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TITELBILD | Unser Titelbild zeigt den Winterwald auf dem Bückeberg. | Foto: Roger Grabowski
Inhalt
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
STILZEIT | Ausgabe 17 | Herbst 2013
Parallelverschiebung
Der Skiclub Stadthagen spurt auf dem Bückeberg
Wie ein Baum im Garten
Die Paul Home Company zeigt Naturholzküchen in schönster Linie
Sommerträume im Herbst
Gartenexperten von Rasche Bestgarten schaffen grüne Oasen
Bal Paré
Der Opernball in Hannover ist ein Highlight der Saison
Zeit im Raum
Juwelier Laufer stellt Großuhren der Manufaktur Erwin Sattler vor
Gans gut
Familie Harkopf züchtet Freilandgänse für den Weihnachtsbraten
Schaumburgs schärfste Saat
durch den Winterwald spuren, die Sonne und den Schnee genießen – dazu können Sie sich in dieser Stilzeit-Ausgabe anregen lassen. Für die Lektüre reicht das Sofa, für den Start in der Loipe die Anfahrt auf den Bückeberg. Wer sich auf dem Tanzparkett wohler fühlt, sollte einen Blick auf das Highlight der Ballsaison nicht verpassen, den Opernball Hannover. Auf den Speisekarten steht im Winter die Weihnachtsgans ganz oben – und ist Thema ab Seite 26. Ob Senf den Braten aufwertet, ist Geschmackssache. Leidenschaft für ihren eigenen Senf entwickeln drei Männer aus Einbeck, und in Steinhude schwärmt ein Rechtsanwalt für einen deutschen Sportwagen mit italienischem Charme. Auch dazu gibt es interessante Zeilen. Außerdem finden Sie unter der Überschrift „nice to have“ Hübsches, das man gerne hätte. Die Stilzeit gibt es übrigens auch als kostenlose App für iPad und Android-Tablets. Das Angebot der klassischen Stilzeit wird hier um Videos, Fotogalerien und weitere Online-Elemente ergänzt. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Bis zur nächsten Stilzeit im Frühjahr 2014. Herzlichst, Ihr
Einbecker Männertrio stellt aus dem Anbau von Albert Haake Senf her
Der Käfer im Galakleid
Welf Brandes hält Ersatzteile für den Karmann Ghia vor
IMPRESSUM | Verlag Schaumburger Nachrichten, Vornhäger Straße 44, 31655 Stadthagen Verlagsleitung Arne Frank | Chefredaktion Dr. Uwe Graells Creativ Director Vera Elze Fotos Roger Grabowski, Vera Skamira, privat, PR, iStock, fotolia Mitarbeit an dieser Ausgabe Vera Skamira, Friederike Hagemeier, Kathrin Oltrogge, Lena-Marie Hahn, Sven Buchenau. Die Schaumburger Stilzeit erscheint zweimal pro Jahr. www.stilzeit.de
Arne Frank Verlagsleiter Schaumburger Nachrichten
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WINTERSPORT | Langlauf vor der Haustür: Auf dem Bückeberg ist gespurt
Parallelverschiebun Von Vera Skamira
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interwaldeinsamkeit. Hohe Tannen, stobender Schnee, Sonnenreflexe und das Krächzen der Raben, kalte Luft im Gesicht, Schweiß auf dem Rücken – und mit langen Schritten kraftvollrhythmisch auf schmalen Brettern dem Alltag entgleiten: Das Szenario mit hoher Pulsfrequenz und schöner Aussicht lässt sich nicht nur im Harz, im Sauerland oder rund um Ruhpolding genießen. Skilanglauf bietet sich vor der Haustür an, auf dem Bückeberg. Der Skiclub Stadthagen sorgt in schneereichen Wintern für 17 Kilometer gespurte
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Loipe auf dem Kamm des Höhenzuges zwischen Deister und Harrl. Der Clubvorsitzende Walter Ostermeier setzt sich persönlich auf das Spurgerät und weiß vom Sport und vom Club zu berichten. „Mora, lass!“ Brigitte Ostermeier ruft den lebhaften Vierbeiner zur Ordnung, der die Journalistin stürmisch begrüßt. Der Name des Hundes, eine Schwedische Dachsbracke, offenbart, wie sehr der Skisport in der Familie Ostermeier verankert ist. Von Sälen nach Mora führt die Strecke des schwedischen Wasalaufs, eine der größten Skilanglaufveranstaltungen der Welt, ausgeführt über 90 Kilometern. Der Wasalauf ist bei Ostermeiers kein Sehnsuchtsbegriff geblieben.
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auf dem Bückeberg. Hier wird im kommenden Jahr bereits der 40. Wettbewerb ausgetragen. Und laut Ostermeier stehen die Chancen gut, dass auf dem Bückeberg die Deutsche Rollski-Meisterschaft ausgetragen wird. Die neun Kilometer lange Strecke, die dreimal zu absolvieren ist, führt vom JBF-Zentrum Richtung Osten auf dem Kammweg entlang, umrundet die ehemalige Nato-Raketenstation und führt auf der anderen Seite des Kammweges zurück zum JBF-Centrum. Zwischen den Bildern liegen 38 Jahre: Walter Ostermeier nahm 1975 am Wasalauf in Schweden teil (links) und beherbergt heute in seiner Werkstatt Dutzende Paar Ski und Rollski.
Walter Ostermeier, geboren in Ahnsen, stand schon im Vorschulalter auf Skiern – angeschafft für fünf Mark. Erst als Student reichte es zur Skiausrüstung. Das war 1969. Vier Jahre später kaufte sich der Wintersport begeisterte Schaumburger in Goslar die ersten Langlaufski und wurde Mitglied im Skiclub Stadthagen. Im gleichen Jahr verkündete Walter Ostermeier auf einer Geburtstagsfeier, er wolle am Wasalauf teilnehmen. „90 Kilometer – das schaffst Du nie”, frotzelten die Freunde, und in froher Runde wurde eine Wette abgeschlossen um reichlich Einheiten Schaumburger Bieres. Diverse Kisten füllten zwei Jahre später den Ostermeierschen Keller in Vehlen. Walter Ostermeier hatte es geschafft und 1975 den Wasalauf über die komplette Distanz absolviert. Trainiert hatten der Vehlener und weitere WasaAspiranten am Forsthaus Halt auf dem Bückeberg – und zwar auf Rollski, schließlich: Die 367 Meter hohe Erhebung liegt nicht im Land ewigen Winters. Das erste Paar Rollski hängt heute noch bei Ostermeiers am Holzschuppen. Rollski ist die Sommer-Alternative zum Skilanglauf. Noch 1975, im Jahr des Wasalaufes unter Schaumburger Beteiligung, organisierte Walter Ostermeier mit dem Skiclub Stadthagen den ersten Rollski-Wettkampf
Winterlichen Brettlsport im Verein gab es auf dem Bückeburg bereits in den 1920-er Jahren. Damals wurde laut Walter Ostermeier die heute nicht mehr existierende Skivereinigung Obernkirchen ins Leben gerufen – von Bergbauschülern, die aus dem Harz und sogar aus Skandinavien nach Obernkirchen kamen. Auch der Skiclub Stadthagen wurde von Bewohnern höherer landschaftlicher Regionen initiiert. Gebürtige Erzgebirgler wollten in den 1950-er Jahren im VfL Stadthagen eine Skisparte gründen, was laut Walter Ostermeier nicht geklappt hat. Stattdessen gibt es den Skiclub Stadthagen – inzwischen seit 60 Jahren.
Die Clubmitglieder kümmern sich ehrenamtlich um eine gut präparierte 17 Kilometer lange Loipe auf dem Bückeberg. Die Clubmitglieder kümmern sich ehrenamtlich um eine gut präparierte 17 Kilometer lange Loipe auf dem Bückeberg, – wenn denn der Winter ausreichend Schnee beschert. Ein Motorschlitten mit angehängter Spurplatte ist für die Strecke im Einsatz. Diese führt – identisch mit der Rollskistrecke – vom JBC-Centrum den Kammweg entlang. Gespurt wird rechts und links des Weges, der selbst frei bleibt für Wanderer und Spaziergänger. An der Natostation biegt die Loipe dann nach Nordwesten ab Richtung Bocks Brink – eine recht steile Abfahrt! Vom Bocks Brink führt die Langlaufstrecke auf dem Höhenweg parallel zum Kammweg zurück zum JBF-Centrum. Das Spuren der Loipe erfolgt in Abstimmung und Kooperation mit dem Forstamt. „Wir präparieren die Strecke und sorgen so mit dafür, dass nicht kreuz und quer im Wald Ski gefahren wird”, erklärt Walter Ostermeier. Die ehrenamtlich bereitete Loipe kann jedermann nutzen. Eine Gebühr wird nicht erhoben. Am JBF-Centrum üben Langlaufeinsteiger; Ilka Niemeyer (links) mit Baby Greta im Rucksack kann´s aber schon.
Die Karosssen bleiben zurück – auf den Brettern geht es in den Schnee.
Investieren sollte ein Skilangläufer hingegen in eine gute Ausrüstung, die dem persönlichen Können angepasst ist. Einsteiger müssen mit etwa insgesamt 250 Euro für Ski, Stöcke und Schuhe rechnen, meint Walter Ostermeier. Der erfahrene Langläufer, der als Kreisjugendpfleger mit unzähligen Jugendgruppen im bayerischen Frossee im Schnee unterwegs war, lagert in seiner Werkstatt Dutzende Skipaare und Rollski, Wachse, Schuhe, komplette Ausrüstungen. Diese gehören dem 68-Jährigen längst nicht alle selber. Walter Ostermeier betreut auch die Ski seiner Tochter. Spätestens an dieser Stelle verbindet der interessierte Skisportler den Namen Ostermeier mit dem Leistungssport. Ilka Ostermeier – jetzt Ilka Niemeyer – war als Langläuferin und Biathletin 1993 und 1994 Deutsche Jugendmeisterin. Im Rollski-Sport hat sie gar zwei Weltmeisterschaften für sich entschieden.
Die Loipen führen durch „überzuckerte” Pracht.
Für alle Neulinge im Skilanglauf gilt: Es ist noch kein Meister vom Himmel in den Schnee gefallen. Wer erstmals in die Loipe einsteigen möchte, kann an Schnupperkursen teilnehmen, die der Skiclub Stadthagen jeweils im Januar am JBF-Zentrum anbietet. Auf dem Sportplatzgelände hält der Club einen 1,5 Kilometer langen Rundkurs bereit – in den Abendstunden mit Beleuchtung.
Das hält fit: Schwungvoll und rhythmisch gleiten in der Spur.
© Solling-Vogler-Region im Weserbergland e.V.
Verzichtet werden muss allerdings auf jegliche Form von Après Ski, ob nach dem Üben oder nach 18 Kilometern in der Loipe. Die Zeiten, in denen Ski Dutzendweise vor dem Gasthaus Walter am JBF-Centrum aufrecht im Schnee steckten und drinnen am Ofen der Glühwein dampfte und die Groggläser klackten, sind vorbei. Das Gasthaus ist geschlossen, und eine neue Einkehr- oder zumindest Versorgungsmöglichkeit im Freien hat sich bislang nicht realisieren lassen, was Walter Ostermeier und viele Langläufer bedauern. Aber auch ohne Glühweinstand bleibt das gesunde Vergnügen Winterwald, – und zur Not kommt die Thermoskanne in den Rucksack.
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Wie ein Baum im Ga 8·
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m Oberösterreichischen Ried hat Erwin Berghammer 1959 eine Möbelmanufaktur gegründet. Sieben Führungskräfte waren es 1965, und die setzten auf Teamarbeit. Der Name „Team 7“ war geboren und wurde Markenname für Naturholzmöbel – inzwischen ausgezeichnet mit zahlreichen Desingpreisen. Ein attraktiver Einsteiger unter den Team 7-Küchenlinien ist die L1, die gleiche Qualität und Optik und die gleichen Holzarten wie die „große Schwester“, der Klassiker Linee, bietet. Die L1- Elemente können beliebig mit den Schränken des umfangreichen Linee-Programms kombiniert werden. Das Planungsbeispiel ist in Erle und hat eine Breite von 395 cm. Laubholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft bestimmt die Eigenart und den Charme aller Team 7-Küchen: Eiche, Buche oder Erle sind in klaren Linien verarbeitet, die keine Schnörkel unterbrechen. Holz und Design machen eine Team 7-Küche zur zeitlosen, natürlichen Schönheit, die vertraut wird und attraktiv bleibt – wie ein Baum im Garten. Ebenso „lebt“ die Küche. Die Oberfläche einer Team 7-Küche ist nicht versiegelt, sondern mit einer Öl- und Wachsemulsion behandelt. Das schadstofffreie Massivholz atmet – ein Dreischichtplatten-System garantiert indess dafür, dass sich das Holz nicht verzieht. Und der Naturstoff sorgt für ein optimales Raumklima, wirkt antibakteriell bewährt sich für Allergiker.
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Zuhause ist es am schönsten
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eit mehr als 60 Jahren steht das Möbelhaus Franz in Hessisch Oldendorf im Ortsteil Pötzen seinen Kunden als Einrichtungspartner zur Seite. Egal ob ein gemütliches Schlafzimmer, Wohnmöbel oder ein multifunktionaler Fernsehsessel – individuelle Beratung und ein guter Kundenservice sind in dem traditionellen Möbelhaus oberstes Gebot.
„Wir legen bei der Beratung großen Wert auf die speziellen Wünsche unserer Kunden, damit sie auch Möbel kaufen, die zu ihnen passen“, meint Lena Franz vom Möbelhaus. Moderner Designcharakter gepaart mit Funktionalität spiegelt sich besonders in der „Stressless Comfort Collection 2013“ wieder. Die „Bequemsessel“ aus Norwegen bieten Entspannung und Komfort pur.
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ie Gestaltungsmöglichkeiten für ein neues Bad sind fast grenzenlos – gute Planung, Beratung und fachgerechte Umsetzung darum besonders wichtig.
Licht ist der ideale Vermittler zwischen allen Raumelementen. Die Beleuchtung trägt entscheidend dazu bei, dass ein Bad nicht nur funktionell ist sondern auch wohnlich wirkt und allen Ansprüchen gerecht wird. Bereits bei der Planung des Badezimmers und dem ersten Besuch in einer Badausstellung sollte das Thema Licht gemeinsam mit dem Badgestalter und dem Fachmann für Leuchten erörtert werden. Die Beleuchtungsidee unterstützt die geplante Raumsituation. Sehr gute Lichtplanung sorgt darüber hinaus für zusätzliche Akzente und Stimmungen und bringt Strukturen und Materialauswahl im Bad perfekt zur Geltung.
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© Copyright Moltoluce
Im Licht baden
Es empfiehlt sich, als Grundlicht eine gedämpfte Lichtsituation zu verwenden, die die wesentlichen Laufwege im Bad ausleuchtet. Auf getrennt schaltbaren Lichtebenen werden dann zusätzlich Raumstrukturen in Szene gesetz - durch Beleuchtung von Treppenstufen an Podesten, mit der Unterleuchtung von Waschtischkonsolen und Badewannen, mit Hinterleuchtung von vorgesetzten Verblendungen oder auch durch großflächige Lichtfelder. Die sich rasant entwickelnde LED-Leuchtentechnik bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten – inklusive für Dusche oder Badewanne. Das bad-comfort Ausstellungsteam in Bückeburg begrüßt Interessierte gern und hilft Kunden bei der Planung und Lichtgestaltung eines neuen Bades.
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Stoffe verzaubern. Individuell abgestimmte Kombinationen in Farben und Mustern schaffen Unikate. Gegebene Wohnsituationen bekommen neue Stimmungen schon durch kleine Veränderungen. Das Material dafür gibt es im Stoffkontor: Textile Kostbarkeiten in Hülle und Fülle und dazu eine kompetente Beratung.
Wolfgang Schlüter und Ute Bernhardt lieben schöne Stoffe.
Für den Objektbereich bietet das Stoffkontor Gewebtes und Gewirktes aus Wolle und Seide, aus Leinen und Baumwolle, als Mischgewebe sowie als Fell- und Lederimitat. Damit werden Polstermöbel bestens angezogen, ebenso Stühle und Bänke. Im Kontor entrollen sich außerdem Stoffe für Kissen und Tischdecken, für Vorhänge, Gardinen und Kleidung. Stoffe aus internationalen Kollektionen sind bis zu 80% reduziert.
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| KULTUR
Kultur
tipps 2
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1 DIETER NUHR gilt vielen als der erfolgreichste Kabarettist Deutschlands. Im neuen Programm „Nuhr ein Traum?“ fragt er nach dem Unterschied zwischen Wahn und Wirklichkeit. Was stimmt? Was ist gelogen? Oder schlimmer noch: Was sagt die Statistik? Dieter Nuhr räumt auf im vollgemüllten Hirnkasten und stellt fest: Fakten waren gestern, heute gilt als Wahrheit, was im Internet verlinkt wird, also Bullshit, Blödsinn und beknackte Bewertungen. Nuhr tut dies am Sonnabend, 7. Dezember, um 20 Uhr in der Kampa-Halle in Minden.
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2 ULRICH TUKUR & DIE RHYTHMUS BOYS liefern die passende musikalische Begleitung für die traumhafte Zwischenzeit des Tages, für die schwache Stunde, wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt, wenn die Schatten länger werden in den stillen Straßen der Stadt, wenn sich Eiswürfel mit Spirituosen vermengen und die Welt kurz den Atem anhält. „Musik für schwache Stunden“ heißt das neue Album und Bühnenprogramm der eleganten Tanzkapelle um den bekannten Schauspieler. Zu erleben am Sonnabend, 28. Dezember, um 20 Uhr im Großen Sendesaal im NDR in Hannover.
KULTUR |
Bal Paré
Träume in weiß: Die Debütantinnen drehen sich zur Balleröffnung in der Staatsoper.
KULTUR | Der Opernball Hannover ist ein Highlight der kommenden Ballsaison
Es war beim Bal Paré, draußen lag schon der erste Schnee. Da sprach ein Domino die Columbine an.
Er küsste ihr galant vor jedem Tanz charmant die Hand. Sie war zum ersten Mal auf einem großen Ball.
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Einen umfassenden Blick auf das Ballgeschehen genießen Besucher von den Rängen.
»Größer als der Fahrstuhl darf´s nicht sein.«
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om Bal Paré, vom Ball der Saison, einem besonders glanzvollen Ereignis, erzählt das Chanson von Hildegard Knef – ein Walzer, selbstverständlich. Besonders stilvoll und oft getanzt wurde (und wird!) in der österreichischen Hauptstadt, wo sich 1814/15 unter Walzerklang Europa neu sortierte – mit einem nachhaltigen Nebeneffekt. Der Wiener Kongress wurde zur Geburtsstunde des Wiener Opernballs. Denn zu abendlichen Tanzveranstaltungen nach den politischen Verhandlungen luden Künstler der Hofoper ein. 140 Jahre und etliche Kriege und Moden später prägte sich in deutschen Kinos und Wohnzimmern einem geneigten Publikum besonders folgendes Bild von prunkvollem Ballgeschehen ein: Der junge Kaiser Franz Joseph geht auf seinem Geburtstagsball in Ischl mit einem Riesenrosenbukett auf seine Auserwählte zu, auf Sissi, nicht auf Néné. Und dann das große Ballbild: Sissy/Romy im weit ausgestellten weißen Kleid tanzt mit ihrem Franzl zum Strauß´schen „Kaiserwalzer“. Ganz großes Kino. Die Ballszene schlechthin. Ein Mädchentraum, weil unerreichbar und so weit weg wie das k.u.k Wien.
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Heute schaffen hunderte Mitarbeiter der Staatsoper Hannover Jahr für Jahr den modernen Walzertraum, einen Traum, den sich erfüllen kann, wer mindestens rund 100 Euro investiert. Soviel kostet die Flanierkarte für den Opernball; Schüler zahlen etwa die Hälfte. Staatsoper-Intendant Michael Klügel sprach im vergangenen Jahr im Fernsehinterview vom „preisgünstigsten und demokratischten Opernball den es überhaupt gibt.“ Mitten in der Ballsaison, im Februar, verwandelt sich die 160 Jahre alte Staatoper in einen Tanzpalast. Dafür muss ein Großteil der Bestuhlung im Parkett weichen und das Bodenniveau auf Höhe der Bühne angehoben werden – ein Akt über vier Tage, den man sich auf YouTube in einem Zusammenschnitt auf vier Minuten ansehen kann („Opernball Hannover 2012 – 4 Tage in 4 Minuten“). Der Orchestergraben wird geschlossen, und es entsteht eine ebene Tanz- und Feierfläche, die sich bis tief in den Bühnenhintergrund erstreckt und von zwei Orchestern flankiert wird, dem Niedersächsischen Staatsorchester und einer Big Band. Die Ensembles spielen im stündlichen Wechsel und bieten so in Stil und Rhythmus Abwechslung für die tanzfreudigen Ballgäste. Langeweile kommt eh nicht auf. Opernball-Stunden vergehen wie im Flug angesichts der Programmfülle. Diese betrifft nicht nur das Zentrum des Geschehens, das Haupthaus, wie Mitarbeiter der Staatsoper den Bühnen- und Zuschauerraum nennen. Hier findet die glanzvolle Eröffnung statt: Nach einer Choreografie der Tanzschule Bothe präsentieren sich die Debütantinnen und Debütanten. Später folgen Gesangseinlagen und Liveshows.
Durch ein festlich beleuchtetes Entree gelangen die Besucher in die Opernballnacht.
Schön in Reih´ und Glied: Für die Choreografie der DebütantenPolonaise zeichnet die Tanzschule Bothe verantwortlich.
Unterhaltung, Essen und Trinken gibt es zudem auf allen drei Rängen – und jede Menge Sitzgelegenheiten. Für Letztere sorgt als ein Hauptsonsor des Balls das Unternehmen Klingenberg. 1000 Designerhocker und -stühle wandern in die Oper. Platz nehmen kann der Gast unter anderem dort, wo er sonst seinen Mantel abgibt: Die Garderoben der Oper avancieren zu Bistros. Foyers werden umgestaltet, Gastronomie etabliert, auf dem Balkon der Oper steht ein Raucherzelt, im Laves-Foyer ist Disco angesagt, und eine Eisdiele gibt es auch. Auf allen Ebenen des spätklassizistischen Theaterbaues tummeln sich am Freitag, 21. Februar und Sonnabend, 22. Februar 2014 jeweils rund 2750 Gäste. „Das sind doppelt soviel wie sonst die Oper besuchen, wenn etwa eine Premiere ansteht“, berichtet Andrea Bartsch, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Oper. Den Gästen gegenüber stehen 575 Personen Personal: Techniker, Beleuchter, Orchestermitglieder, Balletttänzer, Künstler, Caterer, Servicemitarbeiter. Das Zahlenverhältnis erinnert an die Auslastung großer Kreuzfahrtschiffe, auch an deren Logistik und Bestimmung. Für eine bestimmte Zeit genießen Tausende Gäste exquisites Entertainment, lassen den Alltag hinter sich, tauchen in eine Traumwelt ein, die auf mehreren „Decks“ inszeniert und durch konzentrierten Technik-, Personen- und Materialeinsatz möglich wird – und durch Idealismus. Das Traumschiff Opernball 2014 hat bereits Fahrt aufgenommen.
So kümmern sich die Werkstattmitabeiter der Staatsoper um die Dekoration. Riesige Displays werden gezimmert und gemalt. Wie für alle Umbauten, Einbauten und Installationen, die für zwei Tage Opernball passieren, muss hier genauestens geplant werden. Es gilt: „Größer als der Fahrstuhl darf´s nicht sein.“ Das sagt Nicola Albrecht. Die Produktionsleiterin des Opernballs hat Lob für die Gestalter, die mit Feuereifer neben dem Tagesgeschäft das Opernball-Outfit bewältigen: „Alle sind sowas von dabei.“ „Weltenräume“ wurden für den vergangenen Opernball geschaffen. „Paris, mon amour“ heißt das Motto für 2014. Die Opernball-Macher laden ein: „Atmen Sie die Atmosphäre dieser schillernden Metropole, die mit ihrer kulturellen Vielfalt bis heute Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt geblieben ist. Zwischen Eiffelturm, Notre Dame und Moulin Rouge können Sie Speisen aus der exzellenten französischen Küche und erlesene Weine genießen. Und natürlich lädt das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ein: zum Tanz mit typisch Pariser Klängen, vom Can-Can bis zum Musette-Walzer. Warum also eine beschwerliche Reise auf sich nehmen, wenn Sie das Flair von Paris auch bei uns genießen können?“ Und wenn genug genossen ist, irgendwann am frühen Morgen, wenn die Füße weh tun, und die kalte Winterluft den Heimgänger trifft, dann - vielleicht – weht die letzte Strophe des Knef-Chansons über die Stufen der Oper: „Es war beim Bal paré. Draußen lag schon der erste Schnee. Doch wenn es aus ist, sollte man geh´n. Hauptsache es war schön, so schön…so schön.” Apropos: Gehen muss nicht jeder. Im Umkreis von 30 Kilomentern chauffieren Limousinen des Sponsors Audi die Ballgäste kostenlos nach Hause. Ein bisschen Luxus bis zum Schluss – und vielleicht bequemer als die Pferdekutschen zu Fürst Metternichs Zeiten.
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ZEITLOS SCHÖN | Juwelier Laufer bietet Großuhren aus der Münchner Manufaktur Erwin Sattler
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ährend sich Schweizer Manufakturen in Jahrhunderten den Ruf erworben haben, die weltweit besten Uhren zu bauen, gerät in den letzten Jahren ein kleines aber feines Unternehmen in Gräfelfing bei München mehr und mehr in den Blickpunkt: die Großuhrenmanufaktur Erwin Sattler. Im Zeitalter von Smartphones und ständiger Verfügbarkeit des Internets mag der Trend zu Großuhren ein wenig anachronistisch anmuten.
»Die schlichten eleganten Sattler-Uhren sind Einrichtungsgegenstände und zugleich Kunstobjekte.«
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Doch Großuhren sind nicht einfach nur Zeitmesser. Die schlichten eleganten Sattler-Uhren sind Einrichtungsgegenstände und zugleich Kunstobjekte, die zum Mittelpunkt eines Büros oder Wohnraums werden können. Nicht nur die Optik ist hier ausschlaggebend. Das gleichmäßige Ticken des Uhrwerks sowie das Hin- und Herschwingen des Pendels vermitteln meditative Ruhe und machen die Dimension Zeit neu erlebbar. Reichlich Zeit wird für die Fertigstellung einer Großuhr benötigt, dauert es doch im Schnitt zwei Jahre bis alle Einzelteile der zum Teil in Kleinserien von maximal zehn Exemplaren handgefertigten Kunstwerke vorliegen und zusammengefügt sind.
ZEITLOS SCHÖN |
Eine Großuhr gibt dem Raum die nötige Eleganz – hier zum Beispiel die „Classica Secunda 1985“ von Erwin Sattler in ihrem zeitlosen Design.
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Faszination Mechanik: Das Innenleben einer Großuhr wird so präzise gefertigt, dass mehrere Generationen sich daran erfreuen können.
„Eine Großuhr ist eine überaus präzise Zeitmaschine, deren maximale Gangabweichung unter optimalen Bedingungen nicht mehr als ein bis zwei Sekunden pro Monat beträgt“, erläutert der Mindener Juwelier Olrik Laufer als bekennender Liebhaber von Großuhren. „Um unerwünschte Gangabweichungen, welche durch Temperatur- und Luftdruckschwankungen entstehen, zu minimieren, ist am Pendel ein Spezialinstrument mit Barometeranzeige befestigt. Die temperaturbedingten Längenänderungen des Pendelstabs werden bei hochwertigen Modellen durch ein exakt berechnetes Kompensationsrohr ausgeglichen“, beschreibt Laufer.
Um höchsten Ansprüchen an Präzision gerecht zu werden, wird schon bei der Herstellung des sogenannten Rohwerks auf modernste computergesteuerte Produktionszentren gesetzt. Eine dieser weltweit seltenen Stätten betreibt die Münchner Großuhrenmanufaktur Erwin Sattler. Deren Präzisionswerkzeuge arbeiten auf den Hundertstelmillimeter genau - darüber hinaus gehende Abweichungen werden nicht akzeptiert. Die Fertigungstiefe der Manufaktur Sattler liegt bei über 90 Prozent, das heißt, fast alle Uhrenbauteile sind Eigenfertigungen des Unternehmens und werden nicht eingekauft. Die Feinarbeit des Zusammenbaus der Elemente liegt in den Händen hochspezialisierter Uhrmacher bei Sattler.
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Alle Rohteile der Großuhren werden aus vollem Material, Stahl oder Messing, gefertigt. Das Ausfräsen und Gravieren des Zifferblatts einer „Classica Secunda“ nimmt dabei mehr als eine Stunde in Anspruch.
Der in der Herstellung erzielte Genauigkeitsgrad der Uhren mit einer Gangabweichung von nur ein bis zwei Sekunden pro Monat lässt nur eine Fertigung kleinster Serien zu. Die einmalige Faszination der mit größter Liebe zum Detail gefertigten Großuhren zeigt sich nicht zuletzt beim Bau ihres Gehäuses: Allein das Auftragen von 13 Lackschichten und die Zwischenschliffe per Hand beim Modell „Classica Secunda 1985“ beanspruchen den Gehäuseschreiner rund zwei Wochen.
Das »Vierjahresrad« ist so gelagert, dass es in vier Jahren nur eine Umdrehung absolviert. So ist es wenig verwunderlich, dass pro Jahr nicht mehr als rund 800 Großuhren die Produktionsstätte vor den Toren Münchens verlassen. „Nachhaltigkeit ist bei Großuhren ein fundamentaler Ansatz“, sagt Roland Wissmann, Uhrmachermeister im Hause Laufer und in dieser Funktion verantwortlich für die Wartung und den Service der Zeitmesser. „Großuhren baut man, damit sich mehrere Generationen daran erfreuen. Entsprechend sensibilisiert
Das Zifferblatt der Opus Temporis gibt Auskunft über Zeit, Wochentag, Monat, Datum und Schaltjahr. Die dreidimensionale, handbemalte Mondkugel verrät die aktuelle Mondphase und verleiht der Uhr die edle Ästhetik.
widmen sich die Hersteller sämtlichen Teilen, sowohl den sichtbaren als auch den verborgenen, mit dem gleichen Quantum an handwerklicher Sorgfalt. Dies setzt bei bis zu 600 Einzelteilen für ein hoch komplexes Uhrwerk wie bei der „Opus Temporis“ eine präzise Prozessplanung voraus.“ Das Uhrwerk der „Opus Temporis“ nimmt bei den Großuhren aus dem Hause Erwin Sattler eine ganz besondere Stellung ein, verfügt es doch über ein so genanntes „Vierjahresrad“. Jenes Rad ist so gelagert, dass es in vier Jahren nur eine Umdrehung absolviert und somit auf mechanischem Wege die Schaltjahreszyklen berücksichtigt. Eine Korrektur des Kalenders mit Datum, Wochentag, Monat und Schaltjahr ist deshalb nur alle 120 Jahre notwendig – genau dann, wenn der Kalender um einen weiteren Tag korrigiert werden muss. Eines haben alle Sattler-Großuhren, seien es Pendel-, Seilzug- oder Tischuhren, gemeinsam: Je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto stärker wird man in den Bann dieser anachronistischen Kunstwerke gezogen.
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Gans gut KULINARISCHES | In der kalten Jahreszeit wächst der Appetit auf Gänsebraten
Gutes von Gänsen berichtete bereits der römische Stadtschreiber Livius. Das laut schnatternde Federvieh kündete 397 v.Chr. von nächtens nahenden Galliern und verhinderte so die Erstürmung des Capitols. Sind auch heute noch Gänse mancherorts als Lautmelder im sicherheitstechnischen Einsatz, landet eine Vielzahl gezüchteter Vertreter in der Röhre: Ohne Gänsebraten kein Weihnachtsfest. Die Gänse-Saison beginnt allerdings bereits einen Monat vorher.
„Die Gänse sind clever, kennen meine Stimme genau und gehorchen gut“, weiß Gesa Harkopf aus Erfahrung zu berichten.
Von Kathrin Oltrogge
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n den November fällt der Martinstag. Laternenumzüge und Szenenspiele erinnern an den Heiligen Martin von Tours, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Der Legende nach lebte Martin asketisch und bescheiden und fühlte sich nicht dazu berufen, in ein so hohes Amt wie das des Bischofs gewählt zu werden. Das Volk jedoch war anderer Meinung, machte sich auf die Suche nach Martin und fand ihn letzten Endes in einem Gänsestall. Durch das laute und aufgeregte Geschnatter der Gänse verraten, konnte Martin gefunden und geweiht werden. Dies ist eine von vielen Legenden, die sich um die Entstehung des traditionellen Martinsgansessens rankt. Der Brauch ist noch immer bekannt und wird in vielen Haushalten gepflegt.
»Regen mögen unsere Gänse nicht. Wind, Frost und auch Schnee und Eis machen den Tieren dagegen überhaupt nichts aus.« Die Gans ist ein reines Weidetier und frisst sich für den Herbst und Winter naturgemäß ihr Fettpolster an, um gut über die nahrungsarme Zeit hinweg zu kommen. So hat sich eine ausgewachsene Weihnachtsgans gut und gerne ein ganzes Kilo Fett angefressen, bevor sie am Jahresende als
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Braten in den Ofen wandert. Die Gänse schmecken jetzt am besten, sind am gehaltvollsten und liefern beim Ausbraten jede Menge Fett zur Herstellung von leckeren Saucen oder Gänseschmalz. Üblicherweise wird die Weihnachtsgans hierzulande mit Salz, Pfeffer, Beifuss und Majoran abgeschmeckt und mit Äpfeln, Pflaumen, Rosinen oder Zwiebeln gefüllt. Die Vorlieben sind in diesem Punkt je nach Region unterschiedlich. Im Elsass beispielsweise wird die Gans traditionell mit einer Füllung aus Bratwurstmasse zubereitet und mit Sauerkraut angerichtet. Erfahrungsgemäß werden in Deutschland jeden Herbst über fünf Millionen Gänse zubereitet und verspeist – zwischen dem 11. November und Weihnachten. Von diesen gut fünf Millionen kommen aber nur ungefähr 800 000 Gänse aus deutschen Landen. Der Rest wird, zumeist tiefgefroren, aus Polen und Ungarn zugekauft. Der große Vorteil der in Deutschland aufgewachsenen Tiere ist, dass es sich in der Regel nicht um Mast-, sondern um sogenannte Freilandgänse handelt. Kenner sind sich einig, dass das Fleisch der hierzulande aufgewachsenen Freilandgans einen viel höheren Qualitätsstandard erreicht als das der osteuropäischen Mastgans. Das spiegelt sich natürlich auch im Preis wieder. „Aber wer sich schon einmal im Jahr einen Gänsebraten gönnt, der sollte sich doch für einen qualitativ hochwertigen entscheiden“, so die Meinung des Stadthägers Hans-Heinrich Harkopf. Schließlich habe die Qualität des Gänsebratens am Ende weniger mit dem Können des Kochs als mit der Aufzucht der Gans zu tun, bestätigt der Geflügelzüchter die Meinung von Gänsebraten-Exper-
ten. Die lautet: Entscheidend sind die Weide und das sogenannte „Rupfverfahren“. Außerdem ist das Muskelfleisch der Freilandgans ausgeprägter und somit zarter und das Fett heller als bei einem Tier, das sich nie bewegt und nie den Stall verlassen hat – zumindest nicht lebendig. Familie Harkopf hat sich neben der Landwirtschaft der Geflügelaufzucht verschrieben und muss bereits jeweils am Jahresanfang entscheiden, wie viele Martins- oder Weihnachtsgänse auf ihrem Hof aufgezogen werden und am Jahresende bratfertig über den Ladentisch gehen sollen. Mit 250 Stück hat sich die Kalkulation erfahrungsgemäß als passend erwiesen. So ziehen in jedem Jahr Ende Juni rund 250 flauschig gelbe Gänseküken auf dem Hof der Familie Harkopf ein. Die jungen
»Nach einem guten halben Jahr sind die Gänse ausgewachsen.«
Gänse, auch Gössel genannt, kommen direkt vom Züchter und sind mit ihren drei Wochen bereits robust und selbständig. Die Tiere benötigen keine Wärmelampe mehr und können ihre neue Heimat sofort erkunden. Die Herdentiere lieben es, die Tage im Außengehege zu verbringen, alles aufmerksam zu beobachten und zu schnattern, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. „Abends hole ich sie dann aber immer rein. Die Gänse sind clever, kennen meine Stimme genau und gehorchen gut“, weiß Gesa Harkopf aus Erfahrung zu berichten. Das nächtliche Dach über dem Kopf ist eine Sicherheitsmaßnahme. Die Geflügelzüchterin: „Nicht nur Menschen, sondern auch Füchse und Krähen lieben Gänsebraten.“ Hans-Heinrich Harkopf berichtet von Vorlieben der Gänse: „Regen mögen unsere Gänse nicht. Wind, Frost und auch Schnee und Eis machen den Tieren dagegen überhaupt nichts aus. So kann man die Gänse in der kalten Jahreszeit auch immer mal wieder vergnügt auf dem Bauch über den Schnee schlitternd beobachten und erleben welche Freude die geselligen Tiere an diesem Wintervergnügen haben.“
Nach einem guten halben Jahr sind die Gänse ausgewachsen und haben sich ihr Fettpolster angefressen. Sie sind schlachtreif. Tiere einer mittelgroßen Gänserasse wiegen dann etwa dreieinhalb bis sechs Kilogramm. Besonders große Rassen sogar sechs bis acht Kilogramm. Ganter, die männlichen Gänse, sind in der Regel etwas größer als ihre weiblichen Artgenossen. „Geschmacklich gibt es aber hinsichtlich des Geschlechts keinen Unterschied“, erklärt Harkopf und hat einen Tipp für die für den Verzehr: „Pro Person sollte man etwa ein Kilogramm Gans einplanen. Dann wird auch ein guter Esser satt.“ Die Zubereitung eines Gänsebratens mit einer Freilandgans bedarf lediglich etwas Zeit. Die Gänse, die im Supermarkt oder im Hofladen erstanden werden, sind zwar gerupft, ausgenommen, gewaschen und bratfertig, haben aber dunkles Fleisch und einen kräftigen Knochenbau, so dass Köche zu einer längeren Garzeit und einer somit sanfteren Garmethode raten. Wer sich dazu entschließt, einen Gänsebraten zuzubereiten, sollte das Fleisch zunächst kalt auswaschen, gut abtropfen lassen und eventuell abtupfen. Im Anschluss daran wird das Geflügel von innen und außen mit Salz eingerieben und nach individuellem Geschmack gefüllt. Einen Gänsebraten zuzubereiten ist gar nicht so heikel, wie viele Menschen denken und das tatsächliche Problem mitunter ein Logistisches: Der Durchschnittsbackofen im privaten Haushalt ist oftmals zu klein dimensioniert. Vielleicht bereiten darum auch nur knapp zehn Prozent der deutschen Gänseesser ihren Braten selber zu. Die meisten ziehen es vor, zum Festtagsessen in ein Restaurant zu gehen. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt. Ein Gänsebraten ist ein kulinarisches Highlight – ob gefüllt mit Pflaumen, Äpfeln und Birnen, mit Wurst oder einer Semmel-Nuss-Mix, ob mit Orangensauce, mit Rotkohl oder anderen Beilagen. Dazu passt ein halbtrockener Riesling oder ein trockener Merlot, ein Pinot Noir oder ein Châteauneuf du Pape und auf jeden Fall im Anschluss ein langer Spaziergang. Guten Appetit!
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WÜRZE | Mehr als ein Farbklecks auf der Pappe
Schaumburgs schärfste Saat Von Friederike Hagemeier
Eigentlich war es eine Schnapsidee: Drei Männern aus Einbeck schmeckte der Senf auf ihrem Teller nicht, daraufhin gründeten sie ihre eigene Senfmühle und produzieren seitdem einen Senf, der erkennbar mehr ist als ein Farbklecks auf der Wurstpappe. Das Fundament für diese Gaumenfreude liefert das Schaumburger Land, denn die hochwertige Senfsaat wird auf Albert Haakes Bioland-Betrieb in Oelbergen angebaut.
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as machen ein Unternehmensberater, ein Banker und ein Ingenieur fortgeschrittenen Alters, wenn sie gemeinsam beim Abendessen sitzen und feststellen, dass der Senf von heute auch nicht mehr das ist, was er mal war? Richtig. Sie machen ihren eigenen Senf. Und wenn, dann machen sie das Ganze auch gleich ganz richtig: Sie gründen eine GmbH, funktionieren eine alte Fleischerei um zur Senf-
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mühle, binden sich die Schürzen um und los geht’s. Ach ja, davor schauen sie noch ins Internet, wie das überhaupt geht, das Senfmachen. So geschehen im beschaulichen Städtchen Einbeck vor gut vier Jahren. Mittlerweile wurden die drei mehrfach ausgezeichnet als kulinarische Botschafter Niedersachsens, das Magazin „Der Feinschmecker“ feiert ihren Senf in allen möglichen Superlativen, sie liefern den Senf zum Diplomaten-Grünkohlessen der
niedersächsischen Landesregierung in Brüssel (im handbemalten Einbecker Senftöpfchen, versteht sich), sie veranstalteten das erste Einbecker SenfSymposium, ein Kochbuch in Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Landfrauen befindet sich im Druck und, ja, es deutet vieles darauf hin, dass das noch lange nicht alles ist, was die Herren zum Thema Senf hinzuzufügen haben. Siegfried Kappey, Rainer Koch und Bodo Rengshausen ha-
ben mit ihrem Senf in kürzester Zeit eine Erfolgsgeschichte hingelegt, die sich sehen lassen kann. Und die neugierig macht. Was hat ihr Senf, was ein anderer nicht hat? Siegfried Kappey, Geschäftsführer der Einbecker Senfmühle GmbH, ist augenblicklich in seinem Element: „Unser Senf ist keine Zugabe zu irgendeinem Würstchen, sondern ein Würzmittel, das verloren gegangen ist, und in der guten Küche endlich wiederentdeckt wird.“
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Die drei von der Senfmühle: Rainer Koch (von links), Siegfried Kappey und Bodo Rengshausen.
Denn: „Die regionale Bio-Qualität der Rohstoffe und das kalte Mahlverfahren sind Garanten für den typischen Senfgeschmack, den es aus der industriellen Tube nun mal nicht gibt.“ Senfsaat, Essig, Wasser, Zucker, Salz und Gewürze. Mehr braucht ein guter Senf nicht. In der Einbecker Senfmühle kommt noch ganz viel Herz dazu, das ein potenzieller Lieferant erstmal erobern muss, um überhaupt liefern zu dürfen. „Wir kaufen nur bei Menschen, die wir persönlich kennen, denen wir vertrauen und deren Produkte unseren hohen Ansprüchen gerecht werden“, ist sich das Senf-Trio einig. So stammt das mineralreiche
»Nach zwei Tagen Quellzeit beginnt die Vermahlung in der Senfmühle mit schweren Granitsteinen.«
In Einbeck drehen sich die Räder mit schwerem Granitstein: Siegfried Kappey (links) kippt die Maische nach zwei Tagen Quellzeit in die Mühle.
Manufaktur bis zum Etikett: Unter der Woche wird in der Senfmühle ab 7 Uhr produziert. Hier gibt’s den Einbecker Senf • Bio bringts, Jens Thieme, Stadthagen • Harkopfs Hofladen, Stadthagen • Naturkost Stadthagen • Edeka Feinkost Tietz, Stadthagen • Fleisch-Wurst-Feinkost Mühe, Luhden • Reformhaus Sabine Korf, Rinteln • Bredemeiers Bauernlädchen, Auetal Kontakt: Einbecker Senfmühle Knochenhauer Straße 26-28 37574 Einbeck Telefon 05561-971673 www.einbeckersenf.de
Salz aus der Saline Luisenhall in Göttingen, der Honig von einem Imker aus Uslar und die Suche nach der besten Senfsaat führte die Männer ins Schaumburger Land zu Albert Haake in Auetal. Sein Bioland-Betrieb auf dem Gut Oelbergen bietet das Fundament für die schonende, kaltvermahlene Senfverarbeitung. Die Körner werden zunächst gesäubert, geschrotet und dann mit Weinessig, Wasser, Rübenzucker und Salz zu einer Senfmaische verarbeitet. Nach zwei Tagen Quellzeit beginnt die Vermahlung in der Senfmühle mit schweren Granitsteinen. Entscheidend für die Qualität des Produkts ist die Kaltvermahlung, denn „nur so behält der Senf seine wertvollen, gesundheitsfördernden Wirkstoffe, damit wir auf Zusatzstoffe komplett verzichten können“, wissen die drei. Und Kaltvermahlung bedeutet, dass die Senfkörner nicht entölt werden (und das Öl etwa in die Kosmetikindustrie weiterverkauft wird), sondern mitsamt ihren hochwertigen Inhaltsstoffen bei nicht mehr als 30 Grad sorgfältig vermahlen werden.
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Gelben, braunen und schwarzen Senf baut Albert Haake auf seinen Flächen im Schaumburger Land an: Die schwarze Senfsaat sorgt für die richtige Würze im Glas.
An der Farbe des Etiketts erkennt der Feinschmecker, wofür der Senf steht: Rot für Schärfe, Grün für Kräuter, Blau für Süße, Gelb für den herzhaften Geschmack. Basissenf (gelbes Etikett) ist der mittelscharfe Küchensenf. Siegfried Kappey: „So schmeckt Senf. Punkt.“ Mit Chili gewürzt mutiert er zum eleganten Begleiter im roten Etikett, mit Bohnenkraut, Estragon und Bärlauch wird das Etikett grün, die nordische Note in Blau verleihen Honig, Zimt, Sultaninen oder auch Koriander. Und dann ist da noch „Henrys Echter“, eine kulinarische Referenz an die Einbecker Senffabrik Henry Dähnhardt, in der zwischen 1923 und 1950 bereits hochwertige Senfprodukte gefertigt wurden. „Dieser Tradition fühlen wir uns beim Senfmachen verpflichtet“, so Kappey. Allerdings schaffen es Kappey, Koch und Rengshausen mittlerweile nicht mehr allein, die Nachfrage nach ihrem Senf zu bedienen. Jeden Samstag sollte Senf gemacht werden – so lautete einst der Plan der Senfmacher, die ja alle drei bereits auf eine beachtliche Karriere im Berufsleben zurückblicken. Heute beschäftigen sie vier Vollzeitkräfte, die unter der Woche täglich zwischen 7 und 14 Uhr Senf produzieren, der im eigenen Laden, im Onlineshop und in diversen Fachgeschäften in ganz Niedersachsen verkauft wird. Und nachmittags finden in der Senfmühle Führungen statt. Mit anschließender Senfverkostung. Aber ihrem Samstagsplan sind die drei doch irgendwie treu geblieben: Jeden Samstag stehen sie persönlich in ihrem Laden hinter dem Tresen und verkaufen Senf. Und dabei erzählen sie liebend gern von ihrer Schnapsidee, eine eigene Senfmühle zu gründen.
Senfanbau im Schaumburger Land Der Senf ist eine Sommerfrucht, bereits leichter Nachtfrost ist tödlich für den Korbblütler. Anfang April sät Albert Haake auf den Auetaler Flächen seines Biolandbetriebes dreierlei Sorten Senf: Den gelben, den braunen und den schwarzen. 80 bis 90 Prozent aller Senfe werden aus gelber Senfsaat hergestellt, Ergebnis ist der sogenannte mittelscharfe Senf. Mischt man braune Saat hinzu, erhält der Senf mehr Schärfe, kommt schwarze dazu, wird er würziger. Senf benötigt einen „garen Boden“, also einen lockeren mit Nähr- und Stickstoffen versehenen Boden, den ihm Haake auf seinen Feldern auch bieten kann. Ärgster Feind im Schaumburger Land ist seit 20 Jahren der Rapsglanzkäfer, der sich ab 15 Grad Außentemperatur ausbreitet und sich von Senfblüten ernährt. So kann die Pflanze keine Körner mehr bilden, was für Albert Haake im vergangenen Jahr für einen Totalausfall sorgte. Allerdings gibt der ökologische Landbau derzeit noch kein Mittel gegen den Schädling her. Senf wird im August mit handelsüblicher Mähdreschertechnik geerntet und lässt sich, wenn die Früchte gut durchgetrocknet sind, problemlos lagern.
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Nichts bleibt verborgen
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Aufspüren lassen sich verborgene Sehfehler mit einem Verfahren, das bundesweit nur wenige Augenoptiker anbieten: die exakte Augenglasbestimmung. Eine Methode, so präzise, dass keine noch so kleine Abweichung verborgen bleibt. Dabei bestimmt der Augenoptiker auf 1/100 Millimeter genau, wie gut sein Gegenüber bei Licht, Dunkelheit und in Bewegung sieht, wie es um Netzhaut, Sehnerv und Augenhintergrund bestellt ist oder ob beispielsweise eine Winkelfehlsichtigkeit vorliegt. Bei dieser Sehstörung, auch unsichtbares Schielen genannt, liegt der gemeinsame Fokus beider Augen nicht zentral, sondern leicht versetzt. Diese Abweichung gilt bei Kindern als häufige Ursache für ADHS und Legasthenie, lässt sich aber mit einer Prismenbrille gut korrigieren.
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Seelennahrung zum Fest I n den Wochen vor Weihnachten stehen viele Menschen unter Dauerstrom, ein Termin jagt den nächsten. Was für ein Kraftspender wäre jetzt eine Weihnachtsfeier mit Wellnessfaktor? Im Team etwas unternehmen und dabei in angenehmer Atmosphäre mal zur Ruhe kommen? Wellnessparty – so lautet das Stichwort, unter dem man sich im Moorbadehaus Bad Nenndorf im Kreise von Kollegen oder Freunden mitten im Weihnachtstrubel ein paar entspannende Stunden gönnt. Das Wohlfühl-Erlebnis für vier bis sechs Personen besteht aus Kosmetikbehandlungen, Bädern, Peelings und Massagen, dazu werden wahlweise ein Glas Sekt oder Wellnessbier serviert, knackiges Obst und frische Rohkost. Für die kurzen Wege innerhalb des Badehauses gibt’s für jeden Gast einen kuscheligen Bademantel und federleichte Schläppchen, ebenso gehört ein weiches Saunatuch zum Wellness-Outfit. Auch allein oder zu zweit taucht man hier relaxt in die Adventszeit ein: etwa in ein Cleopatrabad aus Milch, Honig und duftenden Ölen für sie, während er in der Nachbarwanne ein Bad aus Gerstensaft genießt. Möglichkeiten gibt es reichlich im Nenndorfer Moorbadehaus, und wem in den Wochen vorm Fest tatsächlich keine Auszeit möglich ist, der wird vielleicht mit einem Gutschein beschenkt – für Wohlbefinden in der Zeit zwischen den Jahren.
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SCHMUCKSTÜCK | Mit dem Boxer im Heck
Der Käfer im Wer hätte das gedacht? Steinhude ist bekannt für sein Meer und seinen Aal, aber dass der Ort in Fachkreisen auch dafür bekannt ist, dass hier jedes Ersatzteil für einen Karmann Ghia erhältlich ist – das ist doch neu, oder? Ein Besuch bei Welf Brandes in Steinhude.
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Galakleid Von Friederike Hagemeier
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r ist immer noch chic, lässig und elegant, auch wenn er heute vielleicht nicht mehr der Herzensbrecher ist, der er einmal war. Doch bevor hier weiter über den Karmann Ghia berichtet wird, ist für Welf Brandes ein Wort zur Artikulation seines Lieblings unerlässlich: Der Sportwagen, der unter seinem Blechkleid italienischen Charme und deutsche Wertarbeit vereint, spricht sich „Gia“ und nicht „Dschia“. Denn das Coupé, das es ab 1958 auch als Cabriolet gab und so schön nach VW Käfer klingt, wurde bei der Turiner Karosseriebaufirma Ghia (und
das spricht der Italiener nun mal „Gia“)entworfen, die Serienproduktion übernahm seinerzeit die Osnabrücker Firma Karmann. Das mal vorneweg. Wenn Welf Brandes von seinem pastellgelben Karmann Ghia Typ 14 erzählt, gerät er immer noch ins Schwärmen. Auch wenn er den Wagen schon lange nicht mehr besitzt. „Der Karmann war ein absoluter Sympathieträger – chic, billig, lieferbar und an jeder Ecke zu reparieren“, erzählt der 55-jährige Rechtsanwalt.
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Lampentopf im Kotflügel und Tür außenhaut sind Ersatzteile aus der Fabrikation von Welf Brandes.
Kein Schnickschnack am Armaturenbrett. Das ist Purismus pur.
Allein schon der Sound: Luftgekühlt rumpelte der Boxer im Heck – mit maximal 50 PS. Herrlich. Für Welf Brandes bis heute das einzig wahre Antriebskonzept. Auch seinen silbernen „Großen Karmann“, einen Typ 34, besitzt er nicht mehr. Was er hingegen besitzt, das sind die Ersatzteile. In seinem Steinhuder Lager findet sich alles, was ein Karmann-Tüftler benötigt - und was nicht da ist, kann Brandes besorgen. Vom Dichtungsgummi bis zur Türhaut, von der Frontmaske bis zum Lampentopf. Und das, obwohl der letzte Karmann bereits 1974 vom Band gegangen ist.
Dafür benötigt auch er dann schon mal zwei Jahre Detektivarbeit. Angefangen hat alles während des Jurastudiums in Hannover, als Brandes mit seinem Bruder eine kleine Werkstatt eröffnete. Die Jungs hatten Spaß am Tüfteln und entsprechend wurde ihre Werkstatt zu einem Treffpunkt für Tüftler. Irgendwann Mitte der 80-er Jahre kam ein Kunde mit drei Karmann Ghias, für die er dringend Ersatzteile benötigte. Brandes begann zu recherchieren und fand schließlich einen kleinen Betrieb, dem er acht Tiefzieh-Pressen abkaufen konnte. Die Formen für die Reparaturbleche hat Brandes nachbauen lassen. Von diesem Zeitpunkt an produzierte er die ersten Karosserieteile in Eigenregie, in den Folgejahren weitete Brandes sein Programm aus und wurde europaweit zum größten Ersatzteile-Lieferanten für die Oldtimer aus dem Hause Karmann. Heute hat er die Pressen längst nach Dänemark verkauft und die Produktion somit abgegeben. Aber den Handel betreibt er nach wie vor. „Ich kriege jedes Teil“, ist sich Brandes sicher. Einzig die Teile von vor 1959 sind teilweise schwierig zu beschaffen. Dafür benötigt auch er dann schon mal zwei Jahre Detektivarbeit.
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So kam es dazu, dass aus Steinhude sogar einmal eine Frontscheibe für einen „Großen Karmann“ Typ 34 nach Indien exportiert wurde. Die Scheibe hat den Transport auf dem Luftwege überlebt, anschließend viele hundert Kilometer im LKW überstanden, als sie jedoch schließlich im Bestimmungsort für die letzten Meter auf einen Esel verfrachtet werden musste, zerbrach sie. „Dreimal innerhalb von drei Monaten musste das Szenario wiederholt werden, bis die Scheibe endlich heil an Ort und Stelle angekommen war“, erinnert sich Brandes an eine besonders schräge Geschichte seines Ersatzteil-Handels. Heute ist das Geschäft ruhiger geworden. Ganz klar, ein Oldtimer, der einmal restauriert worden ist, scheidet als potenzieller Kunde aus. Die Autos werden höchstens mal für eine Im Sommer „kübelt” Welf Brandes ohne Dach und Rallye rausgeholt, an- Windschutzscheibe durch Steinhude. sonsten stehen sie in Watte gepackt in einer beheizbaren Garage. „Heute gibt es vielleicht noch 5000-8000 Karmann Ghias“, sagt Brandes. Genau könne man das jedoch nicht beziffern. Aber ein kleines Sahnestückchen hat er sich doch noch aus diesen bewegten Zeiten aufbewahrt: Einen Kübel (in der Traumfarbe indio-gold-metallic), auch bekannt als Kurierwagen der Bundeswehr. Da er auf dem Plattformrahmen des Karmann Ghia basiert und auch genau so klingt, ist er doch irgendwie auch ein kleiner Karmann. Wenn auch etwas underdressed.
Ein Typ 14 vor dem niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg. Laut Firmenangabe wurden 385.803 Coupés gebaut.
Ein Karman Ghia Cabriolet (Typ 14) in rot.
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ie neue Audi A3 Limousine ist derzeit der Hingucker im Autohaus Sölter in Stadthagen. Durch und durch sportlich, elegant und selbstbewusst präsentiert sich der Audi A3, der durch seine coupéhafte Leichtigkeit den Namen „Limousine“ ganz neu definiert.
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