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Keine Zeit zu sterben

One more time. Für das 25. Leinwandabenteuer des Agenten mit der Doppelnull ließ sich Daniel Craig dann doch noch einmal zum Rücktritt vom Rücktritt überreden. Eine weise Entscheidung: Unter der Regie von Cary Fukunaga (True Detective) bespielt der Traditionsreihenneuzugang stilsicher das Klavier der klassischen Stärken, setzt dabei aber auch mutig und mit Nachdruck moderne Akzente.

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Wer vor fünf Jahren den Eindruck hatte, dass mit dem Finale von Spectre, bei dem sich James Bond nach erneut vollbrachter Weltrettung vom aktiven Spion-Dienst verabschiedete, um sich mit Herzensdame Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux) aus dem Staub zu machen, auch die Ära von Daniel Craig als 007 ein Ende hatte, war fix nicht allein. Craig selbst war ebenso felsenfest davon überzeugt. Er hatte seinen Frieden mit der Figur gemacht und sei wirklich bereit gewesen, aufzuhören, gibt der Brite heute unumwunden zu. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Weil: There’s no business like unfinished business. Wie so viele Kinogänger und Kritiker scheint nämlich auch Craig selbst nicht vollumfänglich zufrieden gewesen zu sein mit Spectre, vor allem nicht nach dem überragenden Vorgänger Skyfall. Nachdem er dann noch von Produzentin Barbara Broccoli lang und intensiv genug umworben worden war, ließ sich der Fünfzig plus-Star schließlich doch auf ein fünftes, finales Kapitel seines Bond-Buches ein – das ihn zugleich zum in Jahren (14!) längst dienenden 007-Darsteller ever macht. Weil das Ende von Spectre nun eben noch nicht das Ende dieses Erzählstranges war, knüpft der Plot von Franchise-Eintrag Nr. 25 konsequenterweise an die Geschehnisse des Vorgängers an. Was zum einen zur Folge hat, dass es mit Seydoux’ Dr. Swann erstmals seit dem Doppelpack 007 jagt Dr. No und Liebesgrüße aus Moskau eine Frau länger als einen Spielfilm lang an Bonds Seite aushält.

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KEINE ZEIT ZU STERBEN

So viele Sicherheitsvorkehrungen für einen Mann – da wird sogar ein Agent nachdenklich …

Doch der Haussegen zwischen den beiden Turteltäubchen hängt nicht allzu lange gerade: gut gehütete Geheimnisse bahnen sich ihren Weg ans Licht der Wahrheit, stellen Verhältnisse auf den Kopf, erschüttern die zarte Bande der vermeintlich großen Liebe auf Dauer. Gegen die Krise hilft bewährtermaßen die Karibik, und ebenda eine ausgedehnte Auszeit mit Erwachsenen-Unterhaltungsgetränken, gerührt oder geschüttelt, wer will das schon so genau wissen. Ins Idyll des herrlich spannungsarmen Lebens platzt allerdings Bonds langjähriger Kumpan, der CIA-Agent Felix Leiter (Jeffrey Wright) mit einem dringlichen Anliegen: Er bräuchte vom emeritierten Helden Hilfe bei der Befreiung eines gekidnappten

Wissenschaftlers. Tja, und schon ist the spy formely known as 007 wieder mittendrin im Gefecht – und in einem Geflecht des global auftretenden Verbrechens, in dem ihm nicht nur ein bekannter Gegenspieler, sein Adoptivbruder Blofeld (Christoph Waltz) schwer zu schaffen macht, sondern – oh No! – auch ein neuer Kontrahent, der ruchlos rätselhafte Safin (Rami Malek). Bei der Bewältigung einer derart geballten Gegnerschaft ist er neben der Unterstützung der neuen Doppelnull-Agentin Nomi (Lashana Lynch) sowie der CIA-Agentin Paloma (Ana de Armas) noch auf eine dritte starke Frau angewiesen: eine gewisse Dr. Swann. Na, wenn das mal bloß gut geht …

GUT ZU WISSEN … Neben Autos, Gadgets und Femme Fatales (leider gern mal despektierlich Bond Girls genannt) sind sie integraler Bestandteil jeder 007-Mission: die über den stets kunstvoll gestalteten Vorspann laufenden Titelsongs. Bis auf das Ausnahmebespiel Adele ( Skyfall, 2012) hatten die Macher dabei zuletzt nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen – oder erinnert sich noch jemand an die Stücke von Sam Smith oder Jack White und Alicia Keys? 2020 dürfte der Einklang mit dem Zeitgeist wieder hergestellt sein: Mit Billie Eilish konnte die momentan größte Popsängerin gewonnen werden, die nicht zuletzt bereits bei den heurigen Oscars beweisen konnte, dass sie auch altehrwürdigen Settings mehr als gewachsen ist.

Was lange währt, endet endlich würdig. So reich an Komplikationen die Entstehungsgeschichte von Bond XXV auch gewesen sein mag, muss man angesichts des Ergebnisses doch zugeben, dass sich die Mühen gelohnt haben. Zuerst hatte ja Cary Fukunaga ( True Detective!) die eigentlich erste Wahl Danny Boyle im Regiestuhl abgelöst, dann wurde Phoebe Waller-Bridge ( Fleabag!!) hinzugezogen, um das Drehbuch mit ihrem unverwechselbaren Witz aufzupäppeln – beides hat Keine Zeit zu sterben sehr gutgetan. Esprit und Energie sind zurück in der Welt des Agenten mit der Doppelnull, durch

die zwischen dem Setting aus klassischem Fundament und modernem Anstrich, furioser Action und stilistischem Schick diesmal eine Brise Melancholie weht, ja, wehen muss. Craig selbst lässt in seiner Abschieds vorstellung noch einmal alle Charaktereigenschaften erkennen, die den seinen zu einem der besten Bonds gemacht haben: charmant wie ruppig, hart im Austeilen und zugleich zutiefst verletzlich – besonders, wenn es ans persönlich Eingemachte geht. Ein Abgang, der sich Applaus verdient.

Christoph Prenner

In diesem Fall ist nicht der Weg das Ziel, sondern der Gegner … #SKIPvibe

AB 02.04. IM KINO

Action/Thriller. OT: No Time To Die. Großbritannien/USA 2020. Regie: Cary Fukunaga. Besetzung: Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ana de Armas, Ralph Fiennes, Christoph Waltz, Naomie Harris, Ben Whishaw, Jeffrey Wright, Rory Kinnear. Verleih: Universal.

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