GRAU & GELB »Es ist heilsam, sich mit farbigen Dingen zu umgeben." Prentice Mulford
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Das neue Jahr ist angebrochen und mit ihm kamen auch beim sisterMAG einige Neuerungen. Das begann bei unserem Team, welches jetzt von Christina und Sophie im Content und Lale im Design tatkräftig unterstützt wird und zieht sich bis zu den Meta-Themen, die dieses Jahr unsere Ausgaben durchziehen. Ihr habt es vielleicht schon auf dem Cover entdeckt, dieses Jahr dreht sich bei uns alles um Farben. In der ersten Ausgabe sind das »Grau und Gelb«, wie schon im letzten Jahr mit drei Sektionen zu »Marmorgrau und Aschblond« (die ihr gerade lest), »Nebelgrau und Safrangelb« und schließlich »Elefantengrau und Kanariengelb«. Entstanden ist dabei ein bunter Mix aus Themen von den schönsten Cafés mit Marmorinterieur über leckere Rezepte mit Safran bis zu gelben Karten im Frauenfußball. In unserer ersten Sektion besuchen wir unter anderem Künstlerin Tina Rainford und das Design Studio Oink und lassen uns einige tolle Tipps zum perfekten Flatlay auf einem Marmortisch von Bloggerin Ruth, Strawberry Pie, geben. Außerdem gehen wir der Herkunft blonden Haares auf den Grund und stellen uns die Frage: Haben Blondinen wirklich mehr Spaß? Wer uns auf unseren Social Media Kanälen (Instagram:
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sister_mag ) folgt, der hat vielleicht schon mitbekommen, dass der Januar für uns ein echter »Event Monat« war. Zwischen dem Kick Off Event zur Alpro H.A.P.P.Y. Challenge und einem Tasting der neuen Coke Zero Sugar (dazu mehr in der nächsten Sektion), machten wir uns auf den Weg nach Köln. Dort zelebrierten wir mit unserem Partner SCHOTT CERAN® einige ganz andere Neuheiten und Innovationen 2017. Besonderes Highlight war dabei CERAN® Miradur, das erste kratzresistente Glaskeramik Kochfeld. Klingt unglaublich, aber wir haben selbst vergeblich versucht, mit einem Schlüssel Spuren darauf zu hinterlassen! Wie die Innovation funktioniert und welche anderen Trends, auch im Food und Interior Bereich, dieses Jahr auf uns zukommen werden, lest ihr im Event Bericht. Einen Neujahrsvorsatz, den wir uns dieses Jahr gesetzt haben: ganz viel selber machen und euch tolle Menschen vorstellen, die wundervolle, handgemachte Produkte kreieren. Diesem Vorsatz sind wir auch bereits im Januar gefolgt und so seht ihr auf dem Cover dieser Ausgabe Illustratorin und sisterMAG Freundin Jeannette Mokosch, die auf unserem Alpro Event den Teilnehmern und auch unserem Team so richtig Lust auf Handlettering machte. Außerdem findet ihr in dieser Sektion Rezepte zu köstlichen »Glaskeramik« Küchlein von »Törtchen, Törtchen«, sowie DIY Downloads zu Papierdiamanten, mit denen wir die Location unseres SCHOTT Events schmückten und tolle Notizhefte in Marmoroptik. Diese sind auch schon fleißig im Einsatz – zum Ideen aufschreiben für die nächsten DIYs. Wir freuen uns sehr auf das neue sisterMAG Jahr, mit vielen spannenden Themen, interessanten Partnern, treuen und neuen Kontributoren und natürlich ganz besonders euch, unseren Lesern!
m a e T G A M r e t s Euer si SISTER-MAG.COM
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Inhaltverzeichnis 10
THE WISHLIST
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DIE HINGABE
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Marmorgrau & Safrangelb
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Camille Claudels MarmorKunst
LINA MALLON
COFFEE DESIGN GUIDE
Wie es ist, blond zu sein
Interior-Trends im Check
VOM CRYSTAL PALACE BIS ZUM EIFFELTURM
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Eisen als Bauelement des Industriezeitalters
118 KATHAARSTROPHEN
Wie das Blond in die Welt kam
Vom Chamäleon zur Blondine
FOOD & INNOVATION EVENT mit SCHOTT
126 DER SILBERVOGEL IST ZURÜCK IM NEST
CERAN® Die Trends von morgen entdecken - oder erfinden?
Was aus dem »Silverbird« Tina Rainford wurde
86 5 FRAGEN AN...
134 DIE ALPRO H.A.P.P.Y.
STUDIO OINK
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CHALLENGE IST VORBEI – WAS NUN?
MARMOR DIY
Wie du auch weiterhin nach dem H.A.P.P.Y. Programm deinen Ernährungsplan aufbauen kannst
mit sisterMAG
102 FLATLAY –
LICHT UND SCHATTEN
THE NEW
SELFIE
Marmorflatlay
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#28
TEAM & KONTRIBUTO MARKETING
TONI Marketing & Finance
PA R T N E R S
ALEX Vermarktung
K R E AT I O N
DAS COVER FOTOS Zoë Noble MAKEUP & HAIR Aennikin
THEA Chefredaktion & Design
MARIE Design & Kreation
MODEL Jeanette Mokosch KLEID Evi Neubauer EVI Fashion
SONGIE SISTER-MAG.COM
Design
LALE Design
IRA Design
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REN TEXT
O P E R AT I O N S
Maja Hoock majahoock.wordpress.com
Barbara Eichhammer the-little-wedding-croner.de NADINE Operations
LAURA Content Management
Lina Mallon linamallon.de
Eileen Primus einzimmervollerbilder.com
Caroline Ring die-fachwerkstatt.de/ring
Ruth Bähnk strawberrrypie.de FRANZISKA Content Management
BENJAMIN Content Management
Jasmin Tschechne elbmadame.de
sisterMAG Team
LEKTORAT CHRISTINA Content Management
DU? Klick hier zur Jobanzeige
Alex Kords kords.net Christian Naethler @iamvolta Antje Ritter das-korrektiv.de Dr. Michael Neubauer
SOPHIE Content Management
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FOTOGRAFIE
VIDEO
Zoë Noble zoenoble.com
Timo Roth timo-roth.de
Timo Roth timo-roth.de
sisterMAG Team
ÜBERSETZUNG Tanja Timmer @tanjastweets
ILLUSTRATION & LAYOUT Maëlle Rajoelisolo maelle-rajoelisolo.com
HAIR & MAKEUP
STYLING
Aennikin aennikin.de
Evi Neubauer pinterest.com/evin
Alex Kords kords.net Christian Naethler @iamvolta Franziska Winterling @franziefliegt
#28 DOWNLOADS DIY
PARTNER Unsere Partner-Features erkennt ihr am Logo auf der rechten Seite. Wir danken unseren Partnern sehr herzlich, denn ohne sie wäre diese Ausgabe nicht möglich gewesen!
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sisterMAG-DIY Papier Diamanten
REZEPTE
Törtchen mit Spiegelglasur
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sisterMAG-DIY Marmor Heft
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- THE WISHLIST-
Marmorgrau &
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1. TIMEPIECE MARMOR UHR $149.00
2.
& OTHER STORIES CUT-OUT SONNENBRILLE €19
4. DAWANDA KOSMETIKTASCHE €19
3. FJÄLLRÄVEN RE-KRANKEN RUCKSACK €89,90
5. WILD & WOLF VINTAGE MARMOR TELEFON €79,90
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6. & OTHER STORIES AUSGEFRANSTER SCHAL €59
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7. JUNIQUE POSTER VON CHARLOTTE WINTER ab €12
8. »I saw the angel in the marble and carved until I set him free«
AMY & KURT MARMOR KISSEN ab €25
- Michelangelo
9. MADE ELISA KERZENHALTER €28
10.
ANTHROPOLOGIE SEIFE $8.00
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Hingabe
Die
Vertumnus & Pomona, 1905, Camille Claudel. SISTER-MAG.COM
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Marmor ist hart und spröde, so mühevoll und gefährlich er seit 2000 Jahren aus dem Felsen geschnitten wird, so schwer ist Marmor auch zu bearbeiten. Seit der Antike gehört er neben der Bronze zu den bevorzugten Materialien der Bildhauer. Künstlerinnen hatten damit weniger Erfolg – außer Camille Claudel! Sie konnte die flüchtigsten Momente in Stein festhalten. Doch bevor sie berühmt werden konnte, schickte man sie ins Irrenhaus. Te x t : M A J A H O O C K
Eine Frau lehnt an einem Baumstumpf und beugt sich halb zu ihrem Geliebten hinunter. Den Kopf lässt sie auf seinem ruhen. Der Mann hält sie kniend im Arm und und vergräbt sein Gesicht in ihrer Wange. Es gibt nur sie und ihn. Das ist einer der intimen Momente, in dem die Außenwelt verblasst, die Zeit stehenbleibt. So einen flüchtigen Moment für die Ewigkeit in Stein zu meißeln, erfordert Genie. Die 23-jährige Camille Claudel hat ihn in weißen Carrera-Marmor geformt: »Sakuntala« oder »Die Hingabe« (1887) steht heute im Pariser Rodin-Museum. Und weil die Arbeit neben Schönheit
Camille Claudel, 1883
auch das Vergängliche, den unwiderruflichen Moment transportiert, ist sie nicht kitschig, sondern authentisch. Alle wichtigen Kunstzeitschriften loben Camille Claudel Ende der 1880er Jahre dafür, allerdings nie ohne ihren Lehrer Auguste Rodin im selben Atemzug zu nennen. Die Künstlerin
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ist eine Assistentin des 24 Jahre älteren Bildhauers, arbeitet mit seinen 50 anderen Mitarbeitern in seiner Werkstatt. Sie modelliert für ihn Figuren aus Marmor, weil er das spröde Material nicht gerne bearbeitet und formt Details seiner »Bürger von Calais« oder des »Höllentors«. Zwar ähnelt Claudels Plastik »Hingabe« oberflächlich Rodins »Der Kuss«, doch ihr Stil ist eigen und verspielter. Ihre Kunst widmet sich statt vordergründiger Erotik den filigranen Zwischentönen der Liebe wie Selbstvergessenheit, Eifersucht oder eben Hingabe.
1864
geboren wächst Camille Claudel in einem Pfarrhaus in der Champagne auf. Im kalten Mistral-Wind ist das Mädchen alleine in Wäldern unterwegs, besteigt
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Hügel und trägt Tonerde nach Hause, um Figuren von berühmten Persönlichkeiten wie Napoleon daraus zu formen. Der Vater, ein Finanzbeamter, unterstützt sie, als sie mit zwölf Jahren Bildhauerin werden will. Er schickt sie auf eine private Kunstschule und finanziert ihr später ein Atelier in Paris, das sich die 17-Jährige mit Freundinnen teilt. Weil an der staatlichen Kunstakademie nur Männer studieren dürfen, unterrichtet einer der Dozenten die Bildhauerinnen privat in ihrer Werkstatt. So wird der über 40-jährige Auguste Rodin zu Camille Claudels Mentor und es passiert, was tausendfach in solchen Situationen passiert ist: Lehrer und Schülerin beginnen eine Affäre. Ihm imponiert, wie sicher die junge Frau Portraits von ihrem Bruder Paul oder der Greisin Helene modelliert und er nimmt sie in sein Atelier auf. Gemeinsam mit den nackten Modellen Rodins trinkt das bürgerliche Mädchen nun in der wilden Werkstatt immer häufiger Absinth; Rodin stellt auch von ihr Büsten
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Ihre Kunst widmet sich statt vordergründiger Erotik den filigranen Zwischentönen der Liebe wie Selbstvergessenheit, Eifersucht oder eben Hingabe. wie »Aurora« oder »Der Gedanke« her. In unzähligen Arbeiten ist Camilles Gesicht zu erkennen. Ihr Bruder, der berühmte Schriftsteller und Diplomat Paul Claudel, beschreibt es so: »Mit ihrer herrlichen Stirn über wundervollen Augen, von jenem Dunkelblau wie man es fast nur in Romanen findet. Dieser große mehr noch stolze als sinnliche Mund, diese mächtige kastanienbraune Haarmähne, die ihr bis auf die Hüfte fiel. Eine ungeheure Ausstrahlung von Mut, Offenheit, Überlegenheit, Fröhlichkeit.« Doch Camille kann auch ruppig und wild sein. Die Schauspielerin Isabelle Adjani, die 1988 einen Film über die Künstlerin initiiert und sie darin spielt, bezeichnet sie als größte Bildhauerin des 20. Jahrhunderts, erinnert aber auch an Szenen, in denen sie ihren Widersachern Päckchen mit Hundekot zukommen lässt, um ihnen die Meinung zu sagen.
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Rodin, der bereits ein Kind
mit seiner langjährigen Partnerin Rose Beuret und zahlreiche Geliebte hat, führt Claudel in die Salons ein. Das junge Mädchen erhofft sich eine Hochzeit, doch Rodin wird Rose nie verlassen. Dabei reibt er beide Frauen auf: Camille lebt offiziell allein und versteckt sich mit Rodin vor den polternden Szenen seiner Freundin in einem Schlösschen. Verlust und Tod werden Themen ihrer Kunst. »Clotho« zeigt einen Frauenkörper mit welken, hängenden Brüsten und einer bedrohlichen Substanz, die aus dem Leib fließt.
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Das Alter liegt bereits im eigenen Körper angelegt. Camille hat ihre komplette Jugend mit dem »bärtigen Monster« Rodin zugebracht, wie ihr Bruder den älteren Mann nennt. Ihre bekannteste Arbeit »Das Reife Alter« zeigt eine junge Frau, die ihre Arme nach einem alten Mann ausstreckt, der sich von einer Greisin fortziehen lässt. Nach einer abgebrochenen Schwangerschaft trennt sie sich von ihm. Sie freundet sich mit dem gleichaltrigen Komponisten Claude Debussy an, streift mit ihm durch Paris, zeichnet Alltagsszenen auf und will sich eigenständig einen Namen machen. Doch das Geld bleibt aus: »Jedesmal, wenn ich ein neues Modell in Umlauf bringe, rollen Millionen für die Bronzegießer und Händler. Und für mich: 0 + 0 = 0«, schreibt sie.
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Depressiv bringt sie Obdachlose
und Katzen mit in ihre Kellerwohnung voller Müll und feiert Gelage. In ständiger Panik vor Rodin glaubt sie nicht nur, dass er sie vergiften, sondern auch ihre Ideen stehlen will. Ab 1905 zertrümmert sie ihre Statuen systematisch mit dem Hammer. Schließlich bringt man eine aufgedunsene und grell überschminkte Camille Claudel gewaltsam in ein Irrenhaus auf dem Land. Dort wird sie dreißig Jahre lang leben. Details sind aus den vielen Briefen bekannt, die sie ihrem Bruder schreibt, der mittlerweile Schriftsteller und französischer Botschafter in Japan ist: »Vergiß nie, dass deine Schwester im Gefängnis mit lauter Verrückten ist, die den ganzen Tag schreien, Grimassen schneiden und unfähig sind, drei sinnvolle Worte zu äußern.« Schuld gibt sie Rodin, der längst eine neue Geliebte hat: »Er hat nur einen Gedanken: Ich könnte nach seinem Tod als Künstlerin zu Ansehen gelangen und berühmter werden als er.«
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Als Camille Claudel während des Zweiten Weltkriegs mit 79 Jahren durch die Folgen von Unterernährung stirbt, beerdigt man sie anonym. Die Pflegerinnen kennen die einst gefeierte Bildhauerin nur als Schwester des berühmten Paul Claudels. Ob sie wirklich krank war, oder nur eine unangenehme Zeitgenossin, ist heute sehr umstritten.
LITERATUR Anne Delbée »Der Kuß: Kunst und Leben der Camille Claudel«
La valse, 1905, Camille Claudel.
Eine ungeheure Ausstrahlung von Mut, Offenheit, Überlegenheit, Fröhlichkeit.
btb Verlag (01.03.2003) via Amazon Alexandra Lavizzari »Die Muse des Bildhauers« Diana-Verlag München-Zürich, Taschenbuchausgabe via Amazon
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Coffee DESIGN GUIDE
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URBAN BEAN COFFEE MINNEAPOLIS ADRESSEN: 2401 Lyndale Avenue South Minneapolis, MN 55405 822 West Lake St, Minneapolis, MN 55405
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo - Fr: 6:30 - 22:00 Sa: 7:00 - 22:00 So: 7:30 - 22:00 @urbanbeancoffee
Foto: @melissamale
www.urbanbeancoffee.com
Foto: @_yvonnekwok_
NICKEL&DINER NEW YORK ADRESSE: 1 Howard St. New York, NY 10013
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo:
08:00 – 15:00
Di - Fr: 08:00 - 15:00
18:00 - 22:00
Sa:
09:30 - 15:30
18:00 - 22:00
So:
09:30 - 16:00
@nickelanddiner www.nickelanddiner.com
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REBELLE
New York
Foto @eduhwud
ADRESSE: 218 Bowery, New York, NY 10012 (zwischen Prince Street und Spring Street)
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo - Do: 08:00 - 22:00 Fr: 08:00 - 23:00 Sa: 11:30 - 23:00 So: 11:30 - 21:00 @rebellenyc www.rebellenyc.com
CAFE GRATITUDE
LA & SAN DIEGO ADRESSEN: 639 Larchmont Boulevard, Los Angeles, CA 90004 1980 Kettner Blvd, San Diego, CA 92101
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo - So: 08:00 - 22:00
@cafegratitude www.cafegratitude.com
Foto: @clairffee
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OST CAFE NYC NEW YORK
Foto: @_yvonnekwok_
ADRESSEN: 441 E 12th St, New York, NY 10009, USA (an der Ecke von 12th St. & Ave. A)
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo - Fr: 07:30 - 22:00 Sa - So: 08:30 - 22:00 @ostcafenyc www.ostcafenyc.com
CAFE ARTSCIENCE
CAMBRIDGE
ADRESSE: 650 E Kendall Street Cambridge, MA 02142
ÖFFNUNGSZEITEN: Di - Fr: Lunch 11:30 - 14:00 Dinner 17:00 - 22:00 Bar 11:00 - 12:00 Mo & Sa: Dinner 17:00 - 22:00 Bar 17:00 - 12:00 So: geschlossen @cafeartscience www.cafeartscience.com
Foto: @mintnithi
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Vom Crystal Palace bis zum Eiffelturm Text: Barbara Eichhammer
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E E I S E N A L S BAU E L E M E N T D E S I N D U S T R I E Z E I TA LT E R S Kein anderes Material veränderte wohl die Architektur und die Bautechniken des industriellen Zeitalters so maßgebend wie Eisen. Bis heute prägen solch ikonische Bauten wie der Eiffelturm die urbane Topografie europäischer Metropolen und erzählen von der Kulturgeschichte ihrer Zeit, von Macht und Raumdenken, von der Überwindung der Schwerkraft und technischem Fortschritt, von Ästhetik und Funktionalität. Eine kleine Reise nach Paris und London skizziert die kulturelle Historie des Eisenbaus im 19. Jahrhundert.
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A DA S BAU E N M I T E I S E N U N D D I E A RC H I T E K T U R D E S 1 9 . JA H R H U N D E RT S Ob die FIRTH OF FORTH BRIDGE (1889) bei Edinburgh, die EUSTON STATION (1837) oder ST. PANCRAS STATION (1867) in London: Noch heute zeugen unzählige eiserne Bauten von der Ingenieursbauweise des Industriezeitalters. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Eisen als erstes Material von einem handwerklichen zu einem massengefertigten Baustoff. Aufgrund seiner neuartigen statischen Beschaffenheit eröffnete Eisen bislang ungeahnte bauliche Möglichkeiten: schneller realisierbare Bauvorhaben, riesige Spann- und Raumweiten, die die bisherigen architektonischen Maßstäbe außer Kraft setzten, leichtere und schlankere Eisenträger. Seine hohe Zugfestigkeit ließ Bauwerke von nicht gekannten Größen entstehen
wie Bahnhöfe, Eisenbahnbrücken oder Fabrikhallen. Besonders revolutionär: Aus Gusseisen konnten Bauteile in industriellen Verfahren vorgefertigt werden. Die Grundsteine des Fertigbaus waren gelegt. Funktionalität und Wirtschaftlichkeit waren dabei nicht nur maßgebend, sondern bedingten auch die Form.
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H E N RY M AY H E W, 1 8 5 1
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D E R C RY S TA L PA L A C E IN LONDON & D I E W E LTAU S S T E L L U N G 1851 Vom 1. Mai bis zum 11. Oktober 1851 fand im LONDONER HYDE PARK die allererste WELTAUSSTELLUNG statt. Das Event erreichte eine noch nie dagewesene Popularität: Über 6 Millionen Besucher kamen in die britische Hauptstadt, um 100.000 Ausstellungsstücke aus aller Welt zu sehen. Von Diamanten bis zum Elefanten versetzte die neue Warenflut die Gäste in Erstaunen. Kein anderes Exponat war jedoch so beliebt wie die Eisen-Glas-Konstruktion, in der die Ausstellung stattfand: DER CRYSTAL PAL ACE , der schnell zur kulturellen Ikone im kollektiven Gedächtnis avancierte. Seine gigantischen Dimensionen machten ihn zum größten Gebäude des 19. Jahrhunderts. Als Vorreiterland der Industriellen Revolution und Kolonialmacht des British Empire wollte Großbritannien damit seine Vormachtstellung auf dem Weltmarkt demonstrieren und auch auf architektoni25
EUSTON STATION, THE GREAT HALL, 1914
CRYSTAL PALACE, 1851
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scher Ebene Ausdruck verleihen. Fundamental neu und revolutionär war die utilitaristische Ingenieursbauweise aus Eisen und Flachglas. Bis heute gilt sie als architektonischer Wegweiser des Funktionalismus in die Moderne. Der Gartenarchitekt JOSEPH PAXTON verzichtete beim Bau völlig auf Mauerwerk und ließ stattdessen massenhaft vorgefertigte Eisenteile gießen, die vor Ort zusammengeschraubt werden konnten und Glasscheiben trugen. 93.000 Quadratmeter Fläche war dieses gewaltige Gebäude im Stil eines Gewächshauses groß, über einen halben Kilometer lang, rund 150 Meter breit und rundherum durchsichtig. Kurioses Highlight: Uralte Ulmen befanden sich mitten in der Ausstellungshalle! Der Crystal Palace war nämlich extra so konstruiert worden, dass der ursprüngliche Baumbestand des Hyde Park nicht gefällt werden musste. Beim Betreten eröffnete sich den Besuchern ein völlig neues Raumgefühl: eine Überflutung der Sinne durch Licht, Farbe und Raum. Keine Mauer beSISTER-MAG.COM
hinderte mehr den Blick. Aufgrund der Transparenz der Eisen-Glas-Konstruktion konnten Besucher von außen das Innere in seiner Gesamtheit erblicken. Die lichtdurchfluteten Räume ließen die ausgestellten Waren als Spektakel erscheinen, als Objekte der Bewunderung. Damit greift die Weltausstellung bereits der Ästhetik der Schaufenster und der urbanen Kaufhäuser, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, voraus. Als geradezu märchenhaft nahmen zeitgenössische Kommentatoren den Crystal Palace wahr. Dazu beigetragen haben dürfte auch die fast 26
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wundersame Baugeschwindigkeit dank beschleunigter Produktionsprozesse von nur 22 Wochen. Mit einer Sprache des Phantastischen beschreibt der viktorianische Schriftsteller William Thakeray das Bauwerk etwa als »FAIRY PAL ACE, MAGIC GRO WN« . Im Sinne MICHEL FOUCAULTS lässt sich der Kristallpalast daher auch als HETEROTOPIE lesen, ein phantasmatisch aufgeladener ‚anderer Ort‘, der das neue industrielle Zeitalter symbolisiert, zugleich aber auch als revolutionär anders wahrgenommen wird, als von der Wirklichkeit entrückt. Wie geplant, wurde der Crystal Palace
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ULMEHyde IM CRYSTAL PALACE, 1851 dem Ende der im Park nach Weltausstellung wieder abgebaut und in Sydenham errichtet. 1936 zerstörte ein Feuer das Baudenkmal. Heute erinnert nur mehr der Name des Londoner Fußballvereins Crystal Palace FC an das Gebäude.
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D E R E I F F E LT U R M [ I S T ] AUCH DER GANZEN W E LT G E G E N WÄ RT I G . [ … ] S E I N E E I N FA C H E , A L S M AT R I Z E W I R K E N D E FORM VERLEIHT IHM D I E FÄ H I G K E I T Z U R UNENDLICHEN CHIFFRE: NACHEINANDER, JE NACH DEN APPELLEN UNSERER VO R S T E L L U N G S K R A F T, SYMBOL FÜR […] M O D E R N I TÄT, F Ü R K O M M U N I K AT I O N , F Ü R WISSENSCHAFT […], R A K E T E , B O H RT U R M , PHALLUS, BLITZABLEITER O D E R I N S E K T. RO L A N D B A RT H E S
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P D E R E I F F E LT U R M IN PARIS
Ihren Höhepunkt erreichte die Eisenarchitektur des 19. Jahrhunderts auf der PARISER WELTAUSSTELLUNG 1889 . Der französische Ingenieur GUSTAVE EIFFEL entwarf als prägendstes Ausstellungsstück einen eisernen Turm von 300 Metern Höhe, der die großen Eisenbahnbrücken aus Eisenfachwerk zum baulichen Vorbild hatte: Den »EIFFELTURM« – mittlerweile das ikonische Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Die Bauarbeiten im Parc du Champs de Mars dauerte nur knapp 2 Jahre. Dabei setzten 3000 Arbeiter den Turm aus 18000 vorgefertigten Stahlteilen und 2,5 Millionen Nieten zusammen. Mit den neuen technischen und materiellen Möglichkeiten der Industrialisierung kam auch vermehrt der Wunsch auf, immer höhere Bauten zu errichten. TatSISTER-MAG.COM
sächlich war der Eiffelturm bei seiner Errichtung das höchste Bauwerk der Welt. Erst 1930 wurde mit dem Chrysler Building in New York ein Wolkenkratzer erschaffen, der ihn übertraf. Der Eiffelturm erlangt dabei in seiner kulturellen Zeichenhaftigkeit Bedeutung, als Symbol für technischen Fortschritt und die Macht technischer Innovation. Hohe Türme gelten nicht nur seit dem biblischen Turmbau zu Babel als Sinnbild für Grenzüberschreitungen, für die Überwindung der Schwerkraft, als Symbol der Herrschaft über den Raum oder als Zeichen der sakralen Verehrung. Insofern spiegelt auch das Pariser Eisenskelett die damalige Fortschrittsideologie wider. Der französische Literatur- und Kulturkritiker ROL AND BARTHES versteht den Eiffelturm als mythische Ikone, die die urbane Kulisse von Paris im Sinne einer Landschaft nun auch aus der Vo-
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gelperspektive erfahrbar machen kann. Schon James Bond hat auf ihm Bösewichte gejagt, Las Vegas hat einen, und in Independence Day wird er von Aliens gänzlich zerstört – der Eiffelturm ist heute als kulturelle Ikone auf der ganzen Welt gegenwärtig. Eigentlich sollte er 1910 abgerissen werden, aber da hatte er sich längst als lukrative Touristenattraktion etabliert. Dennoch wurde der Turm seit seiner Entstehung von vielen Parisern als »riesige Metallkarotte« abgelehnt. Der Dichter Guy de Maupassant erklärte gar humorvoll, dass er jeden Tag im Eiffelturm sein Abendessen einnehmen würde, da dies der einzige Ort in Paris wäre, an dem er den Turm nicht sehen könnte. Nichtsdestotrotz: Seitdem haben mehr als 150 Millionen Menschen der »DAME DE FER« , also der eisernen Dame, wie die Franzosen den Turm gern nennen, die Ehre erwiesen.
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21. AUGUST 1888
26.DEZEMBER 1888
15. MÄRZ 1889
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Food
& INNOVATION EVENT
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VON
KRATZTESTS UND LICHT-
INNOVATIONEN Text: FRANZISKA WINTERLING Fotos: TIMO ROTH
Für ein Event rund um das Thema »Innovation« hätten wir uns wohl kaum einen besseren Partner wünschen können als die SCHOTT AG, welche bereits seit mehr als 130 Jahren Spezialglas und Glaskeramik entwickelt und produziert. Begriffe, die uns erst einmal wenig sagen, die aber eine entscheidende Rolle in unserem Alltag spielen. SISTER-MAG.COM
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Denn wie selbstverständlich haben wir wohl schon häufig den Begriff »Ceran-Kochfeld« verwendet. Was die wenigsten dabei wissen ist, dass SCHOTT CERAN® die eingetragene Marke für das Original unter den Glaskeramik-Kochflächen ist, denn SCHOTT ist der Erfinder der schwarzen Glaskeramik. Das Material stammt ursprünglich aus der Raumfahrt. Da die 60er-Jahre im Zeichen der Weltraumforschung standen, wurden Raumkapseln mit Glaskeramik-Kacheln gegen die extremen Hitzebedingungen beim Eintritt in die Erdatmosphäre geschützt. Die Anfänge der schwarzen Glaskeramik, welche schon bald darauf als Kochfläche in die Küchen weltweit einzog. Auf dieser Innovation ruht SCHOTT sich jedoch nicht aus, sondern arbeitet stets daran, seine Glaskeramik noch beständiger und noch vielseitiger zu machen. Die neuesten Ergebnisse in diesem Bereich – und einige unserer liebsten Innovationen der Living Kitchen und IMM – stellen wir euch hier vor:
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HIER GEHT'S ZUM VIDEO
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INNOVATION 1:
SCHOTT CERAN® MIRADUR™ Du kommst mit vollgepackten Einkaufstüten nach Hause, selbstverständlich ist nirgendwo in der Küche Platz, um diese abzustellen – außer auf dem Kochfeld. Du lässt die Tüten auf die schwarze Fläche gleiten und hörst unangenehme Geräusche. Das verschüttete Salz wolltest du doch gestern schon wegmachen! Und es kommt noch schlimmer: Im Begriff, einen besseren Platz für deine Tüten zu finden, kratzt der Autoschlüssel hart über die Glaskeramik. Als endlich die Einkäufe verstaut sind, wirfst du einen Blick auf das malträtierte Kochfeld und siehst: nichts. Nichts als unbeschädigte, schwarze SCHOTT CERAN® Glaskeramik.
STELL DIR VOR
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MOHS-SKALA
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DAS KANN ES
SCHOTT CERAN® Miradur™ nennt sich das scheinbare Wunderwerk und ist das weltweit erste und einzige kratzresistente Glaskeramik-Kochfeld. Und auch wenn all das nach Zukunftsmusik klingen mag, konnten wir uns selbst schon einmal an Kratzattacken auf CERAN® Miradur™ versuchen – ohne dabei eine Spur zu hinterlassen.
Hierbei bewies sich dann auch das Geheimnis von SCHOTT CERAN® Miradur™, nämlich seine bisher einzigartige Härte. Auf der Mohs-Skala liegt die herkömmliche Glaskeramik bei einem Härtegrad von ca. 6. Die Härte von SCHOTT CERAN® Miradur™ schafft es dagegen auf 9,5, wobei es beinahe so hart wie ein Diamant ist, dieser liegt nämlich bei 10. Die extreme Härte und Resistenz bedeutet, dass es auf den neuen Kochflächen zu 95 % weniger Kratzern durch Sand und 70 % weniger Kratzern durch abrasive Schwämme kommt. Damit ist SCHOTT CERAN® Miradur™ perfekt auf die Strapazen vorbereitet, denen unsere Kochfelder im Alltag oft ausgesetzt sind.
SCHOTT CERAN ® Miradur™
Glass- ceramics Aluminium
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Corundum Diamond
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LIVING KITCHEN
Bei der Schweizer Firma V-Zug wird SCHOTT CERAN® Miradur™ auf Kochfeldern bereits dieses Jahr erhältlich sein. Auf dem Stand von V-Zug auf der Living Kitchen fanden wir daher eine eigene SCHOTT CERAN® Miradur™ Ecke, in der die Innovation eingeführt wurde. Die neueste SCHOTT CERAN® Innovation kann also schon bald ihren Weg in unsere Küchen finden.
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INNOVATION 2
LIGHT CONCEPT STUDY
STELL DIR VOR
In deiner großen, rechteckigen Grillpfanne brutzelt ein Steak, während du dich eigentlich schon an die Zubereitung der Sauce im kleinen, runden Topf machen möchtest. Kein Problem, denn schräg vor der Grillpfanne findet auch der Topf noch Platz und zeigt dir, sobald du ihn abstellst, durch weißes Licht, dass er bereit ist, bekocht zu werden. Und es kommt noch besser: Deine Hände sind feucht und du willst das Kochfeld ausschalten? Dann genügt dafür ein Klatschen – und Licht und Hitze erlöschen!
Die Magie passiert hier durch LED-Beleuchtung unter der Glaskeramik und diese kann noch viel mehr! Denn SCHOTT hat erkannt, dass der richtige Einsatz von Licht nicht nur zum Design unserer Geräte beiträgt und uns wichtige Informationen zur Temperatur gibt, sondern vor allem auch emotionale Auswirkungen hat. Diese Idee ist noch Zukunftsmusik, doch wenn sie es in unsere Küchen schafft, wird die Freude am Kochen bestimmt noch größer. SISTER-MAG.COM 42
DAS KANN ES
INNOVATION 3
CERAN®FINE PRINT Deine Küche ist dein Wohlfühlort, hier kannst du ganz du selbst sein. Und das reflektiert mit CERAN® Fine Print nicht länger nur die Einrichtung deiner Küche, sondern auch das Design deines Kochfeldes. Du würdest am liebsten immer auf offenem Holzfeuer kochen? Wie wäre es dann mit einem Kochfeld in Holzoptik? Dein Herz schlägt für San Francisco und das köstliche Seafood dort inspiriert dich zu eigenen Kreationen? Dann häng dir die Golden Gate Bridge nicht nur an die Wand, sondern behalte sie auf der Kochfläche vor Augen. Oder wie wäre es mit einem Bild der Menschen, für die du kochst, deiner Liebsten und Familie? Vieles ist möglich, solange sich genügend Fans des Motivs finden.
STELL DIR VOR
Hier sind dem persönlichen Geschmack (fast) keine Grenzen gesetzt. Fotos, Muster, Materialeindrücke, Strukturen. Mit Ceran® FinePrint wird jedes Kochfeld zu etwas ganz Besonderem! Mithilfe der innovativen Siebdrucktechnologie können Fotos und verschiedenste Materialeindrücke realistisch abgebildet werden: pixelgenau, vollflächig und mit 3-D-Effekten. Einfarbig schwarz und einheitlich war gestern!
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N E T R S E B D E I F L U E A R N E E S N N U O I T I A V K O N G N I N I
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Du willst einen Blick in den Topf in der hintersten Ecke deines Herdes werfen – und startest keine merkwürdigen Verrenkungen und stößt dir auch nicht den Kopf an der Dunstabzugshaube. Gleichzeitig kommt der aus dem Topf steigende Dampf dir gar nicht erst in die Quere, sondern wird sanft nach unten in den Dunstabzug gesogen.
STELL DIR VOR
BORA BASIC Ja, richtig gehört. Statt hochzusteigen, wird der Dampf nach unten in einen ins Kochfeld eingelassenen Spalt oder in ein Loch gesogen. Die Vorteile sind offensichtlich: viel größere Freiheit bei der Planung gerade von Kücheninseln, mehr Flexibilität beim Kochen und Aufatmen für alle Brillenträger, denen nicht mehr bei jeder Topföffnung eine Dampfwolke entgegenschießt. Die guten Stücke gibt es auch schon, unter anderem bei Bora und V-Zug. SISTER-MAG.COM 44
DAS KANN ES
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STELL DIR VOR
REFRESH-BUTLER
Die Zwiebelsuppe ist aufgegessen, aber es scheint dir immer noch ihr Geruch in der Nase zu stecken. Auch die letzten Gäste sind gegangen und hinterlassen nur noch eine Spur von Rauchgeruch in der Luft. Zum Waschen ist es schon zu spät, daher öffnest du einfach deine Schranktür, hängst das Kleid auf und schließt sie wieder. Wissend, dass bis morgen sämtliche Gerüche verschwunden sein werden.
Natürlich handelt es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Kleiderschrank, sondern um den Refresh Butler der Firma V-Zug. Optisch ähnelt er einem Kühlschrank, innerlich reinigt er deine Kleidung von Gerüchen und Bakterien oder trocknet sie nach einem überraschenden Regenschauer. Danke, James!
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»NEVER stop
INVENTING War das Motto unseres InnovationsWochenendes mit SCHOTT CERAN® in Köln. Unser Ziel dabei? Den Blick zu schärfen für all die spannenden Innovationen, Trends und Erfindungen, die ständig um uns herum entstehen. Und auch selbst aktiv zu werden und uns an unseren ganz eigenen Innovationen zu versuchen.
Denn wir alle hatten wohl an irgendeinem Punkt unserer Kindheit den Wunsch, »Erfinder« zu werden. Bis wir uns damit abfanden, dass Erfinder und Innovatoren Wissenschaftler in Laboren sind und nichts mit uns zu tun haben. Aber ist das tatsächlich so? Was braucht es, um Innovationen zu schaffen? Gar nicht viel, wenn es nach den Anhängern des »Design Thinkings« geht. Die Methode geht Innovationen SISTER-MAG.COM
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als komplexe Probleme an, deren kreative Lösung das Ziel ist. Dabei basieren die Design-Thinking-Prinzipien vor allem auf Kommunikation und Austausch für Innovation. Und so machte es nur Sinn, dass die Teilnehmer unseres Design-Thinking-Workshops sich erst einmal miteinander beschäftigten. 47
IN 6 SCHRITTEN ZUR INNOVATION
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1.
VERSTÄNDNIS Was ist das Problem, das wir lösen möchten, in welche Richtung wollen wir etwas entwickeln? Im Falle unseres Workshops war es ein »kulinarisches Erlebnis.« Dabei lassen sich all diese Schritte nicht nur auf »Innovationen« im herkömmlichen Sinne übertragen, sondern auch auf Persönliches sowie Berufliches.
2.
BEOBACHTUNG Oder eben auch Austausch mit anderen. Denn wenn wir nur von unseren eigenen Erfahrungen ausgehen, werden wir auch nicht über bestehende Ideen hinauskommen. Um etwas Neues, Innovatives zu schaffen, müssen wir uns also auch mit den neuen Gedanken und Bedürfnissen der Menschen um uns herum auseinandersetzen. In unserem kleinen Workshop war das nur ein Interview mit einem Partner zu Kocherfahrungen und Vorlieben. Natürlich lässt sich das beliebig ausdehnen und das sollte man auch tun, um ein repräsentatives Ergebnis zu bekommen.
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3.
FOKUS
Nach Austausch und Fragen, weiteren Fragen und Nachfragen haben wir vermutlich einen ganzen Haufen Material und Eindrücke zusammengetragen. Jetzt geht es also darum, diesen Informationswust zu strukturieren, Muster zu finden. Diese können (und sollten!) ganz unerwartet sein und sind euch im ersten Gespräch vielleicht gar nicht aufgefallen. Denn genau um dieses Neue und Unerwartete geht es im Design Thinking.
4.
IDEENFINDUNG Jetzt wird es konkret. Ihr habt neue Eindrücke gewonnen, Ideen gesammelt und so einen guten Einblick in die Bedürfnisse eures Umfeldes bekommen. Beispiele aus unserem Workshop waren etwa: »Ich esse nicht gerne allein.« »Ich liebe 49
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es, zu kochen, aber mir fehlt die Zeit für kreative Rezepte.« »Ich könnte jeden Tag Pasta essen, aber wird das nicht irgendwann langweilig?« Die Aufgabe des Design Thinking sind jetzt Lösungsansätze. Denkt dabei erstmal in ganz verschiedene Richtungen, bunt, verrückt und von der Frage geleitet: »Wie könnte man?«. Bleibt bei euren Ideen im Kontakt mit anderen und lasst euch Feedback geben.
5.
PROTOTYP Der nächste Schritt nach wildem Brainstormen geht Richtung Realität. Denn nun habt ihr eine Idee, »wie man könnte« und wollt diese zum Leben erwecken. Wählt dabei gerne auch bewusst ein anderes Medium als schlussendlich das Ziel ist. Malt eure App also erst mal auf Papier auf oder baut eure Maschine aus Pappe. Das macht nicht nur Spaß, sondern regt auch zusätzlich zum Nachdenken und Hinterfragen an.
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6. TEST
Es ist soweit, eure Innovation kann sich den ersten Praxistests unterziehen. Wie das Wort schon verrät, geht es aber zunächst einmal wirklich nur um Tests. Funktioniert alles so, wie wir uns das vorgestellt haben? Kommen andere damit zurecht? Empfinden sie die Innovation als Bereicherung?
DAS HABEN WIR GELERNT Denn wenn wir eines gelernt haben, dann das: Die geniale Idee ist nur ein kleiner Teil jeder Erfindung oder Innovation. Viel wichtiger ist der Austausch, die Zusammenarbeit, das Feedback. Denn nur das kann uns an einen Ort bringen, den wir uns allein gar nicht hätten vorstellen können und nicht erreicht hätten. Und nur so können wir etwas Neues schaffen. Und vielleicht ist auch das das Geheimnis großer Erfinder. Keine komplizierten Formeln, sondern zuhören, aufmerksam sein, sich überraschen lassen. Mit dieser Einstellung können wir alle im Alltag zu Erfindern werden. 51
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Food TRENDS
SO ESSEN WIR 2017? Regenbogenfarbene Bagels, verrückte Milkshakes, Burritos, die mit Sushi gefüllt sind, Donuts, die eigentlich Croissants sind … immer wieder sehen wir online neue Foodtrends scheinbar aus dem Nichts entstehen, wenig später häufen sich Menschenmengen vor den angepriesenen Läden und Restaurants – bis zum nächsten Hype. Und auch wenn einige dieser Trends abstrakt, wenn nicht gar abstrus wirken, gibt es viele, die frischen Wind in unsere Küchen und auf unsere Teller bringen und bei denen sich ein genauerer Blick lohnt. Das haben wir natürlich auch beim »Never Stop Inventing«-Event getan und uns gemeinsam mit Maximilian Lorenz, Chefkoch des Restaurants »L’escalier« , an einem Blick in die Zukunft versucht und ein Trend-Dinner zusammengestellt.
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TREND-DINNER
1.GANG
klassiker IN MODERNEM GEWAND
Schon mal Kartoffelsalat in ordentlich-geometrischer Würfelform gegessen? Oder Germknödel statt mit Vanillesauce salzig und herzhaft? Gerade so etwas könnten wir aber 2017 noch häufiger zu sehen bekommen. Denn altvertraute Rezepte sind alles andere als langweilig und so können wir dank kreativer Variationen unsere liebsten Geschmäcker in neuer Form oder vermeintlich bekannte Gerichte mit neuen Aromen erleben.
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TREND-DINNER
2.GANG
pasta
AUS DEM PARMESAN-LAIB
Wir alle kennen und lieben Pasta und wir alle haben sie wohl schon einmal mit Parmesan gegessen. Wie aus diesen beiden simplen Zutaten trotzdem eine ganz besondere Erfahrung wird? Für unser Trend-Dinner lag alles in der Zubereitung. Von der Herstellung des Teigs und dem Formen der Nudeln über das Wenden der kochendheißen Pasta in einem riesigen Laib Parmesan bis zum Flambieren mit italienischem Grappa war dieses Gericht eine spektakuläre Erfahrung. Und außerdem absolut köstlich! TREND-DINNER
3.GANG
indoor bbq
Chefkoch Maximilian Lorenz brachte es auf den Punkt: Wir kennen Pizza, Burger, Sushi und Co. Aber welche Zubereitungsart und welches Fastfood wird der nächste Trend? Für ihn ist das BBQ, und die internationale Foodszene stimmt ihm zu, weshalb man rauchig Gegrilltes nicht nur in Lorenz' BBQ Restaurant »Pig Bull« in Köln findet, sondern auch auf den Tellern unserer Gäste beim Trend-Dinner.
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TREND-DINNER
4.GANG
schokolade
Das Dessert des Dinners erreichte den Tisch im Nebel. Denn die »Schokolade 2017« – zunächst einmal relativ simpel, bestehend aus Mousse au Chocolat, Schokoküchlein und schokoladiger Crème Brulée – offenbarte ihr Geheimnis erst, als ein wenig Wasser auf das Trockeneis gegossen wurde. Es dampfte und rauchte eine Weile, bevor die Reaktion abflaute und den Blick auf den köstlichen Teller freigab. Der krönende Abschluss eines ganz besonderen Dinners! SISTER-MAG.COM
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FRANKREICH & VIETNAM BANH MI
Nicht jeder Foodtrend stammt von einem bestimmten Ort, und bei Banh Mis liegt der Reiz gerade in der Kombination verschiedener regionaler Küchen. Denn die Sandwiches setzen sich aus französischen Baguettes und vietnamesischen Belägen mit Gewürzen und Kräutern wie Koriander zusammen. Stulle mal anders!
PORTUGAL PA S TE I S D E N ATA
Mit seiner wachsenden Beliebtheit als Reisedestination verbreitet sich auch Portugals Küche immer internationaler. In London verkaufen seit Kurzem beispielsweise die »Taberna Do Mercado« und »I Love Nata« die köstlichen portugiesischen Pasteis de Nata, Pasteten gefüllt mit einer Zucker-Eiweiß-Füllung.
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KAUKASUS-GEBIRGE KEFIR
Schon mit Kombucha begann der Trend fermentierter Getränke und er setzt sich mit Kefir fort. Hierbei handelt es sich um sogenannte Kefir-Körner, Pilzkulturen1, die nichts mit typischem Getreide zu tun haben, aber wegen ihrer kristallförmigen, körnigen Struktur so genannt werden. Diese lassen sich dann mit ganz verschiedenen Grundgetränken, etwa Kokoswasser, Fruchtsäften oder Milch, zu leckeren und gesunden Drinks kombinieren.
JAPAN KO H L E F I LT E R
JAPAN
Vielleicht habt ihr auf einigen Bildern unseres Dinners schon die schwarzen Formen in Glaskaraffen entdeckt. Was das ist? Kohlefilter aus japanischer Steineiche, die unser Wasser reinigen, filtern und desodorieren. Außerdem soll die Kohle gegen Lebensmittelvergiftungen und sogar Elektrosmog helfen. Und darüber hinaus sind die Filter von Kenkawai auch optisch ein echtes Highlight!
ALGEN/SEAWEED/NORI
Wir kennen die Zutat schon von den Umhüllungen unseres Sushis, in Japan is(s)t man mit dem gesunden Gemüse aber noch viel kreativer und das schwappt so langsam auch nach Europa über. Algensalate, Ramen-Nudeln mit getrocknetem Nori oder vielleicht sogar eine Algenpizza? All das ist möglich! 59
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Auf dem Tisch, die Karaffen von Kenkawai
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törtchen MIT SPIEGELGLASUR ESSBARE GLASKERAMIK? Könnte man fast meinen bei den wunderschönen Törtchen, die unsere Gäste im Workshop mit Törtchen Törtchen kreierten. Hierbei handelt es sich allerdings um moussige Schokoladenkuppeln mit Spiegelglasur. Wie man diese glänzend und eben hinbekommt, verrät Matthias Ludwigs.
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REZEPTE DOWNLOAD
moussige SCHOKOLADENKUPPELN MIT SPIEGELGLASUR
CA. 10 TÖRTCHEN
SCHOKOLADENMOUSSE 125 g Milch 20 g Zucker 1 Eigelb 200 g Kuvertüre 70% 2 Blatt Gelatine, eingeweicht 280 g Sahne, cremig geschlagen Milch mit Zucker aufkochen und zu dem Eigelb geben. Wieder in den Topf zurückgeben und unter ständigem Schlagen aufwallen lassen. Sofort von der Hitze nehmen und die Gelatine darin auflösen. Auf die gehackte Kuvertüre gießen und 2 Min. ... HIER geht's weiter AUTOR Chef-Patissier und Mitinhaber von »Törtchen Törtchen«, Matthias Ludwigs, kann bereits auf eine stolze Laufbahn in Häusern wie Dieter Müller, Stefan Marquard und Graugans zurückblicken. Der sechsfache Buchautor geht bei »Törtchen Törtchen« seiner Leidenschaft für feine französische Kreationen und schokoladige Innovation nach, immer dem Motto des Cafés folgend: Beste Zutaten + innovative Ideen + echtes Geschmackserlebnis = TörtchenTörtchen SISTERMAG 28 | 02 63
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Unsere Gäste
FOODISTAS CARINA & TANJA
ÜBERDING LIVIA
A R I A N N A S D A I LY ARIANNA
STYLED CANVAS MEL
ANYA ADORES ANYA
MLLE POIROT CAROLE
LITTLE BIG BELL GERALDINE
CLO CLO ANNE-CATHERINE
LIEBLINGSIDEE ANNE
LADY STIL MONI
VILLA JOSEFINA SABINE
SYL LOVES SYL
ALL HUNKY DORY NORA
SHARE AND EAT DOMINIK
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Foto: TIMO ROTH SISTER-MAG.COM
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ine kulinarische Innovation muss sich nicht unbedingt aus unaussprechlichen Namen und wilden Kombinationen zusammensetzen. Sie kann auch auf Altbewährtem basieren – neu entdeckt und ungewöhnlich interpretiert. Wie das funktioniert, weiß Johan Bülow, der mit einer klaren Vision die schwarze Leckerei Lakritze als »Lakrids« neu definiert hat. Diese hat ihre altbekannte Schneckenform aufgegeben und kommt jetzt WIE SCHAFFT MAN in kleinen Kugeln und ES, EIN BEKANNTES teils sogar bunten FarPRODUKT NEU ZU ben daher. ERFINDEN? Vor dieser Frage stand auch der damals 22-jährige Johan Bülow. Er hatte ein Ziel: Lakritz auf ein neues Geschmackslevel bringen. Er hatte den Namen seiner Firma, Lakrids, er hatte eine Vision und Unternehmergeist. Was aber fehlte, war die konkrete Umsetzung. Doch nach vielen Küchenkatastrophen konnte auch diese mit Hilfe realisiert werden – vom Experten Tage Vedsted Kusk, welcher die Rezeptur für Lakrids entwickelte und auch heute noch als Produktionsleiter tätig ist. 67
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WEBSHOP HIER
WORAUS BESTEHT DIE »NEUE LAKRITZE«? Die Grundstoffe wirken relativ simpel, Melasse, Zucker, Anis und Lakritzpulver. Dieses entsteht aus pulverisierter Süßholzwurzel und kann auch in seiner Rohform gekauft und zum Kochen verwendet werden. Der Geschmack wird in Japan als »umami« beschrieben – ein fünfter Geschmack neben süß, sauer, salzig und bitter.
WIE WIRD EINE INNOVATION REALITÄT?
Aus der Grundmasse entstehen nun die bekannten Lakritzschnüre, aber damit endet die Arbeit für das Team um Johan Bülow nicht. Denn seine Lakrids wird im Anschluss an das Kochen mit Schokolade überzogen, wofür sie vier Stunden lang mit etwa 40-50 Schichten Schokolade besprüht wird – und so auch ihre runde Form erhält. Dazu kommt die Lakritze in ganz unterschiedlichen Geschmacksrichtungen daher, von scharf durch Chili bis fruchtig mit Johannisbeere ist alles möglich.
Johan Bülows Vision und Tage Vedsted Kusks Expertise brachten Lakrids schnell erste Erfolge und leergeräumte Regale. Dazu gesellten sich bald zahlreiche Anfragen von Geschäften, die Lakrids ebenfalls vertreiben wollten und die Frage: Wie sollen wir das alles produzieren? Johan Bülow wagte einen mutigen Schritt, investierte in Maschinen und eine Fabrik. Mit Erfolg, denn Lakrids und die kreativen Produkte der Marke stießen auf große Beliebtheit und sind inzwischen weltweit verbreitet.
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SALZ LAKRITZ
SÜSSER LAKRITZ
WAS KOMMT JETZT? Wie echte Innovatoren bleibt natürlich auch das Lakrids-Team nicht stehen. Denn Lakritz kann eben viel mehr, als nur eine Süßigkeit sein. Eine weitere Innovation ist daher der süße oder salzige Lakritzsirup, welcher etwa in den Cocktails dänischer Bars oder sogar als Fleischmarinade zum Einsatz kommt. Und genau darum geht es Johan Bülow, er will die ganze Bandbreite von Lakritz zeigen und erlebbar – oder vielmehr erschmeckbar – machen. Das kann als Gewürz, als Süßigkeit oder als Drink, süß oder salzig, als Sirup oder als Pulver der Fall sein. Sein Ziel ist es, zu beweisen, dass Lakritz so viel mehr ist als eine Schnecke aus einer Süßigkeitentüte. Und dadurch auch viel mehr Leuten schmecken kann, als das wohl allgemein vermutet wird. 69
ROTER LAKRITZ
HABANERO CHILI LAKRITZ
SALZ LAKRITZ MIT CHILI & CRANBERRY SISTERMAG 28 | 02 / 2017
STARTUP SPOTLIGHT
KOCHFABRIK BRANCHE
Event
HAUPTSITZ
Köln
GRÜNDER
Kerem Menemenci
LOGO
www.kochfabrikkoeln.de VORSTELLUNG
Ich bin Kerem Menemenci von der Kochfabrik in Köln. In erster Linie bieten wir erlebnisorientierte Team-Kochevents aber auch viele andere Veranstaltungen an. In der Kochfabrik wird geschnippelt, gekocht, getagt, gefeiert und natürlich viel gelacht!
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BESONDERHEIT DER KOCHFABRIK
Ich denke, es ist eine Mischung aus vielen Faktoren, die die Kochfabrik besonders macht. Das Ambiente, das Team, die Qualität der Lebensmittel und natürlich die zentrale Lage haben hierbei eine Bedeutung. Die Kundenwünsche in der Eventbranche sind zudem oftmals sehr individuell. Eines unserer Ziele ist es daher, diese bestmöglich zu erfüllen und so flexibel wie möglich auf die jeweiligen Vorstellungen unserer Kunden einzugehen. IDEE
Es gab ja bereits einige gute Locations in Köln, aber viele von ihnen haben sich auf eine bestimmte Event-Richtung spezialisiert. Zudem sind sie oftmals sehr groß und daher für Gruppen von 20 bis 60 Teilnehmern nicht geeignet. Unsere Idee war es, Räume zu entwerfen, die zum einen auch für kleinere Gruppen funktionieren und zum anderen
in sehr unterschiedlicher Art zum Einsatz kommen können. Unsere Gäste können bei uns tagsüber ein Meeting oder einen Workshop abhalten und abends gemeinsam die Kochlöffel schwingen. Die Kochfabrik wurde Anfang 2016 eröffnet. D I E LO C ATI O N
Die war im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend. Wir sind schon lange an derselben Adresse im vorderen Haus mit einem Küchenstudio ansässig. Als die vorherigen Mieter ausgezogen sind, haben wir relativ schnell den Entschluss gefasst, uns das damals noch einigermaßen heruntergekommene Objekt zu sichern. Wir haben die Kochfabrik
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von der Planung bis zur Umsetzung mit sehr viel Leidenschaft und Liebe zum Detail ins Leben gerufen. Man kommt an und fühlt sich wohl. Das macht es für mich besonders. EVENTS
Die Kochfabrik bietet Events in vielen Variationen. Eine Firmenpräsentation ist ebenso möglich wie ein ausgelassenes Kochevent oder ein Empfang mit einem Flying Dinner. Es dreht sich im Wesentlichen alles ums Kochen, mal mit den Gästen, mal für die Gäste. Darüber hinaus werden unsere Räume gerne als Kulisse für Medienproduktionen gebucht. Im Februar wird die Kochfabrik in dem Sat1 Format »So tickt der Mensch« zu sehen sein.
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E R S TE M ITA R B E ITE R
Das war Iryna Shapoval. Sie ist eine talentierte Innendesignerin und zugleich eine gute Freundin. Iryna hat uns beim Designkonzept der Kochfabrik stets begleitet und beratend mitgewirkt. Wir sind für ihre Unterstützung sehr dankbar, daher zählt sie zum Team der ersten Stunde. RITUALE
Es gibt natürlich vor jedem Event eine kurze Teambesprechung. Hier geht der Küchenchef noch einmal detailliert den Ablauf mit dem Team durch, um ein bestmögliches Erlebnis für den Gast zu gewährleisten.
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KÜCHENCHEFS
Unser Chef de Cuisine ist Sandro Pietrobelli. Ein sehr vielseitiger Koch und Meister in seinem Metier. Daneben haben wir drei weitere Köche. Es sind Celine, Sebastian und Dimitri, die uns regelmäßig unterstützen. Jeder von ihnen hat seinen ganz eigenen Stil. Ihre individuellen Stärken und Erfahrungen sind für unseren Erfolg sehr wichtig, wir schätzen uns daher sehr glücklich, sie im Team zu haben. LIEBSTES EVENT
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chend wurde ich etwas nervös und hatte schon erste Zweifel, ob das Konzept bei unseren Gästen ankommen würde. Dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Die Teilnehmer wurden von Minute zu Minute lockerer. Sie waren irgendwann so richtig in ihrem Element, scherzten untereinander, halfen sich aus, und hatten einfach eine tolle Zeit. Am Ende war es ein großartiger Abend, alle hatten eine Menge Spaß, wir haben sehr lecker gegessen und entsprechend groß war meine Erleichterung.
Es gab einige Events, die wirklich besonders waren. Das aufregendste Event aus meiner Sicht war aber unsere allererste Test-Veranstaltung mit Gästen, die teilweise zum ersten Mal an einem Kochevent teilnahmen und sich untereinander größtenteils nicht kannten. Es war zunächst eine relativ ruhige und verhaltene Atmosphäre, entspre-
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ERKENNTNIS
Ich liebe Nudeln in allen Variationen, daher steht Pasta bei uns zu Hause oft auf der Speisekarte. Leider bin ich nicht sehr oft bei den Kochkursen, da meine Aufgaben überwiegend im administrativen Bereich liegen. Was ich aber mitnehmen konnte, ist die Erkenntnis, dass neben dem Rezept auch die Qualität der Lebensmittel für kulinarische Genüsse sorgt. Daher kaufen wir für die Kochfabrik nur von den besten Lieferanten.
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den Jahren immer größere Bedeutung haben wird, denn gerade in Unternehmen sind motivierte Mitarbeiter ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Das anschließende gemeinsame Essen in entspannter Atmosphäre mit einem edlen Tropfen ist natürlich das Highlight eines jeden Teamevents.
PHILOSOPHIE
Unsere Philosophie ist eine simple Botschaft: Jeder kann kochen. In unseren Kursen möchten wir vermitteln, dass man nicht viele Vorkenntnisse braucht, um ein tolles Menü zu zaubern. Alles, was wir in der Kochfabrik zubereiten, ist auch zu Hause gut nachkochbar. Diese »Leichtigkeit« überrascht und begeistert viele unserer Gäste. Zudem ist gemeinsames Kochen ein besonderes Erlebnis, weil es das Wir-Gefühl stärkt und somit den Teamgeist nachhaltig fördert. Ich denke, dass dieser Teamgedanke in den kommen75
WEBSITE
www.kochfabrikkoeln.de FACEBOOK
Kochfabrik Köln
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DIY
n o i t a r i p s n I sisterMADGI Y
auf der nächsten Seite
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»Black Beauty« & almost as »Tough as a Diamond« beschreiben nicht nur Eigenschaften der neuen CERAN® Miradur™ Kochfläche, sondern waren die zwei Leitthemen, die uns bei der Eventdekoration hauptsächlich beschäftigten. Das bedeutete viele, viele Papierdiamanten und viel Schwarz – seien es Vasen, Töpfe oder Teller. Weiteres Highlight waren dank Hürriyet von Botanic Art die floralen Elemente. Sie setzte die Kochfläsche in einem Regal voller exotischer Blüten (ja, die sind alle echt!) spektakulär in Szene und kreierte mit Orchideen und Kakteen wunderschöne, kleine Hingucker.
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PA P I E R DIAMANTEN von SISTERMAG
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stärkeres A4-Papier (160-250 g/m2) Kleber & Schere Falzbein Lineal & Bleistift Steckdraht
2.
Zange Stück Pappe stärkeres A4-Papier (spitzer Gegenstand) ANLEITUNG
4.
1. Die Vorlage auf ein A4-Papier drucken und ausschneiden. Die Form anschließend auf ein dickeres Papier abpausen. Die Linien über die Eckpunkte ebenfalls übertragen. Mit Hilfe des Lineals und dem Falzbein die Linien entlangfahren. 2. Das Papier an allen Linien falten und mit dem Falzbein die Kanten glätten.
6.
3. Nun wird alles zusammengeklebt. Den Kleber auf die äußeren Ränder auftragen und an den Innenseiten befestigen. 4. Den Steckdraht in verschiedene Längen schneiden. 5. In die Pappe Löcher bohren. Befestige anschließend den Steckdraht an der Pappe, indem du das untere Stück verbiegst und festklebst.
D IY H E R U N T E R L AD E N
6. Zum Schluss die Diamanten auf die Spitzen setzen. Fertig!
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INTERIOR
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Text & Bilder: ELBMADAME SISTER-MAG.COM
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Jährlich im Januar öffnet die Kölner Möbelmesse imm für Fachpublikum und interessierte Besucher ihre Tore. Namhafte Hersteller und junge Designer präsentieren auf dieser wichtigen Messe ihre Neuheiten. Vitra, E15 oder muuto inszenieren ihre neuen und bekannten Produkte für das Publikum. Trends erspähen, neue Kollektionen ansehen und vielleicht sogar das Wunschsofa Probe sitzen – all das bietet die Kölner Möbelmesse.
s t h g i l h g Hi DER MÖBELMESSE
Wie bereits 2016, dominierten Grünpflanzen das Gestaltungskonzept vieler Messestände. Der „Urban Jungle“ begleitet uns weiterhin mit dekorativen Sukkulenten, Kakteen und Blattgewächsen. Auf dem Designer's Market der imm konnten außerdem in Kooperation mit der blickfang-Designmesse exklusive Produkte von Jungdesignern erstanden werden. Highlight waren die Air Plant Holders von Studio Carolin Slottje, die als filigran geflochtene Dekostücke, mit ein wenig Tillandsien gespickt, den grünen Trend aufgreifen.
Vosgesparis Pflanzen erobern auch außerhalb des klassischen Blumentopfes die Wohnräume: Design House Stockholm zeigt weitere dekorative Ideen für Pflanzen: schlichte Designer-Gewächshäuser für den Innenraum, neue Pflanztreppen und eiförmige Mini-Terrarien aus Glas.
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Ein weiteres Novum in diesem Jahr: Zum ersten Mal erhielten ausgewählte Bloggerinnen und Blogger die Gelegenheit, eigene Stände zu gestalten. Holly Becker vom Blog decor8 nutzte neben vielen vorrangig skandinavischen Wohn-Accessoires das Regalsystem Vivlio Frame. Ein Möbelsystem, welches sicher zukünftig in viele Wohnräume einziehen wird und mit filigranem Stecksystem mit der Zeit geht. Die bunte Inspirationswand, zu der jeder Besucher aktiv Teile beitragen konnte, wurde ebenfalls gern genutzt.
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decor8
Désirée von Vosgesparis
nutz-
te zur Gestaltung ihres Messestands neben viel Grün ausgewählte
Keramik,
lässige
Ledermöbel und schöne Teppiche. Eine moderne und zugleich edle Komposition.
Trends
Hairpin Legs, edle Materialien wie Samt und Metall sowie au-
ßergewöhnliche Keramik – die Trends des Jahres. Neben den typischen skandinavischen Designs in hellen Farben und aus hochwertigen Höl-
zern gefertigt, wird es jedoch in der Gegenbewegung zunehmend kräftiger in der Gestaltung. Stimmungsvoll gealterte Metalloberflächen, gefärbtes Glas und in gedeckten Farbtönen gestrichene Wandflächen inspirierten die Besucher.
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Prototypen der Firma Aldi
Samtige Textilien in edlen, dunklen Farbtönen wirken in Kombination mit dunkel gestrichenen Wänden erwachsen und moody. Möbelbeine werden filigraner und kommen im Hairpin-Look daher. Übrigens ein Trend, der sich mit einfachen Mitteln zu Hause umsetzen lässt, denn die filigranen Möbelbeine können online in den verschiedensten Varianten erstanden werden. Die Montage gestaltet sich durch simple Verschraubungen
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sehr einfach. Hairpin Legs nehmen den schweren Bezugstoffen das Gewicht und machen die Möbel auch für kleine Räume nutzbar. Wichtig für den Trend: Die Möbelformen bleiben klar und wenig verspielt. Den MidCentury-Stil komplettieren metallene Details bei Möbeln und Wohn-Accessoires wie Leuchten, Kerzenhaltern und Spiegeln. Wer mutig ist, setzt den Trend mit den passenden Motivtapeten um.
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Im Trend liegen auch farbig lackierte Metallelemente. Besonders mit Kleinmöbeln können so schnell Akzente im Wohnraum gesetzt werden. Die Möbel werden außerdem zunehmend als modulare Systeme entwickelt, sodass sie unterschiedlichste Anforderungen erfüllen und in Wohnräume jeder Größe passen. Neben Graunuancen, die exzellent mit warmen Holztönen, aber auch mit dunklen Akzenten und metallenen Details harmonieren, sehen wir warme Farbtöne, Senfgelb, Salbeigrün und Dunkelblau.
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FÜNF FRAGEN AN
Studio Oink Bilder: STUDIO OINK
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MARMORGRAU
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Mit ihrem Creative Lab
Studio Oink
stehen die kreativen Köpfe Lea Korzeczek und Matthias Hiller für ein gekonntes Spiel mit Licht und Schatten, Struktur und Materialität. Dieses setzen sie in Interior- und Produktdesigns um. Wer könnte uns also bessere Interior-Tipps für die Farben grau & gelb geben?
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Studio Oink
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Was macht für euch eine stilvolle Wohnung aus? Viel Persönlichkeit und Ruhe. Eine stilvolle Wohnung sieht nicht aus wie ein Showroom und hat kein Ton-inTon Farbkonzept. Vielmehr ist sie mit dem Bewohner gewachsen. In einer stilvollen Wohnung findet man Antiquitäten und zeitgenössische Stücke in harmonischem Einklang. Auch passende Kunstwerke und frische Blumen gehören für uns in eine stilvolle Wohnung.
Was assoziiert ihr mit den Farben gelb und grau? Gelb: Sonne, Leichtigkeit, Freude Grau: Ruhe, Zurückhaltung
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Welche Materialien / Möbelstücke würdet ihr in diesen Farben verwenden? Und welche niemals? Gelb: Leuchte, Bezugsstoff, Grau: Sitzmöbel, Bettwäsche
Vorhang
NIEMALS: Gelb: Tisch, Bettwäsche Grau: Schrankmöbel (wobei es in allen Fällen natürlich auch sehr auf das Grau und das Gelb ankommt…)
4. 5.
Gibt es einen Marmor-Klassiker, den ihr empfehlen würdet? Der Saarinen Table mit Marmor Top.
Euer Bett in der Wiesbadener Wohnung hat förmlich einen Hype in der DIYSzene ausgelöst. Was ist nach eurem Umzug damit passiert? Es wurde an die Nachmieterin verkauft, wie auch die restlichen Einbauten.
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Für die Ausstellung »Ventura Lambrate« in Mailand 2016, kreierte das Duo in Kooperation mit Aimee Bollu das Projekt »Design with the Unknow«. ...
... Es ist eine Sammlung von Materialien, die von jeweils einem der Designer entweder gefunden, gesammelt, getauscht, oder genutzt wurden.
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Zur klaren Ästhetik gesellt sich auch stets ein verspieltes Detail.
Regal aus pulverbeschichteten Stahl mit Eicheoder Marmorböden. Erhältlich auf Nachfrage.
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Produktempfehlungen Wie ein Ballon, der in den Himmel steigt. »Balloon« Tischlampe designt von Uli Budde.
100% Made in Scandinavia ist die Polsterserie »Oslo« von Muuto. Erhältich in fünf Farben, versprüht das Design einen reduzierten und leichten Flair.
Wer von Sofa und Sessel noch nicht genug hat, kann sich zusätzlich noch den passenden Hocker und eine Bank zulegen.
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#sistermagDIY #marmorgrau
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Nr.M1 A R M O R PA P I E R
von sisterMAG
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or m r a M HANDMADE
ANLEITUNG
M AT E R I A L
1. Eine Plastikwanne mit Wasser füllen und den Nagellack vorsichtig auf die Oberfläche tröpfeln.
Nagellack (verschiedene Farben)
2. Mit dem Holzspieß das gewünschte Muster ziehen.
Wasser
3. Das Papier auf die Wasseroberfläche legen und die Farbe kurz einziehen lassen.
Holzspieß Plastikwanne (größer als das gewählte Papierformat) Papier (z.B. starkes Aquarellpapier)
4. Das Blatt abziehen und trocknen lassen. Fertig! ANLE IT UNG HE R UNT E R LAD E N
3.
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2 . r N MARMOR
NOTIZHEFT von sisterMAG
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or m r a M HANDMADE
M AT E R I A L
Marmorpapier Papier (DIN A4 oder A5) Falzbein Ahle Garn 3.
Nadel Schere evtl. Corner Cutter (z.B. Star Stationary
)
ANLEITUNG
1. Das Marmorpapier und das Papier für die Innenseiten (hier beispielsweise im Format DIN A5) mit dem Falzbein zur Hälfte falten.
4.
2. Mit der Ahle drei Löcher stanzen. 3. Das Heft wie folgt binden:
5. 5 1 3
4
2
4. Den Faden mittig knoten. 5. Ecken mit einem Eckstanzer (Corner Cutter) abrunden. ANLE IT UNG H ERU N T E R LADE N
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ay l t a l F the new selfie.
G A S T F L AT L AY E R I N
strawberry pie alias Ruth Bähnk ( B L O G G ER I N
AU S H A M B U RG )
F latlay ist englisch und bedeutet wörtlich übersetzt »flach liegen« – man versteht darunter in der Instagram-Szene eine Art von Gegenstandsfotografie, auf dem ein oder mehrere Gegenstände auf dem Boden ausgelegt sind und von oben herab aus der Vogelperspektive fotografiert werden. Mal sind die Bestandteile sehr akkurat angeordnet, mal eher zufällig, mal sind auf den SISTER-MAG.COM
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Fotografien sehr viele Gegenstände zu sehen, mal nur ein einziger. Was für Bestandteile auf einem Flatlay Platz finden, ist ganz unterschiedlich, je nach Lust, Laune und Themengebiet. Ob Speisen oder Getränke, Bücher, Kleidung, Schmuck, elektronische Geräte oder Food – der Anordnungslust sind keine Grenzen gesetzt!
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FRUITYRUTHYPIE
eins
Zuerst suchst du dir einen UNTERGRUND oder ein THEMA , das du in den Fokus stellen willst. In meinem Fall besteht der Untergrund, passend zur Leitfarbe Marmorgrau, aus einer Marmorunterlage. Natürlich hat nicht jeder einen massiven Marmortisch zuhause, deshalb kann man sich Abhilfe schaffen: Ich habe für mein Flatlay zum Beispiel eine Wachstuchtischdecke im Marmorstil gewählt. Als Thema dazu habe ich mir »DER PERFEKTE SONNTAGMORGEN« überlegt. Im Brainstorming sind mir dann unterschiedliche Gegenstände eingefallen, die für mich zu einem perfekten Sonntagmorgen dazugehören. Da wäre natürlich die obligatorische Tasse Kakao oder auch eine schöne Zeitschrift.
MEIN TIPP für alle Flatlayer: Blumen oder andere Pflanzen, wie z.B. Mons-
terablätter oder ganz klassische Tulpen, sehen fast immer gut aus und geben dem Flatlay-Foto eine schöne Frische.
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tipp
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Nachdem du alle Gegenstände zuzwei sammengesammelt hast, die zu deinem Thema passen könnten, kannst du dir ein FARBSCHEMA überlegen. In meinem Fall dominieren die Farben ROSA UND WEISS . Meine Blumen sind rosa und auch der Terminplaner ist in pastell gehalten. Gerade am Anfang kannst du ganz locker herumS T R AW BE R RY P I E probieren: Lege die Gegenstände auf den Tisch und schiebe sie ein biss- vier chen hin und her, um erst einmal ein Gefühl für dein Flatlay zu bekommen. Dann kannst du sie Schritt Nach dem ersten Versuch kannst für Schritt so anordnen, wie dir das du die Gegenstände gerne noch Flatlay am besten gefällt. Dabei hilft einmal neu drapieren oder weitere ein Testfoto, denn oft sehen die FlatGegenstände hinzufügen. Bei mir lays durch die Kameralinse noch einfehlte noch irgendetwas Gemütlimal ganz anders aus und helfen dir, ches zum Sonntagmorgen, daher die perfekte Perspektive zu finden. habe ich noch meinen langen, weichen Lieblingsschal als Kuscheldecke dazu gelegt.
drei Fortgeschrittene Flatlayer sollten eines immer beachten: GUTES LICHT ist das A&O! Weiche Schatten stehen Flatlays besonders gut. Mit einer Lampe, vor das ein PAPIER gehalten wird, kann man das Flatlay beim Fotografieren wie mit einer Softbox beleuchten und erzeugt dadurch ein harmonisches Grundlicht. Besonders bei Food-Flatlays ist gutes Licht sehr wichtig, damit die Speisen so appetitlich wie möglich in Szene gesetzt werden können.
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Am Schluss ist das Wichtigste eigentlich, dass es dir Spaß macht. Versuche verschiedene Kombinationen um herauszufinden, was dir gut gefällt. Viel Freude dabei!
Deine Ruth
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Wie es ist, BLOND zu sein
LINA MALLON SISTER-MAG.COM
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Als ich das erste Mal meine Haare blond färbte, war ich 17 Jahre alt. Nur wenig später sollte ich mich von meinem ersten Freund trennen, der damals aber noch nichts davon wusste – ich auch nicht. Eines der vielleicht stereo typischsten, jedoch immer wieder zutreffenden Symptome einer Frau, die sich nach Veränderung sehnt oder sich zumindest gern in einer anderen Perspektive sehen möchte, die sich »zu langweilig« findet oder einfach »irgendetwas Anderes« braucht, ist und bleibt die radikale Veränderung der Frisur. Geht schneller als ein kompletter Wechsel der Garderobe und ist im ersten Irrglauben der handelnden Emotionen eine kalkulierbares Risiko. Schließlich ist es mit ein wenig Chemie und einem zweiten Nachmittag wieder rückgängig zu machen. Ganz anders als so eine Trennung, über die man sich erst einmal wirklich klar werden muss. Das ist mit 17 genau so wie mit 27.
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Text: LINA MALLON Fotos: LENA SCHERER
Blond – das hieß damals für mich: SEXAPPEAL!
Blonde Haare standen für mich zum damaligen Zeitpunkt für meine feminine Seite, für Sex-Appeal, für Charme, Sinnlichkeit und vor allem leidenschaftlich gelebte Weiblichkeit. Und genau danach verspürte ich Sehnsucht. Und so kaufte ich an einem Donnerstag in der Drogerie der Kleinstadt Oxidant und einen Pinsel, überredete meine Mutter, mir die Mischung auf die zum damaligen Zeitpunkt dunkelbraunen Haare auf-
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ERST 10 JAHRE SPÄTER zutragen, und wartete ab. Das Ergebnis lässt sich recht gut mit dem Attribut »katastrophal« beschreiben, und nur der letzte von drei aufgesuchten Friseursalons erklärte sich überhaupt bereit, meinen Mix aus leuchtendem Ansatz in wenig dezentem Neongelb und den grün-orangen Längen zu bearbeiten. Knapp zwei Monate hielt ich es noch in meiner Beziehung und damit auch der Schwebe aus, in der sich meine Haare befanden. Dann beendete ich das »Dran-Arbeiten«, färbte die Haare wieder dunkel, schnitt mir aus Trotz, und um mich nicht vollkommen gescheitert zu fühlen, noch einen radikalen Pony und schlug das ungeschriebene Kapitel »Blond« zu, bevor es hätte beginnen können.
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Auf einem Friseurstuhl in Berlin, weit entfernt von emotionalen Impulsentscheidungen und eher mit einem klaren, festen Wunsch nach echter Veränderung, traute ich mich, es wieder zu öffnen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zirka vier Jahre lang meine Naturhaarfarbe getragen – die roten Locken, die zu meinem Markenzeichen geworden waren und für die ich immer wieder viele Komplimente bekam. Und obwohl es niemand, weder Leser noch Freunde, verstehen konnte, hatte ich sie und den Teil von mir, für den sie standen, über. Ich hatte das Gefühl, ich sei der wilden, unzähmbaren und auch unfertigen Frau, die sich ihren eigenen Weg freiräumen muss und dabei immer wieder mit dem kollidiert, was sie will und dem, was andere erwarten, entwachsen und bereit für eine neue Perspektive.
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»Meinst du, Blond passt zu dir?« – »Vielleicht bin ich eine der wenigen Frauen, die blond nicht leidenschaftlicher, sondern ein bisschen leiser macht!?« Mein Frisör schaute mich nicht das erste Mal an diesem Tag unsicher an. Ich sah
» in seinem Gesicht, dass er mir einen blonden Schopf nicht zutraute, auch wenn er mich genug kannte, um zu wissen, dass es jetzt keinen Sinn mehr machte, mich umzustimmen. Mit seinen Zweifeln war er allerdings nicht allein: Ich bekam immer wieder zu hören, dass ein 109
das Blond auf meinem Kopf – gibt mir Leichtigkeit und trotzdem irgendwie mehr Tiefe. « SISTERMAG 28 | 02 / 2017
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es nimmt die ganz grossen Kontraste, ohne mich dabei zur ruhe zu zwingen
»braver« oder »zarter« Look gar nicht zu mir passen würde. Blond habe viel zu wenig Aussage für meine Persönlichkeit und stehe doch im krassen Gegensatz zu ihr. Aber genau das fand ich spannend. Das leuchtende Kupfer, dazu die ungebändigten Locken – irgendwie unterstrich das die Wirkung und jene Züge an meiner Persönlichkeit nur, machte mich noch ein bisschen ungezähmter, direkter und auch härter.
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Aber das Blond auf meinem Kopf – das nahm meinem Look und seinem Vibe auf positive Art ein bisschen die harte Kante, ohne mich dabei zu verkleiden, es balancierte mich viel eher aus, gab mir Leichtigkeit und trotzdem irgendwie mehr Tiefe.
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Es ist nicht nur ein Ton oder eine Farbe, für mich ist es ein Gefühl. EINE BALANCE Vor zehn Jahren sollte mich blond sinnlicher und leidenschaftlicher machen. Aber mit meiner heutigen Persönlichkeit und Perspektive auf manche Dinge macht es mich weicher, femininer, nimmt die ganz großen Kontraste ein bisschen zurück und macht mich sogar ein bisschen leiser, ohne mich dabei zur Ruhe zu zwingen. Ich mag den Ausgleich, den mein Look jetzt hat, sehr gern – weil er zu dem passt, was in mir herrscht. Noch immer ein paar zu viel Emotionen, noch immer Träu-
me, die unbedingt gelebt werden müssen und noch immer Wege, die ich einfach gehe und nicht ausreden lasse. Jedoch ist auch ein bisschen natürliche Ruhe dazugekommen – Zufriedenheit, Selbstvertrauen, das in mir ruht, das ich nicht schreien oder unbedingt unterstreichen muss – und vielleicht ist mit meinem Weggang vom Rot zurück zum Blond auch ein bisschen mein Weg – weg vom Wildling, hin zu der jungen Frau, die ich heute bin – mitgeschrieben worden.
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Licht & Schatten SISTER-MAG.COM
Illustrationen: Maelle Rajoelisolo Text: Caroline Ring
Wie das Blond in die Welt kam
Seitdem es existiert, ist der Mensch fasziniert von blondem Haar. Dabei ist dieses Merkmal erst sp채t in der Menschheitsgeschichte aufgetaucht. Wie konnte Blond entstehen? Und was sind die genetischen Grundlagen f체r die Haarfarbe? Dar체ber r채tseln Wissenschaftler bis heute.
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Rund 6.500 Jahre ist es her, dass in den Wäldern und Feldern Europas etwas Merkwürdiges passierte. Etwa 30.000 Jahre zuvor hatte der Kontinent einen neuen Bewohner erhalten: den Homo sapiens, eine aufrecht gehende Menschenaffen-Art mit dunkler Haut, dunklen Augen und schwarzen Haaren, die aus den sonnigen Breiten Afrikas in den Norden gewandert war. Die Neuankömmlinge lebten in Familien, benutzten Werkzeuge und legten schließlich Felder an, um Ackerbau zu betreiben.
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Mit der Zeit gewöhnten sie sich an den neuen Lebensstil, der dafür sorgte, dass sich Jahrtausende später ihr Äußeres wandelte: Mit jeder Generation wurde ihre Haut heller, und Kinder wurden geboren, die auch im Erwachsenenalter noch blaue Augen hatten. Und eine neue Haarfarbe tauchte auf: blond, die seitdem eine ungebrochene Faszination auf uns Menschen ausübt. Fragt man den britischen Genetiker Mark Thomas, so könnte das ein mögliches Szenario dafür sein, wie wir zu blonden Haaren kamen. 2014 formulierte er gemeinsam mit einem Team aus internationalen Forschern seine Hypothese vom Wandel der Haarfarbe. Der Schlüssel: ein Zusammenspiel aus Licht und Ernährung. In Afrika, wo die Evolution des Mensch begann, dienten die
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ursprünglich dunklen Haare und die dunkle Haut noch dazu, den Körper vor starker Sonneneinstrahlung zu schützen. In Europa, der neuen Heimat der Urmenschen, war die UV-Strahlung nicht mehr ganz so stark. Doch um Vitamin D bilden zu können, ist der Mensch auf Licht angewiesen. Bis dahin hatte er den lebenswichtigen Baustein durch den Verzehr von Fisch und Tierleber gewinnen können. Mit dem aufkommenden Ackerbau änderte sich die Ernährung jedoch, und diese Quelle verlor an Bedeutung – weshalb sich der natürliche Lichtschutz mit den Generationen zurückbildete.
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Heute sind rund zwei Prozent der Weltbevölkerung natürlich blond
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In Afrika, wo die Evolution des Mensch begann, dienten die ursprünglich dunklen Haare und die dunkle Haut noch dazu, den Körper vor starker Sonneneinstrahlung zu schützen.
Die Haut wurde blasser und die Haare heller, sodass der Körper auch bei wenig Licht wieder ausreichend Vitamin D selbst herstellen konnte. Dank ihres außergewöhnlichen Aussehens fiel es den blonden Individuen vermutlich außerdem leichter, Partner zu finden – wodurch sich die Merkmale in der Bevölkerung festigen konnten.
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Heute sind rund zwei Prozent der Weltbevölkerung natürlich blond, der Anteil gefärbter Blondinen ist wesentlich höher. Kinder haben weltweit nicht selten helle Haare, bevor der Farbton mit dem Alter nachdunkelt. Am häufigsten taucht die Haarfarbe noch immer in Nordeuropa auf. Doch auch in anderen Bevölkerungsgruppen ist Blond selbst bei Erwachsenen verbreitet: bei den Buren in Nordafrika etwa, aber auch bei den Aborigines und bei einigen Inselvölkern im Pazifik. 115
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Für die Haarfarbe sind zwei Pigmente verantwortlich, die in den Haaren eingelagert sind. Eumelanin färbt sie brünett bis schwarz, das Pigment Phäomelanin sorgt für einen rötlichen Ton. Ist der dunkle Farbstoff Eumelanin nicht oder wenig vorhanden, sind die Haare rötlich-blond. Erst wenn beide Pigmente fehlen, sind die Haare hell. Das wird beim Blondieren ausgenutzt: Chemikalien wie Wasserstoffperoxid zerstören dabei die Pigmente und bleichen so die Haare. Zwar ist damit erklärt, wie die Haarfarben zustande kommen – doch welche Schalter im Körper letztlich für die jeweilige Pigment-Mischung sorgen, ist nicht ganz sicher. Bis heute hat man zwölf Stellen im Erbgut gefunden, welche die Haarfarbe beeinflussen. Acht von ihnen scheinen einen blonden Farbton zu verursachen. Eine davon, das Gen MC1R, kommt in Europa in sieben verschiedenen Ausprägungen vor.
das Gen geschädigt, trägt der Besitzer mit hoher Wahrscheinlichkeit rote Haare. Ein anderes Gen, TYRP1, wurde 2012 entdeckt: Es wird nur bei blonden Menschen auf den Solomon Islands im Pazifik ausgeprägt. Vom Gen KITLG weiß man erst seit zwei Jahren, dass es durch einen sehr feinen genetischen Mechanismus reguliert wird und dadurch die Helligkeit der Haare bei Nordeuropäern beeinflusst. »Das Gen« für blonde Haare gibt es also nicht. Doch das Merkmal wird rezessiv vererbt: Sind Anlagen für dunkle und für helle Haare
Es steuert die Produktion des dunklen Pigments Eumelanin. Ist
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» Das Gen für blonde Haare gibt es also nicht. «
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im Erbgut vorhanden, treten letztere immer in den Hintergrund, und das Kind wird dunkelhaarig. Nur wenn beide Eltern blond sind, wird das Kind mit Sicherheit später ebenfalls helle Haare haben. Aber auch bei dunkelhaarigen Eltern kann ein Kind unter bestimmten Umständen blond oder rothaarig sein: nämlich wenn im Stammbaum beider Elternteile helle Haare auftauchen. Natürliches Blond wird dadurch über kurz oder lang zwar im Genpool untergemischt – aber trotzdem niemals aussterben.
Foto: Martin Tervoort
Die Autorin Caroline Ring ist freie Wissenschaftsjournalistin in Berlin. In einem anderen Leben forscht sie in Evolutionsbiologie und zeichnet Comics.
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KatHAARstrophen Vom Chamäleon zur Blondine Text: Eileen Primus
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Ich war 16, als ich mir das erste Mal die Haare färbte. Von aschblond auf knallrot mit lila Strähnchen. Pumuckl wäre stolz auf mich gewesen - Mama hingegen kippte vor Schreck aus den Latschen. Seitdem sind 10 Jahre vergangen und ich habe fast alle Haarfarben - inklusive tränenreicher Tragödien - durch. Von rot über schwarz und braun, blau und grün hin zu orange und schließlich diversen BLOND-Nuancen.
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Teenie-Ich » Mein wollte nicht dazuler-
nen und ignorierte den mahnenden Zeigefinger von Mutti.
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2016 war die beliebteste Haarfarbe platinblond. Justin Bieber wurde zum wasserstoffblonden Musiker, It-Girl Kim Kardashian färbte sich zeitweise von schwarz auf weiß und sogar Fußballer Mats Hummels schockierte mit heller Matte (zum Glück nur eine verlorene Wette). Es galt: Auffallen und aufhellen um jeden Preis - und das ist wortwörtlich zu verstehen. So ein Friseurbesuch geht richtig ins Geld. Wenn ich mal überschlage, wie viel Geld ich dort schon gelassen habe, hätte dieses Geld, anders angelegt, einen waschechten Luxus-Urlaub ergeben. Aber ich liebe es nun mal, an der eigenen Optik herumzubasteln. Was SISTER-MAG.COM
ist da einfacher, als die Haarfarbe zu verändern? Angefangen habe ich als Teenager ganz klassisch mit einem missglückten Selbstversuch. Knallrot vertrug sich vor meinem inneren Auge prima mit lila. Absoluter Totalschaden - und meine Haarstruktur war ebenfalls hinüber. Die Konsequenz: Ein Bob! Für eine 16-jährige, die lieber Haare bis zum Po gehabt hätte, war das schwere Kost. Ich habe mehr Tränen gelassen als Haare und direkt erneut gefärbt: rabenschwarz, erneut in Eigenregie. Denn mein Teenie-Ich wollte nicht dazulernen und ignorierte den mahnenden Zeigefinger von Mutti.
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Haarige Fehlgriffe
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ach der Trennung von meinem allerersten Freund musste ein paar Monate später eine Veränderung her. So kam es, dass mir meine beste Freundin im heimischen Wohnzimmer waschechte Tiger-Streifen in die Haare färbte. Vier blonde Streifen auf schwarzem Haar - das Ergebnis war eine fleckige Mischung aus orange-blond und
schwarz. Damit konnte ich rückblickend keinen Blumentopf gewinnen und schon gar nicht die Herzen der Jungs. Zum Abitur mit 18 gab es dann schwarze Extensions mit kupfernem Deckhaar. Hört sich genau so schrecklich an, wie es aussah. Aber als Fan amerikanischer Teeniefilme, wollte ich unbedingt lange Locken und ein Tüllkleid. Gesagt, getan! Zum Glück mussten die Extensions kurz nach dem Abitur wieder raus, die Haare blieben vorerst dunkel – und die Zeit der Gaga-Frisuren war vorbei.
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Der Traum vom Blondsein D
as nächste Problem ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Ich wollte mein pechschwarzes Haar verändern – und blond werden. Also stiefelte ich perfekt vorbereitet mit den angesagtesten Blond-Frisuren der Promis zu meinem Dorf-Friseur. Blöd nur, dass der nichts von »Paintings«, »Ombre«, »Bronde« oder »Balayage« verstand. Er kannte nur die 12-24 Foliensträhnen-Methode am Haaransatz. Somit wurde mein Blond-Vorhaben im Wasserstoffperoxid-Keim erstickt. Meine Haare waren zu dem Zeitpunkt schon durch die jahrelangen Eskapaden trocken, spröde und platt. Erst nach meinem Umzug von NRW nach Berlin 2012 wurde ich dann wirklich heller.
tolle Pflegeprodukte und Friseure kennenlernte. Natürlich gab es auch hier Totalausfälle: Vor rund einem Jahr wollte ich Granny Hair haben, also gräulich-weiße Haare. Meine braune Matte wurde das erste Mal stundenlang blondiert. Das Ergebnis waren gelbe Spaghetti-Strähnen, die servierfertiger nicht hätten sein können. Seitdem schaue ich ganz genau, welcher Friseur die für mich besten Blond-Nuancen hinbekommt.
» Das Ergebnis waren
Ich kann von Glück sagen, dass ich durch meinen Job als Blogger SISTER-MAG.COM
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gelbe Spaghetti-
strähnen, die servierfertiger nicht hätten sein können.
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Der richtige
Blond-Trend für euer Haar
Lasst euch im Vorfeld beraten, scrollt euch durch Instagram – das hilft mir immer sehr – und spart lieber Geld für einen Profi! Der sagt euch dann auch, welche Blond-Trends wirklich zu euch passen.
M
omentan bin ich platinblond und lasse meinen Ansatz etwas herauswachsen, um später TIGER HAIR auszuprobieren. Dieser neue Trend löst den Balayage-Hype ab und bekam seinen Namen vom Tigerauge-Stein: Hellere und dunklere Farbnuancen werden im Haar verteilt und ein natürlicher Übergang geschaffen. So fällt auch ein herauswachsender Ansatz kaum auf. Noch natürlicher ist Karamellblond . Ideal für alle, die langsam heller werden wollen! Hierbei wird euer Haar in warme Honig- und Karamelltöne getaucht und man kann sich Schritt für Schritt ans »Blondine sein« gewöhnen.
Was tolle Blondtrends angeht, ist und bleibt allerdings Granny Hair mein Liebling. Die Haare werden dafür fast weiß aufgehellt – Finger weg von Selbstversuchen! Professionell gemacht, erstrahlt euer Haar dann in einem gräulich-aschigen Ton. Mermaid oder Unicorn Hair möchte ich unbedingt zur Festivalsaison austesten. Bei diesem Look trägt man platinblonde Haare mit türkisen bzw. leicht bunten Nuancen. Meine Freundin, die von Natur aus hellblond ist, testet parallel Strawberry Blond : Hier werden Rosatöne und Pfirsichtöne ins Haar eingearbeitet. Sieht wahnsinnig toll aus und ist wohldosiert wirklich alltagstauglich. Allgemein geht der Trend dieses Jahr noch stärker hin zu natürlichen Übergängen, so als hätte man kaum nachgeholfen. Nennt sich übrigens »Tortoiseshell Hair« oder »Ecaille«. Egal, für welches Blond ihr euch entscheidet: immer schön pflegen (ja, ich höre mich schon fast an wie Mutti, das ist wohl dieses Erwachsenwerden).
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vielleicht beste » Der Tip? Öfter mal auf Mutti hören! »
Pflege ist das A&O Ich kümmere mich mittlerweile mit mütterlichen Gefühlen um meine Haare und versorge sie mit Kuren und Ölen. Mein Must-have ist die »R&B«Kur von Lush. Ich kenne keine andere Kur, die so göttlich riecht (ich erschnuppere auf drei U-Bahn-Waggons, wer das Zeug im Haar hat!). Ein Klecks in die Spitzen reicht aus, um diese geschmeidiger zu machen. Im Sommerurlaub schmiere ich mir auch gerne ein bisschen (!) Sonnencreme mit ins Haar oder lasse am Strand eine Kur einwirken. SISTER-MAG.COM
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So schadet die Sonne meinem blonden Schopf nicht so und meine Haare saugen Pflege auf, während ich ein Nickerchen mache. Ansonsten schwöre ich auf Trockenshampoo, welches ich für mehr Volumen verwende. So muss ich meine Haare nicht täglich waschen, was ihnen wirklich guttut. Netter Nebeneffekt für mich: Die blonden Haare wirken gräulicher und mein dunkler Ansatz nicht mehr ganz so hart. Und der vielleicht beste Tipp? Öfter mal auf Mutti hören! Meiner Erfahrung nach sagt sie euch wenigstens die Wahrheit. Und die schmerzt am Ende viel weniger, als ein leerer Geldbeutel und ein knallroter Bob mit lila Strähnen. 125
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Der ilbervogel ist zurĂźck im Nest
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WAS AUS DEM »SILVERBIRD« TINA RAINFORD WURDE
Text: MAJA HOOCK Tina Rainford wurde als »Silverbird« berühmt, war Bühnen-Partnerin von »Marmor, Stein und Eisen«-Sänger Drafi Deutscher und erlebte die goldene Schlagerwelt der 60er Jahre mitsamt ihren Schattenseiten. Dann verschwand sie von der Bildfläche. sisterMAG hat mit ihr zum 70. Geburtstag über den Höhenflug und Absturz des Silbervogels gesprochen. Leuchtend blonde Haare, nur einen Meter 45 groß, gigantischer Blumenhut: Tina Rainford fällt auf in Santa Margalida, einem kleinen Städtchen auf Mallorca. Ihren Stil bekam sie von einer russischen Balletttänzerin verpasst, der Ehefrau ihres Produzenten. Das Hellblond ist bis heute ihr Markenzeichen, ihre Auftritte in eng taillierten Silberanzügen ha-
Foto: Privat
ben sie berühmt gemacht. Wenn sie jetzt in der Küche der Finca auf Mallorca Abendessen für die Schüler ihres Mannes zubereitet, wissen die meisten von ihnen nicht, dass sie »Silverbird« war, eine Schlagersängerin, die jedes Kind in Deutschland kannte: »Ich war wie ein Blatt in New York City«, sang sie damals mit hoher Stimme. »Silverbird, lass mich
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fliehen, Silverbird mit dir ziehen.« Jetzt kennt man sie als Frau des Malers Ralph Hedley, die in der Küche Salat macht und »Take That« hört. Ihr sei das recht, denn sie lebe nicht in der Vergangenheit, sagt sie mit einer weichen Stimme, die noch immer eher der eines Mädchens gleicht, als die einer 70-jährigen Frau.
DIE GESCHICHTE
Tina Rainfords Geschichte ist die einer Nachkriegsgeneration, die nach einer heilen Welt hungert und diese im Schlager sucht. Weihnachten 1946 wird sie als Christa Zalewski in ein zerbombtes Berlin geboren. Die ganze Familie ist in der Heilsarmee, musiziert, und weil sie einen Plattenspieler hat, drängen sich viele Freunde in die Zweizimmerwohnung, um Musik zu hören. SISTER-MAG.COM
Der Vater, ein Tenor, der als Krankenpfleger Geld verdient, singt Duette mit ihr, sie lernt dazu auf der kleinen Gitarre ihrer Mutter zu spielen. Als Fünfjährige tritt sie in amerikanischen Clubs auf und singt auf einem Stuhl stehend Weihnachtslieder für heimwehkranke Soldaten. Ein paar Jahre später gründet sie eine Skiffle-Band, eine Musikrichtung, die man auf improvisierten Instrumenten wie Waschbrättern spielt, probt im Keller und raucht heimlich mit den Jungs. Sie will schon damals auffallen, trägt weit ausgestellte Petticoats und lackiert sich jeden Fingernagel in einer anderen Farbe. Als 1961 die Mauer errichtet wird, bleibt ein Teil ihrer Familie im Osten zurück. Sie wohnt in Westberlin und erlebt die Initialzündung als Sängerin: Die Funkausstellung sucht Talente in einem Tonstudio, dort trifft sie den gleichaltrigen Sohn eines ungarischen Pianisten: »Ick bin Drafi, Drafi Deutscher aus Lichterfelde«, stellt er sich ihr vor. Er hat den Auftritt bereits hinter sich und begleitet sie ins Studio, wo sie »Zwei kleine Italiener« singt. Die Sechzehnjährige mit den kurzen schwarzen Haaren knutscht mit
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Drafi; er besucht sie oft mit seiner Gitarre, viel mehr wird nicht aus der Romanze. Dafür bekommt sie ihren ersten Plattenvertrag vom Schlager-Komponisten Heino Gaze und veröffentlicht unfreiwillig unter dem Pseudonym Peggy Peters die Single »Keine Schule mehr«. Auch auf dem Cover ist nicht sie, sondern ein Model zu sehen. Tina Rainford ist enttäuscht von der Praxis der Musikindustrie, lässt sich aber nicht davon einschüchtern. Statt sich der aufkommenden Rock-Kultur anzuschließen und mit den späteren 68ern den Aufstand zu proben, will Tina Rainford nun voll und ganz in der glänzenden Schlagerwelt aufgehen. Sie will ihr Star werden.
MARMOR, STEIN & EISEN BRICHT
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Heino Gaze gibt ihr weiter Gesangsunterricht und sie bricht ihre Ausbildung in einem Schönheitssalon ab. Abends tritt sie in Berliner Beatclubs auf und lernt dort ihren zukünftigen Mann, den Sänger Peter Rainford, kennen. Sie reist mit ihm nach Birmingham und wird Teil seiner Band. Zum ersten Hochzeitstag mit 19 Jahren lassen sie sich gemeinsam die Nasen operieren, bezahlt von der Plattenfirma. »Man musste immer gut aussehen«, sagt Tina Rainford. Popstars müssen telegen sein. Also bekommt sie einen neuen Namen, eine neue Frisur und ein neues Gesicht auf den Leib geschneidert. »Ich hatte ‘ne große Klappe, ich bin ja Berlinerin. Aber einiges wusste ich noch nicht und es wurde einfach mit mir gemacht, weil ich so jung war. Heute verbiege ich mich nicht mehr. Das habe ich damals genug getan.« Mit dem neuen Look stellt sich ein erster Erfolg ein und sie kommt in die Charts. 1965 hat Drafi Deutscher mit »Marmor, Stein und Eisen bricht« seinen größten Hit; in den USA läuft er unter »Marble Breaks and Iron Bends«. Er versprach Tina, sie dazu zu holen, wenn er bekannt
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werden würde. Nun löst er sein Versprechen ein und nimmt mit ihr als »Drafi und Tina« das Duett »Alaska« auf: »In einer Welt aus Schnee und Eis war ich allein und einsam«, hört man Tina Rainford mit ihrer glockenhellen Stimme singen. »Ich wollte fort um jeden Preis, als jemand meine Hand nahm. Und das warst du.« Dann steigt Drafi Deutscher ein: »Ich will dich immer lieben.« Warum nie eine Beziehung daraus wurde? »Das war eine Jugendliebe«, sagt Tina Rainford. »Drafi hat in den letzten Jahren auch auf Mallorca gelebt, wir haben uns oft getroffen. Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht, bevor ich Ralph geheiratet habe. Aber die Freundschaft war mir wertvoller.«
1976 wird sie endlich international bekannt
Ihr Freund Drafi, der sie immer nur »Mütterchen« nennt, hört nie auf, an sie zu denken. Weil sie so klein ist, bekommt sie vor allem Songs für Teenager angeboten. Mittlerweile geschieden, verkauft sie Sonnenbrillen und Schuhe. Drafi Deutscher schlägt ihr darum vor, »Silverbird« zu singen. Er besucht sie, nimmt mit ihr den Song auf und 1976 wird sie damit endlich international bekannt; die Single verkauft sich zwei Millionen Mal und ist ewig in den deutschen und amerikanischen Charts vertreten. Sie reist nach Atlanta und New York, wo sie im Sommer 1977 den absoluten Stromausfall miterlebt und mit einer weniger braven Welt konfrontiert wird: »Die ganze Reise war toll, auch wenn es ganz anders war, als in Deutschland. Die Musiker waren
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alle nicht pünktlich und rauchten erst einmal einen riesigen Joint. Dann ging es irgendwann los.« In den deutschen Clubs New Yorks singt sie »Silverbird«, das Lied, das davon handelt, wie verloren sie sich fühlt. Dazu schunkeln Schlagerfans im Exil: »Diese Clubs waren ja deutscher als wir Deutschen, die kommen kommen da mit Gamsbart und Lederhosen hin.« Als erste deutsche Sängerin tritt sie in »Nashvilles Grand Ole Opry« auf, der ältesten amerikanischen Radioshow für Country-Musik.
So wird Tina Rainford in ihren schillernden Kostümen zur Kunstfigur »Silverbird«, einer Schlager- Diva mit Hang zum Country, mit standesgemäßem Königspudel, schmachtendem Blick und ständig guter Laune. Die Show muss von da an immer weiter gehen.
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Auch, als ihre Mutter an Blutvergiftung stirbt, nachdem sie eine verunreinigte Spritze gegen Rückenschmerzen bekommt. Damals ist Tina Rainford 23 Jahre alt: »Der plötzlichen Irrsinnstod meiner Mama ist eine Sache, über die ich nie hinwegkommen bin. In letzter Zeit sind viele Bekannte und Freunde gestorben, auch Drafi. Das war schlimm, doch das Leben ist eben hart. Bei meiner Mama war es anders. Es war so plötzlich.« Vater und Tochter bekommen Tabletten zur Beruhigung. Der Vater setzt sie irgendwann ab, doch Tina Rainford bleibt beim Valium. Es hilft ihr, weiter aufzutreten. Später kommt
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Alkohol dazu. »Wenn man in diesem Beruf ist, wird erwartet, dass man immer gut drauf ist. Man fängt an, ein bisschen nachzuhelfen und vor dem Auftritt einen Cognac zu trinken, dann werden es zwei. So hat es sich eingeschlichen.« In »Engel mit versteckten Flügeln« singt sie: »Ich saß in Kneipen jede Nacht und hab mir selbst was vorgemacht.« Als sie mit Ende 30 schwer tablettenund alkoholabhängig ist, macht sie im Jüdischen Krankenhaus in Berlin einen Entzug: »Die Therapie war sehr hart. Es gab keinen Speisesaal und Vierbettzimmer. Vor jeder Mahlzeit musste man vor der Türe »Appell« stehen, weil Alkoholiker selbstmordgefährdet sind. Ich habe mir immer nur gesagt, ich bin hier nicht im Ritz und nicht hier, weil ich Pickel habe, sondern weil ich mit dem Alkohol nicht umgehen konnte.«
» Bye, bye mein Silverbird, mein Herz hat dir gehört.«
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Wenn sie jetzt, kurz nach ihrem 70. Geburtstag, auf ihr Leben zurückblickt, würde sie trotzdem alles nochmal genauso machen: »Weil mein Leben schön ist. Es ist wunderbar«, sagt sie. Kinder hat sie keine, sie hätten vielleicht auch nicht in dieses Leben gepasst, wie sie sagt. Ab und zu singt sie noch auf Privatfeiern; die kleine Gitarre ihrer Mutter hat sie immer noch. Von ihrem Alter Ego hat sie sich 2005 mit dem Song »Bye bye Silverbird« verabschiedet: »Leise summ ich das Lied noch einmal, ja damals machte es mich zum Star. Es ist so viel gescheh´n, das Leben ist so schwer zu versteh´n, doch Tränen wein ich schon lange nicht mehr. Bye, bye mein Silver-
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Wenn sie jetzt, kurz nach ihrem 70. Geburtstag, auf ihr Leben zurückblickt, würde sie trotzdem alles nochmal genauso machen
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bird, mein Herz hat dir gehört.« Geblieben sind eine E-Mailadresse mit »Silverbird« und ein Handy-Klingelton mit der Melodie. Tina Rainford kümmert sich jetzt um andere Dinge, die sie glücklich machen. Zum Beispiel um ihre erste Zitronenernte und die Frage, wie man daraus Marme-
lade kocht. Und um die Schüler ihres Mannes, die sie ab und zu doch erkennen, besonders, wenn sie aus Amerika kommen. Dann reden sie über den Silbervogel und die Geschichte einer Schlagerwelt, die doch nicht so heil war, wie sie es sich vielleicht als Mädchen gewünscht hätte.
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Viele von euch werden die Alpro H.A.P.P.Y. Challenge Anfang des Jahres 2017 verfolgt haben und vielleicht haben einige von euch auch mitgemacht! Und wie steht es nun im Februar mit den guten Vorsätzen - was ist von der ausgewogenen Ernährung und dem Mehr an Bewegung im Alltag geblieben? Damit aus dem H.A.P.P.Y. Start ins Jahr ein nachhaltiges Happy 2017 wird, zeigen wir euch, wie Alpro den Plan für die Mahlzeiten zusammengestellt hat. Dabei wird k l a r : Das ist eigentlich ganz einfach und lässt sich das ganze Jahr weiterführen! Alles, was du brauchst sind ein paar Basis-Rezepte und Spaß an (d)einem ausgewogenen Lebensstil – damit gelingen dann auch eigene H.A.P.P.Y Rezepte mit Alpro Produkten! Übrigens, wer die Challenge im Januar verpasst hat: Ihr könnt die Rezeptprogramme unten rechts noch immer herunterladen und euch inspirieren lassen. Es lohnt sich!
Die Alpro H.A.P.P.Y. Challenge ist vorbei Was nun? Fotos: Claudia Gödke
JUNGE WILDE ELTERN 40PLUS
| Styling: Audrey Cosson
Texte: Nuna Hausmann 135
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#starthappy
H.A.P.P.Y. Das ganze Jahr lang
Gesunde Ernährung und mehr Bewegung endlich nachhaltig in deinen Alltag zu integrieren, steht für 2017 auch bei dir ganz oben auf der Liste? Mit der H.A.P.P.Y. Mealplanning Struktur wird es auch das ganze Jahr über zur Selbstverständlichkeit lecker, abwechslungsreich und ausgewogen zu Kochen. H.A.P.P.Y. ist kurz für „Healthy and Adventurous Program for a Promising Year“. Gemeinsam mit Alpro und dem sisterMAG Team sind bereits tausende H.A.P.P.Y. Challenger mit dem 2-Wochen Programm gut
ins neue Jahr gestartet. Hinter dem H.A.P.P.Y. Programm, steht eine einfache Baukasten-Idee: Im Alltag neigen wir schnell dazu, immer wieder die gleichen Lebensmittel zu kaufen und diese auch immer wieder auf die gleiche Weise zuzubereiten. Mach dir genau das zunutze! Die Grundidee der H.A.P.P.Y. Mealplanning Struktur sind Basics: Mit einigen Basis-Zutaten und Basis-Rezepten hast du immer alles Wichtige parat, um nach Lust, Laune und Zeit ausgewogen und lecker zu essen. Die folgenden Tipps helfen dir dabei, deine Liste an Basics zu definieren und geben dir ein paar Anregungen an die Hand, wie du mit kleinen Änderungen große Abwechslung auf deinen Tisch zauberst.
Starte gut in den Tag: Beim Frühstück haben wir alle unsere eigenen Vorlieben, ob süß oder herzhaft, ein großes Frühstück oder etwas Kleines zum Mitnehmen. Mithilfe von nur ein paar Grundzutaten kannst du jeden Morgen dein Lieblingsfrühstück neu entdecken. Überlege dir deinen Grundstock an Basiszutaten, die du immer für dein Frühstück zu Hause vorrätig hast: SISTER-MAG.COM
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Die Basics für dein Frühstück • Müsli oder Müsli-Grundzutaten • Haferflocken für Porridge oder Overnight Oats • Pflanzliche Drinks fürs Müsli, für Porridge oder Overnight Oats. Mach dir hier die Vielfalt der pflanzlichen Drinks zu nutze, z.B. ist der Alpro Sojadrink reich an hochwertigem Protein, der Alpro Haferdrink reich an Ballaststoffen, und der Alpro Mandeldrink eine Vitamin E-Quelle.
• Trockenfrüchte, Nüsse und Kerne als Toppings für deine Joghurtalternative mit Früchten, dein Müsli oder Porridge. • Obst und Gemüse für einen Smoothie oder als Toppings (frisch oder tiefgekühlt) • Brot oder Brötchen, lecker belegt z.B. mit Aufschnitt, Gemüse oder tollen Dips aus den Alpro Joghurtalternativen.
• Wenn ein bisschen mehr Zeit da ist: aus Zutaten wie Mehl, Eiern, • Vegane Joghurtalternative zum Zucker oder Sirup lassen sich Mischen mit Früchten (frisch tolle Pancakes oder Omeletts oder tiefgekühlt) zaubern - mit farbenfrohem Belag entsteht so ein perfektes Sonntagsfrühstück. SISTERMAG 28 | 02 / 2017 137
Essen nach der H.A.P.P.Y. Mealplanning Struktur ist dann ganz einfach: Mit deinen Basis-Zutaten kannst du nun variieren und kreativ werden, Reste verwerten und ohne viel Aufwand, Vielfalt und Abwechslung in deine Essgewohnheiten bringen. Heute hast du Lust auf ein Müsli? Schnell checken, welche Früchte gerade im Haus sind, mit einem pflanzlichen Drink deiner Wahl aufgießen und schon ist dein frisches Frühstück auf dem Tisch, das dich gestärkt in den Tag starten lässt. Was könnte uns und unseren Körper happier machen? SISTER-MAG.COM
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= CRANBERRY VANILLE SMOOTHIE
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Warum pflanzliche Milchalternativen? Mit pflanzlichen Alternativen zu Milchprodukten bringst du ganz einfach große Abwechslung in dein Frühstück und tust dir und deiner Ernährung gleichzeitig etwas Gutes. Sämtliche Alpro Produkte sind rein pflanzlich. Das bedeutet, alle unsere Produkte sind frei von Milcheiweiß, von Natur aus Laktosefrei und enthalten keinerlei tierischen Zutaten. Pflanzliche Lebensmittel enthalten tendenziell weniger Kalorien, weniger Fett und viele Ballaststoffe. Wer also mehr Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Saaten und pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten zu sich nimmt und gleichzeitig auf Produkte mit hoher Kaloriendichte verzichtet, hat es mit dem Wohlfühlgewicht leichter. Die meisten Alpro Produkte enthalten nur wenig gesättigte ("schlechte") Fettsäuren und dafür ungesättigte ("gute") Fettsäuren. Außerdem enthalten die meisten Alpro Produkte nur wenig Zucker und haben damit oft sogar einen geringeren Zuckergehalt als vergleichbare Produkte auf Milchbasis - einige Alpro Produkte sind mit 0 g Zucker sogar komplett zuckerfrei. Alle Alpro Produkte sind eine leckere Calcium Quelle und enthalten viele Vitamine, darunter auch B2, B12 und das besonders wichtige Vitamin D. Die Soja-Produkte enthalten außerdem viel hochwertiges Eiweiß. Das ist wichtig für den Aufbau und Erhalt der Muskeln. Das macht Soja Drinks und Joghurtalternativen zu einem echten Allstar für dein Frühstück. 139
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GENERELLER NÄHRSTOFFBEDARF Durchschnittlicher Nährstoffbedarf eines Erwachsenen (Referenzmengen laut LMIV, die Empfehlungen der DGE weichen teilweise etwas ab)
Gesamtenergie
ca. 2.000 kcal / 8.400 kJ
FETT
70 g
GESÄTTIGTE FETTSÄUREN
20 g
KOHLENHYDRATE
ca. 260 g
ZUCKER
90 g
EIWEISS
50 g
SALZ
6 g
BALLASTSTOFFE (lt.DGE)
mind. 30 g /
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davon sollte ein Viertel Tag (7,5 g) bereits durch das Frühstück gedeckt werden
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Selbiges gilt fürs Mittag- und Abendessen: Abwechslung ist dein Schlüssel zu einer ausgewogenen Ernährung. Der Grundstock aus Basis-Zutaten lässt sich in kurzer Zeit in vielfältige Gerichte verwandeln. Stöbere durch die Gemüse-Abteilung und wähle gezielt vielseitig verwendbare Gemüsesorten: Zucchini kann in die Pasta geschnitten werden aber auch ein leichtes Couscousgericht verfeinern. Der Grünkohl kann zum Gemüsegericht werden oder für ein schnelles Pesto dienen. Greife zudem zu Vollkornprodukten. Diese enthalten reichlich Vitamine, Mineralstoffe
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sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe sollten es täglich sein, das ist gut für die Verdauung und senkt das Risiko für verschiedene ernährungsbedingte Krankheiten. Falls deine Ideen für Nudeln und Reis bereits erschöpft sind, versuch zusätzlich noch Couscous und Hülsenfrüchte in den Plan zu integrieren. Wie du auch möchtest, mit der Grundstruktur aus Basiszutaten kannst du ganz einfach frische Zutaten kombinieren und je nach Zeit und Laune in leckere Gerichte verwandeln.
Die Basics für dein Mittag- & Abendessen • Buntes Gemüse (tiefgekühlt oder frisch) • Hülsenfrüchte, wie z.B. Linsen oder Kichererbsen • Pasta • Getreide wie Kamut oder Dinkel • Couscous oder Reis • Kartoffeln • Salate • Als Sauce oder Dipp bieten sich z.B. ein wenig gutes Pflanzenöl, passierte Tomaten, die Alpro Kochcrèmes oder die Alpro Joghurtalternative Ungesüßt an. Mit ein paar Kräutern und Gewürzen verfeinert, rundest du damit ganz leicht jedes Gericht ab. SISTERMAG 28 | 02 / 141
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= = KOKOSSTART
Kochen heißt kreativ sein!
Manchmal reicht die kleinste Inspiration und die Lust ist geweckt: Lass dich beim Einkaufen von deinen Sinnen treiben und wähle doch einmal eine Obstsorte, die du noch nicht kennst, die jedoch lecker aussieht und gut riecht. Sei es als Topping für dein Müsli, Porridge, deine Joghurtalternative oder schlicht als Belag für das süße Marmeladenbrot. Variation ist das Zauberwort: Kombiniere und tausche aus, erfinde Neues hinzu und lasse anderes auch mal weg. Entdecke neue Zutaten und kombiniere sie mit Altbekanntem. Egal, wofür du dich entscheidest: hab Spaß dabei und hör auf dein Bauchgefühl! Toppe dein buntes Müsli ohne schlechtes Gewissen auch mal mit Schokostreuseln, wenn dir dadurch dein Tag versüßt wird. Gesund essen heißt mit Genuss essen!
Checkliste
Vollwertig essen und trinken ist gar nicht schwer: eine kleine Checkliste für die grundlegenden Regeln einer gesunden Ernährung gibt es von der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.). Diese Checkliste könnt ihr euch HIER herunterladen.
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WAS HAT WIEVIEL ENERGIE? Die energieliefernden Nährstoffe in der Ernährung sind Kohlenhydrate, Fett, Protein (Eiweiß) und Alkohol. Diese Nährstoffe haben folgende Energiegehalte pro 1 g
KOHLENHYDRATE
17 kJ (4 kcal)
FETT
37 kJ (9 kcal)
PROTEIN
17 kJ (4 kcal)
ALKOHOL
29 kJ (7 kcal)
BALLASTSTOFFE
8 kJ (2 kcal)
Ein Teil der Ballaststoffe wird im Dickdarm von Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut, die eine zusätzliche Energiequelle darstellen können. Deshalb liefern auch Ballaststoffe Energie, pro 1 g
H.A.P.P.Y. 2018? Nach der Alpro H.A.P.P.Y. Challenge ist vor der Alpro H.A.P.P.Y. Challenge. Wie schön, dass du auch weiter dabei sein willst und Lust auf Neuigkeiten und Updates rund um Alpro H.A.P.P.Y. hast. Melde dich einfach mit deiner eMail an und #starthappy!
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IMPRESSUM SISTERMAG – JOURNAL FÜR DIE DIGITALE DAME w w w. s i st e r - m a g . co m Chefredaktion Operations
Fashion Design
Theresa Neubauer Nadine Steinmetz (Operations Dir.), Laura Glabbatz, Nuna Hausmann, Christina Rücker, Sophie Siekmann, Franziska Winterling Eva-Maria Neubauer (Fashion Dir.) Theresa Neubauer (Art Dir.), Marie Darme, Ira Häussler, Lale Tütüncübaşı, Songie Yoon
Illustration
Maëlle Rajoelisolo
Redakteure (Text)
Ruth Bähnk, Barbara Eichhammer, Maja Hoock, Nuna Hausmann, Lina Mallon, Eileen Primus, Caroline Ring, Christina Rücker, Jasmin Tschechne, Franziska Winterling
Redakteure (Foto)
Claudia Gödke, Zoë Noble, Timo Roth, Jasmin Tschechne
Redakteure (Food)
Audrey Cosson, Matthias Ludwigs
Video
Timo Roth, Lale Tütüncübaşı
Übersetzung
Alexander Kords, Christian Naethler, Tanja Timmer, Franziska Winterling
Endkorrektur
Alexander Kords, Christian Naethler, Dr. Michael Neubauer, Antje Ritter
sisterMAG erscheint alle zwei Monate in der Carry-On Publishing GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Deutschland. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Carry-On Publishing GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Kontakt: mail@sister-mag.com Geschäftsführung Vermarktung Marketing
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erscheint in drei Wochen
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