shortpaper Edition 01 www.shnit.org
Der Film ist tot–Lang lebe der Kurzfilm Film is dead–Long live the short Ein Plädoyer. A parol. 2–3
Tiny Tales 140 Zeichen für das Kino im Kopf. 140 characters only to build castles in the clouds. 12–13
Das Kap ist guter Hoffnung Cape of Good Hope shnit goes Capetown–Ein Überblick zur aufstrebenden Filmszene. shnit goes Capetown–An overview of the emerging film scene. 14–15
Der Film ist tot!?
Film is dead!?
deutsch
english
Wieso mache ich Idiot eigentlich noch Kurzfilme? Sie lassen sich–mit Ausnahme einiger Filmmärkte, wie etwa dem Französischen–praktisch nicht verkaufen. Jeder, der heutzutage eine
What fool I am! Why am I still making short films? They are simply–except view film markets, like the French one–not selling. Today, everyone who owns a video camera can shoot a film and
Videokamera sein Eigen nennt, kann einen Kurzfilm drehen und ihn über youtube, vimeo & Co. vertreiben. Wie will ich mich als aufstrebender Filmemacher angesichts der unübersichtlich wachsenden Anzahl von Konkurrentinnen und Konkurrenten–schliesslich sind es in aller Regel mittlerweile Tausende von Bewerbern, die regelmässig ihre Filme und Clips bei den Kurzfilmfestivals einreichen–da überhaupt noch durchsetzen? Und habe ich, wenn ich schon so verrückt bin, Filme machen zu wollen, nichts strategisch Klügeres, Ertragreicheres mit meinen Ressourcen und meiner Lebenszeit anzufangen? Brauche ich auf dem Weg ins Filmgeschäft den beschwerlichen Umweg über den Kurzfilm? Brauche ich den Kurzfilm überhaupt? Denn immerhin ist–sobald man sich etwa, wie ich beispielsweise, in die Richtung des szenisch inszenierten Kurzspielfilms wagt–der Aufwand einer Kurzfilmproduktion, proportional zu den daraus entstehenden Minuten Film gesehen, oft sogar umfangreicher, als die Produktion eines Langspielfilms: Ich muss die Geschichte angesichts der geringen Erzählzeit, die mir im Kurzfilm zur Verfügung steht, in der Regel noch weitaus intensiver in ihren Essenzen verdichten. Das braucht, genau wie beim Langfilm, nicht selten Monate der Entwicklungszeit. Und viel Energie. Ich muss mich und den Stoff immer wieder hinterfragen, mich noch exklusiver als beim Langfilm entscheiden: worum geht’s in meinem Film, was will ich erzählen? Ich muss die Figuren genauso penibel ausarbeiten, wie für einen Langspielfilm. Vielleicht muss ich sie sogar noch besser kennen, als für irgend eine Erzählung sonst, um sie in den wenigen Minuten überhaupt plastisch und glaubhaft zum Leben zu erwecken. Und wenn ich dann mal irgendwann soweit bin, dass ich sage: ja, jetzt hab ich’s, das ist meine Kurzfilmidee, mein Konzept, mein Drehbuch–ja, dann muss ich in Eigeninitiative (und in der Regel mit meinem eigenen Geld, denn wer investiert schon in nicht-kommerzielle Kurzfilme?) einen mehr oder minder grossen Fuhrpark bestehend aus Equipment, unentgeltlich arbeitenden Helfern, Schauspielern und Requisiten mobilisieren. Ich muss Drehorte finden, mich um die Erlaubnis bemühen, dort drehen zu dürfen. Ich muss die ganzen lieben und engagierten Menschen, die sich bereit erklärt haben, mein wahnwitziges Abenteuer mitzutragen, wenigstens mit einem anständigen Catering versorgen. Und wenn ich morgens vor Drehbeginn eben selbst aufstehe, zum Bäcker gehe und anschliessend Brötchen schmiere. Und Kaffee! Der darf an keinem Set fehlen. Also her damit, her mit dem Kaffeesponsoring, her mit freiwilligen Brötchenschmierern, her mit Förderern.
Und wenn ich mir, als seit Wochen praktisch schlafloser, armer Irrer, den ganzen Stress schon mache, dann käme es auf ein paar Drehtage mehr oder weniger doch eigentlich auch nicht mehr an, oder? Dann könnte ich doch gleich einen Langfilm drehen, und dann ab damit zu den Redaktionen der Sender, zu den Verleihern, ja am Besten direkt nach Cannes! Dann hätte ich potenziell doch mehr davon, als nur ein paar mickrige Minuten Film, die am Ende übrig bleiben. So oder ähnlich könnte ich argumentieren, wenn ich gegen die Herstellung von Kurzfilmen argumentieren wollte, und die Argumente sind zweifelsohne gewichtig. Und doch würde ich, hörte ich auf diese Argumente, Raubbau am Medium Film an sich betreiben. Denn ohne den Kurzfilm könnte man–da lehne ich mich gerne aus dem Fenster– bald verkünden: der Film ist tot! Denn wenn der Film als Medium insgesamt gesehen auch nur eine Zutat braucht, um seine Faszination für den fühlenden, denkenden und vor allem fragenden Menschen aufrecht erhalten zu können, dann ist es eins: der Film braucht den Mut zum Risiko, er braucht das Experiment. Ein jeder Film muss sich finden, und wie mein hochgeschätzter ehemaliger Professor Slawomir Idziak immer so schön und treffend zu sagen pflegt: «the movie has a life of its own». Was Slawomir damit meint, ist: jeder Film braucht–selbst noch während man ihn dreht und später schneidet– Spielraum und Zeit. Er braucht den Prozess. Denn der Film überrascht den Filmemacher im Laufe seiner Entstehung immer wieder: wunderbar schlüssige und geniale Ideen, die man im Konzept hatte, funktionieren am Set oder im Schnitt plötzlich nicht. Dafür aber passiert durch Zufall während des Drehens oder am Schneidetisch etwas, mit dem man nie gerechnet hatte. Wie so viele nenne ich das dann: «ein Geschenk». Und dieses Geschenk macht den Film auf einmal noch viel dichter, intensiver, wahrer. Ich muss als Filmemacher also–egal ob ich einen Kurz- oder einen Langfilm drehe–wissen, wie ich den Film in seiner Entwicklung als quasi eigenständiges Lebewesen unterstützen kann, statt ihm durch starres, ängstliches Festhalten an in der Praxis nicht funktionierenden Ideen die Luft zum Atmen zu nehmen. Deshalb ist vor allem für den filmenden Nachwuchs der Kurzfilm so wichtig. Er ist trotz allem Schweiss treibenden logistischen und inhaltlichen Aufwand ein übersichtliches Format. Es geht hier um 1–30 Minuten Film, die ich mittels bewegter Bilder, Ton, Musik und
Rhythmus mit Leben, Sinn und Inhalt füllen muss, und nicht um eineinhalb Stunden oder gar mehr. Ich kann mich konzentrieren auf einen vergleichsweise überschaubaren Kanon an Szenen, Ideen und Inhalten. Und habe so den Luxus, das Material penibel kennenzulernen, und alles Mögliche damit zu probieren. Unterschiedliche Varianten der festgelegten Szenen drehen und schneiden etwa. Bei der Herstellung eines Kurzfilms lerne ich, Fehlern und Geschenken Raum zu geben und ich lerne, mich zu entscheiden. Ich lerne die Interaktion mit dem kreativen Prozess des Filmemachens, und ich finde dabei zwangsläufig eigene Ausdrucks- und Lösungswege, die mir als Filmemacher zu einem Profil verhelfen, und die ich–und jetzt kommt’s–später auch in meine kommerziellen Arbeiten übersetzen kann. Und da sind wir auch schon bei der für mich wesentlichen, das Medium Film existenziell lebendig haltenden Facette des Kurzfilms angelangt: egal, ob ich nun ein absoluter Grünschnabel, der gerade erst mit dem Filmemachen beginnt, ein Hobby-Filmemacher oder ein alter Hase bin: der Kurzfilm ist keinen starren Konventionen unterworfen, wie es in aller Regel etwa die längeren Formate sind, die wir uns im Kino, im Internet oder im Fernsehen anschauen (oder anschauen müssen). Der Kurzfilm ist für jeden Willigen realisierbar und noch Meinungs- und Entfaltungsfreiheit pur! Im Kurzfilm darf ich als Autor, Regisseur, Cutter, Kameramann, SoundDesigner, Filmkomponist und auch als Schauspieler meine Zuschauer und auch mich selbst mit allem konfrontieren, was mir am Herzen liegt. Von der 30 sekündigen, inhaltlich ungreifbaren, atmosphärischen Plansequenz über den hoch stilisierten Werbeclip, über das Musikvideo, die Kurzgeschichte, die dokumentarische Miniatur bis hin zum völlig abgedrehten, abstrakten, assoziativ freien Stück ist alles erlaubt. Ja, ich kann es sogar wagen, frei von kommerziellen Zwängen–von den eigenen Euros, die man unbedingt aus Wissensdurst und Spass an der Sache, und nicht mit dem Hintergedanken einer Rendite anlegen sollte, mal abgesehen–eine Mischung aus alledem zu riskieren. Und indem ich so mich und meine Sinne stets wach halte, lerne ich nicht nur etwas über mich, meine Mitmenschen und über das Filmemachen, sondern ich trage auch ganz automatisch immer wieder dazu bei, das Phänomen Film als das zu befördern und zu lieben, was es ist: als ein sich ständig wandelndes, demokratisches Medium, das in seiner Eigendynamik und seiner Bündelung der visuellen, auditiven, sprachlichen und darstellenden Ausdrucksformen
frei ist, und frei sein muss. Und das so dem Menschsein und der Natur des sich ständig in Bewegung befindenden Lebens wahrscheinlich näher kommt, als irgendeine Ausdrucksform sonst.
distribute it on youtube, vimeo & Co. Given to the confusing growing number of competitors, how can I take hold as an ambitious film maker? After all, as a rule, there are meanwhile thousands of contestants submitting their films and clips to short film festivals regularly. And couldn’t I start with something strategically cleverer and more productive with my resources and my lifetime? Do I need an arduous detour on the way to the film business through the short film? Do I need the short film at all? After all–once you venture, like me, in the direction of the scenic stage-managed short film–the effort of a short film production, proportionally to the consequential film duration, is often more extensive than the production of a long-playing film: usually, considering the slight narrative time being at my disposal in a short film, I have to compact the story more intensively in its essences. Frequently, it takes just like the long-playing film, months of developing time and a lot of energy. Repeatedly, I have to question myself and the stuff and decide more exclusively as for a long-playing film: what is my film about, what am I intended to tell? I have to work out the figures as meticulously as for a long playing film. Maybe I have to know them even better than for any other story, in order to bring them plastically and credibly to life. And when I achieve that target at any time and when I say: yes, now I got it. That’s my short film idea, my concept, and my screenplay–well then I have to start mobilizing a more or less huge fleet consisting of equipment, helpers working for free, actors and requisites (all that as a general rule with my own money, because who would invest in non-commercial short films?) I have to look for locations and exert myself for a shooting permission. I have to provide all the lovely and committed people, who offered to support my adventure, with a decent catering. Even if it consists of waking up before the shooting starts, going to the baker and butter the rolls. And coffee! Coffee can’t be lacking on the set. So come on; the coffee sponsoring and the voluntary bread spreaders, come on with the sponsors. And by stressing me out for weeks and becoming a sleepless poor fool, a few days of shooting more or less wouldn’t make any difference, wouldn’t they? Then I could make a long-playing film and go further more to the channels’ editorial offices, to the hire companies, well, the best would be going straightly to Cannes! Then I would gain potentially more than a few minutes of film being left at the end.
In diesem Sinne: ein Hoch auf den Kurzfilm und Euch viel Vergnügen beim Genuss der am shnit präsentierten Exemplare! Ingo Monitor
Ein Kurzfilm– Was war das noch mal? «Ein Kurzfilm wird definiert als Film mit einer Länge von 40 Minuten oder kürzer, inklusive Vor- und Abspann.» (Academy of Motion Picture Art and Science)
«Das Interessante am Kurzfilm ist nicht die Reduktion auf ein unterscheidbares Format, sondern gerade seine hybride Vielfalt.» (AG Kurzfilm)
«Der Kurzfilm ist die am leichtesten zugängliche Form des filmischen Erzählens und ist seinem Wesen nach frei von den kommerziellen Zwängen des Spielfilms.» (International Short Film Conference ISFC)
«Der Kurzfilm ist radikal und ungebunden. Manchmal kontrovers, verstörend, an der Grenze der Verständlichkeit, aber immer bereit das Herz zu berühren.» (berlinale.de)
«Die Allgegenwart der Videokamera und Youtube als globale Verbreitungsplattform haben die Macht des bewegten Bildes den Massen gegeben.» (miamiadschool.com)
«Kurzfilme transzendieren die Regeln des konventionellen Erzählens. Angetrieben durch Innovation und Experimentierfreudigkeit enthüllen sie die reinste Form des Filmkunst.» (sundance.org)
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I would argue similarly, if I would argue against the production of short films. And the arguments are undoubtedly
significant. And still I would, when listening to these arguments, burn the candle at both ends concerning the film medium. Without the short film–and here I stick my head above the parapet with pleasure–we could soon announce: the film is dead! If the film, globally seen as a medium, only needs one ingredient in order to keep fascinated the feeling, thinking and above all the questioning people, it would be only one thing: the film needs the courage to take a risk, it needs the experiment. Each film has to find itself, and, as my esteemed former Professor Idziak is used to say beautifully and appropriately: «the movie has a life of its own». What Slawomir says is: each film needs–even during the shoot and later on during the cut–scope and time. It needs the process. The film surprises the film maker over its creation again and again: suddenly, wonderful conclusive and brilliant ideas in draft for the set or the cut don’t work out anymore. For that, something you never expected happens adventitiously during the shooting or at the editing table: «a gift». And this gift makes the film more compact, intense and real. As a film maker I need to know–no matter if I’m shooting a short or a long-playing film–how to support the film on its own creation as a quasi independent creature, instead of cut off its air supply with a rigid and frightened adherence of non-working ideas in practice. Therefore, the short film is primarily important for young aspiring film makers. Despite of the arduous logistical and substantial effort, the film is a
clearly structured format. It’s about 1–30 minutes film, which I have to pack with motion pictures, sound, music and rhythm with life, sense and content and not 1.5 hours or even more. I can focus on manageable scenes, ideas and contents. Due to that, I can allow myself the luxury of becoming acquainted with the material and try everything under the sun. For instance, shoot and cut different variations of the determinate scenes. During the short film production I learn to create space for errors and gifts and I learn to decide. I learn the interaction with the creative process of film making, and inevitably I find my own expressions and solutions, which help me as a film maker to get an image. And afterwards, I cross it over in my commercial works too. And now we have reached the essential short film facet: no matter if I’m a greenhorn starting with the film making, a hobby film maker or an old hand: the short film is not subject to any rigid conventions. Regularly, it concerns longer formats that we’re used (or forced) to watch at the movies, on the internet or in television. The short film is realizable for every willing person. It’s the sheer free speech and freedom of unfolding! As an author, director, cutter, camera man, sound designer, film composer and even as an actor, I’m allowed to confront the audience and myself with everything on my mind. From the 30 seconds, substantially impalpable, atmospheric sequence plan to the high stylized commercial clip, music video, the short story, the documentary miniature and culminating in an out to lunch, abstract, and associative footloose item.
Yes, I can even dare, being free of any commercial constraints (apart from some euros being needed for the art of art’s sake and not for any ulterior motive of yield), a mix out of everything. And by keeping awake me and my senses, I learn more about myself, my fellow men and about the film making, and I automatically contribute to promote and to love the phenomenon of the film: as a constantly changing, democratic medium, being free in its momentum and its bundling of visual, auditory, linguistic and descriptive forms of expression. These circumstances approach to the human being and the nature of the permanently moving life more than any other form of expression. With this in mind: let’s give a cheer on the short film and let’s have a good time while enjoying the presented specimens. Ingo Monitor
Quote
«Films are like candy and this one is not made with high fructose corn syrup.» Alpha in shnit-OPEN 9 by Sanford McCoy
A short film– What was that again? «A short film is defined as an original motion picture that has a running time of 40 minutes or less, including all credits.»
«Shorts are the most accessible form of cinematic storytelling and they are by their very nature, free from the commercial constraints of feature films.»
«The ubiquity of the video camera and the global stage of YouTube have given the power of the moving image to the masses.»
(Academy of Motion Picture Art and Science)
(International Short Film Conference ISFC)
«The interesting thing about the short film is not merely its reduction to a distinguishable format, but rather its hybrid diversity.»
«The short film is radical and free. Sometimes controversial, disruptive, on the limits of comprehension, but always ready to stir the heart.»
«Short films transcend the rules of conventional storytelling. Driven by innovation and experimentation, they spotlight the artistry of filmmaking’s most original voices.»
(AG Kurzfilm)
(berlinale.de)
(sundance.org)
(miamiadschool.com)
Strahlkraft Festivals deutsch
Welche Bedeutung haben Festivals für den Kurzfilm und umgekehrt Kurzfilme für die Festivallandschaft? Eine Momentaufnahme aus der Schweiz und aus Deutschland.
Schweiz
Die grösste Sorge des cinephilen Festivalgängers in der Schweiz? Er kann nicht überall gleichzeitig sein! Gut, dieser Eindruck mag etwas übertrieben sein. Doch Fakt ist, dass Filme hierzulande auch abseits des normalen Kinobetriebes eine sehr grosse Auswahl an Präsentationsplattformen finden. Die Festivallandschaft in der Schweiz lebt. Und sie tut es insbesondere im Bereich Kurzfilme. Swissfilms, die Promotionsagentur des Schweizer Films, zählt insgesamt 24 Filmfestivals, die im Programm die Sparte Kurzfilm führen oder speziell auf Kurzfilme ausgerichtet sind. Addiert man Film-Events die nur einen Tag dauern oder keinen Wettbewerb ausschreiben dazu, so kommt man auf rund 40 Anlässe, die einem breiten Publikum Kurzfilme zeigen. Wenig erstaunt die Tatsache, dass sich die Mehrheit der Festivals in den grösseren Städten Zürich, Genf, Lausanne und Bern und Umgebung etabliert haben. Und doch finden sich auch abseits der urbanen Zentren Veranstaltungen, wie beispielsweise das «Festival International du Film Alpin» in Les Diablerets in den Waadtländer Alpen. Im Verhältnis zur Grösse des Landes existiert eine Angebotsdichte, die europaweit einzigartig ist. Kaum ein Genre oder eine thematische Nische, die nicht im Programm eines Festivals Eingang gefunden hat. So widmet sich das «Neuchâtel International Fantastic Filmfestival» ausschliesslich den Realitätsverschiebungen aus dem Fantasy-Spektrum, während sich etwa «Queersicht» in Bern auf lesbisch-schwule Themen konzentriert. Und das Publikum folgt: Die wichtigsten Festivals im Bereich Kurzfilm erfreuen sich stetig bis rasant wachsender Besucherzahlen. Zugenommen hat auch die Schaffenskraft der Filmemacher: Im Jahr 2009 wurden stattliche 437 Schweizer Kurzfilme bei grösseren in- und ausländischen Festivals eingereicht. 2004 betrug deren Zahl mit 202 Filmen noch weniger als die Hälfte.
4 Three in a Boat in shnit-OPEN 6 by Razvan Muraru
Betty B. & the The’s in shnit-OPEN 7 by Felix Stienz
5
Motor des Filmschaffens Trotz der anhaltenden Blütezeit des Kurzfilms mangelt es ihm in den Augen der öffentlichen Förderstellen scheinbar an Glamour. Zumindest in den Zielformulierungen und Jahresberichten der Sektion Film des Bundesamtes für Kultur (BAK)–des grössten Filmförderers im Lande–wird die Sparte Kurzfilm nach wie vor eher stiefmütterlich behandelt. Aus einem Fördertopf von rund 20 Mio CHF für die Stufe Produktion fliessen nach dem Verteilplan dieses Jahres nur 750 000 CHF an Kurzfilme. Vielleicht ist es müssig, die verschiedenen Sparten im Filmwesen gegeneinander auszuspielen. Fest steht,
dass die Konzentration auf weniger aber aufwendigere Mainstream-Filme, wie es die Ausrichtung in den letzten Jahren verlangte, weder dem Kurzfilm noch der Vielfalt der Festivallandschaft zuträglich ist. Dass diese Förderstrategie der Qualität des hiesigen Kurzfilmschaffens geschadet hat, heisst das aber noch lange nicht. Ironischerweise sind es gerade Kurzfilme, die vermehrt für die angestrebten Schweizer Erfolge an ausländischen Festivals verantwortlich sind. Der aktuelle Jahresbericht von Swissfilms verweist auf die Rolle des Kurzfilms als Motor des hiesigen Filmschaffens: «Schweizer Kurzfilme glänzen und tragen zur internationalen Wahrnehmung und zum Erfolg der Schweizer Filme bei. 40 kurze Filme aus der Schweiz–darunter 14 Animationsfilme–gewinnen im Jahr 2009 Preise, was mehr als die Hälfte (56%) aller Auszeichnungen für Schweizer Produktionen (...) darstellt.» Grenzenlose Vernetzung Die Erfolge sind wohl an einen weiteren Trend in der Schweizer Kurzfilmszene gekoppelt: Es wird vermehrt grenzüberschreitend in Koproduktionen mit europäischen Ländern gearbeitet. Dabei kommen Netzwerke zum Tragen, die Schweizer Filmemacher während ihrer Ausbildung an ausländischen Filmschulen aufbauen können. Diese internationale Vernetzung lässt sich im Bereich der Filmfestivals ebenfalls feststellen. Das australische Filmfestival Tropfest veranstaltet eine Ausgabe in den USA, das digitale Filmfestival onedotzero verfügt über Austragungsorte auf verschiedenen Kontinenten und das Internationale Kurzfilmfestival shnit findet als gemeinsames Festival zeitgleich in drei Ländern statt. Festivals geniessen bei den Filmemachern nach wie vor hohes Ansehen und dienen als wichtige Plattformen für ihre Arbeiten. Ein Ansehen, das auch durch das Aufkommen von günstigen und qualitativ hochstehenden Produktionsmöglichkeiten und Verbreitungsplattformen wie Youtube nicht getrübt wird. Im Gegenteil: Den Festivals stellt sich die Herausforderung, bei der Masse an Bewerbungen für ihre Wettbewerbe nicht die Übersicht zu verlieren, und sich auf eine neue Rolle einzustellen, wie Reto Bühler, Künstlerischer Leiter der Winterthurer Kurzfilmtage, meint: Das Festival als Orientierungshilfe und Qualitätsgarant im audiovisuellen Dschungel. Reto Siffert
Deutschland
In Deutschland hat sich die Filmfestivallandschaft in den vergangenen Jahren ganz ordentlich entwickelt. Im Jahr 2005 hatten wir laut der Kurzfilmstudie der AG Kurzfilm ca. 90 Kurzfilmfestivals in Deutschland. Kennzeichen dieser ausgeprägten Festivallandschaft ist ihre starke Heterogenität. Kaum ein Festival gleicht in Bezug auf Profil, Programm- und Organisationsstruktur einem anderen. Festivals sind Diskussionsforum, Marktplatz, Ort der Selbstverständigung und des Austausches, an dem ästhetische Entwicklungen angestossen werden. Vor allem aber sind sie die wichtigste Plattform für die Kurzfilmszene in Deutschland. Sie haben eine entscheidende Rolle als Alternative zum Kurzfilmabspiel im Kino eingenommen. Oft bieten Kurzfilmfestivals den einzigen öffentlichen Zugang zum Kurzfilm. Daraus liesse sich folgern: Je mehr Festivals, desto besser, desto mehr Kurzfilme können aufgeführt werden, desto mehr Publikum wird erreicht und um so besser können die verschiedenen Akteure der Szene miteinander kommunizieren. Allerdings zieht so mancher Förderverantwortliche ganz im Westen Deutschlands eine andere Schlussfolgerung: Es gibt zu viele Festivals in Deutschland. Speziell in Köln ist das in der vergangenen Zeit besonders deutlich hervorgetreten. Beispielsweise wurden die seit den 80er Jahren existierenden erfolgreichen und in ihrer inhaltlichen Ausrichtung völlig unterschiedlichen Frauenfilmfestivals Feminale (Köln), das eher kleine, sperrige Filme zeigte, und femme totale (Dortmund), das seinen Schwerpunkt eher auf das Erzählkino legte, auf Druck von Förderern und Politik zwangsverheiratet. Auch die beiden Kölner Kurzfilmfestivals Short Cuts Cologne und Unlimited sollten nach Vorstellungen der Stadt Köln vor einigen Jahren fusionieren. Die Hauptargumente für einen Zusammenschluss: Man brauche eine grössere «Strahlkraft», man möchte Kräfte bündeln, zwei einzelne Festivals seien nicht länger sinnvoll. Vor allem der Begriff «Strahlkraft» ist in Köln sehr beliebt. Kölner Veranstaltungen sollen immer gerne die gesamte Republik überstrahlen. Im Filmfestival-Bereich ist das aber bisher noch nicht so gelungen. Köln hat kein bedeutendes Filmfest, wie z.B. Berlin, München oder Hamburg. Das hätte man gern anders. Seit einiger Zeit nebelt ein «Kölner Filmherbst» durch die Köpfe einiger Medien- und Kulturpolitiker. Alles vereinen, Kräfte bündeln und siehe da: Man hat ganz schnell ein grosses Filmfestival mit Strahlkraft. So scheinen zumindest die Vorstellungen zu sein. Aber die Bedeutung eines Festivals kann nicht einfach so erschaffen oder
gar verordnet werden. Vor allem sind gewachsene Strukturen und eine Verankerung in der künstlerischen Landschaft der Region notwendig. Diese können nur durch langjährige kontinuierliche engagierte Arbeit kompetenter Macher geschaffen werden. Natürlich bedarf es dazu auch finanzieller Grundlagen. Klopft man andere Gründe für eine angestrebte Reduzierung der Anzahl der Festivals ab, kommt eher Widersprüchliches zu Tage. Immer wieder wird hier nämlich auch das Argument der Kostenreduktion angeführt, was im Falle der beiden oben genannten Beispiele aber nicht greift. Das aus der Feminale und der femme totale entstandene Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln kostet die Stadt Köln mehr Fördergeld als die Unterstützung der Feminale. Auch im Falle der Kurzfilmfestivals lässt sich keine Ersparnis feststellen. Letztendlich sind die Short Cuts Cologne, ein seit 1997 bestehendes, weltweit etabliertes Festival, aus der Festivallandschaft verschwunden. Möchte man in Köln weniger Festivals haben? In einem Passus in Bewilligungsbescheiden für Festivalförderungen heisst es, dass weitere Förderungen in Zukunft nur in Betracht kommen, wenn «Kooperationen mit anderen geförderten Initiativen bzw. Festivals» eingegangen werden. Dem ist zu entnehmen, dass die Förderung einzelner Festivals in den Hintergrund treten soll und nur noch gemeinschaftliche Arbeiten bzw. Zusammenschlüsse gefördert werden. Konsequent durchgesetzt bedeutet dies, dass ein neues Festival oder eine neue filmkulturelle Veranstaltung in Köln keine Chance auf Förderung hat. Als das internationale Kurzfilmfestival shnit 2009 die Festivalbühne in Köln betrat, war der Gedanke eines einzigen Kurzfilmfestivals durch den Verlust der Short Cuts Cologne in Köln bereits Realität, an eine Förderung des internationalen Kurzfilmfestivals shnit ohne einen Zusammenschluss mit Unlimited war also gar nicht zu denken. shnit entschied sich vorläufig für eine förderungsfreie Ausrichtung und findet seitdem trotzdem statt. Eine Zusammenarbeit ist sicher nichts Schlechtes und auch oft wünschenswert–aber eine Zwangsheirat ist oftmals von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn Kooperationen müssen inhaltlich begründet werden, sind Entscheidungen der künstlerischen Leitung. Welche Konsequenzen ergeben sich aus den oben skizzierten Zusammenlegungs-Strategien für die Festivallandschaft in Nordrhein-Westfalen? Neues wird nicht mehr zugelassen, Nischen werden geschlossen, Vielfalt wird zur Einheitlichkeit. Sollte dies das Ziel einer kulturellen Förderung sein? Verlierer
einer solchen Förderpolitik sind ganz klar die Künstler und die Zuschauer. Für die Filmemacher schliessen sich weitere Möglichkeiten, ihre Werke in der Öffentlichkeit zu präsentieren, und für das Publikum ergeben sich immer weniger Gelegenheiten, Filmkunst zu sehen. Ob mit den personellen und politischen Veränderungen der letzten Zeit in Nordrhein-Westfalen, Köln und den Förderinstituten ein Umdenken einhergeht, bleibt abzuwarten. Daher möchte ich abschliessend die Frage stellen: Für wen veranstalten wir denn eigentlich Filmfestivals? Dirk Werner (Kölner Filmhaus) Mit freundlicher Genehmigung der AG Kurzfilm Erstveröffentlichung unter dem Titel «Mit weniger Festivals zu mehr Strahlkraft?» im KurzfilmMagazin «SHORT report 2009», herausgegeben von AG Kurzfilm, www.ag-kurzfilm.de Aktualisiert von Dirk Werner 2010
Zitat
«Ich verspüre den Drang, die deutsche Tendenz zum Drama mit schrägen, bunten, geistreichen Komödien zu bekämpfen.» Abend teurer Abenteuer in MADE IN GERMANY 2 by Isa Micklitza
Radiance of Festivals
Von Holz und Champagner
english
How important are short films for festivals and in what way do film festivals lobby for the short film itself? A snapshot in time from Switzerland and Germany.
Switzerland
The biggest concern of cinephile festival goers in Switzerland? They cannot be everywhere at the same time! Well, this impression may be a little bit exaggerated. However, fact is that films do have a very big range of presentation platforms in this country apart from the normal cinema business. The festival scene in Switzerland is lively. And in particular in the field of short films. Swissfilms, the promoting agency of Swiss film, counts a total of 24 film festivals which either feature a short film section in their program or are specialized on short films. If one adds film events that only last one day or do not advertise a competition, there are about 40 occasions which show short films to a wide audience. At this, the fact that the majority of the festivals has been established in the bigger cities Zurich, Geneva, Lausanne and Bern and surroundings does not surprise much. Nevertheless, one can also find events away from the urban centers such as the «Festival International du Film Alpin» in Les Diablerets in the Valais Alps. In proportion to the size of the country there is a concentration of choice which is unique throughout Europe. No genre or thematic niche which has not found entrance into the program of a festival. Thus, the «Neuchâtel International Fantastic Film Festival» is exclusively devoted to the reality shifts from the fantasy spectrum, while for example «Queersicht» in Bern concentrates on lesbian-gay subjects. And the audience follows: The most important festivals in the area of short film enjoy a surge in steadily or even rapidly growing visitor’s figures. The creativeness of the filmmakers has also increased: In 2009, considerable 437 Swiss short films were submitted to bigger domestic and foreign festivals. In 2004, with 202 films this number was still less than half.
This, however, still does not mean that this sponsoring strategy damaged the quality of the local short film creation. Ironically, short films are increasingly responsible for the aimed Swiss success at foreign festivals. The current annual report of Swissfilms refers to the role of the short film as an engine of the local film creation: «Swiss short films shine and contribute to the international perception and to the success of Swiss films. In 2009, 40 short films from Switzerland–among them 14 animated films–win prizes which is more than half (56%) of all awards for Swiss productions (...).» Limitless Networking The success is probably coupled to another trend in the Swiss short film scene: people increasingly work in international co-productions with European countries. Besides, the networks which Swiss filmmakers can build up during their education at foreign film schools take effect. This international interlinking can also be observed in the field of the film festivals. The Australian film festival Tropfest organizes an issue in the USA, the digital film festival onedotzero has venues on different continents and the International Short Film Festival shnit takes place as a common festival in three countries at the same time. Festivals still enjoy a high reputation with the filmmakers and serve as important platforms for their works. A reputation which is also not clouded by the rise of cheap but still qualitatively high production possibilities and public platforms like Youtube. On the contrary: Festivals now have to take up the challenge of not losing the overview with the mass of applications for their competitions, and to put themselves into a new role as Reto Bühler, artistic leader of the International Short Film Festival Winterthur, puts it: The festival as a guidance and high-class guarantor in the audio-visual jungle. Reto Siffert
Catalyst of Cinematic Art Despite the continuing heyday of short film they apparently lack glamor in the eyes of the public sponsors. At least the objective statements and annual reports of the film department of the Federal Office of Culture (BAK)–the biggest film sponsor in the country– still pay rather little attention to the short film section. From the subsidies of about 20 million CHF for production only 750000 CHF go to short films according to this year’s distribution plan. Maybe it is idle to pit the different sections of film against another. It is certain that the concentration on less but costlier mainstream films, as the orientation required during the last years, is neither good for short film nor the variety of the festival scene.
Germany
In Germany the film festival landscape has developed quite substantially during the past years. In 2005, there were approximately 90 short film festivals in Germany according to the short film study of the AG Kurzfilm. The distinguishing mark of this distinctive festival landscape is its strong heterogeneity. Not one festival is similar to another one concerning profile, program structure and organizational structure. Festivals are discussion forum, marketplace, place of information and exchange where aesthetic developments are stimulated. Above all, however, they are the most important platform of the short film scene
deutsch
Was bewegt Menschen, Kurzfilme zu drehen? Woher nehmen Künstler ihre Motivation und Inspiration, die sie in den Film mit einfliessen lassen? in Germany. They now have a crucial role as an alternative to the short film screenings in cinemas. Short film festivals often offer the only public access to short film. The following conclusion could be drawn from this: The more festivals, the better, the more short films can be screened, the bigger the audience that is reached and the better the communication of the different actors of the scene with one another. However, quite a lot of people responsible for funding from Western Germany draw a completely different conclusion: There are too many festivals in Germany. Especially in Cologne this has lately become apparent very clearly. For example, the two women’s film festivals established in the 80s, both successful but absolutely different with regards to their program–Feminale (Cologne) which showed rather small, unwieldy films, and femme totale (Dortmund) which focused mainly on narrative cinema–had a shotgun wedding under the pressure of sponsors and politics. The two Cologne short film festivals Short Cuts Cologne and Unlimited were also supposed to merge according to the vision of the city of Cologne some years ago. The main arguments for a union: A bigger «radiance» is needed, strengths are to be pooled, two separate festivals no longer make sense. Above all the concept of «radiance» is very popular in Cologne. Cologne events should always outshine the entire republic. This has, however, not been successful in the field of film festivals yet. Cologne has no important film festival, as for example Berlin, Munich or Hamburg. It would be approved of if this were different. Since a while a certain «Cologne Film Autumn» haunts the heads of some media politicians and cultural politicians. Unite everything, pool strengths and see: quite fast there is a big film festival with radiance. This at least seems to be the idea. But the significance of a festival cannot simply be created or even enacted. Above all, grown structures and establishment in the artistic scenery of the region are necessary. These can only be created by the continuously engaged work of competent doers over a long time. Of course, this also requires a financial basis. If one looks into other reasons for an aimed reduction of the number of festivals, what comes to light is rather contradictory. The argument of cost reduction is brought forward over and over again, which, however, does not defy in the cases of the two examples mentioned above. The International Women’s Film Festival Dortmund/Cologne, which arose from the fusion of the Feminale and the femme complete, takes up more financial funding from the city of Cologne than the Feminale.
In the case of the short film festivals no savings can be recorded either. At the end of the day, the Short Cuts Cologne, a worldwide established festival existing since 1997, disappeared from the festival landscape. Is it desirable to have less festivals in Cologne? In a passage of appropriation decisions for festival funding it is stated that other supports will only be considered in the future if «cooperations with other promoted initiatives or festivals» are set up. As appears from this statement funding single festivals is supposed to fade into the background and only cooperations or unions are promoted. Strictly speaking this means that a new festival or a new film-cultural event has no chance to be supported in Cologne. When the international short film festival shnit entered the festival stage in Cologne in 2009, the thought of one single short film festival by the loss of the Short Cuts Cologne in Cologne had already become reality, funding for the international short film festival shnit without cooperation with Unlimited was not to be thought of at all. shnit decided on an orientation free of funding and, nevertheless, takes place ever since then. A cooperation surely is not a bad thing and often desirable as well–but a shotgun wedding is often condemned to failure right from the start. Because cooperations have to be content-based, are decisions of the artistic management.
festival landscape in North RhineWestphalia? Something new will no longer be admitted, niches are closed, variety becomes uniformity. Should this be the aim of culture funding? The artists and the audience quite clearly are the losers of such a subsidies policy For the filmmakers further possibilities to present their works to the public deplete, and for the audience less and less opportunities arise to see cinematography. Whether the recent personnel and political changes in North RhineWestphalia, Cologne and the subsidies institutes will bring along a change in thinking, remains to be seen. Hence, I would like to post one final question: For whom do we actually organize film festivals then? Dirk Werner (Kölner Filmhaus) By courtesy of AG Kurzfilm. First publication under the title «With less festivals to more radiance?» in the short film magazine «SHORT report 2009», published by AG Kurzfilm, www.ag-kurzfilm.de Updated by Dirk Werner in 2010
Julia C. Kaiser, Gewinnerin des German Awards shnit 2009, und Chris Niemeyer, Gewinner des Swiss Awards shnit 2009, haben uns an ihren Hintergründen, Motiven und Leidenschaften zum Film teilhaben lassen.
Geschichte betrifft. Aber mich inspiriert alles an Eindrücken, was Perspektiven, Überlegungen, Ansätze und Motivationen anbelangt. Mir Kino anzuschauen, inspiriert mich schlussendlich immer wieder, selbst Kino zu machen.
Die 27 jährige Julia C. Kaiser hat mit ihrem Kurzfilm «Amoklove» nicht nur bei shnit in Köln grosse Erfolge gefeiert, sondern wurde 2009 auch als eine der besten deutschen Nachwuchsregisseurinnen zu den Filmfestspielen in Cannes eingeladen. Der 37 jährige Chris Niemeyer deckt mit seiner Werbe-, Kunst- und Filmproduktionsfirma «Plan B Film GmbH» eine Vielfältigkeit an Genres ab und zeigt ein hohes Mass an Offenheit für seine Lebensumwelt.
Was inspiriert dich sonst für deine Filmideen? Chris: Der Luxus meiner Arbeit ist es, dass ich immer arbeite. Es gibt einfach nichts, was kein Anstoss sein kann. Die Menge an Inspiration hat mehr damit zu tun, wie ich gerade drauf bin und wie ich mich gerade fühle. Die Umwelt und unser ganzes Leben sind unheimlich reich an Inspiration. Es stellt sich nur die Frage, wie offen ich damit umgehe und wie viel Inspiration ich zulasse.
Julia, welcher Film löste in dir die Faszination aus, selber Filme zu machen? Julia: Das geht bis in meine Kindheit und Jugend zurück. Da war ich, denk ich, 12, als die Schwarz-Weiss-Produktion «Das fliegende Klassenzimmer» gezeigt wurde, in der sogar Erich Kästner noch selbst aufgetreten ist. Das hat mich irgendwie sehr fasziniert.
Wo schreibst du am liebsten, Julia? Julia: Momentan in der Küche. Da fühle ich mich sehr wohl.
Welche Situationen und Momente inspirieren dich für deine Drehbücher? Julia: Meistens alles. Das können einzelne Abende sein, Menschen, die mich umgeben, oder auch Dialoge in der U-Bahn. Chris, wirst du von fremden Filmen die du dir anschaust inspiriert, die Geschichte bzw. das Thema anders zu erzählen? Chris: Nein. Zumindest nicht, was die
Which consequences arise from the pool strategies outlined before for the
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Was zeichnet für euch den Kurzfilm im Gegensatz zum Langfilm aus? Julia: Es ist die Möglichkeit, eine andere Art der Dramaturgie anzuwenden. Wie zum Beispiel Geschichten, die sich vielleicht nur in einem Akt erzählen lassen. In Kurzfilmen kann man zum Beispiel bestimmte Twists am Ende einer Geschichte erzählen, die nur durch die Kürze der Geschichte wirken. Zum Beispiel erziehlt das filmische Mittel der sehr präsenten Voice-Over in meinem Film «Amoklove» über die zehn Minuten des Films eine starke Wirkung, in einem Langfilm würde es sich aber wahrscheinlich abnutzen. Chris: Ästhetisch und technisch würde ich den Kurzfilm nicht von anderen
Filmarbeiten trennen. Vielmehr geht es um den Ursprung. Darum, was der Autor und Regisseur einem erzählen möchte. Die Herausforderung ist die Frage, welche Geschichte in das Format eines Kurzfilms passt. Mich fasziniert die Beherrschung des Mediums Kurzfilm, wenn auch die Geschichte als Kurzfilm funktioniert. Erst dann wird es für mich wirklich interessant. Zum Beispiel, eine Spielfilmidee auf einen Kurzfilm zu verkürzen, kann kaum funktionieren. Was will man den Menschen mit seinen Filmen mitteilen? Julia: Ich will den Zuschauer in der Zeit in der ich den Film erzähle, in eine andere Welt zu entführen, ihn aus seinem Alltag herauszuholen, ihm aber gleichzeitig einen Kontext zu erschaffen, in dem er sich wiederfinden kann und ich die Möglichkeit habe, ihm etwas was Neues zu erzählen. In «Amoklove» erzähle ich von einer besonderen Begegnung der Liebe, also von einem rein zwischenmenschlichen Thema. Allgemein reizt es mich aber auch, über gesellschaftliche Themen Filme zu produzieren. Es ist die Auseinandersetzung mit Blind Spots unserer Gesellschaft. Wie eben auch im Film «Der letzte Rest», bei dem ich zusammen mit Jens Wischnewski das Drehbuch geschrieben habe. Die Verrohung der Sexualität bei Jugendlichen hat mich persönlich sehr erschreckt. Deshalb auch der Hintergedanke des Films, andere Menschen für das Thema zu sensibilisieren und ihnen zu signalisieren, dass die Gesellschaft ein Problem hat. Chris: Ich habe nicht das Anliegen, den Menschen durch meine Kurzfilme
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etwas mitzuteilen. Ich will einfach auch nicht behaupten, dass ich etwas zu sagen habe, das wichtig wäre. Mir geht es mehr um die Lust, eine Geschichte zu teilen. Eine Geschichte, die ich auch gerne beim Abendessen erzählen würde. Chris, dein Kurzfilm «Las Pelotas» spielt in Argentinien. Anerkennung und Auszeichnungen bekam er europaweit. In wie weit spielt für dich die Interkulturalität eine entscheidende Rolle in deiner Kunst? Chris: Himmeldonnerwetter. Das Wort Kunst würde ich meiner Arbeit nicht unbedingt zuschreiben. Im Endeffekt bin ich in der Unterhaltungsbranche tätig. Ich möchte meine Arbeit nicht banalisieren, aber es ist noch mal eine ganz andere Dimension, als von Kunst zu sprechen. Der Aspekt der Interkulturalität oder auch des Stils steht nicht am Anfang meiner Projektideen. Eher in der Retrospektive, also im Nachhinein. Meine Filme müssen nicht zwanghaft was mit dem Culture Clash zu tun haben. «Las Pelotas» ist ein Schweizer Kurzfilm von Schweizern, dessen Geschichte in Argentinien spielt, weil sie dort einfach spielen muss. Erkennt ihr für euch selbst eine Art roten Faden, der sich inhaltlich, künstlerisch, ästhetisch durch die eigenen Filme zieht? Chris: Dadurch, dass ich in vielen verschiedenen Bereichen arbeite, gibt es sicher verschiedene rote Fäden. Die Sache ist nur, ganz gleich, ob es da einen roten Faden gibt, ich will es gar nicht unbedingt herausfinden. Vielleicht ≥
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«Wir werden immer noch grossartige Kurzfilme drehen, denn der Kurzfilm ist ein einzigartiges Format um Ideen auszudrücken.» Charlie and the Rabbit in shnit-OPEN 2 by Robert Machoian & Rodrigo Ojeda Beck
ist es auch noch zu früh. Vielleicht muss ich einfach noch wesentlich mehr Filme machen. Julia: Die Bestrebung, bei den Filmen, die ich schreibe, sehr stark aus den Figuren heraus zu erzählen und sie–ganz gleich, was für schlechte Dinge diese Figuren tun–in gewisser Weise liebenswürdig und zugänglich darzustellen. Wir alle haben gute Gründe, bestimmte Dinge zu tun. Wie auch zum Beispiel die permanent lügende Figur Anne in dem Film «Live Stream», bei dem ich zusammen mit Jens Wischnewski das Buch geschrieben habe. Ich möchte dem Zuschauer die Möglichkeit geben, die Figuren zu lieben, ganz gleich, ob sie hässliche oder böse Dinge tun. Julia, du sagtest in einem Interview 2009, während du mit deinem Kurzfilm «Amoklove» als eine der besten deutschen Nachwuchsregisseurinnen in Cannes eingeladen wurdest, dass Kino eine gewisse Sogkraft besitzt. Kannst du dieses Mitfiebern bei Filmen etwas umschreiben? Julia: Ich glaube es ist dann möglich mitzufiebern wenn man die Beweggründe der Figur verstehen kann. Im Gegensatz zu anderen Medien ermöglicht das Medium Film, alle Sinne anzusprechen und Sinneserfahrungen dadurch zu intensivieren. Chris, 2003 hast du zusammen mit deinem langjährigen Freund HC Vogel erfolgreich die «Plan B Film GmbH» gegründet. Du verstehst dein Handwerk als Regisseur, Autor und Produzent. Worin liegt deine grösste Leidenschaft? Chris: «Uiuiui». Ich glaube die Frage nach der Leidenschaft ist eine Frage, die man sich ununterbrochen stellt. Meine grösste Leidenschaft sind die Menschen, bzw. ist das Leben. Und das wiederum ist gekoppelt mit der Leiden-
schaft zu kollektiven Erlebnissen. Als Beispiel ist der Kinobesuch ein wunderbares kollektives Erlebnis. Ebenso kann auch eine Party ein solches Erlebnis sein. Oder gemeinsam einen Film zu drehen. Filme zu machen ist ein starkes, eindrückliches Erlebnis, das mich immer wieder mit Leidenschaft erfüllt. Julia, gilt deine Leidenschaft eher deutschen Filmproduktionen, oder würdest du dir wünschen, in naher Zukunft auf einer internationalen Ebene zu arbeiten? Julia: Ne, ich würde schon sagen, dass mein Herz für den deutschen Film und die deutsche Filmproduktion schlägt. Ausserdem ist es sehr schwer, in einer anderen Sprache, die nicht die Muttersprache ist, zu schreiben. Dennoch finde ich ausländische Produktionen sehr interessant. Vor allem Spanien und die skandinavischen Länder trauen sich momentan, was die Geschichten angeht, viel mehr als Deutschland. Ich würde mir wünschen, dass wir ebenso risikobereit werden und Neues wagen. Julia, auf welches nächste Kurzfilmprojekt von dir dürfen wir uns freuen? Julia: Bisher ist noch nichts konkretes in Aussicht. Naja, vielleicht so ganz weit angedacht eine weitere Liebesgeschichte. Die Idee ist aber ganz frisch (lacht). Mit welcher bekannten Persönlichkeit aus der Filmbranche würdest du gerne einen Champagner trinken gehen, Chris? Chris: Schwer zu sagen (druckst ein wenig herum). Es gibt so viele tolle Menschen. Aber wenn, dann mit allen schönen Schauspielerinnen, die es gibt, zusammen. Welche da wären? Chris: Einfach grundsätzlich mit dieser
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Vorstellung von Schauspielerinnen, die dieses Kinogefühl verkörpern. Ich bräuchte also viele Magnumflaschen. Aber wen ich wahnsinnig gerne mal treffen würde, um die Frage doch zu beantworten, sind Michel Gondry und Lars von Trier. Am besten gleichzeitig. Aber dann vielleicht nicht zu Champagner, sondern zu Wodka. Oder Wasser, wäre vielleicht besser. Wärst du nicht beim Film, was würdest du dann tun? Julia: Ich glaube dann wäre ich Schreinerin. Ich mag es mit Holz zu arbeiten. Interview: Alina Böther-Schultze
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«Man’s destiny is written beforehand, but if the desire is very strong you can change it for a few seconds.» The Last Day of Bulkin in shnit-OPEN 9 by Andrianov Alexey
Würze Flavour deutsch
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Kurz und gut–nichts für ungut–eine Wahrheit ohne Wenn und Aber. Alles gut, was kurz und knapp ist! Das Gesicht des Heute schreit’s heraus. Kurzweil bitte, mach mal schnell! Na los, zack-zack! Schokolade, Achterbahn, Videoclip, Orgasmus. So sollte man freimütig werben: Kurz ist geil!!! Gefragt, wie hätten Sie es denn gerne, antwortet der Herr von Welt: Kurz gebraten. Blutig. Danke! Genau betrachtet liegt sie da: In der Würze– die Kürze. Bon Appetit! Kurz hat Gold im Mund, liesse sich behaupten–frei dem Golde gleich, das dem silbrigen Schimmer der Schwatzhaftigkeit entfloh! Bin schon weg, mit kurzem Grusse: Ciao...
To cut a long story short–no harm meant–a thruth without ifs and buts. Everything that’s short and strapped! Todays face is screaming it out. Disport yourself, please, quick! Come on, look sharp! Chocolate, rollercoaster, video clip, orgasm. One should forthrightly advertise like this: short is horny! Some like it hot, world citizens like it short. Thanks! Here’s what you were looking for: Brevity is the soul of wit. Bon appetit! We run short of gold, but short is the new gold–and, freely, it escapes the silver shadow of chattiness. I’m away, with a brief salute: Ciao…
Anonym
Anonymous
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Viel Spass beim Kurzfilmfestival shnit.
8 Lauras Party in SWISSMADE 3 by Simon Jaquemet
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About wood and champagne english
What makes people shoot short films? Where do artists take the motivation and inspiration from which they slip in the film? Julia C. Kaiser, winner of the German Award shnit 2009, and Chris Niemeyer, winner of the Swiss Award shnit 2009 let us participate in their backgrounds, their motives and their film passion. With her short film «Amoklove», the 27 year-old Julia C. Kaiser not only scored great success at shnit in Cologne, but also has been invited to the Cannes film festival as one of the best German newcomer directors. And 37 year-old Chris Niemeyer covers a variety of genres with his advertising, art and film production company called «Plan B Film GmbH» and shows a high degree of candour for his environment. Julia, which film set off the fascination of shooting films? Julia: It goes back in my childhood and youth. I think I was 12 when the black-and-white production «the flying class room» had been shown and Erich Kästner even appeared in person. That kind of fascinated me. Which situations and moments inspire your scripts? Julia: mostly everything; some evenings, people around me, or dialogues in the underground. Chris, do somebody else’s films inspire you to tell the plot differently? Chris: no. at least not what concerns the plot. I’m more inspired by all impressions regarding the perspectives, thoughts, approaches and motivations. To have a look at the cinema finally inspires me to keep on doing cinema myself. What else inspires your film ideas? Chris: my job’s luxury is that I’m always working. There is simply nothing which couldn’t be an impetus. The amount of inspiration has more to do with my mood and how I just feel. The environment and our whole life are incredibly abundant in inspiration. It’s just a matter of how open I deal with it and how much inspiration I approve. Julia, where do you write preferably? Julia: at the moment in the kitchen. I feel at ease there. In your opinion, what distinguishes a short film from a long-playing film? Julia: it’s the possibility of using another sort of dramaturgy. For example stories which only might be told in one act. In short films certain twists can be told at the end of the story and they’re only effective by the shortness of the story. For example, the cinematic tool of the ever-present voice-over causes a huge effect on the ten-minute duration of my film «Amoklove». Probably, it would lose its effect in a long-playing film. Chris: aesthetically and technically I
wouldn’t make a distinction between short films and other film productions. It’s rather a matter of origin; what the author and director wants to tell us. It’s about the challenge of what fits in a short film format. The mastery of the short film medium fascinates me when the story works as a short film. That’s when it becomes interesting for me. On the contrary, to shorten a full-length film idea for a short film can hardly work. What’s the message in your films for the audience? Julia: I want the spectator to be whisked away while I tell the story. Bring him out of his everyday life and at the same create a context where he can turn up again and where I’ve got the possibility to tell him something new. «Amoklove» tells about a particular love encounter, it’s a sheer interpersonal topic. Generally, I’m also tempted to produce films about social topics. It’s an examination of blind spots in our society; like in the film «the final leftover» where I wrote the script together with Jens Wischnewski. The adolescents’ sexual brutalisation shocked me a lot. Therefore, the ulterior motive of the film to sensitize people for the topic and give them to understand that the society has got an issue. Chris: I don’t have the request to leave a message with my short films. I simply don’t want to claim that I have something important to say. It’s all about the desire to share a story; a story that I would gladly tell during dinner. Chris, your short film «las pelotas» is set in Argentina. It gained recognition and awarding throughout Europe. How far does the interculturalism play a significant role in you art? Chris: Cripes! I wouldn’t attribute the word art to my work. In the end, I’m active in the entertainment industry. I don’t want to trivialize my work, but it’s another dimension than talking about art. The aspect of interculturalism or style isn’t at the outset of my project ideas. Rather on the retrospective; afterwards. My films needn’t obsessively to deal with culture clash. «las pelotas» is a Swiss short film made by Swiss people, and its story is set in Argentina, because it simply has to be set there. Do you recognize a personal thread which is drawn with regard to content/ art/aesthetics trough your own films? Chris: because I’m working in different domains there are certainly different threads. The thing is that indifferently if there’s a thread or not, I don’t want to find it out, not necessarily. Maybe it’s even too early. Maybe I just need to make considerably more films. Julia: the attempt to tell out of the characters of my scripted films and to
portray them kind and approachable, no matter what bad things they do. We all have good reasons to do certain things. Like the example of the permanently lying Anne in the film «Live Stream» where I wrote the book together with Jens Wischnewski. I would like to give the spectator the possibility to appreciate the characters regardless of whether they do ugly or bad things. Julia, while being invited to Cannes as one of the best German newcomer directors for your short film «Amoklove», you said during an interview in 2009 that cinema has got a certain lure. Could you outline this excitement for short film? Julia: I think it is possible to be thrilled when you’re able to understand the character’s motives. Contrary to other media, the film medium enables to respond to all senses and thus to intensify the sensory experiences. Chris, in 2003 you successfully founded the «Plan B Film GmbH» together with your long-standing friend HC Vogel. You know your craft as a director, author and producer. Wherein lies your greatest passion? Chris: Whoa! I think the question about passion is incessantly challenged. My greatest passion is the people, respectively life. And in turn, it is coupled with the passion for collective experiences. As an example, going to the cinema is a collective experience. A party can be such an experience as well. Or to shoot together a film. Shooting films is a strong and impressive experience that always fulfils me with passion.
on an international level in the future? Julia: no, I would say that I’m wholehearted in the German film and German film productions. Besides, it is difficult to write in a non-native speaker language. Nevertheless, I’m interested in foreign productions. Especially Spain and the Scandinavian countries dare much more, concerning the stories, than Germany. I wish we’d take some risks and dare new things. Julia, some hints of what is going to expect us in your next project? Julia: currently, I don’t have any concrete prospects. Well, maybe I am considering planning another love story, out in the sticks. It’s a recent idea (laughs). Who would be the well-known personality out of the film industry you’d like to drink some champagne with? Chris: difficult to say (hums and haws). There are so many fantastic people. But if it will be the case, with all the gorgeous actresses, all together! Who would it be? Chris: simply the idea of actresses who embody that sense of cinema. I would need lots of magnum bottles. But who I would like to meet, in order to answer your question, are Michel Gondry and Lars von Trier. Both together would be the best. But then I would rather prefer vodka in stead of champagne. Or water, it might be better. If you weren’t in the film business, what would you do? Julia: I think I would be a carpenter. I like to work with wood. Interview: Alina Böther-Schultze
Julia is your passion more for German film productions or do you wish to work Anzeige
The Silence of the Aubergines Immer wieder tauchen schrecklich zugerichtete Auberginen auf: gehäutet und gewürfelt für ein geheimnisvolles Auberginen-Mousse. Wer stoppt den Täter ? D I E S PA N N U N G G E H T W E I T E R : KOMMEN SIE NACH DEM FILM ZU UNS.
V E G E TA R I A N R E S TA U R A N T B E I M B A H N H O F, B E R N
BAR
TA K E AWAY
W W W. T I B I T S . C H
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11 8 in SWISSMADE 2 by Acim Vasic
Eine Idee, 6 Filme
One idea, six films
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Die Geschichten sind kleine Punktlandungen, extrem verdichtet, aber mit einer erstaunlichen Wirkung. Denn Meimberg schafft es mit
einem einzigen Tweet, ganzen Film vor dem inneren Auge zu projizieren; Kopfkino vom Feinsten! Der Mann dreht selber seit Jahren erfolgreich Filme. Vielleicht ist er deshalb so gut. Die Idee der Kurz-Kurzgeschichten, ihre Qualität und Wirkung, hat uns schlicht begeistert. Und da wir nun seit Oktober 2009 regelmässig in Meimbergs Tweet-Kino gehen, wollen wir ihm hier eine kleine Hommage widmen: Sechs Illustratoren, die wiederum uns sehr am Herzen liegen, kreierten für uns jeweils ein Filmplakat für ihren liebsten Tiny Tale. Und wer die Tiny Tales noch nicht kennt, lesen!
Alle grossen TVSender übertrugen live, als aus dem fremden Raumschiff eine Gestalt heraustrat... Er hatte sich überhaupt nicht verändert.
Florian Meimberg Der 34jährige Florian Meimberg arbeitet seit Jahren als Creative und Regisseur. Und hat inzwischen so gut wie jeden grossen Kreativ-Preis gewonnen. Gute Ideen hatte er also schon reichlich. Und das Tiny Tales keine Eintagsfliege ist, beweist er eindrücklich seit der ersten Kurzgeschichte vom 11.10.2009.
All big TV stations broadcast live when a figure stepped out of the foreign spaceship... He had not changed at all.
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The stories are small precision landings, extremely condensed, but with astonishing appeal. Because Meimberg manages to project a whole
film in the reader’s mind’s eye with one single tweet: mental cinema at its best! He has successfully been directing films for many years himself. Maybe it’s because of that that he is so good. The idea of the tiny short stories, their quality and effect, simply fascinated us. And since we now have been regularly watching Meimberg’s tweet cinema since October 2009, we wanted to do a small homage to him here: Six illustrators, who are near and dear to us as well, created a film poster on their favorite tiny tale each. And for those who do not know the tiny tales yet, read!
Anne Vagt Hamburg, Illustratorin www.annevagt.com
www.twitter.com/tiny_tales
Ned hatte noch nie etwas Schöneres gesehen. Das Korallenriff schimmerte wie eine ausserirdische Stadt. An seinen Füssen zerrte der Betonblock.
Florian Meimberg 34-year-old Florian Meimberg has been working as creative and director for many years now. And in the meantime has won almost every big creative price. Thus, he has already had good ideas quite often. And since the first short story from October 11, 2009 he has been impressively proving that the tiny tales are no flash in the pan.
Ned had never seen anything more beautiful. The coral reef gleamed like an extraterrestrial town. The concrete block tugged at his feet.
www.twitter.com/tiny_tales
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Die Abendsonne durchspülte das Tal. Er atmete die laue Sommerluft. Ein perfekter Tag. Der T-Rex schaute in den Himmel. Und sah den Kometen.
Prof. Li studierte den Scan. Das unterirdische Objekt war etwa so gross wie LA. Nur die Spitze ragte aus dem Wüstensand. Die Gizeh-Pyramiden.
Ein Pixelfehler auf Bens TFT-Display war Schuld, dass aus einem «.» ein «,» wurde. Und er innerhalb von 4 Minuten 26 Millionen Dollar verlor.
The evening sun suffused the valley. He breathed the mild summer air. A perfect day. The T-Rex looked up into the sky. And saw the comet.
Prof. Li studied the scan. The subterranean object was about as big as LA. Only the top rose from the desert sands. The Gizeh pyramids.
A pixel mistake on Ben’s TFT display was to blame for the «.» becoming an «,». And that he lost 26 million dollars within 4 minutes.
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Hinter jedem guten shnit steht ein starker Organisator.
Das kleine Holzboot stemmte sich gegen die Wellen. Dan paddelte. Er starrte in das dunkle Wasser. Irgendwo da unten musste Manhattan sein. The small wooden boat braced itself against the waves. Dan paddled. He stared into the dark water. Somewhere there below had to be Manhattan.
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Du spinnst wohl, Alter!
You must be joking, bru!
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Es gibt mehr zum afrikanischen Film als ein schreiender Leon Shuster (googlet ihn), also sehen wir uns doch auch die andern an.
There’s more to South African film than a shouting Leon Schuster (Google him), so let’s swap notes.
Es gibt eine alberne, parodische «300» Szene irgendwo online–eine südafrikanische Aufführung mit unehrerbietig Kapstadt-ähnlichem VoiceOver, welche den für Südafrika so typischen readyto-wear Humor darstellt. Früher dachte ich über den lokalen Film so wie über dieses Video–clever, lustig und, wenn auch derivativ, unserer Aufmerksamkeit würdig dank der Ehrlichkeit der Interpolation. Dann kam eine Welle von unabhängigem Material und Initiativen aus der Industrie und nun steh ich hier, ein Bein im Meer, das andere im Arsch der Medien. Diese Brise ist sehr erfrischend. Shnit schliesst das erste Mal dieses Jahr ein Kaapse Bobotie mit ein. Hier ist nun ein Screenshot der einnehmendsten, kürzlichen Anstrengungen; ein Vorgeschmack selbstgewachsenen Inhaltes: Kurzfilme sind beeindruckend. The Tale of How, Blackheart Gangs visuelles Meisterwerk ist ein exzellent animiertes, kurzes Märchen mit einer subversiven Narrative. Die Faith47 und Rowan Pybus Videoserie ist eine kreative Zusammenarbeit, welche soziale Belange anhand visueller Dokumentation und Graffitikunst dokumentiert. Diese künstlerischen Kurzfilme sind abstrakt und sprechen völlig frei über das Thema des soziopolitischen im Unterbewussten. Vergessen wir aber nicht das Durban Short Film Challenge, alliiert mit dem internationalen Durban Filmfestival, ist es doch der Flashmob unter Filmprojekten. Es sind nicht nur Kurzfilme. Der Spielfilm White Wedding ist eine südafrikanische rosarote, zuweilen auch niedliche und klischeehafte romantische Komödie und gleichzeitig ein überwäl-
tigender feel-good Streifen, der seinen Teil dazu beiträgt, die Dynamik des Humors in unsere Besessenheit vom Unterschied reinzubringen. Visa/Vie ist ein Spielfilm des in der Kap-Region lebenden Regisseurs Elan Gamaker, der von einem Reisenden handelt, welcher legal in Südafrika bleiben möchte. Der Film erforscht die Möglichkeit einer neuen südafrikanischen Männlichkeit anhand der Charaktere–eine Männlichkeit, die sich dem uns wohlbekannten patriarchalischen Produkt widersetzt und dies neu definiert. Die Musik hat ihre eigene Beziehung zum Film. Be Phat Motels Long Street und Sweetheart sind Filme, welche vielseitig talentierte charismatische Frauen, besser bekannt als Musikerinnen, in den Hauptrollen hat: Sannie Fox
(Machineri) und Inge Beckman (Lark). My Hunter’s Heart, die Darstellung der Foster Brüder einer Khomani Reise, verfügt über die erste originale orchestrale Filmmusik, welche in Kapstadt aufgenommen und gemischt wurde. Der einzigartige Filmmusikkomponist Trevor Jones bot seine Expertise für diese gemeinschaftliche Initiative von Weltrang. Jou Ma Se Goema erforscht momentane Auffassungen darüber was wohl der echte Kapsound sei. «Goema, Goema, Goema», so geht der alte Kap-Folkrefrain. Aber ist dieser ansprechend? Zeitgenössische Musiker sind jedenfalls der Meinung und sagen Angela Ramirez, Calum McNaughton und Sarah Gouveia weshalb.
rikas wachsender lokaler Filmindustrie, da mehr und mehr lokale Filme die Grenzen überqueren und sich weltweit einen Namen machen. Zugleich bedeutet die Zunahme an internationalen Festivals, dass ein grösserer Teil der kreativen Welt lernt, «molo», «môre» und «mehr afrikanischer Film» zu sagen. Shnit happens in diesem Jahr zum ersten Mal in Südafrika. Willkommen!
There’s a goofy, spoof scene of «300» somewhere online–a South African interpretation that uses irreverent Cape Town-style voiceovers and showcases a ready-to-wear sense of humour that is quintessentially South African. I used to think of local film the way I thought of that video–clever, funny, and, while derivative, worthy of our attention for the honesty in its interpolations. Then a wave of independent material and industry initiatives licked my limited shores, and I’m standing now, one foot in the ocean of motion pictures and one foot in the asshole of the media. The breeze is mos refreshing. As Shnit incorporates a Kaapse Bobotie platter for this first time this year, here’s my screenshot of most engaging recent efforts, a taster of home-grown content:
Jess Henson ist eine Denkerin, Journalistin und Bloggerin aus Kapstadt, die ihre Finger bei jeglichen kreativen Angeboten, welche die Mutterstadt Südafrikas zu bieten hat, mit im Spiel hat.
Kreativität ist ansteckend und Innovationsstimmung liegt in der Luft Südaf-
Short films are impressing. The Tale of How, The Blackheart Gang’s visual
Wie viel? How much? Film title
Country
running time/total cost
costs per minute
Duration of the project in Days
shooting days
Number of Crew Members
Los Gritones
Spain
1:10 min/0 Euro
0 Euro
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London liegt am Nordpol
Germany
20 min/30 000 Euro
1500 Euro
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Túneles en el río
Argentina
20 min/5 000 Euro
250 Euro
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Lezare
Ethiopia
14 min/35 000 Euro
2500 Euro
240
7
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Les ventres
France
17 min/60 000 Euro
3529 Euro
730
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To be a star...
…oder für den guten Zweck im Rampenlicht stehen!
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15 Sweetheart by Be Phat Motel
masterpiece, it is a short fairytale of excellent animation and subversive narrative. The Faith47 and Rowan Pybus video series is a creative collaboration that explores social issues through visual documentary and graffiti art. These artistic short films are abstract and wholly outspoken on the subject of the socio-politics of the subconscious. Let’s not forget The Durban Short Film Challenge, allied with the Durban International Film Festival, is the flash mob of film projects. Their guerrilla challenges force aspiring film makers to think on their feet and rethink their feet. It’s not only short films: Feature film White Wedding is a rose-tinted ZA rom com, twee and clichéd in places, but also an overwhelmingly effective feelgood flik that does its bit to introduce
the dynamics of humour into our obsession with the difference. Visa/Vie is Capetonian director Elan Gamaker ‹s full length feature about a traveller trying to stay in SA legally. It explores the possibility of a new African masculinity through its characters, one that defies and redefines the patriarchal product we know so well. Music has its own relationship with film. Long Street and Be Phat Motel’s Sweetheart are films that use multitalented charismatic women better known as musicians in main roles; Sannie Fox (Machineri) and Inge Beckman (Lark). My Hunter’s Heart, the Foster brothers’ account of a Khomani SAN journey, boasts the first original orchestral film score conceived, recorded and mixed in Cape Town. The inimitable film score composer Trevor Jones offered his expertise in this collaborative, worldclass development initiative. Jou Ma Se Goema explores current
perceptions of what is arguably the real Cape sound. «Goema, Goema, Goema», goes the old Cape folk refrain. But is it sexy? Contemporary musicians think so and tell Angela Ramirez, Calum McNaughton and Sarah Gouveia why. In conclusion, creativity is infectious, and a spirit of innovation is in the air in South Africa’s growing local film industry, as more and more local films are crossing borders to make their mark worldwide. At the same time, an increase in international festivals on home turf means larger chunks of the creative world are learning how to say «molo, «môre» and «more African film». For the first time in South Africa this year, Shnit happens. Wilkommen! Jess Henson is a Cape Town thinker, journalist and blogger, with fingers in just about every creative pie the Mother City has to offer.
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«Because sometimes magic is just an illusion...» Vincent, le Magnifique in SWISSMADE 1 by Arnaud Gantenbein
Der richtige Weg deutsch
Faszination Film. Viele junge Menschen wollen ihren beruflichen Weg in den Bereichen der Medienproduktion, des Fernsehens und insbesondere des Films einschlagen. Wege zu einer Karriere in allen Berufen dieser Branche sind allerdings steinig, mühselig und oft schwer zu finden. Vor allem ist es ist unübersichtlich. Wie funktioniert es also, einen eigenen Weg hinein zu finden, in diese Welt der visuellen Medien? Führt der Weg über eine Filmhochschule oder ist der Quereinstieg schneller, praktischer? shortpaper hat mit zwei Filmemachern gesprochen, die unterschiedliche Wege gehen und gegangen sind. Thomas Bergmann, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg und Felix Stienz, erfolgreicher und preisgekrönter Kurzfilmemacher ohne Hochschulausbildung. Zur Zeit arbeitet er an seinem ersten Neunzigminüter für das ZDF.
Thomas Bergmann Was war für dich der ausschlaggebende Anlass, in der Filmindustrie arbeiten zu wollen? Das kann ich gar nicht so sagen, da ich schon immer Filme machen wollte. In der 10. Klasse habe ich ein längeres Praktikum im audial Tonstudio der Landesmusikakademie Nordrhein-Westfalen begonnen. Da hiess es dann nach einiger Zeit «wir machen Ton und jetzt brauchen wir Film». So hat alles angefangen. Warum hast du dich für ein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg entschieden?
Felix Stienz
Zitat
«Mich interessiert das Absurde an der Welt.» Der präzise Peter in shnit-OPEN 9 by Martin Schmidt
Ich hatte mir die Akademie angesehen und fand den Fokus auf die praxisorientierte Projektarbeit sehr reizvoll. Man erhält dort für seine Filmprojekte ein kleines Budget, Technik und Equipment, sowie Kontakte zu Leuten, die ähnlich besessen von Film sind wie man selbst. Im Bereich Regie angenommen, bin ich nach dem Grundstudium ins Kamerafach gewechselt, wo ich mich besser aufgehoben fühlte. Worin bestehen für dich persönlich die Vorteile eines Filmstudiums? Meine Uni in Ludwigsburg musst du dir wie einen Konvent vorstellen. Man ist in der schwäbischen Provinz und hat eigentlich nur Kontakt mit anderen Filmstudenten und ist mit laufend neuen Filmideen und Projekten beschäftigt. Es kommt zu vielen gemeinsamen Arbeiten unter Produzenten, Autoren, Regisseuren, Cuttern, Musikern, etc... Zudem hat man es durch den guten Ruf der Filmakademie leichter, Sponsoren, Sender, Schauspieler oder Verleiher für sein Projekt zu gewinnen. Die allgemeine Praxisorientierung bietet dir den Vorteil, Projekte in den Aufgaben der Konzeptgestaltung, Planung und Umsetzung organisatorisch und selbstständig zu gestalten. Im Vergleich zu einem Praktikum kannst du dein Handwerk nicht nur an einer Maschine erlernen, sondern hast gleich ein ganzes Spektrum an Werkzeugen. Auch die unterschiedlichen Gastdozenten haben
Was war für dich der ausschlaggebende Anlass, in der Filmindustrie arbeiten zu wollen? Hm, die klassische Frage. Ich habe schon immer unglaublich gerne Filme geguckt. Als Kind schon. Als Teenager habe ich dann in einer Videothek gejobbt, später dann in einem Kino. Irgendwann kam dann der Tag, an dem ich selbst drehen wollte. Ich bin mit einigen Freunden sehr naiv an die Sache herangegangen Wir hatten ja im Grunde keine Ahnung. Als ich das erste mal «Bitte» sagen durfte, war das ein magischer Moment. Ich wusste: Das will ich machen! Warum hast du gegen das Studium entschieden? Oh, das habe ich nicht. Ich habe mich drei mal beworben, an drei Filmschulen bin ich dann in der ersten Runde, also noch vor der Einladung zum Gespräch, abgelehnt worden, mit diesen netten unpersönlichen Briefen, die man dann bekommt. Ich habe es an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), dann der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), und dann an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) versucht. Das hat schon wehgetan. Da ist ja dann auch noch die Geldfrage. Filme drehen kostet Geld, in der Hochschule ist das weniger ein Problem als ausserhalb. Hättest du denn Vorteile durch ein Filmstudium? Im Nachhinein bin ich froh, weil ich immer das machen konnte, was ich wollte und wie ich es wollte. Aber es ist wohl müssig darüber nachzudenken, ob ich mit Studium nun besser dran wäre oder
oft Vorbildcharakter. Ich denke dabei zum Beispiel an Hans-Günther Bücking, ein Kameramann, den ich persönlich als prägend und imponierend empfand. Er hat mir beigebracht, einen individuellen Stil zu entwickeln, diesen durchzuziehen und auch beizubehalten. Worin siehst du die Schwierigkeiten und Hürden in der Filmbranche Fuss zu fassen? Die Branche ist zum einen unglaublich klein und zum anderen wollen einfach viele Leute in diesen Bereich. Zudem gibt es nach meiner Sicht im Segment Spielfilm und TV gar keine richtige Industrie. In der Werbung sehe ich das schon wieder anders. Da kann man sich durchsetzen wenn man was zu sagen hat. Als wiederkehrende Schwierigkeit sehe ich zum Beispiel den Zwang zum Selbstmarketing und der aufmerksamen Kontaktpflege. Ständig muss man sich neu definieren und innovativ weiterentwickeln. Schon während deiner Studienzeit hast du deine Firma BALENO Film gegründet. Warum ist die Selbstständigkeit in der Branche so massgeblich entscheidend? In meiner Tätigkeit als DoP (Lichtsetzender Kameramann), Editor und Colorist bewege ich mich im Rahmen des freischaffenden Kunsthandwerks und da macht es nicht unbedingt Sinn unter einer Festanstellung zu arbeiten. Schau dir meinen Diplomfilm «Die
ob ich anders oder andere Filme machen würde. Es fehlt der Vergleichspunkt. Was hast du getan, um reinzukommen, um Sets kennen zu lernen. Oder hast du einfach angefangen, Kurzfilme zu drehen? Ich habe Praktika gemacht, hab also ganz unten gestartet. Als Setprakti habe ich Kabel durch Hundescheisse gezogen, man kennt das ja. Das war nicht toll und schon gar nicht meines, aber es war wichtig um das Set kennen zu lernen. Dann habe ich Regieassistenz und Aufnahmeleitung bei Studentenfilmen gemacht. Ich war fleissig, um zu gucken, wie machen es andere, oder auch: wie will ich es nicht machen–gerade das konnte ich bei den grösseren TV Produktionen für mich lernen. Aber den Weg über die Regieassistenz zum Regisseur, dazu hatte ich nicht die Geduld. Das war nicht meins. Worin siehst du die Schwierigkeiten und Hürden, in der Filmbranche Fuss zu fassen? Kommt drauf an wo man hin will. Nehmen wir an den Weg zur Regie. Am Anfang hat man keine Ahnung. Bis man den Durchblick hat dauert es ewig. Es braucht viel Geduld. Man muss lernen: Aha! Es gibt Festivals. Aha! Man kann seine Filme dort einschicken. Aha! Festivals waren gerade ohne Hochschule enorm wichtig. Die geben Motivation: Aha! Den Leuten gefällt mein Film! Du hast in den letzen Jahren wahre Mengen an Preisen eingeheimst. Inwiefern nutzten dir diese? Ich gehe davon aus, dass es, in Bezug
letzten Tage» an. Diesen Film habe ich in einem aufwendig choreographierten Handkamerastil und–damals noch gewagt–auf HD-Video gefilmt. Viele hielten uns für verrückt und waren erstaunt über das Ergebnis. Danach bin ich oft für genau diesen Ansatz gebucht worden. So finden viele Filmschaffende ihre Sparte und werden für diese im Speziellen gebucht. Unter anderem arbeitest du an einem Forschungsprojekt namens «MOTILA– Timelapse in motion»? Was kann ich mir darunter vorstellen? Fotokameras werden meines Erachtens immer interessanter. Im Standbildbereich sind sie qualitativ der Filmkamera um mehrere Jahre voraus. Beim MOTILA System, einem Projekt, das ich zusammen mit dem Kölner Kamerakollegen Willem Bramsche entwickle, verbinden wir klassische Zeitrafferaufnahmen auf digitalen Photokameras mit selbst gebauter Motion Control Bühnentechnik. Viele Projekte realisiere ich sowohl als Kameramann als auch als Cutter. So ergab sich ein weiteres Technikprojekt, bei dem ich einen mobilen HD Uncompressed Schnittplatz inklusive RAID und Stromversorgung für den direkten Recording Einsatz am Set konzipiert habe. Die lästigen Filmbänder oder Chipkarten fallen dadurch weg und ein Schnittassistent kann schon während des Drehs mit dem Sortieren und Beschriften beginnen.
auf die Karriere, schon nützlich ist, Preise zu bekommen. Aber es war vor allem die Motivation die man aus einem Preis ziehen kann, insbesondere wenn man keinen Prof hat, der hinter einem steht, die mir gut getan hat. Ein Preis gibt einem Sicherheit. Und dann ist es natürlich und vor allem die Refinanzierung der Filme, die durch Preisgelder möglich ist, die hilft. Nach dem ersten Preis konnte ich den zweiten Film bezahlen, nach dem Zweiten den dritten Film und so weiter. Ein schöner Rattenschwanz. Bist du ausserhalb der Filmbranche beruflich tätig? Ich kann so langsam davon leben, als Kurzfilmer allein geht es aber nicht. Ich bin nun in Vorbereitung für meinen ersten Langfilm in Zusammenarbeit mit dem ZDF–Das kleine Fernsehspiel. Mit etwas Budget und kleinen Gagen. Ansonsten mache ich hin und wieder Imagefilme und kleine Werbefilme, wenn ich darf. Vorher stand leider Harz 4, da führte bei mir kein Weg dran vorbei. Was hat es mit deinem neuen Film Betty B.&The The’s auf sich, der auch bei shnit 2010 im internationalen Wettbewerb laufen wird? Die Idee kam, als mein Kumpel und Dauerhauptdarsteller Tobi B. mit Maluse Konrad auf einer Party auftauchte. Wir haben unseren Augen nicht getraut, dass er mit der 2-Meter-Frau, Maluse zusammen auf diese Party kommt. Ein unglaubliches Bild. Das musste ich einfach verarbeiten. Das coole war, dass Maluse da auch Bock drauf hatte, die Betty B. zu spielen und das Ganze dann auch sehr ernst genommen hat. Ich habe
Was hat es mit deinem aktuellen Projekt «Die Walküre» für die Nationale Reisopera in Enschede auf sich? Bei BALENO Film arbeiten wir auch des Öfteren für Opernproduktionen. Für eine 10x5 m Leinwand haben wir eine Videoprojektion produziert, welche zu Wagners Walkürenritt laufen wird. Sie zeigt energische, starke, wunderschöne Pferde, welche wie von der Tarantel gestochen frei durch den Wald galoppieren–das über 5 Minuten lang–ohne Schnitt. Was würdest du anderen jungen Filminteressierten, basierend auf deinen Erfahrungen für ihren Einstieg raten? Einfach anfangen und nicht aufhören weiterzumachen! Wo siehst du dich in 10 Jahren? In 10 Jahren geniesse ich meine Pensionierung auf Hawaii. Nein Quatsch, ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber ich wünsche mir ein wenig mehr Ruhe im Arbeitsalltag und mehr Zeit für langfristigere, aufwendigere Projekte unter eigener Produktion. Interview: Alina Böther-Schultze
also einfach drauf los geschrieben. Machen wir eine Randgruppengeschickhe ohne Dialog. Grundthematik: Aussenseiter trifft Aussenseiter. Kameramann Lynne Linder und ich entschieden uns, dem Stil Aki Kaurismäki zu folgen. Der Film ist sozusagen eine Hommage an ihn. Was würdest du anderen jungen Filminteressierten, basierend auf deinen Erfahrungen für ihren Einstieg raten? Auf jeden fall immer an Hochschulen bewerben, wenn man genommen wir erspart einem dass viel Mist und man hat die Gewissheit, dass man im Jahr ein, zwei Filme drehen kann. Ohne Schule braucht man so einiges: Coole Leute die mit einem arbeiten, die an einen glauben sind besonders wichtig. Und natürlich Leute die hinter einem stehen, auch unabhängig von der Arbeit. Die Geduldigste von allen ist meine Freundin. Sie studiert an der KHM und wir haben einen kleinen Sohn zusammen. Ich habe vor sieben Jahren angefangen und hätte nie gedacht, dass das so lange dauert. Man braucht definitiv Durchhaltevermögen, Talent und Fleiss. Wenn deine Filme keiner zeigen will, kein Festival, auch wenn man es mit einigen Filmen und bei vielen Gelegenheiten versucht hat: Dann doch aufhören und Bäcker werden!
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Wo siehst du dich in 10 Jahren? Da feier ich meinen siebenundzwanzigsten Geburtstag zum zehnten Mal. (lacht) Ne, ich würde gern vom Filmen leben können und meine Familie damit ernähren können. Und ich möchte noch mehr Spass dran haben, am Film! Interview: Moritz Sachs
Coop als Hauptsponsor des Internationalen Kurzfilmfestival shnit freut sich mit dir auf erstklassige Leinwanderlebnisse. Und wünscht dir gute Unterhaltung. 16
17 Siemiany in shnit-OPEN 4 by Philip James McGoldrick
Mungge–Nid scho widr! In SWISSMADE 1 by Irmgard Walthert, Anthony Flückiger, Claudia Röthlin
I did it my way
Fünf Tage, drei Städte, 1 Festival– that’s shnitastic! Five days, three cities, 1 festival–that’s shnitastic!
english
Fascination film. Many young people try to get a professional career in media production, television and, especially, film.
deutsch
But the road to a career in this field is rocky and winding and often hard to find. Most of all, it is chaotic. How does one find one’s own way into the world of visual media? Does a higher education in film lead to this goal or is coming from another field a faster and more practical entry into the world of media? shortpaper talked to two film makers who have been going different paths. Thomas Bergmann, graduate of the Baden-Würtemberg Film Academy; Felix Stienz is a successful and prizewinning short film maker without a higher education. He is currently working on his first ninety minute project for the German TV channel ZDF.
Thomas Bergmann Why did you want to go into the film industry? This is hard to say because I’ve always wanted to make films. In tenth grade I did a longer internship in the Landesmusikakademie NRW sound studio. After a while we were told «we’re producing sound and now we also need film». That’s how it all began. Why did you study at the Baden-Würtemberg Film Academy? I had a look at the academy and found its practical orientation and the project works very appealing. You get a small budget for your film projects, as well as equipment and you make contacts to others who are as into film as you are yourself. I got accepted in direction, but
Felix Stienz
I changed into cinematography after the first two years–here I felt more at home. What would you say, from a personal point of view, are the advantages of studying film? You have to picture my university in Ludwigsburg like a convent. You’re in the province, are practically only in contact with other film students, and are constantly preoccupied with film ideas and film projects. A lot of co-operations between producers, authors, directors, cutters, musicians etc. happen. In addition, thanks to the good reputation of the film academy, it is easier to find sponsors, channels, actors, and distributors for a project. The practice-oriented curriculum allows you to work independently on projects, their conceptualization, planning and realization. However, in comparison to an internship, you do not only work with one machine but with a whole spectrum of tools. The various guest lecturers often have a role-model function. I’m thinking of, e.g., the cameraman Hans-Günther Bücking, who I personally find impressing and very influential. He taught me how to find my own style, how to see it through and how to maintain it. What do you think are the difficulties and hurdles in getting a foothold in the film industry? On the one hand, the industry is very small while at the same time, many people try to get into it. In addition, there is no real motion picture or television industry. It is a different story in
Why did you want to go into the film industry? Hm, the classic question. I’ve always loved watching films. Already as a child. I used to work in a video rental shop as a teenager, and later on in a cinema. The day came when I wanted to make films myself. I approached it in a naive way with some friends. We basically had no clue. It was a magical moment the first time I said «Bitte». And I knew: this is what I want to do! Why did you decide against studying? Oh, I didn’t. I applied three times to three different film academies. With all of them, I got rejected in the first round–which is before being invited to an interview–each time with these impersonal letters they send out. I tried to get into DFFB, HFF and the Academy of Media Arts Cologne. Being rejected hurt. And there’s also the question of money. Making films costs something; this problem is smaller at a film school. Would you have advantages with a diploma in film? Retrospectively, I am glad I didn’t go to a film school, because I could always do what I wanted to and the way I wanted to do it. It is idle to think whether I would be more successful with a degree or whether I would work in a different way or make different films. The comparison is lacking. How did you get into the business, how did you get to know sets? Or did you Just start shooting short films?
advertising: there you can make your way if you have a say. A reoccurring difficulty is in my eyes the pressure for self-marketing and attentive networking. You permanently have to redefine yourself and personally develop in an innovative way. Already during your studies you founded the company BALENO Film. Why is self-employment in this industry so important? In my roles as DoP (lighting cameraman), editor and colourist, I am working as an independent craftsman and it does not necessarily make much sense to have a regular contract. Look at my graduation film «Die letzten Tage» (the last days). I made this film with an elaborately choreographed hand-held camera and–back then this was daring–filmed in HD video. Many thought we were crazy but were positively surprised about the result. Afterwards, I have often been contracted for exactly this approach. Like this, many film makers find their niche and are booked for their specialty. Among other things, you’re working on a research project called «MOTILA– time lapse in motion». What is it about? In my opinion, photo cameras get more and more interesting. For still images, their quality is several years ahead of the film cameras. I developed the MOTILA system with another cameraman from Cologne, Willem Bramsche. We connect classic undercranking with digital photo cameras with self-built
I did internships, so I started from the very bottom. During an internship on a set, I pulled cables through dog shit, you know how it works. It wasn’t great, but it was important to get to know the set. Afterwards, I worked as second and first assistant director for student films. I was looking how others were doing it or, also: how do I not want to do it–the latter I especially learned through working for bigger TV productions. I wasn’t patient enough for way from assistant director to director. This wasn’t my thing. What do you think are the difficulties and hurdles in getting a foothold in the film industry? It depends on where you want to end up. Let’s assume the path to become a director. You have no clue in the beginning. It takes forever until you get a grip on things. And a lot of patience is needed. You have to learn: Oh! There are festivals. Oh! You can send in your films. Oh! Festivals are very important, especially without having a degree. You get motivation out of them: Oh! People like my film! In the past couple of years, you’ve raked an abundance of prizes. In what way were they helpful? I assume that getting awards is helpful for one’s career. But it is the motivation you get out of a prize, especially if you don’t have a professor who stands behind you. This motivation helped me. An award reassures you. And, of course, there are the refunding options,
motion control stagecraft. Many projects I realize as cameraman as well as cutter. From this, another technology project resulted: I designed a mobile HD uncompressed editing suite including RAID and electricity for the direct recording operation on the set. Thanks to this, the annoying film strips and chip cards can be omitted and the assistant editor can already start to sort and label during the process of a shooting.
Das internationale Kurzfilmfestival lädt fünf Tage und Nächte ein in das einmalige shnit-Ambiente einzutauchen. Rund 300 Filme flimmern während der 8. Ausgabe über die shnit-Leinwände in Bern-Schweiz, Köln-Deutschland und zum ersten Mal in Kapstadt-Südafrika. Das Programm des internationalen Kurzfilmfestivals shnit 2010 rückt den Kurzfilm in all seinen Facetten ins Zentrum–interaktiv, produktiv, kunstvoll und äusserst einfallsreich. Das Festival verbindet ein künstlerisch hochstehendes Filmprogramm mit einer authentischen Atmosphäre. Mit Leidenschaft sucht und begleitet shnit Regisseure bei ihren ersten Schritten in die Welt des Filmschaffens. Filmbegeisterte kommen, verweilen, unternehmen Reisen in faszinierende Filmwelten, diskutieren, träumen, staunen, lachen und weinen bis in die frühen Morgenstunden. Es ist die schillernde Vielfalt und die bestechende Präzision, die den Kurzfilm auszeichnet und prägt. In vier Sektionen bringt shnit diese Fülle auf die grosse Leinwand. In Competition präsentiert den internationalen Wettbewerb shnit-Open und die nationalen Wettbewerbe Swissmade und Made in Germany. Über 3 500 Einsendungen aus 109 Ländern haben den Weg ins Hauptquartier gefunden. Dieses Jahr steigen 114 Kurzfilme
Zitat
«Ich möchte das Publikum vor allem unterhalten. Um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, ziehe ich alle Register.» Separations Agency in shnit-OPEN 7 by Shane Martin
What is so special about your project «the Valkyrie» for the national Reisopera in Eschede? With BALENO Film, we often work for the opera. We made a video projection for a 10x5m screen which will be shown to Wagner’s Ride of the Valkyries. The projection shows energetic, strong, beautiful horses galloping freely through the forest, as if they had been stung by a tarantula–it lasts for five minutes, with no cuts. What advice, based on your own experience, would you give others who are new in the film business? Just start and don’t stop! Where do you see yourself in ten years? In ten years I will enjoy my retirement on Hawaii. No, seriously, I have no idea. I hope my daily work will be a bit calmer so I will be able to work on longer-lasting, more demanding, self-produced projects.
Do you have another job besides making films? Slowly but surely, I can live of it. But not only as a short film maker. Right now I’m in the early stage of making my first feature-length film in co-operation with ZDF–the little television game. With a small budget and some pay. Otherwise, I now and then make corporate videos and small commercials, if I’m allowed to. Before there was unfortunately Harz 4 (German welfare), there was no way around it. What is special about your new film Betty B. & The The’s which is also shown during the international competition at shnit 2010? I got the idea when Tobi B., a friend of mine and leading actor, appeared with Maluse Konrad. We couldn’t believe he would come to this party with this two meter tall woman, Maluse. An incredible picture. I just had to do something with it. The cool thing was that Maluse fancied playing Betty B. and took everything really seriously. So I just started to write. Let’s make a story about a marginal group, without any dialogue. The theme: outsider meets outsider. The cinematographer Lynne Linder and I decided to follow Aki Kaurismäki’s style. So to speak, the film was made in honour of him.
aus 32 Ländern in das grosse Rennen. Publikum und Jury vergeben Preisgelder in der Höhe von über 30 000 € (CHF 43 000.–). Die Sektion A Real Treat verwöhnt Zuschauer und Filmschaffende gleichermassen: shnit-Klassiker, Publikumslieblinge und ein überraschendes Experiment erw(h)eitern die Sinne. Mit bestechender Prägnanz entfalten sich die ausgewählten Kurzfilme in den Sektionen Out Of Curiosity und For Special Interest abseits der Trampelfade des langen Films. Die Programme eröffnen Spannungsfelder zwischen nah und fern, nostalgisch oder hypermodern. Und natürlich brillieren die spannendsten Kurzfilme aus der Region auf der grossen Leinwand und bürgen für den unverfälschten heimischen Geschmack... Für shnittige Unterhaltung aus aller Welt ist also bestens gesorgt–ein Kinoerlebnis mit Popcorn und allem was der Mythos «Kino» verspricht. Doch shnit wäre nicht shnit, wenn es nicht auch ganz anders könnte: shnit Expanded schafft Erlebnisse, die vor, neben und hinter der Leinwand stattfinden und Publikum und Filmschaffende aktiv ins Geschehen mit einbeziehen. Willkommen in der shnit-Welt. Vom 6. bis 10. Oktober heisst es «shnit happens» in Bern, Kapstadt und Köln! Over four days and nights, visitors are
invited to dive into the ambience and passion of shnit. In its eighth edition, some 300 films flicker across shnit screens in Berne-Switzerland, CologneGermany, and for the first time, in Cape Town-South Africa. This year’s programme takes the short film centre stage in all ist facets– interactive, fertile, artistic and most imaginative. The festival combines a high artistic film program with an authentic atmosphere. With great passion shnit searches and and accompanies directors making their first steps into the world of filmmaking. People come to stay, to travel across the fascinating world of shorts, to dream and laugh, to wonder and cry or to discuss into the early morning hours. shnit’s four categories showcase the dazzling diversity of the short film and its impressive precision. There truly is something for everyone: In Competition presents the international competition shnit-Open and national competitions Swissmade and Made in Germany. More than 3 500 entries from 109 countries have found their way to the headquarters. This year’s In Competition categories features 114 short films from 32 countries, with audience and jury awards totalling more than 30 000 € (ZAR 300 000). A Real Treat indulges viewers and filmmakers
alike: shnit classics, crowd favorites and curious experiments. The curated Out Of Curiosity and For Special Interest programmes offer cutting-edge shorts from off of the beaten track. And of course, the best in local short films take centre-stage in the domestic programmes, ensuring a true local flavour... For «shnity» entertainment from around the world is well taken care of. But shnit would not be shnit without a world beyond the popcorn and the silver screen. Let the cinematic experience be your doorway into shnit Expanded, a playground in front of, beside and behind the screen. Welcome to the shnit world. Take your seats. Dim the lights. From October 6 to 10, in Berne, Cape Town and Cologne, shnit happens! Playground Berne Locations: PROGR-Zentrum für Kulturproduktion, Kornhausforum, Capitol 1 & 2, Kino Kunstmuseum, Stadttheater Playground Cologne Locations: Kölner Filmhaus, Alte Feuerwache, Madcity Playground Cape Town Locations: The Labia on Orange, the grand daddy hotel Further information: www.shnit.org
Unnützes Filmwissen Idle film-knowledge
Interview: Alina Böther-Schultze
which are made possible with the prize money. After the first prize, I could pay for the second film, and after the second prize, I could pay for the third film etc. A nice cycle.
english
What advice, based on your own experience, would you give others who are new in the film business? In any case, always apply for film academies. If you get accepted, you have to deal with much less crap and you can for sure make one to two films a year. Without education, you need a lot of things: cool people to work with and who support you–this is very important. And people who stand behind you, as well besides work. The most patient one is my girlfriend. She’s a student at the KHM, we have a little boy. I’ve started seven years ago and would never have imagined it would take that long. It definitively needs stamina, talent, and effort. And if no one wants to show your films, no festival, even if you’ve tried with several projects and on several occasions: give up and become a baker!
deutsch
Rein statistisch befindet sich in fast jedem Passagierflugzeug rein zufällig ein Arzt unter den Fluggästen. Die Frage «Ist zufällig ein Arzt an Bord?» in Katastrophenfilmen ist also durchaus berechtigt. In Gary, Indiana ist es untersagt, innerhalb von vier Stunden nach dem Genuss von Knoblauch ein Kino oder ein Theater zu besuchen oder öffentliche Verkehrsmittel in Anspruch zu nehmen. Telefonnummern die in US-amerikanischen Filmen eine Rolle spielen, sei es durch Nennen oder Wählen, beginnen in der Regel mit 555. Diese Zahlenkombination wird von den Telekommu-
Where do you see yourself in ten years? That’s when I’ll celebrate my twentyseventh birthday for the tenth time. (laughing) No, I’d like to be able to live off making films and supporting my family with it. And I’d like to have more fun with it.
english
nikationsanbietern offiziell für fiktive Nummern der Unterhaltungsindustrie reserviert. Damit soll verhindert werden, dass Leute, die versuchen z.B. bei Homer Simpson anzurufen, einen realen Teilnehmer mit der zufällig gleichen Nummer in den Wahnsinn treiben.
Statistically, in almost every aeroplane there’s a doctor among the passengers, just by sheer chance. The question «is there any doctor on board?» in a disaster film is quite justified.
Es ist illegal, in Maryland einen Löwen mit ins Kino zu nehmen.
In Gary, Indiana, it’s prohibited to enter a cinema and a theatre or to use the public transports within four hours after had eaten garlic.
«schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweisshuhnrothuhnweiss oder put-putt» ist der Titel eines experimentellen Kurzfilms aus dem Jahre 1967. Der 10minütige Film des Deutschen Werner Nekes zeigt ein fressendes und dann sterbendes Huhn.
Phone numbers, which are significant in US-American films, mentioned or dialled, usually begin with 555. For the telecommunications companies, this number combination is stored as a fictive number of the entertaining industry. With this, they try to avoid people
Graphic Design: Nils Braun nilsbraun@blackballoon.ch
Printer: www.diedruckerei.de Circulation: 100 000 copies
Editors: Reta Guetg, Moritz Sachs, Reto Siffert, Olivier van der Hoeven Authors: Alina Böther-Schulze, Jess Henson, Florian Meimberg, Ingo Monitor, Moritz Sachs, Reto Siffert, Dirk Werner
Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung von shortpaper nur mit Genehmigung von shnit. Übernahme von Texten: shnit gestattet die Übernahme von shortpaper-Texten in Datenbestände, die ausschliesslich für den privaten Gebrauch eines Nutzers bestimmt sind.
trying to call repeatedly, for example, Homer Simpson to drive the subscribers crazy, who happen to have the same number. In Maryland it’s illegal to take lions along to the cinema.
Quote
«Because we all need to scream from time to time.» Los Gritones in shnit-OPEN 3 by Roberto Pérez Toledo
«schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweisshuhnrothuhnweiss oder put-putt» is the title of a experimental short film from 1967. The ten-minute film of the German Werner Nekes shows a guzzling and then dying chicken.
Impressum Publisher: International Shortfilmfestival shnit www.shnit.org shortpaper@shnit.org
Interview: Moritz Sachs
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Translators&proof reader: Anne Thalheim, Sabrina di Gaspare, Mara Lehmann, Felicie Notter
Die Übernahme und Nutzung der Daten zu anderen Zwecken bedarf der schriftlichen Zustimmung von shnit (Nachdruck-Anfrage stellen). Wenn in dieser Zeitung aus Gründen der Lesbarkeit und Einfachheit die männliche Form gewählt wurde, so schliesst das selbstverständlich die weibliche Form mit ein. Anstelle des ß wurde das Doppel-S angewendet. Die Rechte für alle Bilder liegen beim Rechteinhaber des betreffenden Films.
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Mehmani zir aab in shnit-OPEN 4 by Babak Amini