Trash mit Substanz #20
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SLEAZE vierundzwanzig
Wir haben ein kleines Auto gebaut. Wir haben es nur nicht wie ein kleines Auto gebaut.
Für uns ist ein Audi immer ein Audi – unabhängig von seiner Größe. Deshalb steckt auch der neue Audi A1 voller Vorsprung durch Technik: von der gesamten Verarbeitungsqualität bis zu scheinbar kleinen Details, wie z. B. farblich individuellen Ausströmermanschetten. Ob groß oder klein – für Audi macht das keinen großen Unterschied. Der Audi A1. Groß im Detail.
SLEAZE vierundzwanzig
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T S N U K
T H C U S E G
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SLEAZE vierundzwanzig
Wenn DosenRavioli zum kulinarischen Genuss werden... ...ist wieder Festival Saison! Die Tetrapak-Gaffatape-Tragetaschen werden wieder zum Leben erweckt. Man hofft, das eigene Zelt wird dieses Jahr von fiesen Kotz- und Pissattacken der Nachbarn verschont, und stattdessen landet man endlich mal den Aufriss des Jahres. Da werden Erinnerungen wach... bei mir persönlich an geprellte Knöchel (Bierdosen-Fussball), apokalyptische Endzeitstimmung (Unwetter Stufe vier inkl. wegfliegender Zelte und wegrutschender Autos) und meinen ersten Haschkeks-Trip (Erkenntnis: Bananen schmecken breit genauso wie Camembert. Und Drogen sind kein Hinderungsgrund, sensationelle Kurzhaarschnitte zu schneiden). Ach, und Musik spielt ja auch noch. In der Regel sogar eine ganze Menge gutes Zeugs. Meist sieht man in den 3 Tagen mehr heißgeliebte Musiker als den Rest des Jahres zusammen. Auch dieses Jahr macht die deutsche Festivallandschaft sowohl den Metaller, das Pop-Girlie als auch den Techno-Jünger glücklich, kein Seelchen bleibt unberücksichtigt. Die Auswahl war so gut, dass es uns SLEAZELs schwer fiel uns zu entscheiden, welche Festivals wir mit unserer Anwesenheit beglücken werden. Nur so viel, es wird eine Menge sein. Wer uns findet, egal ob beim Headbangen, beim morgendlichen Magensäure spucken, oder während wir uns durch die Schlammlawinen robben, und laut WURSTGESICHT schreit, kriegt stilecht eine Bierbong und ein labbriges Toastbrot von uns. Wer lieb ist, kriegt auch noch ne Gratis-Portion Sonnencreme oder äquivalent einen Plastiksack als Regencape. Wir wünschen Euch und uns wenig Regen, viel Sonne, nette Zeltnachbarn und unvergessliche Konzerte!
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INHALT 8 16 32
MAGAZIN
ab Seite
MODE
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MEDIEN
ab Seite
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„Das hässliche Tier“
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Dreckige Geschäfte an dreckigen Orten
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Tipps
14
Fremdschämen hat was mit den Anderen zu tun!
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Trage den Kopf nicht höher als den Hut
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Schuhting
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Nie wieder platter Arsch, nie wieder Sehnenscheidenentzündung!
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Game Previews
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Games Geflüster
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Bücher
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Kunstgeschichte der Straße
42 Comics 44 DVD
56 63
LEBENSKUNST
ab Seite
MUSIK
ab Seite
UNTERWEGS
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Dawn of the Splatterkino
50 Kino 54
Chili con Putas
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Wenn Europäer auf Kultur-Beutezug gehen...
58
Möpse, Taille und andere Missverständnisse
60
Revolution mit Nadel und Faden
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Rock‘n‘Roll Bingo
64
„U“ mich auch
67
Plattenladen-Tour: Trail of Dead
70
Gestatten, Heavy Metal!
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In Würde altern, Alter!
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Musik
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Wake The Line 2011
74 Verlosungsaktion 82 Impressum
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LEAZ n i z a g a M
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„Das hässliche Tier“
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Dreckige Geschäfte an dreckigen Orten
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Tipps
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Fremdschämen hat was mit den Anderen zu tun!
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h ä s s l i c h e s
t i e r
STECKBRIEF
„Die schönsten Wellen sind Schallwellen.“
Nick: Johann Sebastian Name: Schafskopf-Lippfisch / Semicossyphus reticulatus Geschlecht: männlich Beruf/Beschäftigung: Opernsänger Wohnort: Auf den Bühnen dieser Meere Größe: Das Herz groß wie ein Wal, wie klein wirkt doch der Rest Hobbys/Interessen: Klassische Musik, die deutschen Dichter und Denker, barocke Haartracht Motto: Ohne Musik wäre diese Welt ein Irrtum
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SLEAZE vierundzwanzig
Wir haben die Rubrik ins Leben gerufen, weil Ungerechtigkeit herrscht – wieder einmal. Die süßen, niedlichen, ach so knuffigen Tiere werden häufiger erforscht als die Einäugigen, Zweinasigen, Dreibrüstigen, kurz – die Freaks unter uns. Wusstet ihr das? Gut, das muss nichts Schlechtes sein. So landet man auch seltener im Tierlabor. Ungerecht ist es trotzdem. Eher Euthanasie als Darwin. Und außerdem: Frauen dürfen inzwischen auch ganz emanzipiert dumme „männliche“ Sachen machen wie Krieg führen. Also fordern wir endlich auch bei der Forschung Gleichberechtigung. Menschen sollten in Versuchslabors zu gleichen Bedingungen wie Affen zugelassen werden, hässliche Tiere genauso erforscht wie süße. Da das allerdings noch in weiter Ferne liegt, sind die Tiere gefährdet. Wir steuern hiermit entgegen. Mit der ersten Kontaktsuchseite für die VERMEINTLICH HÄSSLICHEN UNTER UNS.
Liebe Lippenfischinnen, selten findet sich in unserem Magazin jemand mit so viel Stil, so viel Klasse. Selbstverständlich ohne weißen Pseudo-Schal, dieser mondäne Herr muss Intellektualität und Kultiviertheit nicht künstlich Ausdruck verleihen – er lebt sie mit jeder Schuppe. Selbst meine zotigen Wortspiele erspare ich mir diesmal liebend gern, und möge es auch noch so verlockend sein aufgrund der Vielfalt an Möglichkeiten. Sie werden jeden Moment mit Johann Sebastian genießen. Das verspreche ich Ihnen. Viel Glück. Ihr Klassiker danilo Kurz etwas zu meiner Person: Ich bin ein alter Zausel, man hat es nicht immer leicht mit mir. Jedoch ist die Liebe – neben der Musik – das größte Gut auf Meeresboden für mich. Seit dem Tod meiner Frau habe ich mich in die Arbeit gestürzt, aber trotz der Musik ist die Qualität des Lebens einfach zu sehr von der Liebe zu einem treuen Partner abhängig. Und so möchte ich es auf diesem Wege noch einmal versuchen. Wen ich suche: Ich suche eine nette Dame, die einem alten Herrn, der den ganzen Tag Klassik hört oder summt, ihre wertvolle Zeit schenkt. Nicht mehr und nicht weniger. Dafür verspreche ich mit allem, was ich an Kraft habe, aufzuwarten, um die Dame meines Herzens glücklich zu machen. Allein Einsenderinnen verspreche ich, jeden Brief zu beantworten. Seien Sie mir wohlgesonnen. Ihr Johann Sebastian
Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „hin und weg(gerannt)“ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de.
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P u b l i c
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a w a r d
Dreckige Geschäfte... Der Public Eye Award wird alljährlich an besonders profitgeile Unternehmen verliehen, die einen Scheiß auf Menschenrechte, Umweltschutz oder die Gesundheit ihrer Kundschaft geben. Der Andrang war groß, aber auch dieses Jahr kamen nur sechs Bewerber in die Endausscheidung. Und am Ende konnte sich eine „Bio“-Firma besonders freuen.
Axpo
Ein Schweizer Stromversorger, der vorgibt, seine Kunden besonders „grün“ mit Saft zu versorgen. Dabei schwört das Unternehmen auf Atomkraftwerke, welche selbstverständlich absolut saubere Energie herstellen. Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die dafür bezogenen Uran-Brennstäbe aus einer der verseuchtesten Gegenden der Welt überhaupt stammen! Majak heißt die Wiederaufbereitungsanlage in Russland, die auf den Zuliefererlisten ganz oben stand – natürlich nicht auf den offiziellen Listen. In Majak werden Brennstäbe aus AtomU-Booten neuverwertet. Das dazu verwendete Abwasser geht direkt in den umliegenden Fluss oder wird unter freiem Himmel gelagert.
Bedingungen (bei jedem Toilettengang wird man gefilzt, Überstunden sind Standard) scheinen dem einen oder anderen dann doch aufs Gemüt geschlagen zu haben. Der chinesische Konzern, der mit 900.000 Mitarbeitern der größte Elektronikzulieferer ist, reagierte wie folgt: Lohnerhöhung von 900 auf 1200 Yuan (das Existenzminimum des Landes liegt aber bei etwa 1650) und maximal 80 Überstunden pro Kopf und Monat.
AngloGold Ashanti
Der Bergbauspezialist aus Südafrika weiß, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Zumindest sind die Abfälle, die bei Gewinnung des Inbegriffs von Reichtum entstehen, alles andere als goldig.
Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die dafür bezogenen Uran-Brennstäbe aus einer der verseuchtesten Gegenden der Welt überhaupt stammen!
Foxconn
Ein bislang eher unbekannter Hersteller für dafür umso klangvollere Namen der Edel-GadgetBranche wie Apple, Nokia, Nintendo und etliche mehr. Nach mindestens 18 Selbstmorden unter der Belegschaft ist Foxconn mittlerweile auch selbst zu Ruhm und Beachtung gelangt. Dumpinglöhne plus unmenschliche
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Allerdings juckt das AngloGold Ashanti nicht die Bohne. Die Firma lagert toxische Abfälle in Seen, die ihre tödlichen Stoffe an umliegende Flüsse und Brunnen weitergeben und von dort in die Kehlen zahlloser Dorfeinwohner gelangen und Anbaufelder kontaminieren. Offiziell bemüht man sich natürlich, die Umweltverschmutzung zu stoppen, nur der Erfolg lässt bisher auf sich warten. Übrigens gilt auf dem Abbaugelände
verschärfter Schießbefehl, und „verdächtige“ Arbeiter müssen mit Folter rechnen.
Philip Morris International
Als Tabakproduzent sieht man seit jeher die Gesundheit der eigenen Kunden (und deren Umwelt) als entbehrlich an. Philip Morris genügt dies aber nicht, der Konzern will auch das Leben von Millionen von Uruguayern. Das kleine südamerikanische Land hatte ein vorbildliches Gesundheitsgesetz verabschiedet, welches Anbieter dazu verpflichtet, auf den Zigarettenpackungen einen Warnhinweis zu platzieren, der 80% der Fläche abdeckt. Philip Morris schmeckt diese und andere Verschärfungen nicht, daher missbrauchte der Konzern ein Investitionsschutzabkommen zwischen der Schweiz und Uruguay aus den 80ern, um das Land dazu zu zwingen, die Gesetze zu lockern.
BP
Am 20. Mai 2010 ging mit der „Deepwater Horizon“ eine Tiefsee-Bohrinsel von BP im Golf von Mexiko hoch. Dieser tragische Bumm kostete elf Menschen das Leben. Dass das Öl-Leck aber erst 87 Tage und 800 Millionen Liter Öl später geschlossen werden konnte, bedeutet für abertausende Meeresbewohner den qualvollen Tod – und das wohl noch auf Jahrzehnte hin. Diese Konsequenzen schlagen selbstverständlich allen Mitgliedern der Nahrungskette ins Gesicht, in erster Linie den Anwohnern der Küstenregionen des Golfs von Mexiko. BP hat sich mehrfach für den
. . . an dreckigen Orten Vorfall entschuldigt, buddelt aber unterdessen in Alberta, Kanada im Teersand nach Öl – die wohl schmutzigste Art, Öl zu fördern. Diesmal pokert BP um das örtliche Grundwasser.
Neste Oil
Es war knapp, aber am Ende hatten die Finnen die Nase vorn. Gratulation zum Public Eye Award 2011! Neste Oil hat diesen mit Hilfe feinsten BioDiesels eingeheimst. Bio-Diesel, das klingt erst einmal geil, und genau darauf setzt der Konzern, der fleißig „Neste Green Diesel“ anbietet. Allerdings fordert die dahinter stehende PalmölProduktion massig Flächen. Flächen, die durch radikale Rodung von Regenwald in Indonesien, Malaysia und anderswo geschaffen werden. Und Neste Oils Hunger nach Palmöl ist gigantisch. Das Kerosin-Geschäft lockt, Lufthansa und Finnair wollen beliefert werden. Nur unzählige Tiere, Einwohner und natürlich die doofen Urwälder stehen im Wege – aber nicht mehr lange! In diesem Zusammenhang stellen wir noch kurz die Top 10 der dreckigsten, aber sicherlich günstigen Reiseziele vor:
Dserschinsk, Russland Hier wurden zu Zeiten des Kalten Kriegs Chemiewaffen produziert. Unter anderem finden sich immer noch Rückstände an Blei, Sarin, VX und Lewisit in Boden und Wasser der Region. Zirka 300.000 Einwohner können sich an diesen Stoffen bei Bedarf (oder auch mitunter unfreiwillig) laben.
Linfen (Shanxi Provinz), China Fans von Pauschalreisen bekommen in Linfen ein ordentliches Gesamtpaket. Mannigfaltige Industriebetriebe sorgen hier für nicht unerhebliche Mengen an Feinstaub, Arsen, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und natürlich auch Blei in Luft und Wasser. Immerhin wissen dies schon satte 3.000.000 Einwohner zu schätzen.
Norilsk, Russland Nickel ist hier das Element der Begierde. Und wenn man Weltmarktführer sein will in Sachen Rohstofflieferant, bleibt es nicht aus, dass die Umwelt ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wird. Viele Kilometer Natur sind hier in schickem Schwarz eingefärbt. In Luft, Wasser und Boden gibt es Kupfer, Blei, Cäsium-137 und mehr für mindestens 134.000 Menschen.
Sukinda (Orissa), Indien Für die Langweiler unter den SchadstoffTouristen. Hier gibt es eine der größten offenen Minen der Welt. Zwölf Chromerz-Minen arbeiten Tag ein, Tag aus für die Wirtschaft – und gegen die Umwelt und die Gesundheit der Anwohner. Außer 60% Chrom im Trinkwasser gibt es für die 2.600.000 Menschen hier aber kaum was ähnlich Schädliches zu trinken, wie öde!
Sumqayıt, Aserbaidschan Hier findet sich eine Hochburg der Chemieabfällen, die durch die Produktion von Gummi, Aluminium, Reinigungsmittel und
Pestizide entstehen. Für umliegende Luft, Boden und 275.000 Menschen ist die Versorgung mit Quecksilber, Erdöl und Kohlenstoff gesichert – ebenso wie hohe Krebsraten und Sterblichkeit.
Tianying, China Der Bergbau hier liefert zirka die Hälfte der Bleierz-Förderung von ganz China. Die dabei verwendeten veralteten Technologien und fehlende Umweltauflagen sorgen dafür, dass Luft und Boden auch Blei satt bieten. 140.000 Chinesen bedanken sich mit hohen Raten an ausgeprägten Hirnschäden und andere Behinderungen.
Tschernobyl, Ukraine Der Pionier der Super-GAUs ist auch heute immer noch die übelste Müllkippe an Schadstoffen. Uran, Plutonium, Cäsium-137 und andere radioaktive Metalle tun hier nach wie vor ihr Werk. Ursprünglich lebten in dieser unwirtlichen Gegend mal 5.500.000 Menschen.
Vapi (Gujarat), Indien Über 1000 Fabriken stellen hier Textilien, Bleichstoffe, Farben, Pestizide und vieles mehr her. Die Chemikalien und Schwermetalle wandern in rauen Mengen in die Umwelt, da Abfälle nicht anderweitig entsorgt werden. Durch Wasser, Luft und Boden werden 71.000 Einwohner kontaminiert. Diverse Krebsarten sind hier keine Seltenheit.
Pascal
Kabwe, Sambia Bis 1994 wurde hier fleißig Blei gefördert. Es gab keine Auflage, und entsprechend rumgesaut haben die Bergbaugesellschaften. Boden und Wasser sind immer noch ordentlich von Blei kontaminiert. Zu trinken bekommen das derzeit ungefähr 255.000 Einwohner.
La Oroya, Peru Wer lieber nach Südamerika reist, muss auch dort nicht auf seine Dosis Blei verzichten. In La Oroya wird immer noch gefördert. Blei, Kupfer, Zink, aber auch Silber und Gold. Klar, dass da auch einige unschöne Stoffe in Luft und Boden geraten. An saurem Regen mangelt es hier jedenfalls nicht. Einzugsgebiet: 35.000 Einwohner.
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Tipps
Das Leben ist kein Wellness-Bereich. Das wissen wir alle. Und weil das Leben manchmal richtig gemein, unpraktisch, anstrengend und nervig ist, haben wir beschlossen, euch ein paar sinnvolle Tipps zu geben, um die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ein Stück erträglicher zu machen. Egal ob Pickel-Invasion, leere Spülmittelflaschen, schwer zu beeindruckende Frauen oder von Katzen vollgepisste Blumenbeete: Wir haben die Lösung für Euch!
Schönheit Du hast das ultimative Date, aber natürlich siehst du heute aus wie eine Streuselschnecke. Pickel, Eiter, Mitesser so weit das Auge reicht. Abhilfe schafft eine Asprinmaske … ja, Du hast richtig gehört. Was sonst gegen den Kater nach einer versoffenen Nacht hilft, bekommt hier ein ganz neues Einsatzgebiet: dein Gesicht! Dank der Salicylsäure, die normalerweise den Kopf frei macht, werden Hautunreinheiten zur unschönen Vergangenheit. Derselbe Stoff ist übrigens in vielen Akne-Produkten enthalten, die einen Arsch voll Geld kosten. Einfach Aspirin-Tablette zerdrücken, mit ein wenig Wasser zu einer Paste verrühren, und ab ins Gesicht damit! Wer kennt es nicht? Haut, so schuppig und kratzig wie Krokodilhaut. Statt Unmengen für bumsteure Peelings mit brasilianischem Heilzucker und organischen Schubber-Partikelchen auszugeben, reicht der Gang in die Küche. Haut-Sensibelchen benutzen sicherheitshalber lieber Haferflocken. Für Hartgesottenere dürfen es auch gerne Zucker und Salz sein. Recycle-Maus Naomi Campbell schwört ja auf Kaffeesatz … soll gegen ihre (nicht vorhandene) Cellulite helfen. Einfach mit in die
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Dusche oder Wanne nehmen, abschrubbeln, fertig. Haare gefärbt und jetzt bunte Ohren? Schlecht. Vor allem, wenns ein Kurzhaarschnitt ist. Ich selbst habe dann ja immer stundenlang mit Vaseline, Melkfett, Alkohol etc. rumgerieben und es damit im Endeffekt kein Stück besser gemacht. Bis mir folgender Tipp zu Ohren kam. Statt öl- und alkoholhaltigen Wässerchen einfach Zahnpasta aufs Ohr, kurz einwirken lassen und abreiben … weg ist die Farbe!
Haushalt Katzenpisse ist einer der schlimmsten Gerüche, die es gibt. Quasi die ultimative Waffe der flauschigen Vierbeiner. Und die Biester wissen sie einzusetzen! Ob aus Liebe, Frust oder zum Markieren des Reviers … bestialisch stinken tut es in jedem Fall. Als ultimatives Wundermittel soll Kaffeesatz die Katzen gleich davon abhalten, überhaupt irgendwo hinzustrullern .... denn scheinbar riecht Kaffeesatz für die Streuner wie für uns ihre Pisse. Einfach an den beliebtesten Pullerstellen ausstreuen oder in einem Behälter hinstellen. Ob es wirklich hilft, konnten wir leider nicht testen, unsere Katzen sind wahre Engel, was ihre Blase angeht.
In der Spüle modert das Geschirr vor sich hin, die Dielen strotzen vor Dreck und im Kühlschrank schimmelt es vor sich hin. Allerdings ist dein Konto so leer, dass du keine Kohle mehr hast, um deinen Putzmittelbestand wieder aufzustocken. Kein Problem. Ein Esslöffel Borax (ein natürliches Mineral, das es in der Apotheke gibt und in diversen Kosmetika enthalten ist) und ein Esslöffel Backpulver gemischt ergeben den wohl natürlichsten Allesreiniger der Welt. Ob Fett auf dem Geschirr, Staub und Flecken auf dem Holzboden oder giftigen Schimmel … alles weg, alles sauber!!!!! Wir sind begeistert!
Beruf Du bist Stripperin und willst die Beute in der Unterwäsche erhöhen? Forscher in Mexico fanden heraus, dass „Tänzerinnen“ (ja sicher) wesentlich mehr Trinkgeld erhielten, wenn sie in der fruchtbaren Phase sind. Für die Unwissenden unter uns, d.h. kurz vor oder nach dem Eisprung.
Körperliches Ihr wisst nicht, ob das Holz vor der Hütte echt ist, und die Hüttenbesitzerin lächelt nur geheimnisvoll. Anfassen ist aus verschiedenen Gründen auch nicht möglich? Silikonbrüste erkennt man, indem man eine starke Taschenlampe direkt an die überliegende Haut hält. Silikoneinsätze leuchten vollständig über ihr gesamtes Volumen. Wir konnten das noch nicht bei uns testen, da wir eher natürlich sind.
Sauberkeit Eure Fettflecken auf diversen Oberflächen verblassen langsam aber sicher. Ganz einfach, Fettflecken werden wie neu, wenn ihr sie regelmäßig mit Butter bestreicht.
Anna Motz
Anscheinend gibt der Körper neben dem Brustwedler noch andere Signale, so dass die Kerle ihr Geld nicht bei sich behalten können.
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G e s e l l s c h a f t
Fremdschämen hat was mit den Anderen zu tun! Germany’s Next Topmodel, Popstars, DSDS, Bauer sucht Frau, Supertalent... Um ehrlich zu sein, könnten wir die Liste mindestens über die halbe Seite ausdehnen, wenn wir alle TV-Formate nennen würde, die uns dazu veranlassen, uns für wildfremde Menschen zu schämen. Voyeurismus ist ein alter Hut. Spanner gab’s schon immer. Und irgendwie kann sich auch niemand von uns davon lossprechen, dass man gerne mal durchs Schlüsselloch linst. Der Grad der Perversion bemisst sich daran, was genau du da zu sehen versuchst.
Auf die Knie, du Spanner! Heute hat der gemeine Spanner aka Voyeur es nicht mal mehr nötig in die Knie zu gehen um durch besagtes Schlüsselloch zu gieren. TV und Internet bieten eine niemals enden wollende Flut an zeigefreudigen Menschen, die keine Schmerzgrenze zu haben scheinen. Ein Phänomen der Neuzeit. Aber auch nur, weil der Dorftrottel sich eben nur vor seiner Gemeinde zum Obst machen konnte. Hätte es im Jahre 1834 schon Dieter Bohlen und eine Web-Cam gegeben hätte er heute einen Plattenvertrag und würde mit Hits wie „Mamacita“ auf Tour gehen.
Der eine mehr, der andere weniger Die Masse der Menschen, die bereit sind, sich vor einem Millionenpublikum zum Volldepp zu machen, ist enorm groß. Noch größer ist nur noch die Zahl der Menschen, die bereit sind, sich das Endprodukt anzusehen. Aber immer der Reihe nach. Zu erst muss der (meist leider talentfreie) Extrovertierte ein Konzept entwickeln, das er für so begeisternd hält, dass er sich damit dem Publikum stellen möchte. Gern genommen ist die Kunst des Singens. Gut, zugegeben, es gibt tatsächlich versteckte Talente, die Tag für Tag ihrem Brotjob nachgehen und deren engelsgleiches Stimmchen auf Ewig im Verborgenen bleibt. Aber unter 35.000 Menschen sind es vielleicht gerade mal vier. Plus/minus zwei! Nun stellen sich dem „angeblich normalen Zuschauer“ direkt die ersten beiden Fragen: Wo nimmt derjenige, der eine Stimme hat, die dem Gefühl gleichkommt, wenn du barfuß gegen das Tischbein trittst, das Selbstvertrauen her? Wie sehr muss er oder sie von der eigenen Familie und den eigenen Freunden gehasst werden, dass sie zulassen, dass die angeblich geliebte Person sich dermaßen zum Horst macht? Sezieren wir doch einfach mal „Deutschland sucht den Superstar“ - den Klassiker unter den deutschen Castingshows.
Der Seziertisch Knapp 35.000 Menschen wagen es jedes Jahr aufs Neue, vor die hochqualifizierte Jury zu treten und ihr Können oder eben auch Nicht-Können unter Beweis zu stellen. Die ersten Castings sind das, was wir als Prototyp der Fremdscham bezeichnen, und auch wir können es kaum lassen, mal kurz von ARTE rüber zu zappen. Niemand aus unserem näheren Freundeskreis verschwendet den Samstagabend mit DSDS. Um Gottes Willen. Aber Montag drüber reden geht irgendwie trotzdem. Zurück zu der Spezies die zu den Castings geht. Diese Menschen sind selbstverständlich nicht alle über einen Kamm zu scheren. Vier Kategorien sind zu benennen: • der Wettverlierer • die Verblendeten • die tatsächlichen Talente • und 4. die, über die man eigentlich nicht lachen dürfte, weil es unmoralisch ist. Gelacht wird bei den ersten Beiden. Meistens auch bei denen, die zur Kategorie 4 gehören. Ohne schlechtes Gewissen darf allerdings nur bei 1 und 2 gelacht werden. Kategorie 1 möchte auch gern belächelt werden. Selbstdarsteller, die die Chance der großen Bühne suchen und nutzen. Man könnte sie als die niedrigste Stufe der StandUp-Comedians bezeichnen. Kategorie 2 sind diejenigen, die das tatsächliche Fremdschämen in uns hervorrufen. Menschen, die einer Erwartung nicht gerecht werden, wie in diesem Fall der des guten Singens, aber feste davon überzeugt sind, „abzuliefern“, wie es im Casting-Jargon heißt.
„Das könnte auch mir passieren“ Laut einem Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie neigen besonders solche Menschen zu Fremdscham, denen in der Kindheit nicht die Fähigkeit vermittelt wurde, ausreichend zwischen eigenen und fremden Gefühlen zu unterscheiden. Das würde bedeuten, dass wir uns in den Menschen wiedererkennen, die sich vor unzähligen Augenpaaren zum Trottel machen. Andere Untersuchungen haben ergeben, dass das Gefühl des Fremdschämens erst dann aufkommt, wenn eine andere Person etwas tut, was wir niemals tun würden. Das komplette Gegenteil also. So ist das mit den Psychiaterin, Wissenschaftlern und Ärzten. Mal so, mal so!
Remember remember the 14th of September... oder so ähnlich! 14. September 1992 um 16:00 Uhr Wisst ihr noch was ihr zu diesem Zeitpunkt getan habt? Wir nicht, aber Hans Meiser kann sich auf die Fahne schreiben, dass er exakt um 16:00Uhr dieses Datums einen riesigen Trend losgetreten hat. Er war mit seiner Nachmittags-Talkrunde der Erste, der mit solch einem Format an den Start ging. Der Deutsche hatte nun endlich eine Plattform, seine großen und kleinen Problemchen vor vielen Menschen breitzutreten. Und dreimal dürft ihr raten?! Das Ding war ein riesen Erfolg. Teilweise bis zu 40% Marktanteil. Die Bühne für alle Selbstdarsteller war geschaffen.
Kommt auf die Perspektive an Warum nun der Zuschauer das Gefühl hat, sich für andere zu schämen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Nicht jedem ist es peinlich, Karaoke zu singen. Im richtigen Rahmen kann es sogar sehr sympathisch sein, sich die Blöße zu geben und mit schlechter Stimme „I will always love you“ zu schmettern. Ohne gleich mit Dieter Bohlen als Produzent durch die Dorfdiscos touren zu müssen. Menschen, die mit nicht allzu viel Taktgefühl gesegnet sind, fällt es auch nicht auf, wenn sich Marie-Luise (eine Anwärterin des Formats Germany’s Next Topmodel) zu Burlesque-Musik bewegt wie ein Stock. Es kommt auf die Perspektive an. Und eine Perspektive bleibt immer die Gleiche. RTL, Pro7 und wie sie alle heißen, nutzen die Gaffermentalität des Menschen schamlos aus. Der Blick durch das Schlüsselloch ist öffentlicher und unverschämter geworden. Seltsam nur, wie viele das Angebot annehmen und zum Exhibitionisten mutieren, ohne zu merken, dass die angestrebte Bestätigung durch Spott ersetzt wird.
Das Fazit Besagter Spott hat leider oft was mit Hochnäsigkeit zu tun. Und Hochnäsigkeit ist was für Blödis. Und wo wir schon bei Nasen sind... vielleicht sollte sich jeder mal an die eigene fassen. Was nicht heißen soll, dass wir nicht gerne über die Anderen lachen. Das tun wir! Aber wir geben auch genug Grund, dass man über uns lacht! Immer schön selbstironisch bleiben!
Coco
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Abseits des Alltäglichen.
Ab 7. 6. n eU
iftenim ZeitschR h A n de l
the Red bUlletin – die außergewöhnlichsten Geschichten aus der Welt von Red Bull auf 100 Seiten. Jeden ersten Dienstag im Monat neu im Zeitschriftenhandel! Oder bestellen Sie Ihr Abo unter www.getredbulletin.com
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Trage den Kopf nicht hรถher als den Hut H U T m o d e
Angelo: Hut und Schal Rike Feuerstein
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Credits Idee: Coco Meurer Organisation und Umsetzung: Anna Lederle Styling, Haare und MakeUp: Coco Meurer (www.cocomeurer.de) Fotos: Fabian Blaschke (www.blaschke-fabian.de)
Chris (www.myspace.com/loganic): Hut Rike Feuerstein, Sonnenbrille FUNK Optik
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Eric (www.facebook.com/suplexmagazine): Hut Rike Feuerstein, Brille Rolf Spectacles (gesehen bei FUNK Optik)
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Larissa (www.nopain-nobrain.de): Hut Rike Feuerstein, Schmuck www.bling-bijoux.de
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Katharina (www.izaio.de): Schal Rike Feuerstein, Sonnenbrille Lena Hoschek (gesehen bei FUNK Optik)
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Susi (www.rockstar-models.de): M端tze Rike Feuerstein, Brille FUNK Optik, Kette www.www.suparina.de
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S c h u h m o d e
Schuhting Idee: Yanah Hรถlig, Anna Lederle
Organisation und Umsetzung: Anna Lederle Fotos: Anna Lederle, Daniel Siegmund
Fotobearbeitung: Yanah Hรถlig WWW.YANAH.DE
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Schuh links Schuh rechts
OSIRIS Reebok
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Schuh links Schuh rechts
OSIRIS Nike
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Schuh links Schuh rechts
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Reebok Converse (DC Comics)
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Schuh links Schuh rechts
Jumex (Custom made by AS030) Keds
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www.facebook.com/sleazemag.de
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Trash mit Substanz
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Nie wieder platter Arsch, nie
wieder Sehnenscheidenentzündung!
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Game Previews
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Games Geflüster
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Bücher
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Kunstgeschichte der Straße
42 Comics 44 DVD 46
Dawn of the Splatterkino
50 Kino 54
Chili con Putas
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X B O X
K I N E C T
Nie wieder platter Arsch,
nie wieder Sehnenscheidenentzündung!
SLEAZE shakin‘ it mit Kinect für Xbox 360 Der stereotype Konsolenspieler ist ja im Zweifelsfall nicht unbedingt eine Augenweide, da er zu viel Flips essend und mit gekrümmtem Rücken auf der Couch lungert. Microsoft ist drauf und dran, das zu ändern: Mit Kinect für die Xbox 360, das seit Ende 2010 erhältlich ist und von dem bisher mehr Geräte verkauft wurden als vom iPhone, wird der eigene Körper zum Controller. Für die wenigen, die Kinect noch nicht kennen: Anstatt mit den Fingern auf ein Joypad einzudaddeln, bewegt der Spieler sich selbst. Ermöglicht wird diese direkte Kontrolle durch die Kinect Motion Control-Leiste, die über oder unter dem Bildschirm platziert wird. Der eingebaute 3D-Scanner erfasst mit Infrarotkamera und Tiefensensor die Bewegungen und übersetzt sie in Steuersignale. Heißt: Du hebst deinen rechten Arm, deine Spielfigur macht es dir nach. Zudem erkennt das System Gesichter, so dass mehrere Spieler gleichzeitig ohne Verwechslung spielen können. Ähnlich wie Tom Cruise im Steven Spielbergs Sci-FiThriller „Minority Report“ kontrolliert der Spieler die Xbox dank Kinect wie ein Dirigent mit Winks und Gesten. Die Kinect-Technologie legt selbstredend bewegungsintensive Spielthemen wie Sport und Geschicklichkeit
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SLEAZE vierundzwanzig
nahe. Besonders spaßig ist die Ausweitung des beliebten Konsolen-Karaoke-Konzeptes á la „Lips“. Statt Karaokemäßig zum Playback die Gesangsperformance von Stars nachzuahmen, wird bei „Dance Central“ von Harmonix das Tanzbein geschwungen. Ähnlich wie bei den in Spielhallen beliebten Tanzprogrammen bekommt man Punkte dafür, wenn man möglichst in Time auch komplexe Tanzschritte abliefert. Mit dem netten Unterschied, dass bei Kinect eben nicht nur die Schritte, sondern auch z.B. Armbewegungen und Hüftschwung auf den tanzenden Avatar übertragen werden – Computerspielen mit vollem Körpereinsatz also! Symbole am rechten Bildschirmrand zeigen dem Spieler, welcher Move als nächstes kommt, und bunte Kreise auf dem virtuellen Boden unter dem Avatar zeigen an, wie gut der Spieler gerade tanzt. Natürlich fehlen auch die Genre-typischen Bewertungseinblendungen nicht: „NICE!!“ „NICE!!“ „FLAWLESS!!!!“
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Aber Vorsicht beim Tanzen. Die Xbox 360 ist zwar nicht aus Glas, aber Stagediving ist trotzdem nicht ihr Ding.
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Game Previews
von Pascal
Child of Eden Shooter | Xbox 360, PlayStation 3 | Ubisoft | Juli 2011 Kenner des Klassikers Rez, der für Dreamcast erschien und auch als HD-Remake für die Xbox 360 erhältlich ist, schwärmen noch immer von der treibenden Verknüpfung von Musik und Ballerei. Je reaktionsschneller und zielsicherer man war, desto mehr stieg die Spielfigur in der Evolutionsstufe auf, eingesteckte Treffer warfen einen hingegen wieder zurück. Ein weiteres Element waren Farben und Lichteffekte, die ebenfalls in perfekter Harmonie zu der Musik waren. Die Rez-Macher bringen nun mit Child of Eden einen inoffiziellen Nachfolger auf den Markt. Ebenso wie beim Klassiker stehen auch hier die Elemente Musik, psychedelische Farben und Lichtfeuerwerk und Shooter-Geschicklichkeit im Einklang. Xbox 360-Zocker dürfen sich obendrein auf eine (optionale) Kinect-Steuerung und PlayStation 3 auf eine Bedienung per Move freuen.
Alice: Madness Returns Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Electronic Arts | Juni 2011 Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Alice im Wunderland? Eine Geschichte voller Magie, Lebensweisheiten und Tragik. Alice: Madness Returns ist eine Fortsetzung des 2000 erschienen American McGee‘s Alice und alles andere als niedlich oder für Kinder geeignet. Vielmehr ist es die düstere Gothic-Fortführung der bekannten Alice-Geschichte. Im ersten Spiel verfiel Alice dem Wahnsinn, nachdem ihre Eltern bei einem Feuer ums Leben kamen, sie verlor sich erneut im „Wunderland“, welches nunmehr ein Horrorland war. Am Ende landete sie in der Klapsmühle. Nun, elf Jahre später, ist sie halbwegs auf dem Damm, aber die Welt ist trostlos. Sie kehrt zurück ins Wunderland, auf der Suche nach Geborgenheit und Seelenfrieden. Allerdings wartet dort nur ein weiterer Albtraum voller Gewalt.
Serious Sam 3 Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Devolver Digital | Juli 2011 Ägypten im 22. Jahrhundert, die Welt steht am Abgrund. Mental, ein besonders fieser Fiesling, unterjocht die Menschheit mit Hilfe von ebenso fiesen Aliens. Die Rechnung haben sie aber ohne Serious Sam gemacht, DEM Helden schlechthin! Die Story spielt zeitlich vor dem Ur-Serious-Sam-Game, aber wie schon damals, wird es weniger um die „Story“ als solche gehen als um eine unterhaltsame Dauer-Baller-Orgie. Und da dürfen sich ShooterFreunde auf jede Menge Fun freuen, ganz besonders mit der Ankündigung, dass ein Kooperationsmodus für bis zu 16 Spieler möglich sein soll. Neben unzähligen Wummen verfügt Sam auch über einige Nahkampf-Tricks.
The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3DS Action-Adventure | 3DS | Nintendo | Juni 2011 Für viele Zocker ist Ocarina of Time das beste Videospiel aller Zeiten. Kein Wunder also, dass Nintendo dieses Meisterwerk alle paar Jahre wieder auf ihre aktuellen Plattformen portiert. Diesmal gibt es eine Neuauflage für den brandneuen 3DS. Anpassungen wurden natürlich in Form der „echten“ 3-D-Optik gemacht, aber auch was die Steuerungsmöglichkeit über den Touchscreen angeht. Daneben bekommt die 3DS-Version einen „Master Quest“ mit abgeänderten Dungeons und stärkeren Gegnern. Der Rest bleibt natürlich, wie aus dem legendären Klassiker bekannt: Link muss durch die Zeit hin und her reisen, um den bösen Ganondorf einmal mehr daran zu hindern, die Welt ins Chaos zu stürzen. Dabei gilt es, Dungeons zu erkunden und dicke Endbosse zu besiegen.
Shadows of the Damned Action | Xbox 360, PlayStation 3 | Electronic Arts | Juni 2011 Wenn die kreativen Köpfe hinter „No More Heroes“ und „Resident Evil“ ihre Fähigkeiten vereinen, kann dabei eigentlich nur ein spannendes Game herauskommen. Wenig überraschend, dass sich Shadows of the Damned dem Horror-Genre verschrieben hat, sicherlich die Handschrift Shinji Mikamis (Resident Evil). Folgerichtig kommen zudem bei dieser Liaison auch besonders Action-Elemente zum Tragen, als eindeutiges Markenzeichen von Goichi Suda a.k.a. „Suda51“ (No More Heroes). Dämonenjäger Garcia Hotspur bekommt einen sehr persönlichen neuen Auftrag, seine Freundin wurde entführt. Es scheint so, als ob er dem Herren der Finsternis zu arg auf die Füße getreten wäre, denn sie wird in der Hölle selbst gefangen gehalten. Unser cooler Held lässt sich nicht zweimal bitten und kämpft sich seinen Weg durch die Dämonenschar – mit stets einem coolen Spruch auf den Lippen.
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Games Geflüster Neuigkeiten, Gerüchte und Fundstücke aus der Welt der Videospiele von Pascal
100 Millionen geklaute Kundendaten – Sonys Sicherheitsdebakel Sony hat einen Rekord eingestrichen, den sie lieber nicht gebrochen hätten. Hacker schafften es, 100 Millionen Kundendaten zu kopieren, darunter Adresse, E-Mail, Geburtsdatum und sogar Kreditkartendaten. Besonders betroffen waren PlayStation3-Zocker. Wie ein solch gigantischer Datendiebstahl möglich sein konnte, das ist die Frage, die Sony derzeit zu ergründen versucht. Als erste Maßnahme wurde das Online-Netzwerk (PSN) der PlayStation 3 gekappt. Ein Neustart soll mit Einspielen eines Updates geschehen. Sony empfiehlt allen Kunden, ein besonderes Auge auf die Kreditkartenabrechnung zu haben. Als Entschädigung gibt es übrigens für jeden Kunden einen Monat PlayStation-Plus-Mitgliedschaft gratis. Fukushima: Aufräum-Roboter werden mit Xbox 360-Controllern gesteuert Die Aufräumarbeiten im havarierten Atomkraftwerk in Japan werden noch einige Monate andauern. Ein Einsatz, der wegen der radioaktiven Strahlung höchste Gefahr für jeden Arbeiter bedeutet. Es liegt nahe, dass man da weitestgehend mit Robotern arbeiten möchte. Die Steuerung dieser strahlungsresistenten Helfer soll dabei so einfach wie möglich sein. Quasi spielend leicht. Aus diesem Grunde kommen bei diesen Einsätzen immer öfter Controller der Xbox 360 zum Zuge. Die Steuereinheit liegt gut in der Hand, und dank der Analogsticks lassen sich präzise Bewegungen geschmeidig ausführen. Sicherlich eine der sinnvollsten Einsatzmöglichkeiten von Microsofts Gaming Zubehör. 716 Millionen Euro hohe Telefonrechnung Der französische Telefonanbieter Orange hatte für einen Unternehmer eine besonders nette Überraschung in den Briefkasten geliefert. 716.414.273,14 Euro Telefonkosten stellte Orange in Rechnung. Dem ersten Schock folgte eine eingehende Prüfung des Dokuments. Doch, kein Zweifel, das Schreiben war keine Fälschung, stammte wirklich vom Provider. Es darf sich jeder selbst ausrechnen, wie viele Stunden Sex-Hotline man für 716 Millionen bekommen würde. Überraschenderweise hakte der Unternehmer dennoch nach, ob vielleicht doch die eine oder andere Einheit zu viel abgerechnet wurde. Und tatsächlich, ein EDV-Fehler war schuld am Zustandekommen dieser hohen Summe. Mittlerweile ist dem Kunden eine korrigierte Rechnung zugegangen, über deren Höhe sich Monsieur allerdings ausschweigt. Lediglich, dass er sich eine „angemessenere“ Entschuldigung von Orange gewünscht hätte, ließ er verlautbaren. Nintendo enthüllt Wii-Nachfolger auf der E3 Im Juni ist es endlich soweit: Nintendo präsentiert die Nachfolgekonsole der erfolgreichen Wii. Gerüchte darüber, was man dort gezeigt und angekündigt bekommt, gibt es viele. Das meiste wurde von Nintendo nicht kommentiert, allerdings wurde schon einmal ausgeschlossen, dass die Konsole – analog zum neuen 3DS – stereoskopisches 3D beherrschen soll. Abgesehen davon gibt es die wildesten Vermutungen: angefangen von Bluray-Laufwerk oder nicht, technisch stärker als Xbox 360 oder PlayStation 3, Controller mit eingebautem Touchscreen...
Wie auch immer die offiziellen Daten aussehen werden, Nintendo erhöht mit dieser Ankündigung den Druck auf die Konkurrenz. Sony und Microsoft haben beide gerade erst ihre neuen Bewegungssteuereinheiten auf dem Markt etabliert und deren hohen Anschaffungspreis dem Kunden immer wieder mit der Beteuerung schmackhaft gemacht, dass noch auf viele Jahre hin neue Games erscheinen werden. Nur: Sollte man nun Nintendo, die schon den Markt der aktuellen Generation dominieren, das Feld jahrelang kampflos überlassen? Filesharing als anerkannte Religion? Filesharing ist der große Dämon der Medienindustrie. Für einen jungen Schweden und unzählige Anhänger allerdings ist es die Offenbarung schlechthin. Voller Überzeugung, dass man dem Urheber keine größere Huldigung erbieten könnte als dadurch, dass man sein Produkt kopiert und weitergibt, verlangen sie die offizielle Akzeptanz der „Missionarischen Kirche des Kopierens“. So lächerlich diese Forderung klingt, passt sie doch perfekt zu der modernen Gesellschaft des digitalen Zeitalters. Es gibt kaum Menschen unter 40, die noch nie illegale Daten aus dem Netz gesaugt haben. Die wenigsten, die es getan haben, fühlen sich als Verbrecher. Die potentielle Anhängerschaft dieser „Religion“ ist also wahrlich gigantisch und nicht zu ignorieren. Zocken in der Nacht macht depressiv Welcher Gamer hat nicht so manche Nacht zum Tag gemacht?! Virtuelle Welten vor üblen Schurken gerettet, neue Highscores markiert, Meisterschaften klar gemacht; waren wir nicht glücklich dabei?! Nein, besagt eine Schweizer Studie! Wer zwischen 22 und 6 Uhr daddelt, der neigt eher zu Depressionen als Menschen, die zu Tagzeiten spielen. Allerdings, die Studie untersuchte Anhänger des berüchtigten World of Warcraft. Auch wenn davon auszugehen ist, dass es nie besonders förderlich ist, des Nachts zu zocken und am nächsten Morgen in die Schule oder zur Arbeit zu müssen. Interessant war auch die Erkenntnis, dass es relativ unerheblich ist, wie lange man spielt. Daraus lässt sich vielmehr schließen, dass es allgemein aufs Gemüt schlägt, wenn man den Schlaf-Wach-Zyklus durcheinanderbringt, da dies eine ständige Müdigkeit nach sich zieht. Fusion der Entertainment-Säulen: Ubisoft macht Filme, Jerry Bruckheimer Games Ubisoft hat schon einige Verfilmungen von ihren Spielen über sich ergehen lassen. Manche davon waren recht gelungen (Prince of Persia), andere eher ein Griff ins Klo (Far Cry, mit dem deutschen Horror-Tandem Boll/Schweiger). Nun scheinen die Franzosen keine Lust mehr darauf zu haben, anderen diese Aufgabe zu überlassen und Russisch Roulette zu spielen, was die Qualität angeht. Das hauseigene Filmstudio kümmert sich nun um Veröffentlichungen für Kino und Fernsehen. Jerry Bruckheimer geht derweilen den umgekehrten weg. Der Action-Spezialist hat schon vor einigen Jahren eine Spieleschmiede gegründet, bislang aber noch nichts veröffentlicht. Aber auch wenn sich die Mühlen langsam drehen, sie drehen sich nach wie vor, und es sollen sich derzeit mindestens drei Spiele in der Mache befinden.
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Bücher Terry Pratchett
Das Mitternachtskleid: Ein Märchen von der Scheibenwelt Manhattan VÖ: 23.05.‘11 Fantasy
Terry Pratchett dürfte mittlerweile auch dem größten Fantasy-Hasser bekannt sein, schließlich ist er einer der erfolgreichsten britischen Autoren. Vielleicht weiß aber immerhin noch nicht jeder, dass der Herr mal Pressesprecher für Atomkraftwerke war. „Das Mitternachtskleid“ beschäftigt sich jedoch nicht mit Umweltpolitik, sondern bewegt sich im altbewährten Kosmos. Teenie Tiffany Weh ist eine ambitionierte Hexe, kriegt es aber bald mit einem steinalten und verdammt bösen Wesen zu tun, das ihr das Leben schwer macht. Neues aus der Scheibenwelt, wie gewohnt eine Mischung aus Spannung, Witz und Fantasy.
Hank Moody
God hates us all
Heyne VÖ: 13.06.‘11 Roman
Hank Moody? Dieser Name dürfte einigen schon bekannt sein, denn Hank ist die Hauptfigur der TV-Serie „Californication“. In „God hates us all“ kann der geneigte Leser erfahren, was der Protagonist so in seiner turbulenten Jugend getrieben hat: Studium abbrechen und mit Drogen dealen ist genauso vertreten wie Frauengeschichten und ausschweifendes Feiern. Erzählt in rauer, ironischer Sprache gibt es hier Sex, Drugs & Rock ‘n’ Roll gepaart mit nicht immer ganz unproblematischer Selbstfindung.
Nick Cave
Der Tod des Bunny Munro Fischer VÖ: 08.06.’11 Roman
Musiklegende Nick Cave ist also auch noch Schriftsteller nebenbei. In „Der Tod des Bunny Munro“ erzählt er eine tragisch-skurrile Familiengeschichte. Nach dem Tod der Mutter bleibt dem neunjährigen Bunny junior nur sein emotional etwas eingeschränkter Vater. Dieser ist seines Zeichens sexbesessener Kosmetik-Vertreter mit Neigung zum Alkoholismus. Die beiden schlagen sich irgendwie durchs Leben, jeder geht mit dem Schicksalsschlag eben irgendwie um. Eine Studie über die Trostlosigkeit des Daseins, verpackt mit Humor. Traurig und abgefahren zugleich.
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J. L. Bourne
Tagebuch der Apokalypse 2 Heyne VÖ: 13.06.’11 Fantasy
J. L. Bourne scheint ein echter Weltuntergangsfan zu sein, gibt es doch fast kein Buch von ihm ohne „Apokalypse“ im Titel. Auch hier ist das Ende der Welt in Sicht, wiedergegeben aus der Sicht eines jungen Soldaten, der sich mit einer kleinen Gruppe anderer furchtloser Survival-Fans dem Bösen stellt. Zombies haben die Herrschaft übernommen, und bald scheint keine Hoffnung mehr in Sicht. Als Soldat sollte man sich aber doch eigentlich zu wehren wissen. Fans von Untoten können das Happy- oder Nicht-Happy-End in diesem Tagebuch nachlesen, anstatt wieder das der kleinen Schwester durchzublättern.
Carlton Mellick III
Ultra Fuckers: Bizarro Fiction Festa VÖ: Juni 2011 Bizarro Fiction
Bei solch einem Buchtitel ist man doch sofort dabei, weiter zu lesen. Aber was, bitteschön, ist denn „Bizarro Fiction“? Muss man Angst haben? Das Genre, das von Autor Mellick III mitbegründet wurde, vereint so einiges: Surreale Zukunftsvisionen, Horror, Fantasy, Sex. Ein Vorgeschmack auf diese Mischung? Bitte: Tony verirrt sich in einen Vorstadtmikrokosmos aus kompletter Gleichförmigkeit und trifft dort die japanischen Punkrocker „Ultra Fuckers“. Jene bekämpfen natürlich den Mainstream, und Tony schließt sich ihnen an. Klingt abgespaced und wird gerne mal mit David Lynch verglichen, diese bizarre Fiktion.
Takkoda
Famous Faces Teneues VÖ: 15.06.‘11 Fotografie
„Famous Faces“ gibt uns frustrierten, gestressten Geschöpfen mal wieder etwas fürs Herz. Aber keine Angst, allzu kitschig wird es nicht. Hinter Takkoda stecken zwei Paare, die sich der Tierfotografie widmen. Jedoch nicht in verniedlichter Form, sondern als Parodie diverser berühmter Persönlichkeiten. Bevor jetzt jemand den Tierschutz alarmiert, natürlich werden die kleinen Lieblinge in ihrem natürlichen Umfeld fotografiert und erst später digital bekleidet. Wer also schon immer mal wissen wollte, wie Karl Lagerfeld in Hundeform – oder andersrum – aussieht, Takkoda kann diese Frage auf jeden Fall beantworten.
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Kunstgeschichte der Straße
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Warum Streetart immer noch als Enfant terrible der Kunst gilt, verstehe ich nicht so richtig, seitdem für konservierte Hausfassaden Millionenbeträge gezahlt werden, Filme zum Thema Oscars bekommen und Merchandise-Prddukte weggehen wie warme Semmeln. Gut, es ist nach wie vor illegal, aber das macht ja auch einen Großteil dieser künstlerischen Disziplin aus. Aber weil Streetart einerseits immer noch als Außenseiter der Kunst gilt, andererseits aber immer etablierter und respektierter wird, gibt es nun den ersten historischen Rückblick in Form eines Buches. Angefangen bei den Urtieren wie Basquiat, Haring und Tinguely bis hin zu den Stars von heute. Über 150 Künstler werden vorgestellt und mit unzähligen bisher unveröffentlichten Fotografien visuell erfahrbar gemacht. Zudem werden die globale Tragweite, die Zusammenhänge und die technische Entwicklung skizziert. So, wie sich das für eine kunsthistorische Betrachtung gehört. Wir dürfen gespannt sein, wie die Zusammenhänge einer Kunstform erklärt werden, deren einzige Gemeinsamkeit eigentlich ihr Ort ist: der öffentliche Raum. Aber für diese schwierige Aufgabe haben sich mit Carlo McCormick, einem Autor, dessen Spezialgebiet zeitgenössische Kunstdiskurse sind, und den Kuratoren Marc und Sara Schiller, den Gründern vom Wooster Collective, bestimmt die Richtigen zusammengetan.
Anna Trespass - Die Geschichte der urbanen Kunst, Taschen Verlag, Mai 2011
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Thor - ein Filmreview von Thomas Kögel
den Hammer, der in ein paar Kilometer Entfernung aufgeschlagen ist, kümmern sich derweil die Agenten von S.H.I.E.L.D.
Marvel läutet das Superhelden-Kinojahr 2011 ein und schickt jenen Helden auf die Leinwand, der von all den „großen“ SuperheldenFiguren des MarvelUniversums vielleicht am schwierigsten in einen Film zu packen ist. Das Konzept von Stan Lee und Jack Kirby aus den Sechziger Jahren, nordische Götter in amerikanische Großstädte zu schicken und sie dort gegen allerlei Bösewichte antreten zu lassen, die Verquickung von alter Mythologie und Superheldenaction mag als Comic prächtig funktionieren, in realistischen Filmbildern könnte die Mischung jedoch schnell albern wirken. Regisseur Kenneth Branagh gelingt es, diese Peinlichkeits-Klippe zu umschiffen. Trotzdem zerfällt sein Film in zwei Teile, die sich seltsam fremd bleiben und kaum zusammenfinden.
Mit Thors Ankunft auf der Erde vollführt der Film einen radikalen Wechsel seiner Tonlage: War es bis dahin ein lautes Spektakel voller CGI-Effekte, pompöser Kulissen und pathetischer Dialoge, sieht man nun plötzlich eine amüsante „Fish out of water“-Komödie voller sympathischer Figuren. Ein einst allmächtiger Gott als Fremdling in einer für ihn schwer begreiflichen, modernen Welt, noch dazu in einem kleinen Kaff in der Wüste – das ist zwar keineswegs originell oder neu, hat aber viel komödiantisches Potential, das die Drehbuchautoren gerne ausschöpfen. Hier kann Thor-Darsteller Chris Hemsworth so richtig auftrumpfen: als leicht tolpatschiger, ahnungsloser Typ lässt er seinen Charme spielen und wirkt ähnlich charismatisch wie Robert Downey Jr. in den Iron ManFilmen. Natürlich darf auch ein bisschen mit Natalie Portman geflirtet werden, aber zur großen Lovestory artet dies glücklicherweise nicht aus.
Große Teile des Films, vor allem in der ersten Hälfte, spielen in Asgard, jenem nordischen Pantheon, in dem die Götter unter Führung ihres Hauptgottes Odin leben. Odin (gespielt von Anthony Hopkins) zieht zwei Söhne heran: den draufgängerischen Thor und den ruhigen Loki. Einer von beiden soll die Thronfolge antreten. Als es soweit ist und Thor den Götterthron besteigen soll, entflammt ein alter Konflikt neu: Der mühsam erhaltene Frieden mit dem Volk der Frostriesen von Jotunheim zerbricht, nicht zuletzt wegen Thors Heißsporn. Zur Strafe schickt Odin den jungen Thor auf die Erde und entzieht ihm seine göttlichen Kräfte, die durch den Hammer Mjolnir versinnbildlicht werden. Auch der landet auf der Erde und soll seinem Träger erst dann wieder Macht verleihen, wenn er sich dieser als würdig erwiesen hat. Thor landet also mitten in der Wüste von New Mexiko, wo er von einer Forschergruppe unter Führung von Jane Foster (Natalie Portman) und Dr. Erik Selvig (Stellan Skarsgård) aufgelesen wird. Um
Stattdessen muss Thor auch auf der Erde heroische Taten vollbringen: Weil Thors intriganter Bruder Loki einen fiesen Plan schmiedet und selbst den Thron besteigen will, planen Thors Freunde, die „Warriors Three“, ihn von der Erde zurückzuholen. Loki schickt ihnen den Destroyer hinterher, ein riesenhaftes Blechmonster und ein idealer Gegner für Thor, um den Menschen zu zeigen, dass er ein Held ist. Und nach einem epischen Kampf weiß Thor dann auch wieder, wo sein Hammer hängt ... Jener Kampf gegen die monströse Blechbüchse Destroyer ist dann auch die Szene, die das Problem der Thor-Verfilmung am besten deutlich macht: Bis hierhin hatte man im Grunde zwei sehr verschiedene Filme, die jeder für sich recht gut funktionieren: Zum einen die hübsch unspektakulären, mit viel Ironie und Humor erzählten Szenen auf der Erde, in denen sich Thor als Fremdling behaupten muss. Zum anderen der Teil der Geschichte, der in Asgard und in Jotunheim spielt: Ein wahres Gewitter an ComputerEffekten, künstlichen Kulissen und herrlich übertriebenen Kostümen, das in seiner Mixtur aus Science-Fiction und Fantasy wirkt, als habe jemand die Star Wars-Prequels mit Peter Jacksons Herr der Ringe und ein wenig Harry Potter vermengt, umgerührt und alles nochmal ein wenig aufgeblasen. Beide Bestandteile, so verschieden sie auch sind, wissen durchaus zu unterhalten und funktionieren für sich genommen prächtig. Allein, sie passen nicht zusammen. Und das wird nirgends besser deutlich als im Kampf gegen den Destroyer, der eigentlich der Höhepunkt des Films sein müsste. Stattdessen schaut man Thor und den „Warriors Three“, die ein bisschen aussehen, als seien sie die Zweitplatzierten
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beim Casting zu Herr der Ringe gewesen, mit einer gewissen Gleichgültigkeit beim Kämpfen zu. Da ohnehin jeder weiß, wie diese Klopperei ausgehen wird, fehlt die Spannung, man bekommt lediglich ein Mehr an Effekten, Explosionen und Action. Dabei hat man den Action-Höhepunkt zu diesem Zeitpunkt längst gesehen – eine toll inszenierte Schlacht gegen die Frostriesen und ihr imposantes Riesenmonster, die wirklich großen Spaß macht, mit der der Film sein Pulver aber schon etwas zu früh verschießt. Auch schauspielerisch regieren die Gegensätze: Chris Hemsworth darf man als echte Entdeckung verbuchen, er zeigt nicht nur imposante Muskelpakete, sondern auch Charme und Augenzwinkern. Die Stars Natalie Portman und Anthony Hopkins spielen routiniert, aber unspektakulär. Enttäuschend ist dagegen Tom Hiddleston als Loki, der furchtbar blass und ausdrucklos bleibt und niemals so listig und verschlagen wirkt, wie die Figur eigentlich sein sollte. Und Kenneth Branagh? Konnte er dem Film seinen Stempel aufdrücken? Dass Marvel ihn als Regisseur ausgesucht hat, war ja durchaus eine Überraschung, ist der Brite doch bisher vor allem durch seine Shakespeare-Verfilmungen aufgefallen (okay, bei Stan Lee sprechen die Götter eine Art gefaktes Shakespeare-Englisch, aber ob das als Begründung ausreicht?). Eine Handschrift ist in Thor allerdings nicht zu erkennen, der Film sieht aus, wie ein 3D-Blockbuster im Jahr 2011 nun mal aussieht. A propos 3D: Wer die Möglichkeit hat, den Film auch in herkömmlicher Form zu sehen, kann sich die unbequeme Brille und den Preisaufschlag gerne sparen. Die dritte Dimension führt nur selten zu sehenswerten Ergebnissen, gerade bei den Kampf- und Actionszenen regieren schnelle Schnitte und viel Gewusel, so dass der räumliche Effekt kaum zur Geltung kommt.
Dracula von Benjamin Vogt
Auschwitz verantwortlich, widmen dem untoten Blutsauger ein Werk in zwei Teilen: Der erste Teil behandelt die Legende von Vlad Tepes, dem Pfähler, die durch ein fiktives Aufeinandertreffen des Romanschreibers Bram Stoker mit einem Archivar des British Museum in London eine rückwirkende Betrachtung erhält. Der zweite Abschnitt orientiert sich an Stokers berühmtem Roman Dracula, adaptiert diesen aber nur sehr grob. Die Hauptfigur selbst taucht nicht persönlich auf, stattdessen stehen Jonathan Harker, Abraham van Helsing und Mina Harker im Mittelpunkt, aus deren jeweiliger Perspektive ein Stück der Erzählung präsentiert wird. Pascal Crocis und Françoise-Sylvie Paulys Comic ist keine typische Nacherzählung des DraculaMythos. Die beiden drehen die Vorlagen und beleuchten sie von allen Seiten, arrangieren die Elemente neu und generieren ihren ganz subjektiven Mythos, so wie sie ihn für richtig halten. Das Engagement des Kreativteams und die Verbundenheit zur Thematik ist spürbar und sorgt für ein überzeugendes Ergebnis. Gerade Crocis gruselige Figurenentwürfe, seine Landschaftsimpressionen und stimmige Kolorierung lässt einem sprichwörtlich das Blut in den Adern gefrieren. Das gesamte Album ist von einer kühlen Atmosphäre ummantelt, die Bilder von einsamen, schneebedeckten Wäldern und Schlössern tun da ihr übriges. Damit ist Dracula auch das bislang attraktivste Album in Ehapas All-in-one-Programm und vor allen Dingen eines, bei dem man sicher sein kann, dass man für die veranschlagten 39,95 Euro einen lohnenden Comic erhält. Übrigens hält dieser Band erfreulicherweise auch einen zehnseitigen Bonuspart bereit, in dem die Autoren über den Entstehungsprozess des Comics reden und einige frühe Entwürfe zum Abdruck kommen. Ehapa Comic Collection, 39,95 Euro
Rex Mundi 6 - Das Tor Gottes von Jons Marek Schiemann
Unter dem schlichten wie eindeutigen Titel Dracula verbirgt sich nichts weniger als eines der, ja vielleicht sogar das schönste und ambitionierteste Comicprojekt über den wohl berühmtesten aller Vampire. Françoise-Sylvie Pauly und Pascal Croci, letzterer war u.a. für das vor einigen Jahren veröffentlichte und nicht unumstrittene
Man muss schon ein gewisses Faible für Pulp und Trash haben und sich auf die Story und die Grundvoraussetzungen von Rex Mundi einlassen. Schließlich wird hier eine Welt geschildert, wie es sie nicht gibt, weil manche historische Tatsachen nicht oder anders stattgefunden haben. Dass sich die Story selbst
nicht so ganz ernst nimmt, kann man auch daran sehen, dass als Herausgeber der fiktiven Zeitung, von der immer wieder mal eine Seite abgedruckt wird, auch Robert E. Howard (Conan) und H. P. Lovecraft fungieren. Hier wird mächtig was durcheinandergewirbelt: Da hätten wir Verschwörungen à la Dan Brown, christliche Mythologie, Mystizismus, Fantasy, historisches Was-wäre-wenn, politische Satire, Rassismuskritik und Horror. Ein neues Fass wird im sechsten Band natürlich nicht mehr aufgemacht, da dieser der letzte Teil der Serie ist und alles auf das Finale hinaus läuft. Und dieses Finale gestaltet sich mit einigen Überraschungen und dürfte allen Lesern und Fans der Serie so einige Male den Atem stocken lassen. Aber auch jene, die bisher nicht sonderlich viel mit Rex Mundi anfangen konnten, werden erstaunt sein angesichts des Muts des Autors Arvid Nelson, einige Konventionen eines Serienfinales einfach über den Haufen zu werfen. „Das Tor Gottes“ ist voller Tempo, Action, Wendungen, aber auch stellenweise sehr brutal. Und ist das Ende nun wirklich ein Happy End? Nelson lässt offen, ob der Faschismus besiegt wurde oder in naher Zukunft besiegt sein wird. Zu faszinierend ist die mythologische Grundlage, der sich der Faschismus in Rex Mundi bedient. Die Zeichnungen von Juan Ferreyra sind zwar sehr glatt, aber dennoch besser als die seiner Vorgänger in der Serie, Eric J und Jim di Bartolo. Graphisch ist der Band mit seiner flächigen aber sehr realistischen Kolorierung sehr beeindruckend und weiß auch in den Details voll zu überzeugen. Man achte nur auf die Naziuniformen, die mit der Lilie das Wappen des französischen Königshauses beinhalten. Als Gastzeichner fungiert übrigens Guy Davis, der durch B.U.A.P. und Als die Zombies die Welt auffraßen bekannt wurde. Er steuerte einen achtseitigen Prolog („Ismael“) bei. Erwähnenswert ist auch die Zusatzstory, gezeichnet von Brian Churilla, die ursprünglich nur im Web erschienen ist. Diese Story, „Hügel der Märtyrer“, hat mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun, sondern erzählt einen abgeschlossen Kurzkrimi, in dem ein Inquisitor einen Mordfall löst. Ehapa Comic Collection, 24,95 Euro
in Zusammenarbeit mit
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DvD
von Julia
I killed my mother Indigo VÖ: 24.06.‘11 Drama
Wieder einmal kriegen wir einen Film übers Erwachsenwerden vor die Nase gesetzt. Der zum Zeitpunkt des Drehs erst 19-jährige Regisseur Xavier Dolan beschert uns allerdings einen nicht ganz alltäglichen Selbstfindungsprozess. Die Hauptfigur Hubert hasst seine Mutter nämlich so sehr, dass er anfängt, sie für tot zu erklären. Dabei beschränkt sich diese Abneigung absurderweise hauptsächlich auf Äußerlichkeiten, wie etwa einem häßlichen Pullover. Über seine Sexualität ist er sich zudem auch nicht vollständig im Klaren. Der Film ist schlicht inszeniert und wartet mit vielen kulturellen Zitaten und Referenzen auf, außerdem fand er in Cannes recht großen Anklang.
Haunters Splendid VÖ: 24.06.’11 Action Thriller
Protagonist Cho-in hat ein ganz besonderes Talent: Gedankenkontrolle. Leider ist sein ausgemachtes Ziel nicht der Weltfrieden, sondern die Ausbeutung seiner Mitmenschen, denn Cho-in ist enttäuscht von der Welt. Kuy-nam kann sich seinen Fähigkeiten jedoch widersetzen, und so versucht dieser, ihn zu stoppen. Damit kann dann auch das altbewährte ‚Good vs. Evil‘ beginnen, aber wie der Untertitel „Wenn Blicke töten könnten“ schon sagt, es könnte schwierig werden für das Gute. „Haunters“ ist ein südkoreanischer Thriller mit übernatürlichen Elementen und war in seinem Heimatland sehr erfolgreich.
Siren Dtp Entertainment VÖ: 22.06.’11 Horror
Hier wird auf die ganz klassische Slasher-Story gesetzt: Eine Gruppe junger Menschen macht einen Ausflug, der irgendwie nicht ganz so endet wie geplant. Es geht an die Küste, wo plötzlich ein sehr ansehnliches Mädchen
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von der gegenüberliegenden Insel um Hilfe fleht. Natürlich weiß spätestens hier jeder Zuschauer, dass das eine verdammt blöde Idee ist, uns aber viel Blut verspricht. „Siren“ bietet aber neben dem üblichen Massaker und heißen Bräuten sogar noch mehr: Es gibt gratis obendrauf auch noch nett anzuschauende Landschaftsaufnahmen.
Strapped Pro-Fun Media VÖ: 16.06.’11 Drama
„Strapped“ beschreibt den Alltag eines Strichers, der eigentlich routiniert und zuvorkommend Abend für Abend sein Geld verdient. Jeder Kunde sucht etwas anderes, ob Inspiration oder einfach schnellen Sex. Doch eines Nachts wird es gefährlich, als in einem seltsamen Gebäude die Dinge einen ungeahnten Lauf nehmen. In diesem Drama soll das Thema Homosexualität klischeefrei bleiben und eine realistische Mischung verschiedener Charaktere liefern. Der Film erscheint als englischsprachige Originalfassung mit Untertiteln und bietet zudem einige Extras wie Musikvideos und ein Making-Of.
True Grit Paramount VÖ: 30.06.‘11 Neo-Western
Den bisher erfolgreichsten Streich der CoenBrüder gibt es jetzt auch auf DVD. Die Story des Western-Remakes dürfte wahrscheinlich den meisten schon bekannt sein: Der Vater der 14-jährigen Mattie wird kaltblütig erschossen, woraufhin das Mädchen einen Kopfgeldjäger anheuert, der ihn rächen soll. Wer den skurrilen Film tatsächlich noch nicht im Kino gesehen hat, der kann auf der DVD zusätzlich noch ein paar Extras bestaunen, wie etwa, was man damals so an lustigen Klamotten trug. Für Hardcore-Fans gibt es zudem eine SteelbookEdition, die neben den Extras noch eine DVD und eine Digital Copy enthält.
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K U L T U R S C H O C K
Dawn of the Splatterkino
Die Geburt des US-Horrorfilms in den 70er Jahren Christian Horn, freier Filmkritiker für Fluter, Filmstarts und Kino-zeit, klärt uns auf über die Entstehung des Horrorfilms, wie wir ihn kennen. Und über seine ganz persönliche Beziehung zu selbigem. Ein subjektiver Blick und ein Bekenntnis, bisweilen womöglich eine kleine Liebeserklärung. Ganz bewusst bleiben stilprägende Horrorfilme des Jahrzehnts wie „Der Exorzist“ oder „Das Omen“ außen vor, da sie, wenngleich modern, bereits etablierten Traditionslinien des Genres folgen. Hier soll es um das spezifisch Neue des amerikanischen Horrorkinos der Siebziger gehen, das in Autokinos und schmierigen Bahnhofsgegenden lief und in dem Zombies und Kettensägenmörder, Irre und Kannibalen ihr Unwesen treiben.
Dawn of the Dead – Teaser Für mich fängt die Geschichte des modernen Horrorfilms zuallererst mit einer persönlichen Entdeckungsreise an. Früher habe ich sämtliche Filme geschaut, kreuz und quer, auch Horrorfilme. Der erste aus dem Zeitraum dieses Überblicks war vermutlich „Dawn of the Dead“ von George A. Romero und Dario Argento. Lass uns sechzehn Jahre alt gewesen sein. Auf der Videokassette des großen Bruders eines Bekannten – ich schwöre, dass es so war – schauten wir mit ein paar Jungs dieses Kleinod unter dem deutschen Titel „Zombies im Kaufhaus“. Der Fokus lag ganz klar auf dem Bier, den Zigaretten und den Splatterszenen. Wir aßen Pizza, und seit diesem Tag bekomme ich, während ich Splatterfilme oder Pornos schaue, keinen Bissen mehr runter. Nicht, weil die blutigen Szenen so schlimm sind, sondern eher, weil zwei Triebbefriedungen auf einmal komisch sind
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– man macht ja auch kein großes Geschäft, während man kaut. Jedenfalls blieben mir in der Folge lediglich einige der Splatterszenen im Gedächtnis, insbesondere die vielen Kopfschüsse. Als wegweisenden Klassiker konnte ich „Dawn of the Dead“ zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht einordnen.
Night of the Living Dead - Establishing Shot Die nächste Begegnung mit dem neuen amerikanischen Horrorfilm der Siebzigerjahre, die ich praktikabler Weise auf den Zeitraum von 1968 bis etwa 1980 ausdehne, war wohl „Night of the Living Dead“ aus dem Jahr 1968, bei dem ebenfalls George A. Romero Regie führte. Und der war nicht nur für das Kino jener Tage wegweisend, sondern auch für meine Beziehung dazu. Das erste Mal ansehen als Jugendlicher erzielte einen zwar positiven, aber keineswegs ehrfürchtigen Effekt. Erst vor etwa zwei Jahren, bei einer erneuten Sichtung auf der eindeutig besten von den unzähligen miesen deutschen DVD-Veröffentlichungen, und mit einem gereiften Filmverständnis im Hintergrund, erkannte ich in „Night of the Living Dead“ einen Schlüsselfilm. Der zweite Blick auf diesen ersten modernen Zombiefilm markierte den Anfang meines Horrorfilmprojekts, das hier eine knappe Zwischenbilanz erfährt. Es steht anderswo genug über „Night of the Living Dead“ geschrieben, ein paar kurze Anmerkungen
seien jedoch erlaubt. Dieser Low-Budget-Film steht – gemeinsam mit den Vorläufern „Peeping Tom“, „Psycho“ und „Blood Feast“, die vor allem das Slashergenre prägten – am Anfang des modernen Horrorfilms. Neu war zunächst der für damalige Verhältnisse kontroverse Grad an Gewaltdarstellung, der aus heutiger Sicht indes arg harmlos ausfällt. Dennoch verbreitet „Night of the Living Dead“ auch bei heutiger Sichtung Grusel. Einerseits ist er gealtert, teils kippt er ins Trashige und Unbeholfene, doch andererseits erscheint er nach wie vor in sich stimmig, modern und in Anbetracht des Budgets fulminant inszeniert. Das macht die amerikanischen Horrorfilme der folgenden Jahre aus: Das Kantige und Sperrige, das B-Movie-Mäßige, Rohe und Unfertige, das Subversive und so fort. Deswegen ihre inszenatorische Raffinesse in Abrede zu stellen oder zu behaupten, sie seien gar nicht gruselig, ist ein recht uneleganter Irrtum. Was die Horrorfilme der Siebziger auch ausmacht, ist die häufig offensive Gesellschaftskritik. Auch hier steht „Night of the Living Dead“ Modell, wenn der schwarze Protagonist am Ende von der schießwütigen Miliz, der die Zombieapokalypse als Spielplatz gerade recht scheint, als vermeintlicher Zombie erlegt und auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird. Gewalt und Angst waren ohnehin große amerikanische Themen der ausgehenden Sechziger, und man muss einige gesellschaftliche Entwicklungen bedenken, wenn man das Horrorkino der Zeit verstehen will.
Vietnam Im Jahr 1965 war der Vietnamkrieg ausgebrochen, der 1973 ein böses Ende für die Vereinigten Staaten
nahm. Ein gesellschaftliches Großereignis: Die Jugendbewegung, die Hippies, das Trauma. Der moderne Horrorfilm ist mitten im Vietnamkrieg entstanden. Das hat zum Beispiel etwas mit Bildern zu tun: Es waren die Fotografien und Live-Videoaufnahmen aus Vietnam, die Angst auslösten und das Horrorgenre prächtig gedeihen ließen. Die neue Horrorwelle der Nullerjahre, die neben den Torture Porns der Marke „Hostel“ auch etliche Remakes der SiebzigerjahreHorrorfilme hervorbrachte, lässt sich ebenfalls als Reflex auf ein amerikanisches Trauma lesen: Auf den Einsturz der Zwillingstürme, den Krieg in Afghanistan und den Zweiten Irakkrieg (das zweite Vietnam) sowie – an prominenter Stelle gerade für „Saw“ und Eli Roth – die Folterbilder aus Abu Ghuraib. Hier besteht eine bemerkenswerte Parallele.
Atombomben Das zweite große gesellschaftliche Ding jener Tage war die atomare Bedrohung des Kalten Kriegs. Heute kaufen die Leute Jod und essen allenfalls widerwillig Sushi, weil in Fukushima ein Kraftwerk schwächelt, ja selbst der neue Godzilla wurde verschoben – damals lag der Finger quasi in Permanenz auf dem roten Knopf. In dieser bedrohlichen Stimmung entstanden im Übergang zu den Achtzigern dystopische Filme wie „Mad Max“ oder „Terminator“. Wegen der ganzen Paranoia gibt es „Die drei Tage des Condor“ und andere Perlen des New Hollywood. Nicht zu vergessen die Italowestern, zum Beispiel „Django“ und „Keoma“, oder die italienischen Splatterfilme der Siebziger, ganz vorne Zombie- und Kannibalenfilme wie „Woodoo“ alias „Zombi 2“ oder „Cannibal Holocaust“ alias „Nackt und zerfleischt“, die auch in diesem Dunstkreis entstanden sind. Und eben
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diese modernen Horrorfilme aus Amerika: „Night of the Living Dead“ von Romero, „The Texas Chainsaw Massacre“ von Tobe Hooper, „The Hills Have Eyes“ von Wes Craven und andere.
New Hollywood Eins noch: „Night of the Living Dead“ und seine geistigen Verwandten gehören auch zum New Hollywood. Das ist die filmische Erneuerungsbewegung, die das gesellschaftliche Klima der ausgehenden Sechziger in der Folge der französischen Nouvelle Vague ins US-Kino übersetzte. Da gibt es viele großartige Filme, zum Beispiel „Bonnie and Clyde“, „The Wild Bunch“, „Clockwork Orange“ oder – zum Ende hin – „Jaws“, das immer wieder erwähnenswerte Meisterwerk schlechthin. Über Tierhorror, ein recht spezielles Subgenre, schreibe ich nur keinen kurzen Exkurs: Alle Tierhorrorfilme der Siebziger gehen auf „Jaws“ zurück. Es gibt ungeahnte Massen an Trittbrettfahren, von „Grizzly“, dessen Werbespruch „Jaws with Claws“ lautet, über „Orca“, „Barracuda“ und „Piranha“ bis hin zu „Tintorera“ (fieser Tigerhai), „Mamba“ oder „Alligator“. Meinetwegen auch „Shakma“ (zorniger Pavian). Tierhorror hat oft etwas mit Umweltverschmutzung (gerne radioaktive Verseuchung) und damit einhergehender Aggressivität oder Riesenwuchs zu tun (bei „The Birds“ und „Jaws“ jedoch nicht). Zugegeben, der Tierhorror fing schon vor „Jaws“ in den Fünfzigern mit diesen ganzen Rieseninsekten wie „Tarantula“ an [Anm. d. Korinthenkackers: Spinnen sind Arachniden, keine Insekten!]. Aber erst Mitte der Siebziger bekam das Genre eine moderne Gestalt, und zwar innerhalb
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derselben Rahmenbedingungen wie die anderen Horrorfilme jener Tage. Vietnam und der Kalte Krieg sind also die Eckpfeiler, New Hollywood eine begriffliche Bündelung. Für den modernen Horrorfilm steht „Night of the Living Dead“ am Anfang, dennoch fand das alles irgendwie auch parallel statt. Die Zeit war eben reif. Der Horrorfilm, der (wie das andere Genre mit den Körperöffnungen) seit jeher am äußersten Rand der Gesellschaft steht, guckt drauf, überspitzt und resümiert.
Dawn of the Dead – Close Up Die zweite Wegmarke meines Horrorfilmprojekts ist die zweite Sichtung von „Dawn of the Dead“ (1978) auf einer ungekürzten, in Bild und Ton restaurierten Import-DVD, die es glücklich über den Zoll geschafft hat. Das Schwarzweiße ist jetzt Comic, die Gewalt ist Splatter: Die grünlich und bläulich geschminkten Zombies zeigen massig Hirne und Eingeweide, beißen kräftig zu und waten durch knallrotes Blut. Die Story springt insgesamt unzuverlässig im Kreis; beschwingte Szenen mit ironischer Konsumkritik wechseln mit dramatischen Einzelmomenten, langen Kopfschusspassagen, einer zunehmend entgleisenden Talkshow und unmotivierten Actionszenen. Ein Genreprimus und Klassiker ist der Film trotzdem, da er den skizzierten amerikanischen Ängste des Jahrzehnts einen popkulturellen Ausdruck schafft, der in Form heftiger Debatten und einer regelrechten Mythenbildung auf die kritisierte Gesellschaft zurückwirkte.
The Texas Chainsaw Massacre – Schlüsselszene Der dritte und ganz zentrale Film ist „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) von Tobe Hooper, der bereits vier Jahre vor „Dawn of the Dead“ entstanden ist. Als ich den Klassiker von Tobe Hooper zum ersten Mal gesehen habe, wurde mein Interesse für das Horrorkino der Siebziger endgültig entfacht. „The Texas Chainsaw Massacre“ ist zweifelsohne ein Meilenstein des Low-Budget-Horrors und einer der essentiellen Filme der 70er-Paranoia. Die schiere physische Präsenz des massigen KettensägenMörders, die Ausweglosigkeit der Situation und vor allem die gradlinige Ausbreitung des puren Horrors machen Hoopers zweiten und besten Film zu einem künstlerisch und inszenatorisch überaus gelungenen Meisterstück. So hat ihn das MoMa völlig zu Recht in seine Sammlung aufgenommen, während er in Deutschland nur in einer gekürzten und qualitativ miserablen Fassungen erhältlich ist. Ich könnte noch einiges zum „Blutgericht in Texas“ schreiben, will die euphorische Kurzeinordnung aber als Anreiz und Hymne stehen lassen. Tobe Hoopers Horrorperle rockt, soviel steht fest.
Abspann „Night of the Living Dead“, „Dawn of the Dead“ und „The Texas Chainsaw Massacre“ waren meine ersten Begegnungen mit dem Horrorkino der Siebziger, aber in der Folge galt es noch einige weitere Werke zu entdecken, von denen zwei wenigstens eine kurze Erwähnung finden sollen: Wes Craven lieferte mit dem kruden Splatterfilm „Last House on the Left“ (1972)
und dem klassischen Postapokalypse-Horror „The Hills Have Eyes“ (1977) zwei Chipleader des 70er-Horrors, die bis heute mit anarchischer Wucht irritieren. Gewiss hätten beide Filme einen ausführlichen Absatz in diesem Text verdient. Um 1980 belebten Slasherfilme wie „Halloween“ von John Carpenter und „Friday, the 13th“ von Sean S. Cunningham das Horrorkino weiter. In den Achtzigern avancierte das Erbe der subversiven Horrorfilme des vergangenen Jahrzehnts schließlich endgültig zum Mainstream: Etliche Franchises wie Wes Cravens „Nightmare on Elm Street“ bestimmten das Horrorkino mit zahlreichen Fortsetzungen – Michael Myers, Jason Voorhees oder Freddy Kruger wurden zu Ikonen der Popkultur. Während das Horrorkino in den Neunzigerjahren, abgesehen von den Schlüsselfilmen „The Blair Witch Project“ und „Scream“, nur wenige Blüten trug, erlebte es in den Nullerjahren eine Renaissance. Wie oben bereits erwähnt, spielt hierbei die politische Lage der USA eine nicht unwesentliche Rolle – Parallelen zum Horrorfilm der 1970er sind also durchaus vorhanden. Dass beinahe alle der prägenden Filme dieser Zeit ein zeitgenössisches Remake erfuhren, verwundert daher wenig. Wagemutige Leser können sich nun in anrüchige Onlineshops oder Videotheken begeben, um die Originale, also die Anfänge des modernen Horrorfilms, selbst zu entdecken.
Christian Horn
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Kino von Julia
Portraits deutscher Alkoholiker GM Films VÖ: 16.06.’11 Dokumentarfilm
In „Portraits deutscher Alkoholiker“ kommt der ganz normale Abhängige von nebenan zu Wort: Egal ob Mutter, Beamter oder Anwalt, es geht um die einzelnen Lebensgeschichten und die Handlungsstrukturen zur Vertuschung der eigenen Sucht. Regisseurin Caroline Schmitz stellt in ihrem Film niemanden bloß, keiner der Protagonisten ist während des Films zu sehen, sondern nur zu hören. Sie erzählt in schlichter, schnörkelloser Form, wie Suchtkranke ständig unter uns sind und als Teil unserer Gesellschaft funktionieren müssen, dabei aber in vielen Fällen unsichtbar bleiben.
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Source Code Kinowelt VÖ: 02.06.’11 Thriller
Plötzlich im Körper eines anderen aufzuwachen, kann entweder wahnsinnig toll oder wahnsinnig blöd sein. Colter Stevens jedenfalls tut das, weil er Teil des Militärprogramms „Source Code“ ist, jedoch kann der Gute das nur in den letzten 8 Minuten des Lebens der Zielperson. Diese nutzt er natürlich, um der Welt Gutes zu tun. Allerdings bringt so eine Mission noch ganz andere Dinge mit sich, wie etwa eine gewisse Sympathie für den Körper, dem man innewohnt. „Source Code“ liefert neuen Stoff für Anhänger von Zeitreisen und Action, mit Jake Gyllenhaal und Michelle Monaghan in den Hauptrollen.
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X-Men: Erste Entscheidung 20th Century Fox VÖ: 09.06.‘11 Science-Fiction
Wie der Titel schon vage erahnen lässt, geht es hier um die Anfänge der ganzen Geschichte. Der junge Professor Charles Xavier trifft in den 60ern auf Erik Lehnsherr, und die beiden mit den außergewöhnlichen Mutantenkräften werden zunächst dicke Freunde. Gemeinsam kämpfen sie gegen den Hellfire Club, bevor sie, wie in den restlichen Filmen, Todfeinde werden. Regisseur Matthew Vaughn (Kick Ass) hat in seinem Film einiges an Prominenz zusammengeschart, wie etwa Kritikerliebling James McAvoy, January Jones oder Michael Fassbender. Dann kanns also losgehen mit der ersten Klasse der X-Men.
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Mr. Nice Koch Media VÖ: 23.06.’11 Komödie
Howard Marks ist wohl einer der berühmtesten Drogenschmuggler überhaupt. Eigentlich ein ambitionierter Oxford-Student, entschließt sich Marks zu einer etwas anderen Karriere und kontrollierte in den 70ern und 80ern geschätzte 10% des Welthandels von Haschisch und Marihuana. Nebenbei bekämpft er zudem noch die IRA. Sein imposanter Werdegang ist 1996 in der Autobiografie „Mr. Nice“ erschienen, die nach langem Hin und Her nun endlich verfilmt wurde. Mit Rhys Ifans als Howard Marks erzählt Regisseur Bernard Rose die Geschichte des sympathischen Geldwäschers, Dealers und Geheimagenten mit viel Witz und Satire.
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K I N O
Chili con Putas Ein mexikanischer Kannibalenfilm? Musste ich mir natürlich direkt reinziehen. Tacos mit Salsa eingekauft, Jogginghose an, Füße hoch und das Gehirn auf Trashfilm-Modus umgeschaltet. Zu Unrecht: zunächst enttäuscht, dann aber immer begeisterter durfte ich feststellen, dass das Thema Kannibalismus nicht zwingend B-Movie-Charme und humorige Splattereffekte oder düster-pathetischen Hannibal Lector-Grusel bedeuten muss, sondern auch für kluges, hintersinniges Arthouse-Kino taugt. Gleich in der ersten Szene macht Regisseur Jorge Michel Grau klar, dass es bei seinem Spielfilmdebüt nicht um schockigen Kannibalen-Horror, sondern um nachdenkliche Gesellschaftskritik geht. Ein älterer Mann stiert besessen die Schaufensterpuppen im Fenster einer Einkaufspassage an. Dann bricht er zusammen, windet sich vor Schmerzen, erbricht sich auf den Boden und stirbt. Er wird weggetragen, und gleich darauf wischt ein apathischer Angestellter sein Erbrochenes auf. Übrig bleibt ein feuchter Fleck auf dem Boden, die Menschen shoppen weiter. Ein Individuum geht mitten im Konsum qualvoll ein, und das System läuft ungerührt und gut geölt weiter. Als bei der Obduktion des Mannes in dessen Magen der halb verdaute Finger einer Frau gefunden wird, beginnt die Polizei, Fragen zu stellen. Der Gestorbene ist der Vater der Familie, deren Geschichte in „Wir sind was wir sind“ erzählt wird. Schnell wird deutlich, dass der Vater in zweierlei Hinsicht für deren Lebensunterhalt sorgte: Neben einem Uhrmacherstand auf dem Trödelmarkt oblag ihm auch die Beschaffung von Opfern – denn die Familie ernährt sich von Menschenfleisch. Diese Tatsache wird im Film fast beiläufig erzählt, eingebettet in die Verwirrung und die Existenzängste der Mutter (Carmen Beato) und ihrer drei erwachsenen Kinder. Während die Mutter zunächst in eine Schockstarre verfällt, ergreift Tochter Sabina (Paulina Gaitán, bekannt aus „Sin Nombre“) notgedrungen die Initiative. Sie versucht, den ältesten Bruder Alfredo (Francisco Barreiro) dazu zu bringen, die Lücke zu füllen, die der Tod des Vaters gerissen hat. Widerwillig begibt sich der sensible junge Mann gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Julián (Alan Chávez) auf Menschenjagd in den Armenvierteln Mexico-Citys. Die Armen ernähren sich von den Ärmsten: Straßenkinder, Prostituierte und
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Homosexuelle sind als gesellschaftliche Randgruppen gleichzeitig die natürliche Beute der selbst sozial prekären Kannibalensippe. Dem Film gelingt es, durch spröde Bilder und spärlichen Einsatz von Musik – größtenteils atonale, kratzige Streicher – eine beklemmende Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und Isolation zu erschaffen. Kannibalismus wird hier nicht reißerisch und mit sadistischer Lust als monströse Abweichung zur Schau gestellt, sondern dient als Parabel für die Unmenschlichkeit des sozialen und finanziellen Überlebenskampfes in einer anonymen Megacity der Gegenwart. Die hierarchischen Strukturen in der Familie analysiert Regisseur Grau eingehend: Während einerseits klar ist, dass das neue Familienoberhaupt einer der Söhne, im Idealfall der Älteste, sein soll, gehen die einzigen entschlossenen und autonomen Handlungen von Mutter und Tochter aus. Der Film lässt sich gut als Gender-Studie lesen. Während die Söhne beherrscht von sexuellen und gewalttätigen Impulsen und Selbstzweifeln verwirrt durch das Geschehen torkeln, beweisen die Frauen Entschluss- und Tatkraft. Die Gewalt der Familie gegen andere ist verzweifelt statt bösartig, ihre filmische Darstellung eher profan und alltäglich anstatt Effekt-orientiert – auf eine Art wirkt sie gerade dadurch viel realer und bedrückender als im Splatterkino. Ein überraschender, Genregrenzen verwischender Film über Konsum, Isolation, Identität, Hierarchie und Gewalt, auf den man sich erst einmal einlassen muss. Definitiv keine Feierabend-Zerstreuung für Genrefans. Aber die Mühe lohnt sich!
Daniel S.
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Wenn Europäer auf Kultur-Beutezug gehen.. M A O R I
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Eigentlich sollte hier eine fundierte, gut recherchierte Abhandlung über die neuseeländischen Maori-Tätowierungen stehen. Und über die Unverschämtheit der Europäer, diese einfach zu inhaltslosen Dekozwecken zu missbrauchen. Aber wie es mindestens einmal im Jahr sein muss, ist eben jene Abhandlung von meinem steinzeitlichen Rechner gefressen worden und nicht mehr aufzufinden. Nun gut. Dann nochmal in aller Kürze, denn heute ist Redaktionsschluss. Die neuseeländischen Tribal-Tätowierungen erfüllen seit Jahrhunderten tief verankerte kulturelle Zwecke bei den Maoris. „Tribal“ steht hier auch im wörtlichen Sinne für „Stamm“. Jedes Muster, jede Tätowierung hat eine spezifische Bedeutung, ihren spezifischen Platz und darf nur in bestimmten Lebenssituationen angefertigt werden. So steht die eine Gesichtshälfte für die Herkunft der Mutter, die andere für die des Vaters. Wenn man ein Tier getötet hat, ist man berechtigt, ein bestimmtes Muster zu bekommen. Nur wer einen bestimmten sozialen Stand hat, darf das entsprechende Tribal tragen. Zur Zeit der Kolonialisierung entdeckten die Engländer nicht nur Polynesien, sondern auch die kulturellen Güter, die es dort zu erbeuten gab. Schnell wurden die einbalsamierten Köpfe mit den typischen Gesichtstätowierungen der Maoris zu beliebten Trophäen. Um an die ranzukommen, tauschte man einfach Köpfe gegen Waffen, was schlicht dazu führte, dass die Maoris Mitgliedern verfeindeter Stämme die Gesichter tätowierten, um ihnen dann den Kopf abzutrennen.
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Und weil die Engländer gerne auch selbst Tätowierungen haben wollten, verschleppte man einfach die Maoris, die der Tätowierkunst mächtig waren. Erst als die Maoris aufhörten, ihren Söhnen das tätowieren beizubringen und stattdessen in der Kunst der Holzschnitzerei zu unterrichten, hörten die Versklavungen auf.
Ein weiteres dunkles Kapitel der Kolonialgeschichte. Danach wurde es erst mal ruhig um die Tribals der Maoris, irgendwie nachvollziehbar. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Kultur der Maoris allerdings ein Comeback. Mehr und mehr Maoris besinnen sich wieder auf ihre alten Wurzeln, Tribaltätowierungen eingeschlossen. Und schwupp, begeistern sich auch wieder die Europäer für die traditionellen Muster und Formen. Klar, weniger im Gesicht, mehr auf weniger offensichtliche Stellen, aber MaoriTribals sind schwer beliebt. Vor allem, seit Robbie Williams ein großflächiges Tattoo im Stil der Maori-Tribals trägt. Dass die Muster und Formen auf der Haut eines Europäers einfach mal NICHTS bedeuten, außer, dass ihr Träger schick aussehen will, ist den meisten egal. Die Diskussion, ob es Nicht-Maoris überhaupt erlaubt sein sollte, maorische Tribals zu tragen ist hitzig und hat erbitterte Vertreter beider Seiten.
Und wenn ich Partei ergreifen sollte, wäre ich definitiv auf der Seite derer, die dagegen sind, dass jeder dahergelaufene Horst sich ein Maori-Tattoo machen lassen kann. Aber bei einem Tattoo im Stil eines traditionellen Tribals kann man sich natürlich schön einreden, man habe etwas visuell unverfängliches mit tiefer Bedeutung. Wer zu feige oder zu einfallslos ist, sich für ein Tattoo mit Aussage zu entscheiden, soll sich doch bitte ein Techno-Trance-Tribal stechen lassen. Oder es einfach bleiben lassen. Und wenn es doch unbedingt ein Maori-Tribal sein soll, dann doch bitte von jemandem gestochen, der davon Ahnung hat. Sonst ergeht es einem wie den vielen Trägern chinesischer Zeichen. Statt „Liebe“ steht dann da nämlich „Hotel“, „Ente kross“ oder „Bohrmaschine“. Und falls man doch mal nach Neuseeland fährt, sollte man aufpassen, wo man seine Brust, seine Waden oder andere Körperteile entblößt. Es gibt nämlich genug Maoris, speziell die in den zahlreichen Gangs, die bleiche Europäer mit Stammestätowierungen alles andere als lustig finden. So, genug gelästert und aufgeregt. Wer mehr wissen will, es gibt zahlreiche Bücher über polynesische Tätowierungen, hier ein paar Beispiele: Maori Tattooing, Courier Dover Publications, 2003 Moko, Maori tattoo, Hans Neleman, Pita Turei, Nicole MacDonald, Edition Stemmle, 1999 Mau Moko: the world of Maori tattoo, Linda Waimarie Nikora, Rolinda Karapu, University of Hawai‘i Press, 2007 Black Tattoo Art: Modern Expressions of the Tribal, Marisa Kakoulas, Edition Reuss, Germany, 2009
Anna Motz
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Barbie und Ken. Fiona und Shrek. Charlie Brown und Snoopy. Das sind die wahren Helden der Liebe. Von ihnen habe ich gelernt, was große Gefühle sind. Aber damit nicht genug. Eine dieser großartigen „Personen“ hat mir noch mehr beigebracht. Es ist keine geringere als Barbie. Das ganze Ausmaß
Die Frau der Frauen. Die Vorlage aller weiblichen Vorstellungen, wie ein ordentlicher Frauenkörper auszusehen hat. Alice Schwarzers Alptraum. Gut, man kann ja auch nicht jedem gefallen.
…ist in dem Sinne nicht zu erfassen. Zahlen, die belegen könnten, wie viele Menschen an Essstörungen leiden, gibt es schlicht und ergreifend nicht. Wagt sich ein Institut an Schätzungen, lauten diese so: 800 000 - 2,7 Mio. in der BRD sind essgestört, davon: 40 000 - 500 000 in Berlin, 90% Frauen 10% Männer
Einer gefällt sie ganz sicher. Galia Slayen. Sie ist eine Studentin am Hamilton College in Portland und studiert Chinesisch. Noch nie gehört? Macht nichts. Auf den ersten Blick auch keine Frau, die man zwingend kennen muss oder mit Barbie in Verbindung bringen würde.
Von der Gesamtbevölkerung: 10 - 20% Frauen, 5% Männer
Spontan fällt mir das Sprüchlein „Stille Wasser sind tief“ ein. Aber dafür muss ich euch erst erklären, was Galia so Abgründiges getan hat. So verwerflich ist es gar nicht. Eher faszinierend, schockierend und beeindruckend.
Arten von Essstörungen: • 70% Ess- Brechsucht • 20% Magersucht • 10% Ess-Sucht
30cm geballte Plastikillusion In Kindertagen hat Galia oft mit ihrer Barbie gespielt. Meistens auch mit dem männlichen Gegenstück Ken. Dates wurden inszeniert. Und es gab immer ein Happy End. Ob ihr wohl schon mit kindlichen sieben Jahren aufgefallen ist, das Barbie eine überproportionierte Figur hat, sei mal dahin gestellt. Dass sie später an Anorexie litt, schiebt sie nicht zu 100% der knapp 30cm hohen Plastikgestalt in die Schuhe. Aber ganz unschuldig war sie dann eben doch nicht. Britische Psychologen wollen herausgefunden haben, dass schon kleine Mädchen ihre Puppe als Mahnmal wahrnehmen, und dass dies später im Leben zu Essstörungen führen könnte. Muss nicht sein, kann aber. Bei Galia war es leider so.
Pappmaché, Hasendraht und Kleber Ein paar frustrierende Lebensumstände, eine Krankheit, die ihr Leben bestimmte und der Drang, anderen vor Augen zu führen, dass Anorexie existiert, brachten Galia auf die Idee, den Missständen, die in unserer Gesellschaft vorherrschen, ein Gesicht zu geben. Was könnte da anklagender sein als eine lebensgroße Barbie, die den Maßen des Originals entspricht?!
Um das ganze ein wenig zu verdeutlichen, hier ein paar harte Fakten: Die angeblichen Traummaße sind Brustumfang: 90cm Taillenumfang: 60cm Hüftumfang: 90cm Otto-Normal-Frau hat: Niemals 90cm-60cm-90cm Lebensgroße Barbie: Brustumfang: ca. 100cm Taillenumfang: ca. 48cm Hüftumfang: ca. 88cm Also zimmerte sie mit Hilfe der Grundausstattung jeder guten Bastellecke eine 1,80m-Frau, die absolut unnatürlich aussah, aber den Maßen entsprach, die die Macher der Barbie schon damals so geformt hatten. Natürlich sollte das Kunstwerk im wahrsten Sinne des Wortes nicht als Kleiderständer in ihrem Zimmer einstauben. Im Rahmen der Initiative National Eating Disorder Awareness Week an ihrer High School präsentierte die damalige Schülerin ihr Werk und brachte das verzerrte Bild, dem viele Frauen und inzwischen auch Männer folgen, ins Gespräch.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie schockierend groß diese Zahlen sind, möchten wir euch den Vergleich mit einer anderen Krankheit aufzeigen. Die Krebsart, an der Frau am häufigsten erkrankt, ist Brustkrebs. In Deutschland leben insgesamt 81 802 000 Menschen, davon 41 698 700 Frauen. Jährlich erkranken ca. 60 000 Frauen an Brustkrebs. Das ist ein prozentualer Anteil von 0,14%. Sehen wir uns die Zahlen von oben nochmal an, sehen wir, dass der Prozentsatz der EssstörungsErkrankungen um einiges höher ist. Der liegt nämlich bei 6,5%! Ich wiederhole nochmal: 6,5% der weiblichen deutschen Bevölkerung! Das sind 46 mal so viele Erkrankungen wie beim Brustkrebs!
Im Verborgenen... ...sollte und darf diese Krankheit nicht bleiben. Deshalb finden wir Puppen, die Alice Schwarzer zum Rasen bringen, wunderbar. Und wenn besagte Puppe „nur“ jede(n) 1000ste(n) von uns zum Nachdenken angeregt hat hat sie ihr Soll erfüllt!
Coco
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Stricken erfährt ein unerwartetes Revival. Strick ist überall gegenwärtig. Auch wenn noch nicht ganz dasselbe Niveau wie in den 80ern erreicht ist, als in den Hörsäälen kaum ein Wort des Profs zu den Studis durchdrang... vor lauter Nadelklappern. Trotzdem finden heutzutage fast täglich irgendwo in Deutschland Näh- und Strickkränzchen statt, zum Beispiel „Taschen, Tanzen, Trinken“ oder die Strickrunde des „Atelier Kreativ Wels“. Denk ich an den Strick-Boom der 80er zurück, denk ich an Socken, Schals, Pullover, Norwegermuster, Birkenstock und selbstgemachten Joghurt. Öko halt. Und auch das hat ja ein riesen Comeback. Bio boomt, eigenes Gemüse anbauen ist cool und Wolle ein regeneratives Naturprodukt...was will man mehr? Und ist es nicht bezeichnend, dass die Grünen ebenfalls die Rückkehr des Jahrtausends feiern? Wer will, kann Stricken sogar als politisches Statement für eine Rückkehr zur Natur und den verantwortungsvollen Umgang mit ihr sehen. Genauso könnte die neu entflammte Liebe zum selbst Stricken eine Reaktion auf die vorherrschende industrielle Produktion und den damit einhergehenden Uniformismus sein. Fest steht: Ein selbstgestrickter Pullover ist und bleibt ein Unikat und Zeichen für Individualismus. Auch in diesem Zusammenhang wird Stricken gerne als Politikum gehandelt. Gegen den Kapitalismus, für eine Do-ItYourself-Gesellschaft, die sich gegen den Zwang zum Konsum zu wehren weiß. Da kann man auch gleich behaupten, Stricken ist wieder en vogue, weil unsere kalte, eisige, unsoziale Gesellschaft ein übergroßes Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit hervorruft. Klingt logisch, wenn man in Betracht zieht, dass es beim Wollfetisch (ja, das gibt es!) um die Befriedigung genau dieser Bedürfnisse geht. Und Fetische sind auch nur extreme Formen universeller menschlicher Bedürfnisse. Aber gut, wer bin ich, dass ich eine endgültige Erklärung für das Comeback des selbst Strickens abliefern könnte. Letztlich isses mir auch schnuppe, und von Überinterpretationen krieg ich Nervenblutungen... also lassen wir das. Zumal sich das derzeitige Strickrevival nicht nur auf das eigenhändige Anfertigen von wärmenden Kleidungsstücken beschränkt. Designer arbeiten mit über-
dimensionalen Wollfäden oder außergewöhnlichen Materialien. Die StrickKollektion der Designerin Emma Bell besteht aus handgefärbtem PapierGarn, kombiniert mit Polypropylene (aus dem gewöhnlich Verpackungen und Fahrradhelme gefertigt werden) und Lurex. Die regenbogenfarbenen Capes, Pullover und Kleider haben so gar nichts mehr mit dem Öko-Image von Strickwaren zu tun. Genauso fehlt es auch den Strickmützen und Schals von Rike Feuerstein (die in der Modestrecke dieses Hefts bewundert werden können) nicht an Moderne.
Freddie Robbins hingegen möchte mit ihrem Arbeiten dem Medium Strick seine Niedlichkeit und seine harmlos naive Aura nehmen, in dem sie Menschenhaut und Mordschauplätze fertigt.
Auch in der Kunst kommt man am Strick nicht vorbei. Was Rosemarie Trockel und Janet Morton schon in den 90ern mit ihren Strickbildern ins Leben riefen, ist mittlerweile zu einem salonfähigen Medium der Kunstwelt geworden. Ob nun in der Galerie, wie Patricia Wallers Häkelskulpturen, auf bestickten MagazinCovern von Inge Jacobsen, oder auf der Straße... ohne Wolle geht nix. Und weil Mensch für alles einen Begriff braucht, gibt es für den Strick auf der Straße schon die passende Kategorie: Urban Knitting.
Anna Motz
Wer nun Lust gekriegt hat, selbst die Nadeln in die Hand zu nehmen kann, sich im Buch „Strick Graffiti“ von den Anleitungen zum Guerilla-Stricken inspirieren lassen, einer Strickrunde beitreten oder sich erstmal ne Grundanleitung im Netz ziehen. Viel Spaß! Klakklakklakk!
Der Straßen-Strick taucht in den verschiedensten Formen auf. Eingestrickte Bäume, urbane Skulpturen, bestrickte Schlaglöcher oder auch bloß Tags... Hauptsache, mit Nadel und Faden produziert. Auffällig klischeehaft ist, dass sich nahezu ausschließlich Frauen (wer es besser weiß, bitte klärt mich auf ) des Mediums Strick bedienen, um ihre Inspirationen umzusetzen. Natürlich schwingt da auch eine Menge Ironie mit, und das Klischee der strickenden Frau ist in der Regel mit einem Augenzwinkern zu verstehen, wirklich revolutionär finde ich das (seit Rosemarie Trockel) allerdings nicht. Beispielsweise bestrickt Theresa Honeywell allesamt sehr maskulin konnotierte Gegenstände wie Bohrmaschinen, Maschinengewehre oder Motorräder.
www.stoffemeyer.de emma-bell.com www.fetischwolle.de www.ingejacobsen.com www.freddierobins.com knittaporfavor.wordpress.com www.patriciawaller.com
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Rock‘n‘Roll Bingo
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Gestatten, Heavy Metal!
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In Würde altern, Alter!
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DJ
Rock‘n‘Roll Bingo Bingo ist ja eigentlich der Inbegriff biederer Langeweile. Lediglich völlig unterbespaßte Vorstadthausfrauen und einsame Rentner, die verzweifelt auf den eigenen Tod warten, können als treue Bingo-Spieler gelten. Mischt man dem öden Omispiel aber eine ordentliche Portion Rock‘n‘Roll bei, fängt es an, richtig Spaß zu machen. Ein Erfahrungsbericht.
1. Sieger & Eddie Argos
Eddie Argos
2. Sieger
Normales Bingo findet ja gerne in neonbeleuchteten Mehrzweckräumen mit Linoleumfußboden statt. Die Rock‘n‘Roll-Variante hebt sich auch hier schon positiv ab: Im Berliner Clubrestaurant „White Trash Fast Food“ wird in gemütlich-trashigem Ambiente zwischen Chinarestaurant-Kitsch und Rock-Requisiten gespielt, während Bier, Pommes und Burger serviert werden. Gastgeber und Moderator ist kein geringerer als Art BrutSänger Eddie Argos, der mit seiner verbrieften Indie-Credibility und seinem fantastisch britischen Akzent der Veranstaltung eine ganz eigene Note verleiht. Organisiert wird das ganze vom Berliner Indielabel Snowhite. Und so geht das Spiel: Jeder Teilnehmer bekommt einen Zettel, auf dem zehn Bandnamen aus der Rock‘n‘Roll-Historie (im weitesten Sinne) stehen. Das DJ-Team, das an diesem Abend aus Mitgliedern der Indierock-Bands Eight Legs und Great White Shark besteht, spielt nacheinander diverse Lieder an. Wer eine der Bands auf seinem Zettel zu erkennen glaubt, streicht diese durch. Derjenige, der als erstes alle zehn Bands auf dem Wisch durchgestrichen hat, rennt aufgeregt zum DJ-Pult und lässt seinen Zettel kontrollieren. Hat er alle Bands richtig erkannt, ist er der Gewinner der Runde. Rock‘n‘Roll Bingo ist also ein Glücksspiel – die Bands, die auf dem Zettel stehen, müssen halt angespielt werden – aber auch ein Wissensspiel: Nur, wer alle Bands auf seinem Wisch auch erkennt, kann gewinnen. Ich gebe es zu: Ich habe meine Begleitung für diesen Abend teils strategisch ausgewählt. Meine dicksten musikalischen Bildungslücken finden sich in den späten 70er und den 80er Jahren. Was liegt da näher, als einen homosexuellen Mann mitzunehmen, der diese Schwäche ausgleicht? Wir waren ein tolles Team. Bands
wie Pulp, Joy Division oder The Smiths hat er souverän erkannt, und ich konnte die, äh, maskulinere Hälfte des Rock‘n‘Roll-Spektrums für ihn abdecken. Wir waren so gut beim Erkennen der angespielten Lieder, dass die beiden aufgetakelten Damen, die neben uns an der Bar saßen, anfingen, unsere Nähe zu suchen, um sich helfen zu lassen. Mein Begleiter seufzte: „Tja, wenn wir zwei normal wären,“ [also er nicht schwul und ich nicht verheiratet] „dann würden wir die jetzt einfach abschleppen. Wär das nicht cool?“ Hm. Jedenfalls hat man mit allen im Raum gleich einen Konversationsstarter. „Waaas, das sind doch nicht die Kings Of Leon???“ - „Doch, hundert Prozent! Von der ersten Platte, als die noch Bärte hatten und cool waren!“ Wer Freunde und/oder Sexualpartner sucht, dem sei das Rock‘n‘Roll Bingo daher wärmstens empfohlen. Es macht aber auch so sehr viel Spaß, besonders, wenn man (wie ich) gerne über Musik fachsimpelt und klugscheißt. Gewonnen hat leider keiner aus unserem Dream Team, das Glück war uns einfach nicht hold. Sehr verdächtig: Gewinner der ersten Runde war Nathaniel Fregoso, Sänger von The Blood Arm, die rein zufällig auch mit dem Veranstalter-Label Snowhite verbandelt sind. Das sind doch mafiöse Strukturen! Ich wittere ein abgekartetes Spiel! Oder ich bin einfach ein schlechter Verlierer... Hoda Bakhtyari, die Siegerin der zweiten Runde, musste sich jedenfalls tatsächlich ganz ehrlich und handfest im Gerangel vor dem DJ-Pult durchsetzen, weil mehrere Scheine gleichzeitig komplett waren. Rock‘n‘Roll Bingo mit Ellenbogeneinsatz!
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„U“ mich auch U - M U S I K
Den klassischen Orchestern stirbt das Publikum weg, und Nachwuchsmusiker sind rar. Selbst hochkarätige Ensembles spielen vor großenteils leeren Logen. 3sat-Kulturmagazine und Klassik-Freunde sind alarmiert – geht jetzt die Zivilisation unter? Uns dagegen geht das alles zu schleppend. Können die nicht schneller sterben? Die Zivilisation würde sehr davon profitieren! Nicht falsch verstehen. Wir haben nichts gegen klassische Musik. Also, eigentlich habe ich persönlich schon was dagegen. Aber eher auf die Art, wie ich ein Problem mit oberflächlichen Fashion-Victims, Christen und FDP-Wählern habe. Ich mag sie nicht und gehe instinktiv davon aus, dass sie schlechte Menschen sind. Aber meistens bin ich doch so großherzig, ihre Existenz zu akzeptieren. Und genauso ist das mit klassischer Musik. Warum sollte es sie nicht geben? Es ist nicht zu leugnen, dass die Klassik ein wichtiger Teil der kulturellen DNA unserer Zivilisation ist. Ohne Bach keine Beatles, ohne Mozart kein Muse. So wie Homo erectus ein wichtiger Zwischenschritt in der Entwicklung des Menschen war. Dessen gilbende Gebeine aber findet man zu Recht im Museum, genau wie Renaissance-Gemälde und zerbrochene antike Vasen. Die Vergangenheit ist interessant, um die Gegenwart zu erklären. Und, ja, manches Vergangene hat eine besondere Aura, weil es alt ist. Kulturelle Erzeugnisse vergangener Zeiten, die sich durchgesetzt haben, besitzen oft eine ganz besondere, eigene Ästhetik und sind es wert, aufbewahrt und ab und an betrachtet zu werden, keine Frage. Klar ist auch, dass Musik nicht in einer Glasvitrine aufbewahrt werden kann. Um sie zu erhalten, muss sie gespielt werden – der Vergleich mit Gemälden hinkt von daher. Die Mona Lisa muss nicht jedes Mal gemalt werden, wenn man sie sehen will. Eine Best of Beethoven-CD kann
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ein Konzert nicht ersetzen, genau wie ein Foto von einem Gemälde nicht das gleiche ist wie das Gemälde selbst. Deshalb ist klar: klassische Orchester machen Sinn! Aber. Doppelpunkt. Tief einatmen, sachlich bleiben. Das Problem besteht in der elitären Attitüde der Klassik-Szene und ihrer Verhätschelung durch die Kulturpolitik. Noch heute wird zwischen „E-Musik“ und „U-Musik“ unterschieden - „E“ wie „ernsthaft“ (Klassik & Jazz) versus „U“ wie „unterhaltend“ (Pop, Rock, Hiphop, Elektro und das ganze restliche Gesocks). Und diese Unterscheidung ist nicht bloß ein Werturteil, sie hat auch ganz konkrete finanzielle Auswirkungen: E-Musik wird von der GEMA deutlich höher vergütet als U-Musik. Ein Orchesterklarinettist sagte mal zu mir, für ihn seien nur Leute mit klassischer Musikausbildung wirklich „Musiker“, alle anderen (also auch ich als nicht notenlesender Gitarrist) seien nur „Musikanten“. Klassische, sogenannte „E-Musik“
wird noch heute von ihren Vertretern so hingestellt, als sei sie die eigentliche Musik für diejenigen, die Ahnung haben. Gourmet-Menü statt Currywurst: Hier finden sich Niveau, Kultur und Relevanz. Seufzend und kopfschüttelnd akzeptieren Kulturpolitiker und Rundfunkräte, dass man anderthalb Augen zudrücken und den Kinderchens ihren Spaß mit diesem neumodischen, geistlosen Krach aus dem Radio lassen muss – spielt schön, wir Erwachsenen machen hier derweil Kultur! Das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, dass sich die große Mehrheit der klassischen Musiker fast ausschließlich mit Stücken auseinandersetzt, die um die 200 Jahre alt sind, hat die klassische Musik heute jede kulturelle Relevanz verloren. Sie köchelt selbstzufrieden in ihrem eigenen Saft und reproduziert immer wieder das gleiche gefällige Geplätscher (Johann Sebastian Bach) und den gleichen hirnlosen Nazi-Bombast (Richard Wagner). Manchmal kann man zudem bei KlassikFreunden sogar das Gefühl bekommen, dass es
Eine Geige ist im Kern ein Holzkasten, der mit Hilfe von Pferdehaaren (!) zum Schwingen gebracht wird. Dieses Prinzip ist, zugegeben, eine Entwicklungsstufe über der Tierfelltrommel, auf die Homo erectus rhythmisch mit seinem Knochenklöppel eindrosch, aber eben auch schon 400 Jahre alt.
weniger um das Erlebnis der Musik an sich geht als um das gute Gefühl, kultivierter zu sein als der ignorante Rest der Menschheit. Eine Geige ist im Kern ein Holzkasten, der mit Hilfe von Pferdehaaren (!) zum Schwingen gebracht wird. Dieses Prinzip ist, zugegeben, eine Entwicklungsstufe über der Tierfelltrommel, auf die Homo erectus rhythmisch mit seinem Knochenklöppel eindrosch, aber eben auch schon 400 Jahre alt. Die Geige kann dementsprechend mit einem elektrisch verstärkten Synthesizer einfach nicht mithalten – weder was Klangvielfalt angeht, noch in Bezug auf Lautstärke. Deshalb gibt es für klassische Konzerte riesige, akustikoptimierte Räume und ein Publikum, das indigniert „Pssssst!“ macht, wenn man sich schneuzt. Das ist ineffizient und irgendwie niedlich. So, als würde man 2011 Soldaten mit Schwertern losschicken, um Deutschland am Hindukusch zu verteidigen. Und wer (wie ich damals im Zivildienst) schon mal nach einer Orchesterprobe den Boden wischen musste, weiß, dass Blechblasinstrumente zudem extrem ekelhaft sind – jeder Musiker hinterlässt eine suppentellergroße Spuckepfütze unter seinem Stuhl. Sehr kultiviert. Ein wichtiges Merkmal von kultureller Relevanz ist Reibung. Kunst im weitesten Sinne wird dadurch wirksam, dass sie Stellung bezieht, irritiert und provoziert. Kultur ist dazu da, sich einfach mal weit aus dem Fenster zu lehnen und ein Statement rauszuhauen, mit dem sich andere auseinandersetzen können. So entstehen
...jeder Musiker hinterlässt eine suppentellergroße Spuckepfütze unter seinem Stuhl. Sehr kultiviert.
Diskurse, so werden produktiv gesellschaftliche Konflikte deutlich gemacht und ausgetragen. Klassische Musik tut leider keinem weh. Die Stücke, die den Zahn der Zeit überstanden haben, sind so fraglos als wichtig und hochwertig akzeptiert, dass man gar nicht mehr drüber reden muss. Gefälliges Nicken im ganzen Publikum, war das nicht fantastisch! Noch ein Canapé? Und das ist genau der Grund, warum klassische Musik mittlerweile die eigentliche U-Musik ist. Sie ist Zerstreuung und Unterhaltung für Menschen, die zu faul, zu dumm oder zu uninspiriert sind, sich einen eigenen Pfad durch das Dickicht zeitgenössischer Musik zu schlagen. Wer sich ernsthaft mit den verschiedenen Sparten aktueller Musik auseinandersetzt, stellt fest, dass hier die wichtigen Themen unserer Zeit thematisiert, Identitäten geformt und spannende Konzepte entwickelt werden. Klar, das meiste, was auf Platte rauskommt, ist Mist. Aber auch im Jahr 1811 wurde mit Sicherheit jede Menge Scheiße komponiert und aufgeführt – die kennen wir halt heute nicht mehr, weil sie auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist.
wie FDP-Wähler und Christen. Aber sie hat das Podest, auf dem sie steht, schon lange nicht mehr verdient. Im Gegenteil: Ihre Hörer gehören in die Schäm-Ecke, zu den Sammlern von Nazi-Uniformen und den Gala-Lesern. Und die riesigen Geldmengen aus staatlichen Kulturetats, die zum Erhalt von barocken Konzertsälen und zur Arschpuderung elitärer Orchestermusikanten Jahr für Jahr rausgehauen werden, wären bei jungen „U“-Musikern deutlich besser investiert. Der Rückgang der Zuhörerzahlen und die Nachwuchssorgen der Orchester sind kein Problem, sondern eine längst überfällige logische Folge aus der selbst verschuldeten geistigen Erstarrung dieser Musiksparte. Drücken wir anderthalb Augen zu und lassen Omi und Opi ihren Lebensabend zu den immer gleichen Klängen von Haydn und Mozart vergeuden, wenn es sein muss. Aber es ist höchste Zeit, das Konzept von E- und U-Musik abzuschaffen und zu erkennen, dass Kultur den Menschen insgesamt gehört, nicht den ewiggestrigen Bürgereliten.
Klassische Musik sollte es meinetwegen in einer pluralistischen Gesellschaft geben dürfen, genau
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Plattenladen-Tour „And You Will Know Us By The Trail Of Dead“ machen seit 1994 opulenten Progressive Rock mit einer guten Portion Punk und Garage. Im Februar diesen Jahres brachten sie ihr siebtes Studioalbum „Tao Of The Dead“ heraus. Ihre musikalischen Einflüsse sind breit gestreut: Von Pink Floyd über die Sex Pistols bis hin zu Neu! zählen die Jungs aus Texas eine riesige Palette an Bands zu ihren Vorbildern. SLEAZE begab sich an einem lauen Frühlingstag mit Jason Reece (Gesang, Gitarre, Schlagzeug) und Autry Fulbright (Bass) auf musikalische Spurensuche in verschiedenen Plattenläden in Berlin Friedrichshain.
„Warschauer Music Store“, Warschauer Straße 77, 10243 Berlin Mitten auf der belebten Warschauer Straße findet sich der große „Warschauer Music Store“, in dem es neben einer großen CD- und DVD-Abteilung auch ein schummriges Hinterzimmer mit Vinyl-Schätzchen gibt. Schon in
den Wühlkisten vor der Tür findet Jason eine Platte, die ihm in seiner Scorpions-Sammlung (?!) noch fehlt (Scorpions – Lovedrive, 1979). Im Laden läuft gerade, sehr zu Jasons Freude, das erste Album der schwedischen RetroRocker Graveyard (Graveyard – Graveyard, 2008). Autry findet beim Stöbern eine Platte mit Nirvana-Coversongs und tut sein grundsätzliches Missfallen kund.
SLEAZE: Was ist euer Problem mit Nirvana? Autry: Total überbewertet. Jason: Ich meine, sie sind einfach nur eine Band. Ich schätze schon, dass sie zu ihrer Zeit einigermaßen wichtig waren, aber jetzt ist eben jetzt. Ich finde nicht, dass sie den Test der Zeit bestanden haben. Heute würde man ihre Sachen schlicht als Classic Rock einordnen. Autry: Eine Menge Bands hatten mehr Durch-haltevermögen als Nirvana – auch in Bezug auf musikalische Qualität.
SLEAZE: Welche Bands habt ihr als Kinder gehört? Jason: Fugazi, The Who, Rolling Stones, viel Sixties Rock. Als ich jünger war, waren The Who für mich total wichtig. Und dann kamen Sonic Youth mit „EVOL“ (1986). Autry: Jason Raize, X, Minutemen, Minor Threat, Doors. Sonic Youth mochte ich auch sehr, aber eigentlich erst ab der „Daydream Nation“ (1988). Jason: Das ist auch ein tolles Album. Autry: Richtig gepackt haben mich Sonic Youth aber erst mit „Dirty“ (1992)
SLEAZE: Ihr habt gerade euer siebtes Album rausgebracht. Was hat sich musikalisch verändert? Jason: Die Aufnahmen waren diesmal ein schnellerer, spontanerer Prozess. Sonst sind wir immer mit fertigen Songs in Studio gegangen, diesmal waren es eher viele Ideen und Skizzen. Dadurch waren die Aufnahmen enger mit dem kreativen Teil des Musikmachens verbunden. Außerdem haben wir die Hauptinstrumente dieses Mal zu viert live aufgenommen. Das gibt dem Album mehr organischen live-Flair als den Vorgängern. Das
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macht es übrigens auch leichter, die Songs in eine Bühnen-fähige Version zu überführen. SLEAZE: Was für eine Art Musik hattet ihr im Kopf, als ihr mit der Band angefangen habt? Macht ihr heute die Musik, von der ihr dachtet, dass ihr sie machen würdet, oder hat sich das geändert? Jason: Die grobe Idee war von Beginn an, die Punkrock-Intensität von Bands wie den Sex Pistols mit schöneren, experimentelleren Gitarren im Stile von My Bloody Valentine oder Pink Floyd zu kombinieren. Autry: In einer Band zu sein ist aber ein bisschen wie puzzeln, ohne zu wissen, welches Bild am Ende entsteht. Man frickelt einzelne Ecken zusammen und bekommt erst nach und nach eine Ahnung davon, was das große Ganze ist. Man weiß zu Beginn nur sehr wenig darüber, was am Ende herauskommen wird. Das Grundgefühl hängt von vornherein in der Luft, aber als Band ist man am Ende dem eigenen Willen der Musik unterworfen. SLEAZE: Was war das letzte Album, das ihr komplett durchgehört habt? Jason: Die Antwoord - „$O$“ (2010). Ich liebe es! Autry: Bei mir war es „Steeple“ von Wolf People (2010). Auch ein sehr gutes Album! SLEAZE: Hand aufs Herz: Sucht ihr manchmal eure eigenen Alben in Plattenläden, um euer Ego zu befriedigen? Jason: Dafür haben wir einen Praktikanten. [lacht] Nein, aber es ist eine schöne Vorstellung, wie andere Menschen über unsere Platten stolpern, ihnen vielleicht zum erstem mal begegnen.
In der CD-Abteilung suchen Jason und Autry dann auch gleich nach ihren eigenen Alben und ärgern sich (scheinbar nicht zum ersten
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mal), dass nicht ganz klar ist, ob sie unter „A“ wie „And You Will Know Us By The Trail Of Dead“ oder unter „T“ wie „Trail Of Dead“ schauen müssen. Fündig werden sie unter „T“. Bevor wir weiterziehen, ordnet Autry gewissenhaft alle Platten wieder ein. Er hat selbst schon in einem Plattenladen gearbeitet und scheint in dieser Phase seines Lebens einen Alphabetisierungszwang entwickelt zu haben. Der Inhaber freut sich. „Power Park Record Store“, Niederbarnimstraße 11, 10247 Berlin Dieser Laden ist so schlicht gehalten, dass nicht einmal der Name draußen dran steht. Im Internet ist der „Power Park Record Store“ deshalb auch als „Plattenladen ohne Namen“ aufgeführt. Einen Prominenten-Bonus für die Band gibt es hier nicht: Auch T.o.D. müssen ihre Rucksäcke und Taschen an der Kasse abgeben – nicht, dass diese dreckigen Rock‘n‘Roller noch den Laden leerklauen! Hier finden T.o.D. ihre Platten sogar auf Schallplatte.
Jason: „Das ist ein tolles Albumcover. Sie ist nackt, wenn man die Hülle aufklappt!“ (Funkadelic - Free Your Mind... and Your Ass Will Follow, 1970) SLEAZE: Benutzt ihr Schallplatten zum tagtäglichen Musikhören? Jason: Ich kaufe sowohl Schallplatten als auch CDs und rein digitale Formate. Aber zum Entspannen ist Vinyl wirklich das bessere Medium. Es klingt besser. Leider ist es halt weniger praktisch, wir haben auch alle iPods. Autry: Das ist bei mir auch so. Aber ich verschenke die meisten Platten nach einer Weile wieder. SLEAZE: Ist es euch wichtig, dass es Trail of Dead-Alben auf Vinyl gibt? Jason: Ja. Bei der aktuellen Platte haben wir das sehr forciert. Und wir setzen uns gerade sehr dafür ein, dass auch der Vorgänger „The Century Of Self“ (2009) auf Schallplatte erscheint. Besonders das Coverartwork, das Conrad für „Tao Of The Dead“ gemalt hat, kommt auf dem größeren Format viel besser zur Geltung.
Jason: „Hey, das ist die Band von einem Freund! Jason Morales! Die sind bei unserem ersten Label, Trance Syndicate!“ (Starfish Stellarsonic Solutions, 1995)
Jason: „Dieses Album markiert den exakten Punkt, an dem Van Halen scheiße geworden sind.“ (Van Halen – 5150, 1986)
SLEAZE: Habt ihr je eine Platte allein wegen des Artworks gekauft? Als Teenager mussten für mich Drachen oder Ritter drauf sein, oft habe ich gar nicht reingehört. Jason: War bei mir auch ähnlich! Die „Out Of Step“ (1983) von Minor Threat war eine meiner ersten Platten, die habe ich wegen der coolen Schafe auf dem Cover gekauft.
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Autry: Ich steh schon auf Coverartwork. Aber eigentlich immer in Verbindung mit der Musik.
Jason beeindruckt durch sein enzyklopädisches Musikwissen in allen Sparten. Auf die Frage, ob es ein Genre gibt, mit dem er nichts anfangen kann, antwortet er – nach längerem Zögern: „Cheesy Euro-Techno. Die kommerzielle Schiene. Ich mag The Orb und all das, die Frühphase des Techno. Aber je neuer und mainstreamiger Techno wird, desto schlimmer... Scooter sind schrecklich!“ Mit dieser Aussage macht er sich gleich hochgradig unbeliebt beim Inhaber von Power Park Records, der zu einem länglichen Konter ansetzt. Scooter als Performer sollten nicht unterschätzt werden, man mache es sich allzu einfach, immer auf denen rumzuhacken, es sei doch schon für sich genommen eine Leistung, wenn eine Band über so lange Zeit bla bla bla... Wir gehen langsam rückwärts zur Tür raus und ziehen weiter. Jasons Urteil ist dennoch positiv: „Auch ein toller Laden. Ich würde hier eine Menge Geld los werden, wenn ich welches dabei hätte!“ Vielleicht war es doch richtig, ihm seine Tasche wegzunehmen...
keinen riesigen, aber die Schallplatte hat ja zum Beispiel auch schon die Kassette und die CD überlebt. Außerdem finde ich, dass die Entscheidung, in welcher Darreichungsform Musik präsentiert wird – Single, EP, Album, digitale Einzelsongs und so – allein beim Künstler liegen sollte, nicht beim Konsumenten. Ich meine, nur wenige Leute haben Skulpturen zu Hause rumstehen, trotzdem gibt es immer noch Bildhauer. Man sollte sich als Künstler nicht zu sehr am Konsumenten orientieren.
improvisierten Momente auf „Tao Of The Dead“. Aber auch Grundsätzliches und Unverzichtbares aus sechzig Jahren Pop- und Rockgeschichte findet sich hier. Ein Elvis-Fund bringt Jason dazu, mit todernster Miene eine A capella-Version von „In the Ghetto“ vorzutragen. Autry lacht sich schlapp angesichts der Ordnungskategorie „Other Jacksons“, die direkt hinter „Michael Jackson“ zu finden ist. Jason: „Diese Scheibe sollte man zu Hause haben. Ein Klassiker.“ (Slayer – Reign in Blood, 1986)
„Galactic Super Market“, Petersburger Straße 89, 10247 Berlin Dieser Laden bedient unter anderem den Schwerpunkt Krautrock – T.o.D. finden gleich eine ganze Reihe Platten deutscher Provenienz, die ihnen persönlich wichtig sind. Jason: „Krautrock war ein wichtiger Einfluss bei unserer letzten Platte! Wir haben uns viele deutsche Pionierbands wie Neu!, Kraftwerk, Can und so weiter angehört. Das waren wichtige Inspirationen für die
Besondere Freude kommt auf, als Jason eine Disco-Interpretation des Soundtracks von „Star Wars – The Empire Strikes Back“ findet und den Inhaber dazu bringt, sie aufzulegen. (Meco - Meco plays music from The Empire Strikes Back, 1980) SLEAZE: Glaubt ihr persönlich, dass das Album als Format die Digitalisierung von Musik überleben wird? Autry: Ja. Dafür wird es immer einen Markt geben. Vielleicht
SLEAZE: Schon, aber der Vergleich hinkt doch etwas: Zwischen Musiker und Publikum steht die Musikindustrie mit stark marktwirtschaftlichen Interessen, etwas Entsprechendes gibt es bei bildender Kunst doch nur in sehr begrenztem Maße, oder? Autry: Die Entscheidung, welches Medium der Künstler benutzt, hat doch nichts mit der Industrie zu tun. Klar, das beeinflusst die Marktchancen und Verkaufszahlen. Aber es wird immer Leute geben, die ihre Kunst machen wollen, ob sie jemand kauft oder nicht. Jasons Urteil zum Galactic Supermarket: „Ich finde, das hier ist der beste der Läden, die wir heute gesehen haben!“
T.o.D. präsentieren ihre Beute: Can – Soundtracks (1970) Scorpions – Lovedrive (1979) Whitesnake – Whitesnake (1987)
Daniel S.
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Gestatten, Heavy Metal! B i F F
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Als ich noch zur Schule ging, hatte ich zwei Metal-Fans in meiner Klasse. Sie trugen lange Haare und Kutten und waren alles andere als cool. Wenn sie trotzdem mal zu einem Geburtstag eingeladen wurden, schenkten sie ein Album von D.R.I. Nie fand es jemand lustig. Für die meisten waren Metal-Fans absichtlich hässliche Leute, die absichtlich hässliche Musik hörten. Heute genießen Bands wie Saxon, Judas Priest, Anthrax etc. Kultstatus, heute tragen kleine Popmädchen Motörhead-T-Shirts im VintageLook, heute lässt sich Lady Gaga mit Biff Byford, dem Sänger von Saxon fotografieren und twittert das Bild von sich und ihrem Idol. Biff Byford findet das lustig. Er hing ein bisschen mit ihr rum und hat sich ein Autogramm für seine Tochter mitgeben lassen. Drauf stand: ,Your dad is a fucking legend. Lady Gaga.‘ Eine Legende ist er in der Tat. Klar, ein 30jähriges Bandjubiläum schaffen auch die Flippers, aber Saxon hat Anfang der 80er einen neuen Musikstil geschaffen und gehört neben Iron Maiden und Judas Priest zu den Gründern der New Wave of British Heavy Metal. Songs wie ,747‘ oder ,Princess of the Night‘ sind Klassiker. Da ich diese Lieder trotzdem nicht kannte, habe ich die Stirn runzelnde Legende höchstpersönlich gebeten, mir Heavy Metal zu erklären. „Heavy Metal ist eine Einstellung. Es geht um die Art, wie die Musik auf dem Album aufgenommen und insbesondere wie sie live gespielt wird. Das bestimmt meine Definition von Heavy Metal. Es geht um den Sound, der ist einfach heavy. Einige unserer Songs sind sehr melodisch, und viele Leute würden unsere Musik als Heavy Rock bezeichnen, aber für mich ist es Heavy Metal. Wir versuchen nicht, jungen Frauen zu gefallen, wir schreiben keine Lovesongs. Unsere Songs handeln von Geschichte, Fantasy, Alltagsthemen, wir schreiben aber nicht so Beziehungsquatsch. Wenn wir das tun, würden wir eher über Trennungen schreiben. Wir haben versucht, positivere Songs zu schreiben, aber die Leute mochten das nicht. Das können Bon Jovi und Whitesnake besser.“ A propos alte Bands, da gibt es ja eine ziemlich große Anzahl, die wie Saxon noch immer im Geschäft sind. Gibt es da Freundschaften? „Ja, wir sind gut mit Motörhead befreundet, ab und zu treffen wir Iron Maiden. Bruce Dickinson und ich sind Freunde, auf jeden Fall sind wir keine Feinde.“ Müssen sie auch nicht, denn vom großen immer
noch umsatzstarken Kuchen Heavy Metal bekommt jeder ein großes Stück. Fans, treue Fans, sind auf jeden Fall genug da. „Es ist eine große Familie. Eine Riesenmenge Leute weltweit haben uns bzw. Heavy Metal immer die Stange gehalten. Sie sind loyaler als Popfans. Wir touren für unsere Fans, und wenn junge Leute uns mögen, heißen wir sie in der Familie willkommen. So geht das! Wenn wir in unser Publikum gucken, sind da Leute von 12 bis 59, und für uns macht das keinen Unterschied. Für uns ist nicht ihr Alter wichtig, sondern ihre Liebe zur Musik.“ Die Begeisterung für die 80er, auch für den dazugehörigen Heavy Metal, scheint nach einer leichten Durststrecke einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. Das spiegelt sich zum Beispiel darin wieder, dass Lady Gaga Biff Byford zum Konzert einlädt und sich immer wieder vom Bombast-Jahrzehnt inspirieren lässt. Passend dazu lässt Saxon sich beim neuen Album auch von keiner anderen Band als Saxon inspirieren. „Anstelle moderner zu werden, sind wir dahin zurückgekehrt, was uns in den 80ern groß gemacht hat. Die Songs sind dynamischer, leidenschaftlicher, transparenter und weniger produziert als die Songs der letzten Alben.“ Gibt es vielleicht doch noch andere Einflüsse? „Jede Musik wird von irgendwas beeinflusst, auch wenn man natürlich immer versucht, einzigartig zu sein. Meine Einflüsse kommen wohl am ehesten aus den 60ern und 70ern, The Kinks oder The Who vielleicht, wobei ich sagen muss, dass es bei mir immer eher Bassisten sind, weil ich ja früher auch Bass gespielt habe, also eher Leute wie Phil Lynott (Thin Lizzy) oder Jack Bruce (u.a. Cream). Der Rest der Band hat völlig andere Einflüsse, einer steht auf Soul, der andere steht auf Toto und dieses technische Gefrickel, und wenn alles zusammenkommt ist das super.“ Und nicht nur die Band ist musikalisch vielseitig, auch bei den Byffords zu Hause wird keine Musikrichtung verboten: „Ich habe vier Kinder, ich muss mir alle möglichen Sachen anhören. Klar mag
ich Rockmusik am liebsten, aber wenn ein Song gut ist, ist ein Song gut. Der kann auch von Lady Gaga oder Take That sein. Ich bin ein Songwriter, ich höre mir ohne Grenzen im Kopf Songs an und finde Chorus etc. gut.“ Allerdings ist er froh, dass seine 16jährige Tochter auch AC/DC oder Saxon mag. Denn er würde sie später lieber auf einem Heavy Metal-Konzert als auf einem Pop-Gig sehen, und zwar nicht, weil sie in seine Fußstapfen treten soll, sondern aus Sicherheitsgründen. „Jugendliche sind besser auf unseren Konzerten aufgehoben als auf einem Rihanna-Gig.“ Und wie sieht sein perfektes Konzert aus? Auf die Frage, welches sein Traum-Lineup für ein Festival wäre, auf dem auch bereits aufgelöste und tote Bands spielen könnten, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Judas Priest, Motörhead, Saxon.“ Das ist das tatsächliche Lineup eines Festivals in Spanien, über das sich Biff augenscheinlich sehr freut. „Es kommen Leute aus aller Welt extra eingeflogen.“ Auf die Frage, ob ihn das extra unter Druck setzt, schüttelt er etwas irritiert den Kopf. „Nee, wir haben eher Angst, dass das Equipment den Geist aufgibt.“ Da Biff Byford selten lacht, weiß ich nicht, ob es ein Witz war oder nicht. Dass er aber sehr wohl Spaß versteht, zeigt er als Botschafter für eine Aktion des britischen Metal Hammer. Der fordert nämlich die Briten auf, bei der hiesigen Volkszählung als Religion Heavy Metal anzugeben. Das hat vor ein paar Jahren schon mal so ähnlich geklappt, damals war durch eine große Kampagne die viertwichtigste Religion Großbritanniens Jedi. Das Ergebnis der hiesigen Volkszählung lässt allerdings lange auf sich warten. „Auf dem Bogen sind so viele Fragen, dass es wahrscheinlich nicht vor nächstem Jahr feststeht.“ Dann hat der Metal Hammer ja auch noch Zeit, sich zu überlegen, was sie dann als Religion so machen wollen, denn bisher scheint da noch nichts geplant: „Keine Ahnung, was sie wollen. Eine Kirche bauen? Ich glaube, sie haben gar nichts geplant. Aber egal, es macht Spaß!“
Rike
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In Würde altern, Alter! W a l t e r
s c h r e I f e l s
Eine Lehrstunde von und mit Walter Schreifels.
Es gibt unzählige Beispiele für Musiker, die es mit zunehmendem Alter nicht geschafft haben, sich ihre Würde zu bewahren. Nehmen wir die Rolling Stones. Zugegeben, Keith Richards als Person ist ein lässiger Mann, aber wenn ich diese alten Ledertaschen als Band in ihren Glitzeroutfits über bombastische Bühnen wackeln sehe, frage ich mich schon, warum die sich und ihrem glatzköpfigen Publikum das antun müssen. Oder NOFX, die ich mal auf einem Festival gesehen habe, auf dem sie mit ihren bunten, spiky Haaren beim Konzert voll den Punkrock rausgelassen haben mit Rotzen und Fuck und so, aber Backstage divamäßig ihren bombastischen Tourbus kaum verlassen haben und vermutlich auf Füße abtreten und Untersetzer benutzen bestanden haben. Ja, unpeinlich und glaubwürdig alt werden scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein. Wer einer Menge Musiker erklären könnte, wie das geht, ist Walter Schreifels. Für alle, die nicht wissen, wer das ist: Walter Schreifels ist 42 Jahre alt und könnte jetzt schon den Preis für sein Lebenswerk bekommen. Er war eine Schlüsselfigur der New York Hardcore Bewegung und spielte Bass bei Youth of Today sowie Gitarre bei Gorilla Bisquits. Er schrieb Songs für CIV und gründete vor fast 10 Jahre Rival Schools, deren Album „United by Fate“ schon wieder ziemlich wichtig für die Musikgeschichte war, denn es war ein Klassiker des Emotional Hardcore, ein Genre, das seit langer Zeit zu Unrecht ausschließlich mit weinenden schwarzhaarigen Schülern in Verbindung gebracht wird, eigentlich aber eine tolle Sache ist. Danach gründete er noch Walking Concert und veröffentlichte noch etwas später ein großartiges, fast komplett akustisches Soloalbum. Jetzt ist er mit Rival Schools zurück und präsentiert deren neues Album „Pedals“ und mir ein paar Lektionen in gelungenem Älterwerden.
Lektion 1: Nicht auf Krampf total ausgeflippte Rockeroutfits anziehen! Ein Totenkopfring macht noch keinen Rocker, das sollte sich insbesondere David Garrett mal schleunigst hinter die Ohren schreiben. Walter Schreifels kommt in den Raum und sieht mit Jeans, Hemd und Sakko ein bisschen aus wie ein Erdkundelehrer, ist aber mit normalen Klamotten, normaler Frisur viel mehr Rocker als es der schlimme Geiger jemals sein kann.
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Lektion 2: Kein Koksundnuttenleben faken!
abbezahlt ist, ist das nicht cool?“
Wenn alte Rocker immer noch jeden Tag besoffen sind, sollen sie auch in Interviews lallen und pöbeln oder gar nicht erst erscheinen. Aber wenn sie zu Hause nur Grapefruitsaft trinken und einen begehbaren Kleiderschrank haben, in dem zwischen ihren Lederhosen, Röhrenjeans und Kutten Lavendelkissen liegen, ist es peinlich, wenn sie behaupten, dass sie ihr Bier ausschließlich mit der Augenhöhle aufmachen. Walter Schreifels erteilt diesen Außen pfui, innen hui-Musikern eine galante Absage, indem er auf die Frage nach dem besten Ereignis des Tages ganz entspannt antwortet: „Ich habe erfahren, dass mein Apartment
Aufgrund seiner musikalischen Geschichte wird er von ziemlich vielen Menschen sehr verehrt (ja, auch von mir). Er könnte jetzt so etwas sagen wie: ,Ich soll im Vorprogramm von Trail of Dead spielen? Ihr spinnt wohl, ich war schon eine Legende, da waren die noch zu dumm zum Klatschen.‘ Aber auf meine Frage, ob ihn das nicht manchmal ankotzt, antwortet er nur: „Klar könnte es das, aber die Realität sieht nun mal anders aus. Ich spiele gern Headline Shows, weil ich da so lange spielen kann wie ich will, aber ich bin ein Fan von Trail of Dead, sie finden uns gut und es passt einfach. Natürlich will ich, dass Rival Schools eine der
Lektion 3: Auf Divenalarm verzichten!
besten Bands der Welt wird und dafür tu ich alles, was geht, aber in einem Maß, in dem wir als Band immer noch finden, dass wir gute Musik machen, die wir mögen. Jetzt spielen wir eben mit Trail of Dead und können dadurch eine Menge mehr Leute erreichen, und zusätzlich motivieren sie uns, immer besser zu spielen.“
Lektion 4: Sich selbst treu sein. Es gibt Menschen, die hören keine Musik, die nach 1983 aufgenommen wurde und mehr als 10 Kopien verkauft hat. Bis auf ein paar Falten und einen dicken Bauch leben sie noch genau wie vor 20 Jahren. Die finden zwar, dass sie sich selbst treu geblieben sind, aber steckt da nicht häufig
eine Angst vor Veränderung oder eine Abneigung gegenüber Neuem dahinter? Walter Schreifels hat Veränderungen immer freundlich und interessiert die Hand geschüttelt. Deshalb konnte er nach seiner musikalischen Hardcore-Geschichte auch ganz einfach sein Soloalbum aufnehmen, das neben ziemlich poppigen Songs sogar eine akustische Schmuseversion von Agnostic Fronts ,Open Letter to the Scene‘ enthält. Und wo wir gerade bei schmusen und barfuss sind, bediene ich mich auch gleich einer schlimmen Phrase: Alles, was Walter Schreifels macht, kommt aus ihm selbst. Er bedient keine Klischees, er handelt nicht nach Konventionen, oder wie er es selbst ausdrückt:
„Ich versuche nur das zu machen, was ich wirklich will. Dadurch ist das, was ich mache, natürlich und nicht gefaked. Die Leute, insbesondere Kinder, merken, wenn etwas an dir nicht echt ist. Ich fühle mich jung, weil ich Musik mache und mit vielen Leuten rumhänge, die jünger sind als ich. Für mich geht es beim Jungsein nicht darum, auf berufsjugendlich zu machen, sondern darum, etwas zu erfinden und seine Träume zu verwirklichen. Das mache ich immer noch. Ich würde nichts vortäuschen wollen, ich möchte immer integer bleiben, und nur so kann man diesen Job lange machen.“
Lektion 5: Einfach mal etwas ganz Spießiges sagen! Wer älter wird oder sogar ein Kind hat, hört sich des Öfteren selber zu und muss sich häufig sehr wundern über die Dinge, die einem plötzlich über die Lippen kommen. „Oh, cool! Mein Kulturbeutel ist wieder da, den hatte ich bei meinem letzten Besuch in Hamburg vergessen.“ oder „Ich würde meiner Tochter nicht wünschen, dass sie eine Musikkarriere einschlägt, eher, dass sie Bänkerin wird. MusikerIn sein ist nicht unbedingt der einfachste Beruf.“ oder „Es gibt kaum neue Musik, die mich in den letzten Jahren beeinflusst hat. Ich höre eher alte Sachen.“ Das passiert auch Walter Schreifels, denn der hat alle Dinge gesagt, die in dieser Lektion stehen. Einfach so.
Lektion 6: Trotzdem Rocker bleiben! Trotz Sakko, Kind und Schmusesongs tourt Walter Schreifels mit Rival Schools und macht immer noch viel und gut Musik, obwohl er damit bis jetzt eher Ansehen als Geld verdient hat. Er sagt zwar, dass er ein Millionen-Angebot eines Scheichs, der ein verschissenes Arschloch ist, zumindest überdenken müsste, aber erstens würde er es wahrscheinlich doch nicht tun, und zweitens würde der Scheich sowieso zuerst Beyoncé oder Bon Jovi fragen. Er verabredet keine Playdates mit den Kindern seiner Bandmitglieder, weil er „so einen Scheiß nicht macht. Wenn sie mich zum Kindergeburtstag einladen würden, würde ich hingehen, aber darum geht es in unserer Freundschaft nicht.“ Und er ballert mir im Interview knallhart vor den Latz, dass er das Thema langweilig findet, was ich aber vor lauter Aufregung erst jetzt beim Übersetzen merke. Deshalb bitte von allem ca. 5% Begeisterung abziehen!
Rike Aktuelles Album: Pedals Atlantic (Warner)
SLEAZE vierundzwanzig
73
74
SLEAZE vierundzwanzig
Experimenteller Elektropop
Indie
Orchestral Rap
Elektro
Ada
Art Brut
Chilly Gonzales
Digitalism
Pampa Records VÖ: 10.06.‘11
Cooking Vinyl / Indigo VÖ: 20.05.‘11
Wagram / Edel VÖ: 10.06.‘11
V2 / Cooperative Music VÖ: 17.06.‘11
Klingt wie: Apparat, Gustav, Sufjan Stevens
Klingt wie: Pavement, Pixies, Arctic Monkeys
Klingt wie: Orchestral Rap natürlich!
Klingt wie: Daft Punk, The Klaxons
Hier kann man zuhören, wie eine außergewöhnliche Musikerin sich freischwimmt. Während das letzte Album noch simpel als Elektro verbucht werden konnte, erklingen auf „Meine zarten Pfoten“ neben Computersounds auch viele „echte“ Instrumente. Ada experimentiert aber nicht nur mit Klängen, sondern auch mit Erwartungshaltungen. Dass der der Track namens „Intro“ an fünfter Stelle kommt, ist schon auch ein Statement. Mit den Hörerwartungen ist das aber so eine Sache. Nach dem ersten Titel („Faith“), in dem grandios arrangierter, mehrstimmiger Gesang einen in knisternde Tiefen zieht, ist man enttäuscht, wie wenig auf dem Album sonst gesungen wird. Die Tracks mit Gesang sind reife, kluge Post-Popsongs, die enormer Eigenständigkeit. „The Jazz Singer“ erinnert an den zerlegten Pop von Sufjan Stevens‘ neuer Platte, und Adas Version von „Happy Birthday“ klingt, als schwebten einem Fetzen von R‘n‘B-Songs aus dem Nebel entgegen. Mehr davon! Nicht, dass die hübschen Elektronika, die den Großteil des Albums ausmachen, schlecht wären. Aber erst „genial“ antäuschen, um dann auf zarten Pfoten wieder im Elektrodickicht zu verschwinden, ist gemein! Vielleicht mehr auf dem dritten Album?
Art Brut liefern mit ihrem vierten Studioalbum gleich zwei Bewertungsoptionen mit: Ist die neue Platte nun „Brilliant“ oder „Tragic“? Beim ersten Hören fällt auf jeden Fall eines ziemlich auf: Dass hier erneut Black Francis produziert hat, hört man sofort. Nicht nur die Gitarren klingen schwer nach Pixies, Frontmann Eddie Argos hat sich neuerdings dazu entschlossen, neben dem Art-Brut‘schen Sprechgesang auch in Pixies-Manier zu singen. Das klingt nicht schlecht und macht in Kombination mit Argos‘ charmant-witzigen Texten durchaus hin und wieder Spaß. Mit Songs über Axl Rose hat man ohnehin in den meisten Fällen gewonnen. Trotzdem kann all das Positive an „Brilliant! Tragic!“ nicht darüber hinwegtrösten, dass die ganz großen Hits fehlen. Das Debüt „Bang Bang Rock & Roll“ war ein Meisterstreich, aber wie so oft war danach die Luft raus. Ein mittelprächtiges Album, dass für Fans bestimmt in Ordnung geht, alle anderen aber auf weite Strecken etwas langweilen wird. Also entweder Art Brut`s „Doolittle“ oder dann vielleicht doch lieber nach fünf Jahren mal wieder „My little Brother“ hören.
Kaum sind das Album „Ivory Tower“ und der gleichnamige Film erschienen, schon präsentiert uns Chilly Gonzales sein neuestes Werk. „The Unspeakable Chilly Gonzales“ ist aber nicht nur irgendeine Platte, die CD-Hülle verrät ganz plakativ, dass es sich hier um „the first ever, all orchestral rap album“ handelt. Soso. Das macht doch schon mal neugierig. Klingt auch zugegebenermaßen spannend und recht abwechslungsreich. Im Vordergrund stehen aber immer die lyrischen Ergüsse des Kanadiers, wenn er uns im epochalen „Who wants to hear this?“ zum Beispiel erklärt, wieso zur Hölle man sich diesen Irrsinn eigentlich anhören sollte. Auch das Rap-Genre wird von Chilly in „Rape Race“ näher beleuchtet und plausibel gemacht. Der grandiose Schlusstrack „Shut up and Play the Piano“ beschließt dieses abgedrehte, aber musikalisch wie lyrisch interessante Album des selbsternannten Maestros. Zu Hilfe kam ihm dabei jedoch auch jemand, sein Bruder Christophe Beck, der Komponist in Hollywood ist. Eine große Inszenierung, nur fraglich, wie viele Hördurchgänge sie wirklich amüsant bleibt.
Nun erscheint also nach dem grandiosen „Idealism” und dem Vorgeschmack, der „Blitz EP“ aus dem letzten Jahr, das neue Album der Hamburger Digitalism. So viel sei vorweggenommen: Fans werden nicht enttäuscht werden. Neben dem Opener „Stratosphere“ und „Blitz“ von besagter EP dürfte mittlerweile auch die Single „2 Hearts“ bei den meisten geneigten Hörern angekommen sein, die nicht zu Unrecht zur Melt!-Hymne 2011 auserkoren wurde. Digitalism klingen immer noch erfrischend euphorisch und schaffen den Brückenschlag zwischen französisch angehauchtem Elektro und Lederjacken-Indie. Die Songs wissen allesamt zu überzeugen, auch das melodiöse „Circles“ und der In-Your-Face-Track „Reeperbahn“ haben das Zeug dazu, Hits zu werden. Einzig das überraschend ruhige „Just Gazin“, eine Zusammenarbeit mit Cathe, weiß nicht so recht zu überzeugen und ist eher ‚I like you, Dude‘. Ein wirklich schönes Album, das man uneingeschränkt empfehlen kann, auch wenn es nichts bahnbrechend Neues zu bieten hat. Trotz des Lobes, an „Idealism“ kommt die Platte nicht ran.
Julia
Julia
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Meine zarten Pfoten
Brilliant! Tragic!
The Unspeakable Chilly Gonzales
I love you, Dude
Julia
*** Daniel S.
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SLEAZE vierundzwanzig
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Hanin Elias
Artrock/Alternative
Pop
Rock/Pop
Get it Back
Kellermensch
Oh, Napoleon
Young Rebel Set
VÖ: 27.05.‘11
Vertigo/Universal VÖ: 24.06.‘11
Universal VÖ: 24.06.’11
Grand Hotel van Cleef / Indigo / Finetunes VÖ: 27.05.‘11
Klingt wie: Atari Teenage Riot, EC8OR, Cobra Killer
Klingt wie: Porcupine Tree, Blue October, Arcade Fire
Klingt wie: Juli, Wir sind Helden, Grey’s Anatomy-Soundtrack
Der Atari Teenage Riot ist nicht tot zu kriegen. Gut so. Mit ihrem Comeback „Get it Back“ schafft Madame Elias den Spagat zwischen altbekanntem, bühnenzerreißendem, schwitzendem Technopunk, zielsicher eingebautem Drum ‚n‘ Bass und Hip Hop. Gewöhnungsbedürftig ist die Platte womöglich für diejenigen unter uns, die schon mit dem ATR in der Vergangenheit nicht viel anfangen konnten. Neben einigen übergebügelten Atari Nummern zeigt die ehemalige Bandkollegin von Alec Empire auf „Get it Back“, dass man auch im selbst gewählten Exil auf Französisch-Polynesien auf musikalische Eingebungen nicht verzichten muss. Ihre offensive, extrovertierte und emanzipierte Schiene dürfte den Geist der Zeit treffen, sind doch derzeit die hardcore-femininen Kunstprojekte á la Gaga szenebestimmend und weiterhin erfolgreich. Unterschied zur selbst ernannten Musikikone aus den USA und Zünglein an der Waage bei Hanin Elias mag die musikalische Ausrichtung des Albums selbst sein. Trotz der elf vielseitigen Tracks erinnert das Gesamtkunstwerk eben stark an die Neunziger. Anhänger des Techno aus dem vorletzten Jahrzehnt werden sich ebenso die Tanzschuhe nach der Platte lecken wie Freunde des Atari Teenage Riot. Für den Rest ist es ein solides Comeback. Gut so.
Was passiert wohl, wenn nordische Metaller unerwarteterweise Geschmack entwickeln? Kellermensch zeigen mit ihrem Debütalbum, dass sich das Experiment lohnt. Die sechs Dänen verschmelzen den landestypischen Metalsound mit inspiriertem Songwriting und Einflüssen aus allen Bereichen der Alternative- und Popmusik zu einem düster-bunten Gebräu, wie man es noch nicht oft gehört hat. Schon das Intro verwirrt und elektrisiert: Zur lässigen Indierock-Gitarre und einer Vier-Viertel-Pretty-WomanSnaredrum gesellt sich verzerrtes Metal-Geschrei, an dem wieder süßliche Geigen vorbeiziehen. So funktioniert das ganze Album: Jedes Element ist vertraut, aber die kreative Kombination von Bekanntem schafft überraschende Aha-Momente. Das häufige Wechselspiel zwischen sanft und heftig sowie die persönlichen, lyrischen Texte werden manch einen dazu verleiten, Kellermensch mit dem Label „Emo“ zu versehen. Könnte man machen, man wird der genuinen Leistung dieser besonderen Band damit aber nicht gerecht. Besonderes Schmankerl: Die Kellermensch-Version von Neil Youngs „Don‘t Let It Bring You Down.“ Hören! Daniel S.
Es mag ermüdend klingen, aber eine deutsche Band bestehend aus Jungs und weiblichem Gesang produziert nun mal gewisse Assoziationen. Silbermond, Juli, Wir sind Helden und so weiter und so fort. Oh, Napoleon kommen aus Krefeld und veröffentlichen mit „Yearbook“ ihr erstes Album, gesungen wird hier allerdings auf Englisch. Mitgeholfen hat einiges an deutscher PopProminenz aus dem Umfeld von Slut, Sportfreunde Stiller und Klee. Soweit die Eckdaten. Musikalisch schlägt das Album durchaus in die Kerbe deutscher – man verzeihe den Ausdruck – Mädchenbands. In seinen besten Momenten erinnert es vielleicht auch ein bisschen an Rilo Kiley, Tegan & Sara oder eben irgendwas vom Grey’s AnatomySoundtrack. So richtig zündet aber nicht alles, das Album lässt Dynamik und Spannung vermissen. Katrin Biniaschs Gesang klingt passend und klar, erschlägt aber zuweilen den eigentlichen Song. Hervorzuheben bleibt, dass Oh, Napoleon nicht total deutsch klingen, falls man das als Schimpfwort sieht. Komplett zu überzeugen weiß das Album aber nicht, dafür verströmt es zu viel einlullende Seichtheit. Auch wenn‘s Pop ist, nächstes Mal ein wenig mehr Ecken und Kanten, bitte!
****
Julia
Rustblade
Kellermensch
Julian
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76
SLEAZE vierundzwanzig
Yearbook
Curse our Love
**
Klingt wie: The Pogues, Oasis Young Rebel Set sind schon ein kleines Phänomen. Ohne jemals ein richtiges Album herausgebracht zu haben, spielen die Engländer ausverkaufte Deutschlandkonzerte. Einzig eine EP mit geringer Auflage brachte die Band bisher offiziell raus. Wieso also der Hype? Zunächst einmal sei gesagt, dass Young Rebel Set ein Händchen für eingängige Melodien haben, bei denen man sofort Lust bekommt, mitzugrölen. Schließt man zur Musik die Augen, stellt man sich augenblicklich vor, mit seinem Bier in einem Pub zu sitzen und alle lieb zu haben. Vielleicht hat man sich aber auch ein bisschen zu sehr lieb, denn manchmal sind die Melodien auch etwas zu eingängig. „Won’t Get Up Again“ zum Beispiel kann in seiner aufdringlichkitschigen Folkigkeit in manchen Momenten auch nerven. In anderen könnte man „If I was“ als wunderschönen, unangestrengten Popsong loben. Trotz etwas Zwiespalt ein nettes Album, das britischen Akzent mit amerikanischem Folk und Popmelodien vereint. Julia
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Pop
Reggae / Dub / Psychedelic
Ska / Balkan / Hip Hop
Reggae
Data MC
Lee Scratch Perry
Rotfront
Ziggy Marley
Goodman Globe VÖ: 27.05.‘11
M.O.D. Technologies / Alive VÖ: 27.05.‘11
Essay Recordings VÖ: 20.05.‘11
Tuff Gong Worldwide / Groove Attack VÖ: 17.06.‘11
Klingt wie: Jungle Brothers, Outkast, Kanye West
Klingt wie: King Tubby, Upsetters, Mad Professor
Uff, ein Glück. Das Album ist besser als die ersten beiden Singles. Viel besser! Die Instrumentals funktionieren (vor allem beim „Too Young To Die“-Street-Mix), aber ich hasse diesen ElectroSingsang! Der verschwindet leider nicht ganz auf dem Album, aber das ist wirklich das einzige Manko. Ansonsten Abwechslungsreichtum wie zu besten Outkast-Zeiten. Elektronisches wird mit Hip Hop, Funk und Latin-Grooves verschwurbelt, noch ein Schuss Pop als Verzierung obendrauf – passt. Das findet auch das mitwippende Bein beim groovenden „Fever“ oder das klingelnde Ohr dank des im alten US-WestcoastStils á la Meen Green oder Abstract Rude gehaltene „Chapa Chapa“. In einige Lieder wie „Turn It Up“ muss man sich erst reinfinden wie auch damals zu JungleBros‘ „VIP“-Zeiten, aber genauso wenig wie damals geht es trotz Party-Potential in die prollige Deichkind-Richtung. Fast alles richtig gemacht also. Ich bin mehr als positiv überrascht: Ich bin begeistert.
Sollte es tatsächlich jemand geben, der Lee Scratch Perry nicht kennt: Er personifiziert die Reggae-Version der Goa-, Ibiza- und SanFran-HaightStreet-Lovers dieser Welt mit der durchgeknallten Extravaganz eines Gaddafi. Auch mit 75 ist LSP –zu dem LSD so viel besser passt – und seine Kreativität nicht tot zu kriegen. Wie kein Zweiter fusioniert er Reggae, Funk und Dub mit allem, was zu klanggewaltigen, fast spirituellen Sound-Trips führen kann. Zusammen mit einem weiteren Musik-Veteranen – Bill Laswell – liefert er ein Entschleunigungsalbum mit Parallelwelt-Feeling, welches in psychedelische Dimensionen führt, durch Echo-Wände durch, und wo man, wenn man ganz viel Glück hat, auch die eine oder andere Farbe schmeckt. Die einzigen Schwächen des Albums sind „African Revolution“ und „Dancehall Kung Fu“, und das hauptsächlich, weil es normale Pop-Dancehall-Lieder sind. Wer will so etwas hören von Lee Scratch Perry? Zum Glück besteht der Rest aus klassischem LSP-Material. Also einschalten, abheben und Seele baumeln lassen.
Daily Mirror
Rise Again
danilo
Visa Free
The
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Wild and Free
Klingt wie: Russkaja, Pannonia Allstars Ska Orchestra, Miss Platnum Rotfront, die Zweite. Das bewährte Partykonzept aus Wodka, Augenzwinkern und Musik aus aller Welt, Hauptsache, sie rockt, findet sich auch auf dem Debüt-Nachfolger „Visafree“. Viel falsch machen kann man so nicht. Und genauso ist es. Zeitlose Partylieder, die ohne Probleme auch schon auf dem ersten Album hätten sein können, spülen die Wilden auf die Tanzfläche und die Langweiler an die Wand. Es wird nicht viel Federlesens gemacht, sondern einer getrunken, untergehakt – und ab geht die Luzi. Nun könnte man kritisch fragen, ob sich eine Band nicht weiterentwickeln sollte. Und vielleicht hat Roftront das auch, sie klingen runder – aber eigentlich ist das unwichtig, weil die Trubadur-Band ihren Rock-Auftrag perfekt beherrscht. Auch den zweitwichtigsten Sinn leben sie weiterhin genauso gut: Völkerverständigung und Einreißen vieler überflüssiger Grenzen dieser Welt. Und all das mit einer Leichtigkeit und Lebenslust, die ich so oft vermisse hierzulande. Ich hoffe jedenfalls, dass Rotfront noch viele Alben mit dem Konzept machen und damit noch viele Mauern einreißen.
Klingt wie: Burning Spear, Black Uhuru, Peter Tosh Bob Marleys ältester Sohn hat sein viertes Solo-Album fertig. Mit dem geht er wieder mehr zu seinen Reggae-Roots zurück. Das Album startet recht verhalten, die Perlen kommen später – eine Taktik, die ich noch nie verstanden habe. Und so vermisste ich bei den ersten Songs das Wilde des Albumtitels, den Hanf-Aktivist Woody Harrelson featuret und der auch für die kalifornische M a r i h u a n a - Le g a l i s i e r u n g s Kampagne genutzt wurde. Weitere illustre Gäste wie Heavy D., der schon früher Reggae gern in seinen Hip Hop einfließen ließ, sowie Bassist Daryl Johnson, der bereits mit den Rolling Stones und Miles Davis Einige(s) bewegt hat, sind mit an Bord, auch sein Sohn Daniel darf mitmachen. Ab der Mitte – lustigerweise erst nach den Features – entwickelt sich das Album dann zusehends. „Personal Revolution“ ist klasse, bei „Roads Less Traveled“ und „Welcome To The World“ hat die Platte ihren Rhythmus gefunden. Insgesamt also ein Album, dem man Zeit geben muss. Dann findet sich aber darauf der ein oder andere Joint. danilo
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danilo danilo
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SLEAZE vierundzwanzig
77
„Ein aufwühlendes Debüt“ NEW YORK TIMES
„Prägt den Kannibalenfilm wie
SO FINSTER DIE NACHT
den Vampirfilm.“ THE TIMES
„packend, beängstigend und irre schön.“ TWITCHFILM
SLEAZE unterstützt: Wake The Line 2011
Gewag(k)tes Boarden
Endlich, es ist Sommer. Und wie jedes Jahr gehen am 18. Juni viele Kölner ins Freibad – um sich Wakeboarden anzuschauen. Hä??? Richtig. In Köln gibt es zum vierten Mal einen bestimmt einzigartigen Wakeboard- und Wakeskate-Wettbewerb in einem öffentlichen Freibad. Man muss sich das so vorstellen: In einer sehr seltenen – und für ein Schwimmbad meiner Meinung nach unlogischen – Bauweise sind Turmsprung-, Schwimm- und Nichtschwimmerbecken auf einer Linie gebaut. Die Betonwege werden mit den Rampen überbrückt, so dass die Waker eine durchgezogene Linie fahren können. Das Beste daran ist, dass es dadurch möglich ist, ein Publikum auf beiden Seiten über die gesamte Strecke zu platzieren, um die Fahrer anzufeuern. Klingt gut, oder? Dazu kommt dieses Jahr eine Verdreifachung des VorjahresPreisgeldes auf $30.000,-, das die Crème de la Board erst recht wieder nach Köln locken wird. Der Eintritt ist frei, eine kleine Anzahl von VIPTickets ist jedoch auch zum Verkauf vorgesehen. Wer jetzt Lust auf die Veranstaltung bekommen hat, kann demnächst auf www.sleazemag.de VIP-Tickets gewinnen. Die beinhalten nicht nur einen garantierten Eintritt, sondern auch Essen und unbegrenzt Energydrinks des Sponsors Relentless.
Ort: Stadionbad Köln-Müngersdorf (Olympiaweg 2, 50933 Köln) Termin: Samstag, 18. Juni 2011 Uhrzeiten: Einlass: 16.00 Uhr // Start WM-Läufe: 18.00 Uhr www.waketheline.de
78 www.wir-sind-was-wir-sind.de SLEAZE vierundzwanzig
Habt ihr es nicht satt,
ständig auf der Suche nach eurem NummerEins-Magazin zu sein? Friseurläden abzuklappern, sich ne
neue Frisur machen zu lassen, in der Hoffnung, SLEAZE irgendwo im unsäglich abgegriffenen Zeitschriftenstapel zu erspähen und mit ins traute Heim zu nehmen, wo man es endlich wohlig betten kann, mit ihm reden und
spielen oder einfach nur, um drin zu lesen. Wir machen es euch einfach, auch wenn sich diese Zeilen für Eingefleischte wie ein Déjà-vu lesen mögen. Werdet Abonnenten! Nehmt euch selbst in den Kreis der Sen-
dungsempfänger auf! Jungfräulich werdet ihr in Zukunft euer Blättchen in den Händen halten und die Frische zwischen den Seiten erschnuppern können. Ehrlich, wer hat das nicht gern, ein ungeknicktes Erzeugnis sein Eigen zu nennen. Keine kryptischen Bemalungen früherer Leser, keine Eselsohren, nur ihr und SLEAZE. Eine Mail an abo@sleazemag.de mit euren Angaben und für nur 15 Euro kommt SLEAZE 8x im Jahr direkt zu euch nach hause .
Fuck off, das is mein Abo!
Traut euch! SLEAZE vierundzwanzig
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Die riesengroße SLEAZE-es-regnetauch-schommazwischendurchVerlosungsaktion E-Mails an geschenke@sleazemag.de Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen, das reine Glück entscheidet.
Tolle Prei se
Keep on rollin’, Baby Der Sommer steht nicht nur vor der Tür, er hat dieses Jahr ja sogar schon mal reingeschaut. Das bedeutet nicht nur exzessive Grillgelage, wilde Festivals und illegales Nachtschwimmen im örtlichen Freibad. Sommer heißt auch: rollen lassen! Ob mit dem Skateboard oder Rollschuhen...Hauptsache Achsen und Räder! Die definitiv lässigste Variante, sich auf Rollen fortzubewegen, ist und bleibt das Longboard.
Easy Handhabung, lockeres Cruisen, Sommer pur. Und genau so ein wundervolles Fortbewegungsmittel haben wir für euch. Outfitters Nation gehört zu einer der Modemarken, die in den letzten Jahren mit am stärksten gehypet wurden. Und Board-Hersteller Mindless steht auch für die hochqualitative Produktion von Longboards. Jedes Layer des Decks wird von Hand geprüft und getestet, bevor es in die Endproduktion geht. Diese zwei haben sich zusammen getan und heraus kam nicht nur ein schickes, sondern auch ein robustes Brett für alle Lebenslagen. Ob die sonntägliche Spazierfahrt, der Weg zur Arbeit oder gar sportliche Tricks, mit diesem Schmuckstück kein Problem. Garantiert ein guter Freund für die nächsten Jahre! Wer will?Wer will? Einfach ‘ne Email mit dem Kennwort: Rollercoaster an geschenke@ sleazemag.de
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SLEAZE vierundzwanzig
High on Music
Tollie e Pre s
Festivals sind eine super Sache: Sonne, Dosenbier, eine Pause vom Duschzwang der westlichen Zivilisation und Musik, Musik, Musik. Wobei es manchmal ja schon nerven kann, wenn man vor lauter Festival-Fußvolk die Bühne nicht sieht. Wer schon mal zwei Stunden hinter einem headbangenden, verschwitzten 1,95-Metaller verbracht hat, weiß, wovon die Rede ist... Wie cool wäre es, wenn man einfach mal über dem Getümmel schweben und sich das Ganze von oben ansehen könnte? Und ratet mal: das geht! Der Jägermeister Hochsitz macht‘s möglich. Am Drahtseil eines Krans schwebt diese Bar der Lüfte 50 Meter über der Menge. 22 Festivalgänger können auf diese Weise entspannt Drinks schlürfend Aussicht und Musik genießen. SLEAZE verlost je 1x2 Tickets für das „Summer of Love“ (Raa-Besenbek, 19. / 20.08.), das SonneMondSterne (Saalburg Beach, 12. - 14.08.) und das Highfield-Festival (Störmthaler See, 19. - 21.08.) – alles inklusive eines Fluges mit dem Jägermeister Hochsitz. Interesse? Schreibt eine Mail an geschenke@sleazemag.de mit dem Betreff „von oben herab“ und dem Namen des Festival, auf das ihr gerne gehen würdet!
Fruchtig, bitter, cremig...lecker! New York, San Francisco, Miami...wer will da nicht gerne mal hin. Selbst auf bekennende USA-Verweigerer haben diese amerikanischen Großstädte eine faszinierende Wirkung. Vermutlich ist das auch der Grund, warum SKYY Wodka den eben genannten Metropolen eine limitierte Edition gewidmet hat. Neben unterschiedlich designente Flaschen gibt es zu jeder Stadt ein passendes Cocktail-Rezept. Sommerlich frisch, süß und bunt kommt Miami daher. Mit Licor 43, frischen Limetten, Maracuja-Cranberry-Saft und natürlich SKYY Wodka...da kann man die Sonne und den Strand zumindest auf der Zunge spüren. Für San Francisco hat sich der Wodka etwas Ausgefalleneres einfallen lassen, um dem bunten Multikulti-Flair der kalifornische Metropole gerecht zu werden. Neben Zitronensaft und Himbeersirup wird der Wodka mit rotem Wermut und fluffigem Eiweißschaum zu einer ungewöhnlichen Getränkekomposition gemischt. Extravagant, clean und stilvoll kommt natürlich New York daher, der Stadt in der nicht nur Mode-, sondern auch Cocktailtrends gesetzt werden. Und wer wird nicht neugierig bei einem Getränk aus Skyy Wodka, Lillet Blanc, Pechaud Bitter, Orangen Bitter und frischen Gurken? SLEAZE bietet nun die Möglichkeit, eine Limited Edition SKYY Wodka zu gewinnen. Mail an geschenke@sleazemag.de, in den Betreff das Kennwort: Miami Vice
lleise o T re P SLEAZE vierundzwanzig
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Pascal „Fettnapfmann“ Scheib Daniel „alles kann, nichts muss“ Boy David „Was gibt’s noch zu tun?“ Jank Jero „hammerüberragend“ Kuck Anna „nennt Yanah 150 Kilo Frau“ Lederle CoCo „Doktorin der Orthopädie“ Meurer Daniel “ist gerne nackt” Siegmund Julia “das ist jetzt aber die Richtige” Hess Rike “Schriftstellerin” Drust Julian “Frau und Kinder” Weicht Christian “hihihihihi, er heißt Horn” Horn Redaktionshund 1 Lena „Korb, Kohorb“ Hölig Boy Redaktionshund 2 Betty „Bocksprung“
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