniker u. Schober 1 f. 172 Vgl. Rey, R éperto ire I 46— 49. 173 Vgl. oben S. 97. 174 Eine Zusam m enstellung geben Nopcsa, Vorgeschichte 180— 204. Rey, Répertoire I 46— 58. 175 D ie Versum pfung war im A ltertum nicht geringer als heutzutage. D ie von U golini, L ’antica Albania 80 ausgesprochene Behauptung, im A ltertum sei die M yzeqeja der K ornspeicher Roms gew esen, läßt sich w eder durch literarische Überlieferung noch durch archäologische Siedlungsspuren stützen. Vgl. Praschniker, Muz. u. Mal. 17. V eith 77 f. 176 Vgl. oben S. 98 f. 177 Vgl. oben S. 100— 104. 178 Vgl. oben S. 85 f. Arch. Eur. C.-O.

8


114 und das Shkumbi-Tal, s p ä t e s t e n s zu Ende des 3. Jhs. voll ständig rom anisiert waren.170 In der Nachbarlandschaft Makedonien ist es besonders leicht, Verlauf und Umfang der Romanisierung bzw. Gräzisierung fest zustellen. Die makedonische Landschaft ist gekennzeichnet durch den scharfen Gegensatz zwischen Siedlungsfeldern und dazwi schenliegenden Siedlungsöden. Der gesamte makedonische Raum gliedert sich in sieben solcher Siedlungsfelder.180 Das thermaische Siedlungsfeld um faßt die weite Ebene am Unterlauf des Haliakmon (Vistrica) und des Vardar, nach Südwesten steht es in V er bindung mit den beiden Siedlungsfeldern am oberen Haliakmon (Siedlungsfeld von Ostrovo und Servia, Siedlungsfeld von Kastoria und Grevena), nach Osten mit dem strymonischen Siedlungs feld am Unterlauf der Struma. Nach Norden hängt es durch schlauchartig schmale F lußtäler zusammen mit dem pelagonischen Siedlungsfeld, wozu das Gebiet von Florina, Bitol, Prilep und Kicevo (Krcova) gehört, und mit dem skopischen Siedlungsfeld, das das Gebiet des oberen V ardar und seiner Nebenflüsse um faßt. Das dessaretische Siedlungsfeld um faßt das Gebiet des Ochridsees und Prespasees. Da die vier an erster Stelle genannten Siedlungsfelder dem griechischen Sprachgebiet zugehörten, kommen für die uns be schäftigende Fragestellung der teil weisen Romanisierung der U r albaner nur die drei letztgenannten Siedlungsfelder in Betracht: das dessaretische, pelagonische und skopische. Das dessaretische Siedlungsfeld, das von der Via Egnatia durchquert wurde, weist zahlreiche Denkmäler und Inschriften aus römischer und frühbyzantinischer Zeit auf. So fand man in K alista eine griechische Inschrift, in Livad ein römisches Grab (ohne Inschrift), in Oktis ein christliches Baptisterium aus frühbyzantinischer Zeit mit einem herrlichen Mosaik,181 in Radoliste einen Grabstein mit grie chischer Inschrift, in Struga einen lateinischen Meilenstein aus der Regierungs zeit des Kaisers Antoninus Pius, in Cepino einen "Grabstein mit griechischer Inschrift.182 W eiter östlich setzen sich diese Funde im Gebiete von Ochrid fort: In Volino zwei Grab179 Eine Zusamm enstellung der röm ischen Funde gibt Rey, Répertoire II 90— 115. 180 Vgl. Schultze 6— 9. Dazu die Karte „Verteilung der Siedlungen in M akedonien 1 : 750.000”. 181 D ie von V ulic I 221 f. gegebene Beschreibung des M osaiks stellt es außer Zweifel, daß es in frühbyzantinische Zeit gehört. 182 Vgl. über diese Denkm äler des B ezirkes Struga V ulic I 220— 223

«


115 .steine mit griechischen Inschriften, in Don je Lakocere eine grie chische Inschrift und eine Frauenstatue, in Ochrid eine Anzahl griechischer und lateinischer Inschriften sowie Reliefs.183 Das G e biet am Nordufer des Ochrid-Sees besaß also, wie die zahlreichen Denkmäler zeigen, in römisch-frühbyzantinischer Zeit zahlreiche Siedlungen184 und gehörte zum griechischen Sprachgebiet.185 Damit taucht die Frage auf, wieweit der römisch-griechische Kultureinfluß von da aus nach Norden in die Landschaft um das Tal des Schwarzen Drin ausstrahlte. Etwa 10 km nördlich von Struga, in Oktis wird für die frühbyzantinische Zeit der Be stand einer Christengemeinde durch das aufgefundene B aptiste rium erwiesen.186 Noch über 30 km w eiter nördlich wird bei der heutigen S tadt Dibra (D ebar)187 eine angebliche ,,Röm erbrücke” über die Radika, einen linken Nebenfluß des Schwarzen Drin erw ähnt.188 Bei dem unsicheren C harakter dieser Angabe kann sie natürlich nicht als Beweis verw ertet w erden.189 Doch beweist schon die Siedlung in Oktis, daß die römisch-griechische K ultur auch in das Tal des Schwarzen Drin eingedrungen ist, daß also hier nicht das uralbanische Reliktgebiet gelegen haben kann. D er östlich davon liegende Bezirk von Resan am N ordufer des Prespasees erweist sich durch seine Inschriften als griechi sches Sprachgebiet.190 Ebenso w ar das pelagonische Siedlungsfeld mit den Bezirken von Kicevo, Prilep und Bitol ebenfalls gräzisiert. Im Bezirk 183 Über die D enkm äler des B ezirkes Ochrid vgl. V ulic I 107— 111. II 57—60. 184 D ie B esiedlung dieser Landschaft reicht in vorgeschichtliche Zeiten zurück. Vgl. oben S. 64 A . 37. 185 D ie lateinische Sprache erscheint nur als R eichssprache auf A m tsinschriften (ein M eilenstein, vier V otivaltäre für den K aiser), die G rabin schriften sind ausnahm slos in der griechischen V olkssprache abgefaßt. 186 Vgl. oben S. 114. 187 D ürfen wir das bei Prokop, lleql icTio/idrtov IV 4 (ed. Haury 117, 16) erwähnte K astell ^/evqoçavog in der Provinz Epirus N ova etw a mit dem heu tigen Dibra gleichsetzen? Vgl. zu dem Namen Dibra auch unten S. 137 A. 51^ 188 F. Babinger, Führer durch Südserbien. Beograd (ca. 1932). S. 16. — Babinger nennt sie ohne nähere Begründung ,,guterhaltene Röm erbrücke”. 189 D ie im G ebiet der unteren Radika (M iaci) im V olke verbreiteten sagenhaften Überlieferungen von „römischen und griechischen A ltertüm ern” (Sm iljanic 31) sind natürlich ohne jeden B ew eisw ert. 190 V ulic I 196. — Zwei griechischen Inschriften steh t eine lateinische gegenüber, die sich die stren goffizielle lateinische Form gibt und daher nichts über die w irkliche V olkssprache aussagen kann. 8*


116 von Kicevo191 w urden bei Kicevo ein Diana-Relief, in Oslomeja, und Celopeci griechische Grabinschriften gefunden. Der Bezirk von P rilep 192 ist mit griechischen Inschriften geradezu übersät. Man hat dort auf einem verhältnism äßig kleinen Gebiet mehr als 150 griechische Inschriften gefunden.193 Dieses Gebiet muß zusammen mit dem südlich anschließenden Bezirk von Bitol194 eine blühende griechische K ulturlandschaft gewesen sein. Das nordöstlich davon liegende skopische Siedlungsfeld, das Gebiet am oberen V ardar und seinen Nebenflüssen,195 wird durch die lateinisch-griechische Sprachgrenze durchquert. Der größere südöstliche Teil, die heutigen Bezirke Veles,198 Stip,197 G radsko,19S K avadar,199 K ratovo200 und Kumanovo,201 war griechisch (Provinz M acedonia). D er kleinere nordwestliche Teil, die heutigen Bezirke von Skoplje202 und Kacanik,203 gehörte zum lateinischen Sprach gebiet (Provinz Moesia superior). In d en n ö rd lic h u n d w estlich an sch ließ en d en altserbisch en B eck en lan d sch aften is t die R om anisierung ebenfalls d u rch z a h l reiche latein isch e In sch riften, d u rch S traß en , R uinen u n d B erg b a u sp u re n aus rö m isch er Z eit erw iesen.204 Von h ier aus erschloß die w ichtige S tra ß e U lp ia n a — Lissus auch das b en ach b arte D rin191 V ulic I 79 f. 192 V ulic I 140— 191. II 65— 68. 193 L ateinische Inschriften fehlen gänzlich, nur eine einzige ist zw ei sprachig (V ulic I 178) und zwar, w as bezeichnend ist, die Grabinschrift eines ,.m iles cohortis H ispaniensis", errichtet von seinem testam entarischen F rei gelassenen. 194 V ulic I 12—24. II 9— 15. — L ateinisch ist d ie Inschrift eines eques (I 12) und eines L egionssoldaten (II, 13). 195 Zur Siedlungsgeographie d ieses G ebietes vgl. jetzt Fr. Papenhusen, Das Vardar gebiet. Ein Beitrag zur L andeskunde Mazedoniens. D resden 1931... 196 V ulic I 25— 40. II 17— 20. 197 V ulic I 227 f. 198 V ulic I 44— 48. II 22— 28. 199 V ulic I 60— 76. II 32— 41. 200 V ulic I 85 f. II 46. 201 V ulic I 86 f. II 47— 49. 202 D ie Inschriften bei V ulic I 201— 216. II 73— 75 sind mit w enigen A usnahm en (I. 205 f. 210. 214) lateinisch. 203 V ulic I 77 f. — Dadurch w ird auch die Romanisierung des P olog (T etovopolje) erw iesen. — S eliscev, P o lo g geht bei der kurzen Behandlung der slavischen Landnahme (S. 73 f.) gar nicht auf die vorslavischen B esied lungsverhältnisse ein. 204 V ulic I 133— 135 (Bezirk von Prizrend); I 53 (Bezirk von D jak ova); I 112— 116. II 61 (Bezirk von Pec) ; I 192— 195 (Bezirk von P ristina); I 89— 95_. II 51 (Bezirk von M itrovica). Vgl. auch B uday 72— 108.


117 B erg lan d dem E in fluß d e r R om anisierun g.205 E benso w a r d e r S and schak N o v ip azar röm isches K u ltu rg eb iet.206 Die latein isch en In sch riften reichen h ie r von dem B ezirk von N o v ip azar207 ü b er d as G ebiet von P rije p o lje 208 bis in d a s G eb iet von P le v lje .209 Von hier aus ist die röm ische S iedlung im T ale des Lim sogar bis in das G e b ie t d e r n o rd a lb a n isc h en A lp e n vo rg ed ru n g en .210 N ach N o rd en fin d et d an n d as röm ische K u ltu rg eb iet seine F o rtse tz u n g in dem B ergw erksgebiet des D rin a -T a le s,211 n ach S üdw esten, n u r d u rch den dazw ischen liegenden siedlun gsfeind lich en G ebirgszug d e r L jubicna B rd a getren n t, in dem N a re n ta -T a l,212 w om it b ereits die röm ische K u ltu rzo n e an d e r A d ria beginnt. So schließen sich die röm isch-griechischen K u ltu rla n d sc h a f ten zu einem R ing um d en M ati-G au zusam m en: d as sü d d a lm a ti sche K üstengebiet, d as S k u tari-B eck en , die n ied eralb an isch e K üstenebene, das Shkum bi-T al, d a s d essaretisch e, pelagonische u n d skopische S ied lu ng sfeld, die altserb isch en B ec k e n lan d sch a f te n (K osovopolje, M etohija, S an d sch ak N ov ip azar), das D rinB erg lan d u n d d as n o rd alb an isch e A lpengebiet. E s bleibt n u r d e r M ati-G au als M itte lp u n k t des L ebensrau 205 V gl. oben S. 105— 110. 2 06 Vgl, zusam m enfassend: C. P atsch in: W iss. M itt. 4 (1896) 274— 295. .Dazu N achträge in: W iss. M itt. 8 (1902) 115— 121. 207 V ulic I 105. II 56. 208 V ulic I 136— 139. 209 V ulic I 118— 122. 810 A n der S te lle d es heutigen Städtchens P lav im oberen L im -Tal ist -eine röm ische N iederlassung nachgew iesen. Vgl. Ippen, N o rd w e stl. A lb . 28. Jovicevic, P la vsk o -G u s . obla st 405 f. erwähnt ohne nähere Zeitangabe einige G rabsteine, die v ielleich t in röm ische Zeit gehören. — N ach einer volkstüm lichen Ü berlieferung so ll das G ebiet von P lav in ältester V orzeit von „P agani” bewohnt gew esen sein. V gl. Durham, High A lban ia 148. — Über d ie leich te V erkehrszugänglichkeit dieser L andschaft vgl. oben S. 87 f. 211 V gl. darüber: W . Radim sky, Generalbericht über die bisherigen A u s grabungen d e r römischen S t a d t Domavia in Gradina bei Srebrenica: W iss. M itt. 1 (1893) 218— 253. Patsch, Domavia. In: P au ly-W issow a V (Stuttgart 1905) Sp. 1294— 1296 (s. v.). Ders. in: W iss. M itt. 5 (1897) 238 f. Ders., Zur Geschichte von Syrm ium: Strena B uliciana. Com m entationes gratulatoriae F rancisco B ulic . . . o b la ta e . . . Zagrabiae 1924. S. 230—’2 32. E inige unbekannte D enkm äler veröffentlichte jüngst D. Sergej evskij, R im ska gr obija na Drini (neizdani spom enici): G lasnik Zem aljskog M uzeja 46 (1934) 19— 41. 212 Patsch, Narona. D ers., Herzegowina. E ine K arte der röm ischen O rt schaften im N arenta-T al gibt C. P atsch in: W iss. M itt. 12 (1912), Taf. XI. ’V gl. auch d ie K arten bei Patsch, Siedlungsdichte und bei Ph. B allif, Römische 'Strassen in Bosnien und d e r Hercegovina. I. W ien 1893.


118 mes der U ralbaner übrig, wo überhaupt keine Spuren römischen K ultureinflusses nachgewiesen w erden können.213 9. Der Mati-Gau als M ittelpunkt des uralbanischen Lebensraumes.

D ie Vorfahren des heutigen albanischen Volkes können demnach in römisch-frühby* z a n t i n i s c h e r Z e i t n u r im M a t i - G a u d e n Mi t telpunkt ihres Lebens raumes gehabt haben. A lle anderen Landschaften des in B etracht kommenden Gebietes von N ordalbanien und A ltserbien w aren längst rom anisiert. Nur in diesem von außen fast unzugänglichen214 Bergkanton sind bis her w eder lateinische O rtsnam enrelikte noch römische Siedlungs spuren nachgewiesen worden. W eiterer Beweise bedarf es an und für sich nicht. Es läß t sich aber noch nachweisen, daß der M ati-Gau in römisch-byzan tinischer Zeit t a t s ä c h l i c h nicht unterw orfen und in die rö mische Provinzeinteilung eingegliedert war. Die Römer haben es für notwendig gehalten, auf der Schwelle von Ungrej, die das natürliche A usfallstor des M ati-Gaues gegen die Ebene von Sku tari bildet,215 ein starkes K astell216 anzulegen, das in A nbetracht seiner Lage nur den Zweck gehabt haben kann, die Ebene von Skutari gegen Raubzüge aus dem M ati-G au zu sichern.217 W ir müs sen daraus schließen, daß der M ati-Gau außerhalb des römisch frühbyzantinischen H errschaftsbereiches blieb.218 Dasselbe beweist 213 Obwohl d ieses G ebiet von Hahn, Jastrebov, Steinm etz, L ouis und M arkgraf (vgl. unten S. 184. 187. 188. 192) ebenso gut erforscht ist w ie das D rin-B ergland oder das nordalbanische A lpengebiet. — Suff lay, S tä d t e 18 führt als Spuren des byzantinischen K astellsystem s im M ati-G au die Ruinen von Brara (vgl. darüber Hahn, R eise I 7) und Skurtesha (vgl. darüber Hahn, Alb. Stu dien I 120 f.) an. D iese A ngabe beruht auf einem Irrtum. B eide Orte liegen nicht im M ati-G au, sondern in dem w estlich vorgelagerten H ügelland1 von Kruja und Tirana. 214 Vgl. oben S. 88. 215 V gl. oben S. 88. 210 Über spätröm isch-frühbyzantinische K a stelle im allgem einen vgl.. Praschniker u. Schober 50— 57. Suff lay, S t ä d t e 17 f. 217 V gl. oben S. 107. D ie A nnahm e solcher Raubfahrten der Albaner in das rom anisierte G ebiet w ird bestätigt durch das Lehnwort alb. pron < lat. praedare. V gl. oben S. 80 A . 20. 218 B uday 94 f. berichtet von einer G rabenlinie bei Kjar (in der Mittezw ischen D jakova und Vau S p as), die v ielleich t der Überrest einer lim es artigen röm ischen B efestigung sei. W enn d iese Verm utung durch die w eitere Forschung bestätigt w erden sollte, so w äre damit ein w eiterer B ew eis g e lie


119 eine Ptolem aios-K arte in dem cod. Urbinas (11. J h .).'19 In dieser K arte verläuft die G renze der vordiokletianischen Provinzen D al m atia und M acedonia von Lissus aus unm ittelbar am Süd rand des D rin-B erglandes entlang in gerader Linie zur Sar-Planina (Scardus). D er M ati-Gau, der n ur von dieser N ordw estseite aus den Z utritt möglich macht, blieb also außerhalb des Provinz gebietes, politisch ein Niem andsland, eine fast unzugängliche Insel inm itten der römischen K ulturw elt.220 fert, daß die Römer hier im tiefsten Innern d es R eiches V erteidigungsanlagen schaffen m ußten zum Schutze des K ulturlandes gegen die raublustigen ur albanischen H irtenkrieger. 219 M it E rläuterungen veröffen tlich t von N opcsa, Geogr. u. Geol. 652 f. Vgl. dazu L. J elic, D as ä lte ste kartographische D e n k m a l über die römische P rovin z Dalmatien: W iss. M itt. 7 (1900) 167— 214. O. Cuntz, Die Geographie des Ptolemaeus. Galliae, Germania, Raetia, N oric um t Pannoniae, lllyr icu m , Italia. Handschriften, T e x t und Untersuchung. B erlin 1923. S. 16— 28. — U m stritten ist es, ob d ie K arten von P tolem aios selb st oder v ielleich t von einem späteren R edaktor (vielleich t A gathodaim on) stammen. V gl. darüber die L ite raturzusam m enstellung bei Cuntz a. a. O. 20 A . 3. Daß die Entstehung der Karten jed en fa lls noch in spätantike Zeit (spätestens in das 6. Jh.) gehört, kann als sicher betrachtet w erden. D ie Ü berlieferungsgeschichte der illu strier ten K odexliteratur in B yzanz zeigt m. W. kein B eisp iel der N euillustrierung von antikprofanen W erken. — Über die Erwähnung von 'AhßavoL und AXßavöTtoXic, bei P tolem aios vgl. unten S. 175 f. 220 Es muß hier ein E inw and besprochen werden, der voraussichtlich gegen die hier vertretene A nschauung erhoben w erden wird. D agegen daß d ie U ralbaner in vorslavischer Zeit schon auf dem G ebiete de«s h eutigen N ord albanien gelebt hätten, w urde eingew andt, die erh alten en latein isch en und vorlateinischen Ö rtlichkeitsnam en d ieses G ebietes hätten nicht die albanische, sondern die altd alm atisch e oder slavische L autentw icklung m itgem acht (W ei gand, A lban er 231— 233, 238— 243; vgl. auch oben S. 89 A. 46). W enn N ied er albanien und das D rin-B ergland tatsächlich zum altd alm atisch en Sprachgebiet gehörten, w ie die L autgestalt der in diesen L andschaften erhaltenen la te in i schen Ö rtlichkeitsnam en zu zeigen scheint, dann w äre bei der unm ittelbaren räum lichen N achbarschaft des M ati-G aues zu erwarten, daß das U ralbanische dieselbe L autentw icklung m itgem acht hätte w ie das A ltdalm atische, umsomehr als gerade der einzige bequem e W eg in den M ati-G au von dem SkutariB ecken aus über die S ch w elle von Ungrej führt (vgl. oben S. 88). A ber dieser Einwand ruht auf schw ankenden G rundlagen, da wir über d ie H eraus bildung der altdalm atischen M undart und ihr V erbreitungsgebiet noch nicht die für solche R ü ckschlüsse erforderliche K larheit haben (vgl. über diese Fragen einstw eilen: B artoli I 267— 308. D ensusianu 232 f. M eyer-Lübke, R u -, mänisch 15— 20. 36— 39. P. Skok, P o ja v e vulgarnolatinskoga j e z ik a na natpisima rimske pro vincije Dalm acije. Zagreb 1915. E inzelne w ichtige B em er kungen auch bei W eigand, A lb an e r und Jokl, Balkanlat. Stu dien ). Solan ge aber über d iese G rundfragen überhaupt noch k eine K larheit besteht, kann die gesam te obige Bew eisführung, die auf verschiedenen W egen und mit verschie-


120

\

Di© Landschaft, die dem nach in uralbanischer Zeit als Le bensraum des albanischen Volkstums erscheint, ist im w esent lichen das Viereck zwischen der nie der albanischen Küstenebene, dem Shkumbi-Tal, dem Tal des Schwarzen D rin und dem Tal des vereinigten Drin. D urch die Bodengestaltung ist diese Landschaft wohl das unzugänglichste Gebiet der ganzen Balkanhalbinsel, so recht geschaffen zum W ohnsitz eines freiheitsliebenden Volkes. A ls das eigentliche R eliktgebiet können wir, wie oben dargelegt wurde, m i t S i c h e r h e i t nur den M ati-G au betrachten. Die uralbanischen W anderhirten w erden sich darauf freilich nicht be schränkt haben, sondern auch in die N achbarlandschaf ten ausge schw ärm t sein. Im W inter trieben sie ihre H erden in ihre W inter dörfer in den rom anisierten T älern und Ebenen,221 vor allem wohl nach Niederalbanien. Vielleicht haben sie zur W interw eide auch die Landschaften A ltserbiens und des Schwarzen D rin aufge sucht.222 Zur Sommerweide w erden sie auch die Almregion der nordalbanischen A lpen und des D rin-Berglandes (Stammesgebiete Dukagjin und M erdita) benutzt haben. D as Hochgebirgsgebiet Inneralbaniens,223 wo sich die U ralba ner als Sprachinsel inm itten der allgem einen Rom anisierung zum selbständigen Volkstum herausgebildet haben, bildet einen schrof fen Gegensatz zu N iederalbanien, das aus Aufschüttungsebenen und H ügelketten besteht. Es beginnt im N orden m it den n o rd albanischen Alpen, einer langen Reihe m ächtiger K alkklötze von 2000 bis 2600 m Höhe, die den U nterlauf des D rin begleiten. Süddencn B ew eism itteln den M ati-G au als K erngebiet d es uralbanischen L ebens raum es nachw eist, durch diesen etw a m öglichen E inw and nicht ernsthaft er sch ü ttert werden- N. J o k l (W ien), dem über d iese verw ickelten sprachgeschich tlichen F ragen sicherlich das berufenste U rteil zusteht, stim m t mir b rief lich darin bei, daß dieser Einw and, den ich mir selbst mache, keine w irkliche S chw ierigk eit für d ie hier vertretene A nsicht d arstelle. 221 Zwei albanische W örter für W interlager sin d lateinischen Ursprungs, ein anderes erw eist sich a ls L ehnübersetzung aus dem Lateinischen. Vgl. oben S. 78 A . 10. 222 Über einen Ortsnam en, der v ielleich t so gedeu tet w erden kann, vgl. oben S. 92 A. 69. 223 Zur L andeskunde A lb an ien s vgl. Barbarich, A lm agià, Bourcart, M ark graf, Alb anien und vor a llem Louis, N opcsa, Geogr. u. Geol. und B aldacci, L ’Albania. Zur G eologie vgl. E. N ow ack, G eo logisch e K a r t e von Albanien, M a ß stab 1 :200.000. Salzburg 1929. D ers., Beiträge zur Geologie von Albanien. Stuttgart 1926. N opcsa, Geogr. u. Geol. J. Bourcart, Observations nouvelles sur la tectonique d e l ’A lbanie moyenne: B u lletin de la so ciété géologique de France IV. Serie, 4 (1925) 391— 428. — D as m aßgebende K artenw erk ist jetzt d ie L ouis'sche Karte.


121 lieh von den nordalbanischen Alpen beginnt mit den Landschaften Cukali, Dukagjin und M erdita ein langer nordsüdlich gestreckter Streifen Landes von sehr verwickeltem geologischen Bau und sehr verschiedenen Oberflächenformen. D aran schließt sich nach Süden der M ati-Gau,224 eine gewaltige natürliche Festung, nach allen Seiten von mächtigen Gebirgswällen umgeben und gegen die Außenwelt abgeschlossen. Hohe M ittelgebirge und Hochgebirge, getrennt durch Furchen tieferen Landes, umgeben diese B ergland schaft im Norden, Osten und Süden als W asserscheide gegen Drin und Shkumbi. Im Süden bildet der mächtige Gebirgsstock der Çermenika eine schwer übersteigbare G renze gegen das Shkumbi-Tal. Im Osten sperren eine Reihe ähnlicher Gebirgsstöcke (Mnela-Gebirge, M al-i-Shenjit, Kunora, De ja, M al-i-Alamanit, Mal-i-Lopës) wie eine M auer den M ati-G au vom Talgebiet des Schwarzen Drin ab. Im N orden sind die schwer zugänglichen Gebirgslandschaften des Drin-Berglandes vorgelagert. Im W esten erhebt sich ein dreifacher steiler Gebirgswall gegen die nieder albanische Küstenebene: K ruja-K ette, Skanderbeg-Gebirge und ein dahinterliegender Streifen größerer Erhebungen. E r ist für den V erkehr fast unübersteigbar und schließt den M ati-G au vollstän dig von der niederalbanischen Küstenebene ab. Der M ati-Fluß, der mit seinen Nebenflüssen Fandi und U raka diese Berglandschaft entwässert, hat sich durch den Gebirgswall einen Durchbruch ge sägt, der so enge ist, daß er keinen P latz für eine S traße hat. Der Weg in dem weniger engen Fandi-T al muß auf einer kurzen Strecke neunmal den Fluß durchfurten. Diese Gebirgszüge am W estrande des M ati-Beckens sind ,,ein fast unbew ohnter vielfacher W all zwischen dem dichter bevölkerten Niederalbanien und der ebenfalls stärker besiedelten M atja-F urche“.225 N ur ein einziger langwieriger und mühseliger Saumweg (Tirana—Dibra) führt heute darüber. W eniger beschwerliche Möglichkeiten des V erkehrs mit der A ußenw elt bieten sich nur nach Nordw esten über die Schwelle von Ungrej durch das G jadri-T al in die Skutari-Ebene und nach Osten über den Paß Qafa-e-Bulçizës in das Tal des Schwarzen Drin. N ur auf diesen beiden W egen ist eine engere Be rührung mit frem den Kultureinflüssen möglich.226 4

, 224 Über das M ati-B ecken und sein e R andlandschaften, vgl. Hahn, Reise I 16— 17. Jastrebov 226— 234. Steinm etz, A dria . B aldacci, Itinerari 476— 478. Louis 126— 132. Markgraf, A lbanien 123— 158. 285 Louis 130. 128 Vom O sten her führen außerdem einige beschw erliche Saum w ege m 'den M ati-Gau. Vgl. L ouis 137. Vom W esten aus gibt es nur zw ei ebenfalls


122 Die fast hermetische Abgeschlossenheit dieses Bergkantons macht es verständlich, daß er immer wieder das nationale W ider standszentrum des Albanertum s gegen fremde Einflüsse gebildet hat. Zur Zeit des ersten geschichtlichen A uftretens des ajbanischen Volkes (11— 13. Jh.) w ar der M ati-Gau das Kernstück des albanischen Siedlungsraumes. Im hellen Licht der Geschichte zeigt dann der M ati-Gau zum ersten Male seine natürliche Be stimmung als nationales W iderstandszentrum im 15. Jh., als hier hinter den schützenden Gebirgswällen der N ationalheld SkanderI beg227 den türkischen E roberern den letzten verzweifelten W ider stand leistete, nachdem bereits alle albanischen Fürstentüm er von den Türken unterworfen waren.228 So zeigte der M ati-Gau in der Geschichte auf G rund seiner natürlichen Abgeschlossenheit alle Eigenschaften eines Reliktgebietes. Das Mati-Becken hat die Form einer großen langgestreckten Talm ulde in etwa 200—400 m Meereshöhe, die einen für albani sche Verhältnisse außerordentlich großen Siedlungsraum (mit heute 24.000229 Einwohnern) bietet. Das F lußtal ist in ihr etwa 200 m tief eingeschnitten. Durch die zahlreichen Nebenbäche ist die ganze Flußm ulde in einzelne Riedel zerschnitten. Die vorherr schende Siedlungsform ist das fast stets befestigte Einzelgehöft, darunter zahlreiche burgartige Adelssitze. Noch vor wenigen J a h r zehnten herrschten dort ganz feudale Zustände und noch heute ist der M ati-Gau eine Hochburg des albanischen Adels. Dörfer sind selten und klein, Städte gibt es überhaupt nicht. Der notwen dige M arkt wird wöchentlich an der M ati-F urt bei Klos-i-poshtmë (Unter-Klos) abgehalten, die von allen Seiten am besten zugäng lich ist. Klima und Pflanzendecke Inneralbaniens230 zeigen eine besehr beschw erliche W ege: der eine durch das Durchbruchstal des Mati, der andere von Tirana aus über die R andgebirge (der sog. „D ibra-W eg”). 227 Vgl. über ihn jetzt vor allem Gegaj. 228 Es ist bezeichnend, daß auch A chm ed Zogu, der König des neuen Albanien, aus dem M ati-B ecken stammte. 220 So nach Seiner 108. Jastrebov 232 sch ätzte allein die männliche B e völkerung auf etw a 25.000 Seelen. 230 Über K lim a und P flan zen d eck e A lbaniens vgl. je tz t vor allem die große zusam m enfassende D arstellung von Markgraf, Pflanzengeogr. Ders., Pflanzen aus Albanien. W ien 1928 ( = D enkschriften d. Ak. d. W iss. W ien, M ath.-naturw. Kl. 102). D aneben sind noch heranzuziehen: Barbarich 109— 125 (mit K arten), Baldacci, L ’Albania 112— 125. Ders., Die pflanzengeographische K a rte von Mittelalbanien und Epeiros: Peterm anns M itteilungen aus Justus Perthes G eographischer A n stalt 43 (1897) 163— 170. 179— 183. Ders., Sülle


123

m erkensw ert vielfältige Abstufung nach H öhenschichten. Dem Gegensatz von Nieder- und Inneralbanien entsprechen zwei völlig, verschiedene Klima- und Pflanzenzzonen. In Niederalbanien herrscht das M ittelm eerklim a mit seinem ausgesprochenen Gegensatz zwi schen einem beständigen, heiteren, warmen, trockenen Sommer und einer sehr unbeständigen regenreichen W itterung im W inter. Das Klima des inneralbanischen Berglandes zeit dagegen bereits, stark kontinentale Züge. Die Sommer sind nicht m ehr regenlos. W ährend in Südalbanien und Epeiros sich beide Klimagebiete ganz scharf von einander abheben, äußern sich in N ordalbanien die kontinentalen Einflüsse in Klima und Pflanzendecke nur m it telbar und stufenweise. Man kann dort vier große Höhenzonen unterscheiden. Das M i t t e l m e e r k l i m a , dessen bezeichnende Holzgewächse Olive, Macchien (immergrüne Hartlaubgewächse) und Shibljak (Dornhecken) sind (M acchien-Shibljak-Zone), herrscht im allgemeinen bis zu 600 m Meereshöhe, beschränkt sich daher in der H auptsache auf die Küstenebene und das H ügel land. In der Talfurche des Mati reicht die M acchien-ShibljakZone jedoch tief hinein in das Mati-Becken. Wo die Macchie nicht mehr fortkommt, in der Höhe über ihr, aber auch an weniger ge schützten Stellen neben ihr, stellt sich T r o c k e n w a l d ein : Eichenwälder, K arstw älder, M ischlaubwald und Stauden und Schwarzkiefernw älder, unterbrochen durch Staudenfluren und Wiesen. Damit sind die Flanken des Hügellandes und die un te ren Hänge der höheren Gebirge bekleidet. In größerer Höhe (900 * — 1000 m) beginnt die Zone der f e u c h t i g k e i t s l i e b e n d e n W ä l d e r . Auf K alkuntergrund herrschen üppige Rotbuchenund N adelw älder vor, stellenweise unterbrochen durch H ochstau denfluren und saftige Berg wiesen, die wohl meist durch Rodung entstanden sind (W olkenw aldstufe). Über der oberen Baumgrenze, die zwischen 1500 und 2000 m schwankt, liegt die b a u m l o s e M a t t e n z o n e . Ü ber dem W olkenwald breiten sich saftige A lpenm atten in dichtgeschlossenem Rasen aus, den ganzen Som mer über grün, sie wachsen auf oft m ächtigen Schichten von schwarzbraunem Alpenhumus, manchmal unterbrochen durch edaphisch bedingte Schutt- und Felsfluren (M itteleuropäischeM attenstufe). foreste nistero W. B. S tu d y.

del Montenegro, d ell'Albania e d e l l ’Epiro: B olletin o u fficia le del mid’agricoltura, d ’industria e di commercio N. S. 3 (1904) V, 347— 354. Turrill, The P lant-life of the Balkan Peninsula. A P h y th o -geo g r a p h i c a l O xford 1929.


124 Ackerbau und H ausw irtschaft sind dort über die Zustände •einer primitiven W irtschaftstufe auch heute noch nicht hinausge kommen. Zahlreiche G eräte und W erkzeuge sind den A lbanern durch die Römer231 bekannt geworden, einige auch durch die Sla ven232 im Frühm ittelalter. Seit der Römerzeit ist kein wesentlicher F ortschritt mehr zu nennen. Ein Holzpflug, vielfach mit einer Eisenspitze versehen, der den Boden gerade aufritzt, wird noch heute allgemein zur Feldbestellung verwandt. Daneben ist die Hacke das wichtigste Arbeitswerkzeug. M ancherorts wird Düngung durch Schaftrieb angewandt. Im allgemeinen wird der Ackerbau in Verbindung mit der Viehzucht betrieben. Als ausschließliche W irtschaftsform kommt er in einzelnen kleinen Gebieten vor, die besonders fruchtbar sind. Eine nennensw erte Erw eiterung der K ulturlandschaft ist in diesem Gebiete seit römischer Zeit nicht erfolgt.233 Die primitive R odetätigkeit der Slaven scheint sich in der H auptsache auf die niederalbanische . Küstenebene und die F lußtäler beschränkt zu haben, ohne daß es ihnen gelungen ist, ihre Siedlungen in den oberen W aldgürtel des Berglandes vorzuschieben.234 In der Höhen region der Gebirge wurde von den albanischen und aromunischen H irten dem W ald manches kleine Gebiet durch Rodung für W ei dezwecke abgewonnen.235

231 Über die Sachentlehnungen von den Römern vgl. Nopcsa, Albanien 237 und oben S. 80. 232 Über Sachentlehnungen von den Slaven vgl. unten S. 138— 141. 233 A uf Rodung in röm ischer Zeit w eist die Tatsache, daß zu Beginn der R öm erherrschaft das W aldgebiet größere A usdehnung hatte als heute. Vgl. V eith 76 f. In die K ulturlandschaft des Skutari-B eckens scheint nach dem Zusammenbruch der R öm erherrschaft der W ald vorgedrungen und erst durch die R odungstätigkeit albanischer S ied ler w ieder zurückgedrängt w or d en zu sein. Vgl, N opcsa, Geogr. u. Geol. 515. B izzi berichtet im J. 1610, daß ein großer T eil der Ebene von K ruja vor kurzem durch W aldrodung freige legt wurde (B izzi 104). Hahn, A lb . Stu dien I 90 berichtet, daß zu seiner Zeit die m ächtigen E ichenw älder zw ischen Ishmi und M ati für Schiffbau- und andere N utzhölzer raubbaumäßig abgeholzt wurden. Über die dortigen R o dungslücken vgl. auch Louis 55 f. 234 V gl. unten S. 147. i 23 5 Vgl, Nopcsa, Sala i . K le m e n ti 23. E. Liebert, A u s dem nordalbani s ch e n Hochgebirge. Sarajevo 1909. S. 55. Jokl, Ortsnamenkunde 188.


VI. Die frühalbanische Zeit (etwa 600— 1018). (Dazu K arte II.) 1. M ethode der Untersuchung.

Die obigen Untersuchungen haben gezeigt, daß der M ittelpunkt des uralbanischen Lebensraum es in röm isch-frühbyzantini scher Zeit der M ati-G au war. Auch für die Zeit vom ersten ge schichtlichen A uftreten der A lbaner im 11. Jh. bis heute läß t sich zeigen, daß der M ittelpunkt des albanischen Lebensraum es das nordalbanische Bergland w ar.1 Es erhebt sich die Frage, ob diese Landschaften auch in der Zeit des Frühm ittelalters, also in dem halben Jah rtau send nach der slavischen Landnahm e (7— 11. J h .)r der Lebensraum des frühalbanischen Volkstums gewesen sind. Es kann dies nicht ohne weiteres als gesichert gelten. Viel mehr scheint die Tatsache, daß die A lbaner in der zweiten H älfte des 11. Jhs. mit einem M ale ganz unverm ittelt als ein starkes, Volk erscheinen und sogar in den nächsten Jah rh u n d erten mit einer gewaltigen S toßkraft in die Schicksale der N achbarland schaften eingreifen, gegen diese Annahme zu sprechen. Dazu kommt, daß die Geschichtschreiber des Frühm ittelalters, unter ihnen auch Konstantinos VII. Porphyrogennetos, der über die en t legensten Völker N achrichten bringt, von dem Vorhandensein eines albanischen Volkes im H erzen der Balkanhalbinsel in jener Zeit nichts wissen. D aher muß die Frage nach dem Lebensraum für die frühalbanische Zeit ebenso eingehend geprüft werden. Es muß versucht werden, den Lebensraum des frühalbanischen Volks tums in diesen fünf dunklen Jahrhunderten festzustellen. Bei dem Fehlen einer literarischen Überlieferung kann diese Frage nur auf G rund der „Ü berreste” beantw ortet werden. Sprache und O rts1 Vgl. unten d ie A usführungen über die N achrichten über das erste A u f treten der A lbaner im Lichte der G eschichte (unten S. 160— 173).


126 tnam en geben w ichtige H inw eise.2 D azu kom m t die B etrach tu n g d e r politischen u n d kirchlichen T e rrito ria lv erh ältn isse.

2. Die slavische Landnahme.

Schon in der ersten H älfte des 6. Jhs. waren einzelne Slavenschwärme in das Gebiet des inneren Balkans eingebrochen und h atten sich dort niedergelassen. Im J. 548 drangen die Slaven bis in die Nähe von Dyrrachion vor. E rst zu Anfang des 7. Jhs., unter ■der Regierung des unfähigen Kaisers Phokas (602—610) vollzog : sich dann die eigentliche slavische Landnahme.3 Nunmehr kamen ganze slavische Volksmassen in das Land, politisch organisiert und geführt von dem Herrenvolk der türkischen A varén.4 Mit den 2 D ie A rchäologie vermag in der Erforschung der slavischen Zeit nicht w eiter zu führen. D ie altslavisch e Kultur ist bei den Südslaven w ie bei den W estsla ven und O stslaven eine H olzkultur. B odenfunde sind daher nicht • gemacht worden und auch nicht zu erwarten. D ie volks- und siedlungskundlich e Forschung ist trotz der hervorragenden A rbeiten von Haberlandt, Nopcsa und Jovicevic (vgl. oben S. 14 f.) noch nicht sow eit, daß man auf volkskund liche Tatsachen siedlungsgeschichtliche Schlüsse aufbauen könnte. 3 Über die slavische Landnahme auf der B alkanhalbinsel vgl. allgem ein: Drinov, Zaselenie. N ied erle II 174— 326. H. G eizer, Die Genesis der b y z a n t i nischen Themenverfassung. L eipzig 1899. S. 42— 64. Stanojevic, Viz. i Srbi I 133— 242. Zlatarski, Ist., I 1, 7— 19. Jirecek, Romanen I 21— 36. Ders., Gesch. d. Serben I 62— 109. Sisic, Geschichte 49— 60. Ders., P ovije st 203— 296. Dvornik, Slaves 1— 19. L. Hauptmann, Les ra p p o rts des B yza ntins avec les Slaves e t les A v a re s pendant la seconde moitié du V I e siècle: B yzantion 4 (1927— 1928) 137— 170. N. Jorga, Époque et caractère de Vétablissement des Slaves dans la Péninsule d e s Balcans: R evue H istorique du S ud-E st Européen 7 (1930) 1— 17. N. S. Derzavin, Slavjane i Vizantija v VI. v.: Jazyk i literatura ' (Leningrad) 6 (1930) 5— 47. E nsslin, Slaveneinfälle. In: P auly-W issow a II, 3 (Stuttgart 1929) Sp. 697— 706. V. Corovic, Is torija Jugoslavije. Beograd 1933. S. 3— 30. Skok, D olazak 74— 155. G iurescu I 210— 249. 4 N achdem die Anschauung, daß die Slaven ihre politische Organisation den avarischen Zwingherren verdanken und daß die slavische Landnahme nur durch die p olitische Führung des avarischen H errenvolkes erklärlich ist, durch die unm ethodischen B ew eisversuche von J. P eisker lange Zeit in Verruf ge raten war (vgl. die vernichtende Kritik von A . D opsch, Die ältere S o z i a lund Wirtschaftsverfassung d e r Alpenslaven. W eim ar 1909), drängen die neue ren Forschungsergebnisse der A rch äologie und der Sprachw issenschaft immer stärker w ieder zu dieser Annahme. V gl. darüber zuletzt: Skok, Dola zak 74— 80, 111 f. Ders., Juzni Sloveni i turski narodi: Jugoslovenski istoriski casop is 2 (1936) 1— 15. G. R. D avidson, Archaeological evidence for a Slavic invasion of Corinth: A m erican Journal of A rchaeology 40 (1936) 128 f. (Grabbeigaben im avarischen K eszth ely -S til). — A uf diese avarische H errenschicht geht wohl auch der berühmte albanische Schatzfund aus dem »Kreise der avarischen


127 anderen binnenländischen Provinzen fiel auch das tiefere B innen land des heutigen N ordalbanien dem Slaveneinbruch zum O pfer.5 Um die Jahrhundertw ende erloschen zahlreiche Bistümer. B ald nach 602 erlag die blühende S tadt Doclea dem A nsturm der B ar baren.6 Das umliegende Land verödete.7 A ber das wichtige K üsten gebiet der Provinzen Praevalis und Epirus Nova, das die V erbin dung zur A dria und nach Italien beherrschte, konnte durch starke oströmische S treitkräfte zu W asser und zu Lande gegen den A nsturm der Slaven behauptet werden. Als die slavische F lut dann im Laufe des 7. Jhs. abebbte, da kristallisierte sich aus den Trüm m ern der früheren Provinzen Praevalis und Epirus Nova das neue oströmische Them a (W ehrkreis) Dyrrachion, das den verbliebenen Rest Albaniens, das oströmische Reichsalbanien, um faßte.8 K eszthely-K ultur zurück (zuerst behandelt von J. Strzygow ski, Altai-Iran und Völkerwanderung. Zier geschichtliche Untersuchungen über den Ein tritt d e r W ander- und N o r d v ö lk e r in die Treibhäuser geistigen Lebens. A n k n ü p fe n d an einen Schatz fund in Albanien. L eipzig 1917). Für die spätere Zeit w eisen verschiedene A nzeichen darauf hin, daß in N ordalbanien irgend ein türkischer V olk ssp litter gelebt hat, der sich ein stw eilen w eder zeitlich noch sprachlich näher bestim m en läßt. D iese A nzeichen, die G egenstand einer besonderen U ntersuchung w erden müßten, seien hier zusam m engestellt: Der Ortsname Ungrej in M erdita geht zwar seiner sprachlichen Form nach auf Rum änen zurück (Jokl, Ortsnam enkun de 199 f.), könnte aber doch ein en H inw eis auf ungarische Bew ohner enthalten. A uf A nsiedlung von Kum anen in dieser G e gend w eist der Ortsname K o m a n i im D rin-B ergland. Über einen etw aigen Zu sam menhang der L andschaftsbezeichnung Chunavia mit den Kumanen vgl. unten S. 171 A. 53. Es w äre dann doch zu prüfen, ob nicht einige der von Jok l, Magyar. B estan dteile als E ntlehnung aus dem M agyarischen angeführten W ör ter aus einer anderen türkischen Sprache, etwa aus dem K um anischen stam men. In diesem Zusam m enhange muß auch erwähnt w erden, daß das W ort katun „Zeltlager, D orf” nach M iklosich, M eyer und P eisk er auch von V asmer, Studien 28— 30 als türkisches Lehnwort, von Vasm er aus der Sprache eines donaubulgarischen H irtenvolkes, betrachtet wird. 5 Längs der ganzen adriatischen K üste hat sich d ie rom anische B ev ö l kerung und die oström ische H errschaft in einer schm alen W iderstandszone behauptet, die freilich an zahlreichen S tellen durch die slavisch e E inw ande rung durchbrochen wurde. D en Um fang dieser W id erstan d szon e können wir aus den balkanlateinischen Ortsnamen erkennen. Vgl. P. Skok, O rtsn a m en studien zu De administrando imperio des K. Constantinos Porphyrogennetos. Z eitschrift für O rtsnam enforschung 4 (1928) 213— 244. D ers., Dolazak. 6 L. J elic bei Sticotti 212— 214. 7 Nach dem Zusammenbruch der Röm erherrschaft sch ein t der W ald w ie der in die K ulturlandschaft der F usha Shtojt und des P u stop olje vorgedrun\gen zu sein. Vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 515. 8 Sufflay, D yrrachion 274 f. D ie dort gegebene A bgrenzung des oströ-


128 Im Innern dieser oströmischen Provinz konnte die romanisierte Bevölkerung weiterleben. Daher haben sich in N iederalba nien, im Skutari-Becken, im D rin-Berglande und im Randgebiete der nordalbanischen A lpen zahlreiche lateinische Örtlichkeitsna men erhalten.“ Am U nterlauf des Mati hielt sich die rom anisierte Bevölkerung bis wenigstens in das 8. Jh .10 Ein anderer Rest rom anisierter Bevölkerung scheint sich im Drin-Berglande wohl bis in dieselbe Zeit behauptet zu haben.11 Die Slaven drangen jedoch auch in das oströmische Reichsalbanien ein. Eine kurze Zeitlang12 lebten sie mit der rom anisierten Bevölkerung zusammen und über nahmen auf diese W eise die lateinischen Örtlichkeitsnamen. Die zahlreichen Slaven gewannen dann rasch die Oberhand und slavisierten nach und nach das ganze oströmische Reichsalbanien. A ußer der rom anisierten Bevölkerung trafen die eindringen den Slaven in dem Gebiete des heutigen Nordw estalbanien auch die U ralbaner an, von denen sie die wichtigsten Flußnam en ent lehnten.13 3. Politische Territorien.

Einen allgem einen Hinweis auf den frühalbanischen Lebens raum können schon die staatlichen T erritorialverhältnisse auf dem Boden Albaniens geben, also der V erlauf der byzantinischen, der bulgarischen und der serbischen Grenze. W enn es sich erweisen läßt, daß irgendwo in N ordalbanien zwischen den angrenzenden Staatsgebieten — Byzanz, Bulgarien, Dioklitien — ein „Niemands lan d ” seinem eigenen politischen Schicksal überlassen blieb, dann m ischen R eichsalbanien schließt auch den M ati-G au ein. Es muß dies als hypothetisch gelten. 9 V gl. oben S. 89— 92. 10 Jok l, O rts namenkunde 196 hat aus lautgeschichtlichen Erwägungen nachgew iesen, daß der Ortsname P ëdhana ( < p ed a neus) nicht vor 700 n. Chr.. in das A lbanische entlehnt 6ein kann. V gl. auch oben S. 90 A . 48. 11 Schon die gerade hier besonders zahlreichen lateinischen Ö rtlichkeits nam en berechtigen zu dieser Annahm e. D azu kom m en die archäologischen Funde aus der provinzialröm ischen N ekropole Kala ja D alm acës bei Komani im D rin-T ale, die zw ar großenteils in die röm ische K aiserzeit gehören, die aber auch b is in die frühm ittelalterliche Zeit hinabreichen. Vgl. darüber: S. R einach, Une nécropole en Albanie: L'anthropologie 12 (1901) 662— 670.. Degrand 258— 264. Ippen, D e nk m ä le r 16— 22. Nopcsa, Vorgeschichte 200— 204. D ers., Geogr. u. Geol. 122. U golini, L ’antica Albania 21 f. Ders.,A lbania antica I 39— 72. Rey, R é p e rtoire I 51— 54. 12 B ei einem längeren Zusam m enleben w äre anzunehmen, daß mehr la teinische Lehnwörter in das B alkanslavische eingedrungen wären. 13 Jokl, Slaven u. Alb. 287, 627— 629. Vgl. auch unten S. 158.


129 dürfen wir hier mit einer gewissen W ahrscheinlichkeit den M ittel punkt des frühalbanischen Lebensraumes vermuten. G rundsätzlich muß man natürlich mit der Möglichkeit rechnen, daß die F rü h albaner politisch nicht selbständig, sondern einem der N achbar staaten eingegliedert waren. Bei der allgemeinen Slaveneinwanderung zu Ende des 6. und zu Anfang des 7. Jhs. hatte die byzantinische H errschaft nur die Küstengebiete und einzelne W affenplätze in Binnenland behaup ten können. In N ordalbanien hielt sich die Küstenebene, die ihren M ittelpunkt in dem festen Dyrrachion hatte. Mit dem Aufkom men der Themenverfassung w urden die Trüm m er der byzantini schen H errschaft zu dem Thema (W ehrkreis) Dyrrachion ver einigt.14 Dyrrachion w ar unentbehrlich für das Reich als B rücken kopf und Sperrfort an der A dria. Hier lag die Operationsbasis der Reichsflotte in den westlichen Gewässern. Durch das bulga risch gewordene Binnenland von der Landverbindung mit der R eichshauptstadt Konstantinopel abgeschnitten, hatte diese K üsten provinz die m ilitärische Aufgabe, als Sperrfort das Vordringen der bulgarischen M acht an die A dria zu verhindern. Auf die D auer erwies sich dies als unmöglich. Der bulgarische Druck war zu stark. Byzanz gab an einer Stelle nach, die den Preis einer Verteidigung nicht lohnte. Den Bulgaren wurde der Küstenstrich zwischen dem U nterlauf der Vijosa und dem U nterlauf des Se meni, die menschenarme Sumpfeinöde der M yzeqeja überlassen. In dem großen bulgarisch-byzantinischen Friedensschluß von 86315 wurde die Grenzziehung wohl in dieser W eise neu geregelt. Im einzelnen ist uns der Verlauf der neuen Grenze unbe kannt.18 Daß das Binnenland Südalbaniens dam als dem bulgari14 Uber die G eschichte dieses Themas vgl. Jirecek, Handelsstrassen 15— 19. Sufflay, Dyrrachion (die Zeit des ersten bulgarischen R eiches behandelt Suff lay jedoch nur sehr kurz). 15 Fr. Dölger, R egesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565— 1453. I (M ünchen u. B erlin 1924) nr. 461. 16 Nach V. N. Zlatarski, Izv ê stija ta za bulgaritë v chronikata na Simeona Metafrasta i Logoteta. S ofija 1908 S. 70— 79 und Ders., Ist. I 2, 25 f. verlief die neue G renze südlich von K astoria und vom Gram m os-G ebirge nach W esten an den m ittleren Lauf der V ijosa, längs der V ijosa zum A driatischen Meere, dann der K üste entlang b is zur Mündung des Sem eni, den Sem eni aufwärts und über den Kamm des K rabe-Berglandes auf der W asserscheide zw ischen M ati und Schwarzem D rin bis zur serbischen Grenze. D iese A ngaben sind rein hypothetische Verm utungen, die in den Q uellen keine Stütze finden. Für unsere Beweisführung m üssen sie daher ausscheiden. — Daß das Gebiet zw i schen der V ijosa und dem U nterlauf des Sem eni zum bulgarischen S taats gebiet gehörte, wird durch eine in B alshi (M alakastra) aufgefundene griechiA rch . Eur. C .-O .

9


130 sehen Reich zugehörte, geht aus der Geschichte der Christianisie rung dieses Gebietes hervor. Im Ja h re 886 oder 889’7 wurde der hl. Klemens, der nach seiner Vertreibung aus dem großmährischen Reiche am Bulgarenhofe Aufnahme gefunden hatte, von dem Bulgarencaren Boris-Michael zur Missionierung nach Makedonien und Albanien ausgesandt, wohin bisher noch keine Missionare vorge drungen w aren.18 Der S tatth alter Dometa (^oßetaç) wurde ange wiesen, die M issionsarbeit in jeder W eise zu unterstützen,' die Bevölkerung w urde ermahnt, dem Missionar freundlich zu begeg nen. D er Car selbst schenkte dem hl. Klemens in der S tadt Devol im heutigen Südalbanien drei prächtige Häuser, die bisher bulga rischen comités gehört hatten, ferner Erholungsorte in Ochrid und Glavenica.19 Devol w urde Ausgangspunkt der Christianisierung. Car Boris ließ hier eine der sieben bulgarischen K athedralkirchen erbauen. Neben der M issionspredigt widmete sich der hl. Klemens vor allem der Schultätigkeit. In Devol richtete er die drei ersten bulgarischen Schulen ein. W ährend seiner siebenjährigen T ätig keit h atte er gegen 3500 Schüler, die im Lesen und Schreiben der slavischen Sprache unterrichtet und dann zu K lerikern ausgebil det wurden. Diese großzügige M issionstätigkeit im A ufträge des bulgarischen Caren und die Einrichtung einer bulgarischen Schule in Devol machen es sicher, daß Südalbanien von Bulgaren besie delt war, worauf auch die überwiegend slavische Ortsnam enge bung hinweist.20 sehe Säuleninschrift aus dem Jahre 865/6 (6374 der byzantinischen W eltära), also aus der Zeit der M issionierung des G eb ietes unter dem Caren B orisM ichael b estätigt. Vgl. V. N. Zlatarski, N a m eren ija t v Albanijci nadpis S imeto na bülgarskija knjaz Boris-Michaila: Slavia 2 (1923— 1924) 61— 91. A. V aillan t et M. Lascaris, La date d e la conversion des Bulgares: R evue des Études S laves 13 (1933) 5— 15. Lascaris zeigt, daß die Inschrift nichts mit K lem ens von Ochrid zu tun hat, w ie Zlatarski angenom m en hatte. 17 Über die C hronologie vgl. Dvornik, Sla ves 314 A . 4. 18 Über die M issionstätigkeit des hl. K lem ens berichtet die in der uns erhaltenen Form von dem E rzbischof T heophylaktos von A chrida verfaßte Vita des hl. Klem e n s (über die V erfasserfrage vgl, Dvornik, Slaves 312 A. 2), hrsg bei M igne, Patrologia Graeca 126, Sp. 1193— 1240. — U nter der um fangreichen Literatur über die M issionstätigk eit des hl. K lem ens ist vor allem zu nennen: N ovakovic, P r v i osnovi 50— 88. V. T ünickij, Sv. K lim e n t episkop slovenskij. Sergiev Posad 1913. Zlatarski, Ist. I 2, 220— 236. Dvornik, Slaves 312— 318. 10 G lavenica liegt bei dem heutigen D orfe B alshi in der M alakastra, w ie V. N. Zlatarski in: Slavia 2 (1923— 1924) 69— 85 nach m ancherlei Irrwegen der früheren Forschung in überzeugender Beweisführung dargelegt hat. Vgl. dazu jetzt auch: S eliscev, Slavj. nas. 221 f. 20 V gl. dazu unten S. 150.


131 Die folgende Zeit brachte noch eine w eitere Ausdehnung des bulgarischen H errschaftsgebietes nach W esten. Durch den Bulgarencaren Symeon (893— 927) w urden in den Ja h ren 893—896 die m eisten Burgen des Themas Dyrrachion, d arunter vielleicht auch S kutari21 besetzt. D urch die diplom atischen Bemühungen des ge w andten M agistros Leon Choirosphaktes kam Byzanz jedoch bald wieder in den Besitz des ganzen Them as.22 Das Gebiet des SkutariBeckens und die serbischen N achbarlandschaften scheinen freilich weiterhin unter bulgarischer Oberhoheit geblieben zu sein.23 Das zehnte Ja h rh u n d ert brachte keine nennensw erte V erän derung der bulgarisch-byzantinischen M achtsphären. E rst zu Ende des 10. Jhs., kurz vor dem U ntergang des ersten bulgarischen Reiches, griff die bulgarische H errschaft weit nach W esten aus. Der B ulgarencar Samuel (976— 1014) hatte in den Ja h ren 989— 997 sogar die S tadt D yrrachion in seiner Hand, indem er sie als Schwiegersohn des dortigen P riors ( j i q c o t e o j o o v ) 24 Joannes Chryselios (Cursilius toparcha) besetzte. Von da aus drang er sogar bis nach Süddalm atien vor.25 Doch schon bald danach eroberte die Reichsflotte D yrrachion durch V errat zurück.26 21 Skutari w ird unter den eroberten griechischen Städten in den S ä u len inschriften des bulgarischen C arenpalastes (A ul) zu A boba erwähnt, vgl. F. I. U spenskij in: Izvèstija Ru»sskago A rch eologiceskago Instituta v Komstantinop o lë 10 (1905) 10. Es k ön n te damit freilich auch eine Burg 2?KovxdQiov in der N ähe von P h ilip p op el gem eint sein. D iese A nsich t vertritt W . B eschew liew , D ie protobulgarischen Inschriften. Einleitung, T e x t und K om m entar. Sofia 1934. S. 142. 22 B rief des Leon C hoirosphaktes, hrsg. v. I. S ak eilion in: ^jeXxiov rtjg ioroQucfjs ê&voXoyixijs êraïqeiag 1 (1883) 396. Vgl. dazu Zlatarski, Ist. I, 2, 324 £. 23 Jirecek, Gesch. d. Serben I 199 f. — M it dieser vorübergehenden B ulgarenherrschaft in N ordalbanien darf man v ielleich t den Ortsnamen. Bulgëri ,,Bulgarendorf" am M ati-Durchbruch in Zusamm enhang bringen. Vgl. darüber auch unten S. 152. 24 Über den Prior a ls höchsten Träger städ tisch er G ew alt in den S täd ten D alm atiens und A lbanien s vgl. Suff lay, S t ä d t e 50. — D er griechische A u s druck 7tQtoTsva>v hat vielfach eine allgem eine B edeutung, er bezeichnet m anch mal auch den Them engouverneur. 23 Nach dem P resbyter D io clea s nahm er in der Burg Oblik (Obliquus, Oblich) bei Skutari V ladim ir, den serbischen F ürsten von D ioklitien, gefangen (vgl. Jirecek in: T hallóczy, Forschungen I 116 f.), den er m it seiner T ochter K osara verheiratete. A ls M itgift gab er ihr das G ebiet von D yrrachion mit (totam que terram D uracenorum ). Dann belagerten die Bulgaren D ulcigno und verw üsteten das südliche D alm atien (L e to p is p o p a Dukljanina. U redio F. Sisic Beograd 1928. S. 331— 333. Vgl. Sufflay, Dyrrachion 278). 26 B. Prokic, Die Zusätz e in d e r Handschrift d e s Johannes S k y li tz e s . 9*


132 Die Tatsache, daß in D yrrachion der P rior Joannes Chryselios eine so beherrschende Stellung einnehmen konnte, zeigt zur Genüge, daß die S tadt D yrrachion an m ilitärischer und politischer Bedeutung für das byzantinische Reich sehr verloren hatte. Das einstm als m ächtige Thema D yrrachion w ar unter dem w estbulga rischen Druck immer mehr zusammengeschrumpft, nachdem das Binnenland des südlichen A lbanien zu Ende des 10. Jhs. ganz bulgarisch geworden war. Die Anfänge und die älteste A usdehnung des serbischen S taa tes von Dioklitien27 oder Zeta sind ziemlich dunkel.28 In der Zeit des B ulgarenzaren Symeon (893—927) w ar Dioklitien unter bul garische Oberhoheit gekommen. Nach dem Tode Symeons (927) riß es sich w ieder von den Bulgaren los und erkannte die Oberhoheit Ostroms an.29 Die serbische Geschichte in der zweiten H älfte des 10. Jhs. ist dann völlig dunkel. Zu Ende des 10. Jhs. gehörte je denfalls bereits das ganze Gebiet um den See von Skutari zu dem serbischen Dioklitien. Es hatte sich aus dem Provinzverbande des oströmischen Reichsalbanien losgelöst. Die Residenz (curia) des F ürsten von Dioklitien lag bei einer M arienkirche (Precista Krajinska) am Fuße des Berges K atrkol in der Landschaft K rajina auf der W estseite des Sees von Skutari.30 Die Landesgrenzen sind unsicher, vor allem gegen Osten.31 Die Südgrenze w ar wahrscheinlich der U nterlauf des M ati.32 Im Nordosten im G e Cod. Vindobonensis hist, graec. L X X IV . (D iss. M ünchen). M ünchen 1906. nr. 14, 22. Jirecek, Gesch. d. Serben I 204 f. Zlatarski, Ist. I 2, 727. Nach Lupus P rotospatarius w urde D yrrachion erst im Jahre 1105 zurückerobert (MG, SS V 56). 27 Über den N am en, der auf eine volk setym ologisch e K ontam ination der N am en D oclea und D iok letian zurückgeht, vgl. Jirecek, Gesch. d. Serben I 115 f. 28 D aran ist vor allem der ungenau^ und unzuverlässige B ericht in der sogen an n ten Chronik des P resbyter D io k lea s (ca. 1200) schuld, die unsere ein zige zusam m enhängende Q uelle für die ä lteste Zeit der serbischen G e sch ich te darstellt. N eu este kritische A usgabe: L e to p is p o p a Dukljanina. U red io F. Sisic. Beograd 1928. D azu vgl. die ausführliche Besprechung von N. Radoj cic in: S lavia 8 (1929) 168— 178. 29 Jirecek, Gesch. d. Serben I 201 f. 30 Jirecek, Gesch. d. Serben I 205. — D ie R uinen sind beschrieben von Jastreb ov in: G lasnik Srpskog U cenog D rustva 48 (1880) 376 f. — Über den Zusam m enstoß des F ürsten V ladim ir von D io k litien mit dem Bulgarencaren Sam uel vgl. oben S. 131 A. 25. 31 K onstantinos P orphyrogennetos, De adm. imp. cap. 30. V gl. dazu J irecek , Han delsstrassen 19— 22. 32 D ie Landschaft legt schon ein e solche G renzziehung nahe. Es kommt


133 biet des heutigen Sandschak Novipazar bestand das serbische Füstentum Rascien, dessen genaue G renzen ebenfalls unbekannt sind.33 Es ist die Frage, wie weit sich der M achtbereich der Fürsten von Dioklitien und Rascien in die dazwischenliegenden Bergkantone N ordalbaniens erstreckte, ob das Gebiet der n o rd albanischen A lpen-Landschaften, das D rin-B ergland und der M atiGau dazugehörten. F ü r das Gebiet der nordalbanischen A lpen und für das D rin-B ergland ist dies sicher. Die Serben haben es nicht versäum t, die wichtigen V erkehrsstraßen durch das DrinBergland (die alte R öm erstraße Lissus—U lpiana)34 und das Gebiet der nordalbanischen A lpen (durch das V albona-Tal nach D jakova), die die nächste Verbindung der beiden großen serbischen S ied lungskammern, Skutari-Becken im W esten, M etohija und Kosovo pol je im Osten, darstellen, dauernd unter ihrer H errschaft zu be halten.35 In Vau D enjs am A u stritt des Drin aus dem Bergland lag später eine Zollstelle des serbischen S taates.36 A ußerhalb des ser bischen H errschaftsbereiches stand also nur der M ati-Gau. U n t e r d e n n o r d a 1b a n i s c h e n L a n d s c h a f t e n war al l e i n der M a t i - G a u ein p o l i t i s c h e s Nie m a n d s l a n d . W e n i g s t e n s l ä ß t es s i c h n i c h t e r we i se n , d a ß e r e i n e m d e r d r e i g r o ß e n N a c h b a r s t a a t e n — Ostrom, Bulgarien, D i o k l i t i e n — e i n g e g li e d e r t g e w e s e n sei. 4. Kirchensprengel.

Ebenso wie die politische T erritorialgeographie kann auch die kirchliche Sprengeleinteilung37 die Frage nach dem frühalbanischen dazu, daß dort der griechische Bergnam e K o d r a Zinorit d. h. ,,Berg der G renze” (eine Erhebung zw ischen dem Zejm eni- und dem M ati-T ale) vor kommt, der w ohl in die Zeit der oström ischen H errschaft zurückgeht. V gl. Jok l, O rts namenkunde 201. — A uch die A nsiedlung von Kum anen in der sü d lich anschließenden L andschaft Chunavia (vgl. unten S. 171 A. 53) w eist darauf hin, daß hier die G renze lag. 33 Jirecek, Handelsstrassen 31— 35. V erm utungen über den wahrscheinr liehen V erlauf der G renzen a. a. O. 32. • 34 V gl. oben S. 105— 110. 35 In den italienischen U rkunden des M ittela lters w ird diese Straße ,,via d e Zenta” genannt. Über den V erlauf vgl. Jirecek, Han delsstrassen 66 f. D afür daß das D rin-B ergland serbisch war, sprechen auch die slavischen Ortsnam en und d ie Tatsache, daß es ein besonderes Bistum (P ilot) bildete. Vgl. unten S. 155 f. 134 A. 40. 36 Vgl. unten S. 156 A. 137. 87 Zur K irchengeschichte A lbanien s (nicht des albanischen V olkes!) vgl.


134 Lebensraum der Lösung näherbringen. Die politische und die kirchliche Verwaltungseinteilung decken sich großenteils. Dem byzantinischen Thema Dyrrachion entsprach eine griechische K ir chenprovinz Dyrrachion. Durch den Einbruch der Slaven im 6. und 7. Jh. w ar die alte Kirchenorganisation großenteils zugrunde gegangen oder um gestaltet worden. In der Zeit vom 7. bis 12. Jh. lassen sich im Gebiete des heutigen Nord- und M ittelalbanien noch folgende Bistümer nachweisen:38 Dyrrachion, Stephaniaka, K ruja, A ntibari, Drivasto, Suacium (Svac),39 Doclea (spätestens im 11. Jh. mit A ntibari vereinigt), Polatum (o IIoÀcc^cov, serbisch P ilot),40 Tzernik-Vrego (entstanden aus dem Bistum Scampa), G radec ( r QciÖLTt,iov, entstanden aus dem vorslavischen Bistum B yllis), später verlegt nach B elgrad (Berat), Aulona, Glavinica und Chunavia.41 Die Grenzen der einzelnen Sprengel sind nicht festzustel len. Die Bischofssitze verteilen sich über Niederalbanien, das Shkumbi-Tal, die M yzeqeja und die M alakastra. In N ordalbanien ist das B ergland um den Drin und das Gebiet der nordalbanischen A lpen dem Bistum Polatum (Pilot) eingegliedert. Die östlichen R andlandschaften des heutigen Albanien gehörten zu dem autokephalen Erzbistum Ochrid. Es lagen hier die Suffraganbistüm er P rizrend lind Dibra, deren Grenzen ebenfalls unbekannt sind. W enn wir uns die Verteilung aller dieser Bischofssitze ver gegenwärtigen, dann bietet sich folgendes Bild: Die Landschaften Südalbaniens und M ittelalbaniens (mit dem Shkumbi-Tale) sind vor allem die zusam m enfassende D arstellung von Sufflay, Kirchenzustände. D an eb en sind noch heranzuziehen: Schirö, R apporti. Leporskij 326— 333. D vor nik, Slaves 85— 88. P. G. Petrotta, Il C attolicesim o nei Balcani. I. L ’Albania: La T radizione 1 (1928) 165— 203. Cordignano, Monasteri. M. Faber, Pravo barskih nadbis kupa na naslov „primas S rb ije ” : G lasnik Zem aljskog M uzeja 17 (1905) 445— 477. J. M arkovié, D u k lja n sk o -b a rsk a metropolija. Beograd 1902. Stanojevic, Borba. D. Gruber, O d u k lja n s k o - b a r s k o j i d u b ro v a c k o j nadbiskup ij i do polovice XIII. stoljeca: V jesnik Kr. H rvatsko-Slavonsko-D alm atinskoga Z em aljskoga A rkiva 14 (1912) 1— 42. 121— 177; 15 (1913) 104— 146. N ovakovic, P rv i osnovi. V. N ovak u. M. Suff lay, Sta tu ta et ordinationes Capituli Ecclesiae Drivastensis. B eograd 1926. (mir unzugänglich) W ichtige Bem erkungen über m ittelalterlich e K irchenruinen bei Th. Ippen, A l t e Kirchen und Kirchenruinen in Albanien: W iss. M itt. 7 (1900) 231— 242; 8 (1902) 131— 144. Ders., D e n k m ä ler. — E inzelne H inw eise auch bei Jirecek, Handelsstrassen. 38 Q uellenbelege bei Sufflay, K irch enzustände 195— 197. 30 R uinen südw estlich von Skutari. 40 U m faßt das D rin-B ergland bis in die T äler der nordalbanischen A lp en . Vgl. Jirecek, Handelsstrassen 17. — Der N am e hat sich in dem Stam m es nam en der P u lti (P ulati) erhalten. Vgl. B aldacci, U Albania 278 f. 41 Über Landschaft und K irchensprengel Chunavia vgl. unten S. 171 A. 53.


135 Bistümern eingegliedert. Ebenso im W esten die niederalbanische Küstenebene, im Norden das Drin-Bergland und das Gebiet der nordalbanischen A lpen (Polatum -Pilot), im Osten die Becken landschaften der M etohija und des Kosovopol je (Prizrend) sowie das Tal des Schwarzen Drin (Dibra). Dazwischen, inmitten dieses Ringes von Bistüm ern liegt der fast unzugängliche Bergkanton des Mati-Gaues. D e r M a t i - G a u h a t k e i n b e s o n d e r e s B i s t u m g e b i l d e t.42 O b e r e i n e m N a c h b a r b i s t u m z u g e h ö r t e,43 i s t u n s i c h e r . 5. Slavische Lehnwörter.

Die Betrachtung der politischen Territorialgeographie und der kirchlichen Sprengeleinteilung hat uns so gezeigt, daß der MatiGau als einzige Landschaft des heutigen Albanien wahrscheinlich damals sein eigenes Leben lebte, abseits von jeder engeren poli’ tischen oder kirchlichen Eingliederung, Einen großen Schritt wei ter auf dem Wege zur Feststellung des frühalbanischen Lebens raumes bringen uns die slavischen W örter, die als Lehnwörter in die albanische Sprache übernommen wurden. Eine genaue U nter suchung dieses Lehnwortbestandes vermag wichtige Hinweise zu geben nicht nur auf die damalige Kulturstufe, sondern vielfach auch auf den Lebensraum des frühalbanischen Volkstums. Die kulturellen Einflußbeziehungen zwischen Slaven und A lbanern haben ihre tiefen Spuren in der albanischen Sprache hinterlassen. Das Kulturgefälle ging von den Slaven zu den Albanern. Die Lehnwortbeziehungen beider Sprachen spiegeln dieses V erhält nis wieder. Das Albanische hat aus dem Slavischen einen großen Bestand von Lehnwörtern aus verschiedenen Begriffsfeldern über nommen, dagegen sind nur ganz wenige albanische W örter in das Slavische eingedrungen.44 Die frühalbanischen W anderhirten müssen mit den umwoh42 Über einen Versuch, den B ischofssitz Stephaniaka mit dem D orfe Shtjefni' an der N ordostgrenze des M ati-G aues gleichzusetzen, vgl, oben S. 95 A. 75, — Man könnte auch die G leichsetzung mit der antiken Straßenstation Stephanaphana erwägen, die nach A ngabe des Itinerarium H ierosolym itanum am Südast der V ia Egnatia zw ischen A psus und A p ollon ia lag. Vgl. Praschniker, Muz. u. Mal. 115. 117. 120, V eith 55 f. M iller, It. rom. 561, F luss, Stephanaphana. In: P auly-W issow a II, 3 (Stuttgart 1929) Sp, 2342 (s. v.). 43 Man könnte an S teph aniaka(?), Kruja, Polatum , Chunavia, TzernikVrego oder D ibra denken, 44 A, D jeric, A rbanaske reci u sr pskom je ziku : P rilozi za knjizevnost, jezik, istoriju i folklor 7 (1927) 23— 30, Vgl, auch unten S, 145 A. 83.


136 nenden Slaven schon seit der großen slavischen Landnahm e (um 600) in engen Einflußbeziehungen45 gestanden haben, die ihren A usdruck in den slavischen Lehnw örtern40 der albanischen Sprache fanden. Das kulturelle Zusammenleben w urde noch enger, als die A lbaner seit dem 11. Jh .47 begannen, die umliegenden slavischen Siedlungslandschaften zu besetzen. Die albanischen E roberer über nahm en von den slavischen A ckerbauern viele Sachentlehnungen und mit ihnen die slavischen W örter. A ndererseits drangen in das A lbanische auch slavische W örter für Sachen und Begriffe ein, die den A lbanern sicherlich schon längst bekannt waren. Die Lehnw örter der zweiten G ruppe können ihrem W esen nach nur zu einer Zeit und an einem Orte übernommen worden sein, wo bereits eine gewisse Zweisprachigkeit herrschte. Dazu kommt eine dritte Lehnwörtergruppe, A usdrücke aus den Begriffsfeldern Staat, Gesellschaft, Recht, die aus dem Serbischen in der Zeit des großserbischen Reiches (14. Jh.) entlehnt w urden.48 45 E ine zusam m enfassende geschichtliche D arstellung des albanisch-slavischen Zusam m enlebens fehlt noch. Der T atsachenstoff ist zusam m engetragen von M akusev und S eliscev, Slavj. nas. 48— 95. D azu vgl. die w ertvollen kriti schen Bem erkungen von Jokl, Slaven u. Alb. 284— 291. E inen gedrängten Über blick gibt auch Skok, D o la za k 165— 168. 46 Über die slavisch-albanischen Lehnwortbeziehungen vgl. M iklosich, Alb. Forschungen I. St. M ladenov, Prinos küm izuevane na bulgarsko-albanskitë ezik o vi otnosenija. Sofija 1927 ( = G odisnik na S ofijsk ijat U niversitet, Ist.-fil. fakultét 23, 8). Jok l, Magyar. Bestandteile. D ers., Südslawische W o r t s t r a t i graphie und albanische L ehnwortkunde: Sbornik v cest na prof. L. M ilet i c . . . S o fija 1933. S. 118— 146. D ers., Nachtrag zu alb. sëmbër, a. a. O. 659 f. — J etzt handelt darüber zusam m enfassend S eliscev, Slavj. nas. 141— 200. D azu gibt Jokl, Slaven u. A lb. überaus zahlreiche w ertvolle Nachträge, Ergänzungen und Berichtigungen. 47 S eliscev, Slavj. nas. 141 läßt die Zeit des engeren albanisch-slavischen Zusam m enlebens ohne Grund erst m it dem 14. Jh. beginnen. 48 D ie grundsätzliche Scheidung dieser drei slavischen Lehnwortschichten im A lbanischen ist d ie m ethodische V oraussetzung für die zeitlich e Einreihung der kulturgeschichtlichen Ergebnisse der sprachw issenschaftlichen U ntersuchun gen und dam it überhaupt für die k ulturgeschichtliche A usw ertung dieser L ehn w ortbeziehungen. A ls allgem ein e sprachliche K riterien dieser Schichten kann man vorläufig feststellen : D ie erste Schicht ist bulgarischer (nicht serbokroa tischer) H erkunft und erstreckt sich über b eide M undartgruppen des A lb an i schen (G egisch und T oskisch). D asselb e gilt von der zw eiten Schicht, d ie daher nicht auf Grund sprachlicher, sondern nur auf Grund kultur- und so z ia l geschichtlicher Erwägungen von der ersten Schicht abgegrenzt w erden kann. D ie dritte Schicht um faßt serbokroatische W örter, die fast ausschließ lich auf das N ordalbanische (G egische) beschränkt sind. S eliscev, Slavj. nas. hat le i der nicht den V ersuch einer solchen Scheidung der Lehnw ortschichten g e macht. S tatt d essen gibt er nur einige allgem eine Bem erkungen über die


137 Die Lautform der älteren slavischen Lehnw örter stellt es zu nächst schon außer Zweifel, daß sie aus dem Bulgarischen (nicht aus dem Serbischen) übernom m en w urden.49 Schon diese T atsache führt unsere E rkenntnis einen guten Schritt weiter. Das heute von A lbanern besiedelte B ergland der nordalbanischen A lpen (Malsija, P rokletija), das auf drei Seiten (Montenegro, Sandschak Novipazar, M etohija) vom serbischen Sprachgebiet umschlossen wird, kann also in den Jah rh u n d erten nach der slavischen L and nahme noch nicht zum frühalbanischen Lebensraum gehört haben.50 So kommen auf G rund dieser sprachgeschichtlichen Tatsache nur zwei Landschaften als Heim at der A lbaner in B etracht: Das DrinB ergland (Dukagjin, M erdita) und d aran nach Süden anschließend der Bergkanton des M ati-Gaues. Es läß t sich weiterhin der Nachweis führen, daß die ältesten slavischen Elem ente der albanischen Sprache besonders enge B e ziehungen zu der bulgarischen M undart von Dibra (an der Südostgrenzè des M ati-Gaues) aufweisen. Die älteste Berührung von A lbanern und Slaven fand demnach an der Südostgrenze des Mati-Gaues gegen die Gebiete des Schwarzen Drin und des oberen Shkumbi statt. Die Frühalbaner haben hier in allerältester Zeit, wohl unm ittelbar nach der großen slavischen Landnahme, slavi sche Siedler angetroffen, von denen sie Sachbezeichnungen, O rts und Flußnam en entlehnten.51 Zeitbestim m ung der E ntlehnungen (S, 142— 145). D ie durchgängige Scheidung der L ehnw ortschichten konnte natürlich im Rahm en dieser A rbeit, die ein ganz anderes Z iel verfolgt, nicht durchgeführt w erden. U m som ehr muß daher betont werden, daß bei dem F eh len dieser V orarbeit d ie n achfolgenden A u s führungen nur als ein vorläufiger V ersuch gelten können, der durch den F o rt schritt der Forschung hoffentlich bald ergänzt und berichtigt wird. 49 S eliscev, Slavj. nas. 142— 145. 277— 318 (zusam m enfassend 316— 318). — Slavische Lehnwörter, die ihrer lau tlich en Form nach aus dem Serbokroa tischen stammen, sin d w enig zahlreich und großenteils auf die nordalbanischen (gegischen), M undarten beschränkt. 50 D ies b ew eisen auch die in dem G ebiete der nordalbanischen A lp en vorkom m enden slavischen Ortsnam en serbischer Form. 51 Zu den ä ltesten slavisch en Lehnwörtern gehören die W örter, in den en sla v. y (bi) mit alb. u w iedergegeben ist. So heißt z. B. ein rechter N ebenfluß des Schw arzen Drin Bustrica (P u s t e r ic a ) und ein rechter N ebenfluß des ob e ren Shkumbi Bustrica ( < slav. B y stric a ). Sonstw o z. B. in Südalbanien und E peiros erscheint derselbe Flußnam e in der im heutigen S ü d slavisch en herr schenden Form Bistrica. D er Nam e w urde dort also den A lbanern erst zu einer Zeit bekannt, da urslav. y sich im S ü d slavisch en bereits zu i gew andelt hatte. Vgl. S eliscev, Slavj. nas. 142 f. D arauf w eist auch d ie albanische N a m ensform der einzigen bedeutenden Stadt in der L andschaft am Schw arzen


138 Die Sachentlehnungen von den Slaven betreffen zunächst H a u s , H o f u n d H a u s r a t . Die A lbaner sind für das F rü h m ittelalter als W anderhirten anzunehmen, die mit ihren tragbaren Zelten und mit ihren V iehherden zwischen Sommer- und W inter weide hin- und herziehen.52 F ast alle A usdrücke für Haus und Hof und ihre Teile, sowie zahlreiche A usdrücke für den H ausrat und fiii die B rotzubereitung sind von den Slaven übernommen. 3 Ebenso sind die Bezeichnungen für den Pflug und seine Teile zum Teil slavisch.'4 Slavisch sind auch die Ausdrücke für „Egge“, ,,H acke”, „Schaufel”, „Sichel” und „T reibstachel”. Die Lehnwör ter von dem slavischen Stamme khrc „Baum stum pf” weisen darauf hin. daß die A lbaner von den Slaven die W aldrodung kennen lernten.55 D er B rachacker und das Sumpffeld w erden mit slavi schen W örtern als ugar und lëndinë bezeichnet. Ebenso sind über nommen die slavischen W örter für „F urche”, „G artenbeet”, „G ra ben”, „aufhacken”, „ jä te n ”, „F eld ” ( ograjë),™ „W aldung” (zabel). A ndere Lehnw örter beweisen, daß die A lbaner von den Slaven das alte System der künstlichen Bewässerung, das Dreschen, die W iesenw irtschaft und die G etreidem aße kennen lernten.57 Auch H andw erk und Gewerbe übernahm en die A lbaner von Drin: Dibra <Cslav. D-bbr-b „Schlu ch t” (die heutige am tliche serbokroatische Schreibw eise ist Debar; K. Treimer, Dibra: A rchiv für slavisch e P hilologie 35 (1914) 601— 603). Vgl. darüber und über andere K ennzeichen alter slavischer E ntlehnungen im A lbanischen und über dam it zusam m enhängende p honetische Fragen: Jok l, Slaven u. A lb . 291— 295. 52 N och im 14. Jh. w erden sie so geschildert. V gl. unten S. 172 A. 58. 53 S eliscev, Slavj. nas. 147 f. und W eigand, W örterbu ch 22 (s. v.) w o ll ten auch alb. garth, gardhi „Zaun” den slavisch en Entlehnungen zurechnen. Vgl. dagegen Jokl, Slaven u. A lb . 297— 301. — A uch alb. vatrë, das S eliscev, Slavj. nas. 15 als slavisch es Lehnwort betrachtete, ist ein echt albanisches W ort (Jok l, Slaven u. A lb . 283 f.). Ein anderes w eniger übliches W ort für „H erd” stam m t aus dem L ateinischen. Vgl. oben S. 78 A. 6, 54 Ein anderer größerer T eil der B ezeichnungen stammt aus dem L atei nischen. V gl. oben S. 78 A . 7. — Über die slavischen Pflugbezeichnungen im R um änischen vgl. P. Cancel, Term ini sla vi d e plu g in daco-romäna. Bucureçti 1921. D azu d ie B esprechung von P. Skok in: Slavia 3 (1924) 116— 121. 55 D afür spricht auch die m erkw ürdige Tatsache, daß das serbische W ort kopac „G rabscheit” im A lbanischen „B aum stum pf” bedeutet. Vgl. Seliácev, S la vj. nas. 58, 158, 245. — D ie Übernahm e solcher R odungsausdrücke gehört sich erlich nicht mehr in diei Z eit der frühalbanischen W anderhirten, sondern in die Zeit nach der seßhaften N iederlassung auf vorm als slavischem V o lk s tum sboden. 56 V gl. dazu Jok l, Slaven u. A lb. 305 f., der es gegen SeliScev als cakavische Entlehnung erw eist. 57 SeliScev, Slavj.„nas. 159— 162, D azu vgl. Jokl, Slaven u. A lb . 302— 304.


139 den Slaven. So vor allem die W eberei, dann die Töpferei, die Tischlerei, das Schmiede- und W affenhandw erk,58 die Flechtkunst, den M auer- und Hausbau. Ebenso lernten sie von den Slaven Mühle und W alkm ühle kennen. Von den Slaven stammt der A us druck für die Trommel (wohl Einfuhrw are, topan, tupan) und der ganz allgemeine A usdruck für „H au srat” (orëndi < orädie). Slavische Lehnw örter finden sich auch für Kleidung und Schuh werk.59 Besonders zahlreich sind ferner die slavischen Lehnw örter auf dem Gebiete der Gesellschafts- und Staatsverfassung. So die Ausdrücke für „G ew ohnheitsrecht” (zakon) und „E idhelfer” ( parotë), für den A del (bujar, knez). Slavisch benannt w erden der Steuereinnehm er (voishtar),60 der Leibeigene (rop, rotar)G1 und der H albspänner ( sëmbër) .62 In das Z eitalter albanischer Überfälle auf die slavischen A ckerbauern führen die slavischen Lehnw örter für „rauben”, „B eute”, „G ew alt”, „siegen”, „Zwang”, „verfolgen”, „in Schrecken setzen”. An die Zeit der slavischen Staatsbildung auf albanischem Boden erin n ert noch das Lehnwort krahinë „Gegend, Landschaft, Provinz” und zahlreiche Beamtenbezeichnungen: vojvodë „S tad t h alter einer Provinz”, çelnik „D orfvorsteher”, sundatar „Befehls haber”, shtrazë „Besatzung; Damm” u. a .G3 Die zahlreichen Alb. sablë „Säbel" stammt aus dem Serbischen (S eliscev, S la vj. nas. 172 f.) und ist daher w ohl erst in sp ätm ittelalterlich er Zeit übernomm en w orden. 59 Über H andwerk und Gewerbe, K leidung und Schuhwerk vgl. S eliscev, Slavj. nas. 171— 176. D azu Jok l, Slaven u. Alb. 313— 315. — D ie Sachkultur des albanischen V olkes verdankt den Slaven dem nach v iel mehr B ereich e rungen als N opcsa, A lbanien 237 annahm. 60 Cordignano, Diz. 234 (s. v.) und L eotti 1639 (s. v.) geben a ls B ed eu tung ,,gabeliiere". S eliscev, Slavj. nas. 177 gibt irrtüm lich als B edeutung an „celovek podatnogo soslovia", d. h. ,,abgabenpflichtiger Mensch". 61 D iese Tat-sache ist ein schöner B ew eis dafür, daß d ie slavisch en A ckerbauern von den einbrechenden albanischen H irtenkriegern auf d ie S tufe von L eibeigenen heruntergedrückt wurden. B ezeichn end ist es vor allem , daß das slavische W ort für ,,Ackerbauer" ( r a ta r ) im A lbanischen einfach d ie B edeutung „Leibeigener" angenom m en hat. — V gl. S eliscev, Slavj. nas. 178. Jok l, Slaven u. A lb. 286, 307 f. 62 N. J ok l in: Sbornik v cest na prof. L. M iletic . . . S o fija 1933. S. 121— 135, 699 f. Ders., Slaven u. Alb. 286 (d ieses W ort fehlt b ei »Seliscev). 63 D ie bei S eliscev, Slavj. nas. 179 angeführten A usdrücke qefalij und kaznec sind erst in der Zeit des großserbischen R eiches (14. Jh.) in das A lb a nische eingedrungen, sch eid en also für unser« F ragestellung aus. In d ieselb e Zeit gehört auch pronë „Landgut" und w ahrscheinlich in noch sp ätere Zeit


140 Steuern und Abgaben tragen ausnahmslos slavische Namen. Ebenso folgende Beschäftigungen: W ächter, Feldhüter, Kutscher, Schmied, Holzfäller, Totengräber, Gastwirt, Kellermeister. Der „väterliche Hof" wird als bashtinë (< slav. bastina) bezeichnet. Die Maße, vor allem die Getreidemaße, führen slavische Namen. Alle diese Entlehnungen beweisen, wie tief der slavische K ultur einfluß auf die Albaner gewesen sein muß.64 Für die Heimatfrage bringen sie keine neuen Erkenntnisse. Dagegen führen die ent lehnten Pflanzennam en65 weiter. Es handelt sich um Garten-, Feld- und W aldpflanzen. Die Kenntnis einiger G artenpflanzen war den Albanern zuerst durch die Griechen und Römer08 verm ittelt worden. Von den Slaven stammen die Bezeichnungen für folgende Gartenpflanzen: Gurke, Rübe, W assermelone, Krautkopf.67 Durch slavische Vermittlung ist vielleicht auch der Lauch den Albanern bekannt geworden.08 Von den Slaven übernommen wurde ferner der Anbau des Fen gehört vlladik ë „Erzbischof, M etropolit” (a . a. O. 180). Durch Vermittlung des Serbokroatischen sind damal® auch verschiedene ungarische W örter aus dem B egriffsfelde des R echtes in das A lbanische eingedrungen. Vgl. Jokl, Magyar. Bestandteile. 04 B esonders bezeichnend für die T iefe des slavischen E influsses ist die Entlehnung zahlreicher Fam ilien- und Verwandtschaftsbezeichnungen. Vgl. Seliscev, Slavj. nas. 183— 185. — Daß auch bei den Slaven A lbaniens die patriarchalische G roßfam ilie herrschte, bew eist ein bem erkenswerter B edeu tungswandel: serb. opcina „G em einde“ hat im A lbanischen (o p q in ë j die B e deutung „Fam ilie, V erw andtschaft” angenomm en. Vgl. Seliscev, Slavj. nas. 183. 65 Über die aus dem Slavischen entlehnten Pflanzennam en im A lbani schen vgl. Seliscev, Slavj. nas. 162— 164. Dazu die Berichtigungen und Ergän zungen von Jok l, Slaven u. Alb. 306— 310. Zusam m enstellungen albanischer Pflanzennam en, die großenteils etym ologisch noch nicht gedeutet sind, gaben: Fr. Markgraf u. G. W eigand, Einige albanische Pflanzennamen: Balkan-A rchiv 2 (1926) 221— 225. Fr. Markgraf, Pflanzen aus Albanien. W ien 1928. S. 317. Ferner das Spezialwörterbuch von Bindoni. — Eine m öglichst vollständige Sammlung der albanischen Pflanzennam en mit genauer W iedergabe der am Ort üblichen m undartlichen A ussprache, mit botanischer Bestimmung und mit Angaben über das Verbreitungsgebiet wäre die unentbehrliche Vorarbeit zu einer siedlungsgeschichtlichen Verwertung der albanischen Pflanzennam en. Dazu ist (auch nach Seliscev) noch nicht der Anfang gemacht. D ie folgenden Ausführungen sind ein erster Versuch in dieser Richtung. 60 Vgl. oben S. 79. 67 Alb. groshë „Linse, B ohne”, das Seliscev, Slavj. nas. 162 außerdem noch als slavisch es Lehnwort anführt, ist ein albanisches Erbwort. Vgl. Jokl, Slaven u. Alb. 307— 309. 68 Alb. pras <ü südslav. pras < t c q üö o y . Vgl. M. Vasmer in: Izvestija old elen ija russkago jazyka i slovesnosti 12, 2 (1907) 268 f.


141 chel, des Hanf, des W erm ut und die Namen verschiedener Blu men, Feld- und W aldpflanzen, eine Bezeichnung der Rebe, die Namen für W eichselkirsche und W eichselkirschbaum.60 Die A lba ner müssen demnach den Anbau dieser Pflanzen überhaupt erst durch die Slaven kennen gelernt haben. Di e s e E n t l e h n u n g e n in i h r e r G e s a m t h e i t be weisen, d a ß die f r ü h a l b a n i s c h e n W a n d e r h i r ten d u r c h die B e r ü h r u n g mit den s l a v i s c h e n A c k e r b a u e r n d i e s e ß h a f t e S i e d l u n g ( Ha u s , Ho f , Hausrat), den A c k erb a u (Pflug und andere Werkzeuge, Ausdrücke für Feld, W a l d u. a.), den Garten-, Obst- und W e i n b a u k e n n e n l e r n ten. E i n e n g r o ß e n T e i l d i e s e r K u l t u r g ü t e r h a t ten b er e i t s die U r a l b a n e r d ur ch die B e r ü h r u n g m i t d e n R ö m e r n k e n n e n g e l e r n t.70 D i e s l a v i s c h e L a n d n a h m e ( u m 6 0 0) z e r r i ß d i e s e n f r u c h t b a r e n Kulturzusammenhang und warf die W a n d e r h i r t e n in i h r e r k u l t u r e l l e n E n t w i c k l u n g zu rück. Die f o l g e n d e n d u n k l e n J a h r h u n d e r t e be d e u t e t e n d a h e r in d e r E n t w i c k l u n g d e r a l b a nischen Volkskultur einen ausgesprochenen Rückschl ag. E r s t mit dem E i n s e t z e n ei nes en gen k u l t u r e l l e n Z u s a m m e n l e b e n s mit der sl a v i s c h e n A c k e r b a u b e v ö l k e r u n g der E b e n e n be gann auch wieder der befru ch ten d e Zustrom n e u e r K u l t u r g ü t e r.71 D er S p r a c h s c h a t z aus den B e g r i f f s f e l d e r n des Ac ker ba ues , der s e ß h a f t e n S i e d l u n g und des k i r c h l i c h e n Lebens spiegelt diese Ent w i c k l u n g in d e n b e i d e n ü b e r e i n a n d e r l i e g e n den L e h n w o r t s ch ich t en : über eine lateinische L e h n w o r t s c h i c h t , die mehr die a l l g e m e i n e r e n A u s d r ü c k e umfaßt, hat sich s p ä t e r eine slavifl9 Alb. vishjë < südslav. visnja „W eichselkirsche". Vgl. M eyer, E t y m . Wörterb. 473 f. (s. v.) . S eliscev, Slavj. nas. 164. alb, belicë „weiße W eich sel kirsche” < südslav. belica „die W eiße". Vgl. S eliscev a. a. O. — D ie gew öhn liche K irsche wird mit dem lateinischen Lehnwort qershi, qërshi ( < lat. cerasium) bezeichnet. Vgl. M eyer, Etym. Wörterb. 225 (s. v.). 70 Vgl. oben S. 77— 81. 71 Ganz entsprechend haben wir auch bei den Rumänen eine latein isch e und eine slavische Lehnwortschicht, die zeitlich durch Jahrhunderte k ulturel len S tillstandes und R ückschritts getrennt sind.


142

sehe L e h n w o r t s c h i c h t gelegt, die viele weni ger a l l g e m e i n e A u s d r ü c k e enthält. Darin spie geln sich die drei großen Entwicklungsab schnitte der albanischen Volkskultur: der Einfluß d e r R o m a n i s i e r u n g i n u r a 1b a n i s c h e r Zeit, d e r k u l t u r e l l e S t i l l s t a n d u n d R ü c k s c h l a g in den d u n k l e n J a h r h u n d e r t e n n a c h der s l a v i s c h e n L a n d n a h me u n d d a n n d e r j ü n g e r e s l a v i sche Kultureinfluß. Von den Slaven stammen ferner eine Anzahl Baumnamen, so die Benennungen für Eibe (taxus; tis), Tanne (pinus-abies, pinuspeuce; molikë), Pappel (populus alba; topola) und für den wil den Birnbaum ( gorricë).72 F ür die Lösung der Heim atfrage können diese Entlehnungen von entscheidender Bedeutung sein, wenn es gelingt, die Verbreitungsgrenzen dieser Bäume festzustellen.73 Eine wichtige Erkenntnis zur Geschichte des frühalbanischslavischen Zusammenlebens ermöglicht die Entlehnung der slavi schen Bezeichnung für Pinus-peuce (molikë). Die Pinus-peuce ist zusammen mit der Rotbuche der charakteristische Baum für die W olkenw aldstufe des nordalbanischen Berglandes (etwa 1000 m bis etw a 2000 m ). D er lichte Pinus-peuce-W ald kommt erst in höherer Lage vor, einzelne Bäume schon bei 1400 m im Buchen wald, geschlossene W älder e rst bei 1700 m und bis 2100 m, wo sie die W aldgrenze gegen die darüberliegende M attenstufe bilden. Sie stehen vorzugsweise, aber nicht ausschließlich auf kalkarmem Serpentinboden und bevorzugen Blockfelder und Klippen. Infolge der Höhenlage werden sie durch Eingriffe menschlicher Siedler kaum gestört. Eine Rodung findet hier keinen geeigneten Boden vor. W ährend die Rotbuche im ganzen Gebiet des W olkenwaldes vorkommt, beschränkt sich die Verbreitung der Pinus-peuce auf die W olkenw aldstufe der Gebirgsstöcke zwischen dem MatiBecken und dem Tal des Schwarzen Drin (M al-i-Alamanit, De ja, 72 S eliscev, Slavj. nas. 164, wo außerdem als slavische Baumnamen noch angegeben sind: b ori(n)kë ,,Pinus" (durch D ruckfehler steht bei S eliscev ,,Prinus") <C slav. borika und rrap „Platane" < slav. grab. D ie erste A ngabe läßt sich nicht verwerten, da nicht erm ittelt w erden kann, w elche der zahlreichen P inus-A rten damit gem eint ist. D ie slavisch e E tym ologie von rrap ist aus lau t lichen und bedeutungsgeschichtlichen Gründen unmöglich. Vgl. Jok l, Slaven u. A lb . 309 f. 73 Über die w issen sch aftlich e Literatur zur Pflanzengeographie A lbaniens vgl. oben S. 122 A. 230. 74 Vgl. Markgraf, Pflanzengeogr. 62 f. und V egetationskarte.


143 K u n o ra L urës, M al-e-R onës) .74 D ie frü h alb an isch en H irte n h ab en dem nach in slav isch er Z eit u n d in B erü h ru n g m it slavischen S ie d le rn diesen W a ld k e n n en g elern t. D a die R o d e tä tig k e it d e r S la ven n ich t bis zum W o lk en w a ld v o rg ed ru n g en ist,75 w ird m an am w ah rsch ein lich sten w ohl die V erm ittlu n g slav isch er Z e id le r a n nehm en, die in dem so n st von M enschen w ohl gem iedenen W o l k e n w ald den W ald b ie n e n nachgingen.76 Die P a p p e l (populus alb a; alb. topola"7) is t e in e r d e r H a u p t bäum e d e r w eit v e rb re ite te n U fe rw äld er, die fa st die ganze S um pf ebene d e r B re g u m a tja (um d en U n te rla u f des M ati, zw ischen K ru ja u n d A lessio) b ed eck en .78 A us d e r E n tleh n u n g d e r slav isch en B ezeichnungen fü r den w ild en B irn b au m 79 u n d die E ib e80 lassen sich keine sied lu n g sg e schichtlich en S chlüsse ziehen, d a d as V erb reitu n g sg eb iet d ieser B äum e im ein zeln en u n b e k a n n t ist. D iese E n tleh n u n g slav isch er B aum nam en b e stä tig t ein erseits u n sere bish erig en E rk e n n tn isse : D i e frühalbanischen Hirten lernten die Küstenebene mit ihren s u m p f ig e n Urwäldern ( P a p p e l ) e r st b e i m Be treten des slavischen Siedlungsbodens ken75 Vgl. unten S. 147. 76 D ie A usdrücke für die B ienenzucht sind auch von den Slaven en t lehnt, vgl. Seliscev, Slavj. nas. 166 f. 77 Läßt sich nur bei den kalabrischen A lbanern belegen. In A lbanien gebraucht man dafür heute das latein isch e Lehnwort p i e p (< L p ö p u lu m ). Vgl. oben S. 79 A . 17. 78 Markgraf, Pflanzengeogr. 51 u. V egetationskarte. 79 M arkgraf, Pflanzengeogr. erwähnt ihn nicht. A uch sonst ist m. W . d as V erbreitungsgebiet d ieses Baum es nicht erörtert worden. 80 N. J o k l in: Sym bolae gram m aticae in honorem Joannis R ozw adow ski I (Cracoviae 1927) S. 241 f. w eist darauf hin, daß nur die m ittelalbanischen M undarten das sla v isch e Lehnwort tis im Sinne von ,,Eibe" (ebenso bulg. tis „Eibe") gebrauchen, w ährend die nordgegischen M undarten tis entsprechend dem serbokroatischen Sprachgebrauch für ,.Lärche’' verw enden und für Eibe das W ort bershê gebrauchen. D ie V erbreitung der E ibe innerhalb der e in z el nen P flan zen zonen A lb an ien s ist m. W. noch nicht genau festg estellt. Im D rinB ergland gibt es Eibenbäum e in einer H öhe von 1000 m zusam m en m it B erga horn, Buchen und E deltan n en (N opcsa, Geogr. u. Geol. 145). Im D rin-B ergland gilt die Eibe, die dort noch tis genannt wird, als ein geheim nisvoller Baum (N opcsa, Sala u. K le m e n ti 20). — Uber das V erbreitungsgebiet der E ibe über haupt, insbesondere über sein e Ostgrenze, die etw as w eiter östlich a ls die B uchengrenze verläuft, vgl. J ok l a. a. O. 245 f. — D ie Rum änen b ezeich nen d ie Eibe eb en falls mit dem slavischen W orte tis. V gl. V. B ertoldi, Sprachliches und Kulturgeschichtliches über die Eibe und den Faulbaum: W örter und Sachen 11 (1928) 154— 161.


144 nen, i h r e S o m m e r w e i d e p l ä t z e l a g e n a l s o in e i n er B e r g l a n d s c h a f t i m B i n n e n l a n d . Darüber hinaus gewinnen wir eine völlig neue Erkenntnis: S l a v i s c h e Siedler — vielleicht nur slavische Zeidler — s i n d bis in den W o l k e n w a l d (Pi nus peuce) des H o c h g e b i r g e s v o r g e d r u n g e n und d o r t mit den f r ü h a l b a n i s c h e n H i r t e n in B e r ü h r u n g g e t r e ten. Als Lebensraum der frühalbanischen W anderhirten bleibt dann eigentlich nur die unter dem W olkenwald liegende Trocken waldstufe und die darüberliegende M attenstufe. Die Trocken waldstufe (600—900 m )81 zeigt etwas Humusbildung, beträchtli chen Reichtum an Epiphyten und eine kürzere Sommerdürre (etwa Juni bis A ugust). Die wichtigsten Pflanzengesellschaften sind: Eichwald, Karstwald, Schwarzkiefernwald, Staudenflur und Wiese. Die Trockenwaldstufe legt sich als Zwischenraum zwischen der Macchien-Shibljak-Stufe und dem W olkenwald um alle hö heren albanischen Gebirge herum. Durch die mächtigen Stauden fluren und Wiesen bietet sie der Viehzucht weithin gute Lebens möglichkeit. W enn unsere Annahme richtig ist, daß die Trockenwaldstufe in dem halben Jahrtausend nach der slavischen Landnahme von frühalbanischen Hirten als Weidegebiet benutzt wurde, dann ist zu untersuchen, ob die albanischen Pflanzennam en dieser Stufe frei sind von fremden Lehnwörtern. Nun zeigen sich in der Tat auch in dieser Zone slavische Entlehnungen von Pflanzennamen. So steht neben den echt albanischen Ausdrücken d(r)ushk und shkozë für gewisse nicht näher bestimmte Eichenarten das aus dem slav. les „Wald” abgeleitete W ort lis „Eiche".82 Damit wird es zum wenigsten wahrscheinlich gemacht, daß slavische Siedler bis in die Trocken waldstufe des inneralbanischen Berglandes vor gedrungen sind. Außerdem kommt auf Grund der obigen Beweisführung als albanischer Lebensraum in der bulgarischen Zeit nur noch die über der Baumgrenze (um 2100 m) liegende M attenstufe in Be tracht. Sie macht über dem nordalbanischen W olkenwald einen ganz m itteleuropäischen Eindruck: Auf oft mächtigen Schichten von schwarzbraunem Alpenhumus breiten sich in dichtgeschlosse81 Markgraf, Pflanzengeogr. 8— 12. Vgl. auch oben S. 123. 82 Meyer, Etym. Wörterb. 247 (s. v.).


145 nem Rasen saftig grüne M atten aus, den ganzen Sommer über grün, nur ab und zu unterbrochen durch Schutt und Felsfluren. Diese M atten sind w ährend des Sommers ein sehr geeignetes W eidegebiet. Die starke Schneebedeckung, die von Oktober bis Mai zu dauern pflegt, m acht eine dauernde Besiedlung jedoch unmöglich. Die Frühalbaner können nur als W anderhirten w äh rend des Hochsommers hier — wie heute noch — ihren W eideund Sennereibetrieb eingerichtet haben. Im H erbst w urden die Herden wieder zur W interw eide in die Trockenw aldstufe hinab getrieben. Dabei muß sich eine enge Symbiose zwischen den früh albanischen W anderhirten und den slavischen A ckerbauern und Zeidlern entwickelt haben. D er alljährliche Viehtrieb auf die Alm führte durch den wohl nur von slavischen Zeidlern begangenen W olkenwald. Hier können die albanischen W anderhirten den sla vischen Ausdruck für Pinus-peuce übernommen haben. Und um gekehrt lernten die Slaven von den albanischen W anderhirten Sennerei und K äserei kennen.83 Die obigen siedlungsgeschichtlichen Schlußfolgerungen w er den durch die Betrachtung der entlehnten slavischen Landschafts bezeichnungen84 bestätigt. Es fällt von vornherein auf, daß der W ortschatz der eigentlichen Berglandschaft fast völlig frei ist von slavischen Entlehnungen. A ußerordentlich zahlreich sind dagegen die Lehnwortbezeichnungen für Ebene, Sumpfgebiet und Hügel83 Eines der w enigen albanischen W örter, die von den Slaven entlehnt wurden, ist baq (b a c ) ,,Senner", ,,Schafhirte, der gleich zeitig K äse bereitet". Strittig ist die E tym ologie von struga ,,H ürde”. — Doch hat sogar auf dem G ebiete der Viehzucht, das doch den A lbanern von altersher bekannt war, das Slavische auf das A lbanische eingew irkt. Von den Slaven übernahmen die A lbaner die Hürde, sie wird mit den beiden slavischen W örtern torishtë und stan bezeichnet. D rei A usdrücke für Schaf (rud, skopec, ogiç; über d ieses bei S eliscev fehlende W ort vgl. P. Skok in: A rhiv za arb, star. 2 (1924) 109 f.) sin d slavisch. D ie B eschäftigung der in A lbanien sied eln d en Slaven mit der V iehzucht hat auch in Ortsnamen ihre Spuren hinterlassen. O rtsnam enbildende B egriffe sind: Pferch (tor, kot, struga), Kuh ( k r a va ), Ziege ( k o z a ), P ferd (k on), K äse (s yr). Im ganzen sind natürlich d ie nach der V iehzucht benannten slavischen Siedlungen viel selten er als die nach dem A ckerbau benannten. A n A usdrücken für das G eflügel sind entlehnt: Hahn, Huhn, Bruthenne, Gans, Taube. A uch das bei allen Slaven vorkom m ende H austier, die K atze, lernten die A lbaner dam als kennen. A uf dem G ebiete der B ienenzucht (Z eidlerei), die bei allen slavischen V ölkern mit E ifer gepflegt wurde, stam m en die m eisten A usdrücke aus dem Slavischen. N ach Z eidlern sind auch Siedlungen benannt. Einige A usdrücke der Z eidlerei sind lateinisch. — Über die B ienenzucht der Slaven in A lbanien im 14. Jh. vgl. Sufflay, P o v ije st 217. 84 S eliscev, Slavj. nas. 186— 190. A rch . Eur. C .-O .


146 landschaft. So bedeutet rrafsh „eben“, rra(p)sh „Tal",85 log „Ge strü p p ”, llog „kleine mit Gras bestandene Ebene”,86 rudinë „Berg tal, B ergplateau”, lë(n)dinë „W iese”, gamul (mit M etathese aus magulë < slav. mogyla) „Hügel”, grudë „Erdscholle”, sop „Hügel”, gërbë „Buckel”, rroshpojë „Berghang”,87 trap „Grube”, jerug „Bach”, borlok „Schlamm”, gllofkë „Höhle, Flußufer”, rekë „Bach”, moçali, maçal und galligë bedeuten „M orast”, barishtë „Gemüse”, llom, llomicë „Schlamm", vrellë „W asserstrudel" vlag „Feuchtigkeit”. Den Bezeichnungen der Sumpflandschaft reihen sich die Na men von Sumpfpflanzen an: rogos, rokoz „(M atte aus) Schilfrohr”, rozge „Rute", rakite „Hahnenfuß”.88 Mit den Bezeichnungen der Sumpfpflanzen drangen auch die slavischen Benennungen für einzelne Sumpftiere in das Albanische ein: zhabë „Frosch”, vidër, vidra „Fischotter”, gogol „Reiherente”, piavicë, piavecë „Blutegel”.89 Wichtig für die Entscheidung der Frage nach dem frühalba nischen Lebensraum ist weiterhin vor allem die Tatsache, daß die albanische Sprache alle Ausdrücke für Fischfang und Schiffahrt aus fremden Sprachen, aus dem Lateinischen, Slavischen und T ür kischen entlehnt hat.90 Aus dem Slavischen stammen die Aus drücke für „rudern", „Einbaum", „Stange”, „Forelle" und andere Fische, „Netz", „Fischreuse".91 D er M i t t e l p u n k t des f r ü h a l b a n i s c h e n Le b e n s r a u m e s lag al s o f e r n vom M e e r e und von g r ö ß e r e n W a s s e r l ä u f e n . Die K ü s t e n e b e n e , die v o n d e n f r ü h a 1b a n i s c h e n W a n d e r h i r t e n w o h l 85 Entstanden aus dem früheren ra v (n e )so j (Jokl, Unters. 177). 88 B eide gehen auf das slavische log zurück, das in älterer Zeit zweimal in das A lbanische eindrang. In späterer Zeit wurde d ieses W ort sogar noch ein drittes M al, diesm al von den Serben in der Form lug und mit der B edeu tung ,,Tal, Schlucht" übernommen (so in N ordalbanien). Vgl. Seliscev, Slavj. nas. 187. 87 Seliscev, Slavj. nas. 188 gibt die Schreibung rospóje und die B edeu tung: ,,gornaja propast”, dagegen Cordignano, Diz.: ,,gli scavi che fa la corrente dei fiumi lungo la sponda”. Es scheint sich also um steile (vielleicht überhängende) Uferhänge zu handeln. D as W ort fehlt bei Leotti. 88 Vgl. auch die aus Pflanzennam en gebildeten Ortsnamen bei Seliscev, Slavj. nas. 230— 238. 89 Vgl. auch die aus Tiernamen gebildeten Ortsnamen bei Seliscev, Slavj. nas. 238 240. 00 W eigand, Albaner 233 f. 91 Seliscev, Slavj. nas. 167— 170.


147 e b e n s o wie in u r a l b a n i s c h e r Z e i t al s . Wi n t e r w e i d e g e b i e t b e n u t z t wurde, war d a m a l s von S l a v e n besiedelt, von d e n e n die F r ü h a l b a n e r die A u s d r ü c k e für F i s c h f a n g und S c h i f f a h r t entlehnten. Ganz gering an Zahl sind die slavischen Landschaftsbezeich nungen aus dem Bereich der Berge: çuke „Berggipfel, A nhöhe”, kersh „F els”, stervin „steiler Abhang”.92 Sie sind doppelt wichtig, weil sie beweisen, daß slavische Siedler auch in die B ergland schaft den Weg gefunden haben, wie bereits im vorausgehenden auf G rund von slavischen Pflanzennam en aus der Trockenw ald stufe und der W olkenw aldstufe nachgewiesen wurde. Der Großteil der slavischen von den A lbanern übernommenen Landschaftsbezeichnungen zeigt jedoch ganz klar: D i e s l a v i s c h e n A c k e r b a u e r h a b e n d a s H ü g e l l a n d und die n i e d e r a l b a n i s c h e E b e n e mit i h r e n S u m p f g e b i e t e n bewohnt. Von da aus si nd sie b e r e i t s in den n i e d e r e n W a l d g ü r t e l e i n g e d r u n g e n und h a b e n d e m U r w a l d d u r c h Ro> d u n g und Brand n e u e n A c k e r b o d e n a b g e r u n g e n e:i o d e r H a r z , T e e r u n d B a u m r i n d e g e w ö n n e n.94 Die Betrachtung der slavischen Lehnw örter im Albanischen hat also zu ganz entscheidenden E rkenntnissen über den frühal banischen Lebensraum und über das Zusammenleben zwischen Frühalbanern und Slaven geführt. D er M i t t e l p u n k t des f r ü h a l b a n i s c h e n Le b e n s r a u m e s war der Mati-Gau. Von dort aus sind die f r ü h a l b a n i s c h e n W a n d e r h i r t e n wä h r e n d d e r k a l t e n J a h r e s z e i t in die W i n t e r w e i d e g e b i e t e im H ü g e l l a n d u n d in d e r s u m p f i g e n Ebene N i e d e r a l b a n i e n s gezogen. In j a h r h u n d e r t e l a n g e m Z u s a m m e n l e b e n95 m i t der slavi02 V ielleich t gehört zu dieser Gruppe slavischer Lehnwörter auch llemishtë „gefallene D ürreiser, G enist”, Vgl. S eliscev, Slavj. nas. 189 f. Jokl. Slaven u. Alb. 320. 93 Uber die R odungstätigkeit der Slaven. vgl. unten S. 152— 154. 94 D ie A usdrücke für diese D inge haben die A lbaner den Slaven en t lehnt. Vgl. Seliscev, Slavj. nas. 173. 95 D ie Stärke und D auer d ieses 'zw eisp i achigen Zusam m enlebens vermag nichts* mehr zu verdeutlichen a ls die T atsache, daß die A lbaner nicht nur Sachbezeich nun gen , sondern auch A usdrücke für ganz allgem ein e D inge und V orstellu n gen ( Seliscev, Slavj. nas. 190) und sogar Verba (a . a. O. 181 f., 191 f.) von den Slaven entlehnten. 10*


148 s e h e n A c k e r b a u e r b e v ö l k e r u n g , die Niederalba nien u n d t e i l w e i s e a u c h di e T r o c k e n w a l d s t u f e am Ha ng der Gebirge bewohnte, h ab e n die F r ü h a l b a n e r v o n d e n S l a v e n d e n A c k e r - , Ob s t - , Garten- und Weinbau, das s e ß h a f t e Wohnen. H a n d w e r k u nd G e w e r b e k e n n e n g e l e r n t . 6. Slavische Örtlichkeitsnamen,

Die Probe auf die Richtigkeit dieser Schlußfolgerungen lie fern die slavischen Örtlichkeitsnamen.96 W enn unsere Annahme 06 D ie Ortsnamenforschung A lbaniens steckt noch in den Anfängen. V gl. die zu kritischer V orsicht m ahnenden Ausführungen von Jokl, Slaven u. Alb. 615. — V ollständige V erzeichn isse der heutigen Orts- und Stam m esnam en g e ben Seiner und Selenica. Eine system atische Sammlung der Flurnamen fehlt noch. M anches M aterial ist in den einzelnen Jahrgängen der albanischen Zeit schriften ,,Leka” und „H ylli i dritës” verstreut. Für Nordalbanien gab ein ausgezeichnetes V erzeichnis der Ortsnamen, Bergnamen, der Benennungen der Sennhütten, Pässe, Furten usw. N opcsa, Geogr. u. Geol. 540— 620 (und zwar nicht in der offiziellen albanischen Schreibweise, sondern in der Phonetik der Ortsmundart), das für absehbare Zeit wohl die große Fundgrube der albanischen Ortsnamenforschung blieben wird Vgl. darüber auch: Jokl, Ortsnamenkunde. Vgl. ferner die R egister der A c ta Alb. Für N ordalba nien sind auch die ausführlichen Ortsnamenregister bei Cordignano, L’Albania und in den verschiedenen volks- und siedlungskundlichen Untersuchungen von Jovicevic (vgl. unten S. 185 f.) und Sm iljanic (vgl. unten S. 191) heranzuziehen. Ein genaues V erzeichnis zahlreicher Flurnam en aus der Gegend von Elbasan gibt P. Skok in: A rhiv za arb. star. 2 (1924) 115— 126 (die dort versprochene Fortsetzung ist nach einer brieflichen M itteilung des Verfassers noch nicht erschienen). N eben den heute noch erhaltenen Örtlichkeitsnam en sind die heute verschw undenen heranzuziehen, die wir vor allem aus serbischen, latei nischen und italienischen Urkunden des 13— 15. Jhs, und aus späteren ita lienischen geistlichen und w eltlich en Berichten kennen. So läßt sich gerade aus diesen U rkunden und Berichten eine große A nzahl von heute verschwun denen slavisch en Ö rtlichkeitsnam en im G eb iete N iederalbaniens feststellen, die von der bisherigen Forschung noch gar nicht verwertet worden sind. D as folgend e V erzeichnis der F undstellen heute verschw undener Ö rtlichkeitsnam en mag daher der zukünftigen Forschung wohl nützlich sein: Ljubié, Skad. zemljisnik. Über die Bedeutung dieses „Catastichus delle terre della Contrata di Scutari, eseguito a Scutari nel 1416” (Handschrift im Archivio di Stato di V enezia) vgl. M. Sufflay, O vaznosti skadarskog katastra iz g. 1416: G lasnik geografskog drustva v Beogradu 12 (1926) 123. M anches ergibt die von V in cenzo Coronelli bearbeitete Karte Corso delli fiumi Drino e Boiana (1688), deren Ö rtlichkeitsnam en jetzt bearbeitet sind von Armao, wo auch jew eils die Angaben der sonstigen italienischen Q uellen und der m odernen w issen schaftlichen Literatur zusam m engestellt sind. Dazu sind jetzt die Bemerkungen


149 richtig ist, dann muß der M ati-G au überhaupt keine oder doch nur spärliche slavische Ö rtlichkeitsnam en auf weisen. Die V ertei lung der slavischen Örtlichkeitsnam en w ird auch eine E ntschei dung der Frage ermöglichen, ob der frühalbanische Lebensraum in den Jah rh u n d erten nach der slavischen Landnahm e eine ge schlossene Sprach- und Volkstumsinsel im allgem einen M eer des Slaventums bildete oder ob die slavische Einw anderung auch in den albanischen Siedlungsraum eingesickert ist und hier vielleicht die T äler besetzt hat, w ährend die B ergm atten den albanischen W anderhirten überlassen blieben. Da m an bei W anderhirten nie mals von einem geschlossenen Siedlungsgebiet, sondern immer nur von einem Lebensraum — bestehend aus Som m erw eideplätzen und W interw eideplätzen — sprechen kann,97 w ird m an von vorn herein das Bestehen eines in sich durchaus geschlossenen Sied lungsgebietes für unwahrscheinlich halten können. Eine Untersuchung der slavischen Örtlichkeitsnam en in den heute von A lbanern bewohnten Gebieten muß grundsätzlich im m er mit der Möglichkeit rechnen, daß die slavischen Ö rtlichkeits nam en auch in viel sp äterer Zeit von bereits bestehenden älteren Siedlungen auf albanische Neusiedlungen übertragen wurden, was durch spätere albanische Siedler geschehen sein kann, also kein wirklicher Beweis für slavische Besiedlung der L and schaft ist." von Z. V alentini in der albanischen Z eitschrift ,,Leka” 1932— 1934 heranzu ziehen. Ferner der geistlich e V isitationsbericht von M arino B izzi aus dem J. 1610 (vgl. unten S. 181), der B ericht von M ariano B o lizza über den Sandschak Skutari im J. 1614 (vgl. unten S. 181), die italien ischen U rkunden und B e richte in den verschiedenen W erken von Tom ic (vgl. unten S. 193 f.) und die bei Cordignano, Geogr. eccl. veröffen tlich ten geistlich en V isitation sb erich te au« dem 16. und 17. Jh. — Zur neugriechischen O rtsnam enforschung, die es ja großenteils mit denselben F ragen zu tun hat w ie die alban ische O rtsnam en forschung, vgl. das Schrifttum s Verzeichnis bei P. N. Patriarcheas, 'O Ih y a a vQ ö s tJJs [i€0ai(D viictfç êXXrjviytljg y^tóGGrjs- A . T ö d o y e ïo v

t û j v

x v q îc o v

ô v o u d x u t v ita l t c

v

t o t

Xo í v v u í o í v

TovçscojcçaTiag. A th en ai 1933. — Zur serbokroatischen Ort'snamenforschung vgl. jetzt d ie U ntersuchung von Franck. Zur siedlu ngsk undlichen V erw ertung bulgarischer Ortsnam en vgl. H. W ilhelm y, Hochbulgarien. I. Die ländlichen Siedlungen und die bäuerliche Wirtschaft. K iel 1935. S. 102— 111. 97 V gl. oben S. 49. 98 So haben die versch iedenen ortsnam enkundlichen U ntersuchungen von P. P hurikes nachgew iesen, daß die albanischen Einw anderer in G riechenland slavische O rtsnam en aus ihrem Stam m land A lbanien einschleppten, daß also d ie se slav isch en O rtsnam en in G riechenland nicht als B e w e is für die A u s dehnung der slavischen Landnahm e in G riechenland gelten können. Ein bis 1933 reich en d es V erzeich n is der A rb eiten von P hurikes gibt P atriarcheas a. a. O. 5 f.


150 F ast der gesamte heutige Siedlungsraum des albanischen Volkes ist übersät mit slavischen Ortsnam en.89 Im ausgehenden M ittelalter w ar dies in noch höherem M aße der Fall. Viele der slavischen Örtlichkeitsnamen, die in den U rkunden jener Zeit er w ähnt werden, sind heute verschwunden, teils durch Zerstörung, teils durch albanische Umbenennung der Ortschaften. So läßt sich gerade für das Gebiet von Skutari eine große Anzahl von heute verschwundenen slavischen Ortsnam en feststellen, vor allem auf G rund der serbischen und italienischen U rkunden des 13— 15. Jhs. und sp äterer italienischer Landesbeschreibungen. Ein Überblick über die Verbreitung slavischer Örtlichkeits nam en in Albanien zeigt ganz k lar,100 daß diese in Südalbanien südlich vom Shkumbi ganz im Übergewicht sind. Dagegen sind sie in N ordalbanien, also in dem ganzen Gebiet zwischen dem 99 Über die slavischen örtlichkeitsnaxnen in A lbanien und Epeiros vgl. M akusev 148— 153 und jetzt zusam m enfassend Seliscev, Slavj. nas. 201— 276. D azu vgl. die zahlreichen Ergänzungen und B erichtigungen bei Jokl, Slaven u. Alb. 615— 634. E inige w ertvolle Bem erkungen gibt auch die Besprechung von M. Popruzenko in: M akedonski P regled 7 (1931) 191— 196. Vgl. ferner J o k l, O rts nam enkunde 202— 205. W eigand, A lbaner 238— 243. Skok, D olazak 101— 106. — Für Süd- und M ittelalbanien vgl. auch die w ertvolle Zusammen stellu n g slavischer Ortsnamen bei: A. G ilferding, Sobranie socinenij. I (S.Peterburg) S. 281— 296 (diese Zusam m enstellung fehlt in der deutschen Über setzung d ieses W erkes). Über slavisch e Ortsnamen im Sandschak Berat han d elt Patsch, Berat 25 f., über slavische O rtsnam en im G ebiet von Valona: C. Jirecek in: T hallóczy, Forschungen I 177. — A uf die B edeutung der zah l reichen slavischen Ö rtlichkeitsnam en hatte bereits Hahn, Alb. Studien I 334 f. aufm erksam gemacht: „die G eographie der abgelegensten Bergw inkel des K urw elesches, des M ireditenlandes u. s. w. w im m elt von slavischer Nom enclatur". i°° Vgl, die K arte bei S eliscev, Slavj. nas. Dazu sind die Ergänzungen, B em erkungen und B erichtigungen auf S. 274— 276 zu vergleichen. — D ie L egende ist unvollständig. Es fehlt die Angabe, daß die slavischen Ortsnamen durch Punkte, die son stigen O rtsnam en durch R inge b ezeich n et sind. — D ie albanisch-griechische Sprachgrenze ist unrichtig angegeben. Das G ew ässernetz und die Lage der Orte ist ganz ungenau eingezeichnet. W ie eine Einzelprüfung zeigt, ist auch nur eine A usw ahl der Siedlungen (höchstens die H älfte der auf der L ouis’schen K arte enthaltenen ) aufgenom m en, ohne daß sich SeliScev über den Grundsatz der A usw ahl ausgesprochen hat. D ie Karte hat daher nur den allgem einen W ert eines vorläufigen H ilfsm ittels zur V eranschau lichung. Sie kann der siedlungsgeschichtlichen Forschung nicht als G rundlage dienen. E ine neu zu bearbeitende K arte der slavischen Ortsnamen m üßte die gesam ten — auch die h eu te versch w u n d en en — Ortsnamen aufnehm en undwodurch die kartographische D arstellung erst ihren vollen siedlungsgeschicht lichen W ert erhalten w ürde — auch die pflanzengeographischen Zonen und durch Isohypsen die H öhenlage erkennen lassen.


151 Shkumbi und den nordalbanischen A lpen viel spärlicher. In die sen Gebieten ist also der frühalbanische Lebensraum in den J a h r hunderten nach der slavischen Landnahm e zu suchen. Aus der B etrachtung der entlehnten slavischen L andschafts bezeichnungen für H ügelland, Ebene und Sumpfgebiet w urde be reits nachgewiesen,101 daß die niederalbanische Küstenebene zur Zeit der slavisch-frühalbanischen Symbiose von Slaven bewohnt war. Die überaus zahlreichen slavischen Örtlichkeitsnam en bestä tigen diese' E rkenntnis.102 Aus der U ntersuchung der gesamten slavischen Lehnwörter, der politischen und kirchlichen Geographie, hatte sich weiterhin der Schluß ergeben, daß das K erngebiet des frühalbanischen Lebensraum es den M ati-G au um faßte. Es entsteht nunm ehr die neue Frage, ob die V erbreitung der slavischen Örtlichkeitsnam en erkennen läßt, ob dieses ganze Gebiet aus schließlich von den F rühalbanern besetzt w ar oder ob auch in den frühalbanischen Lebensraum die slavische Einw anderung einge drungen ist. Ein Blick auf die K arte S e 1 i s c e v's zeigt, daß slavische Siedler in die B erglandschaft des M ati-Gaues eingedrun gen sind.103 Slavische O rtsnam en finden sich im Tale des unteren Mati, des unteren Fandi und ihrer Nebenflüsse. Diese Verteilung läßt die Richtung der Einw anderung klar erkennen. Die slavischen Siedler kamen von W esten aus der niederalbanischen K üsten ebene. Durch das D urchbruchstal des M ati drangen sie in den Bergkanton ein. Die Siedlungen der slavischen B auern mögen sich langsam talaufw ärts vorgeschoben haben, im Tal des M ati und Fandi und ihrer Nebenflüsse.104 Die slavischen Siedlungen befin den sich zum ganz überw iegenden Teile in der Pflanzenzone der Shibljak-Stufe.105 In welchem M aße die R odetätigkeit der slavi schen Siedler in den höherliegenden T rockenw aldgürtel der Berge eingedrungen ist, läß t sich nicht entscheiden.106 101 Vgl. oben S. 145— 147. 102 Vgl. die Z usam m enstellung bei W eigand, A lb a n er 241 f. 103 Zu derselben Erkenntnis hatten bereits d ie slavisch en Pflanzennam en und L andschaftsbezeichnungen geführt. V gl. oben S. 142— 147. 104 S eliscev, Slavj. nas. 51 f. glaubt, d iese Siedlungen se ie n vom Osten her, durch ein e aus dem T ale des Schw arzen D rin kom m ende S iedlungsbew egung gegründet w orden. D ie A nnahm e, daß slavisch e A ckerbauer von O sten her über die hohen dazw ischen liegend en G ebirgsstöcke in den M ati-G au ein gedrungen seien, ist m. E. zu unw ahrscheinlich. 105 D ies zeigt hinlänglich ein V ergleich der S e lisc e v ’sch en K arte m it der Pflanzenkarte bei M arkgraf, Pflanzengeogr. Über die S h ib ljak -S tu fe vgl. oben S. 123. 100 A us einem V ergleich der O rtsnam enkarte von S eliscev mit der P flan-


152 Gleichzeitig drangen slavische Siedler von Osten her in die mächtigen Gebirgsstöcke am O strande des Mati-Gaues ein, den Nebenflüssen des Schwarzen Drin entlang aufwärts. Aber nur im Südosten, von der Landschaft von Dibra her, wo die Berührung mit den Slaven am frühesten einsetzte,107 scheint eine slavische Siedlungswelle sogar über die W asserscheide (Bulçizës-PaB) in den M ati-Gau vorgedrungen zu sein.108 Die Namen dieser slavischen Siedlungen geben manchen Auf schluß: Im Durchbruch des Mati durch die westalbanischen R and gebirge liegt das Dorf Bulgëri „Bulgarendorf”.109 In der Nähe liegt das Dorf Berzana , 110 W eiter aufw ärts im Tale des Mati und seiner Nebenflüsse haben sich folgende slavische Ortsnamen er halten: Stojani, Misa, Gar ec, Draganci111 und Bozica. Stojani ist nach einem slavischen Siedler namens Stojan genannt.112 Misa113 bedeutet „Schüssel”, liegt also vermutlich in einer Talmulde, wohl in einer schüsselförmigen Doline. Garecu 4 gehört zu garati „abbrennen" und weist also auf die Brandrodung der slavischen Siedler hin. Draganci bedeutet „Sippe des Dragan.”115 Unklar bleibt die Bedeutung von Bozica.116 zenkarte von Markgraf, Pflanzengeogr. läßt sich diese Frage nicht lösen, da einerseits die Karte von S eliscev durchaus unzuverlässig ist und wegen ihrer Projektionsungenauigkeit bei einem V ergleich mit einer anderen Karte zah l reiche Fehlerquellen ergibt, und da andererseits anzunehmen ist, daß kleinere Inseln von bestim m ten V egetationszonen auf der Karte von Markgraf nicht zur D arstellung kommen. Voraussetzung für eine endgültige Lösung dieser Frage ist daher die Sammlung der gesam ten slavischen Örtlichkeitsnamen und die Bereisung des ganzen in Betracht kom m enden G ebietes. 107 Vgl. oben S. 137. 108 Im T ale des oberen Mati gibt es den slavischen Dorfnamen Strveç und den slavischen Bergnamen Çernika. Vgl. die Karte bei Seliscev. 109 A uch Kula Bulgërit genannt. N opcsa, Vorgeschichte 239 f. verm utet hier einen G renzposten des B ulgarenreiches. Vgl. auch S eliscev, Slavj. nas. 54, 265. Anders: Ippen, N ordwestl. Alb. 58. 110 Etym ologie von S eliscev nicht erklärt. Gehört wohl zu südslav. brëza ,,Birke". 111 B ei Seliscev, Slavj. nas. 52 und auf der Karte (2c) durch Druckfehler Droganci. 112 Seliscev, Slavj. nas. 266. 113 Seliscev, Slavj. nas. 52 gibt den N am en ohne Erklärung als slavisch an. Im Neubulgarischen bedeutet misa „Schüssel”. 114 Von S eliscev nicht erklärt. 115 Bei Seliscev, Slavj. nas. 268 steht — wohl durch Druckfehler — „Dragov”. ns Von Seliscev nicht erklärt. D ie Louis’sche Karte gibt die Namensform


153 Im Tale des Fandi und seiner Nebenflüsse — also in dem Grenzgebiet zwischen dem eigentlichen M ati-G au und der L and schaft M erdita — finden sich die folgenden slavischen Ortsnam en: Kameci, Proseka, Shtreza, Mrena, Vila, Svetigrad, Voz, Go jani und Brdeti. Kameci hängt wohl mit dem Stamm kamen „Stein” zu sammen.117 Proseka bedeutet eine durch Rodung entstandene Lich tung.118 Shtreza ist die Siedlung des Bauern Shtreza.119 Vila ' (aus Vilna) bedeutet „Schlucht” („izvilistoe m esto”120). Svetigrad („H eiligstadt”) ist der Name eines Berges (alb. Mal-i-Shent121). Voz122 bedeutet „F u h re”. Gojani123 ist unverkennbar nach einem slavischen Siedler namens Goljan benannt. Brdeti gehört zu slav. brdo „Berg”.124 Bei Mrena ist die slavische Etymologie unsicher.123 B o zik; bulg. bozic bedeutet W eihnachten”, bozica, eine Kurzform für gospozica, bedeutet im N eubulgarischen ,.F räulein ”. 117 Von S e lisc e v nicht erklärt. E ine A b leitung von slav. kamen ist la u t lich möglich, da im A lban ischen A u sfa ll des n häufig ist. 118 Steinm etz, A d r ia 72 beschreibt d ieses Dorf geradezu mit den W orten: „D ie Häuser des Ortes, w elcher m it sein en F eld ern eine Oase in einem w eiten E ichenbuschw alde bildet, liegen ziem lich nahe beiein and er”. Es handelt sich um die im w estslavisch -d eu tsch en Grenzraum w ohlbekannte Preseka. Vgl. darüber z. B. W. Czajka, Schlesiens G re n zw ä ld e r : Z eitschrift des V ereins für G esch ich te S ch lesien s 68 (1934) 1— 35. B ei den Rumänen ist dieser Ortsname in der Form Prisëaca oder Prisaca sehr häufig. Vgl. J. Jordan in: Z eitschrift für Ortsnam enforschung 4 (1928) 176— 178. 119 S eliscev, Slavj. nas. 266. Es könnte freilich, w ie J o k l, Slaven u. Alb. 632 f. gezeigt hat, auch unm ittelbar auf das slav. AppelLativum stra za „W acht” zurückgehen, 120 S eliscev, Slavj. nas. 219. — A uf der K arte viel zu w eit östlich e in gezeichnet. — Zur Deutung d ieses O rtsnam ens vgl. jetzt auch Jokl, Slaven u. Alb. 620— 622. 121 S eliscev, Slavj. nas. 258. 122 Von S eliscev n ich t erklärt. Im N eubulgarischen b edeutet es „Fuhre”. 123 N opcsa, Geogr. u. Geol. 171 (von S eliscev nicht erklärt). — Über den zur Bildung von P ersonen- und O rtsnam en v iel verw andten Stam m gol- vgl. F. M iklosich, Die Bildung d e r slavischen Personen- und Ortsnamen. M anul neudruck . . . H eid elb erg 1927. S. 50. 142. 245. — A uch in der b en ach b arten L andschaft A ito lien kom m t dieser slavisch e Ortsnam e vor (’Eyxvy,lo 7taiSinöv Ab&kóv IV [A thenai 1929] S. 52 s. v, r ó Z i a v r ] ) , dorthin v ielleich t erst durch albanische E inw anderer verschleppt. 124 Es scheint das lat. S u ffix -etum vorzuliegen, das im A lbanischen, w ie Jo k l, Unters. 294 f. gezeigt hat, noch produktiv ist und daher auch an n ich t latein isch e W ortstäm m e antritt. 125 V on SeliScev nicht erklärt; serbokr. und bulg. mrena „Flußbarbe” komm t auch als Frauennam e vor (M iklosich a. a. O. 78). F reilich ist mir kein F a ll bekannt, daß ein Frauennam e ohne w eiteres als N am e einer Siedlung gebraucht wird. — Ob der Ortsname Mrenoga in M akedonien (N ik etic 457) damit in Zusammenhang gebracht w erden kann, ist fraglich.


154 Im Gebiet des oberen Mati zeigt die S e l i s c e v’sche K arte drei slavische O rtsnam en: Sterveç, Pjesh und Bogshiç.l2ti Pjesk (< ples „G latze") bezeichnet einen unbew aldeten Berg oder Hö henzug.127 Sterveç bezeichnet einen Berg mit einer Reihe von E r hebungen128. Die E rklärung von Bogshyç ist unsicher.129 Die V erbreitung und Dichte der slavischen Ortsnamen, unter denen die beiden Rodungsnam en Garec und Proseka besonders bem erkensw ert sind,130 bestätigt unsere bereits auf G rund der slavisch-albanischen Lehnwortbeziehungen gewonnene E rkenntnis: D i e f r ü h a 1b a n i s c h e n W a n d e r h i r t e n h a t t e n i n den J a h r h u n d e r t e n nach der slavischen Land n a h m e i h r e S o m m e r w e i d e g e b i e t e i n d e n Ge birgsstöcken des Mati-Gaues. Aber auch in diesen B e rg k a n to n sind slavische Siedler ein g e d r u n g e n und h ab e n die T ä l e r und v i e l l e i c h t auch die niederen Hänge der Berge (die Trockenwaldstufe) besetzt. Es bleibt noch die Frage, ob etw a das Gebiet des D r i n - B e r g landes und der nordalbanischen A lpen nicht auch zu den Sommer weidegebieten der F rühalbaner gehört haben kann. Die m ächti gen Bergalm en dieser Landschaften legen dies nahe. Die B etrach 120 A uf der L ouis’schen K arte sind d iese Orte nicht eingezeichnet. 127 S eliscev, Slavj. nas. 309 f.243. 128 S eliscev, Slavj. nas. 221. 129 S eliscev, Slavj. nas. 264. 130 Über die R odungstätigkeit der Slaven in A lbanien vgl. J o k l, Studien 111. S eliscev, Slavj. nas. 189 f. A uf Rodung w eist auch der im T ale der M ola, eines N eb enflusses des Schw arzen Drin liegen de Ort Zabeli N ik s (bei Lurja), Z ab el b edeutet den G renzw ald, dem bekanntlich in der altslavischen Burg bezirksverfassung große B edeutung für die L andesverteidigung zukommt. Vgl. S eliscev, Slavj. nas. 254. — A ls B ew eis für slavisch e S iedlung kann dieser Ortsnam e jedoch nicht gelten, da d as W ort zabel a ls A ppellativum in das A lb an isch e entlehnt wurde (Leotti 1663 s.v.). In w elchem Um fange die altslavisch e R odetätigkeit den Raum der K ulturlandschaft erw eitert hat, ist für das G ebiet der B alkanhalbinsel noch nicht zusam m enfassend untersucht w or den. D ie bisherige geschichtliche und sprachw issenschaftliche Forschung hat d iese w ichtige sied lu n gsgesch ich tlich e Frage überhaupt nicht beachtet. A ls w ichtige V orarbeit ist zu nennen: J. Jordan, Bezeichnungen für „R o d elan d'’ in d e r rumänischen T o p o n o m a s t ik : Z eitschrift für O rtsnam enforschung 4 (1928) 48— 60. 171— 183, H. Wilhelimy, Hochbulgarien. I. Die ländlichen S i e d lungen und die bäuerliche Wirtschaft. K iel 1935. S. 94— 102. Zur inneren K o lo nisation und R odungssiedlung der Slaven im allgem einen vgl. H. W ilhelm y, Völkische und koloniale Siedlungsformen der Slawen. Ein Beitrag zum E inzel hof-, Haufendorf- und R u n d lin g p r o b le m : G eograph ische Z eitschrift 42 (1936) 81— 97 (besonders S. 88).


155 tung der politischen und kirchlichen Geographie und vor allem die zahlreichen slavischen Örtlichkeitsnam en sprechen dagegen. Die slavischen Ö rtlichkeitsnam en1:il zeigen unzweideutig, daß diese Landschaften ehemals völlig von Slaven besiedelt waren. Im G e biete der nordalbanischen A lpen lebt im Volke auch noch allge mein die Erinnerung an die vortürkische ,,Vakt k au rrit” (d. h. ,,Slavenzeit"). Die ehemalige slavische (serbokroatische) Bevöl kerung ist in den A lbanern aufgegangen, sie hat in der Sprache der albanischen E inw anderer nur geringe Spuren hinterlassen, in der Personennam engebung fast überhaupt keine, dagegen sehr beträchtliche in der O rtsnam engebung.132 Der auffallende Mangel an slavischen Personennam en spricht dafür, daß die heutige alba nische Bevölkerung N ordalbaniens nicht aus albanisierten Slaven besteht, sondern ziemlich frei ist von slavischen Beimischungen. Die A lbaner scheinen dort überhaupt nie eine größere A nzahl von Slaven eingeschmolzen zu haben.133 Vielmehr scheint die frühere slavische Bevölkerung durch die einw andernden A lbaner allm äh lich abgedrängt worden zu sein.134 Im Drin-Berglande sind die slavischen Örtlichkeitsnam en zahlreich.135 Am W estrande der M erdita liegt ein Berg Pamoj.1S6 131 Zu den eigentlich slavisch en Ö rtlichkeitsnam en kommen diejenigen albanischen Ö rtlichkeitsnam en, die offen sichtlich die Übersetzung früher g e bräuchlicher slavischer N am en sind. D ie zahlreichen albanischen Ortsnamen auf -aj, die den nach dem Führer der Sippe benannten W eiler bezeichnen (z. B. M a rtin ai, der S ip p en w eiler ein es M artin) sind zum großen T eile w ohl nur die Übersetzung der entsprechenden serbokroatischen Sippenw eilernam en auf ici (z. B. die entsprechende serbokroatische Form M a rtin iéi). Dafür spricht die Tatsache, daß diese W eilernam en auf -aj nur im D rin-B erglande und im G ebiete der nordalbanischen A lpen häufig Vorkommen, w ährend sie nach Sü den zu spärlicher w erden und in Südalbanien und Epeiros kaum mehr Vor kommen. Vgl. Jokl, Studien 104 f. W eigand, A lb a n er 241. 132 N opcsa, Sala u. K le m e n ti 42 f. 133 Nopcsa, Vorgeschichte 232. 134 In eindeutigem W iderspruch zu dieser A nschauung stehen freilich die zahlreichen Ü berlieferungen der albanischen Stam m essagen, w onach die A hn herren verschiedener albanischer Stäm m e nördlich des Drin am A usgang des M ittelalters aus serbokroatischen G ebieten eingew andert sind, und m anche albanische Stäm m e überhaupt erst durch V erschm elzung verschiedener E le mente entstanden sind (Durham, High Albania 68 f. N opcsa, Vorgeschichte 250). D ie Lösung dieses Problem s muß einer späteren U ntersuchung Vorbe halten bleiben. iss N ichts bew eist der von N opcsa, Vorgeschichte 238 angeführte O rts name Varosh (S tadtteil bei A le ssio ), da das ungarisch-serbokroatische W ort varos in das A lbanische entlehnt wurde und dort noch heute als A ppellativum


156 A n die Zollverw altung des m ittelalterlichen serbischen Staates erinnert noch der Name von Vau Denjs am A u stritt des Drin aus dem B erglande.137 In D ukagjin gibt es einen Dorfnamen Miliskau,1?8 w eiter drin-aufw ärts den alten Stammesnamen Alshica , 13d der sp ä te r durch den jüngeren Stamm esnam en Berisha verdrängt wurde. Noch w eiter drin-aufw ärts zeigt die K arte S e l i s c e v’s die fol genden slavischen O rtsnam en: Toplana,1™ Trovna,141 Strame,14“ Sopjan,143 Komec,144 Krasniq,145 Radogosh,14G Kosturi,147 Spas,118 Strazices,149 Vranishte,150 Podbregja,151 Bela,152 Brloc. D er serbische Einfluß w ar im D rin-Berglande, das dem a lt serbischen S taate zugehörte,153 natürlich auch in sprachlicher H in sicht vorherrschend. Daneben aber scheint in der Landschaft Merdita auch bulgarischer Einfluß vorzuliegen. So gibt es in Dukagjin einen Bachnam en Gumina,154 der durch seine Lautform beweist, gebräuchlich ist (Jokl, Magyar. B e sta n d te ile 54— 56. L eotti 1574 s. v. varosh: „subborgo, distretto"). 130 Nach J o k l, O rtsnam enkunde 202 f. aus slav. p o m o r je „Küstenland". D ieser Berg liegt in der Tat am R ande der K üstenebene. 137 A us aib. vau „Furt" und serbokr. dan „Steuer, Zoll". E s handelt sich um d ie schon von Stefan U ros III. im J. 1326 erw ähnte Z ollstätte. Vgl. J irecek in: T hallóczy, Forschungen I 115. A cta A lb. I, nr. 716. Jokl, O r ts nam enku nde 205. 138 A us M ili S (h ) k a u „M ilo, der Slave". Vgl. N opcsa, Geogr. u. Geol. 148. Jo k l, Ortsnam enkun de 204 f. 139 A us slav. elsica „Erlendorf". Vgl. J o k l, Ortsnam enku nde 205. 140 Von S eliscev nicht erklärt. G ehört zu serbokr. topao „warm". 141 Von S eliscev nicht erklärt. G ehört zu serbokr. trava „Gras", das in der serbokroatischen O rtsnam engebung häufig erscheint. D er E rsatz von a durch o erklärt sich au s den L autverhältnissen des N ordgegischen. 142 V on S eliscev nicht erklärt. G ehört zu serbokr. strm „steil". 143 V on S eliscev nicht erklärt. 144 Von S eliscev nicht erklärt. 145 Es handelt sich um einen serbokroatischen Sippennam en auf -ici. Vgl. S eliscev , Slavj. nas. 268. 146 E s hand elt sich um den sla v isch en P ersonennam en Radogos, Radogost. V gl. S eliscev, Slavj. nas. 266. 147 A u s serbokr. kostur „Skelett". So w erden unbew achsene Berge b e nannt. Vgl. S eliscev, Sla vj. nas. 221. 148 A us serbokr. spas „H eil, Erlösung". So hieß die dortige K irche. V gl. S eliscev, Slavj. nas. 263. 149 G ehört zu slav. straza „W ache". Vgl. S eliscev, Slavj. nas. 257. 150 Slav, vrana „Krähe" + O rtssuffix -iste. V gl. Seliscev, Slavj. nas. 240. 151 D iese Form bei Seiner 96. S eliscev, Slavj. nas. 217 gibt d ie Form P o d b reg ’ja. A u s slav. p o d „unter" + breg „Ufer; Hügel". 152 A u s bulg. bei „weiß". Vgl. S eliscev, Slavj. nas. 223. 153 V gl. oben S. 133. 154 A us m aked o-bu lg. glumbina „T iefe". Vgl. Jokl. Ortsn am enkunde 204.


157 daß die slavischen Siedler dieser Gegend nicht Serbokroaten, son dern Bulgaren waren. U nter den M irditen155 selbst hat sich die Überlieferung erhalten, ihr A hnherr sei ein griechisch-orthodoxer Bulgare gewesen, der aus einer bulgarischen Landschaft einwanderte und hier katholisch w urde.150 Bis in das 19. Jh. hat sich unter den M irditen auch die Kommunion unter beiderlei G estalten bewahrt, in einigen ihrer Kirchen findet man noch griechische Kreuze und Spuren byzantinischer W andgem älde.157 Dafür, daß die Fürstenfam ilie der M irditen ehemals bulgarisch war, gibt es auch gewichtige Hinweise.158 Auf ehemals bulgarisches Volkstum in diesem Gebiete weist ferner der Gebrauch der Dolama, eines eigentlich bulgarischen Kleidungsstückes, das in A lbanien von Dibra bis nach M erdita verbreitet ist.159 Es kommt dazu, daß, es am M ati-Durchbruch eine O rtschaft Bulgëri ,,B ulgarendorf“ gibt.160 Auch das Gebiet der nordalbanischen A lpen161 wimmelt von slavischen Örtlichkeitsnamen. So kommt im Stammesgebiet Shoshi ein Bachname Shtubja (oder Stub ja) 162 im Stammesgebiete Klmeni ein Bachname S /ap163 und ein W iesenname Osonja164 vor. Am A b hang des P lateaus von Hoti und G ruda gibt es zwei Quellen mit dem slavischen Namen Krevenica , 105 M itten in der Hochregion 155 D ie von Degrand 148 f. ausgesprochene A nsicht, die M irditen seien erst nach dem A nfang des 17. Jhs. aus der G egend von D jakova in ihre h eu tigen W ohnsitze eingew andert, ist unrichtig. W enn der Nam e nicht früher erwähnt wird, so kann man daraus b esten falls nur schließen, daß der m irditisch e Stäm m ebund sich erst so spät gebildet hat. 150 Hahn, Alb. Studien I 311, 335. 157 Hécquard 226. 158 Über das berühm te orthodoxe W idm ungskreuz des P aul D ukagjin vgl. Nopcsa, Vorgeschichte 239. 159 Nopcsa, Vorgeschichte 239. D ers., Albanien 159 f. 220. 160 Vgl. oben S. 152. 161 S eliscev, Slavj. nas. hat dieses G ebiet nicht in sein e U ntersuchung einbezogen. 162 A us serbokr. stubl „Brunnen, Quelle". Vgl. Jokl, O rts namenkunde 203 163 A u s serbokr. slap „W asserfall’'. Vgl. Jok l, O rts nam enkunde 203 f. 164 So (nicht Osojna!) bei N opcsa, Geogr. u. Geol. 28. 234. 591. A us serbokr. osoje „schattiger O rt”. Vgl. M iklosich a. a. O. 292. J o k l, O rtsn am en kunde 204. In Südalbanien (in den B ezirken M alakastra, Shkrapari und Opari) gibt es drei D örfer mit dem N am en Osoja (Seiner 95. S elen ica 534). Jokl a. a. O. w eist darauf hin, daß die slavischen Ö rtlichkeitsnam en im G ebiete der nordalbanischen A lp en erst verhältnism äßig spät in das A lbanische über nom m en w orden sind, w ie aus der Erhaltung d es -s- in O sojna hervorgeht. In der Tat wurde dieses G ebiet erst in der Zeit der T ürkenherrschaft von den albanischen Klm eni besetzt. 165 A us slav. krbven-ica ,,die V erborgene”, so genannt, w eil b eid e Q uel len aus einer H öhle hervorkom m en. Vgl. Jokl, O rts namenkunde 205.


158 der nordalbanischen A lpen gibt es zwei „Jezercë“ genannte Seen.166 Im Stamm esgebiete P ulti am oberen Kiri gibt es einen Berg Porun, der wohl nach dem altslavischen D onnergott Perun benannt ist.167 Im Stamm esgebiet P lanti gibt es einen Siedlungsnamen Brdhet.'** .Weiterhin sind die folgenden slavischen Örtlichkeitsnam en zu e r w ähnen:169 Dobranca, Dobresa, Dobri Degs, Dobrinja, Qafa Dolit, U jt e Dolit, D lje, Maja Draganit, Shpela Dragins, Dragobija, Drenes, Maja Drenit, Drenos, Shpela Drenothiles, Drugomire, Dushaj, Golemi, Golobrdo, Gomila, Gradec, Gradistje, Kroni Jagods, Jama, Jávori, Jelica, Jugomir, Kopaçi, Koprishti, Krushevo, Lipovice, Martinovic, Mgula, Moraca, Olobrds, Pelovic, Pervenika, Pjetrovic, P oblukaf?), Pojica, Predelec, Proseku, Pustopoje, Qafa n Rediks, Rakovica, R epcistef?), Rodinja, Rudnica, Selishtje, Troshani, Veleçik, Visoça, Vrana, Vriela, Vuç, Vuça, Vucetaj, Maja Vukalit, Vukli, Maja Vuknaks, Maja Vukoçes, Vukpalaj, Lugu Vuksajt, Vuksanaj, Zabodisht, Zagora. Die slavische Bevölkerung scheint sich im D rin-Berglande und im Gebiete der nordalbanischen A lpen ziemlich lange gehal ten zu haben. Noch im 15. Jh. scheint in der Landschaft M erdita und im benachbarten M ati-G au nicht die römisch-katholische, sondern die orthodoxe Religion geherrscht zu haben, was ein H in weis auf slavische Bevölkerung sein kann.17r Eine w eitere wichtige E rkenntnis ergibt die sprachgeschichtliche B etrachtung der Flußnam en. Die slavischen Namen der großen Flüsse N ordalbaniens, des Drin, des M ati und der Bojana, erklären sich nur durch albanische Verm ittlung. D i e S l a v e n trafen alsobei ihrer Einw anderung nach Nord albanien dort bereits eine u r a l b a n i s c h e Be v ö l k e r u n g a n , von der sie diese Flußnam en übernahm en.171 Dam it w ird erneut bestätigt, daß auch der Lebensraum der u r albanischen W anderhirten in diesen Landschaften zu suchen ist.172

106 N opcsa, Vorgeschichte 238. 167 Nopcisa, Vorgeschichte 238. 168 p e r se lb e Ortsnam e komm t im T ale des oberen Fandi vor. V gl. oben S. 153. 169 N ach dem R egister bei N opcsa, Geogr. u. Geol. — A uf die B elege und die sprachliche Erklärung im ein zeln en kann hier verzichtet werden. 170 Ippen, D en k m ä ler 26. N opcsa, Vorgeschichte 238 f. 171 N. Jok l, in: Indogerm anische Forschungen 50 (1932) 33— 42. Ders., S la ven u. Alb. 627— 629. 17:! Vgl. oben S. 118.


159 7. Zusammenfassung.

Die zusam m enfassende Betrachtung der politischen und kirch lichen Geographie, der slavischen Lehnw örter und Ö rtlichkeits namen hat zu folgenden E rkenntnissen über die frühalbanische Volkstumsgeschichte geführt: D e r L e b e n s r a u m d e r f r ü h albanischen W a n d e r h ir te n war der Mati-Gau. Die n a t ü r l i c h e A b g e s c h l o s s e n h e i t h a t d i e s e r Berglandschaft, wie aus d e r o b i g e n E r ö r t e rung der politischen T e rrito ria lv e rh ä ltn iss e und der damit parallel gehenden kirchlichen S p r e n g e l e i n t e i l u n g mit h o h e r W a h r s c h e i n l i c h keit hervorgeht, die t a t s ä c h l i c h e U n a b h ä n g i g keit zwischen den großen N a c h b a r s t a a t e n — Ostrom, B u l g a r i e n , D i o k l i t i e n — bewahrt . Die Slaven h a b e n s c h o n bei i h r e m E i n d r i n g e n in N o r d a l b a n i e n ( u m 6 0 0) h i e r d i e t e i l w e i s e r o manisierten Uralbaner angetroffen. Später haben im L a u f e der Zeit slavische Siedler auch den Weg in d e n Mati-Gau gefunden, e i n e r s e i t s v o n W e s te n h e r , i m T a l e d e s M a t i und seiner Nebenflüsse, andererseits von Osten her über den Paß Qaf a-e-Bulçizës und in den T ä l e r n d e r N e b e n f l ü s s e des S c h w a r z e n Drin. Di e s l a v i s c h e n A c k e r b a u e i h i e l t e n die Täler besetzt, während die H o c h r e g i o n der Berge das Reich der f r ü h a l b a n i s c h e n W a n d e r h i r t e n wa r . D i e s l a v i s c h e n Ö r t l i c h k e i t s n a m e n u n d L e h n w o r t er b e w e i s e n , daß beide Völker in e n g e r S y m b i o s e lebten, die sich noch v e r stärkte und vertiefte, als die A l b a n e r seit d e m 11. J h . n a c h u n d n a c h d i e v o n S l a v e n b e siedelte Küstenebene Niederalbaniens besetz ten. Vo n d e n S l a v e n l e r n t e n si e d i e s e ß h a f t e S i e d l u n g , d e n A c k e r b a u , d e n G a r t e n-, O b s t - u n d W einbau kennen.


VIL Die Nachrichten über das erste geschichtliche A uftreten der Albaner (11— 13. Jh.). Im 11. Jh. erscheinen die A lbaner zum ersten Male bei den byzantinischen Geschichtschreibern.1 Nach der Vernichtung des westbulgarischen Reiches und der Einnahme der bulgarischen C arenstadt Ochrid durch K aiser Basileios II. (1018) w ar das vor dem bulgarische Gebiet bis zum adriatischen M eere wiederum unter byzantinische H errschaft gekommen. Einzelne Bulgarenhau fen hielten sich noch eine Zeitlang in den Bergen Albaniens, muß ten dann aber ebenfalls der frem den Übermacht weichen. Drei Söhne des C aren Ivan Vladislav (1015— 1018), Presian,2 Alusian und A aron w aren in die Berge Südalbaniens geflohen.3 Durch kai serliche T ruppen dort lange blockiert und wohl auch ausgehun gert, hatten sie sich schließlich unterworfen. Der feierliche U nter w erfungsakt fand dann in der S tadt Diabolis (AidßoXig) im DevolTale statt.4 1 Über das erste geschichtliche A uftreten des albanischen V olkes und über die zeitgenössischen byzantinischen N achrichten darüber vgl. Thunmann 271— 293. Hahn, Alb. Studien I 311— 314. Sufflay, Biologie 3— 5. Phurikes, Arbaniles. 2 Ilqovoiávog. Er w ird auch Pruzin genannt. Vgl. Zlatarski, Ist. I, 2, 772. 3 K edrenos, ed. Bonn. II 469, 5 f: ëfpfraoav dTtoSqaaai xö ôçog t ô v Tfx&qov, nogvcpijt' vrCáqyovxa rätv Keqavviiov ôq &v . — U nter dem Tuioqos ist wohl der m ächtige Gebirgszug zw ischen V ijosa und D evol zu verstehen, dessen höchste Erhebung der Tomor (östlich von Berat) ist (So auch Zlatarski, Ist. I 2, 779). D em nach ist Keçavvia öqrj hier in einem w eiteren Sinne als gewöhnlich ver w andt. Im allgem einen w ird mit dieser Benennung die G ebirgskette b ezeich net, die von der Bucht von V alona aus längs der K üste des jonischen M eeres nach Süden streicht. 4 K edrenos II, 469, 21. — Vgl. dazu Zlatarski, Ist. I, 2, 779 f. D ie ge naue Lage dieser Stadt war früher um stritten und unsicher. Vgl. N ovakovic, P r v i osnovi 67— 71, wo Q uellen und ältere Literatur angegeben sind. Erst V. N. Zlatarski, D é se nantirai grad Dëvol: Izvëstija na Istoriceskoto D ruzestvo 5 (1922) 40— 45 w ies nach, daß die Stadt D evol am Nordrand des Tom or-G ebirges


161 Ein anderer bulgarischer Führer, namens Ivaca (5lßdx^r]g) war in das BQOxcoxôç-Gebirge ’ geflohen, wo das Carenschloß (ta ßaaiXeia) P ronista0 lag. Es muß in derselben Landschaft (im G e biet des Devol) zu suchen sein,7 denn der Kaiser bog auf dem Marsche nach Dyrrachion, der auf der Via Egnatia anzunehmen ist, nach Süden ab, um ihn zur Unterwerfung zu zwingen. Von Diabolis aus stellte er ihm ein Ultimatum.8 Ivaca wußte den K ai ser lange hinzuhalten, bis er dann durch H interlist in seinem eigenen Schloß geblendet wurde.9 Ebenso hatte Nikulica (N ix o à it ^cxç) ,,in den Bergen” Zu flucht gesucht, wo er sich dann doch ergeben m ußte.10 Nachdem so die letzten Reste des bulgarischen W iderstandes niedergew or fen waren, sicherte man das gewonnene Gebiet von M ittel- und Südalbanien durch Verteilung von Besatzungen über das L and.u Als letzter der bulgarischen Festungskom m andanten unterw arf sich der Voevode Elemag von B erat (Belgrad), der sich in Stagoi in Thessalien zusammen mit anderen Voevoden dem Kaiser Basileios II. gefangen gab.12

-

zu suchen ist, beim D orfe Gostim a, wo sich der D evol-F lu ß am m eisten dem Shkumbi nähert und wo sich noch heute zahlreiche Ruinen finden. 5 Von der bisherigen Forschung ist m. W. die Lage d ieses Gebirges nicht festgestellt worden. Dam it ist wohl gleichzusetzen die in einer U rkunde von 1274 erwähnte „archondia de Urochoto" mit dem „casale Urochota" ( !). Nach dem textlichen Zusammenhang der U rkunde gehört diese „archondia" zu dem G ebiet der südalbanischen Städte Kanina und A ulona (A c ta Alb. nr. 319). — Der Ortsname Vraka oder Uraka kommt in A lbanien verschiedentlich vor. Vgl. Th. Ippen in: M itteilungen d. geogr. Ges. W ien 47 (1904) 9. Seliscev, Slavj. nas. 324. ö l L q o v ia x a oder nach einer anderen H andschriftenlesung K o r c q iv í o x q a . H eute lassen sich diese Ortsnamen nicht nachw eisen. 7 W. Tom aschek, Zur Kunde der Hämus-Halbinsel. II.: Sitzungsberichte d. K. Ak. der W iss. W ien, philos.-hist. CI. 113 (1886) S. 349 und nach ihm Zlatarski, 1st. I, 2, 780 A. 3 suchen Pronista ebenfalls im G ebiete des Tomor. 8 K edrenos II 470, 17: yqá^ifiaGtv èvovd'é'zsi,. Vgl. Fr. D ölger, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches I (München u. Berlin 1924) nr. 805. 9 K edrenos II 470, 4 — 474, 5. Vgl. dazu Zlatarski, Ist. I, 2, 780— 784. 10 Kedrenos II 474, 6— 13. Vgl. dazu Zlatarski, Ist. I, 2, 784. 11 K edrenos II 474, 13----17. t ù t o v A v o q a y i o v Kal vfjg KoXtovetae: K a l (>vïvov7t6%eo>s . . . ita Ta Gr?] ori jievo s . . . U nter K o X io ve la ist das moderne K olon ja (südlich von Korça) zu verstehen, D rinupolis ist das antike Hadrianupolis, das heutige A rgyrokastron in Südalbanien. Vgl. zur Identifizierung: H. T reidler, Epirus im A ltertu m . Studien zur h istorischen T opographie. (D iss. Leipzig) Leipzig 1917. S. 84 f. 12 Kedrenos II 475, 4. Statt* ’K l e u ä y o g hat eine andere H andschriften lesung ’KXivayog, Arch. Eur. C.-O .

11


162

\

Aus diesen Tatsachen wird ganz klar, daß M ittel- und S üd albanien in dieser Zeit kernbulgarisch waren. Die Berglandschaften des südlichen A lbanien — vor allem der gewaltige Gebirgsstock des Tomor — w aren sogar die letzten Trutzburgen des B ulgaren turns gegen die byzantinische Unterjochung. Es ist daher zum wenigsten sehr unwahrscheinlich, daß der Lebensraum der A lbaner dam als auch diese L andschaften umfaßte. Einige Jahrzehnte, nachdem die bulgarische H errschaft in Süd- und M ittelalbanien durch die byzantinische H errschaft ab gelöst worden war, erscheint auch die erste geschichtliche Nach richt über das Volk der Albaner. Als erster erw ähnt sie der G e schichtschreiber Michael A ttaleiates:13 Georgios Maniakes, der aufständische Befehlshaber der byzantinischen T ruppen in Italien, zog im Ja h re 1043 gegen K aiser Konstantinos IX. Monomachos (1042— 1054) ,,mit seinen dortigen romäischen und albanischen S oldaten".14 Nach seinem Sturze w urden dann die früheren Bun desgenossen im W esten, die ,,A lbaner" und Lateiner, zu Feinden des Reiches.15 Bei Erw ähnung dieser ’AXßavoi könnte es freilich noch als unsicher erscheinen, ob dam it wirklich die A lbaner des Balkans gemeint sind. Es könnte sich auch um die „A lbaner" des antiken Latium handeln, die hier in einer bei den byzantinischen G e schichtschreibern geläufigen antiquarischen M anier16 hervorgeholt w erden.17 13 Über die Erwähnung bei M ichael A tta leia tes vgl. Phurikes, Arbanites 6— 8. 14 M ichael A tta leia tes ed. Bonn. 18, 17 ff.: . . . retôçyiog, t JMavidxijg èrtûvvuov, éic xff<; ’IxaZiycfjg dQZtfâ êrtavaGxàç f/txà x&v êneïoe GWÔvxoiv Gxqaxifoxcôr "Poitiaitov ical ’AXßavG >v . . .

15 M ich. A ttal. 9, 9 ff.: ov fiijv ôè àX P .à y.ai oï t Coxb Gvuuayo mal xfjg ÎGovtoZixeias ÿfiîr Gvauexéyovxcg, nal avxffg xf}£ &(>r]OyusLa$, ’AXßavol y.al udaxlvoi, ôGoi fiexà xÿv èOrCeqiav lP(bfir}V xoîg ’IxaXinolg 7tZt]GidL,ovGr fiéosGi, rCo7*éu io i TíaqaZoycóxrcTOt éyqrjudxiGav... 16 D ie Nachahm ung der k lassisch en V orbilder war in byzantinischer Zeit ein literarisch es S tilgesetz. D aher w erden d ie neu auftauchenden Barbaren v ö lk er d es N ordens und O stens nicht mit ihren w irklichen sondern mit irg en d w elch en k la ssisch en N am en b ezeich n et. D ie Serb en ersch ein en als „P aion ier” oder „Triballer", die Türken a ls „P erser”, die Araber als „ A ssy rier“ u. s. w . So kom m t es, daß d a sselb e V olk b e i versch ied en en b y za n tin i schen G eschichtschreibern oft unter den verschiedensten Namen erwähnt wird. So hat z. B. Gy. M oravcsik, A m a g ya r tö rté n e t bizánci forrásai. B udapest 1934. S. 244— 249 (und dazugehörige Ü bersichtstafel) nachgew iesen, daß die Ungarn bei den byzantinischen G eschichtschreibern mit nicht weniger als 14 verschie d en en Nam en b ezeichnet werden. — D ie U nkenntnis dieser w ichtigen T at sache* woran b ereits zahlreiche U ntersuchungen zur geschichtlichen Ethno-


163 Michael A ttaleiates hält sich freilich sonst — abweichend von anderen byzantinischen Schriftstellern — zw ar ziemlich frei von dieser M anier, doch w äre dies kein entscheidender Beweis. Daß tatsächlich die balkanischen A lbaner gemeint sind, geht erst aus einer d ritten Stelle bei Michael A ttaleiates hervor, wo n u n mehr die A lbaner unter der Namensform "ApPavixai erscheinen. An dem A ufstande des Dux (jtQcoxojTQÔeÔQoç) Nikephoros Basilakios von D yrrachion im J. 1078 w aren romäische, fränkische, bul garische und „arvanitische” T ruppen beteiligt.18 Daß unter diesen „A rvaniten” die A lbaner des antiken Latium gemeint sein könn ten, ist ausgeschlossen. D adurch w ird es auch sicher, daß unter den vorher erw ähnten ’AÄßavoi tatsächlich die A lbaner des B al kans zu verstehen sind. Daß in dem Heere des aufständischen Nikephoros Basilakios ,,arvanitische“ T ruppen m itkäm pften, wird gleichzeitig auch von dem Chronisten Georgios K edrenos (bzw. Joannes Skylitzes) e r wähnt, der diese N achricht offensichtlich aus Michael A ttaleiates übernommen hat. Danach brachte Basilakios „aus allen dortigen L andschaften” (ex j z u o mv tojv exelae j(coqü)v) Leute zusammen, dazu ström ten ihm durch Verm ittlung des Bischofs Theodosios von Diabolis „F ranken” aus Italien zu. So kam ein stattliches H eer zusammen „aus F ranken und Bulgaren, Rom äern und A rvaniten”,19 m it dem e r zum Zug gegen den K aiser auf brach. Die hier genannten „A rvaniten” sind die heutigen A lbaner.20 Aus der an geführten Stelle geht hervor, daß sie zu den Volkselem enten aus den „dortigen L andschaften” in der Nähe von D yrrachion graphie O steuropas und Südosteuropas gescheitert sind, läßt auch (neben anderen schw eren m ethodischen Schw ächen) die neue D arstellung der a lt bulgarischen G eschichte von G. T zenoff (Geschichte der Bulgaren und d e r anderen Südslaven von d e r römischen Eroberung d e r Balkanhalbinsel an bis zum Ende des neunten Jahrhunderts. B erlin 1935) als v öllig verfehlt ersch ei nen. Vgl. d ie B esprechung von G. Stadtm üller in; Jahrbücher für G eschichte Osteuropas 1 (1936) 321— 325. 17 D ie K enntnis dieser altitalischen „A lbaner” ist durch die b yzan ti nischen Chronographen verm ittelt. Vgl. z. -B. G eorgios S yn k ellos ed. Bonn. I 450, 17---19: ëeog *P ( » u v X o v ß a G iX s ïç ig ', t o i ) k t í G t o v ‘P to ftr jg • cirp’ o v o l t C o ó ts q o v ’A X ß a vol EiTa ’[ t ccZo î , ëTteiTa A cct ívoi , ‘Ptofiaîoi neTe-xXr)d-^octv, Vgl. Thunmann 282. Phurikes, A rban ites 8. 18 Mich. A ttal. 297, 2 Í : sTyß yà(i ical ‘Ptouaiwi/ rCoX7^&v Ot o u t u o t mó v , liovXyúqutv Te mal 'AqßnviTä>v ... 19 K edrenos II 739, 9 ; Gvvayrjoy/'og ôè OTqncTiàv d^iôXoyov ëx. t e <Pçdyyoav v.rù HovXydqiov, ‘Patfiatcav t e aal ’AoßaviT&v . . . 20 Über die Nam ensform ’A qß<* v î t t j g und ihre W eiterentw icklung über 'AqvaßiTTii zu türk. A rnau t vgl. unten S. 175 A. 3. 11*


164 gehören. Da wir wissen, daß Südalbanien und M ittelalbanien von Bulgaren besiedelt waren, könnte man daraus den Schluß ziehen, die Heimat der „A rvaniten“ liege in Nordalbanien. Doch kann eine auf dieser einzigen Stelle aufgebaute Annahm e nur W ahr scheinlichkeitswert beanspruchen. Zwei Ja h re später w erden die A lbaner wiederum erwähnt. Im Ja h re 1081 landete der N orm annenfürst Robert G uiskard bei D yrrachion und belagerte die S tadt.21 K aiser Alexios I. eilte zum E ntsätze mit starken Streitkräften herbei und wagte den Angriff, der ihm eine schwere Niederlage einbrachte. M an machte danach dem Kaiser den Vorwurf, er sei zu übereilt vorgegangen. E r hätte vor dem Angriff das Eintreffen der H ilfstruppen, der ,,sog. Arvaniten” und der aus D alm atien erw arteten T ruppen22 abw arten sollen. Das Kommando in dem belagerten Dyrrachion wurde bald darauf einem „A rvaner”, der das hohe m ilitärische Amt eines xô[j/rçç x 6q t î]ç innehatte, übertragen.23 81 Über diesen F eld zu g vgl. vor allem L. von Heinemann, Geschichte der iVormannen in Unteritalien und Sicilien bis zum A ussterben des normannischen Königshauses. I (Leipzig 1894) S. 318— 320. F. Chalandon, Les Comnène. Étu d es sur l'Empire B yzantin au X Ime et au Xll™* siècles. I (Paris 1900). S. 72— 94. Zlatarski, Ist. II 167— 178. Über die T opographie der F eldzüge Robert G uiskards und Boem unds gegen B yzanz vgl. B. D entzer, Topographie der F eld züge R o bert G uiskards gegen das byzantinische Reich: F estsch rift des geographischen Sem inars der U niversität B reslau zur Begrüßung des XIII. D eutschen G eographentages. B reslau 1901. S. 82— 121. 22 A nna K om nene ed. R eiffersch eid t I 202, 16: rcaqd re r&v nalovuévtov ’A (tßavirc&v Ttaçtà te r&v àrCà ^JaXuariag Ttaçà rov Boôivov 7teu7CofiévMV, Vgl. Phurikes, A rb a n ites 9 f. 23 Anna K om nene I 153, 5: r<p êÇ ’A q ß d v i o v ôq/xM^évcp K o fi latcôqrrj in den bisherigen A usgaben, auch in der erst teilw eise erschienenen neuen A usgabe: A nne Comnène, A le x ia d e . T ex te établi et traduit par B. Leib. I (P aris 1937) S. 168, 15. Z w eifelhaft ist, ob als N om inativ zu ’Aqßdvh>v ein Stam m esnam e (of) "Aqßavot. bzw. (o£) ’A q ß d v o i oder ein Orts- bzw. G au nam e (tíí) "AQßava zu gelten hat. Der A kzent — falls überhaupt die A usgabe die A kzentuierung der H andschriften richtig w iedergibt — besagt nichts, die T atsache, daß ôç/uao&at in der im M ittelgriechischen geläufigen Bedeutung „abstammen" gew öhnlich mit ein er O rtsbezeichnung verbunden ist, spricht für die zw eite M öglichkeit. Phurikes, A rb a n ite s 26— 29 versucht darzulegen, daß die richtige Form rá ’'Aqßccva lautet. — In dem Nam en KofiiönóQrris, den man bisher für einen P ersonennam en gehalten hat, steck t der T itel eines bekann ten byzantinischen W ürdenträgers [ytófirjs kô ç t ij s < lat. comes cortis). Vgl. die B elege bei C. D ucange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis. I (Lugduni 1688) Sp. 1718 s. v. KÓQT7] (H inw eis von F. D ölger). Über d ieses Am t vgl. ferner G. Schlumberger, Sigillographie de l ’empire byzantin. Paris 1884. S, 331. E. Stein, Untersuchungen zur spätbyzantinischen Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte: M itteilungen zur osm anischen G eschichte


165 Dann erscheinen einige Jahrzehnte später die A lbaner wie derum. Als der Norm anne Boemund die Festung D yrrachion be lagerte24 (1107/8), da sperrte K aiser Alexios I. die Straßen in das Binnenland durch V erhaue.25 Die befestigten P lätze w urden be w ährten Offizieren anvertraut, so Aulon (Valona), Jericho (Orikon), Kanina, P etru la und Dibra (z/eojqt]). Dann fährt der Bericht der A n n a K o m n e n e fort: tw ôé ye Ei)GTœ0icp tw KajxwÇr) xàç Jteçù xô ’'Apßavov dvaTeOeíxei xÀeiGOÛQaç. ôé ye Baï^ioiivToç ex jtqcl)ty|ç, cpaGiv, acperrçQiaç xaTÙ toù KaßaoiÄa (Befehlshaber von Petrula) tôv àbehf dv ai'Toîj Tiôov xai KÓ\ir\xá Tiva .SaQaxryvov xaÀoùfievov xai tov KovTOJtaydvov éléjtejAaJjev. êjtei ôé Tiva toîv o|j,oqoi)vtcov tco ^Apßdvcp jioA,ixvta jtç>oécpi}aGav tw Baïp,otSvTto jtpoG/copfÍGai, oi Toútcov ëatoixoi Taç tou 3A(Z>ßdvov aTQajtoùç dxQißüig ejuoTdjxevoi jiQOGeA/frovTeg JtaGav, <5)ç efye, tï]ç z îe v q t \ç TTjv ftéoiv èçïiyrjGavTo xai tÙç /avfravoÛGaç arpaJtoùç vjréôeiçav. TrjvixaÛTa F iôoç ôixîj ôieÂôov tó GTQaTei^a ai'TÔç fièv tt]v xaTÙ JIQÓGÍOJIOV jxeTà toîj Ka|xÙT^r) (i,d/r]v aveôé|axo, tov ôé ye KovTOJtaydvov xai tov -SaQaxrjvôv xa?ioi)(xevov xôjxT]Ta jrapà tû>v zJe v q i <x>tôjv ôôr|yoi>fxévoi)ç ê| ojugíKcdv tg) Kajxúx^T] êjreiajteGeîv êicéTa^e. Kam ytzes m ußte dem doppelten Angriff erliegen.26 Diese ungemein wertvollen Ausführungen erlauben wichtige Schlüsse. Die Reihenfolge, in der die befestigten P lätze aufgezählt werden, ist im großen topographisch und schreitet von Südwesten nach N ordosten fort. Die A nordnung der ersten drei Festungen w iderspricht dieser Behauptung scheinbar. Denn Jericho (Orikon)27 liegt südlich von A ulon.28 In W irklichkeit bilden jedoch 2 (1923— 1925) 50. — Daß ein A lbaner, fa lls es sich um einen solchen im volkstum sm äßigen Sinne handelt, schon dam als im oström ischen H eere d ieses hohe A m t b ek leid en k on n te, w ürde jed enfalls b e w e ise n , daß das A lbanertum im B esatzungsheere des oström ischen R eichsalbanien schon dam als eine b e trächtliche R olle g esp ielt haben muß. 24 Über V orgeschichte und V erlauf des F eld zu ges vergl. A. Jen al, Der K a m p f um D urazzo 1107— 1108. Mit dem G e d ic h t des Tortarius: H istorisches Jahrbuch 37 (1916) 285— 352 (mit manchen U nrichtigkeiten im E in zeln en ). Zlatarski, Ist. II 240— 252. — Über die B edeutung von A rbanon w iderspricht sich Zlatarski, Ist. II 245. Zunächst erklärt er, A rbanon sei das G ebiet des heutigen Kruja mit M erdita und einem T eil von D ukagjin. U nm ittelbar da nach setzt er A rbanon mit E lbasan gleich. 25 A nna K om nene II 189, 28: TtäOdv ye droarCbv SiCt t mv ■x.aXovuévMV ^v Xo k ZccGicbv avd-ig to Tg KsXxotg ditexdcpQevoev. 26 A nna K om nene II 190, 3— 22. Vgl. dazu Phurikes, A rb a n ite s 29— 31. 27 Über Orikon vgl. Patsch, Berat 70— 74. K. Jirecek in: T h allóczy, F or schungen I 184 f. 28 D ie R uinen der H afenstadt A ulon liegen nördlich von dem heutigen


166 diese drei P lätze ein Festungsdreieck. Aulon (Valona) ist als der wichtigste P latz zuerst genannt. P etru la20 liegt nordöstlich d a von, am O strand Albaniens liegt dann Dibra im Tale des Schwar zen Drin. Arbanon, dessen P ässe dem Eustathios Kamytzes zur Verteidigung übertragen w orden waren, muß in der Nähe liegen. Die Schilderung des w eiteren Feldzugsverlaufes macht noch eine nähere Bestimmung der Lage von Arbanon möglich. Boem und erstrebte zunächst die Einnahm e des strategisch wichtigen P etru la. Die Bewohner einiger Städtchen an der Grenze (o^oq o wt c o v ) von Arbanon, die die Wege von Arbanon genau kann ten, k lärten die Norm annen über die Lage von Dibra auf. Der N orm annenführer Gidos teilte daraufhin sein Heer. Die eine Hälfe führte den Angriff von vorne (also vom W esten), die an dere „von den Leuten von Dibra geführt“, fiel Kamytzes in den Rücken. Diese Schilderung ist ziemlich unklar. Wo lagen die „S täd t chen an der G renze von A rbanon” ? W enn sie sich Boemund an schließen und die norm annische Abteilung in den Rücken des Kam ytzes führen konnten, dann müssen sie am W estrand des albanischen Berglandes gelegen haben. H inter ihnen in dem Berg land zwischen der niederalbanischen Ebene und dem Tale des Schwarzen Drin (Dibra) liegt Arbanon. Schwierigkeiten bietet nur die Angabe, daß die Umgehungsabteilung „von den Leuten von D ibra" geführt w orden sei. Diese „Leute von D ibra” mit den Be wohnern der „Städtchen an der Grenze von A rbanon” gleichzu setzen, verbietet die Tatsache, daß Dibra eine byzantinische Festung war. Dazu w äre es Boemund auch kaum möglich gewe sen, von seiner O perationsbasis in der niederalbanischen K üsten ebene aus Beziehungen zu dem Gebiet jenseits des inneralbani schen Berglandes anzuknüpfen. Gegen diese Annahme spricht ferner die Angabe, daß die Bewohner der „Städtchen an der G renze von A rbanon” den N orm annen die Lage von Dibra e r k lä rt hätten. W enn sie selbst Bewohner von Dibra gewesen w ä ren, dann w äre diese Bemerkung nicht recht verständlich. Die Geschichtschreiberin A n n a Komnene hat wohl selbst keine klare Vorstellung von den Örtlichkeiten des albaniV alona. Vgl. Patsch, B erat 63 f. K. J irecek in: T hallóczy, Forschungen I 176 f. 29 D ie Ruinen der byzantinischen Festung Petrula liegen b ei dem D orfe P etrela (so schreibt die L ouis’sche Karte) sü d östlich von Tirana in den A u s läufern des K rabe-Berglandes. Vgl. auch Hahn, Alb. Stu dien I 87.


167 sehen K rie g ssc h au p la tz es gehabt. N u r so e rk lä re n sich die U n k la rh e ite n o d e r S ch w ierig k eiten d e r S ch ild eru n g .30

Mit Sicherheit läß t sich auf G rund dieser Feldzugsschilderung nur behaupten, daß A r b a n o n im i n n e r a l b a n i s c h e n Bergland ungefähr auf der Linie zwischen Petrula u n d D i b r a z u s u c h e n i s t.31 D a d u r c h wird die f r ü h e r g e w o n n e n e E r k e n n t n is , daß der L ebensraum des a lb a n is c h e n Volkes in j e n e r Z e i t i m h e u t i g e n A l b a n i e n l ag, b e s t ä tigt. U n k l a r b l e i b t , ob A r b a n o n eine Stadt oder einen Gau bezeichnet. W eiterhin erscheint w ährend des ganzen 12. Jhs. nur noch eine einzige — freilich zweifelhafte — N achricht über die A lbaner. Kaiser M anuel I. Komnenos (1143— 1180) bestätigte in einem Chrysobull dem Bistum Stagoi (in Thessalien) seinen gesamten Besitz, darunter vielleicht auch den der hörigen Blachen, Bulga ren und ,,A lbaniten“.32 W enn diese Erw ähnung echt ist, dann be weist sie, daß schon in dieser frühen Zeit A lbaner wenigstens in einzelnen G ruppen nach Thessalien vorgedrungen sind. Zu Anfang des 13. Jhs. erscheint dann der Name wieder. Jn dem Teilungsvertrag, den die Teilnehm er des vierten K reuz zuges im Septem ber 1204 abschlossen, wird der Republik Vene30 Sufflay, Dyrrachion 283 gibt über d iese m ilitärischen O perationen d ie einfache D arstellung: „Zwar wurde V alona von Boem und genom m en, auch die b efestigten E ngpässe von Arbanon (bei Kroja) verm ittelst guter K und schafter um gangen, und erobert, und von den Bergen der Zagora im W esten des Ochrider S ees Ochrid selb st bedroht”. D ie topographische Schw ierigkeit der Schilderung ist also überhaupt nicht erkannt. — Jen al a. a. O. 305 setzt Arbanon (er schreibt Arbanus[!]) ohne Begründung mit dem heutigen Elbasan gleich (nach F allm erayer, H eisenberg u. a.). Ebenso jetzt auch Zlatarski, Ist. II 6. 31 Ziem lich übereinstim m end damit ste llt auch Phurikes, A rba n ite s 31 fest, daß das dam alige A rbanon die B erglandschaft zw ischen der niederalba nischen K üstenebene, dem Shkumbi, dem Schw arzen D rin und den „zentralalbanischen A lp en ” (w as s o ll damit gem eint sein?) bezeichnete. 32 J, K. B ogiatzides, Tö yQovmöv xßtv Mexewqoiv. In: ’ETterrjqlg ëxaiçeiag ßv^avt iv c üv GTtovôojv 2 (1925) 155: dvtoxéçcùç ihaxrjqsTod'ai öiaXaußdvovxa rCdvxa xd vt Cö x ijv dyiojxdxijv êrCtOxoTtiqv, xovg xXrJç>cx,ovç SrjXaS>], xovg érCoíaovs, t u yjoQÍa, xà aovaOxfjqta aal xovs vTtà x f]v èvoqiav avxfjç övxag îeçiofiévovg BXdyovg xs ‘aal BovXydçovg aal ’AXßavixag. Vgl. Phurikes, A rb an ites 12 A. 4. D ieses Chrysobull, das als Insert in einem P atriarch essigillion von 1393 erhalten ist, mit seiner verdächtig frühen Erw äh nung der A lbaner w ird bei Fr. D ölger, R egesten der Kaiserurkunden des o s t römischen Reiches von 565— 1453 nicht erwähnt.


168 dig u. a. auch zugesprochen: „p ro v in tia D irachii et A rb a n i” .33 Die Z usam m enstellung zeigt, daß A rbanu m (’'AQßavov, ’'AXßavovj in d e r N ach b arsch aft von D yrrach io n zu suchen ist.

Nach dem Zerfall des oströmischen Reiches im J. 1204 bil dete Arbanum zum ersten Male ein selbständiges H errschaftsge biet. Demetrios, der Sohn des Progonos, machte sich damals zum unabhängigen H errscher von Arbanum und legte sich als solcher einen ganz byzantinisch klingenden H errschertitel bei: ,,Dei gra tia panyperseuastos et magnus archon”. E r muß eine beträcht liche M acht besessen haben. Die kluge H andelsrepublik Ragusa hielt es für geraten, sich bald darauf von ihm eine Urkunde über ihre H andelsprivilegien ausstellen zu lassen. Diese vertragliche Zusicherung des albanischen Fürsten wurde bekräftigt durch die Eidesleistung von 15 M annen („homines mei“), unter denen wohl nicht W ürdenträger, sondern F ührer einzelner Sippen oder Stämme zu verstehen sind.34 Und nunmehr erscheint der Name dauernd. Im J. 1216 wird in einem eherechtlichen Gutachten des Chartophylax Demetrios Chomatenos von Ochrid eine „Tochter des verstorbenen Archonten von Arbanon)) Gines (rivr]ç), des Sohnes des Progonos, erw ähnt.35 D am als w a r d as südliche u n d m ittle re A lbanien dem k u rz lebigen D esp o tate E peiros eingegliedert. T heodoros I. A ngelos D ukas K om nenos, d e r D espot von E peiros un d K aiser von Thessalonike (1214— 1230) ero b erte T hessalien, O chrid, P rilep , A lba33 G. L. Fr. T afel u. G. M. Thomas, Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig. I (W ien 1856) S. 4. Vgl. A c ta Alb. nr. 129. — B ereits T afel a. a. O. 372 A. 8 hat sich dafür ausgesprochen, daß unter Arbanum nicht eine Stadt, sondern eine Landschaft zu verstehen ist. Ebenso Sufflay, Dyrrachion 289. 34 D ie bisher unbekannte lateinische Urkunde, die im A rchiv von Ragusa liegt, wurde kürzlich herausgegeben und erläutert von A. Solovjev, Nepoznat ugovor Dubrovnika s arbanaskim vladarom iz pocetk a XIII veka: Arhiv za pravne i drustvene nauke 44 (1933) 292— 298. Ders., Eine Urkunde des Panhypersebasto s D e m e trio s, Megas Archon von Albanien: Byz, Z. 34 (1934) 304— 310 (die serbische und die deutsche Fassung stimmen fast wörtlich überein). — Eine D atierung fehlt. Daraus, daß D em etrios als völlig selbständiger Fürst sich den T itel ,,Dei gratia panyperseuastos et magnus archon" beilegt, kann man jedoch schließen, daß der Vertrag nach 1204 abgeschlossen wurde, als mit dem Untergang des oström ischen R eiches auch die Herrschaft über das oström ische R eichsalbanien verschwand. — D er Stil der Urkunde zeigt, daß sie in der R agusaner K anzlei abgefaßt worden ist. 35 xi]V

■d'Vyaxéqct

t o v

d rC o iy o u Évox)

D em etrii Chomatiani varii A c ta Alb. nr. 147, 148,

noyovT og

tractatus

ed.

t o v

J.

B.

’A q ß ü v o v

Pitra.

JTí v t j

t o v

llq o y ó v o v

Romae 1891. Sp. 1


1

169 non und Dyrrachion.36 Bald darauf (1217) schlug er den lateini schen Kaiser von Konstantinopel, P ierre de Courtenay „in den Bergengen von A lbánon”.37 Die Straße, auf der das lateinische Heer von Dyrrachion aus den Marsch nach Konstantinopel antrat, kann nur die alte Via Egnatia durch das Shkumbi-Tal gewesen sein.38 Albánon bedeutet also entweder das Gebiet um den Shkumbi oder eine S tadt am Shkumbi. Im letzteren Falle käme nur Skampa, das spätere Elbasan, in Betracht, das in jener Zeit wie auch heute die einzige wirkliche S tadt im Shkumbi-Tal ist.39 Bestätigt wird diese Schlußfolgerung durch weitere Angaben aus dem 13. Jh. Der Bulgarencar Joannes Äsen II. (1218— 1241) eroberte ganz Thrakien und Makedonien, dann griff er auch die „große W alachei”40 an, eroberte "'EXßavov und drang auf seinen Plünderungszügen bis nach ’ îà At jqixov vor.41 Bei der unbestimmten Allgemeinheit des Landschaftsnamens ’lÂÀupixôv42 erlaubt diese Stelle weder einen Schluß auf die Lage von Albánon noch eine Entscheidung der Frage, ob darunter ein Gau oder eine S tadt zu verstehen ist.43 36 G eorgios A kropolites ed. Heisenberg I 25, 12. 37 A kropolites I 26, 5: é v ra îg t o v ’A X ß d v o v övo'xMQiaii. Darauf geht wohl Ephraim v. 7681 zurück. D ie abendländischen Q uellen sind noch unbe stimmter: Ryccardus de S. Germano, MG SS XIX 339, 4: ,,per devia et condensa sylvarum ”. Robertus A utissioderensis, MG SS XXVI 282, 13: „inter m ontes nemorosos et fluvios ad meandum d ifficiles”. 38 Außerdem führt nur ein für größere Truppen schwer gangbarer W eg von Tirana aus über das Krabe-Bergland, der jedoch bei Elbasan (Scampa) ebenfalls zum Shkumbi hinabsteigt und im w eiteren V erlaufe die V ia Egnatia benutzen muß. Vgl. V eith 65 f. 39 In byzantinischer Zeit wird es 2md(jata genannt (vgl. auch oben S. 102). Daneben muß schon dam als unter der slavischen Bevölkerung der Name Konjuch üblich gew esen sein, der vom 15— 18. Jh. in slav. U rkunden erscheint (Seliscev, Slavj. nas. 249— 251).Durch den Sultan M ehmed II. wurde diese Stadt als Zwingburg gegen die Albaner ausgebaut und daher Elbasan (arab. al-bassän „landbezw ingend”) genannt. Vgl. Babinger, Tschelebi 32 A. 3. 40 U nter JVTeydXrj BXayia pflegt man gew öhnlich die Landschaft T hessalien und den Pindus zu verstehen. V ielleicht reichte jedoch der Umfang der MeydXr) BXayJa viel w eiter.. Eine Untersuchung darüber fehlt noch. 41 A kropolites I 43, 1— 3: aaTéSqaus ôè aal rfjg ATeydXrjg BXctyiag, dXXà v,a\ t o v ’EXßdvov KccTaxvQievei, aa) f^éyqi t o v ’IXXvniv.ov r«g Xsiag TtoieT. Zwei H andschriften bieten die Schreibung ’'AXßavov. 42 A ls ’IXX v ç i k ô v wird freilich auch der B istum ssprengel von Kanina (bei Valona) bezeichnet. Vgl. H. G eizer in: Byz. Z. 1 (1892) 257: ô ’IXXv q iho tJ fjT o i K a v i v o i v , Doch macht es der textlich e Zusammenhang der angeführten S telle klar, daß hier w ie auch sonst im byzantinischen Sprachgebrauch ’IXXvqikóv ein viel w eiterer und allgem einerer Begriff ist. 43 Hahn, Alb. Studien I 336 (Anm. 108) verstand darunter „wohl das


170 Im Jah re 1230 verlieh derselbe Bulgarencar Joannes Asen II., der in diesem Ja h re durch den Sieg bei Klokotnica seinen M acht bereich bis zum adriatischen M eere ausgedehnt hatte, der R e publik Ragusa ein Freihandelsprivileg für das bulgarische S taats gebiet.44 Darin w erden nacheinander als einzelne Landschaften auf gezählt: Das Gebiet von Devol, das Gebiet von Arbanon und Thessalonike.45 Eine nähere Lagebestimmung von Arbanon läßt sich daraus nicht entnehmen. Joannes III. Dukas Batatzes, K aiser von Nikaia (1222— 1254) gewann bei seinem Feldzug gegen den Despoten Michael von Epeiros (1252) durch Anschluß des Theodoros P etraliphas die S tadt K astoria und das umliegende Land, das große und das kleine Devol (z/eotßoXiç).4“ Dann schloß sich auch Golëm (ToiAd!_ioç), der H äuptling von Arbanon, der Sache des Kaisers an.47 B ald darauf kam es im W inter 1252/53 zu einem Vergleichsfrie den. Der Despot Michael tra t an den Kaiser die festen P lätze P rilep [ U q H ajio ç), Veles (Bb^ggôç) und ,,die in Albánon gele gene Festung Kroai" (d. h. K ru ja)48 an den Kaiser ab.49 Diese Stelle ist wertvoll, denn sie zeigt, daß Albánon dem zeitgenössi schen Geschichtschreiber G e o r g i o s A k r o p o l i t e s nicht als Stadt, sondern als Gau galt.50 K aiser Theodoros II. Laskaris (1254— 1258) setzte um das Ja h r 1255 den Konstantinos Chabaron zum Befehlshaber von dam als serbische Nordalbanien'*. A. H eisenberg im Index der A kropolitesA usgabe (s. v. " A X ß a v o v ) betrachtet A lbánon sow ohl als Provinz w ie aucii als Stadt. D ie letztere setzt er gleich m it dem heutigen Elbasan. 44 I. Sakäzov, Bulgarische Wirtschaftsgeschichte. B erlin und Leipzig 1929. S. 147 f. 45 ili v Devolsk^q chorci ili v zem ç A r b a n a sk ^ ili Sölun id^t. Vgl. A c ta A lb . nr. 163, wo die gesam te Literatur zusam m engestellt ist. — D ie Urkunde ist jetzt auch herausgegeben bei Ivanov 577 f, 46 Sonst wird m. W , nicht zw ischen zw ei verschiedenen D evol, einem größeren und einem klein eren unterschieden. 47 A k rop olites I 91, i l : a a l ô drC à t o v ’A X ß d v o v 8 k F o v X d f io g , érce i rCQÖg t ù t %$ K a O T O Q ta g G v v S i t f y e fiE T à t o v éÇ ’A X ß d v o v g t o u t o v , . . . u éq > i . . . rCqoGrjei t <Jí ß a G iX e l. 48 A k rop olites I 92, 2 : t ö é v T oj ’A X ß d v c o (p n o v Q io v r á g K q ó a g . 49 A k ropolites I 91, 24 ff. Vgl. Fr. D ölger, Regesten der Kais er urkunden d e s oströmischen Reiches von 565— 1453. III (München u. Berlin 1932) nr. 1806. — In den drei genannten festen P lätzen darf man w ohl die M ittelpunkte von Burgbezirken sehen. D as abgetretene G ebiet um faßte ungefähr das w est lich e M akedonien und das nördliche A lbanien. 50 D ieses Zeugnis w iegt doppelt schwer, w eil A kropolites d ie albanischen und m akedonischen Landschaften aus eigener Kriegserfahrung kannte.


171 Albánon ein.51 Georgios Akropolites, mit dem Titel P raito r aus gezeichnet und zum Oberbefehlshaber der makedonischen S treit kräfte ernannt, rückte gleichzeitig von Thessalonike aus über Berroia, Serbia, K astoria und Ochrid nach Albánon und von dort aus nach D yrrachion vor.52 Das H eer nahm weiterhin einen denk würdigen Weg. Nach achttägigem A ufenthalt in Dyrrachion brach Akropolites nach N orden auf, m arschierte durch die Landschaft Xoirvaßia,53 überstieg das Gebirge Kckct ] néroa54 und zog durch das M ati-Becken nach Dibra, von dort über Kicevo (Kojx^aßig) 51 A k ropolites I 139, 12: xôv ôè Xaßdqiova Kiovoxavxlvov eig tfyeuoviccv xoö 'AXßdvov aaxéöxrjOEv. 52 A k ropolites I 140, 5— 7 ; jeai xit ducpi xijv ’Ayqiôav TtaqayyeiXag dcptycöfxrjv Ttsql xö "AXßavov, v.dy, xovxov ftexà xwv xfjg yúqag èv.Kqixiov ytaxeiXiqcpa xô Avqqdyiov. D ie A usdrucksw eise Ttsqï xô ”AXßavov (ebenso auch 142, 10. 16) scheint dafür zu sprechen, daß keine L andschaftsbezeichnung, sondern w ahr scheinlich ein Ortsname vorliegt. D ie Bezeichnung von A lbánon als x ú Qa (ebenso auch 142, 16) erm öglicht keine Schlußfolgerung, da x otç a im Sprach gebrauch des A kropolites neben der altgriechischen B edeutung „Land" b e reits auch w ie im N eugriechischen die Bedeutung eines großen D orfes oder einer unbefestigten Stadt hat. V gl. A. H eisenberg im Index der A k rop olitesA usgabe s. v. 53 Chunavia ist ein zur K irchenprovinz D yrrachion gehöriges Suffraganbistum, das w ahrscheinlich das K üstengebiet um den U nterlauf des M ati — die heutige Bregum atja — um faßte. Vgl. M. v. Suff lay in: T h allóczy, F or schungen I 292. Ders., K irchenzustände 196 bestim m t Chunavia als eine „Land schaft zw ischen D urazzo und den Bergen auf der W estseite d es oberen T ales des Mat". Über das B istum Chunavia vgl. ferner: Hahn, Reise II 93 A. 1. Jastrebov 259. A c ta Alb. I 60 A . 3, U nrichtig ist die D arstellung der Karte „A lbania m ediaevalis" bei A c t a A lb . I, w onach Chunavia einfach das G ebiet des M ati-G aues um fassen würde. D er B ericht des G eorgios A k rop olites spricht eindeutig dagegen. — S ta tt des Nam ens Chunavia kommen auch die Form en Cimania und Cumania vor (A c ta Alb. I, In dices s. v. Chunavia. A n o n y m i descriptio Europae Orientalis . . . ed. O. Górka. Cracoviae 1916. S. 28, 6), von denen die erstere offensichtlich aus der zw eiten verderbt ist. D ie ur sprüngliche Nam ensform ist Chunavia (Xowaßia). die b ereits in einem B istü m erverzeichnis vom Ende des 9. Jhs. belegt ist (Dvornik, S la ves 238). D ie Form Cumania ist daraus w ohl in volksetym ologischer A nlehnung an den Namen dort an gesied elter Kumanen entstanden. D ie K um anen könnten dort zur Grenzwacht an der G renze des oström ischen R eichsalbanien gegen das serbische D iok litien an gesied elt worden sein. 54 W elcher albanische oder slavische G ebirgsnam e sich hinter dem grie chischen Kami] TJéxqa verbirgt, ist mir unklar. Es können nur die w estalb an i sch en R andketten gem eint sein, die das niederalbanische K üstengebiet von dem inneralbanischen B ergland abschließen. D ie ein zeln en T eile dieser R and k ette führen heute verschiedene Namen, von d enen keiner der B edeutung nach sich mit Kav,^ lléxqa deckt. — Hahn, Reise II 93 A . 1 sieh t darin die Übertsetzung von Gur-i-barth (B arletius schreibt Petralba), w elchen N am ea


172 nach P rile p .55 B ald d a ra u f fielen G ulam os, d e r B efehlshab er von A lbánon u n d die „ A lb a n ite n ” vom K aiser ab, w odurch A k ro p o li tes in ziem liche B ed rän g n is g eriet.56 Von nun a n tra te n die A lb a n e r in das helle Licht d e r G e schichte ein. Es b eg an n die große A usd ehn un g des albanischen L ebensraum es infolge d e r alban isch en S iedlung sausb reitung.57 Die S täm m e d e r alb an ischen W a n d e rh irte n 58 b esied elten zu n äch st der Zur von d elt

Paß führt, über den der Saumweg von Tirana in den M ati-G au führt. Erklärung nimmt Hahn an, daß der Nam e „ S ch lech ten fels” (K a a rj Ilé T q a ) sp äteren der Euonym ität halber in „ W eiß en fels“ (G u r-i-b a rth ) um gew an worden sei. Es muß dies H ypothese bleiben. 55 A k ropolites I 140, 9— 13: ê^oq^fjOas y o v v TOV z lv o q 'ty io v a a l öieX friov

Tit

Ti}g

e is

X o v v a ß ia g rCeql

t íj v

aal JXIdTTjv

öqo s

d rtfieiv

VTfeqSàg

ö

a d v T e v & e v

öij

K a a ï} v n'eql

t íj v

l lé T q a v

aaTO l’OuàÇovOiv,

é ß q nq v

d <p l y

a i.

A uf die Schilderung bei A k ropolites geht der kurze Bericht bei Ephraim v. 9147— 9154 zurück, w o die R eihenfolge von K icevo und Dibra um gedreht wird, w as bew eist, daß die topographischen V orstellungen des V erfassers ganz un klar sind. A lbánon wird ebenso w ie Chunavia und der M ati-G au als t &t c o s bezeichnet, was in der Sprache der dam aligen Zeit w ie im Neugriechischen „L andschaft” bedeutet. K icevo und Dibra dagegen werden richtig a ls K lein städ te ( r to lly v c a ) angeführt. D araus darf man w enigstens den Schluß ziehen, daß in K onstantinopel um diese Zeit A lbánon nicht als Stadt, sondern als Landschaft galt, die — das geht aus A k rop olites hervor — zw ischen Ochrid und D yrrachion lag. 50 Schilderung der Vorgänge bei A kropolites I 140, 21— 143, 6. 57 D ie D arstellung der großen albanischen Siedlungsausbreitung muß einem besonderen W erke Vorbehalten bleiben. Bisher fehlt eine solche zu sam m enfassende D arstellung. 58 B is in die N euzeit hinein blieben die A lbaner zum überw iegenden T eile ein V olk von W anderhirten. A us dem 14. Jh. sind uns zw ei anschau lich e Schilderungen erhalten von der L ebensw eise dieser W anderhirten. Eine anonym e Beschreibung O steuropas aus dem J. 1308 weiß folgendes über A lb a nien und die A lbaner zu erzählen: „Est enim [hec] A lbania regio satis lata et magna, habens hom ines b ellico so s ualde, sunt enim optim i sagitarii et lancearii. quatuor fluuiis m agnis tota hec regio irrigatur, vid elicet ersenta (A rsen), m athia (M ati), Scumpino (Shkum bi), Epasa (A psus, Sem eni). Terra est fertilis in carnibus, caseis, [et] lacte, [in] pane et uino non multum habundant, sufficienter tarnen habent presertim nobiles; ciuitates, castra, [opida], [et] ' fortalicia et uillas non habent, sed habitant in papilionibus et sem per m ouentur de loco ad locum per turmas et cognationes su a s” (A n o n y m i descriptio Euró páé Orientalis „Imperium Constantinopolitanum , A lbania, Serbia, Bulgaria, Ruthenia, Ungaria, Polonia, B ohem ia” anno MCCCVI1I exarata. Edidit, praefatione et adnotationibus instruxit O. Górka. Cracoviae 1916. S, 25 f.). Etwa ein halbes Jahrhundert später sch ildert der byzantinische Kaiser und G e schichtschreiber Joannes K antakuzenos die Albaner ganz ähnlich: ’A X ß a v o i dßaOiXüVTOi . . .

t Có Xl v

oixovT T eg o v ö ß fifa v, d X V fioeöiv £vftiaTqißovTeg a a l yo jq io ts SvffTfnoff-

ó ois. , , (Jo. Kant. ed. Bonn. I 474, 11 ff.).


173 Südalbanien und Epeiros, dann griff die albanische Siedlungsaus breitung noch im S pätm ittelalter w eiter einerseits nach A ltserbien hinein, andererseits nach M ittelgriechenland und Morea. Infolge der T ürkenherrschaft ging dann ein d ritter Strom albanischer Ausbreitung nach U nteritalien und Sizilien hinüber. Die T ürken herrschaft hat jedoch die Ausbreitung des A lbanertum s auf dem Boden der Balkanhalbinsel nicht etwa gehindert, sondern viel mehr geradezu begünstigt, nachdem der G roßteil der A lbaner zum Islam übergegangen war (um 1600). Von den Osmanen begünstigt, konnten die A lbaner dam als die meisten Landschaften A ltser biens und W estm akedoniens besetzen. Mit der Ausdehnung des albanischen Volkstums weitete sich dann auch die L andschafts bezeichnung „A lbanien" immer mehr aus.59 Die Nachrichten des 11— 13. Jhs., vor allem die zuverlässigen Angaben des G e o r g i o s A k r o p o l i t e s machen in ihrer Gesam theit klar: Albánon war nicht eine Stadt, sondern eine Landschaft. Diese L a n d s c h a f t umfaßte einerseits das Gebiet um das Shkumbi-Tal ( Vi a E g n a t i a ) , a n d e r e r s e i t s d e n M a t i - G a u , d i e v o r g e l a g e r t e Ebene von K r u j a und das DrinBergland. Der rings von hohen G ebirgswällen umgebene M ati-Gau mit dem im Südwesten vorgelagerten Gebiet von K ruja wird also durch die byzantinischen N achrichten als albanischer Lebensraum für jene Zeit erwiesen.

59 Über die G eschichte der L andschaftsbezeichnung „A lbanien” und ihrer verschiedene Form en vgl. unten S. 174— 179.


V III. Der Volksname „Albaner”} W ichtige Aufschlüsse kann auch der Volksname der A lbaner bieten. Als die A lbaner im 11. Jh. zum ersten M ale im Lichte der Geschichte erschienen, da w urden sie von den griechischen G eschichtschreibern A nna Komnene und Michael A ttaleiates „A rvaniten” (’Apßavitai) oder „A rvaner” (’AQßavoi), ihre Heim at w urde „A rvanon” (’'Agßavov) oder „A rvana” (*'AQßava) genannt.2 M it diesem Namen, der in verschiedenen Spielform en erscheint, w urden sie dann auch weiterhin von allen N achbarvölkern ge nannt.3 Sie selbst nennen sich in ihrer eigenen Sprache „Shqipe1 Vgl. allgem ein Hahn, A lb. Stu dien I 230 f. Ders., Reise I 12— 15. F a ll m erayer, A lb . E lem ent I 462— 474. B artoli I 128 f. W eigand, A lb a n er 230 f. L. von T h allóczy u. K. Jirecek, Z w e i U rk u n d e n aus Nordalbanien. In: T h al lóczy, Forschungen I 123— 151. M. von Sufflay, D as mittelalterlich e Albanien. Ebenda 282— 287. Ders., Die Grenzen A lban ien s im Mittelalter. E benda 288— 293. D ers., Biologie 3— 5. D ers., S t ä d t e 18 f. Jirecek, Romanen I 43, Ders., Gesch. d. Serben I 18. 152 f. A c t a A lb . nr. 48. Szegh, Alb. u. ill. 69— 71. D erzavin, A lb . 177— 179. Sufflay, Srbi i Arb. 23— 26. P hilip pide II 801 f. P hurikes, A rbanites. 2 V gl. oben S. 162— 167. 3 V on den L ateinern wurden sie A lbanen ses oder Arbanenses, von den Italien ern A lb a n e s i genannt. Im Slavisch en und G riechischen haben die beiden N am ensform en mit -/- bzw . -r- ein e au sein an d ergeh en d e Sonderentw icklung durchgem acht. A rbanenses w urde von den Serbokroaten als Arbanasi über nommen, der zugehörige L andschaftsnam e A rb a nu m wurde mit einer dem Serbokroatischen geläufigen M etathese (z. B. A r b e > Rab) zu Rabhn. D ie in Südalbanien w ohnenden B ulgaren übernahm en den L andschaftsnam en in der Form A lb ë ri und gestalteten ihn nach ihrem L autgesetz am zu Ljaberi, L jap eri (M eyer, Etym . W örterb . 14 s. v. arber). D araus b ild ete man dann den V o lk s namen Ljapi. So w erden noch jetzt die B ew ohner des B erglandes im heutigen Südw estalbanien genannt. Vgl. Hahn, A lb . Stu dien I 15 f. A rabantinos II 97. Louis 102— 105. — Skok, D o la za k 101 n eigt dazu, in diesen L japen albanisierte Slaven zu sehen. — N opcsa, Vorgeschichte 238 w ollte die Ljapen als N achkom m en der antiken L abeaten betrachten, d ie im ausgehenden A ltertum — w ahrscheinlich durch die sla v isch e Landnahm e — aus ihren W ohnsitzen


175 tarén" d. h. „A dlersöhne”, ihr Land „Shqipnija” d. h. „A dlerlan d ”.4 Das Nam enselem ent A lb-5 ist im Gebiete des M ittelm eeres weit verbreitet und gehört einer vorindogerm anischen Sprach- und Volksschicht an. Im K aukasus-G ebiet gibt es eine L andschaft „A lbanien”, die Nam enswurzel kommt auf dem illyrischen6 B al kan und noch w eiter im W esten vor, wo der Name der A lpen darauf zurückgeht. Bereits in der römischen K aiserzeit erscheint auf dem G e biete des heutigen A lbanien der Name „A lbaner”. D er G eograph P t o l e m a i o s (2. Jh. n. Chr.) nennt bei der Aufzählung der „ S täd te” im Binnenland der Provinz M akedonien im Gebiete der ’A^ßavoi als einzige S tadt ’AXßavojco^tg in der geographischen Länge von 46 und der geographischen Breite von 41 5’.7 Die im Skutari-B ecken nach Süden abgedrängt w orden seien. Szegh, A lb . u. ill 70 f, spricht d ieselb e A nschauung als H ypothese aus. — Im G riechischen kom m en die folgenden N am ensform en vor: ’Aqßavoi, ’’Aqßavoi, 'Aqßavlxcti oder (m it M etathese) 'Aqvaßlxcti. A us dieser letzteren Form stam m t auch die tür k isch e B ezeichnung A rnauten (éufflay, Srbi i Arb. 24). U nrichtig ist d ie a n d erslau ten d e von Thunmann 243 auf g estellte und von Fallm erayer, Alb. E le m en t I 483— 485 übernom m ene Erklärung aus dem Personennam en Arianites. 4 Vgl. oben S. 70 A . 74. — Es w ürde zu w eit führen, a lle son stigen E r klärungsversuche, die bisher unternom m en wurden, zu erwähnen. 5 Vgl. darüber allgem ein: Hahn, A lb. Stu dien I 230 f. (die vorgebrachten E tym ologien können vor den heutigen E rkenntnissen der Sprachw issenschaft nicht mehr besteh en). F allm erayer, A lb . E le m e n t I 467— 470. D erzavin, A lb. 178. J. Karst, Origines mediterraneae. D ie vorgeschichtlichen M ittelm eervöl k e r . . . H eidelberg 1931. S. 71 f. 6 P h ilippide II 802. Krähe, Geogr. Namen 12 f. 7 P tolem aeus III 12, 20 (ed. C, M üller I 506, 1 f.). Vgl. darüber Tom aschek, Albanoi. In: P au ly-W issow a I (Stuttgart 1894) Sp. 1306 f. (T. sieht schon in diesen antiken, von P tolem aios erw ähnten ’AXßavol den G rundstock der heutigen A lbaner). Phurikes, A rb a n ite s 18— 20. — Tom aschek, A lb an opolis a. a. 0. Sp. 1307. F allm erayer, Alb. E lem en t I 462— 466. K. M ännert, Geographie der Griechen und Römer. V II (Landshut 1812). S. 409. und G. N ikokles, U e q I t<Js ävro^9-ovias x&v ’\AXßavß»v -Tj t oi 2^yu7tixáq. (D e Albanensiu m sive Schkip ita r Origine et Prosapia). (D iss.) G ottingae 1855. S. 53 hatten d iese P to lem a ios-S telle für ein späteres E inschiebsel erklärt, da die A lbaner in unseren son stigen schriftlichen Q uellen erst im 11. Jh. erwähnt w erden. D agegen spricht aber nicht nur, w ie schon T om aschek a. a . O. bem erkte, d ie Tatsache, daß Z usätze und G lossen in der h an dschriftlichen Ü berlieferung d es P tolem aios ausschließ lich a ls solche gek ennzeichnet w erden, sondern auch ganz entscheidend die T atsache, daß die h an dschriftliche Ü berlieferung des P tolem aios in ein e ältere Zeit als das 11. Jh. zurückreicht. Es ersch ein t ziem lich ausgeschlossen, daß ein H aiidschriftenschreiber etw a im 9. Jh. ein en Zusatz über das dam als noch völlig unbekannte V olk der A lbaner angebracht


176 Angabe der geographischen Länge und Breite kann über die wirkliche Lage der S tadt wenig besagen, da diese Angaben des P t o l e m a i o s nicht auf eigenen Messungen, sondern auf seinen teilweise nicht sehr zuverlässigen K artenvorlagen beruhen. Auch aus der Reihenfolge der von Ptolem aios aufgezählten Stammes gebiete und S tädte kann man keinen Schluß auf die geographische Lage von A lbanopolis ziehen.8 D er allgemeine Zusammenhang mit den erw ähnten Stammesgebieten beweist nur, daß Albanopolis irgendwo im Gebiete des heutigen A lbanien zu suchen ist, ohne daß sich über die Lage etwas N äheres aussagen läßt. D aher ist die Lage des antiken Albanopolis auch um stritten. T h u n m a n n9 hat sich auf die allgem eine Feststellung be schränkt, daß die W ohnsitze dieser antiken A lbaner zwischen Drin und Shkumbi lagen. H a h n 10 ging bei der Bestimmung von den N achrichten der byzantinischen Geschichtschreiber aus und v ertrat die Ansicht, daß der Name in einer doppelten Bedeutung gebraucht werde, bald für die nach ihrer H auptstadt Albánon, Arbanon, Elbanon, die mit dem heutigen Elbasan gleichzusetzen sei, benannte Landschaft, bald für das den Byzantinern unterw or fene Gebiet Albaniens. S päter wurde er dann aufm erksam darauf, daß noch heute die ganze Küstenebene zwischen den Mündungen des M ati und A rsen nebst der östlich benachbarten M ulde von T irana von den Einheimischen A rbenia genannt wird. E r verlegte daher das Land der bei P t o l e m a i o s erw ähnten ’AAßavoi in die Ebene der heutigen A rbenia oder in die östlich davon gelegene B erglandschaft des M ati-Gaues und stellte die Gleichsetzung der von P t o l e m a i o s erw ähnten S tadt Albanopolis mit der heu tigen O rtschaft A rbona oder mit den Ruinen von Zgurdheshi zur hätte. Zur E chtheitsfrage vgl. auch F allm erayer a. a. O. — D as ” A X ß a v o v pog, das P tolem aios II, 14 (ed. M üller I 289, 12) erwähnt, lag im G ebiet der Jap oden in der Provinz Pannónia Superior, also in dem heutigen Bosnien. 8 Ptolem aeuis III 12, 17 ff. nennt unm ittelbar hintereinander die Stam m esgeb iete der T aulantier, E lim ioten, O restier, A lbaner, A lm open, Orbelier, E ordaier usw., es liegt also überhaupt kein geographischer Anordnungsgrund sa tz vor. — Über die unklaren V orstellungen des P tolem aios über das innere A lb an ien und M akedonien vgl, auch J. G. von Hahn, Reise von Belgrad nach Salonik. 2. A ufl. W ien 1868. S. 229. 9 Thunmann 240: ,,.. . einer klein en V ölkerschaft, die in dem M acedonischen Illyrien, zw ischen dem Drino und Siom ini, ihre W ohnsitze h atte”, 10 Hahn, Alb. Stu dien I 311. D ie G leichsetzung von A lbánon mit E lba san erscheint an und für sich erw ägensw ert, da bei den B yzantinern des 13. Jhs. A lbánon tatsächlich das G ebiet um das Shkum bi-Tal bezeichnet. Vgl. oben S. 169.


177 Erwägung.11 D e s d e v i s e s 12 setzte Albanopolis mit der heuti gen S tadt K ruja gleich. M ü l l e r 13 und T o m a s c h e k 14 sowie P r a s c h n i k e r und S c h o b e r 15 führten die verschiedenen Ansichten auf, ohne dazu selbst Stellung zu nehmen. Wichtig ist die Tatsache, daß der Name „A lbaner-A rbaner” den A lbanern selbst, die sich gewöhnlich „Shqipetaren”10 zu nen nen pflegen, durchaus nicht frem d ist, wie man lange gemeint hat. Das wilde Bergland zwischen Valona, A rgyrokastron und dem Meer, das in antiker Zeit den Namen A krokeraunien führte, wird heute von den A lbanern „A rberia“ genannt, was eine ältere nordalbanische (gegische) Form „A rb (e) nia” voraussetzt.17 Als „A rbenia“ wird ferner noch heute die Küstenebene zwischen den Mündungen des M ati und A rsen bezeichnet.18 Die A lbaner Ita liens und Griechenlands, die zum ganz überwiegenden Teile aus Südalbanien stammen, nennen sich selbst „A rbër“ (bzw. „A rben“), das Land Albanien „A rbëri“ (bzw. „A rbëni“).19 Mit diesen N a men (3AXßavot, 3/A?ißavov) w urden die A lbaner und das von ihnen bewohnte Gebiet, das sich m it dem Stammesgebiet der antiken von P t o l e m a i o s erw ähnten ^AXßavoi ungefähr deckt, auch von den byzantinischen Geschichtschreibern des 11— 13. Jhs. bezeichnet.20 W ir ziehen daraus die Schlußfolgerung, daß der heutige Volksname A rbën bzw. A rbër auf die bei P t o l e m a i o s erw ähnten ’AAßavoi zurückgeht.21 Aber dam it ist nichts bewiesen 11 Hahn, R eise I 13 f., wo er freilich selbst sch on auf d ie Schw ierigkeit der abw eichenden B etonung (bei Ptolem aios: ’AZßavöTtohs, bei den b yzan ti nischen G eschichtschreibern: "AZßavov, die heutige O rtschaft dagegen: A r b ó n a ) hinw eist. 12 Th. D esd ev ises-du-D ezert, Géographie ancienne d e la Macédoine. P a ris 1862. S. 228. 13 Ptolem aeus ed. C. M üller I, 1 (P arisiis 1883) S. 506. 14 Tom aschek, A lbanopolis. In: P auly-W issow a I (Stuttgart 1894) Sp. 1307. 15 Praschniker u. Schober 27 f. 18 Vgl. über diesen V olksnam en oben S. 70 A . 74, 17 Hahn, Alb. Stu dien I 230, der zuerst die herköm m liche M einung b e richtigt hat: ,,Arberia, im engsten Sinne, heißt im toskisch en D ialek te das hinter A w lona gelegene B ergland ”. Vgl. dazu auch Fallm erayer, A lb . Elem ent I 467 f. — D er V ersuch von Hahn, Alb. Studien I 231. Ders-, Reise I 14, auch den bei P tolem aios erwähnten Landschaftsnam en ’Alfirfv-y oder ’Alulvt] (für die heutige Tsam erija) dam it in Verbindung zu setzen , ist natürlich abzu lehnen. ' . 18 Hahn, Reise I 13 f. 19 L eotti 16 f. (s. v.). C hristophorides 7. P h ilip p id e II 801 f. 20 Vgl. darüber ausführlich oben S. 160— 173. 21 P h ilippide II 802 nimmt unter A blehnung dieser A nschauung an, die Arch. Eur. C .-O .

12


178 über die Abstammung der heutigen A lbaner von jenen antiken ’AXßavoi. W enn wir mit Gewißheit annehm en könnten, daß der Volksname „A lbaner” seit antiker Zeit ununterbrochen von den V orfahren der heutigen A lbaner gebraucht worden und erst spä ter durch den Volksnamen „S hqipetaren” zurückgedrängt worden sei, dann könnten wir freilich daraus zweifellos die grundlegende E rkenntnis ableiten, daß der geschichtliche Grundstock des heu tigen albanischen Volkes auf den antiken Stamm der 3AXßavoi zurückgeht, der in dem Gebiete des heutigen Albanien oder in den unm ittelbar angrenzenden Landschaften des westlichen M a kedonien seine W ohnsitze hatte. Diese Schlußfolgerung ist jedoch unzulässig, da die V oraus setzung unsicher bleibt. Es ist möglich, daß die V orfahren der heutigen A lbaner erst in einer späteren Zeit in das von P t o l e m a i o s erw ähnte Stammesgebiet der "AXßavoi einw anderten und nach ihrer bleibenden N iederlassung sich nach dem Namen ihres nunm ehrigen Heim atgebietes als „A lbaner” bezeichneten,22 eine Erscheinung, die sich in der Völkergeschichte außerordentlich oft w iederholt hat.23 D aher kann man grundsätzlich aus der ErwähU ralbaner hätten den N am en Arbër aus ihrer älteren H eim at, die w eiter nördlich im tieferen B innenland zu suchen sei, mitgebracht. 22 Dievse A n sich t vertritt W eigand, A lb a n er 230. — Ä hnlich versucht Phurikes, A rb an ites in eingehender U ntersuchung den Nachweis, daß die in den byzantinischen Q uellen des 11— 13. Jhs. vorkom m enden B ezeichnungen AqßaviTaL und 'AXßavoi von den G riechen aus einem albanischen Ö rtlichkeits nam en gebildet wurden, zunächst aussch ließ lich territoriale B edeutung hatten und erst später zu V olkstum sbezeichnungen w urden. D er B ew eis scheint mir freilich nicht lü ckenlos erbracht. Daß der N am e der A lbaner in den in byzantinisch en Q uellen erscheinenden Form en eine byzantinische Prägung ist, ist klar. A ber dies schließt nicht aus, daß auch die A lbaner in ihrer eigenen Sprache dam als denselben N am en gebrauchten. G egen die w eitere Behauptung, daß der Nam e zunächst ausschließ lich territorial verstanden w orden sei, würde en tsch eid en d die Erwähnung von 'AXßavlxai in dem G ebiet des thessalischen Stagoi in einem C hrysobull des K aisers M anuel I. Kom nenos sprechen (vgl. oben S. 167). M an müßte also zum m indesten annehmen, daß der B e deutungsw andel von der T erritorialbezeichnung zum V olksnam en sich bereits dam als vollzogen hatte. 23 Man braucht nur an den Landes- und V olksnam en „Preußen” zu erin nern. U rsprünglich war er der Nam e ein es baltischen, also nichtgerm anischen V olk es im K üstenland östlich der W eichselm ündung. Nach der deutschen Eroberung und K olonisation (13. Jh.) w urde der nichtgerm anische V olksnam e auf dem W ege über den L andesnam en zum V olksnam en der nunmehrigen deutschen Bevölkerung, d ie m it der ursprünglichen baltischen Bevölkerung blutsm äßig keinen nennensw erten Zusammenhang hat. M it der m ächtigen A u s dehnung des preußischen S ta a tes breitete sich der V olksnam e „Preußen”


179 nung der ’AXßavoi bei P t o l e m a i o s w eder auf die A bstam mung der heutigen A lbaner von jenen antiken 3AXßavot noch auf den Lebensraum der Vorfahren der heutigen A lbaner in spätantiker Zeit einen an sich gewissen Schluß ziehen.84

dann auf G ebiete und Bevölkerungen aus, die mit den ursprünglichen b alti schen Preußen w eder hinsichtlich der Abstamm ung noch hin sichtlich des W ohngebietes irgendw elche B eziehungen haben. 24 E ine allgem eine Erwägung spricht sogar gegen die G leichsetzung der von P tolem aios erw ähnten ’Alßavoi mit den U ralbanern (d. h. den in röm isch frühbyzantinischer Zeit leb en d en Vorfahren der heutigen A lbaner). D ie U ralbaner waren W anderhirten, die daneben nur in geringerem U m fange A ck er bau trieben und w eder D örfer noch Städte kannten (vgl. oben S. 80). D ie Erwähnung einer Stadt A lbanopolis im Stam m esgebiet der bei P tolem aios erscheinenden ’A lß a voi paßt nicht zu diesem B ilde. D afür aber, daß unter A lbanopolis eine w irkliche Stadt zu verstehen ist, spricht die Tatsache, daß später dort ein B ischofssitz bestand. 12*


Abkürzungen der wichtigsten Werke. (A usw ahl,) A c t a Alb.

A lba n ia

A 1m a g i à Arabantinos

Arch. A nz.

A rh iv za arb. si. A rmao

Babinger,

Tschelebi

B a l d a c c i , Itinerari

B a l d a c c i , I!A lb ania

B a l d a c c i , S tu d i B a 1o t a

A c t a et d ip lo m a ta res A lbán iáé m ediae aetatis illustrantia. C ollegerunt et digesserunt L u d o v icus de T h a l l ó c z y , C o n sta n tin u s Ji r e c e k e t E m i l i a n u s d e è u f f l a y. I. II. V indobonae 1913. 1918. Albania. R evue d'archéologie, d'histoire, d'art et des scien ces appliqués en A lbanie et dans les Balkans. P aris 1925— . Roberto Almagià, L'Albania. Roma 1930 ( = C o llezion e Omnia 22— 23). P. A r a b a n t i n o s , Xçovoyçacpla rqs 'Hnei^ov x&v re ótióqiov ‘EXXrjvix&v mal ’IXZvçixdiv . . . I. II, A thenai 1856. Archäologischer Anzeiger. B eiblatt zum Jahrbuch des D eutschen A rchäologischen Institutes in A then. A then 1876— . A rh iv za arbanasku starinu, j e z i k i etnologiju~ U rednik H. B a r i c . B eograd 1923— . Ermanno Armao, Località, chiese, fiumir monti e toponimi varii d i un antica carta d e l l ’A l bania Settentrionale. Roma 1933 ( = Pubblicazioni d eir„ Istitu to per l ’Europa O rientale” Roma II, 26, 2). Franz Babinger, E w lijä T s c h e le b i s R e ise wege in Albanien. In: M itteilungen des Sem inars für O rientalische Sprachen 33 (1930), II. A bt., S. 138— 178). A n t o n i o B a l d a c c i , Itinerari albanesi ( 1892 — 1902) con uno sguardo generale a ll’Albania e alle sue communicazioni stradali. Roma 1917. Antonio Baldacci, L ’Albania. Roma 1930 ( = Pubblicazioni d ell „Istituto per l'Europa Orien ta le ” Roma II, 17). A n t o n i o B a l d a c c i , S tu d i speciali albanesi. I— III. Roma 1932— 1937. A n t o n B. I. B a l o t ä , Albanica. Introducere in studiul filologiei albaneze. V ol. I. Tara ?i oame-


181

Barbarich Baric,

Stu dien

Barletius

Bartoli

B indoni

B izzi

B o 1i z z a

Bourcart Buday

r

I

Byz. Z.

Çabej,

Stu dien

C a p i d a n, Fàrçerofii

C a p i d a n, R aportu rile C a p i d a n, Románii

C ass on

nii, trecutul §i prezen tu l. Alb ania §i A lban ezii. Bucureçti 1936. Eugenio Barbarich, A lb a n ia ( Monográfia antropogeografica). Rom a 1905. H. B a r i c , Albanorumänische Stu dien I. Sarajevo 1919 ( = Zur K unde der B alkanhalbinsel. II. Q uel len und Forschungen 7). Marinus Barletius, De vita, moribus ac rebus, praecipue a d versu s Turcas, gestis Georgii Castriotae, clarissimi E pirotarum principis. A rgentorati 1537. M a t t e o G i u l i o B a r t o l i , D as Dalmatische. I. II. W ien 1906 (== S ch riften der B alkankom m is sion. L inguistische A bteilung 4. 5.). M a r i o B i n d o ni , Vocabolario T ecnico A g r i colo Ita lia no -A lb a nese e A lbanese-Italiano. — Fjaluer T eknik B ujqësu er Ita lish t-S h q ip dhe Shq ipItalisht. Tirana 1935. F r a n j o R a c k i , I z v j e s t a j barskoga nadbis kupa Marina B iz z ia o s v o je m p u to v a n ju god. 1610 po A r b a n a s k o j i S ta r o j Srbiji. In: Starine. N a sviet izd aje Jugoslavenska A kadem ija Znanosti i U m jetn osti 20 (1888) 50— 156. M a r i a n o B o l i z z a , Relation e et d escrittio ne d e l sangiacato d i Scuttari, d o v e si d a piena cont e z z a . . . In: F. L e n o r m a n t , Turcs et M o n t é négrins. P aris 1866. S. 286— 330. V gl. dazu auch G o p c e v i é , Oberalbanien 578— 586. J a c q u e s B o u r c a r t , L'A lb a n ie e t les A l b a nais. P aris 1921. Á r p á d B u d a y , R é g é s z e t i kuta tás Albániában. In: D olgozatok az E rd élyi N em zeti M uzeum érem és régiségtárából 9 (1918) 1— 71 (französ. A brégé S. 72— 108: Recherches archéologiques en A lb a n ie). Byzantinis che Zeitschrift. B egründet von K a r l K r u m b a c h e r , jetzt hrsg. von F r a n z D ö l g e r. L eipzig u. B erlin 1892— . E q r e m Ç a b e j , lta lo a lb a nische Studien. D iss. W ien (in Schreibm aschinenschrift). W ien 1933. Th. Capidan, Fârçerofii. Stu diu linguistic asupra Romänilor din Albania. In: D acorom ania 6 (1929— 1930) 1— 210. T h . C a p i d a n , R a p o rtu rile albano-romäne. In: D acorom ania 2 (1921— 1922) 443— 554. Th. C a p i d a n , R o m ä n ii nomazi. S tu d iu din viafa Romänilor din su d u l Peninsulei Balcanice. In: D acorom ania 4 (1924— 1926) 183— 352, Stanley Casson, Macedonia, Thrace and Illyria. Their relations to G reece from the earliest


182 times dow n to the time of Philip, son of A m yn tas. O xford 1926. C a s t e l l a n i, A lb . numism.

Christophorides Cordignano,

Diz.

Cordignano, Geogr. eccl.

Cordignano, L ’Albania

Cordignano, M onasteri

C v i j i c , Balk. pol.

C v i j i 6, La pen. Balk. D egrand Densusianu Derzavin,

Alb.

Diefenbach

D räganu

D r i n o v, Zaselenie

Giuseppe C a s t e l l a n i, Albania numismatica. In: R assegna num ism atica, finanziaria e tecnico-m onetaria 29 (1932) 203— 222. (Mit 3 T afeln und 1 K arte der M ünzprägestätten.) Konstantinos Christophorides, növ T-fjs dXßavmfjs yXióöOr^. A thenai 1904. Fulvio Cordignano, Dizionario albaneseitaliano e italiano-albanese (il nuovo „Jungg”). P arte albanese-italiana. M ilano 1934. F u l v i o C o r d i g n a n o , Geografia ecclesiastica de ll'A lbania dagli ultimi decenni d e l secolo X V I 0 alla metà d e l secolo X V I I 0. Roma 1934 ( = Orientalia Christiana 99). Fulvio Cordignano, L ’Alb ania a traverso l ’opéra e gli sc r itti d i un grande Missionario italiano, il P. Domenico Pasi S. J. (1847— 1914). I— III. Roma 1933. 1934. ( = Pubblicazioni dell',,Istituto per l'Europa O rientale" Roma. II, 25, 1— 3). F u l v i o C o r d i g n a n o , A ntichi monasteri benedettin i e loro benemerenze sociali in Albania. In: La C iviltà cattolica 80, II (1929) 399— 413. 80, III (1929) 13— 28. 80, IV (1929) 226— 239. 401— 412. 504— 515. J o v a n C v i j i c , Balkansko polu ostr vo i juznoslovenske zem lje. Osnove antr opo geo graf ije: I. II. Beograd 1922. 1931. J o v a n C v i j i c , La péninsule Balkanique. G é o graphie humaine. Paris 1918, A. D e g r a n d, Souvenirs de la Haute Albanie. P aris 1901. Ovide Densusianu, Histoire de la langue roumaine. I. Les origines. Paris 1901. N. D e r z a v i n , A lbanovedenie i Albancy. In: Jazyk i literatura 1 (1926) 171— 192. R u d o l f D i e f e n b a c h , Völkerkun de O steuro pas insbesondere d er Haemoshalbinsel und der un teren Donaugebiete. I. II. Darm stadt 1880. Nicolae Dräganu, Romänii in veacurile IX — X I V pe baza toponimiei §i a onomasticei. Bucureçti 1933 ( = A cadem ia Românâ. Studii çi cercetäri 21). M. S. D r i n o v, Zaselenie Balkanskago poluostrov a Slavjanami. In: M. S. D r i n o v, Socinenija I (Sofia 1909) S. 139— 316.


#

183 D u c i c , Kuci

~

S t e v a n D u c i c , Zivot i obicaji plemena Kuca. Uredio Jo van Erdeljanovic. Beograd 1931 ( = Srpski Etnografski Zbornik 48). D u r h a m , High Albania - E d i t h D u r h a m , High Albania. London 1909. D v o r n i k, Slaves = F. D v o r n i k, Les Slaves, Byzance et Rome au IXe siècle. Paris 1926 (— Travaux publiés par l ’Institut d’études slaves 4). E r d e l j a n o v i é , P ip eri = J o v a n Erdeljanovié, Postanak plemena Pipera. Etnoloska rasprava. In: Srpski Etnografski Zbornik 17 (1911) 239— 528. E v a n s I, II. = Arthur J o h n E v a n s , Antiquarian R esear ches in lllyricum. In: A rchaeologia 48 (1885)1— 105. 49 (1885) 1— 167 Fallmerayer, Alb. Element I. II. I I I . - J. P h . F a l l m e r a y e r , Das Albanesische E le ment in Griechenland. I. II. III. In: Abhandlungen der Königlich Bayerischen A kadem ie der W issen schaften. Hist. CI., 8. Band, Abth. 2 (München 1857) S. 417— 487. Abth. 3 (München 1860) S. 657— 736, 9. Band, Abth. 1 (München 1862) S. 1— 110 .

F l u s s , Illyrioi Franck

Gegaj

G e 1c i c h Gesemann, Montenegr. Mensch

Giurescu

G o p c e v i e , Geschichte Gopcevié, Oberalbanien Haberlandt

F l u s s , Illyrioi. In P a u l y - W i s s o w a . Sup plem entband V (Stuttgart 1931) Sp. 311— 345. O t t o F r a n c k , Studien zur serbokroatischen Ortsnamenkunde. Leipzig 1932 (== V eröffentlichun gen des Slavischen Instituts an der FriedrichW ilhelm s-U niversität Berlin 6). Athanaße Gegaj, L’Albanie et l ’invasion turque au X V e siècle. Louvain 1937 ( = U niversité de Louvain. R ecueil de travaux publiés par les Membres des Conférences d’H istoire et de P h ilo logie. 2me série, 40me fasc.). G i u s e p p e G e l c i c h , La Z ed d a e la dinastia dei Balsidi. Stu d i storici documentati. Spalato 1899. G e r h a r d G e s e m a n n , Der montenegrinische Mensch. Zur Literaturgeschichte und Charaktero logie der Patriarchalität. Prag 1934. C o n s t a n t i n C. G i u r e s c u , Istoria Romäni lor. I. Din cele mai vechi timpuri pânà la moartea lui Alexandru cel Bun (1432). E difia 2. Bucureçti 1935. S p i r i d i o n G o p c e v i é , Geschichte von Mon tenegro und Albanien. Gotha 1914. Spiridion Gopcevié, Oberalbanien und seine Liga. Leipzig 1881. Arthur Haberlandt, Kulturwissenschaftli che Beiträge zur Volkskunde von Montenegro, A l banien und Serbien. Ergebnis einer Forschungs reise in den von den k. und k. Truppen besetzten


184

H a h n , Alb. Stu dien H a h n , Reise I. II.

Handbook

Ha r dy

Hécquard H e 1 b i g, Ital. Elem ente Jaranov, Pres, d viz enie

J astrebov

J i r e c c k, Albanien

J i r e c e k, G esch. d. Serben

J i r e c e k, H andelsstraßen

J i r e ô e k, Romanen

Gebieten. So m m er 1916. W ien 1917 ( = Z eitschrift für österreichische V olkskunde. Ergänzungsband 12). Johann Georg von Hahn, Albanesische Studien. I— III. J en a 1854. J ( o h a n n ) G ( e o r g ) v o n H a h n , Reise durch die G ebiete d e s Drin und Wardar, im Aufträge de r Kaiserl. A k a d e m i e der Wissenschaften unter nommen im J. 1863. W ien 1867. 1869. In: D enk schriften d. A k. d. W iss. in W ien. P h ilos.-h ist. CI. 15 (1867) II. A bt. S. 1— 188. 16 (1869) II. A bt. S. 1— 177. H andbook of Serbia, Montenegro, Albania and a d ja ce n t pa rts of Greece. Prepared by the G eo graphical Section of the N aval In telligence D ivi sion, N aval Staff A dm irality. London 1920, L a u r a H a r d y , Új görög elemek az albán n y e lv ben. — G li elem enti neoellenici nella lingua albanese. B udapest 1935 ( = Lavori di linguistica romanza dell'um versitá di B u d a p est 8). H y a c i n t h e H é c q u a r d , Histoire et d escr ip tion de la Haute A lb anie ou Guégarie. Paris (1863). Robert Helbig, Die italienischen Elemente im Albanesischen. (D iss. Leipzig.) L eipzig 1903. D. J a r a n o v , P reseln iceskoto dvizenie na Bülgari ot M a k ed o n ija i A lb a n ija kum istoenitë bülgarski ze m i p r ê z X V do X I X vëk. In: M akedonski Pregled 7 (1931) 63— 118) (mit einer K arte). J. S. J a s t r eb o v, Sta ra Serbija i A lb anijja. B eograd 1904 ( = Srpska K raljevska A kadem ija. Spom enik 41). K o n s t a n t i n J i r e c e k , Albanien in der V er gangenheit. In: Illyrisch-albanische Forschungen. Z usam m engestellt von L u d w i g v o n T h a l l ó c z y. I (M ünchen und L eipzig 1916) S. 63— 93. Constantin Jirecek, Geschichte der S e r ben. I. Band. G otha 1911 ( = A llgem eine S taaten geschichte I, 38). C o n s t a nt i n J o s . J i r e c e k , Die H a n d els straßen und B e rg w e rk e von Serbien und Bosnien w ährend des M ittela lters. Prag 1879 ( = A bhand lungen der K önigl. Böhm ischen G esellsch aft der W issenschaften. VI. F olge, 10 [1879— 1880]). C o n s t a n t i n J i r e c e k , Die Romanen in den S tä d ten Dalm atiens w ährend des M ittela lters. I— III. W ien 1901— 1904 ( = D enkschriften d. K. Ak. d. W iss. in W ien, P hilos.-hist. CI. 48, 3 (1901). 49. 1 (1903). 49, 2 (1904).


185 Jirecek, Topogr. Nom.

J o k l , A lban er J o k l , Albanisch

J o k l , A ltm akedonisch Jokl, Balkanlat. Studien J o k l , Illyrier

J ok l , Magyar. B esta ndteile

J o k l , Ortsnamenkunde

J o k l , Slaven u. Alb. J o k l , Studien

J o k l , Thraker J o k l , Unters.

J o k l , Vorgeschichte

J o r g a, Hist, d e VAlb. Jovicevic, Crnog. Prim rje

C o n s t a n t i n J i r e c e k , Das christliche E le ment in der Topographischen Nomenclatur der Balkanländer. W ien 1897 (— Sitzungsberichte d. K. Ak. d. W iss. P hilos.-hist. CI. 136 (1897), Abh. 11). N o r b e r t J o k l , Albaner. In: R eallexik on für V orgeschichte I (B erlin 1924) S. 84— 94 (s. v.). N o r b e r t J o k l , Albanisch. Straßburg 1917. In: Geschichte der indogermanischen Sprach w issen schaft seit ihrer Begründung durch Franz Bopp. Hrsg. von W i l h e l m S t r e i t b e r g . II, 3: Slavisch-Litauisch, A lbanisch, Straßburg 1917. S. 109— 151. Norbert Jokl, Altmakedonisch-G riechischAlbanisches, In: Indogerm anische Forschungen 44 (1927) 13— 70. N o r b e r t J o k l , Balkanlateinische Studien. In: B alkan-A rchiv 4 (1928) 195— 217. N o r b e r t J o k l , Illyrier. In: R eallexik on der V orgeschichte VI (B erlin 1926) 33— 48. N o r b e r t J o k l , Die magyarischen B e sta n d teile d e s albanischen W o rtschatzes. In: U ngarische Jahr bücher 7 (1927) 46—84. Norbert Jokl, Zur O rts namenkunde A l b a niens. In: Z eitschrift für Ortsnam enforschung 10 (1934) 181— 206. N o r b e r t J o k l , Slaven und Albaner. In: S la via 13 (1935) 281— 325. 609— 645. N o r b e r t J o k l , Stu dien zu r albanesischen E t y mologie und Wortbildung. W ien 1911 ( = S itzu n gs berichte d. K. Aik. d. W iss. in W ien. P hilos.-hist. CI. 168, 1). N o r b e r t J o k l , Thraker. In: R eallexik on der V orgeschichte XIII (B erlin 1929) S. 277— 298. Norbert Jokl, Linguistisch-kulturhistorische Untersuchungen aus dem Bereiche des Albanischen. B erlin und L eipzig 1923 ( = U ntersuchungen zur indogerm anischen Sprachund K ulturw issen schaft 8). N o r b e r t J o k l , Zur Vorgeschichte d es A l b a nischen und der Albaner. In: W örter und Sachen 12 (1929) 63— 91. N. J o r g a , Brève histoire de VAlbanie e t du peuple albanais. B ucarest 1919 (in E inzelheiten ganz unzuverlässig). A n d r i j a J o v i c e v i c , Crnogorsko P rim rje i Krajina. In: Srpski etnografski zbornik 23 (1922) 1— 171.


186 J o v i c e v i c , Malesija

Jovicevic, P la vsko -G u s. oblast

J o v i c e v i c, R ij e c k a nahija

J o v i c e v i c, S k a d a rs k o je ze ro

I p p e n, D enkm äler

I p p e n , N ordw estl. Alb.

I p p e n , S kutari

J u n g , Landschaften

Andrija Jovicevic, Malesija. In: Srpski etnografski zbornik 27 (1923) 1— 149. — Vgl. dazu die Besprechung von: G. S o b a j i c in: Arhiv za arbanasku starinu, jezik i etnologiju 2 (1924) 142— 146. A n d r i j a J o v i c e v i c , P la vsk o -G usin jsk a ob last, P olim lje, Velika i Sekular. In: Srpski etnograiski zbornik 21 (1921) 383— 587. Andrija Gori). In: 385— 835.

J o v i c e v i c , R ije c k a nahija ( u Crnoj Srpski etnografski Zbornik 15 (1911)

Andrija J o v i c e v i c , S k a d a rs k o je z e ro i ribolov na njema. In: Srpski etnografski zbornik 13. (1909) 155— 257. T h e o d o r A. I p p e n , D enkm äle r ve rsch iede ner A ltersstu fen in Albanien. In: W issenschaftliche M itteilungen aus B osnien und der H erzegow ina 101 (1907) 3— 70. T h e o d o r A. I p p e n , Die Gebirge des n o rd w estlichen Albaniens. W ien 1908 ( = A bhandlungen der k. k. G eographischen G esellsch aft in W ien 7, 1). T h e o d o r A. I p p e n , S k u ta ri und die nord albanische Küstenebene. Sarajevo 1907 ( = Zur Kunde der B alkanhalbinsel I. R eisen und B eobach tungen. 5). Julius J u n g , Die romanischen Landschaften des römischen Reiches. Innsbruck 1881.

J ung, R öm er und Romanen Ivanov

Ka dl e c

K a y s e r, W estm on tenegro

Kazarow,

Beiträge

Julius Jung, R ö m er und Romanen in den Donauländern. Innsbruck 1877. Jordan I v a n o v , Búi gar sk i star ini iz Makedonija. 2. izd. Sofija 1931. K a r e l K a d l e c , Válási a va lasské právo v zemich slo va n sk ych a uherskych. Praha 1916. — V gl. dazu: P e t a r S k o k , Ceska knjiga o vlaskom pravu. In: G lasnik Zem aljskog M uzeja u B osni i H ercegovini 30 (1918) 295— 316. Ferner die B esprechung von J a r o s l a v Bidlo in: Casopis M atice M oravské 1917— 1918, S. 336— 349. Kurt Kayser, Westmontenegro. Eine ku ltur geographische Darstellung. Stuttgart 1931 ( = G eo graphische A bhandlungen. III. Reihe, H eft 4). Gawril geschichte

I. K a z a r o w , Beiträge zur K u ltu r der Thraker. Sarajevo 1916 ( = Zur


187 K unde der B alkanhalbinsel. II, Q uellen und For‘ schungen, H eft 5). Kosancic = Ivan Kosancic, N o v o -P a z a r s k i S a n d z a k i njegov etnicki problem. B eograd 1912. K r ä h e , Geogr. Namen = H a n s K r ä h e , Die alten balkanillyrischen geo graphischen Namen. A u f G rund von A u to ren und Inschriften bearbeitet. H eidelberg 1925 ( = Indo germ anische B ibliothek III, 7). K r ä h e , Personennamen = H a n s K r ä h e , Lexikon altillyrischer P e rso ne n namen. H eidelberg 1929 ( = Indogerm anische B ib liothek III, 9).

L a m b e r t z,

Alb. Märchen

Lenormant L e o 11 i Leporskij

=

Maximilian L a m b e r t z, Albanische M är chen und andere T e x te zur albanischen V o lk s kunde. W ien 1922 ( = Schriften der B alkankom m ission. L inguistische A bteilung 12). = F. L e n o r m a n t , Turcs et Monténégrins. P aris 1866. =î A n g e l o L e o t t i , Dizionario albanese-italiano. Roma 1937 ( = P ubblicazioni deH’„Istituto per l'Europa Orientale" Roma V, 3). = P. L e p o r s k i j , Istorija fessalonikskago ekzarchata do vremeni prisoedinenija ego k konstantinopols komu patriarchatu. S.-P eterburg 1901.

L j u b i c, Skad. ze m ljisnik

=

Lo u i s

=

L o u i s 'sehe Karte

=

Lukaj

=

Makusev

=

Manoj lovic

=

Si me Ljubic, S k a d a r s k i zem ljisn ik od god. 1416. In: Starine. N a sv iet izd aje Ju goslavenska A kadem ija Znanosti i U m jetnosti 14 (1882) 30— 57. H e r b e r t L o u i s , Albanien. Eine L andeskun de vornehmlich auf Grund eigener Reisen. Stuttgart 1927. K a r t e von Albanien im M aße 1:200.000. A uf Grund der österreichisch-ungarischen K riegsauf nahmen und der im A ufträge der albanischen R e gierung von Dr, H e r b e r t Louis gem achten Aufnahm en sow ie mit B enützung italien isch er und französischer Karten. 2 B lätter. B erlin 1928 ( = Z eitschrift der G esellsch aft für E rdkunde zu Berlin, Sonderband 1928, K artenbeilage II). L u k L u k a j , Fjaluer shq yp -srb o h rva tish t. — Recnik a rbansko-srpskohrvats ki. I. A — Gy. B eo grad 1935. V. M a k u s e v , Istoriceskija ro z y sk a n ija o Slavjanach v A lbanii v srednie véka. In: V arsavskija U niversitetsk ija Izvestija 1871, Nr. 5. 6, G a v r o M a n o j l o v i c , Ja d ra n s k o p o m o r je IX. sto lje c a u sv je tlu istoenorimske (b iza n tin sk e ) povijesti. I (nicht mehr erschienen). In: Rad Jugoslavenske A kadem ije Znanosti i U m jetnosti 150 (1902) 1— 102.


188 M a r k g r a f , Albanien Markgraf, Pflanzengeogr.

M e y e r , Alb. Stu dien

M e y e r , E ty m . W örte rb. Meyer-Lübke, Rumänisch Miklosich, A lb . Forschungen I. II.

M i 1j a n o v M i l l e r , It. rom.

Mladenov,

Müller,

Albanisch

Albanien

Musachi

Niederle N ik etic Nopcsa,

A lbanien

= Friedrich Markgraf, Stuttgart 1930.

In A lbaniens Bergen.

= Friedrich Markgraf, Pflanzengeographie von Albanien. Stuttgart 1932 ( = B ibliotheca B otanica 105). = Gu s t a v M e y e r , Albanesische Studien. I— VI. W ien 1883— 1897 [ = Sitzungsberichte d. K. Ak. d. W iss. in W ien, P hilos.-hist. CI. 104, 4 (1883). 107, 5 (1884). 125, 11 (1892). 132, 12 (1895). 134, 7 (1896)]. 136, 12 (1897). = G u sta v Meyer, E tym olo gisches Wörterbuch de r albanesischen Sprache. Straßburg 1891. = W. M e y e r - L ü b k e , Rumänisch, Romanisch, Albanesisch. In: M itteilungen des Rum änischen Instituts an der U n iversität W ien 1 (1914) 1— 42. = Franz M i k l o s i c h , Albanische Forschungen. I— III. In: D enkschriften der K aiserlichen A k ad e m ie der W issenschaften. P h ilos.-hist. CI. 19 (1870) S. 337— 374. 20 (1871) S. 1— 88. 315—323. = M a r k o M i l j a n o v , Celokupna dela. Beograd o. J. S. 95— 265: t i v o t i obicaji Arbanasa. = K o n r a d M i l l e r , Itineraria romana. Römische R e isew e g e an d e r H and d e r Tabula Peutingeriana dargestellt. Stuttgart 1926. = S t . M l a d e n o v , Bemerkungen über die A l b a ner und das Albanische in N o rd m a k ed o n ien und A ltserbien. In: B alk an -A rch iv 1 (1925) 43— 70. = J o s e p h M ü l l e r , Albanien, Rumelien und die österreichisch-montenegrische Gränze, oder s t a tistisch-topographische Darstellung d e r Paschaliks Skutari, Pris er end, I pek, Toli-Monastir, Jakova, Tirana, K a va ja , Elbassan und Ohrida, so wie d e s G rä n zd istr icts von B u d u a in ÖsterreichischAlbanien. Prag 1844. = Giovanni Musachi, B reve memoria de li discend en ti d e nostra casa Musachi. Ed. C h a r les Hopf, Chroniques gréco-romanes inédites ou peu connues. B erlin 1873. S. 270— 340. = L u b o r N i e d e r l e , Slovan ské starozitnosti. II. Pûvod a p ocatky slovanû jiznich. Praha 1906. = G o j k o N i k e t i c , A d m inistra tivni recnik mesta kraljevine Jugoslavije. Beograd 1931. = F r a n z N o p c s a , Albanien, Bauten, Trachten und ' G e rä te Nordalbaniens. B erlin und Leipzig 1925. D azu gehört a ls Nachtrag: F. N o p c s a , Ergänzungen zu meinem Buch über d ie Bauten, Trachten und G erä te Nordalbaniens. In: Zeitschrift für E thnologie 59 (1927) 279— 281.


189 N o p e s a, Geogr. u. Geol.

Franz N o p c s a , - Geographie und Geologie Nordalbaniens. B udapest 1929 ( = G eologica Hungarica 3).

N o p c s a, Haus u. Hausrat

F r a n z N o p c s a , Haus und Hausrat im k a th o lischen Nordalbanien. Sarajevo 1912 ( = Zur Kunde der B alkanhalbinsel. I. R eisen und B eobachtun gen 16).

N o p e s a, Sala u. K le m e n ti

F r a n z N o p c s a , A u s Sala und K lem enti. A l banische Wanderungen. Sarajevo 1910 ( = Zur Kunde der B alkanhalbinsel. I. R eisen und B e obachtungen 11). Franz Nopcsa, Beiträge zur Vorgeschichte und Ethnologie Nordalbaniens. In: W issen sch aft liche M itteilungen aus B osnien und der H erzeg o w ina 12 (1912) 168— 253.

N o p c s a, Vorgeschichte

Novakovic, P rvi osnovi

=

P a t s c h , B erat

=

P a t s c h , G j end ja

=

P a t s c h , Herzegowina

Patsch,

Ilirët

P a t s c h , Narona

=

P a t s c h , Sbirka

=

Pa t s c h, Siedlungsdichte

Pauly-Wissowa

Petrotta

=

Stojan Novakovic, P r v i osnovi sloven ske k n jizevno sti m e d u ba lkanskim slovenima. Legenda o Vladimiru i Kosari. Beograd 1893. C a r 1 P a t s c h , D as Sa ndschak Berat in A l b a nien. W ien 1904 ( = Schriften der B alkankom m ission. A ntiquarische A bteilung 3). C a r l P a t s c h , G je n d ja E konom ike e K ulturore e Shqipnis në kohën e Kalueme. Perkthyem prej Karl Gurakuqit. Tirana 1925 ( = Shkrime popullore ditunije për sh k ollë e sh tëp i 3). Carl Patsch, Historische W anderungen im K a r s t und an der A d ria . I. Die H erzegow in a einst und je tz t. W ien 1922 ( = O sten und Orient II 1, 1). C a r l P a t s c h , Ilirët. Perkthyem prej K a r l G u r a k u q i t . Tirana 1923 ( = Shkrim e p op u l lore ditunije për sh k ollë e shtëpi 1). C a r l P a t s c h , Zur Geschichte und T opographie von Narona. W ien 1907 ( = Schriften der B alk an kom m ission, A ntiquarische A bteilung 5). C a r 1 P a t s c h , Sbirka rimskih i grekih starina u b.-h. ze m a ljsk o m muzeju. Sarajevo 1915.

C a r l P a t s c h , Beiträge zur Völkerku n de von Südosteuropa. VI. Die einstige Siedlungsdich te des illyrischen Karstes. W ien 1933 ( = Sitzungsberichte der A kadem ie der W issenschaften in W ien, P hilos. hist. K lasse 215, 3). = P a u 1 y s R ea l-E ncyclo p ä d ie der classischen A l tertumswissenschaft. N eue Bearbeitung, Begonnen von G e o r g W i s s o w a . . . herausgegeben von W i l h e l m K r o l l , Stuttgart 1894— , = Papas Gaetano Petrotta, Popolo, lin-


190

Philippidc Philippson, Thess. u. Epirus

P h u r i k c s, A rb anites Praschniker, Muz. u. Mai.

Praschnikei u. S c h o b c r

Prokic

P u ç c a r i u, U rrumänisch

P u ç c a r i u , W örterbuch

R e y, R é p erto ire I. II.

R o t h, Geschichte Rovinski j

S c h i r ô, Canti

S c h i r à, R a p p o r ti

gua e giunte Alex lor. I.

lettera tu ra albanese. 2a tiratura con age correzioni. Palerm o 1932. a n d r u P h i l i p p i d e , Originea RomîniII. Jaçi 1923. 1928.

A l f r e d P h i l i p p s o n , Thessalien und Epirus. Reisen und Forschungen im nördlichen G rie chen land. B erlin 1897. Petros A. P h u r i k e s , llöd-cv t ö êd-vinor A P B A N I T H Z . In: ’A&Vva 43 (1931) 3— 37. C a m i l l o P r a s c h n i k e r , Muzakhia und Malakastra. Archäologische Untersuchungen in M i tt e l albanien. In: Jahreshefte des österreichischen ar chäologischen Instituts in W ien 21— 22 (1922) B e i blatt, Sp. 5— 224. C. P r a s c h n i k e r und A. S c h o b e r , A r c h ä o logische Forschungen in Albanien und Montenegro. W ien 1919 ( = Schriften der B alkankom m ission. A ntiquarische A bteilung 8). Bozidar P r o k i c , P ostan ak je d n e slovenske carevine u M a c e d o n iji u X. veku. In: G las Srpske K raljevske A k adem ije 76 (1908) 213— 307. Sextil Puçcariu, Zur R ekon struktion des U rrumänischen. In: Prinzipienfragen d e r romani schen Sprachwissenschaft. T eil I. H alle 1910 ( = 26. B eiheft zur Z eitschrift für rom anische P h ilologie) S. 17— 75. Sextil Puçcariu, E ty m olo gisches W ö r t e r buch d e r rumänischen Sprache. I. Lateinisches E lem ent mit Berücksichtigung aller romanischen Sprachen. H eidelberg 1905 ( = Sammlung rom ani scher E lem entarbücher III, 1, 1). (Mehr nicht er schienen.) L é o n R e y , R é p e rto ire topo-bibliographique des antiquités d e l ’Albanie. In: A lbania 3 (1928) 45— 58. 4 (1932) 90— 121. K a r l R o t h , Geschichte Albaniens. L eipzig 1914. P. R o v i n s k i j, Cernogorija v eja proslo m i nastojascem. Geografija. Istorija. Etnogratija. A rcheologija. Sovrem ennoe polozenie. I. II, 1. 2. 3. 4. S.-Peterburg 1888— 1909 ( = Sbornik O tdelenija russkago jazyka i slo v esn o sti Im peratorskoj A kadem ii Nauk 45, (1888). 63, 3 (1897). 69, 1 (1901) 80, 2 (1905). 86, 2 (1909). Giuseppe Schiro, Canti tradizionali ed altri saggi d elle colonie albanesi di Sicilia. N apoli 1923. G i o v a n n i S c h i r ö , R a p p o rti tra l ’Epiro e il


191 regno d elle Due Sicilie. Memorie. Palerm o 1934. — Der T itel ist irreführend. Es handelt sich um eine G eschichte von A lbanien und E peiros von den A nfängen bis auf Skanderbeg. Schuchardt, Alb. u. Rom.

Schütt Schultze

Sei ner

Selenica

S e l i s c e v , Mak. kodik i

S e l i s c e v , Polog

S e l i s c e v , Slavj. aas. § i s i c, Geschichte

S i s i c, P o vije st

S k o k , D olaza k

Smiljanic

Snëgarov I

S n ë g a r o v II

Spom enik

H u g o S c h u c h a r d t , Albanisches und R o m a n i sches. In: Kuhns Z eitschrift für vergleichende Sprachforschung 20 (1872.) 241— 302. C u r t S c h ü t t , Untersuchungen zur Geschichte der alten Il lyrier (D iss. B reslau). B reslau 1910. Leonhard S c h u l t z e -J e n a, Makedonien. Landschafts- und Kulturbilder. Jena 1927. Franz S e i n e r , Ergebnisse d e r Volkszählung in A lb anien in dem von den österr.-ungar. T r u p pen 1916— 1918 b esetzten Gebiete. W ien 1922 ( = Schriften der Balkankom m ission. L inguistische A bteilung 13). T. S e l e n i c a , Shqipria m'è 1927. L ‘A lb a n ie en 1927. Tiranë 1928. A. M. S e l i s c e v , M a k e d o n sk ie k o d ik i X V I — X V I II vekov. O cerk i po isto riceskoj etnografii i dia lekto logii M a k ed o nii. S ofija 1933. A. M. S e l i s c e v , Polog i ego bolgarskoe naselenie. Istoriceskie, etnograficeskie i dialektologiceskie oc erki s e v e ro - za p a d n o j Makedonii. Sofija 1929. A. M. S e l i s c e v , Slavjanskoe naselenie v A l banii. Sofija 1931. Ferdinand von §isic, G eschichte der Kroaten. I. (bis 1102). Zagreb 1917. (Mehr nicht erschienen.) F e r d o S i s i c , H rv a tsk a p o v ij e s t od najstarijih dana do p o tk r a j 1918. I. Zagreb 1925. — D iese erw eiterte kroatische A usgabe ist unentbehrlich, w eil sie gerade für die vorslavische Zeit tim v ieles ausführlicher ist als die deutsche Ausgabe. P e t a r S k o k , D o la za k Slovena na Med iteran. S p lit 1934 ( = Pom orska bib liotéka Jadranske Straze II, 1). Toma Smiljanic, Mijaci, Gorna R e k a i M avrovsko Pol je. In: Srpski etnografski zbornik 35 (1925) 1— 122. v I v a n S n ë g a r o v , Istorija na ochridskata archiepis kopija (o t osnovavaneto do za vla d ëva n eto na B alkanskija p o lu ostr ov ot turcitë). I. S ofija 1924. I v a n S n ë g a r o v , Istorija na ochridskata archie piskopija-patriarchija ot padaneto i p o d tu rcitë do nejnoto unistozenie (1394— 1767). S ofija 1931. Srpska K raljevska A kadem ija. Spom enik. Beograd 1C88—


192 S t a n o j e v i c , Borba Stanojevic, Viz. i Srbi

Starine S t e i n m e t z , A d ria

Steinmetz, Hochland ergaue

Steinmetz, Nordalb. A lp e n

Stergiopulos

S t . S t a n o j e v i é , Borba za samostalnost kato licke crkve u nemanjicskoj drzavi. Beograd 1912. S t . S t a n o j e v i c , Vizantija i Srbi. I. II. Novi Sad 1903. 1906 ( = Knjige matice srpske 7— 8. 14—15). Starine. Na sviet izdaje Jugoslavenska A kadem ija Znanosti i U m jetnosti. Zagreb 1869— K a r l S t e i n m e t z , Von der A d ria zum schwar zen Drin. Sarajevo 1908 ( = Zur Kunde der B al kanhalbinsel. I. R eisen und Beobachtungen 6). Karl Steinmetz, Eine Reise durch die Hochländergaue Oberalbaniens. W ien 1904 ( = Zur Kunde der Balkanhalbinsel. I. R eisen und B e obachtungen 1). K a r l S t e i n m e t z , Ein Vorstoss in die N o rd albanischen Alpen. W ien 1905 ( = Zur Kunde der B alkanhalbinsel. I. R eisen und Beobachtungen 3). Konst. S t e r g i o p u l o s , H a ç a n j ^ a e i s eis i'S io ré ç a v

yeio y q a cp ta v

r f;s

’H r c e lq o v .

M e r«

’H rcelqo v. ’E v a í o i p o s Ct c I ô tS a y c to q lq ô ia r ç iô i}

Sticotti

Studi albanesi

Süs sheim S u f f 1 a y, Biologie

S u f f 1 a y, Dyrrachion

S u f f 1 a y, Kirchenzustände

5 u f f 1 a y, P o vijest

ydçTov

t Tj ç

. . . A thenai

1937, P i e r o S t i c o t t i , Die römische S ta d t Doclea in Montenegro. U nter M itwirkung von L. J e 1 i c und C. M. I v c k o v i c . W ien 1913 ( = Schriften der Balkankom m ission. A ntiquarische A bteilung 6). Stu di albanesi. D iretti da R o b e r t o Almag i à . . . Roma 1931— ( = Pubblicazioni dell'„Istituto per l ’Europa Orientale" Roma, Sezione albanese 1— ). Süsisheim, Arnauten. In: E nzyklopaedie des Islam I. (Leiden 1913) S. 466— 477 (s. v.). M i l a n v o n S u f f l a y , Biologie des albanesischen Volksstammes. In: Ungarische Rundschau für historische und so zia le W issenschaften 5 (1916— 1917) 1— 26. Milan von Sufflay, Politische Schicksale des Themas Dyrrachion. In: V jesnik Kr. HrvatskoSlavonsko-D alm atinskoga Zemaljskog Arhiva 17 (1915) 273— 300, Milan von Sufflay, Die Kirchenzustände im vortürkischen Albanien. Die orthodoxe Durch bruchzone im katholischen Damme. In: Illyrisch albanische Forschungen. Zusam m engestellt von Ludwig von Thallóczy. I (München u. Leipzig 1916) S. 188— 281. M i l a n v o n S u f f l a y , P ovijest sjevernih A r-


193

§ u f f 1 a y, Srbi i Arb.

S u f f 1 a y, S tä d t e

S z e g h, Alb. u. ill.

Tagliavini, A lb. di Daim.

ry*

«

1 ajani

T a má s

Thallóczy, Forschungen

Thunmann

T o m a s c h e k , T hraker

T o m a s c h e k , Topogr.

T o m i é , Busatlija Arch. Eur. C.-O .

banasa (Socioloska studija). In: A rhiv za arbanasku starinu, jezik i etnologiju. 2 (1924) 193— 242. M i l a n v o n S u f f l a y , Srbi i Arbanasi. ( N ji hova simbioza u sredn jem vijeku). Beograd 1925 ( = B ibliotéka A rhiva za arbanasku starinu, jezik i etnologiju 1, 1). — Vgl. dazu die B esprechung von V i k t o r N o v a k in: A rhiv za arbanasku starinu, jezik i etnologiju 3 (1926) 231— 239. M i l a n v. S u f f l a y , S t ä d t e und Burgen A l b a niens hauptsächlich w ährend des Mittelalters. W ien 1924 ( = D enkschriften der A kadem ie der W issenschaften in W ien. P h ilos.-hist. Kl. 63, 1). — Vgl. dazu die Besprechung von Marko Kostrencic in: A rhiv za arbanasku starinu, jezik i etnologiju 3 (1926) 266— 277. D e s i d e r v o n S z e g h , Albanisch und i l l y risch. In: U ngarische Rundschau für historische und so zia le W issenschaften 5 (1916— 1917) 62— 83. C a r l o T a g l i a v i n i , L ’albanese d i Dalmazia. Contributi alia conoscenza d e l dia letto ghego d i Borgo Erizzo presso Zara (Introduzio ne — T e s ti con traduzione interlineare — Lessico etimologico). Firenze 1937 ( = B iblioteca dell'A rchivum Romanicum. Serie II: Linguistica. V ol. 22). F. T a j a n i, Le storie albanesi. I— IV. Salerno 1886. L a j o s T a m á s , Romains, Romans et Roumains dans l ’histoire de Dacie Trajane. B udapest 1936 ( = O stm itteleuropäische B ibliothek — Études sur l'Europe C entre-O rientale 1). Illyrisch-albanische Forschungen. Z usam m engestellt von L u d w i g v o n T h a l l ó c z y . I. II. Münohen und Leipzig 1916. Johann Thunmann, Untersuchungen über die Geschichte der östlichen europäischen V ö l ker. I. Teil. L eipzig 1774. — U nter dem n ich ts sagenden T itel verbirgt sich eine eingehende D ar stellung der albanischen Sprache und G eschichte. Wilhelm Tomaschek, Die alten Thraker. Eine ethnologische Untersuchung. I. II, 1, 2. W ien 1893. 1894. ( = Sitzungsberichte d. K. A k. d. W iss. in W ien. P hilos.-hist. CI. 128, 4. 130, 2. 131, 1). W i l h e l m T o m a s c h e k , Die uor-slavische Topographie der Bosna, Herzegowina, Crna-gora und d er angrenzenden Gebiete. In: M itteilungen der K aiserl. und Königl. G eographischen G esellschaft in W ien 23 (1880) 497— 528. 545— 567. J o v. N. T o m i é , Mahmud Busatlija, pasa s k a 13


194 darski. P rv i p e rio d njegova rada (1784— 1786). In: G las Srpske K raljevske A kadem ije 76 (1908)

101—212.

Tomic, Gó rn ia A rban ija

T o m i c , O arnautima T o m i é , Podaci

T o m i é , P o k re t

U g o 1 i n i, A lban ia antica U g o 1 i n i, L ’antica A lbania Urban,

Siedlungen

V a s m e r, S tu dien

Veith

Ve sovié

V u l i é , I. II.

W e i g a n d , A lban er

Weigand,

Wörterbuch

J o v. N. T o m i é , G ra d ja za istoriju Gornje Arbanije. In: Srpska K raljevska A kadem ija. Spom enik 42 (1905) 51— 77. J o v. N. T o m i é , O arnautima u S ta r o j Srbije i Sandzaku. B eograd 1913. J o v. N. T o m i é , P o d a c i o sukobima i mirenju B okelja, Crnagoraca i turskih p o d a n ik a god. 1735— 1766. In: Srpska K raljevska A kadem ija. Spom enik 72 (1931) 1— 91. J o v. N. T o m i é , G r a d ja za istoriju p o k reta na Baikanu p ro tiv Turaka krajem X V I i pocetk om X V I I veka. Po italijanskim arhivama skupio I. N. T. Knj. 1 (god. 1595— 1606). — M le ta c k i D rzavni Arhiv. Beograd 1933 ( = Z bom ik za istoriju, jezik i k njizevnost srpskog naroda. II. odeljenje: Spom enici na tudj im jezicim a, knj. 6). L u i g i M. U g o 1 i n i, Albania antica. I. Ricerche archeologiche. Roma. M ilano 1927. L u i g i M. U g o 1 i n i, L ’antica Albania nelle ricerche archeologiche italiane. Roma 1928. M a r t i n U r b a n , Die Siedlungen Südalbaniens. M it 56 A bbildungen, darunter 6 Karten. (Phil. D iss. Tübingen), öh rin gen 1938 ( = Tübinger geo graphische und geologisch e Abhandlungen. Reihe II, Heft 4). M a x V a s m e r , Stu dien zur albanesischen W o r t forschung. I. Tartu 1921 ( = A cta et com m entationes U niversitatis Dorpatensi® B, I, 1). G e o r g V e i t h , Der F e ld zu g von Dyrrachium zwischen Caesar und P ompejus. Mit besonderer Berücksichtigung der historischen Geographie des albanischen K riegsschauplatzes. W ien 1920. R. J. V e s o v i é, P lem e Vasojevici u v e z i sa istorijom Crne Gore i plem enskim zivoto m susjednih brda. Beograd 1935. N. V u l i é , A n t i c k i spomenici nase zem lje. I. II. B eograd 1931. 1933. [— Srpska K raljevska A k ad e mija. Spom enik 71 (1931). 75 (1933)]. Gustav Weigand, Sind die A lb a n er die N achkommen der Il lyrier oder der Thraker? In: B alkan-A rchiv 3 (1927) 227— 251. G u s t a v W e i g a n d , A lbanesisch-deutsches und deutsch-albanesisches Wörterbuch. Leipzig 1914.


195 Wellnhofer, Apokaukos

=

W iss. M itt. «

Xanalatos,

Beiträge

Zavalani

Zeiller

Zippel Zlatarski,

Ist.

M a t t h i a s W e l l n h o f e r , Johannes A p o k a u kos, M e tro p o lit von N a u p a k to s in A e to lie n (c. 1155— 1233). Sein Leben und seine Stellung im D e sp o ta te von Epirus unter Michael D oukas und Theodoros Komnenos. (D iss. M ünchen.) Freising 1913. = Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. H erausgegeben vom bosnischhercegovinischen Landesm useum in Sarajevo. R edigiert von M o r i t z H o e r n e s. I—X II. W ien 1893— 1912. = Diogenes A. Xanalatos, Beiträge zur W irtscha fts- und Sozialgeschichte M akedoniens im M ittelalter, hauptsächlich auf G ru nd d e r Briefe des Erzbischofs T h e o p h y la k to s von Achrida. (D iss. M ünchen.) Speyer 1937. = D alib Zavalani, Die landwirtschaftlichen V e rh ä lt nisse Albaniens. B erlin 1938. (= B e r ic h te über Landw irtschaft. N. F. Sonderheft 140). = Jacques Z e i l l e r , Les origines chrétiennes dans les provinces danubiennes de l ’empire romaih. Paris 1918 ( = B ibliothèque des écoles françaises d'A thènes et de Rome 112). = G. Z i p p e l , Die römische Herrschaft in ll ly r ie n bis auf Augustus. L eipzig 1877. — V. N. Z l a t a r s k i , Istorija na bülgarskata dürza va p rë z srèdnité v ë k o v e . I, 1. 2. II. S ofija 1918— 1934.

Das sonst benützte Schrifttum wird jeweils in vollständiger Titelform angeführt. In dem obigen Verzeichnis nicht enthaltene Abkürzungen w erden nur gebraucht, soweit sie unm ißverständlich oder allgem eingebräuchlich sind. Von einer vollständigen Zusam m enstellung des benützten Schrifttums w urde abgesehen, weil sie zu um fänglich w äre und neben den vorhandenen Bibliographien überflüssig ist.1 1 Für Albanien: F. Manek, G. Pekm ezi, A . Stotz, Albanesische B iblio graphie. W ien 1909. Émil Legrand, Bibliographie albanaise. Paris. A th èn es 1912. Jean G. K ersopoulos, Albanie. Ouvrages et articles de revues parus de 1555 à 1934. A th èn es 1934. (Sonderabdruck aus: „Les B alkans"). D azu als Nachträge: F erencz N opcsa, A z A lbániáról sz óló legújabb irodalom. B uda pest 1918. D ionysios P. Kalogeropulos, BißXioyQa<puci] avußoXi] si g rá rtetii ’AXßctvias (1711— 1929). A thenai 1929. P etrotta X V II— LIV. (der W ert dieser B ibliographie beruht in der F ü lle sonst kaum bekannter italo-albanischer "Werke). — Über die N euerscheinun gen zur G esch ich te, S p rach w issen sch aft, 13*


196

Slavische W örter und Buchtitel sind in der gebräuchlichen wissenschaftlichen Umschrift, albanische W örter und Namen in d er jetzt üblichen am tlichen Schreibung gegeben (A ppellativa ohne suffigierten A rtikel, O rtsnam en m it suffigiertem A rtikel). Nachtrag. Nicht m ehr benutzt w erden konnten die folgenden wichtigen Neuerscheinungen : E q r e m Ç a b e j , Volkstum und Volksname der Albaner: Leipziger V ierteljahrsschrift für Südosteuropa 4 (1940) 78—96. F u l v i o C o r d i g n a n o , Dizionario italiano-albanese. Scu tari 1938. F r a n c e s c o P a l l , Marino Barlezio. Uno storico umanista: M élanges d'H istoire G énérale 2 (Cluj 1938) 135—318.

L andes- und V olkskunde von A lbanien gibt Norbert J o k l im „Indogerm ani schen Jahrbuch“ regelm äßige zusam m enfassende Literaturberichte. Für die Nachbarlandschaft Epeiros: B ibliographische V erzeichnisse mit w ied erh o lten N ach trägen von: Ludwig Bürchner, Per. K. B izukides, N ikos A . B ees, E ulogios K urilas (L auriotes), B. A. M ystakides, Ph. M ichalopulos in: 'HTCetqtúTLKá xqovLKá 1 (1926) 7— 38. 2 (1927) 1 1 0 -1 5 2 . 3 (1928) 50— 116. 4 (1929) 112— 145. 5 (1930) 119— 152. 236— 252. 6 (1931) 75— 154. 277— 284. 7 (1932) 131— 148 (mit zahlreichen D ruckfehlern, M ißverständnissen und D opp elau fn ahm en). Für die jonischen Inseln: É m ile Legrand, Bibliographie Ionienne. O euvre posthum e p u b liée par H ubert P ern ot. I. II. Paris 1910. ( = P u b lication s de l ’E cole des Langues O rientales V ivantes V, 7). (Um faßt die Literatur bis 1900.) D ie L iteratur zur spätröm ischen und m ittelalterlich en Ge&chichte und A rch äologie wird durch die lau fend e B ibliographie der Byz. Z. erfaßt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.