Trauerratgeber vom 28.10.2011

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Ihr Trauerratgeber

Eine Verlagsbeilage der Schaumburger Nachrichten, der Schaumburger Zeitung und der Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung | 28. Oktober 2011


Ihr Trauerratgeber

Unterstützung in schwieriger Ausnahmesituation Sehr geehrte Leserinnen und Leser. Menschen, die von einem Todesfall betroffen sind, befinden sich in einer extremen Ausnahmesituation. Verlustängste, Rat- und Hilflosigkeit, Verzweiflung und die Sorge um die persönliche Zukunft bestimmen plötzlich den Alltag. Gerade in dieser Phase ist es wichtig, dass man nicht allein ist, dass es nahestehende Menschen gibt, die beim Umgang mit der Trauer helfen. Manchmal überwiegen dennoch Verzweiflung und Ohnmacht – obwohl Tod und Trauer feste Bestandteile des Lebens sind. Ob am Todestag, zum Geburtstag, bei der Erinnerung an gemeinsame Orte und Erlebnisse: Momente der Trauer können ganz plötzlich wieder auftreten – manchmal erst nach Jahren oder Jahrzehnten. Mit der inzwischen dritten Ausgabe unseres Trauerratgeber wollen wir Betroffenen

Arne Frank.

Foto: rg

einmal mehr ein wenig Unterstützung für solch schwere Stunden geben. Die Resonanz unserer Leserschaft in den vergangenen beiden Jahren hat uns dazu bewogen, das Thema Sterben auch in diesem Jahr wieder redaktionell aufzugreifen. Bei dieser Neuauflage handelt es sich jedoch nicht um eine Aktualisierung. Stattdessen wollen wir in und mit diesem

Trauerratgeber andere und neue Schwerpunkte setzen. So geht es unter anderem um die Frage, wie man seinen Angehörigen in der letzten Phase seines Lebens noch Wichtiges und bislang Unausgesprochenes auf den Weg gibt. Auch erläutern wir, worauf man bei den Gesprächen mit dem Bestatter achten sollte. Was Blumen als Symbole für Erinnerungen aussagen, lesen Sie ebenfalls in dieser gemeinsamen Verlagsbeilage der Schaumburger Nachrichten, der Schaumburger Zeitung und der Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung. Und nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Art der Bestattung. In diesem Trauerratgeber erfahren Sie, welche Möglichkeiten es in Deutschland gibt – und welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Varianten mit sich bringen. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für schwere Stunden. Arne Frank Verlagsleiter

IHRE HELFER IM TRAUERFALL Diese Bestattungsinstitute stehen Ihnen jederzeit mit Rat und Hilfe zur Verfügung.

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Es gibt kein Richtig oder Falsch Trauerbewältigung ist eine sehr persönliche Angelegenheit – und jeder tut es auf seine Weise Trauern zu können, ist nicht selbstverständlich. Mit dem Schmerz umzugehen, fällt vielen Menschen schwer. Rituale, die früher dabei geholfen haben, funktionieren heute oft nicht mehr. Gesprächsgruppen können eine zeitgemäße Alternative sein – alternativ auch Kochkurse. Der Verlust eines Angehörigen oder guten Freundes ist fast immer schmerzhaft. Dass Sterben und Tod in unserer Gesellschaft oft kaum noch sichtbar sind, ändert daran wenig. Im Gegenteil: „Heute wissen die Leute gar nicht mehr, was Tod ist“, sagt Fritz Roth, Gründer einer Trauerakademie. „Und wir wissen nicht mehr, uns auszudrücken, wenn es um Tod und Sterben geht.“ Das mache das Trauern noch schwieriger. „Der Tod eines nahen Menschen ist wie eine Amputation“, sagt Roth. „Und wenn mir ein Bein amputiert wird, komme ich aus dem Tritt.“ Was Trauernde dann am wenigsten gebrauchen können, sind gute Ratschläge. „Meist sind die auch mehr Schläge als Rat.“ Aufmunterungen wie „Warte mal ab, wird schon wieder“ sind dann überflüssig. Wichtig sei vielmehr, dass Trauernde „ankommen

Impressum Ihr Trauerratgeber Gemeinsame Herausgeber: Schaumburger Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Am Markt 12-14, 31655 Stadthagen / C. Bösendahl GmbH & Co. KG, Klosterstraße 32/33, 31737 Rinteln / Grimmesche Hofbuchdruckerei, Lange Straße 20, 31675 Bückeburg Redaktion: Uwe Graells (verantwortlich), Stefan Reineking, Holger Buhre Produktion/Layout: Holger Buhre Titelgestaltung: Vera Elze Anzeigen: Arne Frank (verantwortlich)

Jeder Verlust schmerzt: Trauer braucht deshalb Zeit. Oft dauert es viele Monate und manchmal sogar Jahre, um sie zu überwinden. Foto: pr. und sich fallen lassen können“. Eine Adresse dafür sind Gesprächskreise für Trauernde – an Roths Trauerakademie gibt es aber auch Kochkurse: „Wir stellen da gemeinsam ein Menü zusammen, gehen auf den Markt einkaufen und kochen dann.“ Viele alte Rituale sind inzwischen fast vergessen: das Aufbahren des Toten in dessen Haus, die schwarze Trauerkleidung oder regelmäßige Gottesdienste für den Verstorbenen. „Oft gab es dabei einen engen Bezug zur Kirche, zum Teil waren diese

Traditionen auch sehr rigide“, sagt der Psychoanalytiker Peter Marx. „Eine Witwe war eben verpflichtet, ein Jahr Schwarz zu tragen.“ Das alles ist längst nicht mehr so – aber die verschwundenen Rituale haben ein Vakuum hinterlasssen. Langsam füllt es sich mit neuen Formen der Trauerbewältigung. Dazu kann auch gehören, dass Freunde bei der Beerdigung das Lieblingsstück des Toten von Pink Floyd spielen oder am ersten Todestag Teelichter auf den Grabstein stellen.

„Ich finde es gut, wenn es immer mehr Möglichkeiten gibt, seinen Weg für den Umgang mit Trauer zu finden“, sagt Marx. Dabei gebe es kein Richtig oder Falsch. „Aber man muss wissen: Trauer braucht seine Zeit.“ Das sieht auch Ulla Steger so: „Viele denken, dass der Trauerprozess ungefähr ein Jahr dauert“, erklärt die Psychologin und Psychotherapeutin. „Aber die Trauer ist nach dem ersten Todestag nicht vorbei.“ Manchmal sei das zweite Jahr noch viel schlimmer als das erste – auch weil die Trauernden selbst oft hofften, ihr Schmerz sei dann weg. „Und dann fallen sie in ein ganz tiefes Loch, wenn sie merken, das stimmt nicht.“ Freunde und Bekannte sollten aber nicht versuchen, Trauernde gegen deren ausdrücklichen Willen zu Aktivitäten zu überreden. „Man muss akzeptieren, wie sich der Trauernde verhält“, sagt Marx. Der Vorschlag, mal wieder mit zum Sport oder ins Kino zu kommen, sei aber völlig in Ordnung. Ideal sei, einfach für den Trauernden da zu sein und ihm zu signalisieren: „Wir freuen uns, wenn du kommst. Aber wir haben Verständnis, wenn es dir zu viel wird.“ r


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Am Ende zählt nur Bares Erbstreit um den Pflichtteil: Regelungen sollten zu Lebzeiten getroffen werden Erben und erben lassen? Wenn das so einfach wäre. Der Pflichtteil ist der größte Zankapfel im Erbrecht. Erbittert gestritten wird um das Wer und das Wieviel. Am Ende zählt Bares. Dass es im Streit um den Pflichtteil am Ende ausschließlich um Geld geht, gehört zu den wenigen sicheren Sachen. „Der Pflichtteil ist immer nur ein Geldanspruch“, stellt Klaus Michael Groll fest, Gründungspräsident des Deutschen Forums für Erbrecht. Wunschträume von Schmuck, Immobilien oder Gemälden lässt der Jurist gleich platzen: „Eigentum an Nachlassgegenständen erhält der Pflichtteilberechtigte nicht.“ Der Krach beginnt erfahrungsgemäß viel früher: mit der Frage, wem der Pflichtteil zusteht. In der Regel sind das Ehepartner, eingetragene Lebenspartner, Kinder oder Enkel des Erblassers. Dessen Eltern kommen zum Zuge, wenn weder Kinder noch Enkel – im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) heißen sie Abkömmlinge – da sind. Geschwister, Stief- oder Schwiegerkinder gehen laut BGB leer aus. Anspruch haben diejenigen, die im Testament nicht bedacht worden sind. Sie haben drei Jahre Zeit, ihren Anspruch geltend zu machen. Bei zwei Kindern und einem Nachlass von rund 100 000 Euro sind dies 12 500 Euro pro Kopf, sofern die Eheleute in einer Zugewinngemeinschaft lebten. Diesen Betrag müsste zum Beispiel eine vom Ehemann zur Alleinerbin eingesetzte Mutter jedem ihrer beiden Kinder zahlen. Ein Einzelkind bekäme 25000 Euro. Beim Punkt „Wie viel ist das Erbe wert“ droht der nächste Konflikt. Pflichtteilsberechtig-

Wer bekommt welchen Teil vom Erbe? Über diese Frage bricht oft Streit aus. Erblasser sollten daher schon zu Lebzeiten entsprechende Regelungen treffen. Foto: pr. ten steht Auskunft über den Nachlass zu. „Mit den Angaben hält der Erbe aber oft hinter dem Berg“, sagt Groll. Schließlich will er möglichst wenig zahlen. Nach der Erfahrung des Traunsteiner Amtsrichters Ludwig Kroiß wird hier vielfach geflunkert. Bei Zweifeln bleibt der Weg zum Gericht. „Auskunft, Wertermittlung und Zahlung – alle drei Sachen können in einer Klage geltend gemacht werden.“ Meist wird jedoch zunächst mit Hilfe von Gutachtern der Nachlasswert ermittelt. Jeder Beteiligte kann eigene Sachverständige beauftragen. Und die kommen häufig zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Der Rechtsanwalt Andreas Frieser berichtet von einem Fall, in dem die Bandbreite für ein Unternehmen zwischen „null und mehreren Millionen schwankte.“ Finanziert werden die Gutachten aus dem Erbe. Die vermeintlich gut gefüllte „Kriegs-

kasse“ Nachlass ist für Frieser, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein, ein Grund, warum so hartnäckig um den Pflichtteil gekämpft wird. Die Ursachen liegen jedoch tiefer. „In der Regel hat es vorher schon in der Familie rumort.“ Deshalb ist das Thema aus Juristensicht heikel. Trotzdem empfehlen sie Eltern, zu Lebzeiten mit ihren Kindern darüber zu reden. Sonst kann das Auszahlen des Pflichtteils zum existenziellen Problem werden: Woher soll die Mutter, die lediglich das vom Mann geerbte Eigenheim besitzt, das Geld nehmen, um ihre Kinder auszuzahlen? Häufigste Konsequenz: Verkaufen. Eine einvernehmliche Lösung ist der Pflichtteilsverzicht. Kinder erklären sich zu Lebzeiten der Eltern bereit, nach deren Tod keinen Pflichtteil zu beanspruchen. Als Gegenleistung bieten die Eltern eine Abfindung an, die sofort bezahlt

wird und deren Höhe sich am Vermögen orientiert. Davor steht eine psychologische Hürde: „Eltern fällt es oft schwer, Kindern den Besitz zu offenbaren“, sagt Groll. Vorteil der Lösung: Es gibt kein Warten auf den Tod. Die Kinder haben zu Lebzeiten etwas auf dem Konto oder erhalten wertvollen Besitz. Vater und Mutter können beruhigt mit dem Rest ihres Vermögens machen, was sie wollen, weil der alleinerbende Partner vor späteren Ansprüchen geschützt ist. Ein Pflichtteilsverzicht muss notariell beurkundet sein. Eltern können ihren Abkömmlingen auch testamentarisch den Verzicht auf den Pflichtteil verordnen. Dazu genügen Formulierungen wie „Es ist unser Wunsch, dass die Kinder ihren Pflichtteil nicht verlangen“, gepaart mit der Daumenschraube „Wer dagegen verstößt, bekommt auch im Schlusserbfall nur den Pflichtteil.“ Früher galt dies Groll zufolge als unfreundlicher Akt. Heute werden die Sätze häufiger genutzt, „weil Eltern an ihre eigene Versorgung denken.“ Eine andere Option ist die Schenkung. Um zu verhindern, dass der Erblasser „sich arm schenkt“, ist sie an bestimmte Bedingungen geknüpft, erläutert Frieser. Unter anderem werden Schenkungen, die innerhalb einer Zehnjahres-Frist erfolgen, bei der Berechnung des Pflichtteils berücksichtigt. Die Frist greife aber nicht, „wenn der Schenkende noch die Hand auf dem Geschenk hat“. In der Praxis heißt das: Behält sich Vater die Nutznießung des verschenkten Eigenheims vor, wird dessen Wert voll in die Berechnung des Pflichtteils einbezogen. r


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Aussöhnen statt aufwühlen Wenn das Ende des Lebens naht, wollen viele Sterbende ihren Angehörigen noch etwas sagen Manche Geheimnisse werden mit ins Grab genommen. Andere werden am Sterbebett enthüllt. Wer seinen Angehörigen noch Wichtiges mitteilen möchte, sollte damit aber nicht bis zuletzt warten. Denn manche Enthüllung verändert deren bisheriges Leben. 60 Jahre lang hatte sie das Geheimnis bewahrt. Erst auf dem Sterbebett konnte Ursula Müller (Name geändert) ihrer Tochter die Wahrheit sagen: Ihr biologischer Vater sei in Wirklichkeit ein Soldat gewesen, die Schwangerschaft die ungewollte Folge einer Vergewaltigung auf der Flucht während des Zweiten Weltkriegs. Gut gehütet zu Lebzeiten, schien es der alten Frau am Schluss unmöglich, Ungesagtes mit ins Grab zu nehmen. Zuerst überwog für die Tochter der Schock. Letztlich war die Offenbarung aber wie ein Schlüssel, der das schon immer unterkühlte Verhältnis zu ihrem vermeintlichen Vater erklärte. Die letzte Lebensphase lässt Dinge, die Sterbende ihren Hinterbliebenen nie anvertrauen wollten, auf einmal in einem anderen Licht erscheinen. Doch was kann den Angehörigen zugemutet werden? Und in welcher Form vermittelt man lange Zurückgehaltenes am besten? Geheimnisse und verschwiegene Dinge haben durchaus Einfluss auf den Sterbeprozess. Denn was aufwühlt, wirkt oft wie ein Anker, der die im Sterben Liegenden im Leben hält. „Meine Erfahrung ist: Bevor etwas nicht gesagt wird, stirbt die Person nicht“, sagt die Psychoonkologin Monika Renz. Diese Einschätzung teilt auch

In einem Brief können Sterbende ihren Angehörigen noch wichtige Dinge mitteilen. Wenn sie sich über das Geschriebene noch mit ihrer Familie austauschen wollen, sollten sie ihn aber nicht zu lange unter Verschluss halten. Foto: pr. Christel Grimm von der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (IGSL): „Menschen, die schwer beladen sind, tun sich schwer, loszulassen.“ Wenn Grimm Sterbende nach dem Grund fragt, warum ein bestimmtes Thema nicht schon früher behandelt wurde, lautet die Antwort häufig: „Ich habe Angst, dass der andere es nicht verkraftet.“ Ganz unbegründet ist das nicht: Für die Angehörigen ist es eine Belastung, zusätzlich zum nahenden Tod eine eventuell lebensverändernde Information verarbeiten zu müssen. Deshalb sei es wichtig, den Zeitpunkt der Enthüllung nicht zu weit hinauszuschieben: „Sonst bleibt keine Zeit mehr, noch einmal darüber zu sprechen“, sagt sie. Sterbende sollten deshalb bedenken, dass sie die Wirkung ihrer Äußerungen unter Umständen nicht mehr korrigieren können: „Zum Beispiel

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können Vorwürfe nicht mehr relativiert werden. Das kann für das Leben der Hinterbliebenen zerstörerisch sein“, erklärt der emeritierte Psychologie-Professor Leo Montada. Deshalb sollten Sterbende vor einem Gespräch versuchen, sich in den Empfänger der Mitteilung hineinzuversetzen. Zudem sollten sie sich bewusst machen, welche Ziele sie mit ihren Worten erreichen wollen und was andererseits für ein Verschweigen sprechen würde. Wenn Sterbende etwas zu Papier bringen möchten, sollten sie den Brief besser nicht bis zuletzt zurückhalten. Denn dann besteht laut Montada keine Chance mehr, die Folgen zu mildern. Wollen Menschen sich durch ihre Erzählung in erster Linie erleichtern, ist es manchmal besser, jemand anders einzuweihen. „Es passiert sehr häufig, dass wir Sterbebegleiter etwas erzählt bekommen, auch

wenn wir den Inhalt nicht immer einordnen können“, sagt Grimm. Gegenüber den Angehörigen bestehe aber Schweigepflicht. In vielen Fällen dränge die Wahrheit aber in den letzten Stunden hervor und richte sich direkt an die Angehörigen, sagt Renz: „Die Abwehrmechanismen werden schwächer, Ambivalenzen weichen einem inneren Frieden.“ Die Ehrlichkeit muss dabei aber nicht immer schockieren: „Viele Angehörige sind sehr berührt durch die Enthüllungen und empfinden eine große Nähe zum Sterbenden.“ Um sich überhaupt darüber klar zu werden, was vor dem Tod noch gesagt oder geklärt werden muss, sollte man frühzeitig damit anfangen. Das Schreiben der Patientenverfügung bietet dazu eine gute Gelegenheit: „Zum Beispiel bei der Frage, wer später als Betreuer eingesetzt werden soll. Da tun sich bei einigen schon Risse auf“, sagt Grimm. „Zum Beispiel, wenn klar wird, dass nicht zu allen Kindern Kontakt besteht.“ Nicht immer gelingt Sterbenden und Angehörigen eine richtige Aussprache. Ausgesprochenes bleibt unklar, Groll oder Verbitterung überwiegen. Ein Anrecht auf letzte Wahrheiten oder Erklärungen haben Angehörige jedoch nicht. Vor allem von Menschen, die sich ein Leben lang schwer mit dem Kommunizieren getan haben, ist nicht viel zu erwarten: „Wenn 40 Jahre nicht miteinander geredet wurde, kommt es in den letzten Tagen oder Wochen auch nicht mehr dazu“, sagt Grimm. r


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Den Tod nicht aus dem Leben ausklammern Es ist nicht immer einfach, die geeignete Bestattungsart zu finden / Gut, wenn sich der Versttorbene zu Lebzeiten dazu geäußert hat Einäschern oder im Sarg beisetzen? Vor dieser grundlegenden Entscheidung stehen viele Angehörigen im Trauerfall. Gut, wenn sich der Verstorbene zu Lebzeiten dazu geäußert hat – noch besser, wenn die Hinterbliebenen mit seinem Wunsch gut weiter leben können. Wenn jemand stirbt, sind es in der Regel die nächsten Angehörigen, die sich um die Beisetzung des Toten kümmern. Im Idealfall haben sie von ihm zu Lebzeiten erfahren, wie er bestattet werden möchte. Doch den meisten Menschen fällt es schwer, sich mit dem eigenen Tod zu befassen. „Weil es sehr viel mit der eigenen Endlichkeit zu tun hat“, sagt die Diplompsychologin Inga Bucolo-Trappen. Sie versuchten, das Thema zu verdrängen, weil sie keine Übung im Umgang damit haben. „Mit den Themen Tod und Sterben werden wir in unserer Gesellschaft wenig konfrontiert.“ Die Folge: „Wir reden oft nicht darüber, was uns am Lebensende existenziell wichtig ist“, sagt Oliver Wirthmann vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur. Grundsätzlich sei zwar zu beobachten, dass das Thema Tod in den vergangenen Jahren immer mehr enttabuisiert und mit einer neuen Nüchternheit behandelt werde. Aber das geschehe immer auf eine virtuelle, künstliche Weise: „Es ist immer der Tod der anderen.“ Im Durchschnitt habe ein Bundesbürger lediglich alle zehn bis 20 Jahre mit einem Todesfall im engeren Familienkreis zu tun. Dennoch sei es wichtig, über das eigene Ableben nachzudenken und zu Lebzeiten darüber zu sprechen. Davon ist nicht nur Theologe Wirthmann überzeugt, sondern auch Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas.

Wer in einer Urne beigesetzt werden will, dessen Leichnam muss verbrannt werden – ein Gedanke, der nicht jedem Menschen angenehm ist.

Eine Erdbestattung ist noch immer die klassische Begräbnisform, doch der Trend ist rückläufig. Sonst sei im Trauerfall die Ratlosigkeit manchmal groß, sagt er: Wollte der Tote eingeäschert werden oder nicht? Wenn es ein Familiengrab gibt, soll er dort beigesetzt werden? Oder vielleicht doch lieber in einem Ruheforst unter einem Baum? Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Bestattung: die Erd- und die Feuerbestattung. Ihr Anteil ist in etwa gleich groß, doch die Tendenz zur Einäscherung steige, sagt Wirthmann. Helbach sieht mehre-

re Gründe dafür: „Zum einen ist es meist billiger, weil die Hinterbliebenen keinen Aufwand mit der Grabpflege haben.“ Zum anderen würden Traditionen unwichtiger. So spielen religiöse Bedenken gegen das Verbrennen immer weniger eine Rolle. Und schließlich fehlten vielen Menschen auch die familiären Bindungen: entweder weil sie keine Angehörigen mehr haben oder weil Hinterbliebene weit weg wohnen und daher das Grab nicht pflegen können. In diesen Zusammenhang ordnen die Fachleute in gewisser Weise auch den zunehmenden Wunsch nach anonymer Bestattung ein. „Das resultiert aus der Angst, dass sich später keiner mehr kümmert“, sagt Wirthmann. „So nach dem Motto: ,Es besucht mich doch eh keiner‘.“ Es handele sich um eine Art Entsorgungsmentalität, kritisiert er. Bucolo-Trappen erkennt in dem Wunsch nach Anonymität die Furcht, selbst nach dem Tod ande-

ren noch zur Last zu fallen – un nd das Bedürfnis, einen Schlussstricch zu ziehen. „Darin spiegelt sich un nsere Gesellschaft wider“, sagt siie. Aber es habe auch damit zu tun n, dass das Thema Tod gesellschafftlich weitgehend ausgeklammeert wird: „Die Pragmatik des Verbrannt- und Anonym-bestatteetwerden-Wollens ist auch ein Vorwand, sich damit nicht auseinan nderzusetzen.“ Je klarer sich ein Mensch vor seeinem Ableben geäußert hat, destto einfacher kann es für die Angehörrigen sein, im Trauerfall wichtig ge Entscheidungen zu treffen – aucch wenn Helbach zufolge im Zweiffel gilt: „Wer bezahlt, entscheidett.“ Daher dürften sich Angehörige, d die gern ein Grab zum Pflegen hätten n, über den Wunsch nach anonymeer Bestattung hinwegsetzen. „Der letzte Wille kommt dort aan Grenzen, wo die Nachfahren dam mit leben müssen“, sagt auch Wirthmann. Denn häufig sei deer Wunsch nach anonymer Bestaattung eher ein indirekter Appell aan

Fotos: pr. die Verwandten, sich eben doch zu kümmern. Wer sich aber zum Beispiel unbedingt wünscht, dass seine Asche verstreut oder die Urne auf See und nicht in einem Urnengrab

oder einer Urnenwand beigesetzt wird, bereitet seinen Angehörigen damit oft ein Problem: „Trauer braucht einen Ort“, sagt Wirthmann. In der Regel sei das der Friedhof. Doch das Grab ist nach Ansicht von Bucolo-Trappen dafür kein Muss: Wenn die Vorstellungen so weit auseinandergehen und die Angehörigen einen Kompromiss finden wollen, könnten sie sich vielleicht daheim einen Altar herrichten, regt sie an. Platz finden könne dort neben einem Bild etwa eine Locke, damit nach der Einäscherung „noch etwas Körperliches“ da ist und die Asche dennoch anonym bestattet werden kann. r

Das Grab sollte seine Bedeutung verändern

Der Wunsch nach anonymer Bestattung nimmt zu. Doch für Hinterbliebene ist es oft schwierig, damit umzugehen, dass sie keinen klar markierten Ort zum Trauern haben.

„Die Grabstätte ist meistens in den ersten drei Jahren ein Ort der Trauer“, sagt die Diplompsychologin Inga Bucolo-Trappen. Dann sollte der Hinterbliebene seine Trauer überwunden haben und das Grab als Erinnerungsort verstehen. Hinterbliebene leben oft noch 20 oder mehr Jahre weiter. Das Grab könnte dann irgendwann sogar zur Belastung werden. r


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Den Tod nicht aus dem Leben ausklammern Es ist nicht immer einfach, die geeignete Bestattungsart zu finden / Gut, wenn sich der Versttorbene zu Lebzeiten dazu geäußert hat Einäschern oder im Sarg beisetzen? Vor dieser grundlegenden Entscheidung stehen viele Angehörigen im Trauerfall. Gut, wenn sich der Verstorbene zu Lebzeiten dazu geäußert hat – noch besser, wenn die Hinterbliebenen mit seinem Wunsch gut weiter leben können. Wenn jemand stirbt, sind es in der Regel die nächsten Angehörigen, die sich um die Beisetzung des Toten kümmern. Im Idealfall haben sie von ihm zu Lebzeiten erfahren, wie er bestattet werden möchte. Doch den meisten Menschen fällt es schwer, sich mit dem eigenen Tod zu befassen. „Weil es sehr viel mit der eigenen Endlichkeit zu tun hat“, sagt die Diplompsychologin Inga Bucolo-Trappen. Sie versuchten, das Thema zu verdrängen, weil sie keine Übung im Umgang damit haben. „Mit den Themen Tod und Sterben werden wir in unserer Gesellschaft wenig konfrontiert.“ Die Folge: „Wir reden oft nicht darüber, was uns am Lebensende existenziell wichtig ist“, sagt Oliver Wirthmann vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur. Grundsätzlich sei zwar zu beobachten, dass das Thema Tod in den vergangenen Jahren immer mehr enttabuisiert und mit einer neuen Nüchternheit behandelt werde. Aber das geschehe immer auf eine virtuelle, künstliche Weise: „Es ist immer der Tod der anderen.“ Im Durchschnitt habe ein Bundesbürger lediglich alle zehn bis 20 Jahre mit einem Todesfall im engeren Familienkreis zu tun. Dennoch sei es wichtig, über das eigene Ableben nachzudenken und zu Lebzeiten darüber zu sprechen. Davon ist nicht nur Theologe Wirthmann überzeugt, sondern auch Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas.

Wer in einer Urne beigesetzt werden will, dessen Leichnam muss verbrannt werden – ein Gedanke, der nicht jedem Menschen angenehm ist.

Eine Erdbestattung ist noch immer die klassische Begräbnisform, doch der Trend ist rückläufig. Sonst sei im Trauerfall die Ratlosigkeit manchmal groß, sagt er: Wollte der Tote eingeäschert werden oder nicht? Wenn es ein Familiengrab gibt, soll er dort beigesetzt werden? Oder vielleicht doch lieber in einem Ruheforst unter einem Baum? Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Bestattung: die Erd- und die Feuerbestattung. Ihr Anteil ist in etwa gleich groß, doch die Tendenz zur Einäscherung steige, sagt Wirthmann. Helbach sieht mehre-

re Gründe dafür: „Zum einen ist es meist billiger, weil die Hinterbliebenen keinen Aufwand mit der Grabpflege haben.“ Zum anderen würden Traditionen unwichtiger. So spielen religiöse Bedenken gegen das Verbrennen immer weniger eine Rolle. Und schließlich fehlten vielen Menschen auch die familiären Bindungen: entweder weil sie keine Angehörigen mehr haben oder weil Hinterbliebene weit weg wohnen und daher das Grab nicht pflegen können. In diesen Zusammenhang ordnen die Fachleute in gewisser Weise auch den zunehmenden Wunsch nach anonymer Bestattung ein. „Das resultiert aus der Angst, dass sich später keiner mehr kümmert“, sagt Wirthmann. „So nach dem Motto: ,Es besucht mich doch eh keiner‘.“ Es handele sich um eine Art Entsorgungsmentalität, kritisiert er. Bucolo-Trappen erkennt in dem Wunsch nach Anonymität die Furcht, selbst nach dem Tod ande-

ren noch zur Last zu fallen – un nd das Bedürfnis, einen Schlussstricch zu ziehen. „Darin spiegelt sich un nsere Gesellschaft wider“, sagt siie. Aber es habe auch damit zu tun n, dass das Thema Tod gesellschafftlich weitgehend ausgeklammeert wird: „Die Pragmatik des Verbrannt- und Anonym-bestatteetwerden-Wollens ist auch ein Vorwand, sich damit nicht auseinan nderzusetzen.“ Je klarer sich ein Mensch vor seeinem Ableben geäußert hat, destto einfacher kann es für die Angehörrigen sein, im Trauerfall wichtig ge Entscheidungen zu treffen – aucch wenn Helbach zufolge im Zweiffel gilt: „Wer bezahlt, entscheidett.“ Daher dürften sich Angehörige, d die gern ein Grab zum Pflegen hätten n, über den Wunsch nach anonymeer Bestattung hinwegsetzen. „Der letzte Wille kommt dort aan Grenzen, wo die Nachfahren dam mit leben müssen“, sagt auch Wirthmann. Denn häufig sei deer Wunsch nach anonymer Bestaattung eher ein indirekter Appell aan

Fotos: pr. die Verwandten, sich eben doch zu kümmern. Wer sich aber zum Beispiel unbedingt wünscht, dass seine Asche verstreut oder die Urne auf See und nicht in einem Urnengrab

oder einer Urnenwand beigesetzt wird, bereitet seinen Angehörigen damit oft ein Problem: „Trauer braucht einen Ort“, sagt Wirthmann. In der Regel sei das der Friedhof. Doch das Grab ist nach Ansicht von Bucolo-Trappen dafür kein Muss: Wenn die Vorstellungen so weit auseinandergehen und die Angehörigen einen Kompromiss finden wollen, könnten sie sich vielleicht daheim einen Altar herrichten, regt sie an. Platz finden könne dort neben einem Bild etwa eine Locke, damit nach der Einäscherung „noch etwas Körperliches“ da ist und die Asche dennoch anonym bestattet werden kann. r

Das Grab sollte seine Bedeutung verändern

Der Wunsch nach anonymer Bestattung nimmt zu. Doch für Hinterbliebene ist es oft schwierig, damit umzugehen, dass sie keinen klar markierten Ort zum Trauern haben.

„Die Grabstätte ist meistens in den ersten drei Jahren ein Ort der Trauer“, sagt die Diplompsychologin Inga Bucolo-Trappen. Dann sollte der Hinterbliebene seine Trauer überwunden haben und das Grab als Erinnerungsort verstehen. Hinterbliebene leben oft noch 20 oder mehr Jahre weiter. Das Grab könnte dann irgendwann sogar zur Belastung werden. r


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Sarg oder Urne? So unterscheiden sich die Beisetzungsarten / Zahl der Erdbestattungen nimmt kontinuierlich ab Einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Bestatter zufolge kann sich inzwischen nahezu die Hälfte der Bevölkerung vorstellen, nach dem Tod eingeäschert zu werden. Die Zahl der Erdbestattungen geht hingegen immer weiter zurück. Lag sie 1994 noch bei 68 Prozent und 2004 bei 58 Prozent, wird laut der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas heute nur noch knapp die Hälfte der Verstorbenen als Leichnam im Sarg bestattet. Grundsätzlich muss in Deutschland jeder Tote – egal ob eingeäschert oder nicht – beigesetzt werden, und zwar im Regelfall auf einem Friedhof. Allerdings gibt es verschiedene Arten der Beisetzung. Aeternitas erläutert die Unterschiede: Erd- oder Urnen-Wahlgräber Hier kann die Grablage auf dem Friedhof in einem bestimmten Bereich beliebig ausgesucht und das Nutzungsrecht über die Ruhefrist hinaus verlängert werden. Wahlweise kann das Grab als Einzel- oder Doppelruhestätte erworben werden, so dass zum Beispiel Ehepartner gemeinsam – auch mit zeitlichem Abstand – dort beigesetzt werden können. Handelt es sich um ein Tiefgrab, werden Särge oder Urnen übereinander und nicht wie bei einem Doppelgrab nebeneinander beigesetzt. Wahlgräber werden in der Regel namentlich mit einem Grabmal gekennzeichnet und individuell gestaltet. In ein Erdwahlgrab

Die Zahl der Erdbestattungen geht in Deutschland seit den neunziger Urnenwahlgrabstätten wie diese Jahren kontinuierlich zurück. Fotos: pr. werden zusehends beliebter. dürfen zusätzlich eine, manchmal sogar bis zu vier Urnen beigesetzt werden. Erd- oder Urnen-Reihengräber Sie werden von der Friedhofsverwaltung der Reihe nach vergeben. Jeweils ein Sarg oder eine Urne findet pro Grabstelle Platz. Je nach Friedhofssatzung sind die Ruhefristen unterschiedlich lang. Sie können nicht verlängert werden. In der Regel wird das Grab namentlich gekennzeichnet und individuell gestaltet. Ähnlich verhält es sich bei Rasen- oder Wiesengräbern, die ebenfalls als Reihengräber vergeben werden. Die Grabgestaltung und -pflege entfällt hier allerdings, weil die Rasenfläche vom Friedhof gemäht wird.

Gemeinschaftsgräber Meistens handelt es sich um Urnen-, seltener um Sarggräber. Mehrere Verstorbene, die nicht miteinander verwandt sein müssen, werden einzeln auf einer einheitlich gestalteten Fläche bestattet. Gewöhnlich kümmert sich die Friedhofsverwaltung um Bepflanzung und Pflege. Ein zentrales Grabmal oder einzelne Tafeln vermerken, wer dort bestattet ist. Urnenwand Sie wird von Bestattern auch als Kolumbarium bezeichnet (lateinisch für „Taubenschlag“). Hier werden in einer Wand bis zu zwei Urnen in einzelnen Kammern beigesetzt. Eine Platte mit einer Inschrift schließt diese nach vorne ab.

Baum- oder Waldbestattung Eine biologisch abbaubare Urne wird im Wurzelbereich eines Baums – meist in sogenannten Ruhewäldern – beigesetzt. Eine wie auch immer geartete Grabgestaltung ist in der Regel nicht erlaubt. Wie bei Rasen- oder Wiesengräbern ist hier eine anonyme Bestattung möglich. Seebestattung Die Asche wird in einer Urne aus leicht löslichem Material von einem Schiff aus im Meer versenkt. Der Verstorbene muss diese Art der Bestattung ausdrücklich gewünscht und möglichst schriftlich festgehalten haben. Der Ort wird in einer Seekarte vermerkt. Allerdings kann auch eine Seebestattung anonym erfolgen. r


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Grün fürs Leben, Gelb für das Glück Was Blumen als Symbole für Erinnerungen aussagen / Viele Pflanzen haben eine Bedeutung

Stiller Abschied: Der Frieden und die Unschuld werden mit weißen Blüten wie der Lilie Rote Rosen sind Zeichen von Liebe und Zuneigung: ausgedrückt. Fotos: pr. Hier erinnern sie an einen geliebten Verstorbenen. (Fortsetzung von Seite 10) Über Farben werden weitere Aspekte ausgedrückt. Chrysanthemen stehen generell für ein langes Leben und die Liebe über den Tod hinaus, sagt James. Gelbblühende Sorten können laut Mäsing zudem noch als Symbol für den Reichtum des Lebens gedeutet werden. „Gelb ist in der japanischen Kultur die Farbe des Kaisers, und gleichzeitig steht sie als Farbe der Sonne für Wärme und Glück“, ergänzt James.

Während Rot – die Farbe von Blut – für die Liebe steht, symbolisiert Blau als Farbe des Himmels und des Wassers Treue. „Das spiegelt sich in den Namen blaublühender Pflanzen wie Männertreu, Vergissmeinnicht und Gedenkemein wider“, sagt Mäsing. Der Frieden und die Unschuld werden mit weißen Blüten ausgedrückt – meist Lilien. Grün symbolisiert vor allem im Koran das Leben. „Zugleich wird alles Grüne

als Ausdruck der Hoffnung angesehen“, sagt Mäsing. In der Farbe Lila mischten sich das als warm empfundene Rot und das kühle Blau harmonisch. „Man kann sagen, dass sich bei der Farbe Lila Liebe und Treue in vollkommener Harmonie treffen.“ Wird ein Teil des Grabes regelmäßig neu bepflanzt, bietet diese Fläche zahlreiche Möglichkeiten, die Pflanzensymbolik umzusetzen. Die Mischung kann auf diese Art und Weise ganze Lebensge-

schichten erzählen: „Bei einem Familienvater kann man zunächst auf Farb- und Pflanzenvorlieben eingehen“, nennt James ein Beispiel. Früchte würden seine Kinder symbolisieren. „War er Jäger, kann man ein Stück Baumrinde oder einen Ast auf dem Wechselbeet platzieren.“ Und sein Abschied aus dem Leben könnte so dargestellt werden: „Mit zarten Gräserrispen deutet man an, dass die Seele wie ein Schmetterling davonfliegt.“ r


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Rot für die Liebe, Blau für die Treue Was Blumen als Symbole für Erinnerungen aussagen / Viele Pflanzen haben eine Bedeutung Gräber sind den Menschen wichtig: Man hegt und pflegt die Ruhestätte der geliebten Verwandten, und vor allem nimmt man sich viel Zeit für die Auswahl der Pflanzen. Diese können mehr als nur ein hübscher Schmuck sein sie zeugen vom Leben der Verstorbenen. Pflanzen werden nicht nur zum Begrünen von Flächen verwendet, sondern auch, um Gefühle mitzuteilen. Man ordnet Pflanzen eine tiefere Bedeutung zu. „Die Symbolik hat sich daraus entwickelt, dass den Menschen an Pflanzen besondere Dinge aufgefallen sind“, sagt Christiane James, Autorin von Büchern zum Thema Grabgestaltung. „Die Eibe beispielsweise ist auf der einen Seite giftig. Daher gilt sie traditionell als Totenbaum und ist Symbol für den Tod. Gleichzeitig ist das Holz sehr hart und die Pflanze langlebig. Folglich ist die Eibe gleichzeitig Symbol für die Unsterblichkeit und Wehrhaftigkeit.“ Die Pflanzensymbolik war lange in Vergessenheit geraten, obwohl sie bereits in der frühen Geschichte der Menschheit von Bedeutung gewesen ist und sich in verschiedenen Kulturkreisen entwickelt hat. „Pflanzensymbolik ist eine der wenigen Sprachen, die international ist“, sagt Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Deutschen Friedhofskultur (VFFK). Häufig sind es Heilkräfte und Eigenschaften der PflanViele wollen mit der Grabbepflanzung etwas ausdrücken und die zen, die in der Symbolik verletzte Ruhestätte personalisieren: Das geht auch, indem man die schlüsselt werden. Darüber hinaus versteckt sich eine Lieblingsblumen des Verstorbenen aufstellt oder pflanzt.

Mischung aus Naturwissenschaft, Religion, Kulturgeschichte und Philosophie hinter den Zuweisungen. „Die herbstblühende Heide steht für Blut und Leid“, nennt James ein Beispiel. Früher haben Kriege und Kämpfe auf offenen Flächen, auf denen vielfach Heidekraut wachse, stattgefunden. „Wenn sich das Schlachtfeld im Herbst zur Zeit der Blüte rot färbte, so meinten die Menschen, dass es sich um das Blut der verwundeten und gefallenen Soldaten handelte.“ Solche Zuschreibungen suchen auch Trauernde in der Bepflanzung eines Grabes, sagt Mäsing. „Wenn man in der Situation ist, ein Grab zu bepflanzen, wird die Pflanzensymbolik zur Tür für das Handeln.“ Die Pflanzenauswahl bietet die Möglichkeit, den verstorbenen Menschen zu beschreiben, und Dinge, die einem am Herzen liegen, auszudrücken. Ein wichtiges Merkmal sei die Form der Blätter. „Das dreiteilige Blatt der Waldsteinie wird im christlichen Umfeld als Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit angesehen“, sagt die Gärtnerin James. Und Mäsing ergänzt: „Dreiteilung kann auch für Vater, Mutter, Kind sowie Sonne, Mond und Sterne stehen.“ Zudem kann die Wuchsform Gefühle zum Ausdruck bringen: „Am deutlichsten wird das bei den hängenden Bäumen, die ein Symbol für die Trauer sind“, sagt James. (Fortsetzung auf Seite 11)

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Hübsch ist nicht immer pflegeleicht Bei der Grabgestaltung sollten die Vorlieben des Verstorbenen berücksichtigt werden Wer von einem lieben Menschen Abschied nehmen muss, will ihm eine letzte Anerkennung zukommen lassen. Zum Beispiel in Form einer schön bepflanzten Grabstelle. Dabei sollte auf eine pflegeleichte Bepflanzung geachtet werden. Die Planung der Grabgestaltung soll die Vorlieben des Verstorbenen berücksichtigen. Aber auch praktische Aspekte sollten mit in die Überlegungen einfließen. Anders als im privaten Garten sind die Gestaltungsmöglichkeiten auf einem Friedhof begrenzt. „Jeder Friedhof hat seine eigene Satzung“, erläutert Roland Wagner vom Bund deutscher Friedhofsgärtner. Die Vorgaben der Satzungen zielen darauf ab, das Nebeneinander der Gräber mit ihrer individuellen Gestaltung so zu regeln, dass sich auf einer eng begrenzten Fläche niemand durch seinen Nachbarn beeinträchtigt fühlt. Wie detailliert und umfangreich die Satzungsvorgaben sind, ist unterschiedlich. Die Einschränkungen betreffen vor allem die Grabsteine, häufig aber auch die Bepflanzung. „Manche Satzungen schreiben vor, dass bestimmte Pflanzen verwendet werden sollen oder auch nicht verwendet werden dürfen. Andere regeln die Wuchshöhe“,

Die Vorlieben des Verstorbenen spielen bei der Grabgestaltung eine wichtige Rolle – aber auch die Friedhofssatzung. Foto: pr. sagt Alexander Helbach vom Verein Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Wer ein Grab anlegen und bepflanzen möchte, sollte sich also zuerst bei der Friedhofsverwaltung informieren. Friedhofsgärtner orientieren sich bei der Grabgestaltung an Faustregeln für die Aufteilung der Fläche: „Die Bodenbepflanzung nimmt etwa 60 Prozent ein, die Rahmenbepflanzung oder die Kopfgehölze 25 Prozent und die jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung etwa 15 Prozent“, erklärt Wagner.

Für die Flächenbepflanzung bieten sich Bodendecker an: Sie unterdrücken Unkraut, schützen das Erdreich vor raschem Austrocknen und erleichtern damit die Pflege enorm. Zudem ist ein immergrüner Teppich schön anzusehen und gilt als Symbol für ewiges Leben. Welche Pflanzen gewählt werden, hängt – wie im Privatgarten – von den Standortbedingungen ab. „Für sonnige Standorte bieten sich bodendeckende Rosen an“, sagt Katharina Adams von der Gesellschaft der Staudenfreunde. „Efeu und Immergrün sind

die Klassiker für Schatten oder Halbschatten.“ Liegt ein Grab unter einem Laub abwerfenden Gehölz, macht Immergrün im Herbst wenig Freude: Die Blätter müssen mühsam aus den Ausläufern herausgepickt werden. Die Golderdbeere mit ihren gelben Blüten bringt farbige Abwechslung ins Spiel. Auch Schaumblüte, Purpurglöckchen oder Steinbrecharten sind mit ihrem filigranen Blütenflor hübsche Alternativen für schattige Plätze. Noch mehr Auswahl gibt es unter den Sonne liebenden Polsterstauden: „Ideal sind Teppichthymian, Lavendel, Polsterphlox oder Blaukissen“, sagt Adams. Alternativ wird eine grüne Fläche oder auch eine Kiesfläche durch saisonale Blütenpflanzen unterbrochen. Hier kommen traditionell Vergissmeinnicht, Tränendes Herz, Stiefmütterchen, Alpenveilchen, Schneeheide oder auch Lilien zum Einsatz. Der Lebensbaum und der Buchsbaum sind wegen ihrer Symbolik beliebt. Eine Säulen-Eibe wirkt besonders edel. Wagners Tipp: „Wer die Bepflanzung nicht selbst in die Hand nehmen will, kann einen Friedhofsgärtner beauftragen.“ r

www.sn-online.de

Familienanzeigen werden stark beachtet.



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