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Der Schulsegelverein „Hahnepot
Auch wenn Stadthagen nicht am Wasser liegt, das Steinhuder Meer ist nicht weit. Jetzt braucht es nur noch einen segelbegeisterten Lehrer und abenteuerlustige Jugendliche und schon können aus Landratten Süßwassermatrosen werden. Diese Gedanken muss der Sportlehrer Helmut Lutter gehabt haben, als er 1975 am damaligen Neuen Gymnasium den Schulsegelverein „Hahnepot“ gründete, um Schülerinnen und Schülern diesen herrlichen Wassersport näher zu bringen. (Für die Landratten und ohne Fachvokabular: Ein Hahnepot besteht aus einer Umlenkrolle, die beweglich auf einer Leine sitzt. Die Kraft wirkt auf die Umlenkrolle, die die Kraft wiederum auf die Leine und damit gleichmäßig auf die beiden Befestigungspunkte der Leine verteilt.)
Der Bootspark bestand aus gutmütigen VB-Jollen für das Segellernen und aus schnellen Jollen (zwei Korsare und einem 470er) für die Fortgeschrittenen. Sogar ein Katamaran gehörte mal zur Flotte. Die Häfen dieser Boote wechselten in der Zeit. Zunächst für kürzere Zeit am Gemeindesteg in Steinhude, dann beim Schaumburg-Lippischen Segelverein bis der Hagenburger Kanal für eine längere Periode in idyllischer Schilflage Liegeplatz wurde. Aus Naturschutzgründen war später wieder ein Umzug notwendig, hier gewährte die Baltische Segler-Vereinigung dem Schulsegelverein für viele Jahre eine Heimat.
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Der Schulsegelverein bot ein reichhaltiges Angebot. Angelegt als Arbeitsgemeinschaft, konnten die Schülerinnen und Schüler im Sommerhalbjahr an einem wöchentlichen Termin den Umgang mit Wende, Halse, Beidrehen und Aufschießer erlernen und trainieren. Viele haben danach sogar ihren Segelschein gemacht. Ein richtiges Highlight waren die jährlichen Segelfreizeiten, in der endgültig die Seebeine wachsen konnten. Mit der Einführung der reformierten Oberstufe und der Wahlmöglichkeit von Kursen konnte Helmut Lutter Segeln sogar als Sportkurs anbieten. Aus diesem
Der Schulsegelverein „Hahnepot“
Kreis der Segler am Neuen Gymnasium bzw. Wilhelm-Busch-Gymnasium gingen auch eifrige Regattasegler hervor. Hier machten sich Olaf und Helge Schlüter und Ralf Bussing einen Namen, Gunnar Struckmann schaffte es sogar in das Olympic Sailing Team.
Ein Problem bei dem ganzen Segelspaß war, die Schülerinnen und Schüler an das Steinhuder Meer zu transportieren. Als die Elterntaxis nicht mehr ausreichten, kam Helmut Lutter auf die Idee, einen Schulbulli auf Sponsorbasis anzuschaffen.
Als Helmut Lutter 2004 in den Ruhestand ging, übernahmen die Lehrkräfte Daniel Francke und Britta Miehe die Betreuung der Segel-AG. Nach der langen Zeit bei der Baltischen Segler-Vereinigung war damit auch ein Umzug in den Yacht-Club Hagenburg verbunden. Fortan fand das wöchentliche Segeltraining nach dem Paddeln durch den Hagenburger Kanal im westlichen Teil des Steinhuder Meeres statt.
Es war Daniel Francke und Britta Miehe gelungen, Kontakte nach Kiel zu knüpfen und eine Segelexkursion im Rahmen der Kieler Woche 2005 in Angriff zu nehmen. Unterstützt vom Kieler Yacht Club, der das Boot stellte, und dem Yachtclub Gode Wind, bei dem übernachtet werden konnte, waren sechs Schüler mit den Lehrern nach Kiel gefahren. Bei schönstem Sommerwetter und einer leichten Brise gingen sie an Bord einer X-442 des KYC und stachen nach der obligatorischen Einweisung bald in See. Aus einigen Süßwassermatrosen waren nun Seebären geworden.
Im Jahre 2008 bahnte sich das Ende der Segel-AG an. Ob es an dem geänderten Freizeitverhalten der Schülerinnen und Schüler lag oder an der mangelnden Zeit, das Interesse an der Segel-AG ließ nach, so dass sie eingestellt wurde. Schade, denn die kleinen oder großen Abenteuer liegen fast vor der Haustür.
Hans-Ulrich Lampe