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Present: Zusammenarbeit mit Swiss Olympic
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SWISS OLYMPIC - NICOLE GASSMANN
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Interview: Kathrin Dettling Bilder: Swiss Olympic SPORTFISI@: WIE ENTSTAND DIE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN SPORTFISIO UND SWISS OLYMPIC? Gassmann: Swiss Olympic und SPORTFISIO arbeiten bereits seit mehr als zehn Jahren zusammen. Das Ziel der Zusammenarbeit ist es, bestmögliche Bedingungen für Sportverbände, das heisst letztlich für die Athletinnen und Athleten, im Bereich Sportmedizin zu schaffen. Die Aufnahme von SPORTFISIO als nationale Partnerorganisation von Swiss Olympic erfolgte im September 2017. Seither arbeiten wir im Rahmen einer Vereinbarung zusammen, die einerseits die gegenseitige Absicht einer längerfristigen Zusammenarbeit zum Ausdruck bringt und andererseits konkret festlegt, wie diese Zusammenarbeit jeweils in den kommenden zwei bis vier Jahren gestaltet wird.
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WELCHEN MEHRWERT GENERIERT SWISS OLYMPIC FÜR DIE ATHLETEN, ATHLETINNEN UND DIE VERBÄNDE? Als Dachverband des Schweizer Sports sieht sich Swiss Olympic als Dienstleister für die Sportverbände und deren Vereine. Zusammen mit unseren Partnern wie etwa dem Bundesamt für Sport BASPO fördern wir Synergien im Schweizer Sport und setzen uns für einen starken, wertebasierten und erfolgreichen Sport ein. Das reicht von einem Rahmenkonzept für die verbandsübergreifende Sportförderung bis zu Programmen, die die Vereinbarkeit von Sport und Ausbildung fördern. Von unserem Einsatz sollen Sportler und Sportlerinnen auf den unterschiedlichsten Niveaus profitieren. Gleichzeitig ist Swiss Olympic das Nationale Olympische Komitee der Schweiz. Das heisst, wir vertreten die olympische Idee in der Schweiz und führen auch die Schweizer Olympiadelegationen an.
WELCHEN NUTZEN GENERIERT DIE ZUSAMMENARBEIT FÜR DIE SPORTPHYSIOTHERAPEUTINNEN UND SPORTPHYSIOTHERAPEUTEN? Als Partnerorganisation von Swiss Olympic kann sich SPORTFISIO auf sportpolitischer Ebene direkt für die Anliegen des Verbands und dessen Mitglieder engagieren. Der regelmässige Austausch zwischen den Verantwortlichen von Swiss Olympic und jenen von SPORTFISIO sorgt zudem dafür, dass Konzepte erarbeitet werden können, die zur Optimierung der medizinischen Versorgung der Schweizer Athleten und Athletinnen beitragen. Ein Beispiel dafür ist das Konzept Sportmed Swiss Olympic, an dem auch die Organisation Sport & Exercise Medicine Switzerland (SEMS) beteiligt ist. Ein weiteres Projekt, an dem wir gemeinsam mit den Gesundheitsfachverbänden für Sport arbeiten, widmet sich ausserdem der Prävention von Missbrauch im Sport.
Und ebenfalls interessant: Kliniken und Praxen, deren akkreditierte Sportphysiotherapeuten und Sportphysiotherapeutinnen die sportphysiotherapeutische und -medizinische Trainings- und Wettkampfbetreuung sicherstellen, haben die Möglichkeit, sich als «Swiss Olympic Medical Center» oder «Sport Medical Base approved by Swiss Olympic» zertifizieren zu lassen. Die Zertifizierung mit dem Label ist ein Zeichen der Wertschätzung für das Engagement dieser Kliniken und Praxen und signalisiert zugleich die Kompetenz derselben im Bereich Sportmedizin/Sportphysiotherapie.
WAS WIRD SICH IN DER SPORTPHYSIOTHERAPIE DURCH DIE AKKREDITIERUNG VERÄNDERN? Das Akkreditierungssystem von SPORTFISIO sorgt dafür, Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen mit hohem Sportverständnis erkennbar zu machen. Aus Sicht des Sports dient die Akkreditierung quasi als Qualitätssiegel. Wir sind davon überzeugt, dass uns das Akkreditierungssystem mittelfristig dabei hilft, die Qualität der Betreuung der Athleten und Athletinnen im physiotherapeutischen Bereich weiter zu steigern. Aus diesem Grund stützt sich Swiss Olympic in Zukunft bei der Zertifizierung von «Swiss Olympic Medical Centers» und «Sport Medical Bases approved by Swiss Olympic» auf das Akkreditierungssystem von SPORTFISIO. So werden ab 2027 mindestens zwei Sportphysiotherapeuten, resp. Sportphysiotherapeutinnen Akkreditierungslevel C oder höher ausweisen können, wenn ihre Institution von Swiss Olympic zertifiziert ist.
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WAS SIND DIE VISIONEN VON SWISS OLYMPIC IN BEZUG AUF DIE MEDIZINISCHE VERSORGUNG DER ATHLETEN UND ATHLETINNEN? Unser Ziel ist es, dass die Athleten und Athletinnen bei Unfall wie auch bei Krankheit qualitativ hochstehende und schnell verfügbare Behandlung und Beratung erhalten. Mit geeigneten Massnahmen wollen wir dafür sorgen, das Risiko von Verletzungen zu minimieren. Gleichzeitig wollen wir uns aber auch verstärkt der mentalen Gesundheit der Athleten und Athletinnen widmen. Das ist ein Thema, das in der Vergangenheit generell etwas vernachlässigt wurde und das zuletzt − völlig zurecht − stärker in den Mittelpunkt gerückt ist.
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WELCHE HERAUSFORDERUNGEN WIRD DIE ZUKUNFT BRINGEN? Für den Sport generell lässt sich sagen, dass die Thematik der Freiwilligenarbeit eine grosse Herausforderung darstellt. Der Sport in der Schweiz wird getragen durch die über 18›000 Vereine, die eine zentrale Rolle in der Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Bevölkerung übernehmen. Unserer Vereine leben vom Engagement von hunderttausenden von Freiwilligen, die jährlich unzählige Arbeitsstunden in Vereinsvorständen, als Leitende usw. aufwenden. Es ist deshalb eine der wichtigsten Herausforderungen von Swiss Olympic, das Ehrenamt als Fundament des Schweizer Vereinssports zu pflegen, um die Vereine in der Ausübung ihrer gesellschaftlich so wichtigen Rolle zu stärken. Glücklicherweise dürfen wir aber auch sagen, dass in den letzten Jahren die öffentlichen Gelder, die in den Sport fliessen, markant gestiegen sind. Dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Gleichzeitig bedeuten die Mehrmittel der öffentlichen Hand auch, dass dem Sport eine grosse Verantwortung in Bezug auf die Mittelverwendung zukommt und wir als Sportsystem gegenüber dem Bund verstärkte Transparenz- und Rechenschaftspflichten haben. Diese Verantwortung und die damit verbundenen Verpflichtungen wollen und müssen wir sehr ernst nehmen.
In Bezug auf die Gesundheit der Athleten und Athletinnen spüren wir natürlich den steigenden Kostendruck im Gesundheitswesen. Dieser macht besonders nicht profitorientierten Sportverbänden zu schaffen, sodass es auch in Zukunft eine grosse Herausforderung für den Sport bleiben wird, medizinische und physiotherapeutische Fachkräfte für die Feldbetreuung von Athleten und Athletinnen zu finden. Daneben wird sich auch der Sport in näherer Zukunft mit der Frage beschäftigen, wie medizinische Daten sinnvoll in den Prozess der Leistungsoptimierung integriert und zu Präventionszwecken genutzt werden können.
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Zur Person Nicole Gassmann, Leiterin Sportwissenschaften bei Swiss Olympic: Weitere Infos siehe Profil auf LinkedIn