AA Megève-Mont Blanc

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alpeNADRIA Megève | Savoie Mont Blanc

Alpines Kleinod Das prominente Ski-Resort Megève gibt sich im Sommer gemütlich

und pittoresk. Im Ortskern kommen Kunstliebhaber und im Umland die Wanderer auf ihre Kosten.

Zur Erkundung Megèves eignet sich eine halbstündige Kutschfahrt prächtig. Start und Ziel der Tour ist der zentrale Dorfplatz (oben). Mondäne Galerien lassen die Herzen der Kunstfans höher schlagen (rechts).

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egève, die Gemeinde im französischen Département Haute-Savoie, ist ein Ort mit zwei Gesichtern: In der Skisaison geht es hier edel und fast schon elitär zu. Zwischen November und März tummeln sich im Ortskern und auf den umliegenden Pisten der Savoier Alpen nicht nur die rund 4 000 Einwohner, sondern – im Schnitt – 40 000 Touristen. Es sind die Wohlhabenden, Prominenten und diejenigen, die sich dafür halten, die aus Megève eine Winterversion von Saint-Tropez und die wahrscheinlich mondänste Winterdestination in den französischen Alpen machen.

Der Grundstein für das Jet-Set-Leben auf Zeit wurde von der legendären Familie de Rothschild gelegt. Die eingeheiratete Baronin Noémi verliebte sich in das bis dato nahezu unbekannte Plätzchen und überredete ihren Gatten Maurice zu Anfang des 20. Jahrhunderts, sowohl Geld als auch seinen guten Namen zu investieren. Das Schweizerische St. Moritz diente dabei als Vorbild.

Rothschilds Hotel-Palast Ab 1915 wurde ein exklusives Ski Resort aufgebaut, das mit der Eröffnung des Mont d‘Arbois Palace sowie Einweihung des ersten Skiliftes seinen vorläufigen Abschluss fand.

Inhaber des Hotels ist nach wie vor die Familie de Rothschild, mittlerweile gehört es zudem zum illustren Kreis der Hotelkooperation Relais & Chateau. Ein ganz anderes Bild bietet Megève in der übrigen Zeit des Jahres. Zumindest auf den ersten Blick. Einen Eindruck kann man sich bei einer gemütlichen Kutschfahrt, die über die Tourist-Info für 20 Euro buchbar ist, verschaffen. Entspannt geht es auf den gepflasterten Straßen eine halbe Stunde lang kreuz und quer durch das Dorf. Auffällig dabei ist vor allem, wie gediegen und pittoresk sich der Ortskern, der von dem stolz in die


Zudem scheint Megève ein großes Herz für Kunstliebhaber zu haben. Nicht nur das sehenswerte Heimatmuseum lohnt einen Besuch. Direkt daneben werden Liebhaber von Design und Inneneinrichtung in den drei Shops Antiquités & Décora­tion, Squaw Valley und La Grange aux Moines, die in einem historischen Gebäude untergebracht sind, fündig. Dazu lockt auch eine erstaunlich große Zahl an Galerien: In insgesamt neun findet sich Klassisches, Modernes, Lustiges und zum Teil auch Skurriles, so dass sich Besucher hier nicht nur an einem der äußerst seltenen Regentage einige schöne Stunden bereiten können.

Fotos: Fennel | Textopix

Idyllische Seen und Wasserfälle

Höhe aufragenden Kirchturm geprägt wird, präsentiert. Am Mittelpunkt des Ortes, dem Place de l‘Eglise, und in der gesamten Fußgängerzone sind sie dann aber doch zu finden: die wichtigsten Mode-, Schmuck- und Uhrendesigner dieser Welt. Erfreulicherweise ist die Präsentation angenehm zurückhaltend. Beim Anblick der Häuser, in denen sie untergebracht sind, springen zunächst die schmucken Fassaden und danach erst die kostspieligen Luxus-Güter ins Auge.

Trotz alledem sollte man sich irgendwann von den schönen Künsten verabschieden, den Ortskern verlassen, stattdessen die Umgebung unter die Lupe nehmen. Naturliebhabern stehen dazu über 150 Kilometer markierte Wanderwege

auf Höhen von 1 100 bis 2 300 Metern zur Verfügung. Sie sind in landschaftlich reizvoller Lage angelegt und führen zu idyllischen Seen oder auch Wasserfällen. Wer Glück hat, entdeckt unterwegs auch einige Artgenossen der hier heimischen Fauna wie Murmeltiere, Hirsche oder Füchse oder kann den Adlern bei ihrem majestätischen Flug am Himmel zusehen. Hoch hinauf geht es für Sport-

Poterie Pénélope Wer in einem der Restaurants oder Cafés von Megève die angebotenen Köstlichkeiten zu sich nimmt, sollte sich die Tischdekoration näher ansehen. Mit etwas Glück genießt er die Leckereien auf pastellfarbenem und handgemachtem Geschirr aus der örtlichen Töpferwerkstatt Pénélope. Benannt ist sie nach der Inhaberin, die mit der Werkstatt gemeinsam mit ihrem Ehemann Pasqual Rambaud vor zehn Jahren den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Inzwischen haben sie sich einen Namen gemacht, so dass sie die kunstvoll und mit viel Liebe gefertigten Gegenstände wie Teller, Tassen, Vasen, Dekoschalen und noch vieles mehr an die örtliche Gastronomie verkaufen. Im Sommer 2008 eröffneten sie mitten im Dorfzentrum zusätzlich ein eigenes Ladenlokal, in dem nun Einheimische und Gäste gerne zum Stöbern kommen. „Wir haben viele Stammkunden, die ihren jährlichen Urlaub hier nutzen, um ihr Service zu komplettieren“, erzählt die Chefin stolz. Seit einiger Zeit bietet sie darüber hinaus auch einen Bestellservice auf ihrer Internetseite an. Der vergrößerte Kundenstamm macht allerdings sehr viel Arbeit, da das Ehepaar ihre Schätze nicht aus der Hand geben möchten: „Im Grunde genommen arbeiten wir rund um die Uhr. Einer von uns produziert nachts die Ware und der andere verkauft sie tagsüber im Shop. Damit es auf Dauer nicht zu eintönig wird, wechseln wir uns ab.“ Nach einigen Experimentierphasen haben sie sich mit ihrem „sweet colouring“ Stil im Markt durchsetzen können: Pastellfarbene Muster werden auf den Tonprodukten eingraviert. Dadurch erhält ihre Ware eine sehr kindliche und spielerische Anmutung. „Das Leben kann beschwerlich genug sein. Wir möchten die Menschen mit unseren hellen und freundlichen Produkten erfreuen“, so Pénélope. Als verbindendes Element sieht die den örtlichen Edelweiß, der auf nahezu allen ihren Kreationen zu finden ist. www.poteriepenelope.com 17


alpeNADRIA Megève | Savoie Mont Blanc Der Le Calvaire ist der bereits im 19. Jahrhundert entstande Kreuzweg, an dem sich 14 Kapellen aufreihen, die den Leidensweg Christi dokumentieren (rechts).

liche schlicht per Pedes. Wem dies zu mühsam ist, der kann auch die Sessellifte nutzen oder den Aufstieg teilweise im Auto unternehmen. Wir entscheiden uns, dem Lac de Javen einen Besuch abzustatten. Für das letzte Stück sind die Wanderschuhe schnell geschnürt, und obwohl es stets leicht bergan geht, sind wir eine gute halbe Stunde später am idyllischen Ziel angelangt. Man hat von hier aus – wie von vielen Stellen rund um Megève – einen traumhaften Blick auf den Mont Blanc (siehe S. 19). Da wir uns diesem nur schwer entziehen können und uns seit einiger Zeit ohne-

Laiterie Gaiddon Schon seit 1932 existiert im Ortszentrum von Megève der Milch- und Käseladen Gaiddon. Bis heute ist er im Familienbesitz der Namensgeber. Wer sich einmal in ihn verirrt, hat – zumindest wenn er Fan der französischen Käsevielfalt ist – Schwierigkeiten wieder den Weg hinaus zu finden. Man kann sich an der Auswahl in der Theke kaum satt sehen und nutzt nur gar zu gerne die freundliche Aufforderung des Personals, doch das eine oder andere zu kosten. Erschwerend hinzu kommt das vor einigen Jahren eröffnete kleine Café im Hinterzimmer des eigentlichen Ladenlokals. Hier kann man sich richtig satt essen und sollte sich vor allem den typischen Megève-Joghurt nicht entgehen lassen. Die Betreiber gehen mit der Zeit und haben zusätzlich einen WLan-Anschluss installiert, so dass beispielsweise das Abrufen der Mails hier nebenbei auch noch erledigt werden kann. Inzwischen hat sich das Geschäft zu einer Art Feinkosttheke der Region entwickelt, in der es auch Delikatessen wie hausgemachte Marmeladen oder Tapenaden und Öle zu kaufen gibt. www.laiteriegaiddon.com

hin der kleine Hunger plagt, beschließen wir kurzerhand im Almrestaurant mit Blick auf See und Berg ein Mittagessen einzulegen. Doch bei diesem vorzüglichen und reichhaltigen Drei-Gänge-Menü unter der Sonne sind schnell mal drei Stunden vergangen. Da sind wir doch geradezu froh, auf dem Weg zurück zum Auto doch noch ein wenig wandern zu können. Während des Abstiegs zurück in Richtung Megève wird überdeutlich, dass die Gemeinde – Winterpromis hin oder her – im Grunde genommen doch ein Alpendorf geblieben ist. Die ursprüngliche Architektur ist über die Jahrzehnte hinweg beibehalten worden, so dass bis heute Steine und Holz die Anmutung der Gebäude dominieren. Nach wie vor leben und arbeiten hier über 50 Landwirte. Dass diese Aussage mitnichten ein Gerücht ist, stellen wir bereits nach wenigen Minuten fest, als wir uns mitten in einer Rinderherde wiederfinden, die unter Führung von Landwirt, Kind, Frau und Hund die Straße hinabgetrieben wird.

Museum zum bäuerlichen Leben Dankenswerter Weise hat die Stadt vor einigen Jahren mit dem täglich geöffneten Musée du Val d‘Arly eine schöne Möglichkeit geschaffen, sich dem Alltag der Menschen in der Region anzunähern. Das kleine Museum ist in einem authentischen Bauernhaus untergebracht und erzählt in einer Ausstellung anhand von typischen Alltagsobjekten die span18

nendsten Geschichten aus dem bäuerlichen Leben. Bevor wir uns diesem widmen, nähern wir uns zunächst noch der Passion Christi an, da wir den Le Calvaire (Kreuzweg) ohnehin passieren. Den Berg hinab am Wegesrand befinden sich 14 Kapellen, in denen zahlreiche aus Holz geschnitzte Szenen der biblischen Erzählung dargestellt werden. Der Kreuzweg von Megève wurde bereits im 19. Jahrhundert angelegt und in den vergangenen beiden Jahren mit Hilfe von staatlicher und kommunaler Unterstützung aufwändig restauriert.

Multiaktiv mit einem Pass Besuchern, die einen längeren Aufenthalt planen, sei der „multi activités“-Pass von Megève empfohlen. Zum Preis von 45 Euro für Erwachsene und 30 Euro pro Kind (bis 14 Jahre) können sieben Tage lang die Lifte Rochebrune, Jaillet und Mont d‘Arbois und Aktivitäten wie unter anderem Sommerschlittenbahn, Sportstadion, Schlittschuhlaufen im Eislaufstadion kostenlos genutzt werden. Überdies sind die Fahrten mit den Bussen im Preis enthalten. Snežana Šimičić


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anz im Gegensatz zu Stephan, der beim Anblick der einmotorigen Maschine „Jodel D140 Mousquetaire“ kurz davor ist einen Rückzieher zu machen, strahle ich Michel Loviny regelrecht an. Er ist schließlich derjenige, der uns heute einen wirklich sagenhaften Ausflug bescheren wird: Mit ihm als Piloten der 180 PS-Maschine werden wir uns auf einen 30-minütigen Rundflug über das Mont Blanc-Massiv begeben – und ich leide glücklicherweise nicht an Flugangst. Nach kurzer Einweisung ist es dann auch schon soweit: Vom Altiport Megève Côte 2000 aus geht es schnurstracks ab in den Himmel und dann Richtung Nordwesten. Schnell sind wir

Rundumblick

Ein Rundflug über das Mont Blanc-Massiv bietet spektakuläre Ausblicke auf den „weißen Riesen“ – und kann mitunter auch Flugangst heilen. auf unserer Flughöhe von 2 800 Metern angelangt und überqueren zunächst die Städte St. Gervais und den bekannten Wintersportort Chamonix. Ab hier heißt es dann für längere Zeit Abschied nehmen von der Zivilisation, denn unter uns erkennen wir zunächst das Eismeer und kurz darauf auch schon La Vallée Blanche. Endlich sind wir an den Gletschern von Bossons und Bionnassay angekommen. In dieser Phase des Fluges bin ich über die Panorama-Haube, die unser fliegendes Gefährt von oben abschließt, mehr als dankbar. Ich kann nach allen Seiten schauen, staunen und die wirklich spektakulären Einblicke in dieses Naturwunder genießen. Respekt habe ich allerdings vor den buntgekleideten Kletterern, die sich hier in imposanter Höhe bei nicht gerade karibischen Temperaturen daran machen, allein aus mensch­licher Kraft heraus die Gletscherwände zu erklimmen. Ich bin froh darüber einen fliegenden Chauffeur zu haben, der mich mehr als bequem scheinbar mitten hinein in das gewaltige Naturwunder verfrachten kann. Stutzig werde ich allerdings in dem Moment in dem ich erkenne, dass wir uns hier in einer Sackgasse befinden. Michel macht keinerlei Anstalten die Geschwindigkeit zu drosseln und ich habe mehr als einmal das Gefühl, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um den Berg berühren zu können. Das Wendemanöver gerät meiner Meinung nach schließlich eine Spur zu zackig, doch der Profi weiß mich zu beruhigen: „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Ich bin mehrmals täglich

hier“, höre ich seine Stimme über die Kopfhörer. Wie beruhigend… Natürlich behält er recht und nur wenige Sekunden später befindet sich das Massiv in unserem Rücken. Schade eigentlich. „Meinetwegen könnten wir gerne noch eine Runde machen“, schlage ich vor, registriere dann aber, dass Stephan unruhig auf seinem Sitz hin und her rutscht. Kein Problem. Die Zeit drängt allmählich ohnehin und wir queren auf unserem Rückweg ja auch noch den durchaus sehenswerten Mont Joly. Zurück auf dem festen Boden des Landeplatzes steigt Stephan zwar mit leicht zittrigen Beinen und etwas blass im Gesicht aus, überrascht aber alle Beteiligten: „Das war vielleicht genial! Wann fliegen wir noch mal?“ sim

Ein Flug zum Mont Blanc ist alles – außer langweilig. Völlig neue Perspektiven eröffnen sich beim Blick auf die Gletscher (oben). Aus der Glaskanzel des Fliegers heraus scheint es, als könne man die Gipfel berühren (links). 19


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