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1.3 Prävalenz und Verteilung der Krankheitslast
digung und Regeneration führt zur Vernarbung („Sklerose“). Die Symptome variieren je nachdem, welche Bereiche im ZNS geschädigt werden. Die Erkrankung kann verschiedene Verläufe annehmen: – schubförmig – primär progredient (stetige Zunahme der Symptome) – sekundär progredient (zunächst schubartig, dann progredient). Ausgewählte Symptome Sehstörungen (Entzündung des Sehnervs) Motorische Störungen Sensibilitätsstörungen (z.B. Kribbelgefühle) Schmerzen Müdigkeit Sprachstörungen.
Abb. 7 Symptome und Befunde bei Multipler Sklerose (Wiki Creative Commons/Dr. med. Guido Hegasy, Hamburg)
Therapie Die Patienten erhalten Immunmodulatoren: – im Schub: Glukokortikoide – Dauertherapie: z.B. Interferone oder Antikörper. Dementsprechend können bestimmte Nebenwirkungen auftreten: – Iatrogenes Cushing-Syndrom – Infektneigung durch Immunsuppression. Idealerweise erfolgt zudem eine Begleittherapie durch Psychotherapeuten, Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten. Prognose Individuell nicht gut vorhersagbar Die Lebenserwartung ist um etwa 6 Jahre verkürzt. Behinderung: – Nach 5 Jahren sind noch 70 % der Patienten berufstätig. – Nach 20 Jahren sind nur noch 36 % berufstätig und 20 % bereits verstorben.
Rettungsdienstliche Relevanz Hypertonie und Hyperglykämie durch Glukokortikoide Opportunistische Infektionen durch Immunsuppression Schwer behandelbare oder chronifizierte Schmerzen sind möglich. Bewegungseinschränkungen und Sehstörungen erschweren Transport und Transfer. Sprachstörungen erschweren Anamnese.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Definition und Ätiologie Die Amyotrophe Lateralsklerose ist eine degenerative Erkrankung des 1. und 2. Motoneurons. Etwa 90 – 95 % der Fälle treten sporadisch auf (sporadische ALS). Die Ursache ist vermutlich multifaktoriell bedingt und wird bisher nicht gut verstanden. In ca. 5 – 10 % der Fälle ist eine familiäre Häufung (familiäre ALS) zu beobachten. Hier scheinen Genmutationen eine Rolle zu spielen. Epidemiologie Inzidenz: 3/100.000 Einwohner pro Jahr (DGN 2021) Durch das schnelle Versterben der Patienten ist die Prävalenz der Erkrankung gering. Allerdings ergibt sich rechnerisch ein Lebenszeitrisiko von 1 : 400, an ALS zu erkranken. Erkrankungsbeginn im Mittel mit 60 Jahren Bei familiärer Form in der Regel früher. Pathophysiologie Es werden verschiedene Mechanismen diskutiert (Entzündungen, oxidativer Stress …). Gesichert ist, dass es zum Untergang von MotoneuronZellen in Großhirn, Hirnstamm und Rückenmark mit einer Degeneration der Pyramidenbahn kommt, wobei die Sensibilität in der Regel erhalten bleibt. Durch die verschiedenen Schädigungsorte (1. und 2. Motoneuron) kommt es zu einer Kombination aus spastischen und schlaffen Lähmungen. Ausgewählte Symptome Frühe Symptome: – Schluckstörungen – fortschreitende Paresen und Muskelatrophien – Faszikulationen und Muskelkrämpfe. Späte Symptome:
4.4 Erkrankungen des Bewegungsapparates
4.4.1 Rheumatologische Erkrankungen
Definition und Ätiologie Rheumatologische Erkrankungen betreffen nicht ausschließlich den Bewegungsapparat, beeinträchtigen ihn aber besonders häufig. Sie können daneben in beinahe allen anderen Organen auftreten (z.B. bei Lupus erythematodes/ „Schmetterlingsflechte“). Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie durch autoimmune Prozesse verursacht werden. Epidemiologie Das Lebenszeitrisiko für rheumatische Erkrankungen liegt bei rund 8 % für Frauen und bei etwa 5 % für Männer. Die Prävalenz der rheumatoiden Arthritis liegt bei ca. 1 % der Bevölkerung (DGRh 2021) Pathophysiologie Wie bei allen Immunprozessen ist die Pathophysiologie sehr komplex und unterscheidet sich je nach betroffenem Organ bzw. Organsystem. Es kommt dabei stets zu einer Sensibilisierung des Immunsystems auf eine körpereigene Struktur und zur Ausbildung von Autoantikörpern (z.B. antinukleäre Antikörper bei Lupus erythematodes). Solch eine Sensibilisierung kann z.B. durch eine Infektion mit einem Virus geschehen, dessen Oberfläche für das Immunsystem Ähnlichkeit mit einer körpereigenen Struktur hat. Die Antikörper setzen sich an der jeweiligen Struktur fest und signalisieren den Immunzellen auf diese Weise, dass eine Entzündungsreaktion ausgelöst werden soll.