Mein Schöner Garten, september 2015

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erleben+entdecken

Eine tolle Fernwirkung haben die versetzt hintereinander angeordneten Drifts aus Indianernessel (Monarda ‘Scorpion’), Sonnenbraut (Helenium ‘Waltraut’) und dem weißen Sämling des Ehrenpreises (Veronica ‘Fascination’)

Feuer und Flamme Lianne Pot liebt Gräser und pflegeleichte Präriebeete. In ihrem Schaugarten in der Nähe von Groningen in den Niederlanden kann man jetzt farbenprächtige Kombinationen bestaunen

Fotos: Josef Bieker (3), Ulrike Romeis

für die Prärie


„Zu den Schönheiten der Prärie gehören tief wurzelnde Gräser, Stauden und Zwiebelblumen, die Trockenheit vertragen“

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chte Prärielandschaften in Nordamerika hat die niederländische Gartengestalterin Lianne Pot vor einigen Jahren auf einer Rundreise durch Kansas, Missouri, Dakota und Nebraska lieben gelernt. „Ich war so fasziniert von dieser wilden und natürlichen Mischung aus Gräsern und tief wurzelnden bunten Stauden, dass ich sie im europäischen Klima pflanzen wollte“, erzählt sie voller Begeisterung. Ihr großes Plus: Als Besitzerin einer Gärtnerei für Ziergräser hatte sie eine entsprechend große Fläche für Beispielbeete zur Verfügung. „In einigen Bereichen habe ich nach natürlichem Vor-

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bild einen Mix aus verschiedenen Arten gewählt, an anderer Stelle setzen große, meist hintereinander gestaffelte Gruppen einzelner Gattungen wie Indianernessel, Sonnenhut oder Prachtscharte gestalterische Höhepunkte.“ Dabei betont die Fachfrau den Unterschied zwischen echter Prärie und prärieähnlichen Pflanzungen: „An Naturstandorten ist der Gräseranteil mit über 90 Prozent sehr hoch. Typische Vertreter sind Rutenhirse (Panicum), Moskitogras (Bouteloua), das nach Honig und Koriander duftende Tautropfen-Gras (Sporobolus) sowie das Gamba- oder Bartgras (Andropogon).“ In ihren Musterbeeten machen die Gräser nur

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1 Das Palmlilien-Mannstreu (Eryngium yuccifolium) ist eine graublättrige nordamerikanische Art, das Laub ähnelt dem einer jungen Palmlilie. Die grünlich-weißen Köpfe sitzen auf bis zu 120 cm hohen Stielen. Im Hintergrund blüht die Blaunessel (Agastache ‘Black Adder’). 2 Die Prachtscharte (Liatris spicata) lockt mit ihren lilafarbenen walzenförmigen Blütenständen Schmetterlinge an und ist ein perfekter Partner des gelben Sonnenauges (Heliopsis var. scabra ‘Asahi’). 3 Zur dunkellaubigen Fetthenne ‘Karfunkelstein’ hat die Gestalterin das HerbstHelmkraut (Scutellaria incana) kombiniert September 2015 | MEIN SCHÖNER GARTEN

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„Ich genieße den Farbwechsel von Blau und Weiß im Frühjahr bis zum Herbstfeuerwerk in Orange, Rot und Braun“ einen Anteil von 50 Prozent aus. Man trifft hier auch auf Chinaschilf, GartenReitgras oder Japanisches Berggras. Blickfänge sind jedoch Blütenstauden, mit deren Farben und Formen die Gestalterin bewusst spielt. „Flache Blütenteller von Schafgarbe und Fetthenne kombiniere ich mit vertikalen Formen von Blaunessel, Blauraute, Prachtscharte oder der kleinblütigen Prachtkerze “, erklärt Lianne Pot. „Da viele typische Präriestauden erst im Hochsommer voll aufblühen, habe ich die Beete mit Wildtulpen, Zierlauch, Milchstern und Steppenkerzen (Camassia) ergänzt.“ „Ich lade jeden gerne ein, in meinem Schaugarten die Magie der

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Präriepflanzungen zu erleben. Zudem habe ich aufgrund langjähriger Erfahrung Kombinationen entwickelt, die sich zum Nachpflanzen im Hausgarten eignen“, ergänzt die Niederländerin. Ob „Farbmischung Violett-Blau-Rosa“ oder „Amerikanische Prärie“: Eine vollsonnige Beetfläche sollte mindestens 10 Quadratmeter groß sein, der durchlässige Boden unkrautfrei. Lianne Pot empfiehlt, 7 bis 9 Pflanzen pro Quadratmeter zu setzen und den Boden anschließend mit einer 8–10 cm dicken Mulchschicht aus Lavasplitt zu bedecken. Das unterdrückt Unkraut und verhindert ein Austrocknen des Bodens. Beate Leufen-Bohlsen

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1 Für prärieartige Pflanzungen eignen sich das hellgrüne Japanische Berggras (Hakonechloa macra) sowie die Horste des aus Neuseeland stammenden Roten Tussock-Grases (Chionochloa rubra). 2 Der Sonnenhut (Rudbeckia fulgida var. deamii) kommt gut mit Trockenheit zurecht und bringt die Rabatte mit Blauer Wald-Aster ‘Little Carlow’, weißer Schirm-Aster (Aster umbellatus) und Chinaschilf (Miscanthus sinensis ‘Ferner Osten’) zum Leuchten. 3 Pretty in Pink zeigen sich Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea ‘JS Purple Prairie’) und Wasserdost (Eupatorium maculatum ‘Riesenschirm’), begleitet vom Garten-Reitgras (Calamagrostis acutifolia ‘Karl Foerster’)

Fotos: Josef Bieker (5), Ulrike Romeis

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Natürlichen Charme versprüht der Riesen-Sonnenhut (Rudbeckia maxima). Seine gelben, nach unten zeigenden Strahlenblüten sitzen auf hohen Stängeln mit blau bereiftem Laub

Die Prärie erleben

4 Eine wenig bekannte Art für den Präriegarten ist die gelb blühende Senna (Senna marilandica). Die robuste Staude wird bis zu 150 cm hoch und knapp einen Meter breit. Das Leguminosengewächs lockt Bienen und Vögel an. 5 Rottöne wirken kraftvoll, wie die Kombination von Kerzen-Knöterich (Persicaria amplexicaule ‘Firetail’) und Wasserdost ‘Riesenschirm’ deutlich macht. Da muss man schon genau hinschauen, um die violetten Blüten der Blaunessel (Agastache) dazwischen zu entdecken

쐌 Auf einer Fläche von 3 500 Quadratmetern wurde der Schaugarten vor sieben Jahren mit mehr als 12 000 Pflanzen angelegt 쐌 Adresse: Lianne’s Siergrassen Jan Gosseswijk 31 NL-9367 De Wilp www.prairietuin.nl 쐌 Öffnungszeiten: vom 21. März bis 1. November, von Donnerstag bis Samstag, 9 bis 17 Uhr 쐌 Termine: Jubiläumstage vom 28. August bis 6. September mit Vorträgen und Workshops

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