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Life skills“, „Energizer“ und „social learning“ – wozu braucht man das?

Übergabe des Qualitätssiegels 2015 anlässlich der ersten Rezertifizierung: Anna Freitag (LQ-Lehrerin, v.l.), Heinz-Dieter Ullrich (LQ-TRainer), Stephanie Gelhaar (LQ-Koordinatorin), Daniel Francke (damals stellv. Schulleiter), Friedhelm Hamann (Vertreter des Lions Clubs Stadthagen)

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Die Aufgaben eines Lehrenden sind vielfältig und die Anforderungen an seine Person und seinen Arbeitsumfang steigen stetig. Er soll bilden und ausbilden, trösten und beraten, verwalten und korrigieren, bewerten und benoten, aber er soll auch eines… erziehen.

Aber auch die Lernenden sind mit wachsenden Anforderungen bei der Beherrschung von Kompetenzen und Kenntnissen, Erfahrungen und Methoden, Fähigkeiten und Fertigkeiten konfrontiert.

Diesen Herausforderungen hat sich das WBG früh gestellt und den Fächerkanon um einen entscheidenden Inhalt erweitert: das Methoden – und Sozial-

trainingskonzept.

Seit 2007 arbeiteten Lehrende im Rahmen einer Projektgruppe an einem Konzept, das sich bis zum heutigen Tage vom Jahrgang 5 bist zum Jahrgang 13 erstreckt. Es soll Lebenskompetenzen (life skills) stärken und die Jugendlichen zu selbstbestimmten und (sozial) engagierten Bürgern (social learning) werden lassen. Geschult und inspiriert wurden wir durch die Fortbildungen und die Persönlichkeit des LQ-Trainers, Heinz-Dieter Ullrich („Ulle“), der uns nicht nur durch seine ausgefallenen Brillen beeindruckte.

Mit Hilfe des Sozialkompetenzprogramms „Lions Quest“ (LQ) wurde zunächst im Jahrgang 6 ein Konzept zur Suchtprävention umgesetzt. SchülerInnen sollen in ihrer Position gestärkt werden, sich behaupten und Nein-Sagen lernen. Aufgelockert werden diese Schulstunden durch „Energizer“, die spielerisch neue Energien freisetzen und Spaß machen. Die Überzeugungsarbeit war nicht immer einfach, aber mittlerweile sind am WBG 70% des Kollegiums in „Lions Quest – erwachsen werden“ ausgebildet.

Wenige Jahre später wurde das Konzept mit Bausteinen aus dem Methodenlernen ergänzt, damit die Kinder und Jugendlichen ihre Arbeitsabläufe selbstständiger planen, organisieren und durchführen können. Seit 2016 haben die Schülerinnen und Schüler dafür ein eigens angeschafftes Lehrwerk, auf das alle Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit im Unterricht zurückgreifen können.

In den Folgejahren wurde das Sozialtraining bis in den Jahrgang 9 weiter ausgebaut und mit Inhalten ergänzt, die der Lebenswelt der Jugendlichen entspringen: Umgang mit Stress, mit Freundschaft und Gefühlen, Lebensziele und Strategien für deren Umsetzung u.a.

Das Seminarfach – nun wieder im Jahrgang 13 – erarbeitet in Zusammenarbeit mit den Mittelstufenklassen soziale Projekte (social learning), die dem Schulleben zu Gute kommen, da die MittelstufenschülerInnen gemeinsam eine Nacht in der Schule verbringen und den OberstufenschülerInnen viel Eigeninitiative und Organisation abverlangen. Es wurden in den letzten Jahren Projekte durchgeführt wie „Nachts im Museum“, „Lesenacht“ und „Nacht der Wissenschaft“ etc.

Angestoßen durch den neuen Baustein „Lions Quest – erwachsen handeln“ führt seit kurzem auch der Jahrgang 9 soziale Projekte durch. Die Jugendlichen sollen sich aktiv in der Schule, der Gemeinde oder dem Verein einbringen und dort Projekte initiieren. So entstanden auf dem Schulhof Schachtstraße z.B. Sitzmöbel aus Paletten gefertigt. Toll, wenn Jugendliche erkennen, dass sie ihre Umwelt mitgestalten können.

Diese positiven Erfahrungen sollen die Jugendlichen zukünftig auch im AG-Bereich machen dürfen, wenn sie in ihrer Schullaufbahn eine „Soziale AG“ belegen, wie z.B. „Schüler schulen Senioren am PC“.

Dass wir uns nachhaltig und mit einem tragenden Konzept dieser Aufgaben widmen, wurde uns seit 2009 bereits zwei Mal durch die Verleihung des Lions QuestQualitätssiegels bestätigt. Dieses Jahr bekommen wir die zweite Rezertifizierung und freuen uns auf die dritte Verleihung des Lions Quest-Qualitätssiegels.

Alle Antworten auf die Fragen und Anforderungen des modernen Lebens kann auch das WBG mit Lions Quest und seinem Sozialtraining nicht geben. Wir waren aber stets der Ansicht, dass die jungen Menschen mehr benötigen als den klassischen Fächerkanon, um das Leben meistern zu können.

Und sicherlich haben viele Lehrende und Lernende ihren Pappteller aufgehoben, den sie am Ende einer Fortbildung bzw. eines Schuljahres voll mit positivem Feedback mitgenommen haben, was uns zeigt, wie nachhaltig diese Erfahrungen waren.

Steffi Gelhaar

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