SLEAZE November 2008
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SLEAZE Trash mit SubstanZ
INTRO Liebster SLEAZE-Leser,
SLEAZE ist jetzt ein Jahr alt. Wir gratulieren uns. Wir gratulieren uns zum Durchhalten, auch wenn es wirklich manchmal hart war. Wir gratulieren uns zum Spaß haben und Enttäuschungen wegstecken wie Indianer. Wir gratulieren uns zu einer kleinen aber wirklich feinen Fangemeinschaft. Wir gratulieren uns zu Chaos und Trash mit in Deutschland. Wir gratulieren uns zu vielen Mitstreitern und einigen Neidern. Und deshalb soll sich jetzt jedes SLEAZEL kräftig auf die Schulter geklopft fühlen. Ja jetzt bitte! Los jetzt! Ansonsten…wie immer Heft mit Füllung. Jan Mielke und Valerie Oster zauberten in diesem Heft zwei hervorragende Fotostrecken und wir verneigen unser Haupt tief vor diesem fachmännischen Können. Jetzt lehnt euch bitte zurück, macht es euch bequem und genießt eure SLEAZE. Das habt ihr euch verdient und wir auch. Wir wünschen euch einen hervorragenden November und denkt dran: SLEAZE hat es gut, wenn man drauf tritt, kommt kein Blut. Dafür aber im Dezember eine Sonderausgabe mit Geburtstagsparty! Mehr wird noch nicht verraten. Und nun… Hoch die Tassen Yanah und die SLEAZELS
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04 Kolumne 06 Zeven: Beim nächsten Mal sind Politiker dran 10 Wir leben im Zuchthaus - Nazis die keine sind 12 Nazischick dank Friedrich Flick 14 Schick dank Flick (Fragebogen) 16 Mode 22 23 und mehr paranoide Mathematiker 23 Frag Tante Noah 24 Ein Tag im Leben von... 26 Briefe an Wagner 27 Til Schweiger gewinnt jeden Vergleich 28 Hairwash Project 30 Bücher 32 Gute Nachricht: Feminismus ist doch cool 34 Comics 34 Schwule Hasen und echte Mädels 36 Videoraiders 38 Hard Rock Zombies 40 Gefilmtes 42 2009 - dieses Jahr wird lang 44 Games 46 Es geht auch ohne! 50 Bloc Party: Intimitäten 52 Monika Kruse 53 Sizzla: Die Angst vor fremden Männern 54 Zwischen Schweden und Schwefel 55 DAS Bo 56 Musik 62 Plattendreher 2.0 - Digital ist Besser? 64 SLEAZE on tour 66 Probleme aller Länder vereinigt euch! 68 Schwanz einziehen ist jetzt vorbei! 69 Warum ein Buch über Turnschuhe so toll ist 70 Zombie Pin Ups 74 Making of Mode 77 Mitarbeiterin des Monats 78 Weihnachtliches-SLEAZE-hat-die-bestenGeschenke-westlich-des-Nils-Gewinn-Verlosungsaktion 81 The Sleazels 82 Outro 82 Impressum
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Kolumne Hupe wenn Du geil bist!
Unzählige Alchemisten waren über hunderte von Jahren auf der Suche nach dem Stein der Weisen, jener sagenumwobenen Substanz die unedle Metalle in Gold oder Silber verwandeln sollte. Die Besitzer von Goldzertifikaten werden sich in Anbetracht der gegenwärtigen Lage auf den Finanzmärkten sicherlich darüber freuen, dass das mit der Goldherstellung bisher nicht geklappt hat. Geht es aber darum Dinge in Geld zu verwandeln sieht die Sache schon anders aus. Hierzu benötigt man lediglich ein halbwegs attraktives Model, professionelle Bildbearbeitungssoftware nebst einem halbwegs fähigen Fotographen. Diese Zutaten wirft man nun in ein Atelier und lässt sie ein paar Stunden bei mittlerer Hitze arbeiten. Das Ergebnis dieser magischen Mixtur pappt man nun auf all den minderwertigen Plunder, der sich ohne Sexappeal wesentlich schlechter verkaufen ließe. Bei Produkten zählt das Image mehr als die Qualität, ob es sich dabei um Fensterkitt oder Autos handelt spielt dabei keine Rolle. Ein Sportwagen ist sexy, was auch immer das eigentlich bedeutet. Heißt das man kriegt mit einem Porsche so viele Frauen das er sexy wird oder ist das Fahrzeug selbst sexy? Wenn Letzteres zutrifft versuchen vermutlich nicht wenige Porschefahrer in einsamen Momenten ihr Gefährt zu begatten. Rein praktisch würde dies die mannigfache Auswahl an Sportauspuffanlagen in verschiedenen Größen erklären. Wie bringt man den Wagen in Stimmung, hupt man wenn man geil ist? Die Werbung hat ja auch Recht, wir alle sind wild, offenherzig, durchtrainiert und hochgradig promisk. Da legt die Lehramtsstudentin noch selbst Hand an den Mann um über die Runden zu kommen, Darsteller von Pornofilmen sind jetzt auch irgendwie Schauspieler und Frauen die ihre Wäsche bei C&A kaufen sehen so aus wie die Models auf den Werbeplakaten. Der nächste Höhepunkt ist immer in Reichweite, denn wir sind irgendwie stets unterwegs zum Gipfel der Lust. Wer wagt es noch von sich das Gegenteil zu behaupten? Jemand der an dieser Stelle darüber nachdenkt warum seine Partnerin nicht so aussieht wie die Frau auf dem Werbeplakat, keine Freundin zum Duschen einlädt und im Nachttisch weder Reitpeitsche, Gerte oder Schlagstock aufbewahrt, sollte freundlich aber bestimmt auf die bestehenden Mängel verweisen. Schließlich kann es nicht falsch sein, wenn man seine Vorstellungen über eine glückliche Beziehung den Boulevardmagazinen entnimmt. So erhöhen wir untereinander die Erwartungshaltung dem von Fernsehen und Werbeindustrie propagierten Ideal gerecht zu werden. Der Mensch ist ein Rudeltier, letzten Endes wollen wir alle einfach nur dazugehören. Jedes Produkt birgt auch die Hoffnung auf ein aufregenderes Leben, egal wie langweilig und trist sich der Alltag anfühlt. Die Oberflächlichkeit der glitzernden Medienwelt lässt jeden in dem festen Glauben zurück, dass er ein Star werden kann, wenn er nur willens ist mit der Kraft der Verzweifelung seinen Träumen hinterher zu jagen. Also seid fein artig und tut nichts was die Anderen nicht auch machen würden, schließlich haben die jenes wilde Privatleben das ihr nur aus dem Fernsehen kennt. Ihr wisst auch genau, dass das wahr ist, denn ihr habt es ja im Fernsehen gesehen! Euer Damo
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Zeven: »Beim nächsten Mal sind Politiker dran« Das Amtsgericht Zeven verurteilte am 09.09.2008 einen 19 Jährigen Neonazi aus dem niedersächsischen Sittensen zu drei Jahren Haft. Das damalige Mitglied des »NPD Unterbezirkes Stade« hatte, gemeinsam mit zwei weiteren Angeklagten, nach Gesprächen anlässlich der Gründung eines lokalen NPD-Stützpunktes in Sittensen zwei Brandbomben in die Räumlichkeiten eines muslimischen Gebetshauses in Sittensen geworfen. In der Urteilsbegründung verwies das zuständige Amtsgericht Zeven einen politischen Hintergrund der Tat allerdings ausdrücklich in das Reich der Fabeln. In der Nacht zum diesjährigen Ostersamstag schlugen die Täter zu. Nachdem einer der Angreifer die Fensterscheiben des Gebetsraumes zerschlagen hatte, wurden zwei zuvor präparierte Brandsätze, sogenannte »Molotow-Cocktails«, in das Innere des Gebäudes geworfen. Unvorbereitet waren die Angreifer nicht. Der Angriff stand nach Angaben des Pressesprechers der Polizeiinspektion in Rotenburg Wümme im Zusammenhang mit der Gründung eines »NPD-Stützpunktes Sittensen«. Im Zuge der Gespräche zur Vorbereitung der Gründung jenes NPD-Stützpunktes wurde auch der Brandanschlag auf das muslimische Gebetshaus besprochen und geplant. Zu Testzwecken hatten die an dem Anschlag beteiligten Neonazis einen weiteren Brandsatz bereits auf dem Balkon des nun zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilten Christian S. gezündet. Am Tatort selbst hinterließen die Täter dann Klebezettel mit Bezug zur norddeutschen Neonaziszene. Es ist einem Zufall zu verdanken, dass durch den Anschlag keine Menschen verletzt wurden. In einem an den Gebetsraum angegliederten Wohnhaus schliefen zum Tatzeitpunkt fünf Personen. Entgegen der ursprünglichen Anschlagsplanung zersprangen die Brandflaschen nicht beim Aufprall in den Räumlichkeiten. Der verwendete Brandbeschleuniger verteilte sich daraufhin nur punktuell, setzte sich im Teppichboden fest und zerstörte das Mobiliar. Nur durch Glück erlosch das Feuer wenig später ohne Fremdeinwirkung. Die Polizei bezifferte den dabei entstandenen Sachschaden auf insgesamt 10.000 Euro. 6
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Richterin: »Kein politischer Hintergrund«
Vor der Kammer des Amtsgerichtes Zeven gaben sich der Hauptangeklagte Christian S. sowie zwei weitere Angeklagte nun politisch geläutert. Dem Schöffengericht gegenüber bedauerten die Angeklagten ausdrücklich die Anschlagsplanungen und die daraufhin durchgeführte Tat. Der Hauptbeschuldigte Christian S. distanzierte sich in seiner Erklärung darüber hinaus ausdrücklich von der neonazistischen NPD, zu deren Mitgliedern er zum Tatzeitpunkt gehörte. Mit dem am 09.09.2008 verkündeten Urteil gegen den in Fußfesseln vorgeführten Rädelsführer Christian S. folgte die Richterin im Amtsgericht Zeven dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung des Angeklagten hatte hingegen auf eine zweijährige Haftstrafe plädiert. In einem Sachverständigengutachten wurden zuvor erhebliche Einschränkungen in der Persönlichkeitsentwicklung von Christian S. festgestellt. Einschränkungen, die in Zusammenspiel mit Alkohol zu einer verminderten Schuldfähigkeit führe, wie das im Prozessverlauf verlesene Gutachten hervorhob. Einen politischen Hintergrund der Tat schloss die Richterin in der Urteilsbegründung ausdrücklich aus: »In eine Statistik über rechtsextreme Straftaten werde die Tat nicht einfließen.« Die Angeklagten hätten sich ihren Worten folgend »glaubhaft von der rechtsextremen Szene distanziert«, so die Richterin. Das nicht unerhebliche Vorstrafenregister des Hauptbeschuldigten wirkte sich allerdings zu seinem Nachteil aus. Die dreijährige Haftstrafe wolle das Gericht dennoch als Chance verstanden wissen. Der Haupttäter »brauche einen gesicherten Rahmen, um seine Persönlichkeit zu entwickeln und später am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können«, so die Richterin weiter. Die zwei jugendlichen Mitangeklagten wurden durch das Amtsgericht zu je zwei Wochen Dauerarrest sowie der Ableistung von insgesamt 80 Arbeitsstunden als »tätige Reue« verurteilt. Die Aussagen eines Mitangeklagten, der im Verlauf des Prozesses eine direkte
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Tatbeteiligung bei der Durchführung des Anschlages abstritt, wertete das Schöffengericht in der Urteilsbegründung als Schutzbehauptung und verwies auf die gemeinsame Planung des Brandanschlages.
»Ich habe bei Adolf Dammann gelernt« Inwieweit Aussagen des Hauptangeklagten Christian S. zu werten sind, zeigen auch Auslassungen des Neonazis im Verlauf von Verhandlungspausen des Prozesses. Dort war von Reue keine Rede mehr. Anwesenden Journalisten gegenüber äußerte Christian S. zwar sein Bedauern in Bezug auf den Brandanschlag auf das muslimische Gebetshaus in Sittensen, aus seiner heutigen Sicht wären Polizisten und Politiker die sinnvolleren Ziele gewesen. Auf Fragen der Beeinflussung und Verstrickung von Mitgliedern des NPD-Unterbezirks Stade in den Brandanschlag, erwiderte Christian S.: »Ich habe bei Adolf Dammann gelernt«. Der 68jährige Adolf Dammann ist Vorsitzender des NPD-Unterbezirks Stade und gilt als politischer Ziehvater von Christian S. Als ehemaliger politischer Organisationsleiter der niedersächsischen NPD scharrt Dammann bereits seit mehreren Jahren Jugendliche um sich mit der Absicht, diese politisch zu schulen. Christian S. soll erst auf direkte Veranlassung von Dammann in die NPD aufgenommen worden sein. Dort erhielt der militante Neonazi dann die Mitgliedsnummer »88312«.
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Dennoch distanziere sich Christian S. nun von der NPD. »Der demokratische Weg von dem Großteil der Mitglieder der NPD läuft ins Nirgendwo«. In den Verhandlungspausen bedauerte Christian S. vor allem die in seinen Augen propagierte Gewaltfreiheit der Partei: »Früher hat man Probleme noch mit der Waffe geregelt«. Nach seiner Haftentlassung werde er politisch »weitermachen«, kündigte S. an. Aber dann nicht mehr für die »verweichlichte« NPD aktiv werden, sondern in der militanten Kameradschaftsszene. Er sei nun bei »Blood & Honour« und dem »Kampfverband Nord« aktiv.
»Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener« (HNG). Desweiteren verwies Christian S. auf einen weiteren in der JVA Hameln einsitzenden Neonazi mit Vorbildcharakter. Nach seiner Haftentlassung plane dieser, aus Rache den Bruder seiner ehemaligen Freundin »hinzurichten«. Ankündigungen, die bei dem 19jährigen Neonazi Christian S. nach Eigenbekunden eine gewisse Bewunderung auslösen.
Auch Malte B. aus den Reihen der NPD/ JN Verden gehört zu dem Kreis von Neonazis, die mit Hilfe von Schulungsveranstaltungen im NPD-Unterbezirk Stade zu neonazistischen Überzeugungstätern erzogen wurden. Inzwischen gilt Malte B. nicht nur im Zusammenhang mit Körperverletzungsdelikten als einschlägig vorbestraft. Weniger bekannt dürften allerdings andere Aktivitäten des Verdener Neonazis sein.
Von diesem Neonazi stammten auch die frisch gestochenen Tätowierungen auf dem Arm von Christian S.. Tätowierungen, die während der Untersuchungshaft entstanden und die der jugendliche Neonazi im Gerichtsaal vor den Augen der Richterin sorgsam verdeckt hielt. Neben einem mit Runenzeichen versehenen Schriftzug »Wotan« und einer Triskele auf dem Unterarm findet sich dabei auf dem Oberarm auch das Kürzel »SA«. Nicht ohne Stolz berichtet Christian S. in den Verhandlungspausen, auf die Tätowierungen angesprochen, von der Brutalität der »Sturmabteilungen« des NSRegimes. »Damals wurde noch kurzer Prozess gemacht« beginnt der 19jährige zu schwärmen.
Malte B. gehörte in der Vergangenheit zu den neonazistischen Bewohnern des Heisenhofes in Dörverden. In den Garagen des geplanten »Schulungszentrums« des Hamburger Neonazis Jürgen Rieger soll das Mitglied der NPD/JN Verden Rohrbomben entwickelt und gefertigt haben. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2006 sollen auf dem Gelände in Dörverden Sprengversuche durchgeführt worden sein. Es blieb nicht nur bei den Versuchen. Auf ein in unmittelbarer Nähe des Heisenhofes liegendes Mahnmal, errichtet zum Gedenken an Zwangsarbeiter während des zweiten Weltkrieges, wurde kurze Zeit nach den Sprengversuchen ein Bombenanschlag verübt. Durch die Detonation wurde ein Betonpfeiler des Mahnmals auseinander gerissen. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich szeneinternen Angaben zufolge um Malte B. handeln.
»Ihr werdet noch von mir hören«
Inwieweit die Relativierungen der politischen Dimension des Brandanschlages in Sittensen durch das Amtsgericht Zeven der zukünftigen »Persönlichkeitsentwicklung« von Christian S. zuträglich sind, erscheint ungewiss. Christian S., der das Urteil äußerlich unbeeindruckt vernahm, äußerte nach Beendigung des Prozesses Journalisten gegenüber, das er ursprünglich mit einer weitaus härteren Strafe gerechnet hatte. Die nun folgende Dauer der Haftstrafe werde er damit verbringen, sich auf die Zeit nach seiner Entlassung vorzubereiten.
Wenige Wochen vor dem Brandanschlag in Sittensen hatte Christian S. unter der Bezeichnung »Combat 18« bereits massive Drohungen an Journalisten verschickt. Hinter der Bezeichnung »Combat 18« verbirgt sich eine terroristische Neonaziorganisation aus Großbritannien, die als »bewaffneter Arm« von »Blood & Honour« gilt. Auch in einem Internetforum des unter anderem in Deutschland und Ungarn verbotenen »Blood & Honour«-Netzwerkes findet sich Christian S. Auf Fotografien posiert der jugendliche Neonazi dort mit einem Gewehr im Anschlag.
Die Ausblendung der politischen Hintergründe lässt vor allem Fragen im Bezug auf die Schulungsarbeit des NPD-Unterbezirks Stade unbeantwortet. Mehrfach sorgten militante Aktivitäten von Neonazis aus dem Zusammenhang des NPD-Unterbezirks und dessen Schulungsarbeit in der Vergangenheit für Schlagzeilen, wie beispielsweise im Jahr 1999, als eine Gruppe Neonazis eine Flüchtlingsunterkunft in KutenholzAspe überfielen. Die Angreifer waren wenige Stunden vor der Tat auf einer internen Schulungsveranstaltung der NPD Stade gewesen.
Während seiner Untersuchungshaft in der JVA Hameln habe er bereits weitere entsprechende Kontakte knüpfen können.
In der Haftzeit plane er sich betreuen zu lassen. Nicht von Sozialpädagogen, sondern vielmehr von der neonazistischen
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Auch Christian S. berichtete in den Verhandlungspausen immer wieder von beabsichtigten Sprengstoffanschlägen. Im Anschluss an den Prozess und seiner Überführung in die JVA Hameln fand Christian S. vor den Türen des Amtsgerichtes Zeven dann noch Zeit für eine Zigarette. »Ihr werdet noch von mir hören« gibt Christian S. vor seiner Abfahrt in die JVA Hameln einigen Prozessbeobachtern mit auf den Weg. »Schneller als euch lieb ist, und es wird euch nicht gefallen«, so sein abschließender Kommentar. Eine Aussage, die wohl der Wahrheit entspricht. Angesichts der »einsichtigen Äußerungen« des Angeklagten gegenüber dem Schöffengericht wurde Christian S. eine vorzeitige Haftentlassung in Aussicht gestellt. Recherche Nord www.recherche-nord.com
Weiterführende Infos, Videos, Links, Diskussionen und andere weltbewegende Wichtigkeiten zu diesem und anderen Artikeln findet ihr auf unserem Blog www.sleazemag.de Wir treffen uns dann dort.
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-> Wir leben im Zuchthaus! Nazis, die keine sind <-
Wenn man seinen Ruf als – mitunter unfreiwilliger – Danger Seeker erst einmal weg hat, ist das Redaktionsleben fast schon entspannt. Wenn ich nicht genau wüsste, dass ich mir da selbst nur den Journalistenalltag schönrede. Und so lasse ich mich wie zu jeder neuen SLEAZE-Ausgabe überraschen, welchen netten Zeitgenossen die Chefs für meine neue Story ausgewählt haben. Zwei Meldungen eröffnen das Gespräch im Büro der Chefin. Positiv: Dieses Mal wird’s also keine Zeitreise. Fragwürdig indes der Satz: Sag mal, du hast doch damals den Adolf getroffen. Nachtigall ... Mein Schweißausbruch wird zur Kenntnis genommen. Man reicht mir Baldrian und Nerventee. „Alles halb so wild“, tätschelt Yanah mir das Händchen. Ich soll in der sicheren Umgebung eines Gefängnistraktes einen verurteilten „ExNeonazi“ treffen. Christian S. aus Sittensen sitzt wegen eines Brandanschlags auf ein muslimisches Gebetshaus ein. Bestimmt ein sympathischer Zeitgenosse, denke ich. Aber wenigstens sind Wärter anwesend. Ein paar Stunden später sitze ich also im Besucherraum der Haftanstalt und warte auf den vom Amtsgericht Zeven verurteilten ehemaligen NPD-Anhänger, der laut Urteil der Richterin irgendwie gar kein richtiger war, sondern einfach nur voll wie eine Strandhaubitze. Gerade will ich den Raum betreten, da rennt der Gute mit voller Wucht gegen die Gittertür. Schon jetzt wird mir klar: Allzu kluge Statements mit verwertbarem Inhalt sind eher nicht zu erwarten. Stammeln, Stottern, Sittensen. Frei nach diesem Motto erlebe ich die langweiligste Stunde meines Lebens. Wenngleich die Erzählung, wie der 19jährige Volldepp namens Christian mit seinen Spießgesellen den ersten Brandsatz auf dem eigenen Balkon gezündet hat, nicht ganz ohne ist. Respekt für so viel Idiotie. Fast hätten sie sich den eigenen Hintern weggesprengt.
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Und beim eigentlichen Manöver – wie es mein Gegenüber nennt – waren sie zu blöd, die Bauanleitung für den Molotowcocktail richtig zu lesen. Ergebnis: Setzen, sechs! Mit den Nazis habe er aber sowieso schon lange abgeschlossen. Das habe die Richterin beim Prozess damals schon verstanden. Trotzdem wird er nicht müde, zu erwähnen, bei wem er „in die Schule gegangen ist“. Noch nie gehört. Ob dem Obersturmbandführer das so recht ist, dass sein Name in Verbindung mit Deutschlands dümmsten Nazis in einem Atemzug genannt wird?!
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Über diese Frage und die Erfolgsaussichten einer RTL-II-Sendung mit gleichem Titel sinnierend, verpasse ich die Hälfte des sinnfreien Gebrabbels von der anderen Seite des Tisches. Die Zeit vergeht zäh wie Kaugummi. Wann, lieber Gott, wann werde ich endlich Nobelpreisträger oder große Schriftsteller der Zeitgeschichte im Rahmen dieser Vier-Augen-Gespräche treffen? Oder wenigstens normalbegabte Menschen, die wenigstens Additionsaufgaben im einstelligen Bereich selbstständig ausführen können! Unterbrochen werde ich von einem lauter werdenden Gemurmel. „Ihr werdet euch noch wundern, was ihr in drei Jahren noch von mir hören werdet, wenn ich wieder auf freiem Fuß bin“. Große Pläne habe er, sagt der Christian. Der Christian ist nämlich in der Eigenwahrnehmung ein ganz aufgeweckter. Ich habe das Gefühl, er könnte zu oft aufgeweckt worden sein. Schlaf würde seinem Verstand vielleicht besser bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieses Wunderwerk vollständiger Intellektfreiheit ohne Hilfe drei Jahre Haft durchstehen will.
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Meine Überlegungen werden durch einen lauten Knall jäh beendet. Völlig in Rage geredet, hat sich mein Gesprächspartner unter dem Tisch selbst die Beine so geschickt verknotet, dass er beim Aufstehen der Länge nach aufs Gesicht fällt und nun aussieht, als hätte ihm eine Gang ausländischer Mitbürger mal schnell gezeigt, was man neben dem Beten in Al-Kaida-Kaderschmieden im Nahen Osten noch so alles mit auf den Weg bekommt. Ein so tristes Bild, man kann fast Mitleid mit dem einst typisch deutschen Nachwuchsnazi haben. Aber eben nur fast. Bloß raus hier ... 10
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Hallo Kinder! Na, langweilt euch euer alter Schulname, weil ihr im Schiller-, Goethe- oder Lessing-Gymnasium unterrichtet werdet? Warum sollte denn nur das Kreuztaler Gymnasium vom Schick der Flicks profitieren? Holt euch den Esprit de Flick auch an eure Schule und füllt einfach das Formular aus! Wir ………………….……….. (Name der Schule) möchten gern am ……………. (Datum) in Friedrich-Flick-Gymnasium umbenannt werden, weil unsere Schule: zur Sonnenwendfeier mit einem neuen Namen angeben möchte. im Werkunterricht auch Bomben, Granaten und Munition produziert. unseren Schülern so bessere Chancen auf ein Stipendium der Quandts verschafft. braune Schuluniformen einführen möchte. als Schulhymne die erste Strophe des Deutschlandlieds führt. Weltkarten hat, in denen Ostpreußen noch zu Deutschland gehört. zwar keine Abiturienten mehr hat, aber dafür massenweise Hauptschüler ohne Haare. moralisch flexible Persönlichkeiten hervorbringt, die alle gern BWL studieren möchten. als fächerübergreifendes Projekt „Spendenaffären“ anbietet.
Wenn unsere Schule in Friedrich-Flick-Gymnasium umbenannt wird, werden wir: zur nächsten Klassenfahrt in Polen einmarschieren. keine Steuern mehr auf Aktienverkäufe zahlen. uns alle umbringen. Großaktionäre bei Daimler Benz. Ehrengäste bei der Familie Wagner. uns einen Schulhund zulegen, der Blondi heißt. auf dem Marktplatz von Kreuztal unsere Schulhymne singen.
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ut uht t hr esch i er t b m im s gu h uc ht e a Ein paar Tage, bevor DJ Krush seine Platten auspackte, haben wir in dem c Berliner Club Maria unsere Kameras ausgepackt. Viel Spaß bei unserer Was ma hochauthentischen Schuhstrecke.
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Club: Maria am Ostbahnhof / An der Schillingbrücke / Berlin – Friedrichshain Fotograf: Jan Mielke Styling: Valerie Oster Models: Daniel und Sara PS: Weil es doch wieder mal mehr nette Fotos ergab als gewollt, legen wir gegen Ende des Hefts noch ein kleines Making-of drauf.
Sneakers: Kawasaki, Jeans: Cheap Monday
Sneakers: Nike, Jeans: Models own
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•Sneakers: Nike Shirt: American Aarel Hose: Cheap Monday
Sneakers: Vans Socken & Tasche: American Aarel
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Sneakers: Nike Stiefel: Vintage (Stylists own) Hose: Cheap Monday Kondom: LifeStyl ES²
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Bevor der Templerorden verboten wurde und dessen Anhängerschaft mehrheitlich ihre Köpfe in der Schlinge wiederfanden, gab es 23 Großmeister. Ein normal entwickelter Mensch hat 23 Bandscheiben. Gleichzeitig benötigt das Blut exakt 23 Sekunden, um einmal komplett im Körper zu zirkulieren. Und Paris Hilton war 23 Tage im Knast. Kann doch kein Zufall sein, oder? Ihr riecht sicher auch schon den lieblichen Duft der Verschwörung! Wir auch!
Wenn Robert Anton Wilson (zusammen mit Robert Shea) nur geahnt hätte, welch‘ RiesenWellen und wilde Verschwörungstheorien seine „Illuminatus!“-Trilogie aus dem Jahre 1975 schlagen würde! Eigentlich war das Ganze nur als Satire gedacht, gerade eben auf wahnwitzige Verschwörungstheorien. Jedoch wird so etwas schnell zum „Schuss in den Ofen“ und Selbstläufer, wenn ein solches Werk in die Hände von humoristisch unbegabten Menschen gerät. Und die westliche Gesellschaft strotzt nun einmal vor solchen Leuten. Für sie waren die Bücher der Beweis, dass es eine, im Geheimen arbeitende, Weltverschwörer-Gruppe gibt. Die Illuminaten! Sie ziehen in Wahrheit an unser aller Fäden und bestimmen tagtäglich, „was“, „wie“ und „wo“ geschieht auf der Weltbühne. Und die Zahl „23“ ist ihr Erkennungszeichen, quasi ihre Signatur! Und plötzlich, nach dieser Erkenntnis, findet man sie überall, die 23. Natürlich nicht nur als einzelne Zahl „23“. Das wäre zu plump. Nein, die Illuminaten sind schlaue Kerlchen und spielen mit allen irgendwie möglichen mathematischen Kombinationen, die mit den Ziffern „2“ und „3“ vorstellbar sind. Zum einen hätten wir da die so genannte Quersumme von 23 (auch wenn man Mathe früher gehasst hat, das bekommt jeder hin!), sprich 2+3=5. Die 5 ist prima, weil unser Zahlensystem und -verständnis gut auf der 5 und deren Vielfachen aufbauen kann. Dann kann man die 23 natürlich spiegeln, also 32. Auch ganz klar ein Zeichen für die Illuminaten-Bande! Das ist der „23-Erkennen-Grundkurs“. Fortgeschrittene werden immer besser und kombinieren. Die Area 51 ist selbstverständlich 23+23+2+3=51. Womit bewiesen ist, dass dort auch ein Briefkasten der „Illus“ hängt. Mathe-Asse, die bei sowas nur müde gähnen, errechnen hingegen sofort, dass die letzten beiden Kommastellen der Quadratwurzel von 23 ebenfalls 23 sind (4,79583123). Das amerikanische „Bombengeschenk“ fiel um 15:08 Uhr auf Hiroshima; und 15+08=__ (genau!). In Tschernobyl stieg die Atomparty übrigens um genau 01:23 Uhr. Und selbstredend ist auch der Teufel ein Illuminat! Beweis, hier: 2 : 3 = 0,666 (dass es eigentlich 0,6666666666 Periode ist, spielt KEINE Rolle). 23
Es sieht also wieder mal so aus, als müssten wir alle sterben. Es gibt massenweise Seiten im World Wide Web zu diesem Thema (der Buchstabe „W“ ist übrigens der 23. im Alphabet). Viele wichtige historische Daten lassen sich auf 23 quersummieren. Und ganz zu schweigen von zig-mal so vielen absolut unwichtige Daten. „23er-Tage“, an denen wieder einmal nur grauer Alltag herrschte, an denen nichts Weltbewegendes geschah. Aber darüber liest man natürlich nichts. Menschen neigen nun mal dazu, kausale Beziehungen herzustellen – auch zwischen Dingen, die absolut keine Verbindung haben. Und so gibt es zwar immer tolle Vergangenheitsdeutungen, aber keine (zutreffenden) daraus folgenden Zukunftsvorhersagen. Außer natürlich, dass der Weltuntergangstag schon bombenfest steht: 23.12.2012. Um das Jahr 2012 auf Verschwörungslevel zu bekommen muss man dabei mathematisch schon recht gewieft sein, es geht so: 2+0= 2 und 1+2= 3. Der heiße Tipp stammt übrigens von den Maya, und uns würde 23:23 Uhr als Uhrzeit sicher nicht überraschen. Endlich mal ein Weihnachten, auf das man sich freuen kann!
VFrag Tante Noah WIDER WILLEN i ANTWORTEN Da es schon seit mehreren Wochen niemand
mehr wagt, sich Tante Noah bis auf weniger als zwei Meter Sicherheitsabstand zu nähern, greifen wir auch in dieser Ausgabe wieder auf volldigitale Kommunikation zurück. Tante Noah beantwortet Fragen aus Internetforen, die eigentlich gar nicht an sie gerichtet waren, aber auch... nicht ausdrücklich nicht an sie, was bedeutet, dass sie sie genau so gut auch gleich öffentlich beantworten kann.
„Schutzengel – wie findet man ihn?“ Gesendet von houdini7 am 10 Mai um 08:41
Wer kann mir helfen? Würde gerne wissen wie mein Schutzengel heißt oder wer er ist.Den Kontakt zu Engeln im Ganzen würde ich gerne aufbauen.Seit ich mich mit ihnen beschäftige sind mir einige Sachen passiert,Kleinigkeiten aber es war anders als sonst.Waren es Zeichen oder Zufall?Weiss mir keinen Rat.Wie finde ich den Unterschied,wenn ich die Engel was frage ob ich mir selbst die Antwort gebe oder ob ich sie bekomme?Es sind viele Fragen,weiss.Suche aber jemand der mir weiterhelfen kann.
Im Grunde ist der ganze Spuk um die „23“ in all‘ ihren Variationen nichts weiter als eine tolle Möglichkeit, seine mathematische Denkfähigkeit und sensorische Wahrnehmung nicht vollends einrosten zu lassen. Man sollte es nur nicht übertreiben, sonst landet man ganz schnell in der Klapse – und die ist ganz sicher fest in den Händen der Illuminaten! Und wenn man es genau betrachtet, wird einem auch klar, wer eigentlich wirklich Schicksal spielt und mitunter zum Mörder wird: die einzige Konstante im Universum, die Mathematik. Womit bewiesen sein dürfte, dass „Mathe“ Gott ist.
Liebe(r) houdini,
Pascal Linktipp: www.die23er.de
23 und mehr paranoide Mathematiker
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gut, dass es mich gibt. Denn nur ich habe die Antwort auf deine Fragen. 1) Dein Schutzengel heißt Wolfgang Schäuble. 2) Er ist ein älterer Mann, der verkniffen guckt und sich leise fortbewegt. Er hat besonders viel Angst vor Menschen, deren Sprache er nicht versteht. 3) Kontakt zu ihm bekommst du recht zügig, wenn du die Worte „Dominanzkultur“, „Mainstream-Terror“, „Gentrifizierung“, „Überwachungsstaat“ und „Bullensabotage morgen“ in eine E-Mail-Betreffzeile schreibst und diese Mail an den Bundestag schickst. 4) Wenn es im Raum kalt und grau wurde, waren es Zeichen von deinem Schutzengel Wolfgang. 5) Wenn dabei gleichzeitig im Hintergrund ein Lied von „Loona“ läuft, kommen die Antworten aus deinem eigenen Gehirn. Mit besten Grüßen an God’s Army, Tante Noah
„Bin ich dumm????“ Gesendet von forever1111 am 19 Dezember um 01:36
Hi Leute! Ich habe schon sehr oft die Erfahrung machen müssen das ich mich einfach absolut mit nichs auskenne! Ich meine was Allgemeinwissen angeht!!! Fragen z.b die bei Wer wird Millionär oder bei Quiztaxi kommen kann ich keine einzige beantworten! Ich hab null Allgeimeinwissen und das meine ich ernst! Hab mir solche Sendungen schon öfters angesehn und nicht mal die leichtesten konnte ich beanworten!!!!!! Was kann man denn da dagegen machen????!!!! SLEAZE November 2008
Oha. Du musst nicht unbedingt dumm sein, wenn Du beim Quiztaxi nicht mitkommst; auch ich kann ohne LSD und vier Bier dieser Sendung kaum folgen. Nicht zu wissen, welcher Bronski-BeatSong im Jahr 1982 Thomas Hackenberg am meisten beeindruckt hat, ist keine Schande. Bei „Wer wird Millionär“ sieht es schon anders aus. Es gibt da mehrere Möglichkeiten: 1) Du bist eine der weit über 40% der Frauen in Deutschland, die gern mal mit Günther Jauch schnackseln würden. Deswegen kannst du dich immer so schlecht konzentrieren, wenn die Sendung kommt. Seit diesem Umfrageergebnis sehe ich Deutschland übrigens mit ganz anderen Augen und gehe noch seltener vor die Türe. Zu eurem Besten. 2) Du bist eine der 100% Tante Noahs in Deutschland, die zu viel Bier getrunken haben, weil zuvor Quiztaxi lief, und deswegen bis um 20:15 Uhr bereits zu müde, um die Sargasso-See von der Saragossa-Band zu unterscheiden. 3) Du bist wirklich doof, weil du nicht weißt, dass das einzige Mittel gegen mangelndes Allgemeinwissen regelmäßiges Lesen der Zeitschrift Yps ist. Die wurde leider inzwischen eingestellt. Daher wird sich an deinem Bildungsniveau wohl nicht mehr viel verändern. Tipp: Du kannst es immer noch zu einer ansehnlichen Quizmasterkarriere bringen, was ja immerhin auch das größere Ding ist als zuhause Fragen für kein Geld zu beantworten. Deine Konsonanten können so angeschickert verschwimmen wie du willst (Stichwort „Familienduell“), dein Allgemeinwissen spielt keine Rolle, und selbst „Hallo, mein Name ist...“ steht auf einem Zettel, falls du das mal wieder vergessen hast. Dochdoch, Deine Tante Noah
„Echtpelz“ Gesendet von tatjana921 am 10 Mai um 08:16
Hi ! Was meint Ihr, kann man (frau) Echtpelz wieder tragen? Vor so ca. 2 Jahren waren meine Freundinnen und ich ja auch noch total so gegen echten Pelz. Wegen der Tierquälerei und so halt.(Jetzt bin ich 15) Aber so nach und nach änderte jede so langsam ihre Meinung, spätestens nachdem sie mal in den Pelz ihrer Mum geschlüpft war. Mir gings genauso. Als ich (zuerst wiederwillig) in Mums Nerzjäckchen geschlüpft bin, wußte ich, daß ich auch echten Pelz haben wollte. Seit letztem Winter hab ich ein Paar hohe Lackstiefel die innen komplett mit echtem Babynerz gefüttert sind. Die sind sooo kuschlig daß ich sie ungern wieder ausziehe. Nun hätte ich die Chance von meiner Mum eine total schicke Nerzjacke zu bekommen für den nächsten Winter, weil sie gerade ein super Angebot bekommen hat! Nun liegts an mir. Ich hätte die Jacke schon total gerne,
wäre aber die erste unter meinen Freundinnen, die offen Echtpelz trägt. Echtpelz zu tragen ist sowas tolles, da vergesse ich die ganze Tierquälchose echt gerne, bzw. nehm sie halt in Kauf. Ich habe aber keine Lust doof angepöbelt zu werden. Was meint Ihr? Kennt Ihr Mädchen, die Echtpelz tragen, oder tragt Ihr selbst? Wart Ihr vielleicht auch mal dagegen und tragt jetzt doch echten Pelz an Jacke oder Stiefeln? Wenn ja, was für eine Sorte? Und was für Erfahrungen habt Ihr gesammelt? Danke schonmal für Eure Antworten. Grüsse Tatjana
Liebe Tatjana, Ja, ich kenne „Mädchen, die Echtpelz tragen“: die, die keinen Bock haben, sich zu rasieren. Inwieweit deine Freundin ihre traumatische Erfahrung „nachdem sie mal in den Pelz ihrer Mum geschlüpft war“ schon wieder verarbeiten konnte, übersteigt natürlich mein Urteilsvermögen, aber zu deiner Frage hier mal eine ernsthafte Antwort: Du willst ein Arschloch sein, aber gleichzeitig nicht wie eins rüberkommen. Damit bist du dabei, dir einen spitzenmäßigen Platz in den historischen Reihen all der anderen feigen Flaschen vor dir zu sichern, die dasselbe Problem haben wie du: sich krass aufführen aber gleichzeitig okay rüberkommen wollen. Mit deinem wirren Aufruf nach „Erfahrungen“ willst du nur dein Gewissen beruhigt bekommen und möglichst viele ähnlich gestrickte Schnepfen sammeln, die Zeugs schreiben wie „voll süüüüß und kussschlig“ oder „voll warm ey, und mich hat auch noch niemand deswegen negativ angesprochen“. Wie du eigentlich darüber denkst, hast du dir ja schon selbst beantwortet. Wie konntest du nur bisher mit der Zumutung zurechtkommen, keinen Echtpelz zu tragen, armes Mädchen? Die Millionen Menschen, die sich in Schurwolle kuscheln – dir unverständlich. Also, entweder du trägst den Pelz von Viechern, die deswegen im großen Stil verarscht und auf links gezogen werden. Dann kannst du einen drauf lassen, „doof angepöbelt“ zu werden, zum Beispiel von mir, wenn du mir vor die Flinte läufst. Da musst du dann durch (Vorschlag: Ertrag‘s mit Stolz). Oder du sparst dir das und nimmst stattdessen einen lebenden Hamster als Streichel-Geisel: So leidet wenigstens nur ein unschuldiges Tier. Alternativvorschlag: Trag deinen eigenen Echtpelz! Trau dich, in Paris ist das diese Saison wieder in, doch, echt. Argh. Tante Noah
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Wenn auch du eine Frage an Tante Noah hast – und das darf durchaus auch eine sein, die Du auf dem Rücksitz eines schmierigen Internetforums aufgelesen hast – sende sie an: info@sleazemag.de Und vergiss nicht, dir ein affiges Pseudonym zu überlegen.
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Ein Tag im Leben von…
Dienstag, 7.00 Uhr. Ich sitze in der U-Bahn und fahre in die Schule, Matheklausur ist angesagt. Es ist nicht so, dass ich was gegen Mathematik habe, im Gegenteil, nichts ist klarer, nichts ist logischer als die Mathematik. Ein Ergebnis kann nur richtig oder falsch sein. Letzteres ist nicht so prickelnd. Ich habe geübt und stundenlang am PC verbracht, um sicher zu sein, die Arbeit mit einer 1 oder wenigstens mit einer 2 abzuschließen. Die Bierflasche in meiner Hand ist fast leer. Trotzdem bin ich nervös. Normalerweise nimmt mir das Bier den Stress. Ich werde wohl noch eine trinken. Der Kioskinhaber vor der Schule nimmt es mit dem Alter nicht so genau. 7.20 Uhr Hat prima geklappt, der fragt nie nach dem Ausweis. Das Klappern der zwei Flaschen in meiner Tasche wirkt beruhigend. Komisch, eigentlich schmeckt mir Bier nicht, warum trinke ich es dann? Egal, jetzt ist Mathe angesagt. 7.35 Uhr Jetzt klappert nichts mehr in meiner Tasche, eine Flasche alleine kann nicht klappern. Ich bin mir sicher, die Mathearbeit mit einer 1 zu beenden. Wie gesagt, nichts ist so einfach wie Mathematik, ich liebe Mathe. Man kann so ziemlich mit allem belogen werden, nur nicht mathematisch.
10.00 Uhr Warum habe ich mir Sorgen gemacht? War doch klar, dass ich es schaffe. Ich sitze in der Mensa, mir gegenüber Sandra. „Ich glaube, ich habe es voll vergeigt“, spricht sie mich an. „Ich packe das nicht, das ganze Abi ist mir zuviel, ich ackere und büffele und krieg nichts in mein Hirn hinein, sag, wie machst Du das?“ „Stressregulierung“, erwidere ich. „Ein Fläschchen Bier, hin und wieder zwei, und schon prallt alles von Dir ab“. „Quatsch“, sagt Sandra, „mit Bier im Kopf wird mein Wissen auch nicht größer und der Stress mit meinen Eltern auch nicht kleiner“. „Stimmt“, antworte ich, „aber es ist Dir egal.“ 15.30 Uhr Ich muss die Fahrstunde ausfallen lassen. Wenn die Fahrlehrerin die Fahne mitkriegt, schickt sie mich sowieso wieder nach Hause. Das ist ein Riesenschwachsinn, jeder, der den Führerschein hat, kann in aller Ruhe ein Bier trinken und trotzdem Auto fahren. Hauptsache, er bleibt irgendwie in der Promillegrenze. Nur ich darf nicht mit 0,5 Promille fahren, das ist Schikane!
20.15 Uhr Er hat’s mitbekommen! Voll der Anschiss! Ich liege auf meinem Bett, Taschengeldentzug, Stubenarrest, Handy kassiert und als Krönung meine letzte Flasche Bier ins Klo gekippt. Ich mache den Fernseher an. Es läuft Werbung, eine Frauenstimme sagt gerade: „und eine Flasche von die Bier, die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel“.
00.35 Uhr Drei Flaschen Bier stehen zwischen mir und der Verkäuferin. Ich lege 5 Euro auf den Tresen, die Verkäuferin sieht mich skeptisch an. Ich sehe ihr an, wie sie die Frage formuliert. Ich spüre, wie sich die Buchstaben aneinander reihen. Ich versuche, einen coolen Eindruck zu machen. Ihre Lippen öffnen sich und ich höre den Satz: „Na, wie alt sind wir denn“?
22.00 Uhr Nix mit schlafen, ich wälze mich schweißgebadet im Bett. Wenn ich 18 bin, ziehe ich hier aus und ich krieg garantiert kein Heimweh. Ich lache, weil ich an meinen Großvater denke, der immer sagte: „Durst ist schlimmer als Heimweh.“ Eine ohnmächtige Wut überkommt mich, was bilden die sich ein? Ich bringe eine 1 nach der anderen nach Hause, wasche das Auto, helfe Mutti in der Küche, gebe den Loser-Kids Nachhilfeunterricht und und und! Als Dank sehen die in mir einen angehenden Alkoholiker, so ein Quatsch! Ich werde es denen schon zeigen, ich werde Rechtsanwalt und kein Säufer.
01.45 Uhr Es schmeckt nicht, aber das Gefühl ist cool. Niemand ist mir gefolgt, als ich die zwei Flaschen Bier vom Tresen riss und los rannte. Es wird nicht mal eine Anzeige geben. Schließlich habe ich die 5 Euro liegenlassen und damit noch ein gewaltiges Trinkgeld gegeben. Ich habe noch 12 Euro und 30 Cent. Der morgige Tag ist gerettet. Dies ist ein Tag aus dem Leben eines Trinkers. Mein Name ist Jonny Ruuk*, ich bin ein Alkoholiker.
23.10 Uhr Das blöde Sparschwein meiner Schwester ist kaputt gegangen, nun merkt sie es doch. 00.15 Uhr Ich verlasse die vierte Kneipe ohne Bier, nur weil ich noch nicht 18 bin. Ich laufe zum Hauptbahnhof, an irgendeinem Kiosk wird es schon klappen.
17.00 Uhr Ich zerkaue eine Gewürznelke, um die Alkoholfahne zu verbergen und bringe die vier leeren Flaschen in den Müll. Hoffentlich kriegt mein Vater nichts mit. Der macht dann einen Riesenalarm!
*Name von der Redaktion geändert
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SLEAZE November 2008
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briefe an wagner Wagner schreibt an das Nobelpreis-Komitee. Lieber Wagner, dein heutiger Brief an das NobelpreisKomitee ist ein rechtes Mit-dem-FußAufstampfen. Toll! Ein beleidigter Junge beschwert sich über den ihm unbekannten Literatur-Nobelpreisträger Le Clézio. Der pure Egoismus muss das Komitee geritten haben, nicht zu dir nach Hause gekommen zu sein und dich, in deinem Ohrensessel sitzend, um Rat gefragt zu haben. Du hättest die Brille abgesetzt, dir den Bügel nachdenklich in den Mund geschoben und vermutlich mit leicht zusammengekniffenen Augen so etwas gesagt wie: „Ich atme Worte. Ich tanze durch Sätze und ziehe in Kapiteln die Vorhänge zu. Das ist meine Welt. Ich lebe Lesen. Der Nobelpreis für Literatur geht an Katja Kessler.“ Die Akademie ist deiner Meinung nach ein stieseliger Verein, bei dem es zugeht wie bei der grätzigen, unverheirateten Tante, bei der man die Schuhe ausziehen muss, die immer zu wenig Kakao in die heiße Milch tut und die immer zwar leise, aber sehr artikuliert und langweilig spricht. Und vor lauter Schmollen entgeht dir ein wichtiges Detail. Du schreibst polemisch über die Akademie: „Bitte nur nicken, die Akademie liest gerade ein Buch eines Forschers, der in der Bärensprache mit den Indianern spricht.“ Hallo? Wagner? Du nimmst doch sonst alles, was du schreibst, für bare Münze. Wenn also deiner Meinung nach der Forscher BÄRISCH kann, hättest du doch eigentlich sofort versuchen müssen, ihn zu finden, damit er Knut fragen kann, ob ihm der Geruch deiner Eltern auch fehlt. Um dann später zu merken, dass du dir das ja auch nur als Stilmittel ausgedacht hast. Dann hättest du dich, gönnerhaft lachend, kopfschüttelnd selbst in den Arm genommen. Zu guter Letzt sprichst du der Akademie noch das Recht ab, überhaupt lesen zu können. Aber solltest du da nicht lieber ein bisschen die Füße in den Brokatpuschen mit Goldbommeln (evtl. Geschenk von Helmut Kohl) still halten? Schließlich klingen alle deine Briefe wie von einem religiösen SchlagwortFundamentalisten, der rechtsdrehendes LSD genommen hat. Und trotzdem darfst du schreiben. Oder nicht? Herzlichst, inFemme
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Wagner schreibt an die schreckliche Woche. inFemme schreibt an Wagner. Lieber Wagner, manche fragen Gott, warum so viel Schlimmes passiert. Du schreibst einen Brief an die schreckliche Woche, in der ein Finne blutig um sich schoss, ein Schrebergarten-Mörder seine Nachbarn umgebracht hat, Dörflein starb und so weiter und dokumentierst die Zeit, die du für Trauer oder Wut gebraucht hast. „Dicht folgte eine schlechte Nachricht auf die nächste. Man hatte gar keine Zeit, erschüttert zu sein.“ Vor allem du nicht, denn du musstest, wie du selbst schreibst, schließlich jeden Tag draußen Tennis spielen und zugucken, wie sich die Blätter so schön herbstlich färben. Wagner, Wagner, Wagner. Ich weiß nicht, ob es schlau ist, sowas zu schreiben. Vermutet haben es sicher schon viele, aber jetzt hast du uns schriftlich gegeben, dass dein Tag ca. so aussieht:
Wagner schreibt an Ulrike Folkerts und Freundin. inFemme schreibt an Wagner. Lieber Wagner, in deinem Brief an Ulrike Folkerts und Katharina Schnitzler schreibst du über deine Erleichterung, „dass verliebte Lesben den gleichen Quatsch reden wie verliebte Heteros“. Du dankst den beiden für ihr gefühlsduseliges Gefasel, weil jetzt für dich Lesben nicht mehr Mannsweiber mit Motoradwesten sind, die sich gegen den Schwanz auflehnen. Jetzt ist deine Welt wieder ein bisschen schöner geworden mit herzlichen Blümchen und Bienchen, die lieb küssen statt stechen. Weil du endlich alle Lesben über den schönen rosa Kamm mit Schnörkeln scheren kannst. Sie sind für dich nämlich ab sofort alle weibliche Frauen mit ganz normalem Gefasel und – ganz wichtig – ohne das Männliche. Du bist pauschaler als zwei Wochen Mallorca. Herzlichst, inFemme P.S.: Auch, wenn du jetzt traurig wirst: Die meisten Lesben sind nicht lesbisch, weil sie sich gegen Schwänze auflehnen, sondern weil sie ihnen völlig egal sind. Das gilt auch für deinen!
Wagner schreibt an Knut. inFemme schreibt an Wagner. Lieber Mensch Wagner,
7:00 Aufstehen und kurzes Stoßgebet nach oben. 7:01 Brief schreiben und online an die BILD schicken. 7:01 Opulent frühstücken mit Kaviar und Hackbrötchen (KobeRind) und allem Pipapo. 9:30 Tennis. 12:30 Mittagessen mit z.B. Udo Walz. 14:00 Verdauungsspaziergang. Ignorieren von mind. zwölf Bettlern. 14:45 Spritztour mit dem dicken Firmenwagen. 16:01 Kurz schlecht fühlen wegen der Welt und so. 16:01 Schnell auf einen Café mit Weinbrand in die Paris Bar. 23:58 Verscakt! kruz überlgeen, nee, Auto nchit steehn lsasen, mrogen ghets früh zum Brnuchen. Na denn ma Prost, inFemme
was hat der Tod von Knuts Ziehvater nur mit dir gemacht? Statt Knut auf deine spezielle Art zu trösten, fragst du ihn in deinem Brief einfach nur, ob er sich genauso fühlt wie du nach dem Tod deiner Eltern. Und es würde sicher keine Menschenseele mehr wundern, wenn die BILD-Zeitung morgen ein Interview mit Knut druckt, in dem er berichtet, wie er seine Trauer verarbeitet (schlafen, essen, rumlaufen). Allerdings wüsste dann auch jeder, dass das gelogen ist, weil sich erstens die BILD eh immer die Hälfte ausdenkt und sie zweitens wahrscheinlich wie du auch kein Bärisch spricht. Aber du musst nicht verzagen: Ich kann nämlich bärisch! Willst du zum Beispiel Knut dein Beileid bekunden, heißt das auf Bärisch „Deine Mutter lutscht Schwänze in der Hölle.“ Es ist wichtig, dass du dabei wild mit den Armen fuchtelst und ganz laut schreist. Dann werdet ihr Euch schon bald schluchzend in den Armen liegen und vom HaarDuft Eurer Verstorbenen schwärmen. Bärlichst, inFemme
SLEAZE November 2008
Pünktlich zu seinen zwei neuen Filmen, in denen er einen Ritter und einen Ego-Shooter spielt, widmet sich SLEAZE Til Schweiger und scheut keine Vergleiche. Siehe da: Der Schweiger steckt alle in den Sack, sogar den Igel auf Crack. Aber das haben wir uns schon vorher gedacht. Til Schweiger vs. 1 Liter Wasser: Ein Liter Wasser ist ein tolles Fotomotiv und wird von vielen Menschen schön gefunden. Allerdings hat vermutlich noch kein Liter Wasser wegen der Fotos Autogrammwünsche oder eindeutige Angebote bekommen. Im Gegensatz zu Til Schweiger: Wegen seiner Unterwäsche-Fotos will die Hälfte der deutschen Frauen Sex mit ihm haben. Aber ein Liter Wasser kann auch Leben retten, Blumen zum Wachsen bringen und sich in verschiedene Zustände verwandeln (fest, flüssig, gasförmig). Til Schweiger hat bis jetzt kein Leben gerettet und sein Daumen ist wahrscheinlich eher vom Rauchen gelb als vom Gärtnern grün. An der Verwandlung seiner Person arbeitet er. Bis dahin ist das einzige, was sich von seinem Actionhero-Blick zum „Gleich hab ich dich nackig“-Blick ändert, die Musik im Hintergrund.
Das sieht ihm ähnlich:
Til Schweiger gewinnt
jeden Vergleich.
Til Schweiger vs. Schnitzelklopfer: Ein Schnitzelklopfer kann sehr unterschiedlich aussehen, mal mit Zacken oder Kugeln unten, mal von beiden Seiten gleich. Til Schweiger sieht zwar immer gleich aus, hat dafür aber vermutlich mehr Fleisch flachgelegt als alle Schnitzelklopfer Südfrankreichs zusammen. Und Veränderung wäre für Til Schweiger ohnehin kontraproduktiv: schließlich will er gar keine unterschiedlichen Rollen spielen, sondern lieber eine idealisierte Version von sich selbst, damit so viel Sexy und Cool wie möglich auf ihn abstrahlt. Til Schweiger im Vergleich mit einem Igel auf Crack: Ein Igel auf Crack ist, wenn er drauf ist, immer gut drauf. Dann setzt er sich z.B. einen doofen Hut auf und macht Breakdance, damit alle was zu Lachen haben und er so viele Frauen wie möglich rumkriegt. Auch Til Schweiger kann richtig witzig sein. Dann setzt er sich eine dämliche Perücke auf, zieht sich eine Rüstung an und stottert wirres Zeug. Aber im Gegensatz zum Igel, der bis zum nächsten Entzug einfach weiter dämlich hüpft, weiß der Schweiger, dass er mit der Ritter-Masche keine Frau rumkriegt. Deshalb lässt er zeitgleich einen Film mit sich rauskommen, in dem er voll rumballert und Action macht, damit die Weiber Schlange stehen. Ob Til Schweiger wie der Igel immer gute Laune hat, weiß kein Mensch. Wie auch, bei nur einem Gesichtsausdruck? Was er mit dem Igel aber auf jeden Fall gemeinsam hat, ist die Stimme: Auch er klingt, als würde ihm permanent ein Riese auf den Kopf treten. Til Schweiger im Vergleich mit Sharon Stone: Sharon Stone wurde berühmt, weil sie im richtigen Moment ihre Mumu zeigte. Und auch Til Schweiger gelang der Durchbruch nackt, indem er in ‚Der bewegte Mann‘ auf einem Tisch hockte. Im Gegensatz zum Kassengift Stone waren die meisten seiner Filme danach zwar erfolgreicher, hatten aber nicht unbedingt bessere Regisseure (z.B. Uwe Boll, Til Schweiger). Das Sorgerecht für ihren Sohn wurde Sharon Stone abgesprochen, weil sie ihm zwar wegen Schweißgeruch Botox in die Füße spritzen lassen wollte, sich sonst aber kaum gekümmert hat. Til Schweiger hat seiner Kinder in den letzten Jahren vermutlich seltener gesehen als Otfried Fischer seine Füße, lässt sie aber trotzdem in seinen Filmen mitspielen, damit die Kasse ordentlich klingelt. Til Schweiger im Vergleich mit einem offenen Hosenstall: Ein offener Hosenstall wird zwar bemerkt, aber meist nicht kommentiert. Das ist auch bei Til Schweiger so: Seine Rollen in der Lindenstraße, in Manta Manta oder Lara Croft waren sehr peinlich, werden aber galanterweise totgeschwiegen. Übrigens geht der Hosenstall von Til Schweiger schneller auf und zu als die Herzklappe eines Bluthochdruckpatienten. Wenn er so weiter macht, kann er bald wie der Lauterbach ein Buch schreiben. Es sei denn, seine persönliche Sandy Meyer-Wölden taucht auf. Til Schweiger im Vergleich mit einem Koma-Kid: Ein Koma-Kid geht mit seinen Kumpels Kevin und Gökhan in die Disco zum Flatratesaufen, kriecht wieder raus und brabbelt sowas wie „Hmblmpf, gaioool.“. Til Schweiger geht mit Quentin Tarantino, Brad Pitt und Co. essen, kloppt sich so die Büsche breit, dass er rausgetragen werden muss und wollte auch gerade sowas sagen wie „Hmblmpf, gaioool.“ Ein Koma-Kid denkt, dieses peinliche Verhalten ist schon ok, weil es ja erst 14 ist und mit 19 bestimmt besser weiß, wie viel es verträgt. Til Schweiger hält sich mit Mitte 40 immer noch für 29 und ist immer noch das geilste Pferd im Stall des deutschen Films. November 2008 SLEAZE September 2008
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Hairwash Project Tim Jarzhombeck
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Lesenswertes im November
BLACK TATTOO
AUTOR: SAM ENTHOVEN VERLAG: BLANVALET VÖ: NOVEMBER 2008
EAT THE DOCUMENT
DIE PERFEKTE TARNUNG AUTOR: DANA SPIOTTA VERLAG: KIWI VÖ: NOVEMBER 2008
So, jetzt also mal ein Buch, das unter dem Genre „All-Age-Fantasy“ läuft. Es geht um einen Typen, der sich ein lebendig wirkendes schwarzes Tattoo auf den Rücken tätowieren lässt. Dadurch ist er auf einmal in der Lage, wie ein Kung-Fu-Meister zu kämpfen, zu fliegen oder auch die Gedanken anderer Menschen zu kontrollieren. Ähnlich also wie Superman. Die ganze Geschichte hat allerdings einen Haken: Das Tattoo ist ein Geschenk der Hölle. Demzufolge entwickelt sich die Story zu einer Art Höllentrip, in dem es um Freundschaft, Action und die Rettung der Welt vor dem Bösen geht. Wer also gerade in der Stimmung für ein witziges Abenteuer ist, dessen Zutaten unter anderem aus Unmengen cooler Monster (auch kotzende Fledermäuse), haufenweise Kampfszenen und der Rettung des Universums durch einen einfachen Menschen bestehen, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Was passiert, wenn das eigene Leben urplötzlich die Richtung ändert? Wenn man von einem Tag auf den anderen seine Identität aufgeben, ein anderer werden muss? In den Siebzigerjahren muss Mary Whittaker untertauchen. Sich neu erfinden. Geht das überhaupt? Und wenn ja, um welchen Preis? Für Mary beginnt eine Odyssee, die sie unter immer neuen Namen erst in eine alternative Wohngemeinschaft, dann in eine radikalfeministische Kommune und schließlich in eine unscheinbare bürgerliche Existenz in einem Vorort von Seattle führt. All diese Maßnahmen helfen jedoch nicht vor der Angst, dass die Taten, die sie zu ihrer ungewöhnlichen Flucht getrieben haben, am Ende aufgedeckt werden. Szenenwechsel. Seattle in den Neunzigern: Der 15jährige Jason, Marys Sohn, wundert sich über seine Mutter. Sie wirkt seltsam entrückt, trinkt zuviel und erzählt nie von ihrer Jugend. Als Jason dann bei einem seiner umfangreichen Internetstreifzüge auf alte Filmaufnahmen stößt, die eine jüngere Version seiner Mutter zeigen, sind es nur noch ein paar Mausklicks, bis er weiß, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Er beginnt, Nachforschungen anzustellen.
GELIEBTER CHE
AUTOR: ANA MENÈNDEZ VERLAG: HEYNE VÖ: OKTOBER 2008
ICH HAB DIE UNSCHULD KOTZEN SEHEN 1&2 AUTOR: DIRK BERNEMANN VERLAG: HEYNE VÖ: OKTOBER 2008
Hier wird der Revoluzzer Che Guevara mal nicht nur als kämpferischer Rebell gezeigt, der Kuba in den 50er Jahren durch seine Guerilla-Kämpfe aufmischte, sondern auch als Frauenheld (vielleicht sogar Frauenversteher?), der sich durchaus auch auf Kunst und Romantik einlassen konnte. Dies geht zumindest aus den Briefen und Fotos hervor, die Che Guevaras Tochter Jahre später findet. In ihnen kann man das Schicksal und die Liebe ihrer Mutter Teresa und des kubanischen Freiheitskämpfers unverhüllt miterleben. Ob die Geschichte von der Künstlerin Teresa und dem Kämpfer Che wirklich so stattgefunden hat, wie Ana Menèndez sie hier beschreibt, ist fragwürdig. Fakt ist aber auf jeden Fall, dass in diesem Buch Politik und Erotik, Kunst und Kampf, das Erhabene und das Profane auf außergewöhnliche Weise ineinander verschmelzen. So wird diese Liebe zu einem Sinnbild der kubanischen Revolution und das Schicksal des ganzen Volkes spiegelt sich im Schicksal Teresas. Also, ein Buch für alle Mädels, die nachts von dem sexy dreckverschmierten Widerstandskämpfer träumen, der sie dann leidenschaftlich verführt und eben ist, wie ein Mann sein sollte.
„Guten Tag, die Welt liegt in Trümmern.“ So lautet die Begrüßung des Autors, bevor er einen hinabreißt in die Abgründe der Welt. Mit seinem literarischen Skalpell zelebriert er ein Massaker des Lebens, das fasziniert und gleichzeitig abstößt. Wie in Tarantinos „Pulp Fiction“ reihen sich scheinbar zufällige Ereignisse aneinander, um später wieder aufgenommen zu werden. So spinnt sich ein roter Faden – und bald ist klar, dass Blut den Faden so rot schimmern lässt. Mit Kapitelüberschriften wie „Fickmensch“, „Sex und Gegensex“, „Die Klingelschlampe von nebenan“ oder „Tod frisst Familie“ zeigt Dirk Bernemann schon ziemlich deutlich, was er von unserer Gesellschaft hält: nicht viel. Und wahrscheinlich genau deshalb hat er auch so großen Spaß daran, über Polizisten zu schreiben, die ihren Beruf als Rechtshüter unseres Staates doch etwas zu genau nehmen. Oder über ein Paar, das gerade dabei ist, seinen Drogenrausch auszukurieren und dabei nicht mehr unterscheiden kann, was denn jetzt Realität ist und was nicht. Alles in allem beschreibt Bernemann den „way of life“ mancher unserer Mitmenschen auf eine ziemliche sarkastische Art, die auf jeden Fall recht unterhaltsam ist.
STAR WARS
Nun gibt es auch diese Folge als Buch. Für alle, die während der U-Bahn-Fahrt nicht auf Darth Vader und Co verzichten können oder wollen. Hier kommt also: Darth Vaders dunkles Erbe
AUTOR: AARON ALLSTON VERLAG: BLANVALET VÖ: NOVEMBER 2008
Endlich herrscht Friede in der Galaxis. Doch die Ruhe ist trügerisch, denn Corellia fühlt sich von der Galaktischen Allianz bevormundet und strebt insgeheim nach Unabhängigkeit. Luke Skywalker schickt den Jedi Jacen Solo und seinen eigenen Sohn Ben nach Corellia, um das Schlimmste zu verhindern. Doch Corellia ist auch das Heimatsystem von Han Solo, dem er noch immer Loyalität entgegenbringt – und der sich anbahnende Konflikt droht, langjährige Freundschaften und selbst Familienbande zu zerstören.
WÄCHTER DER MACHT 1
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Über dreißig Jahre Star Wars und eine Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht! Für viele Leser ist Star Wars nicht nur ein Film – vielmehr ist es Kult, Religion und Abenteuerspielplatz zugleich. Es ist eine eigene Kultur. Jeder, der sich mit Star Wars auskennt, weiß wovon ich spreche.
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: t h c ! i l r o h o c c a h N c o e d t s Gut i s u m s i n i m Fe : t h c i
! l r o h o c c a h N c o e t d u t s G i s u m s i n i : t Fem h ric Wir haben es schon immer gewusst, aber jetzt haben wir es endlich auch schriftlich. Auf ca. 100 Seiten beweist das neue Missy Magazine, wie lässig, engagiert und unterhaltsam Popkultur mit feministischer Haltung ist.
Warum ist Feminismus doch cool?
Weil Feministinnen niemals uncoole Frauen waren. In Deutschland hängt sich der Feminismus leider an ganz wenigen Personen auf, die sehr streitbar sind. Aber Feminismus ist viel breiter als das, was wir hier kennen. Simone de Beauvoir zum Beispiel ist eine super interessante Frau, genau wie Angela Davis, eine schwarze Frauenrechtlerin. Und wir können Missy nur machen, weil es diese Frauen vor uns gab. Die Idee, sich mit der Gleichberechtigung in der Popkultur zu beschäftigen, haben wir aus der Riot-Girl-Bewegung der 90er, in der Frauen Bands und Fanzines gegründet und eine ganz eigene Subkultur mit feministischen Gedanken aufgezogen haben. Das war total cool. Leider ist das in Deutschland nur als Girlie-Heike-MakatschBewegung aufgetaucht und schnell wieder in der Versenkung verschwunden.
abtun, sondern eher gucken, was ist daran gut, was ist daran schlecht, wie kann ich das anders machen.
Gibt es einen Frauentyp, den du scheiße findest? Naja, halt so Tussis. Sowas wie die ParisHilton-Fraktion, mit der kann ich wenig anfangen. Ich würde aber auch bei Frauen eher versuchen, dahinter zu gucken. Aber trotzdem bin ich gegen blinde Frauensolidarität. Nur, weil jemand eine Vagina hat, ist sie nicht automatisch meine Freundin und bin ich nicht automatisch auf ihrer Seite.
! l o h o c c a h N c o e t d u t s G i s u m s i n i : m t e h F c i r h c Missy liegt nicht neben Brigitte und Laura, sondern eher neben Spex und De:bug. Denn Missy ist keines dieser Magazine, die Frauen sagen, wie sie sein müssen, um doofen Männern zu gefallen. Es beschäftigt sich viel lieber mit Kultur, Politik und Style, und zwar ohne Alice-Schwarzer-Faust, dafür aber mit einer Einstellung, die den Status Quo mit einem Grinsen oder einem gezielten Fausthieb in Frage stellt.
Wann bist du das letzte Mal blöd behandelt worden, weil du eine Frau bist?
Ich arbeite für eine VeranstaltungstechnikFirma und hatte letztes Jahr eine Vorbesichtigung. Der Künstler, der dort auftreten sollte, ein Typ Mitte 50, kam überhaupt nicht damit klar, dass eine Frau mit ihm technische Details bespricht und hat mich behandelt wie Dreck. Nach dem Gespräch fragte er mich, was denn eine junge hübsche Frau wie ich bei einer Technikfirma mache, ob ich nicht lieber Lehrerin werden wolle und ob ich mit ihm Essen ginge.
! l o o c a h N c o e t d t s Gu i s u m s i : t n i h m c e i F r h c a Der perfekte Lidstrich ist genauso Thema wie Pornos für Mädchen oder Aktivistinnen, die sich in Polen für sichere Abtreibungen einsetzen. In Missy wird ehrlich über Sex geredet, über homo- und heterosexuellen, heißen, langweiligen oder auch nicht vorhandenen. Modestrecken gibt‘s mit Frauen gezeigt, die nicht den üblichen Normen und Looks entsprechen. Frauen-DJs erklären, wie man ein gutes Set mixt, Coaches, wie man sich in Konferenzen durchsetzt und Rechtsanwältinnen, wie man sich von niemandem mehr abzocken lässt. Die erste Ausgabe gibt es seit dem 20. Oktober am Bahnhofskiosk und beweist bravourös, dass Feminismus cool ist und ein solches Magazin höchste Eisenbahn wurde. SLEAZE freut sich mit den drei Macherinnen Sonja Eismann, Chris Köver und Stefanie Lohaus und hat letzterer noch schnell ein paar Fragen gestellt:
Beschreibe deinen persönlichen Feminismus?
Das ist einer, der auf keinen Fall Männer ausschließt. Das ist mir sehr wichtig, denn ich verstehe mich gut mit Männern. Ich finde auch, dass der Feminismus die Männer zu einer anderen Art des Denkens bringen sollte, zum Beispiel, dass sie nicht den männlichen Idealen entsprechen müssen und sich aus ihrer Männerrolle befreien dürfen. Da sind Frauen schon weiter und können ein gutes Vorbild für die Männer sein. Dann ist mir noch wichtig, dass Feminismus nicht lustfeindlich ist. Eine selbstbestimmte Sexualität ist richtig und wichtig. Man kann sich zum Beispiel bei Pornos und Prostitution über die ökonomischen Bedingungen für die Frauen aufregen, aber sich grundsätzlich darüber aufregen, nein. Ich finde gut, dass es Pornos gibt. Man sollte sie nicht pauschal
Nutzt du manchmal aus, dass du eine Frau bist?
Ja, klar. Also nicht so bewusst, im Sinne von Dekolleté tiefer machen oder mit jemandem schlafen, weil ich eine Wohnung haben will. Aber natürlich kann man mit Charme und einem Lächeln doch noch in den Club rein, obwohl die Tür schon zu ist, oder andere Extrawürste raushauen. Ich fühl mich auch ziemlich weiblich, trage Röcke, Schmuck und schminke mich. Da hat man auf der einen Seite Vorteile, auf der anderen kann es aber auch passieren, dass man nicht so richtig ernst genommen wird.
Gibt es Frauen, die du für toll feministisch hältst?
Ja, eine ganze Menge. In Deutschland ist es allerdings etwas schwierig, das merken wir auch bei unserer Themenauswahl, weil Feminismus hier kaum ein Thema ist. Hier würden mir zum Beispiel Julia Hummer, Peaches, Le Tigre oder Chicks on Speed einfallen. Ein Vorbild von Missy ist das amerikanische Bust Magazine, und da bekennen sich ganz selbstverständlich sexy Schauspielerinnen wie Rosaria Dawson mit Nachdruck dazu, Feministin zu sein, obwohl man sie gar nicht in einen feministischen Kontext bringen würde. In Deutschland ist es schwer, Frauen zu finden, die sagen, dass sie Feministinnen sind. Wir hoffen, dass wir mit Missy da gegen anarbeiten, damit sich mehr Leute mit dem Thema Feminismus befassen und dazu bekennen.
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Rike
Gibt es eine Art Mann, die du scheiße findest?
Ich kann tendenziell überhaupt nichts mit so Mackern anfangen. So einen Typen wie Tom Cruise finde ich zum Beispiel furchtbar. Oder schleimige Banker, konservativ geleckte FDPWähler-Macker. Sowas.
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Weiterführende Infos, Videos, Links, Diskussionen und andere weltbewegende Wichtigkeiten zu diesem und anderen Artikeln findet ihr auf unserem Blog www.sleazemag.de Wir treffen uns dann dort.
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[mit freundlicher Unterstützung von Comicgate]
[COMIC] [
SCHWULE HASEN UND ECHTE MÄDELS HOMESEXUALITÄT SCHWULE HASEN UND ECHTE MÄDELS HOMOSEXUALITÄT IN COMICS IN COMICS
Comic ist der gängige Begriff für eine Form der sequenziellen Kunst, die in einer Folge von Bildern einen Vorgang beschreibt oder eine Geschichte erzählt. In der Regel sind die Bilder gezeichnet und werden mit erzählendem Text und/oder wörtlicher Rede kombiniert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Comic
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recherchiert, wie das 1898 so war. Gezeichnet wir das Ganze von Kevin O’Neill, Kennern der Materie noch von der 2000 AD-Kultserie “Marshal Law” her bekannt. Fazit: Nie wurde die Weltherrschaft edler abgewandt!
.. von Andreas Vollinger
Sascha .. Die Liga der aussergewohnlichen Gentlemen, erschienen bei Panini Comics, 196 Seiten, 19,95 Euro
Dein ganzes Leben läuft falsch? Du kriegst wirklich nichts auf die Reihe? Deine Beziehungen zerbrechen wie die Knochen zarter Kleinhunde in ungelenken Babyhänden? Dann lass uns mal schauen wie man das regeln kann. Kannst du dich an noch an “Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen” erinnern? Da spielte Sean Connery mit? Da haben wir ja das Problem, du kennst nur die Filmversion. Ja, dieser Film war tatsächlich aussergewöhnlich Scheisse. Ich schlage vor wir löschen das mal auf deiner Hirnplatte und auf dem frei gewordenen Platz speichern wir das hier ab: der Panini Verlag war nämlich so aussergewöhnlich freundlich für alle Nachzügler die erste Story der Gentlemen frisch aufzulegen. Erfolgreiche Leute haben die natürlich schon, darum der Kaufbefehl an alle anderen! Worum es geht? Also zum einen mal hat das der anerkannt weltbeste Comicautor Alan Moore geschrieben, zum anderen treten da einige Figuren auf, die man sowieso kennen sollte. Wem es also zu blöde ist die Originale von “Dr. Jekyll und Mr. Hyde” oder “20.000 Meilen unter dem Meer” zu lesen, der kann, quasi als Zusammenfassung, zu diesem Comic greifen. Hier treten nämlich Helden der fantastischen Literaturweltgeschichte gemeinsam an, um unglaubliche Abenteuer zu bestehen. Das klingt jetzt zwar voll bescheuert, ist aber voll gut. Und wie Alan Moore so ist, hat er alles bis zum kleinsten Detail 34
Mit das schwierigste eine Serie zu rezensieren die konstant gut ist. Da fällt einem nicht mehr ein, als immer wieder zu schrieben “Das ist gut”. Etwas langweilig eigentlich. Daher mal grundsätzliches: Die Simpsons sind nicht nur eine überaus erfolgreiche TV-Serie, nein, sie funktionieren auch im Comic grandios gut. Was ungewöhnlich ist, denn irgendwo hakt es immer, wenn eine Geschichte aus einem Medium in ein anderes übertragen wird. Insofern kann man zur November-Sonderheft-Ausgabe der Simpsons nur gratulieren. Dieses mal geht es natürlich um Halloween, wobei die frei erzählten Geschichten ein mal ein Potpourri aus bekannten Filmen bieten. Da wären z.B. der weisse Hai, Buckaroo Banzai oder die Armee der Finsternis. Das alles natürlich simpsonisiert dargestellt. Und es ist lustig. Sehr. Das ist gut. Sascha Die Simpsons Magazin #12, erschienen bei Panini Comics, diabolische 66 Seiten, 3,20 Euro
Es heißt immer noch “Will Eisner’s Spirit”, auch wenn er seit 3 Jahren tot ist. Kurz zur Aufklärung: Will Eisner war eines der Urgesteine der amerikanischen Comicgeschichte, fing 1936 professionell mit Comics an bevor es Superman gab, schrieb zwei Bücher darüber, wie man im Comic erzählt, und wurde ganze 88 Jahre alt. Gott hab ihn selig. Er konnte in ein Bild mehr Geschichte packen, als manche Zeichner in eine Sequenz von Bildern. Aber zum Comic. Im Endeffekt ist dieser Band eine Hommage an Will Eisner und seine größte Erfindung: den Spirit. Der Spirit ist ein Detektiv welcher für tot gehalten wird und immer im richtigen Moment einer Geschichte auftaucht, um den Fall zu lösen. Und hier liegt auch der Bleistift in den Spänen. Die Geschichten sind weder zeichnerisch, noch erzählerisch Will Eisner’s Spirit ähnlich. Das wäre das Schlechte. Das Gute ist: Man kriegt für sein Geld eine Sammlung Geschichten von ein paar der interessantesten Leute im Comicbiz. Kyle Baker, Chris Sprouse oder Darwyn Cooke sind einfach wunderbare Comiczeichner, da kann man nix sagen. Darum die etwas verklausulierte Empfehlung: Kaufen wegen den tollen Comicartisten, aber nicht kaufen wenn man etwas im Sinne der alten Spirit-Stories sucht. Anzumerken wäre noch, das dies bereits der 2. Band ist. Die Geschichten sind allerdings in sich abgeschlossen. Sascha Spirit, erschienen bei Panini Comics, 148 Seiten, 16,95 Euro
Wem zum Thema “Homosexualität in Comics” nur Ralf Königs Knubbelnasen einfallen, wird staunen, was es noch alles gibt: Der folgende Artikel bietet im ersten Teil eine Übersicht über schwule und lesbische Figuren und Geschichten in Comic Strips, Mainstream- und Indiecomics - von den Anfängen in der Undergroundszene bis heute. Auch dem in Deutschland noch recht jungen Phänomen der Boys-Love- und Yuri-Manga gehen wir auf den Grund und haben dazu zusätzlich Vertreter der Verlage Carlsen und EMA befragt. Man staunte bei Marvel Comics nicht schlecht, als im Jahr 1992 die Erstauflage der Nummer 106 von Alpha Flight, einer eher mittelmäßig laufenden Serie um ein kanadisches Superheldenteam, innerhalb einer Woche komplett über den Ladentisch ging. Der Grund war schnell ausgemacht: In besagtem Heft verkündet der Held Northstar nämlich seinem Gegner und der Leserschaft inmitten eines Kampfes: „I am gay“. (Dass der Grund für die erhöhte Nachfrage nicht die überragende Qualität der Geschichte und Zeichnungen gewesen sein konnte, offenbart ein Blick in besagtes Heft ...) Wie Autor Scott Lobdell später bemerkte, war man bei Marvel im ersten Moment ziemlich überrascht über das große Interesse an dieser Coming-Out-Story, die viel Beachtung in den Medien fand. „Es gab eine zweite Auflage, noch einmal 60.000 Exemplare, eine Woche nach der Erstveröffentlichung“, erinnert sich Lobdell. „Das waren insgesamt 120.000 Exemplare von einem Comic, von dem man damals sogar locker die siebenfache Menge hätte verkaufen können. Das Heft war überall ausverkauft und es gab internationale Berichterstattung. Wenn jemand bei Marvel geahnt hätte, dass man es mit einem solchen Phänomen zu tun hat, hätte man sicher im Voraus viel mehr Hefte gedruckt. Aber wir wussten es nicht, wir dachten es wäre für niemanden außer Alpha Flight-Fans interessant.“ Offenbar interessierte ein schwuler Comic-Held aber eine ganze Menge Leute. Er war schließlich ein ausgesprochenes Novum, vor allem im puritanisch geprägten Amerika, wo sich die meisten Comickünstler bei der Darstellung homosexueller Figuren bis dahin auf mehr oder minder explizite Andeutungen beschränkt hatten. (Mehr zum äußerst ergiebigen Thema „Homosexuelle Superhelden“ auf www.comicgate.de.) SLEAZE November 2008
Mehr oder weniger zaghafte Pioniere - Die Anfänge Die ersten homosexuellen Comicfiguren waren laut David Applegates Artikel „Coming Out in the Comic Strips“ bereits in den 1930ern in Milton Caniffs Terry and the Pirates zu finden. Mit dem Verbrecherboss Papa Pyzon und der französischen Offizierin Sanjak hatte Carniff die erste schwule bzw. lesbische Comicfigur geschaffen, was den damaligen Lesern aber größtenteils völlig entging. „Der Gedanke an jedwede Art sexueller Abweichung von der Norm kam den Menschen damals einfach nicht in den Sinn“, erklärte Caniff später in einem Interview im Comic Journal. Die diversen Andeutungen wurden einfach überlesen und der Künstler beließ es dabei. „Zu dieser Zeit hätte nur die Hälfte der Leserschaft das Wort ‚Lesbe’ verstanden und die andere Hälfte hätte daran Anstoß genommen.“ Auch 30 Jahre später hatte sich an dieser vorsichtigen Haltung nicht viel geändert: Unter den Figuren in der 2.Weltkrieg-Serie Sgt. Fury and his Howling Commandos gab es laut Autor Stan Lee auch einen schwulen britischen Offizier. „Wir machten daraus keine große Sache“, so Lee, was de facto dazu führte, dass so gut wie nichts darauf hinwies, dass die Figur schwul war - außer ihrem exzentrischen Benehmen und vielleicht dem Namen, mit dem sich Lee selbst übertroffen hatte: Percival „Pinky“ Pinkerton ... Vielleicht sollte man angesichts dessen einfach dankbar sein, dass er es dabei beließ. Eine offen homosexuelle Comicfigur wäre damals von der Comics Code Authority (CCA), dem 1954 gegründeten Selbstkontrollorgan der Comicverlage, auch gar nicht zugelassen worden. Keine Mitglieder der CCA - und damit von deren Regeln ausgenommen - waren aber die in den 1970ern zahlreich aus dem Boden schießenden Kleinverlage. Und so konnte 1972 in der ersten Ausgabe der Anthologie Wimmen’s Comix mit „Sandy Comes Out“ von Trina Robbins die erste Comicgeschichte mit einer offen lesbischen Figur erscheinen. 1974 brachte Mary Wings dann mit Come Out Comix das erste Comic-Heft auf den Markt, das sich ausschließlich um lesbische Frauen drehte, zwei Jahre später folgte mit (dem hoffentlich ironisch betitelten) Gay Heartthrobs der erste an schwule Männer gerichtete Comic. Ab 1980 erschien unter dem schnörkellosen Titel Gay Comix (später in Gay Comics umbenannt – irgendwann war man die alternative x-Endung doch leid) die wohl wichtigste und erfolgsreichste Anthologiereihe für schwule und lesbische Comickünstler in den USA, die bis 1998 lief. Aber auch die Leser vieler Tageszeitungen, die mit Underground-Comics nichts am Hut hatten, wurden 1976 mit einer homosexuellen Comicfigur konfrontiert: dem Studenten Andy Lippincott in Gary Trudeaus populärer Comicstrip-Reihe Doonesbury. Dutzende von Tageszeitungen in denen die Reihe erschien, weigerten sich damals die Strips, die Homosexualität thematisierten, abzudrucken. Viel Aufmerksamkeit wurde Doonesbury zuteil, als die Figur Andy 1990 mit Aids diagnostiziert wurde und Trudeau dessen Kampf mit der Krankheit thematisierte. Mit dem Radiomoderator Mark Slackmeyer und dem Politiker Chase Talbot bereicherte Trudeau seine Serie später noch um ein homosexuelles Paar. In Deutschland machte sich derweil Ralf König mit schwulen Knubbelnasenfiguren und einem präzisen Blick auf Beziehungsgeflechte seit den späten 1980ern auch unter heterosexuellen Lesern eine Menge Freunde und landete spätestens 1994 mit der Verfilmung seines ersten Comic-Bestsellers Der Bewegte Mann endgültig im Mainstream. Mittlerweile sind bei den Verlagen Rowohlt, Männerschwarm und Carlsen mehr als zwei Dutzend König-Comicbände erschienen und erfreuen sich auch im europäischen Ausland großer Beliebtheit - wobei sich König nunmehr nicht auf schwule Figuren beschränkt, sondern sich für Hempels Sofa erstmals einer heterosexuellen Protagonistin angenommen hat. Eine schwule Nebenfigur ist aber natürlich ebenfalls dabei. Auf der anderen Seite des großen Teichs war man auch Mitte der 1990er offensichtlich noch nicht so weit, homosexuelle Comicfiguren wirklich ins Herz zu schließen. Als die kanadische Zeichnerin Lynn Johnston, deren Strip For Better or Worse seit 1979 in vielen amerikanischen Zeitungen erschien, 1993 das Coming Out einer Figur zum Thema machte, gab es neben Lob auch zahlreiche Beschwerden bei den Zeitungsredaktionen, Abonnementskündigungen und Hassbriefe an die Künstlerin. Über 100 Zeitungen, vor allem in ländlichen Gegenden, druckten ErsatzStrips oder verabschiedeten sich komplett von For Better or Worse. .. ->den Rest dieses Artikels konnt ihr auf www.comicgate.de lesen
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VIDEORAIDERS
Es geschah 1999 in einer niedersächsischen Kleinstadt: Eine Clique nerdiger Schulfreunde sah sich gezwungen, die Zeit zwischen LAN-Party und Metal-Festival mit etwas Sinnvollem zu verbringen. Da man zu dieser Zeit noch an Dosenbier kam und es an jeder Ecke eine Videothek gab, pilgerte man an einem durchschnittlichen Wochenende vom „Edeka-Markt Hugo“ zum „Videocenter Jürgens“. Nach etwas Smalltalk mit schnauzbärtigen Videoverleihern blieb man schnell am „FSK 18“-Regal hängen. „Ator – Herr des Feuers“, „Grube des Grauens“ oder „Invasion der Zombies“ waren nur der Anfang. Bald war die erste Videothek leergeglotzt. An einem von zerstörten HansaPils-Paletten geprägten Abend stellte man dann schnell fest: „Jan-Michael kann HTML!“. Und so war VideoRaiders.net geboren, ein Sammelbecken für abseitige Reviews über abseitige Filme. Früher hätte man so etwas wohl Fanzine genannt, aber egal, welchen Namen man dafür finden mag, es gilt: „To me, bad taste is what entertainment is all about.“
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In den letzten Jahren hat Hollywood vermehrt auf bereits etablierte Stoffe gesetzt – und (fast) jeder, der auch nur einen Hauch Ahnung vom Thema Film besitzt, bricht bei jedem neu angekündigten Remake in Hasstiraden gen Kalifornien aus. Doch Remakes, oder Re-Imaginations, wie Tim Burton seinen „Planet der Affen“ anno 2001 bezeichnete, sind so alt wie Tinseltown selber. Marlon Brandos „Meuterei auf der Bounty“ wurde bereits 1936 mit Clark Gable verfilmt, 30 Jahre vor Steven Soderbergh schickte die russische Filmlegende Andrei Tarkowski in „Solaris“ Schauspieler ins All und Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin waren schon im Jahre 1960 Teil von „Ocean’s Eleven“. Um dem Wort „Remake“ endlich mal etwas mehr Glanz zu verleihen, kloppen wir uns hier nun die zehn besten Remakes der Filmgeschichte (die Reihenfolge darf übrigens als zufällig angesehen werden), auf die, so glaube ich, kein Filmfan wirklich verzichten will. 10. „Ben-Hur“ (1959) Original: „Ben-Hur“ (1925) Bereits 1925 drehte Fred Niblo ein Remake zum Kurzfilm „Ben-Hur“ von 1907, welches ebenfalls einem weiteren Remake unterzogen wurde. Ergebnis: Der gleichnamige Charlton-Heston-Klassiker – ein monumentales Epos, das Filmgeschichte schrieb und wohl eine der spektakulärsten, weil echten, Filmszenen beinhaltet: das Quadrigarennen im Circus Maximus. Ausgezeichnet mit elf Oscars – und noch nach 50 Jahren fester Bestandteil der all-weihnachtlichen Prime-Time. Somit ist „Ben-Hur“ wohl finanziell und künstlerisch das erfolgreichste Remake aller Zeiten. 9. „The Departed“ (2006) Original: „Infernal Affairs“ (2002) Es grenzt schon fast an Ironie, dass Martin Scorsese, Mastermind hinter Klassikern wie „GoodFellas“, „Casino“ und „Taxi Driver“, nach unzähligen Nominierungen erst durch ein Remake die Ehre erhielt, mit einem Oscar zum besten Regisseur des Jahres gekürt zu werden. „The Departed“ stellt zweifelsohne einen der spannendsten, besten und raffiniertesten Action-Thriller der letzten Jahre dar – ist allerdings letztlich auch „nur“ ein Remake des chinesischen Gangsterdramas „Infernal Affairs“, der eine Fortsetzung sowie ein Prequel nach sich zog. Die Story wurde von Hongkong nach Boston verlegt, aus der Triade wurde die irische Mafia – und aus Scorsese endlich ein (mehr als verdienter) Oscar-Gewinner. „The Departed“ war übrigens nicht Scorseses erstes Remake. Bereits 1991 schickte er Robert De Niro und Nick Nolte ans „Kap der Angst“, an dem 1962 schon Robert Mitchum und Gregory Peck in „Ein Köder für die Bestie“ abhängten.
8. „Das Ende“ (1976) Original: „Rio Bravo“ (1959)
John Carpenter bezeichnete sich immer als größten Fan des US-amerikanischen Western-Kinos der 50er und nennt als seine wichtigsten, künstlerischen Einflüsse Regielegende Howard Hawks. So wundert es nicht, dass einer seiner ersten großen Spielfilme ein Remake des Klassikers „Rio Bravo“ war. In diesem Film muss John Wayne sich gegen einen Horde Banditen wehren, die sein Fort angreifen, um den dort inhaftierten Bruder des Anführers zu befreien. Carpenter verlegte die Geschichte hundert Jahre in die Zukunft (bzw. die damalige Gegenwart) und tauscht das Fort gegen eine Polizeistation in Los Angeles aus, die von einer Gang auf dem Rachefeldzug attackiert wird. Heute zählt „Das Ende“ (auch bekannt unter „Assault – Anschlag bei Nacht“) zu seinen frühen Meisterwerken. „Rio Bravo“ selber gilt übrigens zwar nicht als Remake, aber als Hollywoods Version zu Fred Zinnemanns Klassiker „Zwölf Uhr mittags“ (1952), indem sich ebenfalls ein Sheriff (fast alleine) einer Übermacht von Gangstern stellen muss. 7. „Die Fliege“ (1986) Original: „Die Fliege“ (1958) In den 50er Jahren wagte André Delambre ein wahnsinniges Experiment: Er teleportierte sich selber von einer Telebox in die nächste. Dabei geriet eine kleine Hausfliege mit in seine Telebox und das teleportierte Ergebnis war ein kruder Mensch/ Fliege-Hybrid, zwar mit dem Verstand des Wissenschaftlers – aber dem Kopf der Fliege! In den 80er Jahren suchte Mel Brooks nach Filmstoffen für seine neu-gegründete Produktionsfirma Brooksfilms und stieß auf ein neugeschriebenes Drehbuch zu „Die Fliege“. Anstatt mit einem Fliegenkopp aus der Telebox zu steigen, muss der Wissenschaftler nun eine qualvolle, krebsartige Metamorphose über sich ergehen lassen. Eine geniale Weiterentwicklung der eigentlichen Geschichte. Begeistert von der Neuinterpretation, heuerte Brooks Genrespezialist David Cronenberg („Scanners“) an, um den Stoff zu verfilmen. Das Resultat ist einer der besten, ekelerregendsten, [*insert weiteren Superlativ here*] Horrorfilme der 80er, der ohne Frage eine ganze Generation von jungen Filmschaffenden beeinflusste.
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6. „Die Körperfresser kommen“ (1978) Original: „Die Dämonischen“ (1956) 1956 schuf Don Siegel den Horror-Klassiker „Die Dämonischen“, in dem außerirdische Invasoren als Parasiten Besitz von menschlichen Körpern nehmen und so gemächlich die Macht auf Erden an sich reißen. Was sich heute etwas reißerisch liest, bietet in der Grundkonstellation natürlich genug Stoff für paranoide und verschwörerische Horror-Vorstellungen. In den 50ern spielte man mit der „Red Scare“ der McCarthy-Ära, 1993 nahm sich „Body Snatchers“ der zunehmenden gesellschaftlichen und politischen Machteinnahme des militärisch-industriellen Komplexes an, 2007 wird in „Invasion“ mit dem Terrorismus-Gedanken gespielt – das Beste der unzähligen Remakes von „Die Dämonischen“ stellt allerdings immer noch der 1978 erschienene Film „Die Körperfresser kommen“ dar. Abgesehen von der Tatsache, dass der deutsche Titel schlichtweg genial gewählt ist, ist der Streifen eine wahre Tour-de-force des SciFi-Horrors, die vor Ekel, Spannung und klassischem Grusel nur so strotzt. Mittendrin: Donald Sutherland, der eine der besten Performances seiner Karriere abgibt. 1994 durfte Sutherland sich in der Romanverfilmung „Puppet Masters – Bedrohung aus dem All“ nochmal mit außerirdischen Parasiten rumschlagen, welches auf Robert. A. Heinleins Buch „Die Marionettenspieler“ von 1951 basiert – dies gilt wiederum als Inspiration für, richtig, „Die Dämonischen“. 5. „Das Ding“ (1982) Original: „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951) Nachdem sich John Carpenter bereits Howard Hawks Klassiker „Rio Bravo“ widmete, schickte er sich an, 1982 einen weiteren Hawks-Klassiker neu zu inszenieren, nämlich „Das Ding aus einer anderen Welt“. An den Kinokassen floppte der Film leider gewaltig, aber wie es so oft ist, müssen manche Werke etwas reifen, bevor die Massen sie zu schätzen wissen (siehe „Blade Runner“ oder „Citizen Kane“). Über die Jahre entpuppte sich John Carpenters Remake zu einen der wegweisendsten Klassiker des SciFi-Horrors und zählt zu den besten und innovativsten Remakes der Filmgeschichte, da Carpenter, ähnlich wie Cronenberg bei „Die Fliege“, nicht einfach an einer simplen Neuverfilmung interessiert war. Im Gegensatz zum Originalfilm donnert hier kein kahlköpfiges Monster durch die Gegend, hier wird das Monster Teil der Menschen und zwischen Schreckensschreien und Splattereinlagen entwickelt sich die Geschichte zu einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel, einem perfekten Horror-Thriller.
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4. „Die verborgene Festung“ (1958) Original: „Die Männer, die auf des Tigers Schwanz traten“ (1945) 1945 drehte Akira Kurosawa „Die Männer, die auf des Tigers Schwanz traten“. Ein sechzig-minütiges Theater-Drama, gefilmt vor drei Kulissen. Kurosawa war mit seinem Werk nie zufrieden und konnte 13 Jahre später, nachdem er bereits zu den bekanntesten Regisseuren seines Landes aufstieg, die Geschichte in ein Wort- und Bildergewaltiges Epos namens „Die verborgene Festung“ verwandeln. Aber nicht nur Kurosawa schuf sein eigenes Remake, auch westliche Regisseure ließen sich davon inspirieren. Bekanntestes Beispiel dürfte George Lucas sein, dessen erster (abgedrehter) Teil der „Krieg der Sterne“-Saga (Episode 4) starke Ähnlichkeiten in der Grundstory aufweist. Dieses stritt George Lucas allerdings auch nie ab und zählt „Die verborgene Festung“ zu einem der wichtigsten Werke, die ihn zur „Star Wars“-Story inspirierte. 3. „Die glorreichen Sieben“ (1960) Original: „Die sieben Samurai“ (1954) Japan im Jahre 1587: Gewissenslose Banditen tyrannisieren ein kleines Bergdorf und plündern die Ernte. Die Bewohner entschließen sich zu handeln und heuern zur Verteidigung eine Gruppe Samurai an. Dies ist Akira Kurosawas legendäres Meisterwerk „Die sieben Samurai“. 1960 nahm sich John Sturges der Thematik an: Aus dem Bauerndorf wurde ein Wüstenkaff, aus den Banditen ruchlose Diebe, aus den sieben Samurai wurden „Die glorreichen Sieben“, ein wilder Haufen Revolverhelden, gespielt von Hollywoods damaliger Leinwand-Elite: Yul Brynner, Charles Bronson, Steve McQueen, Robert Vaughn, James Coburn, Horst Buchholz und Brad Dexter. Der Film wurde, trotz seiner romantisierenden Art, zu einem Klassiker des Western-Genres und inspirierte unzählige Künstler und Filmemacher. Auch noch Jahrzehnte später bot Kurosawas Grundstory immer wieder Anlass zu Neuinterpretationen, die von SciFi-Trashern wie „Sador – Herrscher im Weltraum“ (1980) über Bollywood-Knaller wie „Sholay“ bis zu Animationserfolgen wie Disneys „Das große Krabbeln“ (1998) reichen. 2. „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) Original: „Yojimbo“ (1961) Sergio Leone revolutionierte in den frühen 60ern das WesternGenre mit seinem Meisterwerk „Für eine Handvoll Dollar“ – eine Neuverfilmung des 1961 von Akira Kurosawa inszenierten Samuraifilms „Yojimbo“ (wie ihr seht, hat es schon seinen Grund, warum Kurosawa als einer der größten Meister seines Faches zählt). Da sich Sergio Leone vor der Produktion nicht um die Urheberrechte scherte, verklagte Kurosawa Leone nach der Veröffentlichung und erstritt sich die Gewinnerlöse des Films für den ostasiatischen Markt sowie
eine weltweite Gewinnbeteiligung. Glücklicherweise führte dies nicht zu weiteren rechtlichen Konsequenzen und so dürfen wir uns heute über zwei Meisterwerke der Filmgeschichte freuen. 1996 drehte Walter Hill übrigens ein weiteres Remake namens „Last Man Standing“ mit Bruce Willis in der Hauptrolle. 1. „Scarface“ (1983) Original: „Scarface“ (1933) Brian de Palmas Remake von Howard Hughes Klassiker „Scarface“ (1933) gilt heute gemeinhin als der Begründer des modernen Gangsterfilms. Ähnlich wie „Für eine Handvoll Dollar“ brach de Palmas „Scarface“ mit den Konventionen seines Genres und zeigte eine brutalere, realistischere Variante, die mit dem fast schon romantischen Leben eines Verbrechers, wie es viele Genrekollegen darstellten, bricht. Hier geht es weder um Ehre oder Mut, hier werden keine Banküberfälle zu Glenn Millers Swing-Musik begangen und reichen Damen charmant ihrer Handtaschen entledigt, sondern hier dreht die Story sich nur um pure Macht – die man weder mit gezinkten Pokerkarten oder charmanten Verführungen erreicht, sondern nur durch rohe, harte Gewalt.
Selbstredend gibt es noch unzählige andere Remakes, die jeder Filmfan mal genauer unter die Lupe nehmen sollte. Ob Jack Nicholsons Selbstfindungstrip in „About Schmidt“, Arnies Totalschäden in „True Lies“, Raquel Welchs Fell-Bikini-Ekstase in „Eine Millionen Jahre vor unserer Zeit“ oder Denzel Washingtons Vendetta als „Man of Fire“: Dies alles wurde bereits vor Hollywood inszeniert – teils von Schweden, teils von Briten, meist von Franzosen. Also, das nächste Mal, wenn ihr von einem erneuten Remake in der Mache hört, dann entspannt euch, denn wenn dies Hollywoods Produzenten nicht getan hätten, dann würde es oben genannte Film nicht geben.
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Review: Hard Rock Zombies
amis raus aus USA winnetou ist wieder da! Schlägt man das große Buch des Trashsfilms auf (welches noch geschrieben werden muss), so findet man dort sicherlich Perlen wie die hier bereits besprochenen Werke „Troll 2“, „Beast Creatures“ oder „The Devil’s Sword“. Fälschlicherwiese wird desöfteren behauptet, dass dies die Speerspitze des inflationären Trashfilms sei. Diese, auch von mir getroffene Aussage, muss ich nun wohl vollkommen revidieren, denn mit dem was „Hard Rock Zombies“ einem bietet, konnte niemand rechen. Niemand. NIEMAND! Silent Rage sind die heißesten Newcomer der amerikanischen Hard-Rock-Szene. Ihre Mucke animiert die Jungs zum Head- und die Mädels zum Gangbangen. Kein Wunder. Bei Texten wie „Shake it up baby tooonight! Oh, come on!“ schmeißt jede Frau ihre Würde und ihren Schlüpper weg. Es sei denn, sie sind Mütter und somit Teil der besorgten Moral Majority, die zumindest Smalltown, USA in den 80ern fest in ihrer Zange hatte. Als Jesse und seine Kumpels im kleinen Bergstädtchen Grand Guignol ein Konzert geben möchten, sind die Stadtobersten erbost. Rock’n’Roll versaut den Charakter und „Rock’n’Roll-Musik soll ebenfalls unter bestehende Stadtverbote fallen – wie Zigeunerei, Zirkusveranstaltungen mit Nacktdarbietungen, Tür-zu-Tür-Verkauf von Intimartikeln und Bühnenwerken, die widernatürliche Handlungen provozieren – oder die amerikanische Außenpolitik in Frage stellen“. Also werden die Schallplatten zerdeppert und das Konzert abgesagt. Aber Silent Rage stehen zu ihrer Mucke und nehmen das Angebot an, bei einem kauzigen alten Mann in der Villa spielen. Mit Ausnahme der Tatsache, dass dieser Herr die Band zur Belustigung versucht umzubringen, wird das Konzert ein voller Erfolg (falls man sechs Zuschauer als Erfolg verbuchen möchte). Doch beim Mittagessen zeigt der alte Mann sein wahres Gesicht! Er ist nicht einfach nur ein alter, verwirrter Kauz, dem der Bart in der Suppe hängt – sondern Adolf Hitler (*donner*) in Person, der durch einen Deal mit Roosevelt nach Grand Guignol gezogen ist. Nun leuchtet am Essenstisch ein roter Knopf auf – das Zeichen für ihn zurück an die Macht zu kehren und als Einstieg eine flammende Rede zu halten...
VIDEORAIDERS
„Achtung, die Maske ist abgelegt! Kein Versteckspiel mehr, holt die braune Unterwäsche raus! Die ganze Welt soll sie sehen. Heute ist der Tag der Tage – auch der kritischen Tage, meine Damen! Es gibt viel zu tun, fangt schon mal an. No hope, no dope, no future! Überall wo ich bin, herrscht Chaos, aber ich kann nicht überall sein. Ich fordere Freiheit für Louis Trenker! Nieder mit dem Warzenmann! Nieder mit der Schwerkraft! Es lebe der Leichtsinn! Lieber Petting statt Pershing! Leiber geil als Cruise-Missile! Lieber kopulieren als koalieren! Amis raus aus USA – Winnetou ist wieder da!“
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Wer denkt, diese doch sehr freie Übersetzung würde keinerlei Sinn ergeben, dem sei gesagt, dass die Original-Rede auch nicht viel sinnvoller ist („Intellectuals tot! Amerikanische Schweine tot! Tot, tot – alles tot! We make pure, we make rein, we make strong! Tomorrow! Today! Today California, tomorrow the world!“). Hier hat das verantwortliche Synchro-Studio zwanghaft versucht, den Charakter Hitler audiotechnisch ins Lächerliche zu ziehen. Hört sich verständlich an, wäre aber unnötig gewesen – denn er ist lächerlich und kann hier von niemandem mehr ernst genommen werden. Er ist eine vollkommen absurde Slapstick-Karikatur im besten Troma-Stil, der von den Hard-RockZombies einen auf die Glocke bekommt. Wer hier krampfhaft versucht, historische Parallelen zur realen Persönlichkeit zu ziehen, hat zu viel Freizeit. Oder war Eva Braun etwa wirklich ein Werwolf? Denn mit im Gepäck hat Hitler sein geh- und denkbehindertes Weibsstück, das sich eben von
Zeit zu Zeit in einen WERWOLF im ROLLSTUHL verwandelt (bewaffnet mit einem sichtbar stumpfen Film-Springmesser) und (gefühlte) 1273 Mal IN DIE KAMERA SCHREIT (ohne sichtbaren Grund!) – sowie seine kleinwüchsigen Enkel, von denen der eine ein deformiertes Gummimonster ist, welches sich zum Ende des Films selbst auffrisst (immerhin mit Messer und Gabel) und der andere versucht, eine (lebende) Kuh zu verspeisen (ohne Messer und Gabel). Wer glaubt, das alles sei an Absurditäten nicht mehr zu toppen, dem sei gesagt, dass dies nicht mal als Spitze des Eisberges bezeichnet werden kann – denn erst jetzt beginnt die eigentliche Handlung. Hitlers teuflischer Plan sieht nicht nur die Weltherrschaft vor, sondern die Ermordung von Silent Rage! Seine Untergebenen (eine Dauerwelle in Leggins sowie eine kahlköpfige Hornbrille in schwarzer Uniform) führen den Befehl aus und die Band wird unter drei Zentimeter Blumenerde beerdigt. Zum Glück hat Jesse vor seinem Tod eine Melodie aus dem Mittelalter aufgenommen, die Tote wieder zum Leben erwecken kann. Was jetzt kommt, dürfte klar sein: Zum Leben wiedererweckt, rächt sich die Band an Hitler und seinen braunen Kameraden, die sich ebenfalls in Zombies verwandeln und daraufhin Grand Guignol terrorisieren. Ein alter Kauz rät den Stadtbewohnern, sich mit Plakaten von Köpfen zu bewaffnen, da Zombies ja bekanntermaßen ANGST vor KÖPFEN haben. Natürlich ist das Quatsch. Ergebnis der Aktion: totaler Mayhem. Letzte Hoffnung für die Stadt sind nun Silent Rage – die sich allerdings zwischenzeitlich als untote Rocker wieder auf Tour befinden. Ppppppfffffffffffffffffffffff... „Hard Rock Zombies“ ist knallhart. Wenn man glaubt, das Wildeste überstanden zu haben, kommt es noch dicker. Viel dicker. Der indische Regisseur Krishna Shah präsentiert uns in seinem letzten Werk als Regisseur (was’n Zufall) eine Achterbahnfahrt des Grauens. Grauenhafte Schauspieler, grauenhafte Kameraführung, grauenhafte Effekte – somit grauenhaft gut. Wenn man bedenkt, dass dieser Streifen eigentlich nur als Gag, als kleines und gewollt schrilles Intermezzo für Krishnas Teen-Comedy „American Drive-In“ geplant war, dann wundert einen nichts mehr, denn 90% des Films wirken arg improvisiert. Ansonsten kann man sich das Dargebotene, welches gegen jedweden Geschmack und alle Regeln der Filmkunst verstößt, nicht erklären. Nicht falsch verstehen – genau deswegen ziehen wir uns diesen Shit ja rein, aber man muss schon mit aller Macht darauf hinweisen, dass Werke wie „Die Grube des Grauens“ oder „Bionic Ninja – Formel des Todes“ im direkten Vergleich wie Oscar-Dramen wirken. „Hard Rock Zombies“ ist kein Trashfilm – es ist DER Trashfilm. Damit der Film halbwegs auf eine abendfüllende Länge kommt, versuchte der Regisseur in bester Bollywood-Tradition mit vollkommen deplatzierten musikalischen Montagen von teilweise fünf Minuten Länge die Spieldauer auf 90 Minuten zu zwingen. Es hat funktioniert – zumindest in der Original-Fassung. Aufgrund seiner skurrilen Hitler-Karikaturen wurde der Film in Deutschland derbe zerschnitten – das komplette Finale fehlt. Wer allerdings vorhatte, nun direkt in seine Videothek des Vertrauens zu stiefeln, um das Werk zu ergattern, wird wohl eh enttäuscht werden, denn „Hard Rock Zombies“ wurde 1984 in einer sehr geringen Verleihauflage nur auf VHS veröffentlicht – und ward seitdem nicht mehr gesehen.
SLEAZE November 2008
SLEAZE November 2008
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GEFILMTE S
Wächter der Wüste
Neue Filme im November
Wächter der Wüste Dokumentation | Großbritannien 2008 Start: 20.11.2008 Regie: James Honeyborne Inhalt: „Wächter der Wüste“ dokumentiert das aufregende Leben einer Erdmännchen-Familie in der Kalahari-Wüste. Der Film erzählt von der Geburt des kleinen Erdmännchens Kolo, seinem Aufwachsen und den täglichen Herausforderungen in der Wüste. Kolo macht seine ersten Schritte in eine Welt voller Abenteuer und tödlicher Gefahren und lernt vom großen Bruder die entscheidenden Lektionen zum Überleben. Denn um in der Kalahari groß zu werden, muss man wachsam sein, seine Feinde kennen und auch während der Dürre genügend Nahrung finden.
den blassen Rothaarigen unter ihre Fittiche zu nehmen. Gemeinsam mit dem charmanten und gutaussehenden Redakteur Lawrence Maddox (Danny Huston) wird er in die Welt der New Yorker Celebs eingeführt und stolpert bei dem Versuch, die heiße Newcomerin Sophie Maes (Megan Fox) für sich zu gewinnen, von einem Fettnäpfchen ins nächste. Geblendet von ihrem Aussehen, versucht er alles, um sie für sich zu gewinnen. Dabei scheitert er kläglich an der Durchtriebenheit von Maddox und dem Ehrgeiz von Maes Agentin Eleanor Johnson (Gilian Anderson). Einzig Alison Olsen deckt immer wieder seine Fehltritte. Fast zu spät erkennt er, wer wirklich über seine Witze lachen konnte und ihm immer zur Seite stand.
Der Mann, der niemals lebte
Quarantäne
Thriller | USA 2008 Start: 20.11.2008 Regie: Ridley Scott Inhalt: Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist der beste Mann des US-Geheimdienstes: Er bewährt sich in Situationen, in denen das Leben eines Menschen nicht mehr wert ist als die Information, die man aus ihm herausholt. Bei seinen weltweiten Einsätzen hängt Ferris’ Leben oft von der Stimme am anderen Ende einer abhörsicheren Telefonverbindung ab: Sie gehört dem mit allen Wassern gewaschenen CIA-Agenten Ed Hoffman (Russell Crowe). Hoffman entwickelt seine Strategie per Laptop im Wohnzimmer eines Einfamilienhauses: Er jagt eine neue Leitfigur der Terrorszene, die den Erdball mit einem Bombenteppich überzieht und dabei selbst dem ausgeklügeltsten GeheimdienstNetwork der Welt immer wieder Schnippchen schlägt. Um diesen Terroristen aus der Reserve zu locken, muss Ferris sich in dessen finstere Welt einschleusen. Doch je näher er sich an sein Ziel heranarbeitet, desto deutlicher spürt er: Vertrauen ist ein äußerst gefährlicher Luxus – aber auch seine einzige Chance, diesen Einsatz zu überleben.
Thriller, Horror | USA 2008 Deutschlandstart: 04.12.2008 Regie: John Erick Dowdle Inhalt: Die junge Fernsehreporterin Angela Vidal und ihr Kameramann verbringen für eine Reportage die Nachtschicht bei einer Feuerwehreinheit in Los Angeles. Ein Notruf führt die Feuerwehrmänner mit dem TV-Team im Schlepptau zu einem kleinen Apartmenthaus. Dort sind bereits Polizeibeamte eingetroffen, die auf Furcht erregende Schreie aufmerksam wurden, die aus einem der Apartments zu hören sind. Als das Feuerwehrteam in das Apartment eindringt, entdecken sie eine Mieterin, die offenbar von etwas Unbekanntem infiziert wurde. Nachdem einige Anwesende auf grausame Art attackiert werden, versucht die Einsatztruppe zusammen mit den verschreckten Bewohnern des Hauses zu fliehen, muss aber feststellen, dass Spezialeinheiten das Gebäude unter Quarantäne gestellt haben. Telefon-, Internet-, Fernseh- und Mobilfunkverbindungen wurden gekappt, alle Fenster und Türen werden verbarrikadiert. Von offizieller Stelle werden keinerlei Informationen zu den Eingeschlossenen weitergeleitet. Es scheint kein Weg mehr nach draußen zu führen.
New York für Anfänger Komödie | Großbritannien 2008 Deutschlandstart: 27.11.2008 Regie: Robert B. Weide Inhalt: Sidney Young (Simon Pegg) scheitert in London mit seinem eigenen Magazin, träumt aber nach wie vor davon, in die Welt der Celebritys einzutauchen. Da kommt der Anruf von Clayton Harding (Jeff Bridges) gerade recht, der ihn nach New York zum renommierten Magazin SHARPS holen will. Dort wird ihm schnell klar, dass seine Art und seine Ideen nicht wirklich Anklang finden. Und auch Kollegin Alison Olsen (Kirsten Dunst) ist nicht wirklich begeistert davon, 40
ist verblüfft, dass er jegliche Erinnerung an das damals Geschehene verloren hat. Er beschließt, alte Freunde und Kameraden aufzusuchen und mit ihrer Hilfe diese Lücke in seinem Gedächtnis wieder zu füllen. Je tiefer er sich mit den Erinnerungen der anderen auseinandersetzt, desto klarer werden seine Gedanken und die Vergangenheit erscheint in surrealen Bildern.
Übriggebliebene ausgereifte Haltungen Musik, Biografie, Dokumentation | Deutschland 2007 Start: 06.11.2008 Regie: Peter Ott Inhalt: Populär sein, aber sich nicht vereinnahmen lassen – geht das? ÜBRIGGEBLIEBENE AUSGEREIFTE HALTUNGEN untersucht die Geschichte der Hamburger Band DIE GOLDENEN ZITRONEN. Mit Archivmaterial, Interviews, dokumentarischen Aufnahmen und inszenierten Szenen wird die Biographie eines Projekts rekonstruiert, dessen Geschichte einerseits Brüche in der Performance und andererseits Kontinuitäten in der Haltung charakterisieren. Im Kern geht es um den grundlegenden Widerspruch von politischem Pop überhaupt.
Waltz with Bashir Zeichentrick, Dokumentation Deutschland / Frankreich / Israel 2008 Start: 06.11.2008 Regie: Ari Folman Inhalt:Eines Nachts in einer Bar erzählt ein alter Freund dem Regisseur Ari Folman von seinem Alptraum. Ein Alptraum, in welchem er von 26 dämonischen Hunden gejagt wird. Jede Nacht – immer die gleiche Anzahl an Hunden. Die beiden kommen zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang zu ihrem Einsatz im ersten LibanonKrieg Anfang der 80er Jahre bestehen muss. Ari Übriggebliebene ausgereifte Haltungen SLEAZE November 2008
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Selbstverst채ndlich sind diese Spielepackungen alle von professionellen Computerk체nstlern gef채lscht worden. Mit anderen Worten: DIES SIND KEINE ECHTEN SPIELE! 42
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Games-Ausblick für November 2008
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Fallout 3
Pascal
Pascal
Pascal
Left 4 Dead
Multiplayer-Horror-Shooter | Xbox 360, PC | Electronic Arts | November 2008 Inhalt: Eine Stadt voller Zombies, jede Menge Wummen und vier Überlebende, die es auch bleiben wollen. Fertig ist der Survival-Multiplayer-Cocktail! Aus der Edelschmiede Valve (Half-Life, Counter Strike) kommt im November ein Ballerspiel, das viele Schockmomente für bis zu vier Freunde gleichzeitig bereit hält. Das Setting ist dabei natürlich für intensives Team-Feeling prädestiniert. Auch technisch gibt sich das Spiel keine Blöße und nutzt die bewährte hauseigene „Source“-Grafikengine. Fazit: Für jeden Zombie-Fan dürfte das Spiel genau das Richtige sein für lange dunkle Winterabende. Richtig Spaß macht es aber nur mit drei Freunden zusammen. Dann wird Left 4 Dead zu einem waschechten „4 Spieler Co-Op Horror Spektakel“!
Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3
Echtzeit-Strategie | Xbox 360, PC | Electronic Arts | November 2008 Inhalt: Nachdem sich letztes Jahr NOD und GDI um Tiberium-Kristalle (Command & Conquer: Tiberium Wars) streiten durften, sind nun mal wieder die Alliierten und Sowjets dran. Quasi passend zum aktuell wieder aufflammenden Zwist von Russland und Amerika/UNO bringt EA schon mal einen kleinen Ausblick auf die mögliche Zukunft. Und die sieht sehr düster aus (wie auch sonst?!): Ihr befehligt entweder die Truppen der einen oder anderen Seite, baut eine Basis auf, bildet Soldaten aus, lasst Panzer und Flugeinheiten vom Band rollen, etc. und löscht nach Möglichkeit den Feind in bester Echtzeit-Strategie-Manier aus. Prinzipiell ändert sich außer den „authentischeren“ Parteien
Resistance 2
Mirror‘s Edge
First-Person-Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Electronic Arts | November 2008 Inhalt: Wenn eine Szene aus dem letzten James Bond-Film (Casino Royale) hängen geblieben ist, dann die spektakuläre Jagd von Bond in Madagaskar. Durch die Straßen rennend und über alle möglichen urbanen Hindernisse wie zum Beispiel Häuserwände hinweg – mit flinken Klettereinlagen und präzisen Sprüngen. Die entsprechende Szene-Sportart nennt sich Parkour. Mirror’s Edge ist Parkour plus Actioneinlagen. Die Heldin wird gejagt und ist ständig auf der Flucht. Ihren Verfolgern zahlenmäßig unterlegen, aber athletisch und mit beeindruckender Kondition gibt es quasi kein Hindernis, dass sie nicht überwinden kann. Egal ob komplexe Lagerhallen oder tiefe Häuserschluchten, die realistische Kameraführung
First-Person-Shooter | PlayStation 3 | Sony Computer Entertainment | November 2008 Inhalt: Resistance: Fall of Man war einer der wenigen erfolgreichen Exklusivtitel zum Launch der PS3, der auch technisch überzeugte. Der zweite Teil des Shooters knüpft direkt am Ende des ersten an. Nach erfolgreicher „Alien-KillTour“ in Europa geht es für den Helden Nathan zuhause in Amerika erneut in die Schlacht um die Rettung der Welt gegen böse Außerirdische. Das Besondere am zweiten Teil ist neben der besseren Grafikengine vor allem der OnlineCo-Op-Modus für bis zu acht Spieler. Dabei spielt man nicht einfach die SingleplayerKampagne, sondern eine parallele Storyline. Fazit: Was Gears of War für die Xbox 360Anhänger ist, ist Resistance für PS3-Zocker. Gerade im Multiplayer-Modus macht Ballern ja bekanntlich viel Spaß. Und im Gegensatz zu Gears of War 2 erscheint Resistance 2 ganz offiziell in Deutschland.
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Partygame | Xbox360, PlayStation 3, Wii | Activision | November 2008 Inhalt: Rock Band hat dem bisherigen KonsolenRock-Game-Platzhirsch Guitar Hero mächtig „Feuer unterm Arsch“ gemacht. Klar, dass Activision da nachlegen möchte und so gibt es in der neusten Ausgabe nicht nur eine PlastikKlampfe, sondern auch Schlagzeug und Mikrofon – genau wie beim Konkurrenten aus dem Hause EA. Guitar Hero World Tour geht jedoch noch einen entscheidenden Schritt weiter: Ihr werdet selbst virtueller Songwriter und komponiert eigene Songs! Außerdem ist die Songauswahl wieder einmal sehr delikat – u. a. steuern die RockGiganten TOOL satte drei Songs bei und designen gleich noch eine exklusive Stage für das Spiel. Fazit: Der Gitarren-König ist zurück! Inklusive neuem Drumkit, Mikrofon und TOOL! Noch Fragen?
Action-Adventure | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Eidos | November 2008 Inhalt: Noch vor wenigen Jahren, mit dem missratenen Tomb Raider –The Angel of Darkness, sah es ganz danach aus, dass wir von der unkonventionellen Archäologin bald Abschied nehmen müssten. Und viele männliche Zocker fürchteten, dass ihre einzige große Liebe Lara Schluss machen könnte. Doch seit zwei Jahren ist sie wieder da – filigraner und sexyer als je zuvor! Tomb Raider Underworld bietet genau das, was man sich von einem spannenden LaraCroft-Spiel erhofft: gigantische Tempelanlagen voller tödlicher Fallen, gefährliche und riesige Gegner, spannende Mythen, endlose Dschungel und jede Menge Kletter- und Ballerspaß! Fazit: Wenn Lara Croft die Kanonen zückt, steht das für: tolle Abenteuer. Nochmals verbesserte Grafiken dürften auch im Jahr 12 ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte „Tomb Raider“ komplettieren.
Pascal
Endzeit-Rollenspiel | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Ubisoft | November 2008 Inhalt: Wenn die Jagd nach Mutanten in radioaktivverseuchten Stadtruinen der normalste Job der Welt ist, ist man sicherlich im Fallout-Universum zuhause. Ganze zehn Jahre hat es gedauert, bis die Fallout-Reihe in die dritte Runde ging (die eher schwachen „Brotherhood of Steel“-Ableger dazwischen vergessen wir mal lieber). Und es hat sich natürlich einiges getan am Gameplay. So erlebt man das Spiel aus der 3D-Ansicht (wahlweise aus der First- oder Third-PersonPerspektive) und in Echtzeit-Kämpfen. Grafisch bewegt sich alles auf sehr hohem Niveau und eine verbesserte Engine des Rollenspiel-Kracher „The Elder Scrolls 4: Oblivion“ kommt zum Einsatz. Alles wirkt also zweifellos moderner und dennoch kommt sofort das gute alte FalloutFeeling auf, mit all‘ seinem herrlichen Zynismus! Fazit: Erfahrungspunkte sammeln. Seinen Körper mit Drogen angemessen tunen. Sex haben, mit wem man will. Mutanten die Rübe wegblasen. Derbe zynisch sein. Hach ja, wir lieben Fallout!
>GAMES
Tomb Raider Underworld
Guitar Hero World Tour
aus den Augen der Heldin Faith zieht einen mitten hinein in die Action. Technisch entsprechend rasant in Szene gesetzt, bleibt das Geschehen auf dem Schirm stets spannend – ohne Verschnaufpausen. Fazit: Mirror’s Edge bietet ein sehr innovatives und vielversprechendes „3D-Jump‘n Run“Konzept. Durch authentische Kamerabewegungen kommt echtes „gejagt werden“-Feeling auf!
recht wenig zum Vorgänger. Dies ist aber nicht weiter tragisch, da dieser durchweg überzeugen konnte und gerade auf der Xbox 360 mit einer sehr guten Controller-Steuerung aufwartete. Fazit: Auf in den nächsten Krieg um Rohstoffe und Macht! „Neue“ Fronten mit bewährtem Gameplay lassen Echtzeit-Strategen das Herz erfreuen.Pascal
Metal Slug 7
Pascal
Action-Jump’n Run | DS, Xbox 360 | Sega | November 2008 (Xbox 360 erst 2009) Inhalt: Oh, was waren das damals doch für Videospiele-Meilensteine! Metal Slug auf dem Porsche der Videospielekonsolen schlechthin: dem Neo Geo! Der siebte Teil des kultigen Action-Sidescrollers kommt zunächst erst mal nur für den Nintendo DS auf den Markt und bietet wieder einmal coole Helden, die sich in guter alter 2D-Tradition von links nach rechts, von oben nach unten oder von unten nach oben durch die Level ballern. Dabei stehen viele Waffen-Upgrades und auch immer wieder Fahrzeuge wie Panzer oder Harrier-Jet zur Verfügung. Die Grafik ist eine Mischung aus detailiertem Comic-Look und 3D-Elementen. Bleibt zu hoffen, dass das Spiel nicht ebenfalls in guter Metal-Slug-Tradition bockschwer ist. Fazit: Abgedrehte Levelbosse und tolle Soundkulisse erinnern an die glorreichen alten Zockertage. Metal Slug ist, nach wie vor, ein Klassiker!Pascal
Need for Speed: Undercover
Rennspiel | Xbox 360, PlayStation 3, PlayStation 2, PSP, DS, PC | Electronic Arts | November 2008 Inhalt: Die Need-for-Speed-Serie ist mittlerweile auch ein wahrer Oldie unter den Videospielen. 1994 kam das Original Need for Speed heraus – damals grafisch und soundtechnisch eine absolute Offenbarung. Und auch heute noch ist die Grafik jedes Jahr State-of-the-Art. Was dringend benötigt wird, ist jedoch ein frisches Konzept. Denn gerade Rennspiele-Serien sind da doch recht beschränkt in den Möglichkeiten, was neue Ideen für Nachfolger angeht. Need for Speed: Undercover versucht mehr Spannung und Action in die Raserei zu bringen. Das Ergebnis ist eine frei-befahrbare offene Stadt. Man nimmt Aufträge entgegen, die sich an Filmen wie „The Transporter“ orientieren. Dadurch soll ein bisschen mehr „Story“ erzeugt und der Spieler mehr unterhalten werden. Fazit: Ein Rennspiel mit Storyline! Zumindest gibt sich Electronic Arts dieses Jahr deutlich mehr Mühe, Innovationen in ihre betagten SpieleFranchises und Cash-Cows zu bringen.Pascal
Legendary
First-Person-Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Gamecock Media Group | November 2008 Inhalt: Der Ego-ShooterMarkt ist maßlos überfüllt! Um hier bei den geneigten Fans zu punkten, braucht es entweder einen bekannten Namen, bahnbrechende Technik oder ein brandneues Setting. In letztere Kategorie fällt definitiv Legendary. Ein Idiot „findet“ die Büchse der Pandora im Lager eines New Yorker Museums und „aus Versehen“ geht das Teil auch noch auf. Dieser Idiot ist Kunstdieb und wird sich kurz darauf wünschen, etwas Anständiges erlernt zu haben! Minotauren, Werwölfe, Harpyien, Golems und viele mythische Wesen mehr sind schlagartig Teil der modernen Welt. Und sie sind tierisch schlecht gelaunt! Selbstredend seid ihr dieser „Idiot“ und versucht nun euer Missgeschick wieder „gut zu machen“. Fazit: Mit modernen Waffen in der heutigen Welt gegen riesige furchteinflößende Fabelwesen. Die Idee ist wahrlich frisch und klingt nach einem sehr spannenden Shooter, der auch technisch sehr imposant wirkt.Pascal
Midnight Club: Los Angeles
Rennspiel | Xbox360, PlayStation 3 | Take-Two Interactive | 24. Oktober 2008 Inhalt: Neben dem Videospielgiganten GTA ist Rockstar Games vor allem durch die RennspielSerie Midnight Club bekannt. Der neuste Teil der Reihe führt uns in die Stadt der Stars und Sternchen: Los Angeles. Wie gewohnt rast man
dabei völlig frei durch die City und fordert Kontrahenten zu illegalen Straßenrennen heraus – vorzugsweise reale Gegner über OnlineAnbindung. Die Autos und Motorräder, die man sich durch Erfolge verdient, sind umfangreich zu tunen und gerade im L.A.-Setting fühlt man sich dadurch wie ein Pimp. Man erkennt also sofort die GTAWurzeln. Ebenso in der Grafikengine wie auch im aktuellen Ableger des Gangster-Epos kommt die RAGE-Engine zum Zuge. Wie man auf Screenshots und Videos erkennen kann, leider inklusive den etwas matschigen Umgebungs-Texturen. Fazit: Rasen durch L.A. und die Illegalität zu jeder Tages- und Nachtzeit! Wie es sich für Rockstar Games gehört, natürlich mit jeder Menge Cops und Gangster dabei im Nacken. Der Online-MultiplayerModus sollte sicher sein übriges an Spielspaß tun. Pascal
Little Big Planet
First-Person-Shooter | PlayStation 3 | Sony Computer Entertainment | November 2008 Inhalt: Die Playstation 3 und Sony haben ja einen harten Stand in dieser Gen, aber im November geht die Sonne auf. Im Endeffekt ist LBGP eine Art 2D-Jump‘n‘Run welches mit 3D- Figuren in einer 3D-Umgebung gespielt wird. Dazu gibt es einen online 4-Spieler-Modus bei dem alle Spieler auch am Level selbst herumändern dürfen. Klingt kompliziert? Spielerisch ist es genau das Gegenteil davon. Sackboy, der kleine Hauptdarsteller, hat das Zeug ein ganz Grosser zu werden. Ganz heiss: selbsgemachte Level können mit allen anderen Spielern getauscht werden. Fazit: Die Gamessparte von Sony ist immer für einen Knaller gut. Dieser hat allerdings spielspaßmäßig die Ausmaße einer A-bombe.Sascha
Professor Layton
Rätsel | Nintendo DS | Nintendo | November 2008 Inhalt: Dr. Kawashimas Gehirnjogging erfreut sich schon seit jahren großer Beleibtheit. Prof. Layton knüpft hier maßlos an. Spielerisch, in eine wunderbar gezeichnete Animatonsgeschichte eingebunden gilt es über 100 Rätsel zu lösen. So löst man nicht nur die Rätsel an sich, sondern auch das Geheminis der Stadt. Wer nicht weiter kommt kann sich bis zu drei Hilfestellungen dazu kaufen. Fazit: Die Wahrheit schmerzt, aber die kalten Tage sind schon da, wir verbringen mehr Zeit zuhause. Warum also statt eines Buches nichtmal in Ruhe das Gehirn kreiseln lassen? Sascha
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Es geht auch ohne! Wir besuchten Shitdisco beim Rock:Liga-Soundcheck
Wir wurden vorgewarnt. Mehr als einmal. Künstler seien oft schwierig, umso mehr, wenn sie Kleidung tragen sollen, auf die sie kein Bock haben. Unser Fotograf Jan Mielke hat auch schon anstrengende Erfahrungen bei verschiedenen Mode-Produktionen gesammelt. Selbst, wenn alles vorher abgesegnet wurde, ist das kein Garant, dass der Künstler mitmacht.
Und dann trafen wir Shitdisco. 2003 gegründet, haben sie bereits bei ihrem Debüt-Album letztes Jahr ordentlich eins auf den Deckel bekommen für ihren Bandnamen. Die Musik ist gut, aber der Name… Nun folgt diesen November das zweite Album. Mal sehen, wer diesmal mehr Beachtung bekommt: Die Musik oder der Name (der übrigens nicht so ausgesprochen wird, wie man vielleicht denkt.)
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Cardigan: Cheap Monday Shirt: Cheap Monday Hose: Cheap Monday Uhr: Casio Schuhe: Mad
Shirt: Henrik Vibskov Lederjacke: Vintage Hose: Cheap Monday Sneakers: Nike Uhr: Casio
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Hose: Henrik Vibskov Schuhe: Vagabond Pulli: Weekdays Uhr: Casio Shirt: Vintage
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Shirt: Henrik Vibskov Schal: Henrik Vibskov Hose: Cheap Monday Schuhe: Vagabond Schmuck: Models own
Hier noch ein paar Termine, bei denen ihr (Musik)Gott spielen könnt: Tour C: 02.02. Rostock - Mau Club 03.02. Hamburg - Grünspan 04.02. Bochum - Zeche 05.02. Bielefeld - Ringlokschuppen 06.02. Karlsruhe - Substage Tour D: 23.03. München - Backstage Werk 24.03. Stuttgart - Röhre 25.03. Köln - Stollwerck 26.03. Dresden -Beatpol 27.03. Cottbus - Glad House Finale: 16.5.09 Berlin
Die vier Glasgower waren gerade im Rahmen der Jägermeister Rock:Liga in Deutschland. Und die Jungs waren so entspannt. Keine Starallüren, keine Einwände gegen die Mode, nix, nada. Ganz lässig haben sie die Fotostrecke mitgemacht, den Soundcheck hinterher – und dann leider gegen Crystal Castles verloren. Das Publikum entscheidet, wer „JägerMeister 2009“ wird. Also, wenn es nach uns ginge… 48
www.myspace.com/shitdisco www.jaegermeister.de/rocken SLEAZE November 2008
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.. Intimitäten
Ende Oktober erschien mit „Intimacy“ das neue Album der britischen Band Bloc Party. Als in Frühjahr Zweitausendfünf „Banquet“ auf deutschen Tanzflächen einschlug, wurden Bloc Party zwar als Entdeckung des Jahres gefeiert, aber es war noch nicht abzusehen, dass dieser Hit zur Hymne wird, die uns die nächsten Jahre verfolgt. Über drei Jahre sind seitdem vergangen und inzwischen ist klar, dass wir es hier nicht mit einem One-Hit-Wonder zu tun hatten. Im Gegenteil, diese Band hat sich bis heute überall festgebissen, wo es Tanzflächen gibt. Keine Party ohne Bloc Party. Zur Peaktime. Dieser Tage ist nun ihr neustes Werk „Intimacy“ erschienen und so wird es wieder Zeit für die Band, die übliche Pressetour zu absolvieren und sich vor neugierigen Journalisten den Mund fusselig zu quasseln.
Was bisher geschah: Kele Okereke (Gesang und Gitarre) und Russell Lissack (Gitarre) haben sich 1998 kennengelernt und musizierten seitdem zusammen. 2002 holen sie sich den Bassisten Gordon Moakes und 2003 den Schlagzeuger Matt Tong dazu und fortan nennt man sich Bloc Party. 2004 dann der Plattenvertrag bei Wichita Recordings, 2005 das Debütalbum „Silent Alarm“, 2007 die zweite Platte „A Weekend In The City“ mit jeweils über einer Million verkauften Einheiten weltweit.
Die ehrenvolle Aufgabe, den Bassisten zu interviewen, wird meiner Kollegin Katya und mir übertragen, und so finden wir uns im Flur einer schicken 3-Zimmer-Ferienwohnung im Berliner Prenzlauer Berg wieder, umzingelt von reger Betriebsamkeit. Herr Tong am Handy, Herr Lissack am Laptop, Herr Okereke im Interview und die beiden netten Damen von Cooperative Music Germany am Koordinieren. Das lustige BlocParty-Gruppenfoto mit mir in der Mitte werde ich wohl auf ein andermal verschieben müssen, denn offensichtlich ist die Zeit knapp und wir werden mit dem Hinweis, uns kurz zu fassen, da die Band noch durch die halbe Stadt zum Flughafen muss, mit dem Bassisten in eines der Schlafzimmer verfrachtet. Gordon ist gut drauf, obwohl er schon das 9. Gespräch hinter sich hat. Da wir aber ja die letzten für heute sind und somit der Feierabend in Sichtweite, lässt es sich locker angehen. Wir erfahren zunächst, dass er vor einigen Wochen stolzer Vater einer Tochter geworden ist. Gratulation! Ist natürlich schon ein bisschen blöd, jetzt mit dem neuen Album auf Promotour durch die Weltgeschichte zu reisen, während Frauchen sich zuhause mit dem Neugeborenen amüsiert, oder? Nee, ist schon ok. Wir hatten ja sieben Monate Pause, in der wir das neue Album aufgenommen haben und für die Sommertour hab ich mich von einem Ersatzbassisten vertreten lassen, so dass ich mich
um die Familie kümmern konnte. Im Oktober spielen wir auch nur drei Gigs, bleibt also genügend Zeit. Wann spielt ihr wieder in Deutschland? Im Februar sind fünf Termine geplant. Was hast du eigentlich vor Bloc Party gemacht? Ich bin gelernter Grafikdesigner und hab Webseiten und interaktive Präsentationen für größere Firmen zusammengebastelt. Damit lässt sich zwar gutes Geld verdienen, aber das hat mich nie ausgefüllt. Musik war schon immer meine Passion. Welche Musik hörst du in deiner Freizeit? Ich mag Mathrock, Punkrock wie z.B. Botch („amerikanische Hardcoreband, die sich 2002 aufgelöst hat“, Red.) und lauter noisy Stuff, der so auf Hydrahead Records erschienen ist. Ich frage deshalb, weil eure Musik von Album zu Album immer elektronischer wird. Woher kommen da die Einflüsse? Naja, wir sind vier unterschiedliche Typen und hören auch unterschiedliche Sachen. Elektronische Musik haben wir schon immer gemocht. Ich steh z.B. voll auf Aphex Twin uns sowas. In den letzten Jahren hat sich da auch viel getan, Indie und Elektro sind sich näher gekommen und für eine Rockband wie uns ist es heutzutage keine große Sache mehr, Synthesizer und Drumcomputer mit einzubauen. Viele unserer Sounds sind komplett am Rechner entstanden.
...so auch „Flux“? Als die Single letztes Jahr rauskam, dachten alle, ihr macht jetzt Techno. Die Leute waren etwas irritiert. Ja, das war Keles Idee. War für uns spannend, mal eine Freaky-Electro-Version von einem ursprünglich ganz anders klingenden Song zu machen, sozusagen uns selbst zu remixen. Just for fun. Uns war aber von vornherein klar, dass diese Nummer nie auf das Album kommen würde. Wenn unsere Songs auch hin und wieder ziemlich elektronisch klingen, so sehen wir uns doch immer noch als Rockband.
konnten wir auf jede Singleauskopplung Material mit raufpacken, welches nicht auf dem Album war. Für die aktuelle Platte haben wir tatsächlich nur 13 Songs aufgenommen, von denen elf auf dem Album sind und einen („Idea for a Story“) haben wir schon auf der 7“ von „Mercury“ verbraten. Wir haben noch ein paar Akustikversionen eingespielt, aber das war‘s dann auch. Ihr werdet euch also bei den nächsten Singles ausschließlich mit Remixen und Akustikversionen begnügen müssen.
Ihr macht ja inzwischen auch Remixe für andere Bands. Ich muss zugeben, dass ich die Sachen noch gar nicht gehört hab. Sind die gut?
Warum wurde „Intimacy“ eigentlich schon zwei Monate vor offiziellem Release als downloadbare Version verkauft? Das haben wir zusammen mit unserem Label entschieden. Da es ja normalerweise von Fertigstellung bis tatsächlicher Veröffentlichung ziemlich lange dauert, wohl aus marketingtechnischen Gründen oder so, dachten wir uns, warum nicht die Möglichkeiten des Internets nutzen und die Platte schon mal als Download zur Verfügung stellen. Die CD wird dann in zwei Versionen erscheinen, Standard und Limited, mit zwei Bonus Songs.
Naja... Russell macht das alles. Der ist sowieso ziemlich beschäftigt. Er hat ja noch ein Sideprojekt am laufen. („Pin Me Down“, erinnert sehr an Bloc Party mit 80er-Einschlag und Frauengesang und gefällt dem Autor gut) Apropos Songs, die es nicht auf‘s Album schaffen: Bei den letzten beiden Platten gab es ja reichlich Material, das nur als Single oder B-Seite bzw. Bonustrack veröffentlicht wurde. Wie viel habt ihr denn diesmal noch in der Hinterhand? Leider nicht mehr viel. Für „A Weekend In The City“ hatte wir 20 Songs aufgenommen, daher
Y T R A P BLOC
Ok, letzte Frage: Wer ist Smith? Euer Topfriend bei MySpace. Gute Frage. So wie ich das verstanden habe, ist Smith eine Art Frankenstein, mit Stierkopf und einer Scherenhand wie beim Hummer und mit Computerchip im Kopf, statt Gehirn, erschaffen von teuflischen Affenwissenschaftlern, um die Macht zu erringen. Er erlangt Popularität als Politiker und schließlich wird er Präsident. Natürlich ist er nur Marionette der Affen, die ihn fernsteuern und es auf die Bananenreserven der Welt abgesehen haben. So werden Kriege angezettelt usw. Also klare Paralelen zur aktuellen amerikanischen Politik. Offensichtlich. Ace Norton hat sich das für den Videoclip von „Mercury“ ausgedacht und wir fanden die Idee so geil, dass wir ein MySpaceProfil daraus gemacht haben. „Vote for Smith“T-Shirts sind auch schon in Planung. Schnell werden noch Beweisfotos mit Herrn Moaks gemacht und artig verabschieden wir uns. Jero & Katya
Die Promofrau schaut nervös zur Tür hinein, um uns freundlich, aber bestimmend daran zu erinnern, dass wir langsam zum Ende kommen müssen...die Stadt ist wieder so voll... der Flughafen...straffer Zeitplan...jaja...
Katya
Jero
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Sizzla
Monika, hast du eigentlich feste Tage, an denen du nach neuen Platten suchst? Wie es gerade passt. Ich versuche schon mittwochs oder donnerstags in den Plattenladen zu gehen. Da kommen die ganzen Neuerscheinungen und wenn du Pech hast und zu spät kommst, sind die ganz schnell vergriffen. Außerdem muss man sich die Sachen ja auch noch richtig anhören und kennen lernen, um dann am Wochenende, wenn es wieder auf Reisen geht, zu wissen was im Koffer ist. Der Mittwoch ist da schon perfekt. Apropos Koffer. Viele deiner Kollegen schwören auf CDs oder MP3s. Passt locker ins Handgepäck und man muss nicht befürchten, falls die Fluglinie schlampt, am Ende ohne Platten dazustehen. Also, ich bin Vinyl-Junkie. Mir ist es zwar auch schon öfter passiert, dass mein Koffer nicht angekommen ist, aber davon würde ich jetzt nicht meine Endscheidung für oder wider Vinyl abhängig machen. Ein Notfall-Set im Handgepäck mit zwanzig Platten und ein paar CDs, so dass man zwei, drei Stunden spielen könnte, habe ich aber immer dabei. Bis jetzt sind aber alle meine Koffer wieder aufgetaucht.
Wenn heutzutage jeder alle Platten bekommen kann, läuft es da nicht Gefahr, dass alle das Gleiche spielen. Viele DJ-Charts in den einschlägigen Musikzeitschriften ähneln sich ja ungemein. Nein, das denke ich nicht. Letztes Jahr zum Beispiel gab es für mich jetzt nicht den Track des Jahres, auf den sich alle geeinigt haben. Es ist beim Auflegen heute ja nicht anders als früher. Wichtig ist immer noch, wie du dein Set aufgebaut hast und ob du auf das Publikum eingehen kannst und nicht nur deinen Egofilm schiebst. Das erkennt man woran? Naja, manche haben beim Auflegen einfach einen Gesichtsausdruck, da fragt man sich schon, ob es denen überhaupt noch Spaß macht. Die vergessen, dass es nur mit dem Publikum funktioniert und nicht dagegen. In Zeiten des digitalen DJs und diverser Hilfsprogramme die, wie „Xone Mixed In Key“, sogar empfehlen können, welche Stücke am besten ineinander passen, wie wichtig ist da der menschliche Makel, das Unperfekte für dich? Krass, ich wusste gar nicht, dass es so ein Programm überhaupt gibt. Doch. Man sagt Paul van Dyk benutzt das. Ach so. Na, also ich finde, wenn ein Übergang mal holpert, ist das wesentlich sympathischer, als wie wenn jemand am Computer steht und eh alles vorprogrammiert ist.
Der perfekte Lidstrich ist genauso Thema wie Pornos für Mädchen oder Aktivistinnen, die sich in Polen für sichere Abtreibungen einsetzen. In Missy wird ehrlich über Sex geredet, über homound heterosexuellen, heißen, langweiligen oder auch nicht vorhandenen. Modestrecken gibt‘s mit Frauen gezeigt, die nicht den üblichen Normen und Looks entsprechen. Frauen-DJs erklären, wie man ein gutes Set mixt, Coaches, wie man sich in Konferenzen durchsetzt Monika Kruse wurde 1971 in Berlin geboren. Sie wuchs in und Rechtsanwältinnen, wie München auf. Nach dem Abitur und einem Praktikum, arbeitete man sich von niemandem mehr Acts wie Gang Starr sie als Produktmanagerin für ein Plattenlabel. und Moni Love gehörten zu ihrem Aufgabengebiet. Als Monika abzocken lässt. Die erste Ausgabe 1991 das erste Mal als DJ in Erscheinung trat, bestand ihr Stil dann gibt es seit demaus20. Oktober auch hauptsächlich HipHop, Funk und ein paar vereinzelten House Stücken. Doch schon zwei Jahre später veranstaltete sie am Bahnhofskiosk und beweist als Mitglied der Münchener Ultraworld Crew Techno Parties. Sie bravourös, Feminismus gehörte zu den dass Gründern des Ultraschalls Clubs und war eine der ersten Resident DJ`s. 1997 veröffentlichte sie eine erste Soloarbeit cool ist und ein solches Magazin als Teil einer Mix-Kompilation. Im selben Jahr zog es sie zurück höchste Eisenbahn in ihre Geburtsstadt Berlin.wurde. Monika Kruse ist Gründerin der Label Terminal M, und Electric Avenue Recordings. SLEAZE freut sich mit den drei Neben ihrer Tätigkeit als international erfolgreiche DJane und Produzentin engagiert Macherinnen Sonja Eismann, Chris sich Monika Kruse gegen Rassismus und Intoleranz. Dafür rief sie im Jahre 2000 die Initiative „No Historical Köver und Stefanie Lohaus undBackspin“ ins Leben. Nach ihren letzt jährigen Mix-CD „On the Nippon Road“ ist gerade ihr neues Studioalbum „Changes Of Perception“ erschienen. SLEAZE November 2008
www.myspace.com/sizzlakalonji Tim
RIP 021
LUKESTAR – LAKE TOBA
RIP 022
CD
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FRITTENBUDE – NACHTIGALL
LP / CD
OUT NOVEMBER 2008
5 Junge Norweger, in der Heimat im Radio auf Dauerrotation mit einem fesselnden und hypnotischen Album zwischen SIGUR ROS, BLONDE REDHEAD und MEW.
Nach Remixen für Kettcar und Egotronic. endlich das Debutalbum der süddeutschen. Electro-Partybomben!. CD-Version über Audiolith Records / Broken Silence.
„Mit Lake Toba ist Lukestar ein großer Wurf gelungen“ gästeliste.de
„Lake Toba strotzt nur so vor wunderbaren Indie-Perlen“ waste of mind li
o
Für viele deiner Kollegen ist ein Vorteil der digitalen Technik, dass man seine Tracks mit diversen Filtern und Effekten live nachbearbeiten kann. Wie siehst du das?
Spex und De:bug. Denn Missy ist Monika,dieser SLEAZEMagazine, dankt. die Frauen keines Tim sagen, wie sie sein müssen, um doofen zu gefallen. Es MonikaMännern Kruse live: 07.11.08 Leipzig Destillery beschäftigt sich viel -lieber mit 21. 11.08 Stuttgart Rockers Kultur, Politik und Style, und zwar www.monikakruse.de ohne Alice-Schwarzer-Faust, dafür www.myspace.com/monikakrusemusic aber mit einer Einstellung, die den Status Quo mit einem Grinsen oder einem gezielten Fausthieb in Frage stellt.
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Nach welchen Kriterien wählst du dir deine Platten aus? Es gibt natürlich gewisse Favoriten. Ob jetzt Produzenten oder Label. Die gehe ich erst mal der Reihe nach durch und schaue, was da gerade so am Start ist. Dann gibt es den Verkäufer, der sagt: „Hey, Monika, hör mal da rein!“ Außerdem gehe ich selber noch gerne aus. Wenn mir was gefällt, kenne ich keine Barrieren. Dann frag ich auch gerne mal beim DJ nach, welche Platte da gerade läuft. (lacht)
feiern, dann ist dein idealer DJ jemand, der ganz klassisch mit Vinyl auflegt und ohne viel mit den Leuten Missy liegtSchnickschnack nicht neben Brigitte zusammen eine gute Party feiern kann? und Laura, sondern eher neben Ich mag die Basics. Mehr braucht es nicht.
au
Das hört sich ganz entspannt an. Hast du keine Zweifel gehabt? Ein paar Platten wären sicher schwer zu ersetzen? Ein Koffer von mir war mal eine Woche lang verschwunden. Mir konnte keiner sagen, wo der gesteckt hat. Da habe ich schon Blut und Wasser geschwitzt, denn das war zu einer Zeit, als man nur mit Platten auflegen konnte. Da waren echte Schätze darunter. Aber heute wäre so ein Verlust fast nicht mehr so schlimm, denn die meisten Sachen bekommst du nachgepresst oder zur Not auch als CD oder Download.
Aber der ideelle Wert eines solchen Schatzes ist doch unersetzbar. Jeder Kratzer hat seine Geschichte. Oder ist das übertriebene Gefühlsduselei? Ja, sicherlich gibt es solche Scheiben auch. Aber bei vielen Platten, bei denen ich mir früher dachte: „Ha, die kriegt keiner mehr. Die hab nur ich“, musste ich im Nachhinein feststellen, dass die wieder im Laden stehen, weil der Sound heute wieder angesagt ist. Das ist doch dann sehr ernüchternd. (lacht)
„Ein Mann muss sich entscheiden, ob er ein Stück Dreck sein will oder ein stolzer Mann – so einfach ist das.“ Aussagen wie diese sind es, die das Talent des jamaikanischen Reggaemusikers Sizzlas mit einem üblen Beigeschmack belegen. Seine homophoben Äußerungen haben den Mann, der sich selbst als eine Art heterosexueller Erlöser zu betrachten scheint, bereits ein ums andere Mal in die Schlagzeilen gebracht. Dass dies seiner Popularität nicht wirklich geschadet hat, beweist die fast heldenhafte Ehrerbietung, die ihm in seiner karibischen Heimat entgegen gebracht wird. Homophobie gehört unter jamaikanischen Männern scheinbar zum guten Ton. Im verweichlichten Europa wiederum sieht man das Wirken des Künstlers differenzierter. Hier gelten Einreiseverbote als probates Mittel, sich der menschenverachtenden Art Sizzlas zu entledigen. Dass dies der Verbreitung seiner Musik in Zeiten des Internets nicht wirklich entscheidend zusetzen kann, darf man den national agierenden Behörden sicherlich nicht vorwerfen. Solange sich Labels finden, denen die Musik des Künstlers mehr wert ist als die Würde einer Minderheit, scheint sich alles als Teil der künstlerischen Freiheit abnicken zu lassen. Doch wie entspannt kann der Hörer die karibischen Klänge genießen, wenn direkt oder unterschwellig in jeder Zeile dazu aufgerufen wird, den gleichgeschlechtlich Liebenden im Idealfall gleich die tuckige Kehle durchzuschneiden? �Gründest du eine Familie, erweist du deiner Mutter Respekt. Gehst du zu anderen Männern, ziehst du ihr Ansehen in den Schmutz.� Da kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und hoffen, dass der Dancehall liebende Käufer diese Art von Hetze mit einer strikten Kaufverweigerung straft. Du willst dir selber einen Eindruck verschaffen?
ds
Monika Kruse steht seit Jahren an vorderster DJ-Front. Auch wenn die Anzahl auflegender Frauen in den letzten Jahren gestiegen ist, so steht Monika Kruse international neben all den Herren immer noch ziemlich alleine da. Ihre Leidenschaft für das gute, alte Vinyl gerät in Zeiten des digitalen DJings auch schon fast exotisch. Monika ist das gewohnt. Und es ist ihr egal. Für sie zählen die Basics. Sie erfreut sich lieber an einem klassischen Vinyl-Set als an den überbordenden digitalen Effektattacken einiger Kollegen. „Man kann einen Track damit auch kaputt machen.“ Das ist ihre Meinung. Die wollen wir hören. Wir sprachen mit einer entspannten, aber bestimmten Monika Kruse, während sie sich gerade ihrer wöchentlichen Plattenkäufe widmet.
Die Angst vor fremden Männern
Wir haben es schon immer Ich finde, dass die jetzt Stückehaben eigentlich gewusst, aber wirin sich schon so stark sein müssten, dass man sie ohne es endlich auch schriftlich. Auf kann. Effekthascherei in voller Länge spielen Außerdem muss man den Stücken auch die ca. 100 Seiten beweist das neue Zeit geben, sich zu entwickeln. Wenn Missy Magazine, wie lässig, man da ständig irgendwas reinmixt, dann kann man engagiert undeinfach unterhaltsam einen Track auch kaputt machen. Popkultur mit feministischer Das heißt,ist. wenn du weggehst um zu Haltung
SLEAZE November 2008
im Vertrieb von
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Monika Kruse „Ich bin Vinyl-Junkie“
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Interview
Zwischen Schweden und Schwefel
Hast du heute schon was Dummes gemacht?
Ja, ich bin um halb neun aufgestanden. Aber da war auch schlau, denn dann konnten wir pünktlich zu den Interviews hier sein.
SLEAZE gibt sich beim Reeperbahnfestival mit Lykke Li und Schwefelgelb die musikalische Waterkante. Die zierliche junge Dame kommt aus Schweden. Sie verkörpert mit ihren großen rehbraunen Kulleraugen und dem leidenden Blick perfekt das (vermeintlich) unschuldige und reine Wesen. Das löst bei den Männern wohl automatisch den so genannten Beschützerinstinkt aus. Ihre weiblichen Fans fühlen sich durch ihre emotionalen Texte angesprochen und verstanden und kopieren auch gerne mal ihren Style. Lykke ist auf der Bühne ganz in ihrem Element und wirkt dennoch irgendwie ganz woanders. Aber vielleicht macht genau das ihren Charme aus. Lykke Li Zachrisson ist über MySpace bekannt geworden, mittlerweile bei Warner unter Vertrag und wird immer öfter mit Madonna in Verbindung gebracht. Im Interview will sie davon jedoch nichts wissen: „I have nothing to do with her. She‘s not my Idol or my Inspiration.” Ihr Vorbild sei wenn überhaupt Nina Simone: „Because she is as pure as you can be“. Wie bei so vielen Künstlern ist „Inspiration“ für die 22jährige das Wichtigste im Leben. Die holt sie sich durchs Reisen, Musik und durch Gespräche mit Menschen. Wenn sie das Gefühl hat keine Inspiration zu bekommen, dann fühlt sie sich schwach und antriebslos. Als Stadt hat sie bisher definitiv New York am meisten beeindruckt. Ihr Freund sollte vor allem eines sein: „passionate“! Langweilen sollte er sie auf gar keinen Fall. (Soviel dazu, Männer). Auf die Frage, was ihr momentanes peinlichstes Lieblingslied sei, stimmt sie „Closer“ von Ne-Yo an. Hat Lykke so etwas wie ein Motto? „Do everything you are scared of, just dance in life”. Mit ihrer Musik will sie beim Hörer Energie erzeugen – das hat sie bei ihrem ReeperbahnfestivalAuftritt im Uebel & Gefährlich schon mal geschafft. 54
Da sind wir gleich beim Thema. Du hast gesagt, das DAS in DAS Bo für „Dumm aber schlau“ steht. Wofür steht dann Bo?
Das steht immer für Best Of. Aber DAS steht auch für ‚Der Alte Schwede‘, „Dauernd Am Saufen“, „Der Am Stylischsten“, da gibt‘s endlos viele Varianten. Das war nur ein kleiner Auszug. Lass doch ein Gewinnspiel machen. Die SLEAZE-Leser sollen mal schreiben, wofür DAS noch stehen kann. Ich mach was locker. Gute Idee.
DAS Bo will‘s wissen: Wofür kann DAS noch stehen? Schickt eure Vorschläge an geschenke@sleazemag.de und gewinnt mit einem kleinen Funken Glück eines von drei signierten, topaktuellen, voll neuen DAS-Bo-Alben. Damit es nicht so lang dauert, bis ihr das Album habt, ist der Einsendeschluss bereits der 15.11.2008. Wie viel Prozent vom neuen Album sind dumm und wie viel schlau?
Das ist ne Balance. Ich bin ja so ein Input/Output/Balance-Typ, Sternzeichen Fische. denen sagt man ja immer nach, dass sie alle Sachen von allen Seiten betrachten können. Dieses SO ABER SO ist schon ein allgemeiner roter Faden. Mein Ansatz war, mich als Persönlichkeit mit meinen unterschiedlichen Stimmungen und Launen unterzubringen, so dass man sich, wenn man das Album ganz gehört hat, denken kann, was bei mir los ist. Warum hast du es so mit dem 80ern?
Hab ich eigentlich gar nicht. Aber auch. Das sind halt die zwei Singles, aber wenn man das ganze Album hört, ist es ein verschwindend geringer Anteil. Aber ich bin in den 80ern aufgewachsen. Meine Mutter hatte vier Schallplatten: Melodien für Millionen mit „You‘re my Heart, you‘re my Soul“ drauf, „Hello Again“ von Howard Carpendale, „Tabaluga“ und ‘ne Maxi von Don Johnson „Tell it like it is“. Das ist meine musikalische Basis. Dafür habe ich mich glaube ich ganz gut gemacht. Mach mal die Sprüche weiter. Alle Kinder rauchen Bong.....
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DAS Bo hat nicht nur ein neues Album, sondern ist auch noch cooler Proll, lässiger Dandy und feiner Kerl in einer Person. Das konnte SLEAZE im lustigen Interview feststellen. Wir sprachen über die 80er, Musicals und Regenbogen. Und natürlich übers Album „Dumm Aber Schlau“.
... nur nicht Bo, der kotzt davon.
Alle Kinder sind Emo...
... nur nicht Mike, der spielt mit Lego. Alle Kinder essen Dinkelwurst...
Lykke Li
Zwischen Schwefelgelb und Lykke Li eine Gemeinsamkeit zu finden ist ungefähr so einfach wie einem überzeugten Vegetarier ein Roastbeef schmackhaft zu machen. Schwefelgelb, das sind Sid aus Essen und Eddy aus Berlin, beide 25 Jahre alt. Sid studiert elektronische Komposition und Eddy Photografie und Grafikdesign. Dann gibt es da noch die kostümierten Tänzer Nyx und Hal, die sie öfter bei ihren Auftritten unterstützen. Wie lässt sich ihre Musik in Worte fassen? „ Wir vereinen viele verschiedene Stile wie 80er New Wave, Electro, NDW und Punk.“ Soviel zur Theorie. In der Praxis kann man ihre Show – passend zum Bandnamen – perfekt mit den chemischen Eigenschaften
... laute Furze stinken kurz. Aber das ist gar kein Reim. von Schwefel vergleichen: Leichtentzündlich und stark reizend. Gelb könnte in diesem Fall für grell – energiegeladen – laut und brennend stehen. Den Jungs ist es wichtig sich von dem „Spaßelektro mit Witztexten“ bzw. der „reinen Feiermusik“ - wie es Deichkind oder die Audiolith-Combo produzieren - abzugrenzen. Ihre Songs haben auch ernstere Messages, wie zum Bespiel der Track „Keine Geduld“: Hier geht es um die Schnelllebigkeit unserer Zeit. „Wir selbst haben oft eine ganz positive Ungeduld, die uns die ganze Zeit vorantreibt. Getriebensein hat also auch etwas Gutes“, so Eddy. „Ich nehm den Mund zu voll, so voll wie es nur geht, ich nehme alles mit, alles was ich krieg. Ich werde niemals
satt, ich nehm was mir gefällt, ich mag den Geschmack von Geld.“ Das sind Auszüge aus ihrer Single “Ich nehm den Mund zu voll”. Nehmen die Jungs denn selbst auch gerne mal den Mund zu voll? „Schon. Wir finden es gut, wenn man sich weit aus dem Fenster lehnt, etwas wagt.“ Trotzdem bleiben sie bodenständig: „Auch versagen ist nichts Schlechtes. Der Versuch an sich zählt. Man kann auch etwas Positives in Dilettantismus sehen.“ Ihre Show in der Prinzenbar war auch ohne Tänzer alles andere als dilettantisch. Hut ab!
Tapete Records (www.tapeterecords. de) heißt das Label von Schwefelgelb. Es ist ein in Hamburg ansässiges Indie-Label, das 2002 von Gunther Buskies und Dirk Darmstädter gegründet wurde. Neben klassischen Deutsch-Pop-Sachen wie Niels Frevert, Anajo und Erdmöbel hat das Label mittlerweile auch Acts aus den USA, England, Kanada und Skandinavien unter Vertrag. Dieses Jahr feierte auch das Tapete-eigene Festival namens „BootBooHook“ in Hannover Premiere: www.bootboohook.com. Ein Muss für jeden Liebhaber guter Musik jenseits der gängigen Charts und nervigen Radioplaylists sind die „Müssen alle mit“-Sampler mit vielen kleinen Indie-Pop-Rock-Perlen.
Katharina
Egal. Gibt es eigentlich etwas, das dir peinlich ist?
Nö. Dafür war ich in meinem Leben schon zu weit von mir weg. Ich bin jetzt fertig. Find ich gut. Auf jeden Fall besser als verwirrt sein. Ich fand meine Jugend scheiße und bin froh, dass das vorbei ist. Warst du schon mal im Musical?
Ja, in König der Löwen. Fand ich gut. Ich hab vorher ein kleines Ding geraucht, mich da hingesetzt und geflasht. Hattest du schon mal einen Sextraum mit einem Prominenten?
Alle meine Sexträume sind mit einem Prominenten. Außer dir jetzt.
Weiß ich nicht. Aber ich bin auch immer so bekifft, ich träum wenig. Aber ich hab vorgestern was geträumt: Ich stand vor ‘nem Spiegel und wollte meine Haare aufmachen und hatte Dreadlocks, die immer mehr wurden und bis in die Kniekehle gingen, das war ein richtiger Wust hinten, und dann hab ich einmal so ein bisschen gedancet. Das ist schwer mit so viel Haaren, und da hab ich im Traum verstanden, warum die sich so bewegen. Was machst du, wenn du einen Regenbogen siehst?
Dann weiß ich, dass es regnet und die Sonne scheint.
www.lykkeli.com www.schwefelgelb.de
Rike Schwefelgelb SLEAZE November 2008
SLEAZE November 2008
Dumm Aber Schlau. Das Album Superaktuell. Deshalb Am Sabbeln.
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m u s i k
Gothic Pop Rock
Rock
Elektro Hop
Elektropunk
Singer/Songwriter
Rock
Rock
Veljanov
The Sugars
Puppetmastaz
Frittenbude
Bernard Eder
Delays
Idioterne
Porta Macedonia
The Curse Of The Sugars
The Takeover
Nachtigall
Tales From The Eastside
Everything’s the Rush
Idioterne
(V: 07.11.08 / Premium Records)
(V:Ö31.10.08 / Weekender Records)
(V:Ö14.11.08 / Discograph)
(V: 14.11.08/ Audiolith)
(V: 24.10.08/Solaris Empire)
(V: 24.10.08/ Fiction/COOP Music)
(V: 24.10.08/ Soulfood)
Hier geht es um Veljanov. Frontmann der Band Deine Lakaien. Der Mann, dessen R-rollender Gesang für Skeptiker eher Graus als Wohltat ist. Auf seinem Anfang November erscheinenden Werk „Porta Macedonia“ gibt sich der Mann so inbrünstig und leidenschaftlich, das man nicht umhin kommt, ihm aufmerksam zu lauschen. Bei seinen Texten, die ummantelt von tragisch, düsterer Sound-Ästhetik sind, schwingt immer auch eine ordentliche Portion Drama mit. Bei den englischen Titeln erinnert Veljanov zuweilen sogar an Sisters-Of-MercyMastermind Andrew Eldrich, was beim Autor Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hervorruft. Die theatralische Attitüde dieser Musik könnte für Neugierige genau der richtige Erstkontakt zur düster, tragenderen Musik a la Lakaien & Co sein. Unterhaltend ist Veljanov allemal.
Ein Befreiungsschlag. Als nicht weniger sollte diese Band aus Good Old England empfunden werden, deren selbsternannter Gospel Grunge so wunderschön bluesig und extrem lässig auf uns hernieder brettert. Die britische Insel, deren musikhistorische Leistungen aktuell circa hundert Hipster-Genres umfasst, hat durch Bands wie The Sugars die Chance, sich ganz langsam wieder von der Britrock- und Nu-Rave-Geißel zu befreien, um endlich wieder dem Erbe des Punkrock gerechter zu werden. Dem Trio aus Leeds gelingt mit Titeln wie dem trockenem „Black Friday“ eine Wiederbelebung längst verloren geglaubter Klänge. Was zu Beginn der Neunziger die frühen Black Crowes mit den siebziger Rock’n’RollJahren betrieben, das beginnt für die Sugars bereits in den Sechzigern. Rauer, dreckiger, bluesiger ist ihr mitreißender Sound. Zweistimmiger Mann/Frau-Gesang und immer den nötigen Freiraum für die ganz besondere Melodie. Ein tolles Werk, das den Hüften ordentlich Futter geben dürfte, um sich angemessen gefühlvoll an Partnerin oder Partner zu reiben.
Man nehme die Muppets, führe ihnen anal LSD und Speed zu. Würze die Schweinerei oral mit ordentlich Cannabiskonsum, packe alles in einen Sack, haue ordentlich drauf, und fertig sind die Puppetmastaz. Wer die Handpuppen-HipHop-Combo noch nicht auf dem Schirm hatte, dem wird ab Mitte November nicht anderes mehr übrig bleiben. Ähnlich der „Meet The Feebles“-„Hauptsache Dreckig“Ästhetik stehen diese düsteren Stofffetzen sabbernd bereit, der Menschenmasse mit ihrem vierten Schlag „The Takeover“ ins Gesicht zu gollern. Mit dieser selbstbewussten Einstellung gehen die hässlichen Viecher auf ihrem 23 Tracks starken Album ans Werk. Hier wird geknarzt, geknirscht, geschimpft und orakelt, dass es eine Freude ist. Getragen von geflowten Beats und stets auf den Punkt gebrachten, abwechslungsreichen Raps wissen die Puppen zu überzeugen. Eine Wohltat, wenn man sich nicht medienwirksam menschlich geben muss, sondern ganz die Puppe mit Hand im Arsch sein kann, die in einem steckt. Wer Bock hat auf tollen Hip Hop aus Berlin, fern der Kein-Abschluss-Poser, sollte den Puppen unbedingt sein Ohr leihen. Bindfaden nicht vergessen.
Augen auf bei der Namenswahl! Das ist zwangsläufig der erste Gedanke, der sich bei Titeln wie „Pandabär“ und „Superschnitzel“ fortsetzt. Da Namen bekanntlich Schall und Rauch sind, steht die Musik im Mittelpunkt. Elektropunk scheint das einzig treffende Attribut zu sein, wenn deutlich hörbar musikalische Vorlieben für Rock, Beats und Hip Hop bandintern aufeinander treffen. Ein Händchen für eingängige Melodien darf man den drei Herren von Frittenbude für ihr Album „Nachtigall“ auf jeden Fall attestieren. Man muss kein Elektro-Jünger sein, um an dem Stück „Mindestens in 1000 Jahren“ Spaß zu haben und das zuckende Bein dabei nicht mal richtig wahrzunehmen. In folgendem Song zeigt sich auch die Richtung: „Das ist Kunst ...“ Irgendwie ist da wohl was dran. Den Vergleich zur Mediengruppe Telekommander wollen wir an dieser Stelle nicht bemühen. Schon deshalb nicht, weil Frittenbude eine ausgesprochen gute Liveband sein sollen. Genügend Material haben die „Schnitzelkönige“ allemal in petto.
Der Wahl-Berliner und geborene Wiener Bernard Eder stellt Ende Oktober unter dem Titel „Tales From The Eastside“ Longplayer Nummer zwei vor. Gesanglich wirkt ausgerechnet der erste Song „Buried In Oblivian“ nicht all zu überzeugend, dass man nur hoffen kann, der Name entpuppe sich nicht als selbsterfüllende Prophezeiung. Zum Glück besinnt Eder sich im Verlauf des Albums auf seine eigentlichen Qualitäten. Er nimmt sich stimmlich etwas zurück und lässt Songs wie „Polen #1“ und ihre Instrumentierung für sich sprechen. Wenn man schon erwähnt, dass der Songwriter aus Wien kommt, möchte man fast sagen „Herkunft verpflichtet“. Er wagt viel bei den Arrangements. Manchmal geht das Konzept dabei erfolgreich auf. Manchmal vergreift er sich dabei unnötig wie bei den Breaks in „Now’s The Time“, die stellenweise eher nach Schülerband als großer Produktion klingen. Alles in allem harmoniert die Stimmung der Lieder, doch mit etwas mehr Nachdenklichkeit innerhalb der Lyrics wäre die Stimme etwas eingängiger.
Um es direkt vorweg zu nehmen: Wirklich schlecht ist an „Everything’s the Rush“ nichts. Man hört deutlich die Einflüsse der ehemaligen Schulfreunde heraus. Wie viele junge britische Bands versuchen auch die Herren aus Southampton ihren Idolen wie U2 und Franz Ferdinand nachzueifern. Stellenweise gelingt dies auch ganz gut wie in der sympathischen Pop-Hymne „Touch Down“. An so manch anderer Stelle wünschte man sich, dass die Delays sich etwas mehr an der guten alten 3-Minuten-Popsong-Ideologie orientierten, statt sich in allzu langweiligen Keyboard-Passagen zu verlieren, wie es bei der Ballade„Pieces“ der Fall ist. Dabei beweist „Friends are false“, dass es die Band durchaus drauf hat, songdienliche Strukturen und groovige Beats mit einer interessanten Hookline zu verbinden. Wenngleich es in fast jedem Song weniger Halle und eben „Delay“ hätte sein dürfen. Aber man merkt es halt: Die 80er Jahre sind zurück.
delays
Spanien rockt. Gut und laut. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Genau genommen ist das Trio Idioterne ein Multikulti-Projekt im besten Sinne. Die beiden Spanier und der singende Gitarrist Vick Lindström sehen sich in der Tradition des bodenständigen Rock’n’Roll mittelalter Schule. Und genau dort gehören Idioterne auch hin. Hierzulande erscheint das nach der Band benannte, unterhaltsame Album via Soulfood. Und wenn man schlechte Wortspiele mag und Fan von Bands wie Sum 41 oder Blink 182 ist, findet man auf dem Album tatsächlich Nahrung für triste Gemütsmomente. Ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte der Platte dennoch gut getan. Nicht jeder Hörer mag gleich erkennen, bei welcher anderen Bands die Soli und Breaks in „The Fly And The Orchid“ gestohlen, pardon, ausgeliehen sind. „Schon mal gehört“, wird man sich vermutlich trotzdem denken. Macht aber nichts, denn Spaß bringen die Tracks ja. Nur manchmal wird’s etwas zu offensichtlich, was die Herren selbst im Plattenschrank stehen haben.
www.myspace.com/ frittenbude
www.myspace.com/ bernhardeder
Mathias
Mathias
Mathias
Mathias
www.myspace.com/ veljanov Tim
www.myspace.com/ thesugars
www.myspace.com/
www.myspace.com/ Tim
puppetmastaz Tim
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m u s i k
Rockpop
Brit Rock
Indie Pop Rock
French Touch Elektro
Gitarre
Deutscher Rock
Hip Hop/Dancehall
House / Electronica
Katharina Nuttall
Little Man Tate
Los Campesinos
Mr. Oizo
The Acorn
Tomte
D-Flame
Shahrokh Sound Of K
Cherry Flavour Substitute
Nothing Worth Having Comes Easy
We are Beautiful, We are Doomed
Lambs Anger
Glory Hope Mountain
Heureka
Stress
Dripping Point
(V: 24.10.08/ France Rec/Cargo)
(V: 24.10.2008/ Skint)
(V: 24.10.08/ Wichita / Coop Music)
(V: 28.11.08 /Ed Banger Rec.)
(V: 24.10.08/Bella Union)
(V: 10.10.08/Grand Hotel van Cleef)
(V: 14.11.08 / Souljah Music)
(V: 07.11.2008 / Compost Records / Groove Attack
Wenn man als Herkunftsland eines Künstlers Schweden liest, hat man in der Regel schon eine relativ feste Vorstellung davon, was man hören wird. Im Falle der Songwriterin Katharina Nuttall schlagen all diese Assoziationen allerdings komplett daneben. Tatsächlich fällt es sogar schwer, die elf Songs des zweiten Longplayers in eine der vielen Schubladen zu pressen. Ein bisschen Marianne Faithfull, ein paar Anleihen bei The Cure und ein Hauch Interpol mischen sich zu einem durchaus interessanten musikalischen Cocktail, der ohne Zweifel bombensicher auf einem gesunden 80er-Jahre-Fundament steht. Angenehm zurückhaltend setzt die Sängerin und Produzentin Streicher und andere Instrumente als Ausrufezeichen hinter die Songs, aus deren Menge „Hold Me“ hervorsticht. Einzig die Stimme wird nicht bei jedem Hörer für Begeisterung sorgen. Das jedoch gleichen die interessanten Arrangements der einzelnen Stücke sowie – Vorsicht, Ehrerbietung! – das spartanische „Blue Monday“Cover schnell wieder aus.
Ein Album, auf das sich vermutlich eine Vielzahl treuer Britpop-Fans freuen wird, ist „Nothing Worth Having Comes Easy“ von Little Man Tate. Endlich mal eine Band, die sich ganz ungezwungen der Herausforderung des zweiten Albums mit einer Leichtigkeit stellt, an der sich viele etablierte Künstler ein Beispiel nehmen könnten. Songs wie „Shot At Politics“ und natürlich der Opener „Money Wheel“ bringen den Sommer in den traurig-grauen Herbst. Nicht zu viel und nicht zu wenig hat das Quartett aus Sheffield in das Dutzend der Stücke auf ihrem neuen Album gesteckt, um ein durchweg hörenswertes Stück Musik entstehen zu lassen, das von der prägnanten Stimme Jon Windles direkt in den Kopf geschossen wird und sich dort festsetzt. „Nothing Worth ...“ ist eines der besten Beispiele dafür, dass Zitieren und Ausleihen nicht immer daneben gehen muss. Vielmehr entsteht auf diese Weise in diesem Fall ein echter musikalischer Cocktail, der nicht den geringsten Kater hinterlässt.
Grundsätzlich gibt es wohl nichts daran auszusetzen, dem Herbst mit einer Handvoll fröhlicher Melodien zu zeigen, wohin er sich seine Melancholie stecken kann. „We Are Beautiful, We Are Doomed” von den Los Campesinos aus dem walisischen Cardiff klingt dann aber irgendwie doch eine Spur zu sehr nach... nach den Campesinos eben. Neu ist an den Songs leider nichts. Wer den Vorgänger hat, wird wenige Überraschungen erleben. Schöne Melodien beherrschen die Damen und Herren, das stellen sie schon allein mit dem Ohrwurm „Miserabilia“ fraglos fest. Warum aber immer und überall diese GlockenspielSounds zum Einsatz kommen müssen, bleibt auch auf dem neuen Album unbeantwortet. Wenigstens im Titelstück der Platte fügt sich das Klirren in den eigentlichen Song ein. Alles in allem gibt es hier nur wenige Überraschungsmomente, die zerbrechliche Stimme von Sänger Gareth entschädigt für das Warten auf die großen Augenblicke des Albums. Etwas weniger Experimentierfreude hätte allerdings Sinn gemacht.
„Ich finde, Mr. Oizo sollte sein Leben in einer Irrenanstalt beenden. Der Typ ist einfach verrückt.“ Solch Zitat ziert den Beipackzettel des neuen Oizo-Werkes. Gefordert von Mr. Ed Banger himself Busy P., wird hier mal wieder an der richtigen Schraube gedreht, um der nimmermüden Rave-Kids liebstes Label zu sein. Das Album von Quentin Dupieux alias Mr. Oizo, der sich mit Flatbeat Eric Ende der Neunziger sein elektronisches Denkmal setzte, kommt somit nicht umhin, den typisch knalligen Weg, verziert mit filterliebenden Spannungsbögen, der Pariser Haudrauf-Posse zu folgen. Auf Wiedersehen Alleinstellungsmerkmal. Was Mr. Oizo früher so einmalig machte, nennen wir es „seinen fluffigen Sound“, ist heute gängiges Stilmittel der jungen, französischen Elektro-Generation. Man kommt nicht umhin, an Alben von Justice oder Digitalism erinnert zu werden. Eine Schande, aber den Stücken fehlt in letzter Konsequenz die Oizosche Eigenheit. Alles klingt nach schon mal da gewesen. Jüngeren Freunden der französischen Schule wird das gefallen, wer aber seine Homework bereits in den Neunzigern erledigt hat, dem kann dieses Album nur ein müdes Gähnen entlocken.
Die Rubrik „Gitarre“ wird im Grunde bei Weitem nicht gerecht. Natürlich handelt es sich bei den Stücken des Sechsers aus dem kanadischen Ottawa um Gitarrenmusik. Doch die Grenzen zwischen Folk, Popmusik und traditioneller Singer/Songwriter-Songs, die nicht selten an Arrangements von Größen wie Leonard Cohen oder Jeff Buckley erinnern, waren selten so angenehm fließend wie auf „Hope Glory Mountain“. 13 Nummern, bei denen nicht ansatzweise Langeweile ankommt. Endlich ist das Wort „Ballade“ mal kein Schimpfwort. Auffallend ist gerade die versierte Verwendung eher ungewöhnlicher Instrumentierung. So sind es gerade die zurückhaltenden Bläser, das Banjo und Mandoline, die dem zauberhaften mehrstimmigen Gesang in „Oh Napoleon“ den passenden Hintergrund verleihen. Wenn die Verarbeitung des eigenen kulturellen Backgrounds immer für derart musikalischen Genuss sorgt, darf man sich schon jetzt auf die nächsten Werke der Kanadier freuen. Bella Union bleibt als Label weiterhin ein Gütesiegel.
Tomte spielen Tomte. So klingt das Album „Heureka“. Den Pathos-Vorwurf wird sich Mastermind, Gitarrist und – nun ja – Sänger Thees Uhlmann auch beim vorliegenden Stück Musik gefallen lassen müssen. Man möchte meinen, Herrn Uhlmann sei einfach nichts Neues mehr eingefallen. Wohltuend ist er, der Versuch, wieder zurück zu den Wurzeln der Band zu gehen und weitgehend auf Geigen und allerlei andere Spielereien zu verzichten. Doch alles in allem klingen die zwölf Tracks doch zu sehr nach Stücken, die Tomte einfach schon zu einem anderen Zeitpunkt weitaus besser auf den musikalischen Punkt gebracht haben. Umstritten war die Band um den wortgewaltigen Wahl-Berliner Uhlmann schon immer. Dieses Mal jedoch wirken sie nur wie ein trister Schatten aus Zeiten, in denen man zu Tomte noch auf dem Floor vom Indie-Club nickend vor sich hin tanzen konnte, weil man sich in jedem Satz wiederfand. Jetzt nistet sich außer „Küss mich wach, Gloria“ nicht ein einziger Song wirklich im Gehörgang ein.
Es ist eine Ewigkeit her, das D-Flame mit unwiderstehlichen Melodien auf den Dancefloor drängte. Nachdem sich der Frankfurter MC mit seinem hessischen Gebabberle im Dancehall-Gewand Anfang 2000 als ganz heißer Scheiß ins Gerede brachte („Heißer“) und Chefstyler Jan Delay nicht umhin kam, den tiefen D-Flame-Tremolo auf sein Solo-Debüt „Searching for the Jan Soul Rebels“ zu packen, schien er genügend Tempo entwickelt zu haben, um als einer der Großen im deutschen Rap-Biz zu führen. Dem war auf Dauer nicht so. Spätestens sein letztes Album „F.F.M.“ symbolisierte den musikalischen Tiefpunkt. Dieser scheint nun überwunden. Mit seinem neuen Werk „Stress“ hat D-Flame wieder zu alter Stärke gefunden. Gelassen und ruhig wie ein altersweiser Bär steht er mit seiner angenehm humorigen Art über den Dingen. Seien es negative Kritiken, nervende Freundinnen oder die Möchtegernhärte aktueller Pseudo-Gangster-Rapper. DFlame weiß mit Style zu dissen. Das spart hohle Floskeln aus. Die angenehmen, mitreißenden Sounds, mehr R&B als Hip Hop, schenken der Platte eine Frische, die man dem alten Herren gar nicht mehr zugetraut hätte. Gelungen.
www.myspace.com/
www.myspace.com/ littlemantatemusic
katharinanuttallinstrumental
www.myspace.com/ loscampesinos
Mathias Mathias
Mathias
www.myspace.com/tomte www.myspace.com/theacorn Mathias Mathias
www.myspace.com/ oizo3000
„Dripping Point“ bringt es auf den Punkt. Es geht auch anders. Eine Ansage an all die Langweiler-Produzenten. Man muss nicht acht Minuten denselben Beat dudeln, wenn man nicht für Guantánamo-Insassen Foltermusik produzieren will. Lange nicht mehr so tanzbare und soulige Elektronik-Beats gehört. Das Album macht echt Spaß. Sharokh und Sound of K. (auch bekannt als Andreas Köhler) bieten Abwechslungsreiches in Bezug auf Musikstile und Vocals. Auch ungewöhnlich: Die Instrumente wurden zum Teil frei eingespielt. Das erklärt vielleicht auch den besonderen Flair des Albums. Anspieltipp ist „Time And Again“ mit dem tollen Gesang von Toyin Taylor (übrigens besser bekannt unter dem Pseudonym Trooper Da Don, worunter er in der Vergangenheit eher Bescheidenes herausbrachte) und „See The Light“ mit der schönen Stimme der Schwedin Siri Sveglers. danilo
www.myspace.com/dflame Tim
Tim 58
SLEAZE November 2008
SLEAZE November 2008
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Habt ihr es nicht satt,
ständig auf der Suche nach eurem NummerEins-Magazin zu sein? Friseurläden abzuklappern, sich
ne neue Frisur machen zu lassen, in der Hoffnung, SLEAZE irgendwo im unsäglich abgegriffenen Zeitschriftenstapel zu erspähen und mit ins traute Heim zu nehmen, wo man es endlich wohlig betten kann, mit ihm reden und
Reggae / Funk / Hip Hop
Seelotronik / Soul / Elektronik
Mama Boom!
V.A. / Compost 300
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Bestens
Freshly Composted” Vol. 3
(V: 24.10.2008 / Raboisen Records)
Witzig. Intelligent. Mit Stil. Nein, ich rede grad nicht von SLEAZE, sondern von dem Debüt-Album „Bestens“ der Reggae-Rapper Mama Boom! Seit 2004 sind Pascal und Don DiNero nun unterwegs, kamen über EPs aber nie hinaus. Nun wurde es Zeit für Größeres. Das Timing der Herbst-Veröffentlichung ist nicht perfekt, aber das macht der Inhalt wett. Mit einer Nonchalance hat das Duo eine Party-kompatible Mischung aus Reggae, Funk und Rock’n’Roll gebastelt, über den sie ihren Sprachgesang mit lustigen und selbstironischen Texten packen. Eine in dem Genre ungewöhnlich offene Zuneigung zu Elvis Presley steigert den individuellen Stil genauso wie Soca- und Dancehall-Einflüsse. Dr. Ring Ding und P.R. Kantate sind passende Gäste, die die Bandbreite noch einmal vergrößern. Einziger Makel ist das sehr Malle-orientierte „Revolution“. Ansonsten alles BESTENS.
Baile Funk / Bossa Nova
Hip House / Classics
Daniel Haaksman
Armand van Helden
presents:
Bossa Do Morro
New York: A Mix Odyssey 2
(V: 21.11.2008 / Compost Records)
(V: 24.10.2008 / Universal Music)
(V: 07.11.2008 / Pias / Rough Trade)
Wenn man viel zu tun hat, vergeht die Zeit wie im Fluge. Deswegen sollte man gelegentlich inne halten und das Erlebte verarbeiten. Zum Beispiel schlafen, sich mit Freunden treffen. Oder auch, wenn man denn gar nicht von der Arbeit lassen kann, ein Resümee des bisher Erreichten machen. Das Münchner Label Compost hat mal wieder so einen Punkt erreicht: Mit 300 Katalognummern und insgesamt über 2000 Veröffentlichungen in den letzten 14 Jahren sammelte sich einiges an. So finden wir tiefschürfenden Soul und Hip Hop im Keller und höchst anspruchsvolle Elektronik auf dem Dachboden. Auf dem Weg treffen wir unter anderem Alif Tree, Eddy Meets Yannah, Ben Mono (mit dem tollen TJ-Kong-Remix des Klassikers „Jesus Was A B-Boy“) oder auch den guten Sepalot mit teilweise nicht oder nur auf Vinyl erschienenen Stücken und Remixen. Insgesamt ein rundes Album und guter Überblick und Reminder, was Compost ausmacht.
Der brasilianische Baile Funk schwappt immer mal wieder zu uns rüber. So richtig etablieren konnte sich dieses energiegeladene Musikgemisch bisher allerdings nicht. Daniel Haaksman arbeitet jedoch weiterhin fleißig daran, dies zu ändern. Mit seinem aktuellen Projekt „Bossa Do Morro“ könnte er einen großen Schritt vorankommen: Der hektische Baile Funk fusioniert mit dem entspannten Bossa Nova, geremixt von BF-DJs. Gelegentlich etwas langatmig, ist das Ergebnis trotzdem beeindruckend. Beim Startsong „Samburá“ fühlt man die Verwandtschaft und das gute Ergänzen der Musikstile. Ebenso bei „Berimbau“, dem Capoeira-Musikinstrument, welches hier auf Capoeira-fremde Art relativ schnell (ein)gespielt und damit dem Tempo des Baile Funk angepasst wird. Für alle, die gern wollten, aber sich bisher nicht an die Musikrichtung herantrauten, ist „Bossa Do Morro“ die Eintrittskarte. Aber auch für Fans sind dieses Mixe interessante Experimente – die weitere nach sich ziehen dürften.
Timelife präsentiert…äh ne, doch nicht. Zum Glück. Es geht in die selbe Richtung, nur nicht so peinlich. Armand van Helden zeigt, wo Santogold & Co ihre Wurzeln haben. Ein dickes, buntes Paket an Tracks, die dem Hip Hop damals auf die Sprünge halfen: „Back by Dope Demand“, „When I Hear Music“ und natürlich „Don’t Stop The Rock“ lassen manch einen von den Breakdance-Anfängen, Graffiti und „Wild Style“ träumen. Dazu gibt es die deutlichen Crossover mit House und Acid, wovon Queen Latifahs „Come Into My House“, Jungle Brothers‘ „I’ll House You“ und Maurice‘ „This Is Acid“ zeugen. Die Phase gehört zu einem guten Rückblick dazu, nervt aber noch genauso wie damals. Dies ist allerdings auch der einzige Minuspunkt. Armand van Helden verknüpft die Klassiker angenehm zurückhaltend, so dass die Musik ungestört ihren Flair entfalten kann. So wird man gern an sein Alter erinnert.
spielen oder einfach nur, um drin zu lesen. Wir machen es euch einfach, auch wenn sich diese Zeilen für Eingefleischte wie ein Déjà-vu lesen mögen. Werdet Abonnenten! Nehmt euch selbst in den Kreis der Sendungsempfänger auf! Jungfräulich werdet ihr in Zukunft euer Blättchen in den Händen halten und die Frische zwischen den Seiten erschnuppern können. Ehrlich, wer hat das nicht gern, ein ungeknicktes Erzeugnis sein Eigen zu nennen. Keine kryptischen Bemalungen früherer Leser, keine Eselsohren, nur ihr und SLEAZE. Eine Mail an abo@sleazemag.de mit euren Angaben. Alles weitere folgt. Ihr werdet lediglich aufgefordert, den schützenden Mantel und den Postzoll zu blechen. Traut euch!
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Plattendreher 2.0 – Digital ist Besser? Vielleicht habt ihr euch schon das ein oder andere Mal gewundert, warum euer Lieblings-DJ gar keine Plattenspieler mehr benutzt, sondern stattdessen seinen Apfellaptop aufbaut, um anschließend wie wild an irgendwelchen Reglern zu drehen und zu drücken. Herzlich Willkommen im digitalen DJ Zeitalter. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der letzte Turntable in den vibrierenden Clubs seinen Weg in die toten Hallen der Museen antreten wird. Oder etwa nicht? Wir haben uns mal die Mühe gemacht, anhand einiger Punkte dem digitalen DJ auf den Leib zu rücken. Digital oder analog – Musik machen sie beide. Doch was ist besser?
ONLINE SHOPS: Digital-DJ: www.beatport.de www.zero-inch.com Vinyl-DJ: www.decks.de Vinyl & Digital: www.juno.co.uk
Das digitale Set-Up: DJ-Software wie Traktor, Virtual Vinyl oder Serato Scratch machen das Mixen der eigenen digitalen Musiksammlung für jeden erlebbar, vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld. Denn es ist wie mit guten Plattenspielern: Je professioneller, desto teurer. Hinzu kommen ein Mischpult und der geeignete Midi-Controller, mit dem sich die Software steuern lässt. Das gibt dem Digital-DJ die Freiheit, die unzähligen Effekte der DJ-Software durch Drehen und Drücken ganz unkompliziert steuern zu können. Ein aktueller Laptop ist natürlich Pflicht.
Handhabung: Plattenspieler und Mischpult an. Platte rauf. Fader hoch und los geht die Party. So einfach kann analoges DJing sein. Bei dem digitalen Kollegen ist das schon mit etwas mehr Aufwand verbunden, bis alles seine Richtigkeit hat. Laptop aufgebaut. Externe Soundkarte angeschlossen. Mit dem Mischpult verbinden. Controller anschließen. Rechner hochfahren. Programm öffnen. Überprüfen, ob alles richtig angeschlossen ist. Musikkollektion laden. Aktuelle Playlist auswählen. Track laden. Jetzt aber. Und auch wenn die Entwickler sich richtig viele Gedanken gemacht haben: Es braucht eben seine Zeit, bis alles läuft. Vinyl dreht sich einfach schneller.
SLEAZE-Tipp: DJ-Software: Traktor Pro / Traktor Scratch Pro (ab 1.November) www.native-instruments.de
Zuverlässigkeit: Die Platte hat einen Kratzer oder die Nadel hat Staub gefangen und rutscht einfach durch. Das ist ärgerlich und kann die gerade mühsam erarbeitete Stimmung schnell wieder zunichte machen. Da heißt es schnell reagieren. Cut zur nächsten Scheibe oder eine spontane Scratcheinlage bringen uns wieder auf die Siegerstraße. Aber was tun, wenn der Rechner abstürzt, weil auch der teuerste Apple nun mal nicht für den heißen und feuchten Club gemacht ist? Der Trend zum Zweitrechner? Eine Lösung. Ein Ipod als Sicherheit mit einem Mix für jede Situation ist wohl realistischer. Ansonsten cool bleiben und hoffen, das der Neustart auch wirklich hält, was er verspricht. Ein, zwei Vinyl als analoges Backup? Geht natürlich auch. Im Großen und Ganzen arbeiten die Programme heutzutage aber recht zuverlässig. Trotzdem: Ein Kratzer im Vinyl ist entspannter.
Midi Controller: Faderfox DJ2 & DX2 www.faderfox.de Infos & News zum digitalen DJing: www.salection.de Das analoge Set-Up: Technics 1210 SL MK2 Plattenspieler gelten zwar immer noch als das Non Plus Ultra in der Turntable-Welt, aber Marken wie Stanton, Pioneer, Vestax oder Numark haben kräftig aufgeholt und lassen die alte Dame MK2 inzwischen ganz schön alt aussehen. Ob Zweikanal-Battlemixer von Ecler oder gleich der große Vierkanalmixer mit Effekteinheit von Pioneer. Es gilt: Ausprobieren und selber entscheiden, welcher zu euch und eurem Sound passt. Infos & Testberichte findet ihr in den jeweiligen Online-Foren im Internet, wie z.B.: www.deejayforum.de www.forum.dj-corner.de
„In Deutschland wollen die Leute immer noch, dass die DJs mit Platten auflegen, im Ausland ist das anders“, so DJ Malente. Keine Frage: Es ist ein absoluter Hingucker, wenn der DJ seine Akrobatik an den Plattentellern zur Schau stellt und das Publikum mit seinem Skills in den Wahnsinn treibt. Wer aber die Möglichkeiten des digitalen Djings mit seinen Effekten und Loops vollends ausspielt, wird dem Publikum auch schnell begreiflich machen, was die digitale Zukunft an Hörgenuss und Originalität so alles bringen kann. In Beiden Fällen gilt: Beherrscht man die jeweilige Technik, ob analog oder digital, ergeben sich ganz eigene Facetten und Sounds. Das Publikum wird sich lautstark bedanken. Ist das nicht der Fall, ergeht es dem DJ digital wie analog: Die Tanzfläche bleibt leer. Und das wünscht man ja nun wirklich keinem von Beiden.
Trackangebot: Wenn wir nach Masse und Aktualität gehen, liegt der DigitalDJ klar vorne. Keiner kann soviel Vinyl schleppen wie auf eine kleine Festplatte passt. Auch bei den Veröffentlichungszeiten hat es der Vinyl-DJ schwer. Bis zu zwei Wochen vor der Black Beauty werden viele Tracks online als Download veröffentlicht. Außerdem kann man in den einschlägigen Onlineshops immer genau den Track kaufen, der einem gefällt. 7,99 € für eine ganze Maxi auszugeben ist da schön blöd. Nachteil: Keine Cover, an denen man sich im Eifer des Gefechts orientieren kann und auch das animierende Fachgespräch beim Plattendealer des Vertrauens fällt weg. 62
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Probleme aller Länder – vereinigt euch! ABGESEHEN
202 STAATEN, WOVON JEDER EINZELNE EINEN EIGENARTIGEN MIKROKOSMOS WIR MENSCHEN VON NATUR AUS NICHT WEITER ALS UNSERE NASEN SEHEN KÖNNEN UND UNS TROTZDEM SAUGERNE ÜBER FREMDE NASEN ÄUSSERN, GERATEN WIR IMMER IN ENDLOSEN DISKUSSIONEN JENSSEITS DER KAPAZITÄT DES RAUM-ZEIT-KONTINUUMS. DAS ERGIBT ABER ZUM TEIL UNSER EINZIGES GLOBALES HOBBY – WIR SIND ALSO DOCH NICHT SO VERSCHIEDEN. HIER EIN KLEINER VERSUCH, EINEN NOCH KLEINEREN ÜBERBLICK ÜBER DIE WELTPROBLEME ZU VERSCHAFFEN. DURCH MEINE BRILLE.
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VON
DEN
VERSCHIEDENEN
ETHNIEN
ERDE DARSTELLT. DA
HAT
DIE
UNGEFÄHR
REPÚBLICA DE COLOMBIA. BOGOTÁ.
ZHŌNGHUÁ RÉNMÍN GÒNGHÉGUÓ. BEIJING.
REINO DE ESPAÑA. MADRID.
Neben den Herstellern des größten Ponchos der Welt kümmern sich auch die netten Herrn Drogenhändler darum, die Arbeitslosigkeit in Kolumbien zu besiegen! „Bist du arm? Bist du verzweifelt? Suchst du einen Job? Dann komm zu uns und wir zeigen dir den Weg zum Erfolg! Oder zum Knast, aber hey, man muss schon mal ein Risiko eingehen, sonst gewinnt man nie! Und wenn du mitmachst, wird mindestens ein Drittel deiner Familie nicht völlig verhungern. Lass dich nicht von den News abschrecken, die fünf Tonnen Kokain, die die korrupte Polizei letztens beschlagnahmt hat, kriegen wir in einer Weile wahrscheinlich auch mit Munitionenbonus zurück. Es müssen nur noch ein paar Dokumente vom USMilitär unterschrieben werden. Voll cool, diese Amis. Und wenn du gute Arbeit leistest, kriegst du vom Onkel Sam einen Lolli als Belohnung!“
Meine Toleranz erschöpft sich sehr schwer. Aber die Vorfälle, mit denen China nach dem Tibetkonflikt ins Spotlight zurückkam, erwecken in mir die amokläuferischen Mutterinstinkte. Im Mai erlebte die Bevölkerung eine der erschütterndsten Erdbeben ihrer jungen Geschichte mit mehr als 55 000 Toten, unter denen unfassbar viele Kinder. Es kann einfach nicht wahr sein, wie viele Schulgebäude eingestürzt und und wie viele Kinder verschüttet worden sind, während die administrativen Gebäude stolz stehen blieben. Sind die Leben von einer Handvoll Beamten denn wirklich so viel mehr wert? Die Jahrtausendalte chinesische Verehrung der Autorität ist keine Rechtfertigung für die geizige Baupolitik des Landes. Man sieht schon ein, dass gute Baumaterialien zu teuer sind, um überall eingesetzt zu werden. Aber es sind Kinder, die darunter leiden müssen, und das kann man nicht tolerieren. Zudem sind noch 13.000 Kleinkinder quasi über Nacht am mit Melamin verseuchten Milchpulver erkrankt. Hunderte sind in schwerem Zustand. Und das nur, damit die gierigen Milchkorporationen ein paar Goldstücke mehr kassieren. Sie haben ja auch eine Familie zu versorgen... Macht es vielleicht nichts aus, ob sich die unzählige chinesische Bevölkerung um 13.000 Einwohner verringert oder wollen die guten Milchsamariter das rasante Bevölkerungswachstum hemmen??? Zum Glück dürften die Eltern, die ohne Nachwuchs geblieben sind, einen „Antrag auf Kind“ stellen. Sehr gut gemacht. Bravo.
Während der Matador („Töter“) mit einem roten Tuch vor dem Stier wackelt und ihn ablenkt, warten zwei Picadores („Stecher“) auf ihren Pferden auf den passenden Moment und durchstechen seinen Nacken mit ihren scharfen Lanzen. Zentrale Muskeln werden verletzt, das Tier blutet und wird schwach. Daraufhin senkt es seinen Kopf, was die perfekte Möglichkeit für die Banderilleros ergibt, die Verletzungen zu verschärfen.Zum Zweck müssen spezielle bunte Spieße in den Rücken gestoßen werden. Sollte das Tier immer noch ungehorsam bleiben, zeigen ihm die mit acht Zentimeter großen Widerhaken versehenen Strafspieße, wer der Boss ist. Danach kommt der Matador nochmal und rammt seinen Degen tief in den Nacken des schreienden Stieres zwischen die Schulterblätter direkt ins Herz. Die anderen Stierkämpfer reizen ihn zum Laufen und mit dem Kopf Hinund Herwackeln, wobei einer von ihnen den letzten Stoß ins Genick macht. So kann das Tier würdig und in schmerzfreier Ruhe vor den jubelnden Zuschauern sterben. Zum Schluss werden Schwanz und Ohren als Andenken abgeschnitten. Dann wird der faire Sieg gefeiert. Eine spanische Idylle. Olé!
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„ Am Ausgang des Universums müsste ein Schild stehen: Bitte verlassen Sie den Raum so, wie Sie ihn vorfinden möchten. “
Albert Einstein
CHOSŎN MINJUJUŬI INMIN KONGHWAGUK. P‘YŎNGYANG.
Wer das Video von Faithless „I want more Pt.2“ noch nicht gesehen hat, soll das bitte schnellstmöglich tun. Denn was da vorgeführt wird, ist einfach wahnsinnig. Wahnsinnig beeindruckend, wahnsinnig schön, wahnsinnig beängstigend. Anlässlich des Geburtstages vom Chef, Kim Jong Il, tanzenTausende von Menschen, unter denen viele viele kleine Kinder, so was im Takt, da wird der Hund in die Pfanne verrückt. Bis auf die Sekunde genau bewegen sie ihre graziösen buntbekleideten Körper und durchbrechen die Gesetze der Physik vor den ausdruckslosen Augen der politischen VIPs. Man sieht den Akrobaten ganz genau an, dass sie sogar das gleiche Gewicht haben. Sonst könnten sie nie so synchronisiert in die Luft fliegen. Währenddessen wechseln noch mehr Leute im Hintergrund ihre großen bemalten puzzleteilähnlichen Karten, die ein großes Bild zusammenstellen. Ein rhytmischer Live-Zeichentrickfilm mit stark sozialistischen Beigeschmack. Bei der Sicht einer so gut koordinierten Veranstaltung kann man sich nur schwer vom Gedanken abhalten, wozu das disziplinierte und besonders introvertierte nordkoreanische Volk fähig wäre, wenn es sich von außen bedroht fühlte. Da sind die Atombombe-Befürchtungen nicht völlig unberechtigt.
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ZIMBABWE. HARARE.
UNITED STATES OF AMERICA. WASHINGTON.
Es gibt leider ganze Länder auf dieser Welt, die dem Begriff „Pechsträhne“ eine ganz neue Definition geben. Kein anderes hat aber so ein erbärmliches Schicksal wie Simbabwe. Das katastrophale Ausmaß der dortigen Realität ist von uns nicht mal zu registrieren, geschweige denn zu raffen. Und ich dachte, sich an die Diktatur gewöhnen zu müssen, wäre schon schlimm genug. Au contraire, es besteht ein buntes Bukett an Gründen, die hinter dem heutigen Zustand des Landes stehen. Bevölkerungswachstum ist für die Bürger ein Fremdwort, die selten das Alter von 35 Jahren erreichen. Bis zu 35% von ihnen sind HIV-positiv. Um Geld zum Essen zu verschaffen, sind sie gezwungen, sich illegal zu betätigen, werden daraufhin innerhalb der „Müllbeseitigungen“ von Seiten der Regierung verfolgt und aus ihren Häusern getrieben. Und verlieren als Bonus ihre Würde. Als wäre der Alptraum nicht schon groß genug, leidet Simbabwe unter so einer Wirtschaftskrise, da kommt Wallstreet mit seinen Problemen einem absolut lächerlich vor. 231 Millionen Prozent beträgt die Inflation. 231 Millionen Prozent!!! Ich verstehe wirklich nicht, wie das möglich ist, und wie die Menschen bei ihrem dermaßen ungerechten Leben überhaupt noch funktionieren. Das ist in meinen Augen einer der wenigen Fälle, wo Hilfe von außen absolut dringlich ist.
Wie ist es denn bitte überhaupt möglich, dass die Ökonomie der ganzen Welt nur wegen der Krise eines einzigen Landes in der Zwickmühle steckt? Dass wir einer fremden Kultur (mangels besserer Bezeichnung des Phänomens) den fetten Arsch lecken, der Inkarnation des Wohltäters schlechthin, der absolut immer da ist, wenn man ihn NICHT braucht? Dass unsere Mitbürger, die absolut nichts mit Nahost- Konflikt zu tun und meist auch kein Plan haben, worum es genau geht, in den Krieg mit terorristischen Windmühlen geschickt werden? Die Geschichte mit dem Krieg ist vielleicht schon eine veraltete Sache. Oder zumindest nicht mehr so wichtig, könnte man wegen der abnehmenden Berichterstattung zum Thema schätzen. Weil man sein ganzes Wissen heutzutage eh nur durch Medien bekommt (möglichst unwichtig und sexy nach dem Hollywood-Prinzip). Und in der Zwischenzeit sterben mehr und mehr Zivilpersonen, als hätte ein Bully ihre Rücken mit einem Zettelchen „Bomb me!“ beklebt. Was die Wahlen angeht, die zum Glück an die Tür klopfen und unseren Lieblingstexaner endlich zurück auf den Bauernhof schicken, ist mir noch nicht klar, ob man sich erlauben könnte, auf eine Verbesserung der Lage zu hoffen. Die Hoffnung wird natürlich als Letzte sterben, hoffentlich aber nicht zusammen mit der Menschenpopulation der ganzen Erde.
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Scwanz einziehen ist jetzt vorbei! Das ist die SLEAZE-Art, gegen das verbreitete „Gerne-malweggucken-wenn´s-gespannt-wird“-Phänomen zu kämpfen. Hier eine kleine Anekdote aus meiner Heimat Bulgarien und gleichzeitig ein „Knüppel auf Kopf“ wie man sich gegen Tierquälereien wehrt. Es ist jetzt fünf Jahre her. Trotzdem erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war mit Sarah, meinem mausartigen Pincher mit kleinen Satelliten statt Ohren, unterwegs, als ich einen verzweifelten Schrei hörte. Wir folgten dem Geheul und fanden ein bewusstloses Hündchen im Gras liegend. Sein Körper krümmte sich vor Schmerzen. Irgendein krankes Monster hatte seinen Schwanz so brutal abgeschnitten, dass zwei Wirbelknochen aus dem Loch herausschauten. Da es Sommer war, war die blutige Wunde mit Insekten und Larven verklebt. Und ich dachte, ich hätte schon alles an Tierquälerei erlebt (bemalte Tiere mit Nadeln in den Augen waren kein seltener Anblick in meiner Nachbarschaft). Der Tierarzt später war so überrascht von meiner Sorge um dieses wilde Tier, dass ich die Rechnung nicht zahlen musste. Die Geschichte ging für den Hund gut aus. Sie wohnt jetzt in einem Haus mit großen Garten. Und zwar weil ich mutig genug war einzuschreiten! Meine lieben Leser: Wenn diese kurze Geschichte euch nicht schockiert hat, seid ihr einfach gefühlslos und passt damit nicht zu unserem Magazin. Denn SLEAZE engagiert sich FÜR die Tiere und GEGEN die Quäler. Zum Glück sind hierzulande solch schrecklichen Exzesse nicht so häufig wie in meinem Heimatland Bulgarien. Das heißt aber längst nicht, dass man nicht aktiv gegen Tierquälerei kämpfen kann/darf/muss.
Was sollte man also wissen, um im Falle einer Tiermisshandlung adäquat reagieren zu können? 1. Wer ist zuständig? Je nach Tier und konkreter Situation gibt es in Deutschland unterschiedliche Gesetzgebungen mit entsprechenden Vorschriften. Übergeordnet sind die Bundesgesetze wie z.B. das Tierschutzgesetz, Tierkörperbeseitigungsgesetz, Tierseuchengesetz. Es gibt auch die durch den Bund erlassenen ergänzenden Vorschriften und Verordnungen (z.B. Tierschutz- Hundeverordnung, Tierschutz-Schlachtverordnung, Tierschutz-Nutztierverordnung). Auch die Länder sind ermächtigt, eigene Vorschriften zu erlassen, die jedoch nie „milder“ sein dürfen als die bundesweit gültige Tierschutzverordnung. Die zuständigen kommunalen Behörden kontrollieren, ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Sie dürfen und sollen Verstöße bestrafen. So sind in Fällen von Tiermisshandlung die Veterinär- und Ordnungsämter für zuständig.
2. Wie sollte man sich verhalten? Gemäß der Situation ist es immer empfehlenswert, sich an den Tierhalter direkt zu wenden, bevor andere Maßnahmen getroffen werden. Es könnte sein, dass das Tier einfach krank ist und deswegen erbärmlich aussieht. Wenn man aber sicher ist, dass es hier um Misshandlung geht, sollte der örtliche Tierschutzverein oder das Veterinäramt kontaktiert werden. Es geht aber nicht ohne Beweise (Fotos mit Kamera oder Handy, Zeugen, Adressen, etc.). Wenn man Zeuge einer besonders gewaltsamen Misshandlung (Halter verprügelt Hund auf der Straße z.B.) ist, sollte man am Besten eine schriftliche Anzeige bei der Polizei machen, die sich dementsprechend um die Ermittlung kümmern.
3. Gibt es Statistiken? Leider gibt es zu viele zuständigen Behörden, Organisationen und Aktivisten. Eine zentrale Speicherung der Verstöße gibt es leider nicht. Oft nehmen Menschen die verwahrlosten Tiere einfach mit nach Hause, ohne das zu melden. Die Polizei pflegt ihre eigene Statistik. Allerdings geht es dabei nur um die in die Polizei eingegangenen Anzeigen und nicht um einen allumfassenden Überblick über die Verbrechen, denn sie werden meistens nur dem Veterinäramt oder einem Tierschutzverein gemeldet.
Warum ein Buch über Turnschuhe so toll ist. Dieses Thema ist für Liebhaber. Alle, die bei Turnschuhen lediglich an ihre Leibesübungen im Grundschulunterricht denken, dürfen kurz innehalten und sich fragen, warum sie überhaupt eine SLEAZE in der Hand halten.
4. Womit müssen Menschen rechnen, wenn sie Tiere quälen? Ein Vergehen kann je nachdem mit einer Geldstrafe (bis zu 25 000 Euro) oder sogar mit Gefängnis bis zu 3 Jahren bestraft werden. Siehe Abschnitt 12 im Tierschutzgesetz auf unserem Blog. Eine andere Frage ist, inwieweit diese Strafen überhaupt eingesetzt werden.
5. Wie lange dauert es bis dem Tier geholfen wird? In ersten Fällen (bei Verletzung) reagiert man sofort. Bei Verdacht auf schlechte Tierhaltung dauert es einige Tage, bis die Kontrolle kommt.
6. Was tun, wenn das Tier in akuter Lebensgefahr schwebt? Wenn das Tier in akuter Lebensgefahr schwebt, kann man die Polizei anrufen. Es wird zum Tierarzt gefahren, aber nur wenn es keine dringenderen Fälle gibt. In „milderen“ Fällen ist es schwieriger, denn die Beamten wissen nicht immer, was genau zu tun ist. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man die Initiative übernehmen und das Tier selbst zum Arzt bringen.
Wozu wir euch damit auffordern möchten, ist nicht mehr den Schwanz wie ein geprügelter Hund einzuziehen, wenn ihr solche Sachen seht. Der Mensch misshandelt gerne Lebewesen, die sich nicht verteidigen können, weil er selbst Angst vor Gewalt hat und seine Komplexe am Besten auf die Schwachen überträgt. Und dagegen muss man schon kämpfen, nicht wahr? Aber ich sage euch nichts Neues. Ihr müsst nicht unbedingt an Karma glauben, um Gutes zu tun. Es wird nicht viel erfordert. Nur Mut und Wille. 68
Fußmode
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Katya
Doch kommen wir zu den richtigen Menschen. Leute, für die der Lifestyle „Turnschuh“ irgendwie eine Rolle spielt. Wir möchten hier ein Buch vorstellen, welches es irgendwie schon gab und irgendwo auch wieder geben wird. Die Rede ist von „Art & Sole“, einer 240 Seiten dick gepolsterten Dokumentation über Sneakers. Allein für die Leistung, von den vielen Raritäten ästhetische Fotos in druckreifer Qualität zu besorgen, haben die Herausgeber der Londoner DesignerSchmiede Intercity Anerkennung verdient. Die meisten Bilder kannte man zuvor nur aus billiger Photohandy-Perspektive.
Der Titel ist das Schlichteste an diesem Buch Unterteilt in zwei Bereiche, werden zunächst mit dem Fokus auf Schuhe Kollaborationen und Projekte mit mehr oder weniger bekannten Künstlern vorgestellt. Der zweite Teil orientiert sich an den oftmals wilden Kunst-Auswüchsen der Sneaker-Leidenschaft: Ausstellungen, Skulpturen, Gemälde oder auch Origami, die durch den Lifestyle inspiriert entstanden. Nicht überraschend ist die Erkenntnis, dass Nike die dominierende Marke ist. Somit ziert ein Nike-Schuh zu Recht das Cover des Buches. Doch es finden sich auch relativ unbekannte Marken wie die japanischen MAD-Sneakers, die jetzt gerade erst ihren Weg in die deutschen Regale finden (sneakt mal unsere Schuhstrecke). Andere Kuriositäten wie die fragwürdige Kollabo von New Balance und G-Shock, VANS‘ Flirt mit den Simpsons sowie die unansehnlichen Schuhe der chinesischen Marke Feiyue ergänzen die Bilderpracht. Wer regelmäßig die Sneaker-Webseiten checkt, wird das meiste, wenn nicht gar alles, schon mal gesehen haben. Ich behaupte, der Kauf dieses Buches lohnt sich dennoch. danilo 69
Beauty and Brains Gil Elvgreen meets Night of the Living Dead
Keine Frage, das wird manchen Feministinnen nicht gefallen. Aber da macht der Hund ein Häufchen drauf. Mir gefällt es. Und deshalb ist es in diesem Heft. Und ich bin eine Frau. Fertig aus. Der „My Pin-up Zombie Calendar 2009“ vereint schöne Glamour Girls und Horrors in einem Projekt. Und dies sind auch die Vorlieben der Macher Shalaco Sching und Robyn Elizabeth Malter. Fotografiert wurden die Mädels samt Leichenteile in und um San Franciscos berühmten Golden Gate Park – schöner Hintergrund für *räusper* schöne Bilder. Bestellen könnt ihr den Kalender unter www.myzombiepinup.com Yanah
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Bei unserer ersten Anfrage nach den MAD-Schuhen wurden wir gefragt, ob uns auch nur ein Schuh des jeweiligen Paars reiche. Der deutsche Vertrieb hätte nur wenige der japanischen Sneakers und die Schuhpaare würden gerade durch Deutschland wandern – wochenlang getrennt voneinander. Wir grübelten, ob wir das bewerkstelligen könnten, ohne jemanden – pardon – auf die Füße zu treten. Wir entschlossen uns, Deutschland als Kriegsnation noch etwas Zeit zu lassen für die Produktion von Einbeinigen. Der Vertrieb hat es doch noch hinbekommen und unser Model Daniel konnte auch während der Produktion mit beiden Beinen im Leben stehen. Hier nun einige Impressionen, wie die Strecke entstand.
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SLEAZE-Mitarbeiterin des Monats: Yanah!
Unter lebensbedrohlichen Umst채nden erschien sie wie das gr체nlich strahlende Licht eines Kryptonitkristalls und rettete dieses Heft. Flieg, Supergirl, flieg!
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Weihnachtliche-SLEAZE-hat-die-besten-Geschenke Weihnachtliche-SLEAZE-hat-die-besten-Geschenke westlich-des-Nils-Gewinn-Verlosungsaktion westlich-des-Nils-Gewinn-Verlosungsaktion
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Einsendeschluss ist der 30.11.2008
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Das ist zwar Blödsinn, weil so ein kleiner Satz nicht unser gutes Rechtssystem aushebelt. Aber wir könnten sonst belangt werden, weil wir keinen Notar eingesetzt haben.
Phantomatt ohne Berühren Phantomatt ohne Berühren 1x den Phantom Force Schachcomputer, der seine 1x den Phantom Force Schachcomputer, der seine Züge selbst setzt und sich mit euch auf deutsch, Züge selbst setzt und sich mit euch auf deutsch, französisch oder englisch unterhält. französisch oder englisch unterhält. Damit kann er weit mehr als jeder aus unserer Damit kann er weitmehr mehrgibt’s als jeder unserer Redaktion. Noch unteraus www. Redaktion. Noch mehr gibt’s unter www. excaliburelectronics.de. excaliburelectronics.de. 78
Den können wir uns nicht leisten – ebenso wie eine schicke Gerichtsverhandlung.
In diesem Sinne: Immer schön links bleiben. SLEAZE November 2008
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In Schutz gehüllt 1 x KEEN Cornell (Messenger Bag) 1 x KEEN Irving (Shopper) Für den optimalen Transport wichtiger Dinge ���������������������
The Sleazels! Constanze Tonn.
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Tim Schäfer.
„Süß wie Zucker, scharf wie Pfeffer und bunt wie lauter schöne Sachen. Das waren die Zutaten, aus denen die perfekten kleinen Mädchen hergestellt werden sollten. Aber Professor Utonium fügte dem Gebräu aus Versehen noch etwas anderes hinzu: die Chemikalie X!“ Und so wurde die Conny geboren! Die Parallele mit den Powerpuff Girls ist nur schwer zu vermeiden, denn unser Covergirl ist tatsächlich eine bunte Mischung. Nicht nur ist die 22jährige seit einigen Jahren bei VIVAmodels tätig, sondern sie finanziert dadurch ihr Studium für Kulturwissenschaften. Eine tolle Kombination, denn bei den Vorlesungen lernt sie die „Schönen und Besseren“ in ihrem Arbeitsleben besser kennen. Dessen soziale Inkompetenz liefert ihr wiederum köstliches Material für ihre langerwartete Doku. Die SLEAZE natürlich als erstes Magazin weltweit vorstellen wird.
Alles begann so. Vor einem Jahrzehnt kam er aus dem kühlen Norden, um uns mit seinem Scharfsinn zu segnen. Und zwar auf multimedialem Niveau. Das Vorbild des multitalentierten Multitaskers schlechthin. Er begann damals als Praktikant und später als Jungredakteur bei Beats per Minute. Dann betätigte er sich bei Vera am Mittag, aber nicht nur mittags. Von seiner Vorliebe für Presse und Musik geführt, fand er sein Plätzchen als Redakteur beim 030 Stadtmagazin und Nachtleben Berlin. Die Radiofans unter euch kennen ihn wahrscheinlich als die Stimme im Schäferstündchen auf 3HeadzRadio. Außerdem ist der Tim zudem noch ein hervorragender DJ und Booker von Parties ist. Laut Vertrauensquellen ist seine andere Lieblingstätigkeit, Musikredakteur bei SLEAZE zu sein. Seine Artikel über Monika Kruse, Platten 2.0, CSS, Sizzla und Hairy Eggs findet ihr – natürlich – in unserem Musikbereich.
Rike Drust.
Jan Mielke.
Passt auf, liebe Leser! Wir haben hier mit so einem klugen Mädel zu tun, da kann einem schwindelig werden. Sie hat ein Studium für Soziologie, Deutsche Philologie und Politikwissenschaft hinter sich, erweiterte ihre Horizonte der Emanzipation durch die Woman´s Studies in der Trip-Hop-Hauptstadt Bristol und ist eine ausgebildete und verdammt witzige Texterin. Wer gute Werbeslogans oder andere „sonderbare Dinge“ zu schätzen weiß, möge sich bitte auf www.infemme.com reinklicken und sich selbst von ihren Künsten überzeugen. Oder einfach zu den Interviews mit DAS Bo und der MissyMagazine-Macherin Stefanie Lohaus, der wunderschönen Hasstirade auf Til Schweiger oder auf ihre Liebeserklärung an „Bild“-Kolumnist Wagner umblättern. Wir haben auch die Ehre, euch zudem mitteilen zu dürfen, dass wir einen neuen SLEAZEL erwarten, aus eigener Drust-Produktion! Wir freuen uns tierisch auf unseren neuen Mitarbeiter und sehen eine strahlende Karierre voraus! SLEAZE November 2008
An dieser Ausgabe haben folgende Menschen gearbeitet, auf die wir besonders stolz sind:
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Der geborene Nürnberger hatte seine erste FotoExperience im zarten Alter von sieben Jahren mit der AGFAMATIC 100 seines Opas, als es noch Kassettenfilme und Blitzwürfel gab, die man nach dem vierten Blitzen wegwerfen musste. Vor einer Weile also. Und obwohl der kleine Schlingel damals König werden wollte, war seine künstlerische Neigung zu stark, um vernachlässigt zu werden. Als weitere Triebfeder vermutet Jan aber auch die „stille Hoffnung auf gesteigerten Zugang zu Koks, Kaviar, Sportwagen und wahnsinnig schönen Frauen“. Abgesehen vom wirklichen Grund freuen wir uns, dass er gerade diesen Beruf ausgewählt hat und bei uns tätig ist. Denn sein charakteristischer Spürsinn für die weibliche Schönheit und seine Vorliebe für die klassischen Knips-Methoden tragen auf jeden Fall zu der SLEAZE-Coolness bei. Schaut euch nur das Cover und die Sneaker-Fotostrecke an und ihr werdet fotoblitzschnell überzeugt. Oder geht einfach auf www.janmielke.de, um euren Augen ein großes Kompliment zu machen.
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SLEAZE Trash mit SubstanZ
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oder wie wir als Ikeamöbel heißen Sitz der Redaktion / editorial office: SLEAZE magazin Mainzer Str. 25 ~ 10247 Berlin-Germany Telefon: +49 / 030 / 325 34 730 Fax: +49 / 030 / 325 34 731 Herausgeber / publisher: DANNILLO Opitz danilo@bfs-verlag.de Chefredakteure /chief editors: YÅNNÅH Hölig (V. i. S. d. P.) yanah@sleazemag.de DANNILLO Opitz danilo@sleazemag.de Layout: SASVSSA Thau grafik@bfs-verlag.de SFRYSVTIANVIK Reuther SKÄTIA Tasheva YÅNNÅH Hölig DANÄIL Boy
OUTRO: Auf baldiges Wiedersehen! Das Ende des Jahres naht, langsam kommen die Anfragen der lieben Familie, was sie denn unter die Tanne legen sollen. Ich hadere mit mir. Angesichts des Wetters in Verbindung mit meiner liebsten Fortbewegung, dem Fahrrad, wäre ein selbst gestrickter Schal nicht unpraktisch. Aber will man sich so etwas schenken lassen? Am besten noch mit naturbelassener Schurwolle, die so schön kratzt. Jippieh! Eine Nullrunde wird es wohl auch dieses Jahr nicht werden, dieses „wir schenken uns nichts“ klappt wohl nur bei Montessori-Erfahrenen. So geht’s bald wieder los, zusammen mit den anderen Deppen, die zwei Stunden vor dem Termin die Monster-Malls stürmen werden und sich von dauergrinsenden menschgewordenen Douglasfilialen den Schotter aus den löchrigen Taschen ziehen lassen. Der Lohn ist dann pochender Kopfschmerz und ein Körpergeruch, der sich zwischen aktuellen Herrendüften und alten Frauen einpegelt. Aber es ist doch immer noch ein Fest der Liebe. Ich habe mir zum Glück dank meiner besseren Hälfte eine Lässigkeit angedeihen lassen, so dass der Weihnachtseinkauf zur Milieustudie mutiert. Adäquaten Ersatz für euren Einkauf findet ihr hier in der Verlosung. Und vergesst nicht unsere Draufgabe, die feine Feierei für alle SLEAZE-Affinen in Hamburg (22.11.) und Berlin (13.12.)! Wo das passiert, erfahrt ihr noch früh genug bei unserer virtuellen Präsenz sleazemag.de.
Redaktion / editorial: TYMKE Schäfer (Musik) tim@sleazemag.de PÅSVKKÅL Scheib (Games) pascal@sleazemag.de DANÄIL Boy, MÄTTYÅS Nemack, SLENN Vollhardt, MARKKEL Arentz, DÅSVYD Jank, FJELYX Kollender, NÖAH Sow, SVERÅNYMMO Kuck RIKKEN Drust, SKÄTIA Tasheva, SFFENBY Abraham, MÄRKUS Haage www.videoraiders.net SÅRKE Übel FJRÅNZI Pahl KÅTÄRINN Försch Modestrecke / Fashion line Sneakers und Shitdisco Jan Mielke Fotograf Valerie Oster Stylistin David Model (Sneakers) Sara Model (Sneakers) Cover: Jan Mielke Fotograf Jana Kowalik Stylistin Constanze Model Anzeigen / advertising: DANNILLO Opitz (danilo@sleazemag.de) Druck / printing: DRUCKHAUS HUMBURG GmbH & Co. KG Am Hilgeskamp 51-57 28325 Bremen SLEAZE erscheint im bfs. Verlag.
SLEAZE kommt schneller als ihr denkt. Im Dezember werdet ihr unsere Sonderausgabe Nummer 8 in den Händen halten dürfen. Bis dahin können wir uns auch wieder riechen und stoßen vermutlich schon mit Glühwein an und stippen unsere Printen ein. Auf die Familie! Daniel
Korrekturen Auch Nummer 6 ging nicht ganz so runter wie Öl. Byxe arbeitet bei Berlin Ink und die sind unter www.berlinink.de zu erreichen. Damit auch wirklich jeder Bescheid weiß, hier nochmal alle wichtigen Adressen: www.myspace.com/selecta_byxe www.myspace.com/neuespiercingneuesglueck
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in OnlineDienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlags erfolgen. Der Verlag haftet nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos. www.bfs-verlag.de www.sleazemag.de www.myspace.com/sleaze_magazin
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Schande! Schande! 82
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