spielorte
ST. PÖLTEN
April | Mai | Juni 2014
www.spielorte.at
Landestheater Niederösterreich
LIEBE & REPRESSION
Ein Regiestar im Interview Festspielhaus St. Pölten
GAGA, ABER NICHT VERRÜCKT
Tanz total zum Saisonfinale Die Bühne im Hof
DER ENTERTAINER
Zwischen Charme und Tiefsinn
Coverbild: Attila Bartis „Meine Mutter, Kleopatra“, ab 29.03.2014, Deutschsprachige Erstaufführung im Landestheater.
inhalt BÜHNE
4 Der erstickende Griff der Macht: Róbert Alföldi im Gespräch
6 8
Tanz total Gaga: Batsheva Ensemble
Ehre, Pflicht und Liebe: Pierre Corneille „Horace“
editorial „Charme – das ist Herzlichkeit, Natürlichkeit, nichts Gewolltes, Gekünsteltes. Wie bei einer Frau, die sich morgens sorgfältig zurechtmacht – und den Rest des Tages darauf vergisst. Dasselbe gilt auch auf der Bühne.“ Diese Definition stammt von einem, der Theaterbegeisterten seit Jahrzehnten als Inbegriff von Charme gilt: Michael Heltau. Im Mai gastiert er mit seinem neuen Solo programm in der Bühne im Hof. Charme in historischem Licht strahlt „Der Rosenkavalier“ aus: Die Marschallin, die der verlorenen Jugend nachtrauert, Quinquin und Sophie – Hugo von Hofmannsthals und Richard Strauss’ zauberhaftes Ambiente entfaltet nicht nur auf der Opernbühne, sondern auch im Stummfilm seinen unvergleichlichen Reiz. Im Festspielhaus gibt es eine der seltenen Gelegen heiten, den Film mit Livemusik zu erleben. Für spielorte-LeserInnen noch dazu in einem exklusiven Package zusammen mit einer der spannendsten Produktionen dieser Saison im Landestheater Niederösterreich, Attila Bartis’ „Meine Mutter, Kleopatra“. Übrigens: Kardinal König hatte Michael Heltau dereinst als seinen Lieblings schauspieler bezeichnet. Anlässlich einer Begegnung bedankte sich der Burgstar höflich, meinte aber bescheiden, er sei doch gar kein typischer Schauspieler. „Drum!“ war die knappe Antwort des Kardinals. Vielleicht liegt darin das Geheimnis großer Bühnenkunst. Entdecken sie es im vielfältigen Angebot der St. Pöltner Spielorte!
PER POST!
Sie bringen Brasiliens Sonne: Grupo Corpo
11
Ein stummer Mythos auf der Leinwand: Der Rosenkavalier
12 Spielplan: April, Mai & Juni 2014 HINTERBÜHNE
14
Wo bleibt das Leuchten? Ringsgwandl; Ein Tag mit Stefanie Reichl
15
Der Tonfolger: Salif Keïta
GARDEROBE
16 Die Entlarvung des Helden:
Nolte/Decar „Maggie T. – Krieg und Krieg“; Abschied vom Amerikanischen Traum: Arthur Miller „Tod eines Handlungsreisenden“
17
Schnucki, ach Schnucki: Andrea Eckert, Cornelius Obonya, Bela Koreny; Shortcuts
18
„Pilze – Mehr als nur Schwammerl.“ Ausstellung im Landesmuseum
Gerne senden wir Ihnen „spielorte“ auch gratis per Post zu. Schicken Sie Ihre Kontaktdaten bitte per Mail an redaktion@spielorte.at oder geben Sie diese telefonisch unter Tel. 02742/90 80 80-600 durch.
IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Förderverein Kulturbezirk St. Pölten. c/o NÖ Kulturszene Betriebs GmbH. Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten. Redaktionelle Gestaltung: CityLoftArt GmbH. Chefredakteurin: Dr. Maria Rennhofer. MitarbeiterInnen: Mag. Sandra Broeske, Peter Kaiser, Mag. Marion Pfeffer, Andreas Reich ebner, Jakob Schweikhardt. GastautorInnen: Mag. Verena Franke, Univ.-Prof. Dr. Hilde Haider-Pregler, Andrea Kachelrieß, Beatrix Kramlovsky. Design & Layout: gugler GmbH, St. Pölten. Bildnachweis: Cover, S. 3: Yasmina Haddad; S. 4–5: István Znamenák, Yasmina Haddad; S. 6–7: Gadi Dagon (2); S. 8: Yasmina Haddad, aufgenommen im Landesmuseum Niederösterreich; S. 9: G. Brandenstein; S. 10: José Luiz Pederneiras; S. 11: Filmarchiv Austria, Kai Bienert; S. 14: Blanko Musik, Armin Bardel; S. 15: Richard Dumas; S. 16: Armin Bardel, M. Horn; Seite 17: Peter Kubelka, Verlag Kremayr-Scheriau, Hideki Shiozawa, Dimo Dimov; S. 18–19: A. Gießwein, N. Babic; S. 20: Peter Schaffrath, Julien Mignot, Illustration von Annette Sonnewend, Landestheater Niederösterreich/Nehle Dick; Seite 21: Armin Bardel; S. 22: Hannes Horvath, Nick Mangafas, zVg, Simon Höllerschmied; S. 23: Gaststätte Figl. Hersteller: Ueberreuter Print GmbH, Korneuburg. Gedruckt auf: Amber Graphic. Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten. Verlagspostamt: 3100 St. Pölten. Kontakt: redaktion@spielorte.at, www.spielorte.at
FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/
10
GALERIE
Maria Rennhofer
spielorte
9 Liebhabertheater auf höchstem Niveau: Michael Heltau
19
Gypsy King: Goran Bregović
PARKETT
20
Shortcuts; Ferien vom Regelwerk: Ferienworkshops
21
Mit ernsthafter Fröhlichkeit: Bürgerproduktion 2.0
22
Shortcuts; Der Kunst sehr nahe: Förderverein Kulturbezirk
23
Pressestimmen, Publikumsstimmen, Gewinnspiel, Fiedlers Lokaltipp
spielorte
3
„Wir alle müssten Stellung nehmen, als Individuen, aber auch als Gesellschaft.“ Róbert Alföldi
EINE OBSESSIVE FAMILIENGESCHICHTE VOR DEM HINTERGRUND DER POLITISCHEN WENDE IN UNGARN ERZÄHLT ATTILA BARTIS’ ERFOLGSROMAN „DIE RUHE“. UNTER DEM TITEL „MEINE MUTTER, KLEOPATRA“ PRÄSENTIERT DAS LANDESTHEATER NIEDERÖSTERREICH DIE DRAMATISIERUNG ALS DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG. ES INSZENIERT DER BUDAPESTER STARREGISSEUR UND VON DER REGIERUNG ORBÁN ENTLASSENE THEATERDIREKTOR RÓBERT ALFÖLDI. Maria Rennhofer hat ihn interviewt
4
spielorte
DER ERSTICKENDE GRIFF
DER MACHT
Sie inszenieren für das Landestheater Niederösterreich „Meine Mutter, Kleopatra“ – was interessiert Sie an dem Thema?
Der Roman untersucht tiefgehend und schonungslos ehrlich, wie die menschliche Seele funktioniert, eigent lich das Wesen der Liebe, die komplexe, furchterregen de Natur der Liebe. Wie es möglich ist, dass sie in die Realität eines anderen Menschen so tief hineinkriechen kann und man deren erstickenden Griff nie mehr los wird. In einem gesellschaftlichen Milieu, das solche Be ziehungen anstiftet, wird man selbst zum aggressiven und gnadenlosen Partner. Ich habe den Roman schon immer sehr geschätzt und meinen bisher einzigen Spielfilm aus diesem Buch gemacht.
Wie wird „Die Ruhe“ in Ungarn rezipiert?
Als der Roman zum ersten Mal erschienen ist, war er ein großer Erfolg. Viele haben das Buch gelesen und dessen erstickendes Milieu wiedererkannt, das ihnen aus ihrem gesellschaftlichen oder aus ihrem privaten Leben vertraut war.
Lässt sich der politische Hintergrund in Bartis’ Roman mit der heutigen Situation in Ungarn vergleichen?
Im Bezug auf die Produktion interessiert mich der poli tische Hintergrund des Romans nicht besonders. Ande rerseits habe ich zu der im Roman dargestellten Zeit nicht gelebt, genauer gesagt, war ich noch ein Kind. Ich habe keine persönlichen Erfahrungen mit jener Welt, aber wenn ich den Roman lese, erkenne ich immer mehr das Milieu des heutigen Ungarn darin.
Worin unterscheidet sich der Druck von Links im Kommunismus vom Druck von Rechts im heutigen Ungarn?
Jede Diktatur hält ihre Macht für wichtiger als die Men schen, eventuell so sehr, dass sie versucht, die Gedan kenfreiheit zu begrenzen – sie akzeptiert nur eine be stimmte Weltanschauung und eine bestimmte Denkart. So weit sind wir im heutigen Ungarn schon. Dennoch kann man das Orbán-Regime noch nicht als klassische Diktatur einstufen, aber die ersten Schritte sind längst getan.
Landestheater Niederösterreich, 29.03.2014, Deutschsprachige Erstaufführung: Attila Bartis „Meine Mutter, Kleopatra“ Regie: Róbert Alföldi. Bühne: Anni Füzér. Kostüme: Martin Warth. Mit: Michou Friesz, Marion Reiser, Michael Scherff, Julia von Sell, Susi Stach, Moritz Vierboom, Lisa Weidenmüller. „spielorte-Spezial“ – 2 Veranstaltungen mit 15 % Ermäßigung. Mehr dazu auf Seite 23.
Der ungarischen Gesellschaft droht eine immer tiefere Spaltung – was kann man dagegen tun?
Die immer erschreckendere und immer schmerzhaftere Spaltung Ungarns könnte einzig und allein durch ein ge meinsames Denken abgeschafft werden. Dazu müssten die Partner zuerst die Realität akzeptieren, die Meinung des anderen anhören und jegliche autoritäre Haltung vergessen. Wir alle müssten Stellung nehmen, als Indivi duen, aber auch als Gesellschaft. Wir müssten der Reali tät ins Auge schauen können: wer wir sind und wer wir waren. Das Theater bleibt fast das letzte Forum solcher Diskussionen, solange die Macht es uns noch erlaubt.
Ihre Inszenierungen werden international gelobt – unterscheiden Sie zwischen dem ästhetischen und dem politischen Anspruch Ihrer Arbeit?
Ich hatte nie und werde nie politische Ambitionen ha ben. Mich interessiert das Theater nur im ästhetischen Sinn, aber besonders seine gesellschaftliche Facette.
Seit Ihrer Ablösung als Intendant des Ungarischen Nationaltheaters in Budapest arbeiten Sie vorwiegend in Bayern, jetzt in St. Pölten – gelten hier für Sie andere Voraussetzungen als in Ungarn?
Bei jeder neuen Arbeit gibt es Schwierigkeiten. Als Wichtigstes gilt nach wie vor, dass eine aktuelle und gute Produktion geboren wird. In der Hinsicht gibt es keinen Unterschied. Die Einladung der künstlerischen Leiterin B ettina Hering bedeutet großes Vertrauen und Respekt, und gerade aus dem Grund sind mir solche Aufträge eine große Ehre, besonders in der heutigen Situation in Ungarn.
spielorte
5
TANZ
SIE SIND GAGA. ABER NICHT VERRÜCKT. GAGA – SO NENNT SICH DIE TANZTECHNIK VON OHAD NAHARIN, DEM LEITER UND CHOREOGRAFEN DES ISRAELISCHEN PARADEENSEMBLES BATSHEVA. DIE JUNIOR COMPANY GASTIERT MIT „KAMUYOT“ UND „DECA DANCE“ ZUM SAISONFINALE IM FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN. Von Verena Franke
TOTAL GAGA Seit fast einem Vierteljahrhundert ist Ohad Naharin nun der künstlerische Leiter von Batsheva, und seit 1990 ist es ihm gelungen, als Choreograf und Chef Welterfolge zu erzielen. Der 1952 im israelischen Kibbuz Geborene begann seine künstlerische Lauf bahn als Musiker, und erst im Alter von 22 Jahren startete er seine tänzerische Karriere, die ihn zu den Meistern des Genres führte: von Martha Graham über Maggie Black zu David Howard, Maurice Béjart und Jiří Kylián. Mit diesem Erfahrungsschatz und jenem seiner tänzerischen Karriere wurde er von New York City nach Tel Aviv gerufen, um dort die künstlerische Leitung des israelischen Batsheva Ensembles zu übernehmen – jener Tanzcompagnie, bei der er 1974 seine ersten Schritte lernte und mit der „Tänzerin des Jahrhunderts“ („Time Magazine“ 1998), Martha Graham, in Kontakt trat. Sie war 1964 Mitbegründerin des Ensembles, gemeinsam mit Batsheva de Rothschild – daher auch der auf einen ersten Blick biblische Name der Tanzgruppe –, die vor allem die finanzielle Basis zur Verfügung stellte. Das Repertoire der Compagnie bestand ob der Mitbe gründerin aus Graham-Stücken. Bis Ohad Naharin kam. Seit er die Leitung übernahm, kreierte er zahl reiche Werke, die er in „Deca Dance“ (zu sehen am 5. Juni im Festspielhaus St. Pölten) zusammenfasst: „,Deca Dance‘ ist der Titel einer Arbeit, die ständig neu gestaltet wird“, so der Choreograf im Gespräch.
Es ist sozusagen „eine Spielwiese für uns, um jene Stücke einfließen zu lassen, die in unserem Reper toire sind, aber nicht so häufig gespielt werden“, sagt Ohad Naharin weiter. Von elf Stücken, die ohne roten Faden zusammenhängen, ist zu lesen. „Es könnten auch mehr oder weniger sein. Das wechselt.“ Das Stück präsentiere, worin Naharin glaubt, seine Stärke erkannt zu haben: „Ich kann viele Geschichten erzählen, aber ich bin nicht verpflichtet, sie zu Ende zu erzählen. Ich bin aber sehr wohl verpflichtet, sie schlüssig dem Zuseher zu vermitteln.“ Und dafür setzt er seine Zuschauer bewusst ein: „Ich integriere das Publikum immer“, meint der Tanzschaffende, denn „es geht nicht um die physischen Aspekte, aber diese Augenblicke der Performance brauchen das Zusammenspiel mit den Zusehern, um sie zu tragen.“
PUBLIKUMSBETEILIGUNG
Auch in „Kamuyot“ (3. Juni im Festspielhaus) sind die Zuschauer ein wesentliches Performance- Element: Hier positionieren sich die Tänzer zwischen ihnen. Oder sie nehmen Zuseher an der Hand, führen sie in die Mitte des Raumes – das Publikum sitzt im Kreis um sie herum – und bringen sie dazu, ihre Posen zu kopieren. „Ich hatte junges Publikum vor meinem geistigen Auge. Das heißt aber nicht, dass ich deshalb eine simplere Arbeit mache, sondern – sagen wir es so – mit einem offeneren Herzen kreiere“, sagt der Choreograf. Inspiriert wurde er von einem älteren Werk: „Mamooto“, auch hier ist das Publikum in einem Viereck um die Bühnenmitte gruppiert. Die Performance wird oft in Schulen gezeigt, „weil sie einfach in Jeans gemacht werden kann.“ Kreiert wurde „Kamuyot“ für die Junior Company, die übrigens auch „Deca Dance“ im
Zur Autorin: Verena Franke ist Tanzwissenschaftlerin, Redakteurin des Feuilletons der „Wiener Zeitung“ mit Schwerpunkt Tanz und Performance sowie Mitglied des Beirats für Darstellende Kunst des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.
6
spielorte
„Als ich den Namen Gaga erfand, wusste ich nicht, dass es in anderen Sprachen ‚verrückt‘ oder ‚plemplem‘ bedeutet.“ Ohad Naharin estspielhaus präsentieren wird. Die jungen Tänzer F Innen, meist zwischen 19 und 24 Jahren, wurden schon auf Naharins einzigartige Tanzsprache ge schult. Seine Tanztechnik nannte er „Gaga“, mit der Lady hat das freilich nichts zu tun. „Als ich den Namen Gaga erfand, wusste ich nicht, dass es in anderen Sprachen ,verrückt‘ oder ,plemplem‘ bedeu tet. Der simple phonetische Sound war mir wichtig“, so Naharin. Aber auch ein Spiel seiner Kindheit trug diesen Namen.
SCHWERELOSIGKEIT
Mittlerweile ist seine Technik auch in viele renom mierte Tanzschulen weltweit aufgenommen worden: Die Juilliard School in New York City oder Harvard bieten Klassen an. Das Besondere an Gaga? Seine Bewegungen erzeugen in den athletischen Körpern seiner Performer ein besonderes Fließen in scheinba rer Schwerelosigkeit, eine physische Gelassenheit ist noch in den absurdesten Verrenkungen und Hebun gen zu erkennen. „Die enorme Kraft ist eine der wichtigsten Anforderungen an die Tänzer. Dennoch versuchen wir, eine Balance zwischen Kraftauf wand und Vergnügen zu finden“, beschreibt Naharin seinen Stil. Tänzer würden sich sehr leicht verletzen, „denn sie sind ehrgeizig und nehmen nicht Rücksicht auf ihre Körper. Genau das Verhältnis von Kraft und Ver gnügen schärft die Erkenntnis, etwas entstehen zu lassen und nichts kaputt zu machen.“ Also Gaga zum Schutz der Festspielhaus St. Pölten, Österreich-Premiere: Performer und gleichzeitig ein ästheti Batsheva Ensemble scher Coup. Den Batsheva-Tänzern ist die Technik wie eine Programmierung 03.06.2014: „Kamuyot“. Choreografie: Ohad Naharin. in jeden Muskel übergegangen. Eine Kostüme: Sharon Eyal, Alla Eisenberg. Sounddesign: Bewegungsqualität, die das Ensem Dudi Bell. Tanz: Batsheva Ensemble. ble mit Ohad Naharin zu einem der 05.06.2014: „Deca Dance“. Choreografie: Ohad Naharin. etabliertesten kulturellen Aushän Lichtdesign: Avi Yona Bueno (Bambi). Kostüme: geschilder Israels macht. Rakefet Levi, Sharon Eyal. Tanz: Batsheva Ensemble. 04.06.2014: Masterclass mit dem Batsheva Ensemble für Young Professionals. Buchung und Kontakt: Diana Costa – kulturvermittlung@festspielhaus.at
spielorte
7
Die Konflikte, in die sich die Figuren in Corneilles Römer-Tragödie „Horace“ verstrickt sehen, sind, genau genommen, alles andere als vorgestrig. Die Wertvorstellungen unserer Tage sind freilich andere als jene zu Zeiten des Hochabsolutismus. Den Stoff für sein Ereignisse aus der Frühgeschichte Roms thematisierendes Schauspiel fand Corneille bei der Lektüre von „Ab urbe condita“ des römischen Geschichtsschreibers Titus Livius: Der Streit zwischen den Städten Alba Longa und Rom um die Vormachtstellung eska liert. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, beschließt man, dass jede Stadt je drei Helden als Stellvertreter in den Kampf schicken soll. In Rom fällt die Wahl auf die Söhne des Horace, MIT PIERRE CORNEILLE WAGT SICH DAS in Alba Longa auf jene des Curiace, ungeachtet der Tatsache, LANDESTHEATER ZU SAISONSCHLUSS dass beide Familien miteinander verschwägert sind. Von einem Augenblick auf den anderen steht man einander feindlich ge AN EINEN KLASSIKER HERAN, DER AUF genüber, im Wissen, dass der erhoffte Sieg in jedem Fall mit DEUTSCHSPRACHIGEN BÜHNEN KAUM dem Tod geliebter Menschen bezahlt wird. Für Horace geht die NOCH ZUR KENNTNIS GENOMMEN WIRD. Pflicht für das Vaterland und die Ehre über alles. Er kehrt schließlich siegreich als einzig Überlebender nach Rom zurück, EINE KLASSIKER-PFLICHTÜBUNG? wo er sich im aufwallenden Zorn angesichts deren Verzweif KEINESWEGS. Von Hilde Haider-Pregler lung sogar zum Mord an der Schwester hinreißen lässt. Das Urteil des Königs wird bestätigen, dass Ehre und Dienst am Staat höher stehen als private Gefühle und Pflichten. Corneille forderte von der Tragödie den Primat der staatspolitischen Handlung, während Liebe nur als Nebenthema zu behandeln sei. Die rigiden, dem privaten Landestheater Niederösterreich, Schicksal des Einzelnen übergeordneten Begriffe von Ehre, Pflicht und Vaterlands Theaterwerkstatt, liebe wird Karin Plötner in ihrer Inszenierung des „Horace“ (Übersetzung: Jürgen 24.04.2014, Premiere: Gosch und Wolfgang Wiens) im Kontext unserer Zeit zur Diskussion stellen. Die Pierre Corneille „Horace“ Konstellationen des Stückes spiegeln sich auch in so manchen Krisenherden unserer Regie: Katrin Plötner. Bühne: Tage. Die Nähe zum Publikum im kleinen Raum der „Theaterwerkstatt“ fördert auch, Anneliese Neudecker. Kostüme: wie die Regisseurin feststellt, die Konzentration auf die Sprache. Ein aussagestarker, Henriette Müller. Musik: Markus nachhaltiger Theaterabend kündigt sich an. Steinkellner. Mit: Swintha Gersthofer, Pascal Groß, Katharina von Harsdorf, Othmar Schratt, Tobias Voigt, Jan Walter, Helmut Wiesinger, Johanna Wolff.
EHRE,
PFLICHT UND LIEBE
Zur Autorin: Hilde Haider-Pregler ist Universitätsprofessorin für Theater-, Film- und Medienwissen schaft an der Universität Wien und Theaterkritikerin.
8
spielorte
„Ich frage mich schon seit längerem, besser gesagt: seit den Balkankriegen, warum sich niemand an ‚Horace‘ erinnert.“ Hilde Haider-Pregler
LIEBHABERTHEATER
AUF HÖCHSTEM NIVEAU EIN MANN AUF DER BÜHNE, SCHWARZER ANZUG, PANAMAHUT, EIN PAAR MUSIKER – DAS GENÜGT, UM EINEN LITERARISCHMUSIKALISCHEN KOSMOS ERSTEHEN ZU LASSEN, VIELFÄLTIG UND FACETTENREICH. DIE BILDER SIND IM KOPF DER ZUSCHAUER. Von Maria Rennhofer
Voraussetzung: ein Entertainer vom Kaliber eines Michael Heltau steht auf der Bühne. Begonnen hat alles vor fast 50 Jahren, als Heltau seine ersten Rezitations abende im Wiener Konzerthaus gestaltete. Ernsthafte literarische Programme wie Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, die eine junge Zuschauerin zum teils enthusiastischen, teils bedauernden Urteil veranlassten: „Bei Ihnen weint man so gern!“ Das sollte sich ändern. Obwohl der Bühnenmensch Heltau sich selbst nie in der Liga der großen Komödianten seiner Zeit sah, entdeckte er, dass man Lachen auch auf sehr subtile – eben auf seine – Weise hervorrufen kann. Sei es in Rollen von Schnitzler bis Shakespeare, sei es in liebevoll zusammengestellten Solopro grammen, die stets für ausverkaufte Häuser sorgen. „Es ist Liebhabertheater – ich hoffe, auf einem einigermaßen professionellen Niveau“, kokettiert der Publikumsliebling. „Neben mei nen Theaterrollen wollte ich immer auch Lyrik und die Schönheit von Sprache und Dichtung vermitteln.“ Auch die Schönheit gesungener Sprache – etwa in den Chan sons von Jacques Brel, die Heltau so kongenial auf Deutsch zu interpretieren versteht, aber ebenso im Wie ner Lied, dessen Poesie er vom Schmalz befreit. „Dass es so kommen musste, ist jetzt das große Glück meines Lebens“, schwärmt der Burg-Doyen, der seit Jah ren konsequent alle Rollenangebote ablehnt, weil er sich nicht mehr vorstellen kann, „auf der Bühne jemand anderer zu sein.“ Seine Glanzrollen von Richard II. bis Professor Higgins hat er ebenso hinter sich gelassen wie seine Operetten-Ausflüge und Fernsehshows.
„Geschehen lassen und bereit sein – dafür probe ich!“ Michael Heltau
DER OFEN ZIEHT
Das Motto des neuen Programms „Auf d’Nacht, Herr Direktor“ ist der Triumph des Schauspielers über das System Theater: „Alles, was einer Aufführung voraus geht, zählt erst, wenn es am Abend gelingt.“ Und Heltau hat einen anschaulichen Vergleich parat: „Ich habe im mer darauf Wert gelegt, einen Ofen zu haben, den man in der Früh vorbereitet und am Abend anzündet. Dann muss es durchziehen und brennen. So ist es auch auf der Bühne. Wenn es nicht brennt und Wärme, Sympa thie und Wohlwollen erzeugt, muss ich mir überlegen: Was habe ich falsch gemacht? Nur wenn die Zuschauer mir nachher sagen: Es war gar niemand auf der Bühne außer Ihnen und den Musikern, aber man hat alles ge sehen – dann war es richtig.“
Die Bühne im Hof, 16.05.2014 Michael Heltau & Die Wiener Theatermusiker „Auf d’Nacht, Herr Direktor!“
spielorte
9
Festspielhaus St. Pölten, 08.05.2014, Österreich-Premiere: Grupo Corpo „Sem Mim“/ „Parabelo“ Choreografie: Rodrigo Pederneiras. Musik: Carlos Núñes, José Miguel Wisnik (nach Liedern von Martín Codax), Tom Zé. Bühne: Paulo Pederneiras, Fernando Velloso. Lichtdesign: Paulo Pederneiras. Kostüme: Freusa Zechmeister. Tanz: Grupo Corpo. Masterclass für Young Professionals mit Mitgliedern der Grupo Corpo am 07.05.2014 Buchung & Kontakt: Diana Costa, kulturvermittlung@festspielhaus.at
SIE BRINGEN
BRASILIENS SONNE DER NAME IST PROGRAMM: WIE EIN EINZIGER KÖRPER BEWEGT SICH DAS ENSEMBLE VON GRUPO CORPO UND BRINGT DIE IN BRASILIEN BELIEBTEN TÄNZE VON DER STRASSE AUF DIE BALLETTBÜHNE. Von Andrea Kachelrieß
Die Tanzcompagnie Grupo Corpo pflegt einen eigenen Stil und wird dafür weltweit gefeiert. Für Rodrigo Pederneiras, den Choreografen der Compagnie, hat der Erfolg viele Gründe. „Grupo Corpo hat eine sehr junge, unvergleichliche Art, sich zu bewe gen. Dazu kommen Sinnlichkeit, Musik, Humor – alles zusammen transportiert ein Stück brasilianische Sonne.“ Von Beginn an, als 1975 sechs Geschwister mit ein paar Freunden in der Millionen stadt Belo Horizonte zusammenfanden, um Grupo Corpo zu gründen, war der Name der Compagnie auch Programm. Der markante Stil, der die einzelnen Tänzer als Gesamtkörper sieht, ist der engen Zusammenarbeit zweier Brüder zu verdanken. Paulo Pederneiras, der die Compagnie von Beginn an leitet, ist für Bühnenbild und Licht verantwortlich, sein Bruder Rodrigo ist seit 1978 ihr Choreograf, von ihm stammen fast alle Stücke im Repertoire; dritte im Bunde ist die Kostümbildnerin Freusa Zechmeister. Rodrigo Pederneiras erklärt, wie die Grupo Corpo-Philosophie auch die kreative Arbeit prägt: „Über 35 Jahre hat sich eine sehr spezielle Be ziehung zwischen uns ergeben“, sagt der Choreograf. „Die Idee, die sich so beim Anblick von einem Grupo Corpo-Tanzstück einstellt, ist, dass es wie die Handschrift eines einzigen Künstlers wirkt.“ Dass Grupo Corpo seit 1992 ausschließlich zu Auftragskompositio nen tanzt, unterstreicht diesen Anspruch. Zu studieren ist diese Handschrift demnächst auch in St. Pölten. Im Mai stellen sich die Brasilianer im Festspielhaus mit zwei Stücken vor: „Sem Mim“ (Ohne Mich) wird zu Musik getanzt, die auf galicisch- portugiesischen Frauenliedern aus dem 13. Jahrhundert basiert; mittelalterliche Ornamente kleiden die Tänzer wie eine zweite Haut, wenn sie in ihren Bewegungen von Trennung und Wieder sehen, von Ebbe und Flut erzählen. Das zweite Stück des Abend, „Parabelo“, sagt Rodrigo Pederneiras, sei seine „brasilianischste Choreogra fie“, ihr Titel spielt auf die Pistole „Parabellum“ an. Bei der Arbeit an diesem Ballett, das mit intensiven Farben und schwarzem Tüll auch optisch auf Extreme setzt, hatte er die Widersprüchlichkeit seines Landes vor Augen: Versöhnung und Kampf, Armut und Reichtum, Öde und Frucht barkeit.
„Grupo Corpo hat eine sehr junge, unver gleichliche Art, sich zu bewegen.“ Rodrigo Pederneiras Zur Autorin: Tanz lässt für Andrea Kachelrieß selbst im finstersten Theatersaal die Sonne aufgehen. Sie lebt und schreibt in Stuttgart.
10 spielorte
EIN STUMMER MYTHOS
AUF DER LEINWAND Von Marion Pfeffer
Diese Worte schrieb Hugo von Hofmannsthal im „Ungeschriebenen Nachwort“ zum „Rosenkavalier“ (1911). Sie gelten nicht nur für seine Figuren in einer der bedeutendsten Opern der Jahrhundertwende, sondern auch für die vibrierende Verbindung sei nes Drehbuchs zum gleichnamigen Stummfilm mit der Komposition von Richard Strauss. Das Festspielhaus bringt ein Stück Vergangenheit in die Gegenwart und zeigt den 1926 erschienenen Film als Kino-Konzert. Begleitend verleiht das Ton künstler-Orchester Niederösterreich unter der Lei tung Frank Strobels dem Meisterwerk eine kraft
Festspielhaus, 17.05.2014 Stummfilm „Der Rosenkavalier“ (Ö 1925, Regie: Robert Wiene) Musik: Richard Strauss. Arrangement: Bernd Thewes. Überarbeitung und Dirigent: Frank Strobel. Mit: Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. „spielorte-Spezial“ – 2 Veranstaltungen mit 15 % Ermäßigung. Mehr dazu auf Seite 23.
volle Stimme: „Dieser Film ist ein Mythos, und seitdem ich mich mit der Kunstform Stummfilm und Musik beschäftige – und das sind mittlerweile rund 30 Jahre –, ist dieser Film immer wieder ein Thema für mich gewesen“, beschreibt der Dirigent treffend, weshalb „Der Rosenkavalier“ nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat. Der „Rosenkavalier“-Film ist keine verfilmte Oper, sondern in erster Linie ein Musikfilm, für den eine Oper in ein anderes Medium übersetzt wurde, wo bei die visuelle Erzählung an die Stelle des gesun genen Textes tritt. Entstanden ist dieses Kult-Epos durch die kraftvolle Kooperation des Triumvirats von Strauss als Komponisten, Hofmannsthal als Drehbuchautor und Robert Wiene als Regisseur. Strobel als einer der wenigen Synchron-Dirigenten auf dieser Welt ist bereits seit frühes ter Kindheit dem Genre verfallen: „Meine Eltern haben ein Kino in München betrieben. Dort habe ich selbst als Jugendlicher Filme vor geführt und mir nachts, wenn das Kino leer war, manchmal das Ver gnügen einer kleinen Privatvor stellung gegönnt.“ Der Mitbegrün Frank Strobel der der FilmPhilharmonie bewegt sich mit spielerischer Leichtigkeit durch die Inszenierungen. Was man in seiner Umsetzung des „Rosenkavalier“ erwarten darf? „Besonders wichtig ist mir, dass eine Stummfilm- und Musik-Auffüh rung zugunsten ihrer Musikalität ohne jegliche technische Hilfsmittel wie z. B. einen sichtbaren Timecode im Monitor stattfinden sollte. Ich muss ähnlich wie in einer Opernaufführung in der Lage sein, ein filmmusikalisches Werk zu gestalten, zu gliedern, Spannung zu halten und dabei zugleich nicht das Gefühl haben, dem Film ausgeliefert zu sein“, beschreibt er liebevoll seine Herangehens weise an das Meisterwerk.
„Der Verbindung der visuellen Kraft einer großen Leinwand mit der emotionalen Kraft der Musik, die live zum Film gespielt wird, kann sich keiner entziehen.“ Frank Strobel
„EINER BRAUCHT DEN ANDERN, NICHT NUR AUF DIESER WELT, SONDERN SOZUSAGEN AUCH IM METAPHYSISCHEN SINN. (...) SIE GEHÖREN ALLE ZUEINANDER, UND WAS DAS BESTE IST, LIEGT ZWISCHEN IHNEN: ES IST AUGENBLICKLICH UND EWIG, UND HIER IST RAUM FÜR MUSIK.“
spielorte
spielplan der st. pöltner bühnen APRIL, MAI & JUNI 2014 april 01 INGO APPELT 20:00 Die Bühne im Hof Comedy
03 KAMMERMUSIK INTERNATIONAL: 19:30 QUATUOR EBÈNE Festspielhaus, Kleiner Saal
Musik/Klassik
03 WIENER COMEDIAN HARMONISTS 20:00 Die Bühne im Hof A Cappella 04 VOLKSKULTUR ÖSTERREICH: 19:30 „ACH WENN DOCH EINMAL FRIEDEN WÄR’!“ Festspielhaus, Großer Saal Musik/Volksmusik
04 MEINE MUTTER, KLEOPATRA 19:30 Attila Bartis Landestheater, Großes Haus
05 SALIF KEÏTA
19:30 Festspielhaus, Großer Saal
Musik/Singer-Songwriter/Afrika
10 DORNROSEN
20:00 Die Bühne im Hof Musik/Kabarett
11 PIPPI LANGSTRUMPF, Astrid Lindgren 16:00 Landestheater, Großes Haus
19:30 MENDELSSOHN BARTHOLDY/ERÖD Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik
18:30 Landesmuesum
Poetry Slam zur Walpurgisnacht
30 HORACE, Pierre Corneille 19:30 Landestheater, Theaterwerkstatt
12 PIPPI LANGSTRUMPF, Astrid Lindgren 16:00 Landestheater, Großes Haus
14 FERIENWORKSHOP in den Osterferien 09:30 Spieglein, Spieglein an der Wand …
für Kinder ab 6 Jahren von 14.04. bis 17.04.
Landestheater, Studio
14 FERIENWORKSHOP in den Osterferien 14:00 Spieglein, Spieglein an der Wand …
für Kinder ab 9 Jahren von 14.04. bis 17.04.
Landestheater, Studio
24 HORACE, Pierre Corneille
19:30 Landestheater, Theaterwerkstatt Premiere 24 GEORG RINGSGWANDL 20:00 Die Bühne im Hof Musikkabarett
25 HORACE, Pierre Corneille
19:30 Landestheater, Theaterwerkstatt
05 MEINE MUTTER, KLEOPATRA, Attila Bartis 25 TRICKY NIKI 19:30 Landestheater, Großes Haus 07 TONKÜNSTLER:
30 WALPURGISSLAM, Mieze Medusa
20:00 Die Bühne im Hof Show/Comedy
26 PIPPI LANGSTRUMPF, Astrid Lindgren 10:30 Landestheater, Großes Haus
mai 02 PIPPI LANGSTRUMPF, Astrid Lindgren 14:00 Landestheater, Großes Haus
02 HORACE, Pierre Corneille 19:30 Landestheater, Theaterwerkstatt 08 GRUPO CORPO: SEM MIM/PARABELO 19:30 Festspielhaus, Großer Saal
Tanz/Zeitgenössisches Ballett Live-Musik und DJ nach der Veranstaltung Österreich-Premiere
08 BÜRGERTHEATER:
19:30 GESCHICHTEN AUS DEM HORVÁTH-LAND, Bürgerproduktion 2.0 Landestheater, Theaterwerkstatt Premiere 08 WOLFGANG BÖCK & 20:00 DIE ÖSTERREICHISCHEN SALONISTEN Die Bühne im Hof Musik & Literatur
09 TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN
26 HORACE, Pierre Corneille
19:30 Arthur Miller Landestheater, Großes Haus
09 MEINE MUTTER, KLEOPATRA, Attila Bartis
26 GREGOR SEBERG 19:30 Die Bühne im Hof Kabarett
09 JOESI PROKOPETZ
nach der Vorstellung
28 TONKÜNSTLER: SMETANA/BARTÓK
20:00 Die Bühne im Hof Kabarett
Musik/Klassik
10 ANDREA ECKERT,
08 EUGEN FREUND 19:30 Die Bühne im Hof Vortrag/Gespräch 19:30 Landestheater, Großes Haus Publikumsgespräch mit dem Ensemble
10 MEINE MUTTER, KLEOPATRA, Attila Bartis 19:30 Landestheater, Großes Haus
10 BOLSHOI-ORCHESTER: RESPIGHI/ 19:30 SAINT-SAËNS/TSCHAIKOWSKI Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik
16:00 Landestheater, Theaterwerkstatt
19:30 Festspielhaus, Großer Saal
Gastspiel – Koproduktion des St. Pauli Theaters Hamburg mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen Österreich-Premiere
29 HORACE, Pierre Corneille
19:30 CORNELIUS OBONYA, BELA KORENY Die Bühne im Hof Konzert
29 HORACE, Pierre Corneille 19:30 Landestheater, Theaterwerkstatt
10 TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN
10:30 Landestheater, Theaterwerkstatt
Publikumsgespräch mit dem Ensemble nach der Vorstellung
19:30 Arthur Miller Landestheater, Großes Haus
Gastspiel – Koproduktion des St. Pauli Theaters Hamburg mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
12 TONKÜNSTLER:
19:30 STRAUSS/ELGAR/BRITTEN Festspielhaus, Großer Saal Einführungs- bzw. Künstlergespräch vor der Vorstellung Familienvorstellung Vormittagsvorstellung/Schulvorstellung – etwaige weitere Vormittagstermine erfahren Sie an der Tageskassa niederösterreich kultur karten unter 02742/90 80 80-600
12 spielorte
Musik/Klassik
KARTENVORVERKAUF: Das Kartenbüro ist zentral in der Fußgängerzone erreichbar, mit Parkmöglichkeit in der Parkgarage Rathausplatz, und ersetzt den Kartenvorverkauf in den einzelnen Häusern, die Abendkassen bleiben natürlich jeweils bestehen.
spielplan-doppelseite ZUM HERAUSNEHMEN!
13 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 09:00 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus Gastspiel Theater mit Horizont
13 BÜRGERTHEATER:
19:30 GESCHICHTEN AUS DEM HORVÁTH-LAND, Bürgerproduktion 2.0 Landestheater, Theaterwerkstatt
15 KAMMERMUSIK PRIMA LA MUSICA: 19:30 JUNGE TALENTE Festspielhaus, Kleiner Saal
Musik/Klassik
16 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 16:00 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus Gastspiel Theater mit Horizont
16 MICHAEL HELTAU 19:30 Die Bühne im Hof Chansons
17 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 14:00 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus Gastspiel Theater mit Horizont
17 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 16:30 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus
23 ALEXANDER GOEBEL 19:30 Die Bühne im Hof Comedy & Konzert
MO–FR (werktags), 09:00–18:00 Uhr SA, 09:00–14:00 Uhr
24 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU
Rathausplatz 19, 3100 St. Pölten Tel.: 02742 / 90 80 80 600 Fax: 02742 / 90 80 83
Gastspiel Theater mit Horizont
karten@noeku.at karten@bih.at karten@festspielhaus.at karten@landestheater.net
14:00 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus
24 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 16:30 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus Gastspiel Theater mit Horizont
24 GORAN BREGOVIĆ:
19:30 CHAMPAGNE FOR GYPSIES Festspielhaus, Großer Saal
Musik/Balkan
24 THOMAS STIPSITS & MANUEL RUBEY 19:30 Die Bühne im Hof Kabarett
26 TONKÜNSTLER:
19:30 DEBUSSY/SCHÖNBERG Festspielhaus, Großer Saal
Musik/Klassik
27 BALLETTABEND „SCHNEEWITTCHEN“ 18:30 Ballettschule Papez Landestheater, Großes Haus
Gastspiel Theater mit Horizont
17 TONKÜNSTLER KINO-KONZERT: 19:30 DER ROSENKAVALIER Festspielhaus, Großer Saal
Stummfilm/Live-Musik
17 MONTI BETON & HANS KRANKL 19:30 Die Bühne im Hof Konzert
20 OPERETTENREVUE 2014 19:30 Die Bühne im Hof Operette 21 OPERETTENREVUE 2014 19:30 Die Bühne im Hof Operette
juni 03 BATSHEVA ENSEMBLE: KAMUYOT 10:30 Festspielhaus, Bühne Tanz Österreich-Premiere
03 BATSHEVA ENSEMBLE: KAMUYOT 18:00 Festspielhaus, Bühne Tanz Österreich-Premiere
05 BATSHEVA ENSEMBLE: DECA DANCE
22 MAGGIE T. – KRIEG UND KRIEG Gastspiel Max Reinhardt Seminar
05 FREIHAUS 4 20:00 Die Bühne im Hof Konzert
22 PÖCHACKER & PASCHKE 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett
23 DIE KLEINE MEERJUNGFRAU 16:00 Hans Christian Andersen Landestheater, Großes Haus Gastspiel Theater mit Horizont
FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/
Festspielhaus St. Pölten Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 / 90 80 80-600 E-Mail: karten@festspielhaus.at www.festspielhaus.at Abendkassa: 90 min. vor Vorstellungsbeginn Tel. +43 (0)2742 / 90 80 80-222 Landestheater Niederösterreich Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 / 90 80 60-0 E-Mail: office@landestheater.net www.landestheater.net Abendkassa: 60 min. vor Vorstellungsbeginn Tel. +43 (0)2742 / 90 80 66 Die Bühne im Hof Julius-Raab-Promenade 37, 3100 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 / 35 22 91 E-Mail: sekretariat@bih.at www.bih.at Abendkassa: 2 Stunden vor Vorstellungsbeginn Landesmuseum Niederösterreich Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 / 90 80 90 E-Mail: info@landesmuseum.net www.landesmuseum.net
19:30 Festspielhaus, Großer Saal
Tanz Österreich-Premiere
19:30 Ein Autorenprojekt mit Nolte/Decar Landestheater, Theaterwerkstatt
KONTAKT
06 MATINEE DER ERZÄHLENDEN KÜNSTE 10:30 FABELHAFT! NIEDERÖSTERREICH Landestheater, Großes Haus
06 DIE LANGE NACHT DER
19:30 MÄRCHENERZÄHLER FABELHAFT! NIEDERÖSTERREICH Landestheater, Großes Haus
jetzt ausgestellt BIS 19.10.2014 | LANDESMUSEUM 2014 im Zeichen der Frauen. Das Landesmuseum begibt sich auf künstlerische und historische Spurensuche – unter anderem mit den Sonder ausstellungen „Ausnahmefrauen – Christa Hauer, Hildegard Joos, Susanne Wenger“, „Broncia Koller-Pinell zum 150. Geburtstag“ und „Frauen leben in Niederösterreich“, begleitet von einem bunten Rahmenprogramm: von Aktivprogrammen über Poetry Slam zur Walpurgisnacht bis zum Musikkabarett mit den NeoBrennDirndln.
spielorte 13
WO BLEIBT
DAS LEUCHTEN? GEORG RINGSGWANDL GIBT AM ALLTAGSGRAU LABORIERENDEN ZEITGENOSSEN THERAPEUTISCHE RATSCHLÄGE, WIE SIE IHR LEBEN ZUM GLÄNZEN BRINGEN KÖNNEN.
Stefanie Reichl studierte Internationale Betriebswirtschaft und Musikwissenschaften. Im November 2011 begann sie im Festspiel haus, um kurz darauf die Pressestelle zu übernehmen.
EIN TAG
Von Peter Kaiser
„Mehr Glanz“ heißt das neue Programm des musika lisch-kabarettistischen Unikums Georg Ringsgwandl und seiner Band. Wer seine erstaunliche Karriere seit seiner ersten LP 1986 („Das Letzte“) mitverfolgt und womöglich seinen legendären Auftritt in den „alten“ St. Pöltner Stadtsälen miterlebt hat, weiß, dass er sich jeder Berechenbarkeit entzieht. Überraschend gewinnt nun auch sein Hang zum schrillen Glamour der An fangszeit an Breitentauglichkeit: Unser aller graumelier ter Alltag könnte uns durchaus in einem etwas strahlen deren Licht erscheinen! Georg Ringsgwandl, 1948 in Bad Reichenhall geboren, musikalischer Autodidakt, begann seine berufliche Laufbahn als Assistenzarzt und Kardiologe, was seinen Liedtexten vielleicht den chirurgischen Blick auf die Gesellschaft und die skalpellartige Schärfe verleiht. Der vermutlich hervorragende Diagnostiker gab seinen Arztberuf 1993 endgültig auf. Sein künstlerisches Schaffen hingegen dauert mit unverminderter Heftigkeit an und umfasst neben seinen schräg- und schwarzhumorigen Liedern auch Musiktheaterstücke wie die „Tankstelle der Verdamm ten“ und eine Buchveröffentlichung („Das Leben und Schlimmeres – Hilfreiche Geschichten“). Bei „Mehr Glanz!“ dürfen wir auf die allumfassende therapeutische Begabung des „Punk-Qualtinger“ und „Valentin des Rock’n’Roll“ (Die Zeit) Georg Ringsgwandl setzen.
Die Bühne im Hof, 24.04.2014: Georg Ringsgwandl „Mehr Glanz!“ Musikkabarett. Mit: Daniel Stelter, Gitarren/Mandoline/Dobro. Tommy Baldu, Schlagzeug. Christian Diener, Bass.
14 spielorte
MIT STEFANIE REICHL DIE PRESSEARBEIT FÜR DAS FESTSPIELHAUS IST AUCH IM GLOBAL VILLAGE NICHTS, WAS SICH PER MAUSKLICK ERLEDIGEN LIESSE. VOR ALLEM WENN MAN MIT SOLCHEM ENGAGEMENT ZU WERKE GEHT WIE STEFANIE REICHL.
Eines war der gebürtigen St. Pölt nerin schon im musischen Zweig des BORG klar: „Ich will so viel wie möglich mit Kunst und Kul tur zu tun haben. Meinen Platz habe ich immer hinter den Kulis sen gesehen und hier in der Pres se- und Medienarbeit des Fest spielhauses auch gefunden.“ Ihre Aufgaben beschränken sich dabei keineswegs auf die Versor gung der Medien mit Programm informationen oder die Verwal tung des Pressespiegels. „Eine so wichtige Pressekonferenz wie zum Beispiel die zur Präsentation des Jahres programms geschieht Von Peter Kaiser natürlich in enger Abstimmung mit der Künstlerischen Leitung. Einladungen werden verschickt, Pressemappen und Videos mit Programmausschnitten vorbereitet. Die Betreuung vor Ort natür lich nicht zu vergessen. Auch eine Stadtführung für ausländische Journalisten ist schon einmal im Bereich des Möglichen.“ Die Kommunikation mit internationalen Tanzcompagnien findet vorwiegend in Englisch statt. Denn auch ausländische Medien sollen vermehrt ins Haus kommen. „Was wir hier in St. Pölten im Festspielhaus zu bieten haben, ist von der Mischung her ziemlich einzigartig: Tanz, Musik und dazu die starke Ausrichtung auf Kulturvermittlung. Natürlich sehen wir uns damit international positioniert.“ Keine wertende Unterscheidung macht sie zwischen großen Zeitungen wie der FAZ oder regionalen wie den NÖN. Jede er reicht schließlich ein anderes Publikum. Die Artists in Residence- Programme des Festspielhauses bieten ihr die Möglichkeit, Jour nalisten an der Probenarbeit von Künstlern teilnehmen zu lassen. „Eine fantastische Gelegenheit, sich für eine anschauliche Vorbe richterstattung ein Bild zu machen, die man leider nicht immer zur Verfügung hat.“ Was sie am meisten freut? „Natürlich begeis terte Medienberichte über unsere Veranstaltungen!“
DER
TONFOLGER Salif Keïta wurde 1949 in Mali geboren. Als Mensch mit Albinismus sah er sich seit frühester Kindheit mit Missgunst konfrontiert und suchte selbst in seiner eigenen Familie vergeblich nach Liebe und Anerkennung. Genau diese Werte und Grundrechte, die ihm als Kind verwehrt blieben, besingt er heute so hingebungsvoll in seiner Musik. Den Weg auf die Bühnen der Welt hat er sich selbst geöffnet. So kraftvoll und willensstark, wie er heute sein Publi kum bezaubert, widersetzte er sich damals den Zwängen der Tradition: Als direktem Nachfahren des Kriegerkönigs Sundiata Keïta (ca. 1240 n. Chr.) war es ihm verboten, in der Öffentlichkeit zu singen. Dennoch verließ der junge Salif Keïta seinen Ge burtsort Djoliba, um in der malischen Hauptstadt Bamako künstlerische Verwirklichung zu finden. „Meine Familie reagierte mit Ablehnung“, erinnert sich Salif. „Aber es war einfach notwendig, zu zeigen, dass dieses Jahrhundert eben nicht das Jahr hundert der Vorfahren ist. Deshalb entschied ich mich gegen die Familie und für die Karriere als Sänger.“ Als Teil der legendären „Rail Band du Mali“ lernte er die Welt jenseits der Grenzen Malis kennen. 1984 zog er nach Paris und avancierte in den folgenden Jahren zu einem Symbol des musikalischen Reich tums des schwarzen Kontinents. Als „Goldene Stimme Afrikas“ ist er bis heute Botschafter seiner Kultur und gleichsam Sinnbild für künstlerische Vielfalt. Sein Album „Amen“ aus dem Jahr 1991 wurde zum Meilenstein seiner künstlerischen Ent faltung. Eine Grammy-Nominierung und internatio nales Ansehen folgten. Auch abseits der Musik setzt sich Salif Keïta für Menschen mit ähnlichem Schicksal ein: In der Mandinka-Kultur seines Heimatlandes gilt helle Hautfarbe als Omen des Unglücks und wird bis heute brutal bestraft. Die von ihm gegründete „Salif Keïta Global Foundation“ hat sich der Abschaffung dieser Mythen verschrieben und steht gleichzeitig für Fortschritt und Aufklärung der malischen Be völkerung.
GEBOREN AM BEGINN DER GROSSEN DEKOLONISATION AFRIKAS, WURDE SALIF KEÏTA ZU EINEM SYMBOL DES UMBRUCHS. GEGEN DEN WILLEN SEINER FAMILIE WAR ER MUSIKER GEWORDEN. DIE SEHNSUCHT NACH FREIHEIT IST HEUTE NOCH LEITMOTIV SEINER KUNST. Von Jakob Schweikhardt
„Wenn du bekannt bist, gehört es zu deiner Pflicht, für Menschen einzustehen, die nicht gehört werden.“ Salif Keïta
Festspielhaus St. Pölten, 05.04.2014: Salif Keïta & Band
spielorte 15
WAS PASSIERT, WENN MENSCHEN IM ZENTRUM DER MACHT ALLES ENT GLEITET? WAS IST TATSÄCHLICH RELEVANT IN EINEM POLITISCHEN KONFLIKT? IN „MAGGIE T.“ UNTER SUCHEN AUTOREN, REGISSEUR UND SCHAUSPIELERINNEN GEMEINSAM MACHTMECHANISMEN. Von Marion Pfeffer Landestheater Niederösterreich, Theaterwerkstatt, 22.05.2014, Autorenprojekt: Nolte/Decar „Maggie T. – Krieg und Krieg“ Gastspiel Max Reinhardt Seminar. Regie: Matthias Rippert. Bühne: Fabian Liszt. Mit: Silas Breiding, Lisa Hofer, Anna Krestel, Anne Kulbatzki, Lukas Wurm.
DIE ENTLARVUNG
DES HELDEN
William Shakespeare. Homer. Das sind Namen, die begeis tern, aber auch einschüchtern können. Aus ihrem Stoff ein neues Stück zu erschaffen, ist ein kühnes Unterfangen. Mit Humor, Leichtigkeit und vor allem Furchtlosigkeit wagen sich die Autoren Michel Decar und Jakob Nolte an den his torischen Stoff von „Troilus und Cressida“ heran. Auf die Gebrüder-Grimm-Preisträger wurde der Regie student des Max Reinhardt Seminars Matthias Rippert bei den Werkstatttagen am Burgtheater aufmerksam. In einem gemeinsamen Prozess ist „Maggie T.“ entstanden – mit diesem Projekt findet die Zusammenarbeit des Lan destheaters mit dem Max Reinhardt Seminar ihre Fortset zung. „Wir wollen keine historische Aufarbeitung des Falklandkrieges, der Hauptschauplatz des Stückes ist, und der tatsächlich beteiligten Personen, Margaret Thatcher und Leopoldo Galtieri, darbieten“, erklärt Matthias Rippert das Projekt, das nun am Landestheater Niederösterreich gezeigt wird. „Vielmehr geht es um inner- und zwischen menschliche Mechanismen von Machtmenschen, wie sie schon Shakespeare oder Homer entworfen haben: Wie gehe ich mit Macht um? Wie funktioniert Geschichts schreibung tatsächlich?“ Aus den Vorgaben der Autoren und den Improvisationen der SchauspielerInnen hat sich ein ganz eigener Sprachstil entwickelt. „Dadurch ist etwas sehr Lebendiges und Authentisches entstanden, das auf vielen verschiedenen Ebenen funktioniert.“
16 spielorte
ABSCHIED VOM
AMERIKANISCHEN TRAUM Beschreibung und Kritik sozialer Missstände im Zuge der fortschreitenden Liberalisierung der Wirtschaft haben in der amerikanischen Literatur eine lange Tradition. Man denke an Klassiker wie Upton Sinclairs „Der Sumpf“ oder John Stein becks „Die Früchte des Zorns“. Für das Schauspiel steht exemp larisch das 1949 uraufgeführte Stück „Death Of A Salesman“ von Arthur Miller (1915–2005). Im Alter von 63 Jahren steht der Handelsvertreter Willy Loman vor den Trümmern seiner Existenz. Ausgebootet von NACH DER GRANDIOjüngeren Mitarbeitern, über SEN EIGENPRODUK häuft von Ratenzahlungen und entfremdet von seiner TION VON ARTHUR Frau und seinen beiden MILLERS „HEXENJAGD“ Söhnen, beginnt er sich in STEHT „TOD EINES Tagträumereien von einem erfolgreichen Leben zu HANDLUNGSREISENflüchten. DEN“ ALS GASTSPIEL „Der Mann scheitert nicht nur AUF DEM SPIELPLAN beruflich, sondern auch familiär. Was wir hier sehen, DES LANDESTHEATERS. ist aus heutiger Sicht ein Von Peter Kaiser Entlangschlittern am Rande einer Demenz, mit all ihren Veränderungen der Wahrneh Landestheater Niederösterreich, mung der Wirklichkeit“, so 09. & 10.05.2014, ÖsterreichBurghart Klaußner, der die Premiere: Arthur Miller „Tod Vielschichtigkeit seiner Rolle eines Handlungsreisenden“ liebt. „Der Zustand, in dem Gastspiel des St. Pauli Theaters sich Loman befindet, ist die Hamburg in Koproduktion mit logische Folge einer lebens den Ruhrfestspielen Reckling länglichen Anpassung an ein hausen. Regie und Bühne: Rollenbild, an dem man nur Wilfried Minks. Kostüme: Nini scheitern kann.“ von Selzam. Mit: David Allers, Burghart Klaußner wurde für Anja Boche, Margarita Broich, seine Darstellung Willy Niels Hansen, Burghart Klaußner, Lomans mit dem Rolf-MaresGeorge Meyer-Goll, Christian Preis und dem Deutschen Sengewald, Kai-Maren Taafel, Theaterpreis DER FAUST Anja Topf, Oliver Urbanski, ausgezeichnet. Das Landes_ Martin Wolf. theater kennt er: „Das Haus ist ein Schmuckstück! Vielleicht ein wenig eng, aber das hat den Vorteil, dass man auch enger zusammenrückt.“
SCHNUCKI,
ACH SCHNUCKI
shortcuts 08.04.2014 | Die Bühne im Hof Eugen Freund: „Der Tod des Landeshauptmanns“. Der ehemali ge ZIB-Moderator verlässt in seinem Krimidebüt rund um den Tod Jörg Haiders das Korsett der Realität und gibt sich als detailgenauer Fabu lierer. Im Intrigengeflecht tauchen Beamte des Heeresnachrichtendiens tes, FBI-Agenten, der israelische Geheimdienst ebenso wie zwei kroatische Ex-Balkan-Soldaten auf. Moderiert wird der Abend im Rahmen des Dialoges zwischen den Kulturen von Tyma Kraitt.
STEIL HINAUF, STURZ IN DEN ABGRUND, LANGSAMES WIEDERERKLIMMEN ERFOLG REICHER HÖHEN: ANDREA ECKERT, CORNELIUS OBONYA UND BELA KORENY ERINNERN AN DAS LEBEN DES WIENER KABARETTISTEN UND KLAVIERHUMORISTEN HERMANN LEOPOLDI. Von Maria Rennhofer „Schön ist so ein Ringelspiel“, „In einem kleinen Café in Hernals“ – die Liste der unsterblichen Titel, mit denen Hermann Leopoldi in die Geschichte der Unterhaltungsmusik eingegangen ist, scheint endlos. 1888 in eine Wiener Musikerfamilie geboren, erreichte er als Barpianist und Komponist schon vor dem Ersten Weltkrieg unge heure Popularität. In der Zwischenkriegszeit mit ihren wirtschaft lichen Katastrophen und politischen Krisen stillte er zusammen mit seinem Bruder und dem Conférencier Fritz Wiesenthal das Unter haltungsbedürfnis des Publikums. Auf Gastspielreisen nach Deutschland und in die Schweiz, nach Paris, Budapest und Prag festigte er seinen Ruf als Liederkomponist und Vortragskünstler. 1938 setzten die Nazis seiner Karriere ein abruptes Ende. Leopoldi kam ins KZ nach Dachau und Buchenwald, wurde freigekauft und schaffte in der neuen Heimat Amerika einen zweiten Erfolgs start. Der dritte gelang nach der Rückkehr nach Wien 1947, seine Programme in Kabaretts, Unterhaltungs lokalen und sogar im Wiener Konzerthaus erzielten stür mische Begeisterung. In der Bühne im Hof führt Bela Die Bühne im Hof, Koreny gemeinsam mit Andrea 10.05.2014: Andrea Eckert, Eckert und Cornelius Obonya Cornelius Obonya, durch einen Abend, der Leopoldis Bela Koreny „Schön ist Leben mit allen Höhen und Tiefen so ein Ringelspiel“ anhand seiner Lieder nachzeichnet. Ein Hermann LeopoldiAbend.
10.04.2014 | Festspielhaus St. Pölten Orchester des BolshoiTheaters Moskau: Auf den Wogen des geschichtsträchti gen Klangkörpers reist der Cellist Mischa Maisky durch Werke von Ottorino Respighi und Camille Saint-Saëns. Unter der Leitung von Dirigent Alan Buribayev entsteht eine Charakterstudie romantischer Musik mit all ihrer Intensität und Vielfalt. Gerade Saint-Saëns Cellokon zert Nr. 1 fordert Maiskys intensive Leidenschaft und sein beispielloses Gefühl für feine Nuancen. Mit Tschai kowskis dritter Symphonie widmet sich das Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau als Krönung einem Stück russischen Kulturguts.
26.05.2014 | Festspielhaus St. Pölten Tonkünstler Klassisch. Die von Maurice Maeterlincks Dichtung „Pelléas und Mélisande“ inspirierte Oper Claude Debussys berührt das Publikum seit mehr als einem Jahrhundert. Ebenso wie Arnold Schönbergs Vertonung des symbo listischen Stoffs um die todgeweihte Liebe der Titel figuren. In einem Konzert des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich unter der Leitung von Jun Märkl übernimmt Cornelius Obonya die Erzählerrolle und führt durch die beiden musikalischen Meisterwerke.
spielorte 17
VON HEXENRING, FUSSPILZ
TAFELSCHWAMM & LAMELLENSCHIRMCHEN PILZ ODER NICHT PILZ IST KEINE FRAGE. NICHT AUF DIESEM PLANETEN. ALLEIN DIE VORSTELLUNG VON SCHIMMELSPOREN, UNS UMSCHWEBEND IN UNGUSTIÖSER DICHTE, MÜSSTE JEDE ROMANTISCHE EMPFINDUNG ODER EROTISCHE PIRSCH ERLEDIGEN. Von Beatrix Kramlovsky
Ein Kuss unterm Heizschwammerl, dessen Erfin der wohl Anleihe genommen hat bei Leuchtpil zen, die Bakterien anlocken wie der Heizpilz die frierenden Trinkfreudigen, würde zum Par forceritt quer durch den Sporenozean. Denke ich an die kreidestaubigen Tafelschwämme meiner Schulzeit, das Schreckensgespenst von Fuß- und Nagelpilz, verblassen sie vor der Viel falt der Schleimpilze, die alle möglichen For men annehmen können. Sie können ihren Standort jederzeit wechseln und irritieren damit, sich bei Hungersnot oder Fressatta cken auch die eigene Verwandtschaft einzu verleiben. Plasmodium macht vor gar nichts Halt, ein Pilz, der Eigenschaften von Diktato ren aufweist. Unsympathisch, gar nicht zu ver gleichen mit den Schimmelpilzen sogar der bö sen Art, die unser Obst in faulenden Gatsch verwandeln.
PFIFFERLING & CO
Dafür verlockt das Bild eines unverletzten Herren pilzes mit seinem samtigen Schwamm unter dem bissfesten Schirm zum Appetit anregenden Spei cheln, selbst wenn uns klar ist, dass seine vielfältige Verwandtschaft hinterhältige Giftstoffe bereithält. Ihn, Parasol, Goldröhrling, Ziegenlippe und die Krause Glucke können wir genießen, was uns beim
„Parasol, Goldröhrling, Ziegenlippe und die Krause Glucke können wir genießen, was uns beim Schimmel schon schwerer fällt.“ Beatrix Kramlovsky
18 spielorte
Schimmel schon schwerer fällt. Raffiniert suchen diese Pilze ihre Wirtskörper, die, einmal befallen, uns Ekel oder reines Entzücken bereiten. Unterwanderung und feindliche Übernahme, da ist es nicht weit zum Atompilz in seinem fürchterli chen Strahlen. Und doch stimmt die Analogie nicht, denn die Pilze dieser Erde ernähren sich zwar nur von Organischem, verwandeln es jedoch in wach sende Masse, auch wenn uns davor gruselt. Schlauchpilz und Algenpilz sind harmlosere Räuber als der mit dem Menschen lebende Darmpilz, ein unangenehmer Untermieter wie Mutterkorn, Maisbeulenbrand und Kar toffelfäule, in gar nichts vergleichbar mit den Schwarzen Diamanten wie Trüffelchen oder Eierschwammerl, die im Mittelalter noch als Gesindepilze geschimpft wurden, „keinen Pfifferling wert“.
HÖLL IM ARSCH
Am hinreißendsten finde ich Armillaria ostoyae. Klingt das kostbar? In Wirklich keit steckt nur der Dunkle Hallimasch dahinter, der sich durch einen National park namens Malheur in Oregon frisst. Das allerdings tut er seit 2400 Jahren, was ihn nicht nur zum größten Lebewesen der Welt macht, sondern auch zu einem entsetzlich alten. Ar millaria vergreift sich feinschmeckerisch an Nadel bäumen, die er vampirisch aussaugt, mit weißli chem Schleim innen verkleidet, quasi ein letaler Verpackungskünstler. Er überlebte, weil das trocke ne Klima das Überleben seiner winzigen Sporen nachkommenschaft verhindert und der Methusa lem sich daher ungebremst ausbreiten kann. Armillaria hätte zwar als Vorlage für eine dramati sche Figur tragisches Potenzial, unter dem deut schen Namen Hallimasch, der sich vermutlich von „Höll im Arsch“ wegen der eruptiv abführenden Qualitäten herleitet, reicht es eher für eine Provinz posse.
Zur Autorin: Beatrix Kramlovsky, Schriftstellerin und bildende Künstlerin, mehrere Preise und Stipen dien. Schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reise prosa. Im März erscheint in Österreich der neue Roman „Der vergessene Name“.
„Diese Musik soll Frauen auf Tischen tanzen lassen und Musikern viel Trinkgeld bringen.“ Goran Bregović
Landesmuseum Niederösterreich, 13.04.2014 – 08.02.2015: Ausstellung „Pilze – Mehr als nur Schwammerl.“ Kuratorin: Gabriele Kovacs.
GYPSY
KING
VERKANNTES GENIE AVANCIERT ABSEITS KONVENTIONELLER WEGE ZUM WELT BEKANNTEN SYMBOL FÜR KÜNSTLE RISCHE VIELFALT. DIE GESCHICHTE DES GORAN BREGOVIĆ IST WIE SEINE MUSIK: MITREISSEND, ABENTEUERLICH UND EIN BISSCHEN VERRÜCKT. Von Jakob Schweikhardt Festspielhaus St. Pölten, Musiker schreiben Geschich 24.05.2014: Goran Bregović ten – die besten leben sie auch. and his Wedding & Funeral Wie ein Tornado steht die Band „Champagne for „Wedding & Funeral Band“ auf Gypsies“ der Bühne. Im Auge des Mit: Goran Bregović, Gesang, Sturms: Goran Bregović. Um Gitarre und Synthesizer. ihn schwingen sich rhythmi Muharem Redzepi, Goc und scher Übermut und wohldo Gesang. Bokan Stankovic, sierte Poesie zu einem Sturm Dalibor Lukic, Trompete. auf. Perkussive Eskapaden Stojan Dimov, Saxofon und treiben die Herde von einem Klarinette. Aleksandar Höhepunkt zum nächsten. Im Rajkovic, Posaune und Glo mer noch dreht sich alles um ckenspiel. Milos Mihajlovic, den charmanten Herrn inmit Posaune. Ludmila Radkovaten des kreativen Chaos. Mit Trajkova, Daniela Radkovader Rockband „Bilejo Dugme“ Aleksandrova, Gesang. eroberte Bregović seine Hei mat Sarajevo. Dem Geiste der 1970er-Jahre entsprungen und am Beginn des Jugoslawien-Krieges zu Grabe getragen, gilt sie bis heute als Wegbereiter des Balkan-Pop. Bereits im sprichwörtlichen Schlussakkord der Band entledigte sich Bregović der Zwänge der Popmusik. Es waren die bewegten Bilder des Regisseurs Emir Kusturica, die ihn fesselten. Für drei seiner Filme schrieb er die Musik. Mit der „Wedding & Funeral Band“ lässt Bregović Folklore und Weltoffenheit auf einanderprallen. Um diese unbändige Lebenslust geht es in seinem Album „Champagne für Gypsies“, für das er sich Grö ßen wie die Gypsy Kings ins Boot geholt hat. Auf den Konzer ten seiner Welttournee, welche ihn im Mai ins Festspielhaus St. Pölten führt, erzählt Goran Bregović lautstark und mitrei ßend von seiner Heimat, von dem, was es heißt, ein Gypsy zu sein, und von der Musik selbst.
spielorte 19
shortcuts Die Bühne im Hof | 01.04.2014 Frauen sind Göttinnen. Wenn der deutsche Komiker Ingo Appelt laut polternd sein Hochamt für die Frauen, „den Göttinnendienst“, abhält, dann kriegen die Männer ihr Fett ab. „Frauen haben niemals Schuld, nur gute Gründe“, predigt Appelt erstmals in der Bühne im Hof und lässt in seiner „heiligen Kirche der glücklichen Frauen“ Schimpf und Schande auf „das testosteron gesteuerte Risiko der Welt“ niederprasseln. Männer, betet – eure Frauen an! Halleluja!
Festspielhaus St. Pölten | 03.04.2014 Quatuor Ebène. „Ein klassi sches Streichquartett, das sich mühelos in eine Jazzband verwandeln kann“, titelte die New York Times über die vier smarten Franzosen. Mit Quar tetten von Mozart, Brahms und Bartók wird das Quatuor Ebène seinen Ruf als „vielseitigste Boygroup der Streichquartettszene“ im Festspielhaus St. Pölten unter Beweis stellen – und das Publikum den ganz besonderen Esprit spüren lassen, mit dem die charismatischen Musiker innerhalb kürzester Zeit die Konzertsäle der Welt erobert haben.
Sommerarena Bühne Baden | 26.07.2014 Landestheater | ab Oktober 2014 Geschichten aus dem Wiener Wald nannte Ödön von Horváth sein Meister werk aus dem Jahr 1931 und malte ein schonungsloses Sittenbild in den Rahmen der Zwischenkriegszeit: Hinter kleinbürgerlicher Idylle windet sich die Wiener Seele im eisernen Griff der Wirtschaftskrise. In der Regie von Birgit Doll wird die Koproduktion mit der Bühne Baden ab Oktober ins Landestheater über nommen. Hilke Ruthner, Dominic Oley und Christoph Moosbrugger werden unter anderem als Gäste im Ensemble zu sehen sein. Premiere feiert man bereits am 26. Juli in der Sommerarena in Baden.
20 spielorte
Die Ferienworkshops von Landesmuseum und Landestheater finden zu Ostern und in den Sommermonaten statt. Detaillierte Programme und Termine entnehmen Sie bitte den jeweiligen Webseiten www.landesmuseum.net und www.landestheater.net
FERIEN
VOM REGELWERK DIE FERIENWORKSHOPS SIND FIXER PROGRAMMPUNKT IM LANDESTHEATER UND IM LANDESMUSEUM. DIE BEIDEN FÜR DIE KULTURVERMITTLUNG VERANTWORTLICHEN, NEHLE DICK UND JOHANNES KRITZL, NEHMEN KREATIVITÄT UND WISSENSVERMITTLUNG SPIELERISCH ERNST. Peter Kaiser hat mit ihnen gesprochen Wo liegen die Schwerpunkte in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?
Nehle Dick: Mir ist im Rahmen der Workshops wichtig, dass Kinder und Jugendliche theatrale Prozesse begreifen: Wie zum Beispiel kann Text sichtbar gemacht werden, oder wie funktio niert ein Zusammenspiel als perfekte Präsentation am Ende. Johannes Kritzl: Spielerische Wissensvermittlung, und die sehe ich als unser Hauptanliegen, ist eine Gratwanderung zwischen reiner Unterhaltung und der Arbeit an konkreten Inhalten.
Was unterscheidet die beiden Institutionen in ihrer Herangehensweise?
JK: Man könnte unterscheiden zwischen der performativen Arbeit der Theatervermittlung und der interaktiven im Landesmuseum. Aber stimmt das noch, wenn ich die Kinder die Bilder unserer Sammlung, durchaus auch emotional, nachstellen lasse? ND: Im Theaterspiel können wir zu unserem Spielpartner sagen: „Ich liebe dich“, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen, und wir können Opfer beklagen, ohne einen realen Krieg geführt zu haben. Ohne dass sofort etwas Schreckliches passiert, darf hier gedacht, gelacht und ausprobiert werden.
Also Vermittlungsaufgaben nicht im Dienst und Trend der Spaßkultur?
JK: Die Kinder bei unseren Kreativstationen haben die Möglich keit, spielerisch und interdisziplinär an die großen Themen des Landesmuseums, Natur – Geschichte – Kunst, herangeführt zu werden. Das Museum wird so wieder zu einem wahrhaft musischinspirierenden Ort. ND: Den jüngeren Kindern macht es vor allem Spaß, in der Gruppe zu experimentieren, ihre Fantasien auszuleben und neue Geschichten kennenzulernen. Für die Älteren bedeutet es, dass sie sich erproben können, mitunter auch mit Peinlich keiten umzugehen lernen.“
MIT ERNSTHAFTER
FRÖHLICHKEIT
Gerade wurde eine Szene zu Ende geprobt, nun fällt der Blick auf die aufmerksam beobachtende Runde. Im Probenraum herrscht ein kurzer Moment der Stil le, dann folgen die ersten Reaktionen – zustimmend, aufmunternd, euphorisch lobend, aber auch kons truktiv kritisierend. Die Atmosphäre bei den Proben arbeiten der neuen Bürgerproduktion „Geschichten aus dem Horváth-Land“ ist durchdrungen, wie die St. Pöltnerin Doris Figl sagt, von einer „fröhlichen Ernsthaftigkeit“. Schließlich haben sich 18 BürgerIn nen gemeinsam mit Theaterprofi Renate Aichinger auf den künstlerischen Weg gemacht, hinter die Fassaden gesellschaftlicher Verhaltensweisen zu schauen – eben im Sinne Ödön von Horváths. „Ich träume schon von Horváth“, gibt Karin Dunky Von Andreas Reichebner Einblick in die immer dichter und emotionaler wer dende Auseinandersetzung mit dem Erneuerer des Volksstückes und seinem sozialpolitischen Scharf blick. Eigentlich wollte Dunky gar nicht Theater spie Karin Dunky aus St. Pölten len, „aber ich hab das zum Geburtstag bekommen.“ Doris Figl und Andrea Fiedler, die hinter dem Geschenk steckten, sind übrigens auch dabei. Obwohl sie ihre Freundin zum Auftaktmeeting nur unterstützend begleiten wollten. Jetzt sind sie mitten im kreativen Schaffensprozess. „Spannend, Landestheater Niederösterreich, Theaterwerkstatt, wie Theater entsteht“, sagt Fiedler, und Figl ist „er 08.05.2014, Premiere: „Geschichten aus dem leuchtet und neugierig, was Renate aus mir und uns Horváth-Land“ – Bürgerproduktion 2.0 allen noch herausholt.“ Von und mit: Karin Dunky, Gabrielle Erd, Robert Fallenstein, Andrea Fiedler, Doris Figl, Lorena Gago, PSYCHOLOGISCHER PROZESS Alois Gassner, Ulrike Gassner, Teresa Hassan, Jessica Gemeinsam werden mitgebrachte Horváthsche Text Krämer, Franziska Kreutzer, Astrid Krizanic-Fallmann, passagen auf ihre Szenentauglichkeit im Bürgerthea Friederike Meyer, Monika Neumayer, Hermann ter untersucht. „Es ist wahnsinnig interessant, sich in Rauschmayr, Ulrike Schertling, Caroline Schindele, eine Figur hineinzudenken, sich in sie hineinzubege Martin Schneider, Stephanie Schneider, Friedrich ben“, so Fiedler, die wie ihre MitspielerInnen so nicht Schreiblehner, Karin Schweinzer, Sigrid Zuser. nur das Spielen, sondern auch das Zuschauen lernt. Regie: Renate Aichinger. Während die meisten erst bei den Proben die Be schäftigung mit dem österreichischen Dramatiker Den spannenden Weg zur Premiere können Sie in unse suchten, ist Robert aus Wien wegen Horváth dabei. rem Bürgertheater-Blog buergertheater.wordpress.com Sigrid Zuser fasziniert „die brennende Aktualität der mitverfolgen. Texte.“ Sie ist drauf und dran, viel über sich selbst zu erfahren, und möchte beim Theaterabend selbst zei gen, was nach 14 Jahren Kinderdienst sonst noch in ihr steckt. Sich zu zeigen trauen, bedeutet für Franziska Kreut zer das Ende eines psychologischen Prozesses. „Ich bin da, man darf mich sehen“, sagt sie und freut sich, wie Karin Dunky formuliert, „auf die Reaktionen des Publikums“. Voller Leidenschaft wird an jede Szene herangegangen. „Schließlich wollen wir Renate nicht enttäuschen“, lautet der gemeinsame Tenor für die Premiere.
HINTER GESELLSCHAFT LICHES VERHALTEN ZU BLICKEN, ENTLARVEND UND DEMASKIEREND – DAS WAR NICHT NUR ÖDÖN VON HORVÁTHS STECKENPFERD, SONDERN IST AUCH DAS THEMA DER NEUEN BÜRGERPRODUKTION 2.0 AM LANDESTHEATER NIEDERÖSTERREICH.
„Ich träume schon von Horváth.“
spielorte 21
shortcuts Die Bühne im Hof | 22.05.2014 Pöchacker & Paschke. Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, fragen sich Susanne Pöchacker und Steffi Paschke: „Na Hund?“ In ihrem gleichnamigen Kabarett programm nehmen die beiden Damen humorvoll Hunde und vor allem ihre Besitzer unter die Lupe. Muss denn ein Hund, der immerhin zwei Beine mehr als ein Mensch hat, tatsächlich in einer Handtasche getragen werden? Für alle Tierfreunde, Hundeflüsterer und auch Hundstrümmerl-Gegner ein absoluter Lachmuskel-Genuss.
Festspielhaus | bis 22.05.2014 Tanz 13+ ist nach „alles bewegt“ und dem Jugendklub eine weitere Aufforderung an alle, die sich in zeitgenössi schen Tanzformen versuchen wollen! Keine Scheu, Vorkenntnisse sind nicht nötig, und eine Altersbeschränkung nach oben gibt’s auch nicht. Wer also sein Tanzbein (und nicht nur das!) einmal ungewohnt und sehr dynamisch schwingen will, wird staunen, was so alles an Rhythmus und Bewegung in ihm/ihr drinnen steckt. Anmeldungen und Infos unter 02742/90 80 80-845.
Landestheater | 06.06.2014 fabelhaft! Niederösterreich. Das Internationale Festival der Erzählenden Künste macht im Landes theater Station. Um 10:30 Uhr geht’s mit der Matinee der erzählenden Künste und einem Vormittag, prall gefüllt mit fantastischen Geschichten für Kinder und Jugendliche, los. Ab 19:30 Uhr reihen ErzählerInnen aus aller Welt rund um Folke Tegetthoff eine Geschichte um die andere zu einer wunderbaren Erzählnacht für Erwachsene aneinander. Fabelhaft, nicht?
22 spielorte
DER
KUNST SEHR NAHE Der Obmann des Förderverei nes Dr. Lothar Fiedler gerät ins Schwärmen, wenn er an die vie len gelungenen Veranstaltun gen im Jahr 2013 denkt: „Künst lerpersönlichkeiten wie Rudolf Buchbinder nach dem Konzert ganz nah zu erleben oder mit der Direktorin des Kunsthistori schen Museums Dr. Sabine Haag nach ihrem Vortrag ent spannt zu plaudern, das ist schon eine besondere Bereiche Von Andreas Reichebner rung.“ Erlebnisse, die der För derverein seinen Mitgliedern Monat für Monat bietet. Aber nicht nur das, sie sind auch vor ande ren dran, wenn es darum geht, Previews oder Premieren zu besu chen. „Absolut zu empfehlen“, weiß Fiedler um die Qualität der Angebote des Vereins, der zurzeit 550 Mitgliedern zählt. An der besonderen Güte der Events soll natürlich auch 2014 festgehalten werden. „Im Herbst wird es ein Künstlergespräch mit einer promi nenten Persönlichkeit aus der Schauspielszene, höchstwahrschein lich aus dem Burgtheater, geben“, lässt Fiedler in seine Visionen blicken. Auch auf die beliebte Kulturreise – in diesem Jahr folgt man zeitgeschichtlich aktuellen Spuren in Belgrad, Sarajewo und Dubrovnik – wird man sich wieder begeben. „Für einen geringen Mitgliedsbeitrag bekommt man wahnsinnig viel zurück“, so Fiedler, der auch den Akt des Hinweisens auf Ver anstaltungen als sinnvolles Wirken des Fördervereins sieht. „Im mer wieder bedanken sich Leute, dass wir sie auf die vielfältigen kulturellen Angebote in dieser Stadt aufmerksam machen.“ Mit glieder haben übrigens in allen Landesmuseen Österreichs und in Südtirol gratis Eintritt.
KUNSTSCHAFFENDE PERSÖNLICH ZU ERLEBEN – DIESE WUNDERBARE ERFAHRUNG ERMÖGLICHT DER FÖRDERVEREIN KULTURBEZIRK ST. PÖLTEN SEINEN MITGLIEDERN.
20 spannende Veranstaltungen rund um Kunst und Kultur wurden vom Förderverein Kulturbezirk St. Pölten im Jahr 2013 abgehalten. Auf www.kulturbezirk.at/forderverein/aktuell erfahren Sie alles über das breit gefächerte Angebot und attraktive Vergünstigungen. Erleben Sie Kunst und Kultur hautnah!
pressestimmen „Gleich drei Österreich-Premieren hatten der Schweizer Choreograf und sein tolles deutsches Ballett da am Samstag mitgebracht. In Schwarz und Weiß und wie aus einem Stummfilm die erste …, in Gold und Tüll und wie aus einem Vogelkäfig die zweite …, in Funken und Röckchen und wie aus dem Varieté die dritte … So leicht und locker hat man klassischen Tanz selten gesehen.“ Michaela Fleck, NÖN, über „Ballett am Rhein“ im Festspielhaus. „Im Festspielhaus ist der Blues ausge brochen …: China Moses, Tochter von Dee Dee Bridgewater, gastierte mit ihrem aktuellen Programm ,Crazy Blues‘ in St. Pölten und wandelte mit stimmigen Coverversionen kultiger Songs sehr überzeugend auf den Spuren legendärer
Ladies von Mamie Smith, Dinah Washington und Esther Phillips bis Janis Joplin und Donna Summer.“ Ewald Baringer, NÖN, über „China Moses: Crazy Blues“ im Festspielhaus. „Aus einer zunächst episch angelegten Tragödie in fünf Akten konnte Rabinowich einen intensiven Ein stünder destillieren. Diesen hat Regisseur Markus Schleinzer mit guten Darstellern sowie mit Katrin Huber und Gerhard Dohr … in starke Bilder gesetzt.“ Dorian Waller, Der Standard, über „Tagfinsternis“ im Landestheater. „Außergewöhnlich, nicht alltäglich – die Theaterwerkstatt ist eine wahre Fundgrube an Theater abseits des
publikumsstimmen
Mainstreams: ,Geschwister‘ von Klaus Mann unter der Regie von Irmgard Lübke bildet da keine Ausnahme: Gekonnt inszeniert und beeindruckend gespielt von Pascal Groß, Katharina von Harsdorf, Jan Walter, Swintha Gersthofer und Christine Jirku, themati siert das Stück das Tabuthema der Geschwisterliebe, die Ausflucht in eine andere Welt.“ Jutta Streimelweger, NÖN, über „Geschwister“ im Landestheater.
spielorte verlost Eintritts karten und Kataloge. Mit machen ist ganz einfach: E-Mail mit Wunschgewinn bis 01.04.2014 senden an redaktion@spielorte.at
„Der Name ist vielleicht noch nicht so bekannt, außer von seinen legendären ProhaskaPolster-Krankl-Parodien, aber der Mann hat wirklich was drauf. Die Situationen am Flughafen, wenn aus dem Security-Check ein „Segier-I-di“-Check wird, man sich als Passagier im Flugzeug immer wieder fragt, ob die Flugkapitäne und -begleiterinnen Seminare zum Thema ‚Wie setze ich Interpunktionen falsch‘ belegen – alles in allem einfach köstlich!“ Elke Furtmüller über Alex Kristan „Jetlag für Anfänger“ in der Bühne im Hof.
DIE BÜHNE IM HOF spielorte verlost 1 x 2 Karten für „Michael Heltau & Die Wiener Theater musiker“ am 16.05. (19:30 Uhr) in der Bühne im Hof (Seite 9).
„Herzlichen Dank für die wunderbaren Vorstellungen – und die „Einführung in die phantastische Welt“ – und danke für die immer liebevolle und so freundliche Betreuung Ihrer Mitarbeiter!“ Anita Schuster, Direktorin des Landhauskindergartens, über „Das kleine ICH-BIN-ICH“ im Landestheater.
FESTSPIELHAUS spielorte verlost 1 x 2 Karten für „Tonkünstler Kino-Konzert: Der Rosen kavalier“ am 17.05. (19:30 Uhr) im Festspielhaus (Seite 11).
„spielorte-Spezial“ 2 Veranstaltungen mit 15 % Ermäßigung: spielorte-LeserInnen sind dieses Früh jahr klar im Vorteil. Sehen Sie „Meine Mutter, Kleopatra“ im Landestheater Nieder österreich am 05.04.2014 und „Der Rosenkavalier“ im Festspielhaus St. Pölten am 17.05.2014 um zusammen 66,00 Euro, 58,00 Euro oder 49,00 Euro (Kategorie 1–3). Die nächste Ausgabe von spielorte erscheint im Sommer 2014. Leserbriefe & Einsendungen an redaktion@spielorte.at
fiedlers lokaltipp
LANDESMUSEUM spielorte verlost 1 x 2 Eintrittskarten für das Landesmuseum sowie einen Katalog Ihrer Wahl (einzulösen bis 31.12.2014) (Seiten 18+19). LANDESTHEATER spielorte verlost 1 x 2 Karten für „Meine Mutter, Kleopatra“ am 10.04. (19:30 Uhr) im Landestheater (Seiten 4+5).
Von Dr. Lothar Fiedler, Präsident Förderverein Kulturbezirk St. Pölten
Hinter den Kulissen der Gaststätte Figl wird eifrig gearbeitet, um die Gäste mit regionalen und saisonalen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Das Küchenteam ist bekannt für seine kulinarischen Höhenflüge. Mit Leidenschaft interpretieren sie die vertraute, traditionelle Küche neu, würzen sie mit moderner Leichtigkeit und einem kräftigen Schuss Kreativität – einfach nur Genuss pur. Gaststätte Figl, Hauptplatz 4, 3100 St. Pölten-Ratzersdorf, Tel. 02742/25 74 02 spielorte 23