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18 Jahre Austausch mit Spanien

1997 wurde am WBG erstmalig Spanischunterricht angeboten durch Frau Höpfner. Sie bekam kurz darauf Verstärkung durch Frau Schaub, die 1999 durch ein Erasmusprogramm Kontakt zu einer Schule in Candelaria auf Teneriffa herstellen konnte. Der Austausch mit der dortigen Schule konnte dann zweimal stattfinden. 2004 bekamen wir dann einen Kontakt zu einer Montessori-Schule in Girona (Katalonien), die eine deutsche Austauschschule suchte. Damals war es noch eher ungewöhnlich und neu, eine Austauschmöglichkeit mit Spanien zu haben, und so waren wir sehr froh, diesen Kontakt, der sich dann als hochinteressant herausstellte, zu finden. Wir, d.h. Frau Lükemeier, Frau Ruiz-Cruz und Frau Tirado Ledo, lernten nicht nur eine besonders schöne Stadt (u. a. Kulisse für den Film „Das Parfüm“ von Patrick Süskind) und Gegend am Mittelmeer mit antiken griechischen Kolonien kennen, sondern auch eine hochspannende Schule, in der die Kinder leise in kleinen Grüppchen sehr selbstbestimmt lernten. Theater und Gedichte schreiben gehörte ebenfalls dazu. Wir sahen die kleinen SpanierInnen in ihren blauen Kittelchen vom 3. Lebensjahr an Mathe lernen bis hin zu Jugendlichen, die ihre selbst geschriebenen Theaterstücke aufführten. Der Kontakt zu unserer Kontaktlehrerin Angels Boada besteht bis heute und wir bekommen Weihnachten immer eine sehr schöne Karte mit selbst geschriebenen Gedichten der SchülerInnen. Leider endete dieser Austausch nach dem 3. Mal, da die Schule zu viele andere Austausche u. a. auch einen älteren mit einer deutschen Schule in Hessen hatte.

Eine neue Austauschschule musste gefunden werden, jetzt, wo wir begonnen hatten, das Land nicht nur aus touristischer Perspektive wirklich kennenzulernen.

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Übergangsweise organisierten Isabel Fernandez Lareo und Frau Lükemeier eine Städtefahrt nach Barcelona, Frau Schaub und Frau Heers eine Fahrt nach Bilbao, wo gemeinsames Tapasessen selbstverständlich genauso dazu gehörte wie Museumsbesuche oder Rallyes in der Stadt, um die erworbenen Sprachkenntnisse einzusetzen.

Mit Hilfe unserer neuen Spanischlehrerin Isabel, die bei uns zwei Jahre eingesetzt wurde in einer Zeit, als es in Spanien nicht genügend Arbeitsplätze für Deutschlehrer gab, fanden wir schließlich den Kontakt zu einer kleinen Dorfschule mit ca. 250 SchülerInnen in Tiétar. Das liegt in der Nähe von Cáceres in der Extremadura, ein uns damals noch eher unbekannter Landstrich.

Die begleitenden deutschen Kolleginnen lernten eine sehr offene, motivierte und europäisch orientierte Lehrerschaft kennen, mit denen wir dann im Herbst 2008 unseren 1. Austausch organisierten.

Viele der jungen SpanierInnen reisten das erste Mal überhaupt, noch dazu per Flugzeug.

Gegenseitige Vorurteile und Verständigungsprobleme wurden langsam abgebaut.

Von Mal zu Mal lernten wir uns besser kennen, und auch auf die unterschiedlichen Essgewohnheiten stellten wir uns alle langsam ein, bis niemand mehr behaupten musste, in der Gastfamilie verhungern zu müssen. (Die Spanier tafeln manchmal erst um 23 Uhr, während bei uns das Abendbrot bekanntlich ja eher gegen 19 Uhr stattfindet.)

Wir lernten eine wunderschöne Gegend mit dem Nationalpark Monfraguë kennen, Mönchsgeier konnten wir ebenso beobachten wie die Korkeichen bewundern, antike römische Arenen in Mérida, die schönen Universitätsgebäude und die Innenstadt von Salamanca, die herausragend schöne Stadt Toledo, in der mehrere hundert Jahre alle drei großen Weltreligionen friedlich nebeneinander existieren konnten. In Madrid bewunderten wir u.a. die Plaza Mayor, den Parque del Retiro sowie das hocheindrucksvolle Picasso-Gemälde von Guernica im Museo Reina Sofía.

Unvergessen ist, dass wir zweimal aus Tiétar zu einer Zeit abreisten, als Generalstreiks in Madrid angekündigt waren und wir nicht wussten, ob wir unseren Flieger erreichen würden. Wir hatten großes Glück: Unser Bus erreichte Madrid, wir konnten unseren abendlichen Rundgang durch die Stadt machen und im Eifer des Gemenges wurden uns an der Puerta del Sol, dem zentralen Platz in Madrid, Streikfahnen der Gewerkschaften in die Hand gedrückt. Zum Glück ging es um eine gerechte Sache.

Tapas oder Churros y Chocolate in San Ginés bildeten dann den Abschluss, bevor wir uns oft tränenreich von unseren spanischen „Geschwistern“ verabschieden mussten.

Ebenfalls unvergessen bleiben auch solche Ereignisse wie z. B. die Blinddarm-OP unseres ersten spanischen Austauschlehrers in Stadthagen oder der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull 2010, durch den der Abflug der jungen Spanier etwas verschoben werden musste. Als Erlebnishöhepunkt muss erwähnt werden, dass unsere Gruppe im Herbst 2018 zufällig in eine wartende Menge vor dem spanischen Parlament geraten ist, wo Journalisten und andere Beteiligte auf den König Felipe und unseren Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier warteten. Frau Schaub und Frau Kappmeier warteten ebenfalls mit unseren SchülerInnen, nachdem sie zunächst weitergeleitet werden sollten. So kam es zu einem legendären Treffen mit den beiden Politikerpersönlichkeiten, die sogar Zeit und Freundlichkeit für einen Plausch zum Thema Austausch hatten. Was für ein Erlebnis!!!

Nun, nach 14 erfolgreichen Austauschjahren bricht eine neue Austauschära mit Spanien am WBG an. Marta, die ebenso wie Isabel als junge Spanischlehrerin vor 15 Jahren bei uns gearbeitet hat, hat seit einiger Zeit in Oviedo (Asturien) eine Arbeitsstelle als Deutschlehrerin bekommen, und so wie es aussieht, dürfen wir nun einen Spanienaustausch aufbauen, bei dem die SchülerInnen von beiden Seiten die jeweils andere Landessprache lernen.

Wir freuen uns jedenfalls auf die neue, vielen Deutschen noch unbekannte, aber sehr reizvolle Umgebung zwischen Atlantik und den asturischen Bergen und natürlich vor allem auf die neuen Kontakte dorthin!

Gracias Tiétar (Extremadura) für 12 gemeinsame spannende Jahre!!!

Almut Lükemeier mit der Fachschaft Spanisch

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