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Kollegium und Mitarbeiter im Schuljahr 1970

Der Revisor

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Picknick im Felde Equus

Hopp!“ ging, bei der die Referendarin Sabine Lorenz unterstützend mitwirkte. Die Hochzeitsschnulzen der Privatsender verlangten einfach nach einer boshaften Antwort. Als Spielort bewährte sich der Saal der Alten Polizei.

Zuvor war die Gruppe um Nora Schimke, Bastian Herbst und Stefan Kaps schon auffällig geworden, als ein Einakter zur Problematik der französischen Atomwaffenversuche im Mururoa-Atoll im „Tropicana“ inszeniert wurde - die Zuschauer im Wasser des Thermalbades, die Akteure am Ufer, zunächst zumindest.

Nicht wenige der Zöglinge waren 1999 mit von der Partie, als eine Jahrhundertrevue auf dem Programm der TheaterAG stand (Regie: Ingeborg Claus-Kaak; Text: Volkmar Heuer-Strathmann). Auszüge waren später im „Ballhof I“ in Hannover bei einem Jugendtheatertreffen zu sehen.

Volkmar Heuer-Strathmann

Ebenfalls 1999 brachten Katja Schaub und Sabine Lorenz mit Ihrem Wahlpflichtkurs Jahrgang 9/10 „Die Feuerzunda“ nach dem Roman von George Sand auf die Bühne.

Das Schultheater zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Die „Feuerzunda”, eine Geschichte von Jugendlichen an der Grenze zum Erwachsenwerden, gelangte 2004 unter der Leitung von Almut Lükemeier erneut zur Aufführung. Der Kurs Darstellendes Spiel der zehnten Klassen begeisterte mit Lenard Böse, Sabrina Pöhlmann, Tugba Demircan und Manuel Jürgens in den Hauptrollen das Publikum nach monatelangen Proben sichtlich.

Wolfram von Kossak leitete das Oberstufentheater für beinahe zehn Jahre. Bereits das Debüt mit Dürrenmatts gruseliger Groteske „Die Frist“ setzte mit einer Verbindung von Zeitgeschichte, aktuellen ethischen Fragestellungen der Intensivmedizin und fantastischen Elementen eigene Akzente. Das sich neu bildende Ensemble um Patrick Sieker, Miriam Büthe, Gerald Englender, Caroline Wloka und Nuria Paz überzeugte im bizarren Intrigenspiel als skrupellose Ärzte, Adelige, Politiker und Bischöfe.

Mit der gleichen Lust an Unterhaltung und beißender Kritik inszenierte das Ensemble im darauffolgenden Jahr Edward Albees „Alles im Garten“: Mit Stefanie Helbigs unmoralischen Angeboten an die Ehefrauen (Jennifer Jung, Bianca Schütze, Melanie Widdel) der massiv verschuldeten Paare in den gepflegten Neubaugebieten zeigte die witzig-bissige Satire über die oberflächliche Schein-Idylle bürgerlichen Lebens, wo die Grenzen bürgerlicher Moral liegen.

Noch unter dem Eindruck der Attentate vom 11. September 2001 und seiner Auswirkungen präsentierten Benjamin Rogge, Franziska Müller, Dennis Bente, Frauke Förster u.v.a. Arthur Millers „Hexenjagd“ in den schwelenden Trümmern des Ground Zero. Dieses einzigartige Bühnenbild setzte auf erschütternde Art und Weise ins Bild, welchen Schaden die Anschläge nicht zuletzt auch den Grundfesten der offenen und freiheitlichen Gesellschaftsordnung zugefügt hatten.

An vielen gemeinsamen Proben – und Bühnenbauwochenenden hatte sich mit Silke Biederstädt, Bartolome Pross, Sabrina Pöhlmann und Katrin Heckermann ein kreatives Team gefunden, das nun auch vor eigenen Dramatisierungen wie etwa von „Eine Leiche zum Dessert“ und „Ekel Alfred“ nicht zurückschreckte. Mit viel Freude an Gags und Sprachspielereien gelangen in den Jahren 2005 und 2006 gut besuchte Inszenierungen mit viel positivem Nachhall.

Während der langen Umbauphase des WBG machte sich Herr von Kossak auch durch sein großes Engagement um das Herstellen von Bühnenbauelementen verdient, das letztlich durch eine Kooperation mit der benachbarten BBS gelang und dem Theaterbereich am WBG größere Flexibilität verlieh und auch dazu beitrug, dass das Staatsschauspiel Hannover mit seiner Produktion „Tschick“ am WBG zu sehen war.

Zuletzt gelang ihm mit der Unterstützung von Marcus Grimmer in einer atmosphärisch beeindruckenden Produktion von Tennessee Williams‘ „Endstation Sehnsucht“ ein großartiger Schlusspunkt.

Um der wachsenden Belastung der Schülerinnen und Schüler im G8-Modell, das ein Abitur nach bereits acht Jahren vorsah, Rechnung zu tragen, wurde die Organisationsform des Oberstufentheaters ab dem Jahr 2009 verändert. Die spielwütigen Schülerinnen und Schüler besuchten keine Theater-AG mehr, sondern wählten ein Theater-Seminarfach an. Dies bot bei besagter Belastung die Möglichkeit, dass nicht nur die ohnehin knappgewordene Freizeit „geopfert“ werden musste, sondern der Kurs regulär ins Abitur eingebracht werden konnte.

Die Schülerinnen und Schüler belegten also das zweistündige Theater-Seminarfach über vier Semester. Das eigentlich wissenschaftspropädeutisch und fächerverbindend angelegte Seminarfach stand vor zwei Herausforderungen: Neben der Entwicklung eines bühnenreifen Stückes mussten die Schülerinnen und Schüler Facharbeiten verfassen und präsentieren, die im besten Falle entweder – weil praktisch veranlagt – in die Endproduktion einflossen (Entwurf von Bühnenbildern oder musikalischen Konzepten, Einrichtung dramatischer Szenen für die Stücke) oder sich anderen wissenschaftlichen Fragestellungen widmeten (Aufführungsgeschichte von Werken oder andere primär literarische Fragestellungen).

Nuria Paz als Hexe

Betroffenheit: Marie Lohmann in „Nichts” „Warum die Zitronen sauer wurden” von Heinz Erhardt

Auf diese Weise wurden in den 2010er Jahren vier sehr unterschiedliche Produktionen unter der Leitung von Marcus Grimmer (1-4) und Lisa Grau (4) aufgeführt. 2011 wurde mit „Liebeslust und Liebesfrust“ eine von den Schülerinnen und Schülern entwickelte lyrische Collage dargeboten. Die Dialoge des Stückes basierten dabei fast ausnahmslos auf Gedichten und Liedern. Genial dabei der fließende Übergang vom Stück in den zweiten Teil des Abends, an dem Martin Windler mit seinem Quartett A-capella-Gesang folgen ließ. Im Jahr 2012 wurde dann der erfolgreiche Jugendroman „Nichts“, der die Frage nach der Bedeutung des menschlichen Seins stellt, in einer wiederum eigens von den Schülerinnen und Schülern entwickelten dramatisierten Fassung dargeboten. Am Ende des Stücks, das von den Schülerinnen und Schülern des Seminarfachs bewusst zugespitzt worden war, konnte man ein sichtlich geschocktes Theaterpublikum erleben. Im Jahre 2014 wurden die Besucher des Theaterabends dann nicht nur akustisch und visuell, sondern auch kulinarisch verwöhnt, denn die Aula wurde zum Austragungsort eines Galakrimidinners, in dessen Rahmen die „Märchenoscars“ für die schönste, mutigste, klügste, … Märchenfigur verliehen werden sollten. Wie es sich für ein Krimidinner gehört, blieb es jedoch nicht nur bei der Verleihung von Preisen: So mussten einige Märchenfiguren ihr Leben lassen, das Galapublikum wirkte nicht nur detektivisch an der Aufklärung mit, sondern ließ sich auch das märchenhafte Dreigängemenü inklusive Schneewittchenkuchen schmecken.

Im Jahr 2016 wurde dann wiederum ein opulentes Mahl gereicht. Dieses Mal jedoch lediglich literarisch: Schillers sämtliche dramatische Werke wurden in einer 100-minütigen Fassung dargeboten. Vorbild war die seit mehreren Jahren erfolgreiche Theaterinszenierung von Shakespeares sämtlichen Werken (in 90 Minuten), die in Berlin läuft und von den Schülerinnen und Schülern in einem Kurzausflug nach Berlin besichtigt worden war.

Die eigene Produktion am WBG stand dem Berliner Vorbild in ihrer Vielseitigkeit in nichts nach. So konnte man Wilhelm Tell als Western, die Wallenstein-Trilogie in bekannten Game-Show-Formaten der 90er-Jahre, die Braut von Messina als Boxkampf, Demetrius als Stummfilm oder die Jungfrau von Orleans als Kochduell mal auf eine gänzlich neue Art von den spielwütigen und flexiblen Schülerinnen und Schülern interpretiert sehen.

Die jüngeren Schüler zeigten unter der Leitung von Imke Schöler (geb. Kölling) viel Spielfreude bei „Geisterjagd im Rittersaal“(2013), „Freitag, der 13.“(2014), „Max und Moritz“ (2015), „F.A.U.S.T.“ (2016) und erheiterten zuletzt 2017 das Publikum mit einer Heinz Erhardt-Revue.

Marcus Grimmer, Wolfram von Kossak, Kristina Sprang

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