Der Landrat geht

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Eine Beilage der Schaumburger Nachrichten zur Verabschiedung von Heinz-Gerhard Schรถttelndreier Dienstag, 8. Februar 2011


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Aus dem Inhalt dieser Beilage zum Landrats-Abschied 3 David McAllister: Schöttelndreier verkörpert „Schaumburger Identität“ Dr. Hubert Meyer: Der „Außenminister“ des Schaumburger Landes

17 Dietmar Wischmeyer: Der letzte Schaumburger Fritz Pape: „Pape, pass bloß auf…!“

4 Stationen der beruflichen Laufbahn

18 Patrick Day: Energie wie ein gespannter Bogen Claus Pichler: In unermüdlichem Einsatz Lebensqualität geschaffen

4/5 Arbeit für Schaumburg im funktionierenden Netzwerk (Klaus Heimann) 6 Stefan Rothe: Gestatten, Charly!

19 „Mein Lieblings-Landrat“ Knoten für die B65 durchgehauen „Landrat mag beruhigt sein“

7 Bilderseite: Der Schierneichener Junge

20 Bilderseite: Der Schaumburger Kopf

8 Die Herausforderung im Starkwind gesucht (Stefan Rothe)

21 Bilderseite: Vielfalt – Landrat im Einsatz

9 Dr. Klaus-Henning Lemme: Zehn Jahre „rechte Hand“ des Oberkreisdirektors

22 Klaus Heimann: Immer im Rennen für das Schaumburger Land

10 Bernd Hellmann: Ein großer Schaumburger geht von Bord

23 „Energiebündel“ sorgt für „quirliges“ Arbeitsklima (Stefan Rothe)

11 Sigmund Graf Adelmann: Schöttelndreier und die Schaumburger Identität

24 Eckhard Engel: „Kiel oben“ – Der Landrat tauft den „Feigling“

12 Bilderseite: Der gesellige „Charly“ 13 Bilderseite: Vielfalt –Der Landrat mit…

25 Dieter Kuckuck: Als junger Inspektor auch Vorgesetzten wiedersprochen Gunter Feuerbach: Fachlich an der Spitze, menschlich nahe an den Bürgern

14 Sebastian Edathy: Der 24-Stunden-Landrat

26 Auf den Punkt gebrachte Zielstrebigkeit fiel Hans Heinrich Eckmann rasch auf (Stefan Rothe)

15 Wolfgang Foerstner: Schaumburg zum Markenzeichen gemacht Undine Rosenwald-Metz: Ein Chef, der alle Argumente an sich heran lässt

27 „Hiesige Mentalität verkörpert, Geld beisammen zu halten“ (Stefan Rothe im Gespräch mit Hans-Dieter Mitschker) Heiner Bartling: Gespür für politische Dimension des Verwaltungshandelns

16 Unter drei Stunden beim Berlin-Marathon (Stefan Rothe)

28/29 Rückblicke: Ausrisse aus früheren SN-Ausgaben

30 Burkhard Balz: Als Einziger allen Schaumburgern mindestens einmal die Hand geschüttelt Alexander zu Schaumburg-Lippe: Der Virtuose des Konsenses 31 Werner Vehling: Lebenslanger Kontakt begann 1946 bei „Mettwostbotter“ 32 Doppelkopf mit kontrolliertem Risiko (Stefan Rothe) Der Dienstwagen als „mobiles Büro“ (Stefan Rothe) 33 Eva Burdorf: Der geborene Sachwalter Schaumburgs Walter Ostermeier: Einen Chef als Freund? Ja, es war möglich! 34 Eckhard Ilsemann: Mehr Leistung hätte in die Amtszeit nicht hineingepasst 35 Siegbert Held: In der Sache gelegentlich gestritten – aber immer fair Friedrich Wilharm: „Du warst und bist ,Mister Schaumburg’“ 36 Fritz Anke: Immer ein offenes Ohr für die Städte und Gemeinden 37 Michael Dombrowski: Auf Kraft der Überzeugung gesetzt, nicht aufs Taktieren 38 Hermann Stoevesandt: Unverwüstliches Stehvermögen 39 Karl-Erich Smalian erinnert sich an die gemeinsame Wegstrecke (Stefan Rothe) Heinrich Eggers: Überzeugter Kämpfer für Landkreis-Kooperation 40 Bierdeckel und Co. als „Beschwerde-Management“ (Stefan Rothe)

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landkreises verabschieden sich von ihrem Landrat.


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Schöttelndreier verkörpert Der „Außenminister“ „Schaumburger Identität des Schaumburger Landes Ministerpräsident David McAllister: Ihr Landrat hat dem Landkreis Schaumburg sein gesamtes Berufsleben gewidmet

Niedersächsischer Landkreistag: Das persönliche Gespräch ist eine der ganz großen Stärken von Schöttelndreier

VON DAVID MCALLISTER

VON DR. HUBERT MEYER

Ende des Monats geht Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier in den wohlverdienten Ruhestand. Zwölf Jahre hat er Ihren Landkreis Schaumburg als hauptamtlicher Landrat repräsentiert und die Kreisverwaltung geleitet. Dabei hat er viel für das Schaumburger Land bewirkt. Heute gratuliere ich Herrn Schöttelndreier herzlich zu seinem 68. Geburtstag. Heinz-Gerhard Schöttelndreier wurde am 27. September 1998 zum ersten direkt gewählten hauptamtlichen Landrat des Landkreises Schaumburg gewählt. 2006 haben die Bürgerinnen und Bürger ihn mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Beispielhaft war und ist sein Engagement für die Regionale Entwicklungskooperation Weserbergland (REK). Die Kooperation wurde zu Beginn seiner Amtszeit gebildet, um gemeinsam mit den benachbarten Landkreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden ein regionales Entwicklungskonzept zu erarbeiten. 2006 schloss sich der Landkreis Nienburg dieser erfolgreichen Kooperation an. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat sich auch im Krankenhausbereich für optimale Leistungen durch Kooperation eingesetzt. Als Projekt „Klinikum Schaumburg“ ist inzwischen der Neubau eines Gesamtklinikums auf den Weg

Dem Landrat obliegt, so heißt es im Gesetz, die repräsentative Vertretung des Landkreises. Ferner vertritt er den Landkreis nach außen. Wer dabei allerdings in erster Linie an glamouröse Empfänge oder an den genussvollen Verzehr kulinarischer Köstlichkeiten denkt, weiß nichts von der Realität des Alltags eines Landrates. Oder glaubt jemand im Schaumburger Land, Heinz-Gerhard Schöttelndreier habe die letzten zwölf Jahre seines Berufslebens als „Partylöwe“ verbracht? Mit seiner Wahl zum Landrat am 27. September 1998 allerdings kamen auch Verpflichtungen außerhalb der Kreisgrenzen auf ihn zu. Wenn es klemmt in wichtigen kommunalpolitischen Vorhaben, muss der Landrat sich in vielen Fällen selbst auf den Weg in die Landeshauptstadt machen, um in Ministerien oder bei anderen Behörden des Landes das klärende Gespräch zu suchen. Und das persönliche Gespräch bildet eine der Stärken von Schöttelndreier. Seine sachliche, auf die Probleme konzentrierte Art lässt politische Gegensätze in den Hintergrund treten. In Hannover bildete oftmals auch die Geschäftsstelle des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) das Ziel. Der kommunale Spitzenverband der 37 niedersächsischen

David McAllister. gebracht worden, das auch künftig eine wohnortnahe Versorgung auf dem Niveau neuester medizinischer Erkenntnisse gewährleisten soll. Von großer Bedeutung ist seine Leitlinie „Arbeit für Schaumburg“, mit der bereits seit vielen Jahren erfolgreich Alternativen zur Beschäftigungslosigkeit aufgezeigt wurden. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat den Strukturwandel in der Schaumburger Industrie mit seiner Verwaltung aktiv begleitet. So wurde nach der Schließung des Unternehmens Otis mit den Instrumenten der Wirtschaftsförderung unbürokratisch geholfen, es entstanden neue Arbeitsplätze. Auch bei Faurecia hat sich der Landkreis immer wieder einge-

Foto: pr. bracht. Im vergangenen Herbst ist es mithilfe der Niedersächsischen Landesregierung gelungen, viele Arbeitsplätze zu retten. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat dem Landkreis Schaumburg sein gesamtes Berufsleben gewidmet. Er ist auch persönlich fest mit seiner Heimat verbunden. Ihr Landrat verkörpert die viel zitierte „Schaumburger Identität“ wie kaum ein anderer. Für seinen weiteren Lebensweg wünsche ich HeinzGerhard Schöttelndreier alles Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit, sowie viel Zeit und Muße, seinen Hobbys nachgehen zu können. David McAllister (CDU) ist Niedersächsischer Ministerpräsident.

wenn es um die InLandkreise und der teressen des LandRegion Hannover kreises Schaumburg bündelt die gemeinsageht, konnte er auch men Interessen. kompromisslos sein. Schöttelndreier hat Als er den Landkreis sich zu Beginn seiner bei einer NeuregeTätigkeit in den Grelung des kommunamien des NLT in den len Finanzausgleichs Ausschuss für Wirtbenachteiligt wähnschaft, Verkehr und Bauwesen wählen las- Dr. Hubert Meyer. te, zögerte er nicht, Foto: pr. den Gang zum sen, denn sein Interesse galt und gilt in erster Li- Staatsgerichtshof nach Bückenie der wirtschaftlichen Ent- burg anzutreten. Anders als etliche seiner wicklung seines Landkreises. Dort stehen beispielsweise Kollegen ist Schöttelndreier Themen wie die Entwicklung nicht über die Politik zur Posider Gemeinschaftsaufgabe tion des Landrates gekommen. „Verbesserung der regionalen Er ist ein Eigengewächs der Wirtschaftsstruktur“, die Re- Verwaltung. Er kennt sie von form der EU-Strukturfonds, innen wie kaum ein anderer. die Novellierung der Landes- Dies hat seinen Rat über die bauordnung, die Organisation Kreisgrenzen hinaus so wertund Finanzierung des öffentli- voll gemacht. Die Kollegen und der NLT chen Nahverkehrs auf der Tawerden Heinz-Gerhard Schötgesordnung. Am 24. April 2002 wurde telndreier vermissen. In den Schöttelndreier zum Vorsit- Sitzungen der Gremien und zenden dieses Ausschusses auf danach. Denn auch das kollegiEbene des NLT gewählt. Er ale Gespräch nach Abarbeiten vertrat damit auch die nieder- der Tagesordnung gehört zu sächsischen Interessen im den Pflichten eines guten entsprechenden Ausschuss Landrats. Und Schöttelndreier des Deutschen Landkreista- ist auch hierin einer der Besten. Der NLT wünscht ihm für ges. Schöttelndreier hat einen den Ruhestand insbesondere Blick dafür, was wichtig ist. Gesundheit, damit er weiterhin Eine wichtige Erkenntnis der seinen sportlichen Ambitionen Kommunalpolitik lautet: Oh- nachgehen kann. Möge er dem ne Geld ist alles nichts. Kon- Landkreis Schaumburg und sequenterweise hat er in den dem NLT gewogen bleiben. Gremien des NLT auch im Finanzausschuss mitgewirkt. Dr. Hubert Meyer ist HauptSo sehr ihm die Solidarität geschäftsführer des Niedermit anderen am Herzen liegt, sächsischen Landkreistages.

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Arbeit für Schaumburg im funktionierenden Netzwerk Zwölf Jahre Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier (68): Konsenspolitik als ein prägendes Markenzeichen Wirtschaftsförderung, Arbeit statt Sozialhilfe, Geld für Bildung, B65Ausbau, Klinikum-Reform, neue IGS, WeserberglandKooperation, Sparen mit Augenmaß und die Eigenständigkeit des Landkreises Schaumburg – das sind wichtige Schwerpunkte der zwölfjährigen Amtszeit von Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier gewesen. Ein Überblick. Wenn Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier am 8. Februar 2011 (mit Erreichen der Altersgrenze von 68 Jahren) offiziell verabschiedet wird, kann er auf eine Amtszeit von gut zwölf Jahren zurückblicken.

Die Erstwahl fand am 27. September 1998 statt. Die Wahl eines Landrats war seinerzeit erforderlich, nachdem der ehemalige Oberkreisdirektor Dr. Klaus-Henning Lemme als Staatssekretär ins Kultusministerium berufen worden war. Schöttelndreier war der erste Landrat, bei dem – aufgrund einer Änderung der Kommunalverfassung – die Aufgabenteilung zwischen der Verwaltungsleitung (Oberkreisdirektor) und der Repräsentation (ehrenamtlicher Landrat) nicht mehr galt. Beide Funktionen wurden im Zuge der sogenannten „Eingleisigkeit“ zusammengeführt. Worte und ein offenes Ohr für alle gesellschaftlichen Gruppen im Schöttelndreier hat etliche Schaumburger Land bei unzähligen Veranstaltungen und Teffen: HeinzStationen in der Kreisverwal- Gerhard Schöttelndreier – hier auf dem Handwerkertag. Foto: rg

tung durchlaufen: Dienstantritt war vor rund 45 Jahren (siehe Kasten). Wer Schöttelndreier nach der vorrangigen Handlungsmaxime seiner Amtszeit befragt, wird die Antwort erhalten: „Arbeit für Schaumburg“. Dabei wird er diese Aussage nicht auf sich allein beziehen, sondern auf alle maßgeblichen Akteure im Schaumburger Land, auf das funktionierende Netzwerk, auf Politik und Verwaltung. Arbeit für Schaumburg, das hat für ihn eine mehrfache Bedeutung. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass in Schaumburg in den Jahren 1998 bis 2004 rund 2 000 industrielle Arbeitsplätze weggebrochen sind. Damit verbunden war

die gewaltige Herausforderung, den notwenigen Strukturwandel positiv zu beeinflussen und zu gestalten, um Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung wurde in diesen Jahren in der Kreisverwaltung zur Chefsache; mit einem breiten Maßnahmenbündel wurde den negativen Einflüssen begegnet. Dazu zählte die Unterstützung der Gemeinden bei der Entwicklung überregional bedeutsamer Gewerbegebiete, etwa an der A 2, Innovationsberatung, Existenzgründungsförderung sowie Investitionen in die Infrastruktur vor allem von Schulen und Straßen. (Fortsetzung auf Seite 5)

Stationen der beruflichen Laufbahn Vom 1. April 1966 an in rasantem Tempo die Karriereleiter in der Kreisverwaltung erklommen 8. Februar 1943 Geburt in Schierneichen 7. März 1963 Abitur am Gymnasium Adolfinum Bückeburg 1. April 1963 Zeitsoldat bei der Bundeswehr (stationiert in Nienburg/Weser) 31. März 1966 Ende des Bundeswehr-Dienstes im Rang eines Leutnants 1. April 1966 Einstellung beim Landkreis SchaumburgLippe in Stadthagen als KreisinspektorAnwärter; Ausbildung für den gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst 18. März 1969 Laufbahnprüfung mit Prädikat „Vollbefriedi-

gend“; Anstellung als Beamter des gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienstes 1969 bis 1973 In rascher Folge Kreisinspektor zur Anstellung, Kreisinspektor, Kreisamtmann und Kreisamtsrat 9. Juli 1973 Diplom für Verwaltung und Wirtschaft (Note: gut) nach sieben Semestern Zusatzstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Hannover (ab 20. Oktober 1969) 1969 bis 1977 Einsatz vor allem in Sachbearbeitung und Stabsfunktionen im Bereich Organisation und Planung der Verwaltung sowie Personal 1. August 1977 Übernahme durch den fusionierten Landkreis

Schaumburg als Kreisoberamtsrat in Stadthagen 1. Januar 1984 Aufstieg in den höheren allgemeinen Verwaltungsdienst; in rascher Folge Kreisverwaltungsrat, Kreisverwaltungsoberrat, Kreisverwaltungsdirektor und Leitender Kreisverwaltungsdirektor 1. Oktober 1995 Kreisrat durch einstimmige Wahl des Kreistages 1977 bis 1987 Leiter des Hauptamtes 1987 bis 1998 Dezernent für Allgemeine Verwaltung sowie Erster Vertreter des Oberkreisdirektors

1. Oktober 1998 Erster Hauptamtlicher Landrat in Niedersachsen durch direkte Wahl der Bürgerinnen und Bürger als SPD-Kandidat im Landkreis Schaumburg mit einem Wahlergebnis von 64,34 Prozent im ersten Wahlgang (Gegenkandidat: Burkhard Berndt, CDU) 1. November 2006 Erneute Wahl zum Hauptamtlichen Landrat mit einem Wahlergebnis von 65,51 Prozent (Gegenkandidat: Klaus-Dieter Drewes; CDU) 1998 bis 2011 Vorsitz und Mitwirkung in zahlreichen regionalen und überregionalen Institutionen und Gremien, u.a. beim Deutschen Landkreistag 28. Februar 2011 Eintritt in den Ruhestand

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gleichsweise sehr gute Schulstruktur mit inzwischen vier Integrierten Gesamtschulen in Letztere bedeuteten Aufträge Stadthagen, Rodenberg, Helgerade für die kleinen und psen und Obernkirchen, zwei mittleren Betriebe sowie das Berufsschulen und fünf GymHandwerk. Damit wurden nasien. Ausbildungs- und Arbeitsplätze Im Bereich der Kinder- und gesichert. Jugendhilfe waren ihm frühe Parallel dazu wurde die ZuHilfen immer besonders wichsammenarbeit mit den benachtig. Prävention, so sein Credo, barten Landkreisen im Wesermuss ein sozialer Handlungsbergland forciert, was unter schwerpunkt bleiben, auch anderem zur Gründung der wenn etliche FörderprogramWeserbergland Aktiengesellme in diesem Bereich nur auf schaft führte. Allerdings ist aus Zeit angelegt sind. Stets sah er der Zusammenarbeit mit den die Gefahr, dass die SozialLandkreisen Holzminden und und Jugendhilfekosten in späHameln-Pyrmont auch das teren Jahren davonlaufen. Tourismusprojekt „ErlebnisTrotz kommunaler Finanzwelt Renaissance“ hervorgenot wurde darauf geachtet, gangen, das nicht eben von Erdass Mittelansätze nicht rückfolg gekrönt war. Schöttelnsichtslos zurückgefahren wurdreier war es hier wichtig, die den. Die Leitlinie war vielProjektstandorte in Stadthagen mehr: Sparen, aber mit Augenund Bückeburg vom Projektmaß. Dabei ging es auch um schwerpunkt des Hochzeitsdie Erhaltung bewährter hauses in Hameln zu lösen und Strukturen im Schaumburger zumindest baulich zu einem Land. Abschluss zu bringen. Schöttelndreier ist für seine Apropos „Arbeit für Überzeugung eingetreten, dass Schaumburg“: „Arbeit statt Sovieles nicht wieder aufgebaut zialhilfe“, das war der Ansatz, werden kann, wenn es erst einder vor Jahren zur Gründung mal zerschlagen worden ist. der Schaumburger BeschäftiDabei nahm er insbesondere auch die Einrichtungen und Initiativen in den Blick, die zu einem Großteil von ehrenamtlichem Engagement leben. In den vergangenen vier Jahren stand ein Großprojekt im Mittelpunkt seines politischen Wirkens, das durch die Änderung äußerer Rahmenbedingungen vorgegeben wurde: Die Zusammenführung der drei Krankenhäuser. Gesundheitsreform, demografische Entwicklung sowie das Wissen, dass eine wohnortnahe Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit stationären medizinischen Leistungen unverzichtbar ist, sind die Vielfältiges Engagement im sozialen Bereich: Ein herzlicher Dank hier Gründe im Einzelnen. Und ein weiteres Projekt ist symbolisch von Evelyn Zumbrägel, Leiterin der Jugendwerkstatt. (Fortsetzung von Seite 4)

gungsgesellschaft führte. Diesem Prinzip hat sich der Landrat auch mit der Bildung des Job-Centers Schaumburg verpflichtet gefühlt, das zurzeit noch als Arbeitsgemeinschaft in gemeinsamer Trägerschaft mit der Bundesagentur für Arbeit geführt wird. Mit den kreiseigenen Einrichtungen wie Volkshochschule, Beschäftigungsgesellschaft und Jugendwerkstatt werden Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekte für Langzeitarbeitslose und Jugendliche ermöglicht. Folgerichtig nur, dass sich der Landkreis nun beim Niedersächsischen Sozialministerium darum beworben hat, das JobCenter in alleiniger Verantwortung zu übernehmen, um die Beratungsabläufe noch weiter zu verbessern. Ebenso wie bei der Qualifizierung und Betreuung von Arbeitsuchenden hat der Landrat Wert darauf gelegt, dass Prioritäten in den Bereichen Ausbildung, Schulen und Jugendhilfe gesetzt wurden. Der Landkreis verfügt beispielsweise über eine ver-

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An die Grenzen gehen, um möglichst viele Aufträge in heimische Betriebe zu geben: Heinz-Gerhard Schöttelndreier legt im Bagger Hand an die Bauarbeiten für das Ratsgymnasium Stadthagen. Fotos: rg mit dem Namen Schötteln- dreier hat der Vorsitzende Raum, kulturelle Vielfalt, wirtdreier untrennbar verbunden: Werner Vehling betont: „Du schaftliche Stärke und natürDer beabsichtigte „2+1“- wolltest immer zu in der Sache lich ehrenamtliche Strukturen. Das zum Wohle der BürgeAusbau der B 65 zwischen überzeugenden EntscheidunStadthagen und dem Auto- gen hinführen“. Schöttelndrei- rinnen und Bürger zu erhalten, bahnanschluss Bad Nenndorf. er selbst unterstrich in dieser war und ist das besondere AnDieses Vorhaben steht wie Sitzung: Die Kreispolitik funk- liegen des scheidenden Landkein anderes für eine frühzeiti- tioniere in Schaumburg deswe- rates. Wenn es um sein politige Beteiligung von Bürgerin- gen so gut, weil Landrat und sches Vermächtnis geht, dann nen und Bürgern, die dazu ge- Kreistag „aufeinander zu und ist es dies: Schaumburg als führt hat, dass viele Ideen und nicht voneinander weg arbei- Einheit darf weder durch die Interessen bereits bei der Vor- ten“. Das habe vielfach zu Nähe zu den Ballungsräumen planung berücksichtigt werden sachdienlichen Lösungen bis Hannover und Minden noch an die Grenze des Möglichen durch eine Kreisgebietsreform konnten. Und eines ist in all den Jah- zum Nutzen der Bürger zerrieben werden. Man wird es Schöttelndreier Schaumburgs geführt. ren besonders auffällig: Schöttelndreier selbst ist be- nicht verdenken können, dass Bei der Zusammenarbeit mit der Politik, dem Kreistag, hat kannt für seinen unermüdli- das letztjährige 900-jährige Juder Landrat stets auf Konsens chen Einsatz für das Schaum- biläum des Schaumburger gesetzt. Bei wichtigen Themen burger Land. Die von ihm be- Landes und der aus diesem Schaumburger Anlass stattfindende Besuch hat er darauf gesetzt, eine brei- schworene Identität ist nicht nur ein des „Fürsten Ernst“ ihm eine te Mehrheit zu finden. In der letzten Kreistagssit- Schlagwort. Dahinter stehen Herzensangelegenheit war. zung der Amtszeit Schötteln- ein historisch gewachsener KLAUS HEIMANN (ERSTER KREISRAT)

Sehr geehrter Herr Schöttelndreier, wir wünschen Ihnen für den Ruhestand alles Gute!

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Gestatten, Charly!

Ein Schaumburger durch und durch: Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der Schierneichener Junge VON STEFAN ROTHE Er ist ein Schaumburger durch und durch. Heute vor 68 Jahren, am 8. Februar 1943, wurde Heinz-Gerhard Schöttelndreier in Schierneichen geboren. Vater Heinrich war Karosserie-Baumeister, Mutter Sophie führte den Haushalt mit großem Obstund Gemüsegarten. Durch Mitarbeit auf benachbarten Kuhhöfen wurde in karger Nachkriegszeit das Familieneinkommen aufgebessert. Herumtollen auf den Bergehalden ringsum und Toben im nahen Wäldchen „Holzkamp“ prägten die Kindertage. Nach vier Jahren Volksschule in Seggebruch war der kleine Heinz, wie er im Elternhaus genannt wurde, das erste Schierneichener Kind, das aufs Gymnasium Adolfinum nach Bückeburg durfte. Der Junge vom Lande strampelte fast immer mit dem Fahrrad dorthin. Bald bekommt er dort den Spitznamen „Charly“ verpasst, der ihn bis heute ziert. Schnell wird das Rudern zu seiner Leidenschaft. Im Ruderverein „Schaumburgia“ findet er gute Freunde, ist an vielen Wochenenden auf Regatten unterwegs. Diese Begeisterung fordert freilich ihren Preis: Zeitmangel für das Pauken führt in der Penne zu einer „Ehrenrunde“. Und auch das ist der aufwachsende „Charly“: eine heftige nächtliche Jungen-Fete im Rusbender Clubhaus führt zum zwischenzeitlichen Raus-

Seit 45 Jahren verheiratet: Heinz-Gerhard Schöttelndreier (68) und Ehefrau Margitta (65), geborene Liebner. schmiss aus „Schaumburgia“. Das alles freilich hat keinen Einfluss darauf, dass der im Kern zunehmend zielstrebige und ehrgeizige Heinz-Gerhard 1963 erfolgreich sein Abitur baut. Es war im Januar desselben Jahres auf einem JugendtanzAbend im Bückeburger Ratskeller, als dem 19-Jährigen zum ersten Mal die FriseurTochter Margitta Liebner aus Müsingen begegnete. Gleich drei junge Frauen durfte er in jener Nacht im elterlichen

Kleinwagen nach Hause fahren. Klar entschieden setzte er als letzte Margitta ab – leidenschaftlich, und ganz offenbar mit kalkulierten Folgen: 1966 heirateten die beiden. Daran hatte auch die Verblüffung nichts geändert, der sich Margitta etliche Wochen nach dem Kennenlernen ausgesetzt sah. „Gestatten, Charly“ hatte sich Schöttelndreier seiner „Flamme“ vorgestellt und war ihr gegenüber wochenlang nur beim Spitznamen geblieben. Erst im Haus der künfti-

gen Schwiegereltern hörte die Freundin das erste Mal den Namen Heinz-Gerhard. In der Ehe ist aber bis heute ausschließlich „Charly“ gebräuchlich, wie überwiegend auch im engen Freundeskreis. Zunächst verpflichtet sich Schöttelndreier für drei Jahre bei der Bundeswehr, bringt es in Nienburg/Weser als Panzergrenadier bis zum Leutnant. Doch er entscheidet sich um, startet 1966 mit Volldampf eine Laufbahn in der Kreisverwaltung Schaum-

Foto: pr.

burg-Lippe in Stadthagen mit begleitendem Studium an der Verwaltungsakademie in Hannover. Nach einer zweijährigen Zwischenstation im Haus der Schwiegereltern in Müsingen zieht das Ehepaar Schöttelndreier nach Stadthagen, für etliche Jahre in eine Eigentumswohnung am Krummen Bach. In dieser Zeit engagierte sich Schöttelndreier ehrenamtlich als SPD-Ratsherr. Ende der siebziger Jahre entsteht ein Eigenheim am oberen Ende der

Waldstraße in Obernwöhren. 1975 wird Sohn Jan geboren, der heute mit Ehefrau Sandra als Wirtschaftsingenieur in Karlsruhe lebt. Bis 1998 arbeitet die heute 65-jährige Margitta Schöttelndreier in Teilzeit als Friseurin. Der Rock‘n Roll, Anlass des ersten Kennenlernens, blieb gemeinsame Leidenschaft von Heinz-Gerhard und Margitta. Bis heute legen die Beiden bei passender Gelegenheit recht schwungvolle Rock‘n Roll-Schritte aufs Parkett. Schon auf den ersten Aufstiegsstationen seiner Laufbahn erwies sich Schöttelndreier als sehr harter Arbeiter. Ausgleich findet er zunächst beim Segeln auf dem Boot „Lanawehr“ auf dem Steinhuder Meer. Ab Anfang der achtziger Jahre widmet er sich bis heute leidenschaftlich dem Langstreckenlauf und dem Surfen, Letzteres mit Vorliebe bei herausforderndem Starkwind. Entspannung bringen neben dem Lesen von historischen Büchern und Krimis lange Zeit außerdem Doppelkopf- und Kegel-Runden sowie ausgedehnte Fahrradtouren im Freundeskreis (siehe entsprechende Berichte in dieser Beilage). In den zwölf Jahren seiner Amtszeit als Landrat gönnte sich Schöttelndreier nur noch wenig Freizeit. Auch die Wochenenden waren oft mit Terminen gespickt, seine Allpräsenz in sämtlichen Teilen des von ihm so geliebten Schaumburger Landes war geradezu sprichwörtlich.

Uns vergeht fast Hör’n und Sehen: Unser Landrat, der wird gehen. Nicht ins Ausland – nein, nein, nein. In den Ruhestand hinein.

Als ein Mensch mit sehr viel Weitblick und auch politisch mit Geschick hatte „Charly“ ’n off’nes Ohr. Das kam nicht nur uns so vor.

Schöttelndreier ist sein Name. Dieser Mann macht’ viel Reklame für den Landkreis namens „Schaumburch“. Da ging mit ihm nie ein Traum durch.

Er war ganz dicht dran am Volke, vertrieb manche dunkle Wolke, hat die Augen nie verschlossen und so manch’ Disput genossen.

Viel Glück für das, was vor dir liegt, dass nicht die Trägheit dich besiegt. Bleib’, wie du bist: Lauf durch den Wald. Dann bleibst du jung – nicht etwa alt.

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Wellige Gewässer des Mittelmeeres – wie hier vor Sardinien – liebt der begeisterte Surfer „Charly“.

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Aus ägyptischen Gewässern wird das Surfbrett kraftvoll an den Strand gezogen.

Fotos: pr.

Die Herausforderung im Starkwind gesucht Große Leidenschaft für das Surfen / Vor Fehmarn in Lebensgefahr / Verbindendes Hobby mit Sohn Jan (35) VON STEFAN ROTHE „Klepper S3“ – mit diesem 3,80 Meter langen Ur-Surfbrett fing für Heinz-Gerhard Schöttelndreier 1982 alles an: Sein Surffieber war entfacht, löste die Liebe zum Segeln ab. Anfangs wurden Trapezfahren, Wende und Wasserstart noch auf dem Steinhuder Meer und der Ostsee trainiert. In den Wintermonaten diente auch schon mal der Besenstiel als Gabelbaumersatz für das Ma-

növertraining vor dem heimischen Kamin. Sehr bald jedoch wurde dem stärkeren Wind hinterhergereist, die Herausforderung immer höherer Wellen gesucht: Nach Südfrankreich und Sardinien, vor die griechischen und kanarischen Inseln, später dann auch in die Karibik. Kaum elf Jahre alt, hieß es auch für Sohn Jan „ab aufs Brett“ – zunächst noch von „Papa“ eifrig angelernt. „Und zum Glück“, wie Jan Schöt-

telndreier betont: „Eine gemeinsame Leidenschaft war gefunden, gegenseitige Rettungen vorm Ertrinken und verschiedene Herrenurlaube inklusive.“ Was der Sohn aus zeitlichem Abstand heraus rückblickend in gelassene Worte kleidet, barg in der konkreten Situation dramatische Lebensgefahr. Eine Stunde lang hatte Vater Schöttelndreier vor Fehmarn im eiskalten Wasser getrieben, glücklicherweise in ei-

nem schützenden Trockenanzug. Das Brett hatte sich bei Sturm vom Mast gelöst und war auf einer hohen Welle entschwunden. Schöttelndreier klammerte sich an Segeltuch und Mast – zwischen den Wellenbergen kaum zu sehen. Nach einer Stunde hatte Sohn Jan ihn gefunden, total erschöpft. Das gemeinsame Hobby habe das Vater-Sohn-Verhältnis zutiefst geprägt, berichtet Ehefrau und Mutter Margitta

Schöttelndreier. Dass sie dabei manches Mal bangen musste, wie am Strand von Fehmarn, daraus macht sie kein Geheimnis: „Er hat eben einfach den Starkwind gesucht.“ KarlErich Smalian, ein Weggefährte vom Steinhuder Meer, bestätigte aus seiner Beobachtung: „Wenn es ordentlich gekachelt hat, sich also im Wind die Bäume richtig bogen, hat es es ihn besonders gerne aufs Wasser gezogen.“ Vater und Sohn rekrutierten

fleißig Mit-Surfer und -Reisende im Freundes- und Bekanntenkreis: Läufer, SkiClub, Kreistag. Während diese sich alle bei Sturm und manchmal nur zehn Grad ins Wasser stürzten und die Hände blutig surften, bewies Ehefrau Margitta Geduld und hielt am Ufer die Stellung. Seit drei, vier Jahren trat allerdings das Fahrradfahren in den Vordergrund, die Gelegenheiten zum Surfen wurden weniger, berichtet Sohn Jan.


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Zehn Jahre „rechte Hand“ des Oberkreisdirektors Schöttelndreier hat sich 1998 zunächst gegen Landrats-Kandidatur gewehrt / Quasi „dienstliche Weisung“ musste her VON DR. KLAUS-HENNING LEMME Für viele ist der Ruhestand ein lang herbeigesehntes Ereignis. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier gehört definitiv nicht dazu. Hätte der Landesgesetzgeber nicht eine klare Altersgrenze festgelegt, stände Heinz-Gerhard Schöttelndreier, da bin ich sicher, noch heute auf der Kommando-Brücke und leitete „seinen“ Landkreis. Sein beruflicher Werdegang ist bemerkenswert, fast eine „Bilderbuch-Karriere“, wäre sein Aufstieg ins höchste Amt, das ein Landkreis zu vergeben hat, nicht auch mit einem gigantischen Arbeitsaufwand und entsprechenden Engagement verbunden gewesen. Schon in jungen Jahren stieg Schöttelndreier zum Amtsleiter auf und übernahm damit eine Spitzenposition im gehobenen Dienst.

Zielsicheres politisches Gespür Zu einer richtig engen und zugleich freundschaftlich verbundenen Zusammenarbeit zwischen uns kam es nach seinem Aufstieg in den höheren Dienst, verbunden mit der Übertragung einer Dezernentenposition und meiner Wahl zum Oberkreisdirektor im Jahre 1989. Die Zusammenarbeit war von Anfang an geprägt von wechselseitigem Vertrauen und seiner absoluten Loyalität. Faktisch war er die „rechte Hand“ des Oberkreisdirektors. Mit ihm konnte man alle Probleme diskutieren. Schöttelndreier war nicht nur versierter Verwaltungsfachmann, der sein Metier, wie man so schön sagt, von der Pike an gelernt hatte, er konnte auch die Politik, speziell die Reaktionen der Fraktionen und der Öffentlichkeit auf kritische Themen gut einschätzen. Selten lag er mit seinem politischen Gespür falsch.

Klaus-Henning Lemme zu Besuch beim in der Obernwöhrener Waldstraße benachbart wohnenden Ehepaar Schöttelndreier.

Periode hinweg trotz eines mittelmäßigen Steueraufkommens eine problemlose, teilweise sogar sehr gute Haushaltslage vorweisen konnte, so ist dies sicherlich auch mit der Person von Heinz-Gerhard Schöttelndreier verbunden. Im Jahre 1998 überraschte mich und den Landkreis gleichermaßen mein Wechsel ins Kultusministerium. Ein Nachfolger musste innerhalb kürzester Zeit gefunden werden – kein leichtes Unterfangen! Nach Gesetzeslage wurde der Landkreis umgestellt auf „Eingleisigkeit“, das heißt, die bisherigen Ämter des hauptamtlichen Oberkreisdirektors und des ehrenamtlichen Landrates wurden verschmolzen zum hauptamtlichen Landrat. Gesucht wurden daher Persönlichkeiten, die sowohl eine Verwaltung leiten als auch nach außen hin repräsentieren Dem OKD loyal den Rücken freigehalten konnten. Die Parteien waren auf die neue Situation nicht vorbereitet und mussten Hauptverwaltungsbeamter einer Kommune zu sein, ist schnell und ziemlich spontan vermutlich das schönste und handeln. Daher war auch der spannendste Amt, das der „Noch-OKD“ gefordert. Staat zu vergeben hat. Aber man ist häufig auch einsamer „Starke Kugel“ sollte nachrollen als andere, weil man „keinen über sich hat“, mit dem man sich beraten kann oder der – Es galt schon immer der vor allem bei politischen Aus- Grundsatz: Wer seinen einandersetzungen – hilft. Landkreis liebt, der muss daUmso wichtiger war für mich, für Sorge tragen, dass „eine dass Schöttelndreier dem starke Kugel“ nachrollt! Oberkreisdirektor den Rücken Selbstverständlich lag die freihielt, klar Position bezog Entscheidung über die richtiund sich „nach innen“ für die gen Kandidaten bei den ParModernisierung der Verwal- teien, gleichwohl hatte ich tung stark machte. Ein von mir vorgenommen, mich bei ihm in Teamarbeit erstelltes der Kandidatenauswahl stark Konzept zur Straffung und einzubringen. Wolfgang FoNeuausrichtung der Verwal- erstner als SPD-Fraktionstungsorganisation fand auch vorsitzender und Leiter eines in Nachbarlandkreisen großes Gymnasiums brachte – als Interesse und guten Absatz. Kandidat der Politik – sicherWenn der Landkreis lich die erforderliche QualifiSchaumburg über eine lange kation für das Amt mit, war

Lemme (links) als Gratulant beim 60. Geburtstag des Landrats .

jedoch auf eigenen Wunsch aus dem Kreistag ausgeschieden und hatte sich aus der Politik zurückgezogen. Da ich schon immer umfassende Verwaltungserfahrung für das Amt des Landrates höher eingeschätzt hatte, als das „Repräsentieren“, war Heinz-Gerhard Schöttelndreier für mich von Anfang an der richtige Kandidat. Ob er allerdings auch bei den Wählern, bei den Schaumburgerinnen und Schaumburgern, als oberster Repräsentant des Landkreises ankommen würde, war damals – mangels praktischer Erfahrungen – schwer einschätzbar.

bei ihm angesagt. Für ihn war selbstverständlich, dass auch die Opposition im Kreistag an den politischen Entscheidungen teilhaben musste. Im Vordergrund seiner Arbeit stand allerdings nicht parteipolitisches Kalkül, sondern stets das sachliche Argument. Er liebte und liebt seinen Landkreis. Ging es dem Landkreis schlecht, ging es ihm schlecht. Schöttelndreier konnte aber auch in der Argumentation insistierend sein. Es fiel ihm stets schwer, falsche Argumente und bisweilen hinter-

Foto: pr.

hältige Attacken auch mal zu „Steilflug“ geblieben bis zum ignorieren. letzten Tag seiner Dienstzeit. Seine Freunde werden ihm bei der Landung helfen. Freunde werden bei

der Landung helfen

Und noch etwas hat unser Landrat nicht beherzigt und verstanden: Wer auf die Kanaren fliegt, muss beim Start mit viel Schub in den Steilflug gehen, um dann auf Höhe ordentlich Strecke zu machen, um dann schließlich kurz vor dem Ziel zur Landung wieder anzusetzen. Heinz-Gerhard Schöttelndreier ist immer im

Dr. Klaus-Henning Lemme, von 1974 bis 1998 in der Kreisverwaltung Schaumburg, war von 1989 bis 1998 Oberkreisdirektor des Landkreises Schaumburg und von 1998 bis 2003 Staatssekretär – zunächst im Niedersächsischen Kultusministerium und dann im Niedersächsischen Finanzministerium.

Er zögerte, war darauf nicht vorbereitet

Mit Billigung und Unterstützung der SPD führte ich mit Schöttelndreier ein erstes Gespräch über seine mögliche Kandidatur: Er zögerte, er wehrte sich. Auf die aktuelle Situation und die politische Konstellation war er nicht vorbereitet. Landrat zu werden, hatte er in seine berufliche Lebensplanung nicht aufgenommen. Die Position lag außerhalb seiner Erwägungen. Es wurde ein langes Gespräch! Ich verwies auf seinen bisherigen Werdegang, auf seine Erfolge, sein Können, sein Verhandlungsgeschick, sein politischen Gespür. Schließlich musste ich deutlicher werden: Er könne den Posten eines Landrates bestens ausfüllen. Ich könnte dies aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit zuverlässig beurteilen und daher müsse er kandidieren. Dies sei quasi als eine „dienstliche Weisung“ zu verstehen. Schöttelndreier kandidierte. Er wurde mit 64,34 Prozent der Stimmen zum Landrat gewählt. Er stellte sich der Wiederwahl. Er erhielt 65,51 Prozent der Stimmen. Die Wahlergebnisse spiegeln sein Können – und das ist umfassend: Er besitzt Verhandlungsgeschick, geht auf seine Gesprächspartner zu, genießt das breit angelegte Vertrauen des Kreistages, kann seine Mitarbeiter in der Verwaltung überzeugen und mitnehmen, er ist volksnah, nicht arrogant und machtüberheblich, er kann sich mit dem „kleinen Mann“ auf der Straße unterhalten. Schon immer war Fairness rg

Lieber Herr Schöttelndreier, Sie hatten in Ihrer Amtszeit Unzähliges, das Sie antrieb und das Sie erfolgreich für Ihren Landkreis umgesetzt haben.

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

VolksbankNeujahrsforum 2011

Nun machen Sie den Weg frei. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen für den Wechsel in den Ruhestand und viel neuen Antrieb für die nächsten Lebensjahrzehnte.

Ihre

Heinz-Walter Wiedbrauck

Michael Joop

Klaus Meyer


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Dienstag, 8. Februar 2011

Ein großer Schaumburger geht von Bord Beim Laufen mit der Hymne „Life is Life“ Grundstein für Freundschaft gelegt / Vom Marathon zum „Genussradeln“ VON BERND HELLMANN

Die befreundeten Ehepaare Heinz-Gerhard und Margitta Schöttelndreier sowie Bernd und Vera Hellmann nach etlichen Kilometern auf dem Fahrrad bei einem süffigen Tropfen. rathonfeld von hinten aufgerollt. Im Kreise einer großen Sportgemeinschaft mit unserer Hymne „Life is Life“ wurde hier der Grundstein für unsere Freundschaft gelegt. Konnten beim Laufen die dienstlichen und politischen Themen besprochen, bearbeitet und vor allen Dingen verarbeitet werden, sorgte Margitta Schöttelndreier freitagnachmittags für den erforderlichen Kaloriennachschub in Form von leckerem Kuchen und rundete so den Einstieg in das Wochenende, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht so stark fremdbestimmt war,

ab. Mit den Jahren änderten sich die Aufgaben und Arbeitsplätze. Heinz-Gerhard wurde politischer Beamter beim Landkreis (war er eigentlich auch schon vorher!) und ich lernte die Kommunalverwaltung aus dem Blickwinkel einer Gemeinde in Obernkirchen kennen. Eine neue Herausforderung stellte sich für Heinz-Gerhard Schöttelndreier nach dem Weggang des Oberkreisdirektors Dr. Klaus-Henning Lemme. Erstmalig musste ein neuer hauptamtlicher Landrat gewählt werden. Nach der innerparteilichen Kandidaten-

kür musste der „Verwaltungsmann“ Schöttelndreier der Bevölkerung bekannt gemacht werden. Mit der Läufergruppe und vielen Sympathisanten ging es durch das Schaumburger Land von Hagenburg nach Rinteln. Vorneweg wurde der Kandidat Heinz-Gerhard Schöttelndreier von mir angekündigt durch: „Hier kommt der neue Landrat – hier kommt der neue Landrat“. Was noch nicht alle glaubten, stellte Heinz-Gerhard unter Beweis: Ausdauer und Zähigkeit gepaart mit einer herzlichen Bürgernähe. – Sein Markenzeichen, das er

En

Kennengelernt habe ich Heinz-Gerhard Schöttelndreier am 1. August 1977 – Geburtsstunde des Landkreises Schaumburg. Als Hauptamtsleiter und Ausbildungsleiter begrüßte er die jungen Inspektorenanwärter und Auszubildenden. Dadurch, dass er es sich aber nicht nehmen ließ, selbst Ausbildungsinhalte zu vermitteln und vor allem politische Hintergründe zu erläutern, weckte er bei mir Interesse an der Kommunalpolitik. Er selbst war in Stadthagen von 1976 bis 1981 fünf Jahre Ratsmitglied. Schon lange bevor er den Schaumburgern als Landrat ans Herz gewachsen ist, engagierte er sich mit immensem Fleiß innerhalb der SPD in verschiedenen Funktionen. Dort war er lange Jahre Mitherausgeber der Parteizeitung „blickpunkt“. Die Landkreissportgruppe weckte mit ihren regelmäßigen Lauftreffs bei Heinz-Gerhard Schöttelndreier den Wunsch nach neuen Herausforderungen. Nach kleineren Läufen im Bückeberg war schnell erkennbar, dass das auf Dauer nicht ausreichen konnte. Nachdem das Steinhuder Meer im sportlichen Wettstreit umrundet war, fand sich eine kleine, aber zähe Gruppe zum Marathon 1984 in Berlin ein. Dreimal die Woche wurde nach der Arbeit in der Kreisverwaltung zwischen Bückeberg und Schaumburger Wald trainiert. Gemeinsam haben wir dann als Neulinge das Ma-

Bei der traditionellen Eiswette in Obernkirchen ist verlässliche Teamarbeit gefordert. Fotos: pr. noch weiter ausbaute und perfektionierte. „Sport ist die schönste Nebensache der Welt“, deshalb standen natürlich ab 1998 das Amt des Landrats und die damit verbundenen Aufgaben im Mittelpunkt. Durch die Bürgernähe, den hohen Arbeitseinsatz und das vorbildliche Engagement hat Heinz-Gerhard Schöttelndreier den Landkreis Schaumburg ganz wesentlich geprägt und das Haus für die Schaumburger Identität gebaut. Für mich, für viele ein Vorbild. Überparteilich, kompetent und sympathisch – eine Idealbesetzung.

Als Freund, Bürgermeister, Schaumburger und Stadthäger kann ich sagen: „Ein großer Schaumburger geht von Bord.“ Mit den Jahren ist das Laufen dem etwas gemütlicheren Fahrradfahren – böse Zungen behaupten „Genussradeln“ – gewichen. Ich wünsche Heinz-Gerhard Schötteldreier gemeinsam mit seiner Frau Margitta einen guten Übergang und viel Freude auf den schönsten Radwegen hier in Deutschland. Bernd Hellmann ist Bürgermeister der Stadt Stadthagen.

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Wir wünschen einen erfüllten und sicheren Ruhestand!

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Dienstag, 8. Februar 2011

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Schöttelndreier und die Schaumburger Identität Der Landrat hat das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schaumburger spürbar gestärkt / Orientierung in Heimat geboten VON SIGMUND GRAF ADELMANN Die niedersächsische Gebietsreform von 1977 legte die damaligen Landkreise Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-Lippe zusammen zum neuen Landkreis Schaumburg. Das war für die Schaumburger mehr als nur ein Verwaltungsakt – es war eine Wiedervereinigung. Über 300 Jahre hatten die beiden Teilgebiete der alten Grafschaft Schaumburg unterschiedliche politische und gesellschaftliche Entwicklungen erlebt. Ab jetzt gab es wieder eine gemeinsame Geschichte. Mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier als Landrat für den Kreis Schaumburg wurde die duale Verwaltung mit einem ehrenamtlichen Landrat und einem beamteten Oberkreisdirektor an der Spitze beendet. Bei der nun wachsenden Aufgaben- und Ämterfülle vermutete man, dass der Landrat mit Verwaltungsmanagement so ausgefüllt sein würde, dass die repräsentativen Aufgaben, wenn überhaupt, dann von stellvertretenden Landräten wahrgenommen werden müssten. Mancher wunderte sich, als Heinz-Gerhard Schöttelndreier nicht nur politische Themenschwerpunkte, wie zum Beispiel die Wirtschaftsförderung zu seiner Sache machte, sondern auch Kontakt zu den Menschen suchte. Wer die Sprache der Menschen spricht, ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat in einer zunehmend globalisierten Welt erkennt, kann sie für

Sigmund Graf Adelmann und die frühere Vorsitzende der Schaumburger Landschaft, Ute Bernhardt (Zweite von rechts) im Gespräch mit dem Landrat bei einem Kulturtermin. Fotos: rg (2)

Auf Du und Du mit Max und Moritz: Bekenntnis zur Schaumburger Identität. Leistungen in einer Solidargemeinschaft gewinnen. Eine gute Voraussetzung war, dass die Schaumburger ihre aktuellen, geschichtlichen und traditionellen Gemeinsamkeiten stärker empfinden als Menschen in vergleichbaren Regionen Niedersachsens. Heinz-Gerhard Schöttelndreier fasste das so zusammen: „Der Landkreis Schaumburg ist nicht der Landkreis Peine“. Er meinte damit eine Identität, die sich aus der Geschichte, der Kultur aber auch aus gemeinsamen Lebens- und Arbeitserfahrungen herausgebildet hat. Dabei ging es nicht nur um das Bedürfnis regionale Identität zu bewahren, Heimatgefühl zu vermitteln und ein Gegen-

gewicht zu bieten zu zunehmender Globalisierung und Entwurzelung, sondern die Identität zu stärken, das Zusammenwachsen der beiden Teile Schaumburgs zu fördern, nicht nur mit abstrakten Programmsätzen, sondern durch konkrete Mitarbeit, zum Beispiel in Natur-, Landschaftsund Denkmalschutz. Aus diesem Bewusstsein heraus setzte sich Heinz-Gerhard Schöttelndreier zum Beispiel ein für das Schulbuch „Schaumburger Land – eine kleine Landeskunde“, das jeder Schüler in der siebten Klasse kostenlos erhält. Ebenso machte er die Erhaltung historischer Bausubstanz und der Kulturlandschaft zum Thema. Auf

Landesebene wurde dem Landkreis bescheinigt, dass er federführend in der Förderung der Denkmalpflege sei. Doch auch neue Entwicklungen stärken das Gefühl der Verwurzelung in der Region, wie beispielsweise der Pop- und Rockwettbewerb „Made in Schaumburg“ oder soziokulturelle Projekte wie der „Schaumburger Friede“, bei dem es darum ging, dass möglichst viele Menschen aktiv mitmachen. All dies hat das Schaumburger Zusammengehörigkeitsgefühl spürbar gestärkt und wäre ohne die Tatkraft des Landrats nicht denkbar gewesen. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hatte verstanden, dass

Kultur und Wirtschaft eine Zugewinngemeinschaft bilden. Wenn in der Wirtschaft häufig von Standortvorteilen und von der regionalen Einbettung die Rede ist, dann ist das „Bett“ nichts anderes als die regionale Kultur. Viele der Erfolge Schöttelndreiers sind auf dem fruchtbaren Boden der Schaumburger Identität gewachsen. Er ging alle seine Aufgaben mit einer enormen Energie an. Sicherlich wurde seine Energie auch vom spürbaren Wir-Gefühl der Schaumburger gespeist. Ziel der Kulturförderung der Schaumburger Landschaft ist es, regionale Identität zu stärken und immer wieder neu zu schaffen. Dabei wurde besonderer Wert darauf gelegt, Schaumburger Gemeinsamkeiten nicht in museale Schonräume einzugrenzen, sondern sich vital mit ihnen auseinanderzusetzen. Keiner hat das so stark unterstützt wie Heinz-Gerhard Schöttelndreier.

Die regionale Identität ermöglicht dem Einzelnen den Platz, auf dem er lebt, als Heimat zu erkennen. In diesem Sinn grenzt Heimat nicht aus, ist nichts Störrisches und Statisches, sondern durch einen ständigen Wandel offen. Viele der Projekte der Schaumburger Landschaft, auch der gemeinsamen mit dem Landkreis Schaumburg, atmen diesen Geist und geben den Menschen den Freiraum, in dem sie sich kulturell entfalten können. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat als Landrat auf die vorhandene Schaumburger Identität gesetzt und sie immer wieder gestärkt, aus dem Bewusstsein heraus, für die Menschen nicht nur Verwaltungsarbeit zu leisten, sondern ihnen Orientierung in ihrer Heimat zu bieten. Sigmund Graf Adelmann ist Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft e.V.

Sehr geehrter Heinz-Gerhard, lieber „Charly“.

Friedrich-Wilhelm Lambrecht

Zwölf Jahre warst du Landrat in Schaumburg – und damit auch zwölf Jahre Botschafter unserer Region. Du hast dich auch immer als Botschafter unseres Schaumburger Bieres verstanden – aus Verbundenheit und Tradition. Das Schicksal von Land und Leuten lag dir stets am Herzen. Bestimmt wirst du auch in Zukunft interessiert verfolgen, was aus den Dingen wird, die du während deiner Amtszeit angeschoben hast. Nimm’ es nicht allzu schwer, dass du nun aus dem Berufsleben ausscheidest. Freu’ dich stattdessen auf das, was jetzt vor dir liegt: zum Beispiel die Zeit mit deiner Familie und für Hobbys. Und wenn du abends beim Essen oder vor dem Fernseher Spezialitäten aus der heimischen Region genießen möchtest, darf eins natürlich nicht fehlen: ein leckeres Bier aus der Schaumburger Privat-Brauerei. Prost – und weiterhin alles Gute, Dein Friedrich-Wilhelm Lambrecht

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Johannes Stauske (links vorne), früherer CDU-Landtagsabgeordneter


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Dienstag, 8. Februar 2011

Der 24-Stunden-Landrat Viel inneres Feuer, das ihn antrieb, gelegentlich über die Grenzen erwartbarer Leistungsfähigkeit hinauszugehen VON SEBASTIAN EDATHY Am 27. September 1998 fanden im Schaumburger Land zeitgleich die erste Wahl zum hauptamtlichen Landrat und die 14. Wahl zum Deutschen Bundestag statt. Gewählt wurden Heinz-Gerhard Schöttelndreier zum Landrat und ich zum Bundestagsabgeordneten. Wahrscheinlich geht’s ihm und mir ähnlich: „Ist das wirklich schon so lange her?!“ Das sind jetzt mehr als zwölf Jahre. Mir kommt das deutlich kürzer vor. Ihm sicher auch. Und wenn das so ist, dann hat das einen einfachen Grund: Er und ich hatten seither eine Tätigkeit, die so vielseitig und vielschichtig ist, dass nicht die Zeit das Leben bestimmt, sondern die Aufgaben, die man hat. Es war in den Wochen und Monaten vor diesem Wahltermin im Herbst 1998, in denen ich dem jetzt aus dem Amt scheidenden Schaumburger Landrat erstmals begegnete – und es sollten viele Jahre folgen. Jahre, in denen meine Achtung, mein Respekt und, ja, auch meine Zuneigung zu einer Persönlichkeit und einem Menschen ständig wuchsen, für den sein Amt im Rückblick gleichsam geschaffen schien. Schöttelndreier hat die Position des Landrates nie bekleidet, er hat sie ausgefüllt und gestaltet. Er war nie einer, der fragte, ob etwas machbar ist, sondern allenfalls wie. Und er war immer einer, der den Satz von Willy Brandt – „Wir sind keine Erwählten, wir sind Gewählte“ – ernst nahm.

Die Unmittelbarkeit der Zuständigkeit für Schaumburg hat Landrat Schöttelndreier mit Herz und Kopf stets um- und weitsichtig, klug und mit viel – ja, Liebe – wahrgenommen. Das ist in der Politik ein seltenes, aber ein hier angemessenes Wort. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat immer ein Verhältnis zu den Menschen in Schaumburg und zum Schaumburger Land an den Tag gelegt, das zum einen von Identifikation mit seiner Heimat und ihrer Geschichte geprägt war – und zum anderen und vor allem von einer großen Zuneigung zu den hier lebenden Menschen und dem Blick auf die Perspektiven des Schaumburger Landes. Ich habe nie etwas vom Bild des „Politiker zum Anfassen gehalten“, weil dieses letztlich unterstellt, der Inhaber eines Wahlamtes könne mitunter etwas Unberührbares an sich haben, das ist ein der Demokratie fremder Gedanke. Das viel bessere Bild des „primus inter pares“ - also des auf Zeit für besondere Aufgaben gewählten Mitgliedes einer Gesellschaft von Gleichberechtigten – hat Heinz-Gerhard Schöttelndreier glänzend ausgefüllt und damit Maßstäbe gesetzt, die dauerhaft fortwirken werden. In meiner Wahrnehmung war er stets ein 24-StundenLandrat. Jemand, der tagsüber erfolgreich die Verwaltung lenkt und Projekte voranbringt, abends mit viel Rückmeldung ein Fest besucht und danach ohne Zweifel – hätte man ihn mitten in der Nacht

Anstoßen beim Bockbier-Anstich: Sebastian Edathy (links) mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier sowie Brauerei-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Lambrecht und dem damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Foto: rg geweckt – in der Lage gewesen wäre, einen Kurzvortrag über den aktuellen Landkreis-Haushalt zu halten. Das geht nur, wenn man nicht allein die Arbeit mag, die man tut, sondern wenn man die Aufgabe und seinen aktuellen Lebensabschnitt als Einheit sieht. Das birgt auch Risiken. Manchmal hatte ich den Eindruck, dieser Mensch ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. So viel tun, so viel bewirken wollen, möglichst oft möglichst viel unterwegs sein, im und für „seinen“ Landkreis. Und dann merkte ich: Das stimmt so nicht, der Mann hat einfach derart viel inneres Feuer, dass es ihn antreibt, gelegentlich über die üblichen Grenzen erwartbarer

..

Bye, Bye

Leistungsfähigkeit hinauszugehen. Die Kerze brannte und brennt nur von einem Ende, aber dafür stetig und ohne Flackern. Schöttelndreier hatte mit der Wahl zum Landrat seine berufliche Bestimmung gefunden. Das als Beobachter anders zu sehen, wäre ungefähr so, als hätte man Michael Schumacher in seiner Zeit als Rennfahrer den Vorschlag gemacht, besser als Kfz-Mechaniker zu arbeiten. Dabei trotz allen Engagements in der Sache die Grenze zur Selbstaufgabe im Auge zu haben, das ist eine permanente Herausforderung. Gut, wenn das private Umfeld dann hin und wieder mal bremst. Als Bundestagsabgeordneter bin ich für zwei Landkreise

(Schaumburg und Nienburg) zuständig, zudem jede zweite Woche in Berlin. Schöttelndreier und ich trafen uns gleichwohl bei vielen Veranstaltungen, haben zahlreiche Briefe ausgetauscht und uns gemeinsam für Schaumburger Belange eingesetzt. Für mich war der Kontakt zu ihm dabei immer ein Gewinn. Wir gehören unterschiedlichen Generationen an, der Altersunterschied beträgt mehr als 25 Jahre. Aber in der Betrachtung unserer Aufgaben gab es viele Gemeinsamkeiten: Freude an der Arbeit zu haben. Sich selbst dabei nicht zu wichtig zu nehmen. Prioritäten setzen. Situationen einschätzen. Zu Entscheidungen kommen. Die Bereitschaft mitzubringen, sich von besseren Argumenten überzeugen zu lassen. Und im Wissen zu handeln, dass mit und für Menschen an herausragender Stelle tätig sein zu dürfen, eine besondere Verantwortung mit sich bringt. Das Schönste war immer, dass man mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier in der Sache vortrefflich diskutieren und sich auch mal heftig streiten konnte – am Ende konnte man sich aber immer in die Augen schauen, und der Händedruck zum Abschied war nie eine Formalie, sondern ein Ausdruck wechselseitiger Wertschätzung. Heinz-Gerhard Schöttelndreier ist in meinen Augen ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten. Ein bürgernaher Gestalter. Einer, der nicht aus Ritual über eine mangelhafte Finanzausstattung der Kom-

Heimisches Handwerk – ortsnah und gut

Wir bedanken uns bei unserem Landrat

Heinz-Gerhard Schöttelndreier ganz herzlich für die jahrelange Unterstützung und das Engagement für die heimischen Handwerksbetriebe und wünschen einen erfüllten Ruhestand bei bester Gesundheit. Kreishandwerkerschaft Schaumburg

Lieber Charly! Ausgeschlafen warst du ja schon immer – jetzt kannst du morgens endlich auch mal länger schlafen! Danke – und alles Gute für dich, Anette und Carsten Ihr Spezialist für Schlafraumkonzepte

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munen klagt, sondern weil er diese als grobe Ungerechtigkeit betrachtet. Einer, der sich jeder Bürgereingabe im Zweifelsfall persönlich angenommen hat. Ein politischer Mensch, der sich gleichwohl in der Amtswahrnehmung immer - und meist erfolgreich – darum bemüht hat, alle regionalen Kräfte einzubinden. Ex-Außenminister Joschka Fischer hat einmal gesagt: „Das Amt verändert einen Menschen mehr als der Mensch das Amt.“ Für mich ist Heinz-Gerhard Schöttelndreier der Gegenbeweis. Er hat das Amt, das er hatte, stärker geprägt als das Amt ihn selbst. Uneitel, aber begründet selbstbewusst. Volkstümlich im demokratisch besten Sinne und unanfechtbarer Verwaltungs-Profi. Selbstlos in vielem, ohne sich selbst zu verlieren. Klar in Sprache und Haltung. Zugleich ebenso dialogbereit wie dialogfähig. Loyal zu sich selbst und zur Sache. Das alles trifft auf Heinz-Gerhard Schöttelndreier zu. Es gibt bedeutende Personen, denen irgendwann Denkmäler aus Stein gebaut werden. Wirklich bedeutende Personen hinterlassen die Zeichen ihres Wirkens aber in den Gedanken anderer Menschen. Hätte ich einen Hut, ich würde ihn an dieser Stelle ziehen. Heinz-Gerd, das hast Du richtig gut gemacht!!! Sebastian Edathy (SPD) ist als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises SchaumburgNienburg seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestags.

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Dienstag, 8. Februar 2011

Ein Chef, der alle Argumente an sich heran lässt

Schaumburg zum Markenzeichen gemacht Im Zweifel nicht für die Partei, sondern für den Landkreis VON WOLFGANG FOERSTNER Als sich der Pulverdampf des Kampfes um die Kreisreform (1977) zu verziehen begann, erblickte man die Umrisse des neuen Landkreises Schaumburg. Entstanden aus zwei nicht gerade befreundeten, aber benachbarten Kreisen galt es nun, die Zukunft des neuen Gebildes zu gestalten. Dem neuen Landrat ErnstAugust Kranz, gestützt auf eine absolute Mehrheit der SPD im Kreistag, stand als Chef der Verwaltung Oberkreisdirektor (OKD) Hans-Heinrich Eckmann zur Seite oder gegenüber. Der musste seinerseits eine Verwaltung zusammenfügen, die aus zwei unterschiedlichen und eigenständigen Organisationen herrührte. Schaumburg-Lipper und Grafschafter mussten sich zusammenraufen. Dabei besaßen die Schaumburg-Lipper einen großen Vorteil. Die Herrschaftsachse in der neuen Verwaltung war die alte geblieben. Sie lief vom OKD über den Dezernenten Karl Oettking bis zum Leiter des Hauptamtes, und der hieß schon 1978, also vor über dreißig Jahren: Heinz-Gerhard Schöttelndreier. Er war schon damals Oberamtsrat, stand, wenn man so will, im dritten Glied, aber an einer Stelle, wo sich die Leiter befand, die nach oben führen konnte. Die SPD-Fraktion arbeitete mit der Verwaltungsspitze eng

Wolfgang Foerstner.

Foto: rg

zusammen, und mir fiel als neuem Fraktionsvorsitzenden bald auf, dass „Charly“ Schöttelndreier nicht nur das Vertrauen des OKD besaß, sondern auch mit wichtigen Aufträgen bedacht wurde, die vor allem politisch interessant waren. Er hatte also über seine Funktion als Amtsleiter hinaus Einfluss auf die Verwaltung des Landkreises. Schöttelndreier kannte die komplexe Kreisverwaltung und sammelte wichtige Erfahrungen, die sich für ihn in seinem späteren Amt auszahlen sollten. Ihn zeichnete schon damals hohe Sachkompetenz aus, die verbunden war mit der Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell zu verstehen, und er hat dann später als Dezernent für Gesundheitsfragen wesentlich dazu beigetragen, dass nicht schon vor dreißig Jahren das Krankenhauswesen in

Schaumburg in eine medizinische und finazielle Schieflage geriet. Sachverstand und Kompetenz fällt niemandem in den Schoß, dafür muss jeder hart arbeiten. Das gilt selbst dann, wenn einem wie Schöttelndreier gute Gaben in die Wiege gelegt worden sind. Dabei fiel mir auf, dass Schöttelndreier nie seine fachliche Überlegenheit gegenüber Politikern im Kreistag ausgespielt hat. Sein Tun war stets loyal gegenüber der Politik, wenn man so will, lupenrein demokratisch. Im Sinne der parlamentarische Demokratie hatte der Kreistag für ihn immer das letzte Wort. So wunderte es auch niemanden, dass er nach dem Ausscheiden von Karl Oettking dessen Stelle übernahm und Dezernent wurde und dann auch Kreisrat – das heißt Wahlbeamter – wurde, und mit dem neuen OKD Klaus-Henning Lemme und der Kreisdirektorin Eva Burdorf in die erste Riege der Kreisverwaltung aufstieg. Bei diesem Aufstieg ist erstaunlich, dass die Ernennungen mit allgemeiner Zustimmung erfolgten, erstaunlich deshalb, weil Schöttelndreier nie einen Hehl daraus gemacht hatte und macht, Mitglied der SPD zu sein und sich auch den „Genossen“ verbunden zu fühlen. Bei aller Verbundenheit mit der Partei stand aber eines immer fest, im Zweifel nicht für die Partei, sondern für den

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Landkreis! Da ist Heinz-Gerd immer unbestechlich gewesen und geblieben. In seiner neuen Funktion zeigte er sein Talent als Modernisierer der Verwaltung, nicht aber unbedingt als Ideengeber. Das kam erst später, und ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht war, mit welch heiligem Ernst der neue Landrat 1998 seine Arbeit begann. Ausgestattet mit dem reichen Wissen des Fachmanns ging Schöttelndreier daran, den Landkreis voranzubringen und die von seinen Vorgängern begonnenen Einheitsbemühungen zu vollenden. Wenn das Schaumburger Land zu einem Markenzeichen geworden ist, wenn das Gefühl ein Schaumburger zu sein, sich bei den Bürgern entwickelt hat, wenn die meisten Menschen gerne hier wohnen, dann ist das nicht zuletzt das Verdienst dieses Landrats. Er hat sich um Schaumburg verdient gemacht, und ohne ihn wären viele Dinge sicherlich ganz anders, aber sicherlich nicht besser gelaufen Ich wünsche ihm und uns, wenn er sein geliebtes Amt jetzt loslassen muss, dass er andere manigfaltige Möglichkeiten findet, in Schaumburg für Schaumburg zu wirken. Wolfgang Foerstner war von 1977 bis 1996 Vorsitzender der SPDFraktion im Kreistag des Landkreises Schaumburg.

Frauenbeauftragte: Mit Schöttelndreier zog eine andere Gesprächskultur ins Kreishaus ein VON UNDINE ROSENWALD-METZ Lange hatte ich dem Oberkreisdirektor schon in den Ohren gelegen: Eine Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte gehört in die inneren Entscheidungsgremien eines Landkreises. Immer wieder schien irgendetwas dagegen zu sprechen und der OKD persönlich musste mich über die Entwicklungen und Entscheidungen im Einzelgespräch unterrichten. Mit der Wahl des neuen Landrats Heinz-Gerhard Schöttelndreier im Jahr 1998 zog eine andere Gesprächskultur in das Kreishaus ein. Der Landrat war vom ersten Tag an kurzen Wegen, offenem Austausch und Anregungen interessiert. Dabei konnte und wollte er sowohl Kritik einstecken als auch Ideen aufnehmen und andere Sichtweisen akzeptieren. Als Personaldezernent waren ihm die Themen Personalentwicklung, Frauenförderung und Chancengleichheit nicht fremd. In der Zusammenarbeit gab es natürlich auch „handfeste“ Auseinandersetzungen, die am Ende aber immer fair und offen geklärt wurden. Das ist ein ganz besonderes Plus. Ein Chef, der keinem Streit aus dem Wege geht und dabei alle Argumente an sich heran lässt – das hat etwas! Meine Kolleginnen aus den

Undine Rosenwald-Metz. Foto: pr. anderen Landkreisen in Niedersachsen staunten nicht schlecht, als der Landrat anlässlich einer Veranstaltung in Stadthagen öffentlich zu Protokoll gab: „Unsere Frauenbeauftragte sitzt mit am Tisch und ist in die Entscheidungen eingebunden, damit hat sie den Status einer Dezernentin.“ Diese Mitteilung erreichte auch das Niedersächsische Ministerium für Frauen, Familie und Soziales. Referatsleiterin Christa Frenzel schloss sich den Ausführungen des ehemaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff an und sprach wie dieser fortan nur noch von ihrem „Lieblingslandrat“. Undine Rosenwald-Metz ist seit 1990 Frauenbeauftragte des Landkreises Schaumburg.

Für einen Garten zum Genießen... ... sind wir der kompetente Ansprechpartner und wünschen unserem scheidenden Landrat „Charly“ Schöttelndreier viele glückliche Jahre voller Energie und Gesundheit!

... wir halten immer zwei Plätze frei...“ Danke für die Unterstützung und die wertvolle Zusammenarbeit! Hauptstraße 4 | 31542 Bad Nenndorf 0 57 23 / 74 85 63 | www.badnenndorf.de

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Einmal unter drei Stunden beim Berlin-Marathon Der passionierte Langstreckenläufer: Seit 30 Jahren ist die Laufgruppe auch ein vertrauter Freundeskreis VON STEFAN ROTHE Einmal ist es ihm gelungen: Der passionierte Langstrecken-Läufer Heinz-Gerhard Schöttelndreier erreichte 1986 bei einer seiner BerlinMarathons das Traumziel jedes Hobbyläufers. Er unterbot auf der Strecke von 42,195 Kilometern mit 2:57 Stunden die „Schallmauer“ von drei Stunden. „ ,Charly’ kann verbissen ehrgeizig sein“, erinnert sich Rolf Bohn vor allem, aber nicht nur, an frühere Zeiten. Bohn gehört wie Schöttelndreier zu einer privaten Gruppe von etwa 15 Stadthäger Langstreckenläufern, hervorgegangen aus den Laufsparten des TSV Eintracht Bückeburge und des Skiclubs Stadthagen. Seit 30 Jahren laufen sie bis heute regelmäßig einmal pro Woche eine Strecke von zehn Kilometern am Nordhang des Bückebergs, im Sommer jeweils Freitagabend, zur Win-

terzeit sonntags morgens. Anschließend sitzt die Runde jeweils für ein Stündchen gemütlich im Obernwöhrener Sportheim zusammen. Zum regelmäßigen Langstreckenlauf animiert wurde der damals 35-jährige Schöttelndreier Ende der siebziger Jahre vom Stadthäger Tiefbau-Unternehmer Heinz Lölke. Dessen Laufstrecke führte am 1978 gerade entstehenden Neubau der Schöttelndreiers vorbei, am oberen Ende der Obernwöhrener Waldstraße. Binnen Kurzem bildete sich die Laufgruppe, die schnell zu einem engen Freundeszirkel des späteren Landrats wurde. Neben Lölke und Bohn gehören diesem Freundeskreis von Altersgenossen zwischen Mitte sechzig und Mitte siebzig weiterhin an: Annedore Lölke, Christa Bohn, Barbara und Erik Nagel, Jürgen und Brigitte Bühmann, Margret und Hubertus Fellmann, Sabine und Günter Zepmeisel,

Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung: Nach dem Berlin-Marathon 1984 in Freude über die unterbotene Dreistunden-Schallmauer. Foto: pr.

Im Ehrgeiz beim Laufen Heidi Achilles, Rudi Gundlach, Gunda Geppert sowie spiegelt sich für Bohn und selbstredend Ehefrau Margitta Nagel ein grundlegender Charakterzug des Landrats Schöttelndreier. wider: „Er legt die Messlatte für sich selber immer extrem hoch, und wenn er sich etwas als Ziel auf die Fahne geschrieben hat, dann will er es auch unbedingt erreichen.“ Dem widerspreche aber eher bitterer Moment für Es war beim Bremen-Maranicht Fröhlichkeit, Gelöst„Charly“. Trotz penibelster thon 1987: Nach rund 30 heit, Geselligkeit und vorheriger Streckenplanung Kilometern wurde Schötfreundschaftliche Zugemit auf den Spickzettel getelndreier von seinem wandtheit, die Schöttelndreikritzelter Laufzeittabelle Stadthäger Lauffreund Ruer nach kurzem Abstand von war er zu schnell angegandi Gundlach überholt. Und Arbeit oder Lauf an den Tag gen und musste dem hohen zwar ganz locker und felege. „Nach dem Duschen ist Anfangstempo Tribut zoldernd. Gundlach sang beim das durch.“ len. Gewonnen wird aber Passieren kräftig und gut Seit einigen Jahren unterbei Atem den Refrain des Akribie: „Charly“ kritzelt die immer – und sei es an Ernimmt die Gruppe auch Radfahrung. ssr Schaumburg-Liedes. Ein Laufzeittabelle auf den Zettel. touren, etwa beim Felgenfest

Bitterer Überholvorgang

in Rinteln oder am Tag des offenen Denkmals. „Die Touren aller Schaumburger Radwanderkarten habe wir schon durch“, erzählt Nagel. „In unserer Gruppe konnte sich Heinz-Gerhard Schöttelndreier auch zu Landrats-Zeiten einfach fallen lassen“, erzählt Nagel: „Wenn er durch politische Dinge gefrustet war, war das Laufen für ihn wie eine Befreiung.“ Weit mehr noch: In diesem Kreis waren sehr vertrauliche Gespräche möglich, „da musste er niemals aufpassen, was er sagte“, ergänzt Bohn: „Er hat das als menschliches Auffangbecken Mal nicht die Nummer eins: empfunden, in dem er see- Startnummer 563 beim Stadtlauf lisch Sauerstoff tankt.“ in Rinteln 2002. Foto: pr.

Sehr geehrter Herr Schöttelndreier, Wir bedanken uns für das entgegengebrachte Vertrauen und wünschen Ihnen für die Zukunft Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und natürlich das Wichtigste: Zeit. Vielleicht für viele Kilometer unter den Reifen Ihres Fahrrades. Sei es im wunderschönen Schaumburger Land (wo man sich hoffentlich des Öfteren trifft), in den Bergen oder an der See – bei schönem Wetter und mit ordentlichem Rückenwind. Und danach ein zünftiges Essen und ein kühles Bier. Wir hoffen, dass alle Wünsche in Erfüllung gehen und sagen: „Bis die Tage!“ Friedrich W. Fricke Frank Bohnen und das gesamte Fricke-Team


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Der letzte Schaumburger Gegner so lange in Kokon aus Kompromissbereitschaft eingelullt, bis dieser kampflos aufgibt VON DIETMAR WISCHMEYER Nach gefühlten 100 Jahren Regentschaft verlässt der letzte, erste und einzige Gesamtschaumburger nunmehr den Thron des Landrats. Heinz-Gerhard Schöttelndreier – allein der Name ist schon ein ganzer Text – ist und war demnächst der erste eingleisige Landrat des Kreises. „Eingleisig“ heißt, genau wie im Bahnverkehr: Gegenverkehr ist nicht vorgesehen. Es geht immer nur in eine Richtung: Und die heißt vorwärts. Entgegenkommende Züge müssen warten, bis der Regionalexpress „HG Schöttelndreier“ durchgerauscht ist. In seiner politischen Strategie bediente sich HGS einer ausgefuchsten Strategie, die sich schon in der Herkunft seines Namens andeutet. In Süddeutschland hieße er „Drechsler“ und genau wie einst die hölzernen Rohlinge so lange gedreht wurden, bis veDietmar Wischmeyer unterstellt Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier auf humorvolle Art eine „unauffällige Form des Psychoterrors“. Foto: to ritables Alltagsgeschirr daraus wurde, drehte HGS Dieses politische Verfah- Wahrheit handelt es sich um Der Gegner wird so lange in len gar nicht bekannt, dass ein Problem, eine Lösung, ren wurde oft als Konsens- eine perfide, weil unauffälli- einen Kokon aus Kompro- Schöttelndreier bereits seit bis es allen mundete. Strategie missverstanden, in ge Form des Psychoterrors. missbereitschaft eingelullt, vielen Jahren Mitglied der SPD ist. bis er kampflos aufgibt. Der alles andere als zufrieAufgrund dieser politischen Kunst, die nach sei- denstellende Zustand der nem Ausscheiden aus dem Bundes-SPD wird von den Amt des Landrats in der Po- Anhängern Schöttelndreiers litologie als „HGS-Verfah- damit begründet, dass von Das Handwerk und „sein“ Landrat: Ein etwas persönlicher Abschied ren“ Eingang findet, war vie- viel zu vielen Bundespoliti-

„Pape, pass bloß auf … !“ VON FRITZ PAPE Tschüss, Charly. Wer hätte das gedacht, dass ich einmal bei der beruflich bedingten Verabschiedung des 1. Mannes unseres schönen Landkreises „Charly“ sagen darf und das auch noch öffentlich…?! Beim Antritt unseres Landrates Heinz-Gerhard Schöttelndreier habe auch ich davon nicht zu träumen gewagt. Aber wie ist es eigentlich dazu gekommen? Ich erinnere mich genau, es war auf einer Landpartie auf Schloss Bückeburg vor doch schon längerer Zeit. Auf dem Stand eines Autohändlers wurde an diesem Tag bundesweit die Überarbeitung eines gehobenen Mittelklassefahrzeuges vorgestellt. Stolz auf dem Stand war man wegen des Besuchs des Fürsten und natürlich wegen des Besuchs des Landrats, der mit seiner liebenswerten Gattin die Landpartie besuchte. Der Zufall wollte es, dass auch ich zum gleichen Zeitpunkt auftauchte. Es kam, wie es kommen musste (?!): Man nahm gerne die Einladung des Autohändlers an und probierte die mannigfache Auslage in Form von Sekt – wie man das eben manchmal so macht! Die Romanwelt beschreibt es so: „Es begann in einer lauen Sommernacht...“. Aber die Realität erlebte ich doch ganz anders. Denn unser Landrat, so nach dem sechsten, siebten Glas der erlesenen Köstlichkeit (ich glaube

Fritz Pape.

Foto: rg

es gab leider kein „Schaumburger“), meinte nur kurz und knapp: „Pape, pass bloß auf: Ich heiße Heinz-Gerd und wenn du Charly zu mir sagst, kriegst Du ein paar auf die Schn...ze?“ Rumms, dass hatte gesessen! Aber nachdem auf der jüngsten Regionalschau sogar ein Produkt der Bäcker und Fleischer namens „Vitaler Schaumburger“ und „Kräuter Charly“ öffentlich zur Verköstigung angeboten wurden, seitdem ist zwischen uns auch das letzte Eis gebrochen. Zum Ernst zurück. Nachdem durch Klaus-Hennig Lemme bereits der fruchtbare Boden für gedeihliche Zusammenarbeit zwischen dem örtlichen Handwerk und seinem Landkreis bereitet worden war, wurde diese Zusammenarbeit von Heinz-Gerd Schöttelndreier und seinem Team, dem an dieser Stelle auch einmal ein großes Lob ausgesprochen werden muss, übergangslos fortgeführt und weiter gefestigt. Aufgenommen in ein

funktionierendes Netzwerk haben wir die Möglichkeit der Mitgestaltung und finden Gehör. Daher, lieber Heinz-Gerd, Danke für das Verständnis, welches Du tagtäglich deinem Handwerk entgegengebracht hast. Danke für das, was Du durch deine vorausschauende Politik insbesondere für den Berufsnachwuchs getan hast. Danke, dass Du durch Dein Handeln mitverantwortlich gezeichnet hast, damit das Handwerk vor Ort und somit seine Beschäftigten Arbeit und Auskommen haben und sich die Betriebe positiv entwickeln können. Danke, dass Du jederzeit und ohne große Bürokratie immer für das Handwerk da warst (auch wenn es mal keinen Sekt gegeben hat). Danke aber auch für manche kontroverse Diskussion, die stets zwischen uns fair und partnerschaftlich abgelaufen ist – auch wenn man gewisse Dinge nach wie vor unterschiedlich bewerten mag. Zusammengefasst: Dank an eine andere Stelle, dass wir diesen Landrat haben durften! Danke, dass ich Charly sagen darf, ohne gleich eins in die Schn.…ze zu bekommen! Aber da war noch was? Lieber Herr Farr, was haben Sie eigentlich für einen Spitznamen?! Fritz Pape ist seit 1977 Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Schaumburg.

Impressum „Der Landrat geht“ Eine Beilage der Schaumburger Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (Am Markt 12-14, 31655 Stadthagen) zum Landrats-Abschied von Heinz-Gerhard Schöttelndreier Redaktion: Uwe Graells (verantwortlich), Stefan Rothe, Roger Grabowski | Titelgestaltung: Vera Elze Produktion/Layout: Holger Buhre, Vera Elze | Anzeigen: Arne Frank (verantwortlich) | Druck: CWN Hameln

kern die Parteimitgliedschaft allzu schnell durchsickert und viel zu oft in den Vordergrund gerückt wird. HGS – der „Schaumburger Münte“, wie ihn Freunde nennen – geht als einer der letzten Sozialdemokraten alten Schlages von Bord. Dabei wurde seiner Zeit der Landkreis Schaumburg in seiner heutigen Gestalt nur für ihn geschaffen. Der Erste Weltkrieg (außerhalb Schaumburgs nennt man ihn den „Dreißigjährigen Krieg“) hatte das Land zweigeteilt, in das freie Schaumburg-Lippe und die hessische Besatzungszone Grafschaft Schaumburg. Als nach Jahrhunderten der Trennung endlich Schaumburg wieder vereint wurde und heute im gleichnamigen Landkreis eine vorläufige politische Ausprägung findet, war es HGS, der das Banner der Geschlossenheit stets vorantrug. Möge sein Erbe noch lange walten und „sein“ Landkreis nicht in späteren Jahrhunderten mit folgendem Satz in der Literatur erscheinen: „Schaumburgia est omnis divisa in partes tres…“ Noch viele Jahre in seiner „auf ewig ungeteilten“ geistigen Heimat wünscht Dietmar Wischmeyer. Dietmar Wischmeyer ist „Humorfacharbeiter“ und Kopf des „Frühstyxradios“. Wischmeyer und das „Frühstyxradio“ sind in Wiedenbrügge beheimatet.


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Energie wie ein gespannter Bogen Grußwort von Patrick Day, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Soissons Aus Anlass des Ruhestandes von Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier ist es mir ein Bedürfnis, sein Engagement für den Landkreis, aber auch sein Engagement für die Partnerstadt zu würdigen, die unsere beiden Kommunen seit 1967 verbindet. Ob es um „Herrn Landrat“, „Herrn Schöttelndreier“ oder „Charly“ ging, ich habe stets

Patrick Day.

die große Energie in ihm gespürt, die ich immer mit einem gespannten Bogen verglichen habe. Diese Energie findet ihren Ausdruck in seiner Fähigkeit, jegliche Situation zu meistern. Sie macht ihn zu einer angesehenen Führungspersönlichkeit, immer jedoch verbunden mit dem Respekt anderen gegenüber. Ich kenne ihn als Sportler, Cross- und Marathon-Mann, aber auch als Windsurfer. Er ist ein Freund, der auch die schönen Momente des Lebens genießen kann, wie 1995 während unserer letzten Zusammenkunft in Soissons, als ich in meiner Funktion noch Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses war. Aus genau demselben Anlass habe ich ihn 2008 wieder gesehen, mit der gleichen Dynamik, der gleichen Überzeugung, diese Partnerschaft zu erhalten und weiterzuführen. Er ist aber auch der Entscheidungsträger, der sich immer für das GeFotos: pr. (2) meinwohl eingesetzt hat.

Ich denke, dass die interessanteste Anekdote, die zu erwähnen wäre, das sportliche und freundschaftliche Ereignis war, welches „Charly“ gemeinsam mit den Sportlern des TSV Eintracht Bückeberge 1989 realisiert hat. Dabei handelte es sich um einen Staffellauf, der zum Ziel hatte, Soissons und Stadthagen zu Fuß zu verbinden, indem man sich mit den Sportlern des CRAC Soissons auf halber Strecke getroffen hat. Ich wünsche mir auch für die Zukunft, wir könnten erneut solche hervorragenden Leistungen realisieren, die die Menschen zusammenführen. Seinen Esprit und die Bereitschaft, Konflikte auszutragen, hat er in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Ich bin überzeugt, dass er diese Fähigkeiten auch weiterhin für andere Ziele einsetzen wird. Patrick Day ist Bürgermeister der französischen Partnerstadt Soissons.

Heinz-Gerhard Schöttelndreier (Mitte) initiierte 1988 einen „Staffellauf“ von Soissons nach Stadthagen.

In unermüdlichem Einsatz Lebenqualität geschaffen Grußwort von Claus Pichler, 1. Bürgermeister der Gemeinde Ruhpolding (Bayern) Liebe Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Schaumburg. Am 8. Februar 2011 ist der Tag, an dem Sie Ihren Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier offiziell verabschieden. Dieser Mann kann auf eine beeindruckend lange und

ebenso erfolgreiche Amtszeit zurückblicken. Als Landrat war er in besonderer Weise gefordert, Infrastruktur zu schaffen, Freizeitbedürfnissen entgegenzukommen, Lebensqualität zu sichern – eine gesunde Entwicklung des Landkreises zu gestalten. Bestimmt sind viele Erfolge auf

Falls zuviel Zeit übrig ist... ... bei uns ist „Charly“ jederzeit als Fahrer willkommen! Herzlichen Dank für jegliche Unterstützung und alles Gute für die künftigen Jahre! Anrufbus Niedernwöhren e.V. Hauptstraße 46 | Niedernwöhren www.anrufbus-niederwöhren

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seine Initiative oder seine Entscheidungen und seinen unermüdlichen Einsatz zurückzuführen. Ich darf aus Ruhpoldinger Sicht die Aktivitäten im Bereich der Jugendfürsorge ansprechen, Claus Pichler. pr.

da uns das Jugendheim „Frossee“, wie es bei Ihnen genannt wird, verbindet. Dieses stellt seit über 50 Jahren ein beliebtes Ziel in Bezug auf die Freizeitgestaltungen des Landkreises dar. Zu

jeder Jahreszeit bietet das Jugendheim vielfältige Möglichkeiten, nicht nur im sportlichen Bereich. Viele Jugendliche und Sportgruppen aus Ihrer Region haben die Vorzüge unserer Heimat schon genießen können. Im Namen der Gemeinde Ruhpolding darf ich Herrn

Schöttelndreier für die jahrelange gute Zusammenarbeit danken. Für seinen wohlverdienten Ruhestand wünschen wir ihm alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen. Claus Pichler ist 1. Bürgermeister der Gemeinde Ruhpolding (Bayern).


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Knoten für die B 65 durchhauen Gemeinsam den Kreistag verblüfft Die Verblüffung stand allen Abgeordneten des Kreistags ins Gesicht geschrieben. Vor denen im Kreishaus stand Anfang 2001 der damalige Ministerpräsident Siegmar Gabriel (SPD) und hatte richtig was im Rucksack. „Die Finanzierung für den von Ihnen gewünschten Ausbau der B 65 steht“, rief er neben dem über das ganze Gesicht strahlenden Heinz-Gerhard Schöttelndreier stehend aus, „Sie können mit der Planung loslegen.“ Viele Jahre schon hatte sich der Landkreis um das Geld für die dringend als notwendig erachtete bessere Anbindung an die A 2 abgerackert – vergebens. Im Vorfeld der Gabriel-Visite hatte Schöttelndreier aber, zuletzt noch durch ein Autotelefonat mit dem bereits anZwei, die sich verstanden: Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und der frühere niedersächsische Ministerpräsident Christian reisenden „Harzer Roller“, mittels Wulff. Foto: rg des „2+1“-Modells und einer intelligenten Mischfinanzierung von Bund und Land unter Planungsbe-

Wulff und sein „Lieblings-Landrat“ Das Bekenntnis des niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten Ein warmherziges Bekenntnis hat Bundespräsident Christian Wulff (CDU), als er noch Niedersächsischer Ministerpräsident war, wiederholt zu Heinz-Gerhard Schöttelndreier (SPD) abgelegt. Während eines Interviews auf dem „Grünen Sofa“ der Schaumburger Nachrichten bei der „Schaumburger Regionalschau 2005“ befragte Chefredakteur Uwe Graells den Landesvater zu seiner

Einschätzung von Schöttelndreier. Wulff verwies zunächst darauf, dass ihm das Schaumburger Land allein deswegen seit geraumer Zeit besser als andere Landstriche vertraut sei, weil er es schon als ganz junger Abgeordneter auf dem Weg von Hannover in seine Heimatstadt Osnabrück ständig durchquert habe. Richtig Qualität bekommen habe diese Verhältnis, als er bereits als Vorsitzen-

der der CDU-Landtagsfraktion, später als Ministerpräsident oft und gerne nach Schaumburg gekommen sei. Und dies wiederrum habe in nicht geringem Maße mit der Person Schöttelndreier zu tun. Dessen Identifizierung mit seiner Heimat, das ungeheuere Engagement bei der Arbeit, der hohe Grad an Verlässlichkeit und das zumeist erfolgreiche Bemühen um politischen Kon-

sens zeichne Schöttelndreier in besonderer Weise aus, sagte Wulff und fügte charmant lächelnd hinzu: „Er ist mein Lieblings-Landrat.“ Dass er dies nicht nur zufällig fallen gelassen hatte, stellte der damalige Ministerpräsident in der Folge mehrfach unter Beweis, indem er die Anrede „Lieblings-Landrat“ bei weiteren Besuchen gerne wiederholte. STEFAN ROTHE

Schulter an Schulter für die B 65. teiligung des Kreisbauamtes eine umsetzbare Lösung ausverhandelt. Womit niemand gerechnet hatte, was die komplette Überraschung zur Folge hatte. Anschließend gab der spätere SPD-Vorsitzende seine Zusage beim SN-Redaktionsgespräch auch für die ganze Öffentlichkeit zu Protokoll – mit einem strahlenden Schöttelndreier an seiner Seite. STEFAN ROTHE

„Landrat mag beruhigt sein“ Sie sind am selben Tag, dem 27. September 1998, in ihre Ämter gewählt worden: HeinzGerhard Schöttelndreier (Zweiter von links) zum Landrat und Gerhard Schröder (Zweiter von rechts) zum Bundeskanzler. Das Foto entstand kurz vorher während eines Wahlkampf-Auftritts von Schröder in Steinbergen. Offiziell im Amt begegnet sind sich beide Sozialdemokraten nicht. Eine direkte Anrede gab es indes

gleichwohl: Auf Fragen eines SNReporters während einer Journalistenrunde mit dem Kanzler im Juni 2002 in Berlin mit Blick auf Beunruhigung im Schaumburger Kreishaus wegen Gerüchten über eine geplante Verschlechterung der Finanzausstattung für Kommunen anwortete Schröder klipp und klar: „Landrat Schöttelndreier mag beruhigt sein. Eine solche Verschlechterung wird es nicht geben.“ STEFAN ROTHE


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Gemeinsam für Schaumburg: Klaus Heimann und der Landrat präsentieren „Wirtschaft kompakt“.

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Der Erste Kreisrat hatte zum 65. Geburtstag des Chefs ein glitzerndes Geschenk parat.

Fotos: rg

Immer im Rennen für das Schaumburger Land Bei für den Landkreis negativen Ereignissen leidet er stark / Streit um Krankenhaus-Reform auf sich genommen VON KLAUS HEIMANN Die Schaumburger Identität – kein anderer verkörpert sie so wie der scheidende Landrat. Als gebürtiger Schierneichener war er viel in Schaumburg unterwegs, nahe dran am Geschehen, an Bürgerinnen und Bürgern. Mit Arbeitsaufträgen beschriebene Bierdeckel, Servietten und Visitenkarten, die er von seinen abendlichen Terminen

mit in die Kreisverwaltung brachte, stehen für einen Einsatz rund um die Uhr. Für und in Schaumburg hat er gearbeitet, Feste gefeiert, aber bei negativen Ereignissen auch gelitten. Tief getroffen hat ihn in den Jahren 1998 bis 2004 der Stellenabbau im industriellen Bereich, der vor dem Hintergrund der Globalisierung und fehlenden Einflussmöglichkeiten vor Ort nicht aufzuhalten war. Heinz-Gerhard Schötteln-

dreier war es immer wichtig, die jeweilige Entwicklung zu analysieren und mit Konzepten zu steuern. Das galt nicht nur für den Strukturwandel, sondern in besonderem Maße auch für die Neustrukturierung der Krankenhäuser. Als langjähriger Krankenhausdezernent schmerzte es ihn sehr, dass die drei Kliniken zu einer Klinik im Schaumburger Land zusammengeführt werden müssen. Dieser Aufgabe hat er sich

dennoch mit einem hohen persönlichen Einsatz gestellt, in einer Phase, in der das altersbedingte Ende seiner Amtszeit bereits absehbar war. Während er viele seiner zum Teil noch jüngeren Weggefährten in den Ruhestand verabschiedete, hat er die Diskussionen und Auseinandersetzungen um dieses Vorhaben auf sich genommen, in der Absicht, die stationäre Krankenhausversor-

gung im Schaumburger Land für die Zukunft zu sichern. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat in den vergangenen Jahren die Schlagzahl in der Verwaltung vorgegeben. Sein Vorgänger hat ihn einmal dahingehend charakterisiert, er befinde sich immer im Steilflug, während andere Amtsträger nach geraumer Zeit in den Autopiloten schalten würden. Noch treffender finde ich die Umschreibung, der hobbymäßige

Läufer und Ruderer Schöttelndreier war immer im Rennen für das Schaumburger Land. Und wenn nicht eine offizielle Verabschiedung anstehen würde, dann würde er voraussichtlich auch im nächsten Monat noch zu Besprechungen in das Kreishaus einladen… Klaus Heimann ist Erster Kreisrat des Landkreises Schaumburg.

Sehr g hr r „Mi S aum rg“

Für den kommenden Ruhestand wünschen wir dir viele glückliche Stunden voller Energie und Tatkraft für deine Hobbys. Mögliche Mußestunden sollen voller Behaglichkeit und Wärme sein! Alles Gute für die Zukunft! Holger Masche und Team

A

ls amtierende Miss Schaumburg erlaube ich mir, Sie einfach mal so zu nennen. Zwar hören Sie im Alltag auf den Namen Heinz-Gerhard Schöttelndreier – den oben gewählten Titel hätten Sie meiner Meinung nach jedoch absolut verdient.

Sie vereinen viele jener Attribute, die erforderlich sind, um eine Jury von sich zu überzeugen: Sie sind wortgewandt und schlagfertig – und Ihr Körper gleicht eher dem eines jugendlichen Sportlers als eines baldigen Ruheständlers. Auch bewegen Sie sich elegant übers Parkett. Eigentlich machen Sie immer eine gute Figur. Kurzum: Sie sind ganz einfach auf Zack. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit zum Wohle von Schaumburg und der hier lebenden Menschen, sagt Ihnen Miss Schaumburg.

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„Energiebündel“ sorgt für „quirliges Arbeitsklima“ Sekretärinnen Marina Groppe und Annette Wehmeyer: Rasantes Arbeistempo war angesagt VON STEFAN ROTHE Am Besprechungstisch mit seinen acht Plätzen im Amtszimmer des Landrats herrschte zumeist reichlich Leben. „Heinz-Gerhard Schöttelndreier zog das direkte Gespräch von Angesicht zu An-

gesicht jeder anderen Kommunikationsform vor“, schildert Hauptamtsleiter Kurt Brandt (55). Jede Menge solcher Treffen mit Mitarbeitern oder auswärtigen Gästen gab es, in der Regel viele davon am Tag. Bei Bedarf wurden spontan auch

Täglich punktgenaue Zuarbeit: Hauptamtsleiter Kurt Brandt.

Telefon-Partner zugeschaltet. Schöttelndreier halte direkte Gespräche für am effektivsten, sie eröffnen aus seiner Sicht die unmittelbarsten, oft auch raschesten Lösungswege. So haben es Brandt sowie die beiden Sekretärinnen Marina Groppe (51) und Annette Wehmeyer (57) erlebt. Die beiden Letztgenannten haben seit zehn Jahren alle anfallenden Geschäfte im Vorzimmer des Landrats gemanagt. Dort war Tempo angesagt. Das sollte mehr und mehr auf die gesamte Verwaltung ausstrahlen. „Der Chef wollte nicht, dass Sachen länger liegen bleiben“, erzählt Groppe, „er drängte auf möglichst zügige Erledigung.“ Er selbst – „mit Herz und Seele bei der Arbeit“ – habe dafür das beste Vorbild abgegeben. „Ein Energiebündel“ sei Schöttelndreier, der „hier für ein lebendiges, quirliges Arbeitsklima gesorgt hat“. Sitzungen, auswärtige Termine und Gesprächsverabredungen gaben den rasanten Tagesrhythmus vor, schilderte Brandt. Zu dessen Aufgaben gehörte es, dafür stets zügig und punktgenau die nötigen Informationen aus den Ämtern und anderen Kontakten zusammenzutragen und aufzubereiten. Kaffee, gut schwarz und ohne Zutaten, sowie Mineralwasser begleiteten Schöttelndreier nach den Worten von Wehmeyer durch den Tag. Zeit für ein Mittagessen in der Kantine des Kreishauses habe er sich täglich genommen. „Das waren aber eigentlich

Die beiden Sekretärinnen präsentieren zum Geburtstag eine Torte mit 65 Kerzen. immer gleichzeitig Arbeitsbesprechungen“, schildert Brandt. Und auch hier war Tempo angesagt: „Wie, schon wieder hier?“ sei es ihnen manches Mal entfahren, wenn der Landrat schon nach kurzer Zeit wieder aus der Kantine im Vorzimmer aufgetaucht sei, erzählen Groppe und Wehmeyer.

„Schaumburg im Herzen – Landrat mit Leib und Seele“

D

iese Beschreibung, lieber Heinz Gerhard, trifft zweifelsfrei auf Dich zu und spiegelt wider, welche Bedeutung „Dein Landkreis Schaumburg“ für Dich hat.

Als angesehener Repräsentant des Kreises, als kompetenter Verwaltungschef und überzeugender Politiker hast Du die Geschicke Deines Landkreises gelenkt. Unverkennbar war dabei Deine Gradlinigkeit sowie Deine Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern. Mit Erfolg hast Du immer wieder die entscheidenden Weichen für eine ständige Weiterentwicklung des Landkreises und seiner Städte und Gemeinden gestellt. Dabei lag Dir besonders am Herzen, die wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung und den Zusammenhalt des Landkreises zu fördern und dauerhaft zu sichern. In diesem Sinne war die sowohl enge wie auch gute Zusammenarbeit stets geprägt von einer vertrauensvollen und sachlichen Atmosphäre. Für Deinen jahrelangen Einsatz zum Wohle des Landkreises Schaumburg sowie seiner Einwohnerinnen und Einwohner danken wir Dir im Namen der Stadt Stadthagen sehr herzlich. Wir wünschen Dir und Deiner Frau, die Dich gut und stark unterstützt hat, dass das Ende Deiner Amtszeit als Landrat auch für den Anfang eines neuen und spannenden gemeinsamen Lebensabschnittes für Euch steht. Glückauf und alles Gute für die Zukunft! Wünschen Dir der Rat und die Verwaltung der Stadt Stadthagen

Bernd Hellmann

Fotos: rg (3) Ein Jahrzehnt lang haben Annette Wehmeyer (links) und Marina Groppe das Sekretariat des äußerst umtriebigen Landrats gemanagt.


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„Kiel oben“: Der Landrat tauft den „Feigling“ Der Leistungssportler: Als junger Mann im Boot „Schaumburgia“ deutschlandweit bei Ruder-Regatten erfolgreich VON ECKHARD ENGEL Noch heute fragt sich HeinzGerhard Schöttelndreier, ob es nicht doch ein „Attentat“ auf ihn und den Niedernwöhrener Bürgermeister Klaus Seehausen gewesen war. Die Fakten sprechen dagegen. Der zugegeben kippelige Doppelvierer war gemischt, auch mit weniger erfahrenen Ruderkameraden, besetzt. Nach geglückter Fahrt auf dem Mittellandkanal näherte sich das Boot dem Anleger. Es erklang der Befehl des Steuermanns „Ruder lang“! Die Crew zog die SteuerbordSkulls ein, und der Anleger war zum Greifen nah, als das Boot namens „Feigling“ innerhalb von hundertstel Sekunden Kiel oben lag. Nacheinander tauchten die fünf Insassen wieder auf. Als erfahrener Ruderer hatte Heinz-Gerhard Schöttelndreier zwar trockene Kleidung im Auto, aber als er dann nach einer Weile zum geselligen Teil auf dem etwas provisorischen Gelände der MAC-Ruderer des TuS Niedernwöhren am Hafen von Wiehagen wieder erschien, standen ihm seine gemischten Gefühle denn doch ins Gesicht geschrieben. Aber einen besseren Einstand konnte sich unsere Ruderriege nicht wünschen: Jetzt war der Landrat einer von uns. Ein- bis zweimal im Jahr nahm er sich die Zeit, um an einer Tagestour auf dem Mittellandkanal oder auf der Weser teilzunehmen. Fritz Meier, früherer Kreissportbundvorsit-

Im Beisein der Ruderkameraden wird der „Feigling“ mit „Kleiner Feigling“ getauft. zender und auch Mitglied der einzigen Ruderriege unter den ländlichen Sportvereinen des Landkreises, hatte inzwischen freundschaftliche Bande zum WSV Rinteln mit FriedrichWilhelm Hoppe als Initiator geknüpft. Zusammen wurde nun seit 1998 jedes Jahr ein „Promi-Rudern“ mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik durchgeführt. Meist sorgten Sponsoren dafür, den Abend gesellig ausklingen zu lassen. Dabei muss eines klar gestellt werden: Heinz-Gerhard Schöttelndreier war in seiner Jugend ein versierter Rennruderer und holte in den sechziger Jahren als Mitglied der Ruderriege „Schaumburgia“ des Gymnasiums Adolfinum so manchen Sieg nach Bückeburg. Der Georg-Von-OpelPreis wurde mehrmals hintereinander gewonnen. Die „schmalbrüstigen“ Ruderer aus Bückeburg wurden

auf den deutschlandweiten Regatten meist unterschätzt. Die Technik galt als die Stärke der „Schaumburgia“, nach dem Einrudern frohlockten die Gegner meist noch, um dann

Das war‘s dann wohl: Auf dem Mittellandkanal bei Wiehagen heißt es „Kiel oben“.

lange Gesichter zu machen, wenn die Technik im Rennen die Kraft besiegte. Allerdings nahm der Spaß am Rudern ein jähes Ende und scheiterte an der Strenge des

Zuchtmeisters Dr. Gerhard Wieding, dem damaligen Trainer. Als es einmal zu locker im und am Bootshaus in Rusbend zugegangen war, schmiss dieser ihn, den aufsichtführenden

1958 im Ruderboot der „Schaumburgia“ (hinter dem ermatteten Kameraden sitzend).

Fotos: pr. (3)

Schüler, einfach hinaus aus der „Schaumburgia“. Jahrzehnte danach erinnerte man sich allerdings seiner und lud ihn ein zum 75-jährigen Jubiläum der „Schaumburgia“, die er nun als Ehrenmitglied ziert. Wir Ruderer in Wiehagen haben durch Heinz-Gerhard Schöttelndreier Kameradschaft, Wertschätzung und Unterstützung erfahren und wünschen ihm alles Gute auf dem Weg in den Ruhestand. Heinz-Gerhard, Du hast versprochen, auch weiterhin bei uns vorbeizuschauen, in Ergänzung zu Deinem Laufhobby kannst Du beim Rudern Muskeln und Kraft trainieren, Du bist immer willkommen am Kanal. Vielen Dank und „Boot ahoi“! Eckhard Engel ist Sprecher der Ruderriege MAC im TuS Niedernwöhren.


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Als junger Inspektor auch Vorgesetzten widersprochen Ein Einblick in die frühesten Dienstjahre: In noch preußisch geprägter Verwaltung schon für Teamarbeit eingestanden VON DIETER KUCKUCK Als Heinz-Gerhard Schöttelndreier 1969 in der Kreisverwaltung Schaumburg-Lippe seinen Dienst als Kreisinspektor antrat, konnte niemand auch nur ahnen, welchen beruflichen Aufstieg er vor sich hatte. Aber es gab damals schon einige, die die besondere Qualifikation dieses jungen Beamten erkannt hatten. Nicht ohne Grund rangelten einige Amtsleiter darum, ihn als Mitarbeiter für ihren Arbeitsbereich zu gewinnen. Aber Karl Oettking, als Leiter des Hauptamtes auch der Personalchef der Kreisverwaltung, ließ das nicht zu. Er holte ihn in sein Amt und wusste natürlich, warum er das tat. Damals lernte ich HeinzGerhard Schöttelndreier kennen. Als Allgemeiner Vertreter des Oberkreisdirektors hatte ich schon früh erfahren, dass es unter den Inspektorenanwärtern einen sehr begabten jungen Mann geben sollte, auf den man besondere Hoffnungen setzte. Den wollte ich nun möglichst schnell ken-

nenlernen. Ich war vor allem gespannt, ob dieser junge Inspektor seinem frühen guten Ruf auch in der Praxis des Verwaltungshandelns gerecht werden würde. Nun, schon der erste Eindruck war wirklich vielversprechend. Er war tatsächlich fachlich sehr kompetent. Neben seinem Können und seiner absoluten Zuverlässigkeit beeindruckte mich, dass er seine Auffassung gegenüber Vorgesetzten auch dann vertrat, respektvoll natürlich, wenn diese anderer Meinung als er waren. Das war in der damaligen Verwaltungspraxis eher ungewöhnlich, besonders bei einem jungen Inspektor. Mir imponierte diese Haltung, weil sie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erkennen ließ und weil sie meiner Auffassung von mehr Teamarbeit in der Verwaltung entsprach, eine Auffassung, die erst viel später in der hierarchisch organisierten Kreisverwaltung auf Akzeptanz stieß. Ich fand es auch deshalb bemerkenswert, weil er vor seiner Ausbildung in der Kom-

Heinz-Gerhard Schöttelndreier (links) und Dieter Kuckuck (rechts) Mitte der siebziger Jahre zusammen mit dem Stadthäger Bürgermeister Ernst Meier. Foto: pr. munalverwaltung bei der Bundeswehr die Offizierslaufbahn begonnen und als Leutnant den Dienst quittiert hatte. Bei

Fachlich an der Spitze, menschlich nahe an den Bürgern Schöttelndreier hat stets auch an Fraktionsklausuren der CDU teilgenommen – landesweit ziemlich einmalig VON GUNTER FEUERBACH Schon seit Monaten ist unser Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier auf seiner Abschiedstournee. Immer und überall wird seine Leistung als Landrat gewürdigt. Das ist das Schicksal eines profilierten, deutlich herausragenden Menschen, im Beruf, in der Politik, im Sport, im Freundes- und Bekanntenkreis. Insbesondere dann wenn er öffentlich als Führungspersönlichkeit anerkannt ist. Unser Landrat gehört zu dieser Kategorie, auch wenn er immer nur „zu Hause“ gewirkt hat. Die Wähler in Stadthagen haben mir die Chance gegeben, ihn über einen Großteil seines Lebensweges zu begleiten. 28 Jahre gemeinsame Arbeit für den Landkreis Schaumburg, fast so lange wie es diesen Landkreis gibt. Dieser Weg hat uns über ähnliche Karriereschritte geführt: Einerseits Assistent des Oberkreisdirektors, Amtsleiter, Dezernent, Landrat und Sozialdemokrat, und andererseits Kreistagsabgeordneter, Fraktionsgeschäftsführer, stellvertretender Landrat und Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag. Ein gemeinsamer Weg aus dem auch eine persönliche Freundschaft gewachsen und geblieben ist. Wie geht das, wie erklärt sich das? Vielleicht wenn wir einen Blick auf die „Spezialitäten und Besonderheiten“ der kommunalpolitischen Arbeit in Schaumburg werfen. Die Kreistagsabgeordneten der CDU haben sich immer wieder darauf verständigt, Opposition im Kreistag nicht um der Opposition willen zu machen. Über die Kontrolle von Verwaltungshandeln hinaus war und ist es unser Bestreben, eigene Ideen in Anträgen einzubringen und „die jeweils beste Lösung für unseren Landkreis zu finden“. Wichtige Entscheidungen wurden und werden an der Sache orientiert bewertet,

Gunter Feuerbach.

Foto: rg

diskutiert und letztlich entschieden. Auch wenn es heute modern wird, Sachzwänge politisch nicht anzuerkennen, wenn sie nicht zielkonform sind. Natürlich gab und gibt es Ausnahmen. So ist die „IGS“ immer mal wieder das Salz in der Suppe. Aus dieser Grundhaltung ist die Bereitschaft gewachsen, Verwaltungshandeln nicht grundsätzlich mit Misstrauen zu verfolgen. Dazu kommt ergänzend die wohltuende Gewissheit: Auch Verwaltung besteht letztlich aus Menschen. Und die müssen sich kennenlernen! So ist es gelebte Tradition, die Verwaltungsspitze zu den Haushaltsklausurtagungen der Fraktion einzuladen, und den gemeinsamen Abend für entspannte Hintergrundgespräche zu nutzen. Auch zu Fachinformationsfahrten – ob ein- oder mehrtägig – nehmen wir die Verwaltung in der Regel mit. Und, ich glaube das ist einmalig in Niedersachsen, wir haben kein Fraktionsbüro, keine Fraktionsassistenten, wir teilen uns einvernehmlich die Unterstützung durch das Kreistagsbüro für unsere tägliche Arbeit. Vor diesem Hintergrund ist unser Landrat in seine Rolle hineingewachsen. Auf dieser Basis haben wir wegweisende Entscheidungen für unseren Landkreis mit großen Mehrheiten getroffen: so die Fusion unserer Sparkassen, die Zusammen-

führung unserer Krankenhäuser zur „Gesamtklinik Schaumburger Land“ und auch die Ergänzung unserer Schullandschaft durch drei neue IGS. Die eine oder andere Weichenstellung haben wir auf gemeinsamen Fahrten zu Sitzungen vorgenommen. Oftmals auch mit dem Fraktionsvorsitzenden der Mehrheitsfraktion. Das heißt: Wenn wir denn dazu gekommen sind. Denn die unerhörte Kommunikationsfähigkeit unseres Landrats führte regelmäßig zu längeren Telefongesprächen, meistens zur Abarbeitung des aktuellen Tagesgeschehens. Das haben wir dann aber zur selbstständigen thematischen Abstimmung ohne unseren Landrat genutzt und darüber war er oftmals „not amused“! Immer wenn er die Fraktionsvorsitzenden bei Veranstaltungen informell zusammenstehen sah, verfolgte er uns mit großer Aufmerksamkeit und sichtlicher „Unruhe“. Sie ahnen es: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Besonders konspirativ fand er unsere Idee einer gemeinsamen Fachinformationsfahrt zum „Rothaarsteig“. Also: Kreistagsabgeordnete aller Fraktionen zwei Tage ohne Aufsicht! Das Vorzimmer hat heftig rotiert, um seine Teilnahme einzufädeln. Überrascht hat er uns alle damit, wie schnell er sich auf die Aufgabe der Repräsentation des Landkreises eingelassen und sie mit spürbarer Begeisterung und stets vollem Einsatz gemeistert hat. Fachlich stets an der Spitze, menschlich und immer nah am Mitbürger, kompetent und kommunikativ, über alle Maßen engagiert und neuen Ideen gegenüber stets aufgeschlossen. So kennen wir ihn, und so wird er uns fehlen! Gunter Feuerbach, seit 1983 im Kreistag, ist seit 2001 Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion.

der Bundeswehr mit ihren strengen Befehlsstrukturen konnte er Teamarbeit kaum praktiziert haben, seine mit Respekt und Zurückhaltung verbundene selbstbewusste Haltung gegenüber Vorgesetzten musste also seinem eigenen inneren Verständnis von Zusammenarbeit entsprechen. Bei einigen Sonderaufgaben, mit denen er früh betraut worden war, arbeiteten wir eng zusammen. Diese Zusammenarbeit war, wie konnte es in einer Kommunalverwaltung anders sein, oft durch

Vorgaben politischer Gremien des Kreises oder durch Rücksichtnahmen auf politische Besonderheiten beeinflusst. Wer seine Vorstellungen in den Gremien des Kreises durchsetzen wollte, musste zwangsläufig politische Vorgaben und Empfindlichkeiten der Mehrheitsgruppe oder -fraktion in seine Überlegungen einbeziehen. Das war nichts Ungewöhnliches für alte Hasen in diesem Geschäft, aber bei einem jungen Beamten fand sich dieses Bewusstsein ganz selten. Bei Heinz-

Gerhard Schöttelndreier war das anders. Er verstand diese Besonderheiten einer Kommunalverwaltung von Anfang an. Das kam mir übrigens nach meiner Zeit beim Landkreis Schaumburg-Lippe zugute, als Heinz-Gerhard Schöttelndreier für einige Jahre als Ratsherr der SPD-Fraktion dem Rat der Stadt Stadthagen angehörte. Er war einer der starken und geschickten Politiker im Stadtrat, der das nicht immer einfache Beziehungsgeflecht zwischen Rat und Verwaltung verinnerlicht hatte, es seinen Ratskollegen vermitteln konnte und dadurch ausgleichend wirkte. In der Kreisverwaltung erfuhr Heinz-Gerhard Schöttelndreier allerdings damals bei Kollegen und zuweilen auch bei Vorgesetzten nicht immer uneingeschränktes Wohlwollen, weil er ihnen zuweilen wegen seiner präzisen und korrekten Arbeitsweise unbequem war. Ihm dann helfend zur Seite gestanden zu haben, freut mich noch heute. Aus der gemeinsamen Arbeit in der schaumburg-lippischen Kreisverwaltung und in den Gremien der Stadt Stadthagen erwuchs eine Freundschaft, für die ich ihm sehr dankbar bin. Dieter Kuckuck war von 1966 bis 1975 Dezernent beim Landkreis Schaumburg-Lipe und Allgemeiner Vertreter des Oberkreisdirektors, und von 1975 bis 1997 Stadtdirektor in Stadthagen.

JETZT GÖNN‘ ICH MIR MAL EIN PAAR TAGE ALS COUCH-POTATO. „Unsere Küchen bringen auch Ihre Nachbarin zum Kochen.“ In abgewandelter Form trifft dieser Slogan aus einer unserer Werbekampagnen auch auf Heinz-Gerhard Schöttelndreier zu: Dieser Landrat brachte im Laufe der Jahre schließlich so manchen politischen Gegner zum Kochen – oder auch zur Weißglut: mit überzeugenden Argumenten ebenso wie mit Schlagfertigkeit und fundiertem Fachwissen. Als Landrat musste sich Heinz-Gerhard Schöttelndreier nur selten in die Suppe spucken lassen – folglich lagen ihm auch politische Entscheidungen selten quer im Magen. Ihm schmeckte es am besten, wenn er positive Entscheidungen für Schaumburg und die hier lebenden Menschen herbeiführen konnte. Die bisweilen gepfefferten Auseinandersetzungen im Kreistag oder in der Presse gehörten für ihn zum „täglich’ Brot“. Jetzt beginnt für Schaumburg die Epoche OHNE Landrat Schöttelndreier, während seine Frau Margitta sich nun auf viel mehr Zeit MIT ihrem Mann freuen darf. Und falls das richtige Möbelstück für die Stunden zu zweit fehlen sollte: Bei uns finden Sie eine große Auswahl für jeden Anlass – versprochen.


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„Auf den Punkt gebrachte Zielstrebigkeit fiel rasch auf“ Ex-Oberkreisdirektor Hans-Heinrich Eckmann (83) erinnert sich: Bewerbung in der Uniform eines Leutnants Acht Jahre war Hans-Heinrich Eckmann als Oberkreisdirektor des damaligen Landkreises Schaumburg-Lippe im Amt, als Anfang 1966 ein junger Panzergrenadier in Uniform vor ihm stand: HeinzGerhard Schöttelndreier. Der schlaksige 23-jährige Leutnant, geboren in Schierneichen, bewarb sich auf eine von zwei Ausbildungsstellen, die Verwaltungschef Eckmann für den gehobenen Dienst ausgeschrieben hatte. „Diesen Auftritt fand ich nicht unsymphatisch“, erinnert sich der heute 83-jährige Eckmann. Ausbildungsstellen für den gehobenen Dienst waren damals etwas gänzlich Neues. Wer bis dato in der Verwaltung etwas werden wollte, musste die interne Ochsentour durchmachen. Akademiker und verheißungsvolle Abiturienten mieden das, strebten eher in andere Berufe. „Um die vormals eher preußisch geprägte Verwaltung stärker in Richtung einer Einbettung in demokratische Strukturen und Dienstleistungsorientierung umzuformen, brauchte ich aber intelligente, kreative und innovative junge Leute“, schildert Eckmann. Diese Eigenschaften, gepaart mit Disziplin, Fleiß, Ordnungssinn und auf den Punkt gebrachte Zielstrebigkeit seien beim jungen Schöttelndreier sofort aufgefallen, erinnert sich Eckmann: „Und sein ausgeprägter Ehrgeiz, er strebte immer Perfektion an.“ Derartige Tugenden seien Ende der sechziger Jahre „gesellschaftlich nicht unbedingt

Hans-Heinrich Eckmann. Foto: rg

Schon Mitte der siebziger Jahre begleitete Heinz-Gerhard Schöttelndreier (rechter Bildrand) im Auftrag der SPD-Verwaltungsspitze die oppositionelle CDU-Kreistagsfraktion zu Klausurtagungen, um Optionen für Kompromisse und Konsenslösungen auszuloten. Foto: pr. en vogue gewesen“, ergänzt der Ex-OKD, „bei uns ist er damit aber gut angekommen.“ Nach wenigen Jahren sei ihm klar gewesen, erzählt Eckmann: „Dieser Mann kann Karriere machen.“ Rasch hielt Chef Eckmann den jungen Schöttelndreier für befähigt, leitende Rollen zu übernehmen und übetrug ihm einzelne Stabsfunktionen. „Schon früh war sein Talent erkennbar, Probleme schnell, scharf und umfassend zu ana-

lysieren und vor allem lösungsorientierte Vorschläge zu erarbeiten.“ Eckmann weiter: „Vieles was ich von ihm an Vorlagen bekam, war schon effektiv und zielführend strukturiert.“ Richtig zur Geltung kam das Mitte der siebziger Jahre, als die Fusion SchaumburgLippes und der Grafschaft Schaumburg zum Landkreis Schaumburg anstand – eine Herkulesaufgabe für die Verwaltung. Wegen dessen „au-

ßerordentlichen Organisationstalentes und auffallenden Fähigkeit zur Koordination“ übertrug Eckmann dem gut 30-jährigen Schöttelndreier einige Management-Aufgaben in der Vorbereitung dieses Fusions-Prozesses. Leitend eingesetzt war er insbesondere in der Arbeitsgruppe Wirtschaft. Schöttelndreier habe sich in dieser Phase als „tief verwurzelter SchaumburgLipper gezeigt, der sich dann aus tiefster Überzeugung als

hundertprozentiger Schaumburger erwies“. Spätestens nach bewältigter Kreisfusion im Jahre 1977 war für Eckmann klar: „Schöttelndreier kann ich in jede Abteilung stecken, der arbeitet sich überall sehr schnell ein.“ Immer stärker sei auch die hohe Fähigkeit des damals etwa 40-jährigen Kreisverwaltungsrats erkennbar gewesen, Fraktionen des Kreistags früh in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. „Er konnte für das

w

Lieber Heinz-Gerhard.

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eit langer Zeit drucken wir Jahr für Jahr den Foto-Kalender „De Schaumbörger“. Dieser plattdeutsche Titel bezieht zwar alle Menschen dieser Region ein, aber eigentlich könnte er ebenso gut dir allein gewidmet sein: Schließlich hast du in all den Jahren als Landrat die heimische Wirtschaft stets unterstützt, auch unsere Technologie-Anschaffungen gefördert und Wege zu verschiedenen Fördertöpfen geebnet. Dein dienstlicher Kontakt zur Print Media Schaumburg GmbH entstand mit unserer Firmengründung im Jahr 2002. Unsere persönliche Verbundenheit besteht allerdings schon mehr als 30 Jahre. Ich hoffe, dein Ausscheiden aus dem Berufsleben markiert diesbezüglich erst die Halbzeitpause. Mit den besten Wünschen für deine Zukunft als (Un-)Ruheständler, Peter Schulz und das Team von Print Media

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Verwaltungshandeln geschickt politische Mehrheiten organisieren“, sagt Eckmann, der bis 1989 Oberkreisdirektor war. Drei Jahre lang ist Schöttelndreier sein direkter Stellvertreter gewesen. Ausschlaggebend dafür sei, dass Schöttelndreier, „fachlich grundsätzlich bestens im Bilde, immer sehr überzeugende Sachargumente vorbringen konnte“. Vor allem dieses habe ihm später als Landrat zu der „rundum ungemein hohen Akzeptanz verholfen“, meint Eckmann. Dieser schied 1989 aus dem Dienst aus und beobachtete Schöttelndreier, der kurz darauf vom Kreistag zum Kreisrat gewählt wurde, seitdem von außen. Zwar teilten Eckmann und Schöttelndreier die Freude am Laufen, aber zu seinem anderen Hobby konnte der OKD seinen jungen Mitarbeiter nicht bewegen: „Zum Segelfliegen – dabei war ihm irgendwie mulmig.“ STEFAN ROTHE


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Gespür für politische Dimension des Verwaltungshandelns 45 Dienstjahre und zwölfjährige Landratszeit „herausragende Lebensleistung“ VON HEINER BARTLING Der Auswahlprozess für einen geeigneten SPD-Kandidaten 1998 bei der ersten Wahl eines hauptamtlichen Schaumburger Landrats war zwar nicht einfach, führte jedoch zu einem recht einmütigen Ergebnis. Es galt abzuwägen, ob ein ehrenamtlicher Kommunalpolitiker oder ein Verwaltungsfachmann der geeignete Kandidat wäre. Neben aktiven Kreispolitikern wie Werner Vehling und Wolfgang Foerstner (damals SPD-Kreistagsfraktionschef) rückte auch sehr schnell Heinz-Gerhard Schöttelndreier ins Blickfeld, der bis dahin der zweite Mann in der Kreisverwaltung hinter Oberkreisdirektor Klaus-Henning Lemme war. In der Diskussion um die Kandidatur spiegelte sich wider, was auch in der grundsätzlichen Auseinandersetzung über dieses neue System eine Rolle gespielt hatte. Dazu gehörte unter anderem die Frage, ob ein Landrat mit der Legitimation durch die direkte Wahl nicht zu einem Übergewicht der Verwaltung gegenüber den ehrenamtlich tätigen Kreispolitikern führen würde. Es galt also eine Persönlichkeit zu finden, die einerseits für fähig gehalten wurde, eine so große Verwaltung zu leiten, andererseits

aber auch das Fingerspitzengefühl entwickelt, die politische Dimension des Verwaltungshandelns zu berücksichtigen. Nach intensiven Diskussionen fiel die Wahl auf Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der wie kaum ein anderer die Kreisverwaltung in all ihren Einzelheiten kannte und darüber hinaus in der Schaumburger Sozialdemokratie fest verankert war und ist. Dies wurde wohl auch in der Schaumburger Bevölkerung so gesehen, wie es in dem überzeugenden Wahlergebnissen 1998 und 2006 zum Ausdruck kam. Mit seinem Amtsverständnis widerlegte Heinz-Gerhard Schöttelndreier auch eine Befürchtung, die ich persönlich hegte und bei manchen seiner Kollegen auch bestätigt sah. Insbesondere während meiner Amtszeit als Niedersächsischer Innenminister konnte ich direkt gewählte Hauptverwaltungsbeamte erleben, von denen man den Eindruck hatte, dass „über ihnen nur noch der Himmel sei“ Die interessierte weder Kreistag oder Stadtrat, geschweige denn irgendwelche Vorgaben der Landespolitik. Dies war bei Heinz-Gerhard Schöttelndreier nie der Fall. Er wusste sehr wohl mit den politischen Gremien des Landkreises umzugehen und die Interessen der

Heiner Bartling an der Seite des Landrats 2003 bei einer Vortragsveranstaltung. Foto: rg ehrenamtlich tätigen Politiker angemessen zu würdigen. Dies wird unter anderem auch dadurch deutlich, dass in Schaumburg sehr oft die Haushalte vom gesamten Kreistag beschlossen wurden. Anfänglich überraschte Heinz-Gerhard Schöttelndreier viele Kommunalpolitiker, aber auch Bürger mit der Intensität, mit der er sein Amt wahrnahm. Vielleicht begegnete der eine oder andere diesen umfassenden Aktivitäten des neuen Landrats mit Skepsis, musste sich aber sehr bald davon überzeugen lassen, dass hinter diesem ungeheuer zeitaufwendigen Engagement die Überzeugung stand, dass diese Amtsführung von ihm auch erwartet

wurde. Gleichzeitig wollte er deutlich machen, und dies ist ihm aus meiner Sicht vorbildlich gelungen, dass der Landkreis Schaumburg eine besondere Region mit einer ganz eigenständigen Identität ist. Dass es ihm und den Kommunalpolitikern im Kreistag gelungen ist, darüber hinaus diesen Landkreis in finanziell ungeheuer schwierigen Zeiten auf Kurs zu halten, ist primär auch ihm zu verdanken. Heinz-Gerhard Schöttelndreier war der erste Landrat „neuen Typs“ in Schaumburg und hat für seinen Nachfolger große Schuhe hinterlassen. Für die Schaumburger Sozialdemokraten darf ich, wie es auch andere tun werden, Dank sagen, für diese herausragende Lebensleistung. Und wenn ich am Ende noch einmal erwähne, dass er in seiner Amtsführung auch oft dafür gesorgt hat, dass in Schaumburg über die parteipolitischen Grenzen hinaus gemeinsam Entscheidungen getroffen wurden, so wusste er immer, wo er herkam und wo er hingehört. Heiner Bartling, seit 1986 Mitglied des Niedersächsischen Landtags, war von 1987 bis 2007 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Schaumburg und von1998 bis 2003 Niedersächsischer Innenminister.

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„Hiesige Mentalität verkörpert, Geld beisammen zu halten“ Ex-Kreiskämmerer Hans-Dieter Mitschker: Alles getan, damit Aufträge bei heimischer Wirtschaft blieben Schon einige Zeit stellkeit sei seine Grundlinie vertretender Leiter der gewesen. So habe er dafür Kreiskämmerei war gesorgt, dass der riesige Hans-Dieter Mitschker Millionenertrag aus dem (71), als ihm 1967 ein Verkauf der Kreisanteile junger Inspektoren-Ander Energieunternehmen wärter auffiel. „Der packkomplett in die Entschulte alles schnell und sehr dung der Kreiskasse gezielstrebig an“, erinnert flossen sei. Gleichwohl haHans-Dieter sich der Stadthäger an be sich der Landrat stets Mitschker. rg den damals 24-jährigen für antizyklische InvesitioHeinz-Gerhard Schöttelndreier. nen stark gemacht. Nicht zuletzt sei „Er hatte liegen gebliebene Altfälle es ihm dabei „eine Herzensangeleeiner ausgelaufenen Schankerlaub- genheit gewesen, bis zur Grenze nis-Steuer abzuarbeiten, und das tat des rechtlich Erlaubten alles auszuer völlig eigenständig und war dabei nutzen, um einen Löwenanteil der mit erkennbarem Ehrgeiz unter- Aufträge in die heimische Wirtwegs, jeden Einzelfall ohne Restbe- schaft zu geben.“ stände notfalls auf unkonventionelle Sehr frühes Einbeziehen der Weise einer Lösung zuzuführen.“ Fraktionen in die InformationsflüsEhrgeiz und „gesundes Karriere- se, flexible, rasch funktionierende bewusstsein“ seien an Schötteln- Kommunikationskanäle in der Verdreier früh spürbar gewesen, be- waltung, darauf sei es Schöttelnrichtet Mitschker: „Und er wusste dreier als Landrat sehr angekomsich zu positionieren.“ So habe er men, beschreibt der Ex-Kämmerer. sehr zeitig durch die Förderung des Darin habe sich auch der Stil damaligen Oberkreisdirektors Schöttelndreiers widergespiegelt, Hans-Heinrich Eckmann und vor teamorientiert zu führen. allem seines eigentlichen ,ZiehvaSchöttelndreier habe dienstleisters‘, Hauptamtsleiter Karl Oett- tende Verwaltung regelrecht verking, in eben diesem Amt als rechte körpert, hebt Mitschker hervor. BeHand des Chefs – trotz zweier schwerden, Anfragen und Kritik Stellvertreter über sich – die eigent- von Bürgern habe er umgehend lichen Fäden ziehen können. aufgegriffen. Mitarbeiter wurden Jahrzehnte später konnte Mitsch- angetrieben, den Bürgern schnell, ker als Chef der Kreiskämmerei mit möglichst binnen zwei, drei Tagen, Landrat Schöttelndreier erneut di- Auskunft zu erteilen. „Wer da nicht rekt zusammenarbeiten, da dieser mitmachte“, so Mitschker, „der als Finanzdezernent wirkte. „Exakt durfte im Zweifel Schöttelndreier dieselbe Zielstrebigkeit“ stellte auch cholerisch erleben“. Mitschker da fest: „Weit im Vorfeld STEFAN ROTHE strukturiert er Konzepte und Problemlösungen vor, nichts geschieht Hand-Dieter Mitschker unüberlegt.“ war von 1954 bis 2007 beim Schöttelndreier verkörpere die Landkreis tätig, von 1964 Schaumburg-Lipper Mentalität, das bis 1990 als stellvertretender Geld beisammen zu halten, erzählt Leiter der Kreiskämmerei und von Finanzexperte Mitschker. Sparsam1995 bis 2007 als Kreiskämmerer.

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Rü i e

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Hier steht die BU

Mit der satten Stimmenmehrheit von 64,34 Prozent ist Heinz-Gerhard Schöttelndreier am 27. September 1998 zum Landrat gewählt worden. In der SN-Ausgabe vom 28. September hieß es: „CDU-Kandidat Burkhard Berndt erhält nur ein gutes Drittel der Stimmen“ (rechts). Anfang Oktober waren die SN exklusiv dabei, als Schöttelndreier als erster hauptamtlicher Landrat in Niedersachsen die Wahlannahme-Erklärung unterzeichnete (oben).

Alles Gute!


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Hier steht die BU

Im November 2004 haben die Schaumburger Nachrichten die Rubrik „SN-Fragebogen“ gestartet. Erster Teilnehmer war Heinz-Gerhard Schöttelndreier. „Gut gedämpfte Laufschuhe“ schätzt er als eine der besten Erfindungen, verriet er da (links). „Schöttelndreier bleibt Landrat“ titelten die SN am 11. September 2006 nach der Wiederwahl (oben).

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Als Einziger allen Schaumburgern mal die Hand geschüttelt Landrat hat ringsum in unendlich vielen, langen Telefonaten mit detailreicher Kenntnis und scharfen Argumenten Überzeugungsabeit geleistet VON BURKHARD BALZ

Alexander und dessen Mutter Benita zu Schaumburg-Lippe mit dem Ehepaar Schöttelndreier. Foto: rg

Der Virtuose des Konsenses Er ist gewissenhaft, zäh und pragmatisch VON ALEXANDER ZU SCHAUMBURG-LIPPE Die Schaumburger sind nicht bekannt dafür, leicht Abschied zu nehmen. Das gilt für ihre Heimat – mir kommt es manchmal vor, als sei der Begriff „Heimatverbundenheit“ hier geprägt worden – ebenso wie für die Personen, die repräsentativ für unser Schaumburger Land stehen. Heinz-Gerhard Schöttelndreier ist so jemand. Die Bürger haben seinen Nachfolger Jörg Farr herzlich begrüßt, aber das Scheiden des Landrats sehen sie mit Bedauern. Das hat zum einen mit Schöttelndreiers Bürgernähe und stetiger Präsenz zu tun. Ich sage nicht zum ersten Mal, dass mir im Schaum-

burger Land kein Einziger besserer Redner bekannt ist – und was man gut macht, das macht man gern und, wenn man darf, auch oft. Heinz-Gerhard Schöttelndreiers Reden zuzuhören, ist selbst dann ein Vergnügen, wenn sich der Glamour des Themas in Grenzen hält. Das ist sicherlich ein Faktor seiner Popularität. Zur Rede gehört aber auch die Tat, und der gewissenhafte, zähe und pragmatische Regionalpolitiker Schöttelndreier hat sich immer wieder als Virtuose des Konsenses zwischen den Partikularinteressen und über die Parteigrenzen hinweg erwiesen. Das dürfte der wichtigste Grund sein, weshalb wir ihn so ungern verabschieden. Dem Nachfolger wünschen wir eine ebenso glückliche Hand.

Nachdem ich gefragt wurde, ob ich einen Beitrag über Heinz-Gerhard Schöttelndreier zu dessen Verabschiedung in den wohlverdienten Ruhestand schreiben könnte, saß ich gerade in meinem Brüsseler Büro im EU-Parlament und war kurz vor dem Aufbruch zum traditionellen Grünkohlessen der Niedersächsischen Landesvertretung in Brüssel, zu dem der Ministerpräsident jährlich in der Grünkohlzeit einlädt. Ich erinnerte mich, dass ich auf einer dieser Veranstaltungen schon vor vielen Jahren einmal mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier war. Damals präsentierte sich der Landrat als glänzender Botschafter Schaumburgs auf europäischem Parkett. Als junges Mitglied im Schaumburger Kreistag lernte ich Heinz-Gerhard Schöttelndreier 1991 kennen. Seit dieser Zeit haben wir immer gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. 1998 trat er dann die Nachfolge von Klaus-Henning Lemme an, der als Staatssekretär in die damalige Landesregierung wechselte, und wurde zum ersten hauptamtlichen Landrat Schaumburgs gewählt. Nach meiner Übernahme des Vorsitzes im Personal- und Organisationsausschuss des Kreistags 2006 hat sich unsere

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Schaumburg mbH (AWS) wünscht dem Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier einen fröhlichen und gesunden Start in den neuen Lebensabschnitt.

Burkhard Balz gratuliert zur Wiederwahl. gute Zusammenarbeit weiter intensiviert. Beim Blick aus meinem Bürofenster im Brüsseler Parlament auf den Place du Luxembourg gingen mir viele Erinnerungen der vergangenen 20 Jahre mit ihm durch den Kopf. Schöne Erinnerungen, die mir besonders die Stärken und Fähigkeiten von Heinz-Gerhard Schöttelndreier vor Augen führten. Neben dem Blick auf den ganzen Landkreis verlor er nie den Kontakt zum einzelnen Bürger und hatte stets ein offenes Ohr für dessen Sorgen und Nöte. Natürlich erinnere ich mich auch an das eine oder andere von den häufig längeren Telefonaten mit ihm, in denen er mit scharfen Argumenten und

Detailbeschreibungen versuchte, von seiner Meinung zu überzeugen. Er hat sich immer 100-prozentig für die Interessen unseres schönen Landkreises eingesetzt, was ihn über die Parteiund Kreisgrenzen hinaus zu einem sehr geschätzten Landrat und Gesprächspartner gemacht hat. Der frühere Niedersächsische Ministerpräsident und heutige Bundespräsident Christian Wulff sprach häufig von Heinz-Gerhard Schöttelndreier als seinem „LieblingsLandrat“. Und das gewiss zu Recht! Hervorzuheben ist seine hohe Zuverlässigkeit, die ich besonders an ihm schätze. Bei den vielen Gesprächen mit ihm wusste ich immer, dass ich

Lieber Herr Schöttelndreier – hier bleiben Sie Kapitän! Wir wünschen Ihnen alles Gute für den Ruhestand mit Gesundheit und vielen fröhlichen Aktionen!

Alles Gute und vielen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit! die Für Z viel ukun Glü ft ck

Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Schaumburg mbH

Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Schaumburg mbH (AWS) Tel. 0 57 21-97 05 11 www.aws-schaumburg.de info@aws-schaumburg.de

Foto: rg

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mich auf seine Zusagen verlassen kann. Auch bemerkte ich über die Jahre immer mehr, dass Heinz-Gerhard Schöttelndreier nicht nur langjähriger Verwaltungsmitarbeiter und Landrat war, sondern einen besonderen Teil der Identität Schaumburg persönlich verkörperte. Er identifiziert sich wie wenige andere mit dem Landkreis und ist sicher die einzige Person, die bereits allen Schaumburgern einmal die Hand geschüttelt hat. Heinz-Gerhard Schöttelndreier wird am heutigen Tag offiziell verabschiedet. Ich danke ihm für sein großartiges Engagement für unseren Landkreis und seinen Einsatz für uns Schaumburger. Mein Dank gilt auch im Besonderen seiner Frau Margitta, ohne deren tatkräftige Unterstützung sein langjähriges Wirken für Schaumburg nicht möglich gewesen wäre. Ich wünsche Charly, wie er mittlerweile nicht nur von Freunden genannt wird, für seinen (Un-)Ruhestand mehr Zeit für das Private, gute Gesundheit, und dass er ihn in vollen Zügen genießt. Burkhard Balz (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments, ist seit 1991 Kreistagsmitglied und dort Vorsitzender des Personalund Organisationsausschusses.


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Lebenslanger Kontakt begann 1946 bei „Mettwostbotter“ Kreistags-Vorsitzender blickt auf gemeinsame früheste Kindheitstage zurück / Mit Herz und Seele der Heimat verbunden VON WERNER VEHLING Die Wege von Heinz-Gerhard Schöttelndreier und die meinen kreuzten sich schon in sehr früher Kindheit. Bei einer gemeinsamen Tante in Hiddensen bei „Dicker Melk“ oder einem „Mettwostbotter“ wurden die ersten Kontakte geknüpft. Dieses war nach dem Krieg von besonderer Bedeutung, zumal die Tante über eine Kuh verfügte und die Hausschlachtung für die notwendige Abwechslung sorgte. Beide sind wir also gebürtige Schaumburg-Lipper, deren Wiegen, nicht weit voneinander entfernt, in der Nähe des Mittellandkanals in Schierneichen, beziehungsweise Hiddensen, standen. Als Kinder der Kriegsgeneration der Jahrgänge 1943 und 1941 verbrachten wir unsere ersten Lebensjahre in den von Kriegseinflüssen verschonten Heimatdörfern entlang des Mittellandkanals und Schaumburger Waldes. Die Umgangssprache war selbstverständlich Plattdeutsch. Hochdeutsch lernte man erst in der Schule richtig. Ich erinnere mich, das Heinz-Gerhard Schöttelndreier allerdings des Öfteren (wohl bis heute) nicht so richtig mit dem Plattdeutschen auf einer Wellenlänge war. Das ist wohl so geblieben. Die schulischen Laufbahnen begannen jeweils in den Volksschulen Bergkrug und Hespe. Heinz-Gerhard Schöttelndreier wechselte später zum Gymnasium nach Bückeburg, wo er auch seine sportlichen Aktivitäten im Rudersport, natürlich

Kreistags-Vorsitzender Werner Vehling (Dritter von links) neben Schöttelndreier inmitten der Dezernenten-Riege (im Jahr 2005) mit Klaus Heimann (von links), Eva Burdorf, Ursula Müller-Krahtz, Karl-Erich Smalian und Undine Rosenwald-Metz. Fotos: rg auf dem Mittellandkanal, entwickelte. Ich hingegen blieb dem TSV Hespe bis heute aktiv treu. Nach der Schulausbildung trennten sich für einige Zeit unsere Wege. Während Heinz-Gerhard Schöttelndreier seinen Wehrdienst ableistete, begann ich nach der Lehre mein Ingenieursstudium in Nienburg. Erwähnt werden muss auch: Als Heranwachsende, oder vielleicht besser „Möchtegern-Erwachsene“, nutzten wir die Möglichkeiten in unseren Dörfern, als da waren anfängliche Kinobesuche in Sülbeck, Auf dem Bergkrug und später in Hespe. Aber auch die Vergnügen im He-

sper Krug, Bad Hiddenser Born und Erntefeste wurden nicht verachtet. 1964 trat ich als junger Diplomingenieur meinen Dienst beim Landkreis Minden an. 1966 erhielt Heinz-Gerhard Schöttelndreier beim Landkreis Schaumburg seine Anstellung. Seitdem haben wir neben dem privaten Kontakt auch noch „dienstlichen Umgang“. Er als Bediensteter des Landkreises und ich zunächst als Ratsherr, dann Bürgermeister, Kreistagsabgeordneter und ehrenamtlicher Landrat. Am 1. Oktober 1998 hat mich Heinz-Gerhard Schöttelndreier als erster hauptamtlicher, eingleisiger Landrat

des Landkreises Schaumburg von meinem ehrenamtlichen Posten abgelöst. Aufgrund einer so langen, und ich betone, vertrauensvollen Zusammenarbeit lässt sich Folgendes feststellen: Wir sind beide mit Herz und Seele unserer Heimat Schaumburg(-Lippe) treu geblieben. Unser Einsatz, unser Engagement gilt den Menschen dieser Region, damit sie sich auch hier weiter wohlfühlen können. Diese unsere gemeinsame Maxime war vielleicht auch der Grundstein einer neidlosen, ehrlichen, vertrauensvollen Zusammenarbeit. Heinz-Gerhard Schöttelndreier genoss aber auch von

Werner Vehling als Gratulant beim 60. Geburtstag des Landrats im Jahr 2003. vielen anderen Menschen große Wertschätzung, auch als Landrat. Dieses ist dadurch begründet, dass er stets darum gerungen hat, nachvollziehbare, überzeugende Entscheidungen zu treffen. Deshalb war er stets darauf ausgerichtet, auch im Kreistag, über alle Parteigrenzen hinweg, eine möglichst breite, einvernehmliche Mehrheit herzustellen. Natürlich mit all seinen Fähigkeiten, aber auch Möglichkeiten. Obwohl er sehr zielorientiert war, waren dennoch auch Kompromisse nie ausgeschlossen. Allerdings gab er nie zu schnell sein Wort. Dieses in dem Wissen, dass er es ja nicht brechen musste. Seine Maxime war,

besser mehr zu halten als zu versprechen. Vielleicht hat er auch nach Wilhelm Busch gehandelt, den wir ja so oft zitiert haben. „Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind, andere gibt es nicht.“ Ich füge hinzu: Und behandele sie gut. Das scheint mir das Geheimnis zu sein, dass Heinz-Gerhard Schöttelndreier zu hohem Ansehen bei vielen Menschen (ob Freund oder Gegner) verholfen hat. Werner Vehling ist seit 1998 Vorsitzender des Kreitags des Landkreises Schaumburg und 1. Stellvertretender Landrat, zuvor war er zwölf Jahre ehrenamtlicher Schaumburger Landrat.

Mehr als 12 Jahre bist du als Landrat durch Schaumburg gedüst – und dabei bisweilen förmlich von Termin zu Termin „geflogen“. Wir von der Druckerei Kiel fliegen bekanntermaßen auf Papier – du fliegst nun einer neuen Epoche deines Lebens entgegen. Freu’ dich auf das, was jetzt vor dir liegt.

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Dienstag, 8. Februar 2011

Doppelkopf mit kontrolliertem Risiko Der Dienstwagen Jahrzehntelanges Kartenspiel und Kegeln in Männerrunde mit Freunden aus Kreishaus VON STEFAN ROTHE In frühen Jahren wurden bis sechs Uhr morgens Karten gedroschen. Ein Zirkel junger Mitarbeiter der Kreisverwaltung hatte sich 1969 zusammengefunden, um alle paar Wochen Doppelkopf zu spielen. Einige Jahre später kam noch das Kegeln hinzu. Neben dem zu dieser Zeit 26-jährigen Heinz-Gerhard Schöttelndreier waren das allesamt spätere Amtsleiter der Kreisverwaltung: Rainer Oeser (heute 69, Hauptamt), Heinz Olbrich (69, Jugendamt), Willi Seiger (69, Kämmerer), HansDieter Mitschker (71, Kämmerer), Wolfgang Haverland (62, Straßenverkehrsamt) und der langjährige Obernkirchener Stadtdirektor Wilhelm Mevert (64). In der Anfangszeit wurde in Kneipen gespielt, etwa in der damaligen „Schönen Aus-

Einige der Doppelkopf- und Kegelfreunde Mitte der siebziger Jahre auf feuchtfröhlicher Tour zur „Pappmühle“ am Süntel: Rainer Oeser (von links), Walter Ostermeier, „Charly“ (mit Schirmmütze), Jens Kennel und Heinz Olbrich. Foto: pr.

den. Unterfüttert wurde das mit Brötchen, reichlich Mett und kräftig Zwiebeln. Eine „Spieler-Natur“ sei Schöttelndreier, berichtet Olbrich, aber: „Er spielt mit kontrolliertem Risiko, das ausgemachte Zocken ist nicht sein Ding.“ Auch bei seinem Stil, Doppelkopf zu spielen, sei „eine große Disziplin“ erkennbar, eine „durchstrukturierte Spielanlage“. Eigenschaften, die aus dem beruflichen Auftreten des Landrats gut bekannt seien, kommentieren die Mitspieler. Kaum 30 Jahre alt, 40 Jahre Doppelkopf-Runde mit Heinz Olbrich (von links), Wilhelm Mevert, Rainer Oeser und Willi Seiger. pr. gab es dann Anfang der sicht“ in Reinsen. „Mannomann, so viel trinken ja sonst nur die von der Feuerwehr“, sei es der Kellnerin dort schon mal entfahren, erinnern sich Oeser und Mevert an die feuchtfröhlichen Runden in Nächten zu Sonnaben-

siebziger Jahre auch den einen oder anderen typischen „DummeJungen-Streich“, verraten die DoppelkopfFreunde: Auf dem Anwesen der Eltern Schöttelndreiers in Schierneichen-Deinsen zimmerte die Männergruppe eine sechs mal sechs Meter große, „wunderschöne“ Holzhütte zusammen – vom allzu umständlichen, bürokratischen Stellen eines Bauantrags war flugs abgesehen worden. In der lauschigen Behausung wurde Doppelkopf gekloppt. Und zwar nächtens und lautstark. Das wiederrum trieb dem Jagdpächter

die Zornesröte ins Gesicht, weil das Wild scheute. „Kaum hatten wir die Einweihungsfeier gemacht, gab es schon die Abrissfeier“, erinnert sich Oeser. Aber auch seriös haben die Freunde zusammen gewerkelt. „Als wir Ende der siebziger Jahre alle unsere Häuser bauten, haben wir uns an Wochenenden gegenseitig viel dabei geholfen, und sei es beim Ausschachten“, erzählt Mevert. Einige Jahre später fand die Männerrunde zusätzlich am Kegeln Spaß. Alle vier Wochen sonntags versuchten Schöttelndreier und Co. im Obergeschoss der Festhalle „alle Neune“. Als die Doppelkopfund Kegelfreunde Anfang bis Mitte der achtziger Jahre in arbeitsreichere Leitungsfunktionen aufrückten, wurden die Treffen seltener. Zumindest die Doppelkopf-Tradition jedoch hat sich bis heute erhalten, ein-, zweimal im Jahr noch krachen die Karten auf den Tisch. Gepflegt werden bis in die Gegenwart auch traditionelle Fahrradausflüge mit den Ehefrauen. Die Freundschaften Schöttelndreiers mit den früheren Kollegen aus dem Kreishaus sind quicklebendig.

als „mobiles Büro“ Fahrzeit wird für Telefonate, Aktenstudium und Bearbeitung von Redemauskripten genutzt „Huch, sind wir schon da?“ Dieser Ausruf entfuhr Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier nach Auskunft seines Fahrers Rolf Müller (54) nicht selten, wenn das Auto am erreichten Ziel ausrollte. Denn der Verwaltungschef nutzte den Dienstwagen in aller Regel als „mobiles Büro“ und war daher „ganz und gar in die jeweilige Arbeit vertieft“. Die Fahrzeit wurde auf dem Beifahrersitz zum Telefonieren genutzt, zum Studium von Akten oder um letzte Hand an Redemauskipte zu legen – Pause war so gut wie nie. „Wir haben alles Notwendige an Bord“, berichtete Müller: „Handy, Diktafon, Telefonbücher, Textmarker und Stifte aller Art.“ Immer wenn es abends dienstlich spät geworden ist – „und das ging nicht selten bis an Mitternacht ran“ –, holte Müller den Landrat am kommenden Morgen mit dem Dienstwagen von zu Hause in

Obernwöhren ab. Und zwar so etwa um 7.20 Uhr. Dann habe dieser beim kräftigen Frühstück stets schon die Schaumburger Nachrichten gründlich gelesen. Im Auto folgten andere Zeitungen. Im Kreishaus angekommen, waren bereits Artikel markiert, die sofort in die entsprechenden Ämter, mit Anregungen oder Weisungen versehen, weiterzuleiten waren. „Welches Tempo ich fahre und welchen Fahrstil ich wähle, da mischte sich Schöttelndreier nie ein“, berichtete Fahrer Müller, „da hat er mir völlig vertraut.“ In den acht Jahren seiner Tätigkeit hat er Schöttelndreier wohl in so gut wie jeden Ort im Schaumburger Land gefahren – Ausweis der Orts- und Bürgernähe dieses Landrats. Aber auch einige lange Fahrtouren waren dabei, so zur EU-Kommission nach Brüssel oder in die französische Partnerstadt Soissons. STEFAN ROTHE

Fahrer Rolf Müller mit dem „mobilen Büro“ des Landrats. Spötter deuteten das SHGKennzeichen als „Schöttelndreier, HeinzGerhard“. Foto: rg

Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier geht. Eine Institution. Ein Mensch, der Spuren hinterlassen hat. Ein Mann – ein Wort…. Ein Wort, auf das man sich immer verlassen konnte. Für die immer konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit sagen Schloss Bückeburg und die Fürstliche Hofkammer – DANKE und Bye Bye

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Dienstag, 8. Februar 2011

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Der geborene Sachwalter Schaumburgs Unglaubliche Dynamik und Kondition: Schöttelndreiers Arbeitspensum überschritt oft die Grenzen des Machbaren VON EVA BURDORF In den ersten Jahren beim Landkreis lernte ich HeinzGerhard Schöttelndreier vor allem als erfahrenen und engagierten Kollegen kennen. Da wir uns ein Vorzimmer teilten, bekam ich schon sehr bald mit, wie sehr er sich mit dem, was er machte, identifizierte und mit welcher Einsatzbereitschaft er sein Amt ausfüllte. Acht Jahre später erlebte ich dann sehr bewusst mit, wie er die für ihn so weitreichende Entscheidung traf, für ein Amt zu kandidieren, das es bis dato in der Kommunalverfassung in Niedersachsen und damit in Schaumburg so noch gar nicht gab. Als erster hauptamtlicher, direkt gewählter Landrat sowohl politisch als auch administrativ an der Spitze eines Landkreises zu stehen, war und bleibt eine große Herausforderung. Dessen war er sich von Anfang an bewusst, und er traf seine Entscheidung keineswegs leichtfertig. Die seelische und körperliche Anspannung war ihm damals förmlich anzusehen. Der anschließende Wahlkampf verlangte ihm einiges ab, doch schon damals war zu spüren, mit welcher Zähigkeit und Ausdauer er die Sache angehen würde. Der überwältigende Erfolg gab ihm recht, denn mit großer Mehrheit wählten die Schaumburger „einen von ihnen“ zum Landrat. Wir in der Verwaltung atmeten auf, in der irrigen Annahme, dass mit

einem früheren Verwaltungsbeamten als Landrat alles beim Alten bleiben würde… Wie sehr man sich doch täuschen kann! Gleich zu Beginn gab es eine Vielzahl von Veränderungen, die nahezu jeder von uns zu spüren bekam, die aber nicht unbedingt bei jedem auf Gegenliebe stießen. Es änderten sich Abläufe und Strukturen – und auch Kompetenzen und Zuständigkeiten wurden neu definiert. Vorlagen und Schreiben mit seiner Unterschrift durften das Haus meist nur nach mehrfacher Überarbeitung verlassen. Es wehte nicht nur ein frischer Wind, sondern auf manchen Fluren machte sich die Angst vor Veränderung breit. Aber Verwaltung wäre nicht Verwaltung ohne die Fähigkeit sich anzupassen. Und da bekanntlich gute Führungskräfte ihre Mitarbeiter dazu bringen, sich selbst zu übertreffen, dauerte es nicht lange, bis sich erste, in seinen Augen „brauchbare“ Ergebnisse einstellten. In der Folgezeit forderte er von uns getreu nach dem Motto „wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“ unnachgiebig Einsatz und Engagement, ohne sich selbst davon auszunehmen. Sein selbst auferlegtes Arbeitspensum schien häufig die Grenze des Machbaren zu überschreiten und die Vielzahl seiner Termine, Sitzungen und Besprechungen hatten etwas Unmenschliches. Seine Selbstdisziplin hatte dagegen

Diese Umarmung galt Eva Burdorf Ende 2009 bei deren Ausscheiden als Erste Kreisrätin. etwas Preußisches und nötigte allen Respekt ab, selbst wenn man in seiner näheren Umgebung manchmal den Eindruck hatte, dass bei diesem Arbeitsstil so manches auf der Strecke blieb, nicht zuletzt seine Hobbys und sein Privatleben. In Bezug auf Frauen in der

Verwaltung war er anfangs nicht gerade ein „Frauenversteher“, und auch so manche Diskussion mit ihm zum Thema Frauenförderung war zu Beginn nicht automatisch von Erfolg gekrönt. Doch er ließ sich häufig überzeugen, und immerhin wurde während sei-

Einen Chef als Freund? Ja, es war möglich! Er kam aus Schierneichen, am Mittellandkanal, vorm Schaumburger Wald. In meinem Heimatort Ahnsen sprach man in meiner Kindheit vom „Achtern groten Eisen“, den Dörfern nördlich der Eisenbahnlinie, die Schaumburg „durchtrennt“. Im gemeinsamen Schulort Bückeburg sind wir uns auch nicht bewusst über den Weg gelaufen. Das waren wohl die drei Jahre Altersunterschied. Die ersten Begegnungen gab es während der Studienund Ausbildungszeit, nicht zuletzt durch unsere damaligen Partnerinnen und heutigen Ehefrauen, die sich bereits vorher kannten. Das waren die 68er Jahre, „verrückte, schöne Jahre“, an die wir uns, und alle, die dabei waren, gemeinsam gerne erinnern. Dann waren wir plötzlich Kollegen beim Landkreis Schaumburg. Er, Heinz-Gerhard der Verwaltungsfachmann, ich der Sozialarbeiter im Jugendamt. Gemeinsamer Freundeskreis, identische politische Ziele, aber auch durchaus unterschiedliche Freizeitinteressen. Waren es bei Heinz-Gerhard Marathonlauf und Surfen, stand bei mir der Skilanglauf persönlich im Vordergrund. Aber, wir konnten beim Laufen auch zeitweise gemeinsam trainieren. Waren es diese gemeinsamen „Runden“ im Bückeberg oder die nächtlichen „Sitzungen“? Der Freund hatte immer ein offenes Ohr für die

Walter Ostermeier.

Foto: rg

Belange der Sozial- und Jugendarbeit. Als Verantwortlicher für Personalangelegenheiten hat er bereits vor seiner „großen Berufung“ zum Landrat die Strukturen der Jugend- und Sozialarbeit im Landkreis nicht unwesentlich geprägt. Als Heinz-Gerhard vor dreizehn Jahren zum ersten Wahlkampf antrat, waren wir als Freundeskreis natürlich dabei. Allen ist noch der legendäre Marathonlauf von der Seeprovinz, Hagenburg, über Lindhorst, Bad Nenndorf, Rodenberg, Stadthagen, Obernkirchen, Auetal, Bückeburg bi nach Rinteln in lebhafter Erinnerung. Aber, einen Chef als Freund? Wie sollte das gehen? Ja, es war möglich! Gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz waren Grundlagen der Zusammenarbeit. Das Wissen, wie der andere „tickt“ und gleichzeitig die nötige Distanz im beruflichen

Alltag waren Voraussetzungen. Heinz-Gerhard hat die „Idee“ von Schaumburg aufgenommen, weiterentwickelt und gelebt. Das hat etliche Mitarbeiter in der Verwaltung und Menschen in den Organisationen, Vereinen und Verbänden im Landkreis erreicht und motiviert. Einige der zurückliegenden Höhepunkte in unserem Bemühen für Schaumburg waren sicherlich die internationalen Begegnungen im Rahmen der EXPO 2000. Kein Landkreis, keine Kommune hatte mehr internationale jugendliche Gäste zur EXPO geladen als Schaumburg. Beeindruckt und gleichzeitig inspiriert hat Heinz-Gerhard mich bei gemeinsamen Auftritten, z.B. in der Gründungsphase des Aktionsbündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ oder im Jugendheim Frossee in Ruhpolding durch seine persönliche Anteilnahme. Als sich vor einigen Jahren abzeichnete, dass unsere Dienstzeiten nach über vierzig Jahren fast gleichzeitig enden würden, drängte er mich häufiger, ich möge meine um fünf Monate verlängern, damit wir gemeinsam beim Landkreis ausscheiden … . Diesen Wunsch mochte ich, bei aller Freundschaft, aber nicht erfüllen. Walter Ostermeier war von 1980 bis 2010 Kreisjugendpfleger des Landkreises Schaumburg.

Eva Burdorf war von 1990 bis 2009 Erste Kreisrätin des Landkreises Schaumburg und von 1998 bis 2009 Allgemeine Vertreterin des Landrats.

Auch im Ruhestand mitten im Leben – dank einer starken Vernetzung.

Laufen im Bückeberg und manche nächtliche „Sitzung“ waren Teile einer jahrzehntelangen gemeinsamen Wegstrecke VON WALTER OSTERMEIER

Foto: rg

ner Amtszeit die Frauenbeauftragte erstmalig - neben anderen Stabsfunktionen - Mitglied der Dezernentenkonferenz und bekam nicht nur Einblick, sondern erhielt auch nachhaltigen Einfluss auf so manche Entscheidung. Auch nach seiner Wieder-

wahl ließ seine unglaubliche Dynamik und Kondition nicht nach. Seine Tatkraft war nur schwer mit dem Begriff „Alter“ in Verbindung zu bringen und viele, die ihn täglich aus der Nähe beobachteten, fragten sich, wie lange er das noch durchhalten würde. Er kämpfte mit Leidenschaft, wenn er von einer Sache überzeugt war, vertrat deutlich seine Meinung und scheute keinen Konflikt. Dabei ging es ihm immer darum, die Probleme offen zu benennen und in manchmal endlos erscheinenden Diskussionen Ergebnisse zu erzielen, mit denen am Ende jeder leben konnte. (Manche gaben allerdings vorher vor Erschöpfung auf!) Dankbar sein darf man dem scheidenden Landrat für Vieles. Ganz besonders in Erinnerung bleiben wird aber sein außergewöhnlicher Einsatz für diesen Landkreis. Wie kein anderer hat er die Schaumburger Identität beschworen. Tradition und Brauchtum waren für ihn keine leeren Formeln. Er bleibt für mich der geborene Sachwalter Schaumburgs, denn er hat mit großer Sachkompetenz und ungeheurem Engagement die Entwicklung Schaumburgs vorangetrieben und zu seinem persönlichen Anliegen gemacht.

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Mehr Leistung hätte in die Amtszeit nicht hineingepasst Niemand ahnte 1998, welche andauernde Dynamik die Wahl Schöttelndreiers zum Landrat auslösen würde VON ECKHARD ILSEMANN Lieber Heinz-Gerhard, mit Blick auf Dein langjähriges Wirken möchte ich Dir unseren tiefsten Dank aussprechen. Insbesondere im Namen der SPD-Kreistagsmitglieder aus über vier Jahrzehnten engster Zusammenarbeit, aber auch ganz persönlich. Es war eine intensive politische und inhaltlich unglaublich spannende Zeit. Was hätte mir, vielen Wegbegleitern und unserem Schaumburger Land besseres passieren können? Niemand ahnte, welch‘ andauernde Dynamik Deine Wahl zum Landrat auslösen würde. Als uns durch den Ruf von Oberkreisdirektor KlausHenning Lemme zum Staatssekretär die Eingleisigkeit des Hauptverwaltungsbeamten erreichte, tatest Du das einzig Richtige. Dein Motto bis heute: „Als Landrat für die Menschen arbeiten wollen.“ Dass Du überzeugter Marathonläufer bist, hätte in Deinem ersten Wahlkampf mit uns schon jeder sehen können. Dass ein guter Surfer wie Du auch eine Welle erkennt, die ihn trägt, war zu vermuten. Dass ein echter Verwaltungs-Fuchs durch Einzelgespräche und pragmatische Lösungen Prozesse steuert, haben wir erfahren. Ich erinnere mich: In einer der ersten Wochen meiner Kreistagsarbeit im Krankenhausausschuss habe ich eine eher als vertraulich zu bewertende Sachinformation freigiebig gegenüber der Presse ausgeplaudert. So wie es bis

Oft die Köpfe zusammengesteckt: 1996 noch als Kreisrat (linkes Bild) und Ende 2010 im zwölften Amtsjahr als Landrat jeweils mit SPD-Fraktionschef Eckhard Ilsemann. Fotos: rg (2) zum heutigen Tag Deine Art ist, unverzüglich eine Klärung herbeizuführen, stand ein deutlicher Rapport an. So kannte ich Kommunalpolitik ja noch gar nicht. Aber: Ich hatte verstanden! Vielleicht hast Du mir damit schon ganz früh eine Einsicht vermittelt, die mich später „fraktionsvorsitzendenfähig“ machte. Die Wege der Kreistagsmitglieder und Deine - als zweimal mit überragendem Ergebnis gewähltem Landrat waren aufs engste miteinander verknüpft. Du hast viele Kreistagswahlen miterlebt, immer wieder neue Gesichter kennen gelernt. Der eine oder andere Abgeordnete, der auch nach Jahren immer noch nicht die Meinungsbildungsprozesse erkannt hatte, schied wie-

der aus. Wieder kamen Neue hinzu. Aber auch diese erkannten: Vorne war da, wo der Landrat die für alle Schaumburger größte Schnittmenge ausgemacht und sich mit den Spitzen der Fraktionen vereinbart hatte. Vorne war da, wo Du nur allzu oft das Notwendige als Erster erkannt hast. Vorne war da, wo Du mit einer unglaublichen Ausdauer in der Lage warst, die Dinge umzusetzen. Ein Aufzählen Deiner erfolgreichen Arbeitsergebnisse schließt sich nicht automatisch aus, weil die Liste zu lang wäre. Auch nicht, weil ich keine Rangfolge fände, und sie jeder nach regionalem Bezug anders gewichten könnte. Nein, die Auflistung Deiner Erfolge schließt sich aus, um an die-

sem Tage die wenigen immer noch uneinsichtigen Widersacher nicht endgültig zu deprimieren. Ich erinnere mich: Ein Politikwechsel Ende der Neunziger Jahre. Weg von einer Debatte um Einzelposten und Kreisumlage, hin zum übergeordneten Ziel eines familienfreundlichen Landkreises, zu Bildung und Arbeit. Wir Ehrenamtler, aber auch Verwaltung, Gewerkschaften, Landwirtschaft, Sozialverbände und Handwerk lernten eine agile Landkreispolitik kennen, die mit Augenmaß eine zukunftsweisende Entwicklung in Gang setzte. Andere Kreise zollen dem heute hohe Anerkennung. Erstmals verfügen mehr als 50 000 Schaumburger über ei-

nen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, die Schullandschaft ist glänzend ausgestattet. Investitionen sichern Arbeitsplätze und Erfolge in Energieeinsparmaßnahmen tragen zum Schutz der Zukunft unserer Kinder durch deutliche Kohlendioxid-Einsparpotenziale bei. Diese Zeit war eine Herausforderung. Auch die Ausgestaltung Deiner Arbeitstage. Als Landrat hast Du alles aus ihnen herausgeholt. Wie oft waren wir bei gemeinsamen Fahrten zu einem Sitzungstermin trotz der herausragenden und stets korrekten Fahrereigenschaften von Herrn Müller I und seinem amtierenden Nachfolger Herrn Müller II ein, zwei Minuten oder auch drei zu spät? Nun war ich zu

selten dabei, aber wären drei Minuten bei vielen Terminen der Durchschnitt, so käme in zwölf Jahren doch eine einträgliche Zeit zusammen, in der Du im Büro noch wichtige Dinge regeln konntest. Wenn Deine Amtszeit jetzt endet, ist eines klar: Mehr Arbeit und Leistung hätte nicht hineingepasst. Zum Schluss der Ruhestand: Nicht nur in meinem Handy bist du eine der am häufigsten gewählten Nummern. Lieber Heinz–Gerhard, auch in Zukunft wird mir Dein Rat wichtig sein. Deshalb: Wenn es klingelt, geh bitte ran… . Eckhard Ilsemann ist seit 1996 Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion.


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In der Sache gelegentlich gestritten – aber immer fair

„Du warst und bist ,Mister Schaumburg‘ “

Wählergemeinschaft: Schöttelndreier war „alternativlos“ und sah nichts durch die Parteibrille

Von der „Grauen Eminenz“ zum Landrat / Immer auf der Suche nach pragmatischen Lösungen

VON SIEGBERT HELD Das Unwort des Jahres 2010 ist „alternativlos“ und wurde von der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geprägt. Diese Eigenschaft würde aber auch zu Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier (SPD) passen, und zwar ganz und gar nicht negativ besetzt. Aus dem Grund verwende ich es hier. Warum passt das Wort „alternativlos“ zu unserem Landrat? Einmal haben seine Wahlergebnisse gezeigt, dass eine Alternative keine Chance hatte. Aber das nicht allein, auch seine Ideen waren oft „alternativlos“. Hatte der Landrat erst einmal eine Vision, setzte er seinen gesamten politischen Einfluss daran, diese umzusetzen. Nicht, dass er leichtfertig keine anderen Meinungen zulassen würde, nein so nicht. Aber bevor er mit diesen Dingen in die politische Ebene ging, war er fachlich sehr gut informiert und gut vorbereitet. Dann war es oft schwer, mit Gegenargumenten zu punkten oder Kompromisse zu erreichen, oder ihn gar von der eigenen Meinung zu überzeugen. Die Vorhaben waren dann in der vorgelegten Form für ihn „alternativlos“. Gerade beim 2:1-Ausbau der B 65 hat die Wählergemeinschaft Schaumburg (WGS) die Hartnäckigkeit des Landrats (und seiner Dezernenten) erlebt. Es hat viel

Siegbert Held.

Foto: pr.

Überzeugungsarbeit und Ausdauer gekostet, die jetzt erarbeiteten Kompromisse durchzusetzen. Jetzt hoffen wir auf die Realisierung. Auch beim Neubau des Klinikums beharrte er auf seinen Standpunkten. Allerdings kann seine dominante Art manchmal dazu führen, dass Andersdenkende es in Diskussionen und Verhandlungen nicht immer leicht haben. Die letzten zehn Jahre, in denen ich persönlich die politische Arbeit in Schaumburg mit Heinz-Gerhard Schöttelndreier erlebt habe, war dadurch geprägt, dass er immer gut im Thema war. Ihn zeichnete eine hohe Fachkompetenz in allen politischen Fragen aus. Selten konnte man ihn auf dem „falschen Fuß“ erwischen. Ja nahezu leidenschaftlich verfolgte er seine politischen Ziele, und das durchaus auch parteiübergreifend. Ging es

Nach 45 Jahren beim Kreis ist man noch lange kein Greis – jetzt geht es erst richtig los. Die Pläne sind schon groß.

„um die Sache“, war eine enge Zusammenarbeit auch mit den anderen Parteien als der SPD für ihn selbstverständlich. Die WGS kann auf eine sachliche und faire Zusammenarbeit mit dem Landrat zurückblicken. Was der Landrat in den vergangenen Jahren in der Zusammenarbeit mit der WGS allerdings lernen musste, dass auch kleine Fraktionen eine Berechtigung haben und durchaus auch mitreden wollen. Aussagen wie: „Das habe ich mit den Fraktionsvorsitzenden bereits abgestimmt,“ hörten sich nach Erläuterung dann so an: „Ich habe bereits mit den Fraktionsvorsitzenden der großen Fraktionen gesprochen.“ Aber auch hier konnten wir aufeinander zugehen und voneinander lernen. Wir haben manchmal natürlich miteinander „gestritten“, aber immer um der Sache willen, stets fair und nie persönlich. Für „seinen“ Landkreis hat er sich auch nach außen mächtig ins Zeug gelegt. Beispiele sind hier: Klage gegen den Flächenfaktor in der Kommunalfinanzierung, Zulassung weiterer IGS oder Rücknahme von deren Fünfzügigkeit, Verbleib der Rettungsleitstelle oder jetzt ganz aktuell Optionskommune in Sachen Job-Center. Hier konnte er sehr energisch und manchmal unbequem für seine Kontrahenten werden. Es ging schließlich um „seinen“ Landkreis. Hier

spielte ein gewisser LokalPatriotismus schon eine Rolle. Er ist bis heute ein energischer Verfechter der Kommunalen Selbstverwaltung und der Eigenständigkeit des Landkreises Schaumburg. Konrad Lattwesen, Fraktionschef der WGS bis 2006, fasst seine Zusammenarbeit mit Schöttelndreier so zusammen: „Charly war als Landrat einfach spitze. Die Arbeit mit ihm war immer korrekt und sehr zuvorkommend. Er hatte für alle Angelegenheiten ein offenes Ohr. Er zog keine Fraktion vor, nichts sah er durch die Parteibrille. Er hätte auch als ,Parteiloser‘ regieren können. Als Landrat war er weit über die Kreisgrenzen hinweg sehr beliebt. Gesellschaftlich war er nicht zu übertreffen. Schade, dass seine Zeit als Landrat vorbei ist.“ So wie ich Heinz-Gerhard Schöttelndreier kenne, sieht er diesen letzten Satz genauso. Wir sagen Danke für unermüdlichen Einsatz und jahrelanges Wirken für den Landkreis und seine Bürger. Die WGS wünscht Heinz-Gerhard Schöttelndreier alles erdenklich Gute, weiterhin eine gute Gesundheit und viel Zufriedenheit für seinen neuen Lebensabschnitt. Siegbert Held ist Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Schaumburg (WGS) im Kreistag des Landkreises Schaumburg.

Lief im Landkreis etwas schief, war es Charly, den man rief. Ging es an’s Wandern oder Radeln, da war der Landrat nie zu tadeln.

VON FRIEDRICH WILHARM

gelegentlich bei Nachbarn zu Irritationen. Aber durch Deine Lieber nette, menschliHeinz-Gerhard, che Art, hast Du wenn eine langimmer Wege eijährige Dienstzeit nes freundlichen wie die Deine zu Miteinanders Ende geht, ist dies gefunden. Gelegenheit zuBedenkt man, rückzublicken, dass der jetzige aber auch eine Papst erst mit Gelegenheit, nach knapp 80 Jahren vorne zu schauen. sein Amt überIn den vergannommen hat, genen 40 Jahren dann ist es behaben wir in vieFriedrich Wilharm. Foto: rg dauerlich, dass len Bereichen zusammengearbeitet. Sei es für Du mit Deinen 68 Jahren das mich als Kreistagsabgeordneter, Amt des Landrates schon abgeals Landvolk-Geschäftsführer ben musst. Du hast Dein Amt als oder als Vorsitzender des Ausschusses für Rettungswesen, Schaumburger Landrat vorbildFeuer- und Katastrophenschutz. lich ausgeführt. Es hat Spaß und In dieser Zeit habe ich Dich als Freude gemacht, mit Dir zusamzuverlässigen Freund kennen- men zu arbeiten. Gerne denke ich an die vielen anstrengenden, und schätzen gelernt. Du warst stets zuverlässig. aber auch vergnüglichen geWenn wir Probleme angespro- meinsamen Stunden zurück. Ich hoffe und wünsche, dass chen haben, konnte man sich darauf verlassen, dass diese gelöst Du in Zukunft mehr Zeit für die wurden. Geschätzt habe ich im- schönen Sachen des Lebens mer Deine Suche nach prakti- hast, und dass wir gemeinsam schen Lösungen. Dabei waren das ein oder andere Glas Rotfür Dich immer die Interessen wein zusammen trinken und dades Landkreises Schaumburg bei über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft vorrangig. Viele haben Dich in Deiner sprechen können. Zeit vor der Landratstätigkeit als „Graue Eminenz“ des LandkreiFriedrich Wilharm ist ses bezeichnet. Diese BeschreiGeschäftsführer des bung ist positiv zu werten. Du Landvolkverbandes Weserwarst und bist der „Mister bergland und als langjähriger Schaumburg“. Kreistagsabgeordneter Dass Du die Interessen des Vorsitzender des Ausschusses Landkreises Schaumburg immer für Rettungswesen, Feuervorrangig gesehen hast, führte und Katastrophenschutz.

Immer dabei in vorderster Front. Bei Grünkohl und Matjes hat er sich auch nicht geschont. Ob Fürstenbesuch oder Eiswette auch, die Anwesenheit war stets bester Brauch.

Wir bedanken uns für die lange Zeit. Die Fußstapfen für den Nachfolger sind bereit. Wünschen alles Gute auf den kommenden Wegen, Gesundheit und Glück und Gottes Segen.

Alles Gute für den Ruhestand wünscht die Stadt Bückeburg – auch im Namen der Mitglieder des Rates und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung Dein Reiner Brombach


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Dienstag, 8. Februar 2011

Immer ein offenes Ohr für die Städte und Gemeinden Schöttelndreier ist vor Ort stets auf die Menschen zugegangen / Um zahllose Bürgeranliegen persönlich gekümmert VON FRITZ ANKE Die Amtszeit von Heinz-Gerhard Schöttelndreier geht nach zwölf Jahren als Landrat und nach einer Dienstzeit von insgesamt 45 Jahren beim Landkreis Schaumburg zu Ende. Nach einer solch langen und erfolgreichen Tätigkeit an führender Stelle kann man sicherlich von einem „kommunalpolitischen Urgestein“ auf Landkreisebene im positiven Sinne sprechen. Ich kenne Herrn Schöttelndreier schon seit vielen Jahren und habe ihn in verschiedenen Phasen kennen- und schätzengelernt: von 1964 bis 1973 als Mitarbeiter beim Landkreis Schaumburg-Lippe, von 1974 bis 1993 als stellvertretender Samtgemeindedirektor in Niedernwöhren, von 1994 bis 2005 als Samtgemeindedirektor und seit 2006 als Samtgemeindebürgermeister und gleichzeitig Kreis-Geschäftsführer des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes. Natürlich sind wir uns in dieser Zeit seit 1974 immer wieder begegnet im Kreishaus, bei Besprechungen und bei vielen anderen Veranstaltungen. Aus meiner Tätigkeit als Vertreter der Samtgemeinde Niedernwöhren und des Städte- und Gemeindebundes kann ich im Rückblick auf diese Zeit nur Positives über ihn berichten, weil er neben den Interessen des Landkreises auch immer ein offenes Ohr für die Städte, Samtgemeinden und Gemeinden mit ihren lokalen Problemen hatte. So stand er uns bei beson-

Die

deren Baumaßnahmen oder anderen wichtigen Angelegenheiten in unseren Mitgliedsgemeinden immer mit Rat und Tat zur Seite und hat die fachliche Hilfe des Kreises angeboten. Im Rahmen der Ausgleichsfunktion des Landkreises hat er uns auch in vielen Fällen recht großzügig bei Projekten mit Zuschüssen in den Zeiten unterstützt, als noch Geld im Kreishaus zur Verfügung stand. Für mich war Schöttelndreier immer ein Vorbild, weil ihm das Wohl unseres Landkreises besonders am Herzen lag, er im wahrsten Sinne des Wortes ein Vollblutpolitiker ist und aus meiner Sicht immer ein sehr volksnaher Landrat war. Hier nur ein kleines Beispieal dafür: Wenn er bei Veranstaltungen oder Terminen von Bürgern auf bestimmte Sachen angesprochen wurde und er diese nicht sofort beantworten konnte, hat er sich Notizen gemacht. Ich weiß, dass er sich dann um diesen „Fall“ auch persönlich gekümmert hat. Ein sensibles und emotionales Thema in seiner Position als Landrat war immer mal wieder die Diskussion über mögliche Kreisreformen. Er hat sich jedoch bei allen möglichen Szenarien, die über Presseartikel oder auf andere Art und Weise auf ihn zu gekommen sind, nicht beirren lassen und ist immer einen geraden Weg gegangen. Er hat sich in aller Deutlichkeit und Schärfe für den Erhalt und Bestand des Kreises Schaum-

Termin vor Ort: Mit Fritz Anke bei einer Veranstaltung des Vereins „Anrufbus Niedernwöhren“. Foto: pr. burg eingesetzt. Und das ist richtig so und wird von allen Schaumburgern begrüßt. Wichtig war es aber auch für mich, dass er - gerade in schwierigen Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise Kontakte zu allen Ebenen

pflegte und trotz erheblich geringer gewordener Einnahmen des Landkreises dafür gesorgt hat, dass immer noch Aufträge für die heimischen Betriebe bei Baumaßnahmen des Kreises oder wie zuletzt bei den Konjunkturmaßnah-

men in den Kreisgremien beschlossen werden konnten. Hier muss ich ihm auch mal meine besondere Bewunderung dafür aussprechen, dass er trotz der enormen dienstlichen Inanspruchnahme und Termine, die er stets hatte, es

doch immer wieder geschafft hat, Zeit für seine vielen sportlichen Aktivitäten wie beim Joggen zu finden. Hier hat er wahrscheinlich den Kopf wieder frei bekommen, Stress abbauen und Kraft für seine tägliche Arbeit im Büro schöpfen können. Aber – und das ist auch das Schöne an ihm – er ist nicht nur sehr stark dienstlich engagiert, sondern ist auch eine Person, die auf Menschen zugeht, mit ihnen spricht und der die Geselligkeit pflegt. Bei vielen Veranstaltungen, zu denen er eingeladen war oder bei denen er ein Grußwort sprach, hat er dann nach dem offiziellen Teil im kleinen Kreise – sofern es seine Zeit erlaubte – mitgefeiert, war lustig und ausgelassen. Zum Abschluss möchte ich mich beim Landrat HeinzGerhard Schöttelndreier für die sehr gute langjährige Zusammenarbeit und Verbundenheit ganz herzlich bedanken und kann ihm bestätigen, dass es für mich eine schöne Zeit mit ihm war, an die ich immer wieder gerne zurückdenken werde. Für die Zukunft wünsche ich ihm viel Gesundheit, Glück und möglichst viel Zeit für alle Dinge, die er sich für seinen Ruhestand vielleicht schon immer mal vorgenommen hatte. Fritz Anke ist Bürgermeister der Samtgemeinde Niedernwöhren und Vorsitzender des Kreisverbandes Schaumburg des Niedersächsischen Städteund Gemeindebundes.

Auf zu neuen Ufern

jährliche Eiswette im Obernkirchener Sonnenbrinkbad: Für Heinz-Gerhard Schöttelndreier stellte dieser Februar-Termin immer wieder aufs Neue eine Gaudi dar – zumeist im hautengen Surf-Anzug. Dreimal erreichte der Landrat „übers (gefrorene) Wasser gehend“ trockenen Fußes das gegenüberliegende Ufer des Beckens. Siebenmal plumpsten er und seine Mitstreiter sehenden Auges ins kühle Nass – und hatten damit die Wette gegen den Förderverein gewonnen. So oder so: Auch als künftiger Privatier wird Heinz-Gerhard Schöttelndreier nie das von ihm angestrebte Ziel aus den Augen verlieren und konsequent die richtige Richtung einschlagen – ob in Laufschuhen, auf dem Surfbrett oder in Badehose.

Auf ein regelmäßiges Wiedersehen im Sonnenbrinkbad.


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Auf Kraft der Überzeugung gesetzt, nicht aufs Taktieren

Nie von parteipolitischer Ideologie bestimmt

Schöttelndreier pflegte einen „konsensualen Politikstil“ / Eine Ära geht zu Ende

Mit keinem Anderen politisch so häufig beraten, diskutiert und gestritten wie mit Schöttelndreier

VON MICHAEL DOMBROWSKI Eine Ära geht zu Ende. Welche Zusammenfassung würde besser zu dem Menschen Heinz-Gerhard Schöttelndreier passen, der Ende dieses Monats seinen Schreibtisch im Büro des Landrats räumt? Blicken wir auf den Anfang zurück: Als Heinz-Gerhard Schöttelndreier seinen Dienst beim Landkreis antrat, war die Welt noch in Ordnung. Der Landkreis war klein und überschaubar, die finanzielle Leistungsfähigkeit erfreulich. Es gab im Wesentlichen die SPD und die CDU, die rote Mehrheit war nie in Gefahr. In diesem Umfeld lernte Heinz-Gerhard Schöttelndreier sein Handwerk von der Pike auf. Er war, um im Bild zu bleiben, bereits Geselle, als 1977 die Gebietsreform kam. Diese sah einen, wie er sich selbst gern bezeichnet hat, „preußischen Beamten“ an der Spitze der Verwaltung: Oberkreisdirektor Hans-Heinrich Eckmann. Dieser leitete die Verwaltung nach Recht und Gesetz. Für Entwicklungsimpulse war die Politik zuständig. Ich habe einmal in der Anfangszeit meiner politischen Tätigkeit Herrn Eckmann als die personifizierte Große Koalition bezeichnet. Er hat es hingenommen und nicht gezeigt, ob er sich darüber gefreut oder geärgert hat.

Michael Dombrowski. Foto: rg Um weiter im Bild zu bleiben: Unter diesem Verwaltungschef wurde Heinz-Gerhard Schöttelndreier zum Meister seines Faches „gefördert“. Er wurde aber nicht nur gefördert, sondern auch gefordert: Die alten Haudegen, teils knorrige oder bemerkenswerte Charaktere, verabschiedeten sich zunehmend aus der Politik und machten Jüngeren Platz. Die Grünen zogen erstmals in den Kreistag ein, aus dem sie bis heute nicht verschwunden sind, obwohl sich das damals Viele innig gewünscht haben. Die Politik wurde bunter, die finanzielle Ausstattung rückläufig. Auf einmal waren Entwicklungsimpulse und Kreativität nicht nur von der Politik gefragt. Auch die Verwaltung musste sich verstärkt einbringen. Wichtige Vorhaben bedurften breiter Mehrheitsentscheidungen. Hier setzte

Heinz-Gerhard Schöttelndreier an und vertraute auf die Kraft der Überzeugung, auf Ehrlichkeit im Umgang und auf einen konsensualen Politikstil, nicht auf Taktieren und Austricksen. Seine Wahl zum ersten eingleisigen Landrat war die überzeugende Bestätigung. Sich für das Wohl des Landkreises einzusetzen, war für Heinz-Gerhard Schöttelndreier nicht nur eine Pflicht, sondern eine persönliche Herausforderung und Aufgabe, für die er sich mit aller persönlichen Kraft einsetzte. Dafür hat er Respekt verdient, auch wenn es einzelne Projekte gab, die aus grüner Sicht bei langfristiger Betrachtung nicht den Interessen des Landkreises dienten. Gleichwohl möchte ich anerkennen, dass unser Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier die Politik des Landkreises in den vergangenen zwölf Jahren maßgeblich mitgeprägt hat. Insofern gehen demnächst nicht nur 45 Jahre Dienstzeit zu Ende, sondern auch die Ära Schöttelndreier, die durch seinen konsensualen Politikstil maßgeblich geprägt wurde. Konsens bedeutet nicht das Zukleistern von Meinungsunterschieden, sondern den Mut, diese auszuhalten, wenn es anders nicht geht. Dafür braucht man in der Politik manchmal ein dickes Fell. Unser Landrat

ist in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich dünnhäutiger geworden. Das hängt sicherlich mit vermehrtem Stress, aber auch mit zunehmenden persönlichen Anfeindungen zusammen, denen er sich zuletzt ausgesetzt sah. Er machte Tempo, gab Gas, und mancher, den er gerne mitgenommen hätte, kam nicht mehr mit. Ist es die Ungeduld des Alters oder der unbändige Wunsch, ein Projekt, welches man in Gang gesetzt hat, das Klinikum Schaumburg, auch noch zu Ende bringen zu wollen? Die Antwort weiß nur HeinzGerhard Schöttelndreier. Ich möchte mich nicht zuletzt im Namen der Fraktion für die insgesamt angenehme und konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Jörg Farr, der Nachfolger im Amt, von Heinz-Gerhard Schöttelndreier zum Meister ausgebildet, steht bereit. Für die Zukunft wünsche ich unserem scheidenden Landrat, dass er lernt, auch mal den Fuß vom Gas zu nehmen und gelegentlich die Bremse anzutippen, darüber hinaus Gesundheit und Wohlergehen im kommenden Lebensabschnitt. Michael Dombrowski ist langjähriger Kreistagsabgeordneter und seit 2006 Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

VON JOACHIM GUTSCHE

sah es ähnlich, wie er bei meiner VerabschieEigentlich undenkbar: dung formulierDer Landkreis te. Alle GespäSchaumburg ohne den che waren sachLandrat Heinz-Gerlich und nicht hard Schöttelndreier, von parteipolitiden fleißigen, allgeschen Ideologenwärtigen, zuverläsgien bestimmt. sigen, stets die Im Vorder„Schaumburger Idengrund stand imtität“ stiftenden Chef mer das Bemüder Verwaltung und hen, das für den obersten RepräsentanLandkreis Beste ten des Landkreises Joachim Gutsche. Foto: rg zu tun. Schaumburg ! Dabei halfen der Sachverstand, Wie soll es ohne „Charly“, wie ihn viele nennen (wir haben das das Erfahrungswissen und die „Sie“ beibehalten, wohl aus gegen- Kompetenz des Landrats – und seitigem Respekt und unseren das gegenseitige Vertrauen. So kommunalpoltischen Rollen ge- wurde für den Landkreis viel erreicht, auch wenn wir natürlich schuldet), weitergehen? Seit 1977, der Vereinigung der nicht alle Probleme zufriedenstelLandkreise Grafschaft Schaum- lend lösen konnten. Nun noch einige sehr persönliburg und Schaumburg-Lippe, bis zu meinem Ausscheiden aus dem che Worte zum Schluss: „Einen Kreistag im Jahre 2006 nach einer richtigen Abschied erkennt man 29-jährigen Tätigkeit als Vorsit- daran, dass er weh tut“ (Hans zender der CDU-Fraktion, habe Wolf). Und Ihnen, lieber Herr ich mit Herrn Schöttelndreier in- Schöttelndreier, wird der Abschied, das fühle ich, doch ein wetensiv zusammengearbeitet. Er zunächst als schon damals nig weh tun. Hoffentlich ist Ihwichtiger Mitarbeiter der Kreisver- nen bei guter Gesundheit ein abwaltung, der schon früh mit „Spezi- wechslungsreicher, erfüllter neuer alaufgaben“ der jeweiligen Verwal- Lebensabschnitt vergönnt. Unsere gemeinsame Tätigkeit tungschefs betraut war, später als erster hauptamtlicher, von den zum Wohle des Landkreises habe Schaumburger Bürgern gewählter ich in guter Erinnerung. HoffentLandrat. Ein beachtlicher Aufstieg, lich geht es Ihnen auch so, denn von ihm zielstrebig verfolgt. In „Erinnerungen sind das Land, aus meinem politischen Leben habe ich dem man nicht vertrieben werden mit keinem Menschen häufiger, in- kann“ (Jean Paul). tensiver, zeitaufwendiger über den richtigen Weg beraten, diskutiert Joachim Gutsche war von und gestritten wie mit Heinz-Ger1977 bis 2006 Vorsitzender hard Schötteldreier, und er selbst der CDU-Kreistagsfraktion.

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Lieber Heinz-Gerhard, du warst und bist ein Mann wie ein Baum – nicht nach deiner Statur, aber von deiner Konstitution her. Nichts konnte dich während deiner Zeit als Schaumburger Landrat erschüttern oder gar umhauen. Unermüdlich hast du prinzipientreu allen Stürmen und Widrigkeiten getrotzt, die versucht haben, auf dich einzuwirken – egal, aus welcher Richtung der öffentliche Wind gerade wehte. Diese sprichwörtliche „Drahtigkeit“ hast du sicherlich zu einem großen Teil deiner Liebe zur Natur zu verdanken – warst du doch häufig als Wanderer, Jogger oder Radfahrer in „deinem“ Schaumburger Land unterwegs.

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Dienstag, 8. Februar 2011

Unverwüstliches Stehvermögen Reden über Wirtschaftsthemen immer druckreif im Kopf / Für Mittagspausen fand er auf Dienstreisen oft keine Zeit VON HERMANN STOEVESANDT Im wahrsten Sinne des Wortes „über den Weg gelaufen“ ist mir Heinz-Gerhard Schöttelndreier in den achtziger Jahren bei der Winterlaufserie auf dem Bückeberg. Aus dieser ersten Bekanntschaft entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Freundschaft. Er war damals ein erfolgreicher Marathonläufer mit einer Bestzeit von deutlich unter drei Stunden, was mir trotz vieler Versuche nicht annähernd gelungen ist. Den ersten „dienstlichen“ Kontakt hatten wir Ende Juni 1998, wo ich ihn als Vorsitzender des IHK-Wirtschaftsausschusses zu einer Sitzung begrüßte. Schöttelndreier war Kreisrat, der Wahlkampf hatte noch nicht begonnen. Er referierte zum Thema „Wirtschafts- und Gewerbeflächenentwicklungskonzept für den Landkreis Schaumburg“. Wir waren zu Gast bei den Schaumburger Steinbrüchen in Steinbergen, wo wir in Freizeitkleidung erschienen, weil wir abschließend draußen zu einem Barbecue eingeladen waren. Wegen des zeitgleich stattfindenden WM-Achtelfinalspiels Deutschland gegen Mexiko blieb mir nichts anderes übrig, als die Sitzung für die dramatische zweite Halbzeit zu unterbrechen. Wenige Wochen später fand auf dem Höhepunkt seines ersten Wahlkampfes ein von seiner Laufgruppe organisierter Lauf von Hagenburg nach Rinteln statt, an dem wir uns mit drei Rintelnern auf

Wirtschaftsförderung als Chefsache: Treffen mit IHK-Vertreter Hermann Stoevesandt. der ersten Etappe bis Sachsenhagen beteiligt haben. Dass es an diesem Lauf gelegen hat, möchte ich nicht behaupten, er wurde jedenfalls kurz darauf mit großer Mehrheit zum Landrat gewählt. Das „Du“ angeboten hat mir Heinz-Gerd Ende der neunziger Jahre bei einem Abendessen in Köthen, wo wir mit einer Delegation Vertre-

ter des dortigen Landkreises besucht haben. Ich habe ein paar Wochen gebraucht, bis ich herausgefunden hatte, ob ich ihn mit „Heinz-Gerd“ oder mit „Charly“ anzureden hatte. Den Landrat Schöttelndreier konnten wir in vielen Sitzungen des IHK-Wirtschaftsausschusses als gern gesehenen Gast begrüßen. Er war zu

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Lieber Herr Schöttelndreier! Danke für Ihre Unterstützung und Hilfe auf unserem Schaumburger Unternehmertag. Alles Gute für die Zukunft!

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Foto: pr.

jedem Anlass perfekt vorbereitet und hatte alles schriftlich fixiert beziehungsweise sich aufschreiben lassen. Diese Aufzeichnungen waren ein Beleg für die intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema. Für seine Vorträge lagen sie mehr nur zur Staffage auf dem Pult, denn das Thema hatte er ohnehin druckreif im Kopf.

Schöttelndreier hat sich sehr engagiert für die Belange der Wirtschaft im Landkreis eingesetzt. Ein Beispiel von vielen ist der von ihm ins Leben gerufene „Runde Tisch“ zur Unterbringung von Auszubildenden zu Zeiten, als es für diese sehr schwierig war, eine Stelle zu finden. Er hat sich nicht gescheut, bei vielen Firmen anzurufen, und mit Erfolg neue Ausbildungsplätze eingeworben. Oft hat er mich zu Messebesuchen nach Hannover mitgenommen, wo er Schaumburger Unternehmen aufsuchte. Bei gemeinsamen Autofahrten gab es kaum eine Gelegenheit, mit ihm zu plaudern, weil er unterwegs ständig arbeitete. Es machte ihm nichts aus, in meiner Gegenwart viele Telefonate zu führen und gelegentlich einen Kommentar über seinen letzten Gesprächspartner abzugeben. Bei diesen Unternehmungen war für Mittagspausen keine Zeit. Dabei kam es schon mal vor, dass er mir eine Banane gegen den Hunger anbot mit der Bemerkung „Iss was, Hermann, sonst machst Du mir noch schlapp!“. Im Frühjahr 2003 durfte ich Schöttelndreier mit einer Delegation zu einem Besuch unserer Freunde in Schaumburg (Illinois) begleiten. Er musste dort unseren Landkreis in englischer Sprache vorstellen und arbeitete fast den ganzen Hinflug an seiner Präsentation, während wir es uns bei einem Glas Rotwein gutgehen ließen. In den USA waren wir privat untergebracht. Heinz-

Gerd hat es mit Fassung getragen, dass er sein Schlafgemach mit einer Katze teilen musste – auch eine Art von Nehmerqualität. Wie von ihm zu erwarten war, hat Schöttelndrieer beide Funktionen des Verwaltens und des Repräsentierens voll wahrgenommen und damit für zwei gearbeitet. Gegen Ende seiner ersten Amtsperiode fragte er mich, ob ich ihm zu einer zweiten Amtszeit raten würde. Ich habe das nicht getan, weil ich Angst hatte, dass ihm weitere viereinhalb Jahre bei seiner Arbeitsweise zu viel werden könnten. Ich lag damit falsch: Er hat bis zum Schluss einen hervorragenden Job gemacht und alles gut überstanden – eben ein Marathonläufer. Für sein Schaumburg hat er sich nicht bis, sondern häufig über seine Grenzen hinaus eingesetzt. Er hat sich um Schaumburg verdient gemacht. Für die Zeit nach dem 1. März wünsche ich ihm weiterhin dieses unverwüstliche Stehvermögen. Die diesjährige Winterlaufserie auf dem Bückeberg endet erst zwei Wochen später. Ich werde ihn dort treffen, wo ich ihn kennengelernt habe. Hoffentlich künftig nicht nur dort, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten. Hermann Stoevesandt war von 1992 bis 2010 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses Schaumburg der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover-Hildesheim.


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Dienstag, 8. Februar 2011

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„Keinen Mitarbeiter Überzeugter Kämpfer für allein ins Feuer geschickt“ Landkreis-Kooperation Ex-Kreisbaudezernent Karl-Erich Smalian erinnert sich an die Schöttelndreier als „Mann der ersten Stunde“ für die gemeinsame Wegstrecke bei der Planung des B 65-Ausbaus Regionale Entwicklungskooperation Weserbergland plus Die konfliktreiche Vorbereitung des anstehenden Großprojektes „2+1“-Ausbau der B 65 war es, die Karl-Erich Smalian, Schaumburger Kreisbaudezernent von 1989 bis 2007, vor allem mit Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier verband. „Dabei habe ich erlebt, dass der Chef keinen Mitarbeiter alleine ins Feuer schickte, wenn es wirklich ernst wurde“, schildert Smalian: „Wenn es irgendwo kribbelig zu werden drohte, dann war er persönlich dabei.“ Schöttelndreier habe sich dafür immer Zeit genommen, so Smalian, „auch wenn es um ein kerniges Treffen mit gerade mal drei Ortsratsmitgliedern oder zwei Anliegern mit unbequemen Einwendungen vor Ort ging“. Neben der engen Kooperation und dem Auftreten Schulter an Schulter mit den Mitarbeitern spiegelt das nach den Worten Smalians gleichzeitig eine kennzeichnende Grundeinstellung des Landrats wider: „Er hat immer die unmittelbare Nähe zu den Bürgern gesucht, die Dienstleistungsorientierung geradezu verkörpert.“ Was den internen Führungsstil anging, erinnert sich der Baudezernent an Schöttelndreier als „äußerst exakten Chef“. Smalian weiter: „Da kriegte man so manche Vorlage zurück, selbst wenn da nur ein Begriff unscharf oder zwei Kommas falsch gesetzt waren.

VON HEINRICH EGGERS

Viele Bauprojekte mit Karl-Erich Smalian (links) gemeinsam freigegeben: Hier eine ausgebaute Kreisstraße in Luhden. Foto: pr. Er hatte buchstäblich jede Zeile, die er unterschrieb, vorher gelesen.“ Sein Motto sei gewesen: „Wenn eine Behörde Texte herausgibt, dann dürfen die ruhig in hundert Prozent korrektem Deutsch geschrieben sein.“ Auch inhaltlich habe Schöttelndreier stets „sehr hohe Ansprüche“ gestellt, erzählt Smalian. Aber: „Zu allererst hat er die an sich selbst gestellt und den ständigen Einsatz um Erreichung dieser Ansprüche vorgelebt.“ Schon in früheren Jahren habe er dafür ungeheuer viel Arbeitszeit investiert, „als Landrat war er in seinem Engagement für Schaumburg dann gar nicht mehr zu bremsen“. Wenn es intern vom Chef auch gelegentlich kritische Worte gegeben habe, vor allem wenn Mitarbeiter unzureichend bürgerorientiert agierten, nach außen „hat er sich

immer vor die Kollegen gestellt“. Zudem habe jeder „in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich sehr freie Hand bekommen“, berichtete Smalian. Bei den zahlreichen Bauprojekten, die Smalian vor allem im Schulbereich, aber auch im Straßenbau, zu erledigen hatte, sei es Schöttelndreier „sehr stark darauf angekommen, dass die Aufträge bei heimischen Firmen landeten“. Um das hinzukriegen, sei der Landrat „hin und wieder bis an die Grenze des Erlaubten gegangen“. „Vor kräftigem Gegenwind keine Angst zu haben“, das habe ihn mit dem Landrat verbunden, meint der Steinhuder Smalian. Der passionierte Segler Smalian ist Schöttelndreier auf dem Steinhuder Meer erst im Segelboot und später auf dem Surfbrett oft begegnet. Stefan Rothe

Stärke durch Kooperation. Das ist eine der zentralen Zielvorstellungen, mit denen sich die Landkreise HamelnPyrmont, Holzminden und Schaumburg bereits 1999 zusammengefunden haben, um gemeinsam ein regionales Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Hintergrund waren zunächst die erwarteten finanziellen Handlungsspielräume, die sich aus der Neuordnung der Regionalpolitik beziehungsweise der neuen Fördergebietskulisse der EU für den Zeitraum 2000 bis 2006 ergaben. Daneben bildete die niedersächsische Regionalisierungsdiskussion und hier insbesondere die geplante Bildung der „HannoverRegion“ ein weiteres Handlungsmotiv. Im Hinblick auf die in diesem Zusammenhang erwartete Aufgabenneuordnung innerhalb des damaligen Regierungsbezirkes Hannover sollten für die eher ländlich geprägte Region zunächst die eigenen Ziele und Perspektiven formuliert werden. Ein breiter regionaler Konsens über Entwicklungsziele und Handlungsprioritäten wurde hergestellt, der die erfolgreiche Arbeit der Regionalen Entwicklungskooperation (REK) bis heute trägt. Ein „Mann der ersten Stunde“ war dabei Heinz-Gerhard

Heinrich Eggers.

Foto: pr.

Schöttelndreier, der früh die Chancen der Kooperation erkannte und für sie mit Überzeugung kämpfte. Er war es auch, der dem Landkreis Nienburg/Weser – als Nachbarn – zu beiderseitigem Vorteil die Teilhabe an dieser Kooperation anbot. Dem Landkreis Nienburg wurde die Chance geboten, Teil einer verbindlichen Partnerschaft zu sein, die REK Weserbergland erweiterte und stärkte sich so zur REK Weserbergland plus. Stärke durch Kooperation. So sehr das ein Leitspruch für die REK ist, so sehr war Schöttelndreier von diesem Ansatz überzeugt; gemeinsam Stärken zu entwickeln, zum Wohle der Region und zum Wohle jedes einzelnen beteiligten Landkreises. Wenn es nun gelingt, eine

gemeinsame Leitstelle und ein gemeinsames Rechnungsprüfungsamt unserer beiden Landkreise zu realisieren, dann ist auch dies dem Streben geschuldet, durch funktionelle Kooperationen die eigene Zukunftsfähigkeit zu stärken; die Vorteile für den eigenen Kreis dabei fest im Blick. Ich habe Heinz-Gerhard Schöttelndreier als einen Landrat kennen gelernt, der für „sein“ Schaumburger Land mit Leidenschaft und tiefer Verbundenheit eintritt, der für den von ihm als richtig erkannten Weg mit Überzeugung kämpft und der in der politischen Auseinandersetzung ebenso engagiert ist wie als Repräsentant seines Kreises. Heinz-Gerhard Schöttelndreier hat in den zurückliegenden Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass die REK Weserbergland plus vielfältige Zukunftschancen hat und die Landkreise Nienburg und Schaumburg zu wichtigen Partnern geworden sind. Mit seiner Gradlinigkeit, seiner aufrechten Art und einem feinen Sinn für Ironie wusste er dabei zu überzeugen. Heinrich Eggers (CDU) ist Landrat des Landkreises Nienburg und Sprecher der Regionalen Entwicklungskooperation Weserbergland plus.


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Dienstag, 8. Februar 2011

Bierdeckel und Co. als „Beschwerde-Management“ Ob im Schützenfestzelt, nach Versammlungen oder Vorträgen: Hinweise von Bürgern wurden sofort notiert VON STEFAN ROTHE Im Sekretariat des Landrats gibt es eine Mappe mit merkwürdigem Inhalt. In den Klarsicht-Taschen findet sich eine Sammlung von Bierdeckeln, Papierservietten, Bierglas-Lätzchen und kleinen Karten. Diese weisen knappe Notizen in der Handschrift Schöttelndreiers auf. Es finden sich Daten aus dem ganzen vergangenen Jahrzehnt. „Das ist Teil des Beschwerde-Managements des Landrats“, verrät Hauptamtsleiter Kurt Brandt. Er erläutert: Bei seinen unzähligen Terminen abends und an Wochenenden habe Schöttelndreier von Anfang an den Kontakt zu Bürgern gesucht. Und diese rasant zunehmend den Kontakt zu ihm. Jedes Problem, jede Fragestellung, jede Idee oder Anregung, und war es ein noch so kleines Detail, das ihm angetragen wurde und bei dem Klärungsbedarf offen blieb, habe sich Schöttelndreier notiert. Auf den erwähnten Utensilien halt. „Wir haben ihm alle möglichen schicken kleinen Schreibblöcke angedient“ erzählt Sekretärin Marina Groppe, „aber nein, das war ihm zu viel im Jackett, und so wurde vor Ort halt gegriffen was gerade greifbar war.“ „Die Wochenend-Ausbeute der Bürgerkontakte“ hieß das speziell am Montag im Amtsleiter-Duktus, wie sich der frühere Baudezernent Karl-Erich Smalian erinnert. Diese Anliegen der Bürger

Was gerade greifbar war: Auf Utensilien wie diesen notierte Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier vor Ort Wünsche, Anregungen und Kritik von Bürgern. „mussten umgehend bearbeitet werden“, ergänzte ExKreiskämmerer Hans-Dieter Mitschker. „Schöttelndreier erwartete eine erste Antwort

an den Bürger möglichst am selben Tag, spätestens nach zwei, drei Tagen“. Bierdeckel und Co. sind nach Einschätzung von

Brandt „beredte Zeugnisse dafür, wie eminent wichtig Schöttelndreier der direkte Draht zu Bürgern und deren Anliegen war“. Und: „Gera-

de mit Blick darauf ging es ihm um ein unverzügliches Reagieren und ein schnelles Arbeitstempo.“ Oft hätten sich Bürger überrascht ge-

Foto: rg

zeigt, weiß Sekretärin Groppe: „So schnell, das sind wir von Verwaltung ja gar nicht gewohnt“, habe sie oft zu hören bekommen.


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