AUSGABE
2018
GOURMET
GENUSSGUIDE FÜR DAS QUEERE BERLIN
INTRO 3
Herzlich willkommen
Im Essen steckt viel Potenzial, unsere Stadt lebenswerter zu gestalten. Wie das gelingen kann, verrät uns Mary Scherpe von Stil in Berlin in unserem Expertinnen-Interview. Insbesondere das gute, alte Kreuzberg erfindet sich in diesem Sinne gerade mal wieder neu. Das Erfolgsrezept des neuen kulinarischen Hotspots: Weltoffenheit gepaart mit Kiezbezug. Ein ganz ähnlicher Trend lässt sich beim Getränkegenuss ausmachen – wie das Beispiel der Quartiermeister*in zeigt. Essen – und Trinken – verbindet eben. Skål, Santé und wohl bekomm’s wünscht deshalb Carsten Bauhaus, Gourmet-Redakteur
04 08 10 12 14 15 16 18 20 22 26 30 34 36 40
Interview: Mary Scherpe Leibspeisen: Günther Krabbenhöft Nix wie raus: Holzmarkt Trendscout: Quartiermeister*in Trendscout: Tante Frizzante Trendscout: Weinbund Savoir-vivre: Suzette Savoir-vivre: L’Épicerie Leibspeisen: Romy Haag Hotspots Erlebnis: Zenkichi Augenschmaus: Multi-kulinarisch Leibspeisen: Suli Puschban Teststrecke: Jurassica im Kochhaus Rezept: Dorade
Foto: Lena Ganssmann
INHALT
4 INTERVIEW
Foto: Becca Crawford
„Es gibt noch Luft nach oben“
Zehntausende Follower können sich nicht irren: Seit 2010 betreibt Mary Scherpe den einflussreichen Internetblog Stil in Berlin. Carsten Bauhaus spricht mit ihr über den Berliner Food-Hype, den kulinarischen Auftrieb im alten Westen und den Feminist Food Club
INTERVIEW 5
Angefangen hast du vor zwölf Jahren als
tige Entwicklung zu fördern, die das Leben in
Modebloggerin, dann kam 2010 der
der Stadt auch wirklich besser macht, müsste
Schwenk zu Essensthemen. Berlin als Mode-
man gewisse Weichen stellen. Für kleinere
stadt ist ja inzwischen nicht mehr so das
Projekte und Kleinunternehmen – statt nur
heiße Eisen, die Foodszene dagegen boomt.
einen weiteren Google-Campus zu eröffnen.
Hast du auf das richtige Pferd gesetzt?
Und der Immobilienmarkt müsste in seine
Die Gastronomie ist tatsächlich die Szene, wo
Schranken gewiesen werden.
im Moment am meisten Bewegung, Energie
Die Preise ziehen überall merklich an. Kön-
und Progressivität zu finden ist: ein spannen-
nen sich die Berlinerinnen und Berliner die
des Thema, das gleichzeitig viele Menschen
Restaurantbesuche überhaupt noch leisten?
erreicht und betrifft. Es ist am einfachsten zu-
Kleine Restaurants, die nur wenige Plätze
gänglich, anders als andere Szenen wie Musik
haben und mit Bioprodukten arbeiten, müssen
oder Kunst. Außerdem kommen beim Essen
natürlich etwas teurer sein. Aber wir sollten
auch alle anderen Szenen zusammen.
definitiv darüber nachdenken, eine Foodszene
Es sind ja schon viele Säue durch Berlin ge-
zu fördern, die nicht nur für Besserverdie-
trieben worden. Die Stadt hat sich als Mode-
nende und gut betuchte Reisende da ist. Für
und Kunststadt versucht, jetzt als Food-Me-
mich gehört etwa dazu, dem Sterne-Fetischis-
tropole. Wird der Trend diesmal nachhalti-
mus nicht zu frönen. Im Essen steckt viel Po-
ger sein als die anderen?
tenzial, um eine Stadt lebenswerter zu machen.
Wir sind an einem Punkt, wo wir uns ent-
Wie kann man das Essen demokratisieren, also
scheiden müssen: Will man die Sau durchs
die Qualität für ganz viele Menschen steigern?
Dorf treiben, bis sie müde ist – und dann sucht
Wie schaffen wir, dass das, was wir hier essen,
man sich eine neue? Oder will man sich be-
auch in der Region angebaut wird? Hinzu kom-
mühen, die Szene zu unterstützen und zu
men Stadtgarten- und Nachbarschaftsprojekte.
pushen. Für engagierte Köche wird es immer
Das alles hat viel mehr Potenzial, die allge-
schwerer, Orte zu finden. Die Szene wird zu-
meine Lebensqualität in der Stadt zu verbes-
nehmend kommerzialisiert. Um eine nachhal-
sern, als die Kunst- und Modeszene.
6 INTERVIEW
Marys Entdeckung im ansonsten kulinarisch schwierigen Friedrichshain: Ramen im Hako
kumsmangel, sondern daran, dass deren Konzepte einfach nicht stimmen. Wenn ich daran denke, wie viele „Avocado auf Toast“-Angebote gerade aufmachen – dass es die in zehn Jahren nicht mehr gibt: geschenkt! Wenn man in den letzten Monaten von spannenden Neueröffnungen hörte, war das meist in ehemaligen Westbezirken. Ist der Osten tot? Mitte ist inzwischen sehr kommerzialisiert. Es ist einfach sehr, sehr teuer, dort etwas aufzumachen. Dass dort etwas wirklich InteressanKreuzberg oder Neukölln bieten da schon
Produkte. Im Moment wachsen auf den san-
bessere Möglichkeiten, auch wenn da die
digen Böden Brandenburgs ja köstlicher
Preise genauso steigen. Und mittlerweile ist
Spargel und saftige Erdbeeren. Aber sonst?
das Publikum auch bereit anzureisen. Für
Das ist ja der große Mythos: „Hier wächst
einen Ort, wo man sonntags gut frühstücken
nichts, deswegen müssen wir alles herschaf-
kann, nimmt man heute auch schon mal 45
fen.“ Klar kann man hier nicht ganzjährig Au-
Minuten Anfahrt in Kauf.
berginen oder Tomaten anbauen. Aber es gibt
Was macht eigentlich der Hype ums Street-
viele Biobauern und Initiativen, die man un-
food?
terstützen sollte, damit hier am Ende vielfälti-
Die Entwicklung ist dadurch eingeschränkt,
ger und nachhaltiger angebaut wird.
dass es Garküchen in Deutschland wegen der
Gibt es an manchen Ecken nicht ein Über-
Hygienevorschriften schwer haben und Food-
angebot? In den letzten zwei Jahren haben
trucks hier nur auf Privatgelände parken dür-
entlang der Potsdamer Straße mindestens
fen. Stattdessen versuchen Agenturen und
ein gutes Dutzend höherpreisiger Restau-
Corporates, Streetfood einzukaufen, um sich
rants eröffnet. Werden wir bald ein Restau-
einen hippen Anstrich zu geben. Das geht
rantsterben erleben?
aber in den meisten Fällen schief. Das, was
Nein, es gibt immer noch sehr viel Luft nach
man an Streetfood gut gefunden hat, findet
oben. Natürlich gibt es immer wieder Läden,
man dort nicht, sondern einfach nur einen
die im Hype aufmachen und schon nach
weiteren Foodcourt.
einem halben Jahr nicht mehr da sind. Das
Was war für dich die spannendste Neuent-
liegt aber nicht an einem potenziellen Publi-
deckung in der letzten Zeit?
Foto: stilinberlin
tes eröffnet hat, ist schon ’ne Weile her. Du erwähntest die Unterstützung regionaler
Meine letzte wirkliche Überraschung war das
szene erstellt. Ich hatte schon immer sowohl
Hako in Friedrichshain, einem Bezirk, mit
Interesse am Essen wie auch am Feminismus.
dem ich so meine Probleme habe und in dem
Bisher habe ich das nie zusammenbekom-
in den letzten zwei Monaten gleich zwei neue
men, aber mit dem Feminist Food Club ist das
Ramen-Läden aufgemacht haben – einer
endlich gelungen. Es gibt inzwischen eine Fa-
davon eher so Mittelmaß und der andere ist
cebook-Gruppe mit über 700 Mitgliedern und
eben das Hako: richtig intensive japanische
monatliche Treffen mit Workshops und Dis-
Nudelsuppen, ein paar Beilagen, dazu ein Bier
kussionsrunden.
Interview: Carsten Bauhaus
– perfekt! Du bist außerdem Mitgründerin des Feminist Food Club … Die Foodszene ist ja immer noch weiß, männlich, hetero und cis dominiert, deswegen haben wir eine Liste von Frauen* in der Food-
www.stilinberlin.de, auch auf Facebook, Instagram und Twitter Das vollständige Interview online auf siegessaeule.de
8 LEIBSPEISEN
Automatisch in Kontakt Er ist der It-Boy der Berliner Clubszene: Günther Krabbenhöft hat sich trotz jeder Menge Lebenserfahrung die Neugier auf Berlin bewahrt – sowohl innerhalb als auch außerhalb der hauptstädtischen Tanztempel. Erst seit Neustem verdient der „Hipster-Rentner“ sein Geld als Werbe-Ikone, davor verwöhnte er seine Kundschaft 50 Jahre lang als Koch. Ein Grund mehr, den eingefleischten Kreuzberger nach seinen kulinarischen Geheimtipps zu fragen Mein Stammladen ist das bekannte vietnamesische Restaurant Monsieur Vuong. Immer wenn ich in Mitte bin, schau ich hier vorbei. Ich liebe es, in diese lebendige Atmosphäre einzutauchen. Das Personal dort wechselt nicht andauernd und empfängt mich immer freundlich. Es geht alles sehr schnell, fast wie in einem Schnellrestaurant. Dabei ist das Essen dort immer gleichbleibend gut, über all die Jahre – was in einem In-Lokal ja nicht immer der Fall ist. Die Auswahl der Gerichte ist angenehm klein, die Produkte immer satt, ohne das Gefühl, sich den Bauch vollgeschlagen zu haben. Ein Essen, das für alle Tage passt. Die Einrichtung ist dabei angenehm spartanisch und nicht so überladen mit asiatischem Dekor. Und über der Tür natürlich das Monsieur Vuong Alte Schönhauser Str. 46, Mitte monsieurvuong.de
berühmte Jugendfoto vom Vater des Besitzers Dat Vuong. Oft schleppe ich Leute dort mit hin,
Fotos: privat, Hendrik Holler, Jungbluth
frisch, viel Gemüse und Kräuter. Man wird
LEIBSPEISEN 9 aber auch allein kann man dort gut essen,
ich, wenn wie hier die Karte übersichtlich
ohne dass man sich an einem Katzentisch
bleibt. Dann weiß ich, dass alles besser und fri-
abgesetzt fühlt. Wenn man einverstanden ist,
scher zubereitet wird. Ich nehme ja gerne mit
wird man mitten zwischen die Leute platziert
allen Sinnen wahr. Und hier stimmt einfach
– und das war bisher immer schön. Man
alles. Nicht nur dass es ausgezeichnet
kommt automatisch in Kontakt, da die Atmo-
schmeckt, es wird auch sehr ästhetisch ser-
sphäre sehr kommunikativ ist.
viert, auf schönem weißen Geschirr. Das ist auch was fürs Auge. Der Service hat alles
Das Jungbluth habe ich durch meine Steglit-
dabei im Blick, ohne nervig zu sein. Meine Be-
zer Freunde kennengelernt. Es ist natürlich
gleitung damals hatte viele Unverträglichkei-
weit weg von Kreuzberg, wo ich wohne. Und
ten, und sie haben sich viel Zeit genommen
auch weit weg von den „angesagten Pfaden“.
und große Mühe gegeben, auch auf das Unge-
In Steglitz trifft man eher ein bürgerliches Pu-
wöhnliche einzugehen.
blikum, keine Leute, die nur in Restaurants gehen, weil sie dort andere bestimmte Leute treffen – aber solche Läden ziehen mich ja eh nicht an. Als ich das erste Mal ins Jungblut kam, habe ich mich dagegen sofort wohl gefühlt. Es ist wie ein tolles großes Wohnzimmer, weder zu plüschig noch zu cool. Einfach eine tolle, geschmackvolle Atmosphäre. Serviert wird hier europäisch-deutsche Küche, modern interpretiert und angenehm leicht. Genau das, was ich immer vermisst habe. Ich war früher ja selber Koch, deswegen schätze
Jungbluth Lepsiusstraße 63, Steglitz jungbluth-restaurant.de
PatchworkFamilie
Foto: Katerschmaus
10 NIX WIE RAUS
Für einige ein kreatives Dorf, für andere in Architektur gegossener Berliner Hedonismus: Das Holzmarkt-Projekt bietet neben vielen anderen Attraktionen auch Gelegenheit zu kulinarischen Genüssen – und das direkt am Ufer der Spree
Als das frisch eröffnete Holzmarkt-Projekt im
die Tore aufgemacht und jeder kann rein.“
letzten Jahr zur Hafenparty des CSD auf der
Wer von der Holzmarktstraße auf das Gelände
Spree lud, haben viele das kunterbunte Areal
tritt, sieht einen bunt-chaotischen architekto-
in Friedrichshain zum ersten Mal erkundet.
nischen Mix aus Materialien und Farben. „Wir
Ältere Jahrgänge dagegen kennen den para-
funktionieren eben als Genossenschaft“, er-
diesischen Ort am Wasser noch als Bar25. Der
klärt Lotta. „Mal bekommen wir eine günstige
Holzmarkt ist quasi die erwachsen gewordene
Lieferung Wellblech, mal hat ein befreundeter
Version dieses legendären After-Hour-
Street-Artist eine Idee für ein Wandbild. Wir
Techno-Clubs der 00er-Jahre. Nicht wenige
sind alle sehr mannigfaltig, so gestaltet sich
preisen das Projekt als gelungenen Versuch,
auch der Holzmarkt wie ein Patchwork.“
der allgegenwärtigen Gentrifizierung etwas
Neben dem Club Kater Blau, dem Artisten-
entgegenzusetzen. „Alle reden immer über
haus, einer Kita und vielen anderen Projekten
eine Vision“, erzählt hingegen Mitgründerin
gibt es hier vor allem auch jede Menge Gele-
Lotta. „Aber alles ist immer aus einem eigenen
genheit, leiblichen Genüssen zu frönen.
Bedürfnis heraus entstanden. Wir wollten ein-
„Grundidee des Holzmarkts ist ja, das freie, of-
fach einen Ort schaffen, wo wir uns selbst
fene Leben an sich zu feiern und sich dabei zu
wohl fühlen. Schon in der Bar25 war ja alles
begegnen. Und da gehört Essen und Trinken
im Ansatz vorhanden. Heute haben wir nur
natürlich dazu“, findet Lotta. So werden in den
NIX WIE RAUS 11 Bars Pampa und Spreelunke neben selbstge-
in der Berliner Szene verwurzelt ist, merkt
brauten Craft-Bier auch Burger und Pizza ser-
man an vielen kleinen Details: Angeboten
viert, Letztere nach original toskanischem
wird gefiltertes, mit Kohlensäure angereicher-
Rezept. Auch bei der Gastronomie bewährt
tes Berliner Leitungswasser, die stillen Ört-
sich dabei das Netzwerk, das in vielen Jahren
chen sind als Unisex-Toiletten gestaltet. Und:
um den Club herum gewachsen ist. Sarah
die Kellnerinnen und Kellner sind hier wahr-
Klausen von der Patisseriemanufaktur etwa
lich nicht auf den Mund gefallen. Der hintere
hat in der Küche der Bar25 angefangen, ähn-
Teil des Restaurants, der bisher nur zum
lich wie Markus Schweins vom Weinladen am
günstigeren Lunch geöffnet war, bietet nun
Holzmarkt, der früher mal bei der Büroarbeit
auch abends Küche für den kleineren Geld-
half. „Wir sind eben ein sehr anhänglicher Be-
beutel. „Viele unserer Gäste sind junge Leute
trieb“, lacht Lotta. Das kulinarische Herzstück
aus dem Club“, weiß Lotta. „Die Idee ist ja, dass
des Holzmarkts ist definitiv der Katerschmaus.
sich hier alle mischen – und sich hier auch
Auch Küchenchef Hayk Seirig ist ein Bar25-
diejenigen wohl fühlen, die in andere schicke
Urgestein und war von Anfang an mit dabei:
Restaurants nicht gehen würden. Deswegen
„Wir sind da nicht dogmatisch, aber wir versu-
machen wir das Ganze: um zusammen abhän-
chen Produkte aus der Region zu verwenden“,
gen zu können.“ Gelegenheit, den quirligen
erzählt er – „was bei der Größe des Restau-
Ort am Wasser zu erkunden, gibt es im Som-
rants nicht immer einfach ist. In der Saison
mer zuhauf. Am 27. Juli etwa lädt „Goys ’N’
konservieren wir auch – wie zum Beispiel
Birls“ zusammen mit dem „GMF“ zur Pre-CSD-
Rhabarber oder auch Misteln, die wir dann das
Party in den Kater Blau.
Carsten Bauhaus
ganze Jahr verwenden.“ Die neue, naturnahe Ufergestaltung macht es möglich, dass man im Katerschmaus ein Vier-Gänge-Menü direkt am Wasser genießen kann. Dass der Laden tief
Holzmarkt Holzmarktstr. 25, Friedrichshain www.holzmarkt.com
12 TRENDSCOUT
Anders trinken Alleine trinken macht einfach keinen Spaß. Innovative Getränkekonzepte setzen deshalb heute neben Produktqualität vor allem auf das soziale Drumherum. Das fängt bei kreativen Verköstigungen an und geht bis hin zu Unterstützung von Kiez-Initiativen und Geschlechtervielfalt. Das beste Beispiel hierfür: das Quartiermeister*in-Bier
Konsumieren und dabei Gutes tun? Die Idee
den Traum einer gerechten Wirtschaft, enga-
mag wie eine scheinheilige Charity-Kampa-
giert sich für die Nachbarschaft und setzt auf
gne eines Großunternehmens klingen, doch
Nachhaltigkeit und Transparenz. Pro Liter flie-
Fehlanzeige! Bei Quartiermeister wird Bier im
ßen zehn Cent zurück ins Gemeinwohl.
wahrsten Sinne des Wortes zum sozialen Ge-
Doch damit nicht genug! Die Biermarke kann
tränk. Was 2010 als Berliner Verein begann,
nicht nur ein interkulturelles Kiezfest oder
der durch Bierverkauf Kiez-Initiativen unter-
ein Kindertheater Wirklichkeit werden lassen,
stützte, wuchs zum Social Business heran.
sondern auch gegen Diskriminierung sensibi-
Heute ist Quartiermeister ein Unternehmen
lisieren: Unter dem Motto „Gleiches Bier für
mit Standorten in Berlin und Sachsen sowie
alle“ rief Mitbegründerin Lisa Wiedemuth
einem dazugehörigen Verein. Dieser agiert
2017 Quartiermeister*in ins Leben. Die Kam-
unabhängig und vergibt die Fördergelder.
pagne setzte ein Zeichen für Geschlechter-
Quartiermeister kann sich dreier eigener Bier-
vielfalt und klärte über Sexismus in der Bier-
sorten rühmen. Der Klassiker: ein leichtes,
werbung auf. Etiketten, Plakate, Bierdeckel
süffiges Pils, außerdem ein Bio-Pils mit hopfig-
und Sticker wurden zum Großteil um ein
fruchtigen Noten. Seit November letzten Jah-
weibliches Gesicht und die Schreibweise mit
res ergänzt ein Rotbier das Sortiment: Spezial-
dem Gender-Sternchen ergänzt. Inzwischen
malze sorgen für die kupferrote Farbe und
ist die Etikettierung komplett auf Quartier-
den malzigen Geschmack. Wo andere Unter-
meister*in umgestellt worden. „Wenn Frauen
nehmen expandieren, ausbeuten und auf Pro-
in der Bierwerbung auftauchen, dann meist
fitmaximierung aus sind, lebt Quartiermeister
als Deko oder Servierkraft“, erklärt Lisa Wie-
Foto: Quartiermeister*in
Lisa Wiedemuth im Kreuzberger Büro der Quartiermeister
TRENDSCOUT 13 demuth. „Es gibt zwar vereinzelt gute Ansätze,
shop-Workshop lernten Mädchen Körperbil-
doch das Hauptproblem ist: Es besteht keine
der in der Werbung zu hinterfragen und orga-
Sanktionsgewalt, und sexistische, kontroverse
nisierten eine eigene Ausstellung. Der nächste
Werbung zieht viel Aufmerksamkeit auf das
Meilenstein ist schon geplant: Raus aus der Ni-
Produkt!“ Um dem Thema gerecht zu werden
sche! „Jetzt ist der Zeitpunkt, wo sich ein Un-
und einen Diskurs anzuregen, holte sich das
ternehmen normalerweise Investoren holt,
Unternehmen AktivistInnen und Kooperati-
um stabil zu sein“, erklärt Lisa Wiedemuth.
onspartnerInnen wie Pinkstinks und Berlin
„Doch das entspricht nicht unseren Grundsät-
Werbefrei mit ins Boot und setze einen Blog
zen. Deswegen sind wir dabei, eine Crowdfun-
auf: Hier nahmen AutorInnen die Geschlech-
ding-Kampagne zu launchen: Lasst uns
terstereotype genau aufs Korn und diskutier-
sozialen Konsum zu etwas machen, das noch
ten den täglichen Einfluss von Werbebildern.
viel mehr Menschen erreicht!“ Im Juni soll die
Für Quartiermeister*in wurde eine Sonderför-
Crowdfunding-Kampagne online gehen, das
derung ausgeschrieben, die an Schilleria ging
Ziel: 40.000 Euro.
Paula Balov
– ein Empowerment- und Freizeitprojekt für Mädchen in Neukölln. Durch einen Photo-
www.quartiermeister.org
14 TRENDSCOUT Weniger Mainstream, mehr Geschmack: Unter diesem Motto versucht der Neuköllner Getränkeladen Tante Frizzante den Trend Better Drink voranzutreiben. Geschäftsführer Andreas Diermeier entwickelt viele kreative Ideen für den Trinkgenuss und den Neuköllner Kiez – und schmeißt sich für die gute Sache auch schon mal in den Fummel
Hunderte verschiedener Biere, Weine und
„48 Tunten Neukölln“ im letzten Jahr: Der
Getränkeempfehlungen, regelmäßige Verkös-
„Getränkebotschafter des Genusses“, Andreas
tigungen und Bier-Tastings gehören dazu.
Diermeier, hat sein Lastenfahrrad gut be-
Aber auch das Engagement für den Kiez.
stückt. Von der ausklappbaren Pop-up-Bar aus
Neben dem Laden lag ein ungenutztes Stück
Limos sehen, sind sie erst einmal überrascht – und vor allem überfordert.“ Deswegen sind Beratung, Kommunikation und Kreativität gemuss man was bieten, den Laden lebendig halten“, weiß Andreas. Gezielte Beratung und
schenkt er aufgefummelt die Sonderedition Prosecco namens „Tunte Frizzante“ aus. „Die Flasche mit dem pinken Label ist auch heute noch einer unserer Renner!“, erzählt der heterosexuelle Neuköllner. Selbst in sehr kleinen Stückzahlen ist der „Berlin.Pro.Secco“ übrigens auch mit eigenem, personalisiertem Label zu bekommen. „Die Kundinnen und Kunden müssen nur das PDF mit dem Design mitbringen, dann drucken wir das Etikett im Laden selbst.“ Die
Grün, das vom nahen Friedhof verwaltet wird.
firmeneigenen Lastenräder kann man darü-
Mit gesammelten Spendengeldern und frei-
ber hinaus ausleihen und kann ausgestattet
willigen Helfern wurde die Brachfläche zu
mit Grill und Getränken zu einem flamboyan-
einem kleinen urbanen Paradies umgestaltet.
ten Picknick auf dem nahen Tempelhofer Feld
Ein Gemeinschaftsprojekt, das dann vielleicht
aufbrechen. An kreativen Ideen mangelt es
auch den qualitätvollen Trinkgenuss voran-
den „Tanten“ nicht. Als die coolen Jungs aus
bringt. Andreas Diermeier ist da zuversicht-
Neukölln vor dreieinhalb Jahren als Querein-
lich: „Better Drink wird bald ein ähnlicher
steiger anfingen, brachten sie zwar wenig Er-
Hype wie Better Food, Bio oder Vegan.“
Carsten Bauhaus
fahrung, dafür aber großen Enthusiasmus mit. Inzwischen haben sie gelernt: Das Konzept, intensiven Geschmack jenseits des Mainstreams zu bieten, ist wahrlich kein Selbstläufer. „Wenn Leute in den Laden kommen und
Tante Frizzante Hermannstr. 95, Neukölln www.tantefrizzante.com
Fotos: Tante Frizzante, Weinbund
fragt. „Um ein neues Bewusstsein zu schaffen,
TRENDSCOUT 15 Der Weinbund vereint neun Berliner Weinhändler, die sich für die Förderung einer nachhaltigen Weinkultur engagieren. Für alle Freundinnen und Freunde von perlendem Prickelwasser planen sie einen alles entscheidenden Termin Auch der Weinbund weiß, dass selbst der beste Wein allein genossen wenig Freude bereitet. Jedes Jahr Ende Mai laden die Mitglieder des-
stehen 30 verschiedene Sekte, Perlweine, Crémants und Champagner in Weiß und Rosé. Standfestigkeit ist also gefragt. Sekt in the City 16. 09., 11–19 Uhr Schmelzwerk in den Sarotti-Höfen Mehringdamm 55, Kreuzberg weinbund2berlin.squarespace.com
halb zu einem Wein-spezifischen Kino-Event inklusive Weinprobe ein. Noch prickelnder aber wird der kommende Herbst-Termin: Sonntag, den 16. September sollte man sich schon mal rot im Kalender anstreichen – um dann bei „Sekt in the City“ seinen zukünftigen Lieblings-Schaumwein zu küren. Zur Auswahl
Wie jedes Jahr haben die Mitglieder gemeinsam einen Wein ausgesucht, der bei allen neun Partnern zum gleichen Preis angeboten wird. Die Bedingung: ein besonders attraktives Verhältnis von Preis und Genuss – wie beim 2016er Clos Val Bruyère vom Château Barbanau
Foto: privat
16 SAVOIR-VIVRE
Ein Hauch von Bretagne Olivier und Damien haben sich vor ein paar Jahren von ihrem stressigen Pariser Leben verabschiedet, um ihr Glück im lässigen Berlin zu versuchen. Mit ein paar bretonischen Rezepten und viel Kreativität im Koffer hat das französische Paar die kleine Crêperie Suzette als kulinarischen Nachbarschaftstreffpunkt erfolgreich etabliert Ihr habt beide eure gut bezahlten und
nossen. Im Vergleich mit Paris ist Berlin eine
sicheren Jobs als Ingenieur und Werbe-
stressfreie Stadt, die Leute sind ziemlich lässig.
berater aufgegeben, um ein bretoni-
Wir waren traurig, nach Paris zurückkehren
sches Restaurant in Berlin aufzu-
zu müssen, und haben dann jedes Jahr Urlaub
machen. Was hat euch an Berlin so gut
in Berlin gemacht.
gefallen?
Wie seid ihr dazu gekommen, euch auf
O.: Wir hatten uns Berlin lange als kalte und
Galettes und Crêpes zu spezialisieren?
graue Stadt vorgestellt – bis wir vor zehn Jah-
O.: Ursprünglich wollten wir Torten anbieten.
ren hier Urlaub gemacht haben. D.: Es war im
Ich habe meinen Job aufgegeben und eine
Sommer, wir sind Rad gefahren, haben in
Ausbildung zum Konditor gemacht, mit der
Seen gebadet, und verglichen mit Paris sind
Idee, eine „Tarterie“ in Berlin zu eröffnen. Da
wir auch viel ausgegangen. Die Berliner Gay-
wir aber befürchteten, mein Diplom könnte
Szene ist sehr freundlich und feierlustig. O.:
möglicherweise hier in Deutschland nicht an-
Wir haben das Freiheitsgefühl besonders ge-
erkannt werden, haben wir uns stattdessen
SAVOIR-VIVRE 17 für eine Crêperie entschieden. Wir haben das
französische Köstlichkeiten wie „Frangipane“
Handwerk ein paar Monate lang bei Pariser
(Mandelcreme) oder Milchkonfitüre. D.: Un-
Freunden gelernt und sind dann 2012 nach
sere Küche ist naschhaft, großzügig, unkom-
Berlin umgezogen. Ein Jahr später haben wir
pliziert und nicht teuer. Die Berliner denken
Suzette aufgemacht. D.: Wir leben in Prenz-
oft, dass französische Restaurants besonders
lauer Berg und haben die Crêperie gezielt hier
schick und teuer sind. Bei uns sind die Gäste
im Kiez eröffnet, weil wir uns als familiäres
deswegen oft positiv überrascht.
Restaurant verstehen. Hier gibt es ja sehr viele
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Familien, darunter auch viele französische Fa-
O.: Wir möchten eine schwule Kneipe eröff-
milien, die uns regelmäßig besuchen.
nen, sind aber immer noch auf der Suche
Was ist das Besondere an Suzette?
nach einem passenden Ort in Prenzlauer Berg.
O.: Aus kulinarischer Sicht sind unsere „Galet-
D.: Im Norden Berlins passiert gerade nicht
tes“, also herzhafte Pfannkuchen, besonders
viel, mehrere schwule Kneipen haben in den
„kraz“. Das heißt „knusprig“ auf Bretonisch.
letzten Jahren dichtgemacht. Hier gibt es also
Neben Klassikern haben wir eine saisonale
noch viel Potenzial. Wir möchten ein Nachtlo-
Karte, die alle zwei Wochen wechselt. Gerne
kal mit Electro-Musik und Darkroom nach
wandle ich auch traditionelle französische Ge-
dem Vorbild der Tom’s Bar in der Motzstraße
richte, die ich zu Hause koche, in Galettes um.
eröffnen – für diejenigen, die weit weg von
Die Galette ist ja im Prinzip wie ein ausgeroll-
Schöneberg wohnen.
tes Baguette auf einer Herdplatte: Man kann
Interview: Annabelle Georgen
alles drauftun! Wir haben zum Beispiel Galettes mit Enten-Confit, „Pommes Salardaises“ und Rotweinsoße. Was die süßen Eierkuchen „Crêpes“ angeht, bieten wir auch typische
Suzette Pappelallee 15, Prenzlauer Berg www.suzetteberlin.de
Voilà
Fein, aber nicht überkandidelt: Die L’Épicerie auf der Brunnenstraße ist die Berliner Version eines französischen Feinkostladens. Jean-Michel Daubet versprüht hier seinen Pariser Charme „für den ganz normalen Gourmet“
Neben dem richtigen Esprit bringt Jean-Michel
dem nicht gewohnt, viel Geld für Lebensmittel
vor allem jede Menge Erfahrung mit: Zehn
auszugeben. Gerade in Mitte und Prenzlauer
Jahre lang hat er als Lebensmitteleinkäufer
Berg aber wohnen viele Berlinerinnen und
gearbeitet, bevor er den hell und modern ein-
Berliner mit ausländischen Wurzeln. Sie ma-
gerichteten Laden an der Mauergedenkstätte
chen den Großteil der Kundschaft aus, allen
in Mitte eröffnete. Inzwischen verwöhnt er
voran natürlich die Expat-Gemeinde aus
BerlinerInnen hier mit über 2.000 mediterra-
Frankreich. Hinzu kommen diejenigen, die
nen Produkten, darunter allein hundert ver-
bei längeren Auslandsaufenthalten eine ge-
schiedene Weine. Einige, aber längst nicht alle
nussvollere Lebensart schätzen gelernt haben.
der Feinkostspezialitäten kommen aus Frank-
Damit keine oder keiner von ihnen die Katze
reich. Das frische Obst und Gemüse bezieht er
im Sack kaufen muss, lässt sie Jean-Michel
am liebsten von hiesigen ProduzentenInnen.
seine Spezialitäten auch gerne erst einmal
Und: „Entscheidend für meine Auswahl ist das
probieren. Die Vorlieben seiner Kundschaft
Preis-Leistungs-Verhältnis“, erzählt Jean-Mi-
hielten dabei für Jean-Michel durchaus auch
chel. „Sardinen aus Portugal kosten nur etwa
die ein oder andere Überraschung bereit:
die Hälfte, aber die Qualität ist die gleiche.“ So
„Mitte gilt ja eigentlich als ein Paradies für
können auch die preissensiblen Berlinerin-
Veganer. Aber alle unsere Renner sind nicht-
nen und Berliner „täglich fein essen“, wie es
vegan: Am häufigsten kaufen die Leute bei
der Slogan verspricht. „Berlin ist ja eher ein
uns Wurst, Käse und Dosenfisch.“
schwieriger Markt für Feinkost, es ist immer noch eine relativ junge Stadt mit eher niedrigen Einkünften“, weiß Jean-Michel. Anders als in Frankreich ist man in Deutschland außer-
Foto: L'Épicerie Brunnenstraße
18 SAVOIR-VIVRE
Carsten Bauhaus L’Épicerie Brunnenstraße 49, Mitte lepicerie-brunnenstrasse.de
20 LEIBSPEISEN
Guter Überblick Wer wüsste in der Gastronomie besser Bescheid als die Sängerin und Schauspielerin Romy Haag? In den 70ern betrieb sie doch mit dem Chez Romy Haag den angesagtesten Nachtclub West-Berlins. Noch immer tritt sie mit eigenen Bühnenprogrammen auf. 1997 wurde die Charlottenburgerin außerdem mit dem Special Teddy Award für ihr filmisches Lebenswerk ausgezeichnet Das Grosz ist eines der schönsten Restaurants
ich mich über die Küche beklagen müssen.
auf dem Ku’damm. Seit der Eröffnung gehe
Sie servieren französische Speisen, wunder-
ich regelmäßig dorthin. Betrieben wird es von
bar altmodisch à la carte. Wichtig ist mir aber,
den Besitzern des Borchardt am Gendarmen-
dass sie bei der Bestellung auch gerne Ände-
markt. Die Einrichtung erinnert mich ein biss-
rungen aufnehmen. Oft bekommt die Dinge ja
chen an den Börsencrash und die Weltwirt-
leider nur genau so, wie sie auf der Karte stehen. Dort aber ist der Service exzellent, so wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Sehr gerne esse ich das Tatar vom Thunfisch. Aber auch die Salate sind toll. Sogar eine eigene Patisserie haben sie dort! Da kann man leckeres Landbrot vorbestellen, das man dann anschließend gleich mitnehmen kann. Ich wo ich einen guten Überblick habe. Und im Sommer gerne auf der wunderbaren Terrasse im Hof. Aber das Tollste
schaftskrise in den 20er Jahren: Wenn man
am Grosz ist, dass man dort Ruinart-Rosé-
ganz nah an die üppigen Wanddekorationen
Champagner im Glas bestellen kann – Ruinart
rangeht, merkt man, dass alles aus Plastik ist –
ist schließlich das älteste noch aktive Champa-
aber eben sehr gut gemacht! Noch nie habe
gnerhaus!
Fotos: jackielynn, Restaurant Grosz
sitze am liebsten ganz hinten im Raum,
LEIBSPEISEN 21
Erst seit etwa einem Jahr gibt es in unserem „Chinatown“ auf der Kantstraße das Kim’s Ha, ein sehr nettes, kleines, einfaches vietnamesisches Restaurant. Da ich dort in der Nähe wohne, habe ich es gleich entdeckt. Kim, die Chefin, macht dort alles selbst. Mit viel frischen Gemüsen und Kräutern. Auch herrlichen geräucherten Tofu gibt es. Und für die Fleischesser leckere Ente kross. Ich liebe den Tee dort, der mit frischen Ingwer, Pfefferminz und Zitrone zubereitet wird – im Winter ganz wichtig! Im Sommer dagegen, wenn es sehr heiß ist, sitzt man draußen ideal, auf der schattigen Seite der Kantstraße. Aber auch drinnen sitzt man gut, es ist schön eingerichtet. Einfach eine angenehme Atmosphäre. Dort habe ich meine Ruhe und lese gerne meine Zeitung. Oder ich treffe dort Bekannte zu Besprechungen. Das Publikum kommt hauptsächlich aus der Nachbarschaft, dazu vielleicht noch Laufkundschaft, die von der nahen Messe vorbeikommt und es entdeckt. Zum Glück ist es noch nicht so überlaufen – und ich hoffe, das bleibt auch nach diesem Artikel so …
Grosz Kurfürstendamm 193/194, Charlottenburg grosz-berlin.de Kim’s Ha Kantstraße 87, Charlottenburg kims-ha.de
22 HOTSPOTS
Foto: Katerschmaus
Auf einen Blick: die SIEGESSÄULE Gourmet-Partner stellen sich vor
Amore Store Moderner Tante-Emma-Laden mit italienischen Lebensmitteln wie Büffelmozzarella & Burrata, Pasta und Schokolade sowie Design, Papier, Kosmetik und Haushaltswaren. Di–Fr 12–19 Uhr, Sa 12–18 Uhr Sanderstraße 12, 12047 Berlin U8 Schönleinstraße, Bus M29, M41 Tel.: 030-54 61 25 87 amorestore.de Arielle´s Macarons Berlin Arielle ist eine kreative und lei-
denschaftliche Bäckerin, die ihre Rezepte immer weiter entwickelt und sich stets aufs Neue inspirieren lässt. Täglich neue Geschmacksrichtungen mit hochwertigen Produkten. Arielle verwendet nur Valrhona Schokolade. Auszeichnung von „Der Feinschmecker“ 2018 als beste Macarons Herstellerin Berlins. Di-Fr 10-18 Uhr Schillerstraße 93, 10625 Berlin U Deutsche-Oper Tel.: 030-31 10 20 95 arielles-macarons.de
Bar B104 Bar B104 im Herzen des Bergmannkiezes. Gemütliches Ambiente, gute Musik, Wohlfühleffekt garantiert! Raucherlounge. Cocktails and more... tägl. ab 20 Uhr Bergmannstr. 104, 10961 Berlin U Gneisenaustr., U Mehringdamm Tel.: 030-61 20 37 82 b104.online Barton Fink Bar für alle Musik- und Filmliebhaber. Ausgesuchte Weine (z.B. aus der Pfalz) und andere Drinks
HOTSPOTS 23 in gemütlicher Atmosphäre. Gelegentliche Veranstaltungen wie Lesungen und Filmvorführungen. Di-Sa ab 19Uhr Potsdamer Str. 157, 10783 Berlin U2 Bülow Straße, U7 Kleistpark facebook.com/Barton-Fink1411796685596854 Brauhaus Georgbraeu Im Brauhaus Georgbraeu (Nikolaiviertel) wird seit 1992 Bier gebraut. Es gibt 8 Bierstuben und einen Biergarten. Knüller: Eisbein, Molle, Korn für 12,20 €. täglich ab 12 Uhr Berliner und Deutsche Küche, Plätze: 600 Spreeufer 4, 10178 Berlin S+U Alexanderplatz, U Klosterstraße Tel.: 030-24 24 244 brauhaus-georgbraeu.de de maufel Luxemburger Bistrot & Restaurant. Kleine Karte, luxemburgische Weine, gemütliches Ambiente, charmanter Service. Schöne Sommer-Terrasse! Di-Fr 12-24, Sa 10-24 Uhr; Bistro 12-17, Restaurant 18-22 Uhr Luxemburgisch, Plätze: 60 Leonhardtstraße 13, 14057 Berlin S Charlottenburg, U Sophie-Charlotte-Platz Tel.: 030-31 00 43 99 de-maufel.com DION & Gefolge Der unabhängige SuperKiezMarkt für Genuss jenseits des Mainstream! Große Bierauswahl, feine Spirituosen, Weine und Champagner. Ausgewählte Lebensmittel. Mo-Do 12-22 Uhr, Fr+Sa 12-24 Uhr Bürknerstraße 32, 12047 Berlin
U8 Schönleinstraße, U1 Görlitzer Bahnhof Tel.: 030-47 05 10 30 dionundgefolge.de GeoArt Galerie & Geoline Perfekter Ort für Shopping und kulturelle Abende georgischer Kunst, Weine, Souvenirs, Designer Schmuck & Mode. Wöchentliche Events & georgische Dinnerabende privat & authentisch Mo-Sa 10-20 Uhr georgisch, Plätze: 10 Nollendorfstraße 16, 10777 Berlin U Nollendorfplatz Tel.: 030-63 91 67 68 geoline-berlin.de geoart-galerie.de Hafenküche Direkt am Wasser, Terrasse mit Spreeblick, Kamin, Frühstück, Mittagstisch, Abendessen, Biergarten, Grillplatz, Bootsvermietung vor Ort Mo-Fr 10-23, Sa+ So+Feiertage 923:30 Uhr deutsch saisonal, Plätze: 40 Zur Alten Flußbadeanstalt 5, 10317 Berlin Tel.: 030-42 21 99 26 hafenküche.de Landkorb Der Bio-Lieferservice vom Lindenhof. Eigene Demeter Gärtnerei. 4.500 Bio-Artikel, viele aus der Region. SameDay oder Frei Haus ab 17,90 €. Tel.: 033928-9041-0 landkorb.de macchina-caffè Espressomaschinen und -mühlen für Haushalt & Büro vom Fachhandel mit Ladengeschäft und eigener Werkstatt. Große Auswahl Siebträger-Maschinen, Mühlen, Accessoires und Zubehör
sowie ausgewählte Sorten Espressokaffee. Mo-Fr 11-19, Sa 11-17 Uhr Alte Schönhauser Straße 26, 10119 Berlin U8 Weinmeisterstraße, U8 RosaLuxemburg-Platz Tel.: 030-28 38 44 14 macchina-caffe.de Maître Philippe & Filles Berlins erste Adresse für traditionellen Käse, Fischkonserven, Feinkost und Wein aus Frankreich und Portugal. Ein Paradies für Gourmets und Foodies, in dem Tradition auf Moderne trifft. Mi-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr Feinkost & Delikatessen Emser Str. 42, 10719 Berlin S Savignyplatz, U Spichernstraße, U Uhlandstraße, U Fehrbelliner Platz Tel.: 030-88 68 36 10 maitrephilippe.de Mitte Meer Mediterrane Feinkost, frischer Fisch, Wein, Cavas, Sherrys, Spirituosen, Meeresfrüchte, Cerveza, De Cecco Nudeln, Öle, Essige, Oliven, Alacant Eis in der Frucht, Paellapfannen, Zubehör, Kaffee, Süssigkeiten Mo-Do 10-20, Fr-Sa 9-20 Uhr Prenzlauer Promenade 192, 13189 Berlin; Berliner Str. 78, 14169 Berlin; Kantstr. 42, 10625 Berlin; Kolonnenstr. 30 B, 10829 Berlin, shop.mitte-meer.de NEUMOND Restaurant Frühstück, Lunch, Brunch, Dinner - drinnen und draußen. Moderne deutsch-europäische Küche mit mediterraner Inspiration in einer persönlichen und entspannten Atmosphäre. Di-So 7-23:30, Mo 7-10.30 Uhr
24 HOTSPOTS Deutsch-europäisch, Plätze: 60 Borsigstraße 28, 10115 Berlin U6 Oranienburger Tor, S Nordbahnhof Tel.: 030-28 57 505 neumond-restaurant.de nonne&zwerg Werktags wechselnde Mittagsgerichte, eines auch immer vegetarisch. Abends Mezze, Kaltes und Warmes, selbst importierte exklusive mediterrane Käse, Würste, Olivenöl... dazu Bio-Naturweine. Mo-Fr 9-24, Sa 10-24 Uhr Mediterran Mittenwalder Str. 13, 10961 Berlin U Gneisenaustraße Tel.: 030-50569125 nonneundzwerg.com Nudel & Co Wir produzieren frische hausgemachte Pasta. Jeder Griff ist Handarbeit! Sie finden uns auf Berliner Wochenmärkten und auf Facebook. Verzeichnis aller Wochenmärkte und Verkaufszeiten finden Sie auf unserer Webseite. Segefelderstraße 6c, 14624 Dallgow Tel.: 03322-21 91 20 frischenudelberlin.de Ralphs Bio Drinks Am Start mit der ersten Bio Cola aus Kreuzberg. Viel Koffein und weniger Zucker mit ausschließlich biozertifizierten Zutaten. Für alle, die einen langen Tag oder eine noch längere Nacht vor sich haben. Augen auf beim ColaKauf. ralphsbiodrinks.de Rausch Schokoladenhaus Das Rausch Schokoladenhaus am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte
ist voll und ganz dem Genuss gewidmet. Lassen Sie sich von der einzigartigen Welt der Schokolade verzaubern. Mo-Sa 10-20, So 11-20 Uhr Plätze: 130 Charlottenstraße 60 / Ecke Mohrenstraße, 10117 Berlin U2+6 Stadtmitte Tel.: 030-75 78 80 rausch.de Restaurant Weiss Ewald Weiss kocht mit Herz und Verstand abwechslungsreiche deutsche Küche und interpretiert Klassiker neu, auch vergessene Spezialitäten wie Kalbsnierchen. Dazu gibt's eine große Auswahl excellenter Weine. Mo-Sa 18-23:30 Uhr Moderne deutsche Küche, Plätze: 30 Leibnizstraße 31, 10625 Berlin S Savignyplatz, U7 Wilmersdorfer Straße, Bus M49, X34 Tel.: 030-31 80 48 50 restaurantweiss.de Schwarzes Gold Lakritz Über 250 spannende Lakritze Variationen von süß-mild über würzig-kräftig bis feurig-scharf. Außerdem englisches Karamell, handgefertigte Lutscher, leckerste Schokoladen, Fruchtgummis... Mo-Fr 10:30-18:30, Sa 10:30-14:30 Uhr Uhlandstr. 98, 10715 Berlin U7 Blissestraße Tel.: 030-60 95 85 70 schwarzes-gold-lakritz.de SieMatic am Leipziger Platz Küchen, die Freude bereiten. SieMatic am Leipziger Platz präsentiert Küchenkonzepte von purer Harmonie, urbanem Lebensge-
fühl und neuen Interpretationen klassischer Kompositionen. Wir freuen uns auf Sie! Mo - Fr 10-19, Sa 10-14 Uhr Küchenstudio Leipziger Platz 3, 10117 Berlin S+U Potsdamer Platz Tel.: 030-20 21 66 36 siematic-am-leipziger-platz.de SOLID Exklusiv Küchen | SHOWROOM Maßgeschneiderte Küchen für Genießer, Familien und Individualisten - seit 1991; Neues entdecken beim Erlebniskochen im Showroom. Was immer in Ihrer Küche passiert - Hauptsache sie passt zu Ihnen. Di-Fr 10-13 u. 14-18, Sa 10-14 Uhr, Beratungstermine auch außerhalb der Öffnungszeiten Schönfließer Str. 83 (B96), 16548 Glienicke/Nordbahn Tel.: 033056-43 00 60 solid-kuechen.de Spindler & Klatt In einer unverwechselbaren Atmosphäre an der Spree werden Ihnen Pan-asiatische Speisen mit europäischem Einfluss serviert. An den Wochenenden findet nach dem Dinner ein fließender Übergang zum Clubbing statt. Sommer: täglich ab 19 Uhr / Winter: Do-Sa ab 19 Uhr Pan Asiatisch / Europäisch, Plätze: 200 Köpenicker Straße 16/17, 10997 Berlin Bus 265 u. 165 Eisenbahnstraße, U1 Schlesisches Tor Tel.: 030-31 98 81 860 spindlerklatt.com Sucre et Sel French Cuisine in Berlin. Flammkuchen, Quiche, hausgemachte
HOTSPOTS 25 Limonade und Desserts, große Weinauswahl, Lunch, Cocktails und mehr in cosy-vintage Interieur. Mo-Fr 12-24, Sa+So 10-24 Uhr französisch, Plätze: 32/45 Torstraße 132, 10119 Berlin U Rosenthaler Platz Tel.: 0172-85 38 805 sucreetsel.de Tante Frizzante Edel-Späti, Eisdiele & Café mit Kiezgarten - Against Average Beverages – weniger Mainstream, mehr Geschmack. TanteFrizzante Berlin Pro.Secco & Tunte Frizzante Queer.Secco, Craft-Beer, Spirituosen, Weine und sooo viel mehr! Mo-Do 7:30-22, Fr 7:30-23, Sa 1023 Uhr z. B. Croissants, Baguettes, Plätze: 20 Hermannstraße 95, 12051 Berlin U Leinestraße, S+U Hermannstraße Tel.: 030-62 90 03 31 tantefrizzante.de The Grand Berlin Leicht "abgerockter" InterieurCharme, hervorragende deutschfranzösische Küche und furiose Club Veranstaltungen. Willkommen im „The Grand“.
Mo-Fr 12-15 Uhr, Mo-So 19-23 Uhr Hirtenstraße 4, 10178 Berlin S+U Alexanderplatz Tel.: 030-27 89 09 95 55 the-grand-berlin.com
IMPRESSUM Special Media SDL GmbH, Ritterstraße 3, 10969 Berlin Kontakt: Tel. (030) 23 55 39-0, Fax (030) 23 55 39-19
Weinhandlung Hardy Flaschen für jeden Tag und für Ihre Feste. Für Jubiläen und Geburtstage Weine aus über 100 Jahrgängen. Liefer- und Präsentservice, fachkundige Beratung, Weinproben und Seminare. Mo-Fr 10-19, Sa 10-16 Uhr Thielallee 29, 14195 Berlin Bushaltestelle Löhleinstraße, Bus 110 Tel.: 030-83 12 59 8 hardy-weine.de Weinzimmer Deutscher Winzersekt u. exklusive Weine aus Württemberg, der Mosel, Pfalz, Rheinhessen, Spanien, Italien u. Frankreich. Regelmäßig Weinverkostungen im stilvollen Ambiente. Mo-Fr 15-20, Sa 12-17 Uhr Grunewaldstraße 86, 10823 Berlin U7 Eisenacher Straße, U7 Kleistpark Tel.: 030-40 39 32 48 weinzimmer.net
Geschäftsführung: Gudrun Fertig, Manuela Kay (V. i. S. d. P.) Redaktion: Carsten Bauhaus Grafik und Layout: Mario Olszinski Anzeigen: Michael Scheitle, Tel.: (030) 23 55 39-24, Matthias Reetz (16), Anna Reinker (-12), Ralf Eifridt (14) Druck: Möller Druck u. Verlag GmbH, Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde Auflage: SIEGESSÄULE Gourmet ist eine Beiklebung der SIEGESSÄULE Juni 2018 (mind. 53.000 Auflage), plus Fortdruck von 2.000 Exemplaren Coverfoto: Lena Ganssmann Copyright: Special Media SDL GmbH Alle Rechte, auch auszugsweiser Nachdruck, vorbehalten. Für unverlangt eingesandte Bilder und Texte wird nicht gehaftet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Nachdruck von Texten, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages möglich. Gerichtsstand ist Berlin.
26 ERLEBNIS
Sanft abgetaucht
Foto: Boaz Arad
Konnichiwa, Berlin! Das Zenkichi versteht sich als japanische Botschaft, in der man der mannigfaltigen Kultur des fernöstlichen Landes begegnen kann. Ein Besuch in dem stimmungsvollen Restaurant in Mitte wird zum Eintauchen in eine andere Welt – auch, aber nicht nur kulinarisch
Schon zu Beginn ist man irritiert: Ins Zenkichi
Ambiente im Zenkichi wohl als ein nächtli-
geht es zunächst ein paar Stufen runter. Muss
cher Zen-Garten beschreiben. Trittsteine mar-
ich tatsächlich in den Keller, um gut essen zu
kieren kleine gewundene Pfade zwischen
gehen? Unten angekommen, dann die Überra-
dunkel glänzenden Kieselsteinen. Geführt
schung: Vor einem tut sich eine ganz eigene
wird man von der freundlichen Japanerin, die
Welt auf, deren Eindrücke sich nur schwer
uns am Empfang würdevoll begrüßt hat.
einordnen lassen. Am ehesten lässt sich das
Glücklicherweise, denn eine Orientierung in
ERLEBNIS 27
diesem stimmungsvoll beleuchteten Zauber-
das Design als auch für das Küchenkonzept
garten scheint unmöglich. Raumhohe
verantwortlich. Wer bisher unter japanischer
Bambusse und Spiegel stiften zusätzlich
Küche vor allem Sushi verstand, wird hier von
Verwirrung. Für mich bedeutet dieser erste
der Vielfalt der Geschmackswelten überrascht.
Besuch im Zenkichi einen doppelten Orientie-
So findet sich etwa im Quartett des „Raw Tas-
rungsverlust. Dieses Restaurant kannte ich. Al-
ting“ neben Fisch auch hausgemachtes einge-
lerdings nicht aus Berlin, sondern von einem
legtes Topinambur, dessen frische Knackigkeit
früheren Besuch in Brooklyn. Tatsächlich ist
von japanischem Essig umspielt wird. Als eine
die Berliner Version eine fast originalgetreue
Art Einführung in die feinen Genüsse Nippons
Kopie des ursprünglichen Zenkichi, das 2006
bietet das Zenkichi das achtgängige Probier-
in New York eröffnete. Der kreative Kopf
Menü für 65 Euro an. Hier finden sich etwa
neben dem Geschäftsführer Shaul Margulies
Tempura von Fisch und Gemüse oder saftige
ist seine japanische Frau Motoko Watanabe.
Rippchen vom Wagyu-Rind – nicht zu verges-
Die gebürtige Tokioerin zeichnet sowohl für
sen zum Abschluss das cremige Parfait aus
28 ERLEBNIS
schwarzem Sesam und Schokolade. Wer
konzentriert man sich gerne auf das Essen
möchte, kann seine Geschmacksnerven zu-
und seine Begleitung, deswegen gibt es im
sätzlich mit einer passenden Sake-Begleitung
Zenkichi keinen großen Gastraum, sondern
reizen. Schon am Eingang hatte uns eine
viele kleine „Abteile“. Die Intimität und das
raumhohe Glasvitrine mit den 40 unterschied-
Gefühl, in einer abgeschlossenen kleinen Welt
lichen Sake-Sorten überrascht. Dass der Reis-
zu sein, schärft auch unsere Konzentration und Sinne – ganz abgesehen davon, dass hier unten der Handyempfang nicht funktioniert. Nach vorne abgeschlossen ist unser kleines Reich durch ein Bambusrollo. Jedes Mal wenn die Kellnerin erscheint, muss sie es zunächst mit eingeübten Bewegungen nach oben bugsieren. Das gibt dem ganzen Ablauf einen zeremoniellen, fast feierlichen Charakter. Die Belegschaft in Küche und Service stammt übrigens ausnahmslos aus Japan. Die relativ lange Speisenfolge fließt überraschend reibungslos, sanft – und trotzdem flink über den Tisch. Dennoch ist der Besuch im Zenkichi wahrlich nichts für mal schnell zwischendurch. Der ultimative Anlass für einen Besuch ist wohl das romantische Dinner zu zweit. Hierfür stellt das Zenkichi eigene, kuschelige
Auch in Japan mag’s man nicht immer roh: gegrillter Fisch im Zenkichi
Séparées bereit, in denen man sich über Eck sitzend ganz nahe ist – und hinter herunter-
wein ebenso viele Geschmacksvariationen
gelassenen Bast-Jalousien gemeinsam Neu-
entwickeln kann wie unser Wein, wird schon
land erkunden kann.
Carsten Bauhaus
beim Aperitif deutlich: ein perlender Sake, Zenkichi Johannisstraße 20, Mitte www.zenkichi.de
hergestellt nach Champagner-Art, gut ausbaSpeisen und Getränke genießt man übrigens in halb abgeschlossenen Séparées. In Japan
Foto: Boaz Arad
lanciert, mit einem Hauch Süße.
Multikulinarisch
Fotos: Lena Ganssmann
Ceviche, Tacos und Jerk Chicken: die KĂźche SĂźd- und Mittelamerikas liegt uns gerade am liebsten auf der Zunge. Das bunte Kreuzberg, schon immer eine neue Heimat fĂźr Menschen, Kulturen und Ideen aus aller Welt, hat sich zu einem Dreh- und Angelpunkt des Trends gemausert. In unserer Bildstrecke stellen wir euch drei unserer Favoriten vor
Als Vorreiter eröffneten schon vor beinahe zehn Jahren Troy und Kirk (Foto, li.) ihr jamaikanisches Restaurant RosaCaleta. Beide sind in Jamaica geboren und in New York aufgewachsen, kennengelernt haben sie sich aber erst in Paris. Der Name ihres Restaurants setzt sich aus den Namen ihrer beiden Großmütter zusammen: Rosa und Caleta. Auf ihrer Sommerkarte u.a.: Gebratene Jumbo Jerk Gamba in einer jamaikanischen EscovitchSauce auf einem quadratischen Hügel aus Rosmarin-
Gemüsen und Süßkartoffel: Wie alle Rezepte aus dem RosaCaleta ist auch dieser Augenschmaus eine Eigenkreation. Das lieben nicht nur die Hipster aus dem Wrangelkiez: Das RosaCaleta ist eine Art inoffizieller Treffpunkt der queeren Schwarzen Communitys aus Amerika und der Karibik. Zur Fête de la Musique am 21.Juni laden Troy und Kirk übrigens wieder zur traditionellen Blockparty@RosaCaleta vor dem Restaurant.
RosaCaleta Muskauer Str. 9, Kreuzberg rosacaleta.com
urbane Küche aus den mexikanischen Großstädten. Traditionelle Gerichte wie die guten, alten Tacos werden dabei mit eigenen Ideen, neuen Aromen und Texturen aufgepimpt. Das alles ist nicht nur aufregend schmackhaft, sondern macht auch einfach richtig gute Laune.
La Lucha Paul-Lincke-Ufer 39–41, Kreuzberg laluchaberlin.com
Fotos: La Lucha, Chicha
Schon gleich bei der Ankunft wird klar: Das hier ist kein mexikanisches Restaurant wie man es bisher kannte. Eingerichtet ist der Laden am Paul-Lincke-Ufer in dem zurzeit angesagten Stil- und Materialmix. Ähnlich bunt geht es auf den Tellern zu. Was man hier, wie inzwischen üblich, gemeinsam „shared“, ist eine moderne,
Faktisch schon in Neukölln, gefühlt aber noch im nahen Kreuzberg, ist das Chicha gerade die heißeste Adresse, wenn es um das angesagte peruanische Ceviche geht. Die betont lockere Atmosphäre in Rosa, Hellblau und Grün wird durch schmackhafte Akkuratesse auf dem Teller konterkariert. Denn hier sitzt wirklich alles per-
fekt. Dafür sorgt Simón Amaru Castro Mendoza, der in seiner Küche experimentelle peruanische Küche mit europäischen Einflüssen mischt. Für ihn sind seine Kreationen ein Manifest der Integration verschiedener Völker durch Kulinarik – das klingt doch ganz nach Kreuzberg.
Chicha Friedelstraße 34, Neukölln chicha-berlin.de
34 LEIBSPEISEN
Etwa einmal im Monat gehen meine Freundin Erica und ich in die Kreuzberger Weltlaterne. Betrieben wird das Mèzè-Restaurant von einer griechischen Familie, bei der alle Generationen mithelfen. Alle sind dort unglaublich herzlich und liebevoll. Die zwei Schwestern kennen uns beim Namen und sind extrem zugewandt und aufmerksam – ich habe das einfach gerne, wenn mich im Restaurant jemand kennt. Geboten wird typisch griechische Küche, frisch und lecker, aber nicht überkandidelt. Gerne essen wir dort den Salat mit Tsatsiki und eine Auswahl an Vorspeisen, sehr zu empfehlen sind die panierten Zucchini und Auberginen, aber auch das vegetarische Moussaka. Die Einrichtung ist gemütlich schlicht, mit warmen Braunund Rottönen. Erica und ich haben zwei Hunde, darunter einen 50 Kilogramm schwe-
Sie komponiert Lieder, die gegen den Strich gebürstet sind: Die Sängerin und Kabarettistin Suli Puschban hat zum Beispiel „die Schnauze voll von Rosa“. Und ihr Publikum im Kindesalter (und darüber hinaus) denkt genauso. Zu Hause fühlt sich die gebürtige Wienerin seit über zwei Jahrzehnten in Berlin-Kreuzberg – wo es ihr auch am besten schmeckt
Fotos: Promo, Kreuzberger Weltlaterne
Runtergeschlichtet
ren Berner Sennenhund. Auch die beiden sind
LEIBSPEISEN 35
dort willkommen, aber mit ihnen sitzen wir gerne oben, weil sie dort mehr Platz haben. Das Publikum dort kommt oft aus der Nachbarschaft, quer aus allen Altersstufen. Es ist einfach unser „Restaurant von nebenan“, wo wir gerne unser Geld hintragen. Kreuzberger Weltlaterne Kohlfurter Str. 37, Kreuzberg kreuzberger-weltlaterne.com
Das Mundvoll liegt bei uns um die Ecke, war aber eine Weile lang hinter einem Gerüst versteckt. Als das weg war, haben wir den Laden auf einem Spaziergang entdeckt. Es liegt auf der Ecke Waldemar- und Adalbertstraße, man hat also zu zwei Seiten Fenster. Das Interieur ist schlicht modern, mit abgeschliffenen Holztischen, Schulstühlen und nackten Glühlampen – „runtergeschlichtet“, so wie man es heute gern hat. Die Karte besteht aus einem Block, der auf ein Holzbrett geklemmt ist. Und die Küche sieht man durch eine Glasscheibe. Wir gehen dort immer zum Frühstück hin, recht früh unter der Woche, da ist der Ansturm noch nicht so groß. Es gibt im Mundvoll keinen Brunch – glücklicherweise, ich bin keine Freundin von Buffets. Aber sie haben eine große vegetarische Auswahl an Eiergerichten und Käseplatten. Guten Kaffee und sensationelle hausgemachte Brioches. Auch eine vegane Karte gibt es, wie sich das heutzutage gehört. Mundvoll Waldemarstraße 48, Kreuzberg mundvoll-berlin.de
Foto: Guido Woller
36 TESTSTRECKE
TESTSTRECKE 37
Betreutes Kochen Hallo, ich bin’s, die Jurassica. Der Transvestit,
angebauten Kaffee in wilden Variationen. Ich
der immer nach einem Text gefragt wird,
betrete die aufwendig durchdekorierte Wohl-
wenn die Redaktion „was Launiges“ haben
fühl-Oase des betreuten Kochens. Auf ver-
möchte. Ich esse nicht nur gerne, nein – ich
schiedenen Erlebnisinseln präsentieren sich
koche auch sehr gerne. Und oft. Offensichtlich
international anmutende Rezeptideen. Alle
lag es deshalb nahe, mich mal eine der Koch-
passenden Zutaten tummeln sich in appetitli-
haus-Filialen von innen beschnuppern zu las-
chen Körbchen, Schälchen und kleinen Kühl-
sen. In diesen Läden kauft man alle Zutaten,
trühchen, die Stimmung ist relaxt-interessiert.
fertig portioniert, samt passendem Rezept und
Das Ganze hat etwas von einer Boutique für
bereitet dann zu Hause alles selbst nach Bau-
Essen. Ich aber habe längst dichtgemacht.
anleitung zu. Also Kochen für die ganz Dum-
Schon ein neuer oder umgebauter Standard-
men! Hier in Berlin gibt es drei Filialen – in
Supermarkt verstört mich so sehr, dass ich in
Prenzlauer Berg, Schöneberg und Kreuzberg.
eine Art Reset-Zustand gehe. So viele Informa-
An einem herrlich verregneten Samstag
tionen. Horror. Da steht auf einmal eine uner-
mache ich mich zur Bergmannstraße auf. Viel
träglich freundliche Angestellte vor mir. Sie
los hier. Es weht mir der trockene Hauch der
heißt Sandra. Sandra quatscht mich voll. Ich
ökologisch-nachhaltigen Bourgeoisie um die
gehe in den Verteidigungsmodus und es spru-
Nase. Seine Lebensmittelunverträglichkeit
delt dieser peinliche Satz aus mir heraus:
trägt man hier trophäengleich vor sich her.
„Hallo, ich kann eigentlich kochen, ich bin nur
Ich fühle mich ausgeschlossen. Da stehen wir
hier, weil ich einen Artikel über euch schrei-
nun an der Bergmannstraße 94. Vor dem Haus
ben soll.“ Manchmal hasse ich mich selbst.
sitzen modische Menschen und trinken fair
Aber Selbsthass ist jetzt auch keine Lösung.
38 TESTSTRECKE
Alle Zutaten für vier Personen kosten mich 36,49 Euro, mit wehendem Haar verlasse ich das Ladengeschäft. Teurer Einkauf. Zu Hause angekommen entfalte ich die hochwertig gestaltet-bebilderte Kochanleitung. Da kann man auch einen QR-Code scannen und dann„mit der Kochhaus-App Rezepte bequem und digital sammeln“. Aha. Will ich nicht. Ich koche eigentlich niemals nach Rezept. Ich habe mir Kochen als Trial-and-Error-Modell beigebracht. Mit den Jahren weiß man einfach, welche Gewürze zu welchen Zutaten passen oder wie man eine anständige Bulette zubereitet. Man muss sich eben ein bisschen dafür interessieren, dann klappt das auch. Vergleichbar mit Lego. Ich war ein Lego-Kind! Steine raus und drauflosbauen. Mit der Anleitung vom Kochhaus fühlt es sich an, als hätte Playmobil schon immer Scheiße, da war ja
tungsgespräch und entscheide mich in einer
alles schon fertig. Und irgendwie fühle ich
Kurzschluss-Aktion für Pappardelle mit Salsic-
mich gerade durch diese Kochanleitung stark
cia, Auberginen und Harissa-Tomatensoße.
eingeschränkt. Die Angst, etwas falsch zu ma-
Nudeln gehen immer, und ich hab keinen
chen, ist unerwartet groß. Stress. Und sowieso
Bock auf ’nen Riesen-Aufriss in der Küche.
… wieso hab ich Auberginen gekauft? Enttäu-
Sandra strahlt schon an der Kasse. Ich greife
schung macht sich breit. Ich hasse Aubergi-
mir also schnell alle aufgelisteten Zutaten.
nen. Jetzt denken sich bestimmt viele: „Ach,
Schlimm der Moment, in dem du zwei ein-
Juju, Auberginen sind doch ganz lecker, zum
zelne Knoblauchzehen kaufen musst, weil es
Beispiel mit Hackfleisch gefüllt.“ Ja. Dinge,
das Kochhaus-Rezept so verlangt. Ich fühle
die mit Hackfleisch gefüllt sind, sind immer
mich schon wieder opferig und schäme mich.
lecker. Sogar wenn es ein lilafarbener ge-
Foto: Guido Woller
Mama mir Playmobil hingestellt. Ich fand Ich winde mich aus dem gut gelaunten Bera-
schmacksarmer Schwamm ist. Diesen schneide ich also in kleine Würfel und brate die mit den ausgedrückten Salsiccia-Würsten und Schalotten an. Riecht lecker. Nudeln in den Topf, dann kommt die Harissa-Tomatensoße (eine Fertigsoße) zum Gemüse, bisschen Wasser, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Zucker und
Cocktails and more... Mo. - Sa. 20.00 Uhr Sonntag geschlossen
frischen Oregano drauf, ziehen lassen, fertig. Auf dem Teller wird das Ganze mit geriebenem Pecorino garniert. Schmecken tut’s. Keine große Kunst, sieht aber alles stark ambitioniert aus. Und das ist auch die Crux an der Geschichte. Für mich ist Kochhaus das Instagram der Hobbyköche. Ich will doch mit meinem Erfahrungsschatz in der Küche wachsen und selbst rausfinden, wie gutes Essen funktioniert. Und eben auch mal auf die Schnauze fallen. Was gibt es denn Schöneres, als sonntags den Kühlschrank zu öffnen und zu überlegen, was man aus den letzten Zutaten noch Apartes zusammenschmeißen kann? Den Endverbraucher ein fertiges Gericht so perfekt wie möglich nachkochen zu lassen … ich weiß nicht. Für mich ist das seelenlos. Brauch ich nicht. Wie Playmobil eben.
Jurassica Parka
Kochhaus Bergmannstraße 94, Kreuzberg Schönhauser Allee 46, Prenzlauer Berg Akazienstraße 1, Schöneberg Kochhaus.de
Bergmannstr. 104 · 10961 Berlin
40 REZEPT
Kreative Tradition Sie sind ein eingespieltes Team, privat wie
Tapas aus aller Damen Länder. Bunt durchei-
beruflich: Tim leitete früher renommierte
nandergewürfelt ist auch das Küchenteam, das
Fünf-Sterne-Hotels, Vitali war in der Touris-
Inspirationen aus Spanien, Italien und Peru
musbranche selbstständig tätig. Dass beide
einbringt. „Für den Sommer haben die Jungs
reichlich Erfahrung haben, andere sich gut
aus der Küche ein neues Gericht auf die Karte
fühlen zu lassen, sieht man schon der Einrich-
gehoben: Dorade mit Safran-Couscous, Erb-
tung an: Das Eckrestaurant strahlt eine ge-
sen-Minz-Püree, Miso-Mayonnaise, Zucker-
mütliche, aber kreative Wohnzimmer-
schoten und Wassermelone“, erzählt Vitali der
atmosphäre aus. Dabei helfen viel dunkles
SIEGESSÄULE Gourmet. Wie bei allen neuen
Holz, ein altes Klavier, warmes Licht und fri-
Gerichten werden die Kreationen zunächst
sche Blumen. Eine ähnliche Balance zwischen
mehrmals probegekocht, bis alle hundertpro-
Tradition und Kreation bietet auch das kulina-
zentig zufrieden sind. „Persönlich macht es
rische Konzept: hochwertige deutsch-europäi-
mir sehr viel Spaß, die Grundidee immer wei-
sche Küche, modern interpretiert und mit
ter aufzupimpen“, so Vitali. Er verrät: Für das
mediterranem Twist. So findet sich auf der
Gelingen des Rezepts ist es entscheidend, dass
Karte neben Wildkräutersalat mit eingelegter
die Dorade auf den Punkt genau gegart ist.
Mango, Limetten und Minze etwa ein Rinder-
Dafür brät man sie zuerst in der Pfanne an,
tatar mit marinierter Gelber Beete und Wach-
bevor man sie dann in den Ofen schiebt.
telei. Samstags und sonntags lädt das
„Wenn der Fisch glasig wird, ist der perfekte
Neumond zum Brunch. Neben ausgefallenen
Moment, ihn rauszuholen.“
Eierspezialitäten locken hier verschiedenste
Carsten Bauhaus
Fotos: Daliah Hoffmann, Neumond
Mit dem Neumond erfüllten sich Vitali Müller und sein Partner Tim Hansen Anfang 2017 einen Lebenstraum: ein Restaurant zum Wohlfühlen mit hochwertiger, moderner Küche. SIEGESSÄULE Gourmet bat die beiden um ein Rezept für den kulinarischen Sommer. Kreiert haben sie für uns eine saftig-zarte Dorade mit köstlichem Safran-Couscous
REZEPT 41
Neumond BorsigstraĂ&#x;e 28, Mitte www.neumond-restaurant.de
42 REZEPT
Tim & Vitalis Rezept für den Sommer:
Dorade mit Safran-Couscous, Erbsen-Minz-Püree, Miso-Mayonnaise, Zuckerschoten und Wassermelone Rezept für zwei Personen
Zuerst die Erbsen zusammen mit der Sahne und der Minze köcheln lassen. Wenn die Erbsen weich sind, den Limettenabrieb dazugeben und pürieren. Unbedingt darauf
Dorade 400 g Doradenfilet 50 g Mehl Kräuter der Provence Salz, Pfeffer Erbsen-Minz-Püree 150 g TK-Erbsen, die schmecken am besten 50 ml Sahne 6 Blätter Minze Zeste von einer halben Limette Salz, Pfeffer, Zucker Miso-Mayonnaise 50 g hausgemachte Mayonnaise 5 g Miso-Paste ein Spritzer Zitronensaft Salz, Pfeffer, rosa Pfeffer Safran-Couscous 200 g Couscous 0,5 g Safran-Fäden 200 ml hausgemachte Gemüsebrühe Salz, Pfeffer, Koriander ein Spritzer Zitronensaft Sonstiges Wassermelone Olivenöl
achten, dass die Erbsen vor dem Pürieren noch grün sind. Danach mit Salz und Pfeffer abschmecken. Nun die Gemüsebrühe zusammen mit Safran-Fäden aufkochen und Couscous dazugeben. Mit Folie bedecken und 15 Minuten ziehen lassen. Danach mit Salz, Pfeffer, Koriander und Zitronensaft abschmecken. Währenddessen das Mehl mit den Kräutern vermischen und damit die Hautseite der Dorade mehlieren. Den Fisch ein wenig salzen und bei niedriger Temperatur knusprig anbraten. Anschließend bei 140 Grad im Ofen ca. 3–4 Minuten „ziehen“ lassen, bis der Fisch glasig wirkt. Nun ist er fertig. Beim Servieren ein wenig Salz, Pfeffer und Zitronensaft dazugeben. Jetzt nur noch die Melone in Würfel schneiden und anbraten, bis diese leicht karamellisiert sind.