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Jahre Ganztagsschule

Vielleicht fragt sich mancher beim Blick auf Gegenwart und Vergangenheit auch, ob Ideen, die heute als brandneu daherkommen, nicht vielleicht in anderem „Gewand“ längst da waren.

und – vor allem – eine ausstrahlende wertschätzende Schulatmosphäre.

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In einer von immer schnelleren Veränderungen geprägten Zeit sah sich unsere Schule – wie andere Schulen auch – jederzeit vor die doppelte Aufgabe von Bewahren und Fortschreiten, von Widerstand und Anpassung gestellt. Dabei gingen beim Aufbruch zu neuen Ufern am Wilhelm-Busch-Gymnasium immer wieder wichtige Anstöße vom Kollegium aus. Sie dürfen nicht vergessen werden. Besondere Herausforderungen betrafen die innere Verfasstheit der Schule und die zeitweise in Schieflage geratene Verteilung der Schülerzahl im Vergleich zu in unmittelbarer Nähe gelegenen weiterführenden Schulen. Bei der Bewältigung dieser Probleme spürte die Schule neben politischem Rückenwind auch gelegentliche Stürme, von denen man glaubte, sie bliesen ins Gesicht.

Eine Innensicht auf die Schule in mitverantwortlicher Position war mir nach meinem Übergang vom Ratsgymnasium am 6. August 1971 bis zu meiner Pensionierung am 31. Januar 2002 möglich – mit Ausnahme einer Zeitspanne von 1989 bis 1992, in der ich als stellvertretender Schulleiter und später kommissarischer Leiter des Adolfinums in Bückeburg tätig war. Zwölf Jahre durfte ich den Posten eines Vorsitzenden des Personalrats und zehn Jahre den des Schulleiters der Schule bekleiden. Dabei erlebte ich ständigen Wandel, Höhen und Tiefen, turbulente und ruhige Phasen, Erfüllungen und natürlich auch Enttäuschungen.

Gleich blieb die Dauerhaftigkeit des Wandels. Jede Veränderung fußte auf dem Vorangegangenen, welche sie voraussetzte. Beständig war das Bemühen um die Vermittlung bestmöglicher Bildung oder was man jeweils für eine gute Lebensbewältigung unter ihr verstand. Unveränderlich bewegte die Schule als Zentrum allen Handelns die stete Sorge um das bestmögliche Wohl der Schülerschaft und das entsprechende Gedeihen der Schule. Im Rückblick nicht vergessen sollte man die Mühen und Anstrengungen, die so manches Lehrerleben kennzeichneten. Sie sind im Nachhinein weder zu idealisieren noch zu dramatisieren. Meist – aber nicht immer – wurden sie aufgehoben durch erfreuliche Stunden, durch Befriedigung des Erfolges und durch alles, was an Anerkennung und Wertschätzung von Eltern und Schülerschaft zurückgegeben wurde.

Geht man am Ende der ersten 50 Jahre Schulgeschichte auf eine Zeitreise zurück, so stellt man fest, dass Erinnerungen zu verblassen und sich zu verändern drohen. Zu viele Ereignisse unserer schnelllebigen Gegenwart mischen sich ein und stellen sich quer, zu viele Akteure haben die Schule längst verlassen. Dennoch ist der Versuch, Erinnerungen zu sortieren und nach dem leitenden Zusammenhang zu suchen, der Mühe wert.

Vielleicht fragt sich mancher beim Blick auf Gegenwart und Vergangenheit auch, ob Ideen, die heute als brandneu daherkommen, nicht vielleicht in anderem „Gewand“ längst da waren. Wer erinnert sich zum Beispiel noch an die mit erheblichem Aufwand und großen Heilserwartungen an vielen Schulen eingerichteten Sprachlabore und ihre zahllosen Unterrichtsprogramme? Wo sind sie geblieben? Begeistern uns heute womöglich in vergleichbarer Weise Träume von jeder Schule als kleinem Silicon Valley?

Solche Fragen und Gedanken lassen vielleicht bescheiden werden. Sie mögen auch dazu führen, beim Blick auf die Vergangenheit nicht allzu hart zu urteilen und der Gegenwart nicht allzu kritiklos zu verfallen.

In diesem Sinne sende ich dem WBG aus gegebenem Anlass, wie man heute so sagt, zahlreiche Likes und Smileys, verbunden mit guten Wünschen für erfolgreiche weitere 50 Jahre.

Friedhelm Hamann, OStD i.R. Schulleiter von 1992 - 2002

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