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Klavierkonzert Nr. 15 B-Dur

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DEMNÄCHST

DEMNÄCHST

ZUM WERK WOLFGANG AMADÉ MOZART Klavierkonzert Nr. 15 B-Dur

EIN KONZERT, DAS SCHWITZEN MACHT

VON FLORIAN HEURICH Im ohnehin schon hektischen, schweisstreibenden Leben Mozarts zwischen Konzertdarbietungen, privaten Auftritten und Kompositionsaufträgen war das Frühjahr 1784 eine ganz besonders arbeitsreiche und kreative Zeit.

Jeweils donnerstags gab er Privatkonzerte beim russischen Botschafter in Wien, montags und freitags beim Grafen Johann Esterházy und dazu diverse öffentliche Konzerte in verschiedenen Wiener Sälen. Zudem veranstaltete er eine Reihe von Abonnementskonzerten in der gemeinsam mit einem befreundeten Pianisten angemieteten Halle des Trattnerhofs, bei denen er an drei aufeinanderfolgenden Mittwochen als Zugpferd selbst auftrat. «Die Nobleße souscribirte sich daß sie keine lust hätten wenn ich nicht darin spiellte», schrieb Mozart an seinen Vater. Tatsächlich erfüllte er sämtliche Erwartungen des anspruchsvollen Publikums mit ausgesprochen virtuosen, schwierigen und zugleich innovativen Kompositionen wie dem Klavierkonzert B-Dur, KV 450, das er am 24. März 1784 erstmals zum Besten gab. Dieses, wie auch das darauffolgende KV 451 beschrieb er als «Concerten, welche schwizen machen» wegen ihrer «schwürrigkeit».

Das B-Dur-Klavierkonzert ist das erste, das Mozart zu seinen ‹grossen› Konzerten rechnete. Es ist nicht nur der Auftakt für eine das Regelwerk der klassischen Konzertkomposition sprengende Behandlung des Soloinstruments, sondern auch ein Meilenstein in der Entwicklung des Orchesters mit immer raffinierter und vielschichtiger werdenden Besetzungen. Während zuvor die Streicher die führenden, wenn nicht sogar die einzigen Begleitinstrumente waren, so spielen nun die Bläser eine immer wichtigere Rolle und fügen dem Orchestertutti neue Klangfarben hinzu. Ungewöhnlich ist in dieser Hinsicht schon die Einleitung des Konzerts: Der Anfang gehört den Holzbläsern, die Violinen und Bratschen antworten, und es entspinnt sich ein kurzes Wechselspiel der Instrumentengruppen, wobei die Holzbläser immer solistisch hervortreten.

Dass diese Orchesterbesetzung mit obligaten Bläsern im damaligen Musikbetrieb nicht immer verfügbar war, dessen war sich Mozart durchaus bewusst. So schrieb er etwa, als er einige Monate nach der Uraufführung dieses Konzert zusam-

Die Familie Mozart am Klavier (v.l.: Schwester Maria Anna, Wolfgang Amadé, Porträt der verstorbenen Mutter Anna Maria, Vater Leopold), Porträt von Johann Nepomuk della Croce (1736–1819), um 1780

men mit den anderen zur selben Zeit entstandenen Klavierkonzerten von Wien nach Salzburg schickte: «[...] glaubte ich und glaube noch, daß sie wenig gebrauch davon werden machen können, indemme [...] 3 ganz mit blasinstrumenten obligirt sind, und sie selten dergleichen Musique machen.» Auch das Klavier präsentiert sich von Anfang an durchaus exzentrisch, setzt mit einer Kadenz ein, bevor es das erste Thema vorstellt, und dies völlig unerwartet, entgegen allen Regeln quasi einen Takt zu früh.

Nach derartigen Überraschungseffekten ist der langsame 2. Satz ganz klar gegliedert als Thema mit Variationen. Die Variationen des Klaviers wirken fast wie frei improvisiert mit ihren spontanen, virtuosen Verzierungen. Nicht nur durch die Hörner im Orchester, auch durch das Tempo, den vorwärtsdrängenden Rhythmus und signalartige Einwürfe weist der letzte Satz einen gewissen Jagdcharakter auf, wobei das Klavier aber immer wieder für Kantabilität sorgt.

Mozarts schier rastlose Konzerttätigkeit in den Frühlingsmonaten des Jahres 1784 führte dazu, dass er, wie er schrieb, «letzthin müde geworden – vor lauter spielen» sei. Durch die Erfolge beim Wiener Publikum mit überraschenden Werken wie dem Klavierkonzert KV 450 konnte er aber auch feststellen: «und es macht mir keine geringe Ehre daß es meine zuhörer nie wurden.»

Klavierkonzert Nr. 15 BDur

BESETZUNG Klavier solo, Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher

ENTSTEHUNG 1784 in Wien

URAUFFÜHRUNG 24. März 1784 im Wiener Trattnerhof mit dem Komponisten als Solist

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