Influenzapandemie - Prävention und Maßnahmen

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K. Maurer, Th. Mitschke (Hrsg.) M. Temmler, S. Ludäscher Influenzapandemien gehören zu den häufigsten wiederkehrenden Gesundheitsgefahren. Pandemierisiken und deren Auswirkungen muss besonnen und mit flächendeckenden Präventions- und Abwehrmaßnahmen begegnet werden. Mirko Temmler und Simon Ludäscher beschreiben neben den medizinisch-einsatztaktisch relevanten Grundlagen, die schnelle Ausbreitung und Wirkung von Influenzaviren. Auf dieser Basis schätzen sie die Risiken ab und klären über die Phasen und Organisationsstrukturen des nationalen Pandemieplans in Deutschland auf. Barrierekonzepte und

einzusetzende Schutzausrüstungen werden vorgestellt und deren Eignung, Vorhaltung und Handhabung veranschaulicht. Die Impfung als Mittel der Wahl zu einer wirksamen Prävention und ihr Einsatz in der Akutphase bei einer Vielzahl zu impfender Personen sowie der Einsatz von antiviralen Mitteln, deren Bevorratung und Verteilung, werden anschaulich dargestellt. Dieser kompakte Überblick über das Krisenmanagement im Pandemiefall bietet das nötige Verständnis für einen fundierten und sachlichen Umgang mit einer der weltweit auftretenden Gefahrenlagen.

SEGmente 10 Influenzapandemie

Prävention und Maßnahmen ISBN 978-3-938179-84-0 · www.skverlag.de

Recovery

Preparedness

Response

Prevention

K. Maurer, Th. Mitschke (Hrsg.) M. Temmler, S. Ludäscher

SEGmente 10

Influenzapandemie

Prävention und Maßnahmen


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Herausgeber: Klaus Maurer Thomas Mitschke Mitbegründer: Hanno Peter ✝

Band 10

Influenzapandemie Prävention und Maßnahmen

Mirko Temmler Simon Ludäscher

Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey mbH, Edewecht 2011


4

Inhalt Abkürzungen

6

Geleitwort

7

1 Was ist eine Pandemie?

9

2 Medizinische Grundlagen

12

3 Preparedness

22

2.1 Verbreitung / Auftreten 2.2 Virologie 2.3 Erkrankung und Verlauf 2.4 Diagnostik

3.1 World Health Organization 3.2 Nationaler Pandemieplan in Deutschland 3.3 Hierarchie im Pandemiefall 3.4 Betriebliche / organisatorische Pandemieplanungen

12 14 18 20

22 25 29 34

4 Bedeutung der öffentlichen Aufgabenträger 38 5 Prevention und Response

5.1 Barrierekonzepte und Schutzausrüstung 5.2 Einschränkungen der privaten Lebensbereiche 5.3 Einschränkungen der Arbeitsbereiche 5.4 Einschränkungen der öffentlichen Lebensbereiche 5.5 Spezielle Lebensbereiche 5.6 Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) 5.7 Postexpositionsprophylaxe 5.8 Produktion von Impfstoff

42

42 44 44 48 48 52 62 63


5

6 Massenimpfung

64

7 Antivirale Mittel und Impfung

71

8 Zusammenfassung und Ausblick

76

Anhang

78

6.1 Kriterien und Nachweis f端r bevorrechtigte Impfung 6.2 Planung und Informationsmanagement 6.3 Durchf端hrung 6.4 Res端mee des betrachteten Einsatzes

7.1 Einsatz von Medikamenten 7.2 Bevorratung antiviraler Medikamente 7.3 Impfung

Anmerkungen Literatur Abbildungsnachweis

64 67 68 69

71 72 72

78 79 83


6

Abkürzungen BBK

Bundesamt für Bevöl­ kerungsschutz und Katastrophenhilfe

BfArM

Bundesinstitut für Arz­ neimittel und Medizin­ produkte

BGR 190

Berufsgenossenschaft­ liche Richtlinie 190

BMG

Bundesgesundheits­ ministerium

BMI

Bundesministerium des Innern

CSA

Chemikalienschutzanzug

ECDC

European Centre for Disease Prevention and Control

GAR

Global Alert and Response Team

GG

Grundgesetz

GVBl.

Gesetz- und Verord­ nungsblatt

IfSG

Infektionsschutz­gesetz

ILI

Influenza-Like-Illness

IntMinKoGr interministerielle Koor­ dinierungsgruppe i. V. m.

in Verbindung mit

MASGFF

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen (Rheinland-Pfalz)

NGO

Nichtregierungs­ organisationen

ÖGD

Öffentlicher Gesund­ heitsdienst

ÖGdG

Gesetz über den öffent­ lichen Gesundheits­ dienst

PSA

persönliche Schutzaus­ rüstung

PEI

Paul-Ehrlich-Institut

RKI

Robert Koch-Institut

RNA

Ribonukleinsäure (Ribonucleic acid)

RLP

Rheinland-Pfalz

SEG-B

Schnell-Einsatz-Gruppe Betreuungsdienst

SEG-S

Schnell-Einsatz-Gruppe Sanitätsdienst

SEG-V

Schnell-Einsatz-Gruppe Verpflegungsdienst

STIKO

Ständige Impf­ kommission

UN

Vereinte Nationen (United Nations)

WHO

Weltgesundheitsorga­ nisation (World Health Organization)

ZSKG

Gesetz über den Zivil­ schutz und die Katastrophenhilfe


7

Geleitwort Band 10 der Reihe »SEGmente« richtet sich an die Akteure im Bevölkerungsschutz und gibt zahlreiche praxisorientierte Hinweise zum Umgang mit einer Influenzapandemie. Das Influenzavirus A/H1N1 trat im Frühjahr 2009 erstmalig auf und verbreitete sich rasch weltweit. Der Verlauf und die Auswirkungen dieser Pandemie waren zum damaligen Zeitpunkt nicht abschätzbar. Auch wenn die Erkrankungsschwere durch das neue Influenzavirus A/H1N1 2009 geringer war als befürchtet, zeigt die rasante Ausbreitung deutlich auf, wie schnell gerade eine moderne Industrienation mit hoher Mobilität wie die Bundesrepublik von einem neuen Erreger betroffen sein kann. Vorbereitungen, Planungen und Abstimmungsprozesse aller beteiligten Partner in der Gefahrenabwehr sind nötig, um für den Pandemiefall oder andere Epidemien gerüstet zu sein. Eine wirksame Vorbereitung auf eine potenziell schwerwiegende Infektion erfordert frühzeitige Prävention. Derartige Vorsorge gehört zu den ureigensten Aufgaben des Bevölkerungsschutzes. Eine Aussage über den Schweregrad lässt sich häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Die Autoren haben ein Praxishandbuch im Bereich der Gefahrenabwehr vorgelegt. Über Organisationsgrenzen hinweg müssen alle Beteiligten über eine gemeinsame Wissensgrundlage verfügen, um in einen zielorientierten Dialog zu treten. Die daraus resultierenden Absprachen werden im Ereignisfall allen zugute kommen. Aus der Perspektive des Bevölkerungsschutzes vor biologischen Gefahren schafft das Werk das nötige Verständnis für einen fundierten und sachlichen Umgang mit einem Thema, das in den Medien und von Experten zum Teil sehr unterschiedlich beleuchtet wurde. Bei aller Kritik muss der Bevölkerungsschutz seinen Aufgaben durch gründliche Vor-


8 bereitung auch auf eine schwerere Pandemie, deren Folgen über den Gesundheitsbereich hinausreichen, gerecht werden. Die Autoren widmen sich den medizinischen Aspekten ebenso wie dem Umgang mit aufwendiger Schutzausrüstung, die beim Auftreten hoch kontagiöser Erreger mit hoher Letalität zum Einsatz kommt, und bleiben dabei für die Nicht-Fachleute gut verständlich. Prof. Reinhard Burger Präsident des Robert Koch-Instituts


9

1 Was ist eine Pandemie? »Unter dem Begriff Pandemie versteht man die länderund kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Im Gegensatz zu einer Epidemie ist eine Pandemie somit örtlich nicht beschränkt. Typisch für Pandemien ist eine schnelle Ausbreitung, die besonders in großen Populationen durch engen Kontakt der empfänglichen Individuen begünstigt wird.« (1) Eine Pandemie wird also gekennzeichnet durch eine staatenübergreifende Ausbreitung des Erregers, der zu Erkrankungen und Todesfällen beim Menschen führt. Merke: Kriterien für eine Pandemie • neuartiger Erreger

• Erkrankungen und Todesfälle beim Menschen • weitgehend keine Immunität

• leicht von Mensch zu Mensch übertragbar • sehr rasche weltweite Verbreitung

• Auftreten außerhalb der Grippesaison

• ungewöhnliche Altersverteilung bei schwer Erkrankten

• ungewöhnliche Krankheitsverläufe (z. B. Influenza Myo­ karditis, Encephalitis, virale Pneumonien …)

• fast vollständige Verdrängung anderer Influenzaviren

Neben Pandemien durch HIV und Hepatitisviren ist die Influenzapandemie im Laufe der letzten 100 Jahre zu einer ausgeprägten Bedrohung für Mensch und Tier geworden. Wie ihr begegnet werden kann und welche Punkte vor allem im Rahmen des Bevölkerungsschutzes zu beachten sind, zeigt dieses Buch auf. Neben dem rein medizinischen Ereignis zeigte die Vergangenheit, dass Pandemien auch Einfluss auf die Gesellschaft und die Wirtschaft haben können sowie vor allem im


10 heutigen Informationszeitalter zu einem gesteigerten Medieninteresse führen. Neben den todbringenden Seuchen wie der Pest im Mittelalter haben vor allem die Influenzapandemien des 20. Jahrhunderts historische Bedeutung für die aktuelle Betrachtung. Die Auswirkungen einer massiven Grippepandemie sind für das gesellschaftliche Leben sowie für die Wirtschaft meist einschneidend und nicht nur auf die rein medizinischen Folgen beschränkt. Der gesellschaftliche und kulturelle Austausch kann aufgrund der ständigen Ansteckungsbedrohung nicht mehr stattfinden. Öffentliche Einrichtungen, Reiseverkehr und öffentliches Leben sind stark eingeschränkt. Die wirtschaftliche Produktion wird aus Sicherheitsgründen reduziert und die Produktion von nicht existenziellen Gewerken gedrosselt oder sogar vorübergehend eingestellt. Nicht zuletzt muss man sich bewusst

Abb. 1 ˘ Spanische Grippe 1918 in den USA


11 machen, dass bei einer Vielzahl Erkrankter, Toter oder unmittelbar Betroffener bestimmte Bereiche nicht mehr bewirtschaftet werden können oder zumindest große Einschränkungen in den Produktionskapazitäten bestehen. Die überwiegend marktwirtschaftlich geprägte mitteleuro­ päische Gesellschaft wird auf viele Dinge verzichten und mit nachhaltigen Einbußen leben müssen. Diesen Auswirkungen kann mit einer guten Vorbereitung und angemessenen Reaktionsmechanismen weitgehend begegnet werden. Die Vorbereitung orientiert sich an der Phaseneinteilung eines analogen Großschadensereignisses. Abbildung 2 zeigt die vier Phasen: Preparedness für die Vorbereitung auf ein Ereignis, Prevention für präventive Maßnahmen zur Verhütung oder Abschwächung eines Ereignisses, Response für die Reaktion und die Bewältigung einer Schadenslage und Recovery für die Wiederherstellung des Ausgangszustandes.

Recovery

Preparedness

Response

Prevention Abb. 2 ˘ Einsatzkreislauf


42

5 Prevention und Response Die Bedrohung durch einen pandemischen Krankheitserreger und die potenzielle Ansteckungsgefahr mit einer möglicherweise gefährlichen oder gar tödlichen Krankheit stellt uns vor die Frage, wie wir uns, unsere Helfer und die Bevölkerung schützen können. Präventive Maßnahmen zum wirksamen Schutz vor Infektion sind eine der wichtigsten Säulen der Pandemiearbeit. Die Unterbrechung direkter Übertragungswege durch Schutzkleidung, Verhaltens- und Hygieneregeln kann eine wirksame Maßnahme darstellen. Ferner gibt es im Rahmen präventiver Aktivitäten die Möglichkeit der Verabreichung von antiviralen Mitteln als Prophylaxe. Die allgemein als beste Prävention anerkannte Vorsorge ist die Impfung; sie bietet den höchsten Schutzfaktor. Die folgenden Ausführungen gehen grundsätzlich von einer real existierenden Bedrohung aus (mindestens Pandemiestufe 5).

5.1 Barrierekonzepte und Schutzausrüstung Ein Barrierekonzept beschreibt die Unterbrechung der Übertragungswege zwischen infizierten Personen oder kontaminierten Flächen und Nichtvirusträgern. Es soll effektiv die Ansteckung weiterer Personen und damit die Ausbreitung eines Virus verhindern. Dieser Kernaussage folgend werden Maßnahmen des Barrierekonzeptes in zwei Bereichen ablaufen: weiß und schwarz. Der weiße Bereich ist die sichere nicht kontaminierte Zone, wohingegen schwarz für den unsicheren kontaminierten Arbeitsbereich steht. Analoge Konzepte beschreiben grün und rot o. Ä., wobei sich die grundsätzliche Differenzierung zwischen rein und unrein nicht verändert.


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Abb. 5 ˘ Trennung zwischen reinem und kontaminiertem Bereich Der Übergangsbereich zwischen schwarz und weiß, also beispielsweise die Übergabe von Patienten bzw. Proben oder das Ablegen der Schutzkleidung, ist weiterhin als schwarz anzusehen, da auch hier noch Gefahr besteht und Aufweichungen wie graue oder orange Bereiche eher verwirren und zu Leichtfertigkeiten verleiten. Ein Barrierekonzept besteht aus drei Hauptbestandteilen: 1. Verhaltensregeln/organisatorische Maßnahmen 2. Hygienemaßnahmen 3. Schutzkleidung. Die Anwendungsmöglichkeiten dieser drei Bausteine sind für den privaten, beruflichen und öffentlichen Lebensbereich zu überprüfen und umzusetzen. Die föderale Landesstruktur, die lokalen Zuständigkeiten und die privaten Lebens- und Industriebereiche differieren massiv. Daher kann hier lediglich aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten innerhalb eines Barrierekonzeptes grundsätzlich bestehen und wie diese im Ernstfall anzuwenden sind.


44

5.2 Einschränkungen der privaten Lebensbereiche Im Verlauf einer Pandemie kann es notwendig werden, den privaten Lebensbereich einzuschränken, um eine Verlangsamung der Ausbreitung zu erreichen. Aus der in Kapitel 3 beschriebenen Rechtslage lässt sich ableiten, dass die Behörden (Gesundheitsämter, Gesundheitsministerien) in die Grundrechte der Bürger eingreifen dürfen, wenn es die Lage erfordert. Dazu zählt zunächst die Beschränkung der Versammlungsfreiheit nach Art. 8 Grundgesetz, vor allem für Großveranstaltungen wie Fußballspiele, Konzerte o. Ä. Des Weiteren können die Freizügigkeit nach Art. 11, die Unverletzlichkeit der Wohnung nach Art. 13 sowie das Postgeheimnis nach Art. 10 beschränkt werden, um infizierte Personen zu identifizieren und zu überwachen. Diese Maßnahmen können eingesetzt werden, um den Pandemieverlauf positiv zu beeinflussen und die Infektionsrate zu verringern. Ein besonderes Augenmerk muss, vorrangig in der Entstehungs- und Ausbreitungsphase, auf den Reiseverkehr gelegt werden. Die hohe Mobilität des 21. Jahrhunderts transportiert Erreger innerhalb kürzester Zeit meist unbemerkt über Kontinente hinweg. Biologische Gefahren, vor allem Influenzaviren, sind damit niemals ein lokales Problem, sondern meist schon nach kurzer Zeit von globaler Bedeutung. Daher ist die Einschränkung des Reiseverkehrs und der Freizügigkeit von Personengruppen ein probates und legitimes Mittel, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verlangsamen.

5.3 Einschränkungen der Arbeitsbereiche Neben den privaten Lebensbereichen ist der Arbeitsplatz eines der wichtigsten Aufgabenfelder hinsichtlich der


45 Durchführung von Schutzmaßnahmen und Handlungsanweisungen. Die Krankheitsübertragung und -verschleppung im Zuge von Pandemien kann gerade im Arbeitsumfeld gravierend sein. Hier treffen unweigerlich verschiedene Menschengruppen in einem begrenzten Bereich über einen längeren Zeitraum und an mehreren Tagen in der Woche zusammen. Die Reduzierung von Personenkontakten sowie die Umsetzung eines geeigneten Barrierekonzeptes sind wichtige Ziele. Die grundsätzlichen Möglichkeiten des Einsatzes einer Übertragungsbarriere am Arbeitsplatz sollten eng mit den Problemstellungen der betrieblichen Pandemieplanung (s. Kap. 3) in Zusammenhang stehen, also den Fragen, ob der Betrieb, die Behörde oder die Organisation einen kritischen und gegebenenfalls lebenswichtigen Bereich trifft oder der Arbeitsbetrieb vorübergehend stillgelegt werden kann. Zu diesem Bereich der so genannten kritischen In­ frastruktur zählen: Energie- und Wasserversorger, Lebensmittelproduzenten, Banken, Gefahrenabwehr, Telekommunikation, Entsorgung von Abfall und Abwasser, medizinische Versorgungseinrichtungen und viele mehr. Je nach Möglichkeit können Mitarbeiter gegebenenfalls von zu Hause aus arbeiten und Meetings über Telefon- und Videokonferenzen abhalten, um die Personenkontakte im Arbeitsumfeld zu reduzieren. Ist dies nicht möglich, bietet das Tragen dezidierter persönlicher Schutzausrüstung (PSA), wie Einwegschutzoveralls mit Halbmasken und Einmalhandschuhe, einen hohen Infektionsschutz. Jedoch muss nicht jeder Mitarbeiter immer und überall Infektionsschutzkleidung tragen. Merke: Infektionsschutz für Mitarbeiter muss zum jeweiligen Arbeitsumfeld passen.


K. Maurer, Th. Mitschke (Hrsg.) M. Temmler, S. Ludäscher Influenzapandemien gehören zu den häufigsten wiederkehrenden Gesundheitsgefahren. Pandemierisiken und deren Auswirkungen muss besonnen und mit flächendeckenden Präventions- und Abwehrmaßnahmen begegnet werden. Mirko Temmler und Simon Ludäscher beschreiben neben den medizinisch-einsatztaktisch relevanten Grundlagen, die schnelle Ausbreitung und Wirkung von Influenzaviren. Auf dieser Basis schätzen sie die Risiken ab und klären über die Phasen und Organisationsstrukturen des nationalen Pandemieplans in Deutschland auf. Barrierekonzepte und

einzusetzende Schutzausrüstungen werden vorgestellt und deren Eignung, Vorhaltung und Handhabung veranschaulicht. Die Impfung als Mittel der Wahl zu einer wirksamen Prävention und ihr Einsatz in der Akutphase bei einer Vielzahl zu impfender Personen sowie der Einsatz von antiviralen Mitteln, deren Bevorratung und Verteilung, werden anschaulich dargestellt. Dieser kompakte Überblick über das Krisenmanagement im Pandemiefall bietet das nötige Verständnis für einen fundierten und sachlichen Umgang mit einer der weltweit auftretenden Gefahrenlagen.

SEGmente 10 Influenzapandemie

Prävention und Maßnahmen ISBN 978-3-938179-84-0 · www.skverlag.de

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Preparedness

Response

Prevention

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